GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 26.12.1995



* Schaden von 100 Millionen DM bei Brand bei Kloeckner-Humbold-Deutz
* DAG ruft Staat und Arbeitgeber zu Verantwortung bei sozialem Frieden auf
* Schiffahrt auf Oberrhein wegen Hochwasser teilweise eingestellt
* Arbeitsamt Baden-Wuerttemberg schlaegt Ausbildungspakt vor
* Welthungerhilfe unter dem Motto Brot statt Boeller
* Sachverstaendigenrat fuer Erhoehung der Mehrwertsteuer
* Kuenstlerehepaar Christo ueber Verhuellung des Berliner Reichstaggebaeudes
* Bundesanwaltschaft dementiert Spionagetaetigkeiten von Abgeordneten
* SWF-Kinderdorf in Sarajewo
* Bayer-Konzern will im Jahr 1996 bis zu 1000 Stellen abbauen
* Hintze fuer Buendnis der CDU mit FDP ueber Wahl 1998 hinaus
* Weihnachstsansprache des Bundespraesidenten



Schaden von 100 Millionen DM bei Brand bei Kloeckner-Humbold-Deutz

Der Grossbrand auf dem Gelaende der Koelner Firma Kloeckner-Humbold-Deutz hat am Sonntag einen Sachschaden von rund 100 Millionen DM verursacht. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurden Menschen nicht verletzt. Etwa 100 Anwohner haetten aber voruebergehend wegen der starken Hitze ihre Haeuser raeumen muessen. Umweltschaeden seien aber nicht zu befuerchten, wie Messungen ergeben haben. Rund 200 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen um den Brand zu bekaempfen der in einem Lagerhallenkomplex ausgebrochen war. Die Ursache fuer das Unglueck ist bislang noch nicht klar.


DAG ruft Staat und Arbeitgeber zu Verantwortung bei sozialem Frieden auf

Die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) hat den Staat, die Arbeitgeber und alle Gewerkschaften aufgerufen, ihre gemeinsame Verantwortung fuer den sozialen Frieden in Deutschland ernst zu nehmen. Der DAG-Vorsitzende Issen betonte in einer heute veroeffentlichten Erklaerung, seine Organisation wolle an einem Buendnis zur Sicherung sowie Schaffung von Arbeitsplaetzen mitwirken. Bei verbindlichen Vereinbarungen ueber mehr Beschaeftigung im Lauf der Tarifrunde 1996 sei die Angestelltengewerkschaft bereit, die Kosten solcher Massnahmen von ihren Lohn- und Gehaltsforderungen abzuziehen. Zugleich sprach sich der DAG-Chef fuer eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit aus. Damit unterstuetzt die Deutsche Angestelltengewerkschaft den Vorschlag des IG-Metall-Chefs Zwickel.


Schiffahrt auf Oberrhein wegen Hochwasser teilweise eingestellt

Karlsruhe. Auf dem Oberrhein ist die Schiffahrt wegen Hochwassers teilweise eingestellt. Betroffen ist der Abschnitt zwischen der Schleuse Iffezheim und Germersheim. In Karlsruhe-Maxau stieg der Rheinpegel am Morgen auf 7.50 Meter. Das ist die sogenannte Hochwassermarke 2. Nach den tagelangen Regenfaellen fuehren zahlreiche Nebenfluesse des Rheins Hochwasser. Die Lage sei aber nirgendwo bedrohlich sagte ein Sprecher der Landesanstalt fuer Umweltschutz (LfU) in Karlsruhe. In Karlsruhe stieg der Rhein bis zum Abend auf fast 8.00 Meter. Auch auf dem Neckar wurde die Hochwassermarke ueberschritten, aber dort waren wegen der Feiertage die Schleusen sowieso ausser Betrieb. Am Oberlauf der Fluesse sinken die Pegel inzwischen wieder oder bleiben zumindest stabil.


