GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 05.06.1996



* Deutschland haelt am Einfuhrverbot fuer Rinderprodukte fest
* Maschinenbaukonzern Kloeckner-Humboldt-Deutz wird saniert
* Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 1996 sehr schwach
* Unterschiedliche Beurteilung der Wirtschaftslage
* Tausende protestieren gegen die Bonner Sparpolitik
* Tarifabschluss im westdeutschen Versicherungsgewerbe
* Bau einer zweiten Rheinbruecke bei Strassburg beschlossen
* Bosnische Fluechtlinge koennen bis Oktober bleiben
* Wiederaufnahmeverfahren zum Mordfall Weimar hat begonnen
* Radioaktives Material in Ulm sichergestellt
* Zeugenschutz fuer Kinder soll verbessert werden
* ETA-Terrorist an Spanien ausgeliefert
* Tennis: Stich bei den French Open weiter, Karbacher ausgeschieden
* Boerse



Deutschland haelt am Einfuhrverbot fuer Rinderprodukte fest

Deutschland will auch weiterhin am Einfuhrverbot fuer britisches Rindfleisch und Rinderprodukte festhalten. Das bekraeftigte Bundesaussenminister Kinkel heute am Rande des deutsch-franzoesischen Gipfels in Dijon. In einem Gespraech der Aussenminister erklaerte er, eine Lockerung des Exportverbots, wie es die Europaeische Kommission heute beschlossen habe, sei in Deutschland nicht durchsetzbar. Nach der Entscheidung der EU-Kommission darf Grossbritannien unter bestimmten Auflagen Rinderprodukte wie Gelatine, Talg und Bullensamen wieder exportieren. In Deutschland gilt allerdings noch bis September ein umfassendes Einfuhrverbot.


Maschinenbaukonzern Kloeckner-Humboldt-Deutz wird saniert

Der angeschlagene Maschinenbaukonzern Kloeckner-Humboldt-Deutz soll mit einer Finanzspritze von ueber 1 Milliarde DM saniert werden. Davon uebernimmt die Deutsche Bank als Grossaktionaer allein 550 Millionen DM. Wie KHD-Vorstandschef Schneider heute nach der entscheidenden Gespraechsrunde mit den Glaeubigerbanken in Frankfurt am Main mitteilte, sind dadurch alle 9500 Arbeitsplaetze gesichert. Das Sanierungskonzept sieht vor, dass der Konzern aufgeteilt wird. Die Gesellschaft wird sich kuenftig als Deutz AG auf den Bereich "Antriebe" konzentrieren. Das Tochterunternehmen Wedag, das durch massive Bilanzfaelschungen das Finanzproblem verursacht hatte, soll verkauft werden. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und die Stadt Koeln haben dem Konzept bereits zugestimmt.


Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 1996 sehr schwach

Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist auch im 1. Quartal 1996 deutlich hinter den Erwartungen zurueckgeblieben. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den ersten 3 Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real nur noch um 0,3%, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im letzten Quartal 1995 hatte das Wachstum noch 1% betragen. Als Gruende fuer die schlechte Konjunkturlage werden vor allem die Krise in der Bauwirtschaft und die sinkenden Ausruestungsinvestitionen genannt. Positiv war lediglich die Entwicklung der Exportwirtschaft, die im 1. Quartal 3% zulegte.


Unterschiedliche Beurteilung der Wirtschaftslage

Bundeswirtschaftsminister Rexrodt sprach in Bonn von einer Wachstumspause. Gleichwohl stuenden die Chancen fuer einen Konjunkturumschwung nicht schlecht. Der SPD-Wirtschaftsexperte Schwanhold widersprach Rexrodt und betonte, die Einschaetzung des Ministers sei fahrlaessig. Der Konjunktur sei der Dampf ausgegangen.


Tausende protestieren gegen die Bonner Sparpolitik

Die Proteste gegen die Bonner Sparpolitik halten an. Im Einzelhandel beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben mehr als 15.000 Beschaeftigte an Warnstreiks. Vielerorts wurde Dienst nach Vorschrift gemacht. In Stuttgart und Mannheim gingen zusammen fast 20.000 Menschen auf die Strasse. Motto der Demonstrationen war: "Wir pfeifen auf den Sozialabbau".


Tarifabschluss im westdeutschen Versicherungsgewerbe

Fuer das westdeutsche Versicherungsgewerbe ist heute frueh ein Tarifabschluss erreicht worden. Wie die Gewerkschaften HBV und DAG heute in Hamburg mitteilten, sollen die Gehaelter rueckwirkend zum 1. Mai um 1,9% angehoben werden. Darueber hinaus wird der Zuschuss zu den Fahrtkosten mit oeffentlichen Verkehrsmitteln um 10 DM monatlich erhoeht. Der Abschluss sieht ausserdem eine Vereinbarung zur Beschaeftigungssicherung vor. Der neue Vertrag hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeber verzichteten auf ihre urspruengliche Forderung nach 2 Karenztagen im Krankheitsfall sowie der Anrechnung von 2 Urlaubstagen bei Kuren und Weiterbildungsmassnahmen.


