Letzter Tag des Papstbesuches |
Papst Johannes Paul II ist am Morgen in Berlin eingetroffen und wurde von
Bundespraesident Herzog empfangen. Um elf Uhr begann er im Olympiastadion
eine Messe, zu der 130.000 Glaeubige erwartet wurden. Waehrend des
Gottesdienstes sprach der Papst die von den Nazis verfolgten Priester
Bernhard Lichtenberg und Karl Leistner selig. Vor rund 90.000 Menschen sagte
das Oberhaupt der katholischen Kirche, die Geistlichen haetten in
unmenschlichen Zeiten an ihrem Glauben und Bekenntnis festgehalten. Ihr
Beispiel ermutige und helfe den Christen, der Gewalt entgegenzustehen.
Domprobst Lichtenberg kam 1943 auf dem Transport ins Konzentrationslager
Dachau ums Leben. Priester Leistner starb 1945 kurze Zeit nach der Befreiung
aus dem KZ Dachau.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche traf in Berlin auch mit dem
Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis zusammen.
Mit einem Freiheitsappell hat der Papst am Abend seinen Deutschlandbesuch
beendet. Bei seinem Gang durch das Brandenburger Tor gemeinsam mit
Bundeskanzler Kohl rief er die Menschen dazu auf, gemeinsam die Freiheit zu
bewahren. Das, so der Papst, sei aber ohne Solidaritaet, Verantwortung und
manchmal auch ohne Opfer nicht moeglich. Kohl wuerdigte den Pabst mit den
Worten, dass Johannes Paul II an der Ueberwindung der Teilung Deutschlands
grossen Anteil habe. |
China sagt Kinkel-Besuch ab |
Die chinesische Fuehrung hat den Besuch von Bundesaussenminister Kinkel im
Juli in Bonn abgesagt. Das chinesische Radio verwies zur Begruendung auf die
Resolution des Bundestages zur Tibetpolitik Chinas. Genau diesen Schritt
hatte die Bundesregierung schon vor der Debatte im Bundestag am Donnerstag
befuerchtet. Die Abgeordneten auch der Union aber hatten sich dem Druck aus
dem Bundeskanzleramt wiedersetzt und die Tibetresolution verabschiedet.
Woertlich heisst es aus Peking, der Bundestag habe mit dieser Resolution das
Voelkerrecht oeffentlich mit Fuessen getreten und die Gefuehle der Chinesen
aufs Tiefste verletzt. Unter diesen Umstaenden sei die Atmosphaere fuer einen
Besuch des deutschen Aussenministers nicht guenstig. Deutschland allein sei
verantwortlich fuer den Schaden im deutsch-chinesischen Verhaeltnis.
Heute wurde der deutsche Botschafter Konrad Seiz ueberraschend wieder ins
chinesische Aussenministerium einbestellt, wo ihm schon gestern der formale
Protest Pekings gegen die Tibetresolution uebermittelt worden war. Heute
wurde Seiz dann die Verschiebung des Kinkel-Besuches angekuendigt. Der
deutsche Aussenminister hatte urspruenglich vom 10. bis zum 13. Juli nach
Peking fahren wollen. Es waere sein erster Besuch seit November 1992 gewesen.
Kinkel bedauerte inzwischen die Absage seines Besuches. Er sagte, es muesse
mit Ruhe und Gelassenheit alles getan werden, um eine ernsthafte Belastung
der Beziehungen zu verhindern.
