Bergung von Toten bei Eschede schreitet fort |
Nach dem schweren Zugunglueck bei Eschede laufen die
Bergungsarbeiten auf Hochtouren. Seit gestern haben die
Rettungsmannschaften allerdings keinen einzigen Ueberlebenden mehr
geborgen, und darauf besteht auch so gut wie keine Hoffnung mehr.
Die Zahl der Toten klettert alllerdings weiter. Mittlerweile ist
von 92 die Rede. Drei Kraene sind seit den fruehen Morgenstunden
im Einsatz, um die schweren Betontruemmer von der Unfallstelle zu
beseitigen. Die Arbeiten sind aeusserst schwierig. Es wird noch
dauern, bis die Retter an die letzten Wagen unter den
Betontruemmern herankoennen. Es ist der Speisewagen, und dort
vermutet der Sprecher der Eisenbahn AG noch weitere Opfer. Eindeutig
zurueckgewiesen wurden Geruechte ueber Kinderreisegruppen, die in
dem ICE verunglueckt sein sollen. Weder gebe es Nachfragen von
Eltern noch habe es Anmeldungen von Schulgruppenreisen gegeben.
Unter den Toten befinden sich vermutlich auch zwei Beschaeftigte
der Bahn AG, die in der Naehe der eingestuerzten Bruecke gearbeitet
haben. Seit dem Unglueck sind sie vermisst. Weiterhin Raetselraten
herrscht ueber die Unfallursache. Zwei Versionen werden heute
behandelt: der ICE koennte ueber wackelnde Schienen ins Schlingern
geraten und dadurch auseinandergebrochen sein. Auch von einer
Vollbremsung, die den Unfall verursacht haben soll, war die Rede.
Keine Bestaetigung dazu von Bahn AG-Sprecher Hans-Juergen Frohns.
Am fruehen Abend wurden 93 Tote gezaehlt. Am Abend verstarb ein
weiterer Reisender im Krankenhaus. Noch immer sind nicht alle Opfer
geborgen, die Hoffnung, noch Menschen lebend aus den Truemmern
bergen zu koennen, sind allerdings aeusserst gering. Am Abend waren
die letzten beiden Wagons noch immer nicht frei. Zentimeter fuer
Zentimeter heben Spezialkraene tonnenschwere Brueckenteile von den
beiden Wagons. Man musste die Betonteile, die wie ein Sargdeckel
anmuten, in vier Teile zerschneiden, um sie ueberhaupt anheben zu
koennen. Nicht ausgeschlossen, dass die Arbeiten noch bis morgen
frueh andauern. Dass es noch Ueberlebende in den beiden unter der
Bruecke begrabenen Wagen gibt, davon geht hier kaum noch jemand aus.
Inzwischen gibt es neue Vermutungen, ueber die Unfallursache.
6 km vor der Ungluecksstelle wurden auf den Bahnanlagen Teile
gefunden. Eine 44-koepfige Kommission aus Staatsanwaltschaft, Kripo
und Eisenbahnbundesamt untersucht derzeit die gefundenen
Schrottteile. Die Deutsche Bahn hat derzeit erste Konsequenzen aus
der Katastrophe gezogen. Bis morgen sollen alle ICE-Expresszuege
nur noch maximal 160 km/h fahren.
Das Bundesverkehrsministerium hat mittlerweile zur moeglichen
Ursache des Ungluecks mitgeteilt, dass man nicht ausschliessen
koenne, dass ein Rad des Zuges gebrochen sei. Ein
Ministeriumssprecher sagte, dass der Bruch eines Rades am ersten
Wagon bei der Entgleisung moeglicherweise von Bedeutung gewesen
sein koennte. Der Vorstandsvorsitzende der Bahn AG Ludewig wollte
diese Theorie nicht ausschliessen, bestaetigt hat er sie auch nicht.
Die Notfallnummern der Deutschen Bahn fuer Angehoerige:
bundesweit: 01805-343224
in Hannover: 0511-19419
in Hamburg: 040-19419
in Muenchen: 089-19419
Auskuenfte ueber die Identitaet der Opfer erhalten Angehoerige
ausschliesslich ueber die Behoerden. Das niedersaechsische
Innenministerium: 05141-277407 und 05141-277408 |
Kraeftige Zunahme des Bruttoinlandsprodukts |
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich im ersten Quartal
dieses Jahres weiter gebessert. Das Bruttoinlandsprodukt, die Summe
aller im Inland produzierten Gueter und Dienstleistungen, wuchs im
genannten Zeitraum mit einer Jahresrate von 3,8%, gab das
statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt. Dies ist der hoechste
Anstieg seit der deutschen Einheit. Die Rate von 3,8% ist
real, enthaelt also keinen Inflationseffekt. Den wichtigsten Antrieb
fuer das verstaerkte Wachstum lieferte der Export, der gegenueber
dem Vorjahr um massive 13% zulegte. Allerdings gewann auch die
Inlandskonjunktur an Schwung und legte um 10% zu. Dabei wurde sie
freilich von Sonderfaktoren beguenstigt. So gab es im ersten
Quartal 1998 zwei Arbeitstage mehr als im ersten Quartal 1997, was
allein schon einen rechnerischen Zuwachs von 3,25% bedeutet.
