GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 13.02.1996



* Buendnis fuer Arbeit nimmt konkrete Formen an
* Kontroverse zwischen Bonn und Zagreb
* Reuter stellt Aufsichtsratposten zur Verfuegung
* Inflationsrate bei 1.5 Prozent
* Schmuggelplutonium stammt angeblich doch aus Moskau
* Keine Endlagerung deutscher Atomabfaelle in La Hague
* Aufhebung des Importverbotes fuer britisches Rindfleisch gefordert
* Festgenommene Kurden wieder frei
* Japanische PKW haben die wenigsten schwerwiegenden Maengel
* Wettbewerb um den Euro
* Bergung einer deutschen Skigruppe gestaltet sich schwierig
* Zahl der Rauschgifttoten sinkt weiter
* Teilweise heftige Schneefaelle beeintraechtigen Strassenverkehr
* In eigener Sache



Buendnis fuer Arbeit nimmt konkrete Formen an

Das Buendnis fuer Arbeit nimmt konkrete Forman an. Nach dreistuendiger Gespraechsrunde beim Kanzler einigten sich Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeber darauf, die derzeitige Praxis der Fruehrente durch ein Modell der Teilzeitarbeit zu ersetzen. Das Alter fuer den kompletten Rentenanspruch wird schrittweise angehoben, das Ziel ist 63 Jahre. Arbeitgeberpraesident Murrmann sagte, durch die Neuregelung werde die Rentenversicherung Milliarden sparen. Der 55. Geburtstag ist der Stichtag. Danach kann jeder Arbeitnehmer theoretisch halb soviel arbeiten fuer rund 70 Prozent seines vorherigen Einkommens. Vorausgesetzt, sein Arbeitgeber schafft einen solchen Teilzeitarbeitsplatz und stellt fuer die freigewordene halbe Stelle auch noch jemand neuen ein. Dann schaut die Rechnung so aus: halber Lohn fuer halbe Arbeit plus 20 Prozent Lohnzuschlag plus Aufstockung des Rentenbeitrags auf 90 Prozent - beides von der Bundesanstalt fuer Arbeit. Erst wer zwei Jahre Teilzeit gearbeitet hat, kann danach in Fruehrente. Fuer Bundesarbeitsminister Bluem nicht nur eine gute Chance, die Teilzeitarbeit jetzt in Schwung zu bringen. "Wir wollen das mit einem Stueck Humanisierung verbinden, den Uebergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand sachter zu gestalten, als das bisher ueblich war". Auch fuer DGB-Chef Dieter Schulte ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem die Zusicherung, dass alle, die schon in Fruehrente sind, von der neuen Regelung nicht betroffen werden. Jetzt muessten die Arbeitgeber nur noch beweisen, dass sie auch genug Teilzeitarbeitsplaetze schaffen koennen. "Wir sind darauf angewiesen, dass dies Buendnis fuer Arbeit in diesem Zusammenhang nicht nur ein Wort ist, sondern insbesondere auch die Unternehmer solche Arbeitsplaetze kuenftig zur Verfuegung stellen." Arbeitslose sollen nach der neuen Regelung erst ab 60 Jahren in Fruehrente gehen koennen. Diese Altersgrenze soll ab 1997 schrittweise auf 63 angehoben werden. Fuer jedes Jahr unter der Altersgrenze sollen 3.6 Prozent vom vollen Rentenanspruch abgezogen werden.


