GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 12.03.1999



* Eichel und Schroeder uebernehmen Lafontaines Aemter
* Gewerkschaften sehen Chance fuer Neuanfang
* Kein Kontakt Schroeder - Lafontaine
* Kritik der Gewerkschaften an Ruecktritt Lafontaines
* Yehudi Menuhin verstorben
* Boerse



Eichel und Schroeder uebernehmen Lafontaines Aemter

Einen Tag nach dem Ruecktritt Oskar Lafontaines von allen politischen Aemtern sind die Weichen fuer seine Nachfolger gestellt. Der hessische Ministerpraesident Eichel wird nach der Konstituierung der neuen Landesregierung am 7. April das Finanzministerium uebernehmen. Bis dahin leitet es komissarisch Wirtschaftsminister Mueller. Bundeskanzler Schroeder wurde mit 23 Stimmen des SPD-Vorstandes als neuer SPD-Chef vorgeschlagen. Ein Sonderparteitag am 11. April soll ihn endgueltig in dieses Amt waehlen. Schroeder kuendigte an, er wolle die programmatischen Grundlagen und Werte der SPD in offener Diskussion fortentwickeln. Die Koalition mit den Buendnisgruenen stehe fuer ihn nicht in Frage. Eine Kabinettsumbildung schloss er aus. Forderungen aus Industrie und Opposition, die verabschiedeten Steuergesetze auf Eis zu legen, lehnte er ab. Sie sollen wie geplant in einer Woche den Bundesrat passieren. Schroeder machte aber deutlich, dass es bei der Aufarbeitung der Unternehmenssteuerreform Aenderungen geben koennte. Auch die Buendnisgruenen wollen das eine oder andere Gesetz korrigieren. Fraktionschef Schlauch sagte, es muesse jetzt ein positives Signal an die Wirtschaft geben. Die Opposition glaubt nicht an einen Kurswechsel nach dem Ruecktritt Lafontaines. CDU-Chef Schaeuble sagte, die Verantwortung fuer das angerichtete Chaos trage nicht Lafontaine, sondern der Kanzler. Die Frankfurter Boerse reagierte mit einem kraeftigen Kursanstieg auf den Ruecktritt Lafontaines. Der DAX schloss mit einem Plus von mehr als 5%. Gefragt waren vor allem die Aktien der Energieversorger und der Versicherungen.


Gewerkschaften sehen Chance fuer Neuanfang

Der Ruecktritt von Finanzminster Lafontaine hat die Debatte ueber die Wirtschaftspolitik neu entfacht. Von den Wirtschaftsverbaenden und insbesondere von Vetretern der Energie- und Versicherungswirtschaft wurde eine Korrektur der Reform un eine Neuausrichtung der Politik gefordert. Die Verbaende BDI und HDE sprachen von der Chance fuer einen "echten Neuanfang". HDE-Praesident Franzen warnte Kanzler Schroeder davor, nur einige Korrekturen zu Gunsten von Grossunternehmen und Energiekonzernen vorzunehmen. Geboten sei eine wirtschaftsfruendlichere Politik fuer Mittelstand und Arbeitsplaetze.


Kein Kontakt Schroeder - Lafontaine

Nach dem Ruecktritt von Oskar Lafontaine hat Bundeskanzler Schroeder nach Angaben von Regierungssprecher Heye bisher vergeblich versucht, direkten kontakt mit Lafontaine aufzunehmen. Offenbar war dieser nicht zu einem Gespraech mit Schroeder bereit. Versuche, ihn zu kontaktieren, seien unternommen worden, so Heye; diese seien aber nicht erfolgreich gewesen. Lafontaine hatte seinen Ruecktritt nur kurz schriftlich mitgeteilt. Lafontaine haelt sich in seinem Haus in Saarbruecken auf. Ueber die Motive fuer seinen ueberraschenden Ruecktritt gibt es weiterhin keine Informationen.


Kritik der Gewerkschaften an Ruecktritt Lafontaines

IG-Metall-Chef Zwickel hat den Ruecktritt Lafontaines scharf kritisiert. Davonlaufen sei nicht die Sache von Sozialdemokraten, sagte Zwickel. Viele Arbeitnehmer haetten die Regierung gewaehlt, damit sie Probleme loese und nicht selbst zum Problem wuerde. Der Ruecktritt sei ein falsches politisches Signal. Das sei ein erster Erfolg der Wirtschaft, fuegte er hinzu. Zwickel forderte die Regierung auf, ihren Kurs beizubehalten. Der Chef der IG Bau, Wiesehuegel, sprach von einem herben Schlag fuer die Arbeitnehmer. Lafontaine habe mit seiner nachfrageorientierten Politik den Gewerkschaften sehr nahegestanden.


Yehudi Menuhin verstorben

Yehudi Menuhin, der wohl beruehmteste Geiger des 20. Jahrhunderts ist tot. Er erlag heute in einem Berliner Krankenhaus einem akuten Herzversagen. Der am 22. April 1916 in New York geborene Musiker trat schon mit sieben Jahren auf und wurde international gefeiert. Zehnjaehrig hatte er seine ersten Auftritte in Europa. Mit 12 nahm Menuhin bereits Platten auf. In sieben Jahrzehnten reiste er fuer Musik und Voelkerverstaendigung um den Erdball. Nach 1945 war er unter den ersten, die den Deutschen die hand zur Versoehnung reichten. Bundespraesident Herzog wuerdigte Menuhin als einen der groessten Musiker dieses Jahrhunderts. Mit seinem Tod sei die Welt aermer geworden, so Menuhin.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7886 DM= 0.9144 Euro
Kanada(1 $)  1,1736 DM= 0.6000 Euro
England(1 Pfund)  2,92 DM= 1.4929 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,2165 DM= 62.488 Euro
Japan(100 Yen)  1,4981 DM= 0.7659 Euro
Schweden(100 skr)  22,0624 DM= 11.280 Euro
 
Einige Indizes:
DAX:5008,16( aktuell )  
Dow-Jones-Index:9878,57( Stand 17:00 MEZ )  
9897,44( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:15488,86
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    16:00 MEZ    20:00 MEZ
DLF    20:00 MEZ