GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 19. 04. 2006



* Merkel erschuettert ueber Fall von Potsdam, noch keine konkrete Spur
* Schaeuble sieht in Zuwanderung neue Herausforderung
* Politiker fordern Verlaengerung der Stasi-Ueberpruefung
* DGB und Sozialverbaende wollen sich gegen hoeheres Rentenalter einsetzen
* Steinbrueck spricht sich gegen weitere Steuererhoehungen aus
* Grosse Protestaktion der Aerzte in Leipzig
* In der Metallindustrie droht nach gescheiterten Tarifgespraechen Streik
* Benedikt XVI. begeht ersten Jahrestag seiner Wahl zum Papst
* DGB fordert Verpflichtung der Betriebe zur betrieblichen Altersvorsorge
* Hundt: Politik fuer geringe Zahl aelterer Arbeitnehmer verantwortlich
* Audi hat Absatz in China verdoppelt
* Benzinpreise werden vermutlich weiter steigen
* Neue Asia-Varianten bei Vogelgrippe entdeckt
* Dritter internationaler Pisa-Test hat begonnen
* Jazzmusiker Schnuckenack Reinhardt gestorben
* Boerse



Merkel erschuettert ueber Fall von Potsdam, noch keine konkrete Spur

Bundeskanzlerin Merkel hat den Ueberfall auf einen Deutsch- Afrikaner in Potsdam verurteilt. Frau Merkel sei erschuettert ueber den Angriff, sagte Regierungssprecher Steg in Berlin. Der Rechtsextremismus sei eine besondere Herausforderung und die Bundesregierung werde eine angemessene Antwort darauf finden. Frau Merkel begruesse ausdruecklich, dass Generalbundesanwalt Nehm die Ermittlungen in dem Fall an sich gezogen habe. - Der in Aethiopien geborene 37-jaehrige Mann liegt weiter im Koma. Die Belohnung zur Ergreifung der Taeter wurde unterdessen auf 15.000 Euro erhoeht.

Drei Tage nach dem Mordanschlag haben die Behoerden noch keine konkreten Hinweise auf die Taeter. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die das Verfahren an sich gezogen hat, erklaerte, es laegen aber zahlreiche Hinweise aus der Bevoelkerung vor. Bundeskanzlerin Merkel zeigte sich erschuettert ueber den fremdenfeindlichen Ueberfall und sprach von einer abscheulichen, menschenverachtenden Tat. Innenminister Schaeuble sagte, die Gesellschaft muesse klar machen, dass sie solche "fremdenfeindlichen Exzesse" mit aller Entschiedenheit ablehne.

Nach dem Ueberfall in Potsdam hat die SPD die Union aufgefordert, sich nicht gegen die Weiterfi- nanzierung von Projekten gegen Rechtsextremismus zu sperren. SPD-Vorstandsmitglied Annen sagte der 'Berliner Zeitung', die Programme, fuer die die alte Bundesregierung jaehrlich 19 Mil- lionen Euro ausgegeben habe, seien sehr erfolgreich. In der Union gebe es bislang aber grosse Vorbehalte gegen die Arbeit.


Schaeuble sieht in Zuwanderung neue Herausforderung

Nuernberg. Bundesinnenminister Schaeuble hat die Zuwanderung von Menschen aus aller Welt als besondere Herausforderung bezeichnet. Bei einem Besuch des Bundesamts fuer Migration und Fluechtlinge sagte der CDU-Politiker, Die Friedfertigkeit und Freiheitlichkeit der Gesellschaft duerfe durch die Zuwanderung nicht verloren gehen.


Politiker fordern Verlaengerung der Stasi-Ueberpruefung

Mehrere Politiker haben sich dafuer ausgesprochen, Abgeordnete und oeffentlich Bedienstete auch weiterhin auf eine Stasi-Mitarbeit zu ueberpruefen. Das Gesetz dafuer laeuft Ende des Jahres aus. Bundestags-Vizepraesidentin GoeringEckardt (Gruene) plaedierte in der "Thueringer Allgemeinen" ausserdem dafuer, auch Verwandten von Opfern Einsicht in die Akten zu geben. Thueringens Landtagspraesidentin Schipanski forderte, bei einer Neuregelung des Gesetzes mehr Wert auf den Schutz der Opfer zu legen.


DGB und Sozialverbaende wollen sich gegen hoeheres Rentenalter einsetzen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund will sich gemeinsam mit Sozialverbaenden gegen die von der Koalition geplante Anhebung des Rentenalters einsetzen. Angesichts der schlechten Beschaeftigungschancen fuer Aeltere werde die Rente mit 67 nur zu steigenden Abschlaegen fuehren, unterstrich die stellvertretende DGB-Chefin Engelen-Kefer. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern von Sozialverbaenden in Berlin sprach sie sich zudem fuer eine Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge aus. Die Zahl der Minijobs, Ein- Euro-Jobs und Ich-AGs muesse zugunsten sozialversicherungspflichtiger Beschaeftigung zurueckgefahren werden, fuegte Frau Engelen-Kefer hinzu.


