GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 10.07.1995



* Sachsens Innenminister tritt zurueck
* Streibel, Tandler und Glueck wollen sich juristisch wehren
* Vor dem deutsch-franzoesischen Gipfeltreffen
* Sommersmog und Verkehrspolitik der Regierung
* The Boss goes Prenzlauer Berg -- Berlin im Partyrausch
* In eigener Sache



Sachsens Innenminister tritt zurueck

Heinz Eggert ist zurueckgetreten. Als saechsischer Innenminister und als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Sein Landtagsmandat will er behalten. Mehrere Mitarbeiter hatten den 49jaehrigen der sexuellen Belaestigung beschuldigt. Bundeskanzler Kohl und Sachsens Ministerpraesident Biedenkopf bedauerten Eggerts Ruecktritt. Der Politiker Eggert gilt als ebenso populaer wie machtbewusst - fuer Eggert ein schwerer Schritt. Doch nach den Veroeffentlichungen und Spekulationen ueber sein Intimleben gab es fuer ihn nur noch diese Entscheidung. "Wenn in einer solch schwierig-schmierigen Auseinandersetzung einem der Beteiligten das Gesicht zerschlagen wird, dann werden Logik und Argumente voellig nebensaechlich, dann kann ich nur noch der Verlierer sein, ich waere gerne in der Politik geblieben, aber nicht um diesen Preis." Begonnen hatte alles Anfang April, als fruehere Mitarbeiter Eggerts in der Staatskanzlei erklaerten, der Minister habe sie sexuell belaestigt. Weil die Staatskanzlei nicht entschlossen und schnell genug reagierte wandten sie sich an die Presse. Die Geruechtekueche kochte - und waehrend Eggert noch im Urlaub war, war bereits von seinem Ruecktritt die Rede. Ministerpraesident Kurt Biedenkopf hatte eine diskrete Loesung angestrebt. Das ist misslungen. Die Untersuchungen der Staatskanzlei konnten Eggert offenbar nicht eindeutig rehabilitieren, Aussage stand gegen Aussage. Zu Details wollte sich Biedenkopf heute nicht aeussern. "Es sind genug Regeln in diesem Prozess zumindestens tangiert worden, ich habe nicht die Absicht, weitere Regeln zu verletzen."


Streibel, Tandler und Glueck wollen sich juristisch wehren

Die CSU-Politker Max Streibel, Gerold Tandler und Alois Glueck wollen sich juristisch gegen Presseberichte wehren, in denen sie der Steuerhinterziehung bezichtigt werden. CSU-Fraktionschef Glueck sprach von einem journalistischen Schurkenstueck und einem besonderen Akt von Rufmord des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Die Anschuldigung, er habe ueber ein CSU-Konto bei der Bayerischen Vereinsbank Privatgeschaefte an der Steuer vorbei abgewickelt, wies Glueck erneut zurueck und zitierte aus einem Brief des Vorstandsvorsitzenden der Bank: "Es gibt bei uns weder ein Konto auf Ihren Namen, noch ein Konto "CSU - politischer Verein Alois Glueck"." Es werde auch angefuehrt, dass es kein anderes Konto gebe, ueber das Glueck verfuegungsberechtigt waere. Alois Glueck kuendigte an, gerichtlich alle Moeglichkeiten auszuschoepfen. "Einmal mit einer Klage auf Widerruf, mit einer Klage auf Unterlassung und weitere rechtliche Schritte werden wir dann noch pruefen und im uebrigen werde ich auch wegen dieser Art journalistischer Arbeit den Presserat anrufen." Die Bayerische Vereinsbank dementierte unterdessen, dass Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung Zentrale und Archiv durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt haetten. Richtig sei, dass aufgrund eines richterlichen Beschlusses zwei Finanzbeamte aus Landshut Auskunft zu einer einzigen Kundenverbindung erbeten haben. Diese wurde ihnen erteilt.


Vor dem deutsch-franzoesischen Gipfeltreffen

Der franzoesische Staatspraesident Jacques Chirac und Bundeskanzler Kohl werden am morgigen Dienstag in Strassburg zu Beratungen zusammenkommen. Nach Angaben aus Bonn will der Kanzler dabei auch die von Paris geplante Wiederaufnahme von Atomtests im Suedpazifik ansprechen. Weitere Themen werden die Lage in Bosnien, sowie die Weiterentwicklung Europas sein. Nach dem Treffen zwischen Chirac und Kohl ist ein Treffen mit dem neuen franzoesischen Premierminister Alain Juppe vorgesehen. Spaeter tagt dann der deutsch-franzoesische Sicherheitsrat. Auf Bonner Seite nehmen die Minister Kinkel, Waigel, Ruehe, Kanther, Merkel und Borchert an den Beratungen teil.


