GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 18.11.1996



* Erfolgreiche Boerseneinfuehrung der Telekom
* Sozialdemokraten zu Gespraechen ueber Energiepolitik bereit
* Gerhardt sieht Einigungsmoeglichkeit ueber Soli-Zuschlag
* Gansel: Ist Bundesregierung von Iran erpressbar?
* Herzog in Peking eingetroffen
* Seehofer gegen Rationierung gesundheitlicher Leistungen
* Folgen der gescheiterten Marsmission
* 10 Millionen Mark Soforthilfe fuer Ruanda-Fluechtlinge
* Weg fuer Ifor-Nachfolgemission freigemacht
* Neuer Versuch fuer Metall-Tarifverhandlungen
* Anklage gegen ehemalige DDR-Grenzoffiziere erhoben
* Grossflaechiger Stromausfall in Berlin
* Boerse
* Das Wetter



Erfolgreiche Boerseneinfuehrung der Telekom

Die Aktie der Deutschen Telekom AG hat an ihrem ersten Boersentag sowohl in Frankfurt am Main als auch an der New Yorker Wall Street erheblich an Wert gewonnen. In Frankfurt schlossen die Anteile des groessten europaeischen Kommunikationskonzerns mehr als fuenf Mark ueber dem Ausgabekurs bei DM 33,90. In New York wurde fuer das Papier ein erster Handelskurs von 22 Dollar genannt. Er lag damit um mehr als drei Dollar ueber dem Emmissionskurs von 18,89 Dollar. An der Wall Street werden zunaechst 85 Millionen T-Aktien angeboten. Ab morgen kann das Papier auch in Tokio gehandelt werden. Bundesfinanzminister Waigel sprach von einem historischen Tag fuer den Finanzplatz Deutschland.

Die Telekom hatte den Ausgabepreis fuer die 5-Mark Aktie auf DM 28,50 festgelegt. Der Konzern will durch seinen Boersengang 20 Milliarden Mark Kapital ansammeln und damit einen Teil seiner Schulden abtragen, die bisher rund 100 Milliarden betragen.

Erste Kritik am Preis der Aktie aeusserte die Deutsche Schutzvereinigung fuer Wertpapierbesitzer. Der Hauptgeschaeftsfuehrer der Organisation, Hocker (sp?), sagte der Berliner Zeitung, ein Preis um DM 25 sei realistisch. Wegen der starken Nachfrage nach der Aktie haetten aber alle Beteiligten damit gerechnet, dass die Telekom ihren Spielraum weitgehend ausnutze.


Sozialdemokraten zu Gespraechen ueber Energiepolitik bereit

Die Sozialdemokraten haben sich bereit erklaert, mit der Bundesregierung neue Gespraeche ueber die langfristige Energiepolitik in Deutschland zu fuehren. Entsprechend aeusserte sich SPD-Chef Lafontaine am Nachmittag in Bonn. Damit wandte er sich gegen ein Junktim zwischen der Zukunft der Steinkohlesubventionen und der Atomenergie. Die von Bundeskanzler Kohl beabsichtigte Entwicklung einer neuen Reaktorlinie lehnte Lafontaine zudem ab. Berichte, wonach bereits vereinbart worden sei, die Aufrechterhaltung der Kohlesubventionen an die Zustimmung der Sozialdemokraten zur Endlagerung von Atommuell zu binden, wies der SPD-Vorsitzende zurueck. Auch ein Sprecher der Regierung widersprach dieser Darstellung.


Gerhardt sieht Einigungsmoeglichkeit ueber Soli-Zuschlag

Im Bonner Koalitionsstreit um die Absenkung des Solidaritaetszuschlags ab 1998 sieht FDP-Chef Gerhardt gute Chancen fuer eine Einigung mit der Union bis Mitte Dezember. Nach einer Sitzung des FDP-Praesidiums heute in Halle sagte Gerhardt, bis zu diesem Zeitpunkt erwarte er einen soliden Abschluss der Haushaltsberatungen. Fuer den Arbeitsmarkt seien steuerpolitische Reformsignale notwendig, fuegte der FDP-Vorsitzende hinzu.


Gansel: Ist Bundesregierung von Iran erpressbar?

Bonn. Der SPD-Aussenpolitiker Gansel hat die Bundesregierung aufgefordert, unverzueglich zu den iranischen Behauptungen Stellung zu nehmen, der Irak habe fuer seine chemischen Waffen deutsche Hilfe erhalten. Die Regierung muesse die Frage beantworten, ob sie erpressbar sei, sagte Gansel. Die Behauptungen aus Teheran seien so ungeheuerlich, dass man dazu nicht schweigen duerfe.

