GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 08.03.1997



* Kuerzung der Kohlesubventionen schlaegt hohe Wellen
* Reaktionen auf SPD-Absage der Steuergespraeche
* DGB und DAG gegen unsoziale Politik
* Rauen: keine Altrenative zur Senkung der Staatsausgaben
* 49. internationale Handwerksmesse eroeffnet
* Budneskongress der Jungen Liberalen eroeffnet
* Deutsches Kinderhilfswerk schlaegt Alarm
* 1. Fussballbundesliga
* Das Wetter



Kuerzung der Kohlesubventionen schlaegt hohe Wellen

Die Sparplaene der Bundesregierung bei den Kohlesubventionen schlagen hohe Wellen. Aus Protest dagegen liess die SPD den fuer heute geplanten Steuergipfel platzen, was wiederum von der Koalition heftig kritisiert wurde. Unionsfraktionschef Schaeuble warf den Sozialdemokraten Erpressung vor. Kohlepolitik und Steuerpolitik haetten nichts miteinander zu tun, so Schaeuble. Heute trafen sich Gewerkschaften, Unternehmer und Politiker auf einer kurzfristig anberaumten Kohlekonferenz in Duesseldorf um ueber die Lage der Bergleute an Ruhr und Saar zu beraten. Fuer die noetige Kulisse hatte die Gewerkschaft bereits gesorgt. Ueber 5.000 Bergleute demonstrierten bei der Kohlekonferenz, zu der Nordrhein-Westfalens Ministerpraesident Johannes Rau nach Duesseldorf eingeladen hatte. Geladen hatte er den IG Bergbau-Vorsitzenden Hans Berger, den IG-Chemie-Chef Hubertus Schmoldt, Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Finanzminister Heinz Schleusser, Ruhrkohlechef Gerd Neipp, zahlreiche Zulieferer sowie die Oberbuergermeister der Revierstaedte. Doch ob die grosse Runde bei ihren Beratungen wie es mit dem Revier nach den drastischen Bonner Kuerzungsplaenen bei den Kohlehilfen weitergehen soll zu einem Ergebnis kommt, das ist mehr als fraglich. Schon gestern hatte Regierungschef Johannes Rau klar gesagt, dass Nordrhein-Westfalen nicht in der Lage ist, seinen Anteil an den Kohlesubventionen von derzeit 1.2 Milliarden DM noch weiter aufzustocken. Diese Hoffnung muss Hans Berger also wohl begraben. Derzeit stehen auf saemtlichen Zechen im Ruhrgebiet und an der Saar die Raeder still. Noch mindestens bis Dienstag, dem Termin fuer eine weitere Kohlerunde im Kanzleramt, sollen diese massiven Protestaktionen anhalten.


Reaktionen auf SPD-Absage der Steuergespraeche

Der parlamentarische Geschaeftsfuehrer der SPD-Fraktion im Bundestag Struck hat die Bonner Plaene zur Reduzierung der Steinkohlesubvention als Skandal bezeichnet. Im Deutschlandfunk verteidigte er zugleich die Absage seiner Partei fuer die dritte Runde der Steuergespraeche mit der Koalition. Man koenne sich jetzt nicht mit Leuten an einen Tisch setzen, die rigoros Arbeitsplaetze abbauten, betonte Struck. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Solms sprach mit Blick auf die Entscheidung der Sozialdemokraten von einer grossen Enttaeuschung. Ebenfalls im Deutschlandfunk erklaerte er, man sei es dem Steuerzahler schuldig, sein Geld oekonomisch einzusetzen. Eine Subventionierung von Arbeitsplaetzen in solcher Hoehe koenne sich auf Dauer kein Land leisten. Kritik an der Absage der SPD uebte auch der stellvertretende CDU-Vorsitzende Bergner.


DGB und DAG gegen unsoziale Politik

Der deutsche Gewerkschaftsbund und die deutsche Angestelltengewerkschaft haben sich gegen eine unsoziale Politik gewandt, bei der die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben wird. Frauen in Betrieben und Verwaltungen sollten, so heisst es in dem DGB-Aufruf ihre Vorstellungen von einer lebenswerten solidarischen Gesellschaft oeffentlich machen. Die DAG fordert eine gerechte Bezahlung fuer Arbeitnehmerinnen. Die Gehaltsschere zwischen Maennern und Frauen klaffe unveraendert weit auseinander, kritisierte die Leiterin der Hauptabteilung "weibliche Angestellte" beim DAG-Bundesvorstand Schulz-Mueller in Hamburg. Sie bemaengelte vor allem die Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben durch die hohe Erwerbslosigkeit in Ostdeutschland.


