GERMAN NEWS DEUTSCHE AUSGABE Sa, 29.01.2000 * CDU-Affaere * CDU-Rechenschaftsberichte * Rau sieht Politik in Glaubwuerdigkeitskrise * Scharping nimmt Rau in Schutz * Untersuchungen im Fall Glogowski * Atomausstieg * Demonstration * Orkantief |
CDU-Affaere |
Nach einem Bericht der Welt am Sonntag flossen grosse Geldbetraege
von der hessischen CDU vermutlich auch an die Bundespartei.
Die Welt am Sonntag meldet, dies ergebe sich aus dem ersten
Zwischenbericht der Wirtschaftspruefer ueber die Zahlungsstroeme und
Transaktionen der hessischen CDU im In- und Ausland. Die CDU
verspricht sich weiteren Aufschluss auch vom Abschlussbericht Weyrauchs,
der seit heute vorliegt. Er umfasst mehrere tausend Seiten. Ueber den
Inhalt koenne noch nichts gesagt werden, so ein Parteisprecher.
Die Auswertung werde eine Woche dauern. Weyrauch gilt als eine der
Schluesselfiguren des Finanzskandals. Er hatte 28 Jahre als
Rechnungspruefer fuer die Landes-CDU gearbeitet, parallel dazu war er auch
fuer die Bundes-CDU taetig. Weyrauch wird vorgeworfen, 1983 mindestens
18 Millionen Mark in die Schweiz verschoben zu haben. Das Magazin Focus
berichtet, Weyrauch habe die CDU vor einem politischen Erdbeben gewarnt,
sollte er zu einer umfassenden Aussage gezwungen werden. Das CDU-Praesidium
erwaegt rechtliche Mittel gegen den frueheren Wirtschaftspruefer. Es will
vor allem wissen, ob es auch schwarze Konten der Bundes-CDU in der
Schweiz gibt. Laut Focus hat Weyrauch der Partei mit den Worten gedroht:
wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, dann wackelt die Republik. Nach
Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel fuehrt die Spur der
hessischen CDU-Millionen auch nach Paraguay. Der damalige Schatzmeister
Prinz zu Sayn-Wittgenstein und Weyrauch haetten Kontakte nach Paraguay
genutzt, um eine Legende fuer angebliche Vermaechtnisse konstruieren zu
koennen. Ein bestechlicher Arzt habe falsche Totenscheine organisiert. |
CDU-Rechenschaftsberichte |
Das Pruefungsunternehmen Ernst & Young, das die CDU-Rechenschaftsberichte
ueberprueft hat, steht der CDU offenbar naeher als bisher angenommen
wurde. Nach Informationen des Spiegel arbeiten die von CDU-Chef Schaeuble
wegen ihrer Unabhaengigkeit gelobten Wirtschaftspruefer schon seit
Jahren fuer die Partei. Ernst & Young sei auch fuer die Ueberpruefung
des franzoesischen Mineraloelkonzerns Elf-Aquitaine und der
Leuna-Raffinerie zustaendig gewesen. Beim Kauf der Raffinerie soll Elf
rund 85 Millionen Mark Schmiergelder gezahlt haben. |
Rau sieht Politik in Glaubwuerdigkeitskrise |
Bundespraesident Rau sieht angesichts der juengsten CDU-Affaeren die
Politik in einer Glaubwuerdigkeitskrise. Zum Schweigen von
Altbundeskanzler Kohl ueber die anonymen Geldspender sagte Rau der
Bildzeitung: er koenne Kohl nichts raten, das befreiende Wort koenne aber
nur von denen kommen, die bisher schweigen. |
Scharping nimmt Rau in Schutz |
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Scharping hat Bundespraesident Rau
in der Flugaffaere in Schutz genommen. Im Suedwestrundfunk sagte
Scharping, er finde es voellig in Ordnung, wennn ein vielbeschaeftigter
Politiker eine Dienstreise mit einem anderen Termin verbinde. Der
stellvertretende CDU-Vorsitzende Wulff fordert, dass Rau zuruecktritt. Nach
Presseberichten soll Rau auf Kosten der Westdeutschen Landesbank zu
Wahlkampfauftritten und in den Urlaub geflogen sein. Raus Anwalt
bezeichnete diese Berichte als falsch. |
Untersuchungen im Fall Glogowski |
In der niedersaechsischen Staatskanzlei soll ein Schriftstueck in den
Akten des fruehreren Ministerpraesidenten Glogowski gefaelscht worden
sein. Ein Sonderermittler untersucht den Fall Glogowski, unter anderem
geht es um die Frage, ob Glogowski fuer eine Reise bezahlen wollte oder
nicht. |
Atomausstieg |
Die Stromkonzerne lehnen das Angebot der Regierung ab, die Laufzeiten von
Atomkraftwerken auf 30 Jahre zu begrenzen. Die Konzerne wollen
35 Jahre durchsetzen, ohne Ausfall- und Wartungszeiten. Das sagte der
Vorstandssprecher der Hamburgischen Elektrizitaetswerke Timm der Welt
am Sonntag. Wenn die Regierung bei ihrem Angebot von 30 Jahren bleibe,
drohten Schadenersatzklagen der Industrie von etwa 35 Milliarden Mark
so Timm. |
Demonstration |
Etwa 500 Rechtsextreme haben in Berlin gegen das geplante
Holocaust-Mahnmal demonstriert. Zu der Kundgebung auf dem Mahnmal-Gelaende
hatte die NPD aufgerufen. Die urspruenglich verbotene Demonstration war
vom Berliner Verwaltungsgericht erlaubt worden. |
Orkantief |
Ein Orkantief soll heute abend ueber Norddeutschland hinwegziehen.
Besonders bedroht sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes die
Nord- und Ostseekueste sowie die Hochlagen der Mittelgebirge. Auf dem
Brocken seien am Mittag bereits Orkanboeen mit 165 Stundenkilometern
gemessen worden. Es sei mit grossen Sturmschaeden zu rechnen. In
Baden-Wuerttemberg stuerzte ein Baum auf ein Auto und toetete die
Beifahrerin. Darueber hinaus kam es wegen des Sturmtiefs im Suedwesten
zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. |
Quellen |
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