GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 22.07.1997



* Hochwasser: Brandenburgisches Dorf evakuiert
* DLRG bittet um Spenden fuer Flutopfer
* Priebke zu 15 Jahren Haft verurteilt
* Seehofer: Keine weiteren Zuzahlungserhoehungen in diesem Jahr
* Matthaeus-Maier fordert niedrigere EU-Nettozahlungen
* Warmwalzstrasse im EKO-Stahlwerk eingeweiht
* UNICEF-Jahresbericht vorgestellt
* Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin haeufigste Todesursache
* DAG-Chef droht mit harten Tarifauseinandersetzungen
* Produktpiraterie stark angestiegen
* Rexrodt laesst Kali und Salz-Fusion scheitern
* Tarifrunde im Oeffentlichen Dienst eventuell noch diesen Herbst
* Tour de France: Jan Ullrich weiter im Gelben Trikot.
* Boerse



Hochwasser: Brandenburgisches Dorf evakuiert

Frankfurt(Oder). In der brandenburgischen Hochwasserregion wird erstmals ein ganzes Dorf evakuiert. Auf Anordnung der Behoerden muessen die 150 Bewohner des Ortes Aurit suedlich von Frankfurt ihre Wohnungen verlassen. Die Polizei befuerchtet, dass die Daemme brechen koennten. Die Deiche entlang der Oder zwischen Eisenhuettenstadt und Frankfurt sind auf der gesamten Laenge durchgeweicht. Am Morgen war es den Einsatzkraeften unter grossem Einsatz gelungen, das Brechen mehrerer Daemme zu verhindern. Die Pegelstaende der Oder erreichten historische Hoechststaende von teilweise ueber sieben Metern. Bundeskanzler Kohl besuchte heute das Katastrophengebiet und sagte alle erdenklichen Hilfen des Staates zu. Er habe Bundeswehr und Bundesgrenzschutz angewiesen, jede nur denkbare Hilfe zu leisten. Zugleich versprach er auch Hilfen fuer die polnischen Hochwassergebiete.


DLRG bittet um Spenden fuer Flutopfer

Karlsruhe. Nachdem sich die Hochwasser-Situation in Brandenburg und Sachsen weiter zuspitzt, hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bundesweit Katastrophenschutz-Zuege in Alarmbereitschaft versetzt, um bei einer eventuell bevorstehenden Evakuierung der Bevoelkerung und bei Ungluecksfaellen Hilfe leisten zu koennen. Insbesondere die Lebensretter aus Niedersachsen koennen binnen weniger Stunden vor Ort sein. Auch die drei badischen KatS-Wasserrettungseinheiten (Rhein-Neckar-Mannheim, Karlsruhe und Loerrach-Waldshut) koennen im Ernstfall nach Ostdeutschland abgezogen werden.

Gleichzeitig wurde von der DLRG ein Spendenkonto fuer die Opfer der Flutwelle in Osteuropa und in den neuen Bundeslaendern eingerichtet. Die DLRG bittet die Bevoelkerung um Spenden, damit unbuerokratische Hilfe in den Ueberschwemmungsgbieten geleistet werden kann. Schwerpunkte sind die Anrainerstaaten von Oder und Neisse. Das Spendenkonto der DLRG fuer die "Flutopfer-Hilfe" hat die Kontonummer 10 351 351 bei der Sparkasse Karlsruhe (BLZ 660 501 01). Spenden sind steuerlich absetzbar.


Priebke zu 15 Jahren Haft verurteilt

Rom. Der fruehere SS-Hauptsturmfuehrer Erich Priebke ist in der Neuauflage seines Prozesses zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Davon muss er allerdings nur fuenf Jahre verbuessen. Der mitangeklagte ehemalige Sturmbandfuehrer Hass wurde zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Hass erhielt allerdings Haftverschonung. Beide hatten vor Gericht geltend gemacht, sie haetten in Befehlsnotstand gehandelt. Die heute 83- beziehungsweise 85jaehrigen waren 1944 an der Erschiessung von 335 Zivilisten in den Ardeatinischen Hoehlen beteiligt. In einem ersten Verfahren war Priebke zwar schuldig gesprochen worden, das Gericht hatte die Tat aber als verjaehrt betrachtet. Das damalige Urteil hatte in Italien einen Sturm der Entruestung ausgeloest und war spaeter aufgehoben worden.


