GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 01. 10. 2005



* Fronten zwischen Union und SPD vor Nachwahl weiter verhaertet
* Unions-Kritik an Merkels Wahlkampfstil
* Vor dem 15. Jahrestag der Deutschen Einheit
* Neuregelungen ab dem 1. Oktober
* Klausurtagung der Fraktion der Linkspartei fortgesetzt
* BfA und VDR zur Deutsche Rentenversicherung zusammengeschlossen
* Bischof Mixa in Augsburg mit Gottesdienst eingefuehrt
* Scherf-Nachfolge wird ueber Mitgliederbefragung geregelt
* Hundt gegen EU-Beitritt der Tuerkei
* DaimlerChrysler beteiligt sich nicht an VW
* Strom soll zum Jahreswechsel teurer werden
* Warnung vor Verharmlosung von AIDS
* Kurioses: 17jaehriger schlaeft Rausch in Astgabel aus
* Altbundespraesident Rau wieder im Krankenhaus
* Computerstoerung bei der Bahn sorgt fuer bundesweite Probleme im Verkauf
* 1. Fussballbundesliga



Fronten zwischen Union und SPD vor Nachwahl weiter verhaertet

Berlin. Einen Tag vor der Nachwahl in Dresden haben sich die Fronten zwischen Union und SPD in der Kanzlerfrage weiter verhaertet. Die Union setzt offenbar darauf, dass die SPD in der kommenden Woche klein beigibt und den Fuehrungsanspruch von CDU/CSU anerkennt. Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Bosbach sagte in einem Zeitungsinterview, nach der Nachwahl solle sich die SPD rasch erklaeren. SPD-Generalsekretaer Benneter betonte dagegen noch einmal, dass seine Partei eine Kanzlerin Merkel ablehne. Abgesehen von der Personaldebatte sind sich die beiden Seiten in einigen inhaltlichen Fragen einig. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, hat man sich fuer den Fall einer Grossen Koalition auf einen strikten Sparkurs verstaendigt, um im Jahr 2007 wieder die Maastricht-Kriterien einhalten zu koennen.

SPD-Generalsekretaer Benneter sieht in einer Grossen Koalition die Moeglichkeit, grundlegende Veraenderungen durchzusetzen. Ein solches Buendnis haette eine verfassungsaendernde Mehrheit im Bundestag, sagte Benneter der "Neuen Osnabruecker Zeitung". Union und SPD koennten beispielsweise die Foederalismusreform wieder in Gang bringen. Zudem erneuerte er den Anspruch der SPD auf die Kanzlerschaft.


Unions-Kritik an Merkels Wahlkampfstil

Unmittelbar vor der Nachwahl in Dresden waechst in der Union die Kritik am Wahlkampfstil von Kanzlerkandidatin Merkel. Der bayerische Innenminister Beckstein und der CDA-Vorsitzende Laumann forderten in Zeitungsinterviews ein schaerferes soziales Profil der Union. Der Chef des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands, Strebl (CSU), sagte der "Leipziger Volkszeitung": "Die Union hat sich ohne soziale Seele, mit vielen handwerklichen Fehlern und mit einer Kandidatin gezeigt, die viele von uns nicht wollten."


Vor dem 15. Jahrestag der Deutschen Einheit

Kurz vor dem 15. Jahrestag der Deutschen Einheit hat Bundespraesident Horst Koehler die Politiker zu Ehrlichkeit aufgerufen. Dazu gehoere es, den Menschen zu sagen, dass nicht ueberall in Deutschland die gleichen Lebensbedingungen geschaffen werden koennten. In einem Gastbeitrag der "Schweriner Volkszeitung" forderte Koehler zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober die Politik auf, sich neues Vertrauen zu verdienen durch Ehrlichkeit, Stetigkeit und Gerechtigkeit. Nur so koenne Enttaeuschungen entgegen gewirkt werden, die vor dem Hintergrund oft nicht gehaltener Versprechen vielfach entstanden seien. "Die Politik packt die vor uns liegenden Aufgaben zunehmend beherzt an, wenn auch viele Menschen die Politik haeufig nicht als Wettbewerb der Ideen erleben, sondern als Wettbewerb der Versprechen", so der Bundespraesident.

CDU-Chefin Angela Merkel lobte die Menschen in Ostdeutschland fuer ihre bislang erreichten Erfolge. Darauf koennten sie stolz sein, sagte Merkel. "Stolz duerfen aber auch alle Deutschen sein, die in einem beispiellosen Akt der nationalen Solidaritaet die erheblichen Lasten des Aufbaus Ost geschultert haben", betonte die CDU-Chefin. Kritik aeusserte Merkel jedoch an der wirtschaftlichen Entwicklung: Die Schere der Wirtschaftsentwicklung sei zuletzt zu Ungunsten der neuen Laender wieder weiter aufgegangen, sagte sie. Die Abwanderung junger Menschen von Ost nach West habe deutlich zugenommen. Dieser Entwicklung duerfe nicht weiter zugesehen werden.


