GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 07.10.2001



* Bundesregierung unterstuetzt Angriff auf das Taliban-Regime
* Bundeskanzler Schroeder zu den Militaeraktionen
* Erhoehte Sicherheitsmassnahmen in Deutschland
* G7 wollen gegen drohende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vorgehen
* PDS missbilligt Kritik an USA
* Philippsburg wird vorlaeufig abgeschaltet
* Mehr Geld fuer Geschaedigte im FloTex-Skandal
* Deutscher Fernsehpreis fuer Harald Schmidt und Michel Friedman
* Oktoberfest bringt geringere Umsaetze



Bundesregierung unterstuetzt Angriff auf das Taliban-Regime

Die deutsche Bundesregierung unterstuezt den Angriff auf das Taliban-Regime. Das sagte Bundeskanzler Schroeder in einer ersten Erklaerung. Schroeder sei vor dem Angriff telefonisch von Bush informiert worden. Das ist ein wichtiger Hinweis auf den Umgang der NATO-Verbuendeten miteinander, denn die Europaeer waren laengst nicht immer rechtzeitig im Bilde ueber die militaerischen Vorhaben der USA, ausgenommen Grossbritannien. Die neue Informationspolitik setzte sich auch in Berlin fort. Die Vorsitzenden der Bundestagsparteien sind unverzueglich von Gerhard Schroeder in Kenntnis gesetzt worden. Das bestaetigte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und FDP-Chef Guido Westerwelle.


Bundeskanzler Schroeder zu den Militaeraktionen

Bundeskanzler Schroeder nahm heute Abend in Berlin zu den Angriffen auf das Taliban-Regime Stellung. Er bestaetigte den Einsatz amerikanischer und britischer Truppen. Schroeder weiter:

"Die militaerischen Operationen, das gilt es festzustellen, sind nur Teil eines sehr umfassenden Ansatzes zur Bekaempfung des internationalen Terrorismus, eines Ansatzes, den wir wirklich in vollem Umfang unterstuetzen und begruessen. Sie gehen mit diplomatischen Bemuehungen - Sie kennen die Anstrengungen, die der Bundesaussenminister insbesondere im Nahen Osten unternommen hat und weiter unternimmt - einher, sie gehen aber auch mit Massnahmen einher, die Finanzstroeme der Terroristen auszutrocken. Das, was die G7-Finanzminister gerade in Washington beschlossen haben, mag beispielhaft dafuer sein.

Wichtig sind uns aber auch die humanitaeren Anstrengungen, die unternommen werden, um das durch die Talibans verursachte Elend des afghanischen Volkes aufzufangen, jedenfalls zu mildern. Ich sage hier mit grossen Respekt, dass der amerikanische Praesident 320 Millionen Dollar zur Verfuegung gestellt hat, um Nahrungsmittelhilfe zu denen zu bringen, die sonst verhungern wuerden, zeigt, dass es hier nicht darum geht, einen Angriff gegen das afghanische Volk zu fuehren. Sondern es geht darum, die Unterdruecker des Volkes, die zudem internationalen Terroristen Unterschlupf bieten, zu treffen. Deutschland wird sich im Uebrigen bei der Bewaeltigung des Fluechtlingsproblems - das ist dem Bundesaussenminister und mir ebenso wichtig - sehr beteiligen. Und zwar grosszuegig. Ich habe das dem Generalsekretaer der Vereinten Nationen gerade erneut zugesagt.

Ich lege im Uebrigen Wert auf die Feststellung, meine Damen und Herren, und will das auch noch einmal unterstreichen: Dies ist kein Kampf gegen das afghanische Volk sondern ein Kampf gegen den Terrorismus und gegen diejenigen, die den Terrorismus unterstuetzen.

Es geht, auch das gilt es gerade jetzt erneut festzustellen, nicht um einen Kampf des Westens gegen den Islam. Dies zeigt sich zum Beispiel an der grossen Allianz, in der sich westliche, in der sich oestliche Staaten, aber auch islamische Staaten im Kampf gegen den Terror zusammengeschlossen haben. Und diese grosse Allianz gilt es zu stabilisieren und weiterzuentwickeln.

Wir haben im Uebrigen diese Auseinandersetzung nicht gewollt, sie wurde uns vom internationalen Terrorismus aufgezwungen. Und dies in einer fuerchterlichen Weise, in einer Weise, die am 11. September zum Tod von ueber 6.000 Amerikanern, aber auch Europaeern, Chinesen und Arabern gefuehrt hat. Und es ist voellig klar, dass wir dagegen gemeinsam vorgehen muessen und auch vorgehen werden. Dass das nicht einfach wird, das liegt auf der Hand. Und dass das auch lange dauern wird muss jedem und jeder klar sein, gerade jetzt in dieser Situation. Aber genauso klar ist, meine Damen und Herren: Es gibt zu dieser Auseinandersetzung, die wir gewinnen muessen und gewinnen werden, keine Alternative.

