GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 18.08.1994



* Saarlaendischer Landtag vorzeitig selbst aufgeloest
* Handel mit Atommaterial wahrscheinlich im Auftrag auslaendischer Regierungen
* Proteste gegen Tieffluguebungen in Nordbayern
* Pharmakonzern nimmt seine umstrittenen Medikamente nicht vom Markt
* Weiterer Brandanschlag auf tuerkische Einrichtung
* Demonstration der PKK in Bonn gewaltsam beendet
* Energiebericht von BP
* Zinssaetze verbleiben auf ihrem Niveau
* Aldi nimmt Goldhuhneier aus seinem Programm
* Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Berliner Polizisten
* Neueroeffnung einer Megadisco am Muenchner Flughafen
* Aktienkurse via LISTSERV
* Dollarwechselkurs
* Nachrichten der letzten Seite



Saarlaendischer Landtag vorzeitig selbst aufgeloest

Saarbruecken. Im Saarland hat sich der Landtag erstmals in seiner mehr als 40jaehrigen Geschichte selbst aufgeloest. Fuer den 16. Oktober sind zusammen mit der Bundestagswahl vorgezogene Landtagsneuwahlen vorgesehen. Ein entsprechender Antrag der SPD-Mehrheitsfraktion wurde heute in einer Sondersitzung des Parlaments in Saarbruecken mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit angenommen. Bis zum Zusammentritt des neugewaehlten Landtags koennen laut Landesverfassung sowohl der alte Landtag, als auch die seit 1985 amtierende SPD-Regierung von Ministerpraesident Oskar Lafontaine weiterarbeiten.


Handel mit Atommaterial wahrscheinlich im Auftrag auslaendischer Regierungen

Bonn. Es gibt immer mehr Hinweise, dass der Handel mit waffenfaehigem Atommaterial durch Staatsregierungen betrieben wird. Im Fall Jeckle in dessen Garage im Mai sechs Gramm Plutonium 239 gefunden worden waren liegt dieser Verdacht nahe. Nach Informationen der ARD besass Jeckle die Vollmacht einer auslaendischen Regierung den Stoff fuer eine Atombombe zu kaufen. Dieser Vorfall war auch Thema bei der gestrigen Sitzung der parlamentarischen Kontrollkommission in Bonn. Entsprechende Andeutungen gab es von einem Mitglied des Gremiums, dem CDU-Abgeordneten Gerster:

"Ich kann nur soviel sagen, dass es klare und beweisbare Hinweise gibt, dass die Nachfrage von staatlicher Seite kommt und nicht von privater. Also es ist nicht die Schweiz und ist nicht Lichtenstein. Es sind schon Staaten wo auch internationale Diskussionen laufen, ob die moeglicherweise Atomwaffen bauen."

Das in Muenchen sichergestellte waffentaugliche Plutonium kann nach ersten Erkenntnissen der europaeischen Atomgemeinschaft EURATOM mit hoher Wahrscheinlichkeit nur aus einer russischen Militaer oder Forschungsanlage stammen. Die russische Polizei gab bekannt, dass in Kaleningrad, dem frueherem Koenigsberg, drei Maenner festgenommen worden seien, die 60 kg eines radioaktiven Stoffes verkaufen wollten. Der russische Geheimdienst wirft den deutschen Behoerden mangelnde Zusammenarbeit vor. Die Russen beklagen sich, sie haetten bisher keine genauen Informationen ueber das Plutonium bekommen, das vergangene Woche in Muenchen beschlagnahmt worden ist. Ein Geheimdienstsprecher sagte, wenn man in Deutschland das Problem des Atomschmuggels ernsthaft angehen wuerde, koennte in Russland sofort eine Untersuchung eingeleitet werden. Die Russen zweifeln nach wie vor daran, dass das Muenchner Plutonium aus Russland stammt.


