GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 20.05.1997



* Aegyptischer Praesident Mubarak hielt sich in Bonn auf
* Chilenische Polizei sucht nach Anfuehrer der Sekte "Colonia Dignidad"
* Neues "Buendnis fuer Arbeit" soll gegruendet werden
* Justizminister Schmidt-Jortzig verlangt klare Richtlinien fuer Organspende
* Streit um Rentenniveau geht weiter
* Diskussion ueber Modernisierung des Flaechentarifvertrags
* Zahl der Kriegsdienst-Verweigerer geht zurueck
* Polizeigewerkschaft will Altersgrenze fuer Strafmuendigkeit senken
* Vorstandssprecher der Deutschen Bank scheidet aus dem Amt
* Privatisierung der frueheren Vulkan-Werften noch dieses Jahr moeglich
* Panasonic errichtet sein Europa-Zentrallager in Hamburg
* Zwei lebensgefaehrlich Verletzte bei Ueberfall auf Aldi-Filiale
* Zwei Fahrgastschiffe kollidierten an der ostfriesischen Kueste
* IVECO will Fahrerkabinen-Produktion nach Italien verlagern
* ALCATEL-SEL will an Schliessung des Mannheimer Werks festhalten
* Wasserqualitaet an deutschen Straenden und Binnengewaessern ist maessig



Aegyptischer Praesident Mubarak hielt sich in Bonn auf

Bonn. Der aegyptische Praesident Mubarak haelt weitere Gespraeche ueber einen Nahost-Frieden nur dann fuer moeglich, wenn Israel den Siedlungsbau in den Palaestinenser-Gebieten einstellt. Zu Beginn eines Kurzbesuchs in Bonn sagte Mubarak bei einer Unterredung mit Bundes-Aussenminister Kinkel, er sei besorgt ueber den Stillstand der Verhandlungen. Er appellierte an USA und EU, eine staerkere politische Rolle im Friedensprozess zu uebernehmen. Mubarak war zuvor von Bundeskanzler Kohl mit militaerischen Ehren empfangen worden. Am Abend traf sich der aegyptische Gast mit Bundespraesident Herzog.


Chilenische Polizei sucht nach Anfuehrer der Sekte "Colonia Dignidad"

Santiago de Chile. Die chilenische Polizei hat mit der Durchsuchung des Gelaendes der deutschen Sekte "Colonia Dignidad" begonnen. Die Polizei sucht nach dem Anfuehrer der Sekte Schaefer, dem die Vergewaltigung eines zwoelfjaehrigen Jungen vorgeworfen wird. In der vergangenen Woche hatte sich Schaefer in einem Brief geweigert, sich den Behoerden zu stellen. Er war Anfang der sechziger Jahre aus Deutschland nach Chile geflohen, nachdem er hier des Kindesmissbrauchs beschuldigt worden war. Auf dem Anwesen der Sekte in Sued-Chile sollen zudem waehrend der Militaer-Diktatur von General Pinochet (sp?) politische Gefangene gefoltert und ermordet worden sein.


Neues "Buendnis fuer Arbeit" soll gegruendet werden

Bonn. Bundesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaften haben eine Initiative fuer mehr Arbeitsplaetze in Ostdeutschland vereinbart. Wie Regierungssprecher Hausmann in Bonn mitteilte, soll das Vorhaben am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt werden. Das neue "Buendnis fuer Arbeit" soll in diesem Jahr den Stellenabbau in den neuen Laendern zumindest stoppen, und von 1998 an jaehrlich 100.000 neue Arbeitsplaetze dort schaffen. Gewerkschaften und Arbeitgeber bekennen sich in der Abmachung unter anderem dazu, den Nachteil der Ost-Wirtschaft bei den Lohn-Stueck-Kosten abzubauen und den Flaechentarifvertrag fuer Abmachungen in den Betrieben zu oeffnen. Die Wirtschaft sagt zu, mehr Produkte in den neuen Laendern einzukaufen und ihre ostdeutschen Tochterfirmen-Standorte zu staerken. Der Bund bringt vor allem die Fortsetzung der "Wirtschaftsfoerderung Ost" in das Buendnis ein, ueber die das Kabinett morgen entscheiden will.


Justizminister Schmidt-Jortzig verlangt klare Richtlinien fuer Organspende

Bonn. Bundesjustizminister Schmidt-Jortzig hat klare Richtlinien fuer die Organspende in Deutschland gefordert. Die Entscheidung fuer oder gegen eine Spende sei eine Buergerpflicht, sagte der FDP-Politiker. Jeder muesse in einem Spender-Ausweis erklaeren, ob er mit der Entnahme eines Organs nach seinem Tod einverstanden sei. Wie das Justizministerium erlaeuterte, koennte dies durch das Ausfuellen eines Formulars auf dem Einwohnermeldeamt geschehen.


