GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 17.02.1996



* Vor dem Russlandbesuch des Bundeskanzlers
* Kritik an Schroeder
* DIHT skeptisch gegenueber Kompromiss zur Fruehrente und Teilzeitarbeit
* Zwickel vor Funktionaersversammlung in Hamburg
* Aufforderung an Prager Regierung
* Kritik an Hoehe der Sozialhilfe zurueckgewiesen
* CDU soll sich auf die Vollendung der inneren Einheit konzentrieren
* Entsolidarisierung der Gesellschaft in Ostdeutschland beklagt
* Kritik an tuerkische Kurdenpolitik
* Feierlichkeiten zum 450. Todestag Martin Luthers
* Faehre vor Daenemark auf Grund gelaufen
* Vulkan AG braucht mehr Geld
* 700 deutsche Touristen aus der Dominikanischen Republik heimgekehrt
* Jodie Foster erhaelt Berlinale-Kamera
* BUND gegen Foerderung von Schneekanonen
* Ermittlungen wegen Umweltkriminalitaet
* SDR 3 Faschingsradio
* Fussballbundesliga



Vor dem Russlandbesuch des Bundeskanzlers

Bundeskanzler Kohl holt seinen im Spaetherbst verschobenen Staatsbesuch in Russland nach. Morgen bricht er nach Moskau auf. Ziel der Visite ist es, einige Missklaenge im Verhaeltnis zwischen den beiden Staaten auszuraeumen und die immer leiser werdenden Reformer zu unterstuetzen. Die Bundesregierung erwartet, dass Russland an dem Reformkurs politisch wie wirtschaftlich festhalte, ungeachtet der gegenwaertigen Probleme. Mehrfach habe der Kanzler darauf hingewiesen, dass der grosse Umstellungsprozess in der russischen Foederation bisher friedlich verlaufen sei und dies angesichts der insgesamt sehr schwierigen sowjetischen Hinterlassenschaft. Dem Vernehmen nach bestehen zwischen dem Bundeskanzler und seinem langjaerhigen Gespraechspartner im Kreml ueber mehrere wichtige Fragen Meinungsverschiedenheiten. Dazu zaehlt das militaerische Vorgehen Russlands in Tschetschenien. Jelzin habe klar eingesehen, so die Bonner Auffassung, dass das unblutige Ende des Konflikts mit der Kaukasusrepublik die Voraussetzung sei fuer die, von Jelzin angestrebte Wiederwahl bei den Praesidentschaftswahlen im Juni. Auch in der Frage der Osterweiterung der NATO wolle der Kanzler Jelzin mitteilen, dass dieser Erweiterungsprozess nicht forciert, allerdings auch nicht verlangsamt werde. Kohl wird mit dem russischen Praesidenten am Montag zusammentreffen. Begegnungen mit anderen Bewerbern fuer die Nachfolge Jelzins hat der Bundeskanzler abgelehnt. Sein offizieller Besuch solle aus dem Wahlkampf herausgehalten werden.


Kritik an Schroeder

Der niedersaechsische Ministerpraesident Schroeder geraet wegen der Forderung, die von seiner Partei angestrebten oekologische Steuerreform zu verschieben, immer staerker unter Druck. SPD-Chef Lafontaine sagte in Berliner Zeitung, die Oeko-Steuer muesse so schnell wie moeglich durchgesetzt werden um die Lohnnebenkosten zu senken und Arbeitsplaetze zu schaffen. Die schleswig-holsteinische Ministerpraesidentin Simonis und der stellvertretende Parteivorsitzende Thierse erklaerten in der Bildzeitung, an der Oeko-Steuerreform muesse festgehalten werden. Der Praesident des Umweltbundesamtes Droge haelt hingegen eine schrittweise Umgestaltung des oeffentlichen Finanzwesens fuer sinnvoller. Dem in Wuerzburg erscheienden "Umweltmagazin" sagte Droge weiter, in der aktuellen Debatte duerften Umweltfragen aber nicht aus dem Blick verloren werden.


