GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 19.06.2003



* Auftakt des EU-Gipfel in Griechenland
* EU-Agrarstreit weiterhin offen
* Schmidt sieht Chancen fuer Kompromiss bei Gesundheitsreform
* Debatte ueber Arbeitszeit
* SPD und Gruene beraten ueber Bundeshaushalt 2004
* Gespraeche zwischen Kanzler und Gewerkschafte werden wieder aufgenommen
* Diskussion um Seehofer
* Autohersteller schraenken Produktion ein
* Bischoefe lehnen Abschaffung der Feiertage ab
* Feiern zu Fronleichnam
* Lichterkette fuer suspendierten fraenkischen Pfarrer
* Neue Modelle bei Porsche angekuendigt
* Studenten wehren sich weiter gegen die Verwaltungsgebuehr
* Friedrichshafen kann doch an Champions League teilnehmen



Auftakt des EU-Gipfel in Griechenland

Die Themen Zuwanderung und Asyl bilden den Auftakt des Treffens der Staats- und Regierungschefs der Europaeischen Union im griechischen Porto Carras. Besonders in der Frage der kuenftigen Asylpolitik droht Streit. Im Vorfeld sorgte vor allem der britische vorschlag fuer Wirbel, ausserhalb der EU- Grenzen Transitlager fuer Asylbewerber zu errichten. Der Vorschlag stiess in Schweden und Lettland auf erheblichen Widerstand. Weitere Themen des Treffens sind die Situationen in Nahost und in Iran, der Atomstreit mit Nordkorea sowie der Kampf gegen Massenvernichtungswaffen.


EU-Agrarstreit weiterhin offen

Frankreich lehnt auch den neuen Kompromissvorschlag fuer eine umfassende Reform der EU-Agrarbeihilfen ab. Wie aus dem Agrarministerrat verlautete, reichten der franzoesischen Delegation auch weitere Zugestaendnisse nicht aus. Agrarkommissar Fischler hatte in dem Vorschlag angeboten, die vor allem in Frankreich gehaltenen Mutterkuehe von der Neuordnung auszunehmen. Auch bei den umstrittenen Preissenkungen fuer Getreide gab Fischler nach, sie sollen weniger stark ausfallen. Die franzoesische Delegation lehnt seit Beginn der Verhandlungen jegliche Preissenkungen fuer Getreide ab.


Schmidt sieht Chancen fuer Kompromiss bei Gesundheitsreform

Bundesministerin Schmidt sieht gute Chancen fuer einen Kompromiss von Regierung und Opposition bei der Gesundheitsreform. Die Ziele der Koalition und der Union stimmten in 80 bis 90 Prozent ueberein, sagte Frau Schmidt im DeutschlandRadio Berlin.


Debatte ueber Arbeitszeit

Berlin. In Deutschland laeuft eine heftige Diskussion ueber laengere Arbeitszeiten. Ausgeloest hat sie Bundeswirtschaftsminister Clement mit seiner Anregung, die Zahl der Feiertage zu verringern. Gewerkschaften und Kirchen haben das zurueckgewiesen, Zustimmung kommt dagegen von den Wirtschaftsverbaenden. So forderte der Praesident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Braun, Vereinbarungen ueber 500 Stunden unbezahlter Arbeit - verteilt auf fuenf Jahre. Fuer flexiblere Arbeitszeiten plaedierte der bayerische Ministerpraesident Stoiber. Er fuegte hinzu, dass es in Bayern mehr Feiertag gebe als in anderen Bundeslaendern, die Produktivitaet der Wirtschaft im Freistaat sei aber hoeher.


SPD und Gruene beraten ueber Bundeshaushalt 2004

Spitzenpolitiker von SPD und Gruenen haben in Berlin ein "vertrauliches Gespraech" ueber den Haushalt 2004 gefuehrt. Ergebnisse wurden nicht bekannt. Die Bundesregierung erwaegt ein Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform von 2005 auf 2004, knuepft dies aber an Bedingungen. Voraussetzung ist laut Finanzminister Eichel, dass es gelingt, einen verfassungskonformen Bundeshaushalt fuer 2004 vorzulegen. Er will seinen Entwurf fuer den Haushalt 2004 bereits in der uebernaechsten Woche fertig haben. Ein Sprecher Eichels sagte nach dem Koalitionsgespraech bei Bundeskanzler Schroeder, das Bundeskabinett werde sich am 2. Juli mit dem Etatentwurf befassen. Zu den Bemuehungen Eichels, die Deckungsluecke von derzeit noch 15 Milliarden Euro zu schliessen, sagte der Sprecher, die Gespraeche mit den anderen Ressortchefs seien auf einem guten Weg.


