GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 02.07.2002



* Flugzeugunglueck am Bodensee - Bisher 26 Tote geborgen
* Kritik an Schweizer Fluglotsen
* Moegliche Sondersitzung zum Bosnienmandat
* CDU muss Geldstrafe bezahlen
* Entschuldigung von Glos gefordert
* Dosenpfand kommt endgueltig am 1.1.2003
* Hoehere Kosten fuer Pinakothek nicht ausgeschlossen
* Polizei geht gegen Kinderpornoring vor
* Oliver Kahn ist bester Spieler der Fussball-WM
* Boerse



Flugzeugunglueck am Bodensee - Bisher 26 Tote geborgen

Zwei Verkehrsflugzeuge mit insgesamt 71 Menschen an Bord sind am Montag, 1. Juli, um 23.30 Uhr ueber dem westlichen Bodenseekreis in der Luft zusammengeprallt und aus circa elf Kilometern (35.000 Fuss) Hoehe abgestuerzt. Bei den verunglueckten Flugzeugen handelt es sich um eine Passagiermaschine des Typs Tupolev 154 aus Russland und um eine als Frachtmaschine genutzte Boeing 757. Die Polizei geht davon aus, dass es keine Ueberlebenden gibt. An Bord der Tupolev befanden sich nach den derzeitigen Informationen 69 Menschen - 52 Kinder und Jugendliche, fuenf Erwachsene sowie die zwoelf Besatzungsmitglieder. Alle Insassen waren russische Staatsangehoerige. Die Tupolev befand sich auf dem Weg von Moskau nach Barcelona.

Die Boeing 757 war mit zwei Besatzungsmitgliedern, einem Briten und einem Kanadier, besetzt und von Bahrain ueber Bergamo / Italien nach Bruessel unterwegs. Gefaehrliche Fracht befand sich nach bisherigen Feststellungen nicht an Bord.

Polizei und Rettungskraefte fanden in einem Umkreis von rund 25 Kilometer verstreut Wrackteile der Maschinen. Bisher konnten 26 Menschen tot geborgen werden. Menschen am Boden wurden offenbar nicht verletzt. Das Gelaende ist weitraeumig abgesperrt, die Suche nach den Opfern laeuft auf Hochtouren. Entgegen erster Meldungen gerieten am Boden keine Gebaeude in Brand.

Fuer besorgte Buerger wurde am Flughafen Muenchen eine gemeinsame Auskunftsstelle mit der Rufnummer 089 / 97620 eingerichtet, die auch Zeugenhinweise entgegennimmt. Die Ermittlungen zur Absturzursache dauern an. Die beiden Flugzeuge befanden sich offenbar aus noch nicht geklaerten Gruenden auf Kollissionskurs und standen zur Unglueckszeit unter Aufsicht der schweizerischen Flugkontrolle.

Insgesamt rund 800 Polizeibeamte sowie Rettungskraefte und rund 500 ehrenamtliche Helfer, darunter 250 Feuerwehrleute, 180 Angehoerige des DRK und 80 Helfer des THW sowie mehrere Notaerzte sind seit der Nacht im Einsatz. Auch der Bodensee wird abgesucht, bisher gibt es aber keine Hinweise darauf, dass Flugzeugteile in den See gefallen sind. Angehoerige der Bodenseewasserversorgung haben vorsorglich Wasserproben entnommen. Die Truemmer der verunglueckten Flugzeuge liegen nordwestlich von Ueberlingen in einem circa einem Kilometer breiten und zehn Kilometer langen Absturztrichter von der Ortschaft Taisersdorf in Richtung Bodensee. Zahlreiche brennende Wrackteile mussten von den eintreffenden Feuerwehrleuten in der Nacht geloescht werden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Ungluecks entsandte das Lagezentrum im Innenministerium zur Unterstuetzung der Beamten der Polizeidirektion Friedrichshafen alle verfuegbaren Kraefte der Landes- und der Bereitschaftspolizei zum Ungluecksort, um nach den Opfern zu suchen und das Ausmass der Schaeden festzustellen. Ihnen steht auch ein Kriseninterventionsteam zur Verfuegung, das auch betroffenen Buergerinnen und Buergern seelischen und psychologischen Beistand leistet. Die Polizeihubschrauberstaffel Baden-Wuerttemberg wurde von Hubschraubern der bayerischen Polizei, des Bundesgrenzschutzes und der Bundeswehr unterstuetzt. Gemeinsam suchten die Wasserschutzpolizei, die Feuerwehr und Angehoerige der DLRG den Bodensee ab. Spezialisten des Bundes- und des Landeskriminalamtes begannen inzwischen mit den Untersuchungen der Flugzeugwracks.

