GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 26.08.1995



* Neues vom Steuerfall Graf
* Schneider bringt neue Vorwuerfe gegen Banken vor
* Gutachten im Fall Barschel doch nicht pro Mordtheorie
* Schwimm-Europameisterschaften
* Bundesforschungsminister Ruettgers warnt vor Multimedia-Monopolen
* Aerger in Justizvollzugsanstalt
* Stattpartei schliesst moeglicherweise ihren Gruender aus
* Bundesverteidigungsministerium nicht ob der Verweigerungsquote besorgt
* Bundestagspraesidentin warnt Politiker vor Sommerloch-Aktionismus



Neues vom Steuerfall Graf

Hamburg. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sind in der Steueraffaire um Peter Graf neue belastende Beweise aufgetaucht. Danach sollen Steuerfahnder Papiere entdeckt haben, die zweifelsfrei belegen, dass Graf die Geschaefte der Briefkastenfirmen selbst geleitet hat. Dem Vater der Tennisspielerin Steffi Graf wird vorgeworfen, Steuern in Millionenhoehe hinterzogen und Gelder ueber Scheinfirmen ins Ausland verschoben zu haben. Wie der Spiegel berichtet, hat die Tennisfirma Graf von 1993 bis heute lediglich 10 Millionen DM Einkommenssteuer bezahlt, obwohl die Einnahmen mehr als 170 Millionen DM betragen haetten. Der ehemalige Mitarbeiter und Vertraute von Graf, Schmidt, soll bei seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Steffi Graf entlastet haben. "Zu meiner Zeit hat sie keinen Vertrag gelesen und nie gefragt, was sie verdient hat", sagte Schmidt dem Spiegel.


Schneider bringt neue Vorwuerfe gegen Banken vor

Miami. Der Immobilienhaendler Schneider hat neue Vorwuerfe gegen deutsche Banken erhoben. Schneider, der in Florida in Auslieferungshaft sitzt, fordert von den Banken ausserdem Schadenersatz. Schneider sagte, wenn er in einem Prozess auspacke, gaebe es erheblichen Aerger, fuer den gesamten Vorstand der Deutschen Bank und 55 weitere Banken. Der Vorwurf des betruegerischen Bankrotts sei ungerechtfertigt, erklaerte Schneider in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus.


Gutachten im Fall Barschel doch nicht pro Mordtheorie

Kiel. Das neue Gutachten zum Fall Barschel verstaerkt den Mordverdacht offenbar nicht. In schleswig-holsteinischen Justizkreisen hiess es, das Gutachten werfe mehr Fragen auf, als dass es Antworten gebe. Zwar bestehe weiterhin Mordverdacht, der Verdacht aber werde weiterhin nicht erhaertet. Die zustaendige Staatsanwaltschaft prueft z.Z. das Gutachten. Eine offizielle Stellungnahme gibt es noch nicht. Naechste Woche sollen Einzelheiten veroeffentlicht werden. Das ZDF und eine Reihe von Zeitungen hatten berichtet, das neue Gutachten eines Muenchner Rechtsmediziners stuetze die Mordtheorie. Der fruehere schleswig-holsteinische Ministerpraesident Barschel war im Oktober 1987 im Genfer Hotel Boriwasch (sp?) tot aufgefunden worden. Fuer die schweizer Ermittlungsbehoerden beging Barschel Selbstmord mit Medikamenten. Die Staatsanwaltschaft Luebeck hat die Ermittlungen Ende vergangenen Jahres wieder aufgenommen; sie geht von Anhaltspunkten fuer ein Fremdverschulden aus.


Schwimm-Europameisterschaften

Bei den Schwimm-Europameisterschaften in Wien hat die Deutsche Meisterin Julia Jung die Goldmedaille ueber 800m Freistil gewonnen. Die Potsdamerin Jana Henke holte Silber. Eine Goldmedaille ging auch an die deutsche 4x100m Lagen-Staffel mit den Schwimmerinnen Rund, Doerries, Vultowic und von Almsiek. Erfolgreich waren von den deutschen Teilnehmern auch Jirka Letzi mit Silber ueber 100m Ruecken, Chris-Carol Bremer mit Bronze ueber 200m Schmetterling, Thorsten Spanneberg mit Bronze ueber 50m Freistil-Sprint und die Wasserball-Mannschaft der Maenner ebenfalls mit einer Bronzemedaille.