Arbeitsamt Baden-Wuerttemberg schlaegt Ausbildungspakt vor

Stuttgart. Das Landesarbeitsamt Baden-Wuerttemberg schlaegt einen Ausbildungspakt vor. Der Praesident des Landesarbeitsamts Schade stellt sich vor, dass an dem Pakt Industrie und Handelskammern, Handwerkskammern, Gewerkschaften und Schulen beteiligen. Sie sollten gemeinsam Vorschlaege ausarbeiten, wie die Zahl der Lehrstellen erhoeht werden kann, sagte Schade. Fuer das laufende Arbeitsjahr rechnet das Landesarbeitsamt Baden-Wuerttemberg mit deutlich mehr Bewerbern als Ausbildungsplaetzen. Neben den Schulabgaengern draengen noch solche Jugendliche auf den Lehrstellenmarkt, die bisher berufsvorbereitende Kurse belegt oder nach einer Grundausbildung weiterbildende Schulen besucht haben.


Welthungerhilfe unter dem Motto Brot statt Boeller

Bonn. Unter dem Motto "Brot statt Boeller" haben die Welthungerhilfe, der Kinderschutzbund und der Tierschutzbund an die Bundesbuerger appelliert, weniger Geld fuer das Silvesterfeuerwerk auszugeben. Die drei Organisationen fordern dazu auf, stattdessen das Geld fuer ein Projekt der Welthungerhilfe in Indien zu spenden. Im Ganges-Delta soll versucht werden die Menschen von der Abwanderung nach Kalkutta abzuhalten. Die Deutschen haben letztes Jahr etwa 130 Millionen DM fuer Silvesterfeuerwerk ausgegeben.


Sachverstaendigenrat fuer Erhoehung der Mehrwertsteuer

Der Vorsitzende des Sachverstaendigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Situation, Haggs (sp?), haelt eine Anhebung der Mehrwertsteuer fuer vertretbar, wenn damit Entlastungen fuer die Unternehmen finanziert werden. Haggs sagte der BILD-Zeitung, mit einer hoeheren Mehrwertsteuer koennte die laengst faellige Unternehmenssteuerreform verwirklicht werden. Die Mehreinnahmen muessten dafuer zweckgebunden werden. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer um die Haushalte von Bund und Laendern zu entlasten, lehnte er dagegen ab.


Kuenstlerehepaar Christo ueber Verhuellung des Berliner Reichstaggebaeudes

Das Kuenstlerehepaar Christo und Jean-Claude hat auf die Verhuellung des Berliner Reichstagsgebaudes soviel Resonanz erhalten wie noch auf keines seiner bisherigen Projekte. Gegenueber der Illustrierten Stern wies es unter anderem darauf hin, dass fuenf Millioen Menschen den verhuellten Reichstag im Sommer gesehen haben. Christo und Jean-Claude kritisierten zugleich, Berliner Museen haetten nur wenige Arbeiten ueber das Projekt erworben. Sie empfahlen der Stadt Berlin eine fuer 1997 geplante Ausstellung ueber die Verhuellung anzukaufen.


Bundesanwaltschaft dementiert Spionagetaetigkeiten von Abgeordneten

Der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe liegen Erkenntnisse ueber Spionagetaetigkeiten von Bundestagsabgeordneten nicht vor. Mit dieser Darstellung reagierte die Behoerde auf einen Bericht der Illustrierten Neue Revue. Das Blatt hatte unter Berufung auf einen russischen Diplomaten gemeldet, fuenf deutsche Politiker aus verschiedenen Parteien haetten fuer Russland spioniert.


SWF-Kinderdorf in Sarajewo

Baden-Baden. Fuer das Suedwestfunk-Kinderdorf in Sarajewo sind seit gestern rund 300,000 DM gespendet worden. Hoererinnen und Hoerer von SWF1 unterstuetzen mit dem Geld den Bau und die Ausstattung des Dorfs. Dort sollen Kinder betreut werden, die unter den Folgen des Krieges in Bosnien leiden. In dem SWF-Kinderdorf werden 15 Haeuser gebaut. In ihnen sollen je 8 Maedchen und Jungen unter der Obhut einer Kinderdorfmutter ein neues Zuhause finden. SWF1 Hoerer koennen sich einen Musikwunsch erfuellen lassen, wenn sie Geld fuer das SWF1 Kinderdorf in Sarajewo spenden.


