GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 27.01.1996



* Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus
* Neues von CDU/CSU
* SPD fordert Reduzierung der Ministerien
* Rentenloch soll mit Immobilienverkauf gestopft werden
* Hochschulrektoren fuer mehr Geld fuer Hochschulen
* Vom Parteitag der PDS
* Deutscher Museumsdirektor des Altertumsdiebstahls bezichtigt
* Unbekannter schiesst auf Linienbus
* Die Verkehrslage
* Zum Verhaeltnis Deutschlands zu Russland
* Stoerfall bei Hoechst
* Tennis: Finale der Australien Open



Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus

Berlin. Heute wurde offiziell der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Am 27.Januar 1945 haben russische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Bundespraesident Herzog hat diesen Tag zum Gedenktag erklaert. Opfer der Nazis, Politiker und Kirchenverbaende haben die Deutschen gemahnt, die Geschichte nicht zu verdraengen, sondern daraus Lehren fuer die Zukunft zu ziehen. In vielen ehemaligen Konzentrationslagern wurden Kraenze niedergelegt. Bei zahlreichen Veranstaltungen warnten die Redner vor neuem Rechtsradikalismus und vor Auslaenderfeindlichkeit. Michel Friedmann, Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte Bundestag und Bundesrat, die den Gedenktag aus Termingruenden auf den 19.Januar vorverlegt hatten. Ueber dieses beliebige Gedenken koenne er sich nur wundern, sagte Friedmann.

Gerechtigkeit fuer die Ueberlebenden der Nazi-Gewaltherrschaft und ihre Nachkommen hat der evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg, Huber, gefordert. Huber sagte zum heutigen Gedenktag, manche Opfer wie Homosexuelle oder Zwangssterilisierte seien bis zum heutigen Tag nicht anerkannt. Ausserdem seien die Urteile der nationalsozialistischen Militaerjustiz noch nicht aufgehoben worden. Bis zum naechsten 27.Januar muesse es da wirklich Fortschritte geben, so der Bischof.


Neues von CDU/CSU

Wildbad Kreuth. Die Union will am Montag mit der FDP ueber einen Abbau des Solidaritaetszuschlags verhandeln. Nach einer Klausurtagung der Union sagte Bundeskanzler Kohl, man werde sich auf eine Formel einigen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur forderte Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Teufel, im Herbst 1997 mit einem mehrstufigen Abbau des Solidaritaetszuschlags zu beginnen.

Die CSU geht davon aus, dass Bundeskanzler Kohl zur Bundestagsneuwahl 1998 erneut antritt. Generalsekretaer Protzner sagte bei der Fortsetzung der Strategie-Gespraeche, wenn der Kanzler die politische Planung fuer das Jahr 2000 mit einem solchen Aufwand vorantreibe, werde deutlich, was er vorhabe. Kohl habe gestern deutlich die Prioritaeten fuer 1998 gesetzt. Der Kanzler nannte heut morgen das Verhaeltnis von CDU und CSU so gut und offen wie schon lange nicht mehr.


SPD fordert Reduzierung der Ministerien

Die SPD hat die Bundesregierung aufgefordert, die Anzahl der Bundesministerien bis zum Umzug nach Berlin zu halbieren. Der innenpolitische Sprecher der SPD_Bundestagsfraktion Koerper sagte der Neuen Osnabruecker Zeitung, die Regierung koenne nicht in der Oeffentlichkeit die ganze Zeit vom schlanken Staat reden und gleichzeitig als einzige Verwaltung alles beim Alten lassen. Koerper schlug vor, die Ressorts fuer Wirtschaft, Verkehr, Forschung, Bildung, Bau und wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Landwirtschaft zusammenzulegen. So entstuende ein Bereich, der den Namen Zukunftsministerium wirklich verdiente. Ausserdem sollten die Ministerien fuer Arbeit, Frauen, Jugend und Familie zusammengefasst werden.


Rentenloch soll mit Immobilienverkauf gestopft werden

Das Defizit in den Rentenkassen wird nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel in diesem Jahr auf moeglicherweise 9 Milliarden DM ansteigen. Wie das Blatt berichtet, will die Bundesregierung das Loch durch den Verkauf einiger tausend Wohnungen stopfen, die sich im Besitz der Rentenversicherungsanstalt befinden. Die Immobilien sollen einen Wert von rund 10 Milliarden DM haben.


Hochschulrektoren fuer mehr Geld fuer Hochschulen

Die Hochschulrektoren haben ihre Forderung nach Studiengebuehren bekraeftigt, sofern der Staat die Universitaeten finanziell nicht besser ausstattet. Es koenne nicht mehr weiterlaufen wie bisher, so der Praesident der Hochschulrektorenkonferenz, Erichsen, dpa. Trotz aller Fortschritte bei der Studienreform werde es sonst angesichts der geburtenstarken Jahrgaenge zu einem Qualitaetsabfall kommen. Erichsen drohte in diesem Zusammenhang auch mit einem verschaerften Numerus Clausus.


