GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 01.08.1994



* Bundespraesident Herzog in Warschau
* Cap Anamur will zwei Auffangstationen in Ruanda einrichten
* Bundeswehr stellt Zeltstadt bereit
* Bundesanstalt fuer Arbeit weist Vorwuerfe zurueck
* Weniger auslaendische Zuwanderer nach Deutschland
* Mordprozess zum Solinger Brandanschlag
* Erfahrungen des Ozonalarms gehen in Ozonverordnung Niedersachsens ein
* Hitzeperiode kein Vorbote fuer eine Klimakatastrophe



Bundespraesident Herzog in Warschau

In Polen haben am Vormittag die Gedenkfeiern zum Jahrestag des Warschauer Aufstands mit einer Messe unter freiem Himmel begonnen. Der Gottesdienst am Grabmal des unbekannten Soldaten in Warschau wurde vom Primas der katholischen Kirche in Polen, Kardinal Glemp zelebriert. Nach Ansicht von Kardinal Glemp waere Polen ohne den Warschauer Aufstand noch mehr von der damaligen Sowjetunion abhaengig geworden. Er sagte, die Soldaten haetten seinerzeit mit grossem Opfergeist gekaempft, ohne die Politik der Grossmaechte verstanden zu haben. Die Rote Armee stand 1944 kurz vor Warschau, kam den polnischen Truppen jedoch im Kampf gegen die Deutsche Besatztung nicht zu Hilfe. Der Warschauer Aufstand dauerte vom 1. August bis zum 2. Oktober 1944. Er wurde von der deutschen Wehrmacht sowie der SS und Polizeiverbaenden nieder- geschlagen. Bis zu 200.000 Zivilisten wurden zum Teil in Massenexekutionen getoetet. 20.000 Angehoerige der polnischen Heimatarmee kamen ums Leben, Warschau wurde dem Erdboden gleichgemacht. Bundespraesident Herzog hat am Vormittag auf dem Militaerfriedhof der polnischen Hauptstadt der Erhebung gedacht. Herzog sagte: "wir muessen jetzt ein neues Kapitel der deutsch-polnischen Zusammenarbeit schreiben. Dem dient dieser Besuch." In der Altstadt legte der Bundespraesident Blumen an einer Gedenktafel nieder, die an die Ermordung einer Gruppe von Zivilisten durch Deutsche erinnnert. Dieser Mord geschah am 29.8.1944, also im Verlauf des Warschauer Aufstandes. In einer kurzen Bemerkung meinte Herzog, er sei voller Abscheu fuer diejenigen, die das getan haetten. Am fruehen Nachmittag traf der Bundespraesident zu einem Gespraech mit seinem Amtskollegen Lech Walensa zusammen.


Cap Anamur will zwei Auffangstationen in Ruanda einrichten

Die deutsche Hilfsorganisation Cap Anamur will zwei grosse Auffangstationen fuer Cholerakranke in Ruanda einrichten. Die Einrichtung solcher Lager, in denen Cholerapatienten mit relativ einfachen Mitteln behandelt werden koennten, wuerde viele Fluechtlinge zur Rueckkehr bewegen sagte der Vorsitzende der Organisation Neudeck heute im ZDF Morgenmagazin. Neudeck nannte die Zahl von 70 bis 80.000 Menschen die heimkehren wollten um die Ernte auf den Feldern einzubringen.


Bundeswehr stellt Zeltstadt bereit

Die Bundeswehr stellt eine Zeltstadt zur Betreuung ruandischer Fluechtlinge bereit. Eine Sprecherin des Auswaertigen Amts sagte in Bonn, die Bundeswehr kaeme damit einer Bitte der Organisation Care Deutschland nach. Die neu- eingerichtete Bonner Koordinierungsstelle Ruanda hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. Die Einrichtung soll in Zaire die deutsche Hilfe fuer die Ruandafluechtlinge lenken und Kontakt zu den internationalen Organisationen und Militaers im Krisengebiet halten.


