GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 18.01.1996



* Brandkatastrophe in Luebeck
* Teufel zur Luebecker Brandkathastrophe
* Kein Kompromiss beim Meisterbafoeg
* Rentenzahlungen an deutschstaemmige Juden
* Bundestag debattiert ueber Arbeitsmarktpolitik
* Spitzengespraech der Tarifparteien bringt erste Annaeherung
* Tschechischer Aussenminister will Verstimmungen mildern
* Nachrichten der letzten site



Brandkatastrophe in Luebeck

Fuer den Brand in einem Luebecker Asylbewerberheim, bei dem mindestens neun Menschen ums Leben kamen, sind moeglicherweise drei junge Deutsche aus Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich. Gegen die Festgenommenen wird wegen Mordes und schwerer Brandstiftung ermittelt. Die Maenner sind den Behoerden bereits wegen anderer Delikte bekannt. Polizei und Staatsanwaltschaft haben aber noch keine klaren Beweise fuer einen Anschlag. Sie untersuchen deshalb auch, ob das Feuer durch einen technischen Defekt oder Fahrlaessigkeit ausgeloest worden sein kann. Unter den Opfern befinden sich auch drei Kinder. Verletzt wurden insgesamt 35 Menschen. Es wird befuerchtet, dass noch mehr Leichen in dem ausgebrannten Gebaeude liegen. Wegen der Einsturzgefahr gestaltet sich die Suche schwierig. Ausgebrochen war der Brand heute frueh im ersten Stock und hatte sich beim Eintreffen der Feuerwehr bereits auf die zweite Etage ausgebreitet. Dass die Flammen an mehreren Stellen gleichzeitig beobachtet wurden erhaertet nach Ansicht der Experten den Verdacht auf Brandstiftung. Nach wie vor werden einige Hausbewohner vermisst. In der Unterkunft waren 47 Asylbewerber unter anderem aus Afrika, Syrien und Polen gemeldet. Schleswig-Holsteins Ministerpraesidentin Simonis, CDU-Oppositionsfuehrer Hennig und der evangelische Bischof von Luebeck, Kohlwage, sprachen den Hinterbliebenen der Todesopfer und den Verletzen ihr Beileid aus und sagten ihnen seelsorgerische wie finanzielle Hilfe zu. Bundespraesident Herzog sagte, er werde oeffentlich fragen, ob genug fuer die innere Sicherheit getan werde, falls es sich tatsaechlich um einen Anschlag gehandelt habe. Etwa 500 Menschen versammelten sich am Abend vor dem ausgebrannten Heim, um ihr Mitgefuehl mit den Opfern zu demonstrieren. Viele zuendeten Kerzen an und legten Blumen nieder. Auch in der Hamburger Innenstadt bekundeten mehrere hundert Buerger ihre Solidaritaet und verurteilten jede Art von Rassimus oder Neonazismus.


Teufel zur Luebecker Brandkathastrophe

Stuttgart/Luebeck. Der baden-wuerttembergische Ministerpraesident Teufel hat auf den Brand in dem Luebecker Asylbewerberwohnheim fassungslos und beschaemt reagiert. Teufel erklaerte, die moerderische Brutalitaet der offenbar jugendlichen Taeter sprenge jegliches Vorstellungsvermoegen. Es komme jetzt darauf an, jeder noch so kleinen Andeutung von Fremdenfeindlichkeit entschieden zu widerstehen.


Kein Kompromiss beim Meisterbafoeg

Bonn. Bund und Laender haben sich im Vermittlungsausschuss nicht auf einen Kompromiss beim sogenannten Meisterbafoeg einigen koennen. Bundesbildungsminister Ruettgers sagte nach mehrstuendigen Beratungen, das Thema sei vertagt worden. Bei der geplanten Foerderung der Aufstiegsfortbildung von Handwerkern und Technikern ist strittig, welchen Anteil die Laender uebernehmen sollen und wer die Foerdergelder ausbezahlt. Die Laender verlangen, dass das Meisterbafoeg ueber die Arbeitsaemter und nicht ueber die Landesverwaltungen geregelt wird.


Rentenzahlungen an deutschstaemmige Juden

Rentenzahlungen an deutschstaemmige Juden vornehmlich aus Rumaenien und Lettland steht nach dem Votum des Bundestages in Bonn nichts mehr im Wege. Die Abgeordneten verabschiedeten heute die entsprechenden Vertraege mit jeweils nur zwei Gegenstimmen. Die Leistungen fuer die heute in Israel und den USA lebenden Opfer des Holocaust sollen demnach aus den Rentenkassen bezahlt werden. Sie belaufen sich auf bis zu 200 Millionen DM jaehrlich. In der Unionsfraktion hatte es hierueber eine monatelange Kontroverse gegeben. Sozialpolitiker aus CDU und CSU verlangten, die Renten aus dem Bundeshaushalt zu bezahlen, da es sich hierbei um Kriegsfolgelasten handele.


Bundestag debattiert ueber Arbeitsmarktpolitik

Am Vormittag ist es im Bundestag zu einer Auseinandersetzung ueber die zukuenftige Arbeitsmarktpolitik gekommen. SPD-Fraktionschef Scharping hielt Union und FDP Versagen im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit vor. Der Vorsitzende der Unionsfraktion Schaeble warnte davor, den Standort Deutschland kaputtzureden. Zur Resignation bestehe keinerlei Anlass.


