GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 23.05.1998



* Diskussion um Castor-Transporte geht weiter
* CSU-Vorstellungen zur Auslaenderpolitik in der Kritik
* SPD-Kandidat fuer das Amt des Bundespraesidenten erst nach Bundestagswahl
* Kein Spitzengespraech ueber den Abbau von Ueberstunden
* Viagra koennte zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems fuehren
* Deutscher Aerztetag beendet
* Deutschland im Finale des World Team Cups
* In eigener Sache: Bis Pfingstmontag nur gelegentlich German News



Diskussion um Castor-Transporte geht weiter

Bonn. Bundesumweltministerin Merkel hat angesichts der bekanntgewordenen Pannen bekraeftigt, dass es vorerst keine Castor-Transporte mit Atommuell mehr geben werde. In einem ZDF-Interview sagte Merkel, die Gesellschaft fuer Reaktorsicherheit solle nun pruefen, welche Vorkehrungen die Stromversorger getroffen haetten, um die Sicherheit und die Einhaltung der Grenzwerte zu garantieren. Wegen der verstrahlten Atommuelltransporte waren Merkel und die Bundesregierung unter Druck geraten. Neben den Oppositionsparteien SPD und Buendnis 90 / Die Gruenen beantragte auch die FDP eine aktuelle Stunde des Bundestages zu diesem Thema.

SPD-Fraktionsgeschaeftsfuehrer Peter Struck forderte heute Bundeskanzler Helmut Kohl auf, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen. In Bayern hat Umweltminister Thomas Gockel inzwischen eigene Entscheidungen getroffen. Bis die Ursachen fuer die atomaren Strahlungen der Behaelter restlos aufgeklaert sind, wird es keine Castor-Transporte aus dem Freistaat mehr geben. Dieser Stop bleibe unabhaengig von den Entscheidungen des Budnesumweltministeriums bestehen. Ausserdem wird es in Bayern eine eigene lueckenlose Pruefung der Vorgaenge geben.

Die Betreiber von Atomkraftwerken raeumten inzwischen Fehler beim Transport von Castor-Behaeltern ein. In einer Erklaerung des Muenchner Bayernwerks heisst es, man werde sich nachhaltig und zuverlaessig um technische Loesungen bemuehen. Die politische Bedeutung des Sachverhaltes sei unterschaetzt worden. Experten erklaerten, dass die Verstrahlung von Atommuellbehaeltern in der Fachwelt bereits seit Anfang der 80er Jahre bekannt sei. Das Darmstaedter Oekoinstitut verwies auf Berichte der amerikanischen Atomaufsichtsbehoerde aus dieser Zeit. Der Verfahrenstechniker Professor Schlich von der Universitaet Giessen sagte, 1983, 1990 und 1995 haetten Wissenschaftler vor Gericht darauf hingewiesen, dass die Behaelter aussen kontaminiert seien. Bei diesen Terminen seien auch Vertreter der Atomaufsicht zugegen gewesen. Schlich bezweifelte in diesem Zusammenhang, dass das Bundesumeltministerium von der Verstrahlung der Atommuelltransporte nichts gewusst habe.

Angela Merkel hat unterdessen Berichte zurueckgewiesen, die radioaktive Verseuchung von Castor-Behaeltern sei schon in den 80er Jahren bekannt gewesen. Es sei damals lediglich von Problemen beim Trocknungsverfahren gesprochen worden, wies sie entsprechende Aussagen des Castor-Experten Elmar Schlich zurueck. Konkrete Grenzwertueberschreitungen seien nie genannt worden, so Merkel weiter.


CSU-Vorstellungen zur Auslaenderpolitik in der Kritik

Bonn. Die CSU ist wegen ihrer Vorstellungen in der Auslaenderpolitik von den Koalitionspartnern CDU und FDP kritisiert worden. Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Geissler sagte, Auslaenderpolitik sei kein Thema fuer den Wahlkampf. An die Stelle von Parolen muesse die sachbezogene Auseinandersetzung treten. FDP-Generalsekretaer Westerwelle meinte, die, so woertlich, unzeitgemaessen Positionen der CSU sollten nicht in das gemeinsame Wahlprogramm der Union uebernommen werden. Kritik kam auch vom Chef der Gewerkschaft der Polizei, Lutz. Lutz sagte, bestimmte Aussagen wie "Auslaender raus" seien am Stammtisch mit Sicherheit sehr in - nur in der Praxis absolut nicht durchsetzbar.


