GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 03.10.1994



* Ausschreitungen in Bremen
* Festakt zur Feier der deutschen Einheit
* Regierung will der Bioethik-Konvention nicht zustimmen
* Ein Toter bei Streit zwischen Auslaendern
* Verkehrschaos auf deutschen Strassen
* Wetter: Tief "Nicole" laesst uns bibbern



Ausschreitungen in Bremen

Bremen. In der vergangenen Nacht kam es zwischen der Polizei und sog. "Autonomen Gruppen" in Bremen zu schweren Auseinandersetzungen. Dabei wur- den nach Polizeiangaben acht oder neun Polizeibeamte verletzt, einer davon schwer. Es habe zwei Festnahmen gegeben. Einige Streifenwagen und Privatau- tos seien in Brand gesetzt worden. Autonome Gruppen hatten im Vorfeld der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit mit Gewaltakten gedroht. Bereits gestern war es in Bremen zu massi- ven Ausschreitungen gekommen. Rund 70 Jugendliche wurden vorlaeufig festge- nommen. 2.500 Beamte sollen heute fuer einen stoerungsfreien Ablauf des Festaktes in Bremen sorgen.


Festakt zur Feier der deutschen Einheit

Bremen. Die zentralen Feiern zum Jahrestag der deutschen Einheit begannen heute in Bremen mit einem oekumenischen Gottesdienst und einem daran an- schliessenden Festakt. An diesem nahmen unter anderem Bundespraesident Herzog, Bundeskanzler Kohl, Bundestagspraesidentin Suessmuth, Bundesrats- praesident Wedemeier und die Ministerpraesidenten der Laender teil. In den Reden kam vor allem der europaeische Gedanke zum Tragen. Bundespraesident Herzog appellierte an die Deutschen in Ost und West, mehr als bisher aufeinander zuzugehen und ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen fuer die Zukunft zu nutzen. Es komme darauf an, so Herzog, dass die Deutschen mehr aufeinander hoerten, als dass sie sich belehrten. 40 Jahre der Trennung haetten zwar Unterschiede im Denken entstehen lassen, diese duerften aber nicht ueberbewertet werden. Bundesratspraesident Wedemeier betonte die Rolle Deutschlands als Mittler im Prozess der europaeischen Einigung. Der polnische Schriftsteller und Philosoph Sypjorski (sp?) bezeichnete die Vereinigung Deutschlands als wichtigen Schritt fuer ein vereintes Europa, zu dem die ost- und mitteleuropaeischen Staaten viel beitragen koennten. Die europaeische Integration sei das beste Heilmittel gegen alte Aengste. Ueberschattet wurde die Veranstaltung durch schwere Krawalle, die gestern abend begannen. Trotz Verbots versammelten sich immer wieder Demonstranten aus der linken und der autonomen Szene, die gegen die Einheitsfeiern protes- tierten. Sicherheitskraefte hinderten mehrere 100 Demonstranten daran, in das Kongresszentrum einzudringen. Die Polizei nahm ueber 270 Demonstranten fest. Bis zum Abend wurden nach Polizeiangaben 15 Polizeibeamte und eine Demonstrantin verletzt und Sachschaeden in Hoehe von mehreren 100.000 DM verursacht. Am Nachmittag brach Herzog seinen Besuch in Bremen ab. Herzog war auf dem Weg zu einer Ausstellung von Demonstranten ausgepfiffen worden. Ausserdem hatten sie versucht, den Bundespraesidenten mit Farbeiern zu bewerfen. Im einst geteilten Dorf Muetlareut (sp?) an der thueringisch-bayerischen Grenze rief Bundeskanzler Kohl Ost- und Westdeutsche zur Solidaritaet auf. Kohl sagte, diese duerfe keine Floskel sein, sondern muesse praktisch gelebt werden. Es muesse alles getan werden, damit Deutschland weiter zusammen- wachse. Kohl wuerdigte die bisherige Aufbauarbeit im Osten, bei der ueber 500 Mrd. DM transferiert worden seien. Den Menschen im Osten muesse gesagt werden, dass der Wohlstand im Westen auch nicht in vier Jahren erreicht worden sei, den Menschen im Westen, dass der Osten nicht 40 Jahre darauf warten koenne. In dem Ort hatten sich rund 30.000 Menschen zu der Grosskundgebung mit dem Kanzler versammelt.


Regierung will der Bioethik-Konvention nicht zustimmen

Bonn. Die Bundesregierung will der Bioethik-Konvention des Europarates in der jetzigen Form nicht zustimmen. Bundesjustizministerin Leutheusser- Schnarrenberger wandte sich heute vor allem gegen eine Regelung, die in be- stimmten Faellen Forschung und Experimente an Behinderten zulaesst. Die Ministerin sagte, derartige Eingriffe duerften nur in sehr engen ge- setzlichen und ethischen Grenzen moeglich sein und niemals ohne die Ein- willigung des Betroffenen oder seines Vormundes erfolgen. Leutheusser-Schnarrenberger kritisierte ausserdem die vorgesehene Regelung ueber Forschung an Embryonen. Beide Bestimmungen stuenden im Widerspruch zu deutschem Recht. Der Entwurf der Bioethik-Konvention des Europarats wurde bereits von Par- teien, Kirchen und Behindertenorganisationen heftig kritisiert.


Ein Toter bei Streit zwischen Auslaendern

Lindau. Bei einem Streit zwischen Auslaendern ist in der Nacht in Lindau ein Mensch ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, waren fuenf Oesterreicher nach dem Besuch eines Lokals auf der Strasse auf 10 bis 15 vermutlich tuerkische Jugendliche gestossen. Nach Wortgefechten sei es zu Taetlichkeiten gekommen. Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen sei ein Oesterreicher erstochen worden. Die Ermittlungen dauern an.


Verkehrschaos auf deutschen Strassen

Stuttgart. Dichter Rueckreiseverkehr nach dem verlaengerten Wochenende hat auf zahlreichen Autobahnen und Fernstrassen zu erheblichen Behinderun- gen gefuehrt. Auf der A7 zwischen Hannover und Kassel und auf der A3 zwischen Wuerzburg und Frankfurt kam der Verkehr auf einer Laenge von jeweils 100 km zum Erliegen. Auch auf den uebrigen Strecken gab es teilweise laengere Stauungen.


Wetter: Tief "Nicole" laesst uns bibbern

Mit dicken Regenwolken zeigte sich der Tag der Einheit in weiten Teilen Deutschlands wettermaessig nicht von seiner besten Seite. Bis mittags fielen oertlich mehr als 10 Liter Regen pro Quadratmeter vom wolkenverhangenen Himmel. Mittags erreichte die arktische Kalt- luft schon eine Linie vom Niederrhein bis nach Mecklenburg. Dahinter riss die Bewoelkung auf, und der schneidende Nordwind erreichte in Boeen Sturmstaerke. Tief "Nicole" zieht nun weiter zur mittleren Ostsee und so stroemt die Frischluft bis Dienstag frueh bis zu den Alpen. Am Dienstag ist dann Bibberwetter angesagt: Im Flach- land werden bei Schauern kaum 10 Grad erreicht und in Lagen ober- halb 800 Meter fallen dicke Schneeflocken.


Quellen

SDR3    08:00 MEZ    09:00 MEZ    17:00 MEZ    18:00 MEZ    20:00 MEZ    21:00 MEZ
B5    08:45 MEZ    20:15 MEZ
Wetter: Meteofax Wetterdienste (http://www.meteocon.nl/meteofax/index.html)