Die SPD gab der Bundesregierung eine Mitschuld an der schweren Stoerung des
deutsch-chinesischen Verhaeltnisses. Der stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion, Verheugen, meinte, staendiges Nachgeben habe China
zur Annahme verleitet, der Bundesregierung gehe es nur um Geschaefte. |
Bluem: Unternehmer sollen neue Wege gehen |
Bundesarbeitsminister Bluem hat die Unternehmer aufgefordert, neue Wege zu
gehen. Es wuerden nicht nur neue Produkte, sondern auch eine Neuorganisation
der Arbeit gebraucht, sagte der hessische Politiker heute im hessischen
Rundfunk. So habe beispielsweise die hohe Produktivitaet des Opel-Werkes im
thueringischen Eisenach ihre Ursache nicht im groesseren Fleiss der
Beschaeftigten, sondern im besser organisierten Arbeitsablauf. Mehr
Selbstorganisation und Motivation der Arbeitnehmer seien die wichtigsten
Produktionsfaktoren, meinte Bluem. |
Wischnewski befuerchtet schwierigere deutsch-israelische Beziehungen |
Die Verweigerung eines unabhaengigen palaestinensischen Staates gefaehrdet
nach Auffassung des SPD-Nahostexperten Wischnewski den Friedensprozess in der
Region. Ausserdem wuerden die radikalen Gegner von Praesident Arafat
gestaerkt, sagte Wischnewski am Mittag im Deutschlandfunk. Er hoffe aber,
dass der Friedensprozess auch nach der Wahl Benjamin Netanjahus zum
israelischen Regierungschef fortgesetzt werde. Der SPD-Politiker befuerchtet
zudem, dass sich die deutsch-israelischen Beziehungen wegen der
Regierungsbeteiligung radikal-religioeser Parteien schwieriger gestalten
werden. In Kairo wollen 21 Mitgliedsstaaten der arabischen Liga heute einen
gemeinsamen Kurs in der Nahostpolitik festlegen |
SPD will Gesetz zu Ladenoeffnungszeiten kippen |
Bonn. Die SPD will die von der Regierungskoalition beschlossenen laengeren
Ladenoeffnungszeiten zu Fall bringen. Der Geschaeftsfuehrer der
SPD-Bundestagsfraktion, Struck, sagte der "Welt am Sonntag", die SPD werde
ihre Mehrheit im Bundesrat dazu nutzen, dass der Beschluss rueckgaengig
gemacht wird. Nach Ansicht Strucks bedrohen laengere Ladenoeffnungszeiten
die Existenz normaler Einzelhandelsgeschaefte, weil sich dort zusaetzliches
Personal nicht verkraften laesst. Grosse Einkaufsketten wuerden vermehrt
Frauen mit sogenannten 590 DM - Vertraegen einstellen. Falls der Bundesrat
Einspruch gegen das Gesetz einlegt muss ueber das Gesetz ein zweites Mal im
Bundestag abgestimmt werden. |
Handwerk befuerchtet Verlust von 200.000 Arbeitsplaetzen |
Das deutsche Handwerk befuerchtet, dass in den naechsten zehn Jahren 200.000
Arbeitsplaetze verloren gehen, weil sich fuer ausscheidende Betriebsinhaber
kein Nachfolger finde. Der Generalsekretaer des Zentralverbandes, Schleier,
sagte in einem Gespraech mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung,
etwa 50.000 Unternehmen seien gefaehrdet. Die Bundesregierung koennte die
Bereitschaft zur Uebernahme von Handwerksbetrieben durch steuerliche
Entlastungen fuer die Nachfolger foerdern. Er schlage vor, den neuen Inhabern
die Erbschafts- und Schenkungssteuer auf zehn Jahre zu stunden und die
faelligen Betraege ganz zu erlassen, wenn der Betrieb danach noch existiere. |
Deutschland Vorreiter bei Reduzierung der Treibhausgase |
Washington. Deutschland sowie seine Nachbarn Daenemark und Niederlande sind
nach einer Studie des World-Watch-Institutes Vorreiter bei der Reduzierung
der Treibhausgase. Dagegen schneiden die USA, Australien und Kanada bei der
Eindaemmung der Kohlenstoffemmissionen besonders schlecht ab. In dem in
Washington veroeffentlichten Bericht wird der verstaerkte Einsatz
alternativer Energien gefordert, um den Treibhauseffekt zu bekaempfen. Bis
zum Jahr 2050 muessten die fossilen Brennstoffe vor allem durch Wind- und
Sonnenenergie ersetzt werden. Nur so koenne das globale Klima stabilisiert
werden. |
Schwere Vorwuerfe gegen den deutschen Lotto- und Toto-Block |
Hamburg. Bei Sonderauslosungen verfallen immer mehr grosse Gewinne, weil die
Lottogesellschaften bei der Einfuehrung des Computer-online-Systems nicht
mehr wie frueher Name und Anschrift registrierten. Autos im Wert von mehreren
Millionen DM konnten nach Informationen von "Bild am Sonntag" den Gewinnern
nicht zugestellt werden. Von 50 Reisen, die ausgespielt wurden, bekamen 17
