GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 13.03.1999



* Neuorientierung in Bonn
* Mehrheit der Deutschen begruesst Lafontaines Ruecktritt
* Wechsel von Eichel schon laenger geplant ?
* Lafontaine zeigt sich erstmals wieder in der Oeffentlichkeit
* Diskussion ueber Schroeder als SPD-Chef
* Konferenz der EU-Aussenminister
* Gestaendnis im Fall der zerstueckelten Leiche
* Fahrverbote unsinnig ?
* 1. Fussballbundesliga



Neuorientierung in Bonn

Nach dem Rueckzug von Oskar Lafontaine aus all seinen Aemtern stellt die Bonner Koalition die Weichen fuer die Wirtschaftspolitik offenbar neu. Den Unternehmen wurde bereits signalisiert, dass die Regierung ihnen in der Steuerpolitik weiter entgegenkommen will. Wirtschaftsminister Mueller sagte dem Focus, er werde sich fuer eine deutlich niedrigere Steuerbelastung einsetzen. Auch der nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Clement aeusserte sich gegenueber Sat.1 aehnlich. Eine Unternehmenssteuer von unter 35 Prozent sei durchaus denkbar. "Ich habe ja mit Absicht 35 genannt und wenn es geht, niedriger. Der Staat hat ja nicht die Aufgabe, so viel Geld wie moeglich zu bekommen, sondern so viel wie noetig." Zugleich zeigten sich SPD und Gruene befremdet ueber den lautstarken Triumpf der Wirtschaftsverbaende nach dem Ruecktritt Lafontaines. Gruenen-Vorstandssprecherin Roestel nannte die Aeusserungen unverschaemt und stillos. Bundeskanzler Schroeder hat angeblich eine Wende in der Energiepolitik eingeleitet. Das berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" Bei dem Energiegespraech mit Vertretern der Wirschaft und der Gewerkschaften habe Schroeder weitgehende Zugestaendnisse gemacht. Schroeder habe den Forderungen der Gruenen nach dem Abschalten von drei bis vier Atomkraftwerken noch in dieser Legislaturperiode eine klare Absage erteilt.


Mehrheit der Deutschen begruesst Lafontaines Ruecktritt

Eine Mehrheit der Bundesbuerger hat laut Umfragen den Ruecktritt von Oskar Lafontaine als Finanzminister begruesst. Das Meinunsforschungsinstitut Forsa ermittelte, dass 43 Prozent der rund 1.000 Befragten den Ruecktritt begruessten. 42 Prozent haetten ihn bedauert. Nach den Zahlen der Bonner Meinungsforscher dimap im Auftrag der "Welt am Sonntag" beurteilten 48 Prozent die Entscheidung positiv, nur 29 Prozent lehnten Lafontaines Schritt ab.


Wechsel von Eichel schon laenger geplant ?

Der Wechsel von Hans Eichel ins Bundesfinanzministerium sei schon laenger geplant gewesen, schreibt die Berliner Morgenpost. Dies sei schon nach der Hessenwahl klar gewesen sein. Bundeskanzler Gerhard Schroeder soll die Unlust Oskar Lafontaines am Amt des Finanzministers seit laengerem bekannt gewesen sein. Lafontaine habe sich zuvor oefter ueber die hohe Belastung fuer sich und seine Familie beklagt. Mit dem Angebot an Eichel erklaert sich die Berliner Morgenpost auch den Schwenk des Finanzexperten bei der Abstimmung im Bundesrat. Am Wahlabend hatte der Wahlverlierer noch angekuendigt, sich bei der Abstimmung in der Laenderkammer zu enthalten und dann einen Tag spaeter sein Ja fuer die Steuerreform signalisiert. Am Freitag stimmt der Bundesrat ueber die Steuerreform ab. Haette sich Eichel mit den Stimmen von Hessen enthalten, waere das ganze Projekt gekippt.


Lafontaine zeigt sich erstmals wieder in der Oeffentlichkeit

Noch weiss niemand, warum Oskar Lafontaine die Brocken wirklich hingeschmissen hat, darueber wird weiter heftig spekuliert. Der Hauptakteur selbst hat sich am Vormittag vom Balkon seines Hauses in Saarbruecken erstmals kurz der Presse gestellt, aber gesagt hat er so gut wie gar nichts. Einen Kommentar wollte er nicht abgeben: "Ihr habt jetzt hier all die Fotos, mehr kann ich nicht fuer Euch tun. Ich bin Privatmann. Oeffentliche Leute muessen Interviews geben, ich nicht."