Proteste gegen Tieffluguebungen in Nordbayern

Bayern. Neue Strecken fuer Tieffluguebungen plant das Verteidigungsministerium in Bonn. Ein Grossteil der sogenannten Nachttiefflugkorridore soll offenbar ueber das Gebiet von Franken fuehren. Gestern Abend stellte der Bonner Staatssekretaer im Verteidigungsministerium Peter Wichert in Bayreuth die Plaene der Luftwaffe vor. Die bayrische Staatsregierung wusste offenbar seit Monaten Bescheid, Buergermeister und Landraete dagegen fielen aus allen Wolken. Der Landrat von Bad Kissingen Herbert Neder rief seine Buergermeister gleich heute frueh zusammen. Er wolle bei den Buergern der Roehn jetzt keine Untergangsstimmung machen, so heute Neder vor Komunalpolitikern und Presse nach seiner Konferrenzteilnahme, aber kampflos werde man nicht hinnehmen, dass die Nachttieffluege das Biosphaerenreservat Roehn beschneiden und vor allem die Badestaedte. Sauer ist Herbert Neder ueber die Informationspolitik der Bundeswehr. Er erfuhr das Ganze aus der Presse. Und eine weitere Ueberraschung gab es noch fuer ihn: Der Landrat erfuhr jetzt erst, dass ein Teil seines Landkreises bei Hammelburg bereits jetzt schon im Nachtflugnetz ist. Erst kuerzlich war bekannt geworden, dass Tiefflieger der Luftwaffe offenbar schon jetzt Scheinangriffe auf markante Gebaeude in der unterfraenkischen Gemeinde Bad Neustadt geflogen haben. Buergermeister und Kurverwaltung haben schriftlich in Bonn protestiert. Bei einem der Gebaeude handelt es sich um das Herzzentrum des Kurortes. Wenige Stunden nach den Erlaeuterungen der Hardthoehe in Bayreuth haben sich knapp ein Dutzend Buergerinitiativen zu einem Dachverband "Bueger gegen Tiefflug in Nordbayern" zusammengeschlossen, darunter auch Mitglieder aus dem frueheren Widerstand gegen die WAA.


Pharmakonzern nimmt seine umstrittenen Medikamente nicht vom Markt

Berlin. Der Pharmakonzern Schering will seine umstrittenen Medikamente Diane 35 und Androkur nicht vom Markt nehmen. Das teilte das Unternehmen in Berlin mit. Gestern hatte das Bundesinstitut fuer Arzneimittel und Medizinprodukte vor diesen Medikamenten gewarnt. Sie waren bei Experimenten in Verdacht geraten, Leberkrebs zu erzeugen. Schering hielt dem Bundesinstitut vor, allein aufgrund theoretischer Ueberlegungen ueberzogen reagiert zu haben.


Weiterer Brandanschlag auf tuerkische Einrichtung

Freiberg am Neckar. In der vergangenen Nacht ist die Lagerhalle einer tuerkischen Firma fast vollstaendig niedergebrannt. Wie die Polizei mitteilte entstand bei dem Feuer in Freiberg am Neckar ein Sachschaden von mindestens einer halben Million DM. Menschen kamen offenbar nicht zu Schaden. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Ob es sich um einen Brandanschlag mit fremdenfeindlichem Hintergrund handele, werde noch geprueft.


Demonstration der PKK in Bonn gewaltsam beendet

Bonn. Die Polizei hat eine Demonstration von Anhaengern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans gewaltsam beendet. Dabei wurden acht Polizisten und eine Kurdin verletzt. Ueber 60 Demonstranten wurden festgenommen. Die Demonstration der 150 Kurden verlief zunaechst friedlich. Als sich jedoch Teilnehmer weigerten, Symbole der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei verschwinden zu lassen, griff die Polizei ein. Es kam zu Pruegeleien. Einige Demonstranten besetzten voruebergehend die Hauptpost am Bonner Muensterplatz.


