GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 13.09.1995



* Jens als wirtschaftspolitischer Sprecher zurueckgetreten
* Reaktionen von SPD-Politikern auf den Ruecktritt
* Abschluss des Suedafrika-Besuchs von Bundeskanzler Kohl
* Rauh kuendigt Sparkurs der nordrhein-westfaelischen Landesregierung an
* Daeubler-Gmelin kritisiert Abschiebung der 7 Sudanesen
* Kanther weist Vorwuerfe Daeubler-Gmelins zurueck
* Limburger Bischoff nennt Abschiebung einen Skandal
* Diskussion ueber Einbuergerungsregelung und Einwanderergesetz
* Interhotel-Kette wird von den Glaeubigerbanken uebernommen
* Erstes Urteil ueber einen Beteiligten der Chaostage in Hannover
* Suche nach den Piloten einer abgestuerzten Phantom-Maschine
* Fajfr-Prozess bringt die Deutsche Eislaufunion ins Zwielicht
* Handel mit falschen Fuehrerscheinen aufgedeckt
* Weimarer Theaterregisseur Fritz Benewitz gestorben
* Boerse



Jens als wirtschaftspolitischer Sprecher zurueckgetreten

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jens, ist heute zurueckgetreten. Gleichzeitig legte er auch seine Aemter als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und als Mitglied des Fraktionsvorstandes nieder. In einem Schreiben an den Partei- und Fraktionsvorsitzenden Scharping erklaerte Jens, mit der SPD scheine ein schluessiges Wirtschaftskonzept, das Arbeitsplaetze sichere und schaffe, derzeit nicht durchsetzbar. Bei seinem Ruecktritt habe auch die Abloesung des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder als wirtschaftspolitischer Sprecher der Partei eine Rolle gespielt, betonte Jens. Gemeinsam mit Schroeder habe er die Chance gesehen, in der SPD eine innovative wirtschaftspolitische Grundeinstellung durchzusetzen. Dies scheine jetzt nicht mehr moeglich, weil Traditionalisten sich intern verstaerkt durchsetzten.


Reaktionen von SPD-Politikern auf den Ruecktritt

Der SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Scharping ist ueberzeugt, dass seine Position durch den Ruecktritt des Abgeordneten Jens nicht geschwaecht worden ist. Scharping sagte in Bonn, es lohne sich nicht, auf die Begruendung fuer den Rueckzug von Jens einzugehen. Seine Vorwuerfe laegen "neben der Sache". Der parlamentarische Geschaeftsfuehrer der SPD-Fraktion, Struck, meinte, neu sei nur, dass Jens sich jetzt als Gefolgsmann des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder offenbare. Der fruehere Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Klose, bedauerte den Ruecktritt. Er sagte, dieser Schritt werde die Konflikte in der Partei verstaerken.


Abschluss des Suedafrika-Besuchs von Bundeskanzler Kohl

Suedafrika wird auch in Zukunft bevorzugter Partner der deutschen Afrikapolitik sein. Das sagte Bundeskanzler Kohl zum Abschluss seines fuenftaegigen Besuchs am Kap. Gelinge die Reformpolitik in Suedafrika, werde dies ein wichtiger Beitrag zur Stabilitaet auf dem afrikanischen Kontinent und in der Welt sein. Zuvor hatte der Kanzler besonders in Suedafrika taetige Unternehmen zu staerkerem Engagement bei der beruflichen Ausbildung aufgerufen, nachdem er das BMW-Werk in der Naehe von Praetoria besucht hatte. Das Unternehmen beschaeftigt dort etwa 3200 Mitarbeiter und hat bereits waehrend der Zeit der Apartheid schwarze Arbeitnehmer ausgebildet, denen offiziell eine Lehre untersagt war.


