GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 25.08.1998



* Kinder- und Jugendbericht veroeffentlicht
* Schroeder: Lafontaine soll in eventuelle SPD-Regierung eingebunden sein
* Schaeuble verteidigt Kohls Entscheidung gegen verkuerzte Amtszeit
* 406 fremdenfeindliche Straftaten in 1997
* Im Schnitt 20 Abhoergenehmigungen pro Tag
* Fuenf Jahre Haft fuer Schwartau-Erpresser
* BVG: Schadenersatzforderungen gegen Jugendliche sind rechtens
* Telekom muss Kabelgebuehren senken
* Verein "Internationales Buergerhaus" verboten
* Boerse



Kinder- und Jugendbericht veroeffentlicht

Bonn. Bundesfamilienministerin Nolte hat heute den urspruenglich unter Verschluss gehaltenen Kinder- und Jugendbericht vorgestellt. Nach Ansicht der Experten hat sich die Lage von Familien mit Kindern in Deutschland radikal verschlechtert. Immer mehr Kinder muessten von Sozialhilfe leben. 22 Prozent der Kinder in Ostdeutschland und zwoelf Prozent aller Kinder in Westdeutschland gelten als arm. Eines der hoechsten Armutsrisiken besteht dem Bericht zufolge in der Trennung der Eltern. Die Bundesregierung widersprach dem Bericht. Bundesfamilienministerin Nolte wandte sich in einer Stellungnahme insbesondere gegen den verwendeten Armutsbegriff, wonach arm sei, wer weniger als die Haelfte des durchschnittlichen Einkommens zur Verfuegung habe. Auch die Gleichsetzung von Armut mit dem Bezug von Sozialhilfe sei ungeeignet. In der Kommission, so Nolte, haette besser auch ein Wirtschaftswissenschaftler sitzen sollen. Sie hob stattdessen hervor, dass selbst nach den Zahlen der Experten der Anteil armer Kinder heute im Vergleich zu den 80er Jahren erheblich gesunken sei. Die Bundesregierung habe bisher die Leistungen fuer Familien verdreifacht und wolle diese auch in der naechsten Legislaturperiode verbessern. Die Vorsitzende des Bundestagsfamilienausschusses Edith Niehues, SPD, warf Nolte daraufhin vor, die Kinderarmut kleinzureden und sich hinter Definitionsfragen zu verstecken. Aehnlich aeusserte sich auch die Gruenen-Abgeordnete Nickels. Der Deutsche Kinderschutzbund wies darauf hin, dass die Methode der Armutsbemessung geltende Uebereinkunft in allen EU-Laendern sei.


Schroeder: Lafontaine soll in eventuelle SPD-Regierung eingebunden sein

Duesseldorf. SPD-Kanzlerkandidat Schroeder will im Fall einer Regierungsuebernahme den Parteivorsitzenden Lafontaine in sein Kabinett einbinden. Gegenueber der "Rheinischen Post" betonte Schroeder zugleich, ein zusammengelegtes "Superministerium" fuer Finanzen und Wirtschaft werde es fuer Lafontaine aber nicht geben. Lafontaine seinerseits bekraeftigte seine Absicht, im Falle eines SPD-Wahlsieges auf jeden Fall nach Bonn zu wechseln. Gegenueber SAT 1 sagte Lafontaine, im Falle knapper Mehrheitsverhaeltnisse werde er sich um den Fraktionsvorsitz bewerben. Bei einer stabilen Mehrheit sei allerdings auch denkbar, dass er ein Regierungsamt uebernehme. Infrage kaeme das Finanzministerium.


Schaeuble verteidigt Kohls Entscheidung gegen verkuerzte Amtszeit

Berlin. Unions-Fraktionschef Schaeuble hat die Entscheidung von Bundeskanzler Kohl verteidigt, nach einem Wahlsieg von CDU/CSU fuer die volle Legislaturperiode Regierungschef bleiben zu wollen. Schaeuble erklaerte, bei einem gespaltenen Votum, bei dem nicht nur ueber die Regierung, sondern auch ueber den Nachfolger des Amtsinhabers entschieden wuerde, ueberwoegen die Nachteile die Vorteile. Insofern sei die Entscheidung des Kanzlers richtig. Schaeuble ist von Kohl stets als Nachfolger favorisiert worden.


