GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 15.06.1995



* Zur geplanten Versenkung der Shell-Oelplattform im Atlantik
* Evangelischer Kirchentag in Hamburg
* Zugunglueck in der Lueneburger Heide
* Busunfall im Allgaeu
* BRD zweitgroesster Waffenexporteur
* Kanzlerrunde zur Lehrstellensituation
* Umstellung auf Erdgas in den neuen Bundeslaendern vollstaendig
* Fronleichnams-Schiffprozession
* Schaechten bleibt verboten
* NRW-Gruene zuversichtlich
* Unruhe in der Hamburger Buergerschaft
* Neue Streiks im Einzelhandel
* Fliegerbombe bei Atomkraftwerk Staade entschaerft



Zur geplanten Versenkung der Shell-Oelplattform im Atlantik

Halifax. Bundeskanzler Kohl will die geplante Versenkung der Bohrinsel des Shell-Konzerns zum Thema des Weltwirtschaftsgipfels in Halifax machen. Kohl sagte bei seiner Ankunft in Halifax, er habe keinerlei Verstaendnis fuer das Verhalten des Oelkonzerns. Hamburg. Der Shell-Konzern haelt an der Versenkung der Bohrinsel Brent Spa fest. Der Sprecher des britisch-niederlaendischen Unternehmens erklaerte: "Unser Standpunkt hat sich nicht geaendert." Er wies damit Berichte zurueck, Shell denke wegen der Kritik in vielen Laendern darueber nach, von seinem Vorhaben abzuruecken. Dieser Eindruck war nach Aeusserungen von Konzernchef Slechte (sp?) im niederlaendischen Fernsehen entstanden. Er hatte erklaert, wenn Grossbritannien erwaege, die Genehmigung fuer das Versenken der Bohrinsel im Atlantik zurueckzuziehen, werde Shell sich gespraechsbereit zeigen. Demgegenueber erklaerte der Sprecher des Unternehmens, es gaebe kein Gespraechsangebot. Nur wenn die britische Regierung die Genehmigung tatsaechlich widerrufe, muesse neu verhandelt werden.


Evangelischer Kirchentag in Hamburg

Hamburg. Im Vordergrund des evangelischen Kirchentages stehen heute Vortraege und Diskussionen zu den Themen Glauben in unuebersichtlicher Zeit und Arbeit fuer das Leben. Fuer den Abend hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zu einem dreistuendigen politischen Nachtgebet eingeladen. Der Kirchentag dauert bis zum Sonntag. Rund 120000 Teilnehmer sind nach Hamburg gereist. Zu den prominenten Gaesten gehoeren der fruehere Bundespraesident Richard von Weizsaecker, mehrere Bundesminister und Ministerpraesidenten.


Zugunglueck in der Lueneburger Heide

Hannover. Bei dem schweren Zugunglueck bei Schnewerdingen in Niedersachsen sind nach einer neuen Bilanz der Polizei mindestens 84 Menschen verletzt worden, ein grosser Teil von ihnen lebensgefaehrlich. Auf der eingleisigen Strecke von Soltau nach Buchholz bei Hamburg waren am Vormittag zwei Schienenbusse zusammengestossen. Die Ursache des Ungluecks wird noch untersucht. Die meisten der Verletzten sind Schulkinder aus Hamburg, die sich auf einem Tagesausflug in die Lueneburger Heide befanden.


Busunfall im Allgaeu

Obersdorf. Bei einem Busunfall sind im Allgaeu 10 Menschen verletzt worden, vier davon schwer. Der Bus war zwischen Obersdorf und Sonthofen unterwegs. Die Polizei vermutet, dass der Fahrer auf der regennassen Strasse zu schnell war und von der Fahrbahn schleuderte. In dem Bus sassen Rentner, die in Obersdorf Urlaub machten.