Was die Lage in Deutschland angeht muss nach dem Beginn der Militaeraktionen von einer erhoehten Gefaehrdungssituation, wie die Fachleute sagen, ausgegangen werden. Gleichwohl - niemand muss Angst haben. Nach wie vor gibt es keine konkreten Anhaltspunkte fuer bevorstehende Anschlaege in Deutschland und die Sicherheitsorgane bei uns sind seit laengerer Zeit in erhoehter Alarmbereitschaft und in erhoehter Wachsamkeit. Gleichwohl ist groessere, noch groessere Aufmerksamkeit, noetig und sie wird auch von den zustaendigen Behoerden geleistet. Die Innenminister der Laender und die Landeskriminalbehoerden sind umgehend unterrichtet worden, das Bundesinnenministerium und das Bundeskriminalamt werden in Abstimmung mit den anderen Sicherheitsbehoerden des Bundes laufend ueber Veraenderungen der Lage und die jeweilige daraus resultierende Gefaehrdungsabschaetzung informiert und das, soweit das verantwortbar und vertretbar ist, auch oeffentlich machen."


Erhoehte Sicherheitsmassnahmen in Deutschland

Nach den Militaerschlaegen gegen Afghanistan sind in Deutschland die Sicherheitsmassnahmen erhoeht worden. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Schily sagte, es gelte erhoehte Alarmbereitschaft fuer alle deutschen Sicherheitsbehoerden. In Berlin und Frankfurt werden an allen Botschaften und besonders sicherheitsgefaehrdeten Gebaeuden zusaetzliche Polizisten eingesetzt.


G7 wollen gegen drohende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vorgehen

Washington. Die sieben fuehrenden Industriestaaten wollen nach den Terroranschlaegen in den USA gegen die drohende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vorgehen. Die Finanzminister der G7-Laender verabschiedeten bei ihrem Treffen in Washington ausserdem einen Aktionsplan mit dem die Finanzierung des Terrors verhindert werden soll. Dazu gehoeren striktere Massnahmen gegen Geldwaesche und eine bessere Kontrolle sogenannter Offshore-Finanzplaetze, um dubiose Geldgeschaefte zu unterbinden. Jedes der G7-Laender verpflichtet sich, eine nationale Antigeldwaeschezentrale aufzubauen.


PDS missbilligt Kritik an USA

Berlin. Der Bundesparteitag der PDS hat Aussagen des Landesverbands Hamburg missbilligt. Mitglieder dieses Landesverbandes hatten erklaert, die USA seien an den Terroranschlaegen vom 11. September selbst Schuld. Diese Ansicht wurde auf Antrag des Bundesvorstands verurteilt. Bundesgeschaeftsfuehrer Bartsch sagte, man erwaege ein Ausschlussverfahren gegen einige Mitglieder des Hamburger PDS-Verbandes. Wenn sich bei der Hamburger PDS nicht etwas aendere, werde man auf dem naechsten Parteitag darueber reden muessen, ob man den Landesverband aufloese.


Philippsburg wird vorlaeufig abgeschaltet

Berlin. Der Block II des Atomkraftwerks Philippsburg wird vorlaeufig abgeschaltet. Dies gab Umweltminister Trittin bekannt. Wie lange der Atomreaktor stillgelegt bleibt, teilte Trittin nicht mit. Trittin hatte die Betreibergesellschaft ENBW wegen schwerer Sicherheitsmaengel dazu aufgefordert. Das Unternehmen ENBW hatte das Kraftwerk im August weiterbetrieben, obwohl die Notkuehlanlage nicht in Ordnung war.


Mehr Geld fuer Geschaedigte im FloTex-Skandal

Stuttgart. Im milliardenschweren FloTex-Skandal koennen die geschaedigten Banken und Leasinggesellschaften mit mehr Geld als bisher gedacht rechnen. Insolvenzverwalter Braun sagte den Stuttgarter Nachrichten, zu Beginn des Verfahrens habe er eine Quote von 10-15 Prozent erwartet, jetzt koennten es 30 Prozent werden. Mitte naechsten Jahres koenne genau feststehen, mit wieviel Geld die FloTex-Glaeubiger rechnen duerfen. Derzeit geht Braun von einer Gesamtsumme von rund 600 Millionen DM aus.


Deutscher Fernsehpreis fuer Harald Schmidt und Michel Friedman

Hamburg. Harald Schmidt hat zum zweiten Mal den deutschen Fernsehpreis gewonnen. Der SAT.1-Late-Night-Talker liess in der Kategorie "Beste Unterhaltungssendung" seine Konkurrenten hinter sich. Den Preis fuer die beste Informationssendung erhielt der Politiker Michel Friedmann fuer seine ARD-Talkshow. Er verwies seine Kollegin Sabine Christiansen und die SAT.1-Nachrichtenmoderatorin Astrid Frohloff auf die Plaetze. Zum besten Fernsehfilm kuerte die Jury den SAT1-Zweiteiler "Der Tunnel". Als bester Schauspieler in einem Fernsehfilm wurde Matthias Habich fuer seine Rolle in der ARD-Literaturverfilmung "Jahrestage" geehrt.


Oktoberfest bringt geringere Umsaetze

Muenchen. Das Oktoberfest hat in diesem Jahr deutlich geringere Umsaetze gebracht. In den vergangenen zwei Wochen kamen 5.5 Millionen Besucher, das sind 7 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der Bierkonsum ging um 20 Prozent, der Essenskonsum sogar um bis zu 30 Prozent zurueck. Als Grund nannten die Veranstalter des Muenchner Oktoberfests die weltpolitische Lage.


Quellen

SWR 4    12:00 MESZ
SWR 3    19:00 MESZ    21:00 MESZ    21:30 MESZ
B5    19:00 MESZ