GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 20.08.2003



* Sahara-Geiseldrama beendet - Geiseln wieder zuhause
* Pendler sollen gleichbehandelt werden
* Deutlich geringere Steuereinnahmen als geplant
* Riester-Rente soll Pflicht werden
* Ruerup will Solidaritaetszuschlag verdoppeln
* Forderung: Fruehrenten nicht aus Rentenkasse finanzieren
* Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes noch im Herbst moeglich
* Deutsch-franzoesische Brigade soll gestaerkt werden
* Gemeinden rechnen nicht mit Entlastung durch Gemeindefinanzreform
* CDU-Spitze sucht nach gemeinsamer Linie im Reformstreit
* Koalitionskrise in Hamburg entschaerft
* EnBW: Boersengang verschoben
* Auch in Deutschland sollen Hedge-Fonds zugelassen werden
* allerdings mit einigen Einschraenkungen. Die Investmentbranche
* MLP wird kuenftig nicht mehr im DAX gefuehrt
* Neuer Chef der Caritas Traegergesellschaft Trier
* Insgesamt 26 Hitzetote in Karlsruher Altenheimen
* Polizei stellt 50 Kilo Zyankali sicher
* Geldstrafe fuer Schumacher wegen Hockenheim-Kollision
* Boerse



Sahara-Geiseldrama beendet - Geiseln wieder zuhause

Koeln. Nach sechsmonatiger Geiselhaft in der Sahara sind die 14 europaeischen Touristen wieder zuhause. Die neun Deutschen, vier Schweizer und der Niederlaender landeten in der Frueh auf dem militaerischen Teil des Koelner Flughafens, ein Airbus der Luftwaffe hatte sie in der malischen Hauptstadt Bamako abgeholt. Anschliessend reisten sie weiter in ihre Heimatlaender beziehungsweise Heimatorte. Bei ihrer Ankunft wirkten die Sahara-Touristen aeusserlich gesund, aber erschoepft. Nach kurzen Interviews baten sie darum, in Ruhe gelassen zu werden, um die Ereignisse verarbeiten zu koennen. Aussenstaatssekretaer Chrobog, der die Geiseln in Mali abgeholt hatte, sprach von der langwierigsten und aufwendigsten Rettungsaktion deutscher Touristen im Ausland. Bundespraesident Rau dankte dem malischen Praesidenten Toure fuer dessen Hilfe bei der Befreiung der Geiseln.


Pendler sollen gleichbehandelt werden

Berlin. Nach den massiven Protesten gegen die geplante einseitige Kuerzung der Pendlerpauschale fuer Autofahrer hat Bundeswirtschaftsminister Clement noch einmal eine Kehrtwende der Bundesregierung in dieser Frage bekraeftigt. In einem Interview sagte er, die Pauschale solle kuenftig fuer alle Betroffenen halbiert werden. Schliesslich koenne man nicht ueberall mit dem Bus zur Arbeit fahren, wie in einem Ballungsraum. Clement betonte, er bedauere die Irritationen der vergangenen Tage. Schuld daran sei ein Kommunikationsproblem gewesen.


Deutlich geringere Steuereinnahmen als geplant

Berlin. Bund, Laender und Gemeinden nehmen deutlich weniger Steuern ein als geplant. Das hat das Bundes-Wirtschaftsministerium mitgeteilt. Das Steuer-Aufkommen ist zwar in den ersten sieben Monaten im Gesamt-Durchschnitt um 1,2 Prozent gestiegen. In der Haushalts-Planung sind Bund, Laender und Gemeinden aber von einem hoeheren Zuwachs ausgegangen. Das Rheinisch-Westfaelische Institut fuer Wirtschaftsforschung sieht die oeffentlichen Kassen vor einem neuen Milliarden-Loch. Die Fachleute schaetzen, dass Bund, Laendern und Gemeinden insgesamt etwa vier Milliarden Euro fehlen werden. Ein Sprecher des Instituts sagte der Zeitschrift "Focus Money", um diesen Fehlbetrag auszugleichen, braeuchte man ein Wirtschafts-Wachstum von fuenf Prozent.


