GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 04.01.1998



* Kinkel verurteilt Massaker in Algerien
* Gerhardt verteidigt Henkel
* DIHT erwartet deutlich mehr Lehrstellen fuer Schulabgaenger
* Vor dem Streikbeginn in der ostdeutschen Stahlindustrie
* Ankara bestreitet Fluchtvorbereitungen von 10.000 Kurden
* Abschaffung der Kostenpauschale fuer Bundestagsabgeordnete gefordert
* EKD will sich aus Bundestagswahlkampf heraushalten
* Troge appeliert an Bundesregierung
* SPD in Ostdeutschland in der Waehlergunst vorne
* Sturm ueber Sueddeutschland
* Das Wetter



Kinkel verurteilt Massaker in Algerien

Bundesaussenminister Kinkel hat das juengste Massaker in Algerien verurteilt. Kinkel sprach heute in Bonn von einem traurigen Hoehepunkt sinnlosen Toetens. Das Leiden der algerischen Bevoelkerung muesse ein Ende haben. Eine algerische Zeitung hatte gestern berichtet, im Westen des Landes seien mehr als 400 Dorfbewohner ermordet worden. Die Regierung in Algier bestaetigte zwar die Ueberfaelle, sie gab die Zahl der Toten aber lediglich mit 80 an. Fuer das juengste Massaker sei die islamische Gruppe Djiah verantwortlich.


Gerhardt verteidigt Henkel

Bonn. Die Flaechentarifvertraege bleiben in der Diskussion. FDP-Chef Gerhardt verteidigte im Deutschlandfunk die Position von BDI-Praesident Henkel. Der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie hatte Unternehmer in den neuen Laendern gelobt, die sich nicht an die Tarifvertraege halten. Nach Gerhardts Worten ist dies nur ein Beleg dafuer, dass eine Reform der Flaechentarifvertraege eindeutig notwendig sei. Henkel selbst wies in einem Focus-Interview die Kritik von Sozialpolitikern der Union an seiner Haltung zurueck und sagte, entweder werde auch in Deutschland eine Margret Thatcher kommen, oder man besinne sich wie in Holland darauf, dass man die Wirtschaft entlasten muesse, um Arbeitsplaetze zu schaffen. Henkel sagte, anscheinend meinten in der Regierung einige, sie haetten die Unterstuetzung der Wirtschaft gepachtet und koennten sich jetzt medienwirksam an der Unternehmerschelte beteiligen. Statt die Unternehmer zu kritisieren, sollte sich Arbeitsminister Bluem um seine Aufgaben kuemmern und Reformen fuer mehr Jobs vorantreiben. Solche Leute wie Bluem habe es auch schon frueher an Koenigshoefen gegeben. Am Bonner Hof aber geniesse dieser Mann inzwischen totale Narrenfreiheit, sagte der BDI-Praesident.


DIHT erwartet deutlich mehr Lehrstellen fuer Schulabgaenger

Bonn. Der deutsche Industrie- und Handelstag erwartet in diesem Jahr deutlich mehr Lehrstellen fuer Schulabgaenger. DIHT-Hauptgeschaeftsfuehrer Schoser kuendigte in einem Interview der "Bild am Sonntag" an, die Unternehmen seines Verbandes wollten einen neuen Rekordstand von insgesamt 300.000 Ausbildungsplaetzen erreichen. Im vergangenen Jahr haetten die Industrie- und Dienstleistungsunternehmen bereits mehr als 286.000 Lehrstellen angeboten. In den technischen und kaufmaennischen Berufen seien die Chancen fuer Schulabgaenger am groessten.


Vor dem Streikbeginn in der ostdeutschen Stahlindustrie

Eine Woche vor dem angekuendigten Streikbeginn in der ostdeutschen Stahlindustrie hat die IG Metall die Arbeitgeber noch einmal zum Einlenken aufgefordert. Der Gewerkschaftsvorsitzende fuer den Bezirk Berlin, Brandenburg und Sachsen betonte in einem Gespraech mit der Nachrichtenagentur ap, die IG-Metall werde eine Abkoppelung von den westdeutschen Loehnen nicht zulassen. Die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber sei unverstaendlich, da sich die ostdeutsche Stahlindustrie auf Expansionskurs befinde. Er warf den Arbeitgebern vor, sie wollten Ostdeutschland zum Billiglohngebiet machen. Die Gewerkschaft will fuer die rund 8.000 Beschaeftigten des Bezirks die Uebernahme des westdeutschen Abschlusses in der Stahlbranche mit einer Lohnerhoehung um 2.6 Prozent sowie Einmalzahlungen durchsetzen.


