GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 27.07.1999



* Freispruch fuer Johannes Zwick
* Bisher rund 2.200 Kosovo-Rueckkehrer aus Deutschland ausgeflogen
* Erstes offizielles Treffen Raus mit Jaques Chirac
* Tietmeyer: Regierung muss Sparkurs beibehalten
* Fortbildungsmoeglichkeiten des Arbeitsamts kuenftig auch im Internet
* Anstieg des Krankenstandes in deutschen Betrieben
* DAG geht von Verlaengerung der Ladenoeffnungszeiten aus
* Belastung der Hersteller durch Altautoverordnung offenbar geringer
* Wissenschaftler bezweifeln Nutzen von geplanten Sommersmog-Tempolimits
* Stadt beteiligt Buerger an Ueberschuss
* Eine Tote und 40 Verletzte bei Busunglueck im Thueringer Wald
* Weiter Suche nach fluechtigem Gewaltverbrecher Zurwehme
* Wuestenrot und Wuerttembergische Versicherung fusionieren
* Umsatz- und Gewinneinbruch bei Deutscher Telekom
* Boerse



Freispruch fuer Johannes Zwick

Hof. Im zweiten Prozess um den groessten bayerischen Steuerskandal hat das Landgericht Hof heute der 43jaehrigen Johannes Zwick freigesprochen. Nach Ueberzeugung des Gerichts hat der Sohn des im letzten Jahr verstorbenen Baederkoenigs Eduard Zwick seinem Vater nicht bei der Hinterziehung von Steuern in Millionenhoehe geholfen. Zwick erhaelt fuer vier Monate Untersuchungshaft eine Entschaedigung. Das bayerische Finanzministerium hatte im Jahr 1990 die Steuerschuld Eduard Zwicks von 71 Mio. DM nach Zahlung von 8,3 Mio. DM niedergeschlagen. In einem ersten Verfahren war Zwick wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu einer Bewaehrungsstrafe und zur Zahlung von 1,6 Mio. DM verurteilt worden. Dieses Urteil hatte der Bundesgerichtshof aufgehoben. Das letzte Wort im Prozess steht allerdings noch aus: Die Staatsanwaltschaft kuendigte Revision an. Ferner fordert das bayerische Finanzministerium von den Erben Eduard Zwicks weiterhin 50 Mio. DM an Saeumniszuschlaegen und Zinsen. Der Freispruch fuer Johannes Zwick ist fuer die bayerische Opposition die Quittung fuer die Amigo-Wirtschaft der Staatsregierung. So bezeichnete der SPD-Generalsekretaer Hoderlein den Prozessausgang als schallende Ohrfeige fuer die CSU-Regierung, insbesondere fuer die dafuer zustaendigen Finanzminister. Deren Versagen bei der Eintreibung der Steuerschuld von Zwick senior, so Hoderlein, kostet die bayerischen Steuerzahler Millionen. Die steuerpolitische Sprecherin von Buendnis 90/Die Gruenen Kellner erklaerte, Ministerpraesident muesse nun die, so woertlich "Strauss'sche Amigo- und Spezlwirtschaft" oeffentlich eingestehen. Auch die Regierung Staeuber habe sich bei der Aufarbeitung der Zwick-Affaere nicht mit Ruhm bekleckert.


Bisher rund 2.200 Kosovo-Rueckkehrer aus Deutschland ausgeflogen

Dresden. Die Rueckfuehrungsaktion fuer Kriegsfluechtlinge aus dem Kosovo geht weiter. Von Dresden aus flogen heute weitere 102 Menschen in ihre Heimat. Nach Angaben der Bundesregierung sind damit etwa 2.200 Vertriebene, die nach Deutschland gebracht worden waren, in das Kosovo zurueckgekehrt. Offiziell hatten waehrend des Kosovo-Krieges insgesamt 15.000 Fluechtlinge in Deutschland befristet Schutz gefunden.