Gewinner, die mit dem Online-System gespielt hatten, ihre Preise nicht. |
Ganzseitige Anzeigen mit rechtsradikalem Inhalt in Tageszeitungen |
Erfurt. In zwei Thueringer Tageszeitungen sind ganzseitige Anzeigen mit
rechtsradikalem Inhalt erschienen. Die Zeitung "Freies Wort" in Suhl sowie
die "Suedthueringische Zeitung" in Barchfeld veroeffentlichten Thesen des
hessischen Rechtsanwalts Manfred Roeder, der zu den fuehrenden Koepfen der
rechtsradikalen Szene in Deutschland zaehlt. Darin wird der Vorwurf der
deutschen Schuld am zweiten Weltkrieg als moderne teuflische Erfindung
bezeichnet. Thueringens Innenminister Dewes nannte die Veroeffentlichung
einen Skandal. Die beiden Zeitungen distanzierten sich vom Inhalt der
Anzeige. |
Muenchner stimmen ueber Tunnelprojekte ab |
Muenchen. In der bayerischen Landeshauptstadt sind heute fast eine Million
Buerger aufgerufen, ueber die Tunnelprojekte abzustimmen. Eine unter anderem
von der CSU, dem ADAC und der Industrie- und Handelskammer unterstuetzte
Buergerinitiative will den Bau von drei Tunneln unter dem mittleren Ring. Die
Tunnelbefuerworter argumentieren, mit der Realisierung des Projekts werde
ganz Muenchen vom Verkehr entlastet. Zehntausende von Anwohnern des mittleren
Rings wuerden zudem von der Verringerung der Staus und des Verkehrslaerms
profitieren. Das regierende rot-gruene Rathausbuendnis, das hinter der
Buergerinitiative "Das bessere Buergerbegehren" steht, ist indessen strikt
gegen das Vorhaben. Genauso wie der deutsche Gewerkschaftsbund und der Bund
Naturschutz argumentiert diese Initiative, dass eine Untertunnelung bis zu 40
Prozent mehr Autos in die Innenstadt locken koennte. Darueber hinaus, so die
Tunnelgegner, sollten die benoetigten Gelder besser dazu verwendet werden,
soziale und oekologische Projekte zu finanzieren.
Die Tunnelbefuerworter stetzten sich mit knapper Mehrheit durch. 50.7 Prozent
der Waehler wollen, dass die Stadtautobahn kreuzungsfrei ausgebaut wird. 49.3
Prozent lehnen den Bau dieser Unterfuehrung ab, deren Kosten auf etwa 2
Milliarden DM geschaetzt werden. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp ueber 32
Prozent. |
Oberbuergermeisterwahl in Konstanz |
Konstanz. Nicht weniger als 28 Bewerber stellten sich heute der
Oberbuergermeisterwahl in Konstanz. Amtsinhaber Eickmeier geht nach 16 Jahren
in den Ruhestand. Unter den 55.000 Wahlberechtigten sind auch 3.000
Auslaender aus Staaten der Europaeischen Union. Konstanz ist die erste
groessere Stadt in Baden-Wuerttemberg, in der das Wahlrecht auch fuer
auslaendische EU-Buerger gilt. Es wird nicht erwartet, dass einer der
Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht. |
Axel Schulz scheitert auch im dritten Anlauf |
Dortmund. Auch im dritten Anlauf hat Axel Schulz die grosse Chance verpasst,
nach Max Schmeling zweiter deutscher Profiboxweltmeister im Schwergewicht zu
werden. Der 27jaehrige aus Frankfurt an der Oder verlor in der Nacht zum
Sonntag vor 20.000 Zuschauern im Dortmunder Westfalenstadion den Kampf um das
vakante IBF-Championat gegen Ex-Weltmeister Michael Moorer aus dem USA.
Schulz kassierte eine Boerse von ueber zwei Millionen DM. |
Koepke wechselt zum FC Barcelona |
Der Manager des Nationaltorhueters Andreas Koepke hat den Wechsel von
Koepke zum FC Barcelona bestaetigt. Der Manager soll im Auftrag von Koepke
bei dem spanischen Spitzenclub einen Zweijarhesvertrag mit einer Option fuer
ein drittes Jahr unterschrieben haben. Er bestreitet, dass zwischen dem VFB
Stuttgart und Andreas Koepke ein rechtsgueltiger Vertrag zustande gekommen
sei. VFB Praesident Mayer-Vorfelder hatte zusammen mit Andreas Koepke vor
einer Woche in Manchester etwa 100 Journalisten den Wechsel Koepkes zum VFB
bekannt gegeben. Aus VFB-Kreisen heisst es jetzt bereits, dass man den
Transfer Koepkes zum FC Barcelone rechtlich ueberpruefen lassen wolle. |
Fussballeuropameisterschaft: Viertelfinalspiele |
Deutschland - Kroatien 2:1 Deutschland weiter Portugal - Tschechien 0:1 Tschechien weiter Die Halbfinalspiele finden am Mittwoch, den 26.6. um 17:00 Uhr in Manchester (Frankreich - Tschechien) und um 20:30 in London (England - Deutschland) statt. |
Quellen |
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