GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 27.01.2000



* Hessische CDU hat mehr Schwarzgeld verschoben als bislang angenommen
* Untersuchungsausschuss zur Spendenaffaire legt Reihenfolge der Zeugen fest
* Finanzminister Schleusser verabschiedet sich nach seinem Ruecktritt
* SPD in Baden-Wuerttemberg wirft CDU Nutzung der Schwarzgelder vor
* Biedenkopf anscheinend auch auf Kosten der WestLB geflogen
* Industrie sieht keine Chance fuer Transrapid-Strecke
* Stromwirtschaft will bei Laufzeitbegrenzung von AKWs nicht mitmachen
* Straftaeter Mehmed will Aufenthaltsrecht in Deutschland einklagen
* Amerikanisch-juedisches Kommittee nennt weitere Zwangsarbeiter-Firmen
* Bundestag erinnert in Gedenkstunde der Opfer des Nationalsozialismus
* Kurs des Euro faellt unter einen Dollar
* Boerse



Hessische CDU hat mehr Schwarzgeld verschoben als bislang angenommen

Wiesbaden. Die hessische CDU hat mehr Geld auf schwarze Konten in der Schweiz verschoben als die bisher bekannten 8 Millionen DM, und zwar bis zu 20 Millionen DM. Das haben die Wirtschaftpruefer festgestellt die die Finanzen des Landesverbands untersuchen. Der hessische Parteichef und Ministerpraesident Koch erklaerte am Nachmittag, die Pruefer haetten das entsprechende Konto endeckt. Von dem Konto der Metallbank sind im Dezember 1983 in mehreren Tranchen insgesamt 19,2 Millionen DM in bar abgehoben worden. Danach sind von diesen 19,2 Millionen DM 1,5 Millionen DM auf einem neuen, ebenfalls bei der Metallbank eingerichteten Konto, wieder angelegt worden. Koch sagte weiter, er habe wegen der Differenz mit dem frueheren CDU-Landesvorsitzenden Kanther gesprochen, auch dieser habe keine Erklaerung, warum die Summe jetzt hoeher liegt, als die von ihm eingestandenen 8 Millionen DM.


Untersuchungsausschuss zur Spendenaffaire legt Reihenfolge der Zeugen fest

Berlin. Der Untersuchungsausschuss zur Spendenaffaire bei der Bundes-CDU hat am Mittag beschlossen, wann er welche Zeugen vernehmen will. Zuerst sollen Mitarbeiter des Kanzleramts zu den verschwundenen Akten ueber den Verkauf der Leuna-Raffinerie befragt werden. Am 16. Maerz soll dann der fruehere Finanzberater der CDU, Weyrauch, aussagen. Mit diesem Beschluss setzte sich die Ausschussmehrheit von SPD, Gruenen und PDS gegen die Vertreter der Unionsparteien durch, die gerne den ehemaligen Bundeskanzler Kohl als allerersten Zeugen gehoert haetten. Die Regierungsparteien bestanden auf einer spaeteren Vernehmung Kohls, da dieser sich nach wie vor weigert, die Namen der Spender zu nennen und der ausserdem einem Ermittlungsverfahren ausgesetzt ist, in dem er ohnehin die Aussage verweigern kann. Kohl soll vom Untersuchungsausschuss erst im spaeten Fruehjahr gehoert werden, vorgesehen ist, ihn dann mit den bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Zeugenaussagen zu konfrontieren. Der fruehere CDU-Generalsekretaer Geissler und der ehemalige Parteischatzmeister Kiep werden fuer Anfang April geladen. Kieps Nachfolgerin Baumeister soll Mitte April vernommen werden.


Finanzminister Schleusser verabschiedet sich nach seinem Ruecktritt

Duesseldorf. Nach dem Ruecktritt des nordrheinwestfaelischen Finanzministers Schleusser wegen der Flugaffaire soll so schnell wie moeglich ein Nachfolger ernannt werden. Der stellvertretende Ministerpraesident Vesper von den Gruenen rechnet aber nicht damit, dass noch heute eine Entscheidung faellt. Als Kandidaten im Gespraech sind unter anderem die Staatsekretaerin im Bundesfinanzministerium, Barbara Hendriks, die Ex-Finanzsenatorin von Berlin, Annette Fugmann-Hesing, und der Staatssekretaer im Duesseldorfer Finanzministerium, Ernst Gerlach. Vor der SPD-Fraktion hatte Heinz Schleusser am Vormittag in einer, wie es hiess, kernigen Rede nocheinmal seinen Ruecktritt begruendet. Das entscheidende Motif, er wolle sein Privatleben nicht weiter in die Oeffentlichkeit zerren lassen. Von Luegen, so berichten Teilnehmer, war in der Sitzung keine Rede. Fuer die CDU-Opposition ist der Ruecktritt des Finanzministers nur eine Zwischenetappe. Jetzt gelte es, mit dem ganzen Filz der SPD aufzuraeumen, sagte CDU-Fraktionschef Laurents-Meier.