Rauen: keine Altrenative zur Senkung der Staatsausgaben

Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, Rauen, hat erneut auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Staatsausgaben zu senken. Dazu gebe es keine Alternative, sagte Rauen im Deutschlandradio Berlin. Er verlangte insbesondere die Entlastung des Mittelstandes von den zu hohen Arbeitskosten. Gleichzeitig muesse erreicht werden, dass Arbeitnehmer von niedrigeren Steuern und Sozialbeitraegen profitierten. Dies fuehre automatisch zu mehr Konsum.


49. internationale Handwerksmesse eroeffnet

Bundeswirtschaftsminister Rexrodt hat heute die 49. internationale Handwerksmesse in Muenchen eroeffnet. Bis zum 16. Maerz sind ueber 1.700 Aussteller auf der weltgroessten Handwerksmesse vertreten. Praesentiert werden vor allem Maschinen, Werkzeuge sowie Einrichtungen fuer kleine und mittlere Betriebe. In diesem Jahr kommt der Messe eine besondere Rolle als Konjunkturbarometer des Mittelstandes zu. Das Handwerk als Konjunkturlokomotive - dieses Etikett nimmt die Branche weiter fuer sich in Anspruch. Allerdings ist das Tempo und die Zugkraft etwas geringer. Nach wie vor sei das Handwerk in der Ausbildung fuehrend. Die Zahl der neuen Vertraege hat sich in Bayern 1996 mit 37800 zum sechsten Mal in Folge erhoeht. Erfreulich sei ausserdem die hohe Zahl von 150.000 bayerischen Existenzgruendern. Fuer sie und ihre Kollegen ist der Schwerpunkt in diesem Jahr die Informations- und Kommunikationstechnik, erklaert der Geschaeftsfuehrer der Handwerksmesse, Franz Reisbeck. "Wer seine Existenz sichern will, dem wird viel Flexibilitaet und Innovationskraft abverlangt. So darf und kann sich der handwerkliche Unternehmer den elektronischen Technologien und ihren Folgen fuer den Markt nicht verschliessen. Er laeuft sonst Gefahr, im Abseits zu landen." Neu deshalb die Praesentation "Medialog" und die "Handwerk up to Data", wo Fachbesucher auf "online" eingestimmt werden und das passende Computerprogramm fuer die Buchhaltung kennenlernen koennen. Mit dem Material der unbegrenzten Moeglichkeiten zeigen Handwerker in einer Sonderschau, was sich mit Glas machen laesst, und fuer den Hunger danach bauen die Konditoren erstmals einen Snack-Express auf. Der Heimweg mit dem MVV ist uebrigens kostenlos, da alle Eintrittskarten als Rueckfahrkarten gelten.


Budneskongress der Jungen Liberalen eroeffnet

In Koeln hat der 14. Bundeskongress der Jungen Liberalen begonnen. Unter dem Motto "Mehr Rechte fuer den Einzelnen, weniger Staat" debattiert der FDP-Nachwuchs ueber eine ganze Reihe aktueller Themen, darunter der grosse Lauschangriff und die rechtliche Absicherung homosexueller Partnerschaften. Der Kongress hatte gestern Abend mit deutlicher Kritik an der Mutterpartei begonnen. Die Koalitions-FDP in Bonn, so der alte, und gestern Abend zum dritten Mal in Folge wiedergewaehlte Bundesvorsitzende der JuLis, Michael Kauch, die FDP zeige zum Beispiel in Fragen der Auslaenderpolitik zu wenig liberales Profil. Heftig attackierte er den Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig wegen dessen Haltung in der Frage der Visumspflicht fuer auslaendische Kinder. Die JuLis, so Kauch, forderten ein Einwanderungsgesetz, das nicht Ausgrenzung sondern Intergration ermoegliche. Zudem sollten Auslaender, die bereits in zweiter oder dritter Generation in Deutschland lebten auch die deutsche Staatsbuergerschaft erhalten.


