Gedenken an Bombenangriff auf Peenemuende |
Usedom. Heute fand in Usedom eine Gedenkfeier an die Zerstoerung der Stadt
Peenemuende durch einen alliierten Bomberangriff vor 50 Jahren statt. In
der heute polnischen Stadt waren am 12. Maerz 1945 23.000 Menschen getoetet
worden. |
Nolte plant Verbesserungen der Leistungen beim Erziehungsgeld |
Bundesfamilienministerin Nolte plant die Leistungen beim Erziehungsgeld
zu verbessern. In einem Zeitungsinterview sagte Frau Nolte, vor allem
muessten die Einkommensgrenzen beim Erziehungsgeld angehoben werden. Sie
seien seit 1986 unveraendert. Ausserdem sprach sich die Ministerin dafuer
aus, den Unterhaltsvorschuss fuer Kinder von Alleinerziehenden kuenftig
nicht nur bis zum 12. Lebensjahr sondern bis zum Alter von 16 Jahre zu
zahlen.
SPD-Chef Scharping kuendigte dagegen an, dass seine Partei nach wie vor
ein hoeheres Kindergeld von 250 DM favorisiere. |
Bundesregierung plant offenbar eine Abgassteuer |
Bonn. Die Bundesregierung plant offenbar eine Abgassteuer. In einem
Zeitungsinterview kuendigte Bundesverkehrsminister Wissmann an, man
wolle in diesem Jahr mit der Automobilindustrie einen Umweltpakt schliessen,
der unter anderem vorsehe, die KFZ-Steuer nach dem Abgasausstoss zu
staffeln. Die neue Regelung soll laut Wissmann fruehstens Anfang kommenden
Jahres in Kraft treten. |
Ueberlegungen der SPD zu Energiekonsensgespraechen |
Die Sozialdemokraten wollen fuer ihre Position bei den
Energiekonsensgespraechen einen klaren Rahmen abstecken. Wie ihr
parlamentarischer Geschaeftsfueherer Struck heute im Sueddeutschen
Rundfunk mitteilte, werden Praesidium und Bundestagsfraktions zunaechst
den Bericht des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder ueber
die Ergebnisse der Beratungen im Vorfeld zu Kenntnis nehmen und dann ueber
die Marschroute entscheiden. Struck fuegte hinzu, fuer die Zukunft der
deutschen Steinkohle duerften lediglich solche Konzepte verwendet werden,
die sozialvertraeglich sein. Nach Informationen der Nachrichtenagentur
ddp/adn will sich die SPD die Option einer kuenftigen Nutzung der
Kernenergie offenhalten.
Die SPD hat die Koalitionsparteien aufgefordert, bei den Energiegespraechen
am kommenden Donnerstag ein Konzept fuer die Kohle vorzulegen. Andernfalls
drohte der SPD-Vorsitzende Scharping die Gespraeche platzen zu lassen.
Scharping sagte in einem Zeitungsinterview, das mindeste sei, dass die
Regierung sage, was sie wolle. Uebermorgen beraet die Koalition ihre
Linie in der Kohlepolitik. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt lehnte fuer
die FDP heute erneut jede Loesung ab, die eine Steuererhoehung beinhaltet.
Demgegenueber forderte Finanzminister Waigel die FDP heute auf, sich bei
den Beratungen kompromissbereit zu zeigen. Die Finanzhilfen fuer den
Kohlebergbau muessen neu geregelt werden, weil das Bundesverfassungsgericht
den Kohlepfennig fuer unzulaessig erklaert hat. |
Hagedorn fordert Aufbau von Ruecklagen fuer die Altersversorgung |
Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Hagedorn, hat die Arbeitgeber
im Oeffentlichen Dienst aufgefordert, Ruecklagen fuer die Altersversorgung
der Staatsdiener zu bilden. In einem Interview mit der "Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung" wies Hagedorn darauf hin, dass normale
Arbeitnehmer waehrend ihrer Berufstaetigkeit Beitraege zur Rentenversicherung
zahlen muessten. Demgegenueber habe die oeffentliche Hand nicht fuer
Pensionsruecklagen fuer ihre Beamten gesorgt. Die dadurch eingesparten
Milliardenbetraege seien dazu benutzt worden, Haushaltsloecher zu schliessen.
