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DEUTSCHE AUSGABE
So, 09.03.2003



* Bundestagsabgeordnete beginnen Irak-Besuch
* Schroeder: Abstimmung ueber neue Irak-Resolution durch Staatschefs
* Mehr Steuergerechtigkeit gefordert
* Hundt mahnt kurzfristige Reformen an
* Demonstration gegen Neuregelung des Ladenschlusses
* Senkung der Lohnnebenkosten in Sicht ?
* Bundespraesident mahnt zur Zusammenarbeit
* Repnik: Leistungen fuer Arbeitsunwillige kuerzen
* Zahl der Arbeitslosen weit hoeher als offiziell ausgewiesen
* Kardinal spricht sich fuer Versoehnung zwischen Rom und Kueng aus
* Predigt zu Misereor-Auftakt
* Teufel besucht Brasilien und Chile
* Buber-Rosenzweig-Medaille fuer Aussenminister Fischer
* Walter Kempowski erhaelt Sinsheimer-Preis
* Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises
* Deutsche machen weniger Urlaub in Spanien
* Aufsichtsrat billigt Sanierungskonzept
* Schumacher zum Saisonauftakt Vierter in Melbourne
* Wladimir Klitschko verliert sensationell Titel durch k.o.



Bundestagsabgeordnete beginnen Irak-Besuch

Bagdad. Die Bundestagsabgeordneten Peter Gauweiler und Willy Wimmer sind zu einem Besuch im Irak eingetroffen. Gauweiler sagte bei seiner Ankunft in Bagdad, im Schatten eines drohenden Krieges wolle man auch darauf hinweisen, dass hier 800 000 Menschen in christlichen Gemeinden organisiert sind, die sich wegen des drohenden Krieges schreckliche Sorgen machten. Am spaeten Nachmittag wollen die beiden Unions-Abgeordneten bei einem Gottesdienst Botschaften der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland verlesen. Gespraeche mit irakischen Politikern stehen nicht auf dem Programm. Gauweiler wendet sich seit laengerem gegen die Irak-Politik seiner eigenen Partei, weil sie seiner Ansicht nach im Widerspruch zur pazifistischen Haltung des Papstes steht.


Schroeder: Abstimmung ueber neue Irak-Resolution durch Staatschefs

Die Bundesregierung hat den franzoesischen Vorschlag begruesst, wonach die Staats- und Regierungschefs persoenlich bei einer Abstimmung ueber eine neue Irak-Resolution anwesend sein sollten. Das teilte Regierungssprecher Anda mit. Die USA, Grossbritannien und Spanien haben einen Resolutionsentwurf in den Sicherheitsrat eingebracht, worin dem Irak eine Frist bis zum 17.Maerz eingeraeumt wird, einen Krieg zu vermeiden. Schon am Dienstag koennte das Gremium darueber abstimmen. US-Aussenminister Powell sagte unterdessen, die USA seien einer Mehrheit im Sicherheitsrat sehr nahe.


Mehr Steuergerechtigkeit gefordert

Baden-Baden. Der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft, CDA, Arentz, fordert mehr Steuergerechtigkeit. Arentz sagte im Suedwestrundfunk, die Grossunternehmen zahlten unterm Strich gar keine Steuern mehr. Gleichzeitig aechzten Arbeitnehmer und Mittelstaendler unter der Steuerlast. So werde nur die Schwarzarbeit gefoerdert. Die tatsaechliche Zahl der Arbeitslosen liegt nach Einschaetzung des CDU-Politikers bei ueber sechs Millionen. Man muesse zu den offiziell arbeitslos Gemeldeten die Teilnehmer von Weiterbildungs- und Beschaeftigungsmassnahmen hinzurechnen. Ausserdem muessten arbeitsfaehige Sozialhilfe-Empfaenger mitgezaehlt werden. Das gesamte Interview mit CDA-Chef Arentz sendet SWR2 um 12 Uhr 45.


