GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 14.09.1999



* Trauerfeier fuer Ignatz Bubis
* Regierung will Freiheit auf dem Strommarkt wieder einschraenken
* SPD und CDU verhandeln in Brandenburg ueber Grosse Koalition
* Ab 2001 Sanktionierung von schwefelhaltigem Benzin
* Bahn-Chef Ludewig wird zum Jahresende abgeloest
* Weiterhin Diskussion um Sparkurs der SPD
* Muentefehring setzt Vertrauten als SPD-Bundesgeschaeftsfuehrer durch
* Wahldebakel: Thueringer SPD will Vorstand neu waehlen
* Sparkassenverbaende von Baden und Wuerttemberg fusionieren
* DaimlerChrysler: Hohe Entwicklungsinvestitionen
* Boerse



Trauerfeier fuer Ignatz Bubis

Frankfurt (Main). Bundespraesident Rau, Bundeskanzler Schroeder und hochrangige juedische Funktionstraeger haben des verstorbenen Praesidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland Bubis gedacht. Bei der offiziellen Trauerfeier in der Frankfurter Westend-Synagoge wuerdigte Schroeder vor mehr als 1.000 Gaesten dessen Verdienste. Sein Tod sei ein schmerzhafter Verlust fuer die ganze Gesellschaft, sagte Schroeder. Zuvor hatten Vertreter des Zentralrats betont, Bubis sei wie kein anderer fuer die Versoehnung zwischen Deutschen und Juden eingetreten. Bubis war am 13. August im Alter von 72 Jahren in Frankfurt gestorben und kurz darauf in Israel beigesetzt worden. Die Feier fand nach Ablauf der 30taegigen Trauerperiode statt.


Regierung will Freiheit auf dem Strommarkt wieder einschraenken

Berlin. Die Bundesregierung will die Wahlfreiheit fuer Stromkunden wieder einschraenken. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Schwanholdt sprach von einem Kompromissvorschlag von Bundeswirtschaftsminister Mueller. Danach sollen die Staedte selbst entscheiden, ob Buerger und Gewerbetreibende ihren Stromlieferanten frei waehlen duerfen. Nur Industriekunden soll weiterhin die freie Auswahl garantiert bleiben. Schwanholdt kuendigte eine Einigung fuer spaetestens naechste Woche an. Gruene, CSU und FDP sind gegen Aenderungen. Der Energiekonzern RWE nannte Wettbewerbseinschraenkungen widersinnig. Beim Stromkonzern Bayernwerk spricht man von einem Verstoss gegen das EU-Recht. Auch bei den Kommunalversorgern selbst werden die SPD-Plaene kritisiert. Der Verband kommunaler Unternehmen teilte mit, seine Mitglieder wollten sich der Konkurrenz stellen. Das gelte auch fuer Haushalte und Gewerbebetriebe. Allerdings verlangt der Verband gleiche Startchancen im Wettbewerb. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbaende empfahl den Stromkunden, vor dem Wechsel zu einem anderen Energieversorger das Kleingedruckte im Vertrag genau zu lesen.


SPD und CDU verhandeln in Brandenburg ueber Grosse Koalition

Potsdam. Zehn Tage nach der Landtagswahl in Brandenburg haben die Fraktionen von SPD und CDU in Potsdam den Weg fuer ihre Koalitionsverhandlungen endgueltig freigemacht. In getrennten Sitzungen sprachen sich die Abgeordneten jeweils klar fuer die Gespraeche zur Regierungsbildung aus. Sie sollen am Mittwoch beginnen. Die CDU-Forderung nach der Haelfte der Ministerposten wurde von der SPD allerdings umgehend zurueckgewiesen. Unklar ist weiterhin das politische Schicksal von Sozialministerin Hildebrandt, die eine Koalition mit der CDU nicht mittragen und aus dem Kabinett in Brandenburg ausscheiden will.


