GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 01. 11. 2005



* Stoiber bleibt bayerischer Ministerpraesident
* Muentefering geht wie geplant ins Kabinett
* SPD diskutiert ueber Konsequenzen
* Ruettgers sieht Grosse Koalition in Gefahr
* Durchbruch bei Foederalismusreform
* Koehler ruft zu Verstaendigung und Toleranz ueber Religionsgrenzen auf
* Duerr verkauft Bereiche Mess- und Verfahrenstechnik an Finanzinvestor
* Buchungssystem der Bahn bundesweit zusammengebrochen
* Deutschland fuehrt den biometrischen Reisepass ein
* Boerse



Stoiber bleibt bayerischer Ministerpraesident

CSU-Chef Stoiber bleibt nun doch bayerischer Ministerpraesident. Er habe sich entschieden, nicht in das neue Bundeskabinett nach Berlin zu wechseln, sagte Stoiber in Muenchen. Nach dem Rueckzug von SPD-Chef Muentefering sei der Kurs der SPD "nicht mehr so klar", die Grundlage fuer seinen Wechsel habe sich veraendert. Als Ministerpraesident koenne er in Muenchen die Interessen der CSU besser vertreten. CDU-Chefin Merkel habe bereits den Vorschlag akzeptiert, dass CSU-Landesgruppenchef Glos Wirtschaftsminister wird.

Die Entscheidung CSU-Chef Stoibers, nicht nach Berlin zu wechseln, ist auf eine geteiltes Echo gestossen. Unionsfraktionsvize Zoeller kritisierte das Hin und Her Stoibers. Es schade der Partei, sagte er. Amtskollege Bosbach zeigte Verstaendnis. Er verwies auf Stoibers gutes Verhaeltnis zu SPD-Chef Muentefering. Es sei eine "tragende Idee" gewesen, dass alle Parteichefs im Kabinett saessen, sagte er n-tv. Aus der SPD hiess es, der Rueckzug werfe ein neues Licht auf die Diskussion um den Zuschnitt des Wirtschaftsressorts.


Muentefering geht wie geplant ins Kabinett

Der scheidende SPD-Chef Muentefering will wie geplant als Vizekanzler und Arbeitsminister im neuen Bundeskabinett mitarbeiten. Das bestaetigte der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Beck. Beck kuendigte in Mainz zudem an, dass er und sein brandenburgischer Amtskollege Platzeck den SPD-Gremien am Mittwoch mitteilen wuerden, wer von ihnen fuer das Amt des Parteichefs zur Verfuegung stehe. Muentefering hatte nach einer schweren Abstimmungsniederlage im Parteivorstand den Verzicht auf den Vorsitz erklaert.


SPD diskutiert ueber Konsequenzen

Berlin. Die SPD sucht nach dem angekuendigten Ruecktritt Muenteferings nach Auswegen aus der Fuehrungskrise. Die Koalitionsverhandlungen mit der Union sollen zunaechst wie geplant weiter gehen. Innerhalb der Partei koennte es aber nach Ansicht fuehrender Sozialdemokraten zur Umbildung der gesamten Parteivorstandes kommen. So fordert Fraktionsvize Poss den Ruecktritt der gesamten Fuehrungsspitze, an der Basis herrsche blanke Wut und Entsetzen. Dagegen forderte der SPD-Politiker Erler, die Entscheidung ueber einen neuen Parteivorsitzenden und einen neuen Generalsekretaer zu verschieben und auf dem Parteitag Mitte November nur ueber den Koalitionsvertrag mit der Union zu entscheiden. Die gestern gegen den Willen Muenteferings zur Generalsekretaerin nominierte SPD-Linke Nahles ist nach Einschaetzung des Sprechers der ostdeutschen Abgeordneten, Hilsberg, nach dieser Entwicklung nicht zu halten. Wer den Ruecktritt des Parteichefs in Kauf nehme, tauge nicht fuer das Amt des SPD-Managers, erklaerte Hilsberg. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Wieczorek-Zeul wird nicht mehr fuer ihr Amt kandidieren. Sie wolle "einem Generationswechsel nicht im Wege stehen", sagte sie in Berlin. Die als SPD-Generalsekretaerin nominierte Nahles schloss unterdessen nicht aus, ihre Kandidatur zurueckzuziehen. Nach Nahles' Sieg bei der Kampfabstimmung war aus der SPD Wieczorek-Zeuls' Ruecktritt gefordert worden. Sie habe durch das Festhalten an ihrem Posten verhindert,Nahles diesen als Alternative zum Generalsekretaers-Amt anzubieten.


