GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 08.05.1997



* Herzog erhaelt Karlspreis der Stadt Aachen
* Ex-Bundestagspraesident und -Verteidigungsminister von Hassel gestorben
* Eroeffnung des 49. Deutschen Juristentages in Frankfurt
* SPD plant Initiative zur Foerderung von Forschung und Bildung
* Einigung im Tarifkonflikt im Baugewerbe
* Unzufriedenheit ueber den Schlichterspruch in der Bauwirtschaft
* Grossauftrag aus Neuseeland an Siemens-Konzern
* Gegensaetzliche Bewertungen der Bahnreform
* BMW und Chrysler bauen Motorenwerk in Brasilien
* Juedischer Friedhof geschaendet
* Skinheads verpruegeln Passagiere in Berliner Strassenbahn
* Tennis: Becker in Hamburg ausgeschieden, Haas weiter



Herzog erhaelt Karlspreis der Stadt Aachen

Bundespraesident Herzog ist fuer seinen Beitrag zur europaeischen Einigung mit dem internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet worden. Der spanische Koenig Juan Carlos wuerdigte Herzog als Verfechter des Dialogs zwischen den Kulturen. Zudem rief er dazu auf, jegliche Befangenheit gegen die Erweiterung der Europaeischen Union abzulegen. In seiner Dankesrede ging auch Herzog auf diesen Aspekt ein. Er sagte, der europaeische Einigungsprozess muesse in Gang gehalten werden. Es gelte ferner, diesen Prozess aus seinen periodisch auftretenden Versandungen zu befreien. Gegenwaertig verdraengten Sicherheitsdenken, Besitzstandswahrung und Angst vor Wohlstandseinbussen die Bereitschaft zum Wagnis, fuegte der Bundespraesident hinzu. Er warnte davor, die Einigung Europas nur als eine wirtschaftspolitische Aufgabe zu sehen. Europa sei mehr als ein Markt und erst recht mehr als ein kuenftiger Waehrungsraum. Der Bundespraesident rief weiter dazu auf, die Kultur der Freiheit als geistiges Fundament Europas wieder klar herauszustellen. Herzog ist nach Walter Scheel und Karl Carstens das dritte deutsche Staatsoberhaupt, das diese Auszeichnung erhaelt. Der mit 5000 DM dotierte Karlspreis wird seit 1950 an Personen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.


Ex-Bundestagspraesident und -Verteidigungsminister von Hassel gestorben

Der fruehere Bundestagspraesident und Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel ist tot. Der 84jaehrige erlitt nach Angaben eines Sprechers der Stadt Aachen bei der Feier zur Karlspreisverleihung einen Herzstillstand. Der CDU-Politiker war von 1954 bis 1963 Ministerpraesident von Schleswig-Holstein. Danach loeste er Franz-Joseph Strauss als Verteidigungsminister ab. Seine Amtszeit war gepraegt von zahlreichen Abstuerzen der Bundeswehrmaschinen vom Typ Starfighter, die sein Vorgaenger Strauss eingekauft hatte. Er war Bundestagspraesident von 1969 bis 1972. Danach konzentrierte er sich auf die Europapolitik. Bundespraesident Herzog wuerdigte von Hassel als grossen Europaeer und ueberzeugten Demokraten. Auch Bundestagspraesidentin Suessmuth lobte das europaeische Engagement ihres Vorgaengers.


Eroeffnung des 49. Deutschen Juristentages in Frankfurt

Fuer flexiblere Arbeitszeiten und Einkommen hat sich Bundesjustizminister Schmidt-Jorzig ausgesprochen. Zur Eroeffnung des 49. Deutschen Anwaltstages in der Frankfurter Paulskirche forderte der FDP-Politiker, auch liebgewonnene Besitzstaende anzutasten. Der hessische Justizminister von Plotnitz und DAV-Praesident Busse wiesen Kritik zurueck, die Anwaltschaft trage zur Verschleppung von Strafverfahren bei. Sie bemaengelten zudem die Juristenausbildung in Deutschland. Sie sei nicht nur ueberdurchschnittlich lang, sondern auch staatsorientiert. Der Anwaltstag, an dem 1500 Juristen teilnehmen, dauert noch bis Samstag.


SPD plant Initiative zur Foerderung von Forschung und Bildung

Die SPD will eine Innovationsoffensive Steueranreizen und mehr Geld fuer Forschung und Bildung starten. Damit soll Deutschland als High-Tech-Land wieder international wettbewerbsfaehig gemacht werden. Das Konzept der SPD-Kommission "Fortschritt 2000" soll im Oktober erstmals vorgestellt werden. Das Grundlagenpapier liegt der Deutschen Presseagentur vor. Innovation, Bildung und Forschung gehoeren zu den Kernthemen der SPD fuer den bevorstehenden Bundestagswahlkampf.


