In Sued-Bayern haben die Behoerden den Katastrophen-Alarm in drei
Regionen aufgehoben. Wie das Umweltministerium in Muenchen mitteilte,
gilt dieser noch in zwoelf Gebieten. An der Isar, unterhalb von
Muenchen, sowie an Inn und Donau stehen vielen Staedten die hoechsten
Pegelstaende noch bevor. Die Scheitelwelle der Flut wird unter anderem
im Laufe des Tages in Ingolstadt, Regensburg und in der kommenden
Nacht in Passau erwartet. Fuer Ost-Bayern wurden allerdings die
befuerchteten Pegelstaende nach unten korrigiert. In den Gebieten, die
gestern ueberschwemmt waren, gab es dagegen eine leichte Entwarnung.
In Garmisch-Partenkirchen, Bad Toelz und anderen Staedten im Sueden
Bayerns konnte teilweise mit den Aufraeumarbeiten begonnen werden.
Ueberall in Baden-Wuerttemberg gehen die Wasserstaende allmaehlich
zurueck. Das gab die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale am Nachmittag in
Karlsruhe bekannt. Auch der Pegel der Iller in Ulm und Neu-Ulm ist
weiter ruecklaeufig. Dennoch koenne von einer Entwarnung noch keine
Rede sein. Das Wasser steht mit einem Pegel von 7.20 Metern noch immer
vier Meter ueber Normalstand. Gegen 12.30 Uhr hatte die Iller ihren
Scheitelpunkt von 7,25 Meter erreicht. Das sei hoeher als beim
Hochwasser vor sechs Jahren gewesen, teilte eine Sprecherin der
Feuerwehr mit. Durch die Sperrung ueberfluteter Strassen war am Mittag
in Ulm der Verkehr zusammengebrochen. Hunderte Rettungskraefte sind
auf beiden Donauseiten und entlang der Iller im Einsatz, um aufgebaute
Schutzwaelle auf ihre Tauglichkeit zu pruefen und eventuell
nachzubessern. Ohne die Daemme stuende das Wasser schon einen halben
Meter hoch in der Stadt, so ein Experte.
Infolge des Hochwassers haben sich auf dem Bodensee grosse
Treibholzfelder gebildet. Schaetzungen des Regierungspraesidiums
Tuebingen zufolge treiben 10.000 Kubikmeter Holz auf dem See. Der
Hauptanteil kommt vom Alpenrhein und der Bregenzer Ach.
Am Oberrhein hat der Hochwasserscheitel von 7,90 Metern inzwischen
Karlsruhe erreicht. Das teilte der Leiter der
Hochwasser-Vorhersage-Zentrale, Peter Homagk mit. Das Schlimmste sei
aber ueberstanden, die Wasserstaende gingen nun langsam wieder
zurueck. Fuer morgen angekuendigte Regenschauer seien keine Gefahr
mehr. Die HVZ rechnet morgen wieder mit einem Pegel unter der
kritischen Marke von 7,50 Metern. Dann wird der seit gestern ruhende
Schifffsverkehr zwischen Iffezheim bei Baden-Baden und dem
pfaelzischen Germersheim wieder aufgenommen.
Bundeskanzler Schroeder hat Bayern Hilfe zur Bewaeltigung der
Flutkatastrophe zugesagt. Zugleich warf er dem bayerischen
Ministerpraesidenten Stoiber indirekt vor, beim Hochwasserschutz zu
sehr gespart zu haben. Der Kanzler sagte, trotz Sparzwaengen muesse
man beim Hochwasserschutz genau ueberlegen, ob der Verzicht auf teure
Vorsorgemassnahmen auf Dauer nicht viel teurer komme. Der bayerische
Oppositionsfuehrer Maget hatte zuvor bereits darauf hingewiesen, dass
der Freistaat die notwendigen Gelder halbiert habe. Dagegen erklaerte
Umweltminister Trittin im Bayerischen Rundfunk, seinem Eindruck nach
habe der Freistaat nach dem Pfingsthochwasser 1999 sehr energische
Konsequenzen gezogen. Unterdessen kuendigte Regierungschef Stoiber ein
Hilfspaket fuer die Betroffenen an. Bundesinnenminister Schily, der
heute die Katastrophen-Brennpunkte in Bayern besuchte, sprach sich
fuer eine Neukonzeption des Zivil- und Katastrophenschutzes aus.
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