GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 03. 10. 2004



* Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt
* Tuerkei kann sich offenbar Hoffnungen auf Beitrittsgespraeche machen
* Israelischer Ministerpraesident sagt Deutschlandbesuch ab
* Bundesparteitag der Gruenen in Kiel
* Gerhardt fordert FDP zu radikalem Reformkurs auf
* Rheinhafen von Speyer nach Schiffsunglueck gesperrt
* Oktoberfest zaehlt weniger Besucher
* Tag der offenen Moschee
* Pruegelei von Hooligans im Landkreis Ludwigsburg



Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt

Erfurt. 15 Jahre nach der Wiedervereinigung hat Bundespraesident Koehler dazu aufgerufen, sich nicht mit der hohen Arbeitslosigkeit abzufinden. Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt sagte er, wo Arbeit fehle, mache sich Mutlosigkeit und Verzweiflung breit. Daher muesse die Aufbauarbeit weitergehen. Die Gruende fuer die heutigen Schwierigkeiten liegen nach Koehlers Worten nicht nur im Osten sondern auch darin, dass die alte Bundesrepublik vor 1989 viele Veraenderungen verschlafen habe. Zugleich duerfe man die Leistungen beim Aufbau Ost aber nicht schlecht reden. Auch der Thueringer Ministerpraesident Althaus griff die Debatte um den Stand der Einheit auf. Die Menschen duerften im Rueckblick nicht vergessen, dass die DDR 1989 ein restlos abgewirtschafteter Staat gewesen sei. Der ehemalige Bundesbeauftragte fuer die Stasi-Unterlagen, Gauck, sieht auch 15 Jahre nach dem Fall der Mauer noch eine Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschen. Die meisten Buerger der neuen Laender seien zwar in der Demokratie angekomme. Alle Unterschiede wuerden aber vermutlich erst zwei Generationen nach der Vereinigung verschwinden. Beim zentralen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit haben die Kirchen mehr Verstaendnis zwischen Ost und West angemahnt. Bei der oekumenischen Messe im Mariendom sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der thueringische Landesbischof Kaehler, die deutsche Einheit sei noch lange nicht am Ziel. Zuhoeren und Verstehen sei notwendig bei denen aus dem Westen fuer die andere Geschichte, die die Menschen im Osten gepraegt hat. Im Osten wiederum, so Kaehler, muesse es Verstaendnis geben fuer die Grenzen von Vater Staat.


Tuerkei kann sich offenbar Hoffnungen auf Beitrittsgespraeche machen

Bruessel/Ankara. Die Tuerkei kann sich offenbar berechtigte Hoffnungen auf Beitrittsverhandlungen mit der EU machen. In ihrer morgigen Ausgabe zitiert die "Bild"-Zeitung aus dem Bericht der EU-Kommission, der offiziell am Mittwoch vorgestellt werden soll. Demnach empfiehlt die Kommission Beitrittsverhandlungen, da die Tuerkei die politischen Kriterien erfuellt habe. Die endgueltige Entscheidung faellt auf dem EU-Gipfel Mitte Dezember. Die Empfehlung der EU-Kommission gilt als wichtige Weichenstellung.


Israelischer Ministerpraesident sagt Deutschlandbesuch ab

Jerusalem. Der israelische Ministerpraesident Scharon hat angesichts der schwierigen Lage im eigenen Land seinen Deutschland-Besuch abgesagt. Zuvor hatte er die Armee angewiesen, haerter als bisher gegen radikale Palaestinenser im Gaza-Streifen vorzugehen. Die israelische Militaeraktion "Tage der Busse" kostete in den vergangenen fuenf Tagen bereits 60 Palaestinensern das Leben. Die Offensive soll den Raketenangriffen radikaler Palaestinenser ein Ende bereiten - nach dem Willen Scharons wird die Aktion zeitlich unbegrenzt und mit allen notwendigen Massnahmen fortgesetzt. Die fuer Mitte Oktober geplante Reise sollte Scharon nach Deutschland und in die Niederlande fuehren.


Bundesparteitag der Gruenen in Kiel

Kiel. Auf dem Parteitag der Gruenen hat sich der Vorstand mit seinem Projekt Buergerversicherung durchgesetzt. Die Delegierten stimmten dem Konzept zu, dessen Einzelheiten allerdings noch ungeklaert sind. Im Prinzip sollen alle Buerger kuenftig in die gesetzliche Krankenkasse einzahlen, auch Beamte und Selbstaendige. Antraege auf eine Erhoehung der Beitragsbemessungsgrenze fanden keine Mehrheit. Eine klare Absage erteilte der Parteitag der geplanten Lieferung von Fuchs-Transportpanzern in den Irak. Die Delegierten waren mehrheitlich der Ansicht, durch einen solchen Ruestungsexport wuerde sich Deutschland in den Irak-Konflikt hineinziehen lassen.

Gestern Abend hatten die Delegierten ihr neues Spitzen-Duo gewaehlt. Claudia Roth und Buetikofer werden die Gruenen in den Bundestagswahlkampf 2006 fuehren. Roth erhielt 77,9 Prozent der Stimmen. Sie blieb damit unter ihrem Wahlergebnis von 2001. Damals erhielt sie 91,5 Prozent. Mehr Stimmen entfielen auf Buetikofer. Er wurde mit rund 85 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestaetigt.Roth hatte vor zwei Jahren den Vorsitz abgeben muessen, weil sie als Abgeordnete kein Parteiamt mehr innehaben durfte. Kurz danach hatten sich die Gruenen von dieser Regelung getrennt.


