GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 08.09.1997



* Waigel rechnet fuer 1997 mit weiterer Haushaltsluecke von zehn Mrd. Mark
* Fuehrende Haushaltspolitiker verlangen drastische Sparmassnahmen
* Noch immer 152.000 Jugendliche ohne Lehrstelle
* Auf dem Arbeitsmarkt ist keine Entspannung in Sicht
* Bluem weist Kritik der FDP an Einfuehrung der Rentenreform 1999 zurueck
* Verhandlungen ueber Altersteilzeit der IG Metall vertagt
* Vertreter der Deutschen Bank sagen im Prozess gegen Schneider aus
* Schleswig-Holstein verlangt Stillegung des AKW Brunsbuettel
* Niedersachsen und Schleswig-Holstein planen in Berlin gemeinsamen Neubau
* Boerse



Waigel rechnet fuer 1997 mit weiterer Haushaltsluecke von zehn Mrd. Mark

Bonn. Bundesfinanzminister Waigel rechnet einem Zeitungsbericht zufolge fuer 1997 mit einer weiteren Haushaltsluecke in Hoehe von zehn Mrd. Mark. Wie die Berliner Zeitung unter Berufung auf Koalitionskreise berichtet, betragen allein die Steuerausfaelle im Bundeshaushalt bis zu fuenf Mrd. Mark. Noch schlechter als beim Bund sehe die Einnahmeentwicklung bei den Laendern und Kommunen aus. Waigel koenne nur einen Teil der Ausfaelle im Nachtragshaushalt 1997 auffangen.


Fuehrende Haushaltspolitiker verlangen drastische Sparmassnahmen

Bonn. Angesichts der schwierigen Kassenlage des Bundes wollen fuehrende Haushaltspolitiker der Koalition die Notbremse ziehen. In einer heute veroeffentlichten Erklaerung verlangten sie drastische Sparmassnahmen von der Bundesregierung. Vor allem die Ausgaben fuer die Arbeitslosigkeit sollten konsequent begrenzt werden, forderten die Abgeordneten Austermann (CDU) und Weng (FDP). Nach einer gemeinsamen Klausurtagung am Wochenende sprachen sie von einem "Zangengriff der Konjunktur auf den Bundesetat". Dies zeigten vor allem die Nachtragshaushalte fuer das laufende Jahr, und die Tatsache, dass die Aufwendungen des Bundes fuer den Arbeitsmarkt in diesem Jahr um 21 auf 46 Mrd. Mark gestiegen seien.


Noch immer 152.000 Jugendliche ohne Lehrstelle

Bonn. Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben ueber 152.000 Jugendliche noch keine Lehrstelle gefunden. Wie der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit Jagoda mitteilte, sind das rund 35.000 mehr als im vergangenen Jahr. Bundesbildungsminister Ruettgers sprach von einer alarmierenden Lage. Er kuendigte an, dass ausbildende Betriebe kuenftig bei der Vergabe oeffentlicher Auftraege bevorzugt werden sollten. Dies werde das Kabinett morgen beschliessen. Das SPD-Praesidium billigte einen Gesetzentwurf der Bundestagsfraktion fuer ein Ausbildungsplatzfinanzierungs-Gesetz. Danach sollen Unternehmen, die nicht ausbilden, zu einer Abgabe verpflichtet werden. Arbeitgeberpraesident Hundt sagte dagegen, es gebe keine Lehrstellenkatastrophe. Die Wirtschaft werde mehr Ausbildungsplaetze als im letzten Jahr bereitstellen. In den Zahlen der Arbeitsaemtern werde dieser Trend verschleiert.


Auf dem Arbeitsmarkt ist keine Entspannung in Sicht

Bonn. Auf dem Arbeitsmarkt ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Nach inoffiziellen Angaben stieg die Zahl der Erwerbslosen im August um rund 18.000 auf 4.372.000. Die Quote liegt damit unveraendert bei 11,4 Prozent. Die unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland scheint sich fortgesetzt zu haben. Waehrend die Zahlen im Westen stagnieren, steigt die Zahl der Arbeitslosen im Osten wieder an. Die Bundesanstalt fuer Arbeit wird die aktuellen Zahlen morgen vorlegen.


