GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 01.04.1995



* Pflegeversicherung in Kraft
* Kleiner Parteitag der CSU in Bamberg
* Uneinigkeit ueber Kurdenpolitik der Tuerkei in der Union
* Kurdische Demonstration in Duesseldorf
* Keine Berufsarmee fuer Deutschland
* Ausserordentlicher Parteitag der bayerischen FDP
* Klimagipfel in Berlin
* Fusion von Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU
* Schaerfere Alkoholkontrollen gefordert
* Hartmannbund trennt sich von seinem Hauptgeschaeftsfuehrer
* 15.000 Aussiedler kamen im Maerz nach Deutschland
* Aus Forschung und Technik
* Mittelbayerische Ausstellung oeffnet ihre Tore
* Brandanschlag in Voelklingen
* Die falsche Botschaft (Suedwest Presse)
* Guter Kompromiss (Suedwest Presse)
* Das Streiflicht (Sueddeutsche Zeitung)
* EV Landshut gewinnt erstes Finale gegen den 1.FC Koeln
* Zweiter Tag im Tennis-Davis-Cup



Pflegeversicherung in Kraft

Bonn. Rund 940.000 Menschen, die zu Hause gepflegt werden, erhalten ab heute Leistungen aus der Pflegeversicherung. Derzeit warten nach Angaben der gesetzlichen Kassen noch ueber eine halbe Million Antraege darauf, bearbeitet zu werden. Positiv werden derzeit rund 80% der Antraege beschieden. Fuer die Eingruppierung in die drei verschiedenen Pflegeklassen ist der medizinische Dienst der Krankenkassen zustaendig. Je nach Pflegestufe und je nach gewaehlter Leistungsart gewaehrt die Pflegekasse Leistungen zwischen 400 und 3.750 DM im Monat. Neben den ueblichen Anlaufschwierigkeiten eines neuen Gesetzes zeigen sich jedoch schon jetzt zunehmend Strukturprobleme. Mitte des naechsten Jahres soll die Pflegeversicherung auch noch fuer die stationaere Unterbringung zahlen. Dann steigt auch der Beitragssatz von derzeit einem auf 1.7 %. Wie dann die Kompensation des Arbeitgeberanteils aussehen wird ist noch unklar. Schon nach der Streichung des Buss- und Bettages hatten die Laender erklaert, dass sie keinen weiteren Feiertag streichen wollen. Die Deutsche Angestellengewerkschaft hat dazu aufgerufen, Anlaufschwierigkeiten bei der Pflegeversicherung rasch und unbuerokratisch abzufangen. Es muesse sichergestellt werden, dass jeder Pflegebeduerftige die Leistungen aus der ersten Stufe der Versicherung erhalte, erklaerte das DAG-Bundesvorstandsmitglied Freitag in Hamburg. Fuer die zweite Stufe der Pflegeversicherung sei eine weitere Kompensation des Arbeitgeberanteils ueberfluessig.


Kleiner Parteitag der CSU in Bamberg

In Bamberg setzte die CSU heute ihren sogenannten "kleinen Parteitag" fort. In seiner Eroeffnungsrede hatte Parteichef Theo Waigel gestern diverse Themen gestreift - von den Abschiebestops einzelner Bundeslaender fuer Kurden bis hin zur Berliner Weltklimakonferenz und in diesem Zusammenhang zur Kernenergie, die er als unverzichtbar bezeichnete. Heute stand das Thema "Neue Technologien" im Mittelpunkt. "CSU-Online !?" - bereit fuer die Herausforderungen der neuen Technologien als Chancen fuer alle. Das Ausrufezeichen setzte die CSU bei ihrem heutigen Schwerpunktthema vor das Fragezeichen. Die Schluesseltechnologien fuer das neue Jahrtausend als Beschaffer von Millionen von Arbeitsplaetzen standen auch im Leitantrag des Parteivorstandes, der heute auf dem Bamberger Parteitag diskutiert und verabschiedet wurde. Die CSU, so Waigel, bekenne sich zur Technik - auch zur Gen-, Kernenergie- und Wehrtechnik. "Wir sagen ja zu den Schluesseltechnologien. Wir wenden uns mit allem Nachdruck gegen die ideologische Technikfeindlichkeit, die die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplaetzen behindert, zum Export bestehender Arbeitsplaetze beitraegt und wir muessen alles daran setzen, Aengste zu reduzieren und nicht Aengste zu schueren." Auch Ministerpraesident Stoiber verkaufte heute technikfreundliche Politik. "Neues wagen - Zukunft sichern" setzte er als Ueberschrift ueber seinen Redeauftritt. In seiner Rede erteilte Stoiber schwarz-roten Buendnissen eine klare Absage. Zwischen beiden Lagern bestuenden fundamentale Unterschiede. Der Ministerpraesident kritisierte erneut das Bundesverfassungsgericht. Das Urteil "Soldaten sind Moerder" sei falsch und koenne nur von Spitzenjuristen verstanden werden. Ausserdem werde durch solche Urteile das Ansehen der Bundeswehr beschaedigt. Zu einer weiteren Schieflage trage auch das gesellschaftlich geringe Ansehen des Wehrdienstes gegenueber dem Zivildienst bei, sagte Stoiber. Er warnte vor einer Verurteilung der tuerkischen Kurdenpolitik und verwies darauf, dass die Tuerkei schon immer ein enger Freund Deutschlands gewesen sei. Diese Freundschaft, so Stoiber, duerfe man nicht aufs Spiel setzen. Weiter bekraeftigte Stoiber seine Haltung, straffaellige Kurden konsequent abzuschieben.