SPD in Baden-Wuerttemberg wirft CDU Nutzung der Schwarzgelder vor

Stuttgart. Die Landes-SPD beschuldigt die CDU in Baden-Wuerttemberg 1994 von Kohls schwarzen Kassen Geld bekommen zu haben. Die CDU in Stuttgart bezeichnete die Vorwuerfe als Brunnenvergiftung.


Biedenkopf anscheinend auch auf Kosten der WestLB geflogen

Dresden. Auch der saechsische Ministerpraesident Biedenkopf soll auf Kosten der WestLB geflogen sein. Nach Angaben der Saechsischen Zeitung hat die Bank 80.000,- DM fuer drei Fluege Biedenkopfs bezahlt.


Industrie sieht keine Chance fuer Transrapid-Strecke

Berlin. Auch die Industrie sieht keine Chance mehr fuer den Bau einer Transrapid-Strecke von Berlin nach Hamburg. Sie reagiert damit auf die Aussage von Bahn-Chef Meder, auf dieser Strecke koenne der Transrapid nicht wirtschaftlich betrieben werden. Die Thyssen-Krupp AG erwaegt wegen des gescheiterten Projekts eine Schadenersatzklage gegen die Bahn.


Stromwirtschaft will bei Laufzeitbegrenzung von AKWs nicht mitmachen

Berlin. Die Stromwirtschaft will vor Gericht gehen, wenn die Bundesregierung die Laufzeit von Atomkraftwerken auf 30 Jahre begrenzt. Der Vorstandschef der Byernwerk AG, Majewski, sagte, eine starre Befristung auf 30 Jahre werde es mit der Wirtschaft nicht geben.


Straftaeter Mehmed will Aufenthaltsrecht in Deutschland einklagen

Muenchen. Der 16jaehrige Serienstraftaeter Mehmed darf fuer eine Gerichtsverhandlung zurueck nach Deutschland. Er wurde 1998 abgeschoben und will jetzt die Verlaengerung seiner Aufenthaltserlaubnis einklagen. Zum Beginn der Gedenkstunde hatte Bundestagspraesident Thierse zum Kampf gegen Rechtsradikalismus aufgerufen und beklagt, dass im vereinten Deutschland immer noch Auslaender umgebracht, Behinderte und Obdachlose angegriffen und juedische Friedhoefe geschaendet wuerden.


Amerikanisch-juedisches Kommittee nennt weitere Zwangsarbeiter-Firmen

Berlin. Das amerikanisch-juedische Kommittee hat weitere 149 Firmen genannt, die waehrend der NS-Zeit Zwangsarbeiter beschaeftigt haben sollen. Darunter sind unter anderem die UfA-Filmproduktion, der Ullstein-Verlag und Alcatel.


Bundestag erinnert in Gedenkstunde der Opfer des Nationalsozialismus

Berlin. Der Bundestag hat mit einer Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Der Friedensnobelpreistraeger Elie Wiesel sagte, es gebe keine Kollektivschuld der heute lebenden Deutschen, sie haetten allerdings Verantwortung dafuer, dass sich der Holocaust nicht wiederholt.


Kurs des Euro faellt unter einen Dollar

Frankfurt. Der Kurz des Euro ist unter einen Dollar gefallen. Die Europaeische Zentralbank legte den Referenzkurs auf 0,9976 Dollar fest.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,9558 DM= 1 Euro
Kanada(1 $)  1,3601 DM= 0.6954 Euro
England(1 Pfund)  3,2021 DM= 1.6371 Euro
Schweiz(100 sfr)  121,4198 DM= 62.080 Euro
Japan(100 Yen)  1,8512 DM= 0.9465 Euro
Schweden(100 skr)  22,8939 DM= 11.705 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:6914,48( aktuell )  
Dow-Jones-Index:11060,29( Stand 17:00 MEZ )  
11029,89( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:19111,19
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR3    12:00 MEZ    16:00 MEZ    18:00 MEZ
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