Seehofer: Keine weiteren Zuzahlungserhoehungen in diesem Jahr

Bonn. Bundesgesundheitsminister Seehofer hat eine erneute Erhoehung der Medikamentenzuzahlungen fuer dieses Jahr weitgehend ausgeschlossen. Die Regelung, wonach eine Beitragserhoehung einer gesetzlichen Krankenkasse automatisch hoehere Zuzahlungen nach sich zieht, greife erst nach dem Jahreswechsel, so Seehofer. Urspruenglich sollte dies bereits ab dem 1. September gelten. Unterdessen beschloss die AOK Baden-Wuerttemberg heute, den Beitragssatz bis Ende naechsten Jahres bei 13 Prozent stabil zu halten.


Matthaeus-Maier fordert niedrigere EU-Nettozahlungen

Bonn. Die SPD-Finanzexpertin Matthaeus-Maier hat die Bundesregierung aufgefordert, niedrigere Beitragszahlungen an die Europaeische Union auszuhandeln. Matthaeus-Maier wies darauf hin, dass Deutschland in den vergangenen beiden Jahren jeweils ueber 22 Mrd. DM mehr eingezahlt als zurueckerhalten habe. Dabei habe sich die Ausgangslage entscheidend geaendert. Vor der deutschen Einheit habe die Bundesrepublik auf dem zweiten Platz in der Wohlstandsskala in der EU gelegen. Jetzt liege Deutschland im Mittelfeld. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende zog daraus den Schluss, dass die deutschen EU-Leistungen neu bewertet werden muessen. Am vergangenen Wochenende hatten sich bereits Aussenminister Kinkel und der bayerische Ministerpraesident Stoiber fuer eine Aenderung des EU-Finanzierungssystems ausgesprochen.


Warmwalzstrasse im EKO-Stahlwerk eingeweiht

Eisenhuettenstadt. Mit einem Festakt wurde heute die neue Warmwalzstrasse des EKO-Stahlwerks Eisenhuettenstadt eingeweiht. An dem Festakt nahm unter anderem Bundeskanzler Kohl und Brandenburgs Ministerpraesident Stolpe teil. Die Investitionskosten betrugen 630 Mio. DM. Damit ist die Sanierung des EKO-Stahlwerks abgeschlossen. Insgesamt kostete die Sanierung ueber eine Mrd. DM, davon zwei Drittel von der ehemaligen Treuhand und dem Land Brandenburg.


UNICEF-Jahresbericht vorgestellt

Bonn. Jeden Tag sterben weltweit rund 1.000 Kinder an den Folgen einer AIDS- Infektion. Darauf macht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF in seinem Jahresbericht aufmerksam, der heute in Bonn vorgestellt wurde. In manchen afrikanischen Entwicklungslaendern werde schon im Jahr 2010 jeder dritte Todesfall bei Kindern auf AIDS zurueckgehen.


Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin haeufigste Todesursache

Wiesbaden. Die haeufigste Todesursache in Deutschland sind weiterhin Herz-Kreislauf-Krankheiten. Jeder zweite Todesfall im vergangenen Jahr ging auf eine solche Krankheit zurueck, teilte das Statistische Bundesamt mit. An zweiter Stelle standen Krebserkrankungen, die meisten Betroffenen starben an Lungenkrebs. Eines unnatuerlichen Todes, beispielsweise durch Unfaelle oder Gewaltverbrechen, starben 1996 38.500 Menschen, 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl derjenigen, die sich das Leben nahmen, ging um 5,3 Prozent auf 12.200 zurueck.


DAG-Chef droht mit harten Tarifauseinandersetzungen

Bonn. Nach DGB-Chef Schulte hat auch der Vorsitzende der Deutschen Angestelltengewerkschaft Issen mit haerteren Tarifauseinandersetzungen gedroht, falls die Steuerreform scheitern sollte. Issen sagte in einem Zeitungsinterview, die unterschiedliche Einkommensentwicklung von Unternehmern und Arbeitnehmern sei nicht mehr hinzunehmen. In der Tarifrunde 1998 muesse es um hoehere Loehne und Gehaelter sowie um die Sicherung der Arbeitsplaetze gehen.


