GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 31.12.1997



* Neujahrsansprache des Bundeskanzlers
* Seehofer weiterhin auf Konfrontationskurs mit Stoiber
* EKD ruft zu fairem Wahlkampf auf
* Bubis nimmt Politik in die Pflicht
* Junker: voraussichtlich 11 Staaten werden 1999 dem Euro beitreten
* Weiter Streit ueber zukuenftigen Kurs der FDP
* Teufel haelt Klage gegen Laenderfinanzausgleich fuer moeglich
* Telefonmonopol der Telekom faellt zum Jahreswechsel
* Daimler Benz will mittelfristig in Baden-Wuerttembertg investieren
* In eigener Sache
* Das Wetter



Neujahrsansprache des Bundeskanzlers

Bonn. Bundeskanzler Kohl hat die Deutschen aufgerufen, optimistisch in die Zukunft zu blicken. In seiner vorab veroeffentlichten Neujahrsansprache sagte Kohl, die wirtschaftlichen Daten geben Anlass zur Zuversicht. Deutschland koenne mit einem Wirtschaftswachstum von 2.5 bis 3 Prozent rechnen. Damit gebe es auch die berechtigte Hoffnung auf eine Trendwende am Arbeitsmarkt. Zugleich warnte der Kanzler die Verantwortlichen in Politik, Unternehmen und Gewerkschaften davor, Chancen zu verspielen. 1998 gehe es fuer Deutschland um Aufbruch oder Abstieg, betonte er. Die Welt veraendere sich dramatisch. Nur wenn alle schoepferischen Kraefte freigesetzt wuerden, werde sich die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb behaupten koennen. Die Zukunft des Landes werde aber nicht allein von materiellen Tatsachen bestimmt, mahnte Kohl. Es komme auch auf die geistige Verfassung an. Wohlstand und soziale Sicherheit seien nur zu bewahren, wenn jeder sich auch fuer das Ganze verantwortlich fuehle. Die Arbeitslosen und ihre Familien duerften nicht ihrem Schicksal ueberlassen werden.

Der SPD-Vorsitzende Lafontaine forderte zum Jahreswechsel eine neue Kultur der Mitmenschlichkeit in Deutschland. Er sprach sich fuer die Ueberwindung von Stillstand, Agonie und Selbstblockade aus.

Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Teufel erklaerte in seiner Neujahrsansprache, das Land gehe wirtschaftlich gestaerkt ins neue Jahr. Das Exportwachstum in Baden-Wuerttemberg sei zweistellig und die Zahl der Auftraege nehme stark zu. Teufel verwies allerdings darauf, dass die Arbeitslosigkeit das groesste Problem bleibe, das zu bewaeltigen sei.


Seehofer weiterhin auf Konfrontationskurs mit Stoiber

Muenchen. Bundesgesundheitsminister und CSU-Vize Seehofer gibt im Streit mit dem bayerischen Regierungschef Stoiber um eine Regionalisierung der Sozialkassen nicht nach. In einem Interview sagte Seehofer, laenderspezifische Beitragssaetze und ein regionales Leistungsrecht halte er fuer nicht durchfuehrbar. Von einer Einheitlichkeit der Lebensverhaeltnisse, wie sie das Grundgesetz vorschreibe, wuerde man sich dann verabschieden. Weiter erklaerte Seehofer, bayerische Anliegen liessen sich nicht immer in chemisch reiner Form in Bonn realisieren. Als bittersten Einschnitt im abgelaufenen Jahr bezeichnete es der CSU-Politiker, dass er in manchen politischen Fragen von einigen Parteifreunden verlassen worden sei.


EKD ruft zu fairem Wahlkampf auf

Hannover. Die evangelische Kirche in Deutschland hat die Politiker zu einem fairen Wahlkampf im kommenden Jahr aufgerufen. Der EKD-Ratsvorsitzende Kock sagte in seiner Neujahrsansprache laut vorab veroeffentlichtem Redetext, die Buergerinnen und Buerger erwarteten zwar keine allgemeine Verbruederung, wohl aber gegenseitigen Respekt unter den Kandidaten.


