Polizei befreite Geiseln aus Berliner Bank. |
Berlin. Die Polizei hat am Morgen das Geiseldrama in der Filiale der
Commerzbank in Zelendorf ohne Blutvergiessen beendet. Ein
Sondereinsatzkommando der Polizei stuermte gegen 3:30 MESZ das Gebaeude.
Fast alle 16 Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Einige der befreiten
Geiseln leiden jedoch unter Schock, sie werden behandelt. Die Taeter
sind auf der Flucht. Entgegen bisherigen Annahmen waren jedoch nur vier
Maenner an der Geiselnahme beteiligt. Der Berliner Polizeipraesident
erklaerte, die Taeter haetten neben den fuenf Mill. Mark Loesegeld auch den
Inhalt von Tresoren und Schliessfaechern in der Bank an sich gebracht. Ueber
die genaue Hoehe der Beute sagte der Polizeipraesident jedoch nichts.
Hintergrund: Die Ermittler wissen es selbst noch nicht so genau, wieviel
Geld sich zum Zeitpunkt des Ueberfalls in den Tresoren der Filiale befand.
Die Taeter haben offenbar schon vor dem Zugriff durch die Polizei das
Gebaeude verlassen. Die Geiselnahme und der Bankueberfall waren vermutlich
professionell und von langer Hand vorbereitet. Beispiel: Der Fluchttunnel.
Etwa 120 Meter von der Bank entfernt befindet sich eine Doppelgarage. Von
dort aus buddelten sich die Gangster in Richtung eines Regenwasserkanals,
der wiederum fuehrt fast bis zur Bank, der Rest war ein Kinderspiel.
Allerdings war die Aktion auch perfekt ausgefuehrt. Bei ihrer Flucht
mussten die Bankraeuber dann nur noch den Kellerboden des Gebaeudes
durchstemmen. Den letzten telephonischen Kontakt mit einem der Taeter soll
die Polizei gegen 1:30 MESZ gehabt haben. Es ist also moeglich, dass die
Taeter einen Vorsprung von ueber 2 Stunden haben. Noch immer ist die Gegend
um den Tatort von massiven Polizeikraeften abgesperrt, auch rund um Berlin
sind Strassensperren errichtet worden. Nach den vier bewaffneten
Geiselnehmern wird grossraeumig gefahndet. Dennoch hat die Polizei noch
keine heisse Spur. Eine Polizeisprecherin erklaerte in der
Bundeshauptstadt, Geruechte, nach denen es erste Hinweise gebe, seien alle
falsch. Am Morgen wurde jeder Winkel des Hauses durchsucht, die Polizei
vermutete, dass die Taeter Sprengstoff versteck haben. Die Geiseln hatten
sich seit gestern Vormittag in der Hand der Geiselnehmer befunden. Diese
hatten die Filiale ueberfalen, und sich dann mit Angestellten und Kunden
verschantzt. Die Kidnapper forderten Loesegeld in Millionenhoehe, ein
Fluchtauto und einen Hubschrauber. Die Polizei hatte unmittelbar nach dem
Ueberfall die Gegend abgesperrt und Spezialeinsatzkraefte vor Ort gebracht.
Bei der Befreiungsaktion am fruehen Morgen setzten diese mehrere
Blendgranaten ein. |
Angriff auf Fernsehgebaeude in Sarajevo |
Sarajevo. Das Fernsehgebaeude in der bosnischen Hauptstadt ist heute von
serbischen Raketen getroffen worden. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums
Leben. Achtunddreissig Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Waehrend das
ARD-Buero nicht betroffen war wurde das Buero das Zweiten Deutschen
Fernsehens nach Angaben aus Mainz voellig demoliert. Das Team blieb
nach eigenen Angaben unversehrt. Mit dem Schreck davon gekommene Kollegen
brachten die Verletzten in die umliegenden Krankenhaeuser. Da gleich zwei
Geschosse innerhalb kuerzester Zeit das TV-Gebaeude trafen, wird angenommen,
dass die serbischen Belagerer es bewusst angriffen. Bereits vor einigen
Tagen war dort eine Granate eingeschlagen, die allerdings kaum Zerstoerung
anrichtete. |
SPD und Gruene in Nordrhein-Westfalen verhandeln weiter ueber Koalition |
Bonn. SPD und Gruene haben sich bei ihren Koalitionsgespraechen in
Nordrhein-Westfalen weiter angenaehert. Die Verhandlungen gingen heute
weiter. Ueber den Hauptstreitpunkt, den Braunkohletagebau Gartsweiler2,
wurde offenbar ein Kompromiss gefunden. Der Verhandlungsfuehrer der Gruenen
