Proteste gegen den Castortransport in Niedersachsen |
Gorleben. Im Landkreis Luechow-Dannenberg in Niedersachsen blockieren
Bauern zwei Polizeiunterkuenfte. In Neutram versperren sie mit etwa 40
Traktoren die Zufahrt zu einer ehemaligen Kaserne. In Luechow sind sie mit
einem Dutzend Zugmaschinen vor einer anderen Unterkunft aufgefahren. In
die Quartiere soll der Polizeischutz fuer den Castortransport einziehen.
Der Castorbehaelter mit den verbrauchten Brennstaeben aus dem
Atomkraftwerk Phillipsburg wird Anfang naechster Woche in Gorleben
erwartet. In der niedersaechsischen Kleinstadt haben am Mittag ueber
1000 Atomkraftgegner demonstriert. Sie forderten, auf den geplanten
Castortransport von Phillipsburg nach Gorleben zu verzichten. Zu der
Kundgebung hat unter anderem die Initiative aufgerufen, die seit Jahren
gegen die Atomanlagen in Gorleben protestiert. Die Polizei ist mit
mehreren hundert Beamten im Einsatz, um gewalttaetige Aktionen zu
verhindern.
Nach der friedlich verlaufenen Kundgebung wurden Beamte von teilweise
vermummten Demonstranten mit Stahlkugeln beschossen. Die Beamten gingen
mit Schlagstoecken gegen die Menge vor. Zwei Demonstranten und ein
Polizist wurden verletzt. Am Nachmittag blockierten rund 700
Atomkraftgegner den Zugang zum atomaren Zwischenlager in Gorleben. Bei der
Raeumung durch die Polizei kam es erneut zu Rangeleien. |
Atommuellager Morsleben soll angeblich "Schacht Konrad" ersetzen |
Magdeburg. Die Bundesregierung will angeblich im Atommuellager Morsleben
Abfaelle mit mittelstarker Strahlung deponieren. Das Nachrichtenmagazin
"Der Spiegel" berichtet, so solle das Endlager "Schacht Konrad" in
Niedersachsen ueberfluessig gemacht werden. Laut Spiegel bricht der Bund
damit seine Zusage von 1991, in Morsleben nur schwach radioaktive Abfaelle
zu lagern. Die Bundesregierung berufe sich auf eine
Dauerbetriebsgenehmigung der DDR aus dem Jahre 1986, die auch staerker
strahlende Abfaelle in Morsleben zulaesst, heisst es im Spiegel.
Das Bundesinnenministeriums sagte, in Morsleben werde auch weiterhin nur
schwach radioaktiver Abfall eingelagert. |
Bundesversicherungsamt wirft Krankenkassen Geldverschwendung vor |
Berlin. Das Bundesversicherungsamt hat den gesetzlichen Krankenkassen
vorgeworfen, Geld fuer Werbegags zu verschleudern. Der Praesident des
Amts, Daubenbuechel, sagte, teilweise verstiessen die Kassen gegen das
Gebot, mit den Beitraegen der Versicherten wirtschaftlich und sparsam
umzugehen. Vor allem die Gesundheitsvorsorge werde zu Marketingzwecken
missbraucht. Toepfer- und Bauchtanzkurse und andere Lustbarkeiten duerfe
es nicht auf Krankenschein geben. Grund fuer die zunehmende Werbung der
Kassen ist die kuenftige Wahlfreiheit der Versicherten. Von 1996 an kann
man sich frei entscheiden, wo man krankenversichert sein will. |
Krankenkassen erwarten Beitragserhoehungen |
Berlin. Mehrere Krankenkassen erwarten 1996 drastische Beitragserhoehungen
in der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie halten einen Anstieg des
Beitrags auf ueber 15% des Bruttogehalts fuer unvermeidlich, falls die
Bundesregierung nichts unternimmt. Im kommenden Jahr laeuft die
Budgetierung von Krankenkassenleistungen aus. Die Sozialdemokraten
forderten Bundesgesundheitsminister Seehofer auf, noch in diesem Jahr ein
Kostendaempfungsgesetz vorzulegen. Ueber die drohenden Beitragserhoehungen