Gespraeche zwischen Kanzler und Gewerkschafte werden wieder aufgenommen

Die abgebrochenen Gespraeche zwischen Bundeskanzler Schroeder und den Gewerkschaftsspitzen ueber die "Agenda 2010" werden wieder aufgenommen. Ein Regierungssprecher bestaetigte einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", wonach es auf Wunsch von Gewerkschaftsseite ein Treffen am 27. Juni geben soll. Die Gewerkschaften hatten ein Treffen mit Schroeder Anfang Mai wegen erheblicher interner Meinungsunterschiede ueber die Reformplaene platzen lassen. Die Streitigkeiten drohten damals, den Deutschen Gewerkschaftsbund zu spalten.


Diskussion um Seehofer

Berlin. Die Unionsparteien streiten darueber, wer mit der Bundesregierung ueber die Gesundheitsreform verhandeln soll. CSU-Landesgruppenchef Glos ist fuer den stellvertretenden Fraktionschef Seehofer. Fraktions-Vize Bosbach haelt Seehofer fuer ungeeignet. Der CSU-Politiker hat das Gesundheits-Konzept der Union heute noch einmal kritisiert. Er hat der CDU-Chefin Merkel vorgeworfen, sie stuetze sich auf falsche Zahlen, ihre Vorschlaege seien unter Zeitdruck entwickelt worden und deshalb wenig professionell. Wegen der Meinungsverschiedenheiten wollte Seehofer urspruenglich zuruecktreten. Merkel und CSU-Chef Stoiber haben ihn aber ueberredet zu bleiben. Bundesgesundheitsministerin Schmidt hat gesagt, sie wuensche sich Seehofer als Verhandlungspartner.


Autohersteller schraenken Produktion ein

Der Tarifkonflikt in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie eskaliert. Das Arbeitsgericht Brandenburg/Havel hat gegen IG Metall-Chef Zwickel wegen illegaler Betriebsblockaden ein Ordnungsgeld von 25.000 Euro verhaengt. Die IG Metall will Beschwerde einlegen. Die IG Metall hat nach eigenen Angaben rund 11.300 Gewerkschaftsmitglieder zu Streiks zur schrittweisen Durchsetzung der 35-Stunden-Woche aufgerufen. BMW wird nach eigenen Angaben die Produktion der 3-er-Reihe in den Werken Muenchen und Regensburg von Montag frueh an unterbrechen. Fuer die betroffenen Beschaeftigten soll Kurzarbeit beantragt werden. Generell will BMW nun sein Engagement in Ostdeutschland ueberdenken. Produktionsausfaelle als Folge der Streiks im Osten wird es auch bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm geben.


Bischoefe lehnen Abschaffung der Feiertage ab

In seiner Predigt zu Fronleichnam hat sich der katholische Rottenburger Bischof Gebhard Fuerst gegen die derzeit diskutierte Abschaffung von Feiertagen ausgesprochen. Christliche Feiertage seien fuer viele Menschen Quellen fuer Sinn und Kraft, sagte Fuerst. Sie sollten daher keiner Kosten-Nutzen-Rechnung unterworfen oder zur Sanierung oeffentlicher Haushalte verschleudert werden. Der Mensch lebe nicht vom Geld allein, betonte der Bischof. Er verkomme, wenn man wesentliche Kulturgueter wie Feiertage nur unter wirtschaftlichen Aspekten sehe. Zuvor hatte sich schon der wuerttembergische evangelische Landesbischof Gerhard Maier mit Nachdruck gegen die Streichung von Feiertagen ausgesprochen.


