GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 09.04.1998



* FDP will im Wahlkampf fuer oekologische Marktwirtschaft eintreten
* Genreihenuntersuchung im Fall Christina
* Grossbrand in Fuerther Spielzeugfabrik
* Neue Erkenntisse ueber Scientology
* Streit ueber Energiesteuer beigelegt
* Boerse



FDP will im Wahlkampf fuer oekologische Marktwirtschaft eintreten

Was steht im Wahlprogramm der FDP? Nach Informationen der Bildzeitung sieht es unter anderem eine Verlaengerung des Lebensarbeitszeit vor. Die Rentenbeitraege und die Leistungen aus der Rentenkasse wollen die Liberalen absenken, berichtete das Blatt heute. Bei der FDP will man von diesen Punkten gar nichts wissen. Die offizielle Linie lautet: Es gibt noch gar kein Wahlprogramm. Vor Ende April gibt es von der FDP inhaltlich gar nichts Neues und erst recht keine Bestaetigung der Einzelpunkte, die im Wahlprogramm stehen sollen. Was ein Boulevard-Blatt da heute abdrucke, koenne schon deshalb kein Auszug aus dem neuen Programm sein, weil es das noch gar nicht gebe, so die offizielle Linie der FDP. In einer eilig verbreiteten Presseerklaerung laesst Generalsekretaerr Westerwelle wissen, bislang haetten nur einzelne Fachausschuesse und Untergliederungen der Partei Vorschlaege eingereicht. Die seien jetzt erst mal gesammelt und bisher nur ganz grob diskutiert worden. Was davon inhaltlich uebrig bleibt, wird eine eigene FDP-Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Westerwelle in den naechsten beiden Wochen entscheiden und bis Ende des Monats der Parteispitze dann in einem Programmentwurf vorlegen. Dass die Textversatzstuecke der Presse zugespielt wurden, um einen Testballon zu starten und damit die FDP im Gespraech zu halten, will man in der FDP-Zentrale gar nicht ausschliessen. Aber vor dem Programmparteitag Ende Juni seien alle Veroeffentlichungen und Rueckschluesse ueber thematische Schwerpunkte des Wahlkampfes reine Spekulation, sagt Westerwelle. Trotzdem decken sich einige Punkte des dementierten Themenkatalogs mit dem, was FDP-Politiker in letzter Zeit angekuendigt hatten. Das gilt vor allem fuer die Forderung, Rentenleistungen und -beitraege zu kuerzen, fuer den Vorschlag eines 3-stufigen Steuertarifs mit einem Spitzensteuersatz von 35% und fuer die Absicht, in Deutschland geborenen Auslaenderkindern einen Anspruch auf die deutsche Staatsbuergerschaft zu garantieren.


Genreihenuntersuchung im Fall Christina

Bei der bisher groessten derartigen Aktion in der Geschichte Deutschlands sollen heute Speichelproben von mehreren Tausend Maennern genommen werden. Die Polizei erhofft sich damit, dem Moerder der 11-jaehrigen Christina auf die Spur zu kommen. Das Maedchen war vor mehr als drei Wochen auf dem Nachhauseweg gekidnappt, sexuell missbraucht und erwuergt worden. 18.000 Speichelproben will die Polizei bei der bislang groessten deutschen Genreihenuntersuchung ziehen. In 12 Staedten und Gemeinden um den Wohnort der ermordeten Christina sind mehr als 200 Beamte unterwegs. Plakate in Imbissbuden, Supermaerkten und Tankstellen machen die Aktion publik und nennen die Schulen, Turnhallen und Freizeitheime, in denen die Maenner die Proben abgeben sollen. Aufgerufen sind alle maennlichen Einwohner zwischen 18 und 30 Jahren. Wer nicht kommt, wird spaeter von der Polizei ueberprueft. Sie muessen sich mit Reisepass, Personalausweis oder Fuehrerschein ausweisen. Die Untersuchung selbst dauert nur Sekunden. Der Speichel wird mit einem Wattestaebchen an vier Stellen in der Mundhoehle entnommen. Die Teilnehmer muessen schriftlich bestaetigen, dass sie den Test freiwillig ablegen. Die Probe wird in ein Roehrchen gesteckt und vom Landeskriminalamt mit dem genetischen Fingerabdruck des Moerders verglichen. Die Analyse der Proben kann rund vier Wochen dauern, so ein Sprecher der Sonderkommission. Wieviel die groesste deutsche Genreihenuntersuchung kostet, ist noch unklar. Die Analyse laeuft in mehreren Schritten. Die erste kostet rund 50 DM, die Feinbestimmung bis zu 1.000 DM. Die Polizei will die Speichelprobentests nicht als Verlegenheitsaktion bewerten. Sie vermutet, dass der Taeter aus der Region kommt. Sie geht auch weiterhin rund 4.000 bereits vorliegenden Hinweisen nach. Ob die Reihenuntersuchung den Taeter tatsaechlich offenbaren wird, vermag die Polizei nicht zu sagen. Nun haben sich die Beamten auch an die Pastoren gewandt. Sie sollen in ihrer Karfreitagsansprache um weitere Informationen zum Fall bitten und sich als Mittler anbieten. Bislang haben sich erst wenige an der Reihenuntersuchung beteiligt. Die Polizei rechnet jedoch damit, dass bis morgen abend alle 18.000 Proben gezogen sind. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Anwohner nach dieser Untersuchung nicht mehr gegenseitig verdaechtigen.


