GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 25.07.1994



* Ende der Geiselnahme in Kassel
* Weitere Maschinen der Bundesluftwaffe nach Goma
* Keine strafrechtlichen Folgen des Fuldaer Neonaziaufmarsches
* Bundesregierung verurteilt Schaendung von Gedenkstaette
* Gruene fordern Ruecktritt des bayerischen Wirtschaftsministers
* DRK ruft zum Blutspenden auf
* Telefonauskuenfte sollen teurer werden
* Preisanstieg in Baden-Wuerttemberg weiter verlangsamt.
* Bayreuth und Salzburg im Festspielrausch
* Ruhiger Beginn des Sommerschlussverkaufs



Ende der Geiselnahme in Kassel

Die Geiselname in einer Untersuchungshaftanstalt in Kassel ist nach 21 Stunden unblutig zu Ende gegangen. Um kurz vor 9:00 Uhr hatten die rund 40 Haeftlinge zusammen mit ihrer Geisel und einem Dolmetscher einen vor dem Gefaengnistor geparkten Polizeibus bestiegen. Sie wollten in die Justizvollzugsanstalt nach Wiesbaden gebracht werden. Als bereits alle im Bus sassen stuermten GSG9- Beamte den Bus, befreiten den 39jaehrigen Justizvollzugsbeamten, der auf der hintersten Bank sass und nahmen alle Geiselnehmer fest. Der Einsatz dauerte nur Sekunden, die Geiselnehmer waren offenbar so ueberrascht, dass sie keine ernsthafte Gegenwehr mehr leisteten. Der Justizbeamte, der seit gestern morgen in der Gewalt der Haeftlinge war konnte sichtlich erschoepft von seiner Frau in die Arme genommen werden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.


Weitere Maschinen der Bundesluftwaffe nach Goma

Penzing / Goma. Zwei weitere Maschinen der Bundesluftwaffe sind am Morgen vom Militaerflughafen in Penzing bei Landsberg aus nach Nairobi gestartet. Sie sollen an den internationalen Hilfsfluegen fuer ruandische Fluechtlinge in Goma teilnehmen. Eine Bundeswehrmaschine fliegt bereits seit vergangenem Mittwoch Hilfsgueter von Nairobi nach Goma. Die Bundesregierung hat das Geld fuer die deutsche Ruanda-Hilfe nach Angaben von Regierungssprecher Vogel auf 100 Mio. DM verdoppelt. Waehrend die USA den gesamten Lufttransport organisieren wird sich Deutschland laut Vogel auf die Trinkwasserversorgung und die Abwasserbeseitigung konzentrieren.


Keine strafrechtlichen Folgen des Fuldaer Neonaziaufmarsches

Fulda. Der Neonaziaufmarsch in Fulda vom August 1993 wird keine strafrecht- lichen Folgen fuer die Anfuehrer haben. Der zustaendige Oberstaatsanwalt sagte heute nach Abschluss der Ermittlungen, das geltende Strafrecht reiche fuer eine Anklage nicht aus. An der Veranstaltung hatten etwa 500 Neonazis teilgenommen. Weil die Polizei tatenlos zugesehen hatte, wurde der ver- antwortliche Staatssekretaer im hessischen Innenministerium Christian Kuhlenkampf entlassen.


Bundesregierung verurteilt Schaendung von Gedenkstaette

Bonn. Die Bundesregierung hat die Schaendung der Gedenkstaette im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald scharf verurteilt und harte Strafen fuer die Taeter gefordert. Regierungssprecher Vogel sagte, derartige Schandtaten seien durch nichts zu entschuldigen. Nach Angaben der Erfurter Staatsanwaltschaft wurden bei Hausdurchsuchungen in den Wohnungen der Rechtsradikalen, die in Buchenwald randaliert hatten, Waffen und Propagandamaterial gefunden. Bei den Krawallen am Samstagabend hatten 22 Rechtsextremisten unter "Sieg Heil" Rufen mit Steinwuerfen die KZ-Gedenkstaette beschaedigt.


