GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 21.05.1996



* Bundesweite OETV-Streiks behindern Nahverkehr
* Tarifverhandlungen in Metallbranche fortgesetzt
* Mandela zu Staatsbesuch in Bonn
* Keine Einigung im Konflikt um britische Rinder
* Vier Urlauber sterben in der Tuerkei bei Busunglueck
* Mineraloelgesellschaften verstaerken Zusammenarbeit
* Millionenschaden bei Brand in Bauernhaus
* Deutsche Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal
* Bundeswehr spart ueber eine Milliarde Mark
* Telekom verschickt ausfuehrlichere Rechnungen
* SPD und Gewerkschaften gemeinsam gegen Sparplaene
* Brandstifter schwere Persoenlichkeitsstoerung bescheinigt
* Martin Dom gewinnt Hoerfunkpreis



Bundesweite OETV-Streiks behindern Nahverkehr

Am morgen hat eine neue Welle von Warnstreiks im oeffentlichen Dienst in zahlreichen deutschen Staedten den Nahverkehr lahmgelegt. Nach Angaben der OETV waren mit Ausnahme von Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern und Schleswig-Holstein alle Bundeslaender betroffen. In Baden-Wuerttemberg waren Ulm, Heidelberg und Baden-Baden Schwerpunkte. Die Busse und Bahnen nahmen vielfach erst nach 8 Uhr ihren Betrieb auf. Rund 1500 Beschaeftigte der Mannheimer Stadtaemter und des Klinikums hielten vor dem Rathaus in Mannheim eine Kundgebung ab. In Baden-Wuerttemberg streikte den ganzen Tag ueber auch in verschiedenen Staedten das Pflegepersonal in Krankenhaeusern und Universitaetskliniken. Ausserdem fanden im Suedwesten Warnstreiks bei Stadtreinigungen und der Muellabfuhr statt. In Goeppingen wird seit gestern abend das Postverteilzentrum bestreikt. Nach Gewerkschaftsangaben erreichen Hunderttausende von Briefen Ihre Adressaten im Landkreis Esslingen und in Ostwuerttemberg nicht. Die Tairfverhandlungen der Gewerkschaften und der Arbeitgeber gehen morgen in die vierte Runde. Der OETV-Vorsitzende Mai signalisierte inzwischen bei der Einkommenshoehe Kompromissbereitschaft. Die Gewerkschaftsforderung nach 4,5 Prozent mehr Geld sei nicht das letzte Wort - eine Nullrunde schloss Mai jedoch erneut aus.


Tarifverhandlungen in Metallbranche fortgesetzt

Stuttgart. Die Tarifparteien der Metallindustrie Baden-Wuerttemberg haben heute ihren voraussichtlich letzten Anlauf genommen, sich doch noch auf ein Buendnis fuer Arbeit zu einigen, nachdem die auf regionaler Ebene gefuehrten Verhandlungen ueber ein Buendnis in allen anderen Tarifgebieten bereits gescheitert sind. Der Verhandlungsfuehrer der baden-wuerttembergischen Metallarbeitgeber Hundt sagte, bei der Forderung der IG Metall, Ueberstunden in Freizeit abzugelten, gebe es noch Bewegungsmoeglichkeiten. Hundt schraenkte allerdings ein, dass sich die Arbeitgeber auf gar keinen Fall auf einen zwingenden Freizeitausgleich einlassen, wie ihn die Gewerkschaft fordert. IG Metall-Verhandlungsfuehrer Zambelli (sp?) bekraeftigte, wenn es heute keine Einigung gaebe, wuerden die Gewerkschaften die Verhandlungen abbrechen. Neben dem Freizeitausgleich fordert die IG Metall eine Verkuerzung der Wochenarbeitszeit, wenn in einem Betrieb Entlassungen drohen. Die Arbeitgeber moechten eine deutliche Kostenentlassung in der Groessenordnung von 20 Prozent und wollen bereits jetzt die Loehne fuer das kommende Jahr aushandeln. Die Gewerkschaft warnte die Arbeitgeber vor einem Scheitern der Gespraeche.