Grossbrand in Fuerther Spielzeugfabrik

Der Katastrophenalarm im Stadtteil Stadeln ist gegen Mittag wieder aufgehoben worden. Der Brand war in der Nacht ausgebrochen. Zehn Mitarbeiter der Spielzeugfabrik erlitten Rauchverletzungen. Die Polizei hatte die Bevoelkerung aufgefordert, Tueren und Fenster zu schliessen, da sie befuerchtete, dass giftige Daempfe entstanden sind. Messungen ergaben jedoch keine Giftstoffe. Bisher ist noch nicht klar, weshalb das Feuer ausgebrochen ist. Nach Angaben einer Firmensprecherin ist ein Schaden in dreistelliger Millionenhoehe entstanden. Nach einem mehrstuendigen Grosseinsatz brachte die Feuerwehr die Flammen schliesslich am Vormittag unter Kontrolle.


Neue Erkenntisse ueber Scientology

Die umstrittene Scientology-Organisation verfuegt offenbar ueber einen eigenen Geheimdienst. Der Hamburger Verfassungsschutz legte vor kurzem einen entsprechenden Bericht vor, in dem ueber Strukturen und Methoden des "Office of Special Affairs" berichtet wird. Den Namen Geheimdienst traegt dieser Raum von Scientology zu recht, stellt der Hamburger Verfassungsschutz nun fest, den das OSA arbeitet mit Taktiken und Methoden aus dem Bereich von Spionage und Spionageabwehr. Aufgaben sind dabei der Schutz von Scientology vor Angriffen staatlicher Stellen, vor Unterwanderung von Privatleuten sowie die Verfolgung und Zermuerbung von Kritikern. Insgesamt, so stellt der Hamburger Bericht fest, verfolgt Scientology politisch extremistische Ziele gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Das OSA dient dabei als Speerspitze. Ausdruecklich wird unterschieden zwischen Funktioaeren und einfachen Anhaengern der Organisation. Man wolle Aufklaerung und keine Hexenjagd gegen jene, die bei Scientology ihr Heil suchen, so Innensenator Hartmuth Wrocklage. Nach Erkenntissen des Hamburger Verfassungsschutzes liegt die Zahl der Anhaenger weit niedriger als von der Organisation selbst angegeben. Man schaetzt bundesweit rund 10.000 Mitglieder. Personell und finanziell stelle Scientology derzeit keine akute Gefahr dar, so das Fazit. Die Beobachtung soll dennoch fortgesetzt werden.


Streit ueber Energiesteuer beigelegt

CDU und CSU haben ihren Streit ueber eine Energiesteuer beigelegt. Die Generalsekretaere Hintze und Protzner kuendigten in einer gemeinsamen Erklaerung an, Gespraeche ueber das gemeinsame Wahlprogramm wuerden unverzueglich nach Ostern aufgenommen. Die beiden Generalsekretaere haben ihre Erklaerung ausdruecklich im Einvernehmen mit den Parteivorsitzenden Bundeskanzler Kohl und Bundesfinanzminister Waigel sowie dem Fraktionsvorsitzenden Schaeuble ab. Zum Streithema Energiesteuer heisst es, beide Parteien lehnten nationale Alleingaenge ab, setzen sich aber fuer eine europaweit abgestimmte harmonisierte wettbewerbs- und aufkommensneutrale Energiebesteuerung ein.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8250
Kanada(1 $)  1,2815
England(1 Pfund)  3,0463
Irland(1 Pfund)  2,5210
Schweiz(100 sfr)  120,240
Frankreich(100 FF)  29,832
Italien(1000 Lit)  1,0128
Oesterreich(100 oeS)  14,214
Spanien(100 Ptas)  1,1777
Japan(100 Yen)  1,3691
Schweden(100 skr)  23,070
 
Einige Indizes:
DAX:5317,22( aktuell )  
5269,46( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:8966,47( Stand 17:00 MESZ )  
8891,48( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16536,66
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    11:30 MESZ    17:00 MESZ
B3    12:00 MESZ    13:00 MESZ