GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 02.03.1999



* Urabstimmungen im Bankgewerbe beschlossen
* Schroeder: Keine Zusammenarbeit mit der PDS auf Bundesebene
* DIHT-Fruehjahrsumfrage zeichnet pessimistisches Bild
* Klausurtagung der Gesundheitsexperten von SPD und Gruenen
* Thomas Drach bestreitet Beteiligung an Reemtsma-Entfuehrung
* Anwaeltin will Buergermeister von Galthuer anzeigen
* Wurde Kurdin beim Sturm auf israelisches Konsulat von hinten erschossen?
* Eltern sollen fuer Schulbetreuung zahlen
* Haerteres Vorgehen gegen gewohnheitskriminelle Minderjaehrige gefordert
* Zwei Unfaelle mit Gueterzuegen durch Radschaeden
* Stella AG: Personelle Konsequenzen
* Boerse



Urabstimmungen im Bankgewerbe beschlossen

Frankfurt. Im Bankgewerbe stehen die Zeichen auf Arbeitskampf. Wie die Gewerkschaften HBV und DAG ankuendigten, sollen nach Urabstimmungen naechste Woche die ersten Streiks bereits Mitte des Monats beginnen. Gestern abend war die dritte Tarifrunde fuer die Bankbeschaeftigten ohne Ergebnis und ohne neuen Termin abgebrochen worden. Heute nun erklaerten die jeweiligen Tarifkommissionen von HBV und DAG die Verhandlungen fuer gescheitert. Nach Darstellung der Arbeitgeber waere eine Einigung moeglich gewesen, wenn die Gewerkschaften realistischen Einkommensverbesserungen zugestimmt haetten. Die Arbeitgeber hatten fuer das erste Halbjahr 1999 eine Einmalzahlung von 850 DM angeboten. DAG und HBV fordern dagegen Gehaltserhoehungen von sechs bzw. 6,5 Prozent.


Schroeder: Keine Zusammenarbeit mit der PDS auf Bundesebene

Bonn. In der SPD dauert der Streit ueber eine moegliche Zusammenarbeit mit der PDS auf Bundesebene an. Die Ministerpraesidenten von Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, Glogowski und Beck, lehnten in Zeitungsinterviews eine Kooperation mit der SED-Nachfolgepartei ab und gingen damit auf Distanz zu Parteichef Lafontaine. Mit einer Partei, die mit ihrer totalitaeren Vergangenheit bis heute nicht aufgeraeumt habe, koenne man nicht zusammenarbeiten. Aehnlich aeusserte sich auch der stellvertretende Parteivorsitzende Thierse. Nach einer Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion bezog am Abend Bundeskanzler Schroeder zu der Debatte Stellung. Schroeder sagte, eine Zusammenarbeit mit der PDS auf Bundesebene komme fuer ihn wegen prinzipieller Unterschiede nicht infrage. Schroeder woertlich: "Mit mir wird es keine Zusammenarbeit mit der PDS im Bundestag geben". Die Unterschiede zwischen SPD und PDS sowohl in der Innen- und Wirtschaftspolitik als auch in der Aussen- und Sicherheitspolitik duerften nicht verdeckt werden. Darueber hinaus betonte Schroeder die SPD-Position, wonach ueber eine Zusammenarbeit mit der PDS in ostdeutschen Laendern und Gemeinden die dortigen Parteigremien allein entscheiden sollten. Lafontaine hatte am Wochenende Aeusserungen des SPD-Bundesgeschaeftsfuehrers Schreiner unterstuetzt, die Sozialdemokraten muessten die sogenannte "Dresdener Erklaerung" von 1994 ueberdenken. Darin wird eine Zusammenarbeit zwischen SPD und PDS ausgeschlossen.