Hundt mahnt kurzfristige Reformen an

Arbeitgeberpraesident Hundt hat sich im Vorfeld der Regierungserklaerung von Bundeskanzler Schroeder gegen ein staatliches Konjunkturprogramm ausgesprochen. Ein solches Programm waere "lediglich ein Strohfeuer", sagte er im Deutschlandfunk. Stattdessen muessten die Kosten der Sozialversicherungen verringert werden, sagte Hundt weiter. So solle das Arbeitslosengeld auf zwoelf Monate begrenzt werden. In diesem Punkt bestehe "voellige Uebereinstimmung" mit dem Chef der Bundesanstalt fuer Arbeit, Gerster, der gestern aehnlich argumentiert hatte.


Demonstration gegen Neuregelung des Ladenschlusses

Rund 20.000 Menschen sind in Berlin einem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gefolgt und haben gegen eine Neuregelung des Ladenschlussgesetzes demonstriert. Unter dem Motto "Wochen ohne Ende? - Schluss jetzt" wandten sie sich unter anderem gegen die von der Bundesregierung geplante Verlaengerung der Oeffnungszeiten an Samstagen bis 20.00 Uhr. Aus Sicht der Gewerkschaft droht dadurch der Verlust zahlreicher Arbeitsplaetze, da laengere Oeffnungszeiten nur den grossen Handelskonzernen im Verdraengungswettbewerb gegen den Mittelstand nutzten.


Senkung der Lohnnebenkosten in Sicht ?

Berlin. Bundeskanzler Schroeder will angeblich bereits im kommenden Jahr eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten durchsetzen. Wie die "Leipziger Volkszeitung" meldet, wird Schroeder dies in seiner Regierungserklaerung am kommenden Freitag ankuendigen. Den Informationen zufolge strebt Schroeder einen Satz von unter 40 Prozent an - derzeit liegen die Lohnnebenkosten bei 42,1 Prozent. Wie es weiter heisst, moechte der Kanzler dieses Ziel im wesentlichen durch massive Kostensenkungen erreichen, und zwar im Gesundheitswesen und in der Arbeitslosenverwaltung. Angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen hat sich auch Bundespraesident Rau fuer energische und schnelle Reformen ausgesprochen. Rau sagte sinngemaess, bei der Bewaeltigung dieses Problems muessten alle zusammenarbeiten. Woertlich fuegte der Bundespraesident hinzu: "Wir duerfen uns damit nicht abfinden - das wuerde die Demokratie in Deutschland gefaehrden."


Bundespraesident mahnt zur Zusammenarbeit

Hamburg/Berlin. Angesichts von 4,7 Millionen Arbeitslosen in Deutschland und des Reformstaus hat Bundespraesident Rau Parteien, Wirtschaftsverbaende und Gewerkschaften zur Zusammenarbeit gemahnt. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ist laut Rau die zentrale Aufgabe der deutschen Politik. Rau warnte in Bezug auf eine andauernd hohe Arbeitslosigkeit vor Gefahren fuer die Demokratie. In einem Interview sagte der Bundespraesident woertlich: "Als Dauerzustand ist eine so hohe Arbeitslosigkeit unertraeglich. Wir duerfen uns damit nicht abfinden - das wuerde die Demokratie in Deutschland gefaehrden". Die Politiker rief er dazu auf, unverzueglich Reformen einzuleiten. Rau warnte gleichzeitig vor einer Blockadepolitik. Woertlich sagte er: "Auf die Frage, wann die richtige Zeit fuer Reformen ist, gibt es nur eine Antwort: jetzt".


Repnik: Leistungen fuer Arbeitsunwillige kuerzen

Stuttgart. Der Staat soll arbeitsfaehigen Menschen ohne Job unter bestimmten Bedingungen nur noch Unterstuetzungsleistungen auf Hoehe des Existenzminimums zahlen. Diese Forderung bekraeftigte der baden-wuerttembergische Sozialminister Friedhelm Repnik (CDU) am Samstag gegenueber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die Minimal-Unterstuetzung soll laut Repnik 20 Prozent unter dem Sozialhilfe-Niveau liegen. Der Minister will darueber hinaus die Zustaendigkeit fuer die Arbeitslosen- und Sozialhilfe bei den Kommunen buendeln und dort - statt bei den Arbeitsaemtern - auch die Arbeitsvermittlung ansiedeln. Dies sei effektiver und naeher an den Betroffenen.


