GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 16.11.1998



* Schroeder schliesst weiter Kredite an Russland vorerst aus
* Deutsch-franzoesischer Gipfel im Bonn
* Fahndungserfolg noch nicht offiziell
* Herzog wuerdigt Teddy Kollek
* Loescharbeiten verzoegern sich
* Boerse



Schroeder schliesst weiter Kredite an Russland vorerst aus

Nach den direkten Nachbarn in West und Ost wendet sich die neue Bundesregierung jetzt dem Verhaeltnis zu Russland zu. Schon unmittelbar nach der Wahl hatte Bundeskanzler Schroeder klar gemacht, dass er die Beziehungen auf eine breitere Basis stellen will, soll heissen weniger Maennerfreundschaft und dafuer mehr Kontakte zu den politischen Kraeften im Land. Die Probleme, die er im Verlauf seines Antrittsbesuchs in Moskau eroertern muss, sind freilich die alten geblieben. Die Moeglichkeiten Deutschlands sind ausgeschoepft, so Bundeskanzler Schroeder heute in Moskau, es gibt keine weitere direkte finanzielle Hilfe fuer das krisengeschuettelte Russland. Dafuer konkrete projektbezogene Zusammenarbeit und verstaerkte Beratung fuer die russische Seite. Bei seinem Antrittsbesuch in Moskau nach Gespraech und Mittagessen mit Premier Primakov erklaerte Schroeder, das gerade vorgelegte Wirtschaftsprogramm der russischen Regierung sei ein guter Anfang, um bislang zurueckgehaltene IWF- und Weltbankkredite zu erhalten. Dieses Programm international akzeptabel zu machen koennte eine wichtige Aufgabe Deutschlands sein. Schroeder wie Primakov erklaerten, die Kontakte zwischen beiden Laendern seien wichtig und sollten in Zukunf auf eine breitere Basis gestellt werden, unabhaengig von den Regierungen. Politisch, so Gerhard Schroeder, habe es grosse Uebereinstimmungen in europaeischen Sicherheitsfragen gegeben. Schroeder dankte Primakov fuer dessen Einsatz bei der Bewaeltigung der Irak-Krise. Morgen frueh trifft Gerhard Schroeder kurz mit Russlands Praesident Boris Jelzin zusammen.


Deutsch-franzoesischer Gipfel im Bonn

Der Bonner Petersberg war heute wieder Schauplatz des deutsch- franzoesischen Wirtschaftsrates. Zweimal im Jahr treffen sich Finanzpolitiker beider Laender um oekonomische und monetaere Entscheidungen beider Laender miteinander abzustimmen. Fuer die Finanzminister war es bereits die zweite Begegnung nach dem Regierungswechsel. Um so schneller konnten sich die beiden den zentralen Sachthemen zuwenden, also der europaeischen Waehrungsunion und den globalen Wirtschaftskrisen. Wenn der Euro kommt muss es auch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik geben. Diesen Kurs haben Finanzminister Lafontaine und sein franzoesischer Kollege Strauss-Kahn festgeschrieben. Die europaeische Zentralbank allein koenne nicht fuer stabilere Verhaeltnisse sorgen, sagt Lafontaine. "Wenn wir einen Waehrungsraum haben sind wir gehalten, eine europaeische Wirtschafts- und Finanzpolitik zu finden, die der Waehrungspolitik gegenuebersteht. Und dazu ist es notwendig, dass wir alle Massnahmen ergreifen, um mehr Wachstum zu haben, weil nur mehr Wachstum letztendlich auch zu mehr Beschaeftigung fuehrt." Bonn und Paris wollen sich ausserdem dafuer einsetzen, dass bis Mitte naechsten Jahres die europaeischen Unternehmenssteuersaetze angeglichen werden. Steueroasen sollen nun ausgetrocknet werden. Ausserdem unterstuetzt Frankreich die deutsche Forderung, weniger in die EU-Kasse einzuzahlen. Den vieldiskutierten Zinsstreit mit der Bundesbank erklaerte Lafontaine zu einem Missverstaendnis. Er habe nie die deutschen Waehrungshueter gemeint, sondern auf die Bedeutung einheitlich niedriger Zinssaetze nach dem Eurostart hinweisen wollen, sagte der Finanzminister.


Fahndungserfolg noch nicht offiziell

Im Zusammenhang mit der Erpressung des Lebensmittelherstellers Thomy ist die Polizei offenbar ein grosses Stueck vorangekommen. Einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zufolge wurde ein Tatverdaechtiger bereits im September festgenommen. Seitdem sitze er in Untersuchungshaft. Die Frankfurter Kripo bestaetigt den Zeitungs- bericht, wollte sich aber nicht weiter auessern. Morgen soll es eine Pressekonferenz geben. Thomy wird seit mehr als zwei Jahren erpresst. Immer wieder waren in Supermaerkten mit Blausaeure versetzte Lebensmittel aufgetaucht. Der Erpresser forderte von dem zum Nestle-Konzern gehoerenden Unternehmen 25 Millionen DM in Rohdiamanten.


Herzog wuerdigt Teddy Kollek

Der Bundespraesident hat dem ehemaligen Buergermeister von Jerusalem das Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen. Kollek sei ein Fuersprecher und Freund Deutschlands, sagte Herzog bei seinem Besuch in der israelischen Hauptstadt. Der heute 87jaehrige war bis 1993 fast 30 Jahre Buergermeister von Jerusalem. In dieser Funktion hatte er sich besonders fuer das friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern eingesetzt.


Loescharbeiten verzoegern sich

Die Loescharbeiten an Bord des vor Amrum gestrandeten Frachters Pallas stehen kurz vor dem Abschluss. Trotz neuer Schwierigkeiten soll die Brandbekaempfung auf dem Schiff voraussichtlich morgen abgeschlossen sein. Der Riss an dem Wrack hat sich nach Angaben der Bergungsleitung nicht veraendert, insgesamt sind bislang 38 Tonnen Oel aus dem Schiff ausgelaufen. Heute kamen die Loescharbeiten nicht wie vorgesehen voran. Bergungsleiter Pete Nauter sagte, es seien ueberraschend Komplikationen aufgetreten. Deshalb koenne der Brand nicht wie geplant am Abend, sondern erst bis morgen geloescht werden. Beim Fluten des Wracks sei unvorhergesehen noch teils trockenes Holz entdeckt worden, das sich entzuendet habe. Voraussichtlich morgen soll die Hubinsel Barbara vor Amrum eintreffen. Nach Loeschung des Brandes soll dann moeglichst schnell mit dem Abpumpen der rund 600 Tonnen Schweroel und der etwa 150 Tonnen Dieseloel begonnen werden. Die Wetterlage vor Amrum ist weiter stabil, die Straende waren weitgehend frei von weiteren Verschmutzungen. Die Zahl der durch das Oel getoeteten Seevoegel stieg auf 3.200.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6674
Kanada(1 $)  1,0745
England(1 Pfund)  2,7885
Irland(1 Pfund)  2,4878
Schweiz(100 sfr)  121,3450
Frankreich(100 FF)  29,8230
Italien(1000 Lit)  1,0107
Oesterreich(100 oeS)  14,2130
Spanien(100 Ptas)  1,1761
Japan(100 Yen)  1,3757
Schweden(100 skr)  20,6450
 
Einige Indizes:
DAX:4783,77( aktuell )  
Dow-Jones-Index:9007,90( Stand 17:00 MESZ )  
8919,59( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:14428,27
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    19:00 MEZ
B3    20:00 MEZ