Riester-Rente soll Pflicht werden

Angesichts der absehbaren Verringerung der Altersversorgung soll nach dem Willen der SPD-Bundestagsfraktion die bislang freiwillige Zusatzversicherung in Form der Riester-Rente Pflicht werden. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses fuer Wirtschaft und Arbeit, Wend, sagte dem "Handelsblatt", ergaenzende Versorgungen muessten schon jetzt verpflichtend werden, damit die heute aktive Generation spaeter als Rentner ein vernuenftiges Gesamtniveau erreicht. Das Bundessozialministerium wies Wends Vorstoss zurueck. Es gebe vor dem Jahr 2005 keinen Entscheidungsbedarf, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.


Ruerup will Solidaritaetszuschlag verdoppeln

Die Ruerup-Kommission erwaegt laut dem Magazin "Focus-Money", den Solidaritaetszuschlag von derzeit 5,5 Prozent auf 10 Prozent fast zu verdoppeln. Der Vorschlag sei Teil des Finanzierungskonzepts fuer die Krankenversicherung ueber Kopfpauschalen, so das Blatt. In diesem Modell zahle jeder Versicherte - auch Ehegatten - fuer die Krankenversicherung rund 210 Euro im Monat. Die Rentenreform wird nach Ansicht von Ruerup nicht zu Lasten der juengeren Arbeitnehmer gehen. Im ARD/ZDF-Morgenmagazin sagte er, die geplante Reform werde zu besseren Beschaeftigungsmoeglichkeiten fuer Juengere fuehren.


Forderung: Fruehrenten nicht aus Rentenkasse finanzieren

Mainz. CDU-Landes- und Fraktionschef Christoph Boehr hat gefordert, die Fruehrenten nicht mehr aus der Rentenkasse zu finanzieren. Was vor 15 Jahren auf den ersten Blick als vorteilhaft erschien, habe zu einer voelligen Ueberforderung des Systems gefuehrt, sagte Boehr der "Berliner Zeitung". Die Vielzahl der Fruehverrentungen haetten die Rentenkassen stark belastet. Boehr verwies darauf, dass es auch in der Vergangenheit immer wieder Anpassungen im Rentensystem gegeben habe. "Aber an den Umbau des Systems haben wir uns nicht getraut. Das ist jetzt die Aufgabe". Boehr plaedierte dafuer, das Rentensystem entsprechend den Vorschlaegen der Ruerup-Kommission zur Reform der Sozialsysteme auf eine langfristige und stabile Grundlage zu stellen.


Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes noch im Herbst moeglich

Verteidigungsminister Struck haelt eine Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan trotz der Bedenken in den Parteien bereits im Herbst fuer moeglich. Voraussichtlich in der kommenden Woche werde er gemeinsam mit Bundeskanzler Schroeder und Aussenminister Fischer darueber entscheiden, so Struck. Die Union warnte die Regierung davor, den Einsatz als beschlossene Sache zu betrachten, da man ohne Konzept dem Einsatz im Bundestag nicht zustimmen werde. Gestern war ein Erkundungsteam der Bundeswehr nach Kundus geflogen, um dort zu pruefen, ob Wiederaufbau-Teams unter militaerischem Schutz arbeiten koennen.


Deutsch-franzoesische Brigade soll gestaerkt werden

Muehlheim. Die deutsch-franzoesische Brigade mit Sitz in Baden-Wuerttemberg soll gestaerkt werden. Dies erklaerte Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) in Muehlheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzald). Sie solle zu einem "starken Pfeiler einer gemeinsamen europaeischen Sicherheitspolitik" ausgebaut werden. Dafuer wuerden in den kommenden fuenf Jahren 60 Millionen Euro ausgegeben. Der Abbau buerokratischer Hindernisse sei fuer eine Verbesserung der Zusammenarbeit notwendig, so Stuck weiter. Die nach eigenen Angaben einzigartige bi-nationale Truppe wurde 1989 gegruendet und hat seit 1992 ihr Kommando in der Robert-Schuman -Kaserne in Muellheim. Weitere Standorte hat der 5.000 Soldaten starke Verband in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) und Immendingen (Kreis Tuttlingen). Zu den Aufgaben der Brigade gehoeren Auslandseinsaetze wie in Afghanistan.


