GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 01.05.1995



* DGB fuer breiten Dialog zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit
* Rege Teilnahme an Maikundgebungen
* Schulte haelt Halbierung der Arbeitslosenzahlen bis 2000 fuer moeglich
* OeTV-Vorsitzender Mai droht Verschaerfung des Tarifkonflikts an
* Heftige Krawalle in Berliner Bezirk Prenzlauer Berg
* Kirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg abgebrannt
* Besuch von Bundespraesident Herzog in der tschechischen Republik
* Suedwestfunk feierte 20jaehriges Bestehen



DGB fuer breiten Dialog zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit einen breiten Dialog mit Arbeitgebern, Politikern, Sozialverbaenden und Kirchen angeregt. DGB-Chef Schulte sagte heute im Deutschlandfunk, gebraucht wuerden unter anderem Ideen fuer neue Produkte und Produktionsweisen. Zugleich forderte Schulte in seiner Ansprache zum 1. Mai mehr Lehrstellen sowie eine qualifiziertere Ausbildung. Der IG Metall Vorsitzende Zwickel bestritt auf einer Kundgebung heute in Schweinfurt, dass die Kosten der Arbeit in Deutschland zu hoch seien. Vielmehr muesse man die geringe Innovationskraft der Unternehmen als wichtige Ursache fuer die Erwerbslosigkeit nennen. Insbesondere im Umweltschutz und bei der Schaffung intelligenter Verkehrssysteme koennten hunderttausende von Arbeitsplaetzen neu entstehen, meinte Zwickel. Ausserdem meinte Zwickel, der jahrelange Kampf um die 35 Stunden Woche habe Hunderttausende von Arbeitsplaetzen gesichert und geschaffen. In Koeln wurden die Arbeitgeber davor gewarnt, Arbeitsplaetze abzubauen und die Produktion ins Ausland zu verlagern.


Rege Teilnahme an Maikundgebungen

Fuer mehr Arbeitsplaetze und gegen den Sozialabbau haben zehntausende Menschen bei den Maikundgebungen demonstriert. DGB-Chef Schulte forderte bei der zentralen Veranstaltung in Koeln weitere Arbeitszeitverkuerzungen. Er nannte die Erwerbslosigkeit das Krebsuebel der Gesellschaft. Er forderte kuerzere Arbeitszeiten bis hin zur 4-Tage-Woche und betonte, man sei bereit ohne Tabus ueber das Teilen von Arbeit zu reden. Schulte machte jedoch zugleich deutlich, dass die Gewerkschaften zumindest fuer die unteren Gehaltsgruppen auf vollem Lohnausgleich bestehen wollen. Politiker aller Parteien verlangten flexiblere Arbeitszeiten. SPD-Chef Scharping forderte erneut einen nationalen Beschaeftigungspakt. Die Sozialdemokraten wuerden keine Entwicklung zulassen, die einen sicheren Arbeitsplatz zum Privileg mache. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt erklaerte, nicht das Teilen von Arbeit sei das Gebot der Stunde, sondern die Schaffung neuer Arbeitsplaetze. Dazu muessten diese in Deutschland wieder bezahlbar werden. Bundesarbeitsminister Bluem erinnerte die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung.


Schulte haelt Halbierung der Arbeitslosenzahlen bis 2000 fuer moeglich

Duesseldorf. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Schulte haelt eine Halbierung der Arbeitslosenzahlen bis zum Jahr 2000 fuer moeglich. In seiner ARD-Ansprache zum 1. Mai sagte Schulte, seine Organisation wolle im Dialog mit Politikern und Arbeitgebern neue Wege suchen, um die Arbeitslosigkeit zu bekaempfen. Allerdings sind fuer den DGB-Chef Sozialabbau und Lohnverzicht nicht die Mittel, mit denen die Arbeitswelt der Zukunft gestaltet werden kann. Vielmehr muesse vorhandene Arbeit geteilt, neue Arbeitsfelder muessten erschlossen und neue Produkte entwickelt werden, sagte Schulte. Das sei der Weg um die Wirtschaft wettbewerbsfaehig zu erhalten. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes appellierte an die Buerger, sich nicht mit der millionenfachen Arbeitslosigkeit abzufinden. An ueber 100 Veranstaltungen des Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit haben mehrere 10000 Menschen teilgenommen.


OeTV-Vorsitzender Mai droht Verschaerfung des Tarifkonflikts an

In Muenchen drohte der OeTV-Vorsitzende Mai den oeffentlichen Arbeitgebern damit, den laufenden Tarifkonflikt zu verschaerfen. Er warf ihnen vor, sie wollen die Staatsbediensteten mit einem Billigabschluss abspeisen.


Heftige Krawalle in Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

In Berlin ist es in der vergangenen Nacht zu einer stundenlangen Strassenschlacht zwischen rund 2000 Jugendlichen und der Polizei gekommen. Die Polizisten waren in einer Staerke von sechs Hundertschaften vertreten. Die Krawalle im Bezirk Prenzlauer Berg hatten nach einem friedlich zu Ende gegangenen Fest auf dem Kollwitzplatz begonnen. Nach Angaben der Polizei warfen zunaechst 150 Randalierer Flaschen und Steine auf Beamte. Mehrere Hundertschaften begannen daraufhin den Platz unter Einsatz von Wasserwerfern und Traenengas zu raeumen. Augenzeugen wiesen die Darstellung der Polizei zurueck und warfen ihr vor, die Auseinandersetzungen durch ein massives Vorgehen provoziert zu haben. Insgesamt wurden 72 Polizisten verletzt, einer davon schwer. Ueber die Zahl der Verletzten Demonstranten liegen noch keine Angaben vor. 36 Personen aus der autonomen Szene wurden festgenommen.


Kirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg abgebrannt

Im Berliner Stadtteil Charlottenburg ist gestern Abend die Canisius-Kirche durch ein Feuer weitgehend zerstoert worden. Der Brand konnte nach mehreren Stunden kurz vor Mitternacht geloescht werden. Vier Feuerwehrleute erlitten bei dem Einsatz zum Teil schwere Verletzungen. Die Brandursache ist unklar. An der Kirche entstand Sachschaden in Millionenhoehe.


Besuch von Bundespraesident Herzog in der tschechischen Republik

Bundespraesident Herzog ist zu einem inoffiziellen Besuch in der tschechischen Republik eingetroffen. Er wurde von seinem Amtskollegen Havel im Schloss Lani, dem Sommersitz des tschechischen Staatschefs empfangen. Havel hatte Herzog zu dieser als privat bezeichneten Visite eingeladen.


Suedwestfunk feierte 20jaehriges Bestehen

Baden-Baden. Insgesamt 130,000 Besucher haben in den vergangenen drei Tagen "20 Jahre SWF3" gefeiert. Wegen Ueberfuellung der Nahverkehrszuege konnten SWF3-Fans Intercity-Zuege ohne Zuschlaege benutzen. Auch ICE-Zuege hielten ausserhalb des Fahrplans in Baden-Baden. Zehntausende verfolgten Life-Auftritte von Bands auf der Freilichtbuehne. Besucher informierten sich darueber, wo und wie das SWF3-Programm gemacht wird.


Quellen

DLF    10:00 Uhr MESZ    13:00 Uhr MESZ    16:00 Uhr MESZ    19:00 Uhr MESZ    20:00 Uhr MESZ
SWF1    11:00 Uhr MESZ    21:00 Uhr MESZ
RPR    15:00 Uhr MESZ