406 fremdenfeindliche Straftaten in 1997

Wiesbaden. In Deutschland hat es nach einem Bericht der BILD-Zeitung im vergangenen Jahr 406 fremdenfeindliche Gewalttaten gegeben. Unter Berufung auf eine Statistik des Bundeskriminalamtes schreibt das Blatt, die meisten Uebergriffe auf Auslaender seien in Nordrhein-Westfalen veruebt worden. Am sichersten lebten Auslaender der Statistik zufolge in Hessen und in Niedersachsen.


Im Schnitt 20 Abhoergenehmigungen pro Tag

Bonn. In der Bundesrepublik ist im vergangenen Jahr fast 7.800mal das Abhoeren von Telefonen durch die Polizei angeordnet worden. Das teilte die Bundesregierung als Antwort auf eine Anfrage der Gruenen mit. Die meisten Telefonueberwachungen wurden diesen Angaben zufolge wegen des Verdachts auf Drogendelikte angeordnet.


Fuenf Jahre Haft fuer Schwartau-Erpresser

Luebeck. Der Erpresser des Marmeladenherstellers Schwartau ist zu fuenf Jahren Haft verurteilt worden. Damit blieb das Luebecker Amtsgericht knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die fuenfeinhalb Jahre gefordert hatte. Der 58jaehrige Bauunternehmer aus Ingolstadt hatte versucht, den Lebensmittelkonzern mit vergifteter Marmelade um rund sechs Mio. DM zu erpressen. Er praeparierte drei Marmeladenglaeser mit einem Rattengift und deponierte sie in norddeutschen Supermaerkten. Gutachter hatten die Giftmenge als nicht gesundheitsgefaehrdend bezeichnet. Der Angeklagte hatte gestanden und die Tat mit einer persoenlichen Krise begruendet, die durch geschaeftliche Probleme ausgeloest worden war.


BVG: Schadenersatzforderungen gegen Jugendliche sind rechtens

Karlsruhe. Auch Jugendliche koennen fuer hohe Schaeden haftbar gemacht werden. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Schadenersatzforderungen an 14- bis 18Jaehrige nicht gegen das Grundgesetz verstossen, wenn ihnen bewusst ist, was sie tun.


Telekom muss Kabelgebuehren senken

Koeln. Die Deutsche Telekom AG muss nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Koeln ihre Kabelnutzungsentgelte zum 1. Januar 1999 vorlaeufig wieder herabsetzen. Das Gericht lehnte einen Antrag des Konzerns ab, ihm bis zur gerichtlichen Entscheidung ueber die Hoehe der Kabelpreise die Erhebung hoeherer Entgelte zu erlauben. Die Regulierungsbehoerde fuer Telekommunikation und Post hatte Ende April angeordnet, dass die Telekom ihre Gebuehren senken muss. Dagegen klagt das Unternehmen.


Verein "Internationales Buergerhaus" verboten

Wiesbaden. Der Frankfurter Verein "Internationales Buergerhaus" ist vom hessischen Innenministerium verboten worden. Der Verein soll Spenden fuer die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK gesammelt und Veranstaltungen organisiert haben.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7972
Kanada(1 $)  1,1620
England(1 Pfund)  2,9458
Irland(1 Pfund)  2,5081
Schweiz(100 sfr)  119,720
Frankreich(100 FF)  29,830
Italien(1000 Lit)  1,0139
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1783
Japan(100 Yen)  1,2426
Schweden(100 skr)  21,777
 
Einige Indizes:
DAX:5366,84( aktuell )  
5212,30( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:8671,40( Stand 17:00 MESZ )  
8566,61( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:15072,93
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR1    08:00 MESZ    19:00 MESZ
SDR3    13:00 MESZ
B5    16:45 MESZ