GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 09.12.1997



* Drei Tote bei Brand in Altenheim
* 4,32 Millionen Menschen in Deutschland ohne Arbeit
* Leichter Anstieg der Inflationsrate
* Studentendemonstration in Stuttgart
* Waldschadensbericht: 59 Prozent der Baeume geschaedigt
* Weitere Kabinettsbeschluesse
* 50 Verletzte bei Zugunglueck in Hannover
* Ruehe sichert rasche Aufklaerung der Bundeswehraffaere zu
* PKK bleibt verboten
* Parksuender koennen bereits nach einer Stunde abgeschleppt werden
* Staedtetag wehrt sich gegen Eingriffe des Landes
* Gespraeche ueber Steuer- und Rentenreform
* Boerse



Drei Tote bei Brand in Altenheim

Kusel. Bei einem Brand in einem Altenheim im rheinland-pfaelzischen Kusel sind in der Nacht drei Menschen ums Leben gekommen. Sieben weitere erlitten Rauchvergiftungen. Der Brand war nach Angaben der Polizei am spaeten Abend in einem Seitentrakt des Gebaeudes ausgebrochen. Das Heim wurde evakuiert. Die Brandursache ist noch unklar.


4,32 Millionen Menschen in Deutschland ohne Arbeit

Stuttgart/Nuernberg. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im November um rund 31.000 auf 4,32 Mio. angestiegen. Damit erhoehte sich die Quote bundesweit von 11,2 auf 11,3 Prozent. Im Westen lag sie bei 9,5, im Osten bei 18,3 Prozent. Der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit Jagoda sagte bei der Vorlage der Zahlen, fuer ein Ueberschreiten der Fuenf-Millionen-Marke in diesem Winter gebe es keine Anhaltspunkte. Es gebe zwar Anzeichen fuer ein allmaehliches Erreichen der Talsohle, eine grundlegende Besserung lasse aber weiter auf sich warten. Das Wachstum der Wirtschaft reiche offenbar nicht aus, den Abbau der Beschaeftigung zu stoppen. Jagoda forderte die Betriebe auf, weitere Ausbildungsplaetze zur Verfuegung zu stellen. In Baden-Wuerttemberg sank die Zahl der Arbeitslosen gegen den Bundestrend leicht um 2.000 auf knapp 370.000. Die Arbeitslosenquote liegt im Suedwesten nach wie vor bei 7,5 Prozent. In Bayern erhoehte sich die Quote von 7,0 auf 7,1 Prozent. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Schwanholdt forderte die Regierung auf, sofort zusaetzliche Gelder fuer Arbeitsbeschaffungsmassnahmen zur Verfuegung zu stellen. Nur ein Notprogramm koenne einen Anstieg der Arbeitslosenzahl auf fuenf Millionen verhindern. Der Deutsche Gewerkschaftsbund aeusserte angesichts der Arbeitsmarktzahlen die Hoffnung, dass im Lauf des kommenden Jahres der beschaeftigungspolitische Tiefpunkt ueberwunden werden koenne.


Leichter Anstieg der Inflationsrate

Wiesbaden. Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind im November wieder leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag die Inflationsrate bei 1,9 Prozent nach 1,8 Prozent im Oktober.


Studentendemonstration in Stuttgart

Stuttgart. Etwa 15.000 Studenten, Schueler und Universitaetsangestellte aus ganz Baden-Wuerttemberg haben heute in Stuttgart gegen die Finanzmisere an den Hochschulen demonstriert. Die Teilnehmer forderten unter anderem eine bessere Ausstattung und kritisierten Forderungen nach Studiengebuehren und die Situation vor allem in den Universitaetsbibliotheken. Bei der Abschlusskundgebung sprach auch Wissenschaftsminister von Trotha, der begleitet von einem anhaltenden Pfeifkonzert seine Hochschulpolitik verteidigte. Der Minister bot ein "Buendnis fuer die Lehre" an, in dem die Forderungen der Studierenden nach einer Verbesserung der Lehrqualitaet beruecksichtigt werden sollen.


