GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 22. 11. 2004



* EU stellt mobile Kampftruppen fuer Kriseneinsaetze auf
* Neue EU-Kommission nimmt Arbeit auf
* Diskussion ueber neues Pisa-Testergebnis
* Kanzler Schroeder spricht sich fuer Kopftuchverbot an Schulen aus
* Muentefering warnt vor Hysterie bei Integrationsdebatte
* Struck droht mit Konsequenzen in Misshandlungs-Skandal
* Seehofer tritt als Vize-Vorsitzender der Unionsfraktion zurueck
* Baden-wuerttembergische Kirchensynode beraet ueber Finanzkrise
* Muenchen bleibt ohne Hochhaeuser
* Polizei sucht Jugendliche nach Anschlag auf Moschee
* Soazig Aaron erhaelt Geschwister-Scholl-Preis 2004
* Martin Walser uebertraegt seinen Nachlass dem Deutschen Literaturarchiv
* Boerse



EU stellt mobile Kampftruppen fuer Kriseneinsaetze auf

Die EU-Verteidigungsminister haben in Bruessel die Bildung von 13 mobilen Kampftruppen beschlossen. Diese sollen jeweils 1500 Mann umfassen und in einem Radius von 6000 Kilometern mit einem robusten Mandat zum Einsatz kommen. Ziel ist es, mit UN-Mandat vor einer Eskalation in internationale Konflikte einzugreifen. Deutschland will sich zusammen mit anderen Staaten an vier Kampftruppen beteiligen. Eine erste Einheit soll bereits im kommenden Jahr einsatzfaehig sein. Zunaechst waren insgesamt neun EU-Einheiten geplant. Parallel dazu wollen die EU-Staaten zivile Kraefte fuer Kriseneinsaetze bereitstellen.


Neue EU-Kommission nimmt Arbeit auf

Bruessel. Mit einiger Verspaetung nimmt die neue EU-Kommission heute ihre Arbeit auf. Das Europaeische Parlament hat das Team um Praesident Barroso erst im zweiten Anlauf akzeptiert, nachdem Barroso zwei besonders umstrittene Kandidaten ausgetauscht und Ressorts umbesetzt hatte, Inzwischen bahnt sich neuer Aerger an: Der franzoesische Verkehrskommissar Barrot hat nach Angaben des britischen Abgeordneten Watson die Parlamentarier nicht darueber informiert, dass gegen ihn ein Parteispenden-Verfahren gelaufen sei.


Diskussion ueber neues Pisa-Testergebnis

Berlin. Nach den schlechten Ergebnissen deutscher Schueler im zweiten Pisa-Test hat Bundesbildungsministerin Bulmahn den Laendern finanzielle Unterstuetzung bei weiteren Reformen angeboten. Bayerns Kultusministerin Hohlmeier forderte eine Sondersitzung der Kultusministerkonferenz. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden deutscher Schueler bei der neuen PISA-Studie. Das Schulsystem muesse schrittweise umgebaut werden, sagte GEW-Landeschef Boehlkau. In anderen Laendern wuerden alle Schueler in der Regel bis zur 10. Klasse gemeinsam lernen und dadurch besser gefoerdert, sagte Boehlkau. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und Landes- Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) haelt dagegen eine Bewertung der Studie zum jetzigen Zeitpunkt fuer wenig sinnvoll. Die Ergebnisse muessten erst detailliert vorliegen.Die offiziellen Ergebnisse der zweiten Pisa-Studie gibt es zwar erst in zwei Wochen. Aber schon jetzt scheint klar, dass deutsche Schueler wieder nur im hinteren Mittelfeld gelandet sind.


Kanzler Schroeder spricht sich fuer Kopftuchverbot an Schulen aus

Bundeskanzler Gerhard Schroeder hat sich fuer ein Kopftuchverbot fuer Beschaeftigte an Schulen und anderen oeffentlichen Einrichtungen ausgesprochen. Wenn eine junge Frau in der Gesellschaft ein Kopftuch tragen wolle, sei dies tolerabel, sagte Schroeder der ARD-Sendung "Beckmann" , die heute Abend um 23:00 Uhr ausgestrahlt wird. Im oeffentlichen Dienst sei dies anders: "Hier erwarten wir eine andere Weise, sich anzuziehen", so Schroeder. Er halte es fuer richtig, wenn Bundeslaender Kopftuecher fuer Lehrerinnen an Schulen nicht haben wollten. Brandenburgs Innenminister Joerg Schoenbohm griff muslimische Immigranten in Deutschland in einer ungewoehnlich scharfen Form an: In ihren Milieus wuerden gerade die aufgeklaerten Traditionen Deutschlands "konsequent ignoriert", schreibt Schoenbohm in einem Beitrag fuer die Zeitung "Die Welt". Lessings Ringparabel, das Lehrstueck der europaeischen Aufklaerung, finde sich "natuerlich nicht im Lehrplan der diversen Koranschulen". Dort werde vielmehr haeufig gepredigt, "dass man den richtigen der drei Ringe aus dem vaeterlichen Erbe am sichersten erlangen koenne, indem man seinen beiden Bruedern den Schaedel einschlaegt und ihnen ihre Ringe von den Fingern schneidet".


