GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 19.09.2001



* Aussenminister Fischer verspricht den USA deutsche Unterstuetzung
* Kabinett beschliesst Gesetzentwuerfe zur Terrorbekaempfung
* Tabaksteuer wird zur Finanzierung der Terrorbekaempfung erhoeht
* Scharping bestaetigt Vorbereitungen der Bundeswehr
* Mazedonien will NATO-Einsatz verlaengern
* Doppelmord nach sieben Jahren aufgeklaert
* Fussball
* Boerse
* Gedanken aus der Redaktion zum 11. September 2001



Aussenminister Fischer verspricht den USA deutsche Unterstuetzung

Aussenminister Fischer hat den USA die volle Unterstuetzung Deutschlands beim Kampf gegen den Terrorismus versprochen. Fischer sprach am Nachmittag mit US-Aussenminister Powell. Er habe Powell mitgeteilt, so Fischer, dass Deutschland den USA jede erdenkliche Hilfe anbiete. Auf die Frage, ob damit auch militaerische Hilfe gemeint sei, wollte Fischer nicht eingehen, schloss aber nicht aus, dass es dazu kommen koennte. Deutschland befindet sich nach Worten des Aussenministers mit seinem engsten Verbuendeten in der Anti-Terrorkoalition - und zwar mit allen dafuer notwendigen Mitteln. Die US-Regierung ist bemueht, diese Koalition moeglichst weit zu fassen. Nach Fischer war der russische Aussenminister Ivanow der naechste Gespraechspartner von Collin Powell, Praesident Bush konferiert mit der indonesischen Praesidentin. Die USA sind daran interessiert, das Land mit der groessten muslimischen Bevoelkerung in den Kampf gegen den Terror miteinzubeziehen. Nicht zuletzt, weil Bush den Eindruck vermeiden will, es handle sich um einen Kampf gegen den Islam.


Kabinett beschliesst Gesetzentwuerfe zur Terrorbekaempfung

Das Bundeskabinett hat mehrere Gesetzentwuerfe zur Bekaempfung des Terrorismus beschlossen. Das Bodenpersonal an Flughaefen soll genauer ueberprueft werden. Extremistische Gruppen sollen sich nicht mehr vor einem Verbot schuetzen koennen indem sie sich als Religionsgemeinschaften ausgeben. Auch die Unterstuetzung von Terrorgruppen ausserhalb Deutschlands ist kuenftig strafbar.


Tabaksteuer wird zur Finanzierung der Terrorbekaempfung erhoeht

Bundesfinanzminister Eichel will den Kampf gegen den Terrorismus mit hoeheren Steuern auf Tabak und Versicherungen finanzieren. Er rechne mit drei Milliarden DM Mehrkosten. "Zur Finanzierung soll zum ersten Januar die Tabaksteuer um zwei Cent und die Versicherungssteuer um einen Punkt angehoben werden. Es geht, meine Damen und Herren, um die Sicherheit unseres Landes hier und jetzt. Und deswegen muessen die Massnahmen auch jetzt finanziert werden. Es ist unvorstellbar, dass man das auf Zukunft und auf naechste Generationen vortraegt, das heisst, ueber Schulden finanziert."

Die deutschen Versicherer kritisieren die geplante Erhoehung der Versicherungssteuer. Eine Verbandssprecherin sagte, es sei damit zu rechnen, dass die Kunden zu billigeren, auslaendischen Versicherungen wechseln. Kritik kam auch von der Muenchner Allianz. Angesichts der Anschlaege in den USA habe der Schutz vor Terror zwar absoluten Vorrang, hiess es in einer Stellungnahme. Man muesse sich allerdings fragen, ob es sinnvoll sei, die persoenliche Sicherheit zu verteuern, um mehr oeffentliche Sicherheit zu schaffen.


Scharping bestaetigt Vorbereitungen der Bundeswehr

Verteidigungsminister Scharping hat bestaetigt, dass sich deutsche Soldaten auf einen moeglichen Einsatz gegen Terroristen vorbereiten. Scharping nannte das Kommando "Spezialkraefte" in Calw, sowie Luftlandeeinheiten. Der Minister wollte Berichte nicht bestaetigen, wonach die USA bereits eine Anfrage fuer eine Bundeswehrbeteiligung gestellt haben.


