GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 18. 09. 2005



* Bundestagswahl bringt kein klares Ergebnis
* Merkel: Union wird Regierung bilden
* Stoiber sieht klaren Regierungsauftrag bei Merkel
* Schroeder schliesst Grosse Koalition unter Merkel aus
* Muentefering fordert fuehrende Rolle fuer Bundeskanzler Schroeder
* Westerwelle schliesst Ampelkoalition aus
* Fischer bescheinigt den Gruenen ein sehr gutes Ergebnis
* Biski will in die Opposition
* EU-Zuckermarkt: Kuenast haelt Kompromiss fuer moeglich
* Sportbund-Praesident fuer neue deutsche Olympia-Bewerbung



Bundestagswahl bringt kein klares Ergebnis

Bei der vorgezogenen Bundestagswahl ist die bisherige rot-gruene Regierung abgewaehlt worden. Allerdings ist unklar, wer kuenftig die Regierungsgeschaefte uebernimmt. Die Union ist knapp staerkste Kraft, gefolgt von der SPD. Die FDP liegt bei rund zehn Prozent, Linke und Gruene bei jeweils mehr als acht Prozent. Die groessten Zugewinne koennen die Linkspartei und die FDP verbuchen. Sowohl Bundeskanzler Schroeder als auch Herausforderin Merkel erklaerten ihre Ambitionen auf den Kanzlerposten.

Fuenf Stunden nach Schliessung der Wahllokale in Deutschland deuten Hochrechnungen auf gleichstarke Fraktionen von Union und SPD im neuen Bundestag hin. Ein solches Patt von je 222 Sitzen ermitteln Infratest Dimap fuer die ARD und Forsa fuer RTL. Beide sehen die Union zwar nach abgegebenen Stimmen vorne, errechnen aber mehr Ueberhangmandate fuer die SPD. Das ZDF erwartet dagegen einen Vorsprung von drei Sitzen fuer CDU/CSU.

Aktuelle Hochrechnung der ARD:

  CDU/CSU 35,3% -3,2%
  SPD 34,2% -4,3%
  FDP 10,0% +2,5%
  Gruene 8,1% -0,5%
  Linkspartei 8,5% +4,5%



Merkel: Union wird Regierung bilden

Die Unions-Kanzlerkandidatin Merkel hat angekuendigt, eine Regierung bilden zu wollen. Die Union habe vom Waehler dazu den klaren Auftrag erhalten. Die Union werden mit allen im Bundestag vertretenen Parteien - mit Ausnahme der Linkspartei - ueber eine Regierungsbildung sprechen, kuendigte Merkel in Berlin an. Wir haetten uns ein besseres Ergebnis erhofft, raeumte Merkel ein. Doch das Wahlergebnis sei klar: "Weg mit Rot-Gruen".


Stoiber sieht klaren Regierungsauftrag bei Merkel

CSU-Chef Stoiber hat CDU-Chefin Merkel seine weitere Unterstuetzung zugesichert. Er sagte, die Union sei nun die staerkste Fraktion im Bundestag. Damit habe Merkel einen "ganz klaren Regierungsauftrag" bekommen. Die CSU, "die wiederum ein ueberdurchschnittliches Ergebnis erzielt hat", werde CDU-Chefin Merkel dabei unterstuetzen. Allerdings habe die Union ihr Wahlziel nicht erreicht, sagte Thueringens Ministerpraesident Althaus. Es sei ein "ernuechterndes Ergebnis".


Schroeder schliesst Grosse Koalition unter Merkel aus

Bundeskanzler Schroeder hat eine Grosse Koalition unter Fuehrung von CDU-Chefin Merkel ausgeschlossen. "Das kriegen Sie nicht hin", sagte er in der ARD. Er kuendigte an, eine stabile Regierung unter seiner Fuehrung bilden zu wollen. Diejenigen, die einen Kanzlerwechsel gewollt haetten, seien "grandios gescheitert". Die Union wolle aus einem desastroesen Wahlergebnis einen politischen Fuehrungsanspruch ableiten. Bereits am Montag wuerden Gespraeche mit den anderen Parteien gefuehrt, wobei Schroeder die Linkspartei ausschloss.


Muentefering fordert fuehrende Rolle fuer Bundeskanzler Schroeder

SPD-Chef Muentefering hat eine fuehrende Rolle fuer Bundeskanzler Schroeder auch nach der Wahl gefordert. "Dieses Land will Gerhard Schroeder als Bundeskanzler haben", sagte Muentefering in Berlin. Das Ergebnis der CDU/CSU sei eine persoenliche Niederlage fuer CDU-Chefin Merkel. Eine Koalition mit der Linkspartei schloss er aus. "Eines ist eindeutig klar: Es wird eine Form der Zusammenarbeit wie eine Koalition oder eine Duldung mit der PDS nicht geben", sagte Muentefering.

