GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 17. 08. 2005



* Merkel stellt Kompetenzteam vor
* Staatsrechtler Kirchhof fuer hoeheres Kindergeld
* Positive Bilanz des Foerderprogramms fuer Spitzenunis
* Abkehr vom Kyoto-Protokoll gefordert
* ctt-Beschaeftigte verzichten auf Lohnerhoehungen
* Attentat auf Frere Roger ueberschattet Weltjugendtag
* Weltjugendtag beginnt Programm
* Ermittlungen wegen Insiderhandels mit Daimler-Chrysler-Aktien
* Nehm erhebt Anklage gegen zwei mutmassliche PKK-Funktionaere
* Ermittlungen in VW-Affaere ausgeweitet
* Boerse



Merkel stellt Kompetenzteam vor

Unions-Kanzlerkandidatin Merkel und der CSU-Vorsitzende Stoiber haben in Berlin die neun Mitglieder ihres Teams fuer den Wahlkampf vorgestellt. Fuer die Haushalts- und Finanzpolitik ist der parteilose Staatsrechtler Kirchhof zustaendig. Wirtschaft und Arbeit verantwortet Saarlands Ministerpraesident Mueller. Thueringens Ministerpraesident Althaus spricht im Bereich Aufbau Ost fuer die Union. Der bayerische Innenminister Beckstein uebernimmt die Innere Sicherheit. Fuer die Aussen- und Sicherheitspolitik benannte Frau Merkel Unions-Fraktionsvize Schaeuble, fuer Familienpolitik die niedersaechsische Sozialministerin von der Leyen. Die Bildungspolitik vertritt Baden-Wuerttembergs Kultusministerin Schavan, die Bereiche Verbraucherschutz und Landwirtschaft die CSU-Politikerin Hasselfeldt. Bundestags-Vizepraesident Lammert uebernimmt den Bereich Kultur. Frau Merkel betonte, mit Ausnahme von Althaus seien alle Mitglieder des Wahlkampfteams bereit, auch in einer unionsgefuehrten Bundesregierung mitzuwirken. Stoiber erklaerte, die Union habe jetzt die richtigen Koepfe fuer den Wahlkampf.

Das Wahlteam der Unions-Kanzlerkandidation Merkel spiegelt nach Ansicht von Bundeskanzler Schroeder (SPD) ein konfuses Politikkonzept wider. So sei der Steuerrechtsexperte Kirchhof (parteilos) gegen eine Mehrwertsteuererhoehung, Merkel selber sei aber dafuer. Kirchhof sagte unterdessen, er trage diese Entscheidung mit. Der Vorsitzende des Rates der Wirtschaftsweisen, Ruerup, sagte, in den Unions-Vorschlaegen zur Steuer "ist von Kirchhof nichts drin". Dieser vertritt ein radikal vereinfachtes Steuerkonzept

Das Unions-Team hat unterdessen bei Wirtschaft und FDP Zustimmung ausgeloest. Der Praesident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Thumann, verband sein Lob mit der Forderung nach Weichenstellungen bei Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit und Bildung. Die Union habe dafuer profilierte Experten aufgestellt. Der Bundesverband Gross- und Aussenhandel begruesste die Ernennung des Steuerexperten Kirchhof. FDP-Chef Westerwelle sagte, durch die Ernennung Kirchhofs seien die Chancen fuer die Steuerpolitik der FDP gestiegen


Staatsrechtler Kirchhof fuer hoeheres Kindergeld

Der parteilose Staatsrechtler und Steuerexperte Kirchhof hat sich fuer familienpolitische Massnahmen ausgesprochen, die ueber das Programm von CDU und CSU hinausreichen. Kirchhof, der dem Wahlkampf-Team der Union angehoeren soll, sagte dem Magazin "Stern", die von der Union geplante Anhebung des Kinderfreibetrags sei notwendig, helfe jedoch den Familien nicht, die ohnehin keine oder kaum Einkommenssteuer zahlten. Zur Entlastung aller Familien muesse daher das Kindergeld erhoeht werden.