Deutsches Kinderhilfswerk schlaegt Alarm

Das deutsche Kinderhilfswerk schlaegt Alarm. Nach einer Untersuchung der Organisation hat die Kriminalitaet von Kindern in den vergangenen fuenf Jahren dramatisch zugenommen. Vor allem in Ostdeutschland sind die Straftaten von Minderjaehrigen in die Hoehe geschnellt. Ein Blick in die Statistiken der Polizeidirektionen und Landeskriminalaemter zeigt: Seit 1991 finden sich kontinuierlich mehr Kinder und Jugendliche auf den Fahndungslisten. Bundesweit ist die Zahl der minderjaehrigen Tatverdaechtigen seitdem um zwei Drittel gestiegen. Besonders auffaellig ist die Entwicklung in den neuen Bundeslaendern. In Dresden beispielsweise gab es im vergangenen Jahr ueber 800 Prozent mehr jugendliche Straftaeter als noch 1991. Michael Kruse, Sprecher des Kinderhilfswerks, macht dafuer vor allem den sozialen Wandel in Ostdeutschland verantwortlich. Im Westen liegt Bayern mit einer 80-prozentigen Steigerungsrate an der Spitze. Nach Ansicht Kruses hat diese Entwicklung im gesamten Bundesgebiet soziale Ursachen. "Insbesondere die rapide ansteigende Arbeitslosigkeit der Eltern, der rasante Anstieg der Zahl der Sozialhilfeempfaenger und, was ganz wichtig ist, fehlende Freizeitmoeglichkeiten fuer Kinder. Daruber hinaus verstaerkt sich der Konsumdruck, das heisst immer mehr Kinder werden auch ein Stueck durch die massive Werbung in der Oeffentlichkeit in die Kriminalitaet getrieben." Die Straftat, die von Kindern am haeufigsten begangen wird ist denn auch der Ladendiebstahl. Eine Verschaerfung des Jugendstrafrechts ist nach Ansicht des Kinderhilfswerks der falsche Weg, um Kinder von Straftaten abzuhalten. Sinnvolle Jugendarbeit erfordere nicht einmal einen grossen finanziellen Aufwand, so Kruse. "Wir muessen mehr Freizeitmoeglichkeiten anbieten, wir muessen auch die bereits vorhandenen Freizeitmoeglichkeiten, Spielplaetze zum Beispiel, kindgerechter gestalten. Darueber hinaus fordern wir die Oeffnung von Schulhoefen fuer Kinder auch ausserhalb der Schulzeiten. Wir halten es fuer notwendig auch hier den Kindern die Moeglichkeit zu bieten, auf den Schulhoefen Sport zu treiben." Fuer Grossstaedte fordert er die Einrichtung von Jugendkommissariaten und die Einsetzung von jungen Polizisten als Ansprechpartner.


1. Fussballbundesliga

      VfL Bochum  0-1   Schalke 04            (Fr 07. Mar.1997)
   Hansa Rostock  0-0   1. FC Koeln           (Fr 07. Mar.1997)

     SC Freiburg  1-2   Bor. Dortmund         (Sa 08. Mar.1997)
   VfB Stuttgart  4-1   Hamburger SV          (Sa 08. Mar.1997)
      M'gladbach  4-1   Werder Bremen         (Sa 08. Mar.1997)
       St. Pauli  2-4   Karlsruher SC         (Sa 08. Mar.1997)
    MSV Duisburg  0-0   Arm. Bielefeld        (Sa 08. Mar.1997)
   1860 Muenchen  3-0   F. Duesseldorf        (Sa 08. Mar.1997)

                      Punkte    #    Tordiff.        S    U    N   Tore
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 1 Bor. Dortmund        43      21     + 22         13    4    4   45-23
 2 B. Muenchen          43      20     + 19         12    7    1   36-17
 3 VfB Stuttgart        38      21     + 23         11    5    5   46-23
 4 Bay. Leverkusen      38      20     + 15         11    5    4   40-25
 5 Karlsruher SC        33      21     + 11          9    6    6   36-25
 6 1. FC Koeln          33      21     +  4         10    3    8   36-32
 7 Schalke 04           33      21     +  1          9    6    6   27-26
 8 Werder Bremen        29      21        0          8    5    8   34-34
 9 VfL Bochum           29      20     -  1          7    8    5   26-27
10 1860 Muenchen        27      21     -  4          7    6    8   34-38
11 Arm. Bielefeld       26      21     -  7          7    5    9   26-33
12 Hamburger SV         24      21     -  4          6    6    9   30-34
13 MSV Duisburg         24      21     -  9          6    6    9   20-29
14 M'gladbach           23      21     -  6          6    5   10   19-25
15 F. Duesseldorf       22      21     - 15          6    4   11   16-31
16 St. Pauli            19      20     - 14          5    4   11   25-39
17 Hansa Rostock        18      21     -  8          4    6   11   21-29
18 SC Freiburg          13      21     - 27          4    1   16   21-48



Das Wetter

Im Norden zunehmend Wolken, im Sueden und in der Mitte sonnig. Hoechstwerte 9 bis 19 Grad. Die weiteren Aussichten: Morgen und am Montag sonnig und trocken. Tiefsttemperaturen -5 Grad, Hoechstwerte 9 bis 20 Grad.


Quellen

B5    8:30 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
DLF    9:00 MEZ    23:00 MEZ
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