GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 04. 10. 2005



* Geteiltes Echo bei deutschen Politikern ueber EU-Beitrittsverhandlungen
* EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien aufgenommen
* Keinbe Bewegung bei CDU und SPD in der Kanzlerfrage
* Politiker fordern Zusammenarbeit von Union und SPD
* Roth lehnt weiterhin Jamaika-Koalition ab
* Kuenast offiziell von Koehler aus Ministeramt entlassen
* Bundespraesident verleiht Bundesverdienstorden
* Doppeltes Jubliaeum der Bundeswehr
* Ab 1. November werden elektronische Reisepaesse ausgegeben
* 18 Milliarden Euro durch Steuer auf Genussmittel
* Ver.di ruft Beschaeftigte an Unikliniken zum Streik auf
* Produktionsrekord bei deutschen Maschinenbauern
* Millionenauftrag aus den USA fuer Schott
* Streik in brasilianischem VW-Werk
* Thueringen plant Verkauf seines Anteils an Jenoptik
* Wieder ein deutscher Physik-Nobelpreistraeger
* Boerse



Geteiltes Echo bei deutschen Politikern ueber EU-Beitrittsverhandlungen

Berlin. Die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Tuerkei hat in Deutschland ein unterschiedliches Echo ausgeloest. Bundeskanzler Schroeder begruesste die diplomatische Einigung auf den Beginn von Gespraechen. Schroeder sagte, eine dynamische Tuerkei sei ein wirtschaftlich hoch attraktiver Partner. Die Union warnte dagegen noch einmal vor einer Vollmitgliedschaft. CSU-Landesgruppenchef Glos sprach von einem schwarzen Tag fuer Europa. Nach einer zweitaegigen Krisensitzung hatte Oesterreich gestern Abend sein Veto gegen eine EU-Vollmitgliedschaft der Tuerkei aufgegeben und dem Verhandlungsrahmen zugestimmt.


EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien aufgenommen

Die EU hat auch Beitrittsverhandlungen mit Kroatien aufgenommen. Dies sei ein grosser Tag fuer sein Land, sagte der kroatische Ministerpraesident Sanader. Die Verhandlungen waren moeglich geworden, nachdem UN-Chefanklaegerin del Ponte dem Land eine umfassende Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag bescheinigt hatte. Der als Kriegsverbrecher gesuchte kroatische General Gotovina werde "schon bald" an ihr Gericht ueberstellt, so del Ponte. Heute aber lehnte Gotovina erneut eine Ueberstellung an das UN-Tribunal ab.


Keinbe Bewegung bei CDU und SPD in der Kanzlerfrage

Unionsparteien und Sozialdemokraten wollen morgen mit unveraenderten Positionen in ihr drittes Sondierungsgespraech gehen. CDU und CSU beharren darauf, dass die SPD vor der Aufnahme formeller Koalitionsverhandlungen den Anspruch von Kanzlerkandidatin Merkel auf das Spitzenamt akzeptiert. Das machte CDU-Generalsekretaer Kauder heute noch einmal deutlich. Die SPD bleibt trotz der Andeutungen von Gerhard Schroeder zur Kompromissbereitschaft bei ihrem Fuehrungsanspruch. Entsprechend aeusserte sich Parteichef Muentefering auf dem Gewerkschaftstag der IG Bau in Bonn. Die Gruenen sehen nach Angaben ihrer Parteivorsitzenden Roth keine Basis fuer ein zweites Sondierungsgespraech mit Union und Freien Demokraten. FDP-Chef Westerwelle hatte angesichts des Streits zwischen Union und SPD die Moeglichkeit einer schwarzgelb-gruenen Koalition wieder ins Gespraech gebracht.


Politiker fordern Zusammenarbeit von Union und SPD

Berlin. Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat Union und SPD zur konstruktiven Zusammenarbeit aufgerufen. Schmidt erklaerte, der notwendige Umbau des Staates setzte die Zustimmung der beiden grossen Parteien voraus. Die aktuellen Herausforderungen seien groesser als es die Politiker in ihren Wahlkampf-Reden vorgegaukelt haetten.

Der bayerische Ministerpraesident und CSU-Chef Stoiber hat sich fuer eine rasche Aufnahme von Verhandlungen ueber eine Grosse Koalition ausgesprochen. Stoiber sagte in einem Interview, angesichts der wirtschaftlichen Lage muesse eine neue Regierung noch im Herbst die Arbeit aufnehmen. Zu Personalfragen nahm Stoiber nicht Stellung.