Muentefering warnt vor Hysterie bei Integrationsdebatte

In der Integrationsdebatte mehren sich Warnungen vor Islam- und Auslaenderfeindlichkeit. SPD-Chef Muentefering warnte vor "hysterischen Reaktionen" im Zusammenleben mit Muslimen. Einige Politiker forderten zugleich, Auslaender muessten besser Deutsch lernen. Ohne gute Sprachkenntnisse sei eine Integration in Gesellschaft und Berufsleben nicht moeglich, so Bundesinnenminsiter Schily. CDU-Chefin Merkel sagte nach einer Praesidiumssitzung, man muesse Ansprueche formulieren an die Menschen, die in Deutschland leben wollten.


Struck droht mit Konsequenzen in Misshandlungs-Skandal

Berlin. Nach den Misshandlungen von Rekruten in der Bundeswehr hat Verteidigungsminister Struck Konsequenzen angekuendigt. Der SPD-Politiker sprach von unverantwortlichen Ausbildungsmethoden, die man nicht tolerieren koenne. In Muenster ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen gegen 21 verdaechtige Soldaten. In einer Kaserne in Coesfeld sollen sie waehrend einer nachgestellten Geiselnahme Rekruten misshandelt und mit Stromstoessen gequaelt haben. Fuer entwuerdigende Behandlung von Untergebenen sieht das Strafgesetz Freiheitsstrafen bis zu fuenf Jahren vor.


Seehofer tritt als Vize-Vorsitzender der Unionsfraktion zurueck

Der CSU-Politiker Seehofer ist von seinem Amt als Vize-Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag zurueckgetreten Er begruendete seinen Schritt mit dem aus seiner Sicht untragbaren und zu komplizierten Unions-Kompromiss zur Gesundheitsreform. Sein Amt als CSU-Vize will er aber behalten. CSU-Chef Stoiber erklaerte, er respektiere Seehofers Entscheidung und setze auf die Zusammenarbeit als CSU-Vize. CDU-Chefin Merkel nannte Seehofers Schritt konsequent. Zugleich bedauerte sie, dass er den Gesundheitskompromiss nicht mittragen koenne.


Baden-wuerttembergische Kirchensynode beraet ueber Finanzkrise

Stuttgart. Die 13. Synode der Evangelischen Landeskirche Wuerttemberg hat ihre viertaegigen Beratungen begonnen. Es werden kontroverse Debatten ueber den so genannten Pfarr-Plan 2011 erwartet, bei dem es um die kuenftige Verteilung der Pfarrerstellen geht. Die Plaene sehen vor, Stellen abzubauen sowie Pfarrer aus grossen Staedten mit sinkender Einwohnerzahl in kleinere Gemeinden mit wachsender Bevoelkerung zu versetzen. In den naechsten Tagen beraten die 90 Teilnehmer ausserdem ueber die schwierige Finanzlage der Landeskirche. Weil die Einnahmen aus der Kirchensteuer drastisch zurueckgegangen sind, fehlen der Kirche in diesem und im kommenden Jahr knapp 70 Millionen Euro. Da die Steuereinnahmen zur Haelfte zwischen Landeskirche und Gemeinden aufgeteilt werden, gilt dies nach den Worten von Dekanin Wiebke Waehling auch fuer die notwendigen Einsparungen. Waehling ist Vorsitzende des Finanzausschusses der Landessynode. Die Synode will auch ueber den Schutz des menschlichen Lebens beraten. In einem Entschliessungsantrag wird die so genannte verbrauchende Embryonenforschung ebenso abgelehnt wie die Praeimplantationsdiagnostik oder das Klonen von Menschen. Abtreibung wird als Toetung eines Menschen bewertet und der aktiven Sterbehilfe wird eine klare Absage erteilt.


