Botschaft in Peru von Terroristen besetzt |
Lima/Bonn. Peruanische Terroristen haben in der Nacht die japanische
Botschaft gestuermt, in der sich mehrere hundert Diplomaten zu einem Empfang
aus Anlass des Geburtstages des japanischen Kaiseres aufhielten. Am Abend
hielten die Terroristen immer noch rund 200, nach anderen Berichten 500,
Menschen als Geiseln, nachdem sie zuvor Frauen und Aeltere freigelassen
hatten.
Bei der Erstuermung des Gebaeudes gab es bei Schusswechseln mit dem
Wachpersonal mehrere Verletzte. Am Nachmittag berichteten Augenzeugen von
einer starken Explosion, kurze Zeit spaeter waren Schuesse zu hoeren. Zuvor
hatten die Besetzer an mehreren Stellen des Gebaeudes Sprengkoerper
angebracht.
Unter den Geiseln befinden sich mehrere peruanische Minister und zahlreiche
auslaendische Diplomaten, unter ihnen der deutsche Botschafter Woeckel und
zwei seiner Mitarbeiter.
Bundesaussenminister Kinkel teilte nach einem Telefonat mit der peruanischen
Regierung mit, Praesident Fudimori (sp?) wolle das Leben der Geiseln auf
keinen Fall gefaehrden. Er forderte die peruanische Regierung auf, alles zu
unterlassen, was zu einer Eskalation der Situation fuehren koennte. Das
Auswaertige Amt hat einen Krisenstab gebildet; die Bundesregierung bot an,
Terrorismusexperten des Bundeskriminalamts nach Lima zu schicken.
Die Geiselnehmer haben vier Bedingungen fuer die Freilassung der Geiseln
gestellt. In einer Erklaerung, die in Rundfunk und Fernsehen verlesen wurde,
forderten sie die Freilassung aller etwa 400 inhaftierten Gesinnungsgenossen.
Ferner verlangten sie fuer diese und sich selbst freies Geleit. Ausserdem
solle Praesident Fudimori eine sozialere Politik betreiben und eine
Kriegssteuer bezahlen. Ihre Drohung, Geiseln zu erschiessen, haben die
Terroristen bisher nicht wahrgemacht. Ein erstes Ultimatum lief um 17:15 MEZ
ohne erkennbare Folgen ergebnislos ab. Die Rebellen gehoeren zur
linksgerichteten Guerilla-Gruppe "Tupac Amaru" (sp?), der zweiten
peruanischen Untergrundbewegung neben dem "Leuchtenden Pfad".
Die Geiseln forderten die peruanische Regierung zu Verhandlungen auf. In
einer vom japanischen Botschafter unterzeichneten Erklaerung heisst es, die
Lage in der Botschaft sei sehr angespannt. Der deutsche Botschafter konnte am
Abend kurz mit dem Auswaertigen Amt telefonieren. Er sagte, es gehe ihm den
Umstaenden entsprechend gut. |
Solidaritaetszuschlag soll 1998 sinken |
Bonn. Der Solidaritaetszuschlag soll 1998 von bisher 7,5 auf 5,5 Prozent
gesenkt werden. Darauf haben sich die Partei- und Fraktionsvorsitzenden von
CDU, CSU und FDP geeinigt. Offenbar noch unklar ist, wie der Einnahmeausfall
des Bundes von rund acht Mrd. DM ausgeglichen werden soll.
Am Abend kamen die Spitzen der Koalition erneut zusammen, um weitere Eckdaten
der geplanten Steuerreform festzulegen. Sie sollen morgen mittag der
Oeffentlichkeit vorgestellt werden. Vorzeitig bekannt wurde unter anderem die
Absicht, Teile der 1999 geplanten Reform vorzuziehen. So soll die
Koerperschaftssteuer bereits 1998 sinken. Finanziert werden soll die Senkung
des Solidaritaetszuschlages unter anderem mit der Einschraenkung von
Abschreibungsmoeglichkeiten. |
Bundesbank: Sparbemuehungen nicht ausreichend |
Frankfurt(Main). Die Sparbemuehungen von Bund, Laendern und Gemeinden sowie
der Sozialkassen reichen nach Angaben der Deutschen Bundesbank nicht aus, um
die hohen oeffentlichen Defizite zu verringern. Die Finanzierungsluecke in
den Haushalten werde dieses Jahr wahrscheinlich auf mehr als 110 Mrd. DM
anwachsen, heisst es im Dezember-Monatsbericht der Bundesbank. Gruende seien
in erster Linie Steuerausfaelle in Hoehe von etwa 21 Mrd. DM und hohe Kosten
fuer die Arbeitslosigkeit. Im kommenden Jahr duerften die Einnahmeausfaelle
nach Schaetzungen der Bundesbank noch gravierender sein. Das Institut
verlangt daher fuer 1997 eine strikte Ausgabendisziplin. |
Tarifabschluss in Nordwuerttemberg/Nordbaden |
Stuttgart. Die Beschaeftigten der Metallindustrie in Nordwuerttemberg/
Nordbaden erhalten bei Krankheit auch weiterhin den vollen Lohn. IG Metall
und Arbeitgeber einigten sich heute auf einen Tarifvertrag, der sich an den
bisherigen Abschluessen orientiert. Die volle Lohnfortzahlung wurde bis 2001
festgeschrieben. Ueberstundenzuschlaege werden nicht mehr berechnet, und die
Betriebe koennen zum Ausgleich entweder das Weihnachtsgeld auf 55 Prozent
eines Monatslohns kuerzen oder Heiligabend und Silvester wie volle
Arbeitstage behandeln.