SPD-Kandidat fuer das Amt des Bundespraesidenten erst nach Bundestagswahl

Duesseldorf. Die SPD wird nach den Worten von Parteichef Lafontaine erst nach der Bundestagwahl ueber ihren Kandidaten fuer das Amt des Bundespraesidenten entscheiden. Auf einem Sonderparteitag der nordrhein-westfaelischen Sozialdemokraten sagte Lafontaine, die Entscheidung koenne erst getroffen werden, wenn die Zusammensetzung der Bundesversammlung klar sei. Es stehe jedoch ausser Zweifel, dass der scheidende nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Rau die Qualifikation fuer das hoechste Staatsamt habe. Rau will auf dem Sonderparteitag nach fast 21 Jahren den Vorsitz des groessten Landesverbandes der SPD niederlegen. Nachfolger soll der Bundesgeschaeftsfuehrer der SPD, Muentefehring werden. Ausserdem wollen die Delegierten Wirtschaftsminister Clement als Kandidaten fuer das Amt des Regierungschefs in Nordrhein-Westfalen nominieren.


Kein Spitzengespraech ueber den Abbau von Ueberstunden

Bonn. Die Arbeitgeber haben ein Spitzengespraech mit dem deutschen Gewerkschaftsbund ueber den Abbau von Ueberstunden abgelehnt. Der Hauptgeschaeftsfuehrer des Bundesverbandes deutscher Arbeitgeber, Goehner, sagte, dies sei Sache von Branchentarifvertraegen und nicht von irgendwelchen Gipfeltreffen. Nach Goehners Ansicht koennen Ueberstunden am besten durch flexible Arbeitszeiten abgebaut werden.


Viagra koennte zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems fuehren

Stuttgart. Die Potenzpille Viagra kann nach Ansicht des Stuttgarter Aerztechefs Baumgaertner zu einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems fuehren. Auf die Krankenkassen wuerden Mehrkosten von bis zu 30 Milliarden DM im Jahr zukommen, sagte der Vorsitzende der kassenaerztlichen Vereinigung Nordwuerttemberg den Stuttgarter Nachrichten. Baumgaertner geht davon aus, dass nach der bisherigen Rechtslage 1 Million Deutsche einen Anspruch darauf haetten, Viagra auf Kassenrezept zu bekommen. Er schlug eine Abmachung zwischen Aerzten und Krankenkassen vor, die Kosten fuer die Potenzpille nicht zu erstatten.


Deutscher Aerztetag beendet

Koeln. Der deutsche Aerztetag ist am Mittag zuende gegangen. Die Abstimmung ueber noch rund 30 vorliegende Antraege unter anderem zur aerztlichen Gebuehrenverordnung und zu spaetem Schwangerschaftsabbruch konnte nicht mehr durchgefuehrt werden, weil nicht mehr ausreichend Delegierte anwesend waren. Zum Abschluss sagte Aerztepraesident Wilmar, Ziel der Aerzteschaft sei es, das Solidarprinzip in der gesetzlichen Krankenversicherung finanziell zu sichern. Gestritten werde nur ueber die Wege. Der Aerztetag ist das oberste beschlussfassende Gremium aller 350.000 Aerzte. Insgesamt verlieft das Treffen so kontraer wie selten zuvor bei einem Aerztetag. Zuerst stellte das Plenum in seinem Leitantrag die paritaetische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung in Frage, die Versicherten sollten tiefer in die Tasche greifen. Spaeter dann die Kehrtwende: Der Aerztetag rief zu Sicherung der Solidargemeinschaft auf. Die Politiker sollten keine Einschnitte in das bewaehrte System der Krankenversicherung zulassen, hiess es. Zu den wenigen Beschluessen, die es mit dem Portemonnaie der Versicherten wirklich gut meinten, gehoerte, dass die Krankenhaeuser und die niedergelassenen Aerzte teure medizinische Grossgeraete besser auslasten sollen. Darueberhinaus legte das Aerzteparlament fest, dass die Weiterbildungsordnung fuer Mediziner ueberarbeitet wird. Dadurch sollen die bisher sehr unueberschaubaren Fortbildungsgaenge gestrafft werden.


Deutschland im Finale des World Team Cups

Duesseldorf. Das deutsche Tennisteam hat durch einen 3:0 Sieg ueber Spanien das Finale im World Team Cup erreicht. Nach Thomas Hass und Nicola Kiefer in den Einzeln siegten auch Boris Becker und David Prinosil im Doppel. Endspielgegner ist morgen die tschechische Republik.


In eigener Sache: Bis Pfingstmontag nur gelegentlich German News

Liebe GermNews-Leser,

jetzt hat uns der wohl ultmimative Tipperengpass ereilt: Vom morgigen Sonntag bis einschliesslich Pfingstmontag fallen uns vier Tipper komplett aus. Damit koennen wir ein geregeltes Erscheinen der German News in dieser Zeit nicht garantieren. Wir wollen aber versuchen, so wenig Luecken wie moeglich zu lassen.

Mit freundlichen Gruessen, Rainer Mallon


Quellen

SDR 3    9:00 MESZ    14:00 MESZ    17:00 MESZ
B5    16:30 MESZ