Erstes offizielles Treffen Raus mit Jaques Chirac

Paris. Bei ihrem ersten offiziellen Treffen haben Bundespraesident Rau und Frankreichs Staatspraesident Chirac heute die Bedeutung der deutsch-franzoesischen Beziehungen fuer die europaeische Einigung betont. Rau erklaerte, man habe ausfuehrlich und vertrauensvoll ueber die grossen europaeischen Herausforderungen gesprochen. Zu den Themen des Treffens gehoerten nach Angaben beider Staatsoberhaeupter auch die Osterweiterung der EU sowie der geplante Balkan-Stabilitaetspakt. In knapp einem Jahr wird Chirac seinen Gegenbesuch in Berlin machen. Zum Abschluss seiner Visite hatte Rau heute noch eine Stunde mit dem sozialistischen franzoesischen Premierminister Jospin gesprochen.


Tietmeyer: Regierung muss Sparkurs beibehalten

Frankfurt. Bundesbankpraesident Tietmeyer hat die Bundesregierung aufgefordert, den eingeschlagenen Sparkurs beizubehalten. Deutschland als groesste Volkswirtschaft in Europa muesse seine besondere Verantwortung fuer den Euro erkennen, sagte Tietmeyer im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Die von Bundesfinanzminister Eichel vorgelegten Sparplaene bezeichnete er als Schritt in die richtige Richtung. Nach Meinung des Bundesbankpraesidenten verlaeuft die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland guenstig. Ueber das gegenwaertige Niveau der europaeischen Einheitswaehrung aeusserte sich Tietmeyer zufrieden.


Fortbildungsmoeglichkeiten des Arbeitsamts kuenftig auch im Internet

Nuernberg. Arbeitnehmer koennen kuenftig auf der Suche nach Aus- und Weiterbildungsmoeglichkeiten kostenlos Informationen im Internet abrufen. Die Bundesanstalt fuer Arbeit fuehrt unter der Adresse www.arbeitsamt.de 580.000 Kurse und Bildungsveranstaltungen auf. Dazu gehoeren Angebote vom EDV-Kurs bis zur Schweisserausbildung.


Anstieg des Krankenstandes in deutschen Betrieben

Berlin. Der Krankenstand in deutschen Betrieben ist im ersten Halbjahr dieses Jahres wieder deutlich gestiegen. Nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums lag das vor allem an der Grippewelle im Fruehjahr. Die Tageszeitung "Die Welt" zitierte eine Statistik des Bundesgesundheitsministeriums, wonach in den ersten sechs Monaten 1999 6,2 Prozent mehr Arbeitnehmer krank waren als im ersten Halbjahr 1998. Besonders stark seien die Fehlzeiten im Juni gestiegen. Deutsche Industrieverbaende fuehrten dagegen die Zunahme von Fehlzeiten auf die Wiedereinfuehrung der vollen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zurueck. Der Praesident des Bundesverbands der Deutschen Industrie Henkel sagte der "Welt", dies koste Unternehmen und Beitragszahler rund 3 Mrd. zusaetzlich. Die eingeschraenkte Lohnfortzahlung dagegen habe die Unternehmen um 12 Mrd. DM gegenueber 1995 entlastet.


DAG geht von Verlaengerung der Ladenoeffnungszeiten aus

Hamburg. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft stellt sich auf eine Verlaengerung der Ladenoeffnungszeiten ein. In einem Zeitungsinterview sagte der stellvertretende DAG-Vorsitzende Gartz, er halte es fuer einen Fehler, die Neuregelung des Ladenschlussgesetzes im Herbst zu kippen. Im Falle laengerer Oeffnungszeiten muessten neue Arbeitszeitsysteme, hoehere Zuschlaege und Massnahmen zur Beschaeftigungssicherung ausgehandelt werden. Eine von Berlin im Bundesrat eingebrachte Initiative sieht vor, von montags bis samstags Ladenoeffnungszeiten zwischen 6 und 22 Uhr zu erlauben. Auch andere Bundeslaender setzen sich fuer eine Lockerung der Ladenschlusszeiten ein.


Belastung der Hersteller durch Altautoverordnung offenbar geringer

Berlin. Die Belastung der deutschen Automobilhersteller durch die EU-Richtlinie zur Altautoentsorgung faellt voraussichtlich geringer aus als von der Industrie befuerchtet. Die "Berliner Zeitung" berichtet unter Berufung auf interne Berechnungen der Bundesregierung, dass die Unternehmen in ihren Bilanzen lediglich Rueckstellungen von fuenf Mrd. DM vornehmen muessten. Der Verband der Automobilindustrie hatte den Rueckstellungsbedarf dagegen mit 25 Mrd. DM kalkuliert. Die Proteste der Unternehmen gegen die Altautoverordnung seien daher ziemlich uebertrieben, heisst es in Regierungskreisen.