Waldschadensbericht: 59 Prozent der Baeume geschaedigt

Bonn. Das Bundeskabinett hat den juengsten Waldzustandsbericht gebilligt. Danach sind immer noch 20 Prozent des deutschen Waldbestandes deutlich geschaedigt. Weitere knapp 40 Prozent der Baeume weisen leichtere Schaeden auf. Insgesamt weisen rund 59 Prozent erkennbare Schaeden auf, nach 57 Prozent im letzten Jahr. Bundeslandwirtschaftsminister Borchert betonte aber, dass es 1997 bei einigen Baumarten wie Kiefer und Fichte auch deutliche Verbesserungen gebe. Besorgniserregend sei allerdings die Entwicklung bei der Eiche. Umweltschuetzer warfen dem Minister vor, das wahre Ausmass der Schaeden zu verschleiern. Der umweltpolitische Sprecher der SPD im Bundestag Mueller wertete den Bericht als Alarmsignal. Die Tatsache, dass es praktisch keine aelteren Eichen mehr ohne Schaeden gebe, mache das katastrophale Ausmass des schleichenden Waldsterbens deutlich. Mueller forderte Oekosteuern und Tempolimits, um die Stickstoff-Emissionen des Autoverkehrs zu verringern.


Weitere Kabinettsbeschluesse

Bonn. Das Kabinett verabschiedete eine Verordnung, wonach fuer Autobatterien kuenftig ein Pfand von 15 DM erhoben wird, wenn der Kaeufer keine alte Batterie zurueckgibt. Generell koennen Verbraucher saemtliche anderen alten Batterien bei der Verkaufsstelle zurueckgeben. Verabschiedete wurde ferner ein Gesetzentwurf, der flexible Arbeitszeitregelungen erleichtern soll. Betroffene Arbeitnehmer sollen sozial besser abgesichert werden als heute. Eine weitere Verordnung soll dafuer sorgen, dass private Telefonkunden ab dem kommenden Jahr ihre Rechte gegenueber neuen Telefonanbietern geltend machen koennen. Ferner beschloss die Bundesregierung, ihren Atombunker in Mariental an der Aar nicht zu sanieren, sondern aufzugeben.


50 Verletzte bei Zugunglueck in Hannover

Hannover. Beim Zusammenstoss eines Personenzuges mit einem Gueterzug sind am spaeten Nachmittag in Hannover mindestens 50 Menschen verletzt worden. Der Nahverkehrszug Hannover-Celle war aus bisher ungeklaerter Ursache frontal mit dem Gueterzug aus Hamburg zusammengestossen. Von den 22 mit Dieselkraftstoff beladenen Kesselwagen des Gueterzuges explodierten zwei beim Aufprall und gerieten in Brand. Bis zum Abend gelang es er Feuerwehr, die Explosion weiterer Wagen zu verhindern. Der Lokfuehrer des Personenzuges und eine Frau erlitten schwere Verletzungen.


Ruehe sichert rasche Aufklaerung der Bundeswehraffaere zu

Bonn. Bundesverteidigungsminister Ruehe hat eine rasche Aufklaerung des Skandals um den Rechtsextremisten Roeder zugesichert. Ruehe sagte, die Regierung werde morgen vor dem Bundestag alle ihr bekannten Einzelheiten in dem Fall offenlegen. Der Verteidigungsausschuss des Bundestags befasst sich morgen mit der Affaere. Ruehe lehnte erneut einen Ruecktritt wegen der Vorfaelle ab. Seine Aufgabe sei es jetzt, die Bundeswehr vor dem ungerechtfertigten Verdacht zu schuetzen, sie sei mit Rechtsradikalen durchsetzt. Wegen des Auftritts von Roeder bei der Fuehrungsakademie der Bundeswehr vor drei Jahren will die SPD moeglicherweise einen Untersuchungsausschuss beantragen. Im Zusammenhang mit der kostenlosen Abgabe von Bundeswehrfahrzeugen an Roeder hat Aussenminister Kinkel Beamten seines Ministeriums mangelnde Sorgfalt vorgeworfen. Die Beamten, die einen Antrag des von Roeder gegruendeten "Deutsch-russischen Gemeinschaftswerkes" bearbeiteten, haetten es versaeumt, die Hintergruende des Vereins zu pruefen, sagte ein Ministeriumssprecher. Dies ruege und missbillige der Minister. Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Gertz, hat Bundesverteidigungsminister Ruehe zu weiteren Schritten aufgefordert. Gertz sagte, die gestern erfolgte Suspendierung eines Verantwortlichen reiche nicht aus. Man muesse das Klima ausforschen, in dem solche Fehlleistungen gediehen, so etwa die Tatsache, dass keiner der Zuhoerer des Roeder-Vortrages Meldung erstattet habe.


