GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 24.03.1998



* Polizei verfolgt heisse Spur im Mordfall Christina
* Bahnerpresser fordert Stop der Castor-Transporte
* Audi gibt die Zahlen fuer 1997 bekannt
* Selbstkritik der Gruenen
* Fischer gegen Schroeder
* SPD gegen Stoiber
* Clement will Spitzensteuersatz deutlich senken
* 1.8 Milliarden Ueberstunden in Deutschland
* Schroeder in Jerusalem
* Deutscher Beitrag geht bei Oscar-Verleihung leer aus
* Boerse



Polizei verfolgt heisse Spur im Mordfall Christina

Im Mordfall der elfjaehrigen Christina scheint die Polizei einen entschiedenen Schritt vorwaerts gekommen zu sein. Sie hat vom Moerder des Maedchens den genetischen Fingerabdruck. Aus diesem Grund finden zur Zeit Ueberpruefungen bei Personen statt, die schon einmal mit Sexualstraftaten in Verbindung gebracht wurden. Das Maedchen aus Niedersachsen war am Wochenende tot aufgefunden worden. Ihr Moerder hatte sie sexuell missbraucht und anschliessend erdrosselt. Als hoffnungsvoll bezeichnete ein Sprecher der Polizei die Spurensuche nach dem Moerder der elf Jahre alten Christina aus Struecklingen. Von einer heissen Spur wollte er allerdings noch nicht sprechen. Das sei noch verfrueht. Zur Zeit durchkaemmen rund 250 Polizeibeamte und Bundeswehrsoldaten auf der Suche nach weiteren Spuren das Gelaende, etwa 20 Quadratkilometer um den Fundort des toten Maedchens. Die Beamten erhoffen sich mittlerweile auch Hinweise auf den Fall Ulrike Ewert. Die damals 13jaehrige Ulrike war 1996 spurlos verschwunden. Sie wohnte nur rund 25 Kilometer von Christinas Heimatort Struecklingen entfernt.


Bahnerpresser fordert Stop der Castor-Transporte

Die Deutsche Bahn wird seit Samstag von einem Unbekannten erpresst. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte der Erpresser am Wochenende eine Bombenattrappe auf dem Koelner Bahnhof deponiert. Die Polizei bestaetigte, die Bahn werde erpresst. Auf Weisung der Staatsanwaltschaft verweigert sie zur Zeit jedoch weitere Auskuenfte. Dabei spielen auch ermittlungstaktische Gruende eine Rolle. Ausserdem will die Polizei Nachahmern keine Anregung geben, wie sie als Trittbrettfahrer die Bahn erpressen koennen. Das Koelner Boulevardblatt "Express" schreibt in seiner heutigen Ausgabe, ein Mann, der sich Michael nenne, verlange einen Stop der Castor-Transporte sowie 1.5 Millionen Mark. In einem Brief an das Blatt habe er sich dazu bekannt, auch eine Bombenatrappe gelegt zu haben, die am Wochenende in einem Schliessfach des Koelner Hauptbahnhofs gefunden wurde. In einem Telefonat, das ebenfalls beim Express einging, soll er darueber hinaus gesagt haben: "Das ist Rache fuer Castor". Er habe gedroht, wenn die Bahn nicht bis zum 31.3. das Geld gezahlt habe, sei Schwarzpulver im Rohr und ein Sprengsatz werde im Bahnhof diesmal ohne Warnung detonieren. Die Polizei teilte mit, die Bombenatrappe vom Wochenende werde derzeit daraufhin untersucht, ob sie Hinweise auf einen oder mehrere Taeter gebe. Die Deutsche Bahn AG kuendigte unterdessen an, die Zahl der Sicherheitskraefte im Koelner Hauptbahnhof zu erhoehen.