Ab 2001 Sanktionierung von schwefelhaltigem Benzin

Berlin. Schwefelhaltiges Benzin wird ab November 2001 drei Pfennig pro Liter mehr kosten. Die Bundesregierung hat eine neue Kraftstoffverordnung beschlossen, nach der schwefelarmes Benzin und Diesel dann steuerlich gefoerdert werden. Mit diesem Beschluss setze die Bundesregierung nicht nur die europaeische Kraftstoffrichtlinie in nationales Recht um, sagte Bundesumweltminister Trittin, sie uebernehme gleichzeitig in der EU eine Vorreiterrolle schwefelfreier Kraftstoffe. Die Einfuehrung schwefelfreier Kraftstoffe schaffe eine weitere Voraussetzung, um den klimaschaedlichen Kohlendioxidausstoss zu senken.


Bahn-Chef Ludewig wird zum Jahresende abgeloest

Berlin. Der bisherige Vorstandschef der Deutschen Bahn AG Ludewig wird vorzeitig abgeloest. Bundesverkehrsminister Muentefehring sagte, dieser Schritt werde dem Unternehmen die notwendigen zusaetzlichen Impulse geben. Neuer Mann an der Bahnspitze soll ab 1. Januar der RWE-Manager und langjaehrige Airbus-Chef Hartmut Mehdorn werden. Der scheidende Bundesverkehrsminister Muentefehring erwartet, dass Mehdorn der Bahn die noetigen zusaetzlichen Impulse geben wird. Auch der fuer den Fernverkehr zustaendige Bahnvorstand Nawrocki muss gehen. Hintergrund fuer die Berufung Mehdorns an die Spitze der Deutschen Bahn AG soll die Unzufriedenheit von Aufsichtsratschef Vogel mit dem derzeitigen Bahnmanagement sein. Ludewig, frueherer beamteter Staatssekretaer im Bundeswirtschaftsministerium und Vertrauter von Ex-Bundeskanzler Kohl, war wiederholt wegen angeblicher Fuehrungsprobleme angegriffen worden. Ihm werden Managementfehler vorgeworfen. In seine Amtszeit fielen die Zugkatastrophe von Eschede und andere Ungluecke. Zahlreiche Pannen und Kritik an Service und Unpuenktlichkeit brachten die Bahn immer wieder negativ in die Schlagzeilen. Zuletzt musste die Bahn zugeben, dass sich das eigene Personal in den Tarifen nicht auskennt und erst ein neues Computersystem in zwei Jahren Licht in den Tarifdschungel bringen wird. Der Wechsel an der Bahn-Spitze wurder von der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands und den Gruenen begruesst. Scharfe Kritik kam dagegen von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Roensch erklaerte, Ludewig sei der Suendenbock fuer die Versaeumnisse des scheidenden Verkehrsminister Muentefehring. Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivfuehrer erklaerte, die Entlassung Ludewigs allein werde an der schlechten Situation der Bahn nichts aendern. Vielmehr muessten die Wettbewerbschancen des Unternehmens verbessert werden.


Weiterhin Diskussion um Sparkurs der SPD

Berlin. Nach den Wahlniederlagen der SPD waechst die Kritik an Bundeskanzler Schroeder vor allem im linken Parteifluegel und bei den Abgeordneten der neuen Bundeslaender. Der Sprecher des "Frankfurter Kreises" von Larcher forderte ein inhaltliches Angebot an die Partei. Ueber das Sparpaket muesse noch einmal geredet werden. Der thueringische Abgeordnete Richter sagte, die SPD muesse sich entscheiden, ob sie in Ostdeutschland mit Schroeders "Neuer Mitte" auf die Minderheit setzen oder ob sie fuer die Mehrheit und damit fuer die Arbeitnehmergesellschaft Politik machen wolle. Ungeachtet dessen haben am Abend nach einem Gespraech bei Bundeskanzler Schroeder Vertreter des linken und des rechten SPD-Fluegels Einigkeit demonstriert: Man habe sich auf eine gemeinsame Linie zum Sparkurs geeinigt. Nach dem zweistuendigen Gespraech im Kanzleramt sagte der Sprecher des konservativen "Seeheimer Kreises" Karl-Hermann Haag, die Geschlossenheit der Fraktion stehe fest. Das Sparpaket, die Rentenreform und die Gesundheitsreform wuerden im Bundestag mitgetragen. Der Vertreter der parlamentarischen Linken, SPD-Fraktionsvize Mueller, nannte die Konsolidierung des Haushalts fuer die Handlungsfaehigkeit der Regierung unerlaesslich. In dieser Frage muesse man daher geschlossen agieren. Mueller raeumte aber ein, dass es in Einzelfragen weiterhin unterschiedliche Auffassungen in beiden Fluegeln gebe. Kuenftig wolle man sich aber in regelmaessigen Gespraechsrunden austauschen. Auf Vorschlag von Bundeskanzler Schroeder soll dazu ein hochrangiges Gremium eingesetzt werden, dass die Arbeit von Partei, Fraktion und Regierung besser koordinieren und als eine Art Fruehwarnsystem fuer moegliche Schwierigkeiten dienen soll.


