GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 11.04.1996



* Grossbrand auf dem Duesseldorfer Flughafen
* Daimler Benz erwartet in diesem Jahr wieder einen Gewinn
* Issing warnt vor zu hohen Erwartungen an die Europaeische Waehrungsunion
* Vulkan-Aufsichtsrat stimmt Abkoppelung der ostdeutschen Werften zu
* Waigel lehnt Nachbesserung bei Beteiligung an ostdeutschen Werften ab
* Gruene fordern Aussetzung der Diaetenerhoehung
* Gruene fordern Rueckrufaktion fuer Rindfleisch in Fertigprodukten
* Kohl kuendigt Sparmassnahmen an
* Koalitionsgespraeche ueber Sparmassnahmen bei Sozialleistungen
* CDA gegen weitere Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenkasse
* SPD will morgen ueber kuenftigen Partei-Kurs beraten
* Geldbussen wegen Preisabsprachen bei Strassenmarkierungsarbeiten
* Ostdeutschland braucht noch lange die Unterstuetzung des Westens
* Einigung bei den Schlichtungsgespraechen in der Baubranche
* Kokainschmuggel nach Deutschland nimmt zu
* Kelly Family verschmutzt den Rhein
* Boerse



Grossbrand auf dem Duesseldorfer Flughafen

Bei einem Grossbrand auf dem Duesseldorfer Flughafen sind nach juengsten Angaben der Feuerwehr mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Die Behoerden befuerchten, dass sich die Zahl der Toten im Laufe der Bergungsarbeiten noch erhoeht. Der Ankunftsterminal sei zum Zeitpunkt des Ungluecks nicht gefuellt gewesen. Die Zahl der Verletzten wurde mit etwa 50 Personen angegeben. Die meisten von ihnen sollen Rauchvergiftungen erlitten haben. Die genaue Ursache des Brandes ist noch unklar. Das Feuer konnte inzwischen eingedaemmt werden, ist aber weiterhin nicht unter Kontrolle. Der Flugverkehr in Duesseldorf wurde eingestellt. Alle ankommenden Maschinen werden nach Koeln-Bonn umgeleitet. Die Polizei richtete ein Buergertelefon fuer Angehoerige ein.


Daimler Benz erwartet in diesem Jahr wieder einen Gewinn

Nach dem Rekordverlust von knapp 6 Milliarden DM im Jahr 1995 erwartet der Daimler Benz Konzern in diesem Jahr wieder einen Gewinn. Bei der Bilanz-Pressekonferenz sagte Konzernchef Schrempp in Stuttgart, der harte Sanierungskurs solle auch nach der Trennung von AEG und Fokker fortgesetzt werden. In 2 bis 3 Jahren muessten alle Geschaeftsbereiche von Daimler Benz eine Mindestrendite von 12% erwirtschaften. Schrempp woertlich: "Kostgaenger koennen wir uns auf Dauer nicht leisten. Ertrag geht vor Umsatz." Nach Schrempps Worten wird der Stellenabbau beim Konzern in Deutschland weitergehen, wenn nicht mehr betriebliche Buendnisse fuer Arbeit zustande kommen.


Issing warnt vor zu hohen Erwartungen an die Europaeische Waehrungsunion

Die Deutsche Bundesbank hat davor gewarnt, von der geplanten Europaeischen Waehrungsunion eine Art "Goldenes Zeitalter" zu erwarten. Der Chef-Volkswirt der Bundesbank, Issing, sagte heute auf einer Veranstaltung der Oesterreichischen Nationalbank in Wien, man solle sich keinesfalls im Zusammenhang mit der einheitlichen Waehrung reich rechnen. Schwierigkeiten werde es vor allem fuer die Lohnpolitik geben. Mit dem Wegfall der Wechselkurse koenne ein Druck auf die Angleichung der Einkommen und Gehaelter entstehen. Dieses Dilemma koenne man auch nicht durch die Einfuehrung einer europaeischen Sozialunion neutralisieren, meinte der Bundesbankdirektor. Ausserdem kritisierte Issing die Zeitverluste bei Sanierung der oeffentlichen Finanzen. Es zeige sich wieder einmal, dass die Politik erst dann zum Sparen bereit sei, wenn die Zwaenge uebermaechtig wuerden.


Vulkan-Aufsichtsrat stimmt Abkoppelung der ostdeutschen Werften zu

Der Aufsichtsrat der Bremer Vulkan Verbund AG hat der Abkoppelung der ostdeutschen Unternehmensteile zugestimmt. Ein Sprecher der IG Metall teilte am Abend in Hamburg mit, damit koennten die Werke in Wismar, Rostock und Stralsund nun ausgegliedert werden. Zuvor hatte sich bereits der Verwaltungsrat der Treuhand-Nachfolgerin BvS fuer eine solche Loesung ausgesprochen. Geplant ist, dass die BvS und das Land Mecklenburg-Vorpommern jeweils 40% des Gesellschaftskapitals uebernehmen sollen. Fuer die restlichen 20% will man private Investoren finden. Die Sitzung haben rund 2000 Beschaeftigte der Vulkan-Stammwerft in Bremen zum Anlass fuer eine Demonstration genommen. Sie protestierten gegen eine, wie es hiess, Zerschlagung des Verbundes.