Wie zuvor Ministerpraesident Erwin Teufel sprach Innenminister Dr. Thomas Schaeuble den Angehoerigen der Opfer sein tief empfundenes Mitgefuehl aus und bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern fuer ihren selbstlosen und weit ueber die Pflichterfuellung hinaus gehenden Einsatz.

Auf der Suche nach Wrackteilen der beiden abgestuerzten Flugzeuge hofft die Polizei auch die Hilfe der Bevoelkerung in der Region Ueberlingen. Unter den Telefonnummern

07551/309-762 und 07551/309-763

nehmen die Beamten Hinweise zu Wrack- und Leichenteilen entgegen. Dadurch soll vermieden werden, dass trotz der akribischen Suche an der Absturzstelle Spuren verloren gehen.


Kritik an Schweizer Fluglotsen

Ueberlingen. Nach dem Flugzeugunglueck ueber dem Bodensee geraet die Schweizer Flugsicherung in die Kritik. Der Fluglotse hatte den Piloten der russischen Tupolew erst rund 50 Sekunden vor dem Zusammenstoss mit dem Boeing-Frachtflugzeug aufgefordert, niedriger zu fliegen. Das hat die deutsche Bundesstelle fuer Flugunfalluntersuchung festgestellt. Die Schweizer Flugsicherung erklaerte ausserdem, dass der zweite Fluglotse Pause hatte, als die beiden Maschinen zusammenstiessen. Ausserdem korrigierte die Behoerde den Ablauf der Ereignisse. Es habe nicht drei sondern nur zwei Anweisungen an die Tupolew gegeben. Zudem habe auch der Pilot des Frachtflugzeugs Funkkontakt mit dem Tower in Zuerich-Kloten gehabt. Er habe gemeldet, dass sein Alarmsystem sich eingeschaltet habe und er daraufhin den Sinkflug einleitete. Die beiden Flugzeuge waren in der Nacht ueber dem Bodensee zusammengestossen. Dabei kamen mindestens 71 Menschen ums Leben, unter ihnen mehr als 50 Kinder.

Mit grosser Bestuerzung hat Ministerpraesident Erwin Teufel auf das Flugzeugunglueck am Bodensee reagiert. Nach einem Rundflug ueber dem Absturzgebiet am Dienstag zeigte er sich zutiefst erschuettert ueber das grausige Unglueck, das so viele Menschen in den Tod gerissen hat. Sein Mitgefuehl gelte in dieser schweren Stunde den Angehoerigen der Opfer. Rund 800 Polizeibeamte seien im Einsatz, um bei der Suche nach Opfern zu helfen, und die Ursache der Kollision zu klaeren. Teufel ordnete wegen der Flugzeugkatastrophe Trauerbeflaggung an allen Dienstgebaeuden des Landes bis zum Donnerstag an.


Moegliche Sondersitzung zum Bosnienmandat

Berlin. Der Bundestag wird sich moeglicherweise auf einer Sondersitzung mit der weiteren Stationierung deutscher Soldaten in Bosnien befassen. Die USA blockieren die Verlaengerung des UNO-Mandats in Bosnien-Herzegowina. Bundeskanzler Schroeder hofft noch auf einen Kompromiss im Weltsicherheitsrat. Sollte es nicht dazu kommen, muesste der Bundestag seine Zustimmung fuer den Verbleib der rund 3.000 Bundeswehrsoldaten geben. Die USA sind gegen eine Verlaengerung der UNO-Mission, weil sie es ablehnen, dass ihre Blauhelmsoldaten moeglicherweise vor den neuen Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden. Die Regierung in Washington verlangt einen Schutz vor Strafverfolgung. Dazu scheint der Sicherheitsrat nicht bereit zu sein.