Ruettgers sieht Grosse Koalition in Gefahr

Der nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Ruettgers sieht durch die Fuehrungskrise in der SPD die geplante grosse Koalition in Gefahr. Der CDU-Politiker erklaerte im ARD-Fernsehen, es sei derzeit offen, ob es zu diesem Buendnis komme. Die SPD muesse sagen, mit welcher Politik sie in die Koalition gehe. Die Nominierung von Andrea Nahles als Generalsekretaerin bedeute offenbar einen Linksruck. Aehnlich aeusserte sich Unions-Fraktionsvize Zoeller. Sein Partei-Kollege Bosbach sagte im Deutschlandfunk, CDU und CSU wollten die Koalitionsverhandlungen zu einem erfolgreichen Ende fuehren. Die Union muesse aufpassen, dass sie vom politischen Erdbeben der SPD nicht erfasst werde. Nach der gestrigen Spitzenrunde im Rahmen der Koalitionsverhandlungen hatten die designierte Kanzlerin Merkel und SPD-Chef Muentefering deutlich gemacht, dass sie weiter an einer grossen Koalition festhalten. FDP-Fraktionschef Gerhardt sprach sich erneut fuer ein schwarz-gelb-gruenes Buendnis als Alternative aus.


Durchbruch bei Foederalismusreform

Union und SPD haben sich in ihren Koalitionsgespraechen auf Einzelheiten der geplanten Foederalismusreform geeinigt. Teilnehmer der zustaendigen Arbeitsgruppe sprachen von einem Durchbruch. Auch in der bisher umstrittenen Frage der Aufgabenverteilung von Bund und Laendern in der Bildungspolitik gab es offenbar eine Annaeherung. Laut einem Bericht des "Handelsblatts" sollen die Laender kuenftig alleine zustaendig sein, durch eine Oeffnungsklausel soll aber ein Mitwirken des Bundes moeglich bleiben. Der designierte Minister fuer den Aufbau Ost, Tiefensee, berichtete, dass sich die Koalitionspartner auf die Angleichung des Arbeitslosengeldes Zwei geeinigt haben. In den neuen Bundeslaendern werde die Leistung auf das Westniveau angehoben. Die Frage der Gegenfinanzierung soll Tiefensee zufolge bei der Reform der Hartz-Vier-Bestimmungen geklaert werden.


Koehler ruft zu Verstaendigung und Toleranz ueber Religionsgrenzen auf

Bundespraesident Koehler hat zu Toleranz gegenueber Buergern muslimischen Glaubens aufgerufen. In den vergangenen Jahren habe die Verstaendigung ueber die Religionsgrenzen hinweg haeufig zu Enttaeuschungen gefuehrt, schrieb Koehler in einer Grussbotschaft zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan am Donnerstag. Zentrales Anliegen muesse es sein, das alltaegliche Miteinander zu verbessern.


Duerr verkauft Bereiche Mess- und Verfahrenstechnik an Finanzinvestor

Der Anlagenbauer Duerr verkauft den Geschaeftsbereich Mess- und Verfahrenstechnik (MPT) an den Finanzinvestor HgCapital. Wie die Duerr AG mitteilte, liegt der Veraeusserungserloes bei 205 Millionen Euro. Bei MPT sind 1.100 Mitarbeiter beschaeftigt.

Im Geschaeftsjahr 2004 erzielte MPT einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro. Mit dem Verkauf setzt der Stuttgarter Anlagenbauer seine Konzentration auf das Kerngeschaeft in der Automobilindustrie fort. MPT sei ueberwiegend in der Minen- und Grundstoffindustrie aktiv und liege damit ausserhalb der Duerr-Kernkompetenzen, hiess es.

Der Verkauf ist Teil einer umfangreichen Strategie zur Schuldensenkung. Duerr hatte sich bereits Ende September mit dem Verkauf des Geschaeftsbereichs Development Test Systems von einem Randbereich getrennt und dabei einen Erloes von 27 Millionen Euro erzielt. Im ersten Halbjahr 2005 verbuchte Duerr einen Verlust vor Steuern von 6,7 Millionen Euro.


Buchungssystem der Bahn bundesweit zusammengebrochen

Das Buchungssystem der Bahn ist bundesweit nahezu komplett zusammengebrochen. Fahrkarten konnten lediglich an Automaten gekauft werden,Schalter standen nur eingeschraenkt zur Verfuegung. Ueber das Internet waren keine Buchungen moeglich. Die Stoerung soll am Abend behoben sein.


Deutschland fuehrt den biometrischen Reisepass ein

Berlin. Als eines der ersten Laender in der Europaeischen Union hat Deutschland zum heutigen Tag den elektronischen Reisepass eingefuehrt. Dabei sind die Gesichtsmerkmale des Inhabers auf einem integrierten Chip gespeichert. Das neue Ausweisdokument soll besser vor Faelschungen geschuetzt sein, die Kontrolle an den Grenzen erleichtern und die Fahndung der Polizei verbessern. Der neue Pass kostet 59 Euro und ist damit in etwa doppelt so teuer wie der alte. Ab dem Jahr 2007 werden auf den deutschen Reisepaessen dann auch Fingerabdruecke in digitalisierter Form gespeichert.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8322 Euro
Kanada (1 $) 0.7044 Euro
England (1 Pfund) 1.4734 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.653 Euro
Japan (100 Yen) 0.7144 Euro
Schweden (100 skr) 10.441 Euro
Suedafrika (100 R) 12.515 Euro
China (1 Yuan)
 
Einige Indizes:
Dax: 4922.55 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 10430.79 ( Stand 17:00 MEZ )
Nikkei-Index: 13867.86
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