GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 30.09.1994



* Estonia-Wrack gefunden
* Aufbau der neuen Laender hat weiterhin Prioritaet
* Bonn stundet Russland-Kredite
* In Berlin weniger Richter und Staatsanwaelte aus der DDR uebernommen
* Ein Toter bei Raubueberfall in Berlin
* Bergungsarbeiten am Muenchner Ungluecksbus wieder aufgenommen
* Schattenkabinett stellt 100-Tage-Programm vor
* Zwei Polizisten wegen Misshandlung angeklagt
* Genscher zu Feierstunde in Prag
* Streit um Tieffluege
* Zahnaerzte haben Probleme mit der Gesundheitsreform
* Brandanschlag auf Gaststaette in Nordheim
* Gestern: Schweres Zugunglueck in Bad Bramstedt
* DAX und Dollarkurs



Estonia-Wrack gefunden

Helsinki. Das Wrack der gesunkenen Faehre "Estonia" ist in 80m Tiefe auf dem Grund der Ostsee geortet worden. Noch am Wochenende sollen Taucher das Wrack untersuchen, in dem einige hundert Menschen, darunter auch Deutsche, den Tod fanden. Als Ungluecksursache wird eine undichte Bugklappe vermutet, die sich bei schwerer See geoffnet hat.


Aufbau der neuen Laender hat weiterhin Prioritaet

Bonn. Der Aufbau in den neuen Bundeslaendern wird laut Bundeskanzler Kohl in naechster Zeit Vorrang gegenueber den alten Bundeslaendern behalten. Kohl sagte anlaesslich des vierten Jahrestages der deutschen Einheit, die am Montag gefeiert wird, diese Entwicklung werde allen deutschen zugute kommen. Der Kanzler erklaerte, es sei nicht zu uebersehen, dass die bluehenden Landschaften in den neuen Laendern entstuenden. Das dortige Wirtschaftswachstum von 9 vH sei in Europa einmalig. Die zentrale Feier findet am Montag in Bremen statt. Hauptredner wird Bundespraesident Herzog sein.


Bonn stundet Russland-Kredite

Bonn. Die Bundesrepublik wird Russland Schulden in Hoehe von rund 4,2 Mrd. DM ueber einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren stunden. Dabei handelt es sich um vom Bund verbuergte Kredite an die ehemalige Sowjetunion, die in diesem Jahr faellig geworden waeren. Ein entsprechendes Abkommen wurde heute in Bonn unterzeichnet. Finanzstaatssekreater Gruene erklaerte, damit wolle Deutschland einen weiteren Beitrag zur Unterstuetzung des Reformprozesses in Russland leisten. Bereits im vergangenen Jahr hatte Bonn Russland Schulden in Hoehe von 8,2 Mrd. DM gestundet.


In Berlin weniger Richter und Staatsanwaelte aus der DDR uebernommen

Berlin. Die deutsche Hauptstadt hat weniger Richter und Staatsanwaelte uebernommen, als die neuen Bundeslaender. Justizsenatorin Peschel-Gutzeit sagte, von rund 280 Richtern und Staatsanwaelten, die bis 1990 im Ostteil der Stadt amtierten, arbeiteten jetzt noch ueber 40. Im Gegensatz zu diesen 15 vH in Berlin seien in Sachsen beispielsweise 65 vH und in Brandenburg 54 vH uebernommen worden. Die Senatorin begruendete dies damit, dass in Ostberlin besonders viele Fuehrungskraefte taetig gewesen seien, bei vielen habe man nicht davon ausgehen koennen, dass sie kuenftig die Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats vertreten wurden.


Ein Toter bei Raubueberfall in Berlin

Berlin. Bei einem Raubueberfall auf ein Geschaeft in Treptow ist ein Passant erschossen worden. Die Polizei teilte mit, ein Wachmann sei schwer verletzt worden. Die Taeter seien mit einem Auto geflohen.


Bergungsarbeiten am Muenchner Ungluecksbus wieder aufgenommen

Muenchen. In der bayerischen Landeshaupttstadt sind die Arbeiten wieder aufgenommen worden, um die zwei noch vermissten Maenner aus dem vor zehn Tagen in eine Grube gestuerzten Bus zu bergen. Arbeiter begannen damit, den Krater, in dem noch das Heck des Busses steckt, mit Kies aufzufuellen. Er soll dann trockengelegt, verschalt und spaeter wieder ausgehoben werden. Nach Angaben der Polizei kann es noch bis zu fuenf Wochen dauern, bis die beiden Leichen aus dem Krater geholt werden koennen.