PKK bleibt verboten

Berlin. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ihre Neben- und Unterorganisationen bleiben in Deutschland verboten. Mit dieser Entscheidung wies das Bundesverwaltungsgericht die Klage eines betroffenen kurdischen Vereins zurueck. Die Bundesregierung hatte die PKK nach Anschlaegen auf tuerkische Einrichtungen vor vier Jahren verboten.


Parksuender koennen bereits nach einer Stunde abgeschleppt werden

Kassel. Autos, die ohne gueltigen Parkschein parken, duerfen bereits nach einer Stunde abgeschleppt werden. Das hat der hessische Verwaltungsgerichtshof entschieden. Dies gelte auch dann, wenn der rechtswidrig geparkte Wagen kein Hindernis fuer den Strassenverkehr darstelle, heisst es in dem Urteil. Es sei zulaessig und erforderlich, dass der Platz fuer legal parkende Fahrzeuge freigemacht werde.


Staedtetag wehrt sich gegen Eingriffe des Landes

Stuttgart. Der Staedtetag Baden-Wuerttemberg hat sich nachdruecklich gegen weitere Eingriffe in die eigenen Finanzen durch das Land gewehrt. Der Praesident des kommunalen Spitzenverbandes Schmidt aeusserte zwar Verstaendnis fuer die schwierige Haushaltslage. Er warf der Landesregierung aber zugleich vor, sich nicht ernsthaft um Einsparungen durch strukturelle Veraenderungen zu bemuehen.


Gespraeche ueber Steuer- und Rentenreform

Bonn. Politiker von Koalition und SPD kamen am Abend erneut zu Beratungen ueber die Steuer- und Rentenreform zusammen. Vor dem Spitzengespraech im Bundeshaus aeusserten sich beide Seiten optimistisch, dass zumindest eine Einigung bei der Rente moeglich sei. Um zu verhindern, dass die Rentenbeitraege auf 21 Prozent steigen, erklaerte sich auch die FDP bereit, eine Mehrwertsteuererhoehung mitzutragen. Die SPD verlangte zusaetzlich, dass die sogenannten 610-Mark-Jobs ab 1999 eingeschraenkt werden. Auf der Tagesordnung stand ferner das neue Postgesetz. Die Vorgespraeche darueber waren am Sonntag ergebnislos abgebrochen worden. Kaeme es in dieser Frage zu keiner Einigung, liefe das alte Postgesetz Ende des Jahres ersatzlos aus.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7885
Kanada(1 $)  1,2585
England(1 Pfund)  2,9423
Irland(1 Pfund)  2,5971
Schweiz(100 sfr)  122,880
Frankreich(100 FF)  29,881
Italien(1000 Lit)  1,0215
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1838
Japan(100 Yen)  1,3753
Schweden(100 skr)  22,890
 
Einige Indizes:
DAX:4184,91( aktuell )  
4223.36( Vortagswert )  
Dowjones-Index:8076,27( Stand 17:00 MEZ )  
8110,84( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16686,51
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    08:00 MEZ    12:00 MEZ    17:00 MEZ    20:00 MEZ
B5    17:15 MEZ