Uneinigkeit ueber Kurdenpolitik der Tuerkei in der Union

Bonn. Das militaerische Vorgehen der Tuerkei gegen die Kurden und die Bonner Reaktion darauf werden in den Unionsparteien unterschiedlich beurteilt. Kanzleramtsminister Bohl forderte den SPD-Vorsitzenden Scharping auf, maessigend auf die Sozialdemokraten in der Tuerkei einzuwirken, die an der Regierung Cilla beteiligt sind. Bohl appellierte ferner an Scharping, Einfluss auf den Chef der sozialdemokratischen Partei Europas geltend zu machen, damit seine Parteifreunde in der Partei zu einer vernuenftigen Kurdenpolitk zurueckkehrten. Dagegen wiesen der Chef der CSU-Landesgruppe in Bonn, Glos, und der bayerische Ministerpraesident Stoiber undifferenzierte Kritik an der Regierung in Ankara zurueck. Glos sagte, die Turkei wehre sich gegen Terroristen, was legal sei. Allerdings muesse mit den Tuerken ueber Menschenrechtsverletzungen gesprochen werden. Bundesaussenminister Kinkel hat die Turkei erneut zum Rueckzug aus Nordirak aufgefordert. So schnell wie moeglich muesse die Tuerkei ihre Grossoffensive im Norden des Irak beenden, sagte Klaus Kinkel heute auf dem Landesparteitag der Berliner FDP. Die Tuerkei habe nicht das Recht, ueber Monate oder gar Jahre in einem anderen Land zu bleiben. Das Kurdenproblem muesse gewaltlos geloest werden. Der Aussenminister versicherte aber, Bonn werde die Freundschaft zur Tuerkei nicht kuendigen. Er, Kinkel, werde seinem tuerkischen Amtskollegen bei seinem Besuch am Montag nur sagen, dass das Verhaeltnis der Tuerkei zu ihren NATO-Partnern durch die andauernde Militaeraktion belastet werde.


Kurdische Demonstration in Duesseldorf

Mehrere tausend Kurden haben sich heute in der Duesseldorfer Innenstadt versammelt, um gegen den Einmarsch der tuerkischen Armee in den Nordirak zu protestieren. Es waren ueberwiegend junge Kurden mit ihren Farben rot, gruen und gelb. Auf Transparenten hiess es: "Freiheit fuer Kurdistan" oder "Die Tuerkei massakriert uns und die Europaeische Gemeinschaft schaut zu". Die Polizei, die weit ueber 1.500 Beamte im Einsatz hatte, erwartete bis zum Beginn des Demonstrationszuges weitere 10.000 Demonstrationsteilnehmer. Trotz der Brisanz dieser ersten bundesweiten Grossveranstaltung gegen das Vorgehen der Tuerkei gegen die Kurden, rechnete man aber von vorneherein mit einem friedlichen Verlauf der Demonstration, die gegen 15:00 Uhr mit einer Kundgebung vor dem Schauspielhaus zu Ende ging. An der Spitze des Demonstrationszuges wurde auch ein Bild des Fuehres der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK getragen. Die Kundgebung war von der Solidaritaetsinitiative fuer Kurdistan veranstaltet worden und verlief wie erwartet friedlich. Insgesamt nahmen 20.000 Personen an der Demonstration teil, der Demonstrationszug erreichte eine Laenge von zwei Kilometern.


