GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 18.04.1995



* IFO-Institut prophezeit Probleme fuer japanische Wirtschaft
* Urteile im Siemens-Bestechungsprozess
* Scharping auf Gegenkurs zur Bonner Steuerpolitik
* Kanther: Organisierte Kriminalitaet nimmt zu
* Rau warnt vor Verdraengungen bei Streit um Kriegsende
* CDA gegen Diskussion um Feiertagsstreichung
* Kinkel bei Atomsperrvertrags-Konferenz
* Monatsbericht der Bundesbank: Aufruf an die Laender zur Sparsamkeit
* Aus der Tuerkei ausgewiesene Menschenrechtler wieder zurueck
* Weniger Lehrstellen in Baden-Wuerttemberg
* Immer weniger Zusammenleben mit Kindern
* Boerse: Dollar auf Rekordtief



IFO-Institut prophezeit Probleme fuer japanische Wirtschaft

Muenchen. Das IFO-Institut fuer Wirtschaftsforschung prophezeit fuer die japanische Wirtschaft grosse Probleme wegen der anhaltenden Yenstaerke. Die Staerke des Yen insbesondere gegenueber dem Dollar werde mittelfristig nicht nachlassen. In einer heute veroeffentlichten Studie sagt das Institut deshalb einen Wachstumsverlust von 0,5 % fuer die japanische Wirtschaft voraus. Die japanische Industrie werde immer groessere Teile der Produktion in die benachbarten asiatischen Niedriglohnlaender auslagern. Als Konsequenz drohe ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, die derzeit in Japan bei etwa 5 % liegt. Gleichzeitig warnte das IFO-Institut deutsche Unternehmen davor, in eine "Japanapathie bei gleichzeitiger Chinaeuphorie" zu verfallen.


Urteile im Siemens-Bestechungsprozess

Muenchen. Im sogenannten "Schmiergeld-Prozess" sind heute fuenf Siemens-Manager zu Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewaehrung und drei Jahren, zehn Monaten ohne Bewaehrung verurteilt worden. Das Landgericht Muenchen I sah es als erwiesen an, dass die fuenf Manager dem Siemens-Konzern Auftraege bei Klaerwerksbauten durch Bestechung von Amtstraegern verschafft haben. Der Prozess dauerte insgesamt 10 Monate.


Scharping auf Gegenkurs zur Bonner Steuerpolitik

Bonn. Der SPD-Vorsitzende Scharping ist ueberzeugt, dass seine Partei die Regierungskoalition in Bonn in den kommenden Monaten mit ihren Steuerplaenen so woertlich "in die Knie zwingen werde". Die Koalition habe damit keinerlei Chance. Es stehe fuer ihn ausser Frage, dass es der SPD gelingen werde, sich in dem absehbaren Vermittlungsverfahren zum Jahressteuergesetz mit ihrem Konzept weitestgehend durchzusetzen.


Kanther: Organisierte Kriminalitaet nimmt zu

Bonn. Die Organisierte Kriminalitaet in Deutschland nimmt nach Bundesinnenminister Kanther staendig zu. 1994 habe es 789 Ermittlungsverfahren gegeben, 13 mehr als 1993. Der Gesamtschaden habe sich mit 3,5 Mrd. DM verdoppelt. 79 % der Straftaten seien Vermoegensdelikte gewesen. Bei jedem dritten Verfahren sei es auch um Rauschgifthandel gegangen. Ueber die Haelfte, naemlich 58,7 % der Tatverdaechtigen, seien Auslaender.


Rau warnt vor Verdraengungen bei Streit um Kriegsende

In dem Streit um die Bewertung des 8. Mai hat Bundesratspraesident Rau davor gewarnt, die Vorgeschichte der deutschen Niederlage und ihre Folgen zu verdraengen. Im Deutschlandfunk mahnte der nordrhein-westfaelische Regierungschef heute zugleich, Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln. Vertreibung, Kriegsgefangenschaft und die kommunistische Diktatur im Osten Deutschlands muessten im Zusammenhang mit dem Ueberfall auf Polen 1939 und der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gesehen werden. Bedrueckt zeigte sich Rau darueber, dass in dem umstrittenen "Aufruf gegen das Vergessen" die Trennlinie zwischen der geistig-historischen Wuerdigung des 08. Mai als Tag der Befreiung und der persoenlichen Erinnerung an das Kriegsende verwischt werde. Offenbar wollten die Verfasser hinter die Basis zurueckgehen, die vor zehn Jahren der fruehere Bundespraesident von Weizsaecker in seiner Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes gelegt habe. CSU-Landesgruppenchef Glos sprach sich gegenueber der Nachrichtenagentur ddp/adn fuer eine differenzierte Diskussion aus. Neben der Freude ueber das Ende des Zweiten Weltkrieges duerfe die Trauer ueber die Opfer der Greueltaten Hitlerdeutschlands ebensowenig vergessen werden wie das Gedenken an die Kriegsopfer. Glos fuegte hinzu, Gefuehle liessen sich nicht vorschreiben. Dies stoere ihn an der aktuellen Debatte.