Nach der Wahl in Dresden haelt der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck (SPD) eine grosse Koalition in Berlin fuer "sehr wahrscheinlich". Es habe sich gezeigt, dass Neuwahlen fuer beide grossen Parteien jetzt "wenig erbaulich" seien, sagte der stellvertretende SPD-Chef, der sich derzeit zu einem Arbeitsbesuch in den USA aufhaelt.


Roth lehnt weiterhin Jamaika-Koalition ab

Die Gruenen haben neue Gespraeche ueber ein Buendnis mit Union und FDP abgelehnt und auch die Tolerierung einer schwarzgelben Koalition ausgeschlossen. "Ich sehe keine Grundlage, dass jetzt Jamaika- oder Schwampel-Gespraeche wieder aufgenommen werden", sagte Parteichefin Roth. Auch die Tolerierung einer Minderheitsregierung von Union und FDP schloss sie aus. Unions-Kanzlerkandidatin Merkel stehe fuer eine neo-liberale Politik. Bei der Kanzlerwahl im Bundestag heisse das, "dass wir gegen Frau Merkel stimmen".


Kuenast offiziell von Koehler aus Ministeramt entlassen

Die bisherige Verbraucherschutzministerin Kuenast ist von Bundespraesident Koehler offiziell aus ihrem Amt entlassen worden. Die Gruenen-Politikerin hatte nach ihrer Wahl zur Fraktionsvorsitzenden selbst um ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Kabinett gebeten. Bundeskanzler Schroeder hatte den Wunsch akzeptiert. Die Amtsgeschaefte Kuenasts uebernimmt Umweltminister Trittin bis zur Vereidigung einer neuen Regierung. Die Entlassung ist die erste Veraenderung im Kabinett Schroeder seit 2002.


Bundespraesident verleiht Bundesverdienstorden

Bundespraesident Koehler hat anlaesslich des 15. Jahrestages der deutschen Einheit 47 Buerger mit dem Verdienstorden ausgezeichnet. Bei der Verleihung in Berlin aeusserte er sich zuversichtlich, dass Deutschland seine "gewaltigen Aufgaben" meistern werde. Zu den Geehrten gehoeren u.a. der Dramatiker Franz Xaver Kroetz, der Saenger Thomas Quasthoff und die Medizinerin Christiane Nuesslein-Volhard. Der Orden ist die einzige und hoechste deutsche Auszeichnung fuer Verdienste um das Gemeinwohl.


Doppeltes Jubliaeum der Bundeswehr

Erfurt. Die Bundeswehr feiert heute mit einem Festakt ein doppeltes Jubilaeum: Den 50. Jahrestag der Gruendung und die Vereinigung mit der Nationalen Volksarmee vor 15 Jahren. Nach der Wiedervereinigung waren mehrere tausend Soldaten der Armee der DDR in die Bundeswehr aufgenommen worden.

Die Bundeswehr hat nach Einschaetzung von Verteidigungsminister Struck einen wichtigen Beitrag zur deutschen Einheit geleistet. Den Wehrpflichtigen sei durch ihren gemeinsamen Dienst eine Vorreiterrolle bei der Ueberwindung der Teilung zugefallen, sagte Struck in Erfurt beim Festakt "50 Jahre Bundeswehr - 15 Jahre Armee der Einheit". Der thueringische Ministerpraesident Althaus sprach sich dafuer aus, die Wehrpflicht beizubehalten. Dadurch werde die Verankerung der Bundeswehr in der Bevoelkerung garantiert.


Ab 1. November werden elektronische Reisepaesse ausgegeben

Berlin. Ab November werden Reisepaesse nur noch mit einem elektronischen Speicherchip ausgegeben. Laut Bundesinnenministerium wird der sogenannte ePass 59 Euro kosten. Auf dem eingelassenen Chip werden biometrische Daten gespeichert. Zunaechst das Gesichtsbild; ab Maerz 2007 kommen zwei digitale Fingerabdruecke hinzu. Damit wird nach Angaben des Innenministeriums die Faelschungssicherheit erhoeht und der Missbrauch verhindert. Deutschland fuehrt als eines der ersten EU-Mitglieder diese neue Technik ein. Die bisherigen Reisepaesse mit rotem oder gruenem Deckel bleiben bis Ende ihrer Laufzeit gueltig.


18 Milliarden Euro durch Steuer auf Genussmittel

Durch Steuern auf Genussmittel wie Tabak, Kaffee und Alkohol haben Bund und Laender im vergangenen Jahr 18,1 Milliarden Euro eingenommen. Der hoechste Ertrag kam mit 13,6 Milliarden Euro aus der Tabaksteuer, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Dies sei ein Rueckgang um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den Jahren zuvor waren die Einnahmen aus dem Konsum von Tabak aufgrund mehrerer Steuererhoehungen seit 1995 um mehr als 29 Prozent gestiegen.


