GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 23.12.1997



* Chinese von Skinheads zusammengeschlagen
* Sechsdreiviertel Jahre Haft fuer Schneider
* Besuch Kohls bei deutschen SFOR-Truppen
* Krise in nordrhein-westfaelischer Koalition wegen Garzweiler II
* pro asyl: Besserer Schutz fuer Fluechtlinge in Deutschland
* Baden-Wuerttemberg: Mehr Mitwirkung der Buerger in den Kommunen angestrebt
* Rueckruf bei tiefgefrorenem Gefluegel
* Boerse



Chinese von Skinheads zusammengeschlagen

Berlin. Eine Gruppe von zehn Skinheads hat in der Nacht in einer S-Bahn einen Chinesen angegriffen und schwer verletzt. Der 38jaehrige musste nach Berliner Polizeiangaben mit einem Schaedelbruch in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die jugendlichen Rechtsextremisten wurden festgenommen. Ersten Ermittlungen zufolge hatten sie den Chinesen unter anderem mit Stahlruten zusammengeschlagen. Anschliessend stiegen sie in eine andere S-Bahn um, wo sie noch eine Punkerin angriffen.


Sechsdreiviertel Jahre Haft fuer Schneider

Frankfurt. Im Prozess um die groesste Baupleite in Deutschland ist der Immobilienhaendler Juergen Schneider zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Das Frankfurter Landgericht sprach den 63jaehrigen des schweren Betrugs, Kreditbetrugs und der Urkundenfaelschung schuldig. Schneider habe die Banken raffiniert und professionell getaeuscht und so weit ueberhoehte Kredite erhalten. Als strafmindernd wertete das Gericht das Gestaendnis und die echte Einsicht Schneiders sowie die, so woertlich, "kaum vorstellbare Fahrlaessigkeit und Pflichtvergessenheit" der Banken bei der Kreditvergabe. Schneider habe aus einem nie abgelegten Vaterkomplex heraus gehandelt. Seinem preussisch-strengen Vater habe er beweisen wollen, dass er in der Geschaeftswelt Erfolge erzielen konnte. Schneider wurde nach der Urteilsverkuendung vorerst auf freien Fuss gesetzt, weil der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben wurde. Seine zweieinhalbjaehrige Auslieferungs- und Untersuchungshaft soll auf das Strafmass angerechnet werden. Wann Schneider zur Verbuessung der Reststrafe wieder ins Gefaengnis muss, blieb zunaechst unklar. Gegen die Aufhebung des Haftbefehls legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde beim hessischen Oberlandesgericht ein. Beim Zusammenbruch seines Imperiums im April 1994 hinterliess Schneider einen Schuldenberg von 5,4 Mrd. DM bei ueber 50 Banken.


Besuch Kohls bei deutschen SFOR-Truppen

Sarajevo. Bundeskanzler Kohl hat die Bundeswehr bei einem Truppenbesuch in Bosnien gegen den Vorwurf des Rechtsextremismus in Schutz genommen. Gleichzeitig kuendigte er eine lueckenlose Aufklaerung der juengsten rechtsextremistischen Vorfaelle in der Bundeswehr an. Kohl woertlich: "Es kann auf keinen Fall geduldet werden, dass Verrueckte oder Idioten oder Ideologen versuchen, Fuss zu fassen, wo sie nicht hingehoeren". Kohl dankte den in Bosnien stationierten deutschen Soldaten fuer ihren Einsatz und sprach sich fuer eine Fortsetzung der internationalen Militaerpraesenz in der Region aus. Die Bundeswehr werde sich so lange wie noetig an der Friedenstruppe beteiligen, so Kohl. Das derzeitige Mandat fuer die multinationale SFOR-Friedenstruppe laeuft Ende Juni 1998 aus. Bei einem Treffen mit den drei Mitgliedern des bosnischen Staatspraesidiums appellierte Kohl an Moslems, Kroaten und Serben, sich gemeinsam um ein friedliches Zusammenleben zu bemuehen.