DIHT-Fruehjahrsumfrage zeichnet pessimistisches Bild

Bonn. Industrie und Handel blicken eher pessimistisch in die Zukunft. Der DIHT rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Hauptgeschaeftsfuehrer Schoser machte fuer den Stimmungsumschwung bei den Unternehmen die juengsten Tarifabschluesse und den, wie er sagte, "unklaren Kurs der Bundesregierung" verantwortlich. Schoser aeusserte sich in Bonn bei der Vorstellung der traditionellen Fruehjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammern. Die Geschaeftserwartungen haetten gegenueber der Herbstumfrage besonders in der Industrie stark nachgelassen. Nach Schosers Worten bleiben die Exportanstoesse schwach. Zudem verringere sich die Investitionsneigung, und auch die Konsumnachfrage entwickle keinen Schwung. Schoser bewertete die juengsten Lohnabschluesse als eine "starke Belastung".


Klausurtagung der Gesundheitsexperten von SPD und Gruenen

Bonn. In einer eintaegigen Klausur beraten Gesundheitsexperten der SPD und der Buendnisgruenen ueber Eckpunkte der geplanten Gesundheitsreform 2000. Bundesgesundheitsministerin Fischer zeigte zu Beginn der Klausur Kompromissbereitschaft. Sie rechne mit einer Einigung in wesentlichen Punkten, so ueber die Neuregelung der Medikamentenzuzahlung. Weitere Punkte sind die Einfuehrung einer Positivliste mit Medikamenten, die von den Krankenkassen erstattet werden, die Staerkung der Patientenrechte und die zahnmedizinische Versorgung.


Thomas Drach bestreitet Beteiligung an Reemtsma-Entfuehrung

Buenos Aires. Thomas Drach, mutmasslicher Entfuehrer des Multimillionaers Reemtsma, hat bestritten, an dem Verbrechen im Jahr 1996 beteiligt gewesen zu sein. Vor einem argentinischen Bundesgericht sagte Drach, er habe mit der Tat nichts zu tun und sei auch niemals auf der Flucht gewesen. Seine Verhaftung in Buenos Aires im Maerz vergangenen Jahres sei rechtswidrig. Das Gericht hatte ueber die Auslieferung Drachs an Deutschland zu entscheiden. Die Anwaelte Drachs argumentieren, das Auslieferungsersuchen der deutschen Behoerden habe Formfehler.


Anwaeltin will Buergermeister von Galthuer anzeigen

Rastatt. Nach dem Lawinenunglueck im oesterreichischen Galthuer will eine Rastatter Anwaeltin die Gemeinde wegen fahrlaessiger Toetung anzeigen. Die Juristin sagte gegenueber der Deutschen Presseagentur, die Gemeinde Galthuer habe den Tod der 38 Menschen billigend in Kauf genommen. Die Anzeige richte sich gegen den dortigen Buergermeister, der zugleich Vorsitzender der oertlichen Lawinenkommission ist. Nach Auffassung der Anwaeltin wurden die Urlauber voellig unzureichend informiert und die Gefahr bis zuletzt verschleiert.


Wurde Kurdin beim Sturm auf israelisches Konsulat von hinten erschossen?

Berlin. Bei der Erstuermung des israelischen Generalkonsulats vor zwei Wochen ist eine Kurdin offenbar von hinten durch Schuesse getoetet worden. Das berichtet das ZDF-Magazin "Kennzeichen D" unter Berufung auf den Obduktionsbefund. Zuvor hatte die "Berliner Zeitung" gemeldet, die 18jaehrige sei durch einen Kopfschuss ums Leben gekommen. Die Berliner Justiz verweigerte unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen eine Stellungnahme. Bei der Aktion waren vier Kurden von israelischen Sicherheitskraeften erschossen worden.


Eltern sollen fuer Schulbetreuung zahlen

Stuttgart. Der baden-wuerttembergische Finanzminister Stratthaus hat sich dafuer ausgesprochen, Elternbeitraege zur Finanzierung verlaesslicher Unterrichts- und Betreuungszeiten an den Grundschulen zu erheben. Die Beitraege sollen nach den Vorstellungen des Ministers nach Einkommen gestaffelt werden. Der Landeshaushalt duerfe durch die Einfuehrung der Halbtagsbetreuung nicht zusaetzlich belastet werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wies die Ueberlegungen zurueck. Wenn die verlaessliche Halbtagsschule als notwendig erkannt werde, so GEW-Landeschef Dahlem gegenueber dem SWR, muesse sie flaechendeckend und als Regelangebot und damit auch kostenfrei eingefuehrt werden.