Muenchen bleibt ohne Hochhaeuser

Muenchen. In Muenchen duerfen kuenftig auch in Randgebieten der Stadt keine Hochhaeuser gebaut werden, die hoeher als 99 Meter sind. Bei einem Buergerentscheid in der bayerischen Landeshauptstadt setzten sich die Hochhaus-Gegner um Altoberbuergermeister Kronawitter durch. Nach dem vorlaeufigen Ergebnis sprachen sich rund 101.000 Waehler dafuer aus, dass es kuenftig keine hoeheren Haeuser als die Frauenkirche mehr geben soll. Erforderlich waren knapp 92.000 Stimmen. Mit dem Buergerentscheid wurden auch zwei Hochhaus-Projekte im Sueden und Osten von Muenchen abgelehnt. Die Initiatoren des Buergerentscheids argumentieren, Hochhaeuser wuerden das Stadtbild von Muenchen verschandeln. Der Siemens-Konzern und der Sueddeutsche Verlag wollen mit geaenderten Bau-Plaenen auf den Buergerentscheid reagieren. Oberbuergermeister Ude sagte, nach dem Sieg der Hochhausgegner werde es weiterhin grosse Bauprojekte geben, bei denen dann aber die Obergrenze von 100 Metern eingehalten werden muesse.


Polizei sucht Jugendliche nach Anschlag auf Moschee

Sinsheim. Nach dem Brandanschlag auf eine Moschee in Sinsheim sucht die Polizei weiter nach Jugendlichen, die sich in der Tatnacht und den Naechten zuvor auf Parkplaetzen in der Naehe des Gotteshauses aufgehalten haben sollen. Ob die Jugendlichen mit der Tat in Zusammenhang stuenden, sei unklar. Deshalb werde weiter "in alle Richtungen ermittelt", teilte die Polizei mit. Die Parkplaetze in dem Gewerbegebiet seien offenbar eine Art Anlaufpunkt fuer Jugendliche, hiess es. Unbekannte hatten in der Nacht zum vergangenen Donnerstag einen Molotowcocktail in den Eingang einer Moschee in Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis geworfen.


Soazig Aaron erhaelt Geschwister-Scholl-Preis 2004

Muenchen. Die franzoesische Schriftstellerin Soazig Aaron bekommt am Abend in der Ludwig-Maximilians-Universitaet den diesjaehrigen Geschwister-Scholl-Preis. Sie wird damit fuer ihren ersten Roman "Klaras Nein" geehrt, in dem sie sich mit dem Holocaust auseinandersetzt. Die Tagebuch-Erzaehlung "Klaras Nein" schildert die fiktive Geschichte einer Ueberlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, die sich zurueck in Paris kategorisch weigert, wieder ein normales Leben zu fuehren. Die Jury lobte das Werk als literarisches Meisterstueck. Das Buch sei um so erstaunlicher, als die Autorin vier Jahre nach Kriegsende geboren wurde und damit keine Zeitzeugin sei.


Martin Walser uebertraegt seinen Nachlass dem Deutschen Literaturarchiv

Der mit seiner Paulskirchen-Rede und dem Roman "Tod eines Kritikers" in die Kontroverse geratene Autor Martin Walser will dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar seinen schriftstellerischen Nachlass uebertragen. Dies vereinbarte der 78 Jahre alte Autor mit dem Deutschen Literaturarchiv. Traegerin des Literaturarchivs und des Schiller-Nationalmuseums Marbach ist die Deutsche Schillergesellschaft e.V.. Walsers Bibliothek und sein umfangreiches Archiv aus Manuskripten, Vorarbeiten, Notizbuechern und Korrespondenzen bleiben zunaechst noch in seinem Haus in Ueberlingen am Bodensee. Eine seiner Toechter verwalte dort den Nachlass. Als letzte Bleibe sei aber das Marbacher Archiv vorgesehen, das die Papiere bewahren, erschliessen und erforschen soll. Damit werden langfristig die Schriften eines der bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart fuer die Wissenschaft zugaenglich: Sie koennen der Nachwelt wichtige Einblicke in die Werkstatt eines Autors geben.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.7674 Euro
Kanada (1 $) 0.6432 Euro
England (1 Pfund) 1.4234 Euro
Schweiz (100 sfr) 66.024 Euro
Japan (100 Yen) 0.7446 Euro
Schweden (100 skr) 11.166 Euro
Suedafrika (100 R) 12.771 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 4123.98 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 10435.26 ( Stand 17:00 MEZ )
Nikkei-Index: 10849.39
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