GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 11. 07. 2004



* Fischer reist in den Sudan
* Arbeitszeitdiskussion
* Koehler fordert Debatte ohne Tabus
* Merkel kritisiert Zustand der Union
* Importzoelle gefordert
* 'Certi bambini' gewinnt bei Karlsbader Festival
* Trauer um Inge Meysel
* Schumacher gewinnt auch auch in Silverstone



Fischer reist in den Sudan

Aussenminister Fischer reist heute zu Gespraechen in den Sudan. Die Lage in der westsudanesischen Krisenregion Darfur wird im Mittelpunkt der Unterredungen in der Hauptstadt Khartum stehen, die fuer morgen geplant sind. Vor seinem Abflug forderte Fischer erneut eine "unverzuegliche Entmachtung und Kontrolle der Milizen" in Darfur. Er hoffe auf "zielorientierte Gespraeche" mit der sudanesischen Regierung. Mit an Bord des Flugzeugs des Aussenministers sind 3,5 Tonnen Medikamente fuer die Hilfsbeduerftigen in Darfur.


Arbeitszeitdiskussion

Berlin. In der Diskussion um laengere Arbeitszeiten und Verzicht auf Urlaubstage haben mehrere Politiker von Union und FDP die Streichung von Feiertagen verlangt. Schleswig-Holsteins CDU-Chef Carstensen sagte zur Begruendung, jeder zusaetzliche Arbeitstag bringe Wirtschaftswachstum. Deshalb koennten die Arbeitnehmer beispielsweise in Bayern auf einige ihrer jaehrlich 13 Feiertage verzichten. In anderen Bundeslaendern wie Niedersachsen oder Berlin sind es nur neun. Der stellvertretende FDP-Partei- vorsitzende Bruederle sagte, wenn Arbeitgeber und Gewerkschaften sich nicht auf laengere Wochenarbeitszeiten einigen koennten, muesse eben die Politik die Feiertage bundesweit angleichen. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Dobrindt schlaegt vor, den Tag der Arbeit am 1. Mai und den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober generell auf Sonntage zu verlegen. Im Gegenzug sollen sich Dobrindt zufolge die Arbeitgeber verpflichten, zusaetzliche Arbeitsplaetze zu schaffen.

bayerische Ministerpraesident und CSU-Vorsitzende Stoiber hat davor gewarnt, die Forderung nach laengeren Wochenarbeitszeiten zu ueberziehen. In einem Zeitungsinterview sagte Stoiber, die Forderung nach 50 Stunden ohne Lohnausgleich sei eine Uebertreibung. Die Rueckkehr zur 40-Stunden-Woche, wie sie fuer zwei Siemens-Werke vereinbart wurde, sei dagegen ein Beispiel fuer richtige Antworten. Insgesamt sei der Arbeitsmarkt in Deutschland total ueberreguliert. Stoiber woertlich: "Wir haben praktisch keinen Arbeitsmarkt".


Koehler fordert Debatte ohne Tabus

Berlin. Im Streit um laengere Arbeitszeiten und Urlaubsverzicht hat nun auch Bundespraesident Koehler eine Debatte ohne Tabus gefordert. Nach seinen Worten muss alles darauf konzentriert werden, wie Arbeitsplaetze geschaffen werden koennen und die Wirtschaft wettbewerbsfaehiger gemacht werden kann. Das heisst Koehler zufolge, dass Betriebe in die Lage versetzt werden, individuelle Loesungen zu finden. Auch ueber Urlaubsverzicht muesse geredet werden, sagte der Bundespraesident. Woertlich fuegte er hinzu: "Die Deutschen sind in der Tat Urlaubsweltmeister und es kann nicht tabu sein, auch ueber das Thema zu reden." Koehler aeusserte sich in einem Interview, das heute Abend im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird.


Merkel kritisiert Zustand der Union

Berlin. CDU-Chefin Merkel hat das Erscheinungsbild der Union mit deutlichen Worten kritisiert. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte Merkel, es mangele an Geschlossenheit und konzeptioneller Klarheit. Angesichts der schwindenden Zustimmung fuer die SPD fragten sich die Leute, ob die Union eine wirkliche Alternative sei. Es muss klar werden, so die CDU-Chefin, dass wir es sind, denn diese Alternative sei nicht zu 100 Prozent sichtbar. Mit Blick auf die SPD warnte Merkel auch vor Schadenfreude und Selbstgerechtigkeit und rief dazu auf, aus den Fehlern der SPD zu lernen.

