GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 11.06.1996



* Unionsfraktion einigt sich auf laengere Ladenoeffnungszeiten
* DAG in NRW plant Urabstimmung ueber Arbeitskampfmassnahmen
* Lehrstellenangebot in Deutschland zu gering
* Glotz zieht sich aus der Politik zurueck
* China sagt Besuch des Menschenrechtsausschusses des Bundestags ab
* Beck rechnet mit Fortschritten bei Gespraechen ueber Sparpaket
* DGB kritisiert erneut Sparplaene
* Gewerkschaft BAU will nicht ueber niedrigere Mindestloehne verhandeln
* SPD fordert Einkommensverzichte der Regierungsmitglieder
* Penner aeussert Bedenkten gegen geplante Abschiebemoeglichkeiten
* Spranger fordert Begrenzung der Zuwanderung ukrainischer Juden
* Telekom bestreitet Umsatzeinbussen in dreistelliger Millionenhoehe
* Nach Scharping jetzt auch Kohl mit kleinem Unfall
* Fussballeuropameisterschaft
* Boerse



Unionsfraktion einigt sich auf laengere Ladenoeffnungszeiten

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich heute auf ihrer Sitzung in Berlin auf laengere Ladenoeffnungszeiten geeinigt. Danach koennten die Geschaefte kuenftig werktags bis 20 Uhr und samstags bis 16 Uhr geoeffnet haben. Dafuer sollen der lange Donnerstag und der lange Samstag entfallen. Ausserdem stimmten die Unionsabgeordneten einer Aenderung des Baeckereiarbeitsgesetztes zu. Danach gilt eine Taetigkeit im Backgewerbe ab 3 Uhr nicht mehr als Nachtarbeit. Damit koennten kuenftig auch Sonntagsbroetchen verkauft werden. Die Gewerkschaften HBV und DAG kritisierten die Beschluesse. Mit der Lockerung der Ladenschlusszeiten werde der Arbeitnehmerschutz im Einzelhandel demontiert, ohne dass ein einziger neuer Arbeitsplatz entstehe, sagte der stellvertretende DAG-Chef Garz (sp?).


DAG in NRW plant Urabstimmung ueber Arbeitskampfmassnahmen

Im Tarifstreit des nordrhein-westfaelischen Einzelhandels will die Deutsche Angestellengewerkschaft in der naechsten Woche ueber Arbeitskampfmassnahmen abstimmen lassen. DAG-Landeschef Heinemann teilte in Ratingen mit, am kommenden Montag wuerden die Mitglieder in einer Urabstimmung darueber entscheiden. Dadurch solle der Druck auf die Arbeitgeber erhoeht werden, die noch kein konkretes Angebot ueber eine Lohnerhoehung vorgelegt haetten. Die Verhandlungen fuer die 500.000 Beschaeftigten der Branche gehen am 17. Juni in die vierte Runde.


Lehrstellenangebot in Deutschland zu gering

Drei Monate vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres fehlen allein in Ostdeutschland bis zu 25.000 Lehrstellen. Nach Angaben der Bundesanstalt fuer Arbeit in Nuernberg gibt es auch in den alten Bundeslaendern erstmals seit 1987 mehr Bewerber als Ausbildungsplaetze. Der Praesident der Bundesanstalt, Jagoda, forderte die Wirtschaft auf, ihr Versprechen, genuegend Lehrstellen zu schaffen, einzuloesen.


Glotz zieht sich aus der Politik zurueck

Der SPD-Politiker Glotz wird mit Beginn der parlamentarischen Sommerpause sein Amt als Bildungs- und Forschungspolitischer Sprecher der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion niederlegen. Sein Bundestagsmandat wolle er im September abgeben, teilte Glotz heute weiter vor Journalisten in Bonn mit. Der 57jaehrige begruendete die Entscheidung mit seinem Gesundheitszustand und der persoenlichen Lebensplanung. Innerhalb der SPD war Glotz in der juengsten Zeit in die Kritik geraten. Er hatte sich unter anderem fuer Studiengebuehren eingesetzt. Am Wochenende stellte Parteichef Lafontaine klar, dass mit der SPD Studiengebuehren und BAFoeG-Zinsen nicht zu machen seien.


China sagt Besuch des Menschenrechtsausschusses des Bundestags ab

Die chinesische Fuehrung hat einen fuer Anfang Juli geplanten Besuch von Mitgliedern des Bundestagsuntersuchungsausschusses zur Lage der Menschenrechte in China abgesagt. Dies teilte der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Neumann, in Bonn mit. Zur Begruendung seien offiziell Terminschwierigkeiten genannt worden. Neumann erklaerte, er gehe jedoch davon aus, dass die Absage eine Folge der Haltung des Bundestages zur Menschenrechtslage in Tibet sei. Am kommenden Samstag soll auf dem Gelaende des Parlaments ein Tibet-Forum stattfinden, an dem auch das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai-Lama teilnehmen will.


Beck rechnet mit Fortschritten bei Gespraechen ueber Sparpaket

Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Beck rechnet mit Fortschritten beim Gespraech der Laenderregierungschefs mit Bundeskanzler Kohl ueber das Sparpaket. Im Suedwestfunk sagte der SPD-Politiker heute weiter, es sei notwendig, die Laender wieder einzubinden. Allerdings muesse vom Kanzler ein Signal ausgehen, dass auf, so woertlich, Taktiererei zunaechst einmal verzichtet werde.


DGB kritisiert erneut Sparplaene

Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte erneut die Sparplaene der Koalition und nannte sie teilweise verfassungswidrig. Ausserdem muesse mit verheerenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gerechnet werden, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer heute in Bonn.


