GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 21.06.1997



* G8-Gipfel in Denver
* Kaum Aussicht auf Abbau der Arbeitslosigkeit
* Kein Einlenken im Europa-Streit zwischen Bonn und Muenchen
* Kinderschutzbund davor, die wachsende Kinderkriminalitaet zu ignorieren
* Politische Umfragen haben Hochkunjunktur
* Ochsenhausen erstmals deutscher Mannschaftsmeister im Tischtennis
* Das Wetter



G8-Gipfel in Denver

In Denver, Colorado, hat mit einem festlichen Abendessen der Gipfel der fuehrenden Wirtschaftsnationen begonnen, der sogenannte Gipfel der Acht. Denn erstmals ist auch Russlands Staatspraesident Boris Jelzin von Anfang an dabei, wenn sich auch vor allem die Japaner noch weigern, Russland als vollwertiges Mitglied der G7 zu akzeptieren. Einigkeit herrscht immerhin darin, Russland auch in die Gruppe der Glaeubigerlaender, in den sogenannten Pariser Club, aufzunehmen. Obwohl noch nicht Mitglied der G7-Gruppe ist Russland erstmals als gleichberechtigter Partner dabei. Deshalb hat US-Praesident Clinton das Treffen auch "Gipfel der Acht" getauft. Schon vor der offiziellen Begruessung der Teilnehmer hatte es zahlreiche bilaterale Treffen zwischen den Staats- und Regierungschefs gegeben. Clinton kuendigte nach einem Vier-Augengespraech mit seinem Amtskollegen Boris Jelzin an, Russland werde in den Pariser Club aufgenommen, die Gruppe der wichtigsten Kreditgeberlaender in der Welt. Gleich beim Abendessen wurde das Thema Bosnien angepackt. Vor der Presse hatte Bundesaussenminister Kinkel zuvor die Unzufriedenheit der Voelkergemeinschaft mit den schleppenden Fortschritten in der Krisenregion verdeutlicht. Heute sollen zunaechst weiter politische Themen und der Umweltschutz beraten werden, dies auf deutsche Initiative. Dann sind die draengenden Wirtschaftsprobleme dran. Arbeitsplaetze, Wachstum, Haushaltsdisziplin und Waehrungsstabilitaet. Der Gipfel geht am Sonntag mit einem gemeinsamen Kommunique zuende.


Kaum Aussicht auf Abbau der Arbeitslosigkeit

Angesichts der immer noch schlechten Wirtschaftsdaten gibt es kaum reelle Aussichten, das Heer der Arbeitslosen zu verkleinern. Bis zur Jahrtausendwende, so hat Kanzler Kohl angekuendigt, soll die Zahl der Erwerbslosen halbiert werden. Bei rund 4.3 Millionen ist das eher eine Utopie. OETV-Chef Mai hat deshalb einen erneuten Anlauf fuer ein Buendnis fuer Arbeit gefordert, noetig sei jetzt die systematische Zusammenarbeit von Arbeitgebern, Gewerkschaften und der Politik. IG-Metall Chef Zwickel haelt offenbar ueberhaupt nichts davon, in Bonn erneut ein Buendnis fuer Arbeit anzustreben. Einen solchen Versuch macht man nur einmal, sagte er in einem Gespraech mit Hannoverschen Allgemeinen und betonte, er sehe keine Moeglichkeit, mit der Bundesregierung zu einem Erfolg zu kommen. Aus Zwickels Aeusserungen spricht unueberhoerbar die Resignation, denn noch im Herbst 1995 gehoerte er zu den Hauptinitiatoren eines Paktes zwischen Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern. 1996 waren die Gespraeche mit Bundeskanzler Kohl dann aber endgueltig gescheitert. Vor allem wegen des Streits ueber die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Anders als Zwickel setzt sich OETV-Chef Mai dafuer ein, nochmals ueber ein Gesamtpaket fuer Neuregelungen auf dem Arbeitsmarkt zu verhandeln. Er schraenkte jedoch ein, dass er zur Zeit keine Basis fuer einen Konsens mit den Arbeitgebern sehe. Denn die, so Mai, seien nicht wirklich an einer Loesung der Beschaeftigungskrise interessiert. Mai sprach sich gleichzeitig entschieden gegen Lohnsenkungen aus. Genau dies fordern dagegen Arbeitgeberpraesident Hundt und BDI-Praesident Henkel. Sie sehen in Lohnsenkungen die einzige Moeglichkeit, in Krisenzeiten Entlassungen zu verhindern. Dieser Argumentation wird allerdings durch eine neue Studie des DGB der Wind aus den Segeln genommen. Denn danach ist die Kapitalrendite der Unternehmen bereits seit zwei Jahren so hoch wie in Zeiten der Vollbeschaeftigung, waehrend die Lohnquote auf den tiefsten Stand der Nachkriegszeit gefallen ist.


