GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 14.09.1997



* Bundeswehrflugzeug vermutlich abgestuerzt
* DGB kritisiert Finanzpolitik
* Seehofer kritisiert Ost-Krankenkassen
* Fahrverbote als Strafe fuer Kleindelikte?
* Bankenpraesident befuerwortet grosses Euro-Teilnehmerfeld
* Lafontaine: SPD steht hinter Schroeder-Forderungen
* Niedersachsen will Lehrer flexibler einsetzen
* Herzog warnt vor Hass und Fremdenfeindlichkeit
* Ausschreitungen bei Wehrmachtsausstellung in Marburg
* Fussballbundesliga, Runde 6



Bundeswehrflugzeug vermutlich abgestuerzt

Bonn. Ein Passagierflugzeug der Bundeswehr ist mit 24 Menschen an Bord offenbar vor der afrikanischen Kueste abgestuerzt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Ruehe ist die Maschine des russischen Typs "Tupolev 154" seit einem letzten Funkspruch gestern Nachmittag verschollen. Man muesse davon ausgehen, dass sie etwa 1.500 Kilometer westlich von Angola ins Meer gestuerzt sei. An Bord befanden sich zehn Besatzungsmitglieder, zwoelf weitere Soldaten und zwei Ehefrauen. Die Soldaten wollten in Suedafrika an einer Segelregatta zum 75jaehrigen Jubilaeum der suedafrikanischen Marine teilnehmen. Nach den Worten Ruehes gibt es fuer sie keine Ueberlebenshoffnung. Das Flugzeug war auf dem Weg von Koeln-Bonn nach Kapstadt. Wie Ruehe weiter mitteilte, hatte es keine Notsignale gegeben. Daher seien die Ungluecksursache und der genaue Ort noch nicht bekannt. Erste Suchmassnahmen blieben erfolglos. Ein Team von Bundeswehrexperten startete am Abend Richtung Suedafrika. Auch andere Laender haben bereits ihre Hilfe zugesagt. Unterdessen gibt es Hinweise darauf, dass die Maschine mit einem anderen Flugzeug kollidiert ist. Unbestaetigten Berichten zufolge wird ebenfalls eine Maschine der US-Air-Force vermisst, die sich zur selben Zeit im selben Gebiet aufhielt. Amerikanische Aufklaerungssatelliten haetten im Suedatlantik einen starken Lichtblitz fotografiert.


DGB kritisiert Finanzpolitik

Duesseldorf. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat die Finanzpolitik der Bundesregierung scharf kritisiert. DGB-Vorstandsmitglied Geuenich warf der Koalition vor, einerseits die Staatsausgaben ueberhart zu drosseln, andererseits aber Unternehmen und Privilegierte steuerlich zu bevorzugen. Trotz der Sparmassnahmen werde Deutschland aber voraussichtlich die Kriterien fuer die Euro-Waehrung nicht erfuellen. Auch im Hinblick auf das Ziel, die Arbeitslosigkeit abzubauen, zog Geuenich das Fazit, der Kurs der Bundesregierung werde in diesem Jahr in einem Desaster enden. Der DGB fordert im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit mehr Haushaltsmittel fuer Investitionen und Arbeitsfoerderung.


Seehofer kritisiert Ost-Krankenkassen

Bonn. Bundesgesundheitsminister Seehofer hat von den Krankenkassen in Ostdeutschland mehr Sparsamkeit verlangt. Es gehe nicht an, dass bei einzelnen Kassen etwa der Arzneimittelverbrauch pro Kopf wesentlich hoeher sei als im Westen, sagte der CSU-Politiker im ZDF. Zugleich raeumte er ein, dass seine Politik zu hohen Defiziten in den neuen Laendern beigetragen habe. Seehofer betonte, es sei aber eine bewusste Entscheidung gewesen, die Qualitaet der medizinischen Versorgung im Osten unmittelbar nach der Wiedervereinigung an das Westniveau anzupassen. Der Minister kuendigte fuer die zweite Monatshaelfte ein weiteres Treffen mit Vertretern aus den neuen Bundeslaendern an, um die Probleme zu loesen.


Fahrverbote als Strafe fuer Kleindelikte?

Bonn. Politiker aller grossen Parteien haben sich dafuer ausgesprochen, Kleinkriminellen den Fuehrerschein abzunehmen, statt Geldstrafen zu verhaengen. In einem Interview der "BILD am Sonntag" sagte der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses Eylmann, CDU, eine Einschraenkung ihrer Mobilitaet werde von fast allen Buergern als Strafe empfunden. Ein Fahrverbot sei deshalb wirksamer als Geld- oder kurze Haftstrafen. Die SPD-Abgeordnete Simm (sp?) sagte, ein Fuehrerscheinentzug habe zudem den Vorteil, dass er Reiche und weniger Betuchte gleichermassen treffe. Auch Rechtsexperten von CDU, FDP und Buendnisgruenen sowie der Deutsche Richterbund begruessten die Idee.