Einigung im Tarifkonflikt im Baugewerbe

Die Schlichtungskommission unter Vorsitz des CDU-Politikers Geissler hatte sich mit einer knappen Mehrheit in der vergangenen Nacht auf folgende Punkte geeinigt: Kranke Bauarbeiter bekommen in den ersten 3 Wochen 80% Lohn, in den folgenden 3 Wochen 100%. Dafuer wird ihnen vom 13. Monatsgehalt etwas abgezogen. Das 13. Monatsgehalt wird zudem generell auf 77% gekuerzt. Die Bauarbeiter in Westdeutschland bekommen rueckwirkend zum 1. April 1,3% mehr Lohn, fuer die ostdeutschen Bauarbeiter gibt es keinen neuen Tarif.


Unzufriedenheit ueber den Schlichterspruch in der Bauwirtschaft

Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg lehnt den Schlichterspruch fuer das Baugewerbe ab. Der Spruch gehe an der Wirklichkeit der Bauwirtschaft in Berlin und Brandenburg vorbei, heisst es zur Begruendung. Auch die Bau-Arbeitgeber und die Gewerkschaften sind anscheinend unzufrieden mit dem Ergebnis, das ihre Abgesandten und der Schlichter Geissler erzielt haben. IG Bau und Arbeitgeber sind gleichermassen enttaeuscht ueber die Regelung fuer die Lohnfortzahlung bei Krankheit. Wenn die Tarifkommissionen der Arbeitgeber und der Gewerkschaft in den naechsten 14 Tagen den Schlichterspruch ablehnen, koennte es doch noch Streiks in der Bauwirtschaft geben.


Grossauftrag aus Neuseeland an Siemens-Konzern

Der Siemens-Konzern hat zwei Grossauftraege aus Neuseeland bekommen. Siemens wird dort das groesste Gas- und Dampf-Turbinenkraftwerk bauen und fuer die Post eine automatische Sortieranlage einrichten. Allein der Auftragswert fuer das Kraftwerk in Neuseeland liegt bei knapp 300 Millionen DM.


Gegensaetzliche Bewertungen der Bahnreform

Durch die Bahnreform haben die Steuerzahler nach den Worten des scheidenden Vorstandschefs der Deutschen Bahn AG, Birr, an die 20 Milliarden DM gespart. Birr sagte der Leipziger Volkszeitung, vor der Reform habe die Bahn 1993 rund 36 Milliarden DM mehr ausgegeben als eingenommen. Jetzt schreibe das Unternehmen Gewinn. Der Bundesrechnungshof hat sich Mitte Maerz hingegen kritisch zur Bahnreform geaeussert. In einem Pruefbericht vertrat er die Auffassung, die Umwandlung der Bahn in eine Aktiengesellschaft habe die Erwartungen bislang nicht erfuellt. Die erhofften unternehmerischen Erfolge seien noch nicht eingetreten, so der Bundesrechnungshof.


BMW und Chrysler bauen Motorenwerk in Brasilien

BMW und der amerikanische Autokonzern Chrysler bauen ein gemeinsames Motorenwerk in Brasilien. Die beiden Konzerne wollen rund 870 Millionen DM investieren und dort bis zu 1200 Arbeitsplaetze schaffen. Gebaut werden sollen Motoren fuer kleinere Fahrzeuge von Chrysler und der britischen BMW-Tochter Rover.


Juedischer Friedhof geschaendet

Der juedische Friedhof im rheinland-pfaelzischen Busenberg bei Pirmasens ist in der vergangenen Nacht geschaendet worden. Die Taeter warfen 25 Grabsteine um und spruehten Hakenkreuze und antijuedische Hetzparolen auf die Grabmale. Eine Sonderkommission der Polizei ermittelt. Der Friedhof war 1994 schon einmal geschaendet worden, ohne dass die Taeter ermittelt werden konnte.


Skinheads verpruegeln Passagiere in Berliner Strassenbahn

Skinheads haben in einer Strassenbahn in Berlin-Koepenick mehrere Fahrgaeste verpruegelt. Eine Gruppe von etwa 20 Schlaegern fiel ueber die Passagiere her und verletzte mindestens 3 von ihnen. Die Polizei konnte 3 Skinheads festnehmen.


Tennis: Becker in Hamburg ausgeschieden, Haas weiter

Boris Becker ist bei der Offenen Deutschen Meisterschaft in Hamburg ausgeschieden. Er verlor im Achtelfinale gegen den Spanier Felix Mantilla in 2 Saetzen. Becker uebte nach seinem Ausscheiden harte Kritik an den Direktoren der ATP-Turniere. Becker erklaerte, die Turnierdirektoren strengten sich an, die aelteren Spieler aus dem Wettbewerb zu draengen. Becker bemaengelte den Trend, die Bodenbelaege bei Hartplatz- und Hallenturnieren langsamer zu machen. Thomas Haas hat das Viertelfinale erreicht. Er schlug Oliver Gross in 3 Saetzen.


Quellen

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SWF3    17:00 MESZ    20:00 MESZ
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