Mandela zu Staatsbesuch in Bonn

Bonn. Suedafrikas Praesident Mandela kam am vormittag zu einem ersten offiziellen Besuch als Staatsoberhaupt nach Deutschland. Bei seinen Gespraechen ging es vor allem um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Suedafrikanern. Mandela wurde am Nachmittag von Bundespraesident Herzog mit militaerischen Ehren vor der Villa Hammerschmidt empfangen. Nach seiner Begegnung mit Herzog wird Mandela mit Bundesfinanzminister Waigel, Bundesbankpraesident Tiedmaier (sp?) und fuehrenden Vertretern deutscher Banken zusammentreffen. Hoehepunkt des dreitaegigen Aufenthaltes wird eine Rede des 77-jaehrigen Friedensnobelpreistraegers morgen vor dem Bundestag sein. Damit soll auch das Wirken Mandelas beim friedlichen Uebergang von der Apartheid zu Demokratie gewuerdigt werden. Deutschland ist neben den USA und Grossbritannien der wichtigste Handelspartner Suedafrikas. Die Handelsbilanz ist jedoch sehr unausgeglichen. Deutschland lieferte im letzten Jahr mehr als doppelt so viele Waren nach Suedafrika, wie es von dort bezieht. 1995 erzielt Deutschland einen Exportueberschuss von drei Milliarden Mark.


Keine Einigung im Konflikt um britische Rinder

Bruessel. Der staendige Veterinaerausschuss der EU-Kommission hat es abgelehnt, das Exportverbot fuer britische Rinderprodukte zu lockern. Nach Angaben der deutschen Delegation wurde die Entscheidung von sieben der fuenfzehn EU-Mitglieder getragen und fiel damit deutlicher als erwartet aus. Die Verhandlungen ueber eine Lockerung des Exportverbotes sollen am 3. und 4. Juni erneut beraten werden. Darauf verstaendigten sich die Minister zum Abschluss ihres zweitaegigen Treffens in Bruessel. Weitere Themen des ausserplanmaessigen Beratungen in Luxemburg sind Massnahmen zur Unterstuetzung der Rinderzuechter. Grossbritannien drohte inzwischen die Beziehungen zu den EU-Partnern zu verschlechtern.


Vier Urlauber sterben in der Tuerkei bei Busunglueck

Ankara. Bei einem Busunglueck in der suedtuerkischen Provinz Anatalia sind am morgen vier Touristen aus Deutschland ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei sind unter den insgesamt siebzehn Verletzten fuenfzehn Deutsche. Nach ersten Ermittlungen geriet der Bus der Deutschen Reisegruppe aus bisher ungeklaerten Gruenden in der Naehe von Anatalia auf die Gegenfahrbahn und stiess mit einem entgegenkommenden LKW frontal zusammen. Die Touristen waren auf dem Weg zum Flughafen von Anatalia, von wo aus sie mit zwei Maschinen nach Nuernberg und Bremen fliegen sollten. Nach Angaben des tuerkischen Reiseunternehmens Great Shallitours (sp?) handelt es sich bei den Todesopfern um eine 55-jaehrige Frau aus Bremen, einen 29-jaehrigen Mann aus Erfurt und ein sechs Jahre altes Maedchen aus Erfurt. Die Identitaet des vierten Todesopfers stehe noch nicht fest.


Mineraloelgesellschaften verstaerken Zusammenarbeit

Hamburg/ Karlsruhe. Mehrere Mineraloelgesellschaften wollen ihre Rafineriekapazitaeten in Karlsruhe zusammenlegen, um Kosten zu sparen. Die Firmen ESSO AG Hamburg und die drei Gesellschafter der oberrheinischen MineraloelBeka GmbH (sp?) erhoffen sich durch die Massnahme jaehrliche Einsparungen von bis zu 70 Millionen Mark. Betroffen von dem Zusammenschluss sind zwei benachbarte Anlagen im Karlsruher Rheinhafen. Durch die Massnahme werden nach Angaben der beteiligten Firmen ungefaehr zwanzig Prozent der bisher 1200 Arbeitsplaetze wegfallen. Von seiten des Bundeskartellamts erwarten die Firmen keine ernsthaften Bedenken gegen den Verbund. Vertreter der beteiligten Unternehmen begruendeten die Fusion mit hohen Verlusten in den vergangen Jahren.