Positive Bilanz des Foerderprogramms fuer Spitzenunis

Berlin. Bundesforschungsministerin Bulmahn hat eine erste positive Bilanz beim Foerderprogramm fuer Spitzenunis gezogen. In einem Zeitungsinterview sagte Bulmahn, die Resonanz sei sehr gross. Demnach haben sich bislang 20 Universitaeten als Spitzenhochschule beworben, jeweils 200 Hochschulen wollen Graduiertenschulen beziehungsweise Exzellenzzentren einrichten. Die Graduiertenschulen sollen Nachwuchswissenschaftler fortbilden, die Exzellenzzentren Forscher und Institute auf spezifischen Fachgebieten verbinden.


Abkehr vom Kyoto-Protokoll gefordert

Berlin. Der Bundesverband der Deutschen Industrie fordert die Abkehr vom Kyoto-Klimaprotokoll. Die "Sueddeutsche Zeitung" zitiert in ihrer heutigen Ausgabe aus einem Papier des Verbandes, in dem es heisst, der Ansatz des Protokolls sei gescheitert. Nach Ansicht des Industrieverbands sollte sich Deutschland dem Vorstoss der USA anschliessen, die zusammen mit China, Indien und Australien dem Kyoto-Protokoll einen Klimapakt mit der Forderung nach umweltfreundlichen Technologien entgegensetzen wollen. Bundesumweltminister Trittin wies diesen Vorschlag umgehend zurueck und verwies auf einen Beschluss der Staats- und Regierungschefs der EU, wonach das Kyoto-Protokoll weiter umgesetzt werden soll. Das Protokoll sieht vor, den Ausstoss von klimaschaedlichem Kohlendioxid bis zum 2012 um fuenf Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.


ctt-Beschaeftigte verzichten auf Lohnerhoehungen

Die rund 5.000 Beschaeftigten der Caritas Traegergesellschaft Trier (ctt) sind bereit, mit einem Verzicht auf Lohnerhoehungen ihre Arbeitsplaetze zu sichern. Der hoch verschuldete katholische Gesundheitskonzern will so 42 Millionen Euro einsparen. Das ctt-Vorstandsmitglied Guenter Merschbaecher bestaetigte einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Trierischer Volksfreund". Die Mitarbeiter wollen ausserdem von 2006 an auf einen Teil des Weihnachtsgeldes verzichten. Im Gegenzug gebe es fuer die Beschaeftigten in den 33 ctt-Altenheimen, Reha-Kliniken und Krankenhaeusern eine Job-Garantie fuer die kommenden drei Jahre.


Attentat auf Frere Roger ueberschattet Weltjugendtag

Dijon. Der Gruender und Prior der oekumenischen Gemeinschaft von Taize, Frere Roger, ist bei einer Messerattacke toedlich verletzt worden. Nach Angaben eines Sprechers der Gemeinschaft griff eine offenbar geistesgestoerte Frau den 90-jaehrigen Geistlichen waehrend des Abendgebetes an und fuegte ihm toedliche Verletzungen zu. Die 36 Jahre alte Frau aus Rumaenien wurde kurz nach dem Angriff festgenommen. Frere Roger ist fuer sein Lebenswerk unter anderem mit dem UNESCO-Friedenspreis und dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Seine Ideen ueber das Zusammenleben von Menschen verschiedener Konfessionen fanden besonders bei jungen Menschen Anklang.

Koeln. Das Attentat auf Frere Roger, hat den Weltjugendtag in Koeln ueberschattet. In zahlreichen Gottesdiensten wurde des 90-Jaehrigen gedacht. Papst Benedikt XVI. hat sich bestuerzt ueber die Ermordung des Taize-Gruenders Frere Roger geaeussert. Er sei erschuettert, sagte er in Castel Gandolfo. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, nannte Bruder Roger einen grossen Freund und Pionier der Oekumene. Er habe ein Schicksal erlitten, dass "an das gewaltsame Geschick Jesu" erinnere. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Huber, betonte, Roger habe unzaehligen Jugendlichen eine geistliche Heimat gegeben. Mit dem Gruender der oekumenischen Gemeinschaft von Taize' verliere die religioese Gemeinschaft einen Anwalt der christlichen Spiritualitaet, der zugleich fuer Frieden und Versoehnung in der Welt stand, sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch beim katholischen Weltjugendtag in Koeln. Das grosse Taize'-Gebet, das jedes Jahr im November im Freiburger Muenster gehalten werde, dokumentiere die Bedeutung des getoeteten Geistlichen fuer die Region Freiburg nachhaltig. Gebhard Fuerst, Bischof der Dioezese Rottenburg-Stuttgart, wuerdigte die charismatische Ausstrahlung des protestantischen Theologen, die vor allem junge Menschen angezogen habe.

