GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 26. 06. 2004



* Diskussion um Prodi-Nachfolge
* Gipfeltreffen zwischen EU und der USA
* EU schaltet sich in Diskussion um Kopftuch-Verbot ein
* Diskussion um 40-Stunden-Woche
* Schroeder verteidigt Reformpolitik
* Schmidt stellt Zahnersatz-Versicherung in Frage
* BASF will 450 Millionen Euro einsparen
* US-Wissenschaftler erhaelt Gutenberg-Preis
* 'Die Polizei - Dein Freund und Helfer'
* 'Bang your Head'-Festival: Alice Cooper frenetisch gefeiert
* Hildegard-von-Bingen-Preis fuer Claus Kleber
* Griechen legen Frankfurter Innenstadt lahm
* Fussball-EM: Drittes Viertelfinale



Diskussion um Prodi-Nachfolge

Nachfolger von EU-Kommissionspraesident Romano Prodi soll offenbar der portugiesische Regierungschef Jose Manuel Durao Barroso werden. In Lissabon wurde offiziell mitgeteilt, dass der amtierende EU-Ratspraesident Bertie Ahern den Posten dem 48-jaehrigen Sozialdemokraten angeboten habe. Spanien, Deutschland und Frankreich unterstuetzen dem Vernehmen nach den portugieisischen Kandidaten.


Gipfeltreffen zwischen EU und der USA

Newmarket-on-Fergus. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen fand das jaehrliche Gipfeltreffen von Vertretern der Europaeischen Union und der US-Regierung in Irland statt. Rund um den Tagungsort patrouillieren 6.000 Soldaten und Polizisten; es ist der groesste Sicherheitseinsatz der irischen Geschichte. Prominentester Gast ist US-Praesident Bush. Bei den Unterredungen auf Schloss Dromoland geht es um Handelsfragen, die Bekaempfung des internationalen Terrorismus, die Lage im Sudan und im Nahen Osten sowie vor allem um die Zukunft des Irak. Die US-Regierung will die EU mehr in den Wiederaufbau des Landes einbinden und dringt auf einen Schuldenerlass. Vier Tage vor dem Machtwechsel im Irak haben die EU und die USA dem Land zusaetzliche Hilfe beim Wiederaufbau zugesagt. US-Praesident Bush erklaerte zum Abschluss des Gipfeltreffens in Irland, beide Seiten haetten die Differenzen ueber den Krieg im Irak nun endgueltig ueberwunden. In einer gemeinsamen Erklaerung sichern die EU und die USA der irakischen Uebergangsregierung ihre volle und dauerhafte Unterstuetzung zu. Sie verpflichten sich zum Schuldenerlass fuer den Irak und zur Ausbildung von Sicherheitskraeften. Mit Blick auf die Tuerkei appellierte US-Praesident Bush an die EU, dem Land eine Beitrittsperspektive zu geben.


EU schaltet sich in Diskussion um Kopftuch-Verbot ein

Die EU-Kommission hat sich in den deutschen Kopftuch-Streit eingeschaltet. Bei der Generaldirektion Beschaeftigung und Soziales bestehe die Sorge, dass die Anti-Kopftuch-Gesetze mehrerer Bundeslaender mit dem EU-Diskriminierungsverbot unvereinbar sein koennten, sagte ein Sprecher des baden-wuerttembergischen Kultusministeriums. Die Kommission habe um Auskunft ueber die Neuregelung des baden-wuerttembergischen Schulgesetzes gebeten. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte die Verfassungsmaessigkeit des Gesetzes am Donnerstag bestaetigt. Die Kopftuch-Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts hat der Islamrat fuer die Bundesrepublik Deutschland als "Berufsverbot fuer muslimische Lehrerinnen" bezeichnet. Das Gericht schraenke die Religionsfreiheit ein, sagte der Ratsvorsitzende Ali Kizilkaya in Bonn.


