GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 18.11.1997



* Terrorueberfall in Luxor fordert 68 Tote, davon mindestens fuenf Deutsche
* WEU: Mehr militaerische Verantwortung fuer Europa gefordert
* Eduard Osswald neuer Bundesbauminister
* BGH entscheidet am 12.Dezember ueber Fussball-Vermarktung
* "La Belle"-Prozess eroeffnet
* Katholische Kirche: Illegal in Deutschland Lebende nicht kriminalisieren
* Verkauf von Heine-Briefmarken gestoppt
* Unterschiedliche Ansichten ueber zukuenftigen Lehrstellenmarkt
* Warnstreiks an baden-wuerttembergischen Universitaetskliniken
* Allianz will franzoesischen AGF-Konzern kaufen
* Boerse



Terrorueberfall in Luxor fordert 68 Tote, davon mindestens fuenf Deutsche

Luxor. Bei dem Terrorueberfall in den historischen Tempelanlagen von Luxor sind gestern 68 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch mindestens fuenf Deutsche. Dabei handelt es sich nach Angaben des aegyptischen Innenministeriums um drei junge Frauen, Mitarbeiterinnen eines Reiseveranstalters aus Freiburg, und zwei Maenner. Noch immer sind aber nicht alle Toten identifiziert. Aussenminister Kinkel sprach den Angehoerigen sein Beileid aus und verwies darauf, dass weiterhin mit Anschlaegen extremistischer Gruppen in Aegypten gerechnet werden muesse. Das Auswaertige Amt rate von Reisen nach Aegypten ab. Nachdem es zunaechst geheissen hatte, Deutsche seien nicht unter den Opfern, war gestern abend zunaechst von sechs Opfern die Rede.


WEU: Mehr militaerische Verantwortung fuer Europa gefordert

Erfurt. Zur Staerkung der Westeuropaeischen Union (WEU) haben die Aussen- und Verteidigungsminister des Buendnisses eine engere Verzahnung mit der Europaeischen Union beschlossen. Europa muesse mehr internationale Verantwortung in Sicherheits- und Verteidigungsfragen uebernehmen, forderten die Teilnehmer aus 28 Staaten zum Abschluss ihrer zweitaegigen Treffens. Die Praesidentschaft in beiden Organisationen soll in Zukunft moeglichst dasselbe Land uebernehmen. Deutschland wird 1999 als erstes Land die Doppel-Praesidentschaft in WEU und EU innehaben. Ausserdem wurde beschlossen, einen Militaerausschuss der Generalstabschefs einzusetzen, der im Krisenfall die Politiker beraten soll. Verteidigungsminister Ruehe forderte auf der Tagung auch ein enges Zusammenwirken von WEU und NATO. Bislang hat die WEU bereits friedenssichernde Einsaetze im Balkankrieg und in Albanien geleistet. Einige Staaten, die frueher Mitglied des Warschauer Paktes waren, sollen kuenftig enger in die Planungen und die Ruestungskooperation innerhalb der WEU einbezogen werden.


Eduard Osswald neuer Bundesbauminister

Bonn. Der CSU-Politiker Eduard Osswald wird neuer Bundesbauminister. Darauf verstaendigten sich Bundeskanzler Kohl und CSU-Chef Waigel. Der 51jaehrige Osswald war bisher parlamentarischer Geschaeftsfuehrer der CSU-Landesgruppe im Bundestag und loest den CDU-Politiker Toepfer ab, der Leiter des UN-Umweltsekretariats werden soll. Das Ressort wurde der CSU zugesprochen, weil das von ihr gefuehrte Postministerium aufgeloest wird. Der scheidende Postminister Boetsch wurde fuer das Bauministerium nicht beruecksichtigt und will jetzt auch nicht mehr fuer den CSU-Vorstand kandidieren.


BGH entscheidet am 12.Dezember ueber Fussball-Vermarktung

Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof wird am 12.Dezember darueber entscheiden, ob die zentrale Fernsehvermarktung von Fussballspielen gegen das Kartellrecht verstoesst. Nach zweieinhalbstuendiger muendlicher Verhandlung gab das Gericht dies heute bekannt. Das Bundeskartellamt hatte dem Deutschen Fussballbund verboten, die Fernsehrechte fuer Heimspiele im UEFA-Cup und im Pokal der Pokalsieger zentral zu vermarkten. Das Berliner Kammergericht hatte diese Entscheidung vor zwei Jahren bestaetigt. Der DFB befuerchtet, dass von einer Einzelvermarktung der Fernsehrechte durch die Fussballvereine nur die Spitzenklubs profitieren. Der DFB will weiterhin die Einnahmen in Hoehe von 60 Mio. DM auch an Vereine verteilen, die nicht an den Pokalspielen teilnehmen. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs duerfte auch Auswirkungen auf die ebenfalls zentral vermarkteten Bundesligarechte haben.