Diskussion ueber Schroeder als SPD-Chef

Was den SPD-Parteivorsitz angeht, so soll dieser nun von Bundeskanzler Schroeder uebernommen werden. Obwohl zuletzt nicht unumstritten, gehen die meisten Genossen davon aus, dass es Schroeder auf dem Sonderparteitag Mitte April in Bonn packen wird. Aber es gibt durchaus auch zurueckhaltendere Stimmen, etwa bei den Parteilinken. Im sogenannten Frankfurter Kreis, der sich heute in Berlin traf, heisst es zu Schroeder "ja, aber...". Die Parteilinke steht hinter Schroeder, aber nur wenn es keinen Richtungswechsel in der rot-gruenen Politik gibt. So heute das Signal nach der Klausursitzung des Frankfurter Kreises in der SPD. Der Kanzler als Parteichef ist fuer die JUSO-Vorsitzende Andrea Nales aber nur eine Loesung auf Zeit. Mittelfristig wollen die linken Genossen wieder eine Doppelspitze, weil ein Doppelamt ja selbst Oskar Lafontaine ueberfordert habe. Mit Vehemenz sprach sich der Vorsitzende des Frankfurter Kreises, Detlev von Larcher gegen weitere Steuersenkungsversprechen aus, wie sie von den Ministerpraesidenten Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens, Glogowski und Clement, gemacht worden seien. Dies sei angesichts der Haushaltslage fahrlaessig. Die Spitze der Linken, zu der auch die Ministerinnen Buhlman und Wiczorek-Zeul gehoeren, droht im Falle eines Richtungswechsels mit erheblichen innerparteilichen Konflikten und dem moeglichen Verlust der Regierungsfaehigkeit. Von einem Neuanfang will man nichts wissen. Vielmehr erwarten die Parteilinken die Bereitschaft und Entschlossenheit der gesamten SPD fuer die Reformziele, sprich oekologische Steuerreform, Ausstieg aus der Atomenergie und Reform des Staatbuergerschaftsrechts, zu kaempfen.


Konferenz der EU-Aussenminister

Seit heute konferieren die EU-Aussenminister im Rheingau. Dabei geht es um das Krisenmanagement der Europaeischen Union, die anstehende Friedensmission und darum, den Kosovo-Konfliktparteien moeglicherweise noch ein paar Tage mehr Zeit zu geben, damit sie sich friedlich einigen. Spaetestens Mitte naechster Woche sollen die Kosovo-Konfliktparteien das Abkommen von Ramboulliet unterzeichnen. Nach Angaben von Diplomaten will die EU Kosovo-Albanern und Serben nun vier Tage mehr Zeit geben, um miteinander zu verhandeln. Die meisten Aussenminister rechnen damit, dass die UCK-Rebellen dem Abkommen eher zustimmen werden als die Serben. Einig ist man sich ueber die Konsequenzen eines moeglichen Scheiterns: Massive Massaker befuerchten alle Aussenminister der EU nach Angaben eines hohen Beamten. Ihr Mittagessen dauerte laenger als es geplant war; die juengsten Akte der Gewalt im Kosovo duerften hierfuer der Grund sein. Die EU besteht darauf, dass die Jugoslawen und Kosovo-Albaner den militaerischen und politischen Teil des Abkommens von Ramboillet gleichzeitig unterzeichnen. Die Fuehrung in Belgrad wehr sich immer noch dagegen, die Stationierung von NATO-Bodentruppen zuzulassen. Offenbar ist die Verlaengerung der Verhandlungsfrist das Einzige, was die Europaeische Union dem jugoslawischen Praesidenten Milosevic noch zugestehen will.


Gestaendnis im Fall der zerstueckelten Leiche

Die Polizei hat den Fall der grausam zerstueckelten Leiche im Elbe-Seitenkanal bei Isenbuettel in Niedersachsen geklaert. Ein 39jaehriger aus Celle gestand den Mord an der 59jaehrigen Frau weitgehend. Bei dem Taeter handelt es sich um einen wegen Vergewaltigung vorbestraften Mann. Nach eigenen Aussagen hat der 39jaehrige die Frau nach sexuellen Handlungen in seiner Wohnung ermordet. Die Leiche der Frau wurde Anfang Maerz ohne Kopf, Arme und Beine gefunden.


Fahrverbote unsinnig ?

Einschraenkungen des Autoverkehrs beeinflussen die Ozonwerte in den Sommermonaten nach Erkenntnissen des Forschungzentrums Karlsruhe nur minimal. Mit Tempolimits und Fahrverboten koennten die Ozonwerte um hoechstens 5 Prozent vermindert werden. Nur der flaechendecknde Einsatz von Katalysatoren in Kraftfahrzeugen verspreche eine deutliche Besserung. Dadurch koenne sich bis zum Jahr 2005 die Spitzenbelastung durch Ozon um bis zu 30 Prozent verringern.


1. Fussballbundesliga

1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nuernberg   2:0
TSV 1860 Muenchen    - VFB Stuttgart     1:1
Hamburger SV         - Bayern Muenchen   0:2
Werder Bremen        - VFL Wolfsburg     0:1
Schalke 04           - VFL Bochum        2:2
Moenchengladbach     - MSV Duisburg      0:2
Borussia Dortmund    - Leverkusen        1:0  (Fr)
SC Freiburg          - Hansa Rostock     3:0  (Fr)
Eintracht Frankfurt  - Hertha BSC Berlin  :   (So)

                         Spiele Tore  Punkte
01 FC Bayern Muenchen       22  54:13  56
02 Kaiserslautern           22  35:30  42
03 Bayer Leverkusen         22  43:20  41
04 Borussia Dortmund        22  33:21  38
05 TSV 1860 Muenchen        22  37:28  37
06 VFL Wolfsburg            22  40:30  35
07 Hertha BSC Berlin        21  30:20  34
08 VFB Stuttgart            22  29:28  29
09 SC Freiburg              22  25:26  27
10 MSV Duisburg             22  26:33  26
11 Werder Bremen            22  29:30  25
12 Hamburger SV             21  24:29  25
13 Schalke 04               22  23:36  23
14 VFL Bochum               21  25:37  21
15 1.FC Nuernberg           22  24:39  19
16 Eintracht Frankfurt      21  22:35  18
17 Hansa Rostock            22  28:46  17
18 Moenchengladbach         22  22:48  14



Quellen

Antenne Bayern    18:00 MEZ
B5    18:30 MEZ
Charivari    19:00 MEZ