Berlins Regierender Buergermeister Wowereit hat der Unionskanzlerkandidatin ein "Desaster" bescheinigt. Brandenburgs Ministerpraesident Platzeck sagte, der "Aufschwung der SPD und das Runterkrachen der Union" in den Meinungsumfragen der vergangenen Wochen sei ein deutliches Signal. Allerdings schloss Platzeck ein Regierungsbuendnis mit der Linkspartei aus.


Westerwelle schliesst Ampelkoalition aus

FDP-Chef Westerwelle hat sich bei den Waehlern fuer das Ergebnis der FDP bedankt. Es sei eines der besten Ergebnisse fuer die Partei bei einer Bundestagswahl. Eine Ampelkoalition mit der SPD und den Gruenen schloss Westerwelle in der ARD kategorisch aus. Er aeusserte die Hoffnung, dass es entgegen der ersten Hochrechnungen am Ende doch noch reichen werde fuer die von der FDP gewuenschte Koalition mit der Union. Wenn dies nicht geschehe, werde die FDP in die Opposition gehen.


Fischer bescheinigt den Gruenen ein sehr gutes Ergebnis

Der Spitzenkandidat der Gruenen, Aussenminister Fischer, hat seiner Partei ein "sehr gutes Ergebnis" bescheinigt. Zwar haetten SPD und Gruene keine Mehrheit, gleiches gelte aber auch fuer Union und FDP: "Schwarz-Gelb ist gescheitert." Nun seien "die Grossen" am Zug, so Fischer weiter. Die Gruenen wuerden sich auf ihre Oppositionsrolle vorbereiten. Bundestagsfraktionschefin GoeringEckardt sprach von einem schoenen Ergebnis. Sie betonte, ihre Partei habe die vorgezogene Wahl nicht gewollt.


Biski will in die Opposition

Der Vorsitzende der Linkspartei, Bisky, hat sich ueber das Abschneiden seiner Partei gefreut. "Wir sind drin", sagte er in Berlin, und dies sei wichtiger als drittstaerkste Kraft zu sein. Dafuer habe man Schwarz-Gelb verhindern koennen. Eine Koalition mit SPD und Gruenen schloss er aus. "Wir koennen mit keiner Partei, die den Kurs der Agenda 2010 verfolgt, koalieren." Der Chef der WASG, Ernst, kuendigte an, die Linkspartei werde "eine kraeftige und deutliche Opposition" sein.


EU-Zuckermarkt: Kuenast haelt Kompromiss fuer moeglich

Agrarministerin Kuenast haelt einen Kompromiss im Streit um die Reform des EU-Zuckermarktes fuer moeglich. "Es wird einige Veraenderungen geben", sagte Kuenast. Andernfalls muesse man Schadensersatz zahlen. Die Welthandelsorganisation hatte ein Ende der bisherigen Preispraxis gefordert. Die EU-Agrarminister treffen sich am Montag in Bruessel, um ueber die geplante Senkung der garantierten Preise fuer Rueben und Zucker zu beraten. Die Preise sollen um bis zu 43 Prozent verringert werden.


Sportbund-Praesident fuer neue deutsche Olympia-Bewerbung

Das Nationale Olympische Komitee will in Kuerze darueber entscheiden, ob sich Deutschland nach der gescheiterten Bewerbung Leipzigs fuer 2012 erneut um die Austragung der Spiele bemuehen wird. Vieles spreche fuer die Winterspiele, sagte der Praesident des Deutschen Sportbundes, von Richthofen, im Deutschlandfunk. Beispielsweise stehe dann der Austragungsort, Muenchen und Umgebung, bereits fest. Und natuerlich sei es ein ganz grosser Vorteil, dass Deutschland derzeit leistungsmaessig im Wintersport die Nummer Eins weltweit sei. Wenn man sich fuer die Sommerspiele entscheide, seien Bewerbungen aus Hamburg und Berlin zu erwarten, erklaerte von Richthofen. Wegen der dann notwendigen Auswahl werde eine Sommerbewerbung schwerer fallen. In jedem Fall aber duerfe sich das traurige Procedere der gescheiterten Olympia-Bewerbung fuer 2012 nicht wiederholen. Da seien viele Steuergelder hinausgeworfen werden, die man besser fuer den praktischen Sport ausgegeben haette, betonte der Sportbund-Praesident.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ    23:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ    23:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ    23:00 MESZ