Hagedorn bezeichnete es als Skandal, dass jetzt versucht werde, die
Betroffenen zur Kasse zu bitten. Als ersten Schritt in die richtige
Richtung bewertete er das Bemuehen von Schleswig-Holstein und
Rheinland-Pfalz, Pensionsfonds einzurichten. Es muesse aber ein bundesweit
geltendes Gesamtkonzept erarbeitet werden, verlangte Hagedorn. |
Franz Xaver Kroetz erhaelt den Berthold Brecht Preis |
Augsburg. Der Muenchner Schriftsteller Franz Xaver Kroetz wird heute von
der Stadt Augsburg mit dem Bert Brecht Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis,
der in diesem Jahr erstmals vergeben wird, will die Stadt Augsburg
deutschsprachige Autoren fuer ihr Gesamtwerk ehren. Der Dramatiker und
Dichter Berthold Brecht war 1898 in Augsburg geboren worden. Der Jury, die
ueber die Vergabe der mit 30.000 DM dotierten Auszeichnung entscheidet,
gehoeren auch Nachfahren Brechts an. |
Staatsanwaltschaft bestaetigt Festnahme des ehemaligen Suedmilch-Chefs |
Stuttgart. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat die Festnahme des
ehemaligen Chefs der Stuttgarter Suedmilch AG, Weber, bestaetigt. Nach
Angaben der Behoerde wurde Weber auf seiner Farm in Paraguay verhaftet.
Die Staatsanwaltschaft werde nun die Auslieferung Webers beantragen, um
den 59 Jahre alten ehemaligen Suedmilchchef vor Gericht zu stellen. Dem
Manager werden Untreue, Subventionsbetrug und Kapitalanlagenbetrug
vorgeworfen. Dabei gehe es um einen Schaden in Hoehe von 40 Millionen DM.
Als Folge der Unregelmaessigkeiten war die Suedmilch-Tochter Sachsenmilch
im Sommer 1993 in Konkurs gegangen, anschliessend hatte die Suedmilch AG
Vergleich beantragt. |
OST-SPD gegen Vergleichsmietensystem |
Magdeburg. Ostdeutsche SPD-Politiker haben den vom Bundeskabinett
gebilligten Gesetzentwurf des Vergleichsmietensystems in den neuen
Bundeslaendern abgelehnt. In einer in Magedeburg verabschiedeten
Erklaerung heisst es, ohne eine Kappungsgrenze von hoechstens zehn
Prozent bei Neuvermietungen werde es zu sozial unverantwortlichen
Mietbelastungen kommen. Ausserdem sei durch den Gesetzentwurf nicht
gesichert, ob die angekuendigten Wohngelderhoehungen die Mieterhoehungen
abfedern koennen. Durch die Einfuehrung des Vergleichsmietensystems
sollen die Mieten in Ostdeutschland bis Ende 1997 um 15 Prozent steigen. |
110 Mio. DM Risikokapital fuer junge Technologieunternehmen |
Bundesminister Ruetgers hat 110 Mio. DM freigegeben, um junge
Technologieunternehmen mit Risikokapital zu versorgen. Im Deutschlandfunk
wies Ruetgers darauf hin, dass erst vor kurzem ein Vertrag mit der
Deutschen Ausgleichsbank und der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau
unterzeichnet worden sei, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2000 annaehernd
900 Mio. DM an Beteiligungsmitteln fuer wagemutige Erfindungen
bereitgestellt werden koennten. Der Minister fuer Bildung, Forschung
und Technologie, dass gegenueber frueher jetzt nicht nur neugegruendete
Firmen in den Genuss dieser Foerderung kaemen, sondern auch solche, die
zwischen vier und zehn Jahre alt seien. |
Demonstration bei Gorleben |
Hannover. Trotz eines Demonstrationsverbotes haben Atomkraftgegner
versucht, Bahnschienen in der Naehe des niedersaechsichen Zwischenlager
Gorleben zu demontieren. Polizei und Bundesgrenzschutz draengten die rund
800 Teilnehmer ab und nahmen fuenf von ihnen vorlaeufig fest. Die Aktion
richtete sich gegen den geplanten Castor-Atommuelltransport vom
baden-wuerttembergischen Atomkraftwerk Phillipsburg nach Gorleben. |
Deutsch-polnische Autoschieberbande ausgehoben |
Stettin. Die polnische Polizei hat eine deutsch-polnische Autoschieberbande
dingfest gemacht, die im Westen Luxuslimosinen mit der Einwilligung der
Besitzer entwendet und mit falschen Papieren in der Gemeinschaft
unabhaengiger Staaten verkauft hatte. Nach Angaben der Stettiner Polizei
befinden sich unter den fuenf Festgenommenen auch zwei Deutsche. Die
Bande haben mindestens 60 Autos in den Osten verschoben. Die urspruenglichen
Besitzer haetten ihre Fahrzeuge bei ihren Versicherungen als gestohlen
gemeldet und damit zusaetzlich die Versicherungssumme kassiert. |
Schiffsunglueck auf der Donau |
Vilshofen. Ein niederlaendisches Tankschiff ist heute frueh auf der
Donau bei Vilshofen auf Grund gelaufen und leck geschlagen. Nach Angaben
der Polizei Passau sind mittlerweile mindestens 30.000 Liter leichtes
Heizoel ausgeflossen und haben auf der Donau in Richtung Passau einen
riesigen Oelteppich gebildet. Bislang ist noch unklar, wieviel Heizoel
das Schiff insgesamt geladen hatte. Die Feuerwehr errichtet Oelsperren.