DIHT skeptisch gegenueber Kompromiss zur Fruehrente und Teilzeitarbeit

Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) hat sich skeptisch ueber den Kompromiss zur Fruehrente und Teilzeitarbeit geaeussert. DIHT-Hauptgeschaeftsfuehrer Schoser sagte im Sender Freies Berlin, die stufenweise Heraufsetzung des Renteneintrittsalters sei zwar ein positives Ergebnis. Die Einfuehrung der Altersteilzeitarbeit vom 55. Lebensjahr an sei aber vor allem fuer Betriebe mittlerer Groesse ein sehr teures Unterfangen. Schoser bezweifelte auch, ob die Wirtschaft insgesamt genuegend Teilzeitarbeitsplaetze fuer aeltere Beschaeftigte zur Verfuegung stellt.


Zwickel vor Funktionaersversammlung in Hamburg

IG Metall Chef Zwickel hat bei einer Funktionaersversammlung in Hamburg die Gewerkschaftler dazu aufgefordert, in den einzelnen Betrieben selbst mehr Druck fuer neue Stellen zu machen. So sollten Ueberstunden nur dann genehmigt werden, wenn gleichzeitig Arbeitszeitkonten eingefuehrt wuerden. Der IG-Metall Chef woertlich: "Spaetestens nach zwei Monaten muessen dann neue Leute eingestellt werden." Die bisherige Praxis duerfe man nicht weiter mitmachen, so Zwickel. "Lasst uns in den Betrieben deutlich machen, dass wir eine solche Politik nicht mehr mittragen. Es geht hier nicht nur um die Frage "Solidaritaet", es geht auch um unsere eigene Glaubwuerdigkeit. Wer Jahrzehnte um 35 Stunden kaempft und diese durchsetzt, der kann jetzt nicht zulassen, dass die Arbeitszeit derer, die Arbeit haben staendig zunimmt."


Aufforderung an Prager Regierung

Der aussenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Lamers, hat die Regierung in Prag dazu aufgefordert, sich zur Vertreibung der Sudetendeutschen eindeutig zu bekennen. Die tschechische Republik muesse mit der eigenen Vergangenheit ins Reine kommen, sagte Lamers am Mittag im Deutschlandfunk. Mit Blick auf die juengste Diskussion um die Haltung der Siegermaechte zur Sudetenfrage meinte Lamers, Prag duerfe sich nicht hinter dem Potsdamer Abkommen verstecken. Der CDU-Politiker unterstrich, Tschechen und Deutschen muessten bald zu der angestrebten gemeinsamen Erklaerung ueber die Belastungen der Vergangenheit kommen. Er sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Schliesslich, so Lamers weiter, haetten sich die Deutschen bereits zu ihrer Schuld bekannt und seien selbstverstaendlich auch gewillt, eine entsprechende Erklaerung zu wiederholen.


Kritik an Hoehe der Sozialhilfe zurueckgewiesen

Die stellvertretende Sprecherin der Armutskonferenz Deutschland, Bien, hat die Kritik der Bundesbank an der Hoehe der Sozialhilfe zurueckgewiesen. Die Forderungen des Zentralbankrates nach einem groesseren Abstand zwischen Niedrigloehnen und der Sozialhilfe sei ein Versuch, den von der Bundesregierung angestrebten Sozialabbau zu stuetzen. Bei der Festlegung der Sozialhilfe muesse der tatsaechliche Bedarf der Betroffenen und nicht der Lohnabstand im Vordergrund stehen, sagte Frau Bien heute frueh im Deutschlandradio Berlin. Ausserdem koenne man den Menschen nicht anlasten, dass sie keine Arbeit faenden.


CDU soll sich auf die Vollendung der inneren Einheit konzentrieren

Die Christdemokraten sollten sich nach Ansicht des CDU-Fraktionschefs im Magedburger Landtag, Bergner, auf die Vollendung der inneren Einheit Deutschlands konzentrieren. In einem dpa-Gespraech kritisierte Bergner die aktuelle Diskussion in seiner Partei. Dabei werde ein Dissens zwischen der Ost- und der West-CDU betont, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. Die Aufregung ueber das kuerzlich vorgelegte Strategiepapier des CDU-Chefs im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Rehberg, koenne er sich nicht erklaeren. Rehberg nehme darin keine Kampfposition gegenueber dem Westen ein.


Entsolidarisierung der Gesellschaft in Ostdeutschland beklagt

Brandenburgs Umweltminister Platzek hat eine Entsolidarisierung der Gesellschaft in den neuen Bundeslaendern beklagt. In Ostdeutschland gebe es einen bedenklichen Identitaets- und Selbstwertverlust der Buerger, sagte der SPD-Politiker heute bei Eberswalde.