Ankara bestreitet Fluchtvorbereitungen von 10.000 Kurden

Die Regierung in Ankara hat bestritten, dass sich an der tuerkischen Suedkueste 10.000 Kurden auf die Flucht nach Europa vorbereiten. Die Tuerkei sei kein Land, in dem sich tausende unbemerkt einschiffen koennten, sagte ein Sprecher. Der Leiter der bayerischen Grenzpolizei, Hoppe, hatte in einem Interview der Zeitung "Welt am Sonntag" erklaert, mehr als 20 Schiffe laegen vor der tuerkischen Kueste zur Fahrt nach Italien bereit. Von dort aus wuerden die meisten Fluechtlinge versuchen, illegal nach Deutschland einzureisen.


Abschaffung der Kostenpauschale fuer Bundestagsabgeordnete gefordert

Bonn. Der Bund der Steuerzahler hat die Abschaffung der steuerfreien Kostenpauschale fuer Bundestagsabgeordnete verlangt. Der Vizepraesident der Organisation, Lau, sagte der "Bild am Sonntag", es sei ein Aergernis ersten Ranges, dass Abgeordnete ohne jeden Nachweis pauschal rund DM 75.000 in Jahr eingeraeumt bekaemen, waehrend andere Steuerzahler Betriebsausgaben oder Werbungskosten mit Einzelnachweisen belegen muessten. Anlass fuer die Kritik Laus ist die Erhoehung der Kostenpauschale zum Jahresbeginn um rund DM 100 auf DM 6235 monatlich.


EKD will sich aus Bundestagswahlkampf heraushalten

Hannover. Die evangelische Kirche in Deutschland will sich aus dem Bundestagswahlkampf heraushalten. Das sagte ihr Ratsvorsitzender Kock im hessischen Rundfunk. Kock bezeichnete es als unertraeglich, dass Kirchen in der Vergangenheit eine einzelne Partei empfohlen haetten. Man solle den Menschen auch keine Raster fuer ihre Wahlentscheidung vorgeben. Dies bedeute nicht, dass die Kirchen neutral seien. In der Sache muessten sie parteilich sein und an der Seite der Schwachen stehen, so der Ratsvorsitzende.


Troge appeliert an Bundesregierung

Stuttgart. Der Praesident des Bundesumweltamtes Troge hat an die Bundesregierung appeliert, trotz der Vereinbarungen des Umweltgipfels von Kyoto am nationalen Klimaschutzziel festzuhalen. Troge aeusserte sich zuversichtlich, dass Deutschland weiter daraufhinarbeiten wird, bis zum Jahr 2005 die Treibhausgasemissionen um 25 Prozent zu reduzieren. In Kyoto war ein weltweiter Abbau von rund 5 Prozent bis zum Jahr 2012 vereinbart worden. Troge hob hervor, dass es sich dabei um die erste internationale Vereinbarung handelt, die eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen in den Industrielaendern vorsieht.


SPD in Ostdeutschland in der Waehlergunst vorne

Berlin. Die Sozialdemokraten haben die CDU in der Waehlergunst in Ostdeutschland offenbar weit ueberholt. Waere am naechsten Sonntag Bundestagswahl wuerde die SPD einen Stimmenanteil von 45 Prozent erreichen. Das ergab eine repraesentative Umfrage des Institutes fuer Marktforschung Leipzig. Danach wuerde die Union in den neuen Bundeslaendern nur 25 Prozent der Stimmen erreichen, Buendnis 90 / Die Gruenen 8 Prozent. Weit abgeschlagen waeren die FDP und die Republikaner mit jeweils 2 Prozent.


Sturm ueber Sueddeutschland

Stuttgart. Der starke naechtliche Sturm ueber Baden-Wuerttemberg hat einem 16jaehrigen Motorradfahrer das Leben gekostet. Der junge Mann aus Spreitbach im Ostalbkreis war bei Backnang gegen einen umgestuertzen Baum gefahren. Er starb noch an der Unfallstelle. Der Sturm war mit Geschwindigkeiten von mehr als 125 km/h ueber das Land gefegt. Dennoch entstand nur geringer Sachschaden. Plakatwaende wurden umgeworfen und Ziegel von Daechern geloest. Bereits fuer die kommende Nacht wird das naechste Sturmtief fuer den Suedwesten erwartet. Im Schwarzwald koennten die Winde wieder Orkanstaerke erreichen.


Das Wetter

Rasch wechselnde Bewoelkung mit Schauern, nachmittags, abends und in der ersten Nachthaelfte von Westen her Regen. Hoechsttemperaturen 7 bis 11 Grad, nachts 8 bis 4 Grad. Am Abend und in der kommenden Nacht stuermischer Suedwestwind. Vor allem im Bergland und an der See Gefahr schwerer Sturmboeen. Die Aussichten: Weiterhin regnerisch und mild, nicht mehr so stuermisch.


Quellen

SDR 3    10:00 MEZ    15:00 MEZ
Radio 7    11:00 MEZ
DLF    12:00 MEZ