Aufraeumarbeiten nach der Berliner Bombenexplosion |
Berlin. Experten der Berliner Polizei haben damit begonnen, die schwere
Bombenexplosion im Bezirk Friedrichshein aufzuklaeren. Die Behoerden teilten
mit, die technischen Untersuchungen wuerden mehrere Tage dauern. Die Berliner
Bauverwaltung erklaerte unterdessen, dass das Unglueck moeglicherweise haette
verhindert werden koennen. Der Bauherr, so hiess es, habe es versaeumt das
Gelaende auf moegliche Blindgaenger untersuchen zu lassen. Auf Antrag sei
dies in Berlin kostenlos. Inzwischen ermittelt die Kriminalpolizei, ob
moeglicherweise Fahrlaessigkeit mit im Spiel ist.
Auch am Tag nach der Explosion sieht es in der Pettenkoverstrasse (sp.?) aus
wie nach einem Bombenangriff, auch wenn die meterhoch auflodernde Flamme aus
einem aufgebrochenen Gasrohr inzwischen geloescht ist. Das Gebiet ist
weitraeumig abgesperrt. Noch im weiten Umfeld finden sich Lehm und
Steintruemmer, die die Explosion weggeschleudert hat. Direkt am Ungluecksort
stehen noch die zerstoerten Autos und Baufahrzeuge. Das meterhohe Loch in der
Brandwand zum Nachbarhaus gibt auch heute noch den Blick frei auf ein Gewirr
von zerstoerten Moebeln und Dachstuhltruemmern. Den Anwohnern sitzt noch die
Angst im Nacken. Es war wir Krieg, erinnern sich die aelteren, und eine Frau
meint:
"Wir konnten es momentan ueberhaupt nicht erklaeren. Jeder hat was anderes
gedacht. Ich dachte, ein Flugzeug stuerzt ab, eine Kollegin dachte, es ist
ein Erdbeben. Also, ich hab' die Nacht von getraeumt. Ja wir haben das alles
noch nicht richtig verkraftet, muss ich sagen."
Ein Heer von Fachleuten ist inzwischen am Explosionsort unterwegs, um Spuren
zu sichern. Erste Erkenntnis der Polizeitechniker: Es soll sich bei der Bombe
um eine Sprengbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gehandelt haben, die Jahrzehnte
lang im Boden gelegen hatte. Bei den Bohrarbeiten wurde sie zur Explosion
gebracht. Nach wie vor geht die Polizei von drei Toten und 17 Verletzten aus.
Sieben davon konnten inzwischen die Krankenhaeuser verlassen. Vermisst wird
zur Stunde niemand mehr. |
Treffen der EU-Frauenbeauftragten |
Berlin. Die Probleme vor allem fuer berufstaetige Frauen sind nach wie vor
gewaltig. Es fehlt an Hort- und Kindergatenplaetzen, an
Teilzeitarbeitsstellen und an finanziellen Mitteln. Ueber diese und andere
Probleme sprachen gestern in Berlin die fuer Frauenfragen zustaendigen
Vertreter der zwoelf EU-Staaten. Heute trat Bundesfrauenministerin Angela
Merkel vor die Presse und gab die Ergebnisse bekannt. Nach ihren Worten war
man sich einig, dass innerhalb der Europaeischen Union die Frauenpolitik
zukuenftig ein staerkeres Gewicht bekommen soll.
Die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt, Teilzeitarbeit und die Vereinbarung
von Beruf und Fammilie, das waren die zentralen Themen auf dem Treffen der
EU-Frauenministerinnen und -Minister in Berlin. Mit dabei waren auch die
Vertreter der Beitrittslaender Oesterreich, Schweden, Finnland und Norwegen.
Gerade die skandinavischen Laender verfolgten die Diskussion mit grossem
Interesse, wie Bundesfrauenministerin Angela Merkel heute erklaerte. Denn
sie sind, was Frauenpolitik angeht, den EU-Mitgliedern um einiges voraus, und
viele Frauen in Skandinavien befuerchten, dass frauenpolitische
EU-Richtlinien fuer sie ein Rueckschritt sind. Dazu Angela Merkel:
"Viele Frauen in Finnland und Schweden sind der Meinung, was das Thema
Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbelangt, werden sie eher
Verschlechterungen erwarten, wenn sie Mitglied der Europaeischen Union sind.