Kritik an tuerkische Kurdenpolitik

Berlin. Der tuerkischstaemmige Bundestagsabgeordnete von Buendnis 90 / Die Gruenen, Cem Oezdemir, hat scharfe Kritik an der tuerkischen Kurdenpolitik geuebt. Nach einer Reise in den Suedosten der Tuerkei sagte Oezdemir im Deutschlandradio, oestlich von Ankara bestehe der Ausnahmezustand. Was dort herrsche sei Militaer und Willkuer. Im Kampf gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK lasse die Tuerkei keine Neutralitaet zu. Von Rechtssicherheit koenne im Suedosten der Tuerkei keine Rede sein.


Feierlichkeiten zum 450. Todestag Martin Luthers

Eisleben. Die kirchlichen Feierlichkeiten zum 450. Todestag von Martin Luther haben heute begonnen. Der Reformator wurde 1483 in Eisleben geboren und starb dort am 18. Februar 1546. Am Nachmittag fand eine Gedenkveranstaltung in der Taufkirche Luthers statt. Morgen wird Bundespraesident Herzog in Eisleben erwartet.


Faehre vor Daenemark auf Grund gelaufen

Kopenhagen. Vor der Hafeneinfahrt der daenischen Stadt Gesa ist am spaeten gestrigen Abend eine deutsche Faehre auf Grund gelaufen. Ein Sprecher des Schiffahrtsdienstes Lloyd teilte mit, fuer die rund 900 Menschen an Bord bestehe keine Gefahr. Eine sofortige Rettungsaktion sei wegen stuermischer See zu gefaehrlich. Nach Angaben des Hafenamtes scheiterte am fruehen Morgen der Versuch, das Schiff mit zwei Schleppern freizubekommen. Die Faehre war gestern Abend bei stuermischem Wind von Rostock kommend kurz vor der Ankunft in Gesa an den Rand der Fahrrinne gedraengt worden. Nach insgesamt 15 Stunden gelang es die Faehre freizuschleppen und in den Hafen von Gesa zu bringen.


Vulkan AG braucht mehr Geld

Bonn. Die angeschlagene Bremer Vulkan-Verbund-AG benoetigt nach den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden Brahms weitere 750 Millionen DM zur Sanierung ihrer ostdeutschen Werften. Diese Mittel habe das vom Konkurs bedrohte Unternehmen aber nicht, sagte Brahms der "Welt am Sonntag". Die von der Treuhandanstalt gewaehrten zweckgebundenen Mittel fuer die Ostwerften seien sachgerecht verwendet worden, sagte Brahms. Diesen Standpunkt werde Vulkan auch bei der europaeischen Kommission vorbringen, die die Mittelverwendung kritisiert hatte.


700 deutsche Touristen aus der Dominikanischen Republik heimgekehrt

Berlin. Mehr als 700 deutsch Touristen sind heute aus der Dominikanischen Republik zurueckgekehrt. Sie landeten in Berlin, Leipzig und Koeln. Die Urlauber hatten nicht planmaessig abfliegen koennen, weil ihr Charterflugzeug von der Flughafenbehoerde in Puerta Plata keine Startgenehmigung erhalten hatte. Die Fluggaeste erhoben schwere Vorwuerfe gegen den Reiseveranstalter ITS. Viele Urlauber seien aus den Hotels ausquartiert worden und mussten fast zwei Tage auf dem Flughafen verbringen.


Jodie Foster erhaelt Berlinale-Kamera

Berlin. Die amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Jodie Foster hat bei den internationalen Filmfestspielen in Berlin die Berlinale-Kamera erhalten. Die dreifache Oskarpreistraegerin nahm die Auszeichnung vor der Vorfuehrung ihres Filmes "Familienfest und andere Schwierigkeiten" im ausverkauften Zoo-Palast entgegen. Der Film laeuft ausser Konkurrenz.


