GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 12.09.1995



* Bundespraesident Herzog zum Einsatz deutscher Piloten ueber Bosnien
* Kohl setzt Suedafrikabesuch fort
* Kinkel untersagt ehemaligem Botschafter Beratertaetigkeit fuer Daimler
* Einigung bei VW
* SPD und DGB fordern Modernisierung des Sozialstaates
* Neues Gesetz ueber Kreuze in bayrischen Schulen
* BVG billig Abschiebung von sieben Sudanesen
* Renten in Ostdeuschland sollen angeblich staerker steigen
* Deutscher Astronaut kam durch Pilotenfehler ums Leben
* 2. Anschlag auf Luebecker Synagoge hatte keinen rechtsextremen Hintergrund
* Prozess gegen RAF-Terroristin wird fortgesetzt
* Erste Zeugenaussagen im Prozess gegen ehemaligen Eiskunstlauftrainer
* Tanklastwagen verunglueckt bei Goeppingen
* Fussball
* Boerse



Bundespraesident Herzog zum Einsatz deutscher Piloten ueber Bosnien

Bundespraesident Roman Herzog hat den Einsatz deutscher Piloten ueber Bosnien-Herzegowina gewuerdigt, und der Mission nicht nur politische Rueckendeckung sondern auch, so woertlich, menschlich begruendete Sympathie zugesichert. Nach Jahren des Krieges im ehemaligen Jugoslawien sei klar geworden, dass Worte allein Waffen nicht zum Schweigen braechten, sagte Herzog heute bei seinem ersten offiziellen Besuch der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Noervenich bei Dueren. Das deutsche Staatsoberhaupt fuegte hinzu, Buerger und Politiker muessten bereit sein, auch militaerische Optionen zu akzeptieren, wenn alle anderen Mittel versagten.


Kohl setzt Suedafrikabesuch fort

Kapstadt. Bundeskanzler Kohl hat heute seinen Suedafrikabesuch mit einer Reise nach Johannesburg fortgesetzt. In dem Wirtschaftszentrum weihte er die neue suedafrikanische Handelskammer ein und sprach vor Industriellen aus beiden Laendern. Sein Auftritt gilt als Symbol fuer die Unterstuetzung der Bundesregierung fuer den Ausbau der gegenwaertigen Wirtschaftsbeziehungen. Deutschland ist Suedafrikas wichtigster Handelspartner und zweitgroesster auslaendischer Investor. Kohl ermunterte die Regierung Suedafrikas zu weiteren wirtschaftlichen Reformen. Dies werde nicht immer leicht sein, langfristig werde man aber Erfolg haben. Kohl lobte das starke Engagement deutscher Firmen in Suedafrika, besonders die neue Afrikainitiative, durch die vor allem kleinere und mittlere Unternehmen gefoerdert werden sollen. Bundeskanzler Kohl besuchte auch die Schwarzenvorstadt Soweto. Im Township nahe Johannesburg besichtigte Kohl das Science Education Center, das zu 100% von Deutschland finanziert wird. In der Schule werden zur Zeit 150 Schueler in Naturwissenschaften unterrichtet. Von ihnen wurde Kohl mit dem deutschen Kinderlied "Ein Sperling und ein Elefant" sowie mit traditionellen afrikanischen Taenzen begruesst. Anschliessend diskutierte Kohl mit den Schuelern und liess sich ihre Ausbildungssituation zeigen. Adrett in Blaumaennern mit gelben Schutzhelmen demonstrierten Auszubildende, wie eine Lehmwand hochgezogen und ein Haus aus Ziegeln aufgebaut wird. Schwarze Zimmerleute zeigten, was sie unter deutscher Ausbildung gelernt hatten. Der Leiter der Schule erklaerte dem Kanzler, nur durch eine gute Ausbildung koenne die mehr als 30%ige Arbeitslosigkeit bekaempft werden. 90% der Schulabsolventen haetten einen Job sicher. Zum Schluss seines Besuches fuhr Kohl mit einem Bus durch Soweto, stieg aber nicht aus.


Kinkel untersagt ehemaligem Botschafter Beratertaetigkeit fuer Daimler

Bonn. Bundesaussenminister Kinkel hat dem frueheren Botschafter in Paris, Sudhoff, eine Beratertaetigkeit fuer den Daimler Benz Konzern in Suedfrankreich verboten, weil dadurch dienstliche Interessen beeintraechtigt seien. Das teilte ein Sprecher des Auswaertigen Amtes heute mit. Grundlage der Entscheidung Kinkels sei das Bundesbeamtengesetz. Sudhoff war Anfang des Jahres aus Gesundheitsgruenden vorzeitig pensioniert worden. Acht Monate spaeter wurde bekannt, dass Daimler Benz den ehemaligen Diplomaten als Frankreichrepraesentanten verpflichtet hatte.