Gemeinden rechnen nicht mit Entlastung durch Gemeindefinanzreform

Stuttgart. Die Gemeindefinanzreform bringt den Kommunen im Land voraussichtlich kaum Entlastung. Dies geht aus dem neuen Gemeindefinanzbericht des Gemeindetages Baden-Wuerttemberg hervor. Die unsolide Grundsituation der kommunalen Haushalte werde durch die Reform nicht beseitigt, sagte der Geschaeftsfuehrer des Verbandes, Christian Steger, in Stuttgart. Die Finanzlage der Staedte und Gemeinden habe sich 2002 weiter verschlechtert. Landesweit seien die Einnahmen um 2,8 Prozent auf 52,5 Milliarden Euro zurueckgegangen.


CDU-Spitze sucht nach gemeinsamer Linie im Reformstreit

CDU-Chefin Merkel und die Ministerpraesidenten der Union wollen am Abend in Frankfurt ueber eine gemeinsame Linie im Reformstreit mit der Regierung beraten. Presseberichten zufolge hat sich die Union bereits darauf verstaendigt, wie sie auf das Gespraechsangebot der Bundesregierung reagieren will. In der Union gab es in den vergangenen Tagen unterschiedliche Stimmen zu einem moeglichen Bund-Laender-Gipfel. Bayerns Ministerpraesident Stoiber und sein hessischer Kollege Koch lehnen diesen ab. Die CDU-Regierungschefs von Thueringen und Niedersachsen, Althaus und Wulff, haben Zustimmung signalisiert.


Koalitionskrise in Hamburg entschaerft

Hamburg. Aeusserungen des frueheren Innensenators und Parteichefs Schill haben die Krise in der Hamburger Koalition aus CDU, FDP und Schill-Partei entschaerft. Schill strebt - entgegen Meldungen nach seiner Entlassung - nicht nach dem Amt des Fraktionsvorsitzenden in der Buergerschaft. Die CDU hatte sich eine weitere enge Zusammenarbeit mit Schill "nicht vorstellen" koennen. Buergermeister von Beust hatte Schill gestern entlassen, nachdem ihm der Innensenator mit Enthuellungen ueber ein angebliches sexuelles Verhaeltnis mit Justizsenator Kusch gedroht hatte. Anlass fuer die Drohungen war Beusts Entscheidung, den umstrittenen Innenstaatsrat Wellinghausen in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Die Hamburger Oppositionsparteien, SPD und GAL, fordern nach wie vor die Aufloesung der Buergerschaft und Neuwahlen.


EnBW: Boersengang verschoben

Karlsruhe. Der Energiekonzern EnBW geht vorerst nicht an die Boerse. Den fuer Ende 2004 geplanten Boersengang koenne man nicht einhalten, sagte Vorstandschef Claassen dem "manager magazin". Bei seinem Amtsantritt im Mai hatte Claassen noch angekuendigt, EnBW wolle Ende naechsten Jahres ein groesseres Aktienpaket an der Boerse platzieren. Im ersten Halbjahr 2003 ist der Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht.


Auch in Deutschland sollen Hedge-Fonds zugelassen werden

Anleger sollen bald auch in Deutschland in so genannte Hedge-Fonds investieren koennen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Kabinett beschlossen. Demnach sollen auch Privatanleger ihr Geld in den hochriskanten Fonds anlegen duerfen


allerdings mit einigen Einschraenkungen. Die Investmentbranche

hatte die Zulassung der Fonds seit langem gefordert. Hedge-Fonds investieren nicht in Aktien oder Anleihen, sondern in der Regel in riskante Anlageformen wie Optionen oder Futures. Sie bieten die Chance, rasch hohe Renditen zu erwirtschaften, bergen aber auch die Gefahr hoher Verluste.