Bubis nimmt Politik in die Pflicht

Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Bubis, hat die Politik fuer die resignative Haltung der Gesellschaft mitverantwortlich gemacht. Der Stillstand in der Politik uebertrage sich unweigerlich auf die Gesellschaft, sagte Bubis im Deutschlandradio Berlin. Der Buerger hoere jeden Tag von den Politikern, dass sich etwas aendern muesse, und dabei beweg sich gar nichts. Diese Unbeweglichkeit und Laehmung fuehre dazu, dass die Menschen das Ganze als schlecht empfaenden, obwohl es ihnen individuell gar nicht so schlecht gehe.


Junker: voraussichtlich 11 Staaten werden 1999 dem Euro beitreten

Der scheidende luxemburgische EU-Ratspraesident Junker geht davon aus, dass zunaechst 11 Staaten am Januar 1999 dem Euro beitreten werden. Die endgueltige Entscheidung darueber werde im Mai mit der Pruefung der Konvergenzkriterien getroffen, sagte Junker am Mittag im Deutschlandfunk. Wichtig sei, dass die Stabilitaetsanforderungen erfuellt wuerden. Er sei ueberzeugt, dass Grossbritannien langfristig bei der Gemeinschaftswaehrung dabei sein werde. Nach seiner Einschaetzung werde der Euro die Beschaeftigungspolitik in der Europaeischen Union foerdern. Hinsichtlich des geplanten Beitritts der Tuerkei in die EU betonte Junker, der Islam sei kein Hindernis. Allerdings muesse die Tuerkei wie jedes andere Land auch die Regeln respektieren.


Weiter Streit ueber zukuenftigen Kurs der FDP

Bonn. In der FDP gibt es weiter Streit ueber den kuenftigen Kurs. Die Bundestagsabgeordnete und fruehere Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger forderte ihre Partei auf, ihr Themenspektrum zu erweiteren. Unter anderem muesse der Bereich "Buergerrechte" wieder staerker behandelt werden. Die Kritik von FDP-Generalsekretaer Westerwelle an ihren Aeusserungen wies sie zurueck. Leutheusser-Schnarrenberger und auch Bundestagsvizepraesident Hirsch gehoeren dem sogenannten Freiburger Kreis an. Dieser linksliberale Fluegel der FDP hatte vor kurzem bemaengelt, dass die Partei in ihrer Programmatik die liberalen Themen der Rechts- und Innenpolitik vernachlaessige.


Teufel haelt Klage gegen Laenderfinanzausgleich fuer moeglich

Stuttgart. Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Teufel haelt eine Klage gegen den Laenderfinanzausgleich im Fruehjahr kommenden Jahres fuer moeglich. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung sagte Teufel, zunaechst solle in Gespraechen mit anderen Laendern eine Loesung gesucht werden. Er sei jedoch sehr skeptisch, was das Ergebnis betreffe. Deshalb sei eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht im zweiten Quartal 1998 wahrscheinlich. Besonders Bayern und Baden-Wuerttemberg halten die derzeitige Regelung des Laenderfinanzausgleiches fuer ungerecht. Sie bemaengeln, dass nach dem Ausgleich reiche Bundeslaender schlechter gestellt seien, als die weniger finanzstarken.


Telefonmonopol der Telekom faellt zum Jahreswechsel

Bonn. Die Telekom will Telefonkunden, die sich staendig in das Netz eines anderen privaten Anbieters einwaehlen wollen, eine einmalige Bearbeitungsgebuehr von DM 85 in Rechnung stellen. Der Leiter der neuen Regulierungsbehoerde im Telekommunikationsmarkt, Scheuerle, sagte im Bayerischen Rundfunk, ein entsprechender Antrag der Telekom liege seiner Behoerde zur Genehmigung vor. Nicht betroffen seien jedoch die sogenannten Call-by-Call-Verbindungen, bei denen sich der Telefonkunde vor jedem Gespraech ueber eine Kennzahl neu in ein Anbieternetz einwaehlt. Ab 1.Januar wird der Telefonmarkt in Deutschland liberalisiert. Kunden der Telekom koennen dann zu anderen privaten Anbietern wechseln.

Der private Telefonanbieter .otelo. warf der Telekom Monopolmissbrauch vor. Der SPD-Politiker Buri sagte, die Telekom solle sich dem Wettbewerb lieber mit attraktiven Angeboten stellen, anstatt mit Abwehrkonditionen.