Audi gibt die Zahlen fuer 1997 bekannt

Die Autokonzerne verzeichnen Traumgewinne. Nach Daimler Benz und BMW gab am Vormittag auch Audi seine Zahlen fuer das abgelaufene Jahr 1997 bekannt. Und diese Zahlen verheissen vor allem eines: Satte Gewinne. Der Erfolg von Audi laesst sich an folgenden Zahlen festmachen: Erstmals in der Firmengeschichte haben die Ingolstaedter ueber eine halbe Million Fahrzeuge verkauft. Der Umsatz des Konzerns kletterte um 19 Prozent auf ueber 22 Milliarden DM und auch der Gewinn erreichte ein Rekordniveau. Das Ergebnis vor Steuern erhoehte sich um 29 Prozent auf 1.1 Milliarden DM. von diesem glaenzenden Geschaeftsverlauf profitiert auch die Belegschaft. Franz-Josef Paefgen, der Vorstandsvorsitzende: "Audi hat zur Zeit, wenn man den Konzern betrachtet, 38420 Mitarbeiter per Ende letzten Jahres, das ist eine Steigerung gegenueber dem Vorjahr von 9.1 Prozent, damit haben wir insgesamt in den letzten drei Jahren 5000 Mitarbeiter aufgebaut, davon alleine 3000 an den deutschen Standorten. In diesem Tempo wird es sicherlich nicht weitergehen, aber wir sind zuversichtlich, auch in Zukunft mehr aufzubauen als abzubauen." Wie der Audi-Chef ankuendigte, will das Unternehmen in den naechsten fuenf Jahren rund 11 Milliarden DM investieren. Auch das ist eine neue Bestmarke.


Selbstkritik der Gruenen

Nach den Enttaeuschungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein rechnet der Haushaltsexperte der Gruenen in Bonn. Metzler, mit einer weiteren Schlappe fuer seine Partei bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt. Alles andere, so der Politiker, waere nach den Debatten um hoehere Benzin- und Kerosinpreise ein Wunder. Die Wirtschaftsexpertin der Partei Beck sprach in diesem Zusammenhang von einem Public-Relation-Anfangsfehler. Obwohl es sich um ein 10-Jahresprojekt handle, habe die Partei die Forderung nach 5 DM pro Liter Benzin in einem Wahlprogramm mit einer vierjaehrigen Perspektive geschrieben. Auch der Bonner Fraktionschef Fischer mahnte eine bessere Aussendarstellung an.


Fischer gegen Schroeder

Der Sprecher der buendnisgruenen Bundestagsfraktion, Fischer, hat Aeusserungen des SPD-Kanzlerkandidaten zur mangelnden Regierungsfaehigkeit der Gruenen zurueckgewiesen. Fischer nannte Schroeders Aeusserungen "Bloedsinn". Fischers Kollegin Mueller sagte, dass Schroeder sich die Chancen auf eine grosse Koalition offen halten wolle. Wegen deren Aussagen zum Benzinpreis und der Flugbenzinsteuer hatte Schroeder die Buendnisgruenen nicht regierungsfaehig auf Bundesebene genannt.


SPD gegen Stoiber

Die bayerischen Sozialdemokraten haben die juengste Bildungsinitiative der Staatsregierung kritisiert. SPD-Landeschefin Schmidt nannte den Plan ein Zuckerl fuer empoerte Eltern und Lehrer. Die Regierung hatte zuvor beschlossen, bis zum Jahr 2002 zusaetzlich 2000 junge Lehrer einzustellen. Die Lehrkraefte bekommen fuer zwei Jahre einen Zwei-Drittel-Arbeitsvertrag, werden danach aber voll ins Beamtenverhaeltnis uebernommen. Zugleich richtet die Staatsregierung fuer Lehrer bis 53 Jahre ein Arbeitszeitkonto ein. Das heisst, die Lehrer muessen drei Jahre lang eine Stunde mehr arbeiten, koennen spaeter aber dann drei Jahre eine Stunde weniger arbeiten. Mit diesen Beschluessen will Bayern den Anstieg der Schuelerzahlen bewaeltigen, denn bis zum Jahr 2002 werden bis zu 70.000 Schueler zusaetzlich die Klassenzimmer fuellen. Zugleich sollen auch die Klassen kleiner werden. Die Teilungsgrenze an allen Jahrgaengen der Hauptschulen sinkt von 33 auf 32 Schueler. Die Zahl der Unterrichtsstunden an den Grundschulen wird schrittweise um drei Stunden erhoeht. Alle Grundschulen sollen ausserdem als familiengerechte Halbtagsschulen die Betreuung der Kinder von 7:30 bis 13:00 sichern.