Zur Zeit duerfen keine Schiffe auf der Donau fahren. Nach Angaben der
Polizei besteht die Gefahr, dass das Schiff auseinanderbricht. Die
Behoerden haben die Anwohner aufgefordert, Fenster und Tueren zu schliessen.
Es hat sich ein unangenehmer Oelgeruch entwickelt. Nach Angaben des
Kriesenstabes im Passauer Landratsamt gibt es zur Zeit aber keine Hinweise
auf Gesundheitsgefahren fuer die Menschen.
Die Donau bei Vilshofen gilt als besonders gefaehrlich. Allein 17
Schiffsunfaelle wurden im letzten Jahr an dieser Stelle gezaehlt. |
Flugzeugabsturz bei Leutkirch |
Bei einem Flugzeugabsturz in der vergangenen Nacht bei Leutkirch
ist ein Mensch ums Leben gekommen. In Biberach war der 53jaehrige Pilot
mit seinem 40 Jahre alten Passagier zu einem anderthalbstuendigen Rundflug
gestartet. Doch dann gab es in etwa 2.500 m Hoehe Probleme. Die Thermik
riss ab, der Motor startete nicht. Auf einer Wiese in der Naehe von
Leutkirch wollte der Pilot daher eine Notlandung versuchen, verlor dabei
aber zuviel Geschwindigkeit. Ergebnis: die Stroemung an den Tragflaechen
riss ab, die Maschine sauste wie ein Stein auf die Erde. Der Pilot kam
bei dem Unglueck ums Leben, der Passagier erlitt schwerste Verletzungen.
Bevor die Maschinen endgueltig geborgen wird stehen nun umfangreiche
Untersuchungen durch das Luftfahrtbundesamt Braunschweig an. |
Was der Markt uns sagen will (Sueddeutsche Zeitung Sa,So 11/12.3.1995) |
Die Maerkte haben immer recht ? Dann duerfte der Dollar nicht abstuerzen,
die Mark nicht in die Stratosphaere schiessen. Die amerikanische Wirtschaft
schnurrt dahin, wie es das Lehrbuch als Idealfall darstellt: mit dramatisch
weniger Arbeitslosen als jedes andere westliche Industrieland, mit solidem,
aber nicht inflationaerem Wachstum. An der Kaufkraft gemessen, ist der
Dollar so unterbewertet wie noch nie. Staatsverschuldung ? Im Verhaeltnis
zur Gesamtwirtschaft sind die Amerikaner von nachgerade preussischer
Disziplin: etwas mehr als die Haelfte vom Inlandsprodukt. So gesehen, haette
der belgische Franc in dieser Woche Selbstmord begehen muessen: Die Schulden
des Staates betragen 130 (!) Prozent des Sozialproduktes, doch bleibt der
Franc belge seit Jahrzehnten an die Mark gekettet: mit fuenf Pfennig pro
Stueck.