Krise in nordrhein-westfaelischer Koalition wegen Garzweiler II

Duesseldorf. Fuehrende SPD-Politiker haben die Gruenen aufgefordert, im Konflikt um das Braunkohleprojekt "Garzweiler II" die rot-gruene Koalition in Nordrhein-Westfalen nicht platzen zu lassen. Der nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Rau erklaerte, es sei wichtig fuer das Land, dass die Koalition ihre Arbeit fortsetze. SPD-Bundesgeschaeftsfuehrer Muentefehring sagte, Rot-Gruen muesse eine Option auch fuer die Bundespolitik bleiben. Gestern war der Rahmenbetriebsplan fuer den Tagebau genehmigt worden. Wirtschaftsminister Clement verteidigte am Mittag das Projekt. Es gehe dabei um 50.000 Arbeitsplaetze. Die Gruenen kritisieren insbesondere die geplante Absenkung des Grundwassers im Kohlerevier zwischen Koeln und Aachen. Fuer den Fall der Zulassung des Tagebauprojekts hatten die Gruenen mit dem Ende der Koalition gedroht. Am 17. Januar soll ein Sonderparteitag der Gruenen ueber einen moeglichen Ausstieg aus der Koalition entscheiden.


pro asyl: Besserer Schutz fuer Fluechtlinge in Deutschland

Frankfurt. Die Fluechtlingshilfsorganisation pro asyl hat die Bundesregierung aufgefordert, Verfolgte in Deutschland besser zu schuetzen. Der Sprecher der Organisation Kauffmann sagte, Fluechtlinge duerften nicht in Kriegsgebiete oder Staaten abgeschoben werden, in denen politisch Andersdenkende verfolgt oder gefoltert werden. Besonders dramatisch sei die Lage derzeit in Algerien, wo auch kuerzlich wieder Zivilisten brutal ermordet worden seien. pro asyl forderte einen sofortigen Abschiebestop der Bundeslaender fuer algerische Fluechtlinge.


Baden-Wuerttemberg: Mehr Mitwirkung der Buerger in den Kommunen angestrebt

Stuttgart. Die Mitwirkungsrechte der Buerger in den baden-wuerttembergischen Kommunen soll nach dem Willen der CDU/FDP-Landesregierung verbessert werden. Wie das Innenministerium heute in Stuttgart mitteilte, verabschiedete der Ministerrat bereits vor einer Woche einen Gesetzentwurf zur Aenderung des kommunalen Verfassungsrechts. Mit ihm sollen vor allem die Huerden fuer Buergerbegehren gesenkt, die Jugendgemeinderaete in der Gemeindeordnung verankert und die Kreistage verkleinert werden. Der Gesetzentwurf soll jetzt den kommunalen Spitzenverbaenden zur Anhoerung vorgelegt werden, bevor er in den Landtag eingebracht wird. Ferner plant die Landesregierung die Zusammenlegung der wuerttembergischen und badischen Landesversicherungsanstalten und Landeswohlfahrtsverbaende. Ministerpraesident Teufel kuendigte an, dass die Fusion im neuen Jahr vollzogen werden solle. Um einen politischen Streit zwischen Stuttgart und Karlsruhe, den bisherigen Sitzen der beiden Einrichtungen, zu vermeiden, solle die Zusammenlegung gemeinsam umgesetzt werden.


Rueckruf bei tiefgefrorenem Gefluegel

Mainz. Die rheinland-pfaelzischen Gesundheitsbehoerden haben eine Rueckrufaktion fuer tiefgefrorenes Gefluegel angeordnet. Nach Angaben des Umweltministeriums in Mainz handelt es sich um eine Charge tiefgefrorener junger Puten einer franzoesischen Firma. In den Tieren seien Rueckstaende eines in Deutschland nicht zugelassenen Arzneimittels gefunden worden, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Beim Verzehr bestehe allerdings keine akute Gesundheitsgefahr.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7776
Kanada(1 $)  1,2385
England(1 Pfund)  2,9670
Irland(1 Pfund)  2,5850
Schweiz(100 sfr)  123,820
Frankreich(100 FF)  29,883
Italien(1000 Lit)  1,0193
Oesterreich(100 oeS)  14,214
Spanien(100 Ptas)  1,1816
Japan(100 Yen)  1,3666
Schweden(100 skr)  22,816
 
Einige Indizes:
DAX:4121,79( aktuell )  
4043.02( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7796,40( Stand 17:00 MEZ )  
7819,31( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:14799,40
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3 08:00 MEZ    10:00 MEZ    16:00 MEZ    17:00 MEZ    19:00 MEZ    22:00 MEZ
B5    17:15 MEZ