GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 20.12.1995



* SPD und Gewerkschaften protestieren gegen neue Ladenoeffnungszeiten
* Studenten protestieren gegen neue BAFoeg-Regelung
* Kinkel zu Besuch in Armenien
* Kohl setzt Hoffnungen in den Mittelstand
* Auslandskorrespondenten in Peking protestieren gegen Ausweisung Borgs
* Vier mutmassliche Neonazis angeklagt
* Genscher weiterhin auf Intensivstation
* Kurdische Familie, die im Kirchenasyl lebte, hat Deuschland verlassen
* Deutscher Kinderschutzbund fordert "Kinderpfennig" fuer Ostdeutschland
* "Multimedia" Wort des Jahres 1995
* Fussball: Erster Spielertransfer nach Urteil geplatzt
* Boerse



SPD und Gewerkschaften protestieren gegen neue Ladenoeffnungszeiten

Die heftigen Proteste von Gewerkschaften und SPD gegen die geplante Aenderung der Ladenoeffnungszeiten halten an. Auch in der Unionsfraktion verstaerkt sich der Widerstand gegen den juengsten Beschluss des Bonner Kabinetts. Neue Arbeitsplaetze wird die neue Regelung nicht bringen, ist der CDU-Abgeordnete Wolfgang Schulhoff ueberzeugt, lediglich eine Umverteilung von Kiosken auf normale Laeden wird die Folge sein, glaubt der Unionspolitiker. SPD-Fraktionsvize Rudolf Dressler bekraeftigte seine Kritik ebenfalls, die FDP wolle damit nur ihrer schwindenden Clientele einen Dienst erweisen, schimpfte der Oppositionspolitiker in einer Zeitung. Dort kuendigte auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, Margret Moenig-Raane, einen Marsch auf Bonn mit Tausenden von Teilnehmern an, wenn das Gesetz im Bundestag abgestimmt werden soll.


Studenten protestieren gegen neue BAFoeg-Regelung

Studenten aus der gesamten Bundesrepublik haben vor dem Bildungsministerium gegen den Plan von Minister Ruettgers protestiert, das BAFoeG nur noch als Darlehen zu marktueblichen Zinsen zu gewaehren. Der Generalsekretaer der Rektorenkonferenz, Lange, bezeichnete in einer gemeinsamen Presseerklaerung mit den Studenten Ruettgers Plaene als "schweren Schlag gegen das Bildungssystem".


Kinkel zu Besuch in Armenien

Bundesaussenminister Kinkel ist zu politischen Gespraechen in der armenischen Hauptstadt Rejewan eingetroffen, der ersten Station einer dreitaegigen Kaukasusreise. Im Mittelpunkt seiner Unterredungen mit Vertretern von Regierung und Opposition steht die Suche nach einer Konfliktloesung fuer die Armenierenklave Bergkarabach im Nachbarstaat Aserbaidschan. Vor Beginn seines Besuchs hatte der FDP-Politiker erklaert, die verschiedenen Krisenherde in der Region duerften Deutschland und seine Partner in der Europaeischen Union nicht gleichgueltig lassen, Dies gelte besonders wegen der moeglichen Ausstrahlung der Konflikte in die Tuerkei und nach Russland. Kinkel, der als erster deutscher Aussenminister den Kaukasus besucht, wird in Armenien und Aserbaidschan Vertraege ueber die Forderung von Investitionen sowie Abkommen ueber eine kulturelle und Wissenschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnen.


Kohl setzt Hoffnungen in den Mittelstand

Bundeskanzler Kohl hat sich nachdruecklich zum Mittelstand bekannt. Deutschland brauche eine neue Kultur der Selbstaendigkeit, betonte der Kanzler am Vormittag bei einer Veranstaltung der Handwerkskammer in Kassel. Der Schluessel fuer neue Arbeitsplaetze liege im Aufbeu neuer Betriebe im selbstaendigen Mittelstand. Vom Oeffentlichen Dienst und von den Grossunternehmen seien keine neuen Beschaeftigungsmoeglichkeiten in nennenswertem Umfang zu erwarten, fuegte Kohl hinzu.