Gewerkschaft BAU will nicht ueber niedrigere Mindestloehne verhandeln

Die Industriegewerkschaft "Bauen, Agrar, Umwelt" will nicht ueber niedrigere Mindestloehne am Bau verhandeln. Damit reagierte die Gewerkschaft auf einen entsprechenden Vorschlag der Bauarbeitgeber. Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten sich bereits Anfang Mai auf Mindestloehne geeinigt. Diese Einigung wurde jedoch wegen eines Vetos der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbaende nicht wirksam. Dadurch kann das Entsendegesetz, das deutsche Bauarbeiter vor Billigkonkurrenten aus dem Ausland schuetzen soll, nicht in Kraft treten. Nach dem Willen der IG Bau soll jetzt ueber neue Wege nachgedacht werden, um das Entsendegesetz doch noch zu retten.


SPD fordert Einkommensverzichte der Regierungsmitglieder

Die Sozialdemokraten haben die Mitglieder der Bundesregierung dazu aufgerufen, auf einen Teil ihres Einkommens zu verzichten. Der stellvertretende Fraktionschef Verheugen kuendigte heute in Bonn einen entsprechenden Antrag im Bundestag an. Darin sollten Minister und Staatssekretaere aufgefordert werden, dem Vorbild der Abgeordneten zu folgen und vergleichbare finanzielle Einbussen vorzunehmen. Die Bundestagsfraktionen hatten sich gestern in der zustaendigen Parlamentskommission darauf verstaendigt, die geplante Diaetenerhoehung auf 1997 zu verschieben. Dies bedeute fuer die Abgeordneten Einkommensverluste von mehreren Tausend DM im Jah, erlaeuterte Verheugen.


Penner aeussert Bedenkten gegen geplante Abschiebemoeglichkeiten

Vor den morgen beginnenden Beratungen ueber die Erleichterung der Abschiebemoeglichkeiten fuer Auslaender hat der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Penner, Bedenken geaeussert. Im Deutschlandradio Berlin sagte der SPD-Politiker heute, Anlass fuer die Verschaerfung seien die Kurdenkrawalle in der juengsten Zeit gewesen. Nun muesse man aber befuerchten, dass dies auch auf andere Auslandergruppen anwendbar sei und zudem Jugendliche erfasst werden koennten, meinte Penner.


Spranger fordert Begrenzung der Zuwanderung ukrainischer Juden

Entwicklungsminister Spranger, CSU, hat vor einer unbegrenzten Zuwanderung ukrainischer Juden gewarnt. In einem Zeitungsinterview wies er darauf hin, dass es Probleme mit der Rentenversicherung geben koennte. Ausserdem koennte sich Deutschland Schwierigkeiten mit Israel einhandeln, da dieser Staat die eigentliche Heimstadt der Juden sei. Die Aeusserungen des Ministers sorgen fuer politischen Wirbel. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Bubis, warf Spranger Panikmache vor. Seine Warnung sei sachlich falsch.


Telekom bestreitet Umsatzeinbussen in dreistelliger Millionenhoehe

Die Telekom bestreitet, dass ihr die juengste Tarifreform Umsatzeinbussen in dreistelliger Millionenhoehe beschert hat. Ein Telekom-Sprecher bezeichnete entsprechende Angaben des Postbenutzerverbandes als blanken Unsinn. Das Telefonierverhalten der Privatkunden habe sich nach dem Tarifschock wieder normalisiert, sagte der Telekom-Sprecher. Dagegen erklaerte der Postbenutzerverband, die Privatkunden telefonierten kuerzer, weniger oft und zu anderen Zeiten. Auch die Zeitung "Die Woche" hatte berichtet, dass im Telefongeschaeft im 1. Quartal 490 Millionen DM weniger eingenommen worden seien, als im Vorjahr.


Nach Scharping jetzt auch Kohl mit kleinem Unfall

Nachdem sich SPD-Fraktionschef Scharping bei einem Fahrradunfall eine Gehirnerschuetterung zugezogen hat, folgte Kanzler Kohl buchstaeblich auf dem Fuss. Er strauchelte bei einem Waldspaziergang in der heimischen Pfalz ueber eine Wurzel, stuerzte, zog sich eine Prellung an der Schulter zu und musste heute in ein Bonner Krankenhaus. Haemischer Kommentar von SPD-Fraktionsvize Wolfgang Thierse: "Die Politik schwaecht eben so ungemein, dass man sich kaum auf den Beinen halten kann." Kohl liess sich kurz durchchecken, biss die Zaehne zusammen und startete von der Klinik gleich in Richtung Kanzleramt. "Ein harter Kerl!", nickt anerkenntend SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthaeus-Maier.


Fussballeuropameisterschaft

Italien - Russland  2:1
Tuerkei - Kroatien  0:1



Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5344
Kanada(1 $)  1,1248
ECU-Wert(1 ECU)  1,9132
England(1 Pfund)  2,3570
Schweiz(100 sfr)  121,279
Frankreich(100 FF)  29,4980
Italien(1000 Lit)  0,9884
Oesterreich(100 oeS)  14,2100
Spanien(100 Ptas)  1,1844
Japan(100 Yen)  1,4013
Schweden(100 skr)  22,6550
 
Einige Indizes:
DAX:2546.35
Dowjones-Index:5725.55
Nikkei-Index:21817.62
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    12:00 MESZ    19:00 MESZ
SWF3    15:00 MESZ
Radio7    17:00 MESZ