Spitzengespraech der Tarifparteien bringt erste Annaeherung

Das zweite Spitzengespraech der Tarifparteien der Metallindustrie ueber das angestrebte Buendnis fuer Arbeit hat eine erste Annaeherung gebracht. Gesamtmetallpraesident Gotscholl sagte heute im Anschluss an das Treffen in Duesseldorf, die Arbeitgeber wollten der Gesellschaftsseite beim Abbau von Ueberstunden entgegenkommen. Im Gegenzug will die IG-Metall nach Angaben ihres Vorsitzenden Zwickel den Abschluss befristeter Arbeitsvertraege erleichtern. Er betonte, beide Seiten seien sich einig darueber, dass der Abbau von Ueberstuden zu mehr Beschaeftigung beitragen koenne. Strittig ist vor allem, ob Mehrarbeit wie von der Gewerkschaft gefordert bereits ab der ersten Stunde mit Freizeit ausgeglichen werden soll.


Tschechischer Aussenminister will Verstimmungen mildern

Der tschechische Aussenminister hat sich heute ein weiteres Mal darum bemueht, durch eigene Darlegung eingetretene atmosphaerische Verstimmungen im Verhaeltnis zu Deutschland zu mildern. In Prag sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Tscheteka, die beiderseitigen Beziehungen seien stabil. Er nannte die Dramatisierung der Situation um das Aushandeln einer gemeinsamen Erklaerung zur Aussoehnung zwischen Deutschland und Tschechien unnoetig. In der Sueddeutschen Zeitung bezeichnete Bundesaussenminister Kinkel den Stand der Verhandlungen mit Prag als festgefahren. Dies reduziere die Chancen fuer die angestrebte Grundsatzerklaerung ueber die endgueltige Aussoehnung zwischen beiden Voelkern.


Nachrichten der letzten site

* Die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass man den pauschal-gebuchten Winterurlaub billiger machen kann, wenn im Katalog ein schneesicheres Gebiet versprochen wird, aber dort waehrend des eigenen Aufenthaltes kein Schnee liegt. Im Normalfall haften Reiseveranstalter zwar nicht fuer das Wetter, aber falls sie so bloed sind und gutes Wetter _versprechen_ kann man einen Teil seines Geldes vor Gericht zurueckverlangen.

* Ein Mann in Dueren findet, dass seine einzigartige Telephonkartensammlung ein wenig verschmutzt ist und waescht sie. Um sie zu trocknen legt er alle 1000 Karten in den Ofen. Als er diesen Stunden spaeter wieder oeffnet, stellt er fest, dass er nur noch _eine_ Telephonkarte hat. Diese ist so gross, dass sie in kein handelsuebliches Telephonhaeuschen der deutschen Telecom mehr passt, so dass er nicht feststellen kann, ob die Restbetraege der Karten beim Zusammenwachsen sich auch ordentlich addiert haben. Die Telecom ist nicht der Meinung, dass sie jetzt die Sammlung ersetzen muss, weil die Karten eine zu niedrige Schmelztempertur haetten. Der vom Geschaedigten angerufene Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages (!!!) stellt sich ausnahmsweise mal hinter die Telecom.

* (Vor rund zwei Jahren schrieb ich hier mal die Geschichte zweier rivalisiernden Restaurantbesitzer aus einem kleinen Eifeldorf. Die beiden folgenden Geschichten stammen aus dem gleichen Dorf, sind ebenfalls wahr und zeigen auch das Verhaeltnis zwischen Stadt- und Landbevoelkerung.) Geschichte 1: Ein Koelner Landschaftsgaertner macht in der Eifel einen eigenen Betrieb auf und stellt natuerlich Einheimische ein (alle bisher Erwaehnten sind mir persoenlich bekannt!) Da er zusaetzlich zu den Landschaftserhaltungsaufgaben in der Eifel auch noch die Gaerten der Koelner Haute-Vaullee pflegt (Jetzt weiss man wofuer es gut ist, in traditionellen Koelner Karnevalsvereinen mitzutanzen...) bekommt die Firma den Auftrag, einen Baum mitten in einem reichen Koelner Garten zu stutzen. Chef samt Eifler-Mitarbeiter fahren dahin. Waehrend der Chef sich mit dem Baumbesitzer unterhaelt: `Das ist der Baum, den meine verstorbene Frau noch kurz vor ihrem Tode gepflanzt hat. Ich werde ihn hueten und pflegen, deshalb soll er ja auch ein paar Aeste gestutzt haben...' hoert man ihm Hintergrund: rrrrrmmmmrrrrmmmm, quietsch, rrrrhhhhmmmmmrhhhmmmm, ssssssstttt-Wommmmmmm. Kommentar des Angestellten: `Sieh' mal Chef, da hat ein Schnitt genuegt!' Dieser befand sich 6cm ueber dem Boden.

* Zweite Geschichte, dieselben Akteure: Anruf aus Koeln (ein anderer Kunde): `Sach ens Jupp, kanns Do mir nit en Schoepp Sand fuer de Dueuer schuedden? Ich bruch dae fuer dae Winterstreu.' (Uebersetzung: Sag mal Josef, kannst Du mir nicht eine Schaufel Sand vor meine Tuere bringen. Ich brauche Material, um den Gehweg zu streuen.) Chef sagt seinem Angestellten: `Franz bring mal ein bis zwei Schueppen Sand nach Koeln.` Die Adresse wird genannt. Anruf beim Chef am Nachmittag: `Jupp, dat es jet vell, kanns Do dae Ress widder affholle?' (Uebersetzung: `Joseph, vielen Dank, aber das ist ein wenig zuviel Sand. Bitte hol den Rest wieder ab.') Franz hatte zwei Schueppen Sand angeliefert. Zwei Caterpilla-Raupen-Schaufeln. Die restlichen Angestellten der Firma waren zwei Tage damit beschaeftigt, die Strasse wieder freizuraeumen.


Quellen

DLF    18:00 MEZ
SDR    21:00 MEZ
Nachrichten der letzten site: pjs@eudora.informatik.uni-koeln.de