GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 05.07.1997



* Schweres Zugunglueck in Nordhessen
* Bund der Steuerzahler warnt vor Verschiebung der Steuerreform
* Hintze: Europapolitik und Waehrungsunion Themen des Bundestagswahlkampfes
* Vogel fordert Ende der Diskussion ueber Einfuehrung des Euro
* Merkel fuer Einigung bei der Atommuellentsorgung
* Bundeswehr wird mit dem Eurofighter ausgeruestet
* Perspektivenparteitag der bayerischen Gruenen
* Zahl der jugendlichen Straftaeter steigt weiter an
* Michael Stich im Halbfinale von Wimbledon ausgeschieden
* Ehemaliger Verwaltungsdirektor des SDR gestorben
* Das Wetter



Schweres Zugunglueck in Nordhessen

Sechs Tote und mehrer Schwerverletzte - das ist die traurige Bilanz eines Zugungluecks in Nordhessen. Die Opfer konnten inzwischen identifiziert werden. Kurz vor neun Uhr hatte sich aus bislang noch ungeklaerter Ursache die aus Stahlrohren bestehende Ladung eines Gueterzuges geloest. Dabei hat sich eine der 15 Meter langen, ein Meter dicken und sechs Tonnen schweren Roehren in den entgegenkommenden, mit 350 Reisenden besetzten Regionalexpress Frankfurt-Kassel gebohrt und den letzten der sechs Doppelstockwagen in voller Laenge aufgeschlitzt. Eine 50jaehrige Schwedin, ein 32jaehriger und ein 16jaehriger aus dem Kreis Giessen, zwei 21 und 18 Jahre alte Maenner aus Berlin und eine 32jaehrige Asylantin aus Ghana, die im Rheingau wohnte kamen dabei ums Leben. Zwei schwerverletzte 5 und 11 Jahre alte Kinder sind derzeit ausser Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.


Bund der Steuerzahler warnt vor Verschiebung der Steuerreform

Der Bund der Steuerzahler hat eine Ververschiebung der Steuerreform bis nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr abgelehnt. Solange koenne man nicht warten, sagte der stellvertretende Praesident der Organisation Lau der Oldenburger Nordwestzeitung. Er reagierte damit auf entsprechende Aeusserungen des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder. Lau betonte, Anlass fuer die Steuerreform sei die hohe Abgabenbelastung gewesen, die deutlich gesenkt werden muesse. Er forderte die Bundesregierung auf, das Vorhaben gegen alle Widerstaende duchzusetzen.


Hintze: Europapolitik und Waehrungsunion Themen des Bundestagswahlkampfes

CDU-Generalsekretaer Hintze hat die Europapolitik und die Waehrungsunion als Schluesselpolitik des Bundestagswahlkampfes im naechsten Jahr bezeichnet. Zudem wolle die CDU den Wahlkampf zu einer Richtungsentscheidung zwischen der Koaltion auf der einen Seite und dem, so woertlich, Linksblock aus der SPD, Gruenen und PDS auf der anderen Seite machen, sagte Hintze der "Neuen Osnabruecker Zeitung". Man werde den Diskussionsdruck erhoehen, damit die grossen Reformen nicht laenger von den Sozialdemokraten blockiert werden koennen.


Vogel fordert Ende der Diskussion ueber Einfuehrung des Euro

Der thueringische Ministerpraesident Vogel hat die politisch Verantwortlichen aufgefordert, die Diskussion ueber die Einfuehrung der gemeinsamen europaeischen Waehrung zu beenden. Es komme jetzt darauf an, sich ernsthaft auf den Euro einzurichten und vor allem die Wirtschaft darauf vorzubereiten, sagte der Politiker der Leipziger Volkszeitung. Zugleich bezeichnet er eine Aufweichung der Stabilitaetskriterien als politisch und oekonomisch schaedlich. Unterdessen hat die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer damit gedroht, dass Gewerkschaften und SPD dem Euro bei weiteren Sozialkuerzungen die Zustimmung verweigern wuerden. Die Bundesregierung verhalte sich bei der geplanten Waehrungsunion unserioes, kritisierte sie in der Koelner Tageszeitung "Express". Weil sich Bonn auf ein Defizitkriterium von 3.0 Prozent festgelegt habe muessten die Bilanzen nun mit weiteren Taschenspielertricks frisiert werden.


