GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 18.12.1996



* Botschaft in Peru von Terroristen besetzt
* Solidaritaetszuschlag soll 1998 sinken
* Bundesbank: Sparbemuehungen nicht ausreichend
* Tarifabschluss in Nordwuerttemberg/Nordbaden
* Bundesanstalt: Kindergeldbescheide umgehend zum Arbeitgeber
* Schmuggel gegen das Artenschutzabkommen nimmt zu
* Schaerfere Strafen fuer Temposuender geplant
* Post ins Ausland nur noch mit Luftpostaufkleber
* Moeglicherweise schaerfere Auflagen fuer Fuehrerscheinneulinge
* Senderfusion im Suedwesten soll weniger Stellen und mehr Qualitaet bringen
* Boerse



Botschaft in Peru von Terroristen besetzt

Lima/Bonn. Peruanische Terroristen haben in der Nacht die japanische Botschaft gestuermt, in der sich mehrere hundert Diplomaten zu einem Empfang aus Anlass des Geburtstages des japanischen Kaiseres aufhielten. Am Abend hielten die Terroristen immer noch rund 200, nach anderen Berichten 500, Menschen als Geiseln, nachdem sie zuvor Frauen und Aeltere freigelassen hatten. Bei der Erstuermung des Gebaeudes gab es bei Schusswechseln mit dem Wachpersonal mehrere Verletzte. Am Nachmittag berichteten Augenzeugen von einer starken Explosion, kurze Zeit spaeter waren Schuesse zu hoeren. Zuvor hatten die Besetzer an mehreren Stellen des Gebaeudes Sprengkoerper angebracht. Unter den Geiseln befinden sich mehrere peruanische Minister und zahlreiche auslaendische Diplomaten, unter ihnen der deutsche Botschafter Woeckel und zwei seiner Mitarbeiter. Bundesaussenminister Kinkel teilte nach einem Telefonat mit der peruanischen Regierung mit, Praesident Fudimori (sp?) wolle das Leben der Geiseln auf keinen Fall gefaehrden. Er forderte die peruanische Regierung auf, alles zu unterlassen, was zu einer Eskalation der Situation fuehren koennte. Das Auswaertige Amt hat einen Krisenstab gebildet; die Bundesregierung bot an, Terrorismusexperten des Bundeskriminalamts nach Lima zu schicken. Die Geiselnehmer haben vier Bedingungen fuer die Freilassung der Geiseln gestellt. In einer Erklaerung, die in Rundfunk und Fernsehen verlesen wurde, forderten sie die Freilassung aller etwa 400 inhaftierten Gesinnungsgenossen. Ferner verlangten sie fuer diese und sich selbst freies Geleit. Ausserdem solle Praesident Fudimori eine sozialere Politik betreiben und eine Kriegssteuer bezahlen. Ihre Drohung, Geiseln zu erschiessen, haben die Terroristen bisher nicht wahrgemacht. Ein erstes Ultimatum lief um 17:15 MEZ ohne erkennbare Folgen ergebnislos ab. Die Rebellen gehoeren zur linksgerichteten Guerilla-Gruppe "Tupac Amaru" (sp?), der zweiten peruanischen Untergrundbewegung neben dem "Leuchtenden Pfad". Die Geiseln forderten die peruanische Regierung zu Verhandlungen auf. In einer vom japanischen Botschafter unterzeichneten Erklaerung heisst es, die Lage in der Botschaft sei sehr angespannt. Der deutsche Botschafter konnte am Abend kurz mit dem Auswaertigen Amt telefonieren. Er sagte, es gehe ihm den Umstaenden entsprechend gut.


Solidaritaetszuschlag soll 1998 sinken

Bonn. Der Solidaritaetszuschlag soll 1998 von bisher 7,5 auf 5,5 Prozent gesenkt werden. Darauf haben sich die Partei- und Fraktionsvorsitzenden von CDU, CSU und FDP geeinigt. Offenbar noch unklar ist, wie der Einnahmeausfall des Bundes von rund acht Mrd. DM ausgeglichen werden soll. Am Abend kamen die Spitzen der Koalition erneut zusammen, um weitere Eckdaten der geplanten Steuerreform festzulegen. Sie sollen morgen mittag der Oeffentlichkeit vorgestellt werden. Vorzeitig bekannt wurde unter anderem die Absicht, Teile der 1999 geplanten Reform vorzuziehen. So soll die Koerperschaftssteuer bereits 1998 sinken. Finanziert werden soll die Senkung des Solidaritaetszuschlages unter anderem mit der Einschraenkung von Abschreibungsmoeglichkeiten.


Bundesbank: Sparbemuehungen nicht ausreichend

Frankfurt(Main). Die Sparbemuehungen von Bund, Laendern und Gemeinden sowie der Sozialkassen reichen nach Angaben der Deutschen Bundesbank nicht aus, um die hohen oeffentlichen Defizite zu verringern. Die Finanzierungsluecke in den Haushalten werde dieses Jahr wahrscheinlich auf mehr als 110 Mrd. DM anwachsen, heisst es im Dezember-Monatsbericht der Bundesbank. Gruende seien in erster Linie Steuerausfaelle in Hoehe von etwa 21 Mrd. DM und hohe Kosten fuer die Arbeitslosigkeit. Im kommenden Jahr duerften die Einnahmeausfaelle nach Schaetzungen der Bundesbank noch gravierender sein. Das Institut verlangt daher fuer 1997 eine strikte Ausgabendisziplin.