Neuregelungen ab dem 1. Oktober

Berlin. Mit dem heutigen 1. Oktober treten mehrere Neuregelungen in Kraft. So gelten beispielweise ab sofort neue Einkommensfreibetraege fuer Arbeitslosengeld-2-Empfaenger. Hundert Euro werden grundsaetzlich nicht mehr angerechnet - vom weiteren Verdienst bis zu 800 Euro brutto koennen die Empfaenger 20 Prozent behalten. Im Gesundheitswesen gibt es ebenfalls eine Aenderung: Fuer Menschen, die erhebliche Probleme beim Essen haben, muessen die Krankenkassen die Sondennahrung bezahlen. Das hat Bundesgesundheitsministerin Schmidt gegen den Willen des Gemeinsamen Bundesausschusses von Aerzten und Krankenkassen durchgesetzt - allerdings ist eine Klage gegen die Regelung angekuendigt.


Klausurtagung der Fraktion der Linkspartei fortgesetzt

Die Bundestagsfraktion der Linkspartei hat ihre Klausurtagung in Berlin fortgesetzt. Den 54 Abgeordneten liegt das Programm fuer die ersten 100 Tage ihrer Parlamentsarbeit vor. Zu den ersten Antraegen im Bundestag sollen eine Erhoehung des Arbeitslosengeldes II und die Einfuehrung einer Ausbildungsplatz-Abgabe gehoeren, teilte Fraktionssprecher Thalheim mit. Ferner will die Linkspartei ein oeffentliches Investitionsprogramm im Umfang von 20 Milliarden Euro vorschlagen. Die Fraktionsvorsitzenden Lafontaine und Gysi kuendigten an, einer "grossen Koalition des Sozialabbaus" eine entschiedene Opposition entgegenzusetzen. Gestern abend hatte sich Parteichef Bisky mit seiner Bewerbung um das Amt des Bundestagsvizepraesidenten gegen die Abgeordnete Loetzsch durchgesetzt.


BfA und VDR zur Deutsche Rentenversicherung zusammengeschlossen

Die Bundesversicherungsanstalt fuer Angestellte und der Verband Deutscher Rentenversicherungstraeger bilden ab heute zusammen die Deutsche Rentenversicherung. Bundessozialministerin Schmidt rechnet durch den heute in Kraft tretenden Zusammenschluss der Rentenversicherungstraeger mit Einsparungen von 350 Millionen Euro in den kommenden Jahren. Die Ablaeufe wuerden durch die Fusion erheblich vereinfacht, sagte die SPD-Politikerin im Deutschlandradio Kultur. Zudem erhielten die 51 Millionen Versicherten nun wohnortnahe Beratung und muessten nicht mehr entscheiden, zu welchem Rententraeger sie gingen.


Bischof Mixa in Augsburg mit Gottesdienst eingefuehrt

Augsburg. Bischof Mixa ist am Vormittag mit einem festlichen Gottesdienst in sein neues Amt in Augsburg eingefuehrt worden. Mixa bat die Katholiken im Bistum, ihn wohlwollend anzunehmen und ihn mit seinem guten Willen, aber auch mit seinen Grenzen und Schwaechen zu unterstuetzen. Der 64-Jaehrige kuendigte zudem an, er werde die Ehe- und Familienseelsorge in Augsburg durch eine neue Einrichtung foerdern. Mixa ist der erste von Papst Benedikt XVI. neu ernannte deutsche Bischof. Seit 2000 ist er bereits deutscher Militaerbischof und wird diese Funktion auch in Augsburg behalten.


Scherf-Nachfolge wird ueber Mitgliederbefragung geregelt

Die Nachfolge von Bremens Erstem Buergermeister Scherf wird zwischen Bildungssenator Lemke und SPD-Fraktionschef Boehrnsen entschieden. Der dritte Kandidat, der Bundestagsabgeordnete Kroening, erklaerte heute seinen Verzicht auf das Amt. Der SPD-Landesvorstand hatte gestern Abend beschlossen, eine Mitgliederbefragung abzuhalten. Sie soll vom 11. bis 15. Oktober stattfinden.


Hundt gegen EU-Beitritt der Tuerkei

Arbeitgeberpraesident Hundt teilt die Vorbehalte der oesterreichischen Regierung gegen einen EU-Beitritt der Tuerkei. Aus wirtschaftlicher Sicht sei weder die Europaeische Union aufnahmefaehig, noch die Tuerkei beitrittsfaehig, sagte Hundt in Berlin. Die Verhandlungen duerften deshalb nicht mit dem alleinigen Ziel einer Vollmitgliedschaft gefuehrt werden. Der Vorsitzende des BDA forderte die Bundesregierung auf, die Position der oesterreichischen Regierung auf der morgigen Konferenz der EU-Aussenminister zu unterstuetzen.