Energiebericht von BP

Hamburg. In Deutschland hat der Verkehrsbereicht im letzten Jahr erstmals mehr Energie verbraucht als die Industrie. Dies geht aus einer Statistik des Oelkonzerns BP hervor. Danach entfielen rund 27 % auf den Verkehr und rund 25 % auf die Industrie. Fast die Haelfte der Energie wird nach wie vor von den privaten Haushalten verbraucht.


Zinssaetze verbleiben auf ihrem Niveau

Schweinfurt. Die deutschen Leitzinsen bleiben unveraendert. Der Zentralbankrat der deutschen Bundesbank hat beschlossen den Diskontsatz bei 4,5 % und den Lombardsatz bei 6,8 % zu belassen. Der Beschluss zeigte Wirkung. Der deutsche Aktenindex sank um fast neun Punkte, Dollar verlor rund einen Pfennig. Auch in Frankreich und Oesterreich bleiben die Leitzinsen auf dem bisherigen Stand.


Aldi nimmt Goldhuhneier aus seinem Programm

Hannover. Die Supermarktkette Aldi wird die sogenannten Goldhuhneier des Gefluegelzuechters Anton Pohlmann aus dem Regal nehmen. Aldi reagierte damit auf einen Boykottaufruf des Tierschutzbundes. Er hatte dem Huehnerbaron aus Niedersachsen Verstoesse gegen die Tierschutzbestimmungen vorgeworfen. 230.000 Legehennen sollen tierschutzwidrig getoetet worden sein. Ausserdem seien sie mit Samonellen infiziert gewesen.


Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Berliner Polizisten

Berlin. Die Staatsanwaltschft ermittelt gegen zehn Berliner Polizisten, die im Dienst drei Skinheads und einen Rumaenen misshandelt haben sollen. Die acht Maenner und zwei Frauen sind nach Angaben des Berliner Polizeipraesidenten vom Dienst suspensiert worden. Sie stehen ausserdem unter dem Verdacht der Fundunterschlagung und Urkundenunterdrueckung. Bei der Durchsuchung der Dienstraeume, Wohnungen und Privatautos der Beamten waren Schlagwerkzeuge, Anzeigen, Durchsuchungsprotokolle und unverzollte Zigaretten sichergestellt worden.


Neueroeffnung einer Megadisco am Muenchner Flughafen

Muenchen/Flughafen. Ein ostbayrischer Discothekenunternehmer hat aus einer seit laengerem leerstehenden Kantine im Bereich der Flugzeugwartungshallen fuer viele Millionen DM eine Mega-Disco eingerichtet. Heute Abend ist der Start zum ersten Tanzabend im Nightflight am Airport. Wer dann aus der 2.500 Quadratmeter grossen Disco ins Freie tritt, hinaus auf die grosse Terrasse wird die Jets wohl kaum noch hoeren, denn drinnen gibt's weitaus mehr auf die Ohren, 15.000 Watt Musik, und auf's Auge, 500.000 Watt Licht. Ganze sechs Millionen Mark hat der Umbau gekostet. Zuvor war das Ganze eine riesige Wartungskantine, die, weil viel zu gross und der Flughafenboom kleiner als erwartet, nun eben zur Disco umfunktioniert wurde plus Swimmingpool, internationale Kueche, Cafes, sieben Bars, Biergarten, Spielsalon. 1.800 Leute passen rein. In fuenf Jahren muss sich der Laden amortisiert haben, solange laeuft der Vertrag, also wird der Tuersteher nicht allzu kritisch sein. Eintritt samstags 10 DM, sonst 5 DM, Montags umsonst. Laermprobleme mit Nachbarn gibt es nicht, dafuer Open End und Tausend Parkplaetze. Die Betreiber denken schon ueber Discofluege nach, also eigens gecharterte Maschinen voller Taenzer aus Koeln, Hamburg, Berlin fuer weniger als 200 DM hin und zurueck. Abends ins Nightflight nach Muenchen, am naechsten Morgen ab sieben wieder zurueck. Fuer Umweltschuetzer ein Alptraum.