SOLL UND HABEN. Haben die Maerkte als nicht recht ? Sie moegen verrueckt sein, aber sie behalten insofern immer recht, als der Markt am Ende eines Tages (morgen beginnt ein neues Spiel) mit unbeugsamer Grausamkeit Soll und Haben festschreibt - sein Verdikt abgibt ueber die Suenden der Wirtschaftspolitiker und die Kraft der waehrungsstuetzenden Zentralbanken. Was wollte uns der Markt diese Woche sagen ? Er hat vorweg, und nicht zum ersten Mal, ein vernichtendes Urteil ueber die Chancen der europaeischen Waehrungsunion abgegeben - also ueber Maastricht und jenen "Zug" der europaeischen Einigung, den Helmut Kohl als Kroenung seiner Laufbahn so "auf die Schienen" zu setzen gedenkt, dass er "nur noch vorwaertsrollen kann". Zum ersten Mal ist dessen Lokomotive, das Europaeische Waehrungssystem (EWS) im Herbst 1992 entgleist, als England und Italien erst abwerten, dann abspringen mussten. Jetzt mussten Spanien und Portugal nach kurzem Gemetzel eingestehen, dass sie ihrer EWS-Pflicht, halbwegs feste Wechselkurse zu halten, nicht gehorchen konnten. Pfund, Lira und Franc sind noch nicht gerettet. Warum das sein Desaster ist ? Weil das Maerz-Beben zeigt, dass das EWS, immerhin der designierte Vorlaeufer der Waehrungsunion, nicht funktioniert. Jenseits aller technischen Feinheiten sah die politische Theorie so aus: Jeder Waehrung kettet sich zum Behufe fester Wechselkurse an alle anderen. Daraus entsteht die Verpflichtung, daheim anstaendig zu wirtschaften: nicht zuviel Inflation, nicht zu viele Schulden, nicht zu hohe oder zu niedrige Zinsen. Das Kalkuel: wenn jeder der Tugend gehorcht, bleiben die Wechselkurse in Reih und Glied. Und dann waere es nur noch eine Formalitaet, die diversen Euro-Gelder in den Maastricht-Topf zu werfen und daraus eine gemeinsame Waehrung zu kochen. Der Geist war willig, das Fleisch - genauer: der schnoede Nationalstaat - bleibt schwach. Das haben die Realisten schon vorausgesagt, als Helmut Schmidt und Valery Giscard d'Estaing ihr EWS-Baby 1979 aus der Taufe hoben: Vor die Entscheidung zwischen europaeischer Tugend und nationalem Egoismus gestellt, wuerden die Regierungen an ihr Ueberleben denken und deshalb eine Wirtschaftspolitik betreiben, die zuvoerderst dem Wahlkalender gehorcht. Das hat der "Musterknabe" Bundesrepublik 1991/92 genauso gemacht wie seit eh und je etwa die Suedstaaten-Softies Spanien und Italien. Statt die Wiedervereinigung seinerzeit per Steuern zu finanzieren, hat Bonn kraeftig Geld gepumpt, hat die Bundesbank im Gegenzug die Zinsen hochgerissen, geriet die D-Mark in die Aufwertungszone, derweil die Schwachwaehrungen (Pfund und Lira) abstuerzten. Fazit Nr. eins: Die EWS-Ketten sind zu schwach, um die Staaten an eine gemeinsame Wirtschaftspolitik zu binden, die allein feste Wechselkurse ermoeglicht. Fazit Nr. zwei: Die Maastricht-Vaeter haben das Euro-Pferd am Schwanz aufgezaeumt. Nicht die Waehrungsunion fuehrt zur Polit-Union, sondern umgekehrt. Nur die Verschmelzung der einzelnen Souveraene erzeugt den einen und einzigen Willen, der eine gemeinsame Wirtschafts- und Waehrungspolitik diktiert. So war es auch in der Geschichte. Erst musste ein Bismarck her, der 25 Kleinstaaten im Deutschen Reich zusammenpresste; dann konnte eine gemeinsame Wirtschaftspolitik wachsen. Nicht anders in Amerika: erst kam 1787 der Bundesstaat, dann - mehr als hundert Jahre spaeter - eine wahrhaft gesamtamerikanische Gelpolitik in Form des