BUND gegen Foerderung von Schneekanonen

Der BUND-Naturschutz will keinen Kunstschnee auf Bayerns Skipisten. Und deshalb haben die Umweltfreunde Ministerpraesident Edmund Stoiber jetzt aufgefordert, die Aufstellung von Schneekanonen nicht mit staatlichen Mitteln zu foerdern. Kuenstliche Beschneiungsanlagen seien mit einem hohen Energie- und Wasseraufwand verbunden, und das, so meinen die Naturfreunde schaedigen zum einen die Oekosysteme vieler Baeche und ausserdem koenne es zu einer verstaerkten Hochwasser- und Erosionsgefahr fuehren. Gegen die Schneekanonen sind die Oekologen aber auch deshalb, weil der kuenstliche Schnee eine sogenannte Duengewirkung besitzt und dadurch die typische Alpenvegetation zurueckdraengt. Die bayerische Staatsregierung beeindrucken solche Argumente aber offenbar gar nicht. Denn erst jetzt hat Staatsminister Alfons Zeller verlangt, Beschneiungsanlagen offiziell zu foerdern. Die Gegenseite kommentierte das so: "Die Versuche mit Schneekanonen einen nicht stattfindenden Winter kuenstlich zu produzieren grenzen an Pervesion. Skifahren ohne Schnee ist ebenso widersinnig wie Schwimmbaeder ohne Wasser."


Ermittlungen wegen Umweltkriminalitaet

Wegen illegaler Abfallbeseitigung sollen drei Manager der Duesseldorfer Firma Thyssen-Sonnenberg angeklagt werden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Nach einem vorab veroeffentlichten Bericht hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft umfassende Beweise dafuer, dass hochgiftige Schredderabfaelle aus der Altautoverwertung umweltgefaehrdend beseitigt wurden. Der Sondermuell soll dabei mit anderen Metallen gemischt und dann als Wertstoff umdeklariert worden sein. Und danach war es natuerlich kein Problem mehr, das giftige Metallgemisch auf franzoesischen Hausmuelldeponien zu entsorgen. Ermittelt werde in diesem Zusammenhang auch gegen staedtische Beamte in Frankfurt und Hamburg, so berichtet das Magazin weiter. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt wollte zum Verlauf der Untersuchungen keine Angaben machen.


SDR 3 Faschingsradio

Stuttgart. In SDR 3 hat das Faschingsradio begonnen. Matthias Holtmann und Thomas Schmid moderieren 88 Stunden lang im Wechsel non stop bis zum Faschingsdienstag 24:00 Uhr. Die Hoererinnen und Hoerer haben Gelegenheit, per FAX und Telefon ihre Musikwuensche durchzugeben. Das Finale kommt am Faschingsdienstag ab 12:00 Uhr live aus dem SDR 3 Clubhaus im Stuttgarter Hauptbahnhof.


Fussballbundesliga

19. Runde:

     1. FC Koeln  0-0   Duesseldorf           (Wed 14.Feb.96)
    E. Frankfurt  1-0   Uerdingen             (Fri 16.Feb.96)
   VfB Stuttgart  2-3   1860 Muenchen         (Sat 17.Feb.96)
     B. Muenchen  1-4   Karlsruhe             (Sat 17.Feb.96)
       St. Pauli   -    Freiburg              (Tue 20.Feb.96)

Rk.    Team           Points    #  Goal Diff.        W    D    L   Goals
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 1 Dortmund             41     18      + 24         12    5    1   45-21
 2 B. Muenchen          38     19      + 14         12    2    5   38-24
 3 Hamburger SV         29     18      +  7          7    8    3   31-24
 4 M'gladbach           29     18      -  3          9    2    7   28-31
 5 VfB Stuttgart        28     18      +  6          7    7    4   40-34
 6 Leverkusen           25     17      +  7          6    7    4   22-15
 7 Hansa Rostock        25     17      +  6          6    7    4   28-22
 8 Schalke 04           25     17      -  2          6    7    4   21-23
 9 1860 Muenchen        24     19      -  1          6    6    7   27-28
10 E. Frankfurt         24     19      -  3          6    6    7   31-34
11 Karlsruhe            22     19      -  3          5    7    7   28-31
12 St. Pauli            20     18      -  4          5    5    8   27-31
13 1. FC Koeln          18     18      -  4          3    9    6   18-22
14 Kaiserslautern       18     18      -  6          3    9    6   19-25
15 Werder Bremen        17     17      -  6          3    8    6   17-23
16 Freiburg             17     18      - 11          4    5    9   12-23
17 Uerdingen            14     18      -  8          2    8    8   15-23
18 Duesseldorf          14     18      - 13          2    8    8   16-29
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Quellen

SDR 3    9:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
B5    9:30 MEZ    12:30 MEZ    18:30 MEZ
DLF    10:00 MEZ    13:00 MEZ    19:00 MEZ
Radio 7    11:00 MEZ    14:00 MEZ