Kontroverse zwischen Bonn und Zagreb

Der Streit zwischen Bonn und Zagreb ueber die Plaene der EU-Verwalter fuer Mostar schwelt weiter. Bei seinen Gespraechen mit der kroatischen Fuehrung in Zagreb konnte Bundesaussenminister Kinkel den Konflikt heute nicht beilegen. Kinkel sicherte dem EU-Verwalter Koschnik seine volle Unterstuetzung zu und stellte sich hinter dessen Entscheidung, das von Moslems und Kroaten bewohnte Mostar in sieben Verwaltungsbezirke aufzuteilen. Der kroatische Aussenminister Granic foderte dagegen Nachbesserungen fuer seine Landsleute. Beim Treffen im Aussenministerium wurde die Kluft zwischen den beiden Ausseministern recht deutlich. Klaus Kinkel betonte, dass er Koschnik nicht in den Ruecken fallen werde, sich vom Schiedsspruch Koschniks nicht distanziere. Granic forderte unmissverstaendlich neue Verhandlungen ueber die Aufteilung Mostars. Um den Streit zu beenden raeumte Kinkel allerdings die Moeglichkeit zu einer ehrenhaften Kompromissloesung ein. Auf der Pressekonferenz machte Kinkel dann Druck. Der Friedensvertrag von Dayton ist zerbrechlich, sagte er, die Konfliktparteien sollen sich an den Zeitrahmen halten, aber auch an die Abmachungen. "Ich habe unmissverstaendlich und deutlich und nicht verwechselbar und klar gesagt, dass die Europaeische Union und insbesondere die Bundesregierung voll und ganz hinter dem steht, was Koschnik als Dekret verordnet hat." In aller Deutlichkeit verurteilte Granic die Angriffe gegen Koschnik. Aber die Kroaten wollen neu verhandeln und die Streitigkeiten um den Zentralbezirk in Mostar direkt mit den Moslems schlichten.


Reuter stellt Aufsichtsratposten zur Verfuegung

Der fruehere Vorstandschef der Daimler Benz AG, Reuter, hat nach Informationen der deutschen Presseagentur sein Mandat im Aufsichtsrat zur Verfuegung gestellt. dpa meldete, dies habe man zuverlaessig am Rande einer Veranstaltung in Bonn erfahren. Reuter bestaetigte diese Meldung auf einer Pressekonferenz in Bonn. Dies gelte mit sofortiger Wirkung. Gruende fuer diese Entscheidung nannte er nicht. Der 67jaehrige Reuter war wegen des Rueckzugs von Daimler beim niederlaendischen Flugzeugbauer Fokker und wegen der Aufloesung des AEG-Konzerns erneut kritisiert worden. Der Daimler-Benz-Konzern hatte vor kurzem mitgeteilt, dass er fuer das abgelaufene Geschaeftsjahr einen Verlust von 6 Milliarden DM erwarte.


Inflationsrate bei 1.5 Prozent

Wiesbaden. Die jaehrliche Inflationsrate in Deutschland ist im Januar mit 1.5 Prozent auf das niedrigste Niveau seit knapp 7.5 Jahren gefallen. Im Vergleich zum Dezember 1995 stiegen die Preise um 0.1 Prozent. Am staerksten verteurten sich im vergangenen Monat saisonabhaengige Lebensmittel und Mieten. Deutlich billiger wurde wegen der Abschaffung des Kohlepfennigs der Strom.


Schmuggelplutonium stammt angeblich doch aus Moskau

Bonn/Moskau. Das im August 1994 von Moskau nach Muenchen geschmuggelte Plutonium stammt nach Angaben deutscher Sicherheitsexperten doch aus dem Kernforschungszentrum Obninsk bei Moskau. Wie die Nachrichtenagentur dpa meldet, gehen diese Erkenntnisse aus einem Rechtshilfeersuchen hervor, das vom russischen Sicherheitsdienst an die Bundesregierung geschickt wurde. Der dreiseitige Brief stamme aber weder vom russischen Atomministerium noch vom russischen Inlandsgeheimdienst. Das Bonner Justizministerium lehnte jede Stellungnahme ab. Ein Sprecher sagte, Rechtshilfeersuchen seien vertraulich. Zuvor hatte das russische Atomministerium mitgeteilt, es habe keine Informationen ueber die Herkunft der etwa 400 Gramm Plutonium.