Bundesanstalt fuer Arbeit weist Vorwuerfe zurueck

Die Bundesanstalt fuer Arbeit hat Vorwuerfe, sie verzoegere die Zulassung der privaten Arbeitsvermittlung scharf zurueckgewiesen. Das Vermittlungs- gesetzt sei erst gestern offiziell verkuendet worden erklaerte ein Sprecher heute in Nuernberg. Indem die Arbeitsverwaltung die Antragsformulare bereits heute bereitstelle habe sie sogar besonders schnell die Voraussetzungen fuer eine Zulassung der Privatvermittler geschaffen. Der Verband privater Arbeits- vermittler und Personalberater hatte am Wochenende moniert, dass die Antrags- formulare acht Tage vor Inkrafttreten des Gesetzes noch nicht fertig waren.


Weniger auslaendische Zuwanderer nach Deutschland

Im vergangenen Jahr sind deutlich weniger Auslaender nach Deutschland zugewandert als 1992. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden kamen 1993 noch 987.000 Auslaender nach Deutschland. Die Zahl der Asylbewerber betrug im vergangenen Jahr rund 323.000. 1992 waren es noch rund 1.2 Mio. Zuwanderer aus dem Ausland sowie 438.000 Asylbewerber gewesen. Durch den Rueckgang der Zuwanderer betraegt das Bevoelkerungs- wachstum nur noch 0.4 % .


Mordprozess zum Solinger Brandanschlag

Duesseldorf. Im Mordprozess um den Brandanschlag von Solingen sind heute zwei Beamtinnen des Bundeskriminalamtes vernommen worden. Die wichtigste Antwort des Tages: eine Vernehmungsbeamtin des Bundeskriminalamtes sagte aus, der zuerst festgenommene, der 17jaehrige Christian R. habe in seinem entscheidenden Gestaendnis Einzelheiten erwaehnt, die er nur bei einem tatsaechlichen Zusammentreffen mit den anderen Angeklagten in der Brand- nacht erfahren habe koennen. Eine weitere Beobachtung der Kriminalbeamtin, der 24jaerhige Angeklagte Markus Gartmann habe in der Untersuchungshaft im Gespraech mit seinem Vater zugegeben, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein. Daraufhin haetten die beiden geweint, sagte die Zeugin. Die Ange- klagten selbst wollten vor dem sechsten Strafsenat zur Sache nichts Neues sagen. Am Mittwoch muss zum zweiten Mal der umstrittene Solinger Kampfsport- lehrer Bernd Schmidt als Zeuge aussagen, der im Juni als V-Mann des nordrhein-westfaelischen Verfassungsschutzes enttarnt worden war.


Erfahrungen des Ozonalarms gehen in Ozonverordnung Niedersachsens ein

Die Erfahrungen waehrend des ozonbedingten Tempolimits in Hessen werden sich nach den Worten der niedersaechsischen Umweltministerin Griefahn moeglicherweise auf die geplante Ozonverordnung fuer ihr Bundesland aus- wirken. Im ZDF sagte Frau Greifahn heute frueh, die hessischen Autofahrer haetten sich sehr einsichtig gezeigt und die Geschwindigkeitsbeschraenkungen groesstenteils freiwillig eingehalten. In der Verordnung fuer Niedersachsen seien deshalb die vorgesehenen Sanktionen unter Umstaenden gar nicht noetig. Der zweite Ozonalarm in Hessen und die damit verbundenen Tempolimits wurden gestern abend wieder aufgehoben. In Sachsen-Anhalt ist dagegen die Geschwindigkeitsbeschraenkung auf einem Teilstueck der Autobahn Berlin - Hannover weiter in Kraft.


Hitzeperiode kein Vorbote fuer eine Klimakatastrophe

Die anhaltende Hitzeperiode ist nach Einschaetzung des Deutschen Wetter- dienstes noch kein Vorbote fuer eine Klimakatastrophe. Zu entsprechenden Befuerchtungen von Bundesumweltminister Toepfer sagte Diplommeteorologe Swantes heute im Saarlaendischen Rundfunk, an den Werten lasse sich so etwas nicht ablesen. Insgesamt sei der Juli nach ersten Schaetzungen der viertheisseste seit Beginn der Messungen. Dies sei kein Grund zur Beunruhigung.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    15:00 MESZ
SDR3    18:00 MESZ