GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 29.06.1994



* Badeverbot in der Isar nach Klaerwerksunfall
* Katholikentag eroeffnet
* Schrempp uebernimmt Nachfolge von Reuter bei Daimler Benz
* Bundestag entscheidet ueber zweite Stufe der Postreform
* Posttarifparteien haben Verhandlungen fortgesetzt
* Umweltminister Fischer fuer Geschwindigkeitsbegrenzungen
* Deutsche Aerospace legt Sparplaene vor
* Aussenminister Kinkel ueber die Praesidentschaft in der EU
* Gewitter ueberraschte Muensterland
* Effenberg aus der Nationalmannschaft verstossen



Badeverbot in der Isar nach Klaerwerksunfall

Die Regierung von Oberbayern hat das Badeverbot in der Isar zwischen Bad Toelz und der noerdlichen Grenze des Landkreises Muenchen auf unbestimmte Zeit verlaengert. Die Auswertung der Wasserproben habe ergeben, dass verschiedene Messwerte noch ueber den zulaessigen Grenzen laegen, sagte ein Regierungssprecher. Bei einem Klaerwerkunfall im oberbayerischen Bad Toelz waren am Montag stundenlang die Abwaesser von rund 100.000 Bewohnern im Einzugsgebiet der Kurstadt in den Fluss gestroemt.


Katholikentag eroeffnet

Dresden. "Untwegs zur Einheit" lautet das Motto des deutschen Katholiken- Tages in Dresden. Es ist der erste auf ostdeutschem Boden seit der Wiedervereinigung. Zur Eroeffnungsfeier auf dem Schlossplatz sind unter Anderem Bundespraesident Richard von Weizaecker und saechsische Minister- praesident Kurt Biedenkopf eingeladen. In den naechsten fuenf Tagen erwarten die Organisatoren etwas 30.000 Dauerteilnehmer und 50.000 Tagesgaeste. Zur Einheit zwischen den christlichen Kirchen und zwischen den Bundesbuergern hat die Praesidentin des Zentralkommitees deutscher Katholiken Rita Waschbuesch (sp?) am 92sten Katholikentag in Dresden aufgerufen. Wenige Stunden vor der offiziellen Eroeffnung auf dem Schlossplatz sagte sie, das Motto "Unterwegs zur Einheit" bedeute, gerade mit Menschen ausserhalb der Kirche das Gespraech zu suchen. Noch nie sei ein Katholikentag so stark von der Oekumene gepraegt gewesen wie diesmal. Mit der Wahl Dresdens als Austragungsort betreten die Katholiken Neuland, denn mehr als 2/3 der Einwohner gehoeren keiner Konfession an. Bei den Glaeubigen sind die Katholiken mit 4 % klar in der Minderheit. Zu den Besonderheiten des diesjaehrigen Treffens gehoert deshalb der Dresdentag am Sonnabend, zu dem alle Einwohner der Stadt eingeladen sind, ins Gespraech mit den Katholiken zu treten.


Schrempp uebernimmt Nachfolge von Reuter bei Daimler Benz

Stuttgart. Der naechste Vorstandsvorsitzende der Daimler Benz AG heisst Juergen Schrempp. Der Aufsichtsrat des groessten deutschen Industrie- konzerns bestimmte heute den derzeitigen Vorstandschef der Deutschen Aerospace AG als Nachfolger fuer den Konzernchef Ezard Reuter. Der 49jaehrige Schrempp soll das Amt bei der naechsten Hauptversammlung des Konzerns im Mai 1995 uebernehmen.


Bundestag entscheidet ueber zweite Stufe der Postreform

Bonn. Der Bundestag entschied heute ueber die zweite Stufe der Postreform. Die Unternehmen sollen in Aktiengesellschaften umgewandelt und spaeter verkauft werden. Mit einer Mehrheit von 4/5 der Anwesenden und mehr als 2/3 der gesamten Parlamentarier hat der Bundestag eine Aenderung des Grund- gesetzes zur Privatisierung der Post beschlossen. Post, Arbeitgeber und Gewerkschaft muessen sich bei den laufenden Tarif- verhandlungen einig werden ueber die Mitbestimmung, den Sozialtarifvertrag und die Massregelungsklausel. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass am Streit beteiligte Postbedienstete nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Die Postgewerkschaft kritisierte die Zustimmung der SPD im Bundestag als verhaengnisvoll. Mit der Privatisierung wuerden Arbeitsplaetze vernichtet. Allein mit der Privatisierung der Telekom gingen in Europa 238 Tausend Arbeitsplaetze verloren. Die SPD meldete an, dass sie so eine Einigung der laufenden Tarif- verhandlungen nicht zustande kommt, sie die Entscheidung des Bundestags im Bundesrat wieder kippen wuerde.


