GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 06.06.1998



* Zahl der ICE-Opfer steigt weiter
* Deutsche Wirtschaft daempft Hoffnungen auf ein Buendis fuer Arbeit
* Erste Fluechtlinge aus Eritrea in Frankfurt eingetroffen
* Jagoda fordert mehr Teilzeitarbeitsplaetze
* SPD in Mecklenburg-Vorpommern schliesst Zusammenarbeit mit PDS nicht aus
* Kohl will Russlanddeutschen das Tor nach Deutschland offenhalten
* Straffaellige Kinder sollen in Erziehungsheime eingewiesen werden koennen
* Beginn der Bauarbeiten fuer die Ostseeautobahn
* Flugzeugabsturz bei Eichstaedt



Zahl der ICE-Opfer steigt weiter

Eschede. Die Zahl der Todesopfer der ICE-Kathastrophe ist auf 102 gestiegen. Wie die Einsatzleitstelle in Celle mitteilte, wurden am Morgen drei weitere Leichen geborgen. Danach begannen Experten, kriminaltechnische Untersuchungen an der Ungluecksstelle durchzufuehren. Geprueft werden soll, ob, wie vermutet, der Bruch eines Radreifens den ICE zum Entgleisen gebracht hatte. Die deutsche Bahn AG erwaegt in diesem Zusammenhang neue Sicherheitssysteme beim ICE. Dabei geht es vor allem um ein Warnsystem fuer gebrochene oder entgleiste Raeder. Bahnchef Ludewig sagte in einem Zeitungsinterview, wenn die Unfallursache klar sei, muesse moeglicherweise ueber eine entsprechende elektronische Rueckmeldung im ICE-System nachgedacht werden.

Am Mittag wurde die Suche nach Opfern des Zugungluecks wieder aufgenommen. Zuvor hatten die Rettungsmannschaften ueberraschend einen weiteren Toten unter den Truemmern gefunden. Mit der Wiederaufnahme der Bergungsarbeiten unterbrach die Sonderkommission, die die Ursache des Ungluecks ermitteln soll bis auf Weiteres ihre Arbeit.


Deutsche Wirtschaft daempft Hoffnungen auf ein Buendis fuer Arbeit

Bonn. Die Spitzenverbaende der deutschen Wirtschaft haben die Hoffnungen auf ein Buendnis fuer Arbeit nach der Bundestagswahl gedaempft. Arbeitgeberpraesident Hundt sagte, Buendniss gehoerten in die Betriebe. Wer wie die SPD Reformen bei Rente, Arbeitsrecht und Lohnfortzahlung rueckgaengig machen wolle, gefaehrde Arbeitsplaetze. BDI-Praesident Henkel betonte, ein Buendnis fuer Arbeit duerfe den Staat nicht zu weiteren Eingriffen in das Marktgeschehen legitimieren.


Erste Fluechtlinge aus Eritrea in Frankfurt eingetroffen

Frankfurt/Asmara. Auf dem Frankfurter Flughafen sind die ersten auslaendischen Buerger eingetroffen, die Eritrea wegen der Kaempfe mit Aethiopien verlassen haben. An Bord waren Briten, Amerikaner und Kanadier. Auch die Bundesluftwaffe kuendigte an, ein Passagierflugzeug in die eritreische Hauptstadt Asmara zu schicken, um rund 70 Deutsche und weiter 130 EU-Buerger sowie Schweizer auszufliegen. Die Luftwaffen Eritreas und Aethiopiens hatten gestern wechselseitig Staedte des Nachbarlandes bombardiert. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote. Der Weltsicherheitsrat rief Eritrea und Aethiopien dazu auf, die Kaempfe sofort einzustellen.


Jagoda fordert mehr Teilzeitarbeitsplaetze

Nuernberg. Der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit, Jagoda, hat die Schaffung von mehr Teilzeitarbeitsplaetzen gefordert. Jagoda sagte in einem Zeitungsinterview, dies koenne die Zahl der Arbeitslosen um bis zu 2 Millionen verringern. Waehrenddessen lobte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer die juengsten arbeitspolitischen Anstrengungen der Bundesregierung. Bonn habe in diesem Jahr die Mittel fuer die Arbeitsmarktpolitik erheblich aufgestockt. Dies sei sehr hilfreich.