Steinbrueck spricht sich gegen weitere Steuererhoehungen aus

Bundesfinanzminister Steinbrueck hat Steuererhoehungen ueber die von der Koalition bereits vereinbarte Anhebung der Mehrwertsteuer hinaus abgelehnt. Zur Entwicklung der Steuersaetze finde man alles Notwendige im Koalitionsvertrag und davon werde nicht abgewichen, sagte Steinbrueck dem Wirtschftsmagazin 'Impulse'. Das Interview war nach Angaben eines Sprechers allerdings vor den Aeusserungen des designierten SPD-Vorsitzenden Beck gefuehrt worden, der mittelfristig fuer weitere Steuer-Anhebungen eingetreten war. Gegen die Position Becks hatten sich Vertreter von Union und FDP sowie Wirtschaftsverbaende gewandt.


Grosse Protestaktion der Aerzte in Leipzig

Im Tarifstreit mit den Laendern haben erneut tausende Aerzte fuer mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. In Leipzig nahmen nach Angaben des Aerzteverbandes Marburger Bund 4000 Mediziner aus dem gesamten Bundesgebiet an einer zentralen Kundgebung teil. Bundesweit legten 9000 Mediziner an 19 Universitaetskliniken und fuenf psychiatrischen Landeskrankenhaeusern die Arbeit nieder. Dort wurde nur eine Notversorgung sichergestellt. Der Streik der Aerzte dauert mittlerweile mehr als vier Wochen an.


In der Metallindustrie droht nach gescheiterten Tarifgespraechen Streik

Muenchen. In der deutschen Metall- und Elektroindustrie droht jetzt ein Arbeitskampf. Die IG Metall erklaerte in mehreren Tarifbezirken die Verhandlungen mit den Arbeitgebern fuer gescheitert und droht mit einem Streik, falls es in der fuer Freitag angesetzten Tarifrunde in Nordrhein-Westfalen keine Einigung geben sollte. Nach Angaben der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber kein neues Angebot vorgelegt, die Unternehmer sprechen dagegen von einem modifizierten Angebot, ohne aber genaue Angaben zu machen. Die IG Metall ist inzwischen von ihren Anfangsforderung nach fuenf Prozent mehr Lohn abgerueckt und strebt einen Abschluss deutlich ueber drei Prozent an.


Benedikt XVI. begeht ersten Jahrestag seiner Wahl zum Papst

Rom/Muenchen. Papst Benedikt XVI. ist heute ein Jahr im Amt. Kardinal Ratzinger ist am 19. April 2005 in einem der kuerzesten Konklave der Kirchengeschichte im vierten Wahlgang zum Papst bestimmt worden. Er ist der erste deutsche Papst seit ueber 480 Jahren. Der Vatikan-kritische Tuebinger Theologe Kueng sagte in einem Interview des Bayerischen Rundfunks, im ersten Amtsjahr Benedikts habe es durchaus positive Aspekte gegeben. Jetzt komme es darauf an, was der Papst im zweiten Amtsjahr tue: Ob er auch Mut zu innerkirchlichen Reformen habe.

Papst Benedikt der Sechzehnte hat mit rund 50.000 Glaeubigen auf dem Petersplatz den ersten Jahrestag seiner Wahl begangen. Er forderte die Pilger dazu auf, seine Arbeit weiter durch Gebete zu unterstuetzen. Auch bisher sei diese Hilfe fuer ihn schon unverzichtbar gewesen, sagte das katholische Kirchenoberhaupt. Bei der Generalaudienz wuerdigte Benedikt ein weiteres Mal das Wirken seines Vorgaengers Johannes Paul des Zweiten.


DGB fordert Verpflichtung der Betriebe zur betrieblichen Altersvorsorge

Die Arbeitgeber sollen nach dem Willen des Deutschen Gewerkschaftsbundes per Gesetz zur betrieblichen Altersvorsorge verpflichtet werden. Dies betonte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer in Berlin. Das Bundessozialministerium wies die Forderung zurueck. Die Regierung setze bei der betrieblichen Altersvorsorge weiterhin auf Freiwilligkeit. Der DGB und mehrere Sozialverbaende stellten heute in Berlin ein "Netzwerk fuer eine gerechte Rente" vor, mit dem sie Alternativen zur Rentenpolitik der grossen Koalition aufzeigen wollen.