Produktpiraterie stark angestiegen

Nuernberg. Die sogenannte Produktpiraterie ist im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. Das geht aus der Jahresbilanz der Deutschen Zollverwaltung hervor. Danach stellten die Zoellner 1996 gefaelschte Waren im Wert von 2,3 Mio. DM sicher, achtmal soviel wie 1995. Spitzenreiter waren nachgemachte Markentextilien, gefolgt von Sportgeraeten, Computern und Software. Der Zoll beschlagnahmte darueberhinaus erneut grosse Mengen an Rauschgift und Schmuggelzigaretten. Auch beim Artenschutz stellten die Beamten im vergangenen Jahr rund 21.000 Verstoesse fest.


Rexrodt laesst Kali und Salz-Fusion scheitern

Bonn. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt hat die geplante Fusion der Kali und Salz-Beteiligungs AG mit einem kanadischen Unternehmen scheitern lassen. Rexrodt verweigerte der Fusion die Ministererlaubnis. Diese Sondergenehmigung waere noetig gewesen, nachdem das Bundeskartellamt den Zusammenschluss der beiden Unternehmen abgelehnt hatte. Rexrodt sagte zur Begruendung seiner Entscheidung, einer erheblichen Einschraenkung des Wettbewerbs haetten keine keine Vorteile des Gemeinwohls gegenuebergestanden. Das Ludwigshafener Chemieunternehmen BASF sprach von einem schweren Schlag fuer die Kaliindustrie und einer Entscheidung gegen die Sicherung von Arbeitsplaetzen. Die BASF halte an der Absicht fest, ihre Anteile an Kali und Salz zu verkaufen.


Tarifrunde im Oeffentlichen Dienst eventuell noch diesen Herbst

Bonn. Die Gewerkschaften OeTV und DAG wollen bereits im Herbst ueber einen Beschaeftigungspakt fuer die 2,3 Mio. Arbeiter und Angestellten im Oeffentlichen Dienst verhandeln. OeTV-Chef May sagte, dass dabei auch die Lohntarifrunde fuer 1998 miteinbezogen werden koenne. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit duerfe nicht bis zu den eigentlichen Verhandlungen im Fruehjahr 1998 gewartet werden. Hauptthema der Gespraeche mit den Arbeitgebern solle die Verkuerzung der Arbeitszeit sein. Die Arbeitgeber von Bund, Laendern und Gemeinden begruessten den Vorstoss der Gewerkschaften. Eine Sprecherin des nordrhein-westfaelischen Finanzministers und Verhandlungsfuehrers der Laender Schleusser erklaerte, die Laender seien bereit, die Gespraeche schnell aufzunehmen und alle Fragen ohne Einschraenkungen zu diskutieren. Skepsis wurde allerdings gegenueber der Forderung nach Arbeitszeitverkuerzung geaeussert.


Tour de France: Jan Ullrich weiter im Gelben Trikot.

Fribourg. Auch nach der 16. Etappe liegt Jan Ullrich mit deutlichem Vorsprung an der Spitze des Gesamtklassements. Ullrich kam auf dem 181km langen Teilstueck von Morzine nach Fribourg zeitgleich mit dem Gesamt-Zweiten Virenque und dem Dritten Pantani in der Spitzengruppe ins Ziel


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8126
Kanada(1 $)  1,3132
England(1 Pfund)  3,0345
Irland(1 Pfund)  2,6895
Schweiz(100 sfr)  121,940
Frankreich(100 FF)  29,654
Italien(1000 Lit)  1,0284
Oesterreich(100 oeS)  14,212
Spanien(100 Ptas)  1,1879
Japan(100 Yen)  1,5637
Schweden(100 skr)  23,175
 
Einige Indizes:
DAX:4230,42( aktuell )  
4094.82( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7968,97( Stand 17:00 MESZ )  
7906,72( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:20157,02
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    06:00 MESZ    09:00 MESZ    11:00 MESZ    15:00 MESZ    18:00 MESZ
B5    18:15 MESZ
DLRG-Spendenaufruf: DLRG, Landesverband Baden eV