GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 12.10.1994



* Ehemaliges Bundesgesundheitsamt soll bei Untersuchungen geschlampt haben
* Der Zahnaerztestreit dauerte an
* BUND verklagt Toepfer wegen Lagerung von Atommuell
* Herzog ruft zu Einigung ganz Europas auf
* Kontinentale Tiefbohrung am Ziel
* Vorstandsmitglied von Sektkellerei wegen Unterschlagung verhaftet
* Sonderkommision der Polizei soll Mord an 2 Schuelerinnen aufklaeren
* MTU will Anteil an Turboladerhersteller an US-Transportgesellschaft verkaufen
* Metzger wegen Diebstahls von 30 Tonnen Fleisch angeklagt



Ehemaliges Bundesgesundheitsamt soll bei Untersuchungen geschlampt haben

Hannover. Das ehemalige Bundesgesundheitsamt in Berlin soll im Zusammenhang mit Blutkrebserkrankungen von Kindern in der Naehe des Atomkraftwerks Kruemmel falsche Daten vorgelegt haben. Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Das Blatt stuetzt sich auf die Aeusserungen mehrerer Mitglieder einer Fachkommission, die die Leukaemieursachen in der Umgebung des Atomkraftwerkes aufklaeren soll. Demnach habe das inzwischen aufgeloeste Amt bei der Blutzellenuntersuchung von Kindern zumindest geschlampt.


Der Zahnaerztestreit dauerte an

Bonn. Der Zahnaerztestreit dauert an. Bundesgesundheitsminister Seehofer nannte das Verhalten der Zahnarztfunktionaere eindeutig rechtswidrig, und so etwas koenne man als Rechtsstaat ebensowenig hinnehmen wie Erpressung. Die Funktionaere wollten zum einen mehr Geld und zum anderen die Behandlung auf eine Grundversorgung reduzieren, so Seehofer. Dagegen betrachte die Bundeszahnaerztekammer die Behandlung von Patienten als ganz klar sichergestellt. Organisationspraesident Willms sagte, er wisse nichts von einem Aufruf zum Behandlungsboykott und koenne darum auch nicht erkennen, dass man etwas zuruecknehmen solle. Die Verbaende der Krankenkassen hatten gestern verlangt, dass die kassenzahnaerztliche Bundesvereinigung ihre Empfehlung an die Aerzte, aufschiebbare Behandlungen ins naechste Jahr zu verlagern bis Freitag widerrufen soll. Im Laufe des Tages haben die Kassenzahnaerzte im Streit um die Behandlungen eingelenkt. Der Vorsitzende der kassenzahnaerztlichen Bundesvereinigung Schirrbord (sp?) sagte, die Zahnaerzte wuerden die Behandlung von Kassenpatienten sicherstellen. Zahnaerzten, deren Budget erschoepft ist, riet er, ihre Patienten zu einem Kollegen zu schicken. Aus Hessen kam zugleich die Nachricht, dass Zahnaerzte Patienten die Behandlung erstmals verweigert haben. Den Ersatzkassen sind nach eigenen Angaben insgesamt bislang zehn solcher Faelle gemeldet worden.


BUND verklagt Toepfer wegen Lagerung von Atommuell

Karlsruhe. Der Bund fuer Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Strafanzeige gegen Bundesumweltminister Toepfer erstattet. Die Naturschuetzer werfen ihm illegale Lagerung von hochradioaktivem Atommuell im Freigelaende des Atomkraftwerkes Philipsburg bei Karlsruhe vor. Angezeigt wurden auch die Verantwortlichen des Kraftwerkes und dessen Betreibergesellschaft. Der BUND wirft Toepfer vor, er dulde seit fast einem Vierteljahr, dass der sogenannte Castorbehaelter mit verbrauchten Brennstaeben auf dem Gelaende des Atomkraftwerkes Philipsburg steht. Das erfuelle den Tatbestand nichtgenehmigter Lagerung ausserhalb dafuer zugelassener Anlagen, finden die Naturschuetzer.