BRD zweitgroesster Waffenexporteur

Der Waffenhandel ist international im vergangenen Jahr um rund 11% zurueckgegangen. Das geht aus dem Jahresbericht des internationalen Friedensforschungsinstituts Sipri (sp?) hervor, der heute in Stockholm veroeffentlicht wurde. Die deutschen Waffenexporte sind dagegen kraeftig gestiegen, so dass die Bundesrepublik erstmals hinter den Vereinigten Staaten auf Platz zwei bei den Waffenverkaeufen liegt. Waehrend die Bundesrepublik 1993 fuer mehr als 1,7 Mia Dollar Waffen ins Ausland verkaufte, waren es im vergangenen Jahr 3,1 Mia Dollar.


Kanzlerrunde zur Lehrstellensituation

Der SPD-Sozialexperte Dressler ist unzufrieden mit dem Ergebnis der Kanzlerrunde ueber die Lehrstellensituation. Das Versprechen der Wirtschaft, in ausreichendem Ausmass Lehrstellen zur Verfuegung zu stellen bleibe uneingeloest, sagte Dressler im Deutschlandfunk. Deshalb habe der Staat eine Verpflichtung einzugreifen, um den Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu geben. Gestern Abend war im Kanzleramt die Lage auf dem Lehrstellenmarkt mit Vertretern der Wirtschaft und der Gewerkschaften eroertert worden. Kanzleramtsminister Bohl sagte nach dem Gespraech, die Bundesregierung lehne nach wie vor Abgaben oder Zwangsmassnahmen zur Beschaffung von mehr Lehrstellen ab. Der Bundeskanzler gehe davon aus, dass die Wirtschaft ihre Zusage erfuelle und in diesem Jahr 600000 Ausbildungsplaetze zur Verfuegung stelle. Bundesbildungsminister Ruettgers ist zuversichtlich, auf dem Lehrstellenmarkt eine, wie der CDU-Politiker sich ausdrueckte, Trendumkehr erreicht werden kann. Ruettgers sagte in einem Gespraech mit der Deutschen Presseagentur, immer mehr Betriebe, die bei der Ausbildung zunaechst zurueckhaltend gewesen seien, wuerden jetzt die Appelle von Politik, Wirtschaftsverbaenden und Gewerkschaften ernst nehmen.


Umstellung auf Erdgas in den neuen Bundeslaendern vollstaendig

Mit einer Investition von 10 Mia DM ist die Umstellung von Stadt- auf Erdgas in den neuen Bundeslaendern jetzt flaechendeckend abgeschlossen. Auf einer Feierstunde in Dresden sagte Bundestagspraesidentin Suessmuth, damit sei Ostdeutschland jetzt in den europaeischen Erdgasverbund integriert. Die Umstellung gelang in viereinhalb Jahren. Nach der Wende war zunaechst mit einer doppelt so langen Zeit gerechnet worden.


Fronleichnams-Schiffprozession

Begleitet von Boellerschuessen fand heute am Fronleichnamstag bei Koeln die Muehlheimer Gottestracht statt, eine der aeltesten Schiffsprozessionen Mitteleuropas. Trotz regnerischen Wetters saeumten viele Tausend Glaeubige zu beiden Seiten den Strom. Die Muehlheimer Gottestracht geht zurueck auf das 14. Jahrhundert, als in der kleinen rechtsrheinischen Ortschaft Muehlheim, die heute zu Koeln gehoert, vor allem Fischer und Schiffsbauer wohnten.


Schaechten bleibt verboten

Das Schlachten von Tieren ohne Betaeubung bleibt in Deutschland verboten. Das Bundesverwaltungsgericht in Berlin lehnte Ausnahmen von Tierschutzgesetz fuer rituelle Schlachtungen nach dem islamischen Glauben ab. Damit wies das Gericht die Klage eines Hamburger Unternehmens zurueck, das zur Versorgung von Moslems eine Ausnahme vom Verbot des sogenannten Schaechtens verlangt hatte. Zur Begruendung hiess es, es werde gegen seine Ueberzeugung niemand gezwungen, das Fleisch ohne Betaeubung getoeteter Tiere zu verzehren. Es gebe im Islam keine zwingende Vorschrift, die die Betaeubung von Tieren vor dem Schlachten verbiete. Die Sicht einzelner Glaeubiger rechtfertige keine Ausnahme vom Tierschutzgesetz.


