GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 21.07.1997



* Brand in Essener Asylbewerberheim
* Waigel draengt auf Einbindung Frankreichs in Europaeische Waehrungsunion
* Schroeder aeussert sich zur Bekaempfung der Kriminalitaet
* Arbeitgeber befuerchten weiteren Anstieg der Sozialbeitraege
* Fusion von Bayerischer Vereinsbank und Hypobank geplant
* Keine Entwarnung in den Hochwassergebieten
* Schwoermontag in Ulm
* 107. Prozesstag im Politbuero-Prozess
* BGH: Urteil ueber Sorgerechtszustaendigkeit im Ausland lebender Kinder
* Medizinische Universitaet Luebeck befuerchtet Studentenzustrom
* Auslaender wollen Lebensabend in Deutschland verbringen
* Jan Ullrich verteidigt Gelbes Trikot
* Boerse
* Wetter



Brand in Essener Asylbewerberheim

Essen. Beim Brand in einem Asylbewerberheim sind am Morgen in der Essener Innenstadt 21 Menschen verletzt worden. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Nach ihren Angaben gibt es keine Hinweise auf einen auslaenderfeindlichen Hintergrund. Die unbekannten Taeter entzuendeten zwei Sofas im Erdgeschoss des vierstoeckigen Gebaeudes. Zum Zeitpunkt des Brandes hielten sich ueber 100 Menschen in dem Heim auf. Einen Teil von ihnen rettete die Feuerwehr ueber Drehleitern.


Waigel draengt auf Einbindung Frankreichs in Europaeische Waehrungsunion

Muenchen/Paris. Bundesfinanzminister Waigel draengt auf eine Einbindung Frankreichs in die Europaeische Waehrungsunion. Der EURO sollte nicht ohne das Nachbarland eingefuehrt werden, sagte der CSU-Chef. Aus politischer Sicht sei die Wirtschafts- und Waehrungsunion ohne Frankreich und Deutschland wenig sinnvoll. Waigel reagierte mit seiner Aeusserung auf eine heute von der Regierung in Paris vorgelegte Bilanz, nach der das Haushaltsdefizit des Landes in diesem Jahr auf eine Marke von 3,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zusteuert. Im Vertrag von Maastricht sind drei Prozent als Obergrenze festgelegt. Frankreichs Finanzminister Strauss-Kahn (sp?) kuendigte ein Programm zur Senkung der Staatsverschuldung an.


Schroeder aeussert sich zur Bekaempfung der Kriminalitaet

Bonn. Bundesinnenminister Kanther hat die Aeusserungen des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder zur Bekaempfung der Kriminalitaet als "spaete Erkenntnis" betrachtet. Die Wahlkampfeinsichten Schroeders seien besser als gar nichts, sagte Kanther. Die Bundesregierung sei dem niedersaechsischen Regierungschef aber weit voraus und werde ihren Weg zur Staerkung der inneren Sicherheit entschieden weitergehen. Schroeder hatte unter anderem eine haertere Gangart gegen kriminelle Auslaender gefordert. Kritik kam aus den Reihen der Gewerkschaft der Polizei, der Buendnis-Gruenen und der FDP. Unterstuetzung kam dagegen vom innenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Koerper. Es sei unbestreitbar, dass der Anteil von Auslaendern etwa bei der organisierten Kriminalitaet deutlich ueber dem von Deutschen liege, sagte er.


Arbeitgeber befuerchten weiteren Anstieg der Sozialbeitraege

Bonn. Die Arbeitgeber befuerchten einen weiteren Anstieg der Sozialbeitraege. Die Politik sei von ihrem Ziel, die Saetze bis zum Jahr 2000 wieder bis zu unter 40 Prozent zu druecken, weiter entfernt denn je, kritisierte die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbaende. BdA-Praesident Hundt forderte die Bundesregierung auf, die Rentenreform schon 1998 in Kraft zu setzen. Sonst koennten die Rentenbeitraege auf ein neues Rekordniveau von 20,6 Prozent steigen. Zugleich mahnte Hundt die Verabschiedung der Grossen Steuerreform an.