bei den gesetzlichen Krankenversicherungen berichtet das
Nachrichtenmagazin Fokus. |
Bubis begruesst Urteil gegen Deckert |
Karlsruhe. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Bubis, hat die Verurteilung des NPD-Vorsitzenden Deckert zu zwei Jahren
Haft begruesst. Bubis sagte, das Landgericht Karlsruhe habe die richtigen
Konsequenzen gezogen. Es sei entscheidend, dass die Bewaehrung nun
wegfalle. Der Wahnwitz der Mannheimer Urteilsbegruendung habe darin
bestanden, aus Deckerts Unbelehrbarkeit eine Strafmilderung abzuleiten,
erklaerte der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland. Auch
der Deutsche Richterbund begruesste das Urteil und bezeichnete das Urteil
von 2 Jahren ohne Bewaehrung als angemessen. |
Brand im Altenheim |
Minden. Im westfaelischen Bad Oinhausen sind bei einem Brand in einem
Altenheim zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein weiterer Bewohner des
heims wurde lebensgefaehrlich verletzt. 26 Menschen wurden von der
Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Brandursache war vermutlich eine
Zigarette. Durch das Feuer wurde das private Altenheim im Kurpark von Bad
Oinhausen stark beschaedigt. |
statistische Befragungen in Baden-Wuerttemberg |
Stuttgart. In Baden-Wuerttemberg fuehrt das statistische Landesamt wieder
Haushaltsbefragungen durch. Die Bewohner von rund 46000 Haushalten werden
zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage befragt. Die Statistiker
wollen auch auskunft ueber betriebliche oder private Altersversorgung.
Fuer die Buerger besteht bei den meisten Fragen eine Auskunftspflicht. Die
Interviewer werden sich bei den Befragungen speziell ausweisen. |
Kommentar der Sueddeutschen: An schweren Wassern |
In der Plutonium-Affaere eroeffnen sich staendig neue Perspektiven - jede
davon wuerdig, uebers Wochenende durchdacht zu werden. Aus
Wissenschaftskreisen sickerte durch, dass die 363 Gramm Plutonium bereits
seit Jahren auf einer Lufthansamaschine unterwegs gewesen seien. Man habe
testen wollen, ob und inwieweit das mehrmalige Ueberschreiten der
Datumsgrenze die Halbwertszeit des Materials beeinflusst. Die Lufthansa
und die in diesem Zusammenhang genannte Deutsche Forschungsgemeinschaft
haben das "entschieden" dementiert.
Eine seltsame Meldung wird aus Moskau gestreut. Ihr zufolge ist Bernd
Schmidbauer ein V-Mann des Bundesnachrichtendienstes, Konrad Porzner
hingegen ein V-Mann des Bundeskanzleramtes; darueber hinaus sei jeweils
einer des jeweils anderen Fuehrungsoffizier. Als gemeinsamen "Toten
Briefkasten" benuetzten sie das Bayrische Landeskriminalamt, woraus es
sich auch erklaere, dass in wichtigen Dingen keiner vom anderen wisse. Die
drei beteiligten Stellen haben das "entschieden" dementiert.
Spur 3: Bayerns Kultusminister, von Innenminister Beckstein um Amtshilfe
gebeten, teilt mit, dass es Plutonium wahrscheinlich gar nicht gibt, dass
es sich jedenfalls nicht aus der griechischen Mythologie herleiten laesst.
Nachweisbar sei nur der Raub der Persephone durch Hades alias Pluto, ein
Vorgang, bei dem die Nymphe Kyano vor Kummer zu Wasser zerschmolzen sei -
der Ursprung des "Schweren Wassers". Beckstein, der BND, das LKA und das
Bundeskanzleramt haben das "entschieden" begruesst. - us |
Quellen |
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