GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 21.02.1996



* Vulkan-Beschaeftigte demonstrieren fuer Erhalt ihrer Arbeitsplaetze
* Bremer Buergermeister Scherf fordert Sofortprogramm
* Vulkan-Verluste nach Ansicht der Banken ueberraschend hoch
* Ermittlungen gegen Ex-Vorstandschef von Vulkan
* Politischer Aschermittwoch in Bayern
* Aschermittwoch in Baden-Wuerttemberg im Zeichen der Landtagswahl
* DIHT erwartet schweres Jahr fuer die Wirtschaft
* Haushaltsdefizit im Land Berlin groesser als erwartet
* Kernbrennstaebe aus Atomkraftwerk bei Greifswald in Ungarn eingetroffen
* Kohl besucht Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof
* Kinkel sagt Israel-Reise ab
* AEG-Chef und Daimler-Vorstandsmitglied Stoeckl scheidet aus Konzern aus
* Milewski Moebelwerke AG meldet Konkurs an
* Deutsche Autoindustrie verpflichtet sich zur Ruecknahme von Altautos
* Schroeder soll Opernball-Besuch selber bezahlen
* Boerse



Vulkan-Beschaeftigte demonstrieren fuer Erhalt ihrer Arbeitsplaetze

In Bremen haben sich am Vormittag mehrere Tausend Schiffbauer zu einer Grosskundgebung fuer den Erhalt ihrer Arbeitsplaetze beim Vulkan-Konzern versammelt. An den Protesten nahmen auch Arbeitnehmer aus anderen Branchen teil, um ihre Solidaritaet mit den Beschaeftigten von Vulkan zu bekunden. Heute frueh hatte die Geschaeftsleitung beim zustaendigen Amtsgericht einen Vergleichsantrag gestellt. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Schoenberger, kuendigte wichtige Gespraeche ueber die Fortfuehrung des Werftenverbundes an. Der zustaendige Bezirksleiter der IG Metall, Teichmueller, sagte in Hamburg, das Vergleichsverfahren muesse als Befreiungsschlag genutzt werden. Entscheidend sei der Erhalt der Arbeitsplaetze und aller Standorte. In Stralsund legten die Beschaeftigten der zum Vulkan-Verbund gehoerenden Volkswerft die Arbeit nieder und besetzten das Unternehmen. Ministerpraesident Seite von Mecklenburg-Vorpommern forderte die Richter in Bremen auf, einem Vergleich zuzustimmen und damit die Weichen zum Erhalt der ostdeutschen Werften zu stellen. Bei dem groessten deutschen Schiffsbauer arbeiten fast 23.000 Menschen.


Bremer Buergermeister Scherf fordert Sofortprogramm

Der Bremer Buergermeister Scherf, SPD, hat ein Sofortprogramm fuer den angeschlagenen Vulkan-Konzern angekuendigt. In einer Regierungserklaerung sagte er, darueberhinaus muessten alle Moeglichkeiten des Arbeitsfoerderungsgesetzes ausgenutzt werden. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bremer Buergerschaft, Neubauer, unterstuetzt saemtliche Forderungen Scherfs.


Vulkan-Verluste nach Ansicht der Banken ueberraschend hoch

Der von der Konzernleitung fuer das vergangene Jahr angegebene Verlust von 1 Milliarde DM ist nach Ansicht der Banken ueberraschend hoch ausgefallen. Ein Sprecher der Kommerzbank sagte der Nachrichtenagentur ADN, man habe einen solchen Umfang nicht erwartet. Die Vulkan-Aktie fiel heute nach Wiederaufnahme des Handels auf 14 DM. Zuletzt wurde das Papier mit knapp 30 DM notiert.


Ermittlungen gegen Ex-Vorstandschef von Vulkan

Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Ex-Vorstandschef des Vulkan-Konzerns, Hennemann. Er soll gegen das Aktiengesetz verstossen haben. Dies bestaetigte die Staatsanwaltschaft.