Wissenschaftler bezweifeln Nutzen von geplanten Sommersmog-Tempolimits

Karlsruhe. Die von der Bundesregierung geplanten Tempolimits bei Sommersmog werden jetzt auch von Wissenschaftlern in Frage gestellt. Der Karlsruher Klimaforscher Fiedler sagte, Untersuchungen haetten gezeigt, dass kurzfristige Tempolimits die Ozonwerte nur unwesentlich senkten. Die geplante Sommersmog-Neuregelung sei deswegen nur wenig wirksam. Eine deutliche Verringerung der Spitzenwerte kann nach Angaben Fiedlers vor allem durch den konsequenten Einbau von Katalysatoren erzielt werden.


Stadt beteiligt Buerger an Ueberschuss

Gersthofen. Die Stadt Gersthofen bei Augsburg schenkt jedem ihrer Einwohner 100 DM. Der Gersthofener Buergermeister Deffner sagte, die Stadt habe fuenf Mio. DM Ueberschuss erwirtschaftet und wolle zwei Mio. davon den Buergern zurueckgeben. Das Landratsamt hat die ungewoehnliche Aktion rechtlich geprueft und als "grade noch akzteptabel" bezeichnet.


Eine Tote und 40 Verletzte bei Busunglueck im Thueringer Wald

Suhl. Bei einem Busunglueck im Thueringer Wald sind eine Frau getoetet und ueber 40 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war der Reisebus aus Dessau in Sachsen-Anhalt auf unbefestigter Strasse umgekippt und eine etwa vier Meter tiefe Boeschung hinuntergestuerzt. Der Busfahrer erlitt einen Schock.


Weiter Suche nach fluechtigem Gewaltverbrecher Zurwehme

Minden. Die Polizei hat ihre Suche nach dem fluechtigen Gewaltverbrecher Zurwehme verstaerkt. Fahndungsgebiet ist vor allem der Grenzraum Nordrhein-Westfalen - Niedersachsen. Zurwehme wird verdaechtigt, im Maerz in Remagen zwei Ehepaare ermordet zu haben.


Wuestenrot und Wuerttembergische Versicherung fusionieren

Stuttgart. Die Bildung des groessten deutschen Finanzdienstleisters "W&W" ist beschlossene Sache. Die Aktionaere der Wuerttembergischen Versicherungsbeteiligungsgesellschaft und der Bausparkasse Wuestenrot stimmten heute der Fusion beider Unternehmen zu. Damit entsteht rueckwirkend zum 1. Januar ein Konzern mit einer Bilanzsumme von rund 86 Mrd. DM. Kerngeschaeftsfelder werden das Bausparen, die Baufinanzierung und Personenversicherungen sein.


Umsatz- und Gewinneinbruch bei Deutscher Telekom

Frankfurt/Bonn. Umsatz und Gewinn der Deutschen Telekom sind nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im ersten Halbjahr 1999 um rund 20 Prozent eingebrochen. Laut FAZ stammt diese Information aus Unternehmenskreisen. Ein Sprecher der Telekom wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf die Bekanntgabe der vorlaeufigen Zahlen am kommenden Donnerstag. Die FAZ schreibt weiter, der Telekom scheine es nicht gelungen zu sein, die durch Tarifsenkungen entstandenen Umsatzeinbussen auszugleichen. Da die Telekom zum 1. Juli nochmals ihre Tarife deutlich gesenkt habe, gingen Fachleute davon aus, dass auch fuer das Gesamtjahr 1999 mit Einbussen bei Umsatz und Ertrag gerechnet werden muesse.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8418 DM= 0.9417 Euro
Kanada(1 $)  1,2209 DM= 0.6242 Euro
England(1 Pfund)  2,9279 DM= 1.4970 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,2241 DM= 62.492 Euro
Japan(100 Yen)  1,5801 DM= 0.8078 Euro
Schweden(100 skr)  22,2127 DM= 11.357 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:5224,16( aktuell )  
Dow-Jones-Index:10908,43( Stand 17:00 MESZ )  
10863,16( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17462,72
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR1    09:00 MESZ    12:00 MESZ    17:00 MESZ    19:00 MESZ
B5    18:45 MESZ