GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 15.04.1997



* Kein Durchbruch im Steuergipfel erreicht
* DGB spricht sich gegen 32-Stunden-Woche aus
* Iranische Wirtschaftsdelegation sagt Besuch in Deutschland ab
* Hundt: Staatlich subventionierte Niedrigloehne fuer einfache Arbeit
* Seehofer: Aerzte sollen bei Kuren nicht uebertrieben zurueckhaltend sein
* Lebenshaltungskosten im Maerz leicht gesunken
* Hohe Ausgaben fuer Arbeitslosenhilfe
* Anhaltendes Interesse an Stasi-Unterlagen
* Zweitgroesster Sender der ARD entsteht im Suedwesten Deutschlands
* Das Wetter
* Boerse



Kein Durchbruch im Steuergipfel erreicht

Bonn. Koalition und SPD haben auch beim zweiten Steuergipfel noch keinen Durchbruch erzielt. Beide Seiten vereinbarten aber in der kommenden Woche ein neues Treffen unter Leitung von Bundeskanzler Kohl und SPD-Chef Lafontaine. Nach dem heutigen Gespraech im Kanzleramt in Bonn sagte Lafontaine, er halte jetzt eine Einigung fuer moeglich. Der Kanzler betonte, Koalition und SPD muessten alles versuchen, um zu einer Verstaendigung zu kommen. Er koenne aber keine Prognose ueber das Gelingen abgeben. Hauptstreitpunkt ist offenbar weiterhin der Finanzierungsbedarf der geplanten Steuerreform. Lafontaine sprach von einem nach wie vor bestehenden grossen Finanzloch im Koalitionskonzept. Finanzminister Waigel hielt den Sozialdemokraten vor, sie setzten die durch die Steuerreform entstehenden Finanzluecken zu hoch an, und beruecksichtigten nicht die Wachstums- und Beschaeftigungseffekte der Reform.


DGB spricht sich gegen 32-Stunden-Woche aus

Baden-Baden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist auf Distanz zum Vorschlag von IG Metall-Chef Zwickel gegangen, die woechentliche Arbeitszeit auf 32 Stunden zu verringern. Der DGB-Vorsitzende Schulte sagte vor Unternehmern in Baden-Baden, mit dem Plan fuer eine Vier-Tage-Woche sei eine "avantgardistische Zielmarke" fuer die innergewerkschaftliche Diskussion gesetzt worden. Kaum ein Gewerkschafter sei so realitaetsfern, dass er ueberhaupt noch eine Chance fuer schematische Arbeitszeit-Ordnungen sehe. Unabhaengig von dieser Diskussion muesse man das schon heute Notwendige in der Arbeitszeitpolitik tun, wie den Abbau von Ueberstunden, mehr sozialversicherungspflichtige Teilzeitarbeit sowie mehr Altersteilzeit, betonte Schulte.


Iranische Wirtschaftsdelegation sagt Besuch in Deutschland ab

Bonn/Teheran. Als Reaktion auf das Berliner Mykonos-Urteil hat die iranische Regierung den Besuch einer Wirtschaftsdelegation in Deutschland abgesagt. Das bestaetigte der Deutsche Industrie- und Handelstag. Nach Informationen des "Handelsblattes" aeusserte die Regierung in Teheran jedoch zugleich den Wunsch, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Laendern nicht dauerhaft beschaedigt werden sollten. Im sogenannten Mykonos-Urteil hatte das Berliner Kammergericht die iranische Fuehrung beschuldigt, den Mord an vier kurdischen Oppositionellen in Auftrag gegeben zu haben.


Hundt: Staatlich subventionierte Niedrigloehne fuer einfache Arbeit

Hamburg. Arbeitgeberpraesident Hundt hat sich fuer staatlich subventionierte Niedrigloehne bei einfachen Taetigkeiten ausgesprochen. Tausende neuer Jobs koennten geschaffen werden, wenn die Einkommen fuer solche Beschaeftigung um 25 bis 30 Prozent gesenkt wuerden, sagte Hundt der Hamburger Illustrierten "Stern". Diese Niedrigloehne koennten dann durch Transferzahlungen aus der Sozialhilfe aufgebessert werden. Heute fielen diese Leute der Sozialhilfe ganz zur Last, bei seinem Vorschlag aber nur teilweise, fuegte der BDA-Praesident hinzu.


Seehofer: Aerzte sollen bei Kuren nicht uebertrieben zurueckhaltend sein

Wiesbaden. Bundesgesundheitsminister Seehofer hat an die Aerzte appelliert, bei der Verschreibung von Kuren nicht uebertrieben zurueckhaltend zu sein. Es deute sich inzwischen an, dass aufgrund der vorhergehenden Spar-Aufrufe viel weniger Kuren verschrieben wurden als Geld vorhanden sei, sagte Seehofer in Wiesbaden. Vor allem die Muetter-Genesungswerke meldeten zahlreiche freie Betten, obwohl dieser Bereich von den Sparmassnahmen gar nicht betroffen sei.


Lebenshaltungskosten im Maerz leicht gesunken

Wiesbaden. Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind im Maerz gegenueber Februar um 0,2 Prozent gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt dies daran, dass frische Lebensmittel und Heizoel saisonbedingt billiger wurden. Im Vergleich zum Maerz 1996 ergab sich aber ein Preisanstieg von 1,5 Prozent. Die Statistiker machen dafuer vor allem die Wohnungsmieten verantwortlich, die im Berichtszeitraum um 2,7 Prozent anzogen.