Schattenkabinett stellt 100-Tage-Programm vor

Die SPD hat heute die Schlussphase ihres Wahlkampfes eroeffnet. In Bonn machte die Fuehrungscrew der Sozialdemokraten, d.h. Scharping, Schroeder und Lafontaine, deutlich, wie sie sich Politik nach einem Regierungswechsel vorstellt. Aus diesem Grund praesentierten die drei ein 16-Punkte-Programm fuer die ersten 100 Tage nach einem eventuellen Sieg bei der Bundestagswahl. Der Titel des Papiers: "Fuer ein gerechtes und friedliches Deutschland". In den ersten 100 tagen einer sozialdemokratischen Regierung will sich der SPD-Kanzlerkandidat Scharping ganz auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik konzentrieren. Ein Kindergeld von 250,- DM soll eingefuehrt werden, die Kinderfreibetraege sollen dafuer gestrichen werden. Fuer den Kauf eines neuen Autos soll ein Jahr lang eine staatliche Abwrackpraemie in Hoehe von 1000,- DM gezahlt werden, auf ein Tempolimit wurde verzichtet, angeblich auf Druck von Gerhard Schroeder. Den Solidaritaetszuschlag will die SPD kippen, stattdessen ist eine 10-prozentige Ergaenzungsabgabe fuer Spitzenverdiener geplant. Rudolf Scharping: "Das erste, was wir erreichen wollen, ist die Entlastung der breiten Mehrheit der Bevoelkerung, die wirtschaftliche Belebung im Inneren, damit der Konjunkturmotor nicht auf zwei Toepfen laeuft, wie jetzt, naemlich Auslandsnachfrage und Baukonjunktur, sondern dass er auf vier Zylindern laeuft und damit rund, dann muessen die Investitionen besser werden, dann muss die Nachfrage besser werden." Eine Arbeitsmarktoffensive soll 700.000 Arbeitsplaetze zusaetzlich schaffen. Die Unionsparteien bewerteten das SPD-Programm erwartungsgemaess aeusserst kritisch.


Zwei Polizisten wegen Misshandlung angeklagt

In Berlin sind erstmals zwei Polizeibeamte wegen der Misshandlung von Vietnamesen angeklagt worden. Einem Justizsprecher zufolge wird den Beamten Koerperverletzung im Amt und Strafvereitelung zur Last gelegt. Ein Termin fuer den Prozess steht aber noch nicht fest. Gegen 46 weitere Polizisten wird wegen der Misshandlung vietnamesischer Zigarettenhaendler noch ermittelt.


Genscher zu Feierstunde in Prag

Der fruehere Aussenminister Genscher hat bei einer Feierstunde in Prag an die Ereignisse vor fuenf Jahren erinnert, als die Tschechoslowakei die Ausreise von mehr als 4000 DDR-Fluechtlingen in die Bundesrepublik erlaubte. In einer Ansprache dankte Genscher vor allem dem damaligen sowjetischen Aussenminister Schewardnadse, der in jener dramatischen Situation nicht nur Hilfe zugesagt, sondern auch Hilfe geleistet habe.


Streit um Tieffluege

Bundesregierung un SPD-regierte Laender streiten weiter ueber die Notwendigkeit militaerischer Uebungsfluege in geringer Hoehe. Im Verteidigungsausschuss des Bundesrates vertrat die Regierung die Auffassung, dass solche Tieffluege auch in Zukunft gebraucht wuerden, wenn Deutschland verteidigungsfaehig bleiben wolle. Die SPD-regierten Laender dagegen sind der Auffassung, dass in Firedenszeiten Tieffluege in Hoehen von 300-450 Metern und militaerische Luftkampfuebungen ueber bewohntem Gebiet absolut ueberfluessig seien.


Zahnaerzte haben Probleme mit der Gesundheitsreform

Koeln. Deutschlands Zahnaerzte haben Probleme mit der Gesundheitsreform. Die kassenaerztliche Vereinigung hat Berichte bestaetigt, wonach Zahnaerzte Behandlungen aufs naechste Jahr verschieben, weil ihr Kostenrahmen bereits ausgeschoepft ist. Dies gelte freilich nicht bei akuten Erkrankungen. In nahezu allen Bundeslanedern zeige sich, dass die Erstattungsbudgets der Krankenkassen nicht ausreichen.


Brandanschlag auf Gaststaette in Nordheim

Auf eine libanesische Gaststaette in der niedersaechsischen Stadt ist in der vergangenen Nacht ein Brandanschlag veruebt worden. Polizeiangaben zufolge dranden die Taeter in das Haus ein und legten an mehreren Stellen Feuer. An die Waende schmierten sie Auslander-Raus-Parolen. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.


Gestern: Schweres Zugunglueck in Bad Bramstedt

Bereits gestern ereignete sich ein schweres Zugunglueck in bad Bramstedt. Zwei Regionalzuege waren dabei auf einer eingleisigen Strecke frontal ineinandergeprallt. Es hatte sechs Tote und 67 Verletzte gegeben. Die Bergungsarbeiten wurden heute frueh beendet.


DAX und Dollarkurs

DAX : 2012 Punkte (-32) Dollar: 1,5489 DM


Quellen

Radio B2    12:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    14:15 MEZ    14:30 MEZ    14:43 MEZ    16:30 MEZ
SWF 1    15:00 MEZ
r.s.2    10:30 MEZ