Mazedonien will NATO-Einsatz verlaengern

Die mazedonische Regierung will, dass die NATO-Soldaten laenger im Land bleiben. Die Operation "Essential Harvest" zur Entwaffung der albanischen Rebellen soll eigentlich in einer Woche zuende gehen. Der mazedonische Praesident bat die NATO, nach dem 26. September eine neue Mission zu starten. Wie es in Bruessel hiess, fragte er an, ob die NATO bereit sei, ein kleines Kontingent dazulassen oder aber eine neue Truppe zu entsenden. Ihre Aufgabe sollte sein, fuer den Schutz der internationalen Beobachter zu sorgen, die von der OSZE und der Europaeischen Union nach Mazedonien entsandt sind. Die NATO-Botschafter haetten heute den militaerischen Planungsstab beauftragt, fuer eine solche Mission Konzepte zu erarbeiten. Wann ueber eine neue NATO-Aufgabe in Mazedonien entschieden wird, ist noch nicht klar. Kommende Woche wollen sich erst einmal die Verteidigungsminister der NATO bei ihrem Treffen in Neapel mit der Frage befassen.


Doppelmord nach sieben Jahren aufgeklaert

Limburg. Der Doppelmord an zwei Schuelerinnen im hessischen Limburg ist nach sieben Jahren offenbar aufgeklaert. Die Polizei nahm einen Mann aus Rheinland-Pfalz als Tatverdaechtigen fest. Die Polizei kam dem 41jaehrigen durch einen Gentest bei mehr als 1.000 Maennern auf die Spur. Das Motiv fuer die Toetung der beiden 16jaehrigen Maedchen ist noch nicht bekannt.


Fussball

UEFA-Pokal:
KVC Westerlo - Hertha BSC Berlin  0:2

Champions-League:
Borussia Dortmund - Liverpool  0:0



Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  2,1085 DM= 1.0780 Euro
Kanada(1 $)  1,3396 DM= 0.6849 Euro
England(1 Pfund)  3,0873 DM= 1.5785 Euro
Schweiz(100 sfr)  132,0080 DM= 67.494 Euro
Japan(100 Yen)  1,7970 DM= 0.9187 Euro
Schweden(100 skr)  20,1217 DM= 10.288 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:4082,44( aktuell )  
Dow-Jones-Index:8714,08( Stand 17:00 MESZ )  
8903,40( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:9939,60
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Gedanken aus der Redaktion zum 11. September 2001

DIES IRAE

Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux aeterna luceat eis ...

So beginnt die Requiem-Messe, die althergebrachte Totenliturgie der katholischen Kirche. "Gib ihnen, Herr, die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen."

Diese Worte kommen uns in den Sinn angesichts der grauenhaften Ereignisse am Dienstag, den 11. September 2001. Ein verabscheuungswuerdiges Verbrechen, nicht gegen die USA, sondern gegen die Menschheit. Davon unberuehrt bleiben, oder gar applaudieren, das waere nur moeglich fuer jemanden, der kein menschliches Gefuehl in sich traegt. Ganz gleich, ob man fuer oder gegen die amerikanische Nation und ihre Politik ist, oder ihnen gleichgueltig gegenuebersteht. Die hunderte von Menschen in den Flugzeugen, die tausende, die dabei waren, einen normalen Arbeitstag in den betroffenen Gebaeuden zu beginnen, sie waren nicht an erster Stelle Amerikaner oder Englaender oder Deutsche oder Brasilianer. Sie waren Menschen. Menschen mit dem gleichen Recht auf das von Gott verheissene Leben in voller Genuege, wie wir alle. Sie wurden auf grauenvolle und barbarische Weise dahingemaeht - vergleichbar nur, in anderem Massstab, mit den Greueltaten der Nazis. Wir irren sicher nicht, wenn wir annehmen, dass unter ihnen Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Shintoisten, Atheisten waren - was immer. Sie wurden alle dahingerafft.