Diskussion um 40-Stunden-Woche

Berlin. Nach der Einigung auf laengere Arbeitszeiten in zwei Siemens-Betrieben in Nordrhein-Westfalen haben sich Vertreter der Unternehmen und Politiker der Union fuer eine allgemeine Einfuehrung der 40-Stunden-Woche ausgesprochen. Der Praesident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Braun, lobte die Vereinbarung als beispielhaften Weg zur Rettung von Arbeitsplaetzen. Die CDU-Vorsitzende Merkel sprach von einem richtigen Signal. Der bayerische Ministerpraesident und CSU-Chef Stoiber erklaerte, damit sei der deutsche Sonderweg einer 35-Stunden-Woche am Ende. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehnt eine Rueckkehr zur 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich ab und fordert flexible Loesungen. Am Donnerstag hatten sich Siemens und die IG Metall auf die Arbeitszeitverlaengerung ohne Lohnausgleich verstaendigt, um die Standorte zu erhalten.


Schroeder verteidigt Reformpolitik

Berlin. Bundeskanzler Schroeder hat seine Reformpolitik noch einmal verteidigt und gleichzeitig die Gewerkschaften kritisiert. In einem Interview sagte Schroeder, die Gewerkschaften muessten weg von ihren abstrakten Betrachtungen und sich den konkreten Fragen in den Betrieben stellen. Die Gewerkschaftsfunktionaere, so Schroeder weiter, muessten sich daran orientieren, was wirklich gut fuer die Arbeitnehmer sei. Auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende und rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Beck warf den Gewerkschaften Fehleinschaetzungen vor. Ein Teil der Gewerkschaftsfuehrung habe sich auf die absurde These verlegt, besser grundsaetzlich Nein zu sagen, als sich mit den unverzichtbaren Reformen zu befassen.


Schmidt stellt Zahnersatz-Versicherung in Frage

Nachdem sich am Donnerstag Kassen und Zahnaerzte auf die kuenftige Erstattung von Zahnersatz geeinigt hatten, stellt Gesundheitsministerin Schmidt das Modell in Frage. Statt der geplanten Monatspauschalen sollte es gestaffelte Beitraege geben, die sich nach dem Einkommen richten, zitiert der "Spiegel" einen Brief Schmidts an die Union-Sozialpolitiker. Die Ministerin befuerchte, dass sich der Unmut ueber das Modell auf die SPD-Wahlergebnisse niederschlage. Denn die Beitragszahlungen von Rentnern und Arbeitslose seien nicht klar geregelt.


BASF will 450 Millionen Euro einsparen

Ludwigshafen. Die BASF will bis Ende 2005 am Stammsitz in Ludwigshafen Kosten in Hoehe von 450 Millionen Euro einsparen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei auch weitere Stellen abgebaut werden, sei "relativ hoch", sagte BASF-Vorstandschef Juergen Hambrecht der "Berliner Zeitung". Das Unternehmen werde sich aber bemuehen, den Stellenabbau wie bisher auch sozialvertraeglich umzusetzen. Das Optimierungsprogramm habe bereits zu Einsparungen von mehr als 200 Millionen Euro gefuehrt, sagte Hambrecht. Er warnte die Bundesregierung davor, mit weiteren Steuerbelastungen die Wettbewerbsfaehigkeit deutscher Unternehmen zu schwaechen. So waere eine Mindeststeuer "absurd" und eine "Giftspritze fuer das Wachstum". Heftige Kritik uebte Hambrecht auch am juengsten Gentechnikgesetz. Es erlaube zwar den Anbau gentechnisch veraenderter Pflanzen; dies sei aber mit grossen Haftungsrisiken verbunden. So sei das Gesetz in der Praxis ein "Gentechnologieverhinderungsgesetz".


US-Wissenschaftler erhaelt Gutenberg-Preis

Mainz. Der Buch- und Kulturwissenschaftler Robert Darnton hat in Mainz den mit 10.000 Euro dotierten Gutenberg-Preis erhalten. Dem an der Universitaet Princeton taetigen Wissenschaftler wurde die Auszeichnung vom Mainzer Oberbuergermeister Jens Beutel (SPD) uebergeben. In der Begruendung der Jury hiess es, Darnton habe die Rolle und die Bedeutung des Buches in den geistesgeschichtlichen Umbruchphasen Europas mit wegweisenden Studien erforscht. Darnton beschaeftigte sich unter anderem mit dem Lesen, Schreiben und Publizieren im vorrevolutionaeren Frankreich des 18. Jahrhunderts. Der Gutenberg-Preis wird alle zwei Jahre gemeinsam von der Stadt Mainz und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft vergeben. Seit 1994 erfolgt die Vergabe im Wechsel mit der Stadt Leipzig.


