GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 28.11.1999



* Atomausstieg
* Schroeder ruft SPD zur Geschlossenheit auf
* CDU-Spendenaffaere
* Schwangerenberatung
* Kritik an der Bundesregierung
* Mannesmann-Aufsichtsrat beraet ueber Uebernahmeangebot
* Zuversicht bei Musical-Konzern Stella
* Brand in Muenchen
* Ausbruch aus geschlossener Abteilung
* Tennis



Atomausstieg

Bei den Gruenen gibt es unterschiedliche Ansichten darueber, wie lange Atomkraftwerke am Netz bleiben sollen. Umweltminister Trittin hat eine Laufzeit von dreissig Jahren vorgeschlagen ist dafuer aber von seiner Partei kritisiert worden. Gruenen-Fraktionschefin Mueller sagte, sie sei dagegen, dreissig Jahre zum Ausgangspunkt der Verhandlungen mit den Stromkonzernen zu machen, und eine Laufzeit von mehr als dreissig Jahren sei zu lang. Die Landesvorsitzenden der Gruenen wollen morgen in Berlin ueber eine einheitliche Haltung im Streit um den Atomausstieg sprechen. Die saarlaendischen Gruenen haben ihre Partei aufgefordert, beim Atomausstieg nicht mehr als 25 Jahre Laufzeit pro Kraftwerk zu akzeptieren.


Schroeder ruft SPD zur Geschlossenheit auf

Wenige Tage vor dem Bundesparteitag der SPD hat Parteichef und Bundeskanzler Schroeder seine Genossen zur Geschlossenheit aufgerufen. Auf einer Regionalkonferenz fuer die norddeutschen Landesverbaende in Hamburg sagte Schroeder, die letzten Tage haetten gezeigt, dass die Partei handlungsfaehig sei und begriffen habe, dass sie nur geschlossen erfolgreich sein koenne. Ausserdem verteidigte der Kanzler den scharfen Sparkurs seiner Regierung. Schuldenpolitik bedeute Umverteilung von unten nach oben beteuerte er vor den rund 1500 Funktionaeren seiner Partei. Weiter erklaerte er, nur reiche Leute koennten ein Interesse an einem armen Staat haben. Nach den Worten des Kanzlers muessen die sozialen Sicherungssysteme umgebaut werden. Der entscheidende Punkt werde die Alterssicherung sein. Dabei erneuerte Schroeder seien Bereitschaft, in der Rente mit der Union zusammenzuarbeiten. Allerdings warnte er die Union vor, so woertlich, Taktieren, um ueber die Wahlen zu kommen.


CDU-Spendenaffaere

In der CDU-Spendenaffaere waechst der Druck auf den Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl. Die ehemaligen Parteimanager Heiner Geissler und Walther Leisler Kiep erklaerten, der langjaehrige Parteichef habe ueber die Finanzen und Spenden der Partei genau Bescheid gewusst. Kohls ehemaliger Generalsekretaer Geissler sagte in der Bild am Sonntag woertlich, ich glaube nicht, dass es grosse Finanzvorgaenge gab, von denen der Parteivorsitzende nichts gewusst hat. Ex-Schatzmeister Kiep erklaerte, er koenne stundenlang darueber sprechen und belegen, dass der damalige CDU-Vorsitzende Kohl an der Herkunft weit geringerer Betraege als einer Million Mark sehr interessiert war. Nur eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft Augsburg zur Vertraulichkeit hindere ihn, Einzelheiten zu nennen. Kohl, der alle Berichte ueber Unregelmaessigkeiten zurueckgewiesen hat, bestaetigte, dass Kiep als Schatzmeister im CDU-Vorstand ueber Finanzen berichtet habe, bestritt aber nochmals jede Kenntnis der Millionenspende des Waffenhaendlers Schreiber. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Ruehe fordert, dass die Fragen in der CDU-Spendenaffaere noch vor Weihnachten geklaert werden. Die CDU muesse das selbst aufklaeren und deshalb Dampf machen, sagte er auf einer Wahlveranstaltung bei Kiel. Kohl will noch vor Weihnachten zum Vorwurf der schwarzen Konten in der CDU Stellung nehmen. Der Berliner Tageszeitung sagte er, sobald die Ergebnisse des Wirtschaftspruefers vorlaegen, den die CDU eingesetzt hat, wolle er sich dazu aeussern. Kohl hat nach eigenen Angaben erst vor einer Woche von der Millionenspende des Waffenhaendlers Schreiber an den ehemaligen CDU-Schatzmeister Kiep erfahren.


