GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 25.03.1997



* Arbeitsniederlegungen bei Krupp-Hoesch
* Demonstration in Frankfurt
* Arbeitgeberpraesident fuer geringere Einstiegsloehne
* Schaeuble rechnet mit baldigem Steuerkompromiss
* Wohlfahrtsverband: Sozialhilfeempfaenger sollen mehr Geld erhalten
* Tarifverhandlungen im Baugewerbe fortgesetzt
* Muenchen: Ueber 50 bosnische Fluechtlinge abgeschoben
* Biblis A bleibt voerst am Netz
* Ford macht 1995 ueber eine halbe Millarde DM Verlust
* Albanien kann mit Hilfe der EU rechnen
* Fuer die meisten Belgier ist die EU ein Fehlschlag
* Hubschrauberabsturz in Hessel
* Zwei Oscars fuer deutsche Filmschaffende
* Boerse
* Das Wetter



Arbeitsniederlegungen bei Krupp-Hoesch

Dortmund. Mit Beginn der Fruehschicht haben die ersten von 6.000 Mitarbeitern der Krupp-Hoesch Stahl AG in Dortmund die Arbeit niedergelegt. Von Mittag an ruhte anlaesslich eines Aktionstages der komplette Betrieb. Der Betriebsrat sagte, die Belegschaft fuerchte, dass die Stahlehe zwischen Krupp-Hoesch und Thyssen tausende Arbeitsplaetze kosten werde.


Demonstration in Frankfurt

Frankfurt. Vor ueber 20.000 Demonstranten hat IG-Metall-Chef Zwickel in Frankfurt eine Beschraenkung der Macht der Banken gefordert. "Der Casino-Kapitalismus ist eine Gefahr fuer die Allgemeinheit geworden", sagte Zwickel. Vor allem der Deutschen und der Dresdner Bank warf Zwickel vor, mit Geheimanalysen hinter dem Ruecken der Betroffenen eine feindliche Uebernahme von Thyssen durch den Krupp-Konzern geplant zu haben. Die Macht der Banken und ihr Missbrauch muesse jetzt zu einem grossen Thema in der Bundesrepublik gemacht werden. Fuer Zwickel bleibt die Sorge um die Arbeitsplaetze, auch nachdem Krupp nicht mehr die Uebernahme von Thyssen anstrebt. Unterdessen machen die Verhandlungen ueber eine gemeinsame Stahlgesellschaft beider Konzerne Fortschritte. Thyssen soll die unternehmerische Fuehrung bei der fusionierten Gesellschaft uebernehmen.


Arbeitgeberpraesident fuer geringere Einstiegsloehne

Bonn. Arbeitgeberpraesident Hundt hat im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit niedrigere Einstiegsloehne gefordert. Ausserdem muessten ehemalige Arbeitslose auch unter dem Tariflohn beschaeftigt werden koennen. Um die Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2000 zu halbieren sollten ferner die Beitraege zu den Sozialversicherungen sinken. Hundt schlug vor, die Beitraege von derzeit knapp 42 Prozent auf unter 38 Prozent zurueckzufuehren. Schliesslich plaedierte der Arbeitgeberpraesident dafuer, in die Tarifvertraege Oeffnungsklauseln fuer die einzelnen Firmen aufzunehmen. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbaende fordert darueber hinaus eine gemaessigte Lohnpolitik und die Einfuehrung niedrigerer Lohngruppen.


Schaeuble rechnet mit baldigem Steuerkompromiss

Bonn. Unionsfraktionschef Schaeuble rechnet damit, dass es zu einem baldigen Steuerkompromiss mit der SPD kommt. Derzeit scheine alles auf ein Vermittlungsverfahren zwischen der Koalitionsmehrheit im Bundestag und dem Bundesrat hinauszulaufen, sagte Schaeuble der Wochenzeitung "Die Zeit". Was die Sozialdemokraten im Moment beim Thema Steuerreform auffuehrten, sei kaum noch laecherlich. Schaeuble fuegte hinzu, die Union stehe auch waehrend der Osterpause fuer Gespraeche mit der SPD zur Verfuegung.


