GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 08.06.1995



* Rabin sieht Kohls Israelbesuch als "Meilenstein in den Beziehungen"
* Institut der Universitaet von Jerusalem wird nach Helmut Kohl benannt
* Ruehe warnt vor zu grossen Hoffnungen in die "schnelle Eingreiftruppe"
* Sager (B'90/Gruene) fuer logistische und humanitaere Hilfe fuer Blauhelme
* Merkel auf der Nordsee-Konferenz in Daenemark
* Innerparteiliche Kritik an Rechtspolitik von Leutheusser-Schnarrenberger
* Streit um Termin fuer die Wahl des neuen FDP-Vorsitzenden
* Inflationsrate im Mai leicht niedriger als im Vormonat
* Staedte und Gemeinden befuerchten hoehere Ausgaben fuer Sozialhilfe
* Tarifverhandlungen im ostdeutschen Einzelhandel vertagt
* Warnstreikst im westdeutschen Einzelhandel gehen weiter
* Telekom will 50.000 Arbeitsplaetze abbauen
* Britischer Spekulant Leason bleibt in deutscher Auslieferungshaft
* Bald Briefmarke mit dem Bild von Franz-Josef Strauss
* Tennis: Graf und Sanchez-Vicario im Finale der French Open
* Boerse



Rabin sieht Kohls Israelbesuch als "Meilenstein in den Beziehungen"

Israels Ministerpraesident Rabin hat den Besuch von Bundeskanzler Kohl als Meilenstein in den Beziehungen zwischen beiden Laendern sowie zur Europaeischen Union gewuerdigt. Rabin dankte dem Bundeskanzler heute in Jerusalem zum Abschluss der einwoechigen Nahostreise fuer dessen Eintreten zugunsten Israels in der EU. Kohl unterstrich auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Rabin noch einmal, dass es zum Friedensprozess im Nahen Osten keinerlei Alternative gebe.


Institut der Universitaet von Jerusalem wird nach Helmut Kohl benannt

Das Institut fuer europaeische Studien an der hebraeischen Universitaet von Jerusalem traegt kuenftig den Namen von Bundeskanzler Kohl. Damit wuerden die Rolle des deutschen Regierungschefs bei der Festigung der Beziehungen zu Israel und seine Bemuehungen fuer den europaeischen Einigungsprozess gewuerdigt, teilte die Hochschule mit. Der Bundeskanzler versicherte, die Europaeische Union werde ihre enge Zusammenarbeit mit Israel fortsetzen. Der Mittelmeerraum hat seiner Ansicht nach eine schicksalhafte Bedeutung auch fuer die EU. Bei einer gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik der Union falle dieser Region eine zentrale Rolle zu. Kohl beendete am Mittag seine 6-taegige Nahostreise.


Ruehe warnt vor zu grossen Hoffnungen in die "schnelle Eingreiftruppe"

Bundesverteidigungsminister Ruehe hat davor gewarnt, zu grosse Hoffnungen in die schnelle Eingreiftruppe zum Schutz der UNO-Blauhelme in Bosnien zu setzen. Auf der NATO-Fruehjahrstagung in Bruessel sagte Ruehe heute, man duerfe nicht Sensationen erwarten. Die Einsatztruppe diene dazu, das bisher ohnehin bescheidene humanitaere Mandat der Blauhelme zu staerken. Alle NATO-Partner sind sich nach den Worten von Ruehe einig, dass es keine Alternative zu diesem Schritt gibt. Der Bundesverteidigungsminister fuegte hinzu, mit dem "ja" des Weltsicherheitsrates zur schnellen Eingreiftruppe werde schon in den naechsten Tagen gerechnet.


Sager (B'90/Gruene) fuer logistische und humanitaere Hilfe fuer Blauhelme

Die Vorstandssprecherin von Buendnis 90 / Die Gruenen, Sager, haelt es fuer problematisch, der UNO-Mission in Bosnien-Herzegowina jegliche Unterstuetzung von deutscher Seite zu verweigern. Im ZDF-Morgenmagazin erklaerte sie heute frueh, es gebe zwar gute Gruende, einen deutschen Einsatz von Bodentruppen und Tornado-Flugzeugen abzulehnen, es stelle sich aber die Frage der Glaubwuerdigkeit, wenn man einerseits die Aufgaben der UNO befuerworte, andererseits aber nicht bereit sei, die Blauhelme durch logistische oder humanitaere Hilfsleistungen zu unterstuetzen.


