GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 23.07.1996



* Mehrere Brandanschlaege auf tuerkische Einrichtungen
* Keine baldige Rueckkehr bosnischer Kriegsfluechtlinge
* Verzehr von Schaf- und Ziegeninnereien bedenklich
* Armut ist Ursache der Jugendkriminalitaet
* Reetsma-Entfuehrung aufgeklaert
* Rechte von Asylbewerbern gestaerkt
* Deutschland will Suedafrika unterstuetzen
* Schafe koennen moeglicherweise auch an BSE erkranken
* Ariane 5 aufgrund Computerfehler abgestuerzt
* Arbeitsplatzabbau bei Airbus geringer als geplant
* Beamte muessen wieder laenger arbeiten
* Durchbruch im Kampf gegen Depressionen
* Zeuge im Berliner Diskothekenanschlag ums Leben gekommen
* Wetter



Mehrere Brandanschlaege auf tuerkische Einrichtungen

Unbekannte haben in der vergangenen Nacht in mehreren deutschen Staedten Brandanschlaege tuerkische auf Einrichtungen veruebt. Nach Angaben der Polizei wurde bei einem Anschlag in Bremen eine Person verletzt. In den Raeumen eines tuerkischen Vereins entstand erheblicher Sachschaden. Die Polizei nahm inzwischen fuenf tuerkische Tatverdaechtige fest. In Koeln und Oberhausen konnten die Braende jedoch rasch geloescht werden. In Koeln nahm die Polizei zwei Verdaechtige fest. In Berlin-Kreuzberg brannte am Abend ein tuerkischer Verlag aus. Die Brandanschlaege stehen moeglicherweise im Zusammenhang mit Hungerstreiks in tuerkischen Gefaengnissen. Davon gehen die Ermittler aus. In rund 50 Gefaengnissen protestieren die zumeist politischen Gefangenen gegen die Haftbedingungen. Der tuerkische Minister von der Wohlfahrtspartei weigert sich nach wie in irgendeiner Weise auf die Haeftlinge zuzugehen. Gestern hatten sie verlangt mit einer Regierungsdelegation ueber ihre Probleme sprechen zu koennen. Die Haeftlinge bleiben bei ihren zentralen Forderungen: Untersuchungshaeftlinge sollen am Ort der Gerichtsverhandlung inhaftiert werden und nicht Hunderte von Kilometern entfernt. Haeftlinge sollen nicht laenger auf dem Weg zum Gericht geschlagen werden, lautet eine weitere Forderung der Hungerstreikenden, die allen Anschein nach berechtigt ist. In einem Bericht des damals noch existierenden Menschenrechtsministeriums wird in einem Bericht von einem Prozess in Izmir geschildert, der nicht stattfinden konnte, weil die Angeklagten verhandlungsunfaehig waren. Ihnen lief Blut aus Mund und Nase und sie hatten Wunden am ganzen Koerper. Nach dem Tod eines Haeftlings nach 65-taegigen Fasten war es am Sonntag in Istanbul zu Zusammenstoessen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.


Keine baldige Rueckkehr bosnischer Kriegsfluechtlinge

Koeln. Die Mehrheit der bosnischen Fluechtlinge in Deutschland kann nach Ansicht einer Mitarbeiterin des Fluechtlingshilfwerk der UNO nicht vor dem Fruehjahr naechsten Jahres in ihre Heimat zurueckkehren. UNO-HCR-Mitarbeiterin Kumin sagte in einem Interview, die Fluechtlinge haetten Angst vor einem neuen Krieg, wenn die internationale Friedenstruppe Ende des Jahres abzieht. Ausserdem verweigerten bosnische Serben den Moslems und Kroaten die Rueckkehr in ihre Heimatgebiete.


Verzehr von Schaf- und Ziegeninnereien bedenklich

London. In Grossbritannien sollen Innereien von Schafen und Ziegen nicht mehr fuer den menschlichen Verzehr zugelassen werden. Diese Massnahme beschloss das britische Parlament im Rahmen eines Programms zur Bekaempfung der Rinderseuche BSE. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums handelt es sich um eine reine Vorsichtsmassnahme, um einen moeglichen UEbertragungsweg von BSE zu unterbrechen. Gestern hatte EU-Agrarkommissar Fischler vorgeschlagen, den Verbrauch bestimmter Schaf- und Ziegeninnereien zu verbieten.