Keine Berufsarmee fuer Deutschland

Berlin. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Naumann, hat bekraeftigt, dass es in Deutschland keine Berufsarmee geben wird. Das sagte Naumann am Morgen im Zusammenhang mit der geplanten Verkuerzung des Wehrdienstes. Die Wehrpflichtausbildung solle konzentrierter und kuerzer werden. An eine Berufsarmee sei aber in keiner Weise gedacht. Naumann sagte weiter, die Wehrpflicht sei das fuer Deutschland angemessene Systeme.


Ausserordentlicher Parteitag der bayerischen FDP

Nach dem Debakel bei der Landtagswahl - die bayerische FDP erhielt nur 2.8% der Stimmen - suchen die Liberalen im Freistaat jetzt nach einem Weg aus der Krise. Bei einem ausserordentlichen Landesparteitag in Gunzenhausen diskutierten die rund 420 Delegierten ueber die innere Reform ihrer Partei. "Jetzt erst recht" - so die Stimmung im Lager der bayerischen Liberalen nach dem ungewollten Abschied aus dem Landtag. Nur 2.8 % der bayerischen Waehler sahen bei den letzten Wahlen ihre Heimat noch bei den Freien Demokraten. Die Partei muss attraktiver werden, forderte deshalb auch der Parteivorsitzende Max Stadler vor dem ersten Parteitag nach der Wahlschlappe. Attraktiver auch fuer eine konkrete innerparteiliche Mitarbeit. Eine Parteikommission unter der Leitung des stellvertretenden Parteivorsitzenden Michael Matta hat dafuer das passende Konzept geschneidert. Mehr Mitspracherecht fuer die knapp 5.500 Parteimitglieder an der bayerischen Basis, so lautet das SPD-erprobte Erfolgsrezept, das Stadler den Delegierten in Gunzenhausen vorlegte. Mitgliederbefragungen und Mitgliederentscheidungen in wichtigen Sachfragen bis hin zur Urwahl des Landesvorsitzenden sieht das Reformpapier vor. Und darin erblickt der Landesvorsitzende den bayerischen Weg in die liberale Zukunft. Den Blick in die Zukunft in bundespolitischer Hinsicht eroeffnete den bayerischen Delegierten der Generalsekretaer der Partei, Guido Westerwelle sowie Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. Die FDP ist wieder wer. Mit diesen Worten bezeichnete Liberalenchef Stadler den augenblicklichen Zustand der FDP. Stadler sieht eine Trendwende zu Gunsten seiner Partei auf Bundes- und Landesebene. Ausloeser fuer den Aufschwung sei die Verhinderung einer Kohlepfennigersatzsteuer durch die FDP gewesen, erklaerte Stadler. Erneut kritisierte der Freidemokrat die geplante Diaetenerhoehung des bayerischen Landtags um 27%, die jedes Mass und Ziel vermissen lasse. Zwischen den Reden mussten die Delegierten aber auch noch realpolitische Arbeit leisten. Gewaehlt wurden 65 Delegierte zum Bundesparteitag, 19 zum Hauptausschuss und 2 bayerische Vertreter fuer den Kongress der europaeischen Liberalen samt Ersatzdelegierten.


Klimagipfel in Berlin

Berlin. Der Weltklimagipfel hat seine Beratungen heute mit einer ausserplanmaessigen Sitzung fortgesetzt. Die Delegierten aus 130 Laendern versuchen noch immer, sich ueber einen Abstimmungsmodus fuer die Konferenz zu einigen. Bei Halbzeit der zweiwoechigen Sitzung ist noch immer nicht klar, mit welchen Mehrheiten auf dem Gipfel Beschluesse gefasst werden sollen. Heute haben rund 3.000 Menschen in Berlin fuer einen wirksameren Klimaschutz demonstriert.


