GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 06.02.1997



* Neue Rekordarbeitslosenzahl
* Reaktionen der Politiker auf die Arbeitslosenzahlen
* DGB sieht in Arbeitlosenzahl Beweis fuer Scheitern der Regierungspolitik
* Arbeitgeber lehnen neue ABM-Massnahmen ab
* Lehrstellenmisere weitet sich aus
* Einigung bei den Tarifverhandlungen in der Druckindustrie
* Einigung auch in der Metall- und Elektroindustrie
* EU verhaengt Ausfuhrverbot von Schweinen aus fuenf Bundeslaendern
* Deutscher Bauernverband begruesst Exportverbot fuer Schweine
* Millionenschaden durch Preisabsprachen mit Holzmann-Schneider
* 7 Jahre und 8 Monate Haft wegen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen
* Gegner der Rechtschreibreform bekommen Unterstuetzung durch 5 Verlage
* Narren uebernehmen an Weiberfastnacht die Rathaeuser
* Boerse



Neue Rekordarbeitslosenzahl

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat einen neuen Nachkriegshoechststand erreicht. Nach Angaben der Bundesanstalt fuer Arbeit waren im Januar knapp 4,66 Millionen Menschen erwerbslos, 510.000 mehr als im Dezember vergangenen Jahres. Dies entspricht einer Quote von 12,2%. In den westlichen Bundeslaendern waren 3,26 Millionen Menschen ohne Arbeit, das sind 10,6%, im Osten waren es 1,39 Millionen, das ist ein Anstieg auf 18,7%.


Reaktionen der Politiker auf die Arbeitslosenzahlen

Arbeitminister Bluem regte ein neues "Buendnis fuer Arbeit" an. Er haelt ausserdem mehr Teilzeitarbeitsplaetze und den Abbau von Ueberstunden fuer noetig. Der SPD-Vorsitzende Lafontaine verlangte, dass die Sozialkassen umgehend von versicherungsfremden Leistungen befreit werden. Ausserdem muessten Arbeitnehmer und Familien bereits zum 1. Januar 1998 bei der Einkommensteuer spuerbar entlastet werden. Die Vorstandssprecher der Buendnis-Gruenen, Roestel und Trittin, kritisierten, die Koalition sei mit ihrem Latein am Ende. Kanzleramtsminister Bohl forderte die Sozialdemokraten auf, ihre Verweigerungshaltung aufzugeben und die anstehenden Probleme gemeinsam zu loesen. Er bekraeftigte gleichzeitig die Entschlossenheit der Regierung, ihren Reformkurs fortzusetzen.


DGB sieht in Arbeitlosenzahl Beweis fuer Scheitern der Regierungspolitik

Angesichts von knapp 4,7 Millionen Arbeitlosen hat sich der politische Streit um Loesungen verschaerft. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangte ein Sofortprogramm fuer mehr Beschaeftigung. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht in den neuesten Zahlen den endgueltigen Beweis fuer das Scheitern der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Woertlich meinte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer: "Jetzt bekommen wir die Quittung fuer Sozialabbau, fuer die Einschraenkungen beim Kuendigungsschutz und den Wegfall des Schlechtwettergeldes bei den Bauarbeitern." Das Land treibt nach Ansicht des DGB in sehr gefaehrliches Fahrwasser und braucht eine voellig neue Politik.


Arbeitgeber lehnen neue ABM-Massnahmen ab

Die Arbeitgeber ihrerseits lehnen auch angesichts der Rekordarbeitslosigkeit neue Arbeitsbeschaffungsmassnahmen ab. Vielmehr komme es darauf an, dass die Tarifpolitik endlich fuer guenstigere Lohnkosten sorge. Nach Vorstellung der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbaende bedeutet das im Westen mehrere Jahre lang Nullrunden, im Osten sogar eine Verringerung der Gehaelter.


Lehrstellenmisere weitet sich aus

Nach Einschaetzung des Deutschen Gewerkschaftsbundes weitet sich die Lehrstellenmisere aus. Im September sei mit 200.000 fehlenden Lehrstellen zu rechnen. Der DGB verlangt von den Bundeslaendern, ueber den Bundesrat ein Gesetz zum Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben zu erreichen.


Einigung bei den Tarifverhandlungen in der Druckindustrie

Die Beschaeftigten in der Druckindustrie erhalten bei Krankheit auch kuenftig in den ersten 6 Wochen vollen Lohn. Das sieht der neue Manteltarifvertrag vor, auf den sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nach 20stuendigen Verhandlungen in Frankfurt am Main geeinigt haben. Ausserdem werden die Loehne zum 1. April um 1,5% angehoben. Als Ausgleich fuer die Lohnfortzahlung wird das 13. Monatsgehalt von 100% auf 95% gekuerzt. Zudem werden Ueberstunden und Zuschlaege im Krankheitsfall nicht mehr angerechnet. Die Gewerkschaft stimmte darueber hinaus einer Ausweitung der Samstagsarbeit zu.


