GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 12.03.1997



* Im Jemen entfuehrte Deutsche nun doch frei
* Aktuelle Stunde ueber Castor-Transport im Bundestag
* Kohl: Kompromiss ueber Kohlesubventionen moeglich
* Hubraumbezogene KFZ-Steuer soll in Abgassteuer umgewandelt werden
* Kohl kuendigt Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplaetzen an
* Verhandlungen ueber Altersteilzeit
* 1996 mehr Firmenpleiten als jemals zuvor
* Proteste gegen Kuerzungen im Gesundheitswesen
* Neue Erkenntnisse ueber die Brandkatastrophe in Luebeck vor einem Jahr
* Prozess um die Ermordung der "Weimar-Kinder" wieder aufgenommen
* CeBIT wurde heute eroeffnet
* Ermittlungsverfahren gegen Atomkraftgegner eingeleitet
* Fussballbundesliga
* Boerse



Im Jemen entfuehrte Deutsche nun doch frei

Sanaa/Bonn. Das Schicksal der sieben deutschen Touristen, die im Jemen entfuehrt wurden, war bis zum Nachmittag unklar. Dann teilten Sicherheitskreise mit, die Geiseln seien frei und sollen noch am Abend in der Hauptstadt Sanaa eintreffen. Ein Sprecher des Auswaertigen Amtes in Bonn bestaetigte dies. Die deutsche Botschafterin in Sanaa, Graefin Strachwitz (sp?) habe mit einem der entfuehrten Maenner telefoniert. Weitere Einzelheiten der Freilassung sind noch nicht bekannt. Gestern war das Ende der Geiselnahme schon einmal angekuendigt worden. Das hatte sich jedoch spaeter als Falschmeldung erwiesen. Die Deutschen waren Anfang letzter Woche von rund 50 bewaffneten Beduinen im suedlichen Jemen verschleppt worden.


Aktuelle Stunde ueber Castor-Transport im Bundestag

Bonn. Die Proteste der Bergleute und die Proteste beim Castor-Transport nach Gorleben haben zu einem Schlagabtausch im Bundestag gefuehrt. Koalitionspolitiker vertraten waehrend einer Aktuellen Stunde in Bonn die Ansicht, Rechtsbrueche wie die Verletzung der Bannmeile oder Gewalttaetigkeiten wie in Gorleben duerften nicht akzeptiert werden. Sie hielten der SPD vor, sie spiele aus wahltaktischen Gruenden mit den Aengsten von Buergern und Bergleuten. Die Opposition verteidigte dagegen das Recht der Kumpel, sich gegen drohende Arbeitsplatzverluste zu wehren.


Kohl: Kompromiss ueber Kohlesubventionen moeglich

Bonn/Muenchen. Bundeskanzler Kohl hat sich zuversichtlich geaeussert, bei den morgigen Gespraechen mit dem Vorsitzenden der IG Bergbau, Berger, den Streit um die Kohlesubventionen beilegen zu koennen. Vor Spitzenvertretern der Wirtschaft sagte Kohl in Muenchen, er wolle nochmals ueber die Stufen des geplanten Subventionsabbaus verhandeln. Auch die Fraktionsvorsitzenden von Union und FDP im Bundestag, Schaeuble und Solms, hatten sich zuvor kompromissbereit gezeigt. Ueber das Tempo des Subventionsabbaus muesse nochmal gesprochen werden, auch wenn das Fernziel eine Halbierung der Kohlehilfen auf vier Mrd. Mark jaehrlich bis zum Jahr 2005 bestehen bleibe.

Die Bergleute unterbrachen ihre Proteste in Bonn und zogen sich nach Koeln zurueck, wo die IG Bergbau eine Zeltstadt fuer 5.000 bis 8.000 Kumpel errichtete. Sie wollen aber wieder nach Bonn ziehen, falls das morgige Kanzlergespraech keine Einigung bringt. Fuer den Abend ist in Koeln eine Kundgebung geplant.

Bei einer Kundgebung in Bonn sagte SPD-Fraktionschef Scharping am Morgen, die SPD wolle die Steuergespraeche mit der Koalition nur dann wieder aufnehmen, wenn die Zukunft des Bergbaus ohne Entlassungen gesichert ist. Der IG Metall-Vorsitzende Zwickel forderte die Bundesregierung auf, im Konflikt um die Kohlehilfen einzulenken. Andernfalls werde es einen Flaechenbrand sozialer Auseinandersetzungen geben, der nicht auf den Bergbau begrenzt bleibe.


