GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 26.03.1997



* Kinkel trifft die tuerkische Aussenministerin Chiller in Ankara
* Gruendung von "Thyssen-Krupp-Stahl" beschlossen
* Bundeswehr zieht Konsequenzen nach Vorfall in Detmold vor einer Woche
* Keine Einigung ueber Altersteilzeit bei Volkswagen
* Energiewirtschaft: Kompromissbereitschaft bei Atommuell-Entsorgung
* Daimler-Benz AG erwirtschaftet Milliardengewinn
* Deutsche Bank erwartet weiter wachsende Gewinne
* Inflationsrate hat sich abgeschwaecht
* Steuerschaetzung: 15 Mrd. Mark weniger Einnahmen als angenommen
* Keine Einigung in den Tarifverhandlungen im Bau-Hauptgewerbe
* Ermittlungsverfahren gegen Steffi Graf eingestellt
* GREENPEACE protestiert gegen Gentechnik
* Zahl der Ladendiebstaehle nahm im vergangenen Jahr zu
* Abschiebung bosnischer Kriegsfluechtlinge geht weiter
* Segelschulschiff der Bundesmarine nach Weltreise in Kiel eingetroffen
* Boerse



Kinkel trifft die tuerkische Aussenministerin Chiller in Ankara

Ankara. Bundesaussenminister Kinkel und seine tuerkische Kollegin Chiller haben ihre unterschiedlichen Auffassungen zur Frage einer EU-Mitgliedschaft der Tuerkei bekraeftigt. Chiller sagte nach einem Treffen mit Kinkel in Ankara, ihr Land muesse nach den gleichen Kriterien bewertet werden wie andere Beitrittskandidaten. Wenn dies nicht geschehe, bedeute das eine Diskriminierung. Zugleich machte sie deutlich, dass es ihrem Land nicht darum gehe, schon in den naechsten ein bis zwei Jahren in die Europaeische Union aufgenommen zu werden. Kinkel wies nach den Beratungen auf die Problemfelder im Verhaeltnis zwischen der Tuerkei und der EU hin. Er nannte vor allem Menschenrechtsfragen. Solange es in diesem Bereich noch keine Loesungen gebe, sei eine Mitgliedschaft der Tuerkei in der EU nicht moeglich, betonte Kinkel.


Gruendung von "Thyssen-Krupp-Stahl" beschlossen

Duesseldorf/ Dortmund. Die Gruendung einer gemeinsamen Stahl-Gesellschaft von Thyssen und Krupp-Hoesch ist praktisch unter Dach und Fach. Die Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen, Vogel und Cromme, unterzeichneten am Abend eine entsprechende Grundsatzerklaerung. Danach wird Thyssen mit 60, Krupp mit 40 Prozent an der neuen Gesellschaft mit dem Namen "Thyssen-Krupp-Stahl" beteiligt sein. Beide Konzerne wollen kurzfristig mit Betriebsraeten und der IG Metall ueber die Loesung beraten. Wie es weiter hiess, sollen bei der Fusion bis zum Jahr 2002 etwa 8.000 Arbeitsplaetze gestrichen, aber keine betriebsbedingten Kuendigungen ausgesprochen werden. Nach Angaben des Chefs von Thyssen-Stahl Schulz betrifft der Personalabbau alle Standorte mit Ausnahme der Produktion in Duisburg. Die Vorstaende der beiden Unternehmen erklaerten, der Personalabbau werde sozial vertraeglich gestaltet. Geplant sei, freiwerdende Stellen nicht wieder zu besetzen.


Bundeswehr zieht Konsequenzen nach Vorfall in Detmold vor einer Woche

Duesseldorf. Die Bundeswehr entlaesst sechs der neun Soldaten, die in der vergangenen Woche in Detmold Auslaender angegriffen hatten. Wie die zustaendige Bundeswehrstelle in Duesseldorf mitteilte, wurden gegen die drei anderen beteiligten Soldaten verschaerfte Ausgangsbeschraenkungen erlassen. Gleichzeitig werden sie zurueckgestuft und an verschiedene Standorte versetzt. Allen neun Soldaten drohe weiterhin ein strafrechtliches Verfahren.