Am Nachmittag wurden auch die Tarifverhandlungen in Hessen, Rheinland-Pfalz
und dem Saarland fortgesetzt. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich, dass
es heute noch zu einer Einigung kommen werde. |
Bundesanstalt: Kindergeldbescheide umgehend zum Arbeitgeber |
Nuernberg. Beschaeftigte, die in diesen Tagen einen neuen Kindergeldbescheid
vom Arbeitsamt erhalten, sollten ihn umgehend ihrem Arbeitgeber vorlegen. Wie
die Bundesanstalt fuer Arbeit mitteilte, ist nur so gewaehrleistet, dass das
erhoehte Kindergeld nahtlos weitergezahlt wird.
Das Kindergeld fuer das erste und zweite Kind steigt 1997 von jeweils 200 auf
220 DM monatlich. Die Betraege fuer alle weiteren Kinder bleiben gleich. |
Schmuggel gegen das Artenschutzabkommen nimmt zu |
Frankfurt. Der Schmuggel mit geschuetzten Tier- und Pflanzenarten hat weiter
zugenommen. In den ersten elf Monaten des Jahres entdeckte der Zoll auf dem
Frankfurter Flughafen im Gepaeck von Reisenden fast 2.300 verbotene
Gegenstaende wie Korallen, Schlangenleder oder Elfenbeinschnitzereien. Nach
Angaben des Zolls ist dies lediglich ein geringer Teil, da bei jaehrlich etwa
38 Mio. Reisenden nur Stichproben moeglich seien. Der spektakulaerste Fund in
diesem Jahr waren mehr als 130 lebende Reptilien und Affen, zusammengezwängt
in zwei Koffern. |
Schaerfere Strafen fuer Temposuender geplant |
Bonn. Bundesverkehrsminister Wissmann plant offenbar, die Strafen bei
Geschwindigkeitsueberschreitungen im Strassenverkehr deutlich zu
verschaerfen. Nach einem Bericht der BILD-Zeitung ist vorgesehen, bei
Ueberschreitungen von mehr als 60 km/h kuenftig bis zu drei Monaten
Fahrverbot zu verhaengen. Der Bussgeldrahmen soll von 1.000 auf 2.000 DM
verdoppelt werden. |
Post ins Ausland nur noch mit Luftpostaufkleber |
Bonn. Briefe und Postkarten ins Ausland sollten von Januar an generell mit
einem blauen Luftpost-Aufkleber versehen werden. Das empfiehlt die Deutsche
Post AG. Grund dafuer sei ein neues internationales Postabkommen. Briefe und
Karten ohne besondere Kennzeichnung koennten im Zielland verzoegert
bearbeitet und transportiert werden. Dies gelte auch fuer Sendungen innerhalb
Europas. |
Moeglicherweise schaerfere Auflagen fuer Fuehrerscheinneulinge |
Bonn. Fuer Fuehrerscheinneulinge soll es nach dem Willen der Bundeslaender
zusaetzliche Auflagen geben. So soll die Probezeit beim Fuehrerschein von
zwei auf drei Jahre verlaengert werden. Ausserdem soll der
Bundesverkehrsminister ermaechtigt werden, fuer Fahranfaenger die
Alkoholgrenzwerte herabzusetzen oder spezielle Geschwindigkeitsbegrenzungen
anzuordnen. Die Laender wollen diesen Forderungskatalog morgen im Bundesrat
bei der ersten Beratung des neuen Fuehrerscheinrechts einbringen. |
Senderfusion im Suedwesten soll weniger Stellen und mehr Qualitaet bringen |
Stuttgart. Die angestrebte Fusion von Sueddeutschem Rundfunk und Suedwestfunk
soll nach dem Willen der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag zu einem
deutlichen Stellenabbau fuehren und zugleich Verbesserungen bei den
Programmen bringen. CDU-Fraktionschef Oettinger und sein Stellvertreter
Repnik sagten heute, der neu zu bildende Sender muesse mit deutlich unter
3.500 festangestellten Mitarbeitern auskommen. Dies bedeute gegenueber der
Summe bei SDR und SWF jetzt einen Abbau um rund 800 Stellen. Nach dem Willen
der CDU soll vor allem bei Verwaltung, Archiv, Justitiariat und
Technikverwaltung Geld gespart werden, das den Programmen zugute kommen soll. |
Boerse |
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Quellen |
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