Bankenpraesident befuerwortet grosses Euro-Teilnehmerfeld

Frankfurt. Der Praesident des Bundesverbandes deutscher Banken Kohlhausen hat sich fuer einen moeglichst grossen Teilnehmerkreis bei der Einfuehrung des Euro ausgesprochen. Kohlhausen sagte im Deutschlandfunk, man duerfe die Disziplin und die Anstrengungen gerade der Mittelmeerlaender nicht unterschaetzen. Ein von Anfang an grosses Verbreitungsgebiet des Euro schliesse alle entscheidenden europaeischen Volkswirtschaften mit ein. Zum Starttermin fuer den Euro sagte der Bankenpraesident, eine Verschiebung der Einfuehrung der europaesischen Waehrung sei keine Katastrophe. Kohlhausen betonte aber zugleich, es gebe keinen Grund fuer eine solche Verschiebung.


Lafontaine: SPD steht hinter Schroeder-Forderungen

Bonn. Die SPD-Spitze steht nach den Worten von Parteichef Lafontaine hinter den Wirtschaftsthesen des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder. Deutschland brauche eine Innovationsoffensive, um die Arbeitslosigkeit abzubauen und wieder Wohlstand zu sichern. Besonders wichtig sei die Bekaempfung der Jugendarbeitslosigkeit. Daneben forderte Lafontaine Steuerentlastungen fuer Normalverdiener und die Senkung der Lohnnebenkosten. Schroeder hat den Wirtschaftspolitischen Leitantrag zum SPD-Parteitag gemeinsam mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Fuchs erarbeitet. Der Entwurf wird morgen dem Parteivorstand in Bonn vorgelegt.


Niedersachsen will Lehrer flexibler einsetzen

Hannover. Als erstes Bundesland will Niedersachsen seine Lehrer kuenftig flexibler einsetzen. Eine entsprechende Bundesratsinitiative ist bereits in Vorbereitung. Danach sollen Hauptschullehrer in Zukunft auch an Real- und Grundschulen unterrichten koennen. Dasselbe soll umgekehrt fuer Realschullehrer gelten. Zu diesem Zweck will Niedersachsen zunaechst das Studium fuer Lehrer dieser drei Schularten zusammenfassen. Das Kabinett in Hannover hatte bereits in der vergangenen Woche einen entsprechenden Verordnungsentwurf gebilligt.


Herzog warnt vor Hass und Fremdenfeindlichkeit

Straubing. Bundespraesident Herzog hat vor Hass, Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen in Deutschland gewarnt. Die nationalsozialistische Vergangenheit zeige, wohin solche Einstellungen fuehren koennten, sagte Herzog beim Festakt zum 100jaehrigen Bestehen der israelitischen Kultusgemeinde im niederbayerischen Straubing. Die Erinnerung an die Verbrechen der Gewaltherrschaft muesse lebendig bleiben und verpflichte zur Wachsamkeit. Herzog betonte, auch wenn die Vergangenheit noch gegenwaertig sei, stehe sie nicht mehr trennend zwischen den deutschen Juden und ihren Mitbuergern. Dies sei vor allem jenen Juden zu verdanken, die trotz des erlittenen Unrechts in Deutschland weiterhin ihr Vaterland gesehen haetten und geblieben seien, um neues Vertrauen aufzubauen, erklaerte der Bundespraesident.


Ausschreitungen bei Wehrmachtsausstellung in Marburg

Marburg. Bei Kundgebungen zur Wehrmachtsausstellung im hessischen Marburg ist es am Nachmittag trotz eines Grossaufgebots der Polizei zu Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gruppen gekommen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Die Polizei nahm zwei Demonstranten fest. Die Ausstellung des Hamburger Instituts fuer Sozialforschung ueber die Rolle der Wehrmacht war am Freitagabend in Marburg eroeffnet worden. Ein urspruenglich von der Stadt Marburg erlassenes Demonstrationsverbot war vor zwei Tagen durch einen Gerichtsbeschluss aufgehoben worden.


Fussballbundesliga, Runde 6

Arm. Bielefeld 0-1 Hansa Rostock (Fri 12. Sep.1997) Hamburger SV 2-1 1. FC Koeln (Fri 12. Sep.1997) VfL Wolfsburg 0-0 Schalke 04 (Sat 13. Sep.1997) Bor. Dortmund 2-2 Karlsruher SC (Sat 13. Sep.1997) MSV Duisburg 2-1 Werder Bremen (Sat 13. Sep.1997) Bay. Leverkusen 2-2 1860 Muenchen (Sat 13. Sep.1997) B. Muenchen 3-0 Hertha BSC (Sat 13. Sep.1997) M'gladbach 2-1 VfL Bochum (Sat 13. Sep.1997) Kaiserslautern 4-3 VfB Stuttgart (Sun 14. Sep.1997)


Quellen

SDR3 08:00 MESZ    13:00 MESZ    17:00 MESZ    20:00 MESZ
DLF    15:00 MESZ    18:00 MESZ