Politischer Aschermittwoch in Bayern

Bei ihren traditionellen Aschermittwochkundgebungen in Bayern haben sich CSU und SPD heute den erwarteten Schlagabtausch geliefert. CSU-Chef Waigel und Bayerns Ministerpraesident Stoiber warfen in Passau den Sozialdemokraten Orientierungslosigkeit in der Politik und innere Zerrissenheit vor. Zugleich betonte Waigel, das Kabinett unter Bundeskanzler Kohl sei handlungsfaehig und erfolgreich. Im niederbayerischen Vilshofen sagte SPD-Chef Lafontaine, die Regierung in Bonn betreibe systematisch eine falsche Politik, die zu steigender Arbeitslosigkeit fuehre. Die bayerische Landesvorsitzende Schmidt forderte eine Offensive fuer mehr Beschaeftigung. Auf einer Veranstaltung der Freien Demokraten bezeichnete FDP-Chef Gerhardt seine Partei als Stabilitaetsfaktor fuer die Bonner Koalition. Die Buendnis-Gruenen hielten der SPD vor, nicht zu wissen, ob sie die Bundesregierung tatsaechlich abloesen wolle.


Aschermittwoch in Baden-Wuerttemberg im Zeichen der Landtagswahl

Ganz im Zeichen der Landtagswahl am 24. Maerz haben die Parteien in Baden-Wuerttemberg am politischen Aschermittwoch die Konkurrenz scharf attackiert. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Daeubler-Gmelin warf in Friedrichshafen der CDU vor, sie verbreite nur noch Ratlosigkeit gemischt mit Durchhalteparolen und Strafaktionen gegen Arbeitslose, Familien und Sozialhilfeempfaenger. FDP-Landeschef Doering ging vor allem mit Rot-Gruen ins Gericht. Ausser Steuer- und Abgabenherhoehung sei da nichts zu erwarten, sagte er in Schwaebisch Hall. Rezo Schlauch von den Gruenen warf der Grossen Koalition in Stuttgart vor, sie habe das Land heruntergewirtschaftet und die laendlichen Raeume wie Oberschwaben vernachlaessigt.


DIHT erwartet schweres Jahr fuer die Wirtschaft

Der Deutsche Industrie- und Handelstag erwartet fuer die Wirtschaft ein schwieriges Jahr. DIHT-Hauptgeschaeftsfuehrer Schoser sagte in Bonn, die Konjunktur, die seit Jahresbeginn weiter in die Flaute steuere, werde auch in den naechsten Monaten nur schwerlich an Fahrt gewinnen. Es herrsche Katerstimmung. Die Zugfahrt der Exporte werde 1996 nicht ausreichen, um die fehlenden Inlandsimpulse auszugleichen. Sorgenkind bleibe nach wie vor der Arbeitsmarkt.


Haushaltsdefizit im Land Berlin groesser als erwartet

Das Haushaltsdefizit des Landes Berlin ist offenbar groesser, als bisher angenommen. Finanzsenatorin Vogmann-Hesing erklaerte heute, allein in diesem Jahr fehlten im Etat etwa 5,3 Milliarden DM. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 1999 ergebe sich eine Deckungsluecke von knapp 32 Milliarden DM. Kurz vor Abschluss ihrer Koalitionsverhandlungen im Januar waren CDU und SPD noch davon ausgegangen, dass die Luecke bei etwa 23 Milliarden liegen wuerde.


Kernbrennstaebe aus Atomkraftwerk bei Greifswald in Ungarn eingetroffen

Die 235 Kernbrennstaebe aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Lubmin (sp?) bei Greifswald sind heute frueh in dem ungarischen Kernkraftwerk Progs (sp?) eingetroffen. Die Atombehoerde des Landes teilte in Budapest mit, die Fahrt sei ohne Zwischenfaelle verlaufen. Die Reaktoren in Greifswald und Progs stammen beide aus Russland und sind baugleich. Waehrend des zweitaegigen Transportes in Spezialbehaeltern war es immer wieder zu Protesten von Umweltschuetzern gekommen. Sie kritisierten, in Ungarn wuerden nicht die gleichen Sicherheitsstandards gelten wie in den westlichen Laendern.