Rauh kuendigt Sparkurs der nordrhein-westfaelischen Landesregierung an

Nordrhein-Westfalens Ministerpraesident Rauh hat einen strikten Sparkurs der rot-gruenen Landesregierung angekuendigt. Die Neuverschuldung werde drastisch abgebaut, und das werde nicht ohne tiefe Einschnitte gehen, sagte Rauh heute in seiner Regierungserklaerung vor dem Parlament in Duesseldorf. Als Schwerpunkt der kuenftigen Regierungsarbeit nannte Rauh die Bekaempfung der Arbeitslosigkeit. Er sehe vor allem Stellenreserven im Bereich der Dienstleistungen. Zugleich kuendigte der Ministerpraesident an, das Ausbildungsplatzangebot der Landesregierung um 10% zu erhoehen. Zuvor hatten die Minister des neuen Kabinetts den Amtseid abgelegt. Ihm gehoeren mit Umweltministerin Hoehn und Bauminister Vesper erstmals zwei Politiker von Buendnis 90 / Die Gruenen an.


Daeubler-Gmelin kritisiert Abschiebung der 7 Sudanesen

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Daeubler-Gmelin hat Bundesinnenminister Kanther vorgeworfen, bei der Abschiebung der 7 Sudanesen vom Frankfurter Rhein-Main-Flughafen menschlich versagt zu haben. Eritrea und Aegypten seien zur Aufnahme der Maenner bereit gewesen, erklaerte Frau Daeubler-Gmelin heute im ZDF. Offenbar habe Kanther der Regierung des Sudan mehr geglaubt als den Asylbewerbern. Ihnen drohen nach Meinung von Kirchen und Menschenrechtsorganisationen nach der Rueckkehr Verfolgung und Folter. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte der Abschiebung der 7 Sudanesen gestern zugestimmt. Die Maenner sind inzwischen in Khartoum eingetroffen.


Kanther weist Vorwuerfe Daeubler-Gmelins zurueck

Bundesinnenminister Kanther hat die Kritik der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden an seiner Entscheidung scharf zurueckgewiesen. Es gebe keinerlei Gruende, die gegen diesen Schritt spraechen, sagte Kanther im ZDF. Es habe ein demokratisch geordnetes, rechtstaatliches Verfahren gegeben.


Limburger Bischoff nennt Abschiebung einen Skandal

Der Limburger Bischoff Kamphaus hat die Abschiebung der sudanesischen Asylbewerber einen Skandal genannt. Die katholische Kirche weise seit Jahren auf die katastrophale Menschenrechtslage im Sudan hin, erklaerte Kamphaus in Limburg. Die Bonner Vertretungen der katholischen und evangelischen Kirche haetten kurzlich das Bundesinnenministerium gebeten, diese Bedenken im Fall der Sudanesen zu beruecksichtigen. Ein Mindestmass an Menschlichkeit haette erfordert, so der Bischoff, die Abschiebung bis zur Pruefung dieser Vorwuerfe auszusetzen.


Diskussion ueber Einbuergerungsregelung und Einwanderergesetz

Bayerns Innenminister Beckstein hat sich dafuer ausgesprochen, dass Auslaender kuenftig spaetestens nach 10 statt bislang 15 Jahren einen Anspruch auf Einbuergerung haben sollen. Bewerber muessten jedoch deutsche Grundkenntnisse in Wort und Schrift vorweisen koennen, sagte Beckstein heute in Muenchen. Eine Doppelstaatsbuergerschaft und die Vergabe der Staatsangehoerigkeit allein wegen der Geburt in Deutschland lehne die CSU ab. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Daeubler-Gmelin hatte zuvor in Bonn erklaert, die von ihrer Partei erhobene Forderung nach einem Einwanderungsgesetz sei nicht mehr sinnvoll. Zur Begruenung hiess es, das Problem koenne nicht mehr national geloest werden. Dagegen bekraeftigte Bundestagsvizepraesident Klose die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Beschlusslage der Sozialdemokraten.