Aktienkurse via LISTSERV

Sammler von deutschen Aktienkursen bekommen die seit einiger Zeit auch per mail via LISTSERV@vm.gmd.de (KURSBASE). Es sind dieselben, die man auch im VIDEOTEXT findet einschliesslich Devisenkursen und Optionsscheinkursen an der Berliner Boerse. Natuerlich ist ein LISTSERV- Abonnement nur erlaubt, wenn es wissenschaftlichen Zwecken dient. Sonst muss man sich eine andere Quelle besorgen, was fuer WWW-Surfer aber kein Problem sein sollte (Schlag nach bei Goethe in Frankfurt;-))) - schulze@ZIB-Berlin.DE -


Dollarwechselkurs

1 US-$  =  1.5516 DM
DAX     =  2151 Punkte



Nachrichten der letzten Seite

* Wie im letzten Jahr ist Andreas Schneider aus Koeln Weltmeister der Fahhradkuriere geworden.

* Kienbaum prueft die Gehaelter der deutschen Spitzenmanager: 4vH ueber 1 Mio DM, 4vH 800.000--1Mio, 11vH 600.000--800.000, 25vH 400.000--600.000, 38vH 200.000-400.000, 18vH bis 200.000DM pro Jahr.

* Die Stadt Wesseling wird naechstes Jahr keine Instandhaltungskosten mehr fuer Gebaeude oder Strassen zahlen koennen. (in soc.culture.german laeuft gerade eine Diskussion ueber die schoenste Stadt Deutschlands. Meine Heimatstadt Wesseling wird auf dieser Skala sicherlich nicht sehr weit oben stehen....)

* Laut Stiftung Warentest ist die Beratung von 13 von 30 geprueften deutschen Bausparkassen sehr mangelhaft. (Meine war nicht dabei. Wenn die anderen _noch_ schlechter sind....)

* Christine Lemmen im WDR2-MorgenMagazin: `Elias Canneti muss wohl bis zu seinem Tod ziemlich lebendig gewesen sein.' (Ach.)

* Der Programm eines sprachbegabten Papageis in einer Show auf der Ile of Man dauerte nur einen Auftritt: Das Tierchen wollte die Zuschauer mit neugelernten Worten beeindrucken. Diese empoerten sich jedoch ueber die ausgewaehlten Schimpfworte.

* In seinem Schlafsack ist ein dreijaehriger Junge in der Nacht zum Mittwoch etwa zwei Kilometer auf allen Vieren durch Muenster gekrabbelt, ehe er auf einer vielbefahrenen Strasse von einem Autofahrer aufgelesen wurde. Der PKW-Fahrer brachte den Jungen zur Wache, wo sich die Beamten zunaechst erfolglos darum beuehten, die Herkunft des kleinen Raphael zu klaeren. Erst am fruehen Morgen habe sich der Vater gemeldet und mitgeteilt, er habe das Bett seines Sohnes leer und die Haustuer offen vorgefunden. Einzelheiten ueber den Ausflug erfuhren die Eltern von ihrem Sohn zunaechst nicht: Raphael habe lediglich erzaehlt, dass er bei der Polizei Schokolade bekommen habe.

* Klaus Kinkel schreibt seinem Kollegen Waigel einen Brief und schon bekommt ein Zoellner auf Juist, Nachbar des vom Aussenminister bewohnten Ferienhauses, ein neues Dienstfahrrad um das er sich seit Jahren vergeblich bemueht hatte.


Quellen

SDR3    13:00 Uhr MESZ    20:00 Uhr MESZ
B5    11:30 Uhr MESZ
B5 Boerse    11:43 Uhr MESZ
SWF3    16:00 Uhr MESZ
Radio 7    19:00 Uhr MESZ
Nachrichten der letzten Seite: pjs@eudora.informatik.uni-koeln.de
Videotext via www    : schulze@zib-berlin.de