Auslandskorrespondenten in Peking protestieren gegen Ausweisung Borgs

Die in Peking akkreditierten Auslandskorrespondenten haben heute gegen die Ausweisung des deutschen Journalisten Borg protestiert. In einer Erklaerung heisst es, die Behandlung Borgs sei ein Angriff auf die Pressefreiheit. Damit werde versucht, alle in China taetigen auslaendischen Journalisten einzuschuechtern.


Vier mutmassliche Neonazis angeklagt

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat vier mutmassliche Neonazis wegen Gruendung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Den Maennern aus Braunschweig und Umgebung wird vorgeworfen, der seit 1992 verbotenen "Nationalen Front" anzugehoeren. Ihnen werden ausserdem Volksverhetzung und Verstoesse gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Unter anderem sollen die Beschuldigten auslaenderfeindliche Plakate angebracht und antisemitische Schriften verfasst haben.


Genscher weiterhin auf Intensivstation

Der Gesundheitszustand des FDP-Ehrenvorsitzenden Genscher ist weiterhin unklar. Der fruehere Bundesaussenminister wird derzeit auf der Intensivstation einer Herzklinik behandelt. Er war am vergangenen Wochenende mit einer schweren Bronchitis ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Angaben seiner Aerzte besteht aber kein Anlass zur Besorgnis.


Kurdische Familie, die im Kirchenasyl lebte, hat Deuschland verlassen

Die kurdische Familie Simsek, die fast 8 Monate im Kirchenasyl gelebt hat, hat Deutschland freiwillig verlassen. Der Pfarrer der betroffenen Kirchengemeinde bei Augsburg sagte, die Ehefrau habe die Hoffnung auf eine humanitaere Loesung ihres Falles aufgegeben. Die Kurdin und ihre zwei kleinen Kinder sollen sich jetzt in den Niederlanden aufhalten. Der Ehemann war im Maerz untergetaucht, nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden war.


Deutscher Kinderschutzbund fordert "Kinderpfennig" fuer Ostdeutschland

Der Deutsche Kinderschutzbund hat sich fuer die Einfuehrung eines "Kinderpfennigs" ausgesprochen. Mit ihm soll ein milliardenschweres Hilfsprogramm fuer Ostdeutschland finanziert werden. Der Kinderpfennig solle 15% des Solidaritaetszuschlags betragen. In den Neuen Bundeslaendern lebe jedes fuenfte Kind unterhalb der Armutsgrenze, im Westen aber "nur" jedes siebte.


"Multimedia" Wort des Jahres 1995

Zum Wort des Jahres hat die Gesellschaft fuer deutsche Sprache den Begriff "Multimedia" gewaehlt. Dieses Wort aus der Computerwelt betreffe inzwischen nahezu alle Lebensbereiche, heisst es in der Begruendung. "Multimedia" beschreibt die Verbreitung von Bild-, Ton- und Textdokumenten ueber Computer. In der engeren Auswahl fuer das Wort des Jahres waren auch "Kruzifixurteil", "Eurogeld", "Reichstagsverhuellung", "Virtuelle Realitaet", "Datenautobahn" und "Kampfeinsatz".


Fussball: Erster Spielertransfer nach Urteil geplatzt

Nach dem Urteil des Europaeischen Gerichtshofes zum Transfer von Fussballprofis ist zum ersten Mal ein Wechsel geplatzt. Der Oesterreicher Cerny sollte urspruenglich vom FC Tirol Innsbruck an den Bundesligisten 1860 Muenchen verkauft werden. Die Abloesesumme sollte 1,4 Millionen DM betragen. Innsbruck will den Spieler nun bis zu dessen Vertragsende an Muenchen leihen und ueber eine Leihgebuehr die verpasste Abloesezahlung wieder hereinholen.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4416
ECU-Wert(1 ECU)  1,88063
England(1 Pfund)  2,2194
Schweiz(100 sfr)  124,350
Frankreich(100 FF)  29,085
Italien(1000 Lit)  0,9003
Oesterreich(100 oeS)  14,193
Spanien(100 Ptas)  1,1741
Japan(100 Yen)  1,4137
 
Einige Indizes:
DAX:2262,07
Dowjones-Index:5109,89 (aus technischen Gruenden Wert vom Vortag)  
Nikkei-Index:19448,59



Quellen

DLF    12:00 MEZ    21:00 MEZ
SWF3    13:00 MEZ
Radio7    10:00 MEZ