Merkel fuer Einigung bei der Atommuellentsorgung

Bonn. Bundesumweltministerin Merkel draengt auf eine rasche Einigung mit der SPD bei der Atommuellentsorgung. Zur Begruendung verwies die Ministerin in einem Zeitungsinterview darauf, dass der naechste Castor-Transport vom baden-wuerttembergischen Kernkraftwerk Neckarwestheim bereits in den naechsten Monaten stattfinden solle.


Bundeswehr wird mit dem Eurofighter ausgeruestet

Die Bundeswehr wird mit dem Kampfflugzeug "Eurofighter" ausgeruestet. Finanzminister Waigel sagte in Augsburg, das europaeische Jagdflugzeug sei im Haushalt 1998 und in der mittelfristischen Finanzplanung enthalten. Die Entscheidung sei aus nationalen und internationalen Gruenden notwendig gewesen. Bis zum Jahr 2014 ist die Anschaffung von 180 Maschinen geplant, die insgesamt 23 Milliarden DM kosten sollen. Bundesfinanzminister Waigel bestaetigte unterdessen, dass die Neuverschuldung im laufenden Haushalt auf etwa 70 Milliarden steigen, und somit die Investitionen um etwa 10 Milliarden DM uebersteigen wird. Im Etat fuer 1998 soll sie dann leicht unter den vorgesehenen Investitionen von 58 Milliarden DM liegen.


Perspektivenparteitag der bayerischen Gruenen

Die bayerischen Gruenen beschaeftigen sich seit gestern mit Perspektiven. Auf dem Landeskongress in Bayreuth wollen die Delegierten das Konzept abrunden und den kuenftigen Kurs festlegen. Es geht vor allem um die Wirtschafts-, die Sozial- und die Bildungspolitik. Mit ihrem Perspektivenkongress wollen die bayerischen Gruenen frischen Wind in ihr Programm bringen, wollen sich oeffnen fuer neue Konzepte und Ideen. Nicht nur Politiker und Interessierte sondern auch Kritiker und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbaenden sollen offen miteinander diskutieren. Konkrete Beschluesse soll es nicht geben, vielmehr wollen die Gruenen Schwachstellen abklopfen und nach neuen Strategien suchen - auch im Hinblick auf das Wahljahr 1998. Landesvorsitzende Ruth Paulig zu den Zielen des Kongresses: "Wir wollen aufzeigen, dass die Gruenen die Konzepte zur Loesung der Zukunftsprobleme haben. Wir wollen Oekonomie und Oekologie verknuepfen, wir wollen unsere sozialen Grundsicherungssystem verifizieren und wir wollen eine Offensive in der Bildungspolitik starten, denn die kuenftige Arbeitswelt, das kuenftige weltweite miteinander Leben braucht andere Formen der Bildung und Ausbildung und da wollen wir uns dafuer stark machen." In verschiedenen Foren sollen diese Themen genau eroertert werden. Konkret soll es unter anderem um die Hochschul- und Verkehrspolitik, um neue Energien und lokale Umweltprojekte gehen. Den Abschluss des Kongresses bildet am Sonntag eine Podiumsdiskussion zu dem Thema "Buendniss fuer ein zukunftsfaehiges Bayern".