Ausserdem war das Wetter milder, wovon vor allem die Bauwirtschaft
profitierte, und dann hat moeglicherweise die
Mehrwertsteuererhoehung zum 1. April dieses Jahres zur Folge
gehabt, dass Kaeufe ins erste Quartal vorgezogen wurden. Diese
beiden letzten Faktoren, das milde Wetter und die Steuererhoehung,
koennen aber den Zuwachs beim Export nicht erklaeren. Der private
Konsum wuchs im ersten Vierteljahr nur unterdurchschnittlich,
naemlich mit nicht einmal 2%. Dazu passt, dass die Zahl der
Erwerbstaetigen noch einmal sank und die Zahl der Arbeitslosen
um 4% hoeher lag als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. |
Audi will britischen Motorenhersteller Cosworth kaufen |
Morgen findet die mit Spannung erwartete Aktionaersversammlung des
britischen Autokonzerns Vickers statt. Dabei wird vermutlich auch
die Entscheidung fallen, wer die Marke Rolls Royce uebernehmen wird.
In das Gerangel darum hat neben BMW und VW nun auch Audi
eingegriffen. Der Volkswagenkonzern gibt den Vickers-Aktionaeren
vor der morgigen Hauptversammlung ein weiteres Zuckerl. Das Angebot
der Ingolstaedter Tochtergesellschaft Audi, den Motorenhersteller
Cosworth fuer 120 Millionen Pfund oder rund 340 Millionen Mark
zu uebernehmen, ist eine Ergaenzung zur 1,3 Milliarden Mark-Offerte
von VW fuer Rolls Royce. Wie Audi in einer Pflichtmitteilung
verkuendet, wurde zwischen Audi-Chef Franz-Josef Pefgen und dem
Vickers-Vorstandsvorsitzenden Collin Chandler bereits ein sogenannter
Letter of intent unterzeichnet, das heisst, beide Seiten haben sich
grundsaetzlich auf eine Zusammenarbeit verstaendigt, es muss aber
noch ueber die Details verhandelt werden. Ausserdem fehlt die
Zustimmung der jeweiligen Aufsichtsraete. Das Audi-Angebot, heisst
es in Branchenkreisen, verschlechtere die Aussichten von BMW fuer
die morgige Vickers-Hauptversammlung. Cosworth ist kein Bestandteil
des Angebots der Muenchner, die die Motoren fuer Rolls Royce aus
eigener Produktion liefern wollen. |
Hauptversammlung von VW: zukuenftige Strategien |
Auf der Hauptversammlung von VW in Hamburg wurde inzwischen
bekannt, dass der Autohersteller auf jeden Fall Luxuswagen bauen
will, egal, ob der Kauf von Rolls Royce gelingt oder nicht. Bei
der Versammlung von rund 3.000 Volkswagen-Aktionaeren in Hamburg
drehte sich alles um die zukuenftige Strategie des Wolfsburger
Autobauers. Im Vordergrund natuerlich die Frage: Wird VW neuer
Eigentuemer von Rolls Royce oder nicht. Diese Entscheidung wird
zwar erst morgen von den Aktioaeren der Rolls Royce
Muttergesellschaft Vickers in London getroffen, aber VW-Chef
Ferdinand Piech machte deutlich, die Entscheidung aus London
beruehre die langfristige Strategie des VW-Konzerns nur am Rande.
Sollte Volkswagen den Zuschlag fuer Rolls Royce nicht erhalten,
dann wollen die Wolfsburger eigene Luxuswagen produzieren.
Im Gespraech ist beispielsweise das Wiederaufleben der
alten Audi-Luxusmarke Horch mit einem neuen Werk in Dresden und
einer Aufstockung des saechsischen Werks in Mosel. Mit Zuversicht
blickt der VW-Chef in das laufende Jahr. In den ersten 5 Monaten
verkaufte VW etwa 100.000 Autos mehr als noch im vergangenen Jahr.
