Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels |
Frankfurt am Main. In der Paulskirche wurde am Mittag der tuerkische Autor
Yaza Kemal mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er
gilt in seiner Heimat als einer der populaersten zeitgenoessischen
Schriftsteller. In der Verleihnungsurkunde heisst es, Kemals Romane und
Erzaehlungen seien mit unbestechlichem Blick fuer die Realitaet geschrieben.
Fuer Arme, Ausgebeutete und Verfolgte habe sich dieser Anwalt fuer die
Menschenrechte selbstlos und mutig eingesetzt. Dabei habe der heute
74jaehrige auch Gefaengnis und Exil nicht gescheut. Die Laudatio hielt
Guenther Grass. Der Preistraeger, der mit dem Roman "Mehmet mein Falke" 1955
international bekannt wurde, war als Sozialist und Fuersprecher der Kurden
mehrmals zu Haftstrafen verurteilt worden. Mit dem Friedenspreis ehrt der
deutsche Buchhandel jaehrlich zur Buchmesse Persoenlickkeiten aus Literatur,
Wissenschaft und Kunst, die sich besonders fuer die Verwirklichung des
Friedensgedankens eingesetzt haben. Der Preis ist mit 25.000 DM dotiert.
Kemal hat die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Tuerken und Kurden in seiner Heimat scharf verurteilt. Bei der Entgegennahme des Preises in der Frankfurter Paulskirche sagte Kemal, seit zwoelf Jahren finde ein unglaublich schmutziger, grausamer und sinnloser Krieg statt. Die ueberwiegende Mehrheit tuerkischer und kurdischer Intellektueller wolle, dass das Morden schnellstens aufhoere. Der 74jaehrige Schriftsteller rief zugleich zu Frieden und Demokratie auf. Er sagte woertlich: "Wer meine Romane liest soll vor Kriegen Abscheu empfinden und sich stets fuer Frieden und Bruederlichkeit einsetzen."
In seiner Laudatio wuerdigte Guenther Grass Kemal als einen Autor, dessen
Werke den Leser nicht losliessen. Sein politischer Einspruch sei tief in den
Noeten, Traeumen und Hoffnungen des einfachen Volkes verwurzelt. Mit
Nachdruck kritisierte Grass die deutschen Waffenlieferungen in die Tuerkei
und den seiner Ansicht nach vorhandenen latenten Fremdenhass in der
Bundesrepublik. Er schaeme sich seines zum blossen Wirtschaftsstandort
verkommenen Landes, dessen Regierung todbringenden Handel zulasse und zudem
verfolgten Kurden das Recht auf Asyl verweigere. |
Verzicht auf Rechtschreibreform gefordert |
In einem gemeinsamen Appell haben 26 Buergerinitiativen einen Verzicht auf
die Rechtschreibreform gefordert. Nur durch einen Stop koennten jahrelange
Streits und vor allem Milliardenausgaben vermieden werden, erklaerten
Sprecher der Initiativen zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse. Ihren
Angaben zufolge haben ueber 500.000 Menschen den Appell unterzeichnet.
Die Gegner der Rechtschreibreform hatten am Freitag mit dem Beschluss des
Oberverwaltungsgerichts Lueneburg ihren bislang groessten Erfolg erzielt. Die
Lueneburger Richter hatten die vorzeitige Einfuehrung der Neuregelungen in
Niedersachsen fuer rechtswidrig erklaert |
DGB fordert Ausgleich fuer Teilzeitarbeitnehmer |
Nuernberg. Arbeitnehmer, die wegen Teilzeitarbeit weniger verdienen, sollen
nach dem Willen des deutschen Gewerkschaftsbundes vom Arbeitsamt zumindest
teilweise entschaedigt werden. Die stellvertretende DGB-Chefin Engelen-Kaefer
sagte, dadurch solle der voruebergehende Verzicht auf einen
Vollzeitarbeitsplatz attraktiver gemacht werden. Das gelte etwa bei Teilzeit
wegen der Pflege kleiner Kinder oder pflegebeduerftiger Angehoeriger.
Aehnlich wie beim Altersteilzeitmodell muesse aber Voraussetzung sein, dass
fuer die Stelle ein Arbeitsloser eingestellt werde. Ausserdem prangerte
Engelen-Kaefer erneut die umstrittenen sozialversicherungsfreien 610-DM-Jobs
an. Dieses fuer Arbeitgeber bequeme Schlupfloch verhindere attraktive
Teilzeitangebote, so Engelen-Kaefer. |
DAG fordert Einigung zum Thema 610-DM-Jobs |
Die Deutsche Angestelltengewerkschaft hat Union und SPD aufgefordert, sich
noch in dieser Wahlperiode auf eine Begrenzug der sozialversicherungsfreien
Arbeitsverhaeltnisse zu verstaendigen. DAG-Vorstandsmitglied Freitag
erklaerte in Hamburg, gesetzgeberische Schritte duerften nicht an der
Blockadepolitik der FDP scheitern. Fuer die Arbeitgeber muesse der Anreiz
beseitigt werden, durch die Aufsplittung von Normalarbeitsplaetzen die
Sozialabgaben zu sparen und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.
Freitag schlug vor, alle Taetigkeiten mit einer Bezahlung von mehr als 100 DM
pro Monat in die Versicherungspflicht miteinzubeziehen. |
Flaechendeckende Postversorgung auch nach Ende des Briefmonopols |
Bonn. Auch nach Ende des Briefmonopols wird es nach Worten von
Bundespostminister Boetsch in Deutschland eine flaechendeckende
Postversorgung geben. Im Sueddeutschen Rundfunk sagte der Minister, das
muesse aber nicht heissen, dass der naechste Briefkasten und das naechste
Postamt mit Hausschuhen zu erreichen seien. Im freien Wettbewerb koenne sich
aber nur behaupten, wer die Flaechen gleichmaessig bediene. Das haetten die
seit 20 Jahren dem freien Markt unterliegenden Paketdienste bereits gezeigt.