Einigung bei VW

Hannover. Im Tarifstreit bei VW haben sich IG Metall und Volkswagen geeinigt. Danach erhalten die knapp 100.000 Beschaeftigten 4% mehr Gehalt bei 19 Monaten Laufzeit. Die 28.8 Stundenwoche wird als unbefristete Beschaeftigungssicherung fortgesetzt. Das Ende des sechswoechigen Tarfistreits geht nicht allein zu Lasten von VW. Zum einen koennen die Wolfsburger kuenftig bis zu 38.8 Stunden arbeiten lassen, die Mehrarbeit muss lediglich uebers Jahr ausgeglichen werden denn die vier-Tage-Woche gilt auch in Zukunft. In der wird bis zu zwoelf mal jaehrlich auch Samstags gearbeitet werden koennen - mit weniger Zuschlag und weniger Pausen. Die bisher bezahlten Erholzeiten von fuenf Minuten pro Stunde werden halbiert, das macht 1.2 Wochenstunden, die die VW-Werker unbezahlt am Band stehen. Fuer VW bedeutet der Kompromiss deshalb, den langen geforderten ersten Schritt zur "atmenden, flexibleren Fabrik".

Die Tarifeinigung ist bei Unternehmen und Bundesregierung auf Zustimmung gestossen. Der Verband der Automobilindustrie sprach von einem Abschluss mit Modellcharakter fuer die gesamte Branche. Es sei wichtig, dass die flexiblere Arbeitszeitgestaltung vor allem von mittelstaendischen Unternehmen uebernommen werde. Auch Bundeswirtschaftsminister Rexrodt betonte die Bedeutung von mehr Flexibilitaet.


SPD und DGB fordern Modernisierung des Sozialstaates

Die SPD und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben eine Modernisierung des Sozialstaates gefordert. In einem gemeinsamen Positionspapier kritisieren Parteichef Scharping und der DGB-Vorsitzende Schulte einen Abbau der Sozialleistungen zu Lasten der Arbeitnehmer. Vorrangiges Ziel seien neue Arbeitsplaetze. Arbeit muesse flexibler und intelligenter organisiert werden. Ausserdem forderten beide, Schwarzarbeit und Lohndumping zu bekaempfen.


Neues Gesetz ueber Kreuze in bayrischen Schulen

Die bayrische Staatsregierung sieht den Weg frei fuer ein Gesetz ueber das Aufhaengen von Kreuzen in Schulen. Als Reaktion auf das Karlsruher Kruzifixurteil soll noch in diesem Jahr gesetzlich geregelt werden, dass Kreuze in den Klassenzimmern von Pflichtschulen bleiben koennen, teilte Ministerpraesident Stoiber in Muenchen mit. Das Rechtsgutachten eines Muenchner Verfassungsrechtlers decke die Vorgehensweise der Staatsregierung. Darin werde die Verfassungsmaessigkeit eines Landesgesetzes ueber Schulkreuze bestaetigt, sagte Stoiber.


BVG billig Abschiebung von sieben Sudanesen

Das Bundesverfassungsgericht hat die Abschiebung von sieben Sudanesen gebilligt und den Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt. Die Maenner waren im Transitbereich des Frankfurter Flughafens in einen Hungerstreik getreten, um in Deutschland bleiben zu koennen. Ein Abschiebungsversuch am Nachmittag schlug fehl. Die Entscheidung aus Karlsruhe erging kurz nach 12:00 Uhr heute mittag. Eine Begruendung gaben die Richter nicht. Bereits kurz nach 14:00 Uhr sollte dann die Abschiebung der sieben sudanesischen Asylbewerber auf dem Frankfurter Flughafen erfolgen. Kurz vor dem Start wurden sie aber aus Gruenden der Flugsicherheit, so die Lufthansa, wieder von Bord des Flugzeuges gelassen. Zweimal zuvor hatte in den letzten zwei Wochen eine aus drei Richtern bestehende Kammer des zweiten Senats des Verfassungsgerichtes die Abschiebung aufgeschoben. Da in der Kammer keine einstimmige Entscheidung fiel, musste sich der zweite Senat insgesamt mit der Sache befassen. Nach mehrstuendiger Beratung entschied der Senat heute mit Mehrheit fuer Abschiebung. Die schriftlichen Urteilsgruende werden bis zum Monatsende nachgereicht. Fuer die heutige Entscheidung war fuer die Richter ausschlaggebend, dass hoechste politische Stellen in der Bundesrepublik die Versicherung abgegeben haben, dass die Sudanesen in ihrem Heimatland keiner politischen und strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt seien. Zudem koennen sie dort mit der deutschen Botschaft in Verbindung bleiben.

Die beiden grossen christlichen Kirchen, sowie amnesty international und die Fluechtlingsorganisation Pro Asyl haben gegen den Ruecktransport der Sudanesen protestiert.


Renten in Ostdeuschland sollen angeblich staerker steigen

Die Renten in Ostdeutschland werden nach Informationen der "Frankfurter Rundschau" im naechsten Jahr voraussichtlich staerker steigen, als bisher angenommen. Statt der geschaetzten 3.6 % duerften die Leistungen um 7 bis 8 % klettern schreibt das Blatt unter Berufung auf den Verband deutscher Rentenversicherungstraeger. Grund fuer die Diskrepanz sei ein Prognosefehler des statistischen Bundesamtes.