Federal Reserve System. Niemand weiss dies besser als unser oberster Waehrungshueter Tietmeyer, der immer wieder das gleiche predigt: eine "erweiterte politische Integration" muss her, damit Wirtschafts- und Waehrungspolitiken im Geschirr bleiben. Wer "B" will muss zuerst "A" sagen. Aber wer will wirklich "A" - die politische Union ? Bestimmt nicht Frankreich, erst recht nicht England und inzwischen wohl auch nicht die Bundesrepublik, wenn man Theo Waigel zuhoert: "Die Zeit fuer einen Bundesstaat Europa ist noch lange nicht reif". Dies gilt es nuechtern zu konstatieren - ein Grund zur Freude ist es keinesfalls. Eine andere Frage, die der Markt in dieser Woche mit brutaler Eindringlichkeit gestellt hat, ist: Reicht selbst ein gemeinsames Europa aus, um mit einem globalen Weltmarkt fertigzuwerden, wo die vaterlandslosen Waehrungen - niemandem treu und untertan - mit Lichtgeschwindigkeit hin- und herschiessen ? Ausgeloest wurde das Beben ja nicht in Madrid oder Bonn, sonder - so laesst sich zumindest plausibel argumentieren - im fernen Mexiko. Nach dem Kollaps des Pesos eilte Clinton mit 50 Milliarden Dollar zu Hilfe. Daraus muss der Markt schliessen, dass die USA ihren lateinamerikanischen Hinterhof um jeden Preis zu retten versuchen wuerden: mit immer mehr abwertungsverdaechtigem Dollar. Die "traders" haben auch gewettet, dass Fed-Chef Alan Greenspan nicht die Zinsschraube anziehen wuerde, um den Dollar zu stabilisieren. Denn: Hohe Zinsen in Amerika wuerden just jene Dollar-Milliarden aus Mexiko absaugen, die Clinton zuvor hineingepumpt hatte. Folglich tat die Fed nichts, folglich ging die Flucht in die D-Mark, von der niemand erwartet, dass sie den russischen Rubel rettet.
GLOBALE WARE GELD. Fazit Nr. drei: Was der Markt in dieser Woche zu sagen
hatte, geht - Maastricht hin oder her - weit ueber die Grenzen der EU hinaus.
Derweil der Warenmarkt sich noch globalisiert, ist der globale Waehrungsmarkt
laengst Wirklichkeit. Geld kennt weder Flaggen noch Schlagbaeume. Wenn
Mexiko eine Lungenentzuendung bekommt, niest Amerika und faellt Europa
einer schweren Grippe in die Faenge.
Wer jetzt von einer europaeischen Selbst-Quarantaene traeumt, wie etwa
Frankreich, der hat die Schrift an der Wand noch nicht begriffen. Wer sich
abschottet, mag zwar diesem oder jenen Bazillus abwehren, aber seine
Wirtschaft insgesamt wird so nicht staerker, sondern schwaecher. Geld ist
die globale Ware par excellence, und deren Stroeme muessen global gesteuert
werden, auf dass sie nicht zu Springfluten anschwellen.
Wenn es je einen Anlass gegeben hat, den G-7, den Club der der reichsten
Industriestaaten, von einem Photo-Termin in eine ernsthafte Veranstaltung
umzuwandelen, dann war es die vergangene Woche. Die Warnung lautet: kein
Land kann sich alleine retten. Wenn sie nicht alle zusammen eine globale
Wirtschafts-Sicherheitspolitik betreiben, wird jeder einzelne irgendwann
vor der Kapitulation stehen. |
Mit 15 Milliarden Byte in die vierte Dimension |
(Von der Meinungsseite der Sueddeutschen Zeitung vom Sa,So 11/12.3.1995)
Ein guter Rat fuer den Besucher der CeBIT in Hannover lautet: Du schlichter
Endgeraetebenutzer, der du allenfalls telephonierst, fernsiehst, mobilfunkst
und auf dem PC werkelst - betreibe "Information Management"! Sonst bist Du
zwischen 6042 Ausstellern aus 57 Nationen verloren. Information Managment
bedeutet: Vergiss nicht, was du willst, studiere die Hilfsliteratur!