Ver.di ruft Beschaeftigte an Unikliniken zum Streik auf

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die 25.000 Beschaeftigten der vier Universitaetskliniken in Baden-Wuerttemberg fuer morgen zu einem Streik aufgerufen. In der vergangenen Woche hatten 92,5 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder fuer eine Arbeitsniederlegung votiert. Die Kliniken in Freiburg, Heidelberg, Tuebingen und Ulm sollen flaechendeckend bestreikt werden, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Waehrend das Personal die Arbeit niederlegt, soll fuer Patienten eine Notversorgung eingerichtet werden. Ver.di kuendigte an, unter anderem OP-Bereiche lahm legen zu wollen.


Produktionsrekord bei deutschen Maschinenbauern

Die deutschen Maschinenbau-Unternehmen verzeichnen in diesem Jahr einen Produktionsrekord. Das starke Exportgeschaeft trage dazu bei, dass voraussichtlich Auftraege im Volumen von insgesamt 144 Milliarden Euro abgewikkelt werden koennten, teilte der Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau mit. Dies sei ein Zuwachs von vier Prozent. Die Investitionen im Inland seien dagegen zu niedrig, so dass trotz des Booms keine neuen Arbeitsplaetze entstuenden, hiess es. Heute arbeiteten in der Branche 7.000 Menschen weniger als vor einem Jahr.


Millionenauftrag aus den USA fuer Schott

Der Technologiekonzern Schott setzt verstaerkt auf den Solarmarkt. Jetzt hat sich das Mainzer Unternehmen in den USA einen grossen Auftrag fuer ein Kraftwerk in Nevada geangelt. Schott baut dafuer ueber 19.000 Spezialglasroehren. Das 64-Megawatt-Kraftwerk soll 2007 ans Netz gehen und dann 40.000 Haushalte mit Solarstrom versorgen. Die Spezialglasroehren von Schott sind das Herzstueck des solarthermischen Kraftwerks und bringen dem Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag ein.


Streik in brasilianischem VW-Werk

Im brasilianischen Volkswagen-Werk Sao Bernardo haben die Arbeiter mit einem unbefristeten Streik begonnen. Sie fordern, dass die vereinbarte Gewinnbeteiligung eingehal- ten wird und verlangen umgerechnet 2.100 Euro. Durch den Aus- stand entsteht ein Produktionsausfall von 900 Fahrzeugen taeg- lich. - Ein Sprecher des Unternehmens erklaerte, VW sei zu Verhandlungen bereit. Den Beschaeftigten sei aber bereits eine Ge- winnbeteiligung angeboten worden, die um 13 Prozent ueber dem Betrag des Vorjahres liege.


Thueringen plant Verkauf seines Anteils an Jenoptik

Das Land Thueringen will seine Beteiligung am groessten ostdeutschen Technologiekonzern "Jenoptik" verkaufen. Das kuendigte Finanzministerin Diezel in Jena an. Die CDU-Politikerin begruendete den Beschluss mit der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens. Derzeit haelt Thueringen 14,8 Prozent an "Jenoptik". - Nach Angaben des Konzerns ist ueber den Zeitpunkt und die Form des Verkaufs von insgesamt 7,7 Millionen Aktien noch keine Entscheidung gefallen.


Wieder ein deutscher Physik-Nobelpreistraeger

Stockholm/Muenchen. Nach vier Jahren erhaelt wieder ein Deutscher den Physik-Nobelpreis. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften gab heute den Wissenschaftler Theodor Haensch und die beiden US-Amerikaner John Hall und Roy Glauber als Preistraeger bekannt. Alle drei haben nach Ansicht des Nobelkomitees zum Verstaendnis beigetragen, was Licht eigentlich ist. Haensch ist Direktor am Max-Planck-Institut fuer Quantenoptik in Garching. Die Arbeit von Haensch erlaubt die Farbbestimmung des Lichts von Atomen und Molekuelen mit aeusserster Genauigkeit. Es geht beispielsweise um Studien zur Bestaendigkeit von Naturkonstanten ueber die Zeit und die Entwicklung extrem genauer Uhren und die Verbesserung der GPS-Technik.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8385 Euro
Kanada (1 $) 0.7168 Euro
England (1 Pfund) 1.4725 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.470 Euro
Japan (100 Yen) 0.7336 Euro
Schweden (100 skr) 10.720 Euro
Suedafrika (100 R) 13.054 Euro
China (1 Yuan) 0.1035 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 5138.02 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 10557.01 ( Stand 17:00 MESZ )
Nikkei-Index: 13738.84
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