GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 31.12.1996



* Drei Tote bei Wohnungsbrand in Berlin
* Neujahrsansprache des Bundeskanzlers
* Lafontaine fordert mehr Engagement fuer die parlamentarische Demokratie
* CSU-Generalsekretaer kuendigt haerteren Umgang mit der FDP an
* EKD-Ratsvorsitzender ruft zur Erhaltung des sozialen Friedens auf
* Bischoefin vermisst christliche Werte in der deutschen Politik
* Eventuell erneute Haushaltssperre im Bund
* DGB erwartet von den Arbeitgebern mehr Engagement fuer Arbeitsplaetze
* Eichel: Bundesrat wird sich nicht gegen Waehrungsunion stellen
* Teufel: Korrektur des Laenderfinanzausgleichs notfalls erzwingen
* Vermutlich 16 junge Maenner illegal nach Deutschland eingeschleust
* Raeuber erbeuten 12.000 DM bei Ueberfall auf Restaurant
* 70jaehrige knackt Jackpot
* Schadensversicherer mahnen zur Vorsicht bei Silvesterknallerei
* Arktische Temperaturen werden zum Problem
* Das Wetter
* In eigener Sache



Drei Tote bei Wohnungsbrand in Berlin

Berlin. Bei einem Wohnungsbrand sind heute nacht in Berlin drei Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden sechs Menschen, darunter ein Kind, verletzt. Ein Feuerwehrsprecher sagte, der Brand in dem vierstoeckigen Gebaeude sei im zweiten Geschoss ausgebrochen und habe sich rasch ins dritte und vierte Stockwerk ausgebreitet. Bei den Loescharbeiten erlitt ein Feuerwehrmann Verletzungen. Die Ungluecksursache ist noch unbekannt.


Neujahrsansprache des Bundeskanzlers

Bonn. Bundeskanzler Kohl hat in seiner traditionellen Neujahrsansprache die Bundesbuerger zu weiteren Spar- und Reformanstrengungen aufgerufen. In seiner vorab verbreiteten Ansprache forderte Kohl dazu auf, sich auf einschneidende Veraenderungen einzustellen. Die Deutschen koennten nicht einfach so weitermachen wie bisher. Wer dies versuche, verspiele die Zukunft. Zu den neuen Herausforderungen zaehlte der Kanzler den internationalen Wettbewerb, den Umbau des Sozialstaats und die europaeische Einigung. Deutschland werde zwar auch in Zukunft ein wohlhabendes Land bleiben, aber dazu muessten die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Mit Blick auf den haerter werdenden internationalen Wettbewerb betonte Kohl die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