Kein Einlenken im Europa-Streit zwischen Bonn und Muenchen

Nach seinen kritischen Aeusserungen zum Euro meldete Bayerns Ministerpraesident Stoiber heute auch Bedenken gegen das Beschaeftigungskapitel im EU-Vertrag von Amsterdam an. Den Kanzler aergerts. Der Schlagabtausch zwischen dem Bonner Regenten und dem bayerischen Stammesfuersten droht sich zum offenen Krach auszuweiten. Gestern erst hatte es in Presseberichten geheissen, der Bundeskanzler habe Minsterpraesident Stoiber einen Rueffel erteilt wegen dessen kritische Aeusserungen zu den Stabilitaetskriterien. Fuer Kohl als Europadynamiker sind Gedankengaenge wie eine Verschiebung des Eurotermins eine Todsuende, weil sie die Verunsicherung in der Bevoelkerung noch vergroessere. Angeblich hat der Kanzler dem bayerischen Staatskanzleichef Kurt Faltenhauser am Rande des EU-Gipfels von Amsterdam gesagt, er, Kohl, lasse sich die Stoermanoever nicht laenger bieten. Stoiber wollte sich das auch nicht bieten lassen. Er konterte mit dem Hinweis, es gebe kein Weisungsrecht des Bundeskanzlers gegenueber dem bayerischen Ministerpraesidenten. Jetzt legte Stoiber noch eins drauf. Im Magazin Focus meldete er auch Bedenken gegen das Beschaeftigungskapitel im EU-Vertrag von Amsterdam an. In einem vorab veroeffentlichten Gespraech ruegte der CSU-Politiker die Umleitung von Milliardenbetraegen aus dem EU-Strukturfonds in Beschaeftigungsprogramme koennte geplante Einsparungen unmoeglich machen und somit die Osterweiterung der EU erheblich erschweren. Europaeische Beschaeftigungsprogramme wuerden vor allem zu Lasten Deutschlands als groesstem Nettozahler der EU gehen. Stoiber woertlich: "Das kann teuer werden." Negativ bewertete er auch die Moeglichkeit von Mehrheitsentscheidungen im neuen Beschaeftigungskapitel. Die Bundesrepublik, so Stoiber, laufe dadurch Gefahr, von den sozialistischen Regierungen gnadenlos ueberstimmt zu werden. Die Reaktion aus Bon bleibt abzuwarten.


Kinderschutzbund davor, die wachsende Kinderkriminalitaet zu ignorieren

Hannover. Der deutsche Kinderschutzbund hat davor gewarnt, die wachsende Kriminalitaet unter Kinder und Jugendlichen zu ignorieren. Der Geschaeftsfuehrer der Organisations, Wilken, sagte, die Loesung der Probleme duerfe nicht nur an Behoerden und Fachleute abgegeben werden. Gerade Eltern und Lehrer muessten die Initiative ergreifen. Die Gruende fuer die wachsende Zahl krimineller Kinder sind nach Wilkens Aussage vielfaeltig. Neben schlechten wirtschaftlichen Familienverhaeltnissen liegen die Ursachen auch am Fehlen von moralischen Leitbildern und einer anregenden Lebenswelt.