Fusion von Bayerischer Vereinsbank und Hypobank geplant

Muenchen. Die geplante Fusion der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank koennte nach Befuerchtungen der Gewerkschaft HBV die Streichung von 5.000 bis 8.000 Stellen bedeuten. Moeglicherweise werde rund jede vierte der insgesamt 1.260 Filialen geschlossen. Vertreter beider Banken versicherten dagegen, es werde nicht zu Massenentlassungen kommen. Der Vorstandssprecher der Hypobank sagte, bei der Fusion wuerden weniger Arbeitsplaetze verloren gehen als bei jeder anderen Loesung, da ehrgeizige Expansionsplaene bestuenden. Durch den Zusammenschluss entsteht Deutschlands zweitgroesstes privates Kreditinstitut. Die neue Bayerische Hypo- und Vereinsbank wird gleichzeitig Europas groesster Immobilienfinanzierer. Das Bundeskartellamt muss der Fusion noch zustimmen.


Keine Entwarnung in den Hochwassergebieten

Frankfurt/Oder. Die Hochwassergebiete an der Oder werden wegen der anhaltenden Regenfaelle von einer neuen Flutwelle bedroht. In der Tschechischen Republik und in Polen stiegen viele Fluesse erneut an. Auch in Brandenburg meldete das Umweltministerium steigende Pegel. Die Evakuierung des Ortes Ratzdorf, wo Oder und Neisse zusammenfliessen, werde nicht mehr ausgeschlossen. Die Oderdeiche seien an zahlreichen Stellen durchweicht und muessten mit Sandsaecken notduerftig repariert werden. Postminister Boetsch hat in den Hochwassergebieten an Oder und Neisse 40 zusaetzliche Kanaele fuer den CB-Funk freigegeben. Damit soll die Kommunikation unter den Helfern erleichtert werden. Morgen will sich Bundeskanzler Kohl in Frankfurt ueber die Lage informieren.


Schwoermontag in Ulm

Ulm. Bundespraesident Herzog hat eine starke Selbstverwaltung der Staedte gefordert. Beim traditionellen "Schwoermontag" in Ulm sagte Herzog, Bund, Laender und die Europaeische Union engten die Spielraeume der Gemeinden immer weiter ein. Die Chancen der Staedte laegen aber in einer starken Selbstverwaltung. Zugleich forderte der Bundespraesident die Staedte zu mehr Einfallsreichtum auf. In der Vergangenheit haetten die Staedte Probleme von mindestens gleicher Groessenordnung wie heute bewaeltigt, zum Beispiel beim Wiederaufbau nach dem Krieg. Ulm feiert mit dem Schwoermontag die vor 600 Jahren eingefuehrte Stadtverfassung, die den Konflikt zwischen den Zuenften und den Patriziern beendete.


107. Prozesstag im Politbuero-Prozess

Berlin. Der fruehere Ostberliner SED-Bezirkschef Schabowski (sp?) hat beteuert, keine Kenntnisse ueber das DDR-Grenzregime besessen zu haben. Er sei davon ausgegangen, dass die Soldaten nur auf die Beine von Fluechtlingen schiessen duerften, sagte er heute am 107. Prozesstag des sogenannten Politbuero-Prozesses. Die Todesfaelle habe er als Verkettung ungluecklicher Umstaende angesehen. Neben Schabowski muessen sich auch der letzte DDR-Staats- und Parteichef Krenz sowie der fruehere SED-Wirtschaftsfachmann Guenther Klaiber vor dem Berliner Landgericht verantworten. Ihnen wird Totschlag an DDR-Fluechtlingen vorgeworfen.


BGH: Urteil ueber Sorgerechtszustaendigkeit im Ausland lebender Kinder

Karlsruhe. Deutsche Gerichte koennen nicht ueber das Sorgerecht von Kindern entscheiden, die von einem auslaendischen Ehepartner ins Ausland gebracht wurden. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe verwies in einem heute veroeffentlichten Urteil auf die Regeln des Haager Minderjaehrigenschutzabkommens. Danach richtet sich die internationale Zustaendigkeit von Gerichten nach dem sogenannten gewoehnlichen Aufenthaltsort der Kinder und nicht nach dem Wohnsitz der Eltern. Schon ein Auslandsaufenthalt von sechs Monaten reiche aus, um den Wohnsitz der Kinder zu aendern, und damit deutschen Gerichten die Zustaendigkeit fuer Sorgerechtsentscheidungen zu verwehren. Im zugrundeliegenden Fall hatte der tuerkische Ehegatte einer deutschen Frau die gemeinsame Tochter zu Verwandten in die Tuerkei gebracht. Das Heidelberger Amtsgericht wies elf Monate spaeter das getrennt beantragte Sorgerecht fuer das Kind zurueck, weil nun fuer das Maedchen wegen seines langen Aufenthaltes in der Tuerkei tuerkische Gerichte zustaendig seien.


