GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 28.05.1996



* Keine Einigung um Mindestloehne
* Justizminister fordert Null-/Minusrunde fuer Minister
* Reetsma-Entfuehrer in Krankenhaus vernommen
* Deutsche Bank steigert Gewinn um 32 Prozent
* Weiter Streit um Waigel/Stoiber-Rede
* Kloeckner-Humbuldt-Deutz Konzern in gefaehrlicher Schieflage
* Steuerausfaelle in Milliardenhoehe
* England blockiert EU weiter
* Berliner Grossflughafen wird in Schoenefeld gebaut.
* Deutsche Tennisspieler erreichen zweite Runde in Paris



Keine Einigung um Mindestloehne

Bonn. Die Festlegung von Mindestloehnen auf deutschen Baustellen ist vorerst gescheitert. Die Arbeitgeberverbaende wollten die ausgehandelten Mindestloehne nicht auf andere Industriezweige ausweiten. Ihnen ist der Abschluss zu hoch, sie wollen in ihren Branchen keine Mindestloehne nach dem Baumodel einfuehren. Fuer die Bauindustrie bedeutet dies jetzt, dass alle Bauarbeiter, die nicht an Arbeitgeberverbaende gebunden sind, sich auch nicht an die Mindestloehne halten muessen. Der urspruenglich geplante Schutz vor auslaendischen Billigarbeitern ist damit auch nicht mehr moeglich. Die IG Bau hat angekuendigt, dass sie nun den Sommer ueber auf Baustellen demonstrieren moechte und der Arbeitgeberverband der Bauindustrie moechte aus dem Arbeitgeberverband ausscheiden. Bis zuletzt haben alle drei Arbeitgebervertreter im Ausschuss ihr "Nein" zu dem Mindeststundenlohn von 18,60 DM im Westen und 17,10 DM im Osten bekraeftigt Auslaendische Bauarbeiter - zumeist aus Grossbritannien und Portugal duerften weiter fuer fuenf bis zehn Mark Stundenlohn ihren wesentlich teureren deutschen Kollegen Konkurrenz machen. Die BDA will einen Mindestlohn von hoechstens 15 Mark akzeptieren. BDA-Chef Himmelreich bekraeftigte seinen Standpunkt: Die Mindestloehne wuerden keine neuen Stellen schaffen, sondern nur zu hoeheren Forderungen in anderen Branchen fuehren.


Justizminister fordert Null-/Minusrunde fuer Minister

Bonn. Bundesjustizminister Schmidt-Jortzig hat als Beitrag zum Bonner Sparpaket eine Null- oder Minusrunde bei den Ministerbezuegen ins Gespraech gebracht. Gegenueber der Bildzeitung sagte Schmidt-Jortzig, er sei auch fuer eine Verschiebung der Diaetenerhoehung fuer Bundestagsabgeordnete. Er halte es fuer ein Gebot der Stunde Abgeordnete und Regierungsvertreter in mageren Zeiten ein Vorbild abgeben.


Reetsma-Entfuehrer in Krankenhaus vernommen

Hamburg/Murcia (Spanien). Einer der mutmasslichen Entfuehrer des Hamburger Millionaers Reetsma ist in Spanien verhaftet worden. Der 54-jaehrige Wolfgang Koszics ging der spanischen Polizei im Suedosten des Landes auf der Autobahn A7, die entlang der Ostkueste fuehrt, ins Netz. Koszics fuhr dabei einen roten Audi A4. Offensichtlich den Wagen, den Koszics vor einer Woche in Neuss angemietet hatte. Er wurde ihm schliesslich zum Verhaengnis. Die Polizei hatte Koszics angehalten, weil ihnen der Wagen aufgefallen war. Waehrend der erkennungsdienstlichen Ermittlungen schnitt sich Koszics beide Pulsadern auf. Er wurde sofort in ein Krankenhaus in Murcia gebracht; Lebensgefahr besteht fuer ihn nicht. Den Komplizen von Koszics, Peter Richter, vermutet die Polizei ebenfalls in Spanien oder auf dem Weg dorthin. Von einem dritten Mittaeter fehlt bisher jede Spur. Ebenso von den 30 Millionen Mark Loesegeld. Inzwischen wurde Koszics im Krankenhaus von Beamten der Sonderkommission verhoert. UEber das Ergebnis der Befragung gibt es noch keine naeheren Informationen. Unklar ist, wann Koszics von den spanischen Behoerden ausgeliefert wird. Hierueber muss ein spanischer Richter entscheiden.


Deutsche Bank steigert Gewinn um 32 Prozent

Frankfurt. Die Deutsche Bank hat in den ersten vier Monaten des Jahres ihren Gewinn deutlich gesteigert. Wie die Bank auf ihrer Hauptversammlung mitteilte, stieg der Gewinn nach Steuern in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 32 Prozent auf 770 Millionen Mark. Das Handelsgeschaeft habe sich in der selben Zeit verdoppelt. Fuer das laufende Jahr rechnet die Deutsche Bank demnach mit einem Ergebnis, dass ueber dem Vorjahreswert liegt. Vorstandssprecher Kopper erwartet, dass der Vorjahresgewinn von 2,1 Milliarden Mark in diesem Jahr uebertroffen wird. Gleichzeitig kuendigte Kopper einen weiteren Abbau von Arbeitsplaetzen in Deutschland an. Im Ausland werde die Deutsche Bank hingegen weiter Mitarbeiter einstellen.