Gerhardt fordert FDP zu radikalem Reformkurs auf

Berlin. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Gerhardt draengt seine Partei im Hinblick auf die Bundestagswahl zu einem radikalen Reformkurs. Die FDP muesse viel weiter gehen als die Agenda 2010 von Bundeskanzler Schroeder, forderte Gerhardt in einem Interview. Gerhardt rechnet mit einem sehr knappen Ausgang der Bundestagswahl 2006. Die FDP muss deshalb nach Ansicht Gerhardts mehr Profil bekommen. Sie habe ihr zweistelliges Waehlerpotenzial bisher nicht ausgeschoepft.


Rheinhafen von Speyer nach Schiffsunglueck gesperrt

Speyer. Der Rheinhafen von Speyer ist wegen eines Schiffsungluecks am Wochenende gesperrt geblieben. Ein Schlepper war gestern bei einem missglueckten Manoever gekentert und im Hafeneingang gesunken. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei wird das sechs Meter lange Bugsierboot erst am Montag geborgen. Der Schlepper hatte zusammen mit einem anderen Bugsierboot ein Frachtschiff, dessen Schraube in die Ankerkette einer Boje geraten war, zur Werft im Speyerer Hafen bringen wollen. Aus zunaechst ungeklaerter Ursache bekam der Schlepper Schlagseite. Der Kapitaen ging ueber Bord, ein Matrose konnte sich an einem Schlepptau festhalten. Helfer retteten die beiden aber unverletzt.


Oktoberfest zaehlt weniger Besucher

Muenchen. Nach 16 Tagen geht das 171. Muenchener Oktoberfest zu Ende. Das Oktoberfest hat den erwarteten Besucher-Rekord verpasst: Bislang wurden beim groessten Volksfest der Welt etwa 5,9 Millionen Besucher gezaehlt, das sind 400.000 weniger als im vergangenen Jahr. Auch der Bierkonsum ging wegen des schlechten Wetters zurueck - dafuer wurden 3.700 Liter Gluehwein ausgeschenkt. Steigende Zahlen gab es nur bei den Polizeieinsaetzen. Es gab mehr Schlaegereien als in den Jahren zuvor. Insgesamt mussten die Polizisten mehr als 1.700 Mal ausruecken.


Tag der offenen Moschee

Mit dem "Tag der offenen Moschee" wollen die muslimischen Verbaende in Deutschland den Dialog mit ihren Nachbarn staerken und ein Zeichen fuer Offenheit setzen. Der Aktionstag, der in diesem Jahr unter dem Motto "Muslime: Partner fuer Sicherheit" steht, soll nach den Worten des Zentralrats der Muslime in Deutschland vor allem auf die Aengste der Bevoelkerung vor dem Islam reagieren. Umfragen zufolge bringen 83 Prozent der Buerger die Weltreligion mit Terror in Verbindung.Bundesweit beteiligten sich den Angaben zufolge bis zu 1200 islamische Gotteshaeuser. In Berlin nutzten zahlreiche Buerger den Tag, um sich ueber die islamische Religion und Kultur zu informieren. Rund 6000 Berliner besuchten das groesste islamische Zentrum der Stadt, die neue Sehitlik-Moschee in Neukoelln, berichtete ein Sprecher der Tuerkisch-Islamischen Union. Die fuenf Haeuser dieses Dachverbandes zogen insgesamt etwa 10.000 Interessierte an. Auch in der Hamburger Imam Ali Moschee an der Alster herrschte den ganzen Tag ueber reger Zulauf. Unter dem Dach des iranischen Gebetshauses ist auch das Islamische Zentrum untergebracht. Viele Spaziergaenger nutzten die Gelegenheit, einen Blick in den praechtigen Kuppelbau zu werfen und mit Muslimen ins Gespraech zu kommen. Auch offizielle Vertreter der christlichen Kirchen, der russisch-orthodoxen und der juedischen Gemeinde waren der Einladung gefolgt.Nach ersten Schaetzungen rechne man bundesweit mit mehr Besuchern als im vergangenen Jahr, sagte Burhan Kesici von der Islamischen Foederation in Berlin. Vor einem Jahr hatten mehr als 200.000 Besucher das Angebot wahrgenommen.


Pruegelei von Hooligans im Landkreis Ludwigsburg

Murr. Zwei Gruppen kampfbereiter Hooligans haben sich am Samstag in einem Wald bei Murr (Kreis Ludwigsburg) zu einer Pruegelei getroffen. Wie die Polizei mitteilte, trafen rund 50 Maenner aus Baden-Wuerttemberg und ebenso viele aus Ostdeutschland zusammen. Waehrend die eine Gruppe rote T-Shirts trug, hatte die andere Gruppe weisse an. Eine Viertelstunde lang schlugen die Maenner mit Faeusten und Fuessen aufeinander ein. Die Polizei stiess unter den Schlaegern auch auf Hooligans, die bereits als gewalttaetig bekannt sind. Gegen sie wird nun wegen Landfriedensbruchs ermittelt.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