Staatsakt zum 8. Mai in Berlin |
In Berlin beginnt am fruehen Abend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt der
Staatsakt der Bundesrepublik Deutschland zum 8. Mai. Bundespraesident Herzog
und Vertreter der vier Siegermaechte halten Ansprachen. Am Morgen wurden der
amerikanische Vizepraesident Gore, der britische Premier Major, Frankreichs
Staatschef Mitterand und der russische Regierungschef Tschernomyrdin erwartet.
Am Nachmittag hatten fuehrende Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft
mit einem oekumenischen Gottesdienst in der Hauptstadt des Kriegsendes gedacht.
Zur Erinnerung an die Opfer des zweiten Weltkrieges laeuteten die Glocken
aller Berliner Kirchen.
In Berlin haben Bundespraesident Herzog und hochrangige Vertreter der vier
Siegermaechte beim Staatsakt zum fuenfzigsten Jahrestag des Kriegsendes eine
friedliche Zukunft Europas beschworen. Vor 1400 Gaesten im Schauspielhaus
wuerdigte Herzog am Abend den 8. Mai 1945 als Tag, der das Tor in eine neue
Zukunft geoeffnet habe. Die Insel des Friedens, der Freiheit und des
Wohlstandes zu der Westeuropa geworden sei, muesse unbedingt nach Osten
ausgedehnt werden. Besonders die Deutschen seien den Menschen in Mittel- und
Osteuropa noch viel schuldig, betonte der Bundespraesident. Der russische
Ministerpraesident Tschernomyrdin forderte, der 50. Jahrestag des Kriegsendes
muesse der Beginn des Aufbaus eines gesamteuropaeischen Systems der Sicherheit
auf blockfreier Grundlage sein. Fuer Russland und Deutschland gebe es keine
Alternative zur engen Partnerschaft. Darin liege das wichtigste Unterpfand
eines stabilen europaeischen Friedens begruendet, sagte Tschernomyrdin. Der
britische Premierminister Major rief dazu auf, Frieden und Freiheit in
staendiger Wachsamkeit zu verteidigen. Europa stehe heute vor einem neuen
Zeitalter der Vernunft und habe die Chance, die Vision des ewigen Friedens zu
verwirklichen. US-Vizepraesident Gore bezeichnete den 8. Mai 1945 als Tag des
Sieges fuer Europa. Die Niederlage Hitler-Deutschlands sei der Triumph des
Guten ueber das Boese gewesen. Gore dankte allen deutschen Bundeskanzlern fuer
ihre Verdienste um Freiheit und Demokratie. Frankreichs Staatspraesident
Mitterand nannte das Kriegsende einen Sieg der Europaeer ueber sich selbst. Am
8. Mai 1945 habe man dem Gesetz des Staerkeren und der Gewalt abgeschworen.
Der Feind von gestern sei der Freund von heute geworden unterstrich Mitterand. |
Bedingungslose Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 |
Am 8. Mai 1945 schwiegen im voellig zerstoerten Deutschland die Waffen. Der
Chef des Wehrmachtfuehrungsstabes, Generaloberst Jodl, hatte am 7. Mai um 2:41
Uhr auf Weisung des Hitler-Nachfolgers Doenitz im alliierten Hauptquartier in
Reims die bedingungslose deutsche Gesamtkapitulation unterzeichnet. Auf
Verlangen Moskaus wurde die Zeremonie am 9. Mai um 0:16 Uhr im sowjetischen
Hauptquartier in Berlin-Karlshorst vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht,
Generalfeldmarschall Keitl, wiederholt. Im Pazifik endete der zweite Weltkrieg
nach dem Abwurf von 2 Atombomben auf das mit dem nationalsozialistischen
Deutschland verbuendete Japan erst am 2. September 1945 mit der
Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde auf dem amerikanischen Schlachtschiff
Missouri in der Tokiobucht. |
Bundesfamilienministerin Nolte wuerdigt Truemmerfrauen |
Bundesfamilienministerin Nolte hat heute in Dresden die aussergewoehnlichen
Leistungen der Truemmerfrauen beim Wiederaufbau Deutschlands nach dem zweiten
Weltkrieg gewuerdigt. Sie haetten in der Stunde Null die Hoffnung nicht
aufgegeben und ihr Leben in den Dienst des Landes gestellt. Die CDU-Politikerin