Clement will Spitzensteuersatz deutlich senken

Der designierte nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Clement schlaegt fuer private Einkommen eine Steuergrenze zwischen 43 und 45 Prozent vor. In einem Interview mit dem Magazin Stern wich er damit von den Vorschlaegen im Wahlprogramm der Sozialdemokraten ab. Dort ist von 49 bis 53 Prozent die Rede. Dazu Clement woertlich: "Das geht nicht. Wir duerfen aus einer Vorgabe keinen Popanz machen."


1.8 Milliarden Ueberstunden in Deutschland

Deutsche Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr im Schnitt 59 Ueberstunden pro Person gemacht. Nach Angaben der Bundesanstalt fuer Arbeit verteilt sich die Mehrarbeit gleichmaessig auf Ost und West. Der Direktor des Instituts fuer Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Kleinhens wies darauf hin, dass die Zahl der Ueberstunden um 40 Prozent reduziert werden koennte mit Hilfe von Leiharbeit und befristeten Beschaeftigungen. Grundsaetzlich aber seien Ueberstunden ein notwendiges Element der Flexibilitaet von Betrieben.


Schroeder in Jerusalem

Jerusalem. Mit einer Besichtigung der Holocaust-Gedenkstaette Yad Vashem hat der niedersaechsische Ministerpraesident und SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schroeder seinen Israel-Besuch fortgesetzt. Ausserdem legte Schroeder am Grab des ermordeten israelischen Ministerpraesidenten Yitzhak Rabin einen Kranz nieder. Im Laufe des heutigen Tages sind Gespraeche mit Ministerpraesident Netanjahu sowie mit UN-Generalsekretaer Anan vorgesehen. Am Abend wird der SPD-Politiker in Gaza von Palestinenserpraesident Arafat empfangen.


Deutscher Beitrag geht bei Oscar-Verleihung leer aus

Der Film ueber den Untergang der Titanic hat mit elf Oscars den Rekord des Historienfilms "Ben Hur" eingestellt, der 1959 ebenfalls elf mal mit dem begehrtesten Preis der Filmindustrie ausgezeichnet worden war. "Titanic" erhielt den Preis unter anderem fuer die Regie von James Cameron, fuer Kamera, Regie, Schnitt und in fast allen technischen Kategorien. Die beiden Hauptdarsteller, Leonardo DiCaprio und Kate Vinclet gingen dagegen leer aus. Bester Schauspieler und beste Schauspielerin wurden Jack Nicholson und Helen Hunt, die in dem Film "Besser gehts nicht" ein Liebespaar spielen. Enttaeuschend verlief die Preisverleihung fuer die Deutschen. Der nominierte Beitrag "Jenseits der Stille" von Caroline Link bekam keinen Oskar.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8292
Kanada(1 $)  1,2857
England(1 Pfund)  3,0645
Irland(1 Pfund)  2,5100
Schweiz(100 sfr)  122,650
Frankreich(100 FF)  29,837
Italien(1000 Lit)  1,0154
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1790
Japan(100 Yen)  1,4036
Schweden(100 skr)  23,068
 
Einige Indizes:
DAX:5028,24( aktuell )  
4971,32( Vortagswert )  
Dowjones-Index:8885,51( Stand 17:00 MEZ )  
8816,25( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16606,39
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    8:30 MEZ    11:00 MEZ
B3    9:00 MEZ    12:00 MEZ    16:00 MEZ