GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 17.07.2000



* Renate Wallert auf dem Weg nach Deutschland
* Entschaedigung von NS-Zwangsarbeitern
* PDS soll an Rentengespraechen beteiligt werden
* Kohl ist zur Zahlung einer Geldbusse bereit
* Kampf gegen Rechte Gewalt
* Verluste bei der EXPO
* Boerse



Renate Wallert auf dem Weg nach Deutschland

Renate Wallert ist nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft auf den Suedphilippinen auf dem Weg nach Deutschland. Sie flog heute Nachmittag mit einer Lufthansa-Linienmaschine von Manila ab und soll morgen frueh in Frankfurt ankommen. Begleitet wird sie von einem Mitarbeiter der deutschen Botschaft und einem Arzt. Die 56-Jaehrige Goettingerin war heute nach zwoelf Wochen Geiselhaft ueberraschend freigekommen. In einer ersten Reaktion aeusserte sich Wallert uebergluecklich, sie sei fast wieder ganz gesund und hoffe nun, dass auch ihr Mann und ihr Sohn freigelassen wuerden. Die Rebellen hatten die Familie zusammen mit achtzehn anderen Touristen und Hotelangestellten am Ostermontag von einer malaysischen Urlaubsinsel verschleppt. Vor Wallert waren bereits zwei malaysische Geiseln freigekommen. Bundeskanzler Schroeder zeigte sich erfreut ueber die Freilassung der Deutschen und dankte den Aussenministern Deutschlands, Frankreichs und Finnlands fuer ihre erfolgreiche Arbeit. Ungeachtet der Dementis aus Berlin und Manila halten sich die Geruechte ueber eine Loesegeldzahlung. Zuvor hatte es geheissen, die Kidnapper haetten sich mit der Finanzierung von Entwicklungshilfe-Projekten in ihrer Region abgefunden. Ungewiss ist zunaechst das Schicksal der weiteren Geiseln. Auf der Insel Jolo werden jetzt noch 38 Menschen festgehalten. Fuer alle Gefangenen bestehen Loesegeld-Forderungen in unterschiedlicher Hoehe.


Entschaedigung von NS-Zwangsarbeitern

Bundeskanzler Schroeder hat den Abschluss der Verhandlungen ueber die Entschaedigung von NS-Zwangsarbeitern als lang anstehende humanitaere Geste bezeichnet. Wenige Stunden nach der Unterzeichnung der entsprechenden Abkommen sagte Schroeder, damit habe ein letztes noch offenes Kapitel der NS-Vergangenheit geschlossen werden koennen. Es sei gelungen, ein ausreichendes Mass an Rechtssicherheit fuer deutsche Unternehmen vor weiteren Opferklagen zu erreichen. Die Auszahlungen muessten nun zuegig erfolgen. Der Kanzler appellierte an die Unternehmen, die bislang noch keinen Beitrag leisten wollen, der Stiftung doch noch beizutreten. Er sagte, wer Zwangsarbeiter beschaeftigt habe, muesse sich an der Entschaedigung beteiligen. Schroeder forderte die deutsche Wirtschaft auf, ihren Beitrag rasch zusammen zu bringen. Der Bund, so Schroeder, werde seinen Anteil von fuenf Milliarden Mark noch in diesem Jahr an die Stiftung ueberweisen. Auf Seiten der Wirtschaft fehlen immer noch etwa 1,9 Milliarden Mark. Schroeder zeigte sich aber erfreut, dass auch Unbeteiligte in den Fond einzahlen. Der amerikanische Unterhaendler Eisenstatt wuerdigte das Entschaedigungsabkommen als historische Leistung. Gleichzeitig rief auch er zu einer schnellen Auszahlung auf. Er sagte woertlich, wir koennen die Opfer nicht laenger warten lassen. Der deutsche Regierungsbeauftragte Graf Lambsdorff erklaerte, mit der Entschaedigung werde ein finanzieller, aber kein moralischer Schlussstrich gezogen. Die ersten Zwangsarbeiter sollen noch in diesem Jahr zwischen fuenf und fuenfzehn Tausend Mark von der Stiftung bekommen, die den Namen Erinnerung, Verantwortung und Zukunft traegt. Jetzt muss nur noch ein Vorsitzender des Stiftungskuratoriums gefunden werden, bevor die gut acht Milliarden Mark an die ehemaligen Zwangsarbeiter ausgezahlt werden koennen. Der heute vielgelobte Verhandlungsfuehrer der Bundesregierung moechte diese Aufgabe definitiv nicht uebernehmen.