Hubraumbezogene KFZ-Steuer soll in Abgassteuer umgewandelt werden

Bonn. Vom 1. Juli dieses Jahres an werden Autos um so hoeher besteuert je mehr Schadstoffe sie ausstossen. Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat verstaendigte sich auf einen Kompromiss, nach dem die Halter umweltschaedlicher Altfahrzeuge immer mehr zur Kasse gebeten werden. Fuer die Autos, die die jeweils gueltigen Euro-Normen erfuellen oder uebertreffen, sind niedrigere Steuern vorgesehen. Ab dem Jahr 2005 soll die KFZ-Steuer nach dem Willen der Bundesregierung ganz auf die Mineraloelsteuer umgelegt werden. Da die KFZ-Steuer aber den Laendern zusteht und die Mineraloelsteuer eine Bundessteuer ist, gibt es darueber noch keine Einigung. Umweltministerin Merkel begruesste die Einigung und sagte voraus, jetzt sei es moeglich bis zum Jahr 2000 Autos ohne Katalysator mit marktwirtschaftlichen Mitteln aus dem Verkehr zu ziehen.


Kohl kuendigt Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplaetzen an

Muenchen. Bundeskanzler Kohl hat zur Schaffung von Arbeitsplaetzen in der Bauindustrie Investitionen im Umfang von 25 Mrd. Mark angekuendigt. Beim Spitzengespraech mit den groessten Wirtschaftsverbaenden am Rande der Internationalen Handwerksmesse in Muenchen erklaerte Kohl, das Kabinett werde in der kommenden Woche ueber die Massnahmen beraten.

Die Gelder sollten zu einem Grossteil aus Mitteln der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau sowie der Deutschen Ausgleichsbank kommen. Der Kanzler forderte ausserdem die SPD zur Fortsetzung der Gespraeche ueber die Steuerreform auf. Er erwarte von der SPD, so Kohl, dass sie die begonnenen Verhandlungen ohne parteitaktisches Verhalten zuegig fortsetze. Die Steuer- und Sozialpolitik der Bundesregierung stand im Mittelpunkt der Gespraeche in Muenchen, an denen neben Kohl der Handwerkspraesident Phillip (sp?), der Praesident des Deutschen Industrie- und Handelstages Stihl, Arbeitgeberpraesident Hundt und Industriepraesident Henkel teilnahmen.

In Berlin demonstrierten mehrere tausend Bauarbeiter den dritten Tag in Folge gegen wachsende Arbeitslosigkeit in der Branche und gegen Billigloehne.


Verhandlungen ueber Altersteilzeit

Frankfurt. Die IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall haben am Nachmittag mit ihren Verhandlungen ueber die Altersteilzeit und einer Reform des Flaechentarifvertrags begonnen. Es geht dabei um den Vorschlag des Gewerkschafts-Vorsitzenden Riester (sp?). Sein Modell der Altersteilzeit sieht vor, dass Beschaeftigte ab dem 55. Lebensjahr fuenf Jahre voll und fuenf Jahre gar nicht arbeiten. Dafuer sollten sie durchgaengig 85 Prozent ihres Lohns erhalten. Die Arbeitgeber lehnen den Vorschlag als zu teuer ab.

Der Praesident von Gesamtmetall Stumpfe sagte, er rechne mit schwierigen Gespraechen. Eine Neuregelung des Systems von Flaechentarifvertraegen sei vermutlich nicht vor Ende des Jahres moeglich. IG Metall-Chef Zwickel sagte, eine Einigung bei der Altersteilzeit sei Voraussetzung fuer einen Fortschritt bei den Flaechentarifvertraegen.


1996 mehr Firmenpleiten als jemals zuvor

Wiesbaden. In Deutschland sind im vergangenen Jahr mehr Unternehmen in Konkurs gegangen als jemals zuvor. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, stieg die Zahl der Firmenpleiten gegenueber 1995 um 14,3 Prozent auf 25.530. Besonders betroffen waren die neuen Bundeslaender. Dort nahm die Zahl der Konkurse um mehr als ein Viertel zu und stieg auf ueber 7.400. Am meisten litten Bau- und Gastgewerbe. Eine leichte Erholung registrierten die Statistiker gegen Ende des Jahres.


Proteste gegen Kuerzungen im Gesundheitswesen

Hamburg/Bad Gandersheim. Der Praesident der Aerztekammer Hamburg, Montgomeri (sp?), hat den juengsten Gesetzentwurf von Bundesminister Seehofer zur Kostendaempfung im Gesundheitswesen scharf kritisiert. Im Deutschlandradio Berlin sagte er, Kranken werde in die Tasche gegriffen, waehrend die Arbeitgeber und die gesunden Versicherten "fein raus" seien. Montgomeri, der auch Vorsitzender der Vereinigung der Krankenhausaerzte Marburger Bund ist, wandte sich zugleich gegen die sogenannte Haertefallregelung. Die davon Betroffenen muessten nun das ganze Kalenderjahr ueber Belege sammeln und bei ihren Krankenkassen einreichen. Dies werde die Verwaltungskosten in die Hoehe treiben, meinte Montgomeri.