Keine Einigung ueber Altersteilzeit bei Volkswagen

Hannover. Bei Volkswagen hat es auch in der zweiten Runde ueber eine tarifliche Regelung zur Altersteilzeit keine Einigung gegeben. Streitpunkte zwischen Vertretern des Autokonzerns und der IG Metall ist die Forderung der Gewerkschaften nach einem Ausgleich, um einen Rentenverlust fuer die Arbeitnehmer so gering wie moeglich zu halten. VW-Verhandlungsfuehrer Schumm (sp ?) will die Frage der Altersteilzeit zudem in einem Gesamtpaket behandeln, das auch Loehne und Gehaelter sowie die Themen Beschaeftigungssicherung und flexible Arbeitszeiten beinhaltet. Beide Seiten wollen Mitte naechsten Monats erneut zusammenkommen.


Energiewirtschaft: Kompromissbereitschaft bei Atommuell-Entsorgung

Bonn. Die Energiewirtschaft hat bei der Entsorgung von radioaktivem Muell Kompromissbereitschaft signalisiert. Der Chef der RWE-Energie Farnung (sp ?) aeusserte sich in einem Schreiben an Umweltministerin Merkel. In dem Brief nahm er Bezug auf ein Papier zu den Energiekonsens-Gespraechen, das von Experten der Bunderegierung und der SPD ausgehandelt wurde. Farnung bezeichnete das Papier als Basis fuer einen Kompromiss zur Entsorgung von Atommuell. Farnung widersprach jedoch einem Bericht der "Wirtschaftswoche", wonach die Atomwirtschaft zur Finanzierung weiterer Zwischenlager fuer radioaktiven Abfall bereit sei.


Daimler-Benz AG erwirtschaftet Milliardengewinn

Stuttgart. Die Daimler-Benz AG hat 1996 einen Milliardengewinn erwirtschaftet. Nach einer Pflichtveroeffentlichung des Unternehmens belaeuft sich der Reingewinn des Konzerns auf 2,8 Mrd. Mark. 1995 hatte Daimler einen Verlust von 5,7 Mrd. Mark ausgewiesen. Der direkte Vergleich beider Ergebnisse sei allerdings durch die im Vorjahr enthaltenen Sonderfaktoren schwierig. Bei der Hauptversammlung Ende Mai soll eine Dividende von 1,10 DM je Aktie vorgeschlagen werden.


Deutsche Bank erwartet weiter wachsende Gewinne

Frankfurt. Die Deutsche Bank erwartet in diesem Jahr weiter wachsende Gewinne. Nach den Worten von Vorstandssprecher Kopper (sp ?) ist das Kreditgeschaeft nach wie vor lebhaft, und auch im Handel mit Wertpapieren und Devisen rechne man wieder mit kraeftigen Zuwachsraten. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bank ihren Ueberschuss um rund 100 Mio. auf 2,2 Mrd. Mark gesteigert.


Inflationsrate hat sich abgeschwaecht

Wiesbaden. Die Inflationsrate in Deutschland hat sich abgeschwaecht. Nach vorlaeufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts lag die Teuerungsrate in Westdeutschland im Maerz bei 1,6 Prozent. Im Februar waren die Lebenshaltungskosten um 1,7 Prozent gestiegen. Fuer die neuen Bundeslaender liegen noch keine Zahlen vor.


Steuerschaetzung: 15 Mrd. Mark weniger Einnahmen als angenommen

Kiel. Fuer die neue Steuerschaetzung im Mai rechnet das Institut fuer Weltwirtschaft mit 15 Mrd. Mark weniger Einnahmen als bislang angenommen. Damit werde es zunehmend unwahrscheinlich, dass Deutschland das Defizit-Kriterium des Maastricht-Vertrags einhalte, sagte ein Steuerschaetzer des Kieler Institutes der "Berliner Zeitung". Das Defizit der Neuverschuldung werde eher bei 3,3 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes liegen als bei den vorgeschriebenen drei Prozent. Nach Angaben des Blattes rechnet das Muenchner ifo-Institut mit Steuerausfaellen von mindestens zehn Mrd. Mark, das Berliner Institut fuer Wirtschaftsforschung mit Mindereinnahmen von fuenf Milliarden. Die Experten geben als Ursache vor allem die zunehmende Arbeitslosigkeit an.