Interhotel-Kette wird von den Glaeubigerbanken uebernommen

Die ostdeutsche Interhotel-Kette wird von den Glaeubigerbanken uebernommen. Die bisherigen Eigentuemer Gruentke (sp?) und Guttmann (sp?) bleiben an den ehemaligen DDR-Nobelherbergen beteiligt. Die Interhotel-Gruppe steht bei den Banken mit ueber 3 Milliarden DM in der Kreide. Gruentke und Guttmann hatten die Hotels 1991 in der Hoffnung uebernommen, Gebaeude und Grundstuecke schnell wieder zu verkaufen. Dies scheiterte unter anderem auch an unteklaerten Eigentumsfragen.


Erstes Urteil ueber einen Beteiligten der Chaostage in Hannover

Im ersten Prozess nach den Punker-Chaostagen in Hannover ist ein 23 Jahre alter Brite zu 6 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewaehrung verurteilt worden. Nach Ueberzeugung des Gerichts hatte er eine Bierflasche auf eine Polizeikette geworfen. Der Richter wertete dies als versuchte gefaehrliche Koerperverletzung und besonders schweren Landfriedensbruch.


Suche nach den Piloten einer abgestuerzten Phantom-Maschine

Bei Mindelheim im Allgaeu dauert die Suche nach den zwei Piloten einer abgestuerzten Phantom-Maschine an. Das Bundeswehrflugzeug von einem Geschwader in Neuburg an der Donau befand sich auf einem Ausbildungsflug und stuerzte am Vormittag aus unbekannten Gruenden ab.


Fajfr-Prozess bringt die Deutsche Eislaufunion ins Zwielicht

Im Prozess gegen den Eiskunstlauftrainer Carel Fajfr geraet die Deutsche Eislaufunion immer mehr ins Zwielicht. Der Pflegevater der von Fajfr trainierten Eiskunstlaeuferin Patrizia Jaris (sp?) beschuldigte heute vor dem Stuttgarter Landgericht DEU-Sportdirekter Peter Krick (sp?) der Mitwisserschaft. Herr Krick wusste alles und hat nichts unternommen, sagte der Pflegevater von Patrizia. Auch die Stuetzpunktleiterin Brigitte Voell soll ueber Handgreiflichkeiten Fajfrs informiert gewesen sein. Der Eislauftrainer muss sich wegen Verletzung der Fuersorgepflicht und sexuellem Missbrauchs von Schutzbefohlenen verantworten.


Handel mit falschen Fuehrerscheinen aufgedeckt

Einen grossangelegten Handel mit falschen Fuehrerscheinen hat die Mannheimer Polizei aufgedeckt. Zwei Fahrpruefer des Mannheimer TUeV sollen zusammen mit 3 Fahrlehrern und einem Jugoslaven mindestens 500 Fuehrerscheine illegal an Auslaender verkauft haben. Bei Hausdurchsuchungen wurden unter anderem mehr als 100.000 DM gefunden. Die Verdaechtigen sitzen in Untersuchungshaft.


Weimarer Theaterregisseur Fritz Benewitz gestorben

Der Weimarer Theaterregisseur Fritz Benewitz ist tot. Wie eine Sprecherin des Deutschen Nationaltheaters bestaetigte, erlag der 69jaehrige in der vergangenen Nacht einem Krebsleiden. Benewitz hatte sich mit Klassiker-Inszenierungen in Meinungen, Weimar und an Buehnen der dritten Welt einen Namen gemacht. Seit 1970 war er im Auftrag des internationalen Theaterinstituts vor allem in Indien und auf den Philippinen taetig.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4842
ECU-Wert(1 ECU)  1,8705
England(1 Pfund)  2,3020
Schweiz(100 sfr)  122,2800
Frankreich(100 FF)  28,9870
Italien(1000 Lit)  0,9219
Oesterreich(100 oeS)  14,2160
Spanien(100 Ptas)  1,1703
Japan(100 Yen)  1,4501
 
Einige Indizes:
DAX:2295,48
Dowjones-Index:4742,98



Quellen

DLF    12:00 MESZ    19:00 MESZ
SWF3    14:00 MESZ
Radio7    16:00 MESZ