Haerteres Vorgehen gegen gewohnheitskriminelle Minderjaehrige gefordert

Stuttgart. Baden-Wuerttemberg will haerter Kinder und Jugendliche vorgehen, die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Das kuendigte Innenminister Schaeuble in Stuttgart an. Nach seinen Worten hat das Landeskriminalamt die Polizeistatistik gezielt nach Taetern im Alter zwischen zehn und 17 Jahren ausgewerten. Demnach sind im Suedwesten 26 Kinder und 355 Jugendliche registriert, die bereits mehr als 20 Straftaten veruebt haben. Kuenftig sollen Polizei, Justiz, Jugendaemter und Auslaenderbehoerden in den Staedten und Gemeinden Koordinierungsrunden einrichten, in denen die im Einzelfall vorliegenden Erfahrungen ausgetauscht werden. In diesen Runden sollen laut Schaeuble die jeweils gebotenen Massnahmen abgestimmt werden. Diese koennen bis hin zur Ausweisung und Abschiebung reichen.


Zwei Unfaelle mit Gueterzuegen durch Radschaeden

Goettingen/Darmstadt. Zwei Unfaelle mit Gueterzuegen haben Millionenschaeden angerichtet und zu erheblichen Behinderungen im Zugverkehr gefuehrt. Bei Goettingen entgleiste letzte Nacht ein mit Zellstoff beladener Waggon wegen eines defekten Radlagers und geriet in Brand. Mehrere abgekoppelte Wagen kamen in einem Tunnel zum Stehen. Die Loescharbeiten auf der ICE-Strecke zogen sich stundenlang hin. Gestern abend waren in der Naehe von Darmstadt 14 von 20 Waggons eines mit Schlacke beladenen Gueterzugs aus den Schienen gesprungen. Unfallursache war auch hier ein Schaden am Rad eines Wagens. Der Betrieb auf der Strecke Frankfurt-Heidelberg wird laut Bahn wegen der erforderlichen Gleisreparaturen erst am Freitag wieder normal laufen. ICEs halten in dieser Zeit nicht in Darmstadt, sondern verkehren zwischen Frankfurt und Heidelberg ueber Mannheim.


Stella AG: Personelle Konsequenzen

Stuttgart/Hamburg. Bei der Stella AG stehen offenbar personelle Veraenderungen in der Fuehrungsebene bevor. Angesichts zurueckgehender Zuschauerzahlen in den Musicals wird angeblich der Ruecktritt des Vorstandsvorsitzenden Irmler gefordert. Als Nachfolger ist der Aufsichtsratsvorsitzende Klein im Gespraech. Die Stella AG will am Donnerstag mitteilen, welche Musicals aus dem Programm genommen werden. Berichte vom Wochenende, nach denen die Musicals "Les Miserables" in Duisburg und "Miss Saigon" in Stuttgart eingestellt werden, wollte eine Sprecherin des Unternehmens weder bestaetigen noch dementieren.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7988 DM= 0.9197 Euro
Kanada(1 $)  1,1771 DM= 0.6018 Euro
England(1 Pfund)  2,895 DM= 1.4801 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,8691 DM= 62.821 Euro
Japan(100 Yen)  1,4928 DM= 0.7632 Euro
Schweden(100 skr)  21,7435 DM= 11.117 Euro
 
Einige Indizes:
DAX:4804,02( aktuell )  
Dow-Jones-Index:9328,58( Stand 17:00 MEZ )  
9324,78( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:13921,06
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR1    09:00 MEZ    12:00 MEZ    15:00 MEZ    17:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    19:15 MEZ