Muentefehring setzt Vertrauten als SPD-Bundesgeschaeftsfuehrer durch

Berlin. Der kuenftige Generalsekretaer der SPD Muentefehring hat einen engen Vertrauten aus dem Verkehrsministerium an die Parteispitze geholt. Auf seinen Vorschlag hin wurde der bisherige Staatssekretaer Matthias Machnich (sp?) heute als kuenftiger Bundesgeschaeftsfuehrer vom SPD-Praesidium bestaetigt. Die bisherigen Aufgaben Muentefehrings als Bau- und Verkehrsminister soll voruebergehend Umweltminister Trittin uebernehmen, bis der abgewaehlte saarlaendische Ministerpraesident Klimmt in dieses Ressort nach Berlin wechselt.


Wahldebakel: Thueringer SPD will Vorstand neu waehlen

Erfurt. Als Konsequenz aus der Niederlage bei den Landtagswahlen am Sonntag will die Thueringer SPD einen neuen Vorstand waehlen. Nach Angaben des Landesvorsitzenden Dewes soll dazu im November ein Parteitag einberufen werden. Dewes hob hervor, die Kandidatenvorschlaege sollten allein aus der Parteibasis und nicht aus dem bisherigen Vorstand kommen.


Sparkassenverbaende von Baden und Wuerttemberg fusionieren

Neuhausen/Bruchsal. Der badische und der wuerttembergische Sparkassenverband haben ihre Fusion beschlossen. Der Zusammenschluss wurde auf getrennten Vertreterversammlungen in Neuhausen und Bruchsal mit jeweils grosser Mehrheit gebilligt. Der neue Verbund soll zum 1. Januar 2001 mit Sitz in Stuttgart und einer Aussenstelle in Mannheim entstehen. Mit einer Bilanzsumme von 256 Mrd. DM ist es der bundesweit zweitgroesste Sparkassenverband. Gebilligt wurde heute ausserdem die Fusion der beiden Landesbausparkassen in Stuttgart und Karlsruhe.


DaimlerChrysler: Hohe Entwicklungsinvestitionen

Frankfurt. DaimlerChrysler will nach einem Zeitungsbericht in den kommenden drei Jahren umgerechnet rund 88 Mrd. DM in neue Modelle investieren. Wie die britische Financial Times berichtet, will DaimlerChrysler bis zum Jahr 2004 64 neue PKW- und Nutzfahrzeugmodelle auf den Markt bringen. Anderen Medieninformationen zufolge uebernimmt Mercedes-Benz Smart als seine kuenftige Kleinwagensparte.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8873 DM= 0.9649 Euro
Kanada(1 $)  1,2855 DM= 0.6572 Euro
England(1 Pfund)  3,0243 DM= 1.5463 Euro
Schweiz(100 sfr)  121,9345 DM= 62.344 Euro
Japan(100 Yen)  1,7751 DM= 0.9076 Euro
Schweden(100 skr)  22,7422 DM= 11.627 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:5401,47( aktuell )  
Dow-Jones-Index:10920,46( Stand 17:00 MESZ )  
11030,33( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17777,22
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR1 09:00 MESZ    19:00 MESZ    21:00 MESZ
B5    21:45 MESZ