Hohe Ausgaben fuer Arbeitslosenhilfe

Nuernberg. Die Bundesanstalt fuer Arbeit hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres knapp sechs Mrd. Mark fuer Arbeitslosenhilfe ausgegeben. Das sind fast 800 Mio. Mark mehr als im gleichen Zeitraum 1996. Nach Angaben der Behoerde wurde im ersten Quartal bereits ein Drittel der im Bundeshaushalt fuer Arbeitslosenhilfe eingeplanten Mittel aufgebraucht. Die SPD bezeichnete die Langzeitarbeitlosigkeit als Sprengsatz fuer den Haushalt.


Anhaltendes Interesse an Stasi-Unterlagen

Berlin. Der Bundesbeauftragte fuer die Stasi-Unterlagen, Gauck, hat das anhaltende Interesse an der Aufarbeitung der DDR-Geschichte betont. Fuenf Jahre nach Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes wies Gauck im Deutschlandfunk darauf hin, dass seine Behoerde derzeit im Monat 15.000 bis 16.000 neue Antraege von Buergern verzeichne, die ihre Akten einsehen wollten. Dies zeige, dass es richtig gewesen sei, die Dokumente zur Aufbereitung freizugeben. Nach seinen Worten konnten bis jetzt etwa 935.000 private Antraege bearbeitet werden.


Zweitgroesster Sender der ARD entsteht im Suedwesten Deutschlands

Mannheim. Im Suedwesten Deutschlands soll im kommenden Jahr der zweitgroesste Sender der ARD entstehen. Die neue Anstalt mit dem Namen "Suedwestrundfunk SWR" wird durch die Fusion des "Suedwestfunks" und des "Sueddeutschen Rundfunks" zustande kommen. Einen entsprechenden Staatsvertragsentwurf zeichneten die Ministerpraesidenten von Rheinland-Pfalz und Baden-Wuerttemberg, Beck und Teufel, heute in Mannheim ab. Dem Staatsvertrag muessen noch die Landtage in Mainz und Stuttgart zustimmen. Vorgesehen ist, dass unter dem Dach des neuen SWR zwei Landessender in Hoerfunk und Fernsehen entstehen. Der Sitz des Senders wird auf die Standorte Stuttgart, Baden-Baden und Mainz verteilt mit der Intendanz in Stuttgart. Nach dem Willen der Landesregierungen sollen aus den Hauptstaedten Mainz und Stuttgart ein drittes Fernsehprogramm sowie jeweils ein erstes und viertes Radioprogramm kommen. Die bisherigen dritten Radioprogramme werden wie das gesamte zweite Hoerfunkprogramm in Baden-Baden zusammengefasst. Dort liegt auch die gemeinschaftliche Produktion fuer die Fernseh-Landesprogramme. Die Intendanten von SWF und SDR, Voss und Fuenfgeld, begruessten die Einigung der Ministerpraesidenten, kuendigten aber eine Pruefung der Frage an, ob die Entwicklungsgarantie im Sinne der Rundfunkfreiheit gesichert sei.


Das Wetter

Suedwestdeutschland liegt unter schwachem Hochdruckeinfluss. Von der Pfalz bis zum Bodensee wechseln sich daher Sonne und Wolken am Himmel ab und es bleibt trocken. Frostigen minus 2 Grad in der Fruehe folgen tagsueber Werte um 10 Grad, - im Breisgau werden bis zu 12 Grad erreicht.

Ueber den anderen Gebieten breitet sich von Norden her dichte Bewoelkung aus, die vom Niederrhein ueber die Mittelgebirge hinweg bis nach Ostbayern zeitweise etwas Regen oder Schneeregen mitbringt. Oberhalb von 500 Metern faellt durchweg Schnee. In der Fruehe pendeln die Quecksilber zwischen 0 und 3 Grad. Sie klettern auch am Nachmittag nur auf unterkuehlte 3 bis 8 Grad. Der Wind weht allgemein maessig und kommt aus noerdlichen bis nordwestlichen Richtungen.

Am Donnerstag gibt es in der Osthaelfte noch einzelne Schneeregen- oder Graupelschauer. Sonst lockern sich die Wolken vom Rhein her mehr und mehr auf und die Sonne kommt raus. Dabei bleibt es mit 5 bis 13 Grad aber noch ziemlich kalt.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US$)  1,7334
Kanada(1 CAN$)  1,2390
England(1 Pfund)  2,8193
Irland(1 Pfund)  2,6720
Schweiz(100 sfr)  117,820
Frankreich(100 FF)  29,728
Italien(1000 Lit)  1,0180
Oesterreich(100 oeS)  14,209
Spanien(100 Ptas)  1,1875
Japan(100 Yen)  1,3731
Schweden(100 skr)  22,541
 
Einige Indizes:
DAX:3.327,68(+ 47,78)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6.544,21(+ 92,31)  (16:51 UTC)  
6.451,90(Schlusstand gestern)  
Nikkei-Index:17.933,59(+241,12)  (Schlussstand)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    07:30 MESZ    13:00 MESZ    20:00 MESZ
DLF    10:00 MESZ    17:30 MESZ
NDR4    14:00 MESZ
Wetter: http://www.donnerwetter.de