Waigel lehnt Nachbesserung bei Beteiligung an ostdeutschen Werften ab

Bundesfinanzminister Waigel hat Forderungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern zurueckgewiesen, der Bund moege sich staerker als bisher geplant an der Sanierung der ostdeutschen Werften beteiligen. Eine Nachbesserung der vor einer Woche getroffenen Vereinbarung komme nicht in Betracht, erklaerte Waigel in Bonn. Danach muss die Schweriner Landesregierung ein Drittel der Kosten tragen, waehrend der Bund zwei Drittel uebernimmt. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpraesident Seite hatte diese Beteiligung seines Landes in einem Interview mit dem Deutschlandfunk als zu hoch bezeichnet. Seite kuendigte an, man wolle morgen in Bonn nachverhandeln.


Gruene fordern Aussetzung der Diaetenerhoehung

Die Gruenen wollen die Diaetenerhoehung stoppen. Die Fraktion von Buendnis 90 / Die Gruenen haelt es fuer nicht akzeptabel, dass die Bundestagsabgeordneten ab Juli ueber 500 DM mehr bekommen sollen, waehrend der Bevoelkerung Einschnitte ins soziale Netz drohen. In den vergangenen Tagen hatten schon Abgeordnete von CDU, SPD und FDP verlangt, die Diaetenerhoehung auszusetzen.


Gruene fordern Rueckrufaktion fuer Rindfleisch in Fertigprodukten

Die Gruenen fordern eine Rueckrufaktion fuer Rindfleisch in Fertigprodukten. Eine Sprecherin der Buendnis-Gruenen sagte, der BSE-Erreger sei in Deutschland weiterhin verdeckt vorhanden. Nach Ansicht der Buendnis-Gruenen koennen sich die Verbraucher nur nach der Rueckrufaktion in Deutschland wirklich sicher fuehlen. Die Anbieter sollen demnach Stueck fuer Stueck die Herkunft ihres verarbeiteten Fleisches beweisen. Kommt es nicht aus garantiert BSE-freien Bestaenden, soll das Produkt vernichtet werden. Auch der Bund fuer Umwelt und Natuerschutz schlaegt Alarm. Wenn sich an der modernen Massentierhaltung in Deutschland nichts aendert, seien weitere Seuchen wie BSE oder Schweinepest vorprogrammiert. Gemeinsame Forderungen von Gruenen und BUND: Entschaedigungszahlungen fuer Umsatzeinbussen sollen betroffene Landwirte nur gegen Auflagen zu artgerechter Tierhaltung erhalten.


Kohl kuendigt Sparmassnahmen an

Kanzler Kohl hat drastische Sparmassnahmen fuer Bund, Laender und Gemeinden angekuendigt. Gleichzeitig erteilte er in einem ARD-Interview einer Erhoehung der Mehrwertsteuer eine klare Absage. Kohl warnte ausserdem das Arbeitgeberlager vor einem Ausstieg aus den Flaechentarifvertraegen. Der Kanzler ist noch bis zum Wochenende an seinem Urlaubsort Bad Hofgastein in Oesterreich. Anschliessend will er in Bonn in die laufenden Verhandlungen ueber eine Steuerreform und Aenderungen im Sozialsystem eingreifen. Diese Verhandlungen werden zur Stunde in Bonn von Spitzenpolitikern der Koalition vorbereitet.


Koalitionsgespraeche ueber Sparmassnahmen bei Sozialleistungen

Im Bundeskanzleramt in Bonn sind heute Gespraeche ueber Sparmassnahmen bei der Rentenversicherung sowie bei anderen Sozialleistungen aufgenommen worden. Die Fraktionsvorsitzenden von Union und Freien Demokraten, Schaeuble und Solms, wollen gemeinsam mit Arbeitsminister Bluem und Finanzminister Waigel eine Koalitionsrunde vorbereiten, die am kommenden Sonntag stattfindet. Der Fraktionschef der FDP hat bereits deutlich gemacht, dass seine Partei Einschraenkungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie beim Kuendigungsschutz durchsetzen will. Die CDU-Sozialausschuesse haben vor einer Systemveraenderung bei der Lohnfortzahlung inzwischen gewarnt.


CDA gegen weitere Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenkasse

Ausserdem lehnen die Sozialausschuesse weitere Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenkasse ab. Die Schallmauer sei erreicht, sagte der stellvertretende CDA-Vorsitzende Ahrens in Bonn. Die gesetzliche Krankenversicherung muesse von staendigen politischen Eingriffen und versicherungsfremden Leistungen befreit werden, so Ahrens. Jede weitere Belastung schlage negativ auf den Arbeitsmarkt durch.