Zahl der jugendlichen Straftaeter steigt weiter an

Die Zahl der jugendlichen Straftaeter in der Bundesrepublik steigt weiter an. Das hat auch die vor knapp drei Wochen vorgelegte Kriminalstatistik fuer das Jahr 1996 deutlich gemacht. Angesichts dieser Tatsache plaediert nun Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig dafuer, die existierenden staatlichen Zwangsmassnahmen zu erweitern. Die Mittel der Kinder- und Jugendhilfe werden nach Ansicht des Ministers im Kampf gegen die Jugendkriminalitaet bislang zu wenig genutzt. Notfalls sollten auffaellig gewordene Jugendliche zwangsweise in geschlossene Erziehungsanstalten eingewiesen werden koennen, vor allem dann, wenn die Eltern ihrer Kinder nicht mehr Herr wuerden. Zwar sieht das Gesetz eine solche Unterbringung vor, wenn es das Wohl der Kinder erfordere. Allerdings muessen dies die Eltern veranlassen. Schmidt-Jortzig kritisiert, dass dies jedoch in der Praxis kaum funktioniere. Zitat: "Wenn Kinder straffaellig werden ziehen sich die Eltern oft aus der Verantwortung, weil ihnen die Kinder ueber den Kopf gewachsen sind, sie der Sache hilflos gegenueber stehen, sie damit nichts zu tun haben koennen oder wollen." In Zukunft solle auch viel oefter die Moeglichkeit genutzt werden, in solchen Faellen den Eltern das Sorgerecht zu entziehen und auf einen Vormund oder Pfleger zu uebertragen, der dann wiederum das straffaellig gewordene Kind in einem geschlossenen Heim unterbringen koenne. Erst vor drei Wochen hat Innenminister Manfred Kanther die Kriminalstatistik fuer das vergangene Jahr vorgelegt. Danach ist die Zahl der tatverdaechtigen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren um rund 9 Prozent, die der tatverdaechtigen Kinder gar um ueber 12 Prozent gegenueber dem Vorjahr 1995 angestiegen.


Michael Stich im Halbfinale von Wimbledon ausgeschieden

Beim Tennisturnier in Wimbledon ist Michael Stich im Halbfinale ausgeschieden. Er unterlag dem Franzosen Cedrik Piolin in fuenf Saetzen. Zuvor hatte der Amerikaner Pete Sampras durch einen Sieg uber den Australier Todd Woodbridge das Finale erreicht. Michael Stich hat mit dem Ausscheiden in Wimbledon seine Tenniskarriere vorzeitig abgeschlossen. Stich erklaerte nach seiner Niederlage im Halbfinale seine Laufbahn fuer beendet. Der 28jaehrige Elmshorner zog damit seinen bereits fuer Herbst angekuendigten Ruecktritt um einige Monate vor. Er schloss allerdings die Moeglichkeit nicht aus, in diesem Jahr noch einmal fuer Deutschland im Daviscup anzutreten.


Ehemaliger Verwaltungsdirektor des SDR gestorben

Stuttgart. Der fruehere Verwaltungsdirektor und stellvertretende Intendant des Sueddeutschen Rundfunks, Friedrich Mueller, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie mit. Der Name Muellers ist vor allem verbunden mit dem Bau des Stuttgarter Fernsehturms.


Das Wetter

Die eingestroemte feuchte Meeresluft steht zunaechst unter geringen Luftdruckgegensaetzen. Ab morgen stroemt am Rande eines zu den britischen Inseln wandernden Hochs von Nordwesten trockenere Luft ein, die sich im weiteren Verlauf erwaermen kann. Die Vorhersage: wechselnde, zweitweise starke Bewoelkung und wiederholt Schauer oder Gewitter, nur im Nordseekuestenbereich meist trocken. Hoechstwerte 17 bis 22 Grad. Die weiteren Aussichten: Morgen im Norden heiter bis trocken, in der Suedhaelfte wolkig bis stark bewoelkt und anfangs noch vereinzelt Regen. Am Montag zunehmend sonnig und waermer.


Quellen

DLF    8:00 MESZ
B5    8:30 MESZ
SDR 3    9:00 MESZ
MDR    24:00 MESZ