GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 06.08.1998



* Leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli
* OECD erwartet 2.75 Prozent Wirtschaftswachstum fuer Deutschland
* DGB: 60.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz ?
* Riester: Weihnachtsgeld fuer Altersvorsorge ansparen
* Spurensuche in Berlin
* Suessmuth appelliert an Zeman
* Hardthoehe weist FDP-Forderungen zurueck
* Boerse



Leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist seit Januar erstmals wieder leicht gestiegen. 4.130.000 Menschen meldeten sich im Juli bei den Arbeitsaemtern erwerbslos, im Vergleich zum Juni waren das gut 59.000 mehr. Entsprechend stieg die Quote von 10.5 auf 10.7 Prozent. Der Vizepraesident der Bundesanstalt fuer Arbeit, Leven, sagte: "Diese Zunahme ist nur knapp halb so gross wie im Schnitt der vergangenen Jahre. Das macht deutlich, der aktuelle Anstieg beruht allein auf jahreszeitlichen Einfluessen. Wie in jedem Juli haben auch in diesem Jahr quartalsgebundene und urlaubsbedingte Entlassungen die Arbeitslosigkeit voruebergehend steigen lassen, ebenso die Beendigung betrieblicher und schulischer Ausbildungsverhaeltnisse." Der deutsche Gewerkschaftsbund sieht in den neuen Zahlen keinen Hinweis auf Fortschritte am Arbeitsmarkt, Bundeswirtschaftsminister Rexrodt sprach hingegen von einer Trendwende zum Besseren. Saisonbereinigt zeigen die Zahlen aus Nuernberg nach Rexrodts Ansicht, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt bessert. Ein noch staerkerer Abbau der Arbeitslosigkeit werde immer wahrscheinlicher, stellt der Minister fest. CDU-Generalsekretaer Peter Hinze erklaert, die Zahl der Erwerbslosen sei im Vergleich zum Vorjahr um fast eine Viertelmillion zurueckgegangen, erstmals in sechs Jahren steige die Zahl der Beschaeftigten in den alten Bundeslaendern wieder an. Fuer Ostdeutschland sagt Hinze eine aehnliche Entwicklung voraus. Der SPD-Sozialexperte Ottmar Schreiner kann eine Trendwende jedoch nicht erkennen: "Die Arbeitslosigkeit verharrt nach wie vor auf einem hohen Niveau, auch Herr Jagoda sagte, dass er das Wort Trendwende nicht benutzt und Jagoda ist wirklich Experte auf dem Feld. Also von Trendwende koennte erst dann gesprochen werden, wenn wir einen kontinuierlichen und spuerlichen Rueckgang der Arbeitslosigkeit haetten - davon kann zur Zeit nicht gesprochen werden." Schreiner hielt den Bonner Regierungsparteien vor, mit mehr Geld fuer Arbeitsbeschaffungsmassnahmen Wahlkampf zu betreiben. Ein Vorwurf, den die CSU-Landesgruppe im Bundestag zurueckwies. Sie erklaerte, die Zahl der Teilnehmer in ABM-Programmen liege nur wenig hoeher als im vergangenen Jahr. Der Beschaeftigungsaufschwung sei echt.


OECD erwartet 2.75 Prozent Wirtschaftswachstum fuer Deutschland

Die Organisation fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Enwicklung, OECD, erwartet in diesem Jahr fuer Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 2.75 Prozent. Im kommenden Jahr soll es sich auf etwa 3 Prozent beschleunigen, schaetzt die OECD in ihrem heute veroeffentlichten Deutschlandbericht. Danach wird aber das Wachstum nicht stark genug sein, um einen sehr deutlichen Abbau der Arbeitslosigkeit zu bewirken. Im Jahresschnitt rechnet die OECD mit 4.4 Millionen Arbeitslosen. Ein Lob gibt es fuer Finanzminister Waigel, weil im letzten Jahr die Ausgaben des Bundes deutlich zurueckgefahren und die Maastricht-Kriterien fuer die Euro-Teilnahme erfuellt wurden. Allerdings bezweifeln die OECD-Experten, dass es der Bundesregierung beim bisherigen Spar- und Reformtempo gelingt, die Steuerlast zu senken und gleichzeitig die Staatsquote auch mittelfristig herunterzufahren.