Aerzte, Pfleger und Patienten haben heute im niedersaechsischen Bad Gandersheim gegen Kuerzungen im Gesundheitswesen protestiert. An der Demonstration nahmen etwa 2.000 Menschen teil. Sie forderten zur Solidaritaet mit den Kranken und den Beschaeftigten im Gesundheitsbereich auf.

Der Entwurf der Koalition sieht unter anderem vor, dass die Eigenbeteiligung fuer Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen voraussichtlich ab dem 1. Juli pauschal um fuenf Mark angehoben wird. Zudem werden Haertefallregelungen fuer Einkommensschwache und chronisch kranke Versicherte eingefuehrt.


Neue Erkenntnisse ueber die Brandkatastrophe in Luebeck vor einem Jahr

Luebeck. Das Landgericht hat heute die Brandkatastrophe in dem Asylbewerberheim mit Hilfe einer Computersimulation rekonstruiert. Dabei wurde die These des Frankfurter Experten Achillis (sp?) untermauert, das Feuer sei in einem Vorbau des Hauses ausgebrochen. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der Angeklagte Eid den Brand im ersten Stock des Hauses gelegt hat. Das Bundeskriminalamt hatte dies ebenfalls durch eine Computersimulation belegt. Bei dem Feuer waren im Januar vergangenen Jahres zehn Menschen getoetet und 38 verletzt worden.


Prozess um die Ermordung der "Weimar-Kinder" wieder aufgenommen

Giessen. Im neuen Prozess um die Ermordung der beiden "Weimar-Kinder" ist heute der ehemalige amerikanische Soldat Kevin Pratt (sp?) als Zeuge gehoert worden. Er berichtete in dem Wiederaufnahmeverfahren ueber sein Verhaeltnis zu Monika Boettcher, die vor ihrer Scheidung Weimar hiess, und zu ihren Toechtern. Es sei familiaer und liebevoll gewesen. Die Kinder haetten ihn fast wie ihren Vater behandelt. Die Anklage geht davon aus, dass Monika Boettcher ihre Toechter getoetet hat, weil sie ihrem Verhaeltnis zu Pratt im Wege gestanden haben sollen. Die Angeklagte bestreitet das und beschuldigt ihren frueheren Ehemann der Tat.


CeBIT wurde heute eroeffnet

Hannover. Die Computermesse CeBIT wurde heute eroeffnet. Fast 7.000 Aussteller aus 60 Laendern praesentieren sich dem Publikum. Ein Schwerpunkt der groessten Computer-Fachmesse der Welt ist in diesem Jahr die Telekommunikation. Die CeBIT in Hannover dauert eine Woche.


Ermittlungsverfahren gegen Atomkraftgegner eingeleitet

Hannover. Eine Woche nach dem Castor-Transport ins Zwischenlager Gorleben sind mehr als 650 Ermittlungsverfahren gegen Atomkraftgegner eingeleitet worden. Das teilte Justizministerin Almerk (sp?) heute vor dem Rechtsausschuss des niedersaechsischen Landtags mit. In fast allen Faellen geht es um Landfriedensbruch oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. 21 Ermittlungsverfahren laufen wegen Eingriffs in den Schienenverkehr oder wegen schweren Landfriedensbruchs.


Fussballbundesliga

In der ersten Fussballbundesliga gab es gestern folgende Ergebnisse:

Koeln - Stuttgart        1:5
Karlsruhe - Bochum       2:3
Hamburg - Moenchengladb. 2:1
Bremen - Sankt Pauli     2:1
Schalke - Duisburg       4:0



Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7077
Kanada(1 $)  1,2493
England(1 Pfund)  2,7174
Irland(1 Pfund)  2,6492
Schweiz(100 sfr)  115,830
Frankreich(100 FF)  29,651
Italien(1000 Lit)  1,0053
Oesterreich(100 oeS)  14,209
Spanien(100 Ptas)  1,1791
Japan(100 Yen)  1,3916
Schweden(100 skr)  22,243
 
Einige Indizes:
DAX:3415,40
Dowjones-Index:7069,77 (Stand 18:30 MEZ)  
7085,16 (Schlussstand Vortag)  
Nikkei-Index:18183,27
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    08:00 MEZ    11:00 MEZ    17:00 MEZ
DLF    09:00 MEZ    18:00 MEZ
NDR4    13:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    17:15 MEZ