Keine Endlagerung deutscher Atomabfaelle in La Hague

La Hague. Eine Endlagerung deutscher Atomabfaelle wird es in der franzoesischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague nicht geben. Das bekraeftigen Bundesumweltministerin Merkel und ihre franzoesichen Amtskollegin Lepage. In La Hague bei Cherbourgh werden auch Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken wiederaufbereitet. Die Rueckfuehrung des dabei freiwerdenden Atommuells in die Bundesrepublik ist von beiden Seiten vertraglich vereinbart. Inzwischen wird in Frankreich der erste Transport hochradioaktiven Atommuells ins niedersaechsische Gorleben vorbereitet. Ministerin Merkel bestaetigte, dass der Transport in einem franzoesischen Castor-Behaelter mit der Bahn voraussichtlich noch im Fruehjahr erfolgen werde.


Aufhebung des Importverbotes fuer britisches Rindfleisch gefordert

Bruessel. Die EU-Kommission hat die Bundesregierung aufgefordert, das von vier Bundeslaendern verhaengte Importverbot fuer britisches Rindfleisch wieder rueckgaengig zu machen. In einem Schreiben aus Bruessel heisst es, die Bundesregierung habe einen Monat Zeit, fuer die Durchsetzung der EU-Regelung zu sorgen. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Einfuhrverbote stuenden im Widerspruch zu den Gesetzen der Europaeischen Union.


Festgenommene Kurden wieder frei

Stuttgart. Die Polizei hat bis zum Mittag die rund 90 Kurden freigelassen, die gestern in Baden-Wuerttemberg in Gewahrsam genommen worden waren. Das sagte ein Sprecher des Stuttgarter Innenministeriums. Die Kurden waren im Rahmen eines Polzeieinsatzes gegen eine erwartete illegale Demonstration der verbotenen Arbeiterpartei PKK vorlaeufig festgenommen worden. Gegen die Gebietsrepraesentantin der PKK fuer Suedwestdeutschland wurde heute morgen Haftbefehl erlassen. Der zustaendige Ermittlungsrichter am Karlsruher Bundesgerichtshof legt ihr Raedelsfuehrerschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Last.


Japanische PKW haben die wenigsten schwerwiegenden Maengel

Bonn. Bei japanischen PKW gibt es nach Angaben des TUEV bis ins hohe Alter in den seltensten Faellen schwerwiegende Maengel. Nach dem diesjaehrigen TUEV-Autoreport koennen deutsche Fabrikate erst nach etwa neun Jahren an der Konkurrenz aus Fernost vorbeiziehen. In diesem Alter belegt der Porsche 911 die Spitzenposition in der Robustheitsrangliste des TUEV, gefolgt von zwei Volvo-Modellen. Die Rangliste der neueren Modelle fuehren die Toyota-Modelle Carina und Camri, sowie der Subaru Justy an. Als Grundlage der TUEV-Statistik dienen die Daten von rund 4 Millionen Hauptuntersuchungen an PKW. Insgesamt wiesen ueber 2 Millionen der vom TUEV untersuchten Autos schwerwiegende Maengel auf.