Weiter Streit um Waigel/Stoiber-Rede

Bonn. Die AEusserungen der CSU-Politiker Waigel und Stoiber beim Sudetentag stossen jetzt auch in den Reihen der Regierungskoalition auf Kritik. Der aussenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Koppelin sprach von einem Rueckfall in den kalten Krieg und dem Revanceschismus (sp?). Der aussenpolitische Schaden duerfte schwer zu reparieren sein. CSU-Generalsekraetaer Prozner wies die Aeusserungen Koppelins als unangemessen und beleidigend zurueck. Die Kritik an den Reden Waigels und Stoiber sei nicht der Umgangston, den man unter Koalitionspartner pflege.


Kloeckner-Humbuldt-Deutz Konzern in gefaehrlicher Schieflage

Koeln. Bei einem Tochterunternehmen des Maschinenbauers Kloecker-Humboldt-Deutz sind Unregelmaessigkeiten bekannt geworden, die die Existenz des gesamten Konzern gefaehrden. Wie das Unternehmen in Koeln mitteilte, wurden bei der Tochterfirma Humboldt Wedag eingetretene oder drohende Verluste verschleiert und nicht bilanziert. Ein Konzernsprecher schaetzt den Schaden auf mehrere Hundert Millionen Mark. Die Frankfurter Wertpapierboerse gab inzwischen bekannt, dass die Aktien des Konzerns bis auf weiteres vom Handel ausgeschlossen seien.


Steuerausfaelle in Milliardenhoehe

Bonn. Die Deutsche Steuergewerkschaft hat gefordert 10 000 Betriebspruefer mehr einzustellen. Dies sagte der Geschaeftsfuehrer der Gewerkschaft heute im Saarlaendischen Rundfunk. Jaehrlich entgingen dem Fiskus Steuern in der Hoehe von 130 Milliarden Mark. Im Durchschnitt braechte jede Betriebspruefung 1,3 Millionen Mark Mehreinnahmen in die Staatskasse. Bundesfinanzminister Waigel hatte die Diskussion mit einem Brief an die Laender angestossen.


England blockiert EU weiter

Bruessel. Grossbritannien hat heute seine Blockadehaltung auf zwei EU-Ministerraeten fortgesetzt. Es ging dabei um Fragen des Binnenmarktes und der Entwicklungshilfe. Englische Delegierte erklaerten, ihr Land werde solange nicht mit der EU zusammenarbeiten, bis das Exportverbot fuer britische Rinderprodukte gelockert sei. Wahrscheinlich wird London in beiden Raeten insgesamt zwoelf Entscheidungen blockieren, die Einstimmigkeit erfordern.


Berliner Grossflughafen wird in Schoenefeld gebaut.

Berlin. In Schoenefeld soll der kuenftige Grossflughafen Berlin-Brandenburg-International gebaut werden. Darauf haben sich Bundesverkehrsminister Wissmann sowie die Regierungschef von Berlin und Brandenburg verstaendigt. Damit findet die jahrelange Unklarheit ueber den Standort des zukuenftigen Grossflughafens fuer die Hauptstadt und Brandenburg ein Ende. Zur Wahl standen der stadtnahe Flughafen Berlin-Schoenefeld und der ehemalige russische Militaerflughafen Sperenberg (sp?) im Sueden Berlins. Lange Zeit war das Ringen um einen der beiden Standorte unentschieden. Nach dem Scheitern der Fusion der Bundeslaendern Berlin und Brandenburg hatte sich die Standortentscheidung zum Streitpunkt Nummer Eins zwischen Brandenburg und Berlin entwickelt. Brandenburgs Ministerpraesident Stolpe, der sich fuer Sperenberg stark gemacht hatte, muss damit eine weitere politische Niederlage hinnehmen. Gegen den Widerstand des Bundes und des Landes sei Sperenberg nicht durchzusetzen gewesen, so Stolpe. UEber die Empfehlung der Regierungschefs und des Verkehrsministers beraten nun verschiedene Gremien. Am 24. Juni wird dann die endgueltige Entscheidung ausgesprochen werden. Dann soll Schoenefeld schrittweise ausgebaut, die beiden Flughaefen Tegel und Tempelhof sollen schrittweise geschlossen werden. Die Baukosten von rund 10 Milliarden Mark fuer den Grossflughafen sollen privat finanziert werden, fuer den Ausbau der Verkehrsanbindung moechte der Bund fast 350 Millionen Mark zahlen. Verkehrsminister Wissmann sagte, die Start- und Landebahnen sollten so geplant werden, dass die Bevoelkerung moeglichst wenig belaestigt wird. Es wird aber mit erheblichen der 100 000 Menschen gerechnet, die in der Naehe wohnen.


Deutsche Tennisspieler erreichen zweite Runde in Paris

Paris. Steffi Graf hat die zweite Runde der French Open erreicht. Die Titelverteidigerin bezwang in Paris Marisa Mailand (sp?) aus Lettland mit 6:3, 6:2. Hendrick Rickmann (sp?) erreichte ebenfalls die zweite Runde. Rickmann setzte sich mit 6:4, 6:3, 6:0 gegen den Norweger Christian Roth (sp?) durch.


Quellen

SRR3    8:00 MESZ    10:00 MESZ    11:00 MESZ    13:00 MESZ    16:00 MESZ
Radio 7    14:00 MESZ    15:00 MESZ