Fusion von Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU

Der Wirtschaftsfluegel der Union wird kuenftig nur noch von einer Organisation vertreten. Die Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU und die sogenannte Wirtschaftsvereinigung der CDU schlossen sich auf einer Bundesversammlung in Hannover zu einem Verband zusammen. Damit soll der Stellenwert der selbststaendigen Unternehmer und Freiberufler in den Unionsparteien gestaerkt werden. Wolfgang Schaeuble habe die Fusion von Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung immer unterstuetzt. Damit begruesste Klaus Bregger, der Vorsitzende der neuen Organisation den CDU-Fraktionschef Wolfgang Schaeuble. Schaeuble wuerdigte die Leistung des Mittelstandes fuer die deutsche Wirtschaft. Denn der Wohlstand gruende nur auf der Arbeit der mittelstaendischen Betriebe und die Union unterstuetze den Mittelstand. So verwies Schaeuble auf das Jahressteuergesetz der Union, das gestern im Bundestag beraten wurde. Darin ist vorgesehen, die Gewerbekapitalsteuer abzuschaffen und die Gewerbeertragssteuer zu senken. Schaeuble kuendigte unter dem Beifall der Delegierten an, die Staatsquote unter die 46% senken zu wollen. Aber auch die Sozialquote duerfe nicht explodieren, meinte Schaeuble. Noch gelinge es, die Standortnachteile durch die Qualitaet der Arbeit auszugleichen. Aber lange liessen sich die hohen Lohn- und Lohnnebenkosten nicht mehr halten - eine Feststellung, die von den Delegierten ebenfalls mit Applaus beantwortet wurde. Um eine Reform der Sozialhilfe kaeme man ebenfalls nicht herum. Die Steigerungsrate der Sozialhilfe sei kein Beweis fuer eine wachsende Armut in Deutschland. Trotz einer Zahl von drei Millionen Arbeitsloser koennten Millionen moeglicher Arbeitsplaetze nicht besetzt werden. Die Versuchung sei gross, bei einer Kombination von Sozialhilfe und Schwarzarbeit zu bleiben. Der CDU-Politiker betonte, eine Reform muesse Anreize fuer Leistung und Eigenverantwortung geben. Es muesse wieder fuer jeden interessanter werden, zu arbeiten als nicht zu arbeiten. Die Bundesdelegiertenversammlung ging am Nachmittag zu Ende. Die neugegruendete Organisation hat jetzt 43.000 Mitglieder.


Schaerfere Alkoholkontrollen gefordert

Bonn. Bundesverkehrsminister Wissmann hat schaerfere Alkoholkontrollen im Strassenverkehr gefordert. Das sei wichtiger, als die Promillegrenze von 0.8 auf 0.5 zu senken, wie das ein Gesetzentwurf des Bundesrates vorsieht. Dagegen sprach sich der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Jobst, fuer eine solche Senkung aus. Der CSU-Politiker sagte in einem Rundfunkinterview, von solch einer Regelung wuerde die Signalwirkung ausgehen, dass Alkohol am Steuer unverantwortlich ist.


Hartmannbund trennt sich von seinem Hauptgeschaeftsfuehrer

Bonn. Der Hartmannbund trennt sich endgueltig von seinem Hauptgeschaeftsfuehrer Klaus Noeldner. Das hat der Vorstand des Aerzteverbandes heute beschlossen. Noeldner hatte die Kampagne der Aerzte gegen die Gesundheitsreform 1992 auch von einem Pharmaunternehmen finanzieren lassen. Schon im Dezember vergangenen Jahres hatte Noeldner den Vorsitz der Hilfsorganisation CARE niedergelegt, nachdem diese wegen ihres missglueckten Ruandaeinsatzes in die Schlagzeilen gekommen war.


15.000 Aussiedler kamen im Maerz nach Deutschland

Bonn. Im Maerz sind ueber 15.000 Aussiedler nach Deutschland gekommen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind das etwa so viel wie in den Vergleichsmonaten der beiden Vorjahre. 95% der Aussiedler kamen aus dem Gebiet der frueheren Sowjetunion. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden insgesamt ueber 72.000 Aufnahmeantraege registriert. Nach wie vor verliessen viele Deutschstaemmige die asiatischen Republiken der frueheren UdSSR. Nur ein Teil siedele jedoch nach Deutschland. Mindestens 100.000 Aussiedler wollten sich in Westsibierien und an der Wolga neu ansiedeln.