SPD will morgen ueber kuenftigen Partei-Kurs beraten

Der SPD-Vorsitzende Lafontaine will morgen abend in Bonn mit fuehrenden Sozialdemokraten ueber den Zustand des kuenftigen Kurses der Partei beraten. Lafontaine werde die anstehenden Probleme im kleinen Kreis eroertern, kuendigte SPD-Geschaeftsfuehrer Muentefering an. Zu dem Gespraech erwarte man auch den niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder. Die Verluste der SPD bei den juengsten Landtagswahlen hatten zu einer erneuten Debatte um den Kurs und das Profil der Partei gefuehrt. Muentefering widersprach Zeitungsmeldungen, wonach es bei dem morgigen Treffen auch um die Auswahl des naechsten SPD-Kanzlerkandidaten gehen werde.


Geldbussen wegen Preisabsprachen bei Strassenmarkierungsarbeiten

Das Bundeskartellamt in Berlin hat wegen Absprachen bei Ausschreibungen von Strassenmarkierungsarbeiten Geldbussen von insgesamt 24,4 Millionen DM verhaengt. Betroffen sind 27 Unternehmen und 21 verantwortliche Mitarbeiter. Gegen 7 weitere Firmen wird noch ermittelt. Nach Angaben des Kartellamtes hat die Mehrzahl der auf dem deutschen Markt taetigen Fahrbahnmarkierungsbetriebe ihre Angebote bei oeffentlichen Ausschreibungen abgesprochen.


Ostdeutschland braucht noch lange die Unterstuetzung des Westens

Ostdeutschland wird nach Auffassung des Leipziger Oberbuergermeisters Lehmann-Grube (sp?) noch fuer viele Jahre auf die Solidaritaet der alten Bundeslaender angewiesen sein. Aus Anlass der Eroeffnung des neuen Messegelaendes sagte Lehmann-Grube im Deutschlandradio Berlin, diese Unterstuetzung sei noetig, wenn der Osten nicht zu einem deutschen Mezzogiorno werden solle. Bei der Wiedervereinigung habe es voellig falsche Vorstellungen ueber den in Wirklichkeit aeusserst schlechten Zustand der Wirtschaft in der ehemaligen DDR gegeben.


Einigung bei den Schlichtungsgespraechen in der Baubranche

Nach dem Durchbruch bei den Schlichtungsgespraechen in der Baubranche hat Bundesminister Toepfer an die Tarifparteien appelliert, die erzielte Einigung in den Gremien zu akzeptieren. Ausserdem soll der Tarifausschuss im Bundesarbeitsministerium den Kompromiss ueber die Arbeitsloehne schnell fuer allgemein verbindlich erklaeren, sagte Toepfer im Saarlaendischen Rundfunk. Arbeitgeber und Gewerkschaften hatten sich in der vergangenen Nacht in Frankfurt am Main auf eine Lohnerhoehung von 1,85% verstaendigt. Zur Kostenentlastung der ostdeutschen Betriebe tritt die Anhebung in den neuen Laendern erst im September in Kraft. In Westdeutschland werden die Einkommen rueckwirkend zum 1. April erhoeht. Ausserdem wurde ein Mindeststundenlohn von 18,60 DM im Westen und 17,11 DM im Osten vereinbart.


Kokainschmuggel nach Deutschland nimmt zu

Der Kokainschmuggel nach Deutschland nimmt weiter zu. Allein am groessten deutschen Charterflughafen Duesseldorf sind in den ersten 3 Monaten dieses Jahres 31 kg Kokain im Schwarzmarktwert von 4,6 Millionen DM beschlagnahmt worden. Das gab der Chef des Duesseldorfer Zollfahndungsamtes, Koehler, bekannt. Im gesamten Jahr 1995 waren 80 kg Kokain aus dem Verkehr gezogen worden. Das Rauschgift komme vor allem aus Lateinamerika und werde von Duesseldorf aus ueber Deutschland und das benachbarte Ausland verteilt, sagte Koehler.


Kelly Family verschmutzt den Rhein

Die Pop-Gruppe Kelly Family muss wegen Verschmutzung des Rheins 3000 DM Strafe zahlen. Die Musiker hatten Abwasser aus ihrem Hausboot im Koeln-Muehlheimer Hafen in den Rhein geleitet. Inzwischen entleeren die Kellys ihr Abwasser in einen Tank, der regelmaessig entsorgt wird.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,5047
ECU-Wert(1 ECU)  1,90104
England(1 Pfund)  2,2746
Schweiz(100 sfr)  123,220
Frankreich(100 FF)  29,4350
Italien(1000 Lit)  0,9574
Oesterreich(100 oeS)  14,2200
Spanien(100 Ptas)  1,1952
Japan(100 Yen)  1,3820
 
Berichtigung: Aufgrund eines Tippfehlers wurde der gestrige Wechselkurs
des Franzoesischen Franc mit 100 FF = 19,3910 DM angegeben. Richtig muss
es aber heissen 100 FF = 29,3910 DM.
 
Einige Indizes:
DAX:2509.71
Dowjones-Index:5428.90
Nikkei-Index:21694.43
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    13:00 MESZ    21:0 MESZ
SWF3    15:00 MESZ
Radio7    16:00 MESZ