Herzog ruft zu Einigung ganz Europas auf

Bruessel. Bundespraesident Herzog hat die Westeuropaer aufgerufen sich um die Einigung ganz Europas zu bemuehen. Nach Gespraechen mit der belgischen Regierung, der NATO und der Europaeischen Kommission sagte Herzog, eine Chance wie jetzt bekaemen die Westeuropaer nie wieder. Diese Einschaetzung haetten alle seine Gespraechspartner geteilt. Herzog warb fuer eine, wie er sagte, substanzreiche Partnerschaft mit Russland. Zugleich muessten die Westeuropaer das NATO-Verteidigungsbuendnis mit den USA und Kanada festigen. Herzog sagte dazu woertlich "Der Atlantik darf nicht breiter werden."


Kontinentale Tiefbohrung am Ziel

Muenchen. Die kontinentale Tiefbohrung in Windisch Eschenbach in der Oberpfalz ist am Ziel. In 9101 Meter Tiefe wurden am Mittag die Bohrmeissel gestoppt. Die tiefste Bohrung Europas wird nach Einschaetzung von Wissenschaftlern bislang einzigartige Erkenntnisse ueber den Aufbau der Erdkruste liefern.


Vorstandsmitglied von Sektkellerei wegen Unterschlagung verhaftet

Kaiserslautern. Das Vorstandsmitglied der Sektkellerei Schloss Wachenheim AG Bernd Lemke ist heute in Heidelberg verhaftet worden. Als Grund nannte die Schwerpunktstaatsanwaltschaft fuer Wirtschaftsstrafsachen in Kaiserslautern Fluchtgefahr. In einer Strafanzeige wurde Lemke Bilanzfaelscherei in grossem Stil vorgeworfen. Dem Unternehmen soll dabei ein Schaden von 20 bis 30 Mio. DM entstanden sein. Unter anderem soll Lemke 16 Millionen DM an einen franzoesischen Geschaeftspartner ohne Vertraege uebergeben haben. Die Wohnungen Lemkes und des Prokuristen wurden durchsucht und Unterlagen sichergestellt.


Sonderkommision der Polizei soll Mord an 2 Schuelerinnen aufklaeren

Limburg. Eine Sonderkommission der Polizei soll den Doppelmord an zwei Schuelerinnen aufklaeren, deren Leichen gestern gefunden worden waren. Das hat die Limburger Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Die Maedchen waren seit Sonntag als vermisst gemeldet. Die beiden Maedchen wurden zuletzt Sonntag morgen gesehen. Die Staatsanwaltschaft Limburg hat inzwischen eine Belohnung ausgesetzt.


MTU will Anteil an Turboladerhersteller an US-Transportgesellschaft verkaufen

Frankental. Die Daimler Benz Tochter MTU Motoren und Turbinen Union Muenchen GmbH will ihre Aktienmehrheit am Frankentaler Turboladerhersteller Pluenderkopp & Kausch AG (sp?) an eine amerikanische Transportgesellschaft verkaufen. Der Vertrag muss nur noch von den jeweiligen Aufsichtsraeten und vom deutschen Kartellamt genehmigt werden. Die zu verkaufende Firma ist nach eigenen Angaben der weltweit zweitgroesste Hersteller von Turboladern. In den beiden Betrieben der Firma arbeiten rund 1400 Menschen.


Metzger wegen Diebstahls von 30 Tonnen Fleisch angeklagt

Mainz. Wegen des Diebstahls von mehr als 30 Tonnen Fleisch muessen sich ein 50jaehriger Metzger und 3 Gastwirte vor dem Mainzer Landgericht verantworten. Dem Metzger wird vorgeworfen als stellvertretender Leiter der Fleischabteilung einer Grossverbraucherzentrale das Fleisch im Gesamtwert von 650,000 DM unterschlagen und den drei mitangeklagten Gastwirten zugeleitet zu haben. Die Gastronomen sollen fuer die Ware den halben Preis bezahlt haben. Insgesamt kassierte der Metzger auf diese Weise rund 180,000 DM in bar.


Quellen

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