Merkel auf der Nordsee-Konferenz in Daenemark

Bundesumweltministerin Merkel glaubt nicht mehr daran, dass die Versenkung der Oelbohrinsel "Brent Spar" noch verhindert werden kann. Das sagte sie am Rande der Nordseeschutzkonferenz im daenischen Esbjerg. Frau Merkel will sich jedoch dafuer einsetzen, dass Bohrinseln wie in den USA kuenftig an Land entsorgt werden. Im Vorfeld der Konferenz zum Schutz der Nordsee bestaetigten die Umweltminister der Nordseeanreinerstaaten, die Ziele zum Meeresschutz seien bisher nicht erreicht. Die Einleitung von Schadstoffen sei bisher nicht ausreichend reduziert worden.


Innerparteiliche Kritik an Rechtspolitik von Leutheusser-Schnarrenberger

Einen Tag vor Beginn des Bundesparteitags der Freien Demokraten in Mainz ist innerhalb der Partei offener Streit ausgebrochen. Ostdeutsche FDP-Spitzenpolitiker kritisierten die Rechtspolitik von Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger. Ihr wurde vorgeworfen, nicht in der Lage zu sein, das Notwendige fuer ihr Ressort zu tun. Die Bundesjustizministerin kuendigte an, sie werde auf dem Parteitag in Mainz die Delegierten ueber ihre Politik abstimmen lassen. Der FDP-Ehrenvorsitzende Graf Lambsdorff mahnte im Suedwestfunk zu einer sachlichen Diskussion. Eine Wiederholung des Geraer Parteitages wuerde das Ende der FDP einlaeuten.


Streit um Termin fuer die Wahl des neuen FDP-Vorsitzenden

Einen Tag vor dem Bundeskongress der Liberalen in Mainz wird die kontroverse Personal- und Richtungsdiskussionen in der FDP durch einen Streit ueber Verfahrensfragen zusaetzlich belastet. Die Mehrzahl der Delegierten wendet sich gegen Bestrebungen der Parteifuehrung, die Wahl des neuen Vorsitzenden bereits morgen abend stattfinden zu lassen. Sie wollen am urspruenglichen Termin, Samstag, festhalten. Ihrer Ansicht nach versucht die Fuehrungsspitze mit der Vorverlegung, eine ausfuehrliche Aussprache ueber die kritische Lage der FDP zu begrenzen. Nach dem Amtsverzicht von Bundesaussenminister Kinkel bewerben sich der hessische Landesparteivorsitzende Gerhardt und der fruehere Bundesminister und ehemalige FDP-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Moellemann, um die Nachfolge.


Inflationsrate im Mai leicht niedriger als im Vormonat

Die Inflationsrate im Mai ist gegenueber dem Vormonat leicht zurueckgegangen. Die Lebenshaltungskosten waren in den alten Bundeslaendern 2,2% hoeher als vor einem Jahr, im April waren es noch 2,3%. Fuer die neuen Laender ermittelte das Statistische Bundesamt im Mai eine jaehrliche Teuerungsrate von 1,9% gegenueber 2% im April. Vor allem fuer Reparaturen, Mieten und saisonabhaengige Nahrungsmittel mussten die Buerger mehr bezahlen als noch vor einem Jahr.


Staedte und Gemeinden befuerchten hoehere Ausgaben fuer Sozialhilfe

Die Staedte und Gemeinden in Deutschland erwarten, dass sie in diesem Jahr insgesamt 60 Milliarden DM fuer Sozialhilfe ausgeben muessen. Der Praesident des Deutschen Staedte- und Gemeindebundes, Thallmaier, sagte der Neuen Osnabruecker Zeitung, die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Rekordzahl von 2,5 Millionen Sozialhilfeempfaengern Ende 1993 sei inzwischen laengst ueberholt. Die Massenarbeitslosigkeit schlage jetzt voll auf die Sozialhilfe durch.