DaimlerChrysler beteiligt sich nicht an VW

Der Autokonzern DaimlerChrysler beteiligt sich nach Aussage eines Unternehmenssprechners nicht an Volkswagen.Gleichzeitig wies er einen Zeitungsbericht zurueck, in dem von einem geplanten Aktientausch zwischen beiden Unternehmen die Rede ist. Der Sprecher bestaetigte, dass der Wolfsburger Konzern in den vergangenen Jahren wiederholt Interesse an einem Einstieg des US-deutschen Konzerns bekundet habe. Diese Angebote seien jedoch nie konkret verhandelt worden. Die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte in ihrer Samstagsausgabe berichtet, VW wolle ein Aktien-Paket im Volumen von zehn Prozent des eigenen Gesamtkapitals gegen ein Daimler-Aktienpaket von 6,9 Prozent tauschen. Der Sprecher von DaimlerChrysler bestaetigte lediglich, dass die beiden Konzerne zurzeit "auf Projektbasis" zusammen arbeiten. Weitere Details nannte er nicht. Der niedersaechsische Ministerpraesident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff (CDU) zeigte sich erfreut ueber die Zusammenarbeit der beiden Autobauer. "Die Landesregierung begruesst das DaimlerChrysler-Interesse an VW. Wir stehen seit Jahren in guten Gespraechen und vermehrte Kooperationen liegen in beiderseitigem Interesse", sagte Wulff. Das Land Niedersachsen ist derzeit groesster VW-Anteilseigner.


Strom soll zum Jahreswechsel teurer werden

Die Energiekonzerne E.ON und RWE planen offenbar eine Erhoehung der Strompreise. Laut "Berliner Zeitung" sollen die Tarife um bis zu sechs Prozent steigen. E.ON und RWE bestaetigten, dass ihre regionalen Versorgungstoechter die Genehmigung fuer Tariferhoehungen zum 1. Januar 2006 beantragen, aeusserten sich aber nicht zu der Hoehe der Preiserhoehung. Bundesumweltminister Trittin appellierte an die Laender, die Genehmigung fuer die Erhoehung nicht zu erteilen. Diese "Abzocke" sei mit nichts zu rechtfertigen, sagte er der "Bild am Sonntag".


Warnung vor Verharmlosung von AIDS

Goslar. Die Deutsche Aids-Hilfe hat erneut eindringlich vor einer Verharmlosung der Immunschwaechekrankheit hierzulande gewarnt. Anlaesslich einer Jahrestagung der Gesellschaft sagte Vorstandsmitglied Sven Christian Finke, bedenklich sei vor allem, dass viele Jugendliche das Aids-Risiko nicht mehr ernst genug naehmen. Junge Menschen seien heute ueber die Krankheit wesentlich schlechter informiert als vor zehn Jahren. Derzeit leben nach Schaetzungen der Aids-Hilfe bundesweit bis zu 50.000 Infizierte.


Kurioses: 17jaehriger schlaeft Rausch in Astgabel aus

Ein leblos in einem Baum haengender 17-Jaehriger hat am Freitagabend in Moeckmuehl (Kreis Heilbronn) einen Grosseinsatz der Polizei ausgeloest. Die Beamten rueckten sogar mit einem Hubschrauber an, da sie zunaechst von einem Unglueck oder von einem Verbrechen ausgingen. Dann stellten die Einsatzkraefte allerdings fest, dass der Jugendliche nach "ordentlichem Alkoholgenuss" in der Astgabel einer Weide an einem Flussufer lediglich seinen Rausch ausschlief. Aufgrund des hohen Alkoholpegels wurde der junge Mann zur Ausnuechterung in ein Krankenhaus gebracht.


Altbundespraesident Rau wieder im Krankenhaus

Altbundespraesident Johannes Rau ist auf Draengen seiner Aerzte erneut in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert worden. "Sein Gesundheitszustand ist noch immer nicht ganz stabil", sagte Raus Bueroleiter der "Bild"-Zeitung. Zuletzt war der 74-jaehrige Rau wegen Herzrhythmus-Stoerungen in der Klinik, ausserdem war ihm ein Haematom im Bauchraum entfernt worden. Rau wurde ihm im August 2004 eine kuenstliche Herzklappe eingesetzt. Im Juli 2000 wurde er, an der Bauchschlagader operiert. 1992 musste ihm die linke Niere wegen eines Tumors entfernt werden.


Computerstoerung bei der Bahn sorgt fuer bundesweite Probleme im Verkauf

Berlin. Eine Stoerung im Computersystem der Deutschen Bahn hat am Vormittag bundesweit zu Problemen in den Verkaufsstellen gefuehrt. Die Mitarbeiter dort konnten keine Reservierungen vornehmen, und auch einige Sondertarife waren nicht erhaeltlich. Sogar die telefonische Service-Hotline war von dem Netzausfall betroffen. Vor vielen Reisezentren bildeten sich lange Warteschlangen - vor allem in den noerdlichen Bundeslaendern, wo heute die Herbstferien begonnen haben.


1. Fussballbundesliga

  Leverkusen - Bielefeld 1:1
  Moenchengladbach - Mainz 1:0
  Berlin - Bremen 1:2
  Nuernberg - Koeln 2:1
  Muenchen - Wolfsburg 2:0
  Frankfurt - Schalke 0:1



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