Allein in Nordamerika konnte Volkswagen seinen Absatz um 56%
steigern. Grund genug fuer den Konzern, die Dividende der
VW-Aktionaere um 3 Mark zu erhoehen. Bereits gestern hatte sich
Piech Plaene absegnen lassen, zusammen mit Porsche einen
Gelaendewagen zu produzieren. |
Martin Walser erhaelt Friedenspreis |
Der Schriftsteller Martin Walser wird in diesem Jahr mit einem
der renommiertesten deutschen Preise ausgezeichnet. Der
Boersenverein des deutschen Buchhandels benannte ihn heute als
Traeger des Friedenspreises, der am 11. Oktober in der Frankfurter
Paulskirche ueberreicht wird. Martin Walser hat schon 1987 die
deutsche Frage gestellt, die Notwendigkeit der Wiedervereinigung
auf die Tagesordnung gesetzt, als niemand mehr, auch die offiziellen
konservativen Politiker, an die deutsche Einheit glaubten. Martin
Walser hat damals seine Sehnsucht nach einem einigen Deutschland
in einem Liebes- und Spionageroman versteckt, in dem Dorle und
Wolf aus West und Ost zueinander kommen wollten, aber nicht finden
sollten. Walser wurde damals von der Linken stark angegriffen, aus
einer Ecke, aus der er selber kam. Er hat mit Romanen wie "Ehen in
Philippsburg" und Novellen wie "Ein fliehendes Pferd" die deutsche
Mittelstandsseele aufgespiesst und den trivialen deutschen Alltag
seziert. Aber er liess sich auch nach seiner persoenlichen Wende
und der politischen Wende von 1989 nicht von der Politik
vereinnahmen, auch wenn er sich sogar direkt mit politischen
Intrigen beschaeftigte. Dafuer steht sein letzter Roman
"Pfingstkrieg", in dem er detailliert Machenschaften im Wiesbadener
Ministerium denunzierte. |
Ehemaliger Boxweltmeister verhaftet |
Der ehemalige Boxweltmeister Weller ist wegen eines Drogendelikts
verhaftet worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Karlsruhe
erliess das Amtsgericht mittlerweile Haftbefehl. Weller, der vor
14 Jahren Boxweltmeister im Leichtgewicht war, war in der
Vergangenheit mehrfach wegen Hehlerei und Betrugs zu Geldstrafen
verurteilt worden. Neben dem prominenten Ex-Box-Profi hat die
Polizei gestern in Karlsruhe und im Raum Aachen auch vier
Geschaeftspartner von Rene Weller festgenommen. Er hatte zuvor
versucht, fuenf Kilogramm Kokain an einen V-Mann der Polizei zu
verkaufen. Mit weiteren 200 Gramm hatte er gehandelt. Der
Gesamtwert der Ware liegt bei mehreren 100.000 Mark. 600 Gramm
Kokain wurden sichergestellt. Die Polizei hatte den "Schoenen
Rene", der aus seiner Verbindung zum Millieu nie einen Hehl gemacht
hat, schon lange beobachtet. Mehrmals stand der Ex-Weltmeister vor
Gericht, meistens wegen Hehlerei. Er hat eine Vorliebe fuer
luxurioese Autos und teure Uhren, mit denen er illegal gehandelt
haben soll. Bislang kam Weller immer mit einer Geldstrafe davon.
Sollte sich der Verdacht der Staatsanwaltschaft jetzt aber
bestaetigen, droht ihm eine mehrjaehrige Haftstrafe. |
Harte Angriffe gegen Scientologie |
Die Sccientologie-Organisation arbeitet nach den Worten von
Bayerns Innenminister Beckstein mit Methoden, wie sie auch von
der Stasi zur Einschuechterung von Regime-Gegnern benutzt worden
seien. Die Uebereinstimmung der angewandten Techniken sei
verblueffend, sagte Beckstein in Muenchen bei der Vorstellung von
zwei neuen Aufklaerungsbroschueren zu Scientologie. Ab Mitte Juli
soll beim bayerischen Landesjugendamt eine Opferberatungsstelle
eingerichtet werden. |
Zeugin gesucht |
Der Liedermacher Konstantin Wecker soll eine fruehere
Drogensuechtige zu einem Rueckfall verleitet haben. Da die Frau
zur Zeit nicht auffindbar ist, wird der Kokainprozess gegen den
50-jaehrigen vor dem Landgericht Muenchen voraussichtlich noch
bis Mitte dieses Monats dauern. Sollte die Frau bis Mittwoch
naechster Woche nicht gefunden werden, will das Gericht den Prozess
noch an diesem Tag beenden. Wecker war 1996 wegen des Besitzes von
eineinhalb Kilo Kokain zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Diese Entscheidung hatte er angefochten. |
Boerse |
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Quellen |
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