Feiern zu Fronleichnam

Die roemisch-katholische Kirche feiert heute das Fronleichnamfest. In sechs Bundeslaendern ist aus diesem Anlass ein gesetzlicher Feiertag. Mit Gottesdiensten im Freien und Prozessionen begingen heute wieder hunderttausende Glaeubige in ganz Bayern das Fronleichnamsfest. In den sieben bayerischen Bischofs-Staedten halten die Dioezesan-Bischoefe die Messe und tragen anschliessend die Monstranz mit der geweihten Hostie durch die Strassen. Bei der Prozession beten die Glaeubigen fuer Frieden, Gerechtigkeit und das Wohlergehen des Landes. In Muenchen zelebrierte Kardinal Wetter um 8 Uhr die Messe auf dem Marienplatz. An der anschliessenden Prozession nahmen neben den Pfarreien auch ueber 20 Volksgrupen der in Muenchen lebenden Katholiken aus aller Welt teil. In Ludwigshafen luden die Gemeinden der Stadt erstmals zu einem gemeinsamen Fest. Anlass fuer die Veranstaltung ist das Stadtjubilaeum 150 Jahre Ludwigshafen. In der Innenstadt war zunaechst ein Gottesdienst. Danach gab es eine feierliche Prozession zum Lichttor am Rathaus und wieder zurueck. In Stuttgart gab es erstmals seit rund 30 Jahren wieder einen Gottesdienst unter freiem Himmel. In Muehlenbach (Ortenaukreis) hatten ehrenamtliche Helfer einen 1,5 km langen Teppich aus Millionen von Wildblumen angefertigt, an dem die Prozession entlang zog. Die Fronleichnams-Prozessionen mit dem eucharistischen Brot in der Monstranz sind Segenshandlungen fuer Stadt und Felder. In dem auf das 13. Jahrhundert zurueckgehenden "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" kommt der Glaube zum Ausdruck, dass im eucharistischen Brot der Leib Christi gegenwaertig ist. Papst Urban IV. legte 1264 fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern.


Lichterkette fuer suspendierten fraenkischen Pfarrer

Grosshabersdorf . Mit einer Lichterkette hat die fraenkische Gemeinde heute fuer die Wiedereinsetzung von Pfarrer Bernhard Kroll demonstriert. Dazu wurden im Pfarrgarten der Kirche Sankt Walburga hunderte Menschen erwartet. Der katholische Geistliche war von Bischof Mixa suspendiert worden, weil er auf dem oekumenischen Kirchentag in Berlin an einem evangelischen Abendmahl teilgenommen hatte.


Neue Modelle bei Porsche angekuendigt

Die Stuttgarter Sportwagenfirma Porsche will eine neue Modellreihe starten. Das kuendigte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bei der Vorstellung des neuen Carrera 4S Cabrios gestern Abend im oesterreichischen Ischgl an. Ueber den Zeitpunkt schwieg sich der Porsche-Chef allerdings aus. Es gebe keinen Handlungsdruck. Handlungsbedarf sieht Wiedeking dagegen bei den Stueckkosten, die um fuenf Prozent gesenkt werden sollen. Bei Umsatz und Ertrag will Porsche in diesem Jahr hoehere Werte als im Vorjahr erzielen. Wiedeking rechnet damit, 65.000 Fahrzeuge verkaufen zu koennen.


Studenten wehren sich weiter gegen die Verwaltungsgebuehr

Heidelberg. In Baden-Wuerttemberg wehren sich die Studenten weiter gegen die Verwaltungsgebuehr von 40 Euro pro Semester. Jetzt haben auch die Studenten in Heidelberg beschlossen, das Geld auf ein Treuhand-Konto zu ueberweisen. Heidelberg ist die siebte Universitaet, die auf diese Weise gegen die Gebuehr protestiert. Wissenschaftsminister Frankenberg hat angekuendigt, wer die Gebuehr nicht bezahle, werde exmatrikuliert. Das gelte auch fuer Ueberweisungen auf ein Treuhand-Konto. Die Landeskonferenz der Studentenvertretungen erklaerte dazu, die Zahl der Verweigerer liege jetzt bei 22.000. Niemand koenne sich leisten, sie alle von den Universitaeten zu werfen.


Friedrichshafen kann doch an Champions League teilnehmen

Der Volleyball-Bundesligist VfB Friedrichshafen kann in der kommenden Saison doch an der europaeischen Champions League teilnehmen. Der Europaeische Volleyballverband beschied die Bewerbung des VfB um einen zusaetzlichen Platz im Feld der besten 20 europaeischen Teams positiv. Weil nicht alle Laender ihre Kontingente ausgenutzt hatten, konnte der VfB nachruecken. Der Verein hatte auch vergangene Saison in der Champions League gespielt. In der nationalen Meisterschaft kam Friedrichshafen aber nur auf Rang drei und waere damit eigentlich ausgeschieden.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