Die Bundesregierung will der Post AG 1998 letztmals fuer fuenf Jahre eine
Exklusivlizenz fuer die Befoerderung von Briefen unter 100 Gramm zugestehen.
Der Bundesrat hat jedoch den Vermittlungsausschuss zum Postgesetz angerufen.
Er verlangt unter anderem eine Verlaengerung des Monopols. |
HBV wirft Einzelhandel Rechtsbruch vor |
Duesseldorf. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) hat dem
Einzelhandel beim neuen Ladenschlussgesetz Rechtsbruch vorgeworfen. Kommunen
und Staedte erteilten immer oefter Ausnahmegenehmigungen zur Oeffnung an
Sonntagen. Dies sei ein Angriff auf die Reste des freien Wochenendes der
Beschaeftigten, so die Kritik der HBV. Die Laeden, die dem Konkurrenzdruck
nicht gewachsen seien, blieben auf der Strecke. Ausserdem werde die Regelung
haeufig missachtet, wonach Geschaefte, die sonntags oeffnen, am
vorangegangenen Samstag schon um 14:00 Uhr statt um 16:00 schliessen
muessten. Die Arbeitsminister von Bund und Laendern saehen tatenlos zu.
Insbesondere in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werde das
Gesetzt unterhoehlt. Die HBV kuendigte an, alle vorhandenen Rechtsmittel
auzuschoepfen, um dagegen vorzugehen. |
Generalbundesanwalt kritisiert EUROPOL |
Koeln. Generalbundesanwalt Kai Nehm hat die mangelnde Kontrolle der
kuenftigen europaeischen Polzeibehoerde EUROPOL kritisiert. Im
Deutschlandfunk meinte Nehm, zur Sicherung der Grundrechte sei eine solche
Kontrolle durch die Justiz unverzichtbar. Andernfalls fehle im
Strafprozessrecht eine tragende Saeule des Rechtsstaates. Es sei
ungluecklich, dass nicht die Justiz, sondern die Polzei Motor der
europaeischen Einigung bei Strafermittlung und Fahndung sei. Der
Generalbundesanwalt appellierte an die zustaendigen Politiker, die
vereinbarten Regelungen noch einmal zu ueberpruefen.
Die EUROPOL-Konvention, die in Kuerze auch in Deutschland Gesetz werden soll,
gesteht der neuen Behoerde weitreichende Vollmachten zur Sammlung und
Weitergabe von Daten ueber Personen und Unternehmen zu. Fuer die
Ratifizierung ist noch die Zustimmung des Bundesrates noetig, in dem die
SPD-gefuehrten Laender die Mehrheit haben. Sozialdemokraten, aber auch die
Freien Demokraten haben vor allem Bedenken gegen eine strafrechtliche
Immunitaet von EUROPOL-Mitarbeitern, wie sie in der Konvention vereinbart
ist. |
Grossfahndung nach Kinderschaender bislang erfolglos |
Schweinfurt. Trotz einer bundesweiten Grossfahndung fehlt noch immer jede
Spur von dem Mann, der ein zehnjaehriges Maedchen aus dem unterfraenkischen
Grossalbstadt entfuehrt und sexuelle missbraucht hat. Nach der Beschreibung
des Kindes ist der Taeter zwischen 50 und 60 Jahren alt, stark taetowiert,
hat eine Stirnglatze und traegt einen Vollbart. Das Tatfahrzeug ist
vermutlich ein roter Kleinwagen. Eine 20koepfige Sonderkommission wertet
derzeit alle Hinweise aus. |
Eroeffnung des ZKM in Karlsruhe |
Karlsruhe. Zur Eroeffnung des Zentrums fuer Kunst- und Medientechnologie ZKM
hat die Elektopopgruppe Kraftwerk ihr erstes Deutschlandkonzert seit Jahren
gegeben. Zwei Stunden lang praesentierten die Duesseldorfer Musiker gestern
Abend sowohl alte Hits wie "Autobahn" und "Roboter", als auch neue Stuecke.
Das Kraftwerk-Konzert in der zum Museum umgebauten Fabrik war mit 4.500
Besuchern ausverkauft und galt als einer der Hoehepunkte bei der Eroeffnung
des Zentrums. |
Massenkarambolage auf der A92 |
Muenchen. Auf der A92 hat es in der vergangenen Nacht bei Muenchen eine
Massenkarambolage gegeben. Nach Angaben der Polzei wurde ein Mensch getoetet
und fuenf weitere verletzt. Nach einem Auffahrunfall seien etwa 20 Fahrzeuge
ineinander gefahren. Fuenf Wagen gingen in Flammen auf und brannten aus. |
Das Wetter |
Heute in Kuestennaehe trueb bedeckt und vereinzelt Spruehregen. Im groessten
Teil Deutschlands nach zoegernder Nebelaufloesung sonnig. Hoechstwerte
zwischen 13 Grad an Kueste und nahe 20 Grad in der Koelner Bucht. Morgen im
Norden sonnig, aber nur Temperaturen von 8 bis 11 Grad. In der Mitte etwas
Regen und nach Nebelaufloesung heiter bis wolkig. Temperaturen 11 bis 16
Grad, in Suedbaden bis 18 Grad.
Die Aussichten: Vielfach sonnig, voruebergehend etwas wolkig. Am Dienstag in
den Alpen anfangs etwas Regen. Hoechstwerte zwischen 6 und 13 Grad. Nacht
gebietsweise leichter Frost. |
Quellen |
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