Kohl besucht Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof

Bundeskanzler Kohl hat heute in St. Petersburg die Opfer der Belagerung durch deutsche Truppen im 2. Weltkrieg geehrt. Auf dem Gedenkfriedhof legte er am Vormittag einen Kranz nieder. Dort sind etwa eine halbe Million Menschen bestattet, die waehrend der Blockade der Stadt ums Leben gekommen waren. Anschliessend traf der Bundeskanzler mit Buergermeister Sobtschak zusammen, der als einer der prominentesten Reformpolitiker Russlands gilt.


Kinkel sagt Israel-Reise ab

Bundesaussenminister Kinkel hat seine fuer Anfang Maerz geplante Reise nach Israel und in die palaestinensischen Gebiete abgesagt. Das Auswaertige Amt teilte mit, der Besuch werde nach den israelischen Parlamentswahlen Ende Mai nachgeholt. In Zeitungen heisst es, Kinkel wolle einen Streit mit der israelischen Regierung vermeiden. Der Aussenminister hatte vor, das palaestinensische Kulturzentrum in Ost-Jerusalem zu besuchen. Der israelische Polizeiminister Schahal (sp?) hatte kuerzlich angekuendigt, keine auslaendischen Gaeste mehr in das Zentrum zu lassen.


AEG-Chef und Daimler-Vorstandsmitglied Stoeckl scheidet aus Konzern aus

AEG-Chef und Daimler-Vorstandsmitglied Ernst Stoeckl wird Mitte des Jahres aus dem Konzern ausscheiden. Das beschloss der Aufsichtsrat der Daimler Benz AG heute in Stuttgart. Edzart Reuther, der sein Aufsichtsratsmandat in der vergangenen Woche zur Verfuegung gestellt hatte, nahm nicht an der Sitzung teil.


Milewski Moebelwerke AG meldet Konkurs an

Der Kuechenhersteller Milewski Moebelwerke AG in Zeil am Main hat Konkurs angemeldet. Dadurch sind ca. 800 Arbeitsplaetze gefaehrdet. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen alles unternehmen, damit die Firma weitergefuehrt werden kann. Die Milewski Moebelwerke sind einer der groessten Kuechenhersteller Deutschlands.


Deutsche Autoindustrie verpflichtet sich zur Ruecknahme von Altautos

Die deutsche Autoindustrie ist jetzt bereit, Altautos kostenlos zurueckzunehmen und zu entsorgen. Diese Selbstverpflichtung betrifft allerdings nur Fahrzeuge, die nach Inkrafttreten der Neuregelung, voraussichtlich im Herbst, gekauft werden. Ausserdem duerfen die Autos nicht aelter als 12 Jahre sein.


Schroeder soll Opernball-Besuch selber bezahlen

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Daeubler-Gmelin hat den niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder aufgefordert, die Kosten seiner Reise zum Wiener Opernball selbst zu tragen. Frau Daeubler-Gmelin sagte der "Heilbronner Stimme", Schroeder und seine Frau sollten den Flug sowie die Logenplaetze aus eigener Tasche bezahlen. Das Ehepaar hatte auf Einladung des VW-Vorstandsvorsitzenden Piech (sp?) an der Festveranstaltung teilgenommen und war mit einem Flugzeug des Wolfsburger Konzerns nach Wien gereist.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4526
ECU-Wert(1 ECU)  1,88533
England(1 Pfund)  2,2423
Schweiz(100 sfr)  122,600
Frankreich(100 FF)  29,005
Italien(1000 Lit)  0,9187
Oesterreich(100 oeS)  14,197
Spanien(100 Ptas)  1,1817
Japan(100 Yen)  1,3780
 
Einige Indizes:
DAX:2391,12
Dowjones-Index:5504,41
Nikkei-Index:20372,23



Quellen

DLF    12:00 MEZ    19:00 MEZ
SWF3    14:00 MEZ
Radio7    15:00 MEZ