GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 18.11.1995



* Bundeskanzler Kohl wirbt fuer deutsche Investitionen in Vietnam
* Lafontaine will 1998 Machtwechsel mit den Gruenen erreichen
* Bundesregierung und Koalition sind auf Lafontaine vorbereitet
* Baden-wuerttembergische Gruene fuer Koalition mit SPD
* Zwickel warnt SPD
* Keine neue Volkszaehlung geplant
* AOK weist Vorwuerfe der Bundesaerztekammer zurueck
* Streit um Eurofighter angeblich beendet
* Volksbund Deutsche Kriegsgraeberfuersorge fordert mehr Geld
* Neues im Fall Peter Graf
* Fragen zum Umweltschutz werden zur Fuehrerscheinpruefung relevant
* Boris Becker im Finale von Frankfurt
* Fussballbundesliga
* Erster Wintereinbruch fuehrt zu vielen Verkehrsunfaellen



Bundeskanzler Kohl wirbt fuer deutsche Investitionen in Vietnam

Bundeskanzler Kohl hat heute in Ho Chi Min Stadt erneut fuer deutsche Investitionen geworben. Das fruehere Saigon ist nach Hanoi die zweite Station des Kanzlerbesuches in Vietnam. Kohl liess sich von Buergermeister Van Tsang ueber die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort informieren. Ho Chi Min Stadt hat ein jaehrliches Wachstum von 14 Prozent und nimmt damit weltweit eine Spitzenposition ein.


Lafontaine will 1998 Machtwechsel mit den Gruenen erreichen

Der neue SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine will bei der Bundestagswahl 1998 den Machtwechsel in Bonn mit den Gruenen erreichen. Lafontaine sagte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" die Politik eines rot-gruenen Buendnisses fuer den umweltgerechten Umbau der Gesellschaft sei das Reformprojekt der Gesellschaft. Deshalb wolle er fuer diese Perspektive werben, auch wenn die Gruenen Konkurrenten der SPD blieben. Es gebe fuer das linke Lager in Deutschland eine Mehrheit. Auch die PDS muesse eine Chance haben, sich an der Demokratie zu beteiligen. Zugleich kuendigte Lafontaine eine haertere Gangart gegenueber Bundeskanzler Helmut Kohl an. Er wolle den Kanzler, wie der SPD-Chef formulierte, bei allen kleinen und grossen Suenden ertappen.


Bundesregierung und Koalition sind auf Lafontaine vorbereitet

Bundesregierung und Koalitionsparteien sind nach den Worten von Kanzleramtsminister Bohl fuer die Auseinandersetzung mit dem neuen Vorsitzenden der Sozialdemokraten geruestet. Der Polarisierung von Lafontaine werde eine Alternative gegenuebergestellt, sagte Bohl in Sender Freies Berlin. Er bezeichnete die CDU als die Fortschritts- und Modernisierungspartei in Deutschland. Dem gegenueber betrieben SPD, Gruene und PDS Politik von gestern. Der Kanzleramtsminister fuegte hinzu, Lafontaine sei ein Mann der Fehlurteile und Fehltritte. Seine Flirts mit der PDS machten die SED-Nachfolgepartei nur hoffaehig. Der bayerische Ministerpraesident Stoiber, CSU, meinte, die naechste Bundestagswahl werde zur Schicksalswahl der Nation. Mit Lafontaine beginne eine neue Polarisierung in Deutschland, weil dieser eine neue linke Mehrheit ganz ungeniert auch mit der PDS suche.


Baden-wuerttembergische Gruene fuer Koalition mit SPD

Schwaebisch Gmuend. Die baden-wuerttembergischen Gruenen streben eine Koalition mit der SPD an. Am ersten Tag ihres Landesparteitages in Schwaebisch Gmuend verabschiedeten die Delegierten mit grosser Mehrheit einen entsprechenden Beschluss zur Landtagswahl im Maerz kommenden Jahres. Darin heisst es, die SPD stehe im Unterschied zur CDU Reformen positiv gegenueber. Zum Hauptthema im Wahlkampf wollen die Gruenen oekologisches Wirtschaften machen. Der Wirtschaftsstandort im Suedwesten sei elementar in Gefahr, sagte Fraktionschef Kuhn auf dem Programmparteitag. Es werde eine Wirtschaftsweise gebraucht, die sich nicht selbst die natuerliche Basis entziehe. Nach den Worten von Kuhn bedeutet das die umweltgerechte und soziale Modernisierung der Wirtschaft. Das Landtagswahlprogramm soll morgen verabschiedet werden.