Sommersmog und Verkehrspolitik der Regierung

Auf einer Pressekonferenz stellten Bundesverkehrsminister Wissmann und Bundesumweltministerin Merkel die Strategie der Regierung vor. Bei Sommersmog will die CDU nur noch die "Kats aus dem Sack lassen" und meint damit Autos mit Katalysator, wie CDU-Generalsekretaer Hintze in Bonn vor der Presse erlaeuterte. Die Union werde in den kommenden Wochen mit Plakataktionen fuer ihre Umweltpolitik werben. Dies sei eine neue Prioritaet fuer die Partei, denn nur die CDU koenne dafuer sorgen, dass Umweltschutz und Marktwirtschaft sich nicht gegenseitig ausschliessen. Ein Ziel der Partei: Nach dem Jahr 2000 soll kein Auto ohne Kat auf Deutschlands Strassen fahren duerfen. Auch wenn noch unklar ist, wie dies rechtlich umgesetzt werden soll, so Umweltministerin Merkel. Und Verkehrsminister Wissmann machte sich fuer eine Verringerung des Benzolausstosses im Strassenverkehr stark. Zunaechst setzt der Minister auf Kooperation mit der Industrie, aber, wenn die nicht mitziehe, dann solle mit einer gesetzlichen Verpflichtung nachgeholfen werden. Ein allgemeines Tempolimit allerdings solle es mit der CDU auch weiterhin nicht geben.


The Boss goes Prenzlauer Berg -- Berlin im Partyrausch

Berlin im Partyfieber. Nach Reichtagsverhuellung und Love-Parade gehen die spektakulaeren Aktionen weiter. Neuester Hoehepunkt: eine Videoproduktion mit Bruce Springsteen. Der US-Rockstar hielt seinen Auftritt bis zu zwei Stunden vor Drehbeginn geheim, dann verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in der Stadt. Fans kamen in Scharen und waren vollkommen aus dem Haeuschen. "Everybody's got a hungry heart" erklingt durch die Strassen, unzaehlige Scheinwerfer und Kameras richten sich auf die Buehne, Anwohner und Passanten koennen es kaum fassen: Der Boss spielt im Prenzlauer Berg. Auch fuer den abgebruehtesten Szenekenner eine echte Ueberraschung. Seine Plattenfirma hatte die Szenekneipe "Eckstein" eigentlich ausgesucht, um dort ein Video zu produzieren. Seine Fans aber ignorierten einfach die Technikaufbauten und feierten ihren Star. Springsteen spielte zusammen mit Wolfgang Niedecken, dem Kopf der Koelner Gruppe BAP, auch die anderen Musiker kamen aus Deutschland. Eine teutonische Version des Rockklassikers fuers zahlreiche deutsch MTV-Publikum also ? Springsteen selbst dazu: "Ich bin hergekommen, weil die deutschen Fans mich unheimlich unterstuetzen. Seitdem ich das erste Mal hiergewesen bin, so Anfang der 80er, hat sich dieses Land zu einer meiner groessten Fangemeinden entwickelt. Das Konzertpublikum war immer fantastisch. Meine Plattenfirma schlug dann ein Video mit deutschen Musikern vor, mit Wolfgang Niedecken. Das hat mir gut gefallen. Im Endeffekt ist es so eine Art Dankeschoen an meine Fans." Ob Springsteen nun haeufiger seine deutschen Fans auf solche Art begluecken will ist ungewiss, dieses Mal ist ihm das voll und ganz gelungen.


In eigener Sache

Die GermNews - Ausgabe faellt heute etwas kuerzer als gewohnt aus. Das liegt daran, dass der Tipper des Tages aufgrund von 32 Grad Celsius bei anhaltender Schwuele um 23:00 Uhr seine Rechner verstaendlicherweise nicht einschalten wird. Rainer Mallon


Quellen

B5    23:30 MESZ
n-tv    23:30 MESZ
DLF    24:00 MESZ