"La Belle"-Prozess eroeffnet

Berlin. Elfeinhalb Jahre nach dem Bombenanschlag auf die Diskothek "La Belle" im Berliner Bezirk Schoeneberg begann heute der Prozess gegen fuenf Tatverdaechtige. Der Prozess wurde nach einer Stunde auf naechste Woche vertagt, nachdem die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gegen die drei Berufsrichter gestellt hatte. Den Angeklagten wird unter anderem dreifacher Mord und Mordversuch in neun Faellen vorgeworfen. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde das Attentat vom libyschen Geheimdienst in Auftrag gegeben. Bei dem Anschlag im April 1986 waren zwei US-Soldaten und eine Tuerkin getoetet sowie rund 230 Personen zum Teil schwer verletzt worden. Bei den Beschuldigten handelt es sich um zwei deutsche Schwestern und drei ehemalige Mitarbeiter der libyschen Botschaft in der DDR. Der Prozess findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.


Katholische Kirche: Illegal in Deutschland Lebende nicht kriminalisieren

Berlin. Die katholische Kirche in Deutschland hat gefordert, die Situation illegal in Deutschland lebender Auslaender zu verbessern. Das erzbischoefliche Ordinariat in Berlin stellte dazu den bundesweit ersten kirchlichen Forderungskatalog zu diesem Thema vor. Langfristig muesse den Betroffenen ein legaler Aufenthalt ermoeglicht werden, heisst es in der Broschuere. Deutschland sei faktisch ein Einwanderungsland. Menschen ohne Aufenthaltsrecht duerften nicht als Illegale kriminalisiert werden. Es gehe darum, die Menschen trotz des Rechtsverstosses als Mitmenschen zu sehen.


Verkauf von Heine-Briefmarken gestoppt

Bonn. Das Bundespostministerium hat den Verkauf der Sonderbriefmarke zum Gedenken an den Dichter Heinrich Heine gestoppt. Auf dem sogenannten Umfassungsrand von Zehnerbloecken der Heine-Marke waren altgermanische Runen abgebildet. Das Ministerium will verhindern, dass diese Runen als Nazi-Symbole missverstanden werden.


Unterschiedliche Ansichten ueber zukuenftigen Lehrstellenmarkt

Bonn. Industrie- und Dienstleistungsfirmen wollen im kommenden Jahr 300.000 neue Lehrstellen anbieten. Diese Lehrstellenzusage sei als Versprechen zu sehen, sagte der Praesident des Deutschen Industrie- und Handelstages Stihl. Damit werde die steigende Nachfrage durch geburtenstarke Jahrgaenge aufgefangen. Auch fuer das laufende Jahr zog Stihl eine positive Lehrstellenbilanz. So seien gegenueber 1996 acht Prozent mehr Ausbildungsvertraege abgeschlossen worden, das sind mehr als 270.000 Stellen. Dagegen geht der Deutsche Gewerkschaftsbund davon aus, dass einschliesslich Handwerk und oeffentlicher Verwaltung im kommenden Jahr die Lehrstellenzahl um mehr als elf Prozent zurueckgehen wird.


Warnstreiks an baden-wuerttembergischen Universitaetskliniken

Stuttgart. An den vier Universitaetskliniken in Baden-Wuerttemberg stehen Warnstreiks bevor. Wie die Gewerkschaft Oeffentliche Dienste, Transport und Verkehr mitteilte, beginnen die Proteste morgen in Freiburg und Heidelberg. Am Donnerstag soll auch in Tuebingen und Ulm die Arbeit kurzzeitig niedergelegt werden. Die Patientenversorgung bleibe dabei aber gesichert. Mit den Warnstreiks soll durchgesetzt werden, dass die Tarifvertraege fuer die rund 27.000 Mitarbeiter auch nach dem 1.Januar 1998 gelten. Dann werden die landeseigenen Kliniken in selbstaendige oeffentlich-rechtliche Anstalten umgewandelt.


Allianz will franzoesischen AGF-Konzern kaufen

Muenchen/Paris. Der Allianz-Konzern will den franzoesischen Versicherungskonzern AGF uebernehmen und damit zur weltweit fuehrenden Versicherungsgruppe aufsteigen. Der Preis fuer den Erwerb von 51 Prozent bei AGF werde voraussichtlich gut neun Mrd. DM betragen, hiess es in einer in Muenchen verbreiteten Erklaerung.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7291
Kanada(1 $)  1,2206
England(1 Pfund)  2,9257
Irland(1 Pfund)  2,6015
Schweiz(100 sfr)  122,740
Frankreich(100 FF)  29,867
Italien(1000 Lit)  1,0214
Oesterreich(100 oeS)  14,208
Spanien(100 Ptas)  1,1844
Japan(100 Yen)  1,3754
Schweden(100 skr)  22,915
 
Einige Indizes:
DAX:3833,47( aktuell )  
3794.61( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7709,27( Stand 17:00 MEZ )  
7698,22( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16726,57
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    10:00 MEZ    15:00 MEZ    18:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    10:15 MEZ    15:15 MEZ