GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 09.04.1997



* Kritik an IG Metall-Vorschlag zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit
* Intensive Ermittlungen im Erpressungsfall Thomy
* Urteilsverkuendung gegen Aldi-Erpresser
* Bundeskabinett verabschiedet 14. Jahresabruestungsbericht
* Lage der Bauwirtschaft weiter dramatisch
* Allianz will Ansprueche von Opfern des NS-Regimes begleichen
* Gestaendnis im groessten bayerischen Giftmuell-Skandal
* Staatsanwaltschaft plaediert fuer erneute Verurteilung von Monika Boettcher
* Volksinitiative gegen Rechtschreibreform auch formell zulaessig
* Iranischer Aussenminister verspricht Sicherheit der Deutschen im Iran
* Grundrechts-Beschwerde von Scientology unzulaessig
* Rindfleisch-Preise wegen BSE-Skandals um elf Prozent gesunken
* Preussen-Elektra erzielte Rekordgewinn
* Daimler-Benz AG weiht in Stuttgart neue Motorenfabrik ein
* UEFA-Pokal



Kritik an IG Metall-Vorschlag zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit

Berlin. Der Vorschlag von IG Metall-Chef Zwickel zur Einfuehrung der 32-Stunden-Woche ohne vollen Lohnausgleich ab 1999 ist in der Bonner Koalition und bei Unternehmensverbaenden ueberwiegend auf Ablehnung gestossen. Arbeitgeber-Praesident Hundt betonte, es sei falsch, den Weg der Arbeitszeitverkuerzung als Mittel gegen die Erwerbslosigkeit fortzusetzen. Zwickels Vorschlag bedeute eine "Verwaltung des Mangels." Regierungssprecher Hausmann reagierte zurueckhaltend. Der Vorschlag des IG Metall-Vorsitzenden sei interessant, liege aber noch nicht im Detail vor. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag Schaeuble erklaerte, in Deutschland gebe es keinen Mangel an Arbeit, sie koste nur zuviel. Deshalb sei fraglich, ob mehr Stellen entstuenden, wenn diese durch kuerzere Arbeitszeiten vielleicht noch teurer wuerden. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt sprach sich statt dessen fuer flexiblere Arbeitszeiten aus. Unterstuetzung erhielt Zwickel vom SPD-Vorsitzenden Lafontaine und von DGB-Chef Schulte. Dieser wertete den Vorstoss als ein Angebot ueber die Chancen eines solchen Weges zu reden. Dies werde mit Sicherheit neue Bewegung in die Diskussion bringen.


Intensive Ermittlungen im Erpressungsfall Thomy

Frankfurt/Bremen. Im Erpressungsfall Thomy hat die Polizei heute besonders intensiv in Bremen nach vergifteten Lebensmitteln aus einem Supermarkt der Lidl-Kette gesucht. Ein Polizeisprecher sagte, es sei zu befuerchten, dass vergiftete Ware bereits an den Verbraucher gelangt sei. Bis zum Nachmittag war in den Bestaenden des geschlossenen Lidl-Marktes keine praeparierte Packung aufgespuert worden, anders als zuvor in einem Plus-Geschaeft in Saarbruecken und einer Condi-Filiale in Regensburg, wo Senftuben mit Blausaeure vergiftet worden waren. Alle drei Laeden hatte der Erpresser ausdruecklich genannt. Die Polizei ermittelt derzeit mit Hochdruck weiter. Die Untersuchung der sichergestellten Lebensmittel dauert an. Unterdessen erklaerte sich der Nestle-Konzern, zu dessen Unternehmensgruppe die Firma Thomy gehoert, bereit, notfalls den Erpressern Loesegeld zu zahlen, um gefaehrdete Kunden zu schuetzen. Es gibt aber nach Angaben eines Sprechers von Nestle noch keinen Kontakt zu den Erpressern. Auch die Hoehe der erpressten Summe ist offiziel nicht bekannt.


Urteilsverkuendung gegen Aldi-Erpresser

Essen. Wegen versuchter Erpressung der Supermarkt-Kette Aldi und einer Millionaersfamilie aus Duesseldorf ist ein 59-jaehriger Rentner zu fuenf Jahren Haft verurteilt worden. Das Essener Landgericht betonte heute bei der Urteilsverkuendung, gerade die Erpressung von Lebensmittel-Konzernen sei besonders niedertraechtig. Die Unternehmen seien vor derartigen Bedrohungen kaum zu schuetzen. Der Angeklagte hatte im vergangenen Sommer dem Aldi-Konzern mit der Vergiftung von Lebensmitteln gedroht und eine Million Schweizer Franken gefordert.