Und das Treffen gestern hat doch geholfen, glaube ich, zu zeigen, dass die
Situation nicht so truebe ist."
Auch sie, Angela Merkel, habe mitgeholfen diese Bedenken zu zerstreuen. Sie
habe zum Beispiel darauf hingewiesen, dass in den neuen Bundeslaendern jedem
Kind ein Kindergartenplatz zustehe. Aber mit dem Kindergartenplatz allein ist
es noch nicht getan, um Frauen den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu
erleichtern. Haeftig debattiert wurden auf dem Treffen, laut Ministerin
Merkel auch die Moeglichkeiten von Teilzeitarbeit, und zwar Teilzeitarbeit
fuer Maenner wie fuer Frauen. Und dies muesse sich, so Angela Merkel auch auf
der Leitungsebene durchsetzen. Ihr Ministerium gehe da mit gutem Beispiel
voran:
"Ich hab' zum Beispiel bei mir im Ministerium ein Ehepaar, wo Mann und Frau
in gleicher Weise teilzeitbeschaeftigt sind. Also, es ist durchaus so, dass
in den alten Bundeslaendern die Bereitschaft im wachsen ist. Das wissen wir
auch aus vielen Umfragen, dass auch Maenner bereit sind - ich sag mal -
zeitweise zurueckzustecken."
Doch dass Maenner zurueckstecken und den in einer EU-Richtlinie geplanten
Elternurlaub in Anspruch nehmen, ist nicht allen EU-Laendern genehm. Vor
allem Grossbritannien legte sich bei dieser Diskussion um Beruf und Familie
quer. Problematisch dabei sei, so Angela Merkel, "dass Grossbritannien zum
Beispiel ein Land ist, was sich sehr schwer tut mit all den Dingen, die - sag
ich mal - aus britischer Sicht eigentlich in die Privatsphaere hineingehen.
Und Familie ist aus britischer Sicht zum Beispiel ein 'Privatissimum', wo
sich der Staat weitgehenst heraushalten sollte."
Im Bereich Frauenpolitik muesse viel Kopfarbeit geleistet werden, erklaerte
Bundesfrauenministerin Angela Merkel abschliessend, denn Richtlinien und
Paragraphen allein koennten nicht viel aendern. |
Nachfolger fuer zurueckgetretenen Hamburger Innensenator Hackmann |
Hamburg. Anfang der Woche war in Hamburg Innensenator Hackmann
zurueckgetreten. Der Grund waren die auslaenderfeindlichen Uebergriffe der
Polizei in der Hansestadt. Auslaenderfeindliche Uebergriffe von
Polizeibeamten sind seiner Meinung nach keine Ausnahmen, sondern
Systemimanent. Mit seinem Ruecktritt wollte er ein Zeichen setzen. Heute nun
praesentierte Buergermeister Foscherau (sp.?) seinen Kandidaten fuer die
Nachfolge von Hackmann.
Der neue Hamburger Innensenator heisst Hartmut Wrocklage (sp.?). Er ist in
der Hamburger Politik kein Unbekannter. Dennoch ist seine Berufung eine
Ueberraschung. Derzeit ist Wrocklage noch Staatsrat der Finanzbehoerde. Dort
ist er dafuer gefuerchtet, die Haushaltswuensche der einzelnen Ressorts
gnadenlos zu zerpfluecken und Einsparmoeglichkeiten aufzudecken. Mit dem
Bereich der inneren Sicherheit ist der studierte Jurist bislang noch nicht in
Beruehrung gekommen.
Die zweite wichtige Entscheidung, die Buergermeister Henning Foscherau heute
bekannt gab, betrifft den derzeitigen Staatsrat der Innenbehoerde Dirk
Reimers (sp.?). Er wird in die Finanzbehoerde versetzt. Ganz offensichtlich
soll er wegen seiner Entscheidung fuer die einstweilige Suspendierung von 27
Polizisten des Einsatzzuges Mitte aus der Schusslinie genommen werden.