'Die Polizei - Dein Freund und Helfer'

Karlsruhe. Dem Motto "Die Polizei - Dein Freund und Helfer" ist die Autobahnpolizei Karlsruhe gerecht geworden. Die Beamten retteten einem niederlaendischen Ehepaar durch ihren engagierten Einsatz den Urlaub. Die Touristen aus dem Nachbarstaat hatten auf einem Autobahnparkplatz eine Tasche mit Geld, Papieren und Schluesseln liegengelassen. Sie wussten allerdings nicht mehr, wo sie ihre verhaengnisvolle Rast hatten. Die Autobahnpolizei Karlsruhe sorgte nach eigenen Angaben zuerst einmal dafuer, dass das Ehepaar in einem Hotel in Baden-Baden einquartiert wurde.Dann machten sie den richtigen Rastplatz in Rheinland-Pfalz aus. Die dortigen Beamten konnten die Tasche tatsaechlich finden und nach Baden-Baden bringen lassen. Von dort konnte das Ehepaar seine Reise in den Sueden erleichtert fortsetzen.


'Bang your Head'-Festival: Alice Cooper frenetisch gefeiert

Balingen. Mehrere zehntausend Rockfans haben beim "Bang your Head" - Festival in Balingen (Zollernalbkreis) den Auftritt von Altstar Alice Cooper gefeiert. Das Hardrock-Festival laeuft bis heute Abend. Der als Schock-Rocker bekannte Alice Cooper wurde gestern Abend von den Fans frenetisch gefeiert. Er gehoerte zu den insgesamt 20 verschiedene Hardrock-Gruppen, die in Balingen bis heute Nacht auf der Buehne stehen. Der Amerikaner ist seit mehr als 30 Jahren im Musikgeschaeft, sein groesster Hit war wohl "Schools out for Summer". In Balingen praesentierte er vor allem Lieder seines neuesten Albums "The Eyes of Alice Cooper". Die Polizei sprach den Besuchern der Veranstaltung bis dato ein grosses Lob aus. Trotz des zum Teil sehr martialischen Aussehens und heftigen Alkoholkonsums der Rockfans sei das Hardrock-Festival bislang sehr friedlich verlaufen. Das "Bang you Head"-Treffen gibt es seit 1996 und ging aus einer Privatinitiative hervor.


Hildegard-von-Bingen-Preis fuer Claus Kleber

Mainz. Der Chef der ZDF-Nachrichtensendung "heute-journal", Claus Kleber, hat heute aus der Hand von Ministerpraesident Kurt Beck den Hildegard-von-Bingen-Preis erhalten. Der 48-jaehrige Journalist bekommt die von der Zahnaerztekammer Rheinland-Pfalz ausgelobte Auszeichnung laut Jury fuer seine "eingaengige Sprache" und "freundliche Form der Mitteilung". Kleber sei "in kuerzester Zeit zum wirkungsreichsten Moderator einer deutschen Nachrichtensendung des Fernsehens geworden", hiess es. Kleber war vor seiner im November 2002 begonnenen Taetigkeit beim ZDF Fernsehkorrespondent der ARD in Washington und London.Der mit 5.000 Euro dotierte Hildegard-von-Bingen-Preis zeichnet ein Lebenswerk oder eine grosse, umfassende publizistische Leistung aus. Laut Landeszahnaerztekammer soll der Preis Frauen und Maenner ehren, die "nicht ohne Zivilcourage ihr Bild von der politischen, sozialen und kulturellen Welt" besonders markant weitergeben. Im vergangenen Jahr wurde der Entertainer, Schauspieler und Publizist Harald Schmidt mit dem erstmals 1995 verliehenen Preis ausgezeichnet.


Griechen legen Frankfurter Innenstadt lahm

Frankfurt am Main. Mit Autokorsos und Hupkonzerten haben tausende Griechen auch in Deutschland den sensationellen Sieg ihrer Fussball-Nationalmannschaft im Viertelfinale der EM gefeiert. In der Innenstadt von Frankfurt brach zeitweise der Verkehr zusammen. Die Mannschaft von Otto Rehhagel hatte gegen Frankreich 1:0 gewonnen und trifft im Halbfinale entweder auf Tschechien oder Daenemark.


Fussball-EM: Drittes Viertelfinale

Holland - Schweden 5:4 (0:0 nach 120 Minuten, 5:4 im Elfmeterschiessen)


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