Schwangerenberatung

Trotz des Verbots des Papstes sucht der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof Lehmann weiter nach Moeglichkeiten, die Schwangerenberatung der katholischen Kirche innerhalb des gesetzlichen Systems fortzufuehren. In einem Zeitungsinterview regte Lehmann an, an die Stelle des Beratungsscheins koenne auch eine eidesstattliche Erklaerung der Frau treten. Dazu muesse jedoch der Abtreibungsparagraph 218 geaendert werden. Die Abgabe einer eidesstattlichen Erklaerung koennte als Ersatz gelten, so dass Frauen, trotz der Anweisung des Papstes, auch nach der Beratung bei einer katholischen Institution einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen koennen. Bundesfamilienministerin Bergmann hat mittlerweile den Ueberlegungen Lehmanns widersprochen. Der Gesetzestext ist eindeutig, eine Aenderung wolle derzeit niemand. Mit der Entscheidung gegen den Beratungsschein, so Bergmann, haetten sich die Bischoefe aus der Schwangerenberatung verabschiedet.


Kritik an der Bundesregierung

Die beiden grossen Arbeitsgemeinschaften der SPD haben der Bundesregierung vorgeworfen, den Sozialstaat zu demontieren. Auf einem Kongress in Berlin sagten Vertreter der in der SPD organisierten Arbeitnehmer und der Frauen, die SPD verprelle ihre Stammwaehler. Sie richte sich immer mehr auf die Politik des freien Marktes aus. Vor allem Frauen seien von der rot-gruenen Regierung enttaeuscht.


Mannesmann-Aufsichtsrat beraet ueber Uebernahmeangebot

Der Mannesmann-Aufsichtsrat beraet in Duesseldorf ueber das Uebernahmeangebot von Vodafone. Der britische Mobilfunkbetreiber bietet Mannesmann-Aktionaeren Aktien im Wert von 242 Milliarden Mark zum Tausch an. Der Mannesmann-Vorstand lehnt das Angebot ab. Vodafone-Chef Gent sagte vor der Sitzung, er glaube, dass Mannesmann der Uebernahme doch noch zustimme.


Zuversicht bei Musical-Konzern Stella

Bei dem zahlungsunfaehigen Musical-Konzern Stella waechst die Zuversicht, die Finanzkrise zu ueberwinden. Nach einer Mitarbeiter-Versammlung in Stuttgart, sagte der Insolvenzverwalter, Stella und die Arbeitsplaetze koennten kurzfristig gesichert werden. Stella-Chef Klein bezeichnete die Verhandlungen mit neuen Investoren als sehr vielversprechend.


Brand in Muenchen

Einen Tag nach dem verheerenden Brand in der Traditionsgaststaette Salvatorkeller ist die Polizei sicher, dass das Feuer vorsaetzlich gelegt wurde. So erklaerte der zustaendige Kriminaldirektor Nagel, der Brandstifter duerfte sich aussergewoehnlich gut ausgekannt, und eventuell sogar einen Schluessel zu dem Gebaeude besessen haben. Hinweise auf ein konkretes Motiv des Brandstifters hat die Polizei jedoch noch nicht. Die Traditionsgaststaette war durch das Feuer fast vollstaendig zerstoert worden. Die Hoehe des Sachschadens soll rund zwanzig Millionen Mark betragen.


Ausbruch aus geschlossener Abteilung

An Nachmittag ist ein Mann, der als gewalttaetig gilt, aus der geschlossenen Abteilung einer Klinik in Grafenberg ausgebrochen. Er ist unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Koerperverletzung vorbestraft. Die Polizei loeste eine Grossfahndung aus und lies die Spielplaetze in der Naehe der Klinik bewachen.


Tennis

Pete Sampras ist zum fuenften Mal Weltmeister im Tennis geworden. In Hannover gewann der Amerikaner gegen Andre Agassi mit 6:1, 7:5 und 6:4.


Quellen

SWR3    17:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    17:30 MEZ