SPD in Mecklenburg-Vorpommern schliesst Zusammenarbeit mit PDS nicht aus

Torgelo. Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern will die CDU aus der Regierungsverantwortung abloesen und schliesst zum Erreichen dieses Ziels eine begrenzte Zusammenarbeit mit der PDS nicht aus. Der auf einem Landesparteitag in Torgelo mit 95 Prozent der Stimmen als Spitzenkandidat bestaetigte SPD-Landesvorsitzende Ringstorf sprach sich gleichzeitig gegen die Fortsetzung der grossen Koalition in Schwerin nach der Landtagswahl am 27. September aus. Heftig kritisierte Ringstorf Ministerpraesident Seite, der die Interessen Mecklenburg-Vorpommerns in Bonn ungenuegend vertrete.


Kohl will Russlanddeutschen das Tor nach Deutschland offenhalten

Stuttgart. Bundeskanzler Kohl will auch in Zukunft fuer die Russlanddeutschen das Tor nach Deutschland offenhalten. Auf dem Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sagte Kohl in Stuttgart, die Bundesregierung stehe ohne Wenn und Aber an der Seite der Spaetaussiedler. Waehrend Kohl die Beherrschung der deutschen Sprache als unerlaesslich fuer die Integration der Russlanddeutschen bezeichnete, vertrat der Vorsitzende der Landsmannschaft Reis die Auffassung, in einer multikulturellen Gesellschaft spiele Sprache nicht die wesentliche Rolle.


Straffaellige Kinder sollen in Erziehungsheime eingewiesen werden koennen

Bonn. Bundesjustizminister Schmitz-Jortzig fordert angesichts der hohen Kinder- und Jugendkriminalitaet die Moeglichkeit, straffaellig gewordene Jugendliche in Erziehungsheime einzuweisen. Wichtig sei vor allem eine rasche und ueberzeugende Reaktion bei Kindern, die schwer kriminalitaetsgefaehrdet seien. Er halte nichts davon, die Strafmuendigkeitsgrenze auf 12 Jahre herabzusetzen. Reagiert werden muesse immer im Sinne der Erziehung. Sonst wuerden Kinder dafuer bestraft, dass sich niemand um sie gekuemmert habe, so Schmitz-Jortzig.


Beginn der Bauarbeiten fuer die Ostseeautobahn

Luebeck. Mit einem ersten Spatenstich haben heute in der Naehe von Luebeck symbolisch die Bauarbeiten fuer das erste Teilstueck der Ostseeautobahn in Schleswig-Holstein begonnen. Ministerpraesidentin Simonis und Bundesverkehrsminister Wissmann sprachen von einem bedeutenden Verkehrsprojekt zur Anbindung Schleswig-Holsteins an den Ostseeraum.


Flugzeugabsturz bei Eichstaedt

Eichstaedt. Bei einem Flugzeugabsturz in Oberbayern sind heute bei Eichstaedt drei Menschen ums Leben gekommen. Das aus Laupheim bei Ulm kommende Flugzeug war in Eichstaedt zwischengelandet und hatte am Flugplatz noch weitere Passagiere aufgenommen. Das mit vier Personen besetzte Flugzeug stuertze dann kurz nach dem Start in ein angrenzendes Waldstueck und ging in Flammen auf. Bei den Toten handelt es sich um eine 35 Jahre alten Mann aus Ulm, der die Ungluecksmaschine flog und seine aus Magdeburg stammenden Schwiegereltern. Auch der schwerverletzt geborgene 34jaehrige Co-Pilot stammt aus Ulm. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in das Klinikum Muenchen-Bogenhause geflogen. Das seit gestern Nachmittag in Eichstaedt stattfindende Fliegerfest, zu dem jeden Sommer mehrere hundert Besucher kommen, ist anlaesslich dieser Tragoedie abgesagt worden.


Quellen

SDR 3    9:00 MESZ    16:00 MESZ
Radio 7    17:00 MESZ