GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 25.12.1997



* Bischoefe wenden sich gegen Konsumdenken und Egoismus
* Prozess gegen Deutschen in Israel
* Berliner FDP-Chef: Bundespartei blass und konzeptlos
* Kinkel lobt Spendenbereitschaft der Deutschen
* Jagoda fordert Reformen noch 1998
* Hildebrandt: Unterschiede zwischen Ost und West bleiben laenger bestehen



Bischoefe wenden sich gegen Konsumdenken und Egoismus

Koeln. Die Bischoefe der beiden grossen Konfessionen in Deutschland haben sich in ihren Weihnachtspredigten gegen Konsumdenken und Egoismus gewandt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Kock mahnte, vor den wachsenden sozialen Problemen in Deutschland nicht die Augen zu verschliessen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Lehmann rief dazu auf, der Massenarbeitslosigkeit nicht gleichgueltig zu begegnen.


Prozess gegen Deutschen in Israel

Tel Avif. Vor einem israelischen Gericht hat heute der Prozess gegen einen Deutschen begonnen, der im Auftrag der Untergrundorganisation Hisbollah einen Selbstmordanschlag geplant haben soll. Der 26jaehrige Braunschweiger muss sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Verschwoerung zum Nutzen der Feinde Israels und absichtlicher Gefaehrdung der israelischen Sicherheit verantworten. Nach Angaben der Polizei wurde der zum Islam konvertierte Mann vor vier Wochen auf dem Ben-Gurion-Flughafen festgenommen. Weiter hiess es, der Mann sei im Libanon im Umgang mit Sprengstoff und leichten Waffen ausgebildet worden. Er habe den Auftrag erhalten, geeignete Orte fuer ein Attentat auszukundschaften. Anschliessend habe er sich mit einem Kontaktmann in der Tuerkei treffen sollen, um die Vorbereitungen fuer einen Anschlag abzuschliessen. Der Angeklagte ist wegen Drogen- und Raubdelikten in Deutschland vorbestraft und hat ein weitgehendes Gestaendnis abgelegt. Nach Aufassung seines Anwalts kam dies aber auf Druck der Polizei zustande. Die Hisbollah dementierte unterdessen jede Verbindung zu dem Mann und warf dem israelischen Geheimdienst vor, die ganze Sache erfunden zu haben. Die Verhandlung soll am 4. Januar fortgesetzt werden.


Berliner FDP-Chef: Bundespartei blass und konzeptlos

Berlin. Der Berliner FDP-Vorsitzende Matz hat die Bundestagsfraktion seiner Partei als blass und konzeptionslos bezeichnet. In einem Interview sagte Matz, er sehe schwarz fuer die Bundestagswahl 1998, wenn die Bonner FDP so weitermache. Bereits seit einigen Jahren seien ganze Politikfelder aufgegeben worden. Vor allem im Sozialbereich muessten die Liberalen ihr Profil schaerfen, forderte Matz.


Kinkel lobt Spendenbereitschaft der Deutschen

Bonn. Bundesaussenminister Kinkel hat den Deutschen fuer ihre Spendenbereitschaft im zu Ende gehenden Jahr gedankt. Rund vier Mrd. DM kaemen jedes Jahr fuer die Linderung von Hunger, Elend und Not in aller Welt zusammen, sagte Kinkel in Bonn. Die Hilfsbereitschaft der Bundesbuerger trage wesentlich zu einem positiven Bild Deutschlands im Ausland bei. Kinkel erinnerte an das Oderhochwasser im Sommer und betonte, Naturkatastrophen koennten jeden treffen. In solchen Notlagen braeuchten die Menschen die Solidaritaet anderer.


Jagoda fordert Reformen noch 1998

Nuernberg. Der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit Jagoda hat eine Entscheidung ueber die anstehenden Reformen noch vor der Bundestagswahl im naechsten Herbst verlangt. Die Parteien muessten die Kraft zu sinnvollen Kompromissen aufbringen, forderte Jagoda in einem Zeitungsinterview. Wenn bis zur Wahl nichts mehr geschehe, wuerden sich Erfolge fruehestens Ende 1999 zeigen. Das koenne Deutschland sich nicht leisten. Jagoda meinte, das Problem Massenarbeitslosigkeit werde immer noch nicht genuegend ernstgenommen.


Hildebrandt: Unterschiede zwischen Ost und West bleiben laenger bestehen

Potsdam. Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland werden nach Einschaetzung der brandenburgischen Sozialministerin Hildebrandt auch in absehbarer Zeit nicht aufgehoben werden. Vor allem bei der Angleichung der Loehne gebe es kaum Fortschritte, kritisierte die SPD-Politikerin in einem Gespraech mit der Deutschen Presseagentur. Auch die Solidaritaet stosse offenbar an ihre Grenzen. Das werde bei der Diskussion um den Risikostrukturausgleich der Krankenkassen deutlich. Urspruenglich haette es einen gesamtdeutschen Ausgleich geben sollen, sobald die Ostdeutschen bei 90 Prozent der Westeinkommen angelangt seien. Da der Aufholprozess stagniere, fehle auch eine Gesamtloesung, sagte Frau Hildebrandt.


Quellen

SDR3    10:00 MEZ    14:00 MEZ
DLF    11:00 MEZ    16:00 MEZ