Seine Entscheidung fuer Wrocklage als neuen Innensenator begruendete der
Buergermeister damit, dass Wrocklage sofort am ersten Tag im neuen Amt
Regierungskompetenz beweisen werde, dass er ein hohes politisches, aber nicht
unbedingt parteipolitisches Ansehen in der Stadt geniesse und dass er
integer, geradlinig und unbestechlich sei. |
Arbeitgeber und Gewerkschaften treten fuer mehr Teilzeitarbeit ein |
Koeln. Arbeitgeber und Gewerkschaften in Deutschland haben einen gemeinsamen
Vorstoss fuer mehr Teilzeitarbeit unternommen. In einer Erklaerung werden
private und oeffentliche Arbeitgeber aufgefordert, mehr sozialabgesicherte
Teilzeitstellen zu schaffen. Es wird darauf verwiesen, dass fast 300.000
Arbeitslose derzeit eine Teilzeitbeschaeftigung suchen. Ausserdem wuerden
viele Vollzeitkraefte gerne auf eine Teilzeitstelle wechseln. |
Neues Arbeitsbeschaffungsprojekt fuer Sozialhilfeempfaenger |
Straubing. In Bayern soll schon bald fuer jeden arbeitsfaehigen
Sozialhilfeempfaenger eine Arbeitsgelegenheit geschaffen werden. Das
versprach Sozialminister Gebhart Glueck bei der Vorstellung des
Modellprojekts SINUS, d.h. 'Straubinger INitiative fuer Umweltorientierte
Sozialarbeit', in Straubing. Glueck versicherte, auch wenn fuer die Kommunen
die Bereitstellung solcher gemeinnuetziger Arbeitsplaetze nicht einfach sei,
werde die Staatsregierung hier nicht locker lassen. |
Kohl spricht fuer mehr ostdeutsche Erzeugnisse im Handel |
Magdeburg. Bundeskanzler Kohl hat die Handelsunternehmen in Westdeutschland
aufgefordert, mehr ostdeutsche Erzeugnisse in ihr Angebot aufzunehmen. Kohl
sprach bei der Eroeffnung eines Versandt- und Drogistigzentrums, das der
Hamburger Otto-Versandt in Heidensleben (sp.?) in Sachsen-Anhalt errichtet
hat. Das Zentrum hat 400 Millionen DM gekostet und beschaeftigt 1000
Mitarbeiter. |
Strafverfahren um Johannes Zwick |
Landshut. Das Strafverfahren gegen den Fuessinger Baederunternehmer Johannes
Zwick koennte sich nach Einschaetzung der Landshuter Staatsanwaltschaft bis
ins naechste Jahrtausend hinziehen. Wie ein Sprecher der Behoerde mitteilte,
wird es wahrschenlich im Oktober zu einer ersten Anklageerhebung kommen;
unter anderem geht es um Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Johannes Zwick war
im Mai gegen 45 Millionen DM Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen
worden.
Johannes Zwick darf seinen Wohnort Bad Fuessingen nicht verlassen und muss
sich woechendlich einmal bei der Polizei melden. Und in Kuerze koennte der
mit Spannung erwartete Prozess gegen den 38jaehrigen Baederunternehmer
beginnen. Noch im Oktober wird die Staatsanwaltschaft beim Landsgericht
Landshut Anklage gegen Zwick erheben. Dann muss die Wirtschaftsstrafkammer
pruefen, ob das auf 160 Aktenordner angewachsene Beweismaterial gegen den
prominenten Beschuldigten ausreicht, um ihm einen Prozess zu machen, der sich
dann ueber Jahre hinziehen koennte und weiterhin viel Aufsehen machen wird.