Medizinische Universitaet Luebeck befuerchtet Studentenzustrom

Luebeck. Die Medizinische Universitaet der Hansestadt befuerchtet einen Zustrom erfolgloser Studenten aus anderen Bundeslaendern. Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin schliessen neuerdings Studenten aus, die mehrfach hintereinander bei Uebungen und Praktika durchgefallen sind. In Schleswig-Holstein koennen Pruefungen dagegen unbegrenzt wiederholt werden. Nach Angaben der Luebecker Hochschule hat es beim Studentensekretariat bereits erste Anfragen von Studenten gegeben, denen die Exmatrikulation droht. Der Senat der Universitaet appellierte an die Landesregierung, einen moeglichen Zustrom durch eine Aenderung des Hochschulgesetzes zu verhindern.


Auslaender wollen Lebensabend in Deutschland verbringen

Hamburg. Immer mehr Auslaender wollen ihren Lebensabend in Deutschland verbringen. Das geht aus der bundesweit bisher groessten Studie ueber die Lebenssituation auslaendischer Buerger hervor. Hamburgs Sozialsenatorin Fischer-Menzel stellte die Untersuchung heute vor. Die Altenhilfe und die Politik muessten sich auf eine wachsende Zahl von Tuerken einstellen, die nach jahrelanger, schwerer Arbeit gesundheitlich angeschlagen seien und im Durchschnitt frueher in Rente gingen als ihre deutschen Kollegen. Vor allem die Pflegedienste muessten in Zukunft ihre Angebote ausweiten, empfahl die Senatorin.


Jan Ullrich verteidigt Gelbes Trikot

Morzine. Bei der Tour de France hat Jan Ullrich das Gelbe Trikot verteidigt. Auf der heutigen 15. Etappe von Courchevel nach Morzine belegte der Deutsche Platz drei. Sieger wurde der Italiener Pantani. Ullrich hat in der Gesamtwertung weiterhin mehr als 6 Minuten Vorsprung.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7956
Kanada(1 $)  1,3085
England(1 Pfund)  3,0090
Irland(1 Pfund)  2,6850
Schweiz(100 sfr)  121,480
Frankreich(100 FF)  29,592
Italien(1000 Lit)  1,0278
Oesterreich(100 oeS)  14,212
Spanien(100 Ptas)  1,1863
Japan(100 Yen)  1,5491
Schweden(100 skr)  23,115
 
Einige Indizes:
DAX:4090,02( aktuell )  
4196.53( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7883,03( Stand 17:00 MESZ )  
7890,46( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:20249,32
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Wetter

Bei 12 bis 16 Grad oertlich Fruehnebel. Tagsueber im Norden freundlich und ueberwiegend trocken, bis 25 Grad. Sonst vormittags wolkig bis heiter, am Nachmittag zunehmende Quellbewoelkung und einzelne Regenschauer oder Gewitter, 22 bis 25, im Breisgau bis 27 Grad.

Vorhersage: In den Fruehstunden ist es bei Temperaturen zwischen 13 und 16 Grad teils stark, teils nur gering bewoelkt und besonders in den Flusstaelern wabern einige Dunst- und Nebelschwaden. Wenn die sich aufgeloest haben, scheint vor allem in Kuestennaehe die Sonne und hier bleibt es bei lockerer Bewoelkung und sommerlichen 23 bis 25 Grad meist trocken. In den anderen Gebieten schieben sich ueber Mittag wieder maechtige Quellwolken vor die Sonne und am Nachmittag muss hier und da erneut mit teils kraeftigen Regenschauern oder kurzen Gewittern gerechnet werden. Dabei pendeln die Quecksilber - je nach Sonne - zwischen 22 und 24 Grad. Nur am Oberrhein werden oertlich bis zu 27 Grad erreicht. Der Wind weht schwach bis maessig aus nordoestlichen Richtungen und kann in Schauernaehe mitunter sehr boeig werden.

Weitere Aussichten: Morgen ist es zunaechst sonnig und mit Temperaturen zwischen 23 und 27 Grad sommerlich warm. Aber schon am Nachmittag brauen sich vor allem im Westen dicke Quellwolken zusammen und hinterlassen erneut Regenschauer und Gewitterguesse.


Quellen

SDR 3    09:00 MESZ    17:00 MESZ    19:00 MESZ
DLF    11:00 MESZ    18:00 MESZ
NDR 4    13:00 MESZ    17:30 MESZ
Wetterbericht: "Donnerwetter" http://www.donnerwetter.de