Zahl der Arbeitslosen weit hoeher als offiziell ausgewiesen

Nuernberg. Die Zahl der Arbeitslosen ist laut Experten wesentlich hoeher als in der offiziellen Statistik ausgewiesen. Eugen Spitznagel vom Institut fuer Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt fuer Arbeit sagte in einem Zeitungsinterview, in Wirklichkeit seien im Februar nicht 4,7 Millionen, sondern rund 7,2 Millionen Menschen ohne Job gewesen. Spitznagel zaehlt dazu die rund 700.000 Menschen, die an Fort- und Weiterbildungsmassnahmen teilnehmen und damit aus der Statistik herausfallen. Hinzu kommen seinen Schaetzungen zufolge weitere 1,8 Millionen Menschen, die sich nicht arbeitslos gemeldet haben, aber trotzdem auf Jobsuche sind.


Kardinal spricht sich fuer Versoehnung zwischen Rom und Kueng aus

Baden-Baden. Der deutsche Kurienkardinal Kasper hat sich fuer eine Versoehnung zwischen dem Vatikan und dem Theologen Hans Kueng ausgesprochen. Im Suedwestrundfunk sagte Kasper, die Kurie waere dankbar fuer solch eine Versoehnung. Dafuer seien aber Schritte von beiden Seiten notwendig. Der Papst hatte dem Tuebinger Theologen Kueng 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Kueng hatte kirchliche Dogmen wie die Unfehlbarkeit des Papstes angezweifelt. Vor kurzem hatte schon der Dioezesanrat von Rottenburg-Stuttgart eine Aussoehnung zwischen Kueng und der katholischen Amtskirche gefordert. Daraufhin hatten sich der Rottenburger Bischof Fuerst und Kueng zu einem ersten Sondierungsgespraech verabredet.


Predigt zu Misereor-Auftakt

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat in einer Predigt zum Misereor-Auftakt dazu aufgerufen, den Begriff der Verantwortung fuer das menschliche Handeln zu ueberdenken. "Die Welt gehoert Gott, nicht einfach den Menschen," sagte Lehmann am Sonntag im Mainzer Dom. Die Erde duerfe "nicht einfach vernutzt" werden. Es gelte daher bei allen Entscheidungen den Blick auf die ganze Welt zu richten und "die Folgen unseres Handelns fuer die Zukunft, fuer die ganze Menschheit" zu bedenken. Die Globalisierung muesse nicht von vorneherein negativ gesehen werden. Sie koenne auch bedeuten, die Lebenschancen besser zu verteilen. Am Samstag hatte die Misereor-Fastenaktion der Katholischen Kirche offiziell begonnen. Mit der Aktion "Wem gehoert die Welt" wirbt Misereor um Unterstuetzung fuer Entwicklungshilfeprojekte. Das Bischoefliche Hilfswerk hat seit seiner Gruendung 1959 mehr als 87.500 Projekte in ueber 100 Laendern mit rund 4,8 Miliarden Euro unterstuetzt.


Teufel besucht Brasilien und Chile

Stuttgart/Brasilia. Ministerpraesident Erwin Teufel (CDU) ist am Sonntag mit einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation zu einer einwoechigen Reise nach Brasilien und Chile aufgebrochen. In Brasilia will Teufel mit Brasiliens Staatspraesident Lula da Silva sowie Industrieminister Furlan zusammentreffen. In Santiago de Chile sind Gespraeche mit dem chilenischen Praesidenten Escobar und Erziehungsminister Botar geplant. Im Mittelpunkt der Gespraeche stehen die Wirtschaftsbeziehungen sowie humanitaere Fragen.


Buber-Rosenzweig-Medaille fuer Aussenminister Fischer

Muenster. Bundesaussenminister Fischer ist fuer seinen Beitrag zur Verstaendigung zwischen Christen und Juden mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden. Der Praesident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Spiegel, sagte, Fischer sei ein wirkliches Vorbild fuer das Zusammenleben zwischen juedischen und nicht-juedischen Deutschen. Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Fischer wurde die diesjaehrige Woche der Bruederlichkeit eroeffnet.