Hundt: Politik fuer geringe Zahl aelterer Arbeitnehmer verantwortlich

Chemnitz. Arbeitgeberpraesident Dieter Hundt hat die Politik fuer die geringe Zahl aelterer Arbeitnehmer in deutschen Unternehmen verantwortlich gemacht. Er sagte in einem Interview, dieses Problem sei eine Folge jahrzehntelang betriebener Fruehverrentungspolitik nach dem Motto "Alt raus, Jung rein". Noch vor wenigen Jahren haetten Regierung und Gewerkschaften die "Rente mit 60" propagiert. Das aber sei ein Irrweg gewesen. Hundt verlangte von der grossen Koalition ein klares Bekenntnis zur Verlaengerung der Lebensarbeitszeit. Unter anderem duerfe die Nuernberger Bundesagentur fuer Arbeit die Altersteilzeit auf keinen Fall laenger als bis 2009 foerdern.


Audi hat Absatz in China verdoppelt

Ingolstadt. Der Autohersteller Audi hat im ersten Quartal in China doppelt so viele Autos verkauft wie im Vorjahr. Alle grossen Hersteller sehen die Volksrepublik als wichtigsten Absatzmarkt der Zukunft.


Benzinpreise werden vermutlich weiter steigen

Berlin. Autofahrer muessen nach Einschaetzung von Experten mit steigenden Benzinpreisen rechnen. Das Institut der deutschen Wirtschaft haelt einen Preis von einem Euro 50 fuer den Liter Super fuer moeglich. Zur Begruendung verweist das Institut auf die Furcht vor einer Eskalation des Atomkonflikts mit dem Iran. Das Land ist der viertgroesste Oel-Exporteur. Ein Lieferstopp koennte eine dramatische Verknappung des Angebots zur Folge haben. Die Industrie befuerchtet von einem steigenden Benzinpreis zudem negative Auswirkungen auf das Konsumklima. Die Rohoelpreise sind in den vergangenen Tagen stetig gestiegen und liegen jetzt schon ueber 70 Dollar pro Barrel.


Neue Asia-Varianten bei Vogelgrippe entdeckt

Bei vier weiteren Vogelgrippefaellen aus Baden-Wuerttemberg hat das Friedrich-Loeffler-Institut aus Mecklenburg-Vorpommern nun den aggressiven Virus-Typ Asia festgestellt. Damit stieg die Zahl der mit dem gefaehrlichen Stamm infizierten Voegel auf landesweit 16. Nach Angaben des baden-wuerttembergischen Agrarministeriums betreffen die neuen Ergebnisse Wildenten aus Meersburg, Ueberlingen (beide Bodenseekreis) und Sigmaringen sowie Sigmaringendorf. Die Zahl der H5N1-Faelle liegt unveraendert bei 19.


Dritter internationaler Pisa-Test hat begonnen

Berlin/Muenchen. Der dritte internationale Pisa-Test hat heute an insgesamt 230 deutschen Schulen begonnen. Schwerpunkt der Schulleistungs-Studie sind diesmal die Naturwissenschaften. Bei den vorangegangenen Pisa-Tests ging es um Leseverstaendnis und Mathematik. Dabei schnitt Deutschland schlecht ab. Im Gegensatz zu Finnland, das als Pisa-Vorzeigeland gilt. Dort wird der bayerische Ministerpraesident Stoiber bei seinem heute beginnenden Besuch auch eine Schule besuchen. Bei den Gespraechen ueber Schulpolitik wird es auch um die Zukunft der EU gehen.


Jazzmusiker Schnuckenack Reinhardt gestorben

Der Jazzmusiker Schnuckenack Reinhardt ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren. Der im pfaelzischen Weinsheim geborene Musiker war ein herausragender Vertreter des durch seinen Cousin Django Reinhardt weltbekannt gewordenen "Zigeunerswing". Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck (SPD) wuerdigte Reinhardt: "Die Welt hat einen grossen Musiker verloren. Generationen hat er fasziniert. Wenn Schnuckenack spielte, swingten alle. Sein Repertoire war unendlich, sein Stil einmalig." Reinhardt soll an diesem Donnerstag in Neustadt an der Weinstrasse beigesetzt werden.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8104 Euro
Kanada (1 $) 0.7130 Euro
England (1 Pfund) 1.4455 Euro
Schweiz (100 sfr) 63.787 Euro
Japan (100 Yen) 0.6930 Euro
Schweden (100 skr) 10.733 Euro
Suedafrika (100 R) 13.600 Euro
China (1 Yuan) 0.1008 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 5993.76 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 11297.09 ( Stand 17:00 MESZ )
Nikkei-Index: 17350.12
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