unterstrich, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung gewesen sei, auch wenn
er nicht das Ende des Leides durch den Krieg bedeutet habe. Das Datum markiere
zugleich den Beginn des Friedens zu dem die Truemmerfrauen einen bedeutenden
Beitrag geleistet haetten. |
Bubis erinnert an Vorschlag fuer Gedenktag an Opfer des Nationalsozialismus |
Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland Bubis hat seinen
Vorschlag erneuert, in der Bundesrepublik einen Gedenktag zur Erinnerung an
die Opfer des Nationalsozialismus zu schaffen. Der 8. Mai waere aber dafuer
nicht das richtige Datum sagte Bubis heute frueh im Deutschlandfunk. Nach
seiner Ansicht kaemen eher der 20. Januar, der Tag der Wannseekonferenz ueber
die sogenannte Endloesung der Judenfrage, oder der 27. Januar, der Tag der
Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz, in Frage. Die Diskussion
ueber die Bewertung des 8. Mai 1945 nannte Bubis nuetzlich. Jeder habe seine
eigenen Empfindungen, die nicht miteinander verglichen werden koennten. |
Kommentar zu Ausgang der Praesidentschaftswahlen in Frankreich |
Der Ausgang der Praesidentschaftswahlen in Paris wird nach Ansicht von
Bundesaussenminister Kinkel keinerlei Auswirkungen auf die Qualitaet der
deutsch-franzoesischen Beziehungen haben. Das Verhaeltnis werde genausogut,
konstruktiv und freundschaftlich bleiben betonte Kinkel heute frueh im
Deutschlandfunk. Nach dem vorlaeufigen amtlichen Endergebnis entfielen 52,6 %
der Stimmen auf den Neo-Gaullisten Chirac, der Sozialist Jospin kam auf 47,3 %,
die Wahlbeteiligung lag bei knapp 80 Prozent.
Bundespraesident Herzog hat den kuenftigen franzoesischen Praesident Chirac
aufgefordert, die gute Zusammenarbeit zwischen Bonn und Paris fortzusetzen.
Chirac werde nicht nur Frankreich in das naechste Jahrhundert fuehren, sondern
auch die Zukunft der deutsch-franzoesischen Beziehungen und damit das
Schicksal kuenftiger Generationen wesentlich mitgestalten, schrieb Herzog in
seinem Glueckwunschtelegramm. |
Gewerkschaftsvorsitzender fordert neues Gesetz fuer den Vorruhestand |
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststaetten Moellenberg
fordert ein neues Gesetz fuer den Vorruhestand. Gegenueber der BILD Zeitung
regte Moellenberg an, Frauen sollten von 56 bis 60 Jahren und Maenner von 56
bis 63 Jahren in den Vorruhestand treten koennen. Dadurch wuerden rund eine
Million Arbeitsplaetze fuer junge Menschen und Erwerbslose freigemacht, meinte
der Gewerkschaftschef. Arbeitnehmer sollten bis zum endgueltigen Ruhestand ein
Uebergangsgeld von 75 % des bisherigen Einkommens erhalten. Diese Summe
muesste zu 65 % vom Arbeitgeber getragen werden. 35 % sollten aus den
Steuerkassen der oeffentlichen Hand kommen. Dies haette den Vorteil, so
Moellenberg, dass die Bundesanstalt fuer Arbeit (BfA) in Nuernberg nicht wie
im Falle der Fruehpensionierung mit der Zahlung von Arbeitslosengeld belastet
werde. |
Bayerns Innenausschuss tagt ueber Plutoniumaffaire |
Der bayerische Innenminister Beckstein hat erneut Vorwuerfe gegen das
Landeskriminalamt zurueckgewiesen, wonach die Behoerde im vergangenen Sommer
gezielt Plutonium aus russischen Atomanlagen geschleust haben soll.
Unmittelbar vor Beginn einer Sitzung des Innenausschusses im bayerischen
Landtag zur Plutoniumaffaire erklaerte Beckstein, bei dem Scheingeschaeft sei
lediglich vagabundierendes Material aus dem Verkehr gezogen worden. Die
zustaendigen Stellen haetten nichts zu verschweigen. Der Fraktionssprecher von
Buendnis 90/Die Gruenen Fleischer erneuerte hingegen seine Forderung nach
Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.