Bau einer zweiten Rheinbruecke bei Strassburg beschlossen

Bonn und Paris haben auf ihrem Gipfeltreffen in Dijon den Bau einer zweiten Rheinbruecke bei Strassburg beschlossen. In Anwesenheit von Frankreichs Staatschef Chirac und Bundeskanzler Kohl unterzeichneten die Aussen- und Verkehrsminister beider Laender einen entsprechenden Vertrag. Das Bauwerk soll umgerechnet rund 15 Millionen DM kosten und die bestehende Europabruecke zwischen Strassburg und Kehl entlasten. Zuvor hatten sich Verteidigungsminister Ruehe und sein franzoesischer Kollege darauf verstaendigt, gemeinsame Ruestungsprojekte auf Einsparmoeglichkeiten hin zu ueberpruefen.


Bosnische Fluechtlinge koennen bis Oktober bleiben

Die bosnischen Fluechtlinge in Deutschland werden nach Angaben von Bundesinnenminister Kanther nicht schon ab Juli in ihre Heimat abgeschoben. Die Voraussetzungen fuer eine zwangsweise Rueckfuehrung seien fruehestens ab Oktober gegeben, schrieb Kanther heute in einem Brief an seinen nordrhein-westfaelischen Amtskollegen Kniola. Das Papier ging auch den anderen Landesinnenministern zu. Die Verlegung des Stichtages auf den 1. April des kommenden Jahres lehnte Kanther allerdings ab. Die Auslaenderbehoerden sollten vielmehr flexibel reagieren und den Bosniern kurzfristig die Duldungsbescheide verlaengern. Das UNO-Fluechtlingshilfswerk in Sarajevo begruesste die Bonner Entscheidung.


Wiederaufnahmeverfahren zum Mordfall Weimar hat begonnen

Im Wiederaufnahmeverfahren zum Mordfall Weimar hat die Verteidigung Vorwuerfe gegen Richter und Ermittler erhoben. Vor dem ersten Prozess habe die Polizei bei der Vernehmung von Monika Weimar Fehler begangen, sagte Anwalt Strate. Das Landgericht Fulda habe die Aussagen sogar noch verfaelscht. Monika Weimar, die heute wieder Monika Boettcher heisst, war wegen Mordes an ihren beiden Kindern zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Wiederaufnahmeverfahren ist heute schon kurz nach dem Beginn auf den kommenden Mittwoch vertagt worden.


Radioaktives Material in Ulm sichergestellt

Die Polizei hat mehr als 2 kg radioaktives Material in Ulm sichergestellt. Ein 48jaehriger Slowake hatte es verkaufen wollen. Der Mann wurde festgenommen. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Bei dem beschlagnahmten Material handelt es sich vermutlich um Uran. Der Stoff wird noch untersucht.


Zeugenschutz fuer Kinder soll verbessert werden

Der Zeugenschutz fuer Kinder soll verbessert werden. Die Justizminister von Bund und Laendern vereinbarten, dass Kinder, die Opfer eines Verbrechens wurden, im Prozess nicht mehr mit den Taetern konfrontiert werden muessen. Bei ihrem Treffen in Wiesbaden entschieden die Minister, dass Zeugenaussagen von Kindern kuenftig als Video als Beweismittel vor Gericht zugelassen werden.


ETA-Terrorist an Spanien ausgeliefert

Der mutmassliche ETA-Terrorist Ramos Wega (sp?) ist von Deutschland an Spanien ausgeliefert worden. Er verliess am Mittag an Bord eines Flugzeugs Berlin. Den Weg zur Auslieferung hatte das Bundesverfassungsgericht freigemacht. Wega sass ueber 16 Monate lang in Auslieferungshaft.


Tennis: Stich bei den French Open weiter, Karbacher ausgeschieden

Michael Stich hat am Nachmittag das Halbfinale der Offenen Franzoesischen Tennismeisterschaften in Paris erreicht. Er besiegte Cedric Pioline aus Frankreich mit 6:4, 4;6, 6:3 und 6:2. Stich trifft nun auf den Schweizer Marc Rosset, der im Viertelfinale den Muenchner Bernd Karbacher mit 4:6, 4:6, 6:3, 7:5 und 6:0 ausgeschaltet hatte.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5318
Kanada(1 $)  1,1186
ECU-Wert(1 ECU)  1,9142
England(1 Pfund)  2,3685
Schweiz(100 sfr)  121,803
Frankreich(100 FF)  29,5260
Italien(1000 Lit)  0,9908
Oesterreich(100 oeS)  14,2100
Spanien(100 Ptas)  1,1818
Japan(100 Yen)  1,4080
Schweden(100 skr)  22,7780
 
Einige Indizes:
DAX:2552.53
Dowjones-Index:5662.75
Nikkei-Index:21881.43
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    12:00 MESZ    19:00 MESZ
SWF3    14:00 MESZ
Radio7    16:00 MESZ