Bundesaussenminister Kinkel hat die Proteste vor der deutschen Botschaft in Teheran kritisiert. In einem Telefongespraech mit seinem iranischen Kollegen Welajati betonte Kinkel, die deutsche Justiz sei unabhaengig. Ausloeser der gestrigen Demonstrationen waren die Plaedoyers im Berliner Mykonos-Prozess. Die Bundesanwaltschaft wirft der iranischen Fuehrung vor, sie sei fuer die Ermordung von vier kurdischen Politikern 1992 in Berlin verantwortlich.

Trotz der iranischen Vorwuerfe gibt es nach Einschaetzung der Bundesregierung noch keine Krise in den Beziehungen zu Teheran. Regierungssprecher Schmoeling (sp?) warnte heute vor einer Dramatisierung der Lage. Es liege an der iranischen Fuehrung, ob sich das bilaterale Verhaeltnis so weiterentwickele, wie zuvor. Zugleich verwies auch er auf die Unabhaengigkeit der deutschen Justiz.


Herzog in Peking eingetroffen

Peking. Bundespraesident Herzog ist zu einem einwoechigen Staatsbesuch in der Volksrepublik China eingetroffen. Die politischen Gespraeche sollen morgen mit einem Empfang bei Staats- und Regierungschef Tian Tse Minh (sp?) beginnen. Herzog kuendigte an, sich um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Laendern in allen Bereichen zu bemuehen. Er werde sich deshalb weder auf die Foerderung der Wirtschaft, noch auf das Thema Menschenrechtsverletzungen beschraenken. Zunaechst absolviert der Bundespraesident ein Besichtigungsprogramm in Peking.


Seehofer gegen Rationierung gesundheitlicher Leistungen

Bundesgesundheitsminister Seehofer hat sich gegen eine staatliche Rationierung gesundheitlicher Leistungen ausgesprochen. Im Inforadio sagte Seehofer, er glaube nicht, dass Leistungen ueber das heute bekannte Mass gestrichen wuerden. Sie muessten lediglich wirtschaftlicher und effizienter erbracht werden. Gleichzeitig sei eine hoehere Selbstbeteiligung der Versicherten noetig, erklaerte der Gesundheitsminister weiter. Nur so koennten der medizinische Fortschritt und die Kosten durch die Altersstruktur der Bevoelkerung dauerhaft finanziert werden. Eine weitere Gesundheitsreform haelt Seehofer nach eigenen Worten nicht fuer noetig.


Folgen der gescheiterten Marsmission

Canberra. Die ausser Kontrolle geratene russische Marssonde ist am fruehen Morgen unweit der Osterinseln in den Pazifik gestuerzt. Mitarbeiter eines in Australien eingerichteten Krisenstabes sowie der US-Raumfahrtsbehoerde berichteten, die Ueberreste der sechs Tonnen schweren Sonde seien etwa 1.000km westlich von Chile niedergegangen. Ueber den Zustand der vier Generatoren, die 200g hochgiftiges Plutonium enthalten, ist nicht bekannt. Russland versicherte, die Behaelter seien praktisch unzerstoerbar.

Die Marssonde war vom Kurs abgekommen, weil nach dem Start am Sonnabend die vierte Raketenstufe nicht zuendete. An dem Projekt waren 22 Staaten beteiligt, darunter auch Deutschland. Durch den Fehlschlag sind Deutschland nach Angaben des Bundesforschungsministeriums Verluste von 190 Millionen Mark entstanden. Der Gesamtetat fuer das Projekt habe bei 250 Millionen gelegen, von denen aber 60 Millionen fuer die Auswertung spaeterer Marsbilder eingeplant gewesen seien, sagte ein Ministeriumssprecher heute in Bonn. Die russische Raumfahrtbehoerde bezifferte die Verluste auf insgesamt mindestens 400 Millionen Mark.


10 Millionen Mark Soforthilfe fuer Ruanda-Fluechtlinge

Bundesaussenminister Kinkel hat eine Soforthilfe von 10 Millionen Mark fuer die Ruanda-Fluechtlinge veranlasst. Darueber hinaus werde der Einsatz des Technischen Hilfswerkes vorbereitet, erklaerte der Minister in Bonn. Die Organisation solle sich um die Aufbereitung von Trinkwasser bemuehen.

Unterdessen kehren immer mehr Fluechtlinge aus dem Westen Zaires nach Ruanda zurueck. Bisher seien mehr als eine halbe Million Menschen in Ruanda eingetroffen, meldete das UN-Fluechtlingshilfswerk.

In Stuttgart werden sich am Mittwoch Vertreter der Laender treffen, die sich an der geplanten Schutztruppe fuer Zaire beteiligen werden.