Michael Vesper im Deutschlandfunk: "Es geht nicht darum, dass wir uns auf
einen verkleinerten Tagebau geeinigt haben, sondern die Einigung liegt in
einem [...] Zeitfenster. Wir wollen versuchen, den Tagebau Gartsweiler durch
enorme Anstrengungen im Energiesparbereich, in der Nutzung erneuerbarer
Energien und im Bereich rationeller Energieerzeugung und -verwendung
ueberfluessig zu machen." Das Hauphindernis Gartsweiler2 sei vom Tisch,
hier habe man zum Kompromiss gefunden, sagte auch Rergierungssprecher Lieb
von der SPD. Tatsaechlich hatten die Verhandlungskommissionen vergangene
Nacht einen Kompromiss vereinbart, jedoch scheint es noch Differenzen bei der
Auslegung zu geben. In einer Verhandlungspause sagte der
Verhandlungsfuehrer der Gruenen, Vesper, ob der Kohleabbau komme sei eine
Frage, die spaeter entschieden werde. Der Fraktionschef der SPD, Matthiesen,
hingegen erklaerte, nach dem Kompromiss bleibe die rechtliche
Grundlage bestehen; der Tagebau komme auf jeden Fall. Der Landesvorstand der
Sozial-Demokraten hatte am gestrigen Abend noch einmal geschlossen seinen
Willen zu Rot-Gruen bekraeftigt, und an die Gruenen apelliert sich in der
Frage Gartsweiler zu bewegen. Offen ist jetzt noch, welche Ministerien fuer
die Energiepolitik in NRW zustaendig sein sollen. Die Gruenen beanspruchen
das entsprechende Ressort. Dem Wunsch der Gruenen in der kuenftigen
Regierung die Zustaendigkeit fuer den Bergbau zu erhalten, erteilte
Matthiesen (Sp?) eine Absage. Dies sei eine massive Kampfansage, die die SPD
nicht mitmachen werde. Beobachter der Verhandlungen schliessen nicht aus,
dass die Politiker in Baelde ein fertiges Konzept fuer eine Zusammenarbeit
bekanntgeben. Die moeglichen Koalitionspartner wollten aber noch nicht
sagen, wie dieses Konzept aussieht. Zuletzt hiess es aus der gemeinsamen
Verhandlungskomission, bis morgen Nachmittag werde bekannt gegeben zu
welchem Ergebnis die Gespraeche gefuehrt haben. SPD-Chef Scharping hatte
nach den Wahlen in NRW erklaert, die Rot-Gruene Zusammenarbeit unter dem
SPD-Ministerpraesidenten Rau in Duesseldorf koenne ein Modell fuer Bonn
werden. |
Uebernahme des Tarifabschlusses aus NRW fuer weitere Tarifbezirke |
Hannover. Die Tarifparteien des Einzelhandels in Niedersachsen, Bayern und
im Saarland haben den Pilotabschluss von Nordrhein-Westfalen in den
wesentlichen Punkten uebernommen. Er sieht 3,4% hoehere Einkommen und eine
Einmalzahlung fuer April bis Juni vor. |
Bundeswehreinsaetze in Bosnien |
Bonn. Der Bundestag hat heute in erster Lesung ueber eine deutsche
Beteiligung an der schnellen Eingreiftruppe in Bosnien beraten. Nach den
Plaenen der Regierung sollen Tornado Kampfflugzeuge und 1500 Soldaten zum
Einsatz kommen. |
Entschaedigungsprozess zum Olympia-Attentat 1972 beginnt in Muenchen |
Muenchen. Vor dem Landgericht hat heute, 23 Jahre nach der Ermordung von 11
israelischen Sportlern bei den Olympischen Spielen 1972 in Muenchen, der
Prozess um die Schadensersatzforderung von Angehoerigen der Opfer des
Attentates begonnen. Die Angehoerigen fordern von den Behoerden
40 Mill. Mark. Die Muenchner Anwaelte, die die 29 Kinder, Geschwister,
Witwen und Eltern der Opfer vertreten, gehen von einer Amtshaftung der
Behoerden aus: Die Bundesrepublik Deutschland, das Land Bayern und die
Stadt Muenchen seien mitschuldig am Tod der Sportler. Sowohl die Bewachung
des israelischen Mannschaftsquartiers als auch die versuchte Geiselbefreiung
am Flughafen Fuerstenfeldbruck seien aeusserst dilletantisch gewesen,
wodurch der Tod der Olympia-Athleten verschuldet worden sei. Beim
Eindringen des Palaestinenser-Kommandos in die Unterkunft waren zwei der
Sportler ums Leben gekommen und neun weitere starben dann bei der versuchten
Befreiung im Kugelhagel. Dazu starb ein deutscher Polizist und fuenf der
acht Attentaeter. Nach Ansicht der Anwaelte sind die Ansprueche nicht
verjaehrt, da die Familien der getoeteten Sportler erst 1992 Einsicht in