NRW-Gruene zuversichtlich

Bei den NRW-Gruenen waechst offenbar die Zuversicht, dass sie sich mit der SPD auf eine gemeinsame Regierung einigen wird. Der Verhandlungsfuehrer der Gruenen, Vesper, sagte gegenueber der Deutschen Presseagentur, es habe in vielen Punkten Annaeherungen gegeben. Dazu gehoerten die Wirtschafts- und Energiepolitik. Auch bei der Schulpolitik sei man sich naeher gekommen. Es gaebe jedoch noch grosse Probleme. Arbeitsgruppen von SPD und Gruenen berieten heute in der Landesvertretung in Bonn ueber die Bereiche Innenpolitik, Justiz, Arbeit und Soziales. Morgen soll in der grossen Verhandlungskommission beider Parteien eine Bilanz der bisherigen Gespraeche gezogen werden.


Unruhe in der Hamburger Buergerschaft

Der Hamburger Buergermeister Voscherau hat sich besorgt ueber das Auseinanderbrechen der Fraktion seines Koalitionspartners Stattpartei geaeussert. Von den sieben Abgeordneten der Waehlervereinigung waren gestern der Parteigruender Markus Wegner und ein anderes Mitglied aus ihrer Fraktion ausgetreten. Die Stattpartei verlohr damit ihren Fraktionsstatus. SPD-Buergermeister Voscherau forderte die verbliebenen Abgeordneten seines Koalitionspartners zu einem Gespraech auf, in dem noch vor der Sommerpause Klarheit ueber die weitere Zusammenarbeit geschaffen werden muesse. Da die Stattpartei keine Fraktion mehr bildet, ist Voscherau bei Abstimmungen von einzelnen Abgeordneten abhaengig.


Neue Streiks im Einzelhandel

Der Tarifkonflikt im Einzelhandel in den alten Bundeslaendern spitzt sich zu. Fuer morgen und fuer Samstag hat die Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen mehr als 5000 Beschaeftigte in mehr als 100 Unternehmen zu ganztaegigen Arbeitsniederlegungen ausgerufen. Auchdie Deutsche Angestelltengewerkschaft hat fuer morgen eine weitere Verschaerfung der Tarifauseinandersetzungen angekuendigt. Mit den Aktionen wollen die Gewerkschaften die Arbeitgeber zu einem hoeheren Gehaltsangebot bewegen. Die Arbeitnehmer wollen die Loehne und Gehaelter rueckwirkend zum Monatsbeginn um 3,4% anheben, und fuer die Monate April und Mai insgesamt 100DM zusaetzlich zahlen. Diese Offerte reicht den Gewerkschaften nicht aus.


Fliegerbombe bei Atomkraftwerk Staade entschaerft

In der Naehe des niedersaechsischen Atomkraftwerks Staade ist eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entschaerft worden. Nach Angaben der Polizei musste die Bombe erst 100m aus dem Sicherheitskreis um das Atomkraftwerk weggeschafft werden, bevor sie unschaedlich gemacht werden konnte. 12 Haeuser im Umkreis wurden evakuiert und der Schiffsverkehr auf der Unterelbe kurzzeitig eingestellt. Die Entschaerfung der Bombe sei ohne Zwischenfaelle verlaufen. Die 5-Zentner-Bombe war am Morgen bei Baggerarbeiten auf dem Gelaende eines Tanklagers entdeckt worden.


Quellen

SWF 3    11:00 MESZ    15:00 MESZ    21:00 MESZ
WDR 2    11:00 MESZ    14:00 MESZ    17:00 MESZ    20:00 MESZ