Armut ist Ursache der Jugendkriminalitaet

Stuttgart. Die zunehmende Armut in Deutschland ist nach Ansicht des niedersaechsischen Kriminologen Pfeifer eine wesentliche Ursache fuer den Anstieg der Jugendkriminalitaet. In einem Interview mit der STUTTGARTER NACHRICHTEN sagte Pfeifer, viele Jugendlichen aus aermeren Schichten seien mit gleichaltrigen konfrontiert, die ihren Reichtum, zum Beispiel die Kleidung, geradezu provokativ zur Schau stellen.


Reetsma-Entfuehrung aufgeklaert

Hamburg. Die Entfuehrung des Millionaers Reetsma ist offenbar aufgeklaert. Das berichtet das HAMBURGER ABENDBLATT unter Berufung auf Erkenntnisse der Polizei. Insgesamt seien sechs Maenner an der Tat beteiligt gewesen. Neben vier Deutsche, von denen drei in Untersuchungshaft sitzen, sollen auch ein Hollaender und ein Slowene in den Fall verwickelt sein. Die Polizei will zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Reetsma war vor vier Monaten vor seinem Haus im Hamburger Stadtteil Blankenese ueberwaeltigt und gekidnappt worden. Seine Entfuehrer hatten ihn nach 33-taegiger Geiselhaft gegen die Zahlung eines Loesegeldes von 30 Millionen Mark freigelassen.


Rechte von Asylbewerbern gestaerkt

Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht hat die Rechte von Asylbewerbern gestaerkt. In einem heute veroeffentlichten Beschluss des BVG sind die Behoerden angewiesen, Asylbewerbern im Falle eines Umzugs ausfuehrlich und verstaendlich ueber ihre Pflichten bei der Adressenaenderung zu informieren. Laut BVG werden sonst die Rechte der Fluechtlinge in verfassungswidriger Weise verletzt. Damit wurde der Beschwerde eines kurdischen Fluechtlingspaares stattgegeben, das nach unzureichender Mitteilung seiner neuen Anschrift abgeschoben werden sollte. Das Paar hatte den in deutscher Sprache abgedruckten Belehrungsvordruck nicht verstanden, aber dennoch unterzeichnet. Zwar habe ein Dolmeterscher die Belehrungen routinemaessig uebersetzt, man muesse aber bezweifeln, ob die Asylbewerber alle Konsequenzen verstanden haben. Die Aufgliederung der Behoerden in Auslaenderbehoerde, Sozialamt und -gericht habe der Dolmetscher gar nicht erlaeutert. Die Verfassungsrichter sehen, dass Asylbewerber mit dem deutschen Behoerdenwesen leicht ueberfordert sind. Die Beschwerdefuehrer konnten annehmen, dass sich die Behoerden untereinander informieren wuerden. Schliesslich hatten die beiden ja eine Sozialarbeiterin gebeten, den zustaendigen Behoerden die Adressaenderung mitzuteilen. Aber selbst die, die mit dem deutschen Behoerdenrecht vertraut ist, war der Situation nicht gewachsen.


Deutschland will Suedafrika unterstuetzen

Pretoria/Suedafrika. Aussenminister Kinkel hat Suedafrika deutsche nterstuetzung versprochen. Kinkel erklaerte heute mittag, die Bundesregierung hoffe, dass bald die Verhandlungen ueber eine Freihandelszone zwischen Suedafrika und der Europaeischen Union beginnen. Die politische Fuehrung um Praesident Mandela sei ein Jahrhundertgluecksfall. Mandela sagte heute bei einem Gespraech mit Kinkel in Pretoria, Deutschland sei der wirtschaftliche Wunschpartner Suedafrikas.


Schafe koennen moeglicherweise auch an BSE erkranken

Bruessel. Landwirtschaftsminister Borchert will, dass geprueft wird, ob der Erreger der Rinderseuche BSE auch auf Schafe uebertragen werden kann. Am Rande der Agrarministerberatung in Bruessel erklaerte er heute, es sei moeglich, dass Schafe nicht wie bislang angenommen an der Tauberkrankheit sondern an BSE gestorben seien. Agrarkommissar Fischler hatte von Experimenten berichtet, bei denen Schafe mit dem BSE-Erreger infiziert werden konnten.