MLP wird kuenftig nicht mehr im DAX gefuehrt

Heidelberg. Der Heidelberger Finanzdienstleister MLP wird kuenftig nicht mehr im Deutschen Aktienindex gefuehrt. Nach Angaben der Deutschen Boerse, rueckt dafuer der Reifenhersteller Continental in die oberste deutsche Boersenliga nach. Die Entscheidung war wegen des schwachen Boersenwerts von MLP seit laengerem erwartet worden. MLP reagierte gelassen auf die Nachricht. Die Entscheidung werde weder Auswirkungen auf das operative Geschaeft haben, noch fuer die Kunden relevant sein, sagte ein MLP-Sprecher in Heidelberg. Die Aktien von MLP hatten innerhalb eines Jahres 88 Prozent ihres Wertes verloren. Die Aenderung in der Dax-Zusammensetzung wird zum 22. September wirksam.


Neuer Chef der Caritas Traegergesellschaft Trier

Trier. Der St. Wendeler Klinikdirektor Thomas Thiel soll neuer Vorsitzender der Caritas Traegergesellschaft Trier (CTT) werden. Der 52-Jaehrige soll an die Stelle des amtierenden CTT-Chefs Peter Schuh treten. Schuh hatte den Gesundheitskonzern mit 38 Einrichtungen und mehr als 5.000 Mitarbeitern nach der Untreue-Affaere um den frueheren CTT-Manager Hans-Joachim Doerfert geleitet. Der Wechsel an der Spitze der finanziell angeschlagenen Gesellschaft sei fuer 1. September geplant, sagte Thiel, der zur Zeit kaufmaennischer Direktor des Marienkrankenhauses in St. Wendel im Saarland ist. Weiter offen ist die geplante Uebernahme der CTT durch ein Viererbuendnis von katholischen Gesundheitstraegern. Die CTT war in die Krise geraten, nachdem Doerfert Gelder in Millionenhoehe veruntreut hatte. Er wurde zu zehneinhalb Jahren Gefaengnis verurteilt.


Insgesamt 26 Hitzetote in Karlsruher Altenheimen

Karlsruhe. In mehreren Altenheimen der Stadt sind waehrend der Hitzeperiode der vergangnen Wochen insgesamt wahrscheinlich 26 Menschen gestorben. In Darmstadt gab es acht Tote in einem Seniorenheim. Dort sind drei weitere Menschen erkrankt. Die Behoerden vermuten, dass die koerpereigene Temperatur-Regelung bei den Betroffenen nicht mehr funktionierte. Sie starben an Ueberhitzung. Hinweise auf Krankheitserreger wurden bisher nicht gefunden. Nach Angaben des Karlsruher Gesundheitsamtes herrschten in den Zimmern der Opfer Temperaturen von 30 Grad und mehr. Bei alten und geschwaechten Menschen kann grosse Hitze zu hohem Fieber fuehren. Dieses kann ein Versagen der Kreislauffunktionen verursachen.


Polizei stellt 50 Kilo Zyankali sicher

Die Polizei der niedersaechsischen Stadt Einbeck hat im Keller eines 32-Jaehrigen 50 Kilo Zyankali sichergestellt. Er wollte damit angeblich das Trinkwasser der Stadt vergiften. Gegen den Mann wurde Haftbefehl unter anderem wegen einer Morddrohung und gemeingefaehrlicher Vergiftung erlassen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Mann bereits im April einen Drohbrief an die Stadtwerke verschickt. Darin habe er gedroht, das Trinkwasser im September zu vergiften. Ein weiterer Drohbrief an das niedersaechsische Landeskriminalamt habe die Ermittler dann auf seine Spur gebracht.


Geldstrafe fuer Schumacher wegen Hockenheim-Kollision

Paris. Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher muss wegen des Start-Unfalls beim Rennen in Hockenheim eine Geldstrafe von 50-tausend Dollar zahlen. Das hat das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA entschieden. Urspruenglich sollte Schumacher beim Grossen Preis von Ungarn zehn Startplaetze abgezogen bekommen. Schumacher wird die Schuld an dem Unfall von Hockenheim gegeben.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  0.8988 Euro
Kanada(1 $)  0.6406 Euro
England(1 Pfund)  1.4320 Euro
Schweiz(100 sfr)  64.762 Euro
Japan(100 Yen)  0.7617 Euro
Schweden(100 skr)  10.813 Euro
 
Einige Indizes:
Dax:3493( aktuell )  
Dow-Jones-Index:9406( Stand 17:00 MESZ )  
Nikkei-Index:10292
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