Deutscher Astronaut kam durch Pilotenfehler ums Leben

Berlin. Der Absturz des Oldtimer-Flugzeuges, bei dem am Samstag der deutsche Astronaut Reinhard Furrer ums Leben kam, ist durch einen Pilotenfehler verursacht worden. Dies teilte der Leiter der Fluguntersuchungsstelle mit. Die sogenannte "Rolle", eine Drehung um die Laengsachse, sei in geringer Hoehe fehlerhaft geflogen worden. Unklar sei, wer von beiden Insassen die Maschine gesteuert habe.


2. Anschlag auf Luebecker Synagoge hatte keinen rechtsextremen Hintergrund

Der zweite Brandanschlag auf die Luebecker Synagoge vom Mai hat im Gegensatz zum ersten offenbar keinen rechtsextremen Hintergrund. Nach Angaben der Polizei wurde ein 27jaehriger verhaftet, der dieses Feuer und vermutlich noch weitere Braende gelegt haben soll. Er sei geistig behindert. Bei dem Anschlag war niemand verletzt worden. Die vier jungen Rechtsextremisten, die im Maerz 1994 die Synagoge angezuendet hatten, wurden inzwischen zu mehrjaehrigen Freiheitsstrafen verurteilt.


Prozess gegen RAF-Terroristin wird fortgesetzt

Stuttgart. Vor dem Oberlandesgericht wurde heute der Prozess gegen die RAF-Terroristen Sieglinde Hofmann fortgesetzt. Ihr wird vorgeworfen, an mehreren Terroraktionen der RAF wie der Entfuehrung und Ermordung des frueheren Arbeitgeberpraesidenten Hans-Martin Schleyer beteiligt gewesen zu sein. Als Zeugen treten dabei die Ex-RAF-Terroristen Ulrike Monhaupt und Werner Lotze auf. Sieglinde Hofmann verbuesst seit 1982 bereits eine fuenfzehnjaehrige Haftstrafe wegen der versuchten Entfuehrung des Bankiers Ponto. Sieglinde Hofmann ist von dem Kronzeugen Lotze schwer belastet worden. Der zu den Aussteigern aus der Roten Armeefraktion (RAF) zaehlende Lotze sagte heute vor dem Oberlandesgericht, Frau Hofmann habe im Juni 1979 zu den drei Taetern bei dem fehlgeschlagenen Sprengstoffattentat auf den damaligen NATO-Oberbefehlshaber Haig in Belgien gehoert. Weitere Beteiligte seien er selbst und Rolf Clemens Wagner gewesen, der die Zuendung ausloeste.


Erste Zeugenaussagen im Prozess gegen ehemaligen Eiskunstlauftrainer

Stuttgart. Im Prozess gegen den ehemaligen Eiskunstlauftrainer Pfeiffer gab es heute die ersten Zeugenaussagen. Mit Spannung wurde der Auftritt der beiden Nebenklaegerinnen und frueheren Pfeifferschuelerinnen Nadine Pflaum und Patrizia Jahres erwartet. Patrizia Jahres belastete ihren ehemaligen Trainer vor der zweiten Strafkammer des Stuttgarter Landgerichtes schwer. Die 19jaehrige Zeugin erklaerte, Pfeiffer habe sie mit der Zeit immer groeber behandelt. Er habe sie auch in die Kabine gezerrt und geschlagen. Spaeter seine sexistische Bemerkungen dazugekommen. Die Staatsanwaltschaft wirft Karol Pfeiffer vor, Patricia Jahres ueber Jahre hinweg psychisch und koerperlich gequaelt und misshandelt zu haben. Pfeiffer muss sich seit vergangenem Donnerstag wegen Verletzung der Fuersorgepflicht, Misshandlung Schutzbefohlender, sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in zwoelf Faellen und Koerperverletzung vor Gericht verantworten. Betroffen sind neben Patrizia Jahres noch zwei weitere fruehere Schuelerinnen des Trainers.


Tanklastwagen verunglueckt bei Goeppingen

Goeppingen. Auf der Autobahn A8 bei Goeppingen ist gestern abend ein Tanklastwagen mit 18.000 Litern Propangas umgestuerzt. Der Tankwagen war aus noch ungeklaerter Ursache ins Schleudern geraten und mit einem anderen LKW zusammengestossen. Gas trat nach Angaben der Polizei nicht aus. Der Fahrer wurde leicht verletzt. Die Auffahrt musste in Richtung Stuttgart fuer mehrere Stunden gesperrt werden.


Fussball

Slovan Bratislava  - 1.FC Kaiserslautern   2:1   (1:0)
Freiburg           - S. Prag               1:2
FC Bayern Muenchen - Lokomotive Moskau     0:1   (0:0)



Boerse

DAX      2271 (+10)
US-$     DM 1.4720



Quellen

SDR3    9:00 MESZ    11:00 MESZ    13:00 MESZ
Radio 7    10:00 MESZ    12:00 MESZ
DLF    16:00 MESZ
B5    16:30 MESZ    22:30 MESZ
Antenne Bayern    17:00 MESZ