Ariane 5 aufgrund Computerfehler abgestuerzt

Nach einem Bericht der europaeischen Raumfahrtagentur hat die staerkste und groesste Rakete der Ariane-Familie in ihrem gescheiterten Jungfernflug 37 Sekunden nach dem Start saemtliche Navigationsdaten verloren. Laut ESA war ein Teil der Software vor dem Start nicht getestet worden. Ein neuer Testflug der Ariane 5 werde nicht vor dem kommenden Fruehjahr moeglich sein, so ein Sprecher der Europaeischen Raumfahrtagentur.


Arbeitsplatzabbau bei Airbus geringer als geplant

Bremen. Im Flugzeugbau der Daimler Benz Airospace sollen rund 1800 Stellen weniger gestrichen werden, wie geplant. Dies teilte der Betriebsrat nach monatelangen Verhandlungen mit der Unternehmensleitung mit. Bis Ende kommenden Jahres sollen ueber 11 500 Arbeitsplaetze erhalten bleiben. Derzeit hat Airbus 14 800 Mitarbeiter. Wie der Betriebsrat mitteilte, bleibt der Werk Laupheim vorlaeufig als Airbustochter bestehen. Die Zukunft des Werkes in Speyer sei noch nicht klar, doch werde die Firma weiter mit Airbus-Auftraegen versehen.


Beamte muessen wieder laenger arbeiten

Stuttgart. Die baden-wuerttembergischen Beamten sollen ab Oktober wieder 40 Wochenstunden arbeiten. Das beschloss bereits gestern der Ministerrat des Landes. Ministerpraesident Teufel begruendete diesen Schritt mit der schwierigen Haushaltslage. Baden-Wuerttemberg ist das 9. Bundesland, dass die Arbeitszeit auf 40 Stunden je Woche fuer Beamte anhebt.


Durchbruch im Kampf gegen Depressionen

Berlin. Deutschen Wissenschaftlern ist ein grosser Durchbruch im Kampf gegen menschliche Depressionen gelungen. Zum ersten Mal konnten Wissenschaftler vom Robert-Koch-Institut der Freien Universitaet Berlin menschliche Depressionsviren isolieren. Schon in der Antike klagte man ueber die sogenannte schwere Melancholie. In regelmaessigen Abstaenden fallen Menschen in tiefe Depressionen, wo oft nur starke Medikamente von Selbstmordgedanken abhalten. Tausende leiden an der Krankheit. Man weiss zwar bisher nicht, woher der Virus kommt und auf welchem Weg es den Menschen infiziert, jedoch kann man es demnaechst bekaempfen. Nach zehn Jahren Forschung haben Berliner Virologen den Erreger genetisch isoliert. Dadurch koennen die Wissenschaftler den Erreger auch im Reagenzglas vermehren und damit schneller Medikamente entwickeln.


Zeuge im Berliner Diskothekenanschlag ums Leben gekommen

Lissabon. Der fruehere Stasi-Offizier Wiegand ist in Portugal bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Wiegand ist ein wichtiger Zeuge im Prozess um den Anschlag auf die Berliner Diskothek La Belle. Die Polizei schliesst auch einen Mord nicht aus.


Wetter

Heute nacht kommen Gewitter auf, die bis hinein in die Nacht anhalten koennen. Dabei gibt es oertlich Starkregen und Hagel. Morgen ist es stark bewoelkt mit teilweise gewittrigen Regenschauern. Die Hoechsttemperaturen erreichen morgen 18 bis 22 Grad, im Bergland um 15 Grad. Am Donnerstag wird es wechselhaft mit Schauern und kuehl. Am Freitag wird sich das Wetter wieder beruhigen. Die Temperaturen werden dabei jedoch kaum ansteigen.


Quellen

SDR 3:    8:00 MESZ    9:00 MESZ    10:00 MESZ    11:00 MESZ    16:00 MESZ
Radio 7    13:00 MESZ    14:00 MESZ