Gruene fordern Ruecktritt des bayerischen Wirtschaftsministers

Muenchen. Die bayerischen Gruenen haben Wirtschaftsminister Wiesheu Betrug vorgeworfen und seinen Ruecktritt gefordert. Anlass ist die Kritik des Bundesrechnungshofes an den Wirtschaftlichkeitsberechnungen fuer die beiden moeglichen ICE-Trassen von Muenchen nach Nuernberg. Nach Ansicht der Gruenen zeigt der Bericht des Rechungunshofes, dass die Ausgaben fuer die teurere Variante ueber Ingolstadt bewusst zu niedrig, die Kosten fuer die Strecke ueber Augsburg kuenstlich hochgerechnet wurden. Wiesheu hatte unter Berufung auf die Deutsche Bahn AG erklaert, die Ingolstadt-Trasse sei mit 3.2 Mrd. DM lediglich um 200 Mio. DM teurer als die Augsburgvariante. Der Rechnungshof kommt auf 1.7 Mrd. DM Mehrkosten.


DRK ruft zum Blutspenden auf

Bonn. Wegen akuten Blutmangels hat das Deutsche Rote Kreuz Alarm geschlagen. Die Blutspenden seien um bis zu 15% zurueckgegangen, erklaerte das DRK in Bonn. Die Versorgungslage koenne sich bei den anhaltend heissen Temperaturen dramatisch zuspitzen. Das Rote Kreuz rief alle gesunden Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren zum Blutspenden auf. Fuer die Versorgung von Kranken und Verletzten werden taeglich rund 15.000 Blutspenden benoetigt.


Telefonauskuenfte sollen teurer werden

Bonn. Telefonauskuenfte bei der Telecom sollen ab 1996 teurer werden. Die Generaldirektion der Telecom begruendete diesen Schritt mit den starken Verlusten, die der Auskunftsdienst verursache. Das Defizit habe in den vergangenen Jahren bei mindestens 500 Mio. DM jaehrlich gelegen. Neben der Gebuehrenerhoehung plane die Telecom allerdings auch einen erweiterten Service einzufuehren. So koennten Anrufer kuenftig z.B. Adressen heraus- suchen lassen. Der Verband der Postbenutzer hat die Gebuehrenerhoehung unter Hinweis auf den hohen Gewinn der Telecom abgelehnt.


Preisanstieg in Baden-Wuerttemberg weiter verlangsamt.

Stuttgart. In Baden-Wuerttemberg hat sich der Preisanstieg weiter verlangsamt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes haben die Verbraucherpreise im Juli gegenueber dem Vorjahr um 3% zugenommen. Im vergangenen Monat lag die Jahres- teuerungsrate noch bei 3.1% . Ein ueberdurchschnittlicher Anstieg wurde bei den Mieten und bei den Benzinpreisen registriert. Dem gegenueber sanken im Jahresvergleich die Preise fuer Heizoel.


Bayreuth und Salzburg im Festspielrausch

Bayreuth / Salzburg. Heute beginnen zwei grosse traditionsreiche musikalische Ereignisse. In Bayreuth wurden am Nachmittag die 83. Richard-Wagner-Festspiele mit der Inszenierung des Parsival von Festspielleiter Wolfgang Wagner eroeffnet. Zu der Premiere sind zahlreiche Ehrengaeste aus dem In- und Ausland geladen. Mit Luigi Pinarellis Schauspiel "Die Riesen vom Berge" starten die Salzburger Festspiele. Offiziel eroeffnet wird das Festival allerdings erst morgen von Oesterreichs Bundespraesident Klestil.


Ruhiger Beginn des Sommerschlussverkaufs

Muenchen. Der Sommerschlussverkauf hat vielerorts ruhig begonnen. Der bayerische Einzelhandel sprach von einem geringeren Andrang als in den Jahren zuvor. In Hamburger und Berliner Kaufhaeusern dagegen draengelten sich die Kunden an den Einkaufstischen. Der Kaufhof am Berliner Alexander- platz berichtet, bereits zum vorverlegten Geschaeftsbeginn um 8:00 seien 1.500 Kunden hereingestroemt. Gefragt waren vor allem Sommerkleidung, Markensportartikel und Badesachen.


Quellen

SWF1    11:00 MESZ
B5    15:15 MESZ
SDR3    16:00 MESZ    17:00 MESZ