Der aus Stuttgart stammende Moench Bruder Alois wird Nachfolger des Ermordeten. Bruder Alois sei umgehend vom Weltjugendtag in Koeln nach Taize zurueckgekehrt, bestaetigte ein Sprecher der oekumenischen Glaubensgemeinschaft. Der ermordete Frere Roger hat den Deutschen noch selbst als Nachfolger ausgewaehlt. Der 51-jaehrige Bruder Alois lebt bereits seit rund 30 Jahren in Taize.


Weltjugendtag beginnt Programm

Auf dem XX. Weltjugendtag in Koeln hat die Domwallfahrt begonnen. In den naechsten Tagen sollen alle 400.000 Teilnehmer des Glaubensfestes zum Koelner Dom pilgern und den Dreikoenigsschrein besichtigen. Nach kirchlicher Ueberlieferung enthaelt er Knochen der Heiligen Drei Koenige. Fuer den Nachmittag sind mehrere Festivals - zum Teil mit oekumenischen Gottesdiensten - geplant. Papst Benedikt XVI. kommt morgen nach Koeln. Zur Abschlussmesse am Sonntag werden rund 800.000 Menschen erwartet.


Ermittlungen wegen Insiderhandels mit Daimler-Chrysler-Aktien

Wegen des Verdachts des Insiderhandels mit Daimler-Chrysler-Aktien hat die Bundesagentur fuer Finanzaufsicht Ermittlungen eingeleitet. Es gebe Anhaltspunkte fuer illegale Geschaefte kurz vor der Ruecktrittsankuendigung von Konzernchef Schrempp, sagte eine Sprecherin der Behoerde in Duesseldorf. Die Untersuchung sei bislang nicht auf bestimmte Personen begrenzt. Man lasse sich jetzt von saemtlichen Kreditinstituten offen legen, wer Aktien gekauft oder verkauft habe. Dann muessten Querverbindungen zu Leuten gefunden werden, die von Schrempps Plaenen gewusst haetten. - Direkt nach der Ruecktrittsankuendigung war der Kurs der Daimler-Aktie stark gestiegen.


Nehm erhebt Anklage gegen zwei mutmassliche PKK-Funktionaere

Generalbundesanwalt Nehm hat Anklage gegen zwei mutmassliche Fuehrungsfunktionaere der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans, PKK,erhoben. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, hat den Er- mittlungen zufolge einer der beiden tuerkischen Kurden zeitwei- se PKK-Regionen in Deutschland geleitet. Der andere habe der Europafuehrung einer PKK-Unterorganisation angehoert. Beide Maenner sind bereits in Haft.


Ermittlungen in VW-Affaere ausgeweitet

In der Korruptionsaffaere beim Volkswagen-Konzern hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig ihre Ermittlungen auf weitere Personen ausgedehnt. Namen nannte die Behoerde jedoch nicht. - Bisher ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue gegen den ehemaligen VW-Personalmanager Gebauer und den frueheren Personalchef bei Skoda, Schuster. Beide wurden Mitte Juni von dem Konzern entlassen.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8126 Euro
Kanada (1 $) 0.6775 Euro
England (1 Pfund) 1.4714 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.578 Euro
Japan (100 Yen) 0.7408 Euro
Schweden (100 skr) 10.703 Euro
Suedafrika (100 R) 12.610 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 4871.46 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 10558.65 ( Stand 17:00 MESZ )
Nikkei-Index: 12273.12
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