Bundesforschungsminister Ruettgers warnt vor Multimedia-Monopolen

Berlin. Bundesforschungsminister Ruettgers hat vor der Beherrschung des Multimedia-Marktes durch einige wenige Anbieter gewarnt. Dazu koenne es wegen der erforderlichen hohen Investitionen kommen, sagte der CDU-Politiker im Mitteldeutschen Rundfunk. Moeglicherweise muessten deswegen gesetzliche Vorschriften geaendert werden. Anlass fuer die Aussage von Ruettgers war die Internationale Funkausstellung in Berlin, bei der Multimedia, die Verbindung der Moeglichkeiten von Computer, Telekommunikation und Medien, eine wichtige Rolle spielt.


Aerger in Justizvollzugsanstalt

Berlin. In der brandenburgischen Justizvollzugsanstalt Luckow haben Strafgefangene einen Waerter ueberwaeltigt und andere Haeftlinge befreit. Sie bewaffneten sich mit Eisenstangen. Die Polizei umstellte das Gebaeude und versuchte, mit den Haeftlingen ins Gespraech zu kommen. In Luckow sind 77 Strafgefangene im Alter von 18 bis 23 Jahren inhaftiert.


Stattpartei schliesst moeglicherweise ihren Gruender aus

Hamburg. Eine ausserordentliche Mitgliederversammlung der Hamburger Stattpartei hat den Ausschluss des Parteigruenders Wegner beantragt. Ihm wird parteischaedigendes Verhalten vorgeworfen. Wegner ist Anfang Juni aus der Fraktion der Stattpartei ausgetreten, die zusammen mit der SPD in Hamburg regiert. Ueber den Ausschlussantrag muss jetzt der Landesvorstand der Partei befinden.


Bundesverteidigungsministerium nicht ob der Verweigerungsquote besorgt

Das Bundesverteidigungsministerium hat Berichte zurueckgewiesen, durch die hohe Zahl der Kriegsdienstverweigerer sei die Zukunft der Bundeswehr gefaehrdet. Das Ministerium reagierte damit auf eine Stellungnahme der Wehrbeauftragten des Bundestages, Claire Marienfeld. Angesichts der hohen Verweigerungszahlen koenne die Wehrpflichtarmee auf Dauer nicht gehalten werden. Zugleich kritisierte die CDU-Politikerin die geplante Verkuerzung des Zivildienstes auf 13 Monate. Es sei eine Generation von Egoisten herangewachsen. Die Abkehr vom Wehrdienst sei ein gesellschaftliches Problem ersten Ranges. Dagegen plaedierte der SPD-Wehrexperte Manfred Opel dafuer, die Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee umzuwandeln. Sie sollte nur soviel Personal haben, wie man im Ernstfall wirklich brauche. Der Trend zur Wehrdienstverweigerung sei seit langem erkennbar. Die Bundeswehr sei fuer Wehrpflichtige wenig attraktiv. Nach der Darstellung des Bundesverteidigungsministeriums ist die hohe Zahl an Kriegsdienstverweigerungen, die von Focus mit rund 56,000 in den ersten 6 Monaten des Jahres angegeben wird, zu erwarten gewesen. Der Grund liege in der Zunahme der Musterungen gegenueber dem Vorjahr. Selbst bei einem Satz von 30% anerkannter Kriegsdienstverweigerer sei der Bedarf fuer die Streitkraefte langfristig gedeckt.


Bundestagspraesidentin warnt Politiker vor Sommerloch-Aktionismus

Bundestagspraesidentin Rita Suessmuth hat einen ruhigeren und sachlicheren Umgangston zwischen Politik und Medien angemahnt. Die CDU-Politikerin rief ihre Kollegen dazu auf, nicht in jedes Mikrofon zu sprechen, das ihnen waehrend des Sommerlochs vorgehalten werde. An die Adresse der Medien sagte Frau Suessmuth im Deutschlandradio Berlin, sie muessten genau recherchieren und in Streitfragen alle Positionen darstellen. Die aufgeregte Diskussion um das Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts zeige, wie wichtig es sei, schwierige Themen in angemessener Weise zu diskutieren. Ins gleiche Horn stiess der CDU-Oppositionsfuehrer im nordrhein-westfaelischen Landtag, Linssen. Er bezog in die Kritik ausdruecklich Politiker seiner Partei ein und nannte als schlechte Beispiele die Vorschlaege des sozialpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion, Luwen, zu Kuerzungen der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.


Quellen

WDR 2    19:00 MESZ    21:00 MESZ    22:00 MESZ
SWF 3    17:00 MESZ    20:00 MESZ    22:00 MESZ