die bis dahin geheimen Polizeiakten nehmen konnten. Die Anwaelte der
Hinterbliebenen stuetzen sich auf Polizeiakten, aus denen hervorgehe, dass
die Sportler durch Kugeln deutscher Polizisten getoetet wurden. Die
Behoerden weisen die Anschuldigungen zurueck. Am Nachmittag wurde der
Prozess vertagt. Die Beklagten beantragten eine Schriftersatzfrist. Der
Prozess wird vom Muenchner Landgericht nach dem 23. September fortgesetzt
werden. |
CSU bleibt bei Abschiebung der Kurdenfamilie Schimscheck (Sp?) hart |
Muenchen. Die CSU im Bayrischen Landtag bleibt im Fall des Kurden Faris
Schimscheck hart. Mit ihrer Mehrheit lehnte sie im Petitionsausschuss
eine weitere Duldung der Familie ab. Menschenrechtsorganisationen und
zahlreiche Einzelpersonen hatten gefordert, die Fluechtlingsfamilie
vorlaeufig nicht abzuschieben. Abgeordnete der CSU und das Bayrische
Innenministerium verwiesen auf die abgelehnten Asylantraege. Die Opposition
vertrat dagegen die Auffassung, der Familie drohe bei ihrer Rueckkehr Gefahr
und sie solle deshalb geduldet werden. Schimscheck war in der Tuerkei
gefoltert worden. Wegen seiner Teilnahme an den Augsburger Krawallen im
vergangenen Jahr soll er nun in seine Heimat abgeschoben werden. |
50ter Geburtstag der CDU |
Berlin. Anlaesslich des 50jaehrigen Bestehens der CDU hat der
Bundesvorsitzende und Kanzler Kohl die Verdienste seiner Partei beim Aufbau
Deutschlands gewuerdigt. Bei einem Festakt im Berliner Schauspielhaus
erklaerte Kohl, die Union habe die Bundesrepublik Deutschland gepraegt, wie
keine andere Partei. Die CDU sei die erste grosse Buergerinitiative in
Deutschland gewesen, und sie sei gewiss bei weitem die erfolgreichste. Er
verwies darauf, dass in den 46 Jahren des Bestehens der BRD die CDU 33 Jahre
die Regierung im Bund gefuehrt habe. CSU-Vorsitzender Theo Waigel hob in
Berlin die "tiefen gemeinsamen Urspruenge" von CSU und CDU hervor. Die
langjaehrige Zusammenarbeit in Bonn hat laut Waigel aber nie den Eindruck
hinterlassen, als sei die CSU nur eine regionale Organisation. |
Denkmalwettbewerb entschieden |
Berlin. Der Wettbewerb um das Berliner Denkmal fuer die im
Nationalsozialismus ermordeten deutschen Juden ist entschieden. Nach Angaben
des Berliner Bausenators Nagel erhielt der Entwurf der Berliner Gruppe um
die Architektin Marx (Sp?) den Zuschlag. Nach deren Plaenen sollen im
Zentrum der Bundeshauptstadt eine zwei Fussballfelder grosse Betonplatte
aufgestellt werden, die Namen von 4,2 Millionen ermordeten Juden werden in
den Beton eingraviert. Der Wettbewerb um die Errichtung des Denkmals war
nach den Worten des Berliner Bausenators der wichtigste seit dem
Kriegsende. |
Tennis in Wimbledon |
London. Der Muenchner Tennisprofi Bernd Karbacher ist beim Tennisturnier in
Wimbledon in der zweiten Runde ausgeschieden. Er unterlag dem Russen
Karfelnikov (Sp?) in drei Saetzen. Damit sind bei den All England
Champion Chips bereits neun von 14 gestarteten Deutschen ausgeschieden. |
Austragungsort des Davis Cup Halbfinales festgelegt |
Wimbledon. Das Davis Cup Halbfinale zwischen Russland und Deutschland findet
endgueltig in der Moskauer Olympiahalle statt. Der Tennisweltverband und der
Russische Tennisverband beendeten ihre Streitigkeiten heute am Rande des
Turnieres in Wimbledon. Die Gastgeber hatten fuer die Begegnungen Ende
September die Stadt Sotschi (Sp?) am Schwarzen Meer vorgesehen. Der Streit um
den Spielort hatte zu politischen Irritationen gefuehrt, als Russlands
Praesident Jelzin den Turnierort Sotschi zur Chefsache erklaerte. |
Boerse |
Kursrutsch an den deutschen Boersen: Im Abwaertsstrudel der Daimler-Aktie, die bei regen Umsaetzen um rund 7% verlor, wurde auch der DAX um 26 Punkte in die Tiefe gerissen. Schlussstand heute: DAX = 2096 1 US$ = 1,3892 DM (amtlicher Mittelkurs) |
Quellen |
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