CDU-Fraktionsvize Merz hat die Kritik der Parteivorsitzenden Merkel am Zustand der Union in Teilen zurueckgewiesen. Es gebe durchaus Klarheit in den Konzepten, sagte Merz in einem Interview des Norddeutschen Rundfunks. Sowohl in der Arbeitsmarktpolitik als auch in der Steuerpolitik hat die CDU/CSU ihre Vorstellungen nach Ansicht von Merz deutlich gemacht.


Importzoelle gefordert

Stuehlingen. Im Streit um den verstaerkten Landkauf Schweizer Bauern in Suedwestdeutschland fordert der Deutsche Bauernverband die Einfuehrung von Importzoellen. Die Schweiz muesse fuer ihre Bauern so schnell wie moeglich entsprechende Zollbestimmungen auf den Weg bringen, sagte Verbandspraesident Gerd Sonnleitner heute in einem dpa-Gespraech. Die neuen Regelungen sollten noch in diesem Jahr in Kraft treten. Sueddeutsche Bauern seien durch die Aktivitaeten der eidgenoessischen Berufskollegen in ihrer Existenz gefaehrdet. Gemeinsam mit badischen Bauernvertretern wird sich Sonnleitner morgen in Stuehlingen (Kreis Waldshut) vor Ort ein Bild der Lage machen. Auf deutscher Seite gebe es eine "hochexplosive Stimmung", die durch eindeutige politische Entscheidungen entschaerft werden muesse, so der Praesident. In manchen deutschen Gemeinden am Hoch- und Oberrhein werde bereits 50 Prozent der Anbauflaeche von Eidgenossen bewirtschaftet, Tendenz steigend. Die Schweizer Regierung soll auf die von ihren Landwirten auf deutschem Hoheitsgebiet erzeugten Agrarprodukte Zoelle erheben, fordert Sonnleitner. Der Zollsatz muesse so bemessen werden, dass Wettbewerbsgleichheit mit den Grenzbauern in Baden-Wuerttemberg geschaffen werde. Noetig seien Verhandlungen fuer eine Nachbesserung des seit Juni 2002 ratifizierten Freizuegigkeitsabkommens zwischen der Europaeischen Union (EU) und der Schweiz. Bislang koennen die staerker subventionierten Schweizer Landwirte ihre Produkte zollfrei in ihr Heimatland reimportieren und dort dreifach hoehere Erzeugerpreise erzielen.


'Certi bambini' gewinnt bei Karlsbader Festival

Karlsbad. Der italienische Film "Certi bambini" hat das 39. Filmfestival der tschechischen Stadt Karlovy Vary gewonnen. Die Regisseure, die Zwillingsbrueder Andrea und Antonio Frazzi nahmen gestern Abend den Preis und die Praemie von 20 000 US-Dollar entgegen. Als bester maennlicher Hauptdarsteller wurde der deutsche Schauspieler Max Riemelt fuer seine Rolle als Boxer in einer NS-Eliteschule in dem Film "Napola" geehrt. Den Zuschauerpreis gewann der mongolisch-deutsche Film "Die Geschichte vom weinenden Kamel".


Trauer um Inge Meysel

Berlin. Mit Betroffenheit haben deutsche Politiker auf den Tod der Volksschauspielerin Inge Meysel reagiert. Bundespraesident Koehler sagte, Deutschland habe eine herausragende Schauspielerpersoenlichkeit verloren. Meysel habe sich mit ihrem unverwechselbaren Stil in die Herzen der Menschen gespielt. Auch Bundeskanzler Schroeder bezeichnete Meysel als grosse Schauspielerin, die sich auch immer wieder mutig und engagiert zu gesellschaftlichen Fragen zu Wort gemeldet habe. Nach den Worten des SPD-Vorsitzenden Muentefering hat Inge Meysel nach der Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus ihr kuenstlerisches Koennen und ihre Beherztheit dem Aufbau eines besseren Deutschland gewidmet.

Die populaere Volksschauspielerin starb im Alter von 94 Jahren in ihrem Haus bei Hamburg. Meysel litt seit Jahren an Altersdemenz. Vor zwei Monaten war sie in ihrem Haus schwer gestuerzt.


Schumacher gewinnt auch auch in Silverstone

Silverstone. Formel-Eins-Weltmeister Michael Schumacher hat seine Siegesserie auch beim Grossen Preis von England in Silverstone fortgesetzt. Der Ferrari-Pilot verwies beim zehnten Erfolg im elften Saisonrennen den Finnen Kimi Raeikkoenen im McLaren-Mercedes auf den zweiten Platz. Dritter wurde Schumachers Team-Kollege Rubens Barrichello. Schumacher hat damit den siebten WM-Titel praktisch schon in der Tasche. Der Italiener Jarno Trulli ueberstand in der 41. Runde einen spektakulaeren Unfall bei Tempo 250 mit anschliessendem Ueberschlag wie durch ein Wunder unverletzt.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