Zwickel warnt SPD

IG Metall - Chef Zwickel hat die SPD davor gewarnt, den Kampf gegen die von der Bundesregierung geplanten Kuerzungen bei der Arbeitslosen- und Sozialhilfe aufzugeben. Damit wuerden die Sozialdemokraten einen Konflikt mit der Gewerkschaft programmieren, sagte Zwickel der Neuen Osnabruecker Zeitung. Er bezog sich dabei auf den SPD-Parteitagsbeschluss zur Wirtschaftspolitik, in dem verlangt wird, Ansprueche an den Staat zurueckzunehmen und zugleich Leistungskuerzungen nicht auszuschliessen. Falls der von der IG-Metall angestrebte Pakt fuer mehr Arbeitsplaetze scheitert und es bei den vorgesehenen Streichungen bleiben sollte, komme es zu grossen Bewaehrungsproben fuer den neuen SPD-Vorsitzenden Lafontaine, meinte Zwickel. Dann muesse der saarlaendische Ministerpraesident beweisen, dass die Sozialdemokraten im Bundesrat unter seiner Fuehrung in der Lage seien, Sozialabbau zu verhindern. Zwickel draengte verstaerkt auf das von ihm vorgeschlagene Buendnis fuer Arbeit. Gut zwei Wochen nach seiner Initiative mahnte der Gewerkschaftler Arbeitgeber und Bundesregierung, sie haetten seinen Vorschlag noch nicht aufgegriffen. Die IG Metall will in der Tarifrunde 1997 auf mehr Lohn verzichten, wenn hunderttausende Arbeitsplaetze geschaffen werden. Zwickel sagte, falls es Unternehmern und Regierung ernst sei mit der Bekaempfung der Arbeitslosigkeit, muessten sie sich endlich mit der Gewerkschaft an einen Tisch setzen und verhandeln.


Keine neue Volkszaehlung geplant

Bonn. Eine neue Volkszaehlung ist laut Innenministerium gegenwaertig kein Thema fuer die Bundesregierung. Damit wurden Presseberichte zurueckgewiesen, wonach im Jahre 2002 eine neue Volkszaehlung stattfinden solle. Die letzte heftig umstrittene Zaehlung hatte es 1987 gegeben. Zuvor war die fuer 1983 angesetzte Volkszaehlung am Widerstand einer breiten Boykottbewegung gescheitert. Das Bundesverfassungsgericht hatte zudem das entsprechende Gesetz teilweise fuer verfassungswidrig erklaert.


AOK weist Vorwuerfe der Bundesaerztekammer zurueck

Der Zahnarztreferent der AOK, Ohlrogge, hat Vorwuerfe der Bundesaerztekammer zurueckgewiesen, wonach die Krankenkassen gezielt patientenbezogene Daten der Zahnaerzte sammeln. Im Deutschlandradio Berlin sagte Ohlrogge heute frueh, bei der Pruefung von Abrechnungen gehe es keinesfalls darum einen glaesernen Patienten zu schaffen. Die Auswertung entsprechender Datenangaben des Arztes, die naturgemaess mit den persoenlichen Daten des Patienten verknuepft seien, diene vielmehr der Kontrolle. Die Krankenkassen wollten mit dieser Taetigkeit nicht etwa einen sogenannten "Gesundheitspool" herstellen, betonte Ohlrogge.


Streit um Eurofighter angeblich beendet

London. Der Streit um den Eurofighter zwischen Deutschland und Grossbritannien ist angeblich beendet. Das berichtet die englische Zeitung "Financial Times". Danach soll Bonn insgesamt 180 Maschinen kaufen, bis zu 40 mehr als geplant. London wird 240 Flugzeuge, 10 weniger als vorgesehen abnehmen. Auch fuer die anderen Projektpartner Spanien und Italien soll der Anteil sinken. Dadurch koenne Deutschland seinen Anteil von 30 Prozent wahren.