Tarifabschluss in Nordwuerttemberg/Nordbaden

Stuttgart. Die Beschaeftigten der Metallindustrie in Nordwuerttemberg/ Nordbaden erhalten bei Krankheit auch weiterhin den vollen Lohn. IG Metall und Arbeitgeber einigten sich heute auf einen Tarifvertrag, der sich an den bisherigen Abschluessen orientiert. Die volle Lohnfortzahlung wurde bis 2001 festgeschrieben. Ueberstundenzuschlaege werden nicht mehr berechnet, und die Betriebe koennen zum Ausgleich entweder das Weihnachtsgeld auf 55 Prozent eines Monatslohns kuerzen oder Heiligabend und Silvester wie volle Arbeitstage behandeln. Am Nachmittag wurden auch die Tarifverhandlungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fortgesetzt. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich, dass es heute noch zu einer Einigung kommen werde.


Bundesanstalt: Kindergeldbescheide umgehend zum Arbeitgeber

Nuernberg. Beschaeftigte, die in diesen Tagen einen neuen Kindergeldbescheid vom Arbeitsamt erhalten, sollten ihn umgehend ihrem Arbeitgeber vorlegen. Wie die Bundesanstalt fuer Arbeit mitteilte, ist nur so gewaehrleistet, dass das erhoehte Kindergeld nahtlos weitergezahlt wird. Das Kindergeld fuer das erste und zweite Kind steigt 1997 von jeweils 200 auf 220 DM monatlich. Die Betraege fuer alle weiteren Kinder bleiben gleich.


Schmuggel gegen das Artenschutzabkommen nimmt zu

Frankfurt. Der Schmuggel mit geschuetzten Tier- und Pflanzenarten hat weiter zugenommen. In den ersten elf Monaten des Jahres entdeckte der Zoll auf dem Frankfurter Flughafen im Gepaeck von Reisenden fast 2.300 verbotene Gegenstaende wie Korallen, Schlangenleder oder Elfenbeinschnitzereien. Nach Angaben des Zolls ist dies lediglich ein geringer Teil, da bei jaehrlich etwa 38 Mio. Reisenden nur Stichproben moeglich seien. Der spektakulaerste Fund in diesem Jahr waren mehr als 130 lebende Reptilien und Affen, zusammengezwängt in zwei Koffern.


Schaerfere Strafen fuer Temposuender geplant

Bonn. Bundesverkehrsminister Wissmann plant offenbar, die Strafen bei Geschwindigkeitsueberschreitungen im Strassenverkehr deutlich zu verschaerfen. Nach einem Bericht der BILD-Zeitung ist vorgesehen, bei Ueberschreitungen von mehr als 60 km/h kuenftig bis zu drei Monaten Fahrverbot zu verhaengen. Der Bussgeldrahmen soll von 1.000 auf 2.000 DM verdoppelt werden.


Post ins Ausland nur noch mit Luftpostaufkleber

Bonn. Briefe und Postkarten ins Ausland sollten von Januar an generell mit einem blauen Luftpost-Aufkleber versehen werden. Das empfiehlt die Deutsche Post AG. Grund dafuer sei ein neues internationales Postabkommen. Briefe und Karten ohne besondere Kennzeichnung koennten im Zielland verzoegert bearbeitet und transportiert werden. Dies gelte auch fuer Sendungen innerhalb Europas.


Moeglicherweise schaerfere Auflagen fuer Fuehrerscheinneulinge

Bonn. Fuer Fuehrerscheinneulinge soll es nach dem Willen der Bundeslaender zusaetzliche Auflagen geben. So soll die Probezeit beim Fuehrerschein von zwei auf drei Jahre verlaengert werden. Ausserdem soll der Bundesverkehrsminister ermaechtigt werden, fuer Fahranfaenger die Alkoholgrenzwerte herabzusetzen oder spezielle Geschwindigkeitsbegrenzungen anzuordnen. Die Laender wollen diesen Forderungskatalog morgen im Bundesrat bei der ersten Beratung des neuen Fuehrerscheinrechts einbringen.


Senderfusion im Suedwesten soll weniger Stellen und mehr Qualitaet bringen

Stuttgart. Die angestrebte Fusion von Sueddeutschem Rundfunk und Suedwestfunk soll nach dem Willen der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag zu einem deutlichen Stellenabbau fuehren und zugleich Verbesserungen bei den Programmen bringen. CDU-Fraktionschef Oettinger und sein Stellvertreter Repnik sagten heute, der neu zu bildende Sender muesse mit deutlich unter 3.500 festangestellten Mitarbeitern auskommen. Dies bedeute gegenueber der Summe bei SDR und SWF jetzt einen Abbau um rund 800 Stellen. Nach dem Willen der CDU soll vor allem bei Verwaltung, Archiv, Justitiariat und Technikverwaltung Geld gespart werden, das den Programmen zugute kommen soll.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5530
Kanada(1 $)  1,1374
England(1 Pfund)  2,6028
Irland(1 Pfund)  2,5890
Schweiz(100 sfr)  116,930
Frankreich(100 FF)  29,596
Italien(1000 Lit)  1,0154
Oesterreich(100 oeS)  14,210
Spanien(100 Ptas)  1,1878
Japan(100 Yen)  1,3664
Schweden(100 skr)  22,685
 
Einige Indizes:
DAX:2820,75(+5,62)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6329,09(+ 20,76)  (15:50 GMT)  
6308,33(Schlussstand Freitag)  
Nikkei-Index:20093,03(-320,43)  (Schlussstand)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3 09:00 MEZ    12:00 MEZ    15:00 MEZ    17:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    09:15 MEZ    11:45 MEZ    17:15 MEZ    21:15 MEZ