Walter Kempowski erhaelt Sinsheimer-Preis

Freinsheim. Der Schriftsteller Walter Kempowski hat am Sonntag den Hermann-Sinsheimer-Preis fuer Literatur und Publizistik 2003 der pfaelzischen Stadt Freinsheim erhalten. Der 1929 in Rostock geborene Autor, der durch zahlreiche Romane wie "Tadelloeser und Wolff" oder "Uns geht es ja noch gold" bekannt ist, wurde fuer sein Lebenswerk geehrt. Die Auszeichnung ist mit mit 2.500 Euro dotiert. In seiner Laudatio wuerdigte der saarlaendische Autor Ludwig Harig seinen Kollegen als "poetischen Chronisten des 20. Jahrhunderts". Kempowski habe mit seinem autobiografischen Erinnerungswerk den Geist der Humanitaet beschworen. Der Hermann-Sinsheimer-Preis wurde zum elften Mal vergeben. Unter den bisherigen Preistraegern befinden sich unter anderem Ingeborg Drewitz, Walter Jens, Carola Stern, Siegfried Lenz, Marion Graefin Doenhoff und Ralph Giordano. Der Preis erinnert an den in Freinsheim geborenen Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalisten Hermann Sinsheimer (1883-1950).


Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises

Mainz. Der mit 20.000 Euro dotierte Deutsche Kleinkunstpreis 2003 wird heute im Mainzer Unterhaus verliehen. Ausgezeichnet wird der Komiker und Mitbegruender der Drei Tornados, Arnulf Rating, in der Sparte Kabarett. Preistraegerin in der Kategorie Chanson/Musik ist die Saengerin und Schauspielerin Nessi Tausendschoen und der Schriftsteller und Karikaturist Robert Gernhardt wird im Bereich Kleinkunst geehrt.


Deutsche machen weniger Urlaub in Spanien

Berlin. Die Deutschen reisen weniger nach Spanien. Nach Angaben der spanischen Tourismusbehoerden verbrachten im letzten Jahr rund zehn Millionen Deutsche ihren Urlaub auf den Balearen, Kanaren oder auf dem spanischen Festland - sechs Prozent weniger als noch 2001. Die groessten Einbussen musste Mallorca hinnehmen: dorthin flogen 2002 nur 2,3 Millionen Deutsche - das entspricht einem Minus von 15 Prozent.


Aufsichtsrat billigt Sanierungskonzept

FCK-Krise. Der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern hat auf seiner Sitzung am Freitag das Sanierungskonzept fuer den mit rund 40 Millionen Euro verschuldeten Bundesligisten gebilligt. Das teilte der Traditionsverein erst am Sonntag mit. Kernstueck des Konzepts ist der Verkauf des Fritz-Walter-Stadions an eine Objektgesellschaft, getragen von der Stadt Kaiserslautern und den Banken. Nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Walter Ruda sind noch einige Details zu klaeren sowie weitere Entscheidungen verschiedener Gremien zu faellen. Das Sanierungskonzept fuer den 1. FCK ist allerdings an den sportlichen Erfolg gekoppelt und greift nur, wenn der Traditionsverein nicht absteigt.


Schumacher zum Saisonauftakt Vierter in Melbourne

Melbourne. Der Schotte David Coulthard hat das Auftaktrennen der Formel-Eins-Saison im australischen Melbourne gewonnen. Der Mc-Laren-Mercedes-Pilot verwies den Kolumbianer Juan Pablo Montoya im Williams-BMW auf den zweiten Platz. Dritter wurde der Finne Kimi Raikkoenen im zweiten Mercedes-Silberpfeil. Weltmeister Michael Schumacher von Ferrari schaffte nur den vierten Platz. Heinz Harald Frentzen aus Moenchengladbach belegte im Sauber den sechsten Platz. Ralf Schumacher kam im Williams-BMW auf Rang acht.


Wladimir Klitschko verliert sensationell Titel durch k.o.

Hannover. Boxweltmeister Wladimir Klitschko hat ueberraschend seinen Titel im Schwergewicht nach Version des Verbandes WBO verloren. Der in Hamburg lebende Ukrainer unterlag in der Nacht dem Suedafrikaner Corrie Sanders durch K.o. in der zweiten Runde. Fuer den 26-jaehrigen Klitschko war es die zweite Niederlage im 42. Profikampf seiner Karriere.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