Wettbewerb um den Euro

Von heute bis zum 13. September dauert der Wettbewerb um das neue Euro-Geld. Grafiker aus sieben Laendern bringen ihre Entwuerfe fuer den Euro zu Papier. Die endgueltige Entscheidung ueber die neue Waehrung und ihr Aussehen soll aber der europaeischen Zentralbank vorbehalten bleiben. Ab sofort duerfen europaeische Grafiker sieben Euroscheine auf einen Schlag entwerfen. Das europaeische Waehrungsinstitut eroeffnete den Wettbewerb fuer 5er, 10er, 20er, 50er, 100er, 200er und 500er Noten, lautend auf "Euro". Es gab zwei Optionen vor: eine traditionelle Linie, wie sie auf den aktuellen DM-Noten umgesetzt wird. "Zeitalter und Stilepochen Europas" lautet die Ueberschrift. Auf der einen Seite des Eurogeldscheins soll ein Portrait einer wichtigen europaeischen Persoenlichkeit abgedruckt oder auch Firguratives - ein Bild, ein Ereignis oder eine Erfindung - waehrend die andere Seite des Euroscheins ein Bauwerk aus der entsprechenden Epoche zeigen sollen. Heisse Diskussionen werden entbrennen, was historisch, europaeisch und was rein national ist, heisst es aus der deutschen Grafikerzunft. Und deshalb hat das EWI wohl auch die andere Option zugelassen - ein abstraktes oder modernes Design fuer die Euroscheine. Diese Aufgabe ist nicht einfach, meinen Geldscheingrafiker, denn natuerlich gibt es Auflagen, die das Geld faelschungssicher machen sollen. Zudem muss sich Europa fuer einen gemeinsamen Standard etwa fuer die Groesse der Scheine entscheiden. Nur erfahrene Geldscheingrafiker duerfen die Euroscheine entwerfen. Deshalb werden die Teilnehmer an dieser Entwurfsrunde fuer den kuenftigen Euro von den nationalen Notenbanken ausgewaehlt.


Bergung einer deutschen Skigruppe gestaltet sich schwierig

Die Bergung einer deutschen Skigruppe in den franzoesischen Alpen wird zusehends schwieriger. Sturm und starke Schneefaelle behindern nach Angaben der franzoesischen Polizei weiterhin die Rettungsaktion fuer die acht Deutschen. Sie waren gestern Nachmittag ausserhalb der markierten Pisten in 2.500m Hoehe von einer Lawine ueberrascht worden, hatten sich aber unverletzt aus den Schneemassen befreien koennen. Ihr Bergfuehrer war nach dem Unglueck ins Tal gefahren und hatte die Behoerden alarmiert.


Zahl der Rauschgifttoten sinkt weiter

Bonn. Die Zahl der Rauschgifttoten in Deutschland ist weiter gesunken. In den letzten vier Jahren gab es insgesamt ein Viertel weniger Rauschgifttote. Der Trend geht weg vom Heroin hin zu Aufputschmitteln. Im vergangenen Jahr bemerkte die Polizei fast 20 Prozent weniger Heroinkonsumenten, dafuer 140 Prozent mehr LSD-Schlucker. Aehnlich der Anstieg bei der Party- und Discodroge Ecstasy. Eduard Lindner, Drogenbeauftragter der Bundesregierung, will deshalb trotz der weniger Toten nicht von echter Entspannung sprechen, zumal das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr erstmals 15 Ecstasy-Tote gezaehlt hat. Sieben von ihnen veruebten Selbstmord. Staatliche Aufklaerung ueber Broschueren reichen nicht aus, so Lindner. Er plant deshalb Aufklaerungskampagnen in Diskotheken und erhofft sich die Aechtung der synthetischen Drogen, aehnlich wie das bei Zigaretten schon gelungen sei. Es duerfe nicht mehr schick sein, sich durch Drogen hochzuputschen. Strikt ablehnend bleibt die Bundesregierung dem Bericht zufolge gegenueber den Bestrebungen, Methadon-Programme auszuweiten oder gar Originaldrogen ueber Apotheken auszugeben.


Teilweise heftige Schneefaelle beeintraechtigen Strassenverkehr

Stuttgart. Zum Teil heftige Schneefaelle haben in einigen Teilen Deutschlands zu Behinderungen im Strassenverkehr gefuehrt. Betroffen waren Baden-Wuerttemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Berlin und Brandenburg. Im Suedwesten gab es vor allem auf der Schwaebischen Alb und im Schwarzwald glatte Strassen. Bei einigen Unfaellen entstanden nur Blechschaeden.


In eigener Sache

Die GermNews-Ausgabe vom Montag, den 12.02.1996 musste aus Personalmangel leider entfallen.


Quellen

B5    8:30 MEZ    21:30 MEZ
SDR3    11:00 MEZ    15:00 MEZ    19:00 MEZ
DLF    22:00 MEZ