Politische Umfragen haben Hochkunjunktur

Waehrend die Bonner Koalition um Einigkeit in Fragen der Steuer- und Finanzpolitik ringt haben im Land politische Umfragen Hochkonjunktur. Die juengste Prognose ist das ZDF-Politbarometer. Danach ist das Ansehen von Kanzler Helmut Kohl, Finanzminister Theo Waigel und der Union insgesamt auf einen Tiefpunkt gesunken. Die Zahlen, die auf die groesste Aufmerksamkeit stossen, haben mit dem Bundeswahlrecht streng genommen nichts zu tun, denn der Kanzler wird nicht vom Volk gewaehlt, die Position "Kanzlerkandidat" kommt im Grundgesetz nicht vor. Trotzdem die Schlagzeile ueber den Politbarometer-Meldungen: "60 Prozent wollen lieber Schroeder als Kohl", wenn die Alternative so lautet geben nur 30 Prozent ihre Stimme dem CDU-Kanzler. Trost fuer den Amtsinhaber: Den SPD-Vorsitzenden Lafontaine koennte er noch aus dem Feld schlagen - mit 44 gegen 38 Prozent. Bei den grossen Parteien sind die Verschiebungen gegenueber der Mai-Umfrage nicht gravierend. Auf die klassische sogenannte Sonntagsfrage gaben unveraendert 38 Prozent an, sie wuerden die SPD waehlen. Die Union fiel von diesem Wert nur um einen Prozentpunkt zurueck: 37 Prozent. Die Gruenen kaemen auf 11 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent im Mai. Nach den aktuellen Umfragewerten waere die FDP drin im Bundestag und die PDS draussen, wenn sie keine drei Direktmandate bekommt. Beide Werte liegen aber so nahe an der Fuenf-Prozent-Schwelle, dass die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen selbst anmerkt, so genau sei die Messung gar nicht. Abgesehen von der Kanzlerfrage mit der Erkenntnis Schroeder weit vor Kohl aber Kohl noch vor Lafontaine, laesst ein anderer Persoenlichkeitswert aufhorchen: Seit knapp sieben Jahren hat kein Politiker eine schlechtere Sympathienote bekommen als Bundesfinanzminister Waigel.


Ochsenhausen erstmals deutscher Mannschaftsmeister im Tischtennis

Biberach. Die Tischtennisfreunde Ochsenhausen sind zum ersten Mal deutscher Mannschaftsmeister im Tischtennis der Herren. Ochsenhausen gewann gestern Abend das entscheidende dritte Play-Off-Finale gegen den TTC Grenzau mit 6:2.


Das Wetter

Am Samstag Durchzug eines Regengebiets. Danach wechselhaftes Schauerwetter. 14 bis 23 Grad.

Vorhersage: In der Osthaelfte beginnt der Samstag freundlich und hier steigen die Quecksilber bis zum Nachmittag auf 20 bis 23 Grad. Dann ziehen Wolken auf und bringen Regen oder gewittrige Schauer mit. Im Westen ist es dagegen schon am Vormittag trueb und regnerisch. Am Nachmittag kommt hier ab und zu wieder die Sonne raus, jedoch muss bald wieder mit zum Teil kraeftigen Schauern oder auch kurzen Gewittern gerechnet werden. Bei auflebendem und in Schauernaehe recht boeigem Suedwestwind der Staerke 2 bis 6 klettern die Quecksilber - je nach Sonne - nur auf 14 bis 20 Grad. Am Sonntag bleibt es von Vorpommern bis nach Ostbayern regnerisch. In den anderen Gebieten wechseln sich Sonne und dicke Schauerwolken ab und es muss immer wieder mit Regenschauern gerechnet werden, die teilweise von Blitz und Donner begleitet werden. Dabei bleibt es kuehl.

Weitere Aussichten: Auch die kommende Woche beschert uns zunaechst weiterhin kuehles Schauerwetter. Erst zur Wochenmitte hin deutet sich eine leichte Wetterbesserung an.


Quellen

DLF    8:00 MESZ
B5    8:30 MESZ    17:00 MESZ
SDR 3    9:00 MESZ
Wetter: "Donnerwetter"    http://www.donnerwetter.de/