Weg fuer Ifor-Nachfolgemission freigemacht

Der NATO-Rat hat heute in Bruessel den Weg fuer eine neuen Mission der westlichen Allianz in Bosnien freigemacht. Die Botschafter der 16 Mitgliedslaender einigten sich grundsaetzlich darauf, nach Beendigung des Ifor-Einsatzes rund 30.000 Soldaten in der Region zu stationieren. Der Militaertstab wurde beauftragt, detaillierte Plaene fuer eine multinationale Einheit auszuarbeiten. Unklar ist noch der Zeitrahmen - die USA haetten eine Dauer von 18 Monaten bis zum Juni 1998 vorgeschlagen, hiess es. Das Mandat der Ifor-Truppe laeuft am 20. Dezember aus. Deutschland will 3.000 Soldaten entsenden.


Neuer Versuch fuer Metall-Tarifverhandlungen

Nach dem Scheitern der Verhandlungen auf Bundesebene und in Baden-Wuerttemberg wollen die Tarifpartner der Metallindustrie nun in Nordrhein-Westfalen versuchen, im Streit um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eine Loesung zu finden. Die Gespraeche beginnen am Montag kommender Woche in Krefeld. Wie die Arbeitgeber mitteilten, soll mit der IG-Metall eine Paketloesung fuer alle Themen der Tarifrunde 1997 entwickelt werden. Die Tarifverhandlungen fuer den Bezirk Kueste wurden heute in Hamburg ohne greifbares Ergebnis vertagt.

Ohne Annaeherung ging auch die zweite Gespraechsrunde ueber einen Manteltarifvertrag in der Druckindustrie in Frankfurt/Main zu Ende. Im Laufe der Woche wollen Bankangestellte mit zahlreichen Protestaktionen gegen die Lohnkuerzung bei Krankheit protestieren.


Anklage gegen ehemalige DDR-Grenzoffiziere erhoben

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen fuenf ehemalige Grenzoffiziere erhoben. Ihnen wird Beihilfe zum Todschlag vorgeworfen. Sie sollen fuer die Errichtung von Minensperren und Selbstschussanlagen zustaendig gewesen sein.

Im Prozess gegen Mitglieder des frueheren Politbueros hat der Mitangeklagte Guenter Kleiber den Vorwurf des Todschlags wegen des Schiessbefehls an der innerdeutschen Grenze zurueckgewiesen. Ihm koenne keine persoenliche Mitschuld fuer die Mauertoten zur Last gelegt werden, sagte Kleiber vor dem Berliner Landgericht. Fuer die Grenzsicherung sei der Nationale Verteidigungsrat zustaendig gewesen.


Grossflaechiger Stromausfall in Berlin

Ein grossflaechiger Stromausfall hat heute in mehreren Ostbezirken Berlins ein Chaos ausgeloest. Der S-Bahn-Verkehr kam vollstaendig zum Stillstand. Nach Aussagen eines S-Bahn-Sprechers hatte sich der Betrieb am spaeten Nachmittag wieder weitgehend normalisiert. Auch viele Strassenbahnen und die U-Bahnlinien 2 und 5 konnten zeitweilig nicht mehr fahren, 260.000 Haushalte waren mehrere Stunden lang ohne Strom. Der Ausfall von Ampelanlagen fuehrte zu ein Verkehrschaos.

Ursache war nach Angaben des Energieversorgers Bewag ein Kurzschluss, den ein Kran an einer Hochspannungsleitung im Berliner Bezirk Marzahn verursacht hatte. Fuenf Arbeiter wurden verletzt, zwei davon schwer.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5071
Kanada(1 $)  1,1240
England(1 Pfund)  2,5129
Irland(1 Pfund)  2,5168
Schweiz(100 sfr)  118,220
Frankreich(100 FF)  29,586
Italien(1000 Lit)  0,9937
Oesterreich(100 oeS)  14,209
Spanien(100 Ptas)  1,1880
Japan(100 Yen)  1,3518
Schweden(100 skr)  22,743
 
Einige Indizes:
DAX:2763,84(-31,96)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6349,15(+1,12)  (15:50 GMT)  
6348,03(Schlussstand gestern)  
Nikkei-Index:20796,37(-133,36)  (Schlussstand)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Meist bedeckt, abends und nachts in der Westhaelfte verbreitet Regen, oberhalb 300m Schnee mit zum Teil erheblichen Verkehrsbehinderungen. Morgen voruebergehend auflockernde Wolken, abends im Suedwesten Schneeregen und Schnee; Temperaturen 2 bis 7 Grad Celcius. Die Aussichten: am Mittwoch und Donnerstag wiederholt teils schauerartiger Regen und Schnee, oberhalb 500m meist Schnee; Hoechstwerte 2 bis 7 Grad.


Quellen

Radio B Zwei    10:00 MEZ
Inforadio BB    10:20 MEZ    18:20 MEZ
Deutschlandfunk    18:00 MEZ
Radio Fritz    18:30 MEZ    19:30 MEZ