Daimler Benz will mittelfristig in Baden-Wuerttembertg investieren

Stuttgart. Daimler Benz will in Baden-Wuerttemberg mittelfristig etwa 4.5 Milliarden DM investieren. Das erklaerte Vorstandschef Schremp gegenueber den Stuttgarter Nachrichten. Man wolle trotz weltweitem Engagements weiterhin starke Akzente im Suedwesten setzen. Schremp bezeichnete die Wahrscheinlichkeit, dass das Luxusauto "Maybach" gebaut wird, als sehr hoch. Positiv aeusserte sich der Daimler-Benz-Vorsitzende zur Einfuehrung des Euro. Die gemeinsame europaeische Waehrung werde mehr Arbeitsplaetze schaffen. Puenktlich zum Start der europaeischen Waehrungsunion am 1.1.1999 will Daimler den Euro als Hauswaehrung einfuehren.


In eigener Sache

Das Jahr 1997 verabschiedet sich langsam aber sicher, 1998 sitzt schon in den Startloechern. 1997 war fuer den harten Kern der GermNews-Redakion ein nicht ganz einfaches Jahr, aber mit einigem gutem Willen war eine Kontinuitaet in der Berichterstattung zu sichern. Einige von uns haben ins Berufsleben gewechselt und mussten sich leider von einer aktiven Mitarbeit bei GermNews trennen, andere haben trotz beruflicher oder studienspezifischer Belastungen weiterhin die Zeit, bei GermNews mitzuarbeiten.

Ich selber habe im Januar 1997 ein Arbeitsangebot im Bereich der Neuen Medien angenommen. Im Oktober hat mich mein Arbeitgeber dann mit eigenem Aufgabenbereich nach Muenchen geholt, was sich fuer GermNews als aeusserst unguenstiger Zeitpunkt herausstellen sollte. An dieser Stelle gebuehrt mein herzlichster Dank Beate Herrmann und Albrecht Bischoff, die mich von Oktober bis Anfang Dezember weitgehendst entlastet haben. Beate hat sich in dieser Zeit als GermNews-Editorin und Koordinatorin, Albrecht als DE-NEWS Koordinator bewaehrt. Die Aufgabe als DE-NEWS-Koordinator zu dieser Zeit ist einer Feuertaufe gleichzustellen, galt es doch aus dem Stand neue Bewerber fuer die Uebersetzertaetigkeit zu sichten und einzuarbeiten. Einen nicht unerheblichen Anteil an der Bewaeltigung dieser Aufgabe haben auch die "alten Hasen" bei den Uebersetzern. GermNews und DE-NEWS sind eben Teamarbeit, ein Umstand, dem man niemals vernachlaessigen darf.

Allen Mitarbeitern bei GermNews und DE-NEWS moechte ich hier meinen herzlichsten Dank fuer die Treue und den Fleiss aussprechen, mit dem sie auch im vierten Jahr von GermNews zum Gelingen des Projekts beitgetragen haben.

Allen Lesern, Freunden, Mitarbeitern an dieser Stelle jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr - froehliches Feiern, gutes Rutschen und alles alles Gute fuer 1998.

Wir lesen uns auf der anderen Seite des Jahreswechsels wieder.

Rainer Mallon.


Das Wetter

Die Lage: Die Auslaeufer eines Sturmtiefs bei Island ueberqueren in den naechsten Tagen Deutschland ostwaerts und fuehren milde Meeresluft heran. Die Vorhersage: Im Westen und Nordwesten Bewoelkungsverdichtung und nachfolgend etwas Regen. Sonst unterschiedliche Bewoelkung, oertlich Sonnenschein. Morgen im Nordwesten und Suedosten heitere Abschnitte. Sonst wolkig bis stark bewoelkt und vereinzelt Schauer. Hoechstwerte zwischen 5 Grad im Osten und 12 Grad am Oberrhein. Die Aussichten bis Samstag: Durchzug von Regengebieten, stuermisch und sehr mild.


Quellen

SDR 1    12:00 MEZ
B5    12:30 MEZ
DLF    13:00 MEZ
SDR 3    16:00 MEZ