Bundeskabinett verabschiedet 14. Jahresabruestungsbericht

Bonn. Abruestung und Nicht-Verbreitung von Massenvernichtungswaffen sind nach den Worten von Aussenminister Kinkel unverzichtbar fuer die deutsche und internationale Sicherheit. Nach der Verabschiedung des 14. Jahresabruestungsberichts durch das Bundeskabinett verwies Kinkel heute auf den Vertrag ueber das umfassende Verbot von Atomversuchen. Die inzwischen 142 Vertragsstaaten, darunter die fuenf Kernwaffenstaaten, haetten sich verpflichtet, kuenftig keine Atomtests vorzunehmen. Ausserdem seien die Voraussetzungen fuer das Inkrafttreten des Chemiewaffen-Uebereinkommens geschaffen worden, mit dem alle C-Waffen international geaechtet werden.


Lage der Bauwirtschaft weiter dramatisch

Bonn. Die Lage der Bauwirtschaft ist nach Einschaetzung der Bundesregierung dramatisch. Danach ist ein Ende der Rezession in der Branche fruehestens 1998 zu erwarten. Das Kabinett beschloss, die Baukonjunktur durch eine Reihe von Massnahmen zu unterstuetzen. So sollen Baustellen besser kontrolliert und staatliche Auftraege bevorzugt an deutsche Firmen vergeben werden. Handlungsbedarf sieht die Regierung vor allem bei den Tarifparteien. Fuer die Baubranche muesse zuegig ein Tarifvertrag ueber ein Winterausfall-Geld geschlossen werden, hiess es. Eine Wiedereinfuehrung des Schlechtwetter-Geldes lehnte die Regierung ab. Ausserdem wird eine Verlaengerung des Entsende-Gesetzes erwogen.


Allianz will Ansprueche von Opfern des NS-Regimes begleichen

Stuttgart. Der Versicherungs-Konzern Allianz hat sich bereiterklaert, moegliche Ansprueche von Opfern des NS-Regimes unbuerokratisch zu begleichen. Der Vorstandsvorsitzende der Unternehmens, Rupprecht, kuendigte heute in Stuttgart an, die Allianz werde nichts unversucht lassen, um saemtliche Vorgaenge in diesem Zusammenhang aufzuklaeren. Im Zweifel genuege die Glaubhaftmachung auch ohne Nachweis der Versicherungs-Police. Ueberlebende der nationalsozialistischen Judenverfolgung und die Erben von Betroffenen haben in den USA sieben europaeische Versicherer auf Schadenersatz in Milliardenhoehe verklagt. Sie werfen den Konzernen vor, Vertraege von Nazi-Opfern nach dem Krieg nicht ausgezahlt zu haben.


Gestaendnis im groessten bayerischen Giftmuell-Skandal

Nuernberg. Im Prozess um den groessten bayerischen Giftmuell-Skandal hat der Hauptangeklagte ein Gestaendnis abgelegt. Vor dem Landgericht gab er heute zu, im Herbst 1995 mehr als 40 Behaelter mit zum Teil hochgiftigen Zyanid-Verbindungen entlang bayerischer Autobahnen abgeladen zu haben. Er habe aber nicht gewusst, wie gefaehrlich die Fracht gewesen sei, sagte der 47-jaehrige. Er muss sich zusammen mit einem Gehilfen sowie zwei frueheren Managern eines Nuernberger Betriebes verantworten, aus dem die giftigen Stoffe stammen.


Staatsanwaltschaft plaediert fuer erneute Verurteilung von Monika Boettcher

Giessen. Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Monika Boettcher hat die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Giessen auf eine erneute Verurteilung der 38-jaehrigen plaediert. Die Anklagevertretung haelt es fuer erwiesen, dass Boettcher ihre beiden sieben- und fuenfjaehrigen Toechter getoetet hat. Boettcher hatte hingegen erklaert, sie habe die Kinder in der Nacht zum 4. August 1986 in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Sie beschuldigte ihren damaligen Ehemann Reinhard Weimar der Taeterschaft. Im ersten Prozess hatte der Landgericht Fulda die Mutter im Jahr 1988 wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.