Schlendern bringt nichts. Die dritte industrielle Revolution, die nach
Jacques Delors die Menschheit - jedenfalls eine technisch und finanziell
ausgestattete Minderheit - zur Informationsgesellschaft verwandeln soll,
erscheint vielen zunaechst einmal als Aufbruch in einen Irrgarten. Der
Einstieg erfordert eine kollektive geistige Anstrengung, wie sie der
species Homo sapiens noch niemals abgefordert wurde. Soziologen sehen die
Gefahr, dass eine wirkliche Informations-Elite in eine vierte Dimension der
Menschheitsentwicklung aufbricht, waehrend ein grosser Rest von
"elektronischen Analphabeten" konsumierend zurueckbleibt. Es sollte ja bei
aller Begeisterung fuer die weltumspannende Informationsgesellschaft nicht
vergessen werden, dass zwei von drei heute lebenden Menschen noch nie ein
Telephon in der Hand hatten.
Ein entfesselter technischer Fortschritt, angetrieben von weltumspannender
Wirtschaftskonkurrenz und permanenter Zukunftsangst jener, die zurueckbleiben,
sich zurueckgeblieben fuehlen oder fuer zurueckgeblieben erklaert werden,
bringt unablaessig neue Datenuebermittlungsmedien, Datenverarbeitungsmaschinen,
Datentraeger hervor. Hat alles auch noch Sinn, was sich da so leicht speichern,
verarbeiten, abrufen laesst ? Allein die Kapazitaeten ueben einen maechtigen
Sog aus, und sie sind - wer wollte es bestreiten - faszinierend. In
Computerspielen wird diese Faszination zum Aufbau psychischer Suchtpotentiale
genutzt und wirtschaftlich ausgebeutet. Im Geschaeftsleben und in der
Wissenschaft dagegen erklingt immer vernehmlicher die Klage ueber Massen
von "Datenmuell".
Die rapide Entwicklung wird von immer neuen Versprechungen begleitet, die
den Aufwand rechtfertigen sollen. Weltumspannende "Datenautobahnen" werden
Tausende von grossen und kleinen Netzen bis zum Personalcomputer in der
kleinsten Huette verbinden. Sie sollen die Menschheit friedlich
zusammenfuehren durch verbreitete Kenntnis, so wie der weltumspannende
Kurzwellenfunk die Menschen in den Diktaturen erreicht. Man muss allerdings
die Maut bezahlen, welche die Netzbetreiberfirma erhebt, die den Zugang
vermittelt, also die Auffahrt zur Datenautobahn kontrolliert. Und zu
bezahlen sind die Datenbankgebuehren fuer den Eintritt in den Tresor.
Information, bisher in der Weltgeschichte meist als freies Wissen oft auch
kostenlos erhaeltlich, wird dort, wo sie neu entsteht, immer mehr Ware zum
Verkauf, weil Uebermittler und Speicherer ueber die technischen Instrumente
verfuegen.
Wo ist der Fortschritt? Bei der Bruesseler Konferenz der Wirtschafts- und
Postminister der G-7-Staaten forderten die Manager der europaeischen
Telekommunikationskonzerne eine beschleunigte Abschaffung der noch
bestehenden staatlichen Uebermittlungsmonopole. Bis zum 1. Januar 1998, dem
von der Kommission der Europaeischen Union vorgesehenen Termin, koennten
private Netzbetreiber bzw. Netzeinsteiger und die europaeischen
Produzenten von Telekommunikationstechnik nicht warten. Doch die elf
Projekte und Begruendungen, die sich Manager und Politker zur Nutzung der
Superstruktur ausgedacht haben, sind eher bescheiden. So soll sich zum
Beispiel der deutsche Arzt, der nicht mehr weiterweiss, sich aus einer
kalifornischen Medizindatensammlung Rat holen koennen. Auch ein System
zur weltumspannenden Umweltkontrolle soll entstehen - als ob Datenmangel
das Umweltproblem waere und nicht der Mangel an politischer Kraft. Bei
Katastrophen soll eine Satelliten-Informationssystem helfen. Am nuetzlichsten
mag noch die elektronische Erschliessung von Bibliotheken werden, falls es
fuer buecherkundige Leute wirklich ein Vorteil sein sollte, dass sie
Auskuenfte mit Lichtgeschwindigkeit bekommen.
Zwei grosse Verheissungen des elektronischen Zeitalters sind bislang
unerfuellt geblieben. Das vor zehn Jahren angekuendigte "papierlose Buero"
erscheint weiter entfernt denn je, und der "immaterielle
Informationsaustausch", der die zeit- und energieaufwendige und also
extrem umweltschaedigende Flugreise des Managers zu Konferenzen ueberfluessig
machen sollte, findet nicht im erwarteten Umfang statt. Der Manager wuenscht
Gesichtsausdruck und Koerpersprache seines Geschaeftspartner live zu sehen.