Tarifverhandlungen im ostdeutschen Einzelhandel vertagt

Die Tarifverhandlungen fuer die 200.000 Beschaeftigten des ostdeutschen Einzelhandels sind ergebnislos vertagt worden. Hauptstreitpunkt ist die rasche Angleichung der Loehne an das Westniveau. Ob die Arbeitgeber des ostdeutschen Einzelhandels ein neues Angebot vorgelegt haben, ist noch nicht bekannt.


Warnstreikst im westdeutschen Einzelhandel gehen weiter

In mehreren Bundeslaendern gingen die Warnstreiks weiter.In Karlsruhe legten rund 300 Mitarbeiter eines Versandunternehmens fuer mehrere Stunden die Arbeit nieder. Bei Rastatt wurde das Zentrallager von Karstadt bestreikt. Schwerpunkt in Rheinland-Pfalz war Kaiserslautern. Dort ruhte die Arbeit in mehreren Kaufhaeusern und Supermaerkten. Auch morgen sollen die Warnstreiks fortgesetzt werden.


Telekom will 50.000 Arbeitsplaetze abbauen

Die Telekom will bis zum Jahr 2000 50.000 Arbeitsplaetze abbauen. Dann soll es bei der Telekom noch 170.000 Beschaeftigte geben. Bis Ende des Jahres werden die ersten 10.000 Stellen wegfallen. Der Personalabbau werde sozial vertraeglich fortgesetzt, erklaerte Telekom-Chef Sommer auf der Bilanzkonferenz fuer das Jahr 1994 in Bonn. Nach dem Verlustjahr 1993 machte die Telekom im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,3 Milliarden DM. In Zukunft will sich die Telekom mehr als bisher an den Wuenschen der Kunden orientieren, erklaerte Sommer. So soll innerhalb eines Jahres der Service bei der Telefonauskunft verbessert werden.


Britischer Spekulant Leason bleibt in deutscher Auslieferungshaft

Der britische Finanzjongleur Nick Leason bleibt in deutscher Auslieferungshaft. Das Oberlandesgericht Frankfurt lehnte heute einen Antrag Leasons auf Haftaufhebung erneut ab. Leason hatte mit riskanten Spekulationsgeschaeften in Singapur das britische Bankhaus Baring in den Ruin getrieben und war dann untergetaucht. Vor seiner Flucht vor der Justiz in Singapur wurde er dann auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen und sitzt seitdem in Auslieferungshaft.


Bald Briefmarke mit dem Bild von Franz-Josef Strauss

Der CSU-Politiker Franz-Josef Strauss wird auf einer Briefmarke verewigt. Wie das Bundespostministerium mitgeteilt hat, wird die Briefmarke mit dem Bild des Politikers erstmals am 6. September, dem 80. Geburtstag von Strauss zu haben sein. Mit der Briefmarke im Wert von 1 DM ehrt die Post Strauss als Mitbegruender der CSU und als Bundesminister. Strauss ist im Oktober 1988 gestorben.


Tennis: Graf und Sanchez-Vicario im Finale der French Open

Steffi Graf und Titelverteidigerin Arancha Sanchez-Vicario aus Spanien bestreiten das Finale bei den French Open. Steffi Graf schlug die Spanierin Conchita Martinez mit 6:3, 6:7 und 6:3 und gab erstmals in diesem Jahr bei einem Match einen Satz ab.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4142
ECU-Wert(1 ECU)  1,86724
England(1 Pfund)  2,36
Schweiz(100 sfr)  122,90
Frankreich(100 FF)  29,70
Italien(1000 Lit)  0,93
Oesterreich(100 oeS)  14,39
Spanien(100 Ptas)  1,22
Japan(100 Yen)  1,69
 
Einige Indizes:
DAX:2130,9
Dowjones-Index:4462,03
Nikkei-Index:15442,30



Quellen

DLF    11:00 MESZ    18:00 MESZ
SWF3    16:00 MESZ    19:00 MESZ
Radio7    17:00 MESZ