Die bayerische SPD sieht am Abend die Sicherheitsbehoerden in der
Plutoniumaffaire weitgehend entlastet. Die Hauptschuld liege offenbar beim
Bundesnachrichtendienst (BND) und beim Bundeskriminalamt erklaerte der
SPD-Experte Ganzer heute nach einer fast sechsstuendigen Sitzung des
Landtagsinnenausschusses in Muenchen. Die Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses sei nicht gerechtfertigt. |
Vorsitzender der CSU-Fraktion des Stadtrates Muenchen zurueckgetreten |
Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat von Muenchen, Bletschacher (sp?),
ist zurueckgetreten. Er zog damit die Konsequenzen aus Vorwuerfen, 4,8
Millionen DM Spendengelder als zinsloses Darlehen fuer seine Privatfirma
abgezweigt zu haben. Der CSU-Politiker will allerdings sein Stadtratsmandat
behalten. |
Brandenburgs Umweltministerium genehmigt Abriss des KKW Reinsberg |
Das brandenburgische Umweltministerium hat nach dreijaehrigem Verfahren den
Abriss des Kernkraftwerks Reinsberg genehmigt. Eine Gefaehrdung von Mensch und
Umwelt bei den rund 15 Jahre dauernden Abbrucharbeiten sei ausgeschlossen
teilte ein Sprecher des Ministeriums heute in Potsdam mit. Die radioaktiven
Abfaelle des 1990 vom Netz genommenen Kraftwerks sollen zwischengelagert und
spaeter ins Endlager Morsleben gebracht werden. |
In Daenemark inhaftierter Neonazi legt Beschwerde gegen Ausweisung ein |
Der in Daenemark inhaftierte Neonazi Laug hat Beschwerde gegen seine geplante
Ausweisung nach Deutschland eingelegt. Das teilte das Justizministerium im
Kopenhagen mit. Der US-Amerikaner soll ueber 2 Jahrzehnte lang
rechtsextremistisches Propagandamaterial in die Bundesrepublik geschmuggelt
haben. Laug war am 20. Maerz in Daenemark festgenommen worden. Heute hatten
die Behoerden entschieden, den Mann nach Deutschland zu ueberstellen. |
Zwei Vietnamesen in Berlin-Lichtenberg erschossen |
In Berlin-Lichtenberg sind gestern abend zwei Vietnamesen erschossen worden
und ein weiterer schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei waren die
unbekannten Taeter auf den Innenhof eines Auslaenderheims gestuermt und hatten
zehn Schuesse auf die Opfer abgefeuert. Die Behoerden schliessen einen
Zusammenhang mit blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der sogenannten
Zigaretten-Mafia nicht aus. |
Ministerpraesident Teufel auf Gedenkveranstaltung zum Kriegsende |
Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Teufel hat den Nationalsozialismus als
Verhaengnis fuer ganz Europa bezeichnet. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung
des Landes zum Kriegsende in Stuttgart bekannte sich Teufel klar zur
Verantwortung Deutschlands. Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes in Europa fanden
in ganz Baden-Wuerttemberg Gottesdienste, Konzerte, Lesungen und
Festveranstaltungen statt. In vielen Kirchen des landes laeuteten die Glocken.
Tausende versammelten sich zum Gebet und gedachten der Opfer des Nazi-Terrors
und des Krieges. |
Prozess gegen Flaemich wegen Spionage fuer die Stasi eroeffnet |
In Abwesenheit des Angeklagten hat heute vor der Staatsschutzkammer des
Oberlandesgerichts in Frankfurt am Main der Prozess gegen den frueheren
SPD-Bundestagsabgeordneten Flaemich begonnen. Der 73jaehrige, dem der
Generalbundesanwalt Spionage fuer die Stasi in besonders schwerem Falle
vorwirft, blieb der Verhandlung wegen seines schlechten Gesundheitszustandes
fern. Die Richter wollen nach der Anhoerung eines Sachverstaendigen zur
Ueberpruefung der Verhandlungsfaehigkeit des Angeklagten ueber den Fortgang
des Verfahrens entscheiden. |
Luebecker Buergermeister fordert Anstrengungen gegen rechtsradikalen Terror |
Luebeck. Neue Anstrengungen im Kampf gegen rechtsradikalen Terror hat der
Luebecker Buergermeister Buttejei gefordert. Der erneute Brandanschlag auf die
Synagoge in der Hansestadt zeige, dass das Engagement der Bevoelkerung noch
verstaerkt werden muesse. Buttejei forderte eine neue Politik, die das untere
Drittel der Gesellschaft in den Mittelpunkt des sozialen Handelns stellen
muesse. Deshalb sollten die Gelder fuer Jugend- und Sozialpolitik aufgestockt
werden. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen uebernommen
hat, verfolgt noch keine konkrete Spur zu den Taetern, die in der Nacht zum
Sonntag einen Anbau der Synagoge in Schutt und Asche gelegt hatten. |
Statistik zur Leistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland |
Das Defizit in der Leistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland hat sich in
den ersten beiden Monaten dieses Jahres leicht verringert. Nach Angaben des
statistischen Bundesamtes in Wiesbaden betrug es 3,6 Milliarden DM. Fuer
Januar und Februar 1994 waren 5,7 Milliarden DM errechnet worden. Den
Gesamtwert der Ausfuhren geben die Statistiker mit 113,1 Milliarden DM, den
Wert der Importe mit 98,2 Milliarden DM an. Damit erhoehten sich die Exporte
im Jahresvergleich um 12,2 Prozent, die Einfuhren um 9 Prozent. |
Quellen |
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