Einigung auch in der Metall- und Elektroindustrie

Die Beschaeftigten der Metall- und Elektroindustrie in Ostberlin und in Brandenburg erhalten im Krankheitsfall weiterhin den vollen Lohn. Wie die IG-Metall-Bezirksleitung am Abend nach Abschluss der Tarifverhandlungen mitteilte, werden bei der Berechnung die Zuschlaege fuer Ueberstunden nicht beruecksichtigt. Loehne, Gehaelter und Ausbildungsverguetungen steigen rueckwirkend zum 1. Januar um 1,5%. Ab April werden sie dann bis Ende naechsten Jahres um weitere 2,5% angehoben. Ausserdem verstaendigten sich die Tarifpartner darauf, die sogenannte "Haertefallklausel" fuer Ostbetriebe mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten bis Mitte 1998 zu verlaengern. Das Verhandlungsergebnis muss am Montag noch von der zustaendigen Tarifkommission gebilligt werden.


EU verhaengt Ausfuhrverbot von Schweinen aus fuenf Bundeslaendern

Wegen der Schweinepest in einigen Regionen Deutschlands wird die Europaeische Union ein Ausfuhrverbot aus fuenf Bundeslaendern und einigen Landkreisen in Brandenburg verhaengen. Das Exportverbot betrifft nur lebende Schweine und nicht Schweinefleisch. Das hat der staendige Veterinaerausschuss der EU empfohlen. Die Kommission muss den Vorschlag noch billigen, womit in Kuerze gerechnet wird. Betroffen von dem Ausfuhrverbot sind die Laender Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Bayern.


Deutscher Bauernverband begruesst Exportverbot fuer Schweine

Der Deutsche Bauernverband hat das von der Europaeischen Union verhaengte Exportverbot fuer Schweine als sinnvolle Massnahme begruesst. Fuer die deutschen Landwirte sei es eine haerte Entscheidung, die aber im Sinne einer effizienten Seuchenbekaempfung verstaendlich sei, erklaerte der Bauernverband heute in Bonn.


Millionenschaden durch Preisabsprachen mit Holzmann-Schneider

Der verhaftete Manager des Baukonzerns Holzmann-Schneider soll einen Schaden in zweistelliger Millionenhoehe angeordnet haben. Ihm werden illegale Preisabsprachen vorgeworfen. Wie der Muenchner Oberstaatsanwalt sagte, geht es um Bauauftraege der oeffentlichen Hand im Wert von 300 Millionen DM. Durch die Absprachen sei der Wettbewerb aufgehoben worden. Die oeffentlichen Auftraggeber mussten ueberhoehte Preise bezahlen.


7 Jahre und 8 Monate Haft wegen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen

Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen hat das Dresdner Landgericht einen 40jaehrigen Mann zu 7 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Das Gericht sprach ihn schuldig, in insgesamt 47 Faellen Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. Dazu kommen zwei Faelle von gefaehrlicher Koerperverletzung. Der Verurteilte gehoert zu einer Gruppe von 30 Maennern, die sich nach und nach vor Gericht verantworten muessen.


Gegner der Rechtschreibreform bekommen Unterstuetzung durch 5 Verlage

Gegen die Rechtschreibreform haben sich nun auch zwei bedeutende Buchverlage ausgesprochen. In Muenchen ist eine 5-Punkte-Erklaerung gegen die Rechtschreibreform veroeffentlicht worden. Zu den Unterzeichnern gehoert der Deutsche Taschenbuchverlag und der Reclam-Verlag. In der Erklaerung wird gefordert, die Reform zu stoppen und die bisherige Schreibweise unbefristet gelten zu lassen. Bundesweit haben die Gegner der Rechtschreibreform um den Deutschlehrer Friedrich Denk bereits 180.000 Unterschriften gesammelt. Wie in Schleswig-Holstein rechnen sich nun auch in Bayern die Gegner der Reform gute Chancen fuer ein Volksbegehren aus, um die neue Schreibweise zu verhindern.


Narren uebernehmen an Weiberfastnacht die Rathaeuser

Zehntausende Naerrinnen und Narren haben heute im Rheinland die Herrschaft fuer die tollen Tage uebernommen. Puenktlich um 11:11 Uhr wurden an Weiberfastnacht mit Alaaf und Helau die Ratshaeuser gestuermt, in Bonn sogar das Parlament. In Koeln uebergab der Oberbuergermeister fuer die naechsten 5 Tage die Regierungsgewalt an das naerrische Dreigestirn. Im Suedwesten Deutschlands wurde ebenfalls gefeiert. Auch dort erreichte die Schwaebisch-Allemannische Fasnet am Schmotzigen Donschtig einen ersten Hoehepunkt.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6524
Kanada(1 $)  1,2270
England(1 Pfund)  2,7092
Irland(1 Pfund)  2,6550
Schweiz(100 sfr)  115,900
Frankreich(100 FF)  29,633
Italien(1000 Lit)  1,0166
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1823
Japan(100 Yen)  1,3345
Schweden(100 skr)  22,368
 
Einige Indizes:
DAX:3104,14(+6,14)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6748,05(+1,15)  (16:00 UTC)  
6746,90(Schlussstand gestern)  
Nikkei-Index:18038,43(-147,54)  (Schlussstand)  
 
alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    7:00 MEZ    20:00 MEZ
SWF3    19:00 MEZ
SDR3    7:30 MEZ