Bayer-Konzern will im Jahr 1996 bis zu 1000 Stellen abbauen

Der Leverkusener Pharma- und Chemie-Konzern Bayer will im kommenden Jahr rund 1000 Stellen streichen. Das kuendigte der Vorstandsvorsitzende Schneider in einem Interview der Leipziger Volkszeitung an. Dies sei noetig, um die internationale Wettbewerbsfaehigkeit des Unternehmens zu sichern, sagte Schneider. Nach seinen Angaben hat der Konzern den Umsatz in diesem Jahr um 3 Prozent und den Gewinn um rund 1/3 gesteigert.


Hintze fuer Buendnis der CDU mit FDP ueber Wahl 1998 hinaus

Die Union muss nach Ansicht von CDU-Generalsekretaer Hintze auch kuenftig auf ein Buendnis mit der FDP setzen. Nach einem Bericht der Tageszeitung die Welt hat Hintze in einem Brief an Spitzenfunktionaere der Liberalen klargestellt, dass die Koalition ueber die Bundestagswahlen 1998 hinaus Bestand haben soll. Ziel sei es, eine moeglichst breite Basis fuer die eigene politische Arbeit zu sichern und das sich formierende Linksbuendnis abzuwehren.


Weihnachstsansprache des Bundespraesidenten

Liebe Mitbuergerinnen, liebe Mitbuerger. Ihnen allen, die sie in unserem Lande leben, wuensche ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. In unseren Wohnzimmern und an vielen anderen Plaetzen strahlt heute der Christbaum, die Weihnachtskrippen, die es in vielen Haeusern gibt, erinnern uns an die biblische Geschichte von dem heiligen Paar, das in einem Stall unterschluepfen musste, weil es fern seiner Heimat war. Die Unsicherheit, in der sich diese Familie befand, verstehen wir vielleicht besser als manche fruehere Generation. Die Aelteren von uns haben selbst erlebt, was Vertreibung und Heimatlosigkeit bedeutet, die Juengeren erfahren es fast taeglich aus den Fernsehberichten, die uns aus Ex-Jugoslawien, aus Ruanda und anderen Laendern erreichen. Und letzten Endes sind wir doch alle unbehaust in den Veraenderungen, die neue politische und gesellschaftliche Probleme, neue technische Entwicklungen, Globalisierungsvorgaenge und anderes mehr mit sich bringen. Wer von uns weiss eigentlich noch, was das alles fuer ihn, fuer seine Kinder und Enkel, fuer unser ganzes Volk bedeutet. Das erste, was ich Ihnen heute sagen moechte, ist deshalb: ich wuensche uns allen den Mut, trotz allem vertrauensvoll in die Zukunft zu gehen. Unsere Vorfahren haben diesen Mut gehabt - und es waere schlimm, wenn wir mit unseren grossen Moeglichkeiten ihn nicht mehr aufbraechten. Das zweite, was ich sagen moechte, ist: es gibt in unserer Welt, in unserem Land auch vieles, was Halt verspricht. Ich denke da nicht zunaechst an Unternehmensbilanzen und Zuwachsraten, sondern an die vielen Zeichen der Mitmenschlichkeit, die ich sehe oder von denen ich zumindest hoere. Ich denke an die Muetter und Vaeter, die kranke oder behinderte Kinder nicht abschieben, sondern sich selbst um sie kuemmern. Ich denke an die Menschen, die ihre hilfsbeduerftigen Eltern nicht im Stich lassen, an die Ehepartner, die die Arbeitslosigkeit ihres Mannes oder ihrer Frau mittragen. Ich denke an die, die sich fuer ihre Arbeitskollegen oder Mitschueler, fuer Vereins- oder Sportkameraden, fuer ihr Dorf oder fuer ihren Stadtbezirk einsetzen. In den Schlagzeilen tauchen solche Menschen nur selten auf. Aber es sind gerade sie, ohne die es in unserem Lande viel kaelter waere. Und denken wir daran: Mitmenschlichkeit faengt im kleinen an. Mit einem Laecheln oder einer ausgestreckten Hand, ja schon mit dem Unterlassen einer der ueblich gewordenen Ruecksichtslosigkeiten am Arbeitsplatz, beim