Aus Forschung und Technik

Ein chipgesteuertes Zwillingsgeraet hat die niederlaendische Computerfirma "Hardware" jetzt als Prototyp auf einer Erfindermesse in Rotterdam vorgestellt. Mit ihm kann der Benutzer wie an einem normalen Computer arbeiten und sich gleichzeitig eine warme Mahlzeit zubereiten. Ermoeglicht wird diese ungewoehnliche Funktion durch eine Kombination von Bildschirm und Mikrowellenherd. Monitor und Herd nutzen die gleiche Kathodenroehre, allerdings muss zum Betrieb der Mikrowelle die Frequenz durch eine Oszillatorwandlerstufe entsprechend erhoeht werden. Wenn der Computer mit einer Soundkarte ausgeruestet ist, meldet das fuer den Kochvorgang noetige Programm das Ende der Essenszubereitung mit gesprochener Sprache. Allerdings koennen derzeit noch keine aufwendigen Menus in dem Zwillingsgeraet zubereitet werden, da die Software nur den Garvorgang einer einzelen Speisesorte verfolgen kann. Abhilfe versprechen hier die neuen, multitaskingfaehigen Computerbetriebssysteme.


Mittelbayerische Ausstellung oeffnet ihre Tore

Mehr als 100.000 Besucher werden zur 15. Mittelbayerischen Ausstellung erwartet, die heute in Ingolstadt ihre Tore oeffnete. Bis zum 9. April praesentieren dort rund 400 Aussteller aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland ihre neuesten Erzeugnisse. Zu den traditionellen Bereichen gehoeren Handel, Handwerk und Industrie, aber auch Umweltverbaende sind vertreten.


Brandanschlag in Voelklingen

Bei einem Brandanschlag auf ein tuerkisches Reisebuero im saarlaendischen Voelklingen ist in der Nacht ein Schaden von rund 50.000 DM entstanden. Verletzt wurde jedoch niemand. Nach Angaben der Polizei warfen zwei junge Maenner mit Steinen die Schaufensterscheiben des Reisebueros ein und schleuderten einen Molotovcocktail ins Innere. Ein Bueromitarbeiter, der in dem mehrstoeckigen Haus wohnt, sei daraufhin wach geworden und habe die Feuerwehr alarmiert. Dadurch konnte ein weiteres Ausbreiten des Feuers verhindert werden.


Die falsche Botschaft (Suedwest Presse)

Wenn heute die Pflegeversicherung auch mit ihren Leistungen in Kraft tritt, sollte sich die Lage vieler Menschen spuerbar verbessern. Das wird nicht nur fuer Pflegebeduerftige selbst gelten, sondern auch fuer Angehoerige und andere Helfer, die kuenftig wenigstens ein bescheidenes Entgelt bekommen und sozialversichert werden. Niemand wird es ihnen missgoennen. Es waere ja auch noch schoener, wenn bei einer Umverteilung von immerhin 31 Milliarden DM im Jahr nicht auch dort Geld haengen bleiben wuerde, wo es wirklich gebraucht wird.

Dennoch begleitet den eigentlichen Beginn der Pflegeversicherung ein schrilles Pfeifkonzert, und das hat keineswegs nur mit organisatorischen Schwierigkeiten zu tun. Schon jetzt wird sichtbar, dass das Bauwerk Pflegefinanzierung auf Fundamenten hochgezogen wird, die finanziell nicht tragfaehig sind. Auch Norbert Bluem weiss das, und so draengt er schon seit Monaten auf eine moeglichst restriktive Anerkennung von Pflegestufen. Nicht wenige Menschen werden mit der Begruendung abgewiesen, sie braeuchten zwar Hilfe aber weniger als anderthalb Stunden am Tag.

Fraglich, wie lange die Sozialgerichte diese Abgrenzung akzeptieren werden. Denn auch in der untersten Pflegestufe I wird niemals von anderthalb Stunden Hilfe am Tag die Rede sein koennen: Das waeren naemlich 45 Stunden im Monat, was bei einem Stundensatz von mindestens 50 DM mehr als den dreifachen Hoechstbetrag von 750 Mark kosten wuerde, der in dieser Pflegestufe zugestanden ist.