Volksbund Deutsche Kriegsgraeberfuersorge fordert mehr Geld

Der Volksbund Deutsche Kriegsgraeberfuersorge hat an die Bundesregierung appelliert, die Finanzmittel fuer die Pflege deutscher Soldatenfriedhoefe im Ausland deutlich zu erhoehen. Schon seit 1988 verbuche der Volksbund erhebliche Fehlbetraege, erlaeuterte sein Generalsekretaer Holz der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Bundesregierung zahle in diesem Jahr 5 und im naechsten Jahr 7.5 Millionen DM. Dies sei aber zu wenig angesichts der gewaltigen Aufgaben. Der Volksbund sei gegenwaertig dabei, in Osteuropa neue Friedhoefe anzulegen, Gefallene umzubetten und Grabstaetten zusammenzufassen. Holz wie darauf hin, dass der Volksbund im Ausland eine Bundesaufgabe wahrnehme. Im Inland trage Bonn dagegen alle Kosten fuer die Pflege der Kriegsgraeber. Dafuer wuerden im naechsten Jahr 56 Millionen DM ausgegeben.


Neues im Fall Peter Graf

Steffi Grafs Vater, Peter Graf, soll am 6. Dezember dem Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag Rede und Antwort stehen. Der Anwalt von Peter Graf will erreichen, dass die Tenniskoenigin durch die Aussagen ihres Vaters vollstaendig entlastet wird und sie damit komplett aus der Angelegenheit herausbringen. Dabei ist sich der Anwalt sicher, dass Peter Graf noch vor Weihnachten aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Unterdessen forderte der baden-wuerttembergische Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder, dass sich SPD und Gruene im Stuttgarter Landtag wegen ihrer Vorwuerfe gegen die Steuerbehoerden entschuldigen sollten. Steffi Graf wurde nicht von den Steuerbehoerden bevorzugt, so Mayer-Vorfelder. Er habe Respekt vor Sportlern, die hier ihre Steuern bezahlten und nicht in Monaco.


Fragen zum Umweltschutz werden zur Fuehrerscheinpruefung relevant

Bonn. Wer ueber energiesparende Fahrweise nicht Bescheid weiss, soll kuenftig bei der theoretischen Fuehrerscheinpruefung ebenso durchfallen wie jemand, der Fehler bei Fragen zur Verkehrssicherheit macht. Im Bundesverkehrsministerium wurden Zeitungsinformationen bestaetigt, wonach Fragen zum Umweltschutz fuer das Bestehen der Pruefung wichtig werden sollen. Geplant sei die Aenderung zur Fuehrerscheinrichtlinie im naechsten Jahr einzufuehren.


Boris Becker im Finale von Frankfurt

Boris Becker steht im Finale der ATP-Tennisweltmeisterschaft in der Frankfurter Festhalle. Der Leimener besiegte vor tobendem Publikum den Weltranglistenachten Thomas Enqvist aus Schweden in drei Saetzen mit 6:5, 6:7 und 7:5. Becker hat morgen die Chance, das Saisonfinale in Frankfurt zum dritten Mal fuer sich zu entscheiden. Sein Gegner im Finale wird der Amerikaner Michael Chang sein. Damit nimmt Becker bereits zum siebten Mal am Finale der Tennisweltmeisterschaft teil. Im vorangegangenen Halbfinale hatte Michael Chang den Weltranglistenersten Pete Sampras mit 6:4 und 6:4 besiegt.


Fussballbundesliga

Bayern Muenchen - Bremen          2:0
Kaiserslautern  - 1860 Muenchen   0:0
Leverkusen      - Uerdingen       2:1
Freiburg        - Rostock         2:1
Frankfurt       - Koeln           1:0
Dortmund        - Karlsruhe       4:1



Erster Wintereinbruch fuehrt zu vielen Verkehrsunfaellen

Koeln. Der erste schwere Wintereinbruch in diesem Jahr hat in der Nacht zu zahlreichen Verkehrsunfaellen in vielen Teilen Deutschlands gefuehrt. Nach Angaben der Polizei starben am Niederrhein drei Menschen, als ihr Auto von der Strasse abkam. Zwei weitere Menschen kamen in Baden-Wuerttemberg und Bayern ums Leben. Polizeisprecher beklagten eine den Wetterverhaeltnissen nicht angepasste Fahrweise vieler Autofahrer.


Quellen

SDR 3    8:00 MEZ    14:00 MEZ
B5    8:30 MEZ    11:30 MEZ    17:30 MEZ
Radio 7    9:00 MEZ    13:00 MEZ
Antenne Bayern    10:00 MEZ
DLF    12:00 MEZ