Vom Parteitag der PDS

Magdeburg. Die Delegierten des PDS-Parteitags in Magdeburg haben ein Programm fuer die kommenden Jahre verabschiedet. Die PDS will danach die Arbeitslosigkeit bekaempfen, fuer soziale Gerechtigkeit eintreten, die Staedte und Gemeinden staerken und eine Wende in Richtung Umweltschutz einleiten. Das Programm laesst offen, ob die PDS Koalitionen eingehen oder rot-gruene Buendnisse unterstuetzen wird. Eine moegliche Regierungsbeteiligung der PDS war auf dem Parteitag umstritten.


Deutscher Museumsdirektor des Altertumsdiebstahls bezichtigt

Addis-Abeba. In Aethiopien ist der Direktor eines deutschen Voelkerkundemuseums festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, er habe aus einem Museum in der antiken Stadt Axon (sp?) ein antikes Gefaess stehlen wollen. Dem Museumspersonal sei aufgefallen, dass ein 2000 Jahre alter Moerser fehle. Das antike Stueck sei dann bei dem deutschen Museumsdirektor gefunden worden, hiess es in der aethiopischen Provinzhauptstadt Mikele.


Unbekannter schiesst auf Linienbus

Baden-Baden. Ein Unbekannter hat in Baden-Baden auf einen vollbesetzten Linienbus geschossen. Verletzt wurde niemand; die Kugel durchschlug eine Seitenscheibe des Busses. Hinweise auf den Schuetzen gibt es vorerst nicht.


Die Verkehrslage

Baden-Baden. Schnee und Eis haben heute in weiten Teilen Deutschlands den Verkehr behindert. Besonders in Niedersachsen, Hessen und Thueringen blieben viele Autofahrer an Steigungen haengen. Es ereigneten sich ueber 1000 Unfaelle. In Baden-Wuerttemberg, Bayern und dem Saarland gab es hingegen kaum Behinderungen. Lediglich auf Nebenstrecken sei es gelegentlich glatt gewesen, berichtet die Polizei.


Zum Verhaeltnis Deutschlands zu Russland

Bundesaussenminister Kinkel hat den russischen Praesidenten Jelzin als einen nach wie vor berechenbaren Partner bezeichnet. Nach einem Gespraech mit dem russischen Praesidenten in Moskau sagte Kinkel, Jelzin habe bisher alle Zusagen an den Westen auf Punkt und Komma eingehalten. Bei dem Treffen forderte der Staatschef den deutschen Aussenminister auf, sich dafuer einzusetzen, dass es nicht zu einer Ost-Erweiterung der NATO komme. Inzwischen traf sich Kinkel mit dem neuen russischen Aussenminister Primakov.

Der Praesident des Bundesnachrichtendienstes, Geiger, hat Russland verstaerkte Spionagetaetigkeit in Deutschland vorgeworfen. Geiger sagte dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, Moskau sei zunehmend zu den klassischen Methoden auf diesem Gebiet zurueckgekehrt. Wenn Deutschland Russland finanziell unterstuetze, koenne es auch erwarten nicht ausspioniert zu werden.


Stoerfall bei Hoechst

Frankfurt. Bei einem Stoerfall im Hoechst-Werk Griesheim sind am Morgen rund 1000kg einer gesundheitsschaedlichen Chemikalie ausgetreten. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff des Pflanzenschutzmittels Arelon. Ursache des Stoerfalls ist der Bedienungsfehler eines Hoechst-Mitarbeiters. Die Chemikalie habe sich in geringen Mengen auch ausserhalb des Werks niedergeschlagen, teilte die Feuerwehr mit. Luftmessungen haetten aber keine Anzeichen fuer eine Belastung ergeben. Bis Bodenproben ausgewertet sind, sollten Kinder in der Umgebung des Werks Griesheim allerdings nicht im Freien spielen.


Tennis: Finale der Australien Open

Tennis. Anke Huber hat das Finale der Australian Open verloren. Sie unterlag Monica Seles 4:6 und 1:6. Fuer Monica Seles war es der neunte Grand Slam-Sieg. Anke Huber stand zum ersten Mal in einem Grand Slam- Finale. Anke Huber verbesserte sich trotz Niederlage in der Weltrangliste um 4 Plaetze und gehoert nun erstmal zu den fuenf Besten im Damentennis.

Boris Becker hat noch Chancen auf den Tourniersieg; er spielt in der Nacht zum Sonntag gegen den Amerikaner Michael Chang.


Quellen

SWF 3    12:00 MEZ    14:00 MEZ    23:00 MEZ
Deutschlandradio    13:00 MEZ    19:00 MEZ