Streit um Rentenniveau geht weiter

Bonn. Mit seinen juengsten Aeusserungen zu einer Senkung des Rentenniveaus hat DGB-Chef Schulte fuer Streit bei der SPD und den Gewerkschaften gesorgt. Waehrend der SPD-Sozialminister von Rheinland-Pfalz, Gerster, Schulte unterstuetzte, erklaerte der Fraktionsvorsitzende Scharping, seine Partei wolle das Rentenniveau beibehalten. Die schleswig-holsteinische Ministerpraesidentin Simonis sagte im ZDF, man muesse ueberlegen, das bisherige Rentensystem durch steuerfinanzierte Elemente zu ergaenzen. Die SPD-Politikerin fuegte hinzu, zum Teil unterstuetze sie damit die Reformvorschlaege des saechsischen Ministerpraesidenten und CDU-Politikers Biedenkopf. Auch die Gewerkschaft OeTV stellte sich gegen den DGB-Chef. Dagegen begruessten CDU-Generalsekretaer Hintze und Arbeitgeber-Praesident Hundt die Aeusserungen Schultes als positive Signale. Schulte hatte am Wochenende eine Absenkung des Rentenniveaus nicht mehr kategorisch abgelehnt.


Diskussion ueber Modernisierung des Flaechentarifvertrags

Bonn. Die Forderung von DGB-Chef Schulte nach einer grundlegenden Modernisierung des Flaechentarifvertrags ist ueberwiegend auf Zustimmung gestossen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Scharping sagte im "Deutschlandradio Berlin", auch seine Partei sei fuer mehr Flexibilitaet. Positiv reargierten auch die Arbeitgeber auf den Vorschlag des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Der Hauptgeschaeftsfuehrer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbaende, Goener (sp?), erklaerte im "Saarlaendischen Rundfunk", ohne mehr Spielraum fuer die Betriebe drohe das Ende des Flaechentarifvertrages. Geteilt war dagegen das Echo auf Schultes Vorstoss im Gewerkschaftslager selbst. Waehrend die IG Chemie die Forderung unterstuetzte, sprach die IG Medien von einem "falschen Signal der Nachgiebigkeit gegenueber den Unternehmern".


Zahl der Kriegsdienst-Verweigerer geht zurueck

Koeln. Die Zahl der Kriegsdienst-Verweigerer geht zurueck. Nach Einschaetzung des Bundesbeauftragten fuer den Zivildienst Hackler akzeptieren immer mehr Jugendliche den Wehrdienst. Seit Beginn der neunziger Jahre hatte sich die Zahl der Antraege auf Kriegsdienstverweigerung auf einem hohen Niveau stabilisiert. 1996 war nach Angaben Hacklers ein leichter Rueckgang zu verzeichnen. Er hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Hackler sprach von einer Trendwende.


Polizeigewerkschaft will Altersgrenze fuer Strafmuendigkeit senken

Stuttgart. Die Polizeigewerkschaft im Beamtenbund ist dafuer, dass kuenftig auch schon Zwoelfjaehrige bestraft werden koennen. Ihr stellvertretender Vorsitzender Lenders (sp?) begruendete diese Empfehlung heute im "NDR" mit dem Hinweis, dass schwere Straftaten zunehmend bereits von Zwoelf- bis Dreizehnjaehrigen begangen wuerden. Es gehe seiner Gewerkschaft aber nicht darum, Jugendliche in den Knast zu stecken, sondern ihnen bewusst zu machen, dass man nach einer Straftat "nicht einfach zur Tagesordnung zurueckkehren koenne". Eine Freiheitsstrafe fuer diese Altersgruppe sollte nur in absoluten Ausnahmefaellen verhaengt werden.


Vorstandssprecher der Deutschen Bank scheidet aus dem Amt

Frankfurt am Main. Das Steuersystem in Deutschland muss einfacher werden. Dafuer hat sich der scheidende Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Kopper, eingesetzt. Auf der Hauptversammlung kritisierte Kopper heute Vormittag, dass es zuviele Ausnahmen wie zum Beispiel fuer Nacht- und Sonntagsarbeit gibt. Dies passe nicht mehr in eine Zeit, in der viele Arbeitsformen und -zeiten notwendig seien. Die Deutsche Bank hat eine Rekordbilanz vorgelegt. Sie steigerte im ersten Quartal dieses Jahres ihren Gewinn um 28 Prozent auf 1,3 Mrd. Mark.