Millionenschaden bei Brand in Bauernhaus

Titisee/Neustadt. In der vergangenen Nacht ist durch ein Feuer auf einem Bauernhof ein Millionenschaden entstanden. Die Brandursache ist noch ungeklaert. Ob Menschen verletzt wurden ist nach Mitteilung der Polizei nicht bekannt.


Deutsche Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal

Bonn. Die deutsche Wirtschaftsleistung ist nach Einschaetzung des Bundeswirtschaftsministeriums im ersten Quartal um etwa 0,5 Prozent geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt lag damit kaum noch ueber dem Vorjahreswert. Noch gebe es keine messbaren Anzeichen einer Konjunkturerholung heisst es in dem Monatsbericht des Ministeriums. Dennoch rechne man mit einer allmaehlichen Belebung der Produktion.


Bundeswehr spart ueber eine Milliarde Mark

Bonn. Der Verteidigungsetat soll in diesem Jahr um mehr als eine Milliarde Mark gekuerzt werden. Wie aus Regierungskreisen bekannt wurde, verstaendigten sich Verteidigungsminister Ruehe und Finanzminister Waigel heute auf diese Einsparung. Gekuerzt werden soll bei den Investitionen. Struktur- und Personalstaerke der Bundeswehr wuerden nicht angetastet. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Gertz (sp?) und der Praesident des Reservistenverbandes Steiner aeussersten sich besorgt ueber die moeglichen Folgen dieser Kuerzung. Sie vertreten die Ansicht, dass die neuerlichen Kuerzungen unverantwortlich seien.


Telekom verschickt ausfuehrlichere Rechnungen

Bonn. Die Telekom AG will ab August uebersichtlichere Telefonrechnungen verschicken. Die Kosten aller Gespraeche sollen getrennt nach denjeweiligen Tarifzonen aufgefuehrt werden. Nach Angaben der Telekom sollen bis Ende des Jahres rund die Haelfte der mehr als 40 Millionen Kunden die neuen Rechnungen bekommen - bis Ende 1997 dann alle Kunden. Zusaetzliche Gebuehren fuer die neuen detaillierteren Rechnungen werden nicht erhoben.


SPD und Gewerkschaften gemeinsam gegen Sparplaene

Bonn. SPD und Gewerkschaften wollen gemeinsam gegen die Sparplaene der Bundesregierung kaempfen. Das wurde bei einem Treffen der Bundestagsfraktion mit fuehrenden Gewerkschaftsvertretern deutlich. Fraktionschef Scharping warf der Koalition von Union und FDP vor, die Kooperationsgemeinschaft der Gewerkschaften missbraucht zu haben. DGB-Chef Schulte lehnte es ab, an den Kanzlerrunden teilzunehmen, wenn die Regierung und Arbeitgeber ihren Kurs nicht aenderten.


Brandstifter schwere Persoenlichkeitsstoerung bescheinigt

Stuttgart. Im Mordprozess um die Stuttgarter Brandkatastrophe im Maerz 1994 hat ein psychiatrischer Sachverstaendiger dem Angeklagten eine schwere Persoenlichkeitsstoerung bescheinigt. Der Gutachter sagte vor dem Landgericht Stuttgart, moeglicherweise seien Schuld- und Steuerungsfaehigkeit des 26-jaehrigen zur Tatzeit erheblich eingeschraenkt gewesen. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, das Feuer in der Geissstrasse (sp?) gelegt zu haben, durch das sieben Menschen ums Leben kamen. Ausserdem soll er fuer sieben weitere Brandstiftungen im Raum Esslingen verantwortlich sein.


Martin Dom gewinnt Hoerfunkpreis

Stuttgart. Eine Hoerfunkproduktion des Sueddeutschen Rundfunks, des Senders Freies Berlin und des ostdeutschen Rundfunks Brandenburg ist mit dem Robert-Geisendorfer-Preis (sp?) ausgezeichnet worden. In SDR ging der Preis, der fuer voelkerverbindende Funkbeitraege vergeben wird, an Martin Dom fuer "Bruecken ueber dem Abgrund - eine Sendung ueber 30 Jahre deutsch-israelische Beziehungen".


Quellen

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