Keine Einigung in den Tarifverhandlungen im Bau-Hauptgewerbe

Frankfurt. Die Tarifverhandlungen fuer die 1,3 Mio. Beschaeftigten im Bau-Hauptgewerbe sind am Abend ohne Einigung vertagt worden. Arbeitgeber und die Gewerkschaft Bauen/Agrar/Umwelt teilten nach den zweitaegigen Gespraechen mit, eine Annaeherung sei nur bei der Nachfolge-Regelung fuer das Schlechtwettergeld erreicht worden. Bei den Lohn- und Gehaltstarifen dagegen aeusserten sich beide Seiten skeptisch zu den Aussichten, eine Einigung darueber in der vierten Verhandlungsrunde am 11. April zu erzielen. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach Sicherung der Realloehne in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber machten aber deutlich, dass sie keinen Verteilungsspielraum saehen.


Ermittlungsverfahren gegen Steffi Graf eingestellt

Mannheim. Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat das Ermittlungsverfahren gegen die Tennisspielerin Steffi Graf wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung eingestellt. Wie die Behoerde weiter mitteilte, soll sie aber Geldsummen, deren Hoehe nicht genannt wurden, an gemeinnuetzige Einrichtungen zahlen. Die Ermittlungen gegen die Tennisspielerin standen im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen ihren Vater Peter Graf. Er war im Januar wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden.


GREENPEACE protestiert gegen Gentechnik

Koeln. Die Umweltschutz-Organisation GREENPEACE hat heute auf dem Koelner Dom gegen die Gentechnik protestiert. Etwa 50 Aktivisten kletterten auf die beiden Tuerme und befestigten Seile zwischen ihnen. Ein Transparent trug die Aufschrift: "Mensch ist nicht Gott! Stoppt Gen-Manipulation!"


Zahl der Ladendiebstaehle nahm im vergangenen Jahr zu

Koeln. Bei Ladendiebstaehlen im Einzelhandel sind vergangenes Jahr Waren im Wert von mehr als 4,5 Mrd. Mark gestohlen worden. Diese Zahl veroeffentlichte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels in Koeln. Bundesweit seien 1996 rund 650.000 Ladendiebstaehle erfasst worden. Bei einer Dunkelziffer, die vom zehn- bis zwanzigfachen ausgeht, ergeben sich laut HDE schaetzungsweise 13 Mio. Faelle von Ladendiebstahl. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der angezeigten Ladendiebstaehle um knapp sieben Prozent zu.


Abschiebung bosnischer Kriegsfluechtlinge geht weiter

Hannover. Bosnische Kriegsfluechtlinge in Niedersachsen muessen ab sofort damit rechnen, abgeschoben zu werden. Innenminister Glogowski kuendigte heute an, dass die im Winter unterbrochene Rueckfuehrung fortgesetzt werde. In Niedersachsen leben noch etwa 17.500 Fluechtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Die Innenminister der Laender bekraeftigten heute noch einmal, dass sie bundesweit am Rueckfuehrungsbeschluss festhalten wollen.


Segelschulschiff der Bundesmarine nach Weltreise in Kiel eingetroffen

Kiel. Das Segelschulschiff der Bundesmarine, Gorch-Fock, ist nach einer Weltreise wieder zurueck in seinem Heimathafen. Nach ihrem Mammut-Turn von fast einem Jahr machte der Dreimaster im Marinestuetzpunkt Kiel fest. Dort begruessten mehrere tausend Angehoerige und Schaulustige die Besatzung. Die Gorch-Fock legte seit ihrer Abfahrt am 18. April vorigen Jahres, der laengsten Seereise eines deutschen Marineschiffes nach dem Krieg, 36.000 Seemeilen oder 66.700 Kilometer zurueck. Die Reise fuehrte in 16 Laender auf vier Kontinenten.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1.6912
Kanada(1 $)  1.2320
England(1 Pfund)  2.7398
Irland(1 Pfund)  2.6545
Schweiz(100 sfr)  115.340
Frankreich(100 FF)  29.655
Italien(1000 Lit)  1.0006
Oesterreich(100 oeS)  14.208
Spanien(100 Ptas)  1.1781
Japan(100 Yen)  1.3625
Schweden(100 skr)  22.078
 
Einige Indizes:
DAX:3418.12
Dowjones-Index:6859.93 ( Stand 17:00 MEZ )  
6876.17 ( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:18472.45
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    08:00 MEZ    17:00 MEZ    18:00 MEZ
DLF    10:30 MEZ    16:30 MEZ
NDR4    13:00 MEZ    20:00 MEZ