CDU muss Geldstrafe bezahlen

Berlin. Die CDU muss eine umstrittene Geldstrafe in Hoehe von 600.000 Euro bezahlen. Das Berliner Verwaltungsgericht wies heute eine Klage der Partei gegen die Entscheidung von Bundestagspraesident Thierse zurueck. Grund fuer die Strafe ist eine Zuwendung der Unions-Fraktion an die CDU im Jahr 1990 in Hoehe von mehr als 300.000 Euro. Im Rechenschaftsbericht der Partei wurde diese Summe nicht als Grossspende, sondern lediglich als sonstige Einnahme verbucht.


Entschuldigung von Glos gefordert

Berlin. Bundesarbeitsminister Riester fordert eine Entschuldigung von CSU-Landesgruppenchef Glos. Dieser hatte die Vorschlaege der Hartz-Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes mit der V2-Wunderwaffe der Nazis verglichen. Fuer diese Entgleisung muesse sich Glos entschuldigen, sagte Riester. SPD-Generalsekretaer Muentefering schloss sich der Forderung an. Leute wie Glos duerften Deutschland nicht regieren.


Dosenpfand kommt endgueltig am 1.1.2003

Berlin. Das umstrittene Dosenpfand wird nun endgueltig ab Anfang naechsten Jahres eingefuehrt. Die heute veroeffentlichte Mehrwegquote liegt in Deutschland zur Zeit nur bei knapp 64 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben sind aber 72 Prozent. Das Pflichtpfand kommt daher fuer Bier, Mineralwasser und Erfrischungsgetraenke.


Hoehere Kosten fuer Pinakothek nicht ausgeschlossen

Muenchen. Innenminister Beckstein hat die Kritik des Bayerischen Obersten Rechnungshofes an den Kostensteigerungen beim Bau der Pinakothek der Moderne bestaetigt. Den Hauptgrund fuer die Mehrkosten von rund 19 Millionen Euro sieht Beckstein in der mangelnden Kostenkontrolle durch ein vom Freistaat beauftragtes Ingenieurbuero.


Polizei geht gegen Kinderpornoring vor

Wiesbaden. Die Polizei ist gegen einen internationalen Kinderpornoring vorgegangen. 50 Tatverdaechtige wurden festgenommen. Bei der Aktion wurden Wohnungen und Bueros in sieben Laendern durchsucht und zahlreiche Computer beschlagnahmt. Der Schwerpunkt der polizeilichen Ermittlungen lag in Deutschland. Einige der Tatverdaechtigen legten ein Gestaendnis ab. Der Kinderpornoring ist offenbar vor zwei Jahren gegruendet worden. Nach Auskunft der Polizei machten seine Mitglieder selbst vor dem Missbrauch von Kleinkindern und Babys nicht halt.


Oliver Kahn ist bester Spieler der Fussball-WM

Tokio. Der Kapitaen der deutschen Fussballnationalmannschaft, Oliver Kahn, ist von Sportjournalisten zum besten Spieler der WM 2002 gewaehlt worden. Kahn ist der erste Torwart, der eine solche Auszeichnung erhaelt.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$)  1.0177 Euro
Kanada (1 $)  0.6657 Euro
England (1 Pfund)  1.5554 Euro
Schweiz (100 sfr)  68.166 Euro
Japan (100 Yen)  0.8450 Euro
Schweden (100 skr)   11.026 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:4212,42 ( aktuell )  
Dow-Jones-Index:9019,66 ( Stand 17:00 MESZ )  
9109,79 ( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:10622,32
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR3    19:00 MESZ
B5    19:00 MESZ
Innenministerium Baden-Wuerttemberg