Privatisierung der frueheren Vulkan-Werften noch dieses Jahr moeglich

Schwerin. Die erneute Privatisierung der frueheren Vulkan-Werften kann moeglicherweise bereits in diesem Jahr erfolgen. Davon geht der Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, Seidel, aus. Ein Sprecher seines Ministerium bestaetigte heute, dass sich fuer die MTW-Schiffswerft in Wismar sowie die Volkswerft in Stralsund Unternehmen aus Norwegen und Daenemark interessieren. Auch in Deutschland gebe es moegliche Kaeufer. Die beiden ostdeutschen Werften waren im April vergangenen Jahres wenige Wochen vor dem Konkurs des Bremer Vulkan-Verbundes aus dem angeschlagenen Konzern ausgegliedert worden.


Panasonic errichtet sein Europa-Zentrallager in Hamburg

Hamburg. Der japanische Elektronik-Konzern Panasonic errichtet sein Europa-Zentrallager in der Hansestadt. Das bestaetigte das Unternehmen heute dem "NDR". Hamburg setzte sich damit gegen Standorte in Belgien und den Niederlanden durch. Panasonic kam vor 35 Jahren als erster japanischer Konzern in die Hansestadt.


Zwei lebensgefaehrlich Verletzte bei Ueberfall auf Aldi-Filiale

Hamburg. Bei einem Ueberfall auf eine Aldi-Filiale im Stadtteil Bergedorf hat ein bewaffneter Raeuber zwei Menschen lebensgefaehrlich verletzt. Der genaue Tathergang ist noch unklar. Nach ersten Berichten war der etwa Dreissigjaehrige, der ein Gewehr und zwei Pistolen bei sich gehabt haben soll, am Nachmittag in den Supermarkt eingedrungen. Er gab mehrere Schuesse ab, eine Kassiererin wurde in die Brust getroffen. Auf seiner Flucht feuerte der Taeter auf ein Auto und verletzte dabei einen Mann. Ein Grossaufgebot der Hamburger Polizei nahm ihn kurz darauf fest.


Zwei Fahrgastschiffe kollidierten an der ostfriesischen Kueste

Harlesiel. Vor der ostfriesischen Kueste sind am Nachmittag zwei Fahrgastschiffe frontal zusammengestossen. Neun Passagiere wurden verletzt in Krankenhaeuser gebracht. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei ereignete sich das Unglueck in der schmalen Fahrrinne zum Kutter- und Passagierhafen in Harlesiel. Zum Zeitpunkt der Kollision herrschte dichter Nebel. Eines der beiden Schiffe wurde schwer beschaedigt.


IVECO will Fahrerkabinen-Produktion nach Italien verlagern

Ulm. Der Fahrzeughersteller IVECO haelt an seinem Plan fest, die Produktion von Fahrerkabinen nach Italien zu verlagern und in Ulm 700 Arbeitsplaetze abzubauen. Das gaben der IVECO-Betriebsratsvorsitzende Gerni (sp?) und der Ulmer Oberbuergermeister Goenner am Abend nach einem Gespraech mit der Unternehmensleitung bekannt. IVECO habe mit einem klaren "Nein" auf die Frage geantwortet, ob wenigstens ein Teil der Fahrerkabinen-Produktion in Ulm zu halten sei. Die Fuehrung des Unternehmens sagte zur Begruendung fuer die Entscheidung, die Verlagerung vermeide Ueberkapazitaeten und Investitionen in Hoehe von ueber 100 Mio. Mark in Ulm.


ALCATEL-SEL will an Schliessung des Mannheimer Werks festhalten

Stuttgart. Der Vorstand von ALCATEL-SEL hat bei einer Aufsichtsratsitzung bekraeftigt, dass er an der Schliessung des Mannheimer Werks festhalten will. Das sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Abend gegenueber der "Deutschen Presseagentur". Waehrend der Sitzung protestierten rund 150 Mitarbeiter von ALCATEL-SEL gegen den geplanten Abbau von 400 Stellen.


Wasserqualitaet an deutschen Straenden und Binnengewaessern ist maessig

Bruessel. Die Wasserqualitaet an deutschen Straenden und Binnengewaessern wird von der Europaeischen Kommission als maessig eingestuft. Der juengste Badewaesser-Report weist aus, dass ueber 82 Prozent der Badestellen an Kuestengewaessern und fast 61 Prozent der Badeplaetze an Binnengewaessern die zwingenden Reinheitsvorschriften einhalten. Dies kritisiert aber die Europaeische Kommission als zu niedrig. Besonders gute Wasserqualitaet wird den Ostfriesischen Inseln, sowie der Ostseekueste um Ruegen und Usedom bescheinigt. Verschlechtert hingegen hat sich die Wasserqualitaet auf Sylt.


Quellen

SDR3    07:30 MESZ    17:00 MESZ    22:00 MESZ
DLF    10:30 MESZ    16:00 MESZ
NDR4    13:00 MESZ    19:00 MESZ