CDA gegen Diskussion um Feiertagsstreichung

Bonn. Die CDU-Sozialausschuesse haben die Diskussion um die Streichung weiterer Feiertage als so woertlich "hirnrissig" kritisiert. Der CDA-Sozialexperte Vogt sprach sich zwar generell dafuer aus, dass die Lohnnebenkosten begrenzt werden, machte jedoch deutlich, dass dies nicht auf dem Ruecken der Arbeitnehmer geschehen duerfe. Aeusserungen aus der FDP und der eigenen Partei, Feiertage abzuschaffen oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschraenken, bezeichnete er als unausgegoren. Die Lohnnebenkosten sollten gesenkt werden, indem die Sozialkassen schrittweise von versicherungsfremden Leistungen entlastet wuerden. Beispielsweise sollte die Fortbildung durch die Arbeitsaemter ueber die Steuer und nicht ueber die Arbeitslosenversicherung finanziert werden.


Kinkel bei Atomsperrvertrags-Konferenz

New York. Bundesaussenminister Kinkel hat heute vor der Konferenz der 178 Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags die Haltung der Bundesrepublik in der Frage der Verlaengerung des Vertrages verdeutlicht. Er wiederholte die Forderung, der 1995 nach 25 Jahren auslaufende Vertrag muesse unbefristet und bedingungslos verlaengert werden. Kinkel sagte, die Welt habe jetzt die Chance, das Verbot ueber die Verbreitung von Kernwaffen als bindendes Voelkerrecht zu verankern. Woertlich sagte Kinkel: "Nach dem Ende des Ost- West-Konfliktes ist der Atomwaffensperrvertrag unentbehrlicher denn je." Vor seiner Abreise hatte Kinkel im Deutschlandradio Berlin eine atomwaffenfreie Welt als Ziel bezeichnet. Langfristig muessten auch die Kernenergie und die friedliche Nutzung von Plutonium in den Atomwaffensperrvertrag einbezogen werden.


Monatsbericht der Bundesbank: Aufruf an die Laender zur Sparsamkeit

Frankfurt/Main. Die Bundesbank hat die Bundeslaender zu aeusserster Sparsamkeit ermahnt. In ihrem juengsten Monatsbericht schreiben die Waehrungshueter, schon jetzt liege die Verschuldung im Westen mit rund 400 Mrd. DM um ein Drittel ueber dem Stand von 1989. Allein die Zinslasten drohten die Handlungsfaehigkeit der Laender stark einzuengen. Die ostdeutschen Laender haetten es in der kurzen Zeit ihres Bestehens geschafft, ihre Pro-Kopf-Verschuldung auf zwei Drittel des Westniveaus von 5.600 DM zu schrauben. Die Bundesbank schlug vor, mehr Personal abzubauen und die Fruehpensionierungen einzuschraenken, um die Landeshaushalte zu konsolidieren. Ausserdem sollten mehr staatliche Unternehmen privatisiert werden.


Aus der Tuerkei ausgewiesene Menschenrechtler wieder zurueck

Frankfurt. Die aus der Tuerkei ausgewiesenen deutschen Menschenrechtsaktivisten sind am spaeten Nachmittag nach Deutschland zurueckgekehrt. Zehn der elf Mitglieder von Gruppen aus Darmstadt und Muenchen landeten aus Istanbul kommend auf dem Frankfurter Flughafen. Eine Frau war bereits zuvor nach Wien gereist. Bei ihrer Ankunft forderten die zehn Deutschen die Freilassung der Kurden, die mit ihnen gemeinsam im Suedosten der Tuerkei festgenommen worden waren. Nach Angaben eines Mitglieds der deutschen Gruppe hatte die tuerkische Polizei ihnen mit Folter gedroht. Nach Bemuehungen der deutschen Botschaft beim tuerkischen Aussenministerium sowie bei den oertlichen Behoerden waren sie gestern wieder freigekommen.


Weniger Lehrstellen in Baden-Wuerttemberg

Stuttgart. In Baden-Wuerttemberg gibt es rund 15.000 Lehrstellen weniger als noch vor einem Jahr. Wie das Landesarbeitsamt mitteilte, ging die Zahl der Lehrstellen gegenueber dem Vorjahr damit um 16 % zurueck. Die Zahl der Bewerber stieg um 2.700 beziehungsweise um 4 %. Insgesamt gibt es aber noch mehr Ausbildungsplaetze als Bewerber. Das Verhaeltnis betraegt rechnerisch 1,2 Ausbildungsplaetze pro Bewerber. Allerdings ist das Angebot sowohl in den Regionen als auch in den einzelnen Branchen unterschiedlich.


Immer weniger Zusammenleben mit Kindern

Wiesbaden. Immer weniger Bundesbuerger leben mit Kindern zusammen. In Westdeutschland wohnten 1992 57 % der Menschen in einem Haushalt mit Kindern, acht Prozentpunkte weniger als 1972. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in gut neun Mio. Familien in Deutschland Kinder aufgezogen. Zwei Drittel dieser Kinder wuchsen mit Geschwistern auf. Die meisten Paare mit Kindern waren verheiratet, in Ostdeutschland war der Anteil der nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern allerdings deutlich hoeher. In 12 % der Faelle wurden die Kinder von nur einem Elternteil erzogen.


Boerse: Dollar auf Rekordtief

Der US-$ hat heute gegenueber der DM ein neues historisches Tief erreicht.
Als Grund gilt, dass das Paket Japans zur Bekaempfung der Yen-Staerke als
nicht ausreichend angesehen wird.
Infolgedessen war das Aktiengeschaeft lustlos bei geringen Umsaetzen. Der DAX
tendierte schwach.

1 US-$     1,3643 DM
Umlaufr.   6,78 %     (- 0,03 %)
DAX        1.966      (- 20 )



Quellen

B5    08:15 MESZ    18:45 MESZ
DLF    12:00 MESZ
SDR3 09:00 MESZ    15:00 MESZ