Dabei kommen die eigentlichen Probleme erst noch. Vorerst haben die Pflegekassen nur die geburtenschwaecheren Jahrgaenge aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zu betreuen. Trotzdem reicht das Geld bestenfalls gerade eben. Wie soll das dann werden, wenn in einigen Jahren weitaus zahlenstaerkere Jahrgaenge in jenes Alter kommen, in dem Pflege gebraucht wird ? Wird dann weiter an der Beitrags-Schraube gedreht ? Weiter zu Lasten jener Familien, die neben ihrem eigenen Beitrag zur aktuellen Alterssicherung zusaetzlich ueber ihre Kiner die Vorleistungen dafuer erbringen, dass auch die naechste Generation Rente und Pflegegeld beziehen kann ?

Der Verdacht draengt sich auf, dass die Pflegeversicherung - dieses Instrument einer Sozialpolitik, die in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts modern gewesen ist - der falsche Loesungsansatz ist. Zentralistisch-buerokratisch wird erfasst, wer in welcher Weise hilfsbeduerftig und hinfaellig ist, und danach wird im gleichem Geist entschieden, welchen Hilfsanspruch der Antragssteller hat: Der Staat sorgt und entscheidet, was dem einzelnen Pflegebeduerftigen und Behinderten frommt und zusteht. Individuelle Konzepte, mit einer Behinderung zu leben, fallen durch das buerokratische Raster.

Gegen alle Regeln eines vernuenftigen Umgangs mit den finanziellen Ressourcen verstoesst schliesslich der zentralistische Ansatz der Pflegeversicherung: Beitraege und Ausgaben werden bundesweit verrechnet, und so wird es sich fuer das Land Baden-Wuerttemberg eben nicht rechnen, dass hier ein Netz von Sozialstationen die Zahl der stationaer Pflegebeduerftigen niedriger gehalten hat als anderswo.

So schafft die Pflegeversicherung auch fuer die Bundeslaender einen zusaetzlichen Anreiz, nichts selbst zu tun. Eigeninitiative lohnt sich nicht, ist Bluems Botschaft. Es ist die falscheste, die es in dieser Zeit geben kann.


Guter Kompromiss (Suedwest Presse)

Die autofahrenden Wein- und Bierfreunde brauchen wohl keine Angst vor dem Gesetzgeber zu haben. Der Bundesrat hat gestern zwar gegen den Willen Baden-Wuerttembergs mit grosser Mehrheit dafuer gestimmt, die Alkoholgrenze im Strassenverkehr von 0.8 Promille auf 0.5 Promille zu senken. Aber die Mehrheit im Bundestag ist keineswegs sicher. Es koennte alles beim alten bleiben. Es duerfte dann in der Kneipe weiter getrunken, aber es muesste auf der Strasse auch weiter gestorben werden.

Die 0.5-Promille-Grenze waere ein guter Kompromiss. Die Sicherheit im Strassenverkehr waere groesser als momentan. Wer fuer einen hoeheren Grenzwert eintritt, muss wissen, dass allein in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr "Leichtbenebelte" mit 0.5 bis 0.79 Promille Alkohol im Blut an 1314 Verkehrsunfaellen mit 23 Toten und 597 Verletzten beteiligt waren. Das waren einfach zu viele.

Je mehr Wein, Bier, Schnaps einem Autofahrer offiziell erlaubt sind, desto groesser ist auch die Gefahr, dass er die gesetzte Grenze ueberschreitet. Denn er wird nicht nur fahruntuechtiger, er wird vorher schon entscheidungsunfaehiger. Er ueberschaetzt zudem sein Fahrkoennen. Denn dass Alkohl uebermuetig macht, ist wohl unbestritten. Zu leiden haben darunter dann zumeist nicht nur die alkoholisierten Autofahrer. Die Leidtragenden sind fast immer auch Unbeteiligte. Um die zu schuetzen waere eine niedrigere Promillegrenze unbedingt notwendig. Vielleicht geben sich die Bundestagsabgeordneten ja doch noch einen internen Ruck. Und die baden-wuerttembergische Landesregierung sollte noch einmal in sich gehen.


Das Streiflicht (Sueddeutsche Zeitung)

Ausgehend von der derzeitigen Hauptstadt der Weltbesinnung verbreitet sich die Umkehr-heischende Botschaft gleich jener des biblischen Taeufers Johannes, welcher in der Wueste predigte: Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Nun findet man jene "Message", wie der Bibelforscher zu sagen pflegt, allenfalls in den Medien und kaum in den Koepfen; und nahe ist uns, allem Anschein nach, eher die Wueste oder die ganz grosse Flut als das Himmelreich. Doch gleich den Propheten Unheil zu weisssagen, gelingt heute schon jedem mittleren Minister respektive seinem Referenten - besonders gut auf der Kanzel des "Klimagipfels".