Bluem weist Kritik der FDP an Einfuehrung der Rentenreform 1999 zurueck

Bonn. Bundesarbeitsminister Bluem hat die Kritik der FDP an seinem Vorhaben zurueckgewiesen, die geplante Rentenreform wie urspruenglich vorgesehen, erst im Jahr 1999 in Kraft treten zu lassen. Der genannte Zeitpunkt sei Bestandteil des Rentenreformgesetzes, sagte Bluem in Bonn. Ein Vorziehen der Reform setze voraus, dass der Bundesrat den Weg fuer die damit verbundene Erhoehung der Mehrwertsteuer frei mache. FDP-Chef Gerhardt hatte zuvor erklaert, dass Vorhaben, die auch ohne Zustimmung der SPD verwirklicht werden koennten, so frueh wie moeglich umgesetzt werden sollten. Die Sozialexpertin der Partei, Babel, warf im Deutschlandfunk der CDU einen Meinungsschwenk vor. Zudem werde die Verzoegerung der Reform einen Anstieg des Rentenversicherungsbeitrages zur Folge haben, betonte die FDP-Politikerin. Der SPD-Vorsitzende Lafontaine wertete den Streit zwischen Union und FDP als Beleg fuer eine Selbstblockade der Koalition.


Verhandlungen ueber Altersteilzeit der IG Metall vertagt

Offenbach. Die Verhandlungen ueber eine Altersteilzeitregelung in der Metallindustrie Suedwuerttemberg/Suedbaden sind vertagt worden. Beide Seiten einigten sich aber darauf, die Gespraeche moeglicherweise schon naechste Woche weiterzufuehren. Der Verhandlungsfuehrer der Arbeitgeber Kraus sagte, die Tuer sei nicht zugeschlagen worden. Die IG Metall will eine tarifvertraglich verbindliche Regelung fuer die Branche durchsetzen. Danach soll die Altersteilzeit durch Zuschuesse des Arbeitgebers und der Bundesanstalt fuer Arbeit finanziert werden. Einbussen bei den Renten soll es nicht geben. Dagegen bestehen die Arbeitgeber bisher darauf, dass die Altersteilzeit fuer die Unternehmen freiwillig sein muss.


Vertreter der Deutschen Bank sagen im Prozess gegen Schneider aus

Frankfurt. In der Deutschen Bank hat es offenbar schon fruehzeitig Zweifel an der Finanzsituation des angeklagten Immobilienkaufmanns Schneider gegeben, ohne dass Gegenmassnahmen ergriffen wurden. Ein ehemaliger Bezirksfilialdirektor der Deutschen Bank sagte als Zeuge, in einem internen Gutachten sei noch ein Jahr vor der Flucht Schneiders eine Ueberpruefung seines Vermoegens als nicht standesgemaess bezeichnet worden. Bei der Vergabe von Krediten bis zu 1,5 Mrd. Mark habe sich "eine Stelle auf die Kontrollen der anderen verlassen." Ende September ist der Aufsichtsratsvorsitzende und fruehere Vorstandschef Kopper als Zeuge geladen. Das Kreditinstitut war der groesste Kreditgeber der Schneider-Gruppe. Schneider hatte nach seinem Konkurs einen Schuldenberg von mehr als fuenf Mrd. Mark hinterlassen. Ihm werden schwerer Betrug und Kreditbetrug zur Last gelegt.


Schleswig-Holstein verlangt Stillegung des AKW Brunsbuettel

Kiel. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat die Stillegung des Atomkraftwerks Brunsbuettel an der Unterelbe gefordert. Der Betreiber, die Hamburgischen Elektrizitaetswerke, muessten ihre Ankuendigung wahr machen, verlangten Energieminister Moeller und sein Staatssekretaer Vogt. Sie wiesen darauf hin, dass Brunsbuettel der aelteste noch in Betrieb befindliche Siedewasserreaktor ist. Er habe in der Vergangenheit aus Sicherheitsgruenden laengere Zeit abgeschaltet werden muessen.


Niedersachsen und Schleswig-Holstein planen in Berlin gemeinsamen Neubau

Hannover. Fuer ihre Landesvertretungen in Berlin planen Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Neubau. Dadurch sollen Bau- und Unterhaltskosten von mehr als vier Mio. Mark eingespart werden. Die Bundesbevollmaechtigten beider Laender, Holl und Schoenborn, kuendigten heute vor der Presse in Bonn weiter an, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Vertretungen von Rheinland-Pfalz und vom Saarland vorgesehen sei.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8042
Kanada(1 $)  1,3053
England(1 Pfund)  2,8550
Irland(1 Pfund)  2,6890
Schweiz(100 sfr)  121,955
Frankreich(100 FF)  29,728
Italien(1000 Lit)  1,0259
Oesterreich(100 oeS)  14,210
Spanien(100 Ptas)  1,1848
Japan(100 Yen)  1,4889
Schweden(100 skr)  23,257
 
Einige Indizes:
DAX:4068,01( aktuell )  
4100.67( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7878,62( Stand 17:00 MESZ )  
7822,41( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:18633,86
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR 3    09:00 MESZ    17:00 MESZ
DLF    11:00 MESZ    18:00 MESZ
NDR 4    14:00 MESZ    17:30 MESZ