GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 27.02.1997



* Vorbereitungen fuer Castor-Transport im Gange
* Auseinandersetzungen im Bundestag wegen Castor-Transporten
* Mautgebuehren und private Finanzierung von Verkehrsprojekten geplant
* Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe in der ersten Runde gescheitert
* Seehofer haelt an Plaenen fuer Krankenkassenbeitraege fest
* Bundestag will Ausstellung ueber Wehrmacht nicht in Bonn zeigen
* Staedte am Rhein bereiten sich auf Hochwasser vor, Rueckgang im Sueden
* Schiffverkehr auf dem Rhein nach Sinken eines Schiffs behindert
* Boerse



Vorbereitungen fuer Castor-Transport im Gange

Der Countdown fuer den umstrittenen Castor-Transport laeuft. Bem Atomkraftwerk Neckar-Westheim wurden drei Castor-Behaelter auf LKW verladen. Ihr Ziel ist das Kohlekraftwerk Walheim. Dort sollen die drei Behaelter mit einem aus dem Atomkraftwerk Gundremmingen und zwei weiteren aus der franzoesischen Wiederaufarbeitungsanlage La Arc (sp?). Am Wochenende beginnt dann der Bahntransport in Richtung Gorleben. Er soll bis Mitte naechster Woche dauern.


Auseinandersetzungen im Bundestag wegen Castor-Transporten

Wegen der bevorstehenden Castor-Transporte ins atomare Zwischenlager Gorleben ist es im Bundestag zu scharfen Auseinandersetzungen gekommen. Mit der Stimmenmehrheit der Koalition verurteilte das Parlament in einer Resolution gewalttaetige Proteste. Fast alle Abgeordneten der SPD enthielten sich der Stimme. Wirtschaftsminister Rexrodt, FDP, verteidigte die geplanten Transporte und bezeichnete sie als ungefaehrlich. Auch Umweltministerin Merkel, CDU, meinte, das mit den Castor-Behaeltern keinerlei Risiken verbunden seien. Innenminister Kanther warnte vor Aussschreitungen und kuendigte ein hartes Durchgreifen an. Der niedersaechsische Innenminister Glogowski, SPD, entgegnete, dass die Bundesregierung den Konflikt durch eine verfehlte Energiepolitik selbst verursacht habe. Er verlangte einen Stop der Nukleartransporte. Der Fraktionsvorsitzende der Buendnis-Gruenen, Fischer, rief zu friedlichen Protestkundgebungen auf.


Mautgebuehren und private Finanzierung von Verkehrsprojekten geplant

Nach den Plaenen der Bundesregierung werden Autofahrer moeglicherweise Mautgebuehren fuer privat finanzierte Strassen, Bruecken und Tunnel bezahlen muessen. Das Verkehrsministerium bestaetigte heute in Bonn, dass Grossprojekte im Verkehrsbereich kuenftig von privaten Bauunternehmern finanziert werden sollten. Die spaetere Mautgebuehr werde dann mit dem Bund abgestimmt. Insgesamt seien 18 Projekte geplant. Der verkehrspolitische Sprecher der Umweltorganisation BUND, Westenberger, wertete die Plaene Wissmanns als nicht umweltgerecht. Im Deutschlandfunk meinte er, dies sei ein Versuch, um die Industrie zum Bau neuer Strassen anzuregen.


Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe in der ersten Runde gescheitert

Im Bauhauptgewerbe sind die Gespraeche ueber die volle Lohnfortzahlungbei Krankheit bereits in der ersten Runde gescheitert. Die Arbeitgeber haetten sich kategorisch geweigert, ueber eine tarifvertragliche Vereinbarung zu verhandeln, erklaerte ein Sprecher der Gewerkschaft am Abend in Frankfurt am Main. Die IG Bau wird jetzt zu diesem Konflikt das Schlichtungsverfahren einleiten. Ueber die anderen Punkte der Tarifrunde 97 soll am 13. Maerz verhandelt werden. In der Branche sind 1,3 Millionen Menschen beschaeftigt.