PDS soll an Rentengespraechen beteiligt werden

Die PDS wird nach den Worten von SPD-Generalsekretaer Muentefering an den Rentengespraechen beteiligt. Muentefering sagte, es gelte das Wort, das Bundeskanzler Schroeder der PDS gegeben habe. Offen sei aber noch, ob die PDS an Verhandlungen zusammen mit anderen Parteien teilnehmen solle. Wenn die Union dies ablehne, werde man andere Formen finden, die PDS zu beteiligen. Muentefering betonte, es waere irrational, nicht mit der PDS zu sprechen. Sie sei eine demokratisch gewaehlte Partei, die auch im Bundestag ueberall vertreten sei. Der Generalsekretaer erneuerte die Einladung an die Union, sich an den Rentengespraechen zu beteiligen. Er meinte, gerade nach der Abstimmungsniederlage im Bundesrat habe es fuer die Union keinen Sinn, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Bei der Union hat die Zusage Schroeders, die PDS an den Rentengespraechen zu beteiligen, heftige Kritik ausgeloest. CDU-Chefin Merkel sagte, wenn das Schicksal der deutschen Rentner in die Haende der PDS gelegt werde, sei es fuer die Union nicht moeglich, weiter mit am Tisch zu sitzen. Nach Angaben der PDS wird voraussichtlich PDS-Fraktionschef Gysi an den Rentengespraechen teilnehmen.


Kohl ist zur Zahlung einer Geldbusse bereit

Altbundeskanzler Kohl ist nach Informationen der Bild-Zeitung zur Zahlung einer Geldbusse bereit, wenn die Bonner Staatsanwaltschaft ihre wegen des Verdachts der Untreue gefuehrten Ermittlungen gegen ihn einstellt. Das berichtet das Blatt in seiner morgigen Aussage und beruft sich auf Kohls Anwalt Stefan Holthoff-Pfoertner. Das Blatt zitiert den Juristen mit dem Satz: wir wuerden ein Angebot auf Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldbusse natuerlich annehmen, damit waere die Sache ohne Vorstrafe erledigt. Ein entsprechendes Angebot liege aber noch nicht vor. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen wegen zahlreicher Anzeigen gegen Kohl im Zuge der Parteispendenaffaere aufgenommen.


Kampf gegen Rechte Gewalt

Wegen der anhaltenden Ueberfaelle auf Obdachlose und Auslaender wollen die Gruenen den Kampf gegen Rechte Gewalt verstaerken. Der Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Ludwigshafen in der Nacht zum Sonntag habe wieder gezeigt, dass es so nicht weitergehen koenne, sagte Parteichefin Kuenast. Die Gruenen fordern eine Sondersitzung der Innenminister gefordert. Kuenast sagte, die Minister muessten noch in der Sommerpause zusammenkommen und ein Konzept gegen den Rechtsextremismus entwickeln. Eine Verschaerfung der Strafen lehnte Kuenast allerdings ab, weil die bestehenden ausreichend sei. Es muesse aber klar gesagt werden, das ein demokratisches Land Gewalt nicht akzeptiere. Die Gruenen-Chefin betonte, dies sei auch eine Aufforderung an den Koalitionspartner SPD, der bisher noch zu verhalten reagiert habe.


Verluste bei der EXPO

Die Bundesregierung soll fuer die drohenden Verluste bei der EXPO aufkommen, das fordern SPD und CDU in Niedersachsen. Bisher galt, dass sich Bund und Land die Schulden teilen.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  2,0838 DM= 1.0654 Euro
Kanada(1 $)  1,4040 DM= 0.7178 Euro
England(1 Pfund)  3,1253 DM= 1.5979 Euro
Schweiz(100 sfr)  126,4109 DM= 64.632 Euro
Japan(100 Yen)  1,9233 DM= 0.9833 Euro
Schweden(100 skr)  23,3839 DM= 11.956 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:7390,20( aktuell )  
Dow-Jones-Index:10767,85( Stand 17:00 MESZ )  
10812,75( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17286,83
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    17:45 MESZ
SWR3    18:00 MESZ
B3    20:00 MESZ