Wohlfahrtsverband: Sozialhilfeempfaenger sollen mehr Geld erhalten

Bonn. Sozialhilfeempfaenger sollen nach Plaenen des Wohlfahrtsverbandes deutlich mehr Geld erhalten. Zudem sollte fuer jeden Beduerftigen nur noch eine Anlaufstelle zustaendig sein. Finanzminister Waigel hatte zuvor angekuendigt, die Sozialhilfe notfalls noch weiter zu kuerzen, um die Stabilitaetskriterien fuer den Euro einhalten zu koennen. Die Wohlfahrtsverbaende werfen Waigel einen Verlust an sozialer Sensibilitat vor und warnen davor, das Netz der sozialen Sicherung auf dem europaeischen Altar zu opfern. Statt dessen wollen sie einen Umbau des Systems und begruenden den Reformvorstoss - die urspruenglich fuer individuelle Notlagen angelegte Sozialhilfe sei ueberfordert. Seit 1980 habe sich die Zahl der Bezieher von Lebensunterhalt nahezu verdreifacht. Ende 1995 bezogen gut 2.5 Millionen Menschen Hilfe zum Lebensunterhalt. Da die Sozialhilfe derzeit nicht mehr das Bedarfsminimum abdecke will der Verband eine bedarfsorientierte Grundsicherung mit deutlichen Anhebungen verbinden -bis zu 37 Prozent mehr. Der finanzielle Mehraufwand von jaehrlich 15 Milliarden DM soll ueber eine Begrenzung des Ehegattensplittings gedeckt werden


Tarifverhandlungen im Baugewerbe fortgesetzt

Frankfurt am Main. Die Tarifparteien im Baugewerbe haben heute die Tarifverhandlungen fuer die rund 1.3 Millionen Beschaeftigten des Bauhauptgewerbes fortgesetzt. Es ist die dritte Verhandlungsrunde. Die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt IG Bau und der Zentralverband des deutschen Baugewerbes zeigten sich vor den auf zwei Tagen angesetzten Gespraechen allerdings wenig optimistisch. Zentraler Verhandlungspunkt war bisher eine Nachfolgeregelung fuer das Schlechtwettergeld. Beide Seiten haben dazu unterschiedliche Vorschlaege gemacht. In den eigentlichen Lohn- und Gehaltsverhandlungen verlangt die IG Bau die Sicherung der Realloehne. Ausserdem wird ueber das 13. Monatseinkommen verhandelt, das die Arbeitgeber auf 50 Prozent kuerzen wollen.


Muenchen: Ueber 50 bosnische Fluechtlinge abgeschoben

Muenchen. Etwa 50 bosnische Fluechtlinge sind vom Flughafen Muenchen aus nach Sarajewo abgeschoben worden. Dies teilte der Flughafensozialdienst mit. Die Sammelabschiebung wurde von Protesten vor allem der Gruenen begleitet. Bis zum Jahresende will Bayern insgesamt 20.000 Bosnier in ihre Heimat zurueckschicken. Der Bayerische Innenminister Beckstein verteidigte sein Vorgehen mit der Bemerkung, die zwangsweise Abschiebung unterstuetze nur die freiwillige Rueckkehr.


Biblis A bleibt voerst am Netz

Kassel. Das Atomkraftwerk Biblis A kann vorerst am Netz bleiben. Der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel wies die Klagen von mehreren Buergern, Landkreisen und der Stadt Darmstadt ab. Sie hatten gefordert, dass der Reaktor stillgelegt wird. Aus Sicht der Klaeger ist das Kernkraftwerk nicht ausreichend gegen Braende und Kernkraftwerke gesichert.


Ford macht 1995 ueber eine halbe Millarde DM Verlust

Koeln/Muenchen. Der Automobilhersteller Ford hat trotz gestiegener Umsaetze im letzten Jahr einen Verlust von mehr als einer halben Milliarde DM gemacht. 1995 verbuchte Ford noch einen Gewinn von 270 Millionen DM. Als Gruende fuer die Verluste nennt das Unternehmen unter anderem Veraenderungen in der Modellpalette sowie gestiegene Produktionskosten. Ein Stellenabbau sei in diesem Jahr nicht vorgesehen. Waehrenddessen will BMW angesichts seines Wachstums in Deutschland neue Arbeitsplaetze schaffen. In den ersten Monaten dieses Jahres verzeichnete BMW ein Umsatzplus von 22 Prozent.