DGB: 60.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz ?

Der deutsche Gewerkschaftsbund befuerchtet, dass in diesem Jahr 60.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz bleiben. Zur Bewaeltigung der Durststrecke fordert der DGB ein Umlagefinanzierungsgesetz mit einem Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben. Der DGB ist skeptisch, dass die Erfolgsmeldungen der Bundesregierung, von Industrie und Handwerk ueber eine nachhaltige Besserung am Lehrstellenmarkt wirklich stimmen. DGB-Vorstandsmitglied Regina Goerner rechnete heute vor der Presse in Duesseldorf vor, dass nur in der Industrie geringfuegig mehr Ausbildungsplaetze angeboten werden, beim Handwerk aber um 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Der oeffentliche Dienst bietet bundesweit gerade einmal 40 Stellen mehr an. Ihr Urteil: "Die Zuversicht der Bundesregierung und der Wirtschaft ist offenbar durch nichts anderes begruendet, als durch den bevorstehenden Wahltermin. Die erhofften positiven Auswirkungen der Konjunkturentwicklung sind jedenfalls auf dem Lehrstellenmarkt so wenig erkennbar wie auf dem Arbeitsmarkt." Ohne eine Umlagefinanzierung - sprich Ausbildungsplatzabgabe - wird sich die Lage nicht aendern. Appelle an die Wirtschaft und finanzielle Anreize reichen nicht aus.


Riester: Weihnachtsgeld fuer Altersvorsorge ansparen

Der designierte SPD-Arbeitsminister Riester hat vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer ihr Weihnachtsgeld fuer die Altersvorsorge ansparen sollen. Diese muesste von Steuern und Sozialabgaben freigehalten werden, sagte Riester in einem Interview der "Berliner Zeitung". Der notwendige Spielraum muesse durch eine Steuerreform geschaffen werden.


Spurensuche in Berlin

Zwei Tage nach dem Einsturz eines Wohnhauses im Bezirk Steglitz sind die Truemmer bis zum Keller abgetragen worden. Jetzt geht es an die Spurensuche: Teile einer Gasanlage wurden bereits sichergestellt, Experten untersuchten weitere Leitungen im Laufe des Nachmittags. Am wahrscheinlichsten ist nach wie vor, dass das Haus nach einer Gasexplosion eingestuerzt ist. 21 Menschen waren in dem vierstoeckigen Haus gemeldet, sieben von ihnen haben das Unglueck nicht ueberlebt.


Suessmuth appelliert an Zeman

Bundestagspraesidentin Rita Suessmuth hat den tschechischen Ministerpraesidenten Zeman gebeten, seine umstrittene Aeusserungen ueber die Sudetendeutschen zurueckzunehmen. Sie sprach sich zugleich gegen die Forderung der CSU aus, die Beitrittsverhandlungen der Europaeischen Union mit Tschechien auszusetzen.


Hardthoehe weist FDP-Forderungen zurueck

Das Bundesverteidigungsministerium hat die Forderung von FDP-Generalsekretaer Guido Westerwelle nach einer Reform der Bundeswehr als unbegruendet zurueckgewiesen. Strukture und Laenge des Wehrdienstes entspraechen den kuenftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen im Rahmen der NATO, erklaerte der Sprecher.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7688
Kanada(1 $)  1,1635
England(1 Pfund)  2,8910
Irland(1 Pfund)  2,5130
Schweiz(100 sfr)  118,750
Frankreich(100 FF)  29,826
Italien(1000 Lit)  1,0135
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1784
Japan(100 Yen)  1,2245
Schweden(100 skr)  22,277
 
Einige Indizes:
DAX:5564,80( aktuell )  
5581,53( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:8566,61( Stand 17:00 MESZ )  
8546,78( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:15876,22
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B3    11:00 MESZ    13:00 MESZ
B5    16:30 MESZ