Gut laesst sichs dort fabulieren. Der verschwenderische Geist der westlichen Zivilisation habe die breite Autobahn ... nein, natuerlich nicht Autobahn - also: irgendwas zu verlassen und statt dessen den schmalen Pfad der Tugend in Erwaegung zu ziehen. Ins Unblumige uebersetzt: Leute, geht so nicht weiter! Wir, wir waschen unsere Politikerhaende bewaehrtermassen in Unschuld, anstrengend genug - und IHR? Solltet schleunigst was tun. Bisschen weniger Auto fahren. Waesche bei 40 Grad waschen, die alten Ritzen daemmen, ueberhaupt bescheiden sein, nicht dauernd auf den Putz hauen und von Koeln nach Muenchen den Flieger nehmen. Sonst? - Sonst geht der schoene Planet vor die Hunde sowie Sylt samt Hamburg und etlichen karibischen Inseln direttissimi unter. Verstanden.

Die Leute verwandeln sich auf der Stelle kollektiv in einen gescholtenen Hund und jaulen, sie machten doch alles: Blech zu Blech, Kunststoff zu Kunststoff, Gruenglas zu Gruenglas - und eben gestern haben wir den FCKW-freien Kuehlschrank bestellt. Was denn noch? Umdenken? Erst hat man uns die total mobile Gesellschaft aufgeredet - und jetzt? Nein, mit'm Auto geht nix. Das bleibt. Wie soll ich denn die Kinder zur Schule schaffen, nach der Mutter sehen, bei der Reinigung vorbei, dann die schweren Flaschen zum Container (Weiss zu Weiss und Braun zu Braun!). Wie soll ich denn durchkommen? jammert belaemmert der oekologisch einwandfrei gesinnte An-andere-Denker. Und hat recht. Wahr ist naemlich, dass wir, menschliche Bequemlichkeit ausser acht lassend, unserer wunderbare Luxus-Zivilisation auf raum-zeitliche Doppelnutzung eingerichtet -, und dass wir verlernt haben, "linear" zu sein und zu leben. Eins nach dem anderen, Fuss vor Fuss ? Unmoeglich. Das System wuerde zusammenbrechen, das System von quasi-gleichzeitigen privaten, geschaeftlichen Verarbredungen und Vorhaben. Und wenn etwas zu aendern waere, im Sinne einer Umkehr und nicht per Dekret, wuerde es revolutionaer dort beginnen muessen: Wiederzulassung von Besinnung und Nachdenklichkeit und Aechtung des Beschleunigungs- und Rationalisierungs- Wahns. Das waere der Gipfel.


EV Landshut gewinnt erstes Finale gegen den 1.FC Koeln

Der EV Landshut hat auf heimischem Eis das erste Finalspiel der DEL gegen Koeln mit 4:3 (3:0,1:2,1:1) gewonnen. Die Torschuetzen fuer die Landshuter Cannibals waren Mike Bullard mit einem lupenreinen Hattrick im 1. Drittel sowie Toni Vogel; die Tore fuer die Koelner Haie besorgten Leo Stefan, Thomas Brandl und Sergej Berezin.


Zweiter Tag im Tennis-Davis-Cup

Am zweiten Tag der Viertelfinalbegegnung im Tennis-Davis-Cup stand in Utrecht das Doppel auf dem Programm. Das niederlaendische Doppel Paul Haarhuis und Jacco Elthing unterlag dem deutschen Doppel Boris Becker und Michael Stich mit 7:6, 6:4, 4:6, 5:7 und 3:6. Damit steht es nach dem zweiten Tag 2:1 fuer Deutschland. Die Entscheidung muss somit in den letzten beiden Einzeln am morgigen dritten Tag fallen.


Quellen

SDR3    8:00 MESZ    12:00 MESZ    16:00 MESZ
B5    8:30 MESZ    12:30 MESZ    16:30 MESZ
Antenne Bayern 9:00 MESZ    13:00 MESZ
DLF    10:00 MESZ    14:00 MESZ    18:00 MESZ
Radio 7    11:00 MESZ    15:00 MESZ
Sueddeutschte Zeitung vom Sa,So, 1./2. April    1995
Suedwest Presse vom Sa, 1. April    1995