Albanien kann mit Hilfe der EU rechnen

Rom/Bonn. Albanien kann mit der humanitaeren Hilfe der Europaeischen Union rechnen. Das haben die EU-Aussenminister nach einem Gespraech mit dem albanischen Ministerpraesidenten Fino in Rom bekanntgegeben. Ein militaerisches Eingreifen in Albanien bleibe nach wie vor ausgeschlossen. Albanien und Italien haben sich darauf verstaendigt, den anhaltenden Fluechtlingsstrom nach Italien gemeinsam einzudaemmen. Der albanische Ministerpraesident Fino sagte, er habe auch einer Seeblockade seines Landes zugestimmt. Die italienische Kuestenwache, die Marine und die Hafenkommandaturen der Kuestenstaedte an der Adria und der Strasse von Otranto haben Anweisung, alle Schiffe mit Fluechtlingen zurueckzuschicken. Notfalls sollten Boote nach Albanien zurueckgeschickt werden. Die Europaeische Union will rund zwei Dutzend zivile und militaerische Experten nach Albanien schicken, die dem Land beim Wiederaufbau helfen sollen.


Fuer die meisten Belgier ist die EU ein Fehlschlag

Bruessel. Fuer eine Mehrheit der Belgier hat sich die europaeische Einigung als Fehlschlag erwiesen. Die belgische Zeitung "Le Soir" veroeffentlicht eine Umfrage, wonach die Europaeische Union fuer 57 Prozent der Belgier ein Misserfolg ist. Drei Viertel der Befragten waren der Ansicht, dass der Einigungsprozess auf der Stelle trete oder sich gar zurueckentwickele. Anlass fuer die Umfrage war der 40. Jahrestag der Unterzeichung der roemischen Vertraege. Die 15 Aussenminister der Europaeischen Union feierten heute in Rom dieses Gruendungsdokument der Union. Hauptthema des Treffens der Aussenminister war allerdings die Reform der Union. Ihre Institutionen und Entscheidungsverfahren sollen so gestrafft werden, dass die Gemeinschaft kuenftig auch mit 20 oder 25 Mitgliedsstaaten noch handlungsfaehig ist.


Hubschrauberabsturz in Hessel

Kassel. Beim einem Hubschrauberabsturz in der Naehe von Gudensberg in Hessen sind moeglicherweise mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der Helikopter stuerzte in einen Steinbruch. Weitere Einzelheiten sowie die Absturzursache sind zur Stunde nicht bekannt.


Zwei Oscars fuer deutsche Filmschaffende

Los Angeles. "Der englische Patient" ist mit neun Preisen der grosse Gewinner der diesjaehrigen Oscar-Verleihung. Die Jury wertete den Streifen ueber Liebe, Leid und Leidenschaft als besten Film des Jahres. Zugleich bekam der Brite Anthony Minghella den Oscar fuer die beste Regie. Beste weibliche Nebendarstellerin wurde ueberraschend Juliette Binoche. Weitere Preise bekam "Der englische Patient" in den Kategorien "beste Kamera", "beste Ausstattung", "beste Kostueme", "bester Schnitt", "bester Ton" und "beste Filmmusik". Bester Hauptdarsteller wurden Frances McDormand fuer ihre Rolle in dem Film "Fargo" und Geoffrey Rush fuer seine Leistung in "Shine". "You must love me" aus Evita wurde der beste Filmsong des Jahres. Gleich zwei Oscars gehen nach Deutschland. Volker Engel wurde in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" mit seinem Team fuer die Mitarbeit an dem Science-Fiction Kassenhit "Independence Day" ausgezeichnet. Einen weitern Oscar erhielt der Trickfilm "Quest" von Thomas Stellmach aus Straubing und Tyron Montgomery.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6870
Kanada(1 $)  1,2240
England(1 Pfund)  2,7260
Irland(1 Pfund)  2,6530
Schweiz(100 sfr)  115,811
Frankreich(100 FF)  29,651
Italien(1000 Lit)  0,9982
Oesterreich(100 oeS)  14,208
Spanien(100 Ptas)  1,1777
Japan(100 Yen)  1,3660
Schweden(100 skr)  22,061
 
Einige Indizes:
DAX:3349,14
Dowjones-Index:6930,18 (Stand 16:00 MEZ)  
6905,25 (Schlussstand Vortag)  
Nikkei-Index:18439,61
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Nachmittags allmaehlich abklingender Regen, nachts Bewoelkungsrueckgang. Morgen frueh stellenweise Nebel, am Tage dann heiter bis wolkig und trocken. Tiefswerte umd 2 Grad, Hoechstwerte morgen um 14, im Bergland bei 9 Grad. Die weiteren Aussichten: Im Laufe des Donnerstags Bewoelkungszunahme, meist trocken und mild. Am Freitag allgemein unbestaendig und etwas kuehler.


Quellen

B5    7:15 MEZ
S4    13:00 MEZ
SDR 3    15:00 MEZ
Radio 7    16:00 MEZ