Seehofer haelt an Plaenen fuer Krankenkassenbeitraege fest

Bundesgesundheitsminister Seehofer will ungeachtet des Widerstandes in der Union an seinen Plaenen zur Finanzierung der Krankenkassenbeitraege festhalten. In Bonn bekraeftigte der CSU-Politiker, dass er den Kassen erlauben wolle, kuenftige Beitragsanhebungen ausschliesslich von den Arbeitnehmern finanzieren zu lassen. Anderslautende Berichte entspraechen nicht den Tatsachen. In einer aktuellen Stunde des Bundestages bezeichnete der SPD-Politiker Dressler die Plaene Seehofers als Bruch der bisher geltenden Prinzipien der Sozialversicherung. Dies waere der Einstieg in den Ausstieg aus der solidarischen Gesellschaft.


Bundestag will Ausstellung ueber Wehrmacht nicht in Bonn zeigen

Das Bundestagspraesidium lehnte es ab, die derzeit in Muenchen laufende Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht von 1941 bis 1944" in den Raeumen des Bonner Parlaments zu zeigen. Einen entsprechenden Antrag hatte die PDS-Gruppe im vergangenen Dezember gestellt. Parlamentspraesidenten Suessmuth erklaerte dazu, es sei nicht Aufgabe des Bundestags, eine derart stark polarisierende und in der Oeffentlichkeit heftig umstrittene Ausstellung zu praesentieren. Hinzu komme, dass es im Bundestag bisher nur solche Ausstellungen gegeben habe, die nicht schon vorher einer breiteren Oeffentlichkeit bekannt gemacht worden seien.


Staedte am Rhein bereiten sich auf Hochwasser vor, Rueckgang im Sueden

Nach den Ueberschwemmungen im Sueden und Suedwesten Deutschlands bereiten sich seit heute auch die Staedte am Rhein auf das Hochwasser vor. In Koeln und Bonn steigen die Pegel kontinuierlich um mehrere Zentimeter pro Stunde. Ufernahe Strassen sind bereits ueberschwermmt. In Koblenz wird fuer morgen mit dem Hoechststand gerechnet. In Baden-Wuerttemberg hat sich die Lage inzwischen entsprannt, nachdem in Saarbruecken und Heidelberg Teile der Altstadt in der Nacht ueberflutet worden waren. Die Saar und der Neckar traten nach den heftigen Regenfaellen der vergangengen Tage ueber die Ufer. In Saarbruecken war der Scheitelpunkt der Flutwelle heute morgen erreicht. Bei Reparaturarbeiten ist ein Bagger umgefallen. Der Fahrer stuerzte in die Saar, man befuerchtet, dass er ertrunken ist. An der Mosel steht die Altstadt von Zell unter Wasser. Der Fluss schwillt weiter an. Die kritische Marke ist ein Pegel von 10 Metern. Die Feuerwehr hat die Notversorgung der rund 6000 betroffenen Buerger uebernommen. Kritisch ist die Lage auch in Kochem. Der Neckar bei Heidelberg faellt wieder. Schiffe koennen aber auf Neckar, Mosel und Saar vorlaeufig noch nicht wieder fahren.


Schiffverkehr auf dem Rhein nach Sinken eines Schiffs behindert

Der Schiffverkehr auf dem Rhein wird in Hoehe von Assmannshausen noch immer behindert. In der Nacht zum Mittwoch war dort ein Schiff gesunken. Es hatte 1800 Tonnen Feinsplit geladen. Aus dem Schiff sind Treibstoff und Schmieroel ausgelaufen. Die Rheinanlieger flussabwaerts bis in die Niederlande wurden vor einer Wasserverschmutzung gewarnt. Der Rhein ist bereits auf einer Laenge von mehreren Kilometern verunreinigt.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6895
Kanada(1 $)  1,2353
ECU-Wert(1 ECU)  1,9541
England(1 Pfund)  2,7505
Irland(1 Pfund)  2,6680
Schweiz(100 sfr)  114,445
Frankreich(100 FF)  29,6550
Italien(1000 Lit)  1,0059
Oesterreich(100 oeS)  14,2080
Spanien(100 Ptas)  1,1796
Japan(100 Yen)  1,3984
Schweden(100 skr)  22,5980
 
Einige Indizes:
DAX:3276,72
Dowjones-Index:6952,78 ( Stand 20:00 MEZ )  
6983,18 ( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:19021,56
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    7:00 MEZ    20:00 MEZ
SWF3    19:00 MEZ
SDR3    7:30 MEZ