Volksinitiative gegen Rechtschreibreform auch formell zulaessig

Kiel. Der Innen- und Rechtsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags hat die Volksinitiative zum Stopp der Rechtschreibreform auch formell fuer zulaessig erklaert. Die 20.000 Unterschriften fuer die Initiative seien gueltig. Inhaltlich hatte der Ausschuss bereits Anfang Februar entschieden, dass die Initiatoren ein zulaessiges Ziel verfolgten. Die Entscheidung des Ausschusses muss nun noch vom Landtag bestaetigt werden.


Iranischer Aussenminister verspricht Sicherheit der Deutschen im Iran

Teheran. Einen Tag vor der Urteilsverkuendung im Berliner Mykonos-Prozess hat der iranische Aussenminister Welajati (sp?) versichert, dass im Iran lebende Deutsche nicht gefaehrdet seien. Wie auch immer das Verfahren ausgehe, das Eigentum und das Leben deutscher Staatsbuerger sei nicht bedroht, sagte Welajati vor der Presse in Teheran. Das Auswaertige Amt in Bonn hatte am vergangenen Montag von Reisen in den Iran abgeraten und empfohlen, bei unverzichtbaren Besuchen stets Kontakt mit der Deutschen Botschaft zu halten. Das Urteil des Berliner Landgerichts wird international mit Spannung erwartet. Die Bundesanwaltschaft hatte in ihren Plaedoyers die iranische Fuehrung als Auftraggeber des Attentats auf vier iranische Oppositionelle beschuldigt.


Grundrechts-Beschwerde von Scientology unzulaessig

Strassburg. Die Grundrechts-Beschwerde der Scientology-Organisation gegen die Bundesrepublik Deutschland ist von der Europaeischen Kommision fuer Menschenrechte abgewiesen worden. Wie ein Kommisionssprecher in Strassburg mitteilte, ist die Beschwerde unzulaessig, weil der nationale Rechtsweg nicht aufgeschoepft wurde. Die Scientologen hatten Deutschland eine Diskriminierung ihrer Organisation vorgeworfen.


Rindfleisch-Preise wegen BSE-Skandals um elf Prozent gesunken

Bonn. In Deutschland sind die Rindfleisch-Preise wegen des BSE-Skandals im vergangenen Jahr um elf Prozent gesunken. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium heute mitteilte, fielen auch die Verkaufspreise im Grosshandel um rund elf Prozent. Als Folge der Diskussion ueber den Rinderwahnsinn seien dagegen die Preise fuer Schweinefleisch um gut sieben Prozent gestiegen.


Preussen-Elektra erzielte Rekordgewinn

Hannover. Die Preussen-Elekra hat das abgelaufene Geschaeftsjahr mit einem Rekordgewinn abgeschlossen. Wie der Vorstandsvorsitzende Haarich (sp?) des Energieversorgers heute mitteilte, betraegt der Ueberschuss nach Steuern 1,86 Mrd. Mark. Das seien etwa 800 Mio. mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz dagegen habe sich um knapp drei Prozent auf 15,4 Mrd. Mark verringert. Die Zahl der Beschaeftigten ging um fast 2.000 auf etwas ueber 22.000 zurueck. Haarich empfahl, an der Atomkraft festzuhalten. Die Preussen-Elektra, die zum Veba-Konzern gehoert, ist der groesste deutsche Produzent von Atomstrom.


Daimler-Benz AG weiht in Stuttgart neue Motorenfabrik ein

Stuttgart. Die Daimler-Benz AG hat in Stuttgart-Bad Cannstatt eine neue Motorenfabrik eingeweiht. In dem neuen Werk sollen ab Ende 1998 mehr als 300.000 Motoren pro Jahr produziert werden. Daimler-Benz-Chef Schrempp (sp?) sagte, die neue Fabrik sei der Beweis dafuer, dass das Unternehmen auch zukuenftig in Deutschland in ertragfaehige Fabriken und Arbeitsplaetze investieren koenne. In dem neuen Werk sollen insgesamt 1.200 Mitarbeiter beschaeftigt werden.


UEFA-Pokal

Der FC Schalke 04 hat gestern das Hinspiel im UEFA-Pokal-Halbfinale gegen den CD Teneriffa durch einen Elfmeter mit 0:1 verloren.


Quellen

SDR3    07:30 MESZ    16:00 MESZ    19:00 MESZ
DLF    10:30 MESZ
NDR4    13:00 MESZ    17:00 MESZ
B5    16:45 MESZ