Einkauf oder im Strassenverkehr. Aber es gaebe noch viel mehr zu tun - im grossen wie im kleinen. Dazu nur zwei Beispiele: Im Augenblick gibt es auf unserer Erde etwa 100 Millionen Menschen, die auf der Flucht sind und 800 Millionen -davon ein Viertel Kinder- die taeglich Hunger leiden muessen. Wenn uns die Statistiker auch sagen, das seien weniger als vor 25 Jahren, so sind es doch immer noch viel zu viele. Und auf der anderen Seite, im kleinen, es gibt auch unter uns verborgene Not, sowohl im Wirtschafltichen als auch im Seelischen. Viele von uns sind einsam, manche fuerchten sich sogar vor einem Tag wie dem heutigen, weil sie ihr Alleinsein nicht mehr ertragen koennen. Auch hier kann Mitmenschlichkeit helfen. Und hier kommt es besonders auf den einzelnen an. Oft reicht es schon aus, einem einsamen, in sich verkapselten Menschen einfach zuzuhoeren. Ich weiss auch, dass dafuer mitunter viel Geduld und Toleranz vonnoeten ist, denn manche Einsamkeit ist ja auch auf Fehler des einzelnen selbst zurueckzufuehren. Aber solche Geduld lohnt sich dann meistens auch, allmaehlich oeffnet sich der Gespraechspartner und belohnt einen mit wachsendem Vertrauen, ja mit Freundschaft. Und ausserdem, selbst wenn es dazu nicht kommt, man kann aus jedem Gespraech, bei dem man selbst nicht dauernd redet, sondern ganz einfach zuhoert, unendlich viel erfahren und lernen. Ich kann das in meinem Amt von der entgegengesetzten Seite erleben. Wie oft moechte ich an einer Veranstaltung nur teilnehmen und den Menschen nur zuhoeren. Und dann bestuermen mich die Veranstalter, ich solle zu ihrem Thema doch das Wort ergreifen und moeglichst etwas Richtungsweisendes sagen. Aber wie soll ich denn richtungsweisende Ideen haben, wenn man mich vorher nicht auch die Sorgen und Probleme der Beteiligten hoeren laesst. Ich rate Ihnen, lassen Sie sich auf dieses Spiel nicht ein, hoeren Sie zu, ehe Sie urteilen. Ich werde mir diesen Freiraum auch wieder schaffen. Dem Frieden und der Mitmenschlichkeit waere auch sehr gedient, wenn wir mit unserer Sprache sorgfaeltiger und menschlicher umgingen als wir es gelegentlich tun. Wie leicht faellt es uns beispielsweise, andere kurzerhand als Luegner und Betrueger, als Verbrecher oder Moerder zu bezeichnen, nur weil wir die Lust zum Verletzen oder zumindest zum Uebertreiben verspueren. Und seien wir ehrlich: das passiert nicht nur den so oft gescholtenen Politikern, sondern es unterlaeuft uns allen - in Ehestreitigkeiten, am Stammtisch, in Vereinsversammlungen. Dem Frieden unter uns ist das nicht dienlich. Und wohin es fuehren kann, haben wir erst vor wenigen Wochen wieder erlebt: beim Tod des israelischen Ministerpraesidenten Rabin, der ein mutiger Kaempfer fuer den Frieden war und genau deshalb ermordert worden ist. Da hatten Menschen, die gegen seine Politik waren, nicht genug verbale Verdammungen hinausschreien koennen, und einer, der sie woertlich nahm, hat dann zur toedlichen Waffe gegriffen. Aber ich sage heute auch: Rabins Werk hat uns alle ermutigt. Es ist ein Grund dafuer, dass ich an neue, bessere Wege des Zusammenlebens der Menschen glaube. Denn "Frieden auf Erden", das ist nicht nur die Pflicht, die uns das Weihnachtsfest auferlegt, sondern das ist auch die Verheissung, die es uns zuspricht. Wir muessen uns nur darum bemuehen. In diesem Sinne wuenschen meine Frau und ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.


Quellen

DLF    9;00 MEZ    16:00 MEZ    19:00 MEZ    21:00 MEZ
SWF3    10:00 MEZ    12:00 MEZ    20:00 MEZ