Die Ermittungsbehoerden werfen Johannes Zwick unter anderem Beihilfe zur
Steuerhinterziehung im Beitreibungsverfahren gegen seinen Vater Eduart Zwick
vor, der sich in die Schweiz abgesetzt hat. Zwick Senior schuldet dem Staat
mit Zinsen und Saeumniszuschlaegen rund 74 Millionen DM. Zwick Junior war im
Mai nach 123 Tagen Untersuchungshaft gegen die Hinterlegung einer Kaution in
Hoehe von 45 Millionen DM in Form einer gesicherten Bankbuergschaft aus dem
Gefaengnis entlassen worden - vorlaeufig. |
Verfahren gegen Erich Mielke wegen Beihilfe zu RAF-Anschlaegen eingestellt |
Karlsruhe. Die Bundesanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Erich
Mielke und sechs Mitarbeiter seines DDR-Ministeriums fuer Staatssicherheit
wegen Beihilfe zu RAF-Anschlaegen eingestellt. Die Behoerde teilte mit, die
Angelegenheit koenne wegen Verjaehrung nicht weiter verfolgt werden. In
Karlsruhe war man davon ausgegangen, dass die Stasi die Terroristen Klar,
Schulz, Fied (sp.?) und Pohl in der DDR mehrere Wochen lang im Umgang mit
Sprengstoff ausgebildet hat. Unklar ist aber, ob dieses Training vor dem
Bombenanschlag auf den Luftwaffenstuetzpunkt Ramstein im August 1981 und
vor dem gescheiterten Attentat auf NATO-General Krosen (sp.?) in Heidelberg
im selben Jahr durchgefuehrt worden war. |
Erster kompletter Schiffsverband von West- nach Ostdeutschland verlegt |
Rostock. Die Bundesmarine hat erstmals einen kompletten Schiffsverband von
West nach Ostdeutschland verlegt. Das zweite Schnellbootgeschwarder mit 550
Mann zog von Kappe (sp.?) in Schlesswig-Holstein nach Rostock um.
Bundesverteidigungsminister Ruehe kuendigte bei einem millitaerischen
Zeremoniell in Rostock an, dass weitere Bundeswehreinheiten nach
Ostdeutschland verlegt werden. |
Schirinovski darf nicht nach Deutschland einreisen |
Bonn. Der russische Rechtsextremist Schirinovski darf nicht zu einem
Kongress der rechtsextremen Deutschen Volksunion in die Bundesrepublik
einreisen. Das Auswaertige Amt lehnte die Visumantraege von Schirinovski
und weiteren 19 Abgeordneten seiner Liberal Demokratischen Partei ab. In
der Begruendung heisst es, dass Schirinovski bei seinen bisherigen
Auslandsreisen wiederholt durch nicht hinnehmbare Ausfaelle und Drohungen
aufgefallen sei. Schirinovski und seine Gruppe wollten eine Veranstaltung
der Deutschen Volksunion am Samstag naechster Woche in Passau besuchen. |
Zollbeamte wegen Koerperverletzung vor Gericht |
Frankfurt/Oder. Wegen Koerperverletzung im Amt und Beleidigung stehen zwei
Zollbeamte vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, einen 53jaehrigen
aegyptischen Geschaeftsmann bei der Einreise aus Polen geschlagen und
beschimpft zu haben. Mit den Worten, "Den mach' ich fertig! Wieder ein
Auslaender weniger.", soll eine Zollbeamtin dem Mann eine Plastiktuete
gefuellt mit Lebensmitteln ins Gesicht geschleudert haben. Ihr
mitangeklagter Kollege wird verdaechtigt, er habe den Aegypter mit
Faustschlaegen traktiert. Der aegyptische Geschaeftsmann, der einen
deutschen Pass besitzt, gibt an, noch heute unter Schmerzen zu leiden.
Gegen die beiden Beamten sind schon mehrfach Anzeigen wegen aehnlicher
Delikte erstattet worden. |
Grossbrand in Kuchheim |
Fuerstenfeldbruck. Die oberbayrische Gemeinde Kuchheim ist nur knapp einer
Brandkatastrophe entgangen. Bei einem Grossbrand in einem Supermarkt konnte
die Feuerwehr ein Uebergreifen der Flammen auf angrenzende Hoch- und
Reihenhaeuser gerade noch verhindern. Ein Feuerwehrmann und ein Anwohner
erlitten Rauchvergiftungen. Das Feuer war in einem Altpapierstapel
ausserhalb des Supermarktes ausgebrochen. Die Polizei schliesst deshalb
Brandstiftung als Ursache nicht aus. Bei dem Grossbrand entstand
Sachschaden in Hoehe von 10 Millionen DM. |
Dollarwechselkurs |
1 US-$ = 1.5494 DM DAX = 2118 Punkte |
Quellen |
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