Auch die relativ wenigen Computer-Heimarbeitsplaetze haben sich als
problematisch erwiesen.
Das gesellige Wesen Mensch findet sich mit der Verbannung in die
elektronische Einsamkiet mit ihren kuenstlichen Verbindungen zu der noch
nicht ganz vergessenen realen Welt nur schwer ab. Mit seinem
15-Milliarden-Byte-Computer, genannt Gehirn, mit seinen naturwuechsigen
Hochleistungssensoren, genannt Augen, Ohren und Nase, bleibt der Mensch
bei allem Erstaunen und Begeisterung fuer die Nachbauten, die er von sich
und seiner Intelligenz schafft, doch noch immer skeptisch. Und die Frage
nach dem Sinn von Informationen bleibt mindestens ebenso wichtig wie die
nach der Menge und der Geschwindigkeit ihrer Uebermittlung. |
In eigener Sache: GermNews sind der Zeit vorraus |
Nein, die GermNews berichten jetzt noch nicht die Nachrichten aus der
Zukunft. Wir sind zwar schnell, aber so schnell, dass wir gestern schon
die Nachrichten vom naechsten Wochenende berichten koennten, sind wir
nun wirklich nicht. Die gestrige Ausgabe war mit "Sa, 18.03.1995"
ueberschrieben, die korrekte Ueberschrift haette aber "Sa, 11.03.1995"
lauten sollen. |
Fussballbundesliga |
1 Dortmund 14 5 2 48-18 33: 9 2 Werder Bremen 14 4 3 42-22 32:10 VfB Stuttgart 2-2 Kaiserslautern 3 Kaiserslautern11 7 3 32-23 29:13 4 M'gladbach 11 6 4 46-26 28:14 Schalke O4 - 186O Muenchen 5 Freiburg 12 4 5 43-30 28:14 6 B. Muenchen 8 11 2 38-28 27:15 Karlsruhe 2-0 Hamburger SV 7 Karlsruhe 8 8 5 33-29 24:18 8 Leverkusen 6 8 7 33-29 20:22 B. Muenchen 1-1 MSV Duisburg 9 Hamburger SV 8 4 9 30-29 20:22 10 Schalke 04 6 8 7 29-29 20:22 Dynamo Dresden 0-3 M'gladbach 11 Vfb Stuttgart 7 6 8 36-39 20:22 12 E. Frankfurt 7 5 9 23-32 19:23 Werder Bremen 5-1 Freiburg 13 1. FC Koeln 6 6 9 31-38 18:24 14 Uerdingen 3 7 10 19-29 13:27 Leverkusen 1-3 VfL Bochum 15 MSV Duisburg 3 6 12 15-34 12:30 16 VfL Bochum 5 2 14 25-45 12:30 Dortmund 1-1 E. Frankfurt 17 186O Muenchen 2 7 11 21-42 11:29 18 Dynamo Dresden 3 4 14 18-40 10:32 Uerdingen 0-0 1. FC Koeln |
Martina Ertl 3. bei Weltcupslalom |
Lenzer Heide. Martina Ertl aus Lengries belegte beim Weltcupslalom den
dritten Platz. Es siegte die Schwedin Pamel Vieberg (sp?) vor der
Schweizerin Vreni Schneider. Katja Seizinger konnte sich nicht unter den
besten 15 platzieren und verlor ihre Fuehrung im Gesamtweltcup an Vreni
Schneider, die mit ihrem zweiten Platz bereits vorzeitig den
Riesenslalomweltcup gewann. |
Steffi Graf gewinnt ihr 88. Turnier |
Delray Beach. Steffi Graf hat zum sechsten Mal das mit 430.000 Dollar
dotierte Damen-Tennisturnier in Delray Beach (sp?), Florida, gewonnen
und in ihrem insgesamt 115. Finale den 88. Gesamtsieg gefeiert. Im
Endspiel besiegte die in diesem Jahr noch ungeschlagene Weltranglistenzweite
aus Bruehl die spanische Wimbledonsiegerin Conchita Martinez mit 6:2 und
6:4. |
Quellen |
|