Dies irae, dies illa solvet saeclum in favilla...

heisst es weiter in der Messe. "Jener Tag, der Tag des Zorns, der die Welt in Asche verwandelt..."

Die drei grossen monotheistischen Religionen - Judentum, Christentum und Islam - verkuenden einstimmig einen Gott der Liebe, einen barmherzigen Gott, der die Liebe zwischen den Menschen will. Die unmenschlichen Taeter scheinen muslimische Fundamentalisten gewesen zu sein. Ihre Lehrer hatten ihnen eingeblaeut, dass eine solche Tat sie unmittelbar ins Paradies fuehrt. Aber das ist eine Perversion des Islam. Eine Perversion, die wir aber auch in den anderen beiden Religionen finden. Wer erinnert sich nicht an den Kollektivselbstmord einer fundamentalistischen "christlichen" Sekte vor einigen Jahren - also auch unter uns Christen gibt es solche Verzerrungen, die hier nur zufaellig einen anderen Weg gegangen sind.

Fundamentalismus auf allen Gebieten fuehrt zum Fanatismus, und dieser dient ueblicherweise dazu, den Willen einer kleinen Gruppe, oder gar eines Einzelnen, allen anderen aufzuzwingen. Fundamentalismus gibt es uebrigens nicht nur in der Religion. Wir kennen auch kapitalistischen oder sozialistischen Fundamentalismus. Auf alle Faelle ist Fundamentalismus die Antithese der Demokratie, deren er sich bedient, um seine verderblichen Ziele zu erreichen.

Wir muessen es verstehen, dass im ersten Augenblick die Menschen in den Vereinigten Staaten von Hass und Rachedurst erfuellt sind. Wer waere das nicht an ihrer Stelle? Wir muessen aber auch hoffen, dass sie nach dem ersten Trauma wieder zur Besinnung kommen. Wenn aus dieser Tragoedie ein Rachefeldzug des kapitalistischen gegen den islamischen Fundamentalismus wird, dann gibt es ein Blutbad, vor dem die Schrecken des zweiten Weltkrieges verblassen werden. Wir muessen hoffen, dass unsere Brueder und Schwestern dort sich besinnen und erkennen, dass man nicht ganze Voelker, Staaten oder Nationen ausradieren kann, weil einige Wenige von ihnen sich als verabscheuungswuerdige Verbrecher gezeigt haben. Gerechtigkeit ausueben - sicherlich. Aber nicht zur Rache schreiten, zumal auf keinen Fall erwiesen ist, an wem man sich ueberhaupt zu raechen haette. Auch muessen sie verstehen, dass dies im Grossen gesehen auch eine Folge der Globalisierung ist. Nicht nur Handel und Finanzmaerkte werden globalisiert. Globalisiert wird auch in zunehmendem Mass der Schrei der Entrechteten. Moegen sie diesen Schrei hoeren und sich dessen bewusst werden, dass eine ungerechte Weltordnung immer und ewig die Gefahr von Explosionen, wie wir sie am 11. September gesehen haben, in sich birgt.

Wenn der Tod dieser Tausende von Bruedern und Schwestern zum Tod und zur Vernichtung Abertausender (oder gar Millionen?) weiterer Menschen fuehrt, dann allerdings wird er umsonst gewesen sein. Wenn er aber - nach der gerechten Bestrafung der identifizierbaren Mittaeter - zu einem Ueberdenken und einer Richtungsaenderung in der globalen Politik fuehren sollte, dann waren sie Maertyrer fuer eine bessere und gerechtere Welt.

Die Requiem-Messe schliesst mit den Worten

Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis, cum sanctis tuis in aeternum, quia pius es.

"Gib Ihnen, Herr, die ewige Ruhe, und lasse ihnen das ewige Licht leuchten, mit deinen Heiligen in Ewigkeit, denn Du bist barmherzig".

Hermann Evelbauer


Quellen

SWR 3    19:00 MESZ
SWR 4    21:00 MESZ