Posttarifparteien haben Verhandlungen fortgesetzt

Frankfurt. Die Posttarifparteien haben am Vormittag ihre Verhandlungen fortgesetzt, nachdem die Verhandlungen in der vergangenen Nacht ergebnis- los abgebrochen wurden. Es droht ein Eklat. Die Gewerkschaft hat die Streiks in den Bezirken Nord-Baden, Pfalz und Stuttgart ausgeweitet. Neben den Briefeingangsaemtern in Reutlingen und Tuebingen lagt der Schwerpunkt der Streiks heute bei der Telekom. Die Techniker von 55 Fern- meldeaemter legten ihre Arbeit nieder. Serviceleitstungen wie Entstoerung und Neuanschluesse fielen deshalb weitgehendst aus. In Baden-Wuerttemberg sind drei Aemter betroffen, auesserdem die zentrale Funkrechenstelle in Mannheim, zustaendig fuer alle C-Funknetzkunden. In Rheinland-Pfalz wurden acht Aemter bestreikt. Im hessischen Rhein-Main Gebiet wurde ausserdem die Fernsprechauskunft bestreikt. Am Mittag sind die die Verhandlungsparteien wieder naeher gekommen. Die Deutsche Postgewerkschaft stimmte der Vereinbarung ueber eine Mitbestimmung in den drei privatisierten Postunternehmen zu. Die Warnstreiks sollen allerdings solange weitergehen, bis die Tarifpartner sich in allen Punkten einig sind.


Umweltminister Fischer fuer Geschwindigkeitsbegrenzungen

Koeln. Hessens Umweltminister Fischer fordert Konsequenzen aus dem Ozon- versuch im Raum Heilbronn. Im Express sagte Fischer, Geschwindigkeits- begrenzungen seien Noetig um den Schadstoffausstoss zu veringern.


Deutsche Aerospace legt Sparplaene vor

Bremen. Bei der Deutschen Aerospace haben sich Betriebsrat und Arbeitgeber auf Sparplaene geeinigt. Danach wird die Deutsche Aerospace bis 1996 sechs Standorte aufgeben und 10.000 Arbeitsplaetze einsparen.


Aussenminister Kinkel ueber die Praesidentschaft in der EU

Im Bundestag hat heute Aussenminister Kinkel seine Vorstellungen ueber die Praesidentschaft der Bundesrepublik in der Europaeischen Union vorgestellt. Bonn uebernimmt am Freitag fuer ein halbes Jahr den Vorsitz der 12 EU Staaten. Alles in allem strebt Bonn die Staerkung des Standortes Europa und seine Wettbewerbsfaehigkeit, sowie die Sicherung der Arbeitsplaetze an. Dement- sprechend sollen Wettbewerbshemmende Faktoren, wie ueberzaehlige Vor- schriften und Reglementierungen durchforstet und die Buerokratie verringert werden. Bildungs- und Ausbildungssysteme sollen europaweit verbessert und ausgebaut werden. Deutschland strebt daneben das Knuepfen transeuropae- ischer Netze bei den Verkehrs- und Telekommunikationswegen an. Daneben will Deutschland, das sich zum Anwalt fuer die mittel- und osteuropae- ischen Reformstaaten ernannt hat, eine Oeffnung des europaeischen Marktes fuer Produkte dieser Laender durchsetzen. Ausgenommen seinen lediglich Agrarprodukte. Deutschland will ausserdem Gelder fuer die Sicherheit der Atomkraftwerke der europaeischen Partner bereitstellen. Kritik kam von Seiten der SPD. Fraktionschef Klose sagte zur Arbeitslosig- keit in Europa: "18 Millionen Arbeitslose, das ist Sprengstoff fuer die Europaeische Union. Ich bin kein Prophet, aber ich wage eine Prophezeiung: Wenn es nicht gelingt diese Zahl zu mindern und die Arbeitslosigkeit zu senken, wird der heute schon in der EU zu beobachtende Wettbewerk um Arbeitsplaetze den Zusammenhalt der Union schwaechen und zu einer Renationalisierung auch in Westeuropa fuehren. Das sind besorgnis- erregende Perspektiven."


Gewitter ueberraschte Muensterland

Eine Gewitterfront hat am Rande des Muensterlandes eine Spur der Verwuestung gezogen. Innerhalb einer Stunde kam ein aelterer Mann ums Leben, sechs Menschen wurden verletzt, der Sachschaden geht in die Millionen. In Buchhold-Hemten (sp?) an der deutsch-niederlaendischen Grenze zertruemmerte ein Blitz einen Bauernhof, ein 71jaehriger Mann wurde von den Truemmern erschlagen. Wolkenbruchartige Regenfaelle loesten Ueberschwemmungen aus.


Effenberg aus der Nationalmannschaft verstossen

Chicago. Die Affaire Effenberg entwickelt sich anscheinend zu einer neuen Belastungsprobe fuer die Deutsche Fussballnationalmannschaft. Thomas Helmer berichtet aus dem Spielerlager die Mannschaft sei betroffen, sie haette Effenberg behalten wollen. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestags- Fraktion Mueher warf dem DFB vor, ein stockkonservativer Verein zu sein. Bundestrainer Vogts sei seinem Job nicht gewachsen. Effenberg war gestern aus der Mannschaft geflogen, weil er dem Publikum seinen Mittelfinger gezeigt hatte.


Quellen

SWF3    7:00 Uhr MESZ
B5    7:30 Uhr MESZ
SDR3    13:00 Uhr MESZ
Radio 7    14:00 Uhr MESZ
B5    20:00 Uhr MESZ
(Wegen Personalmangel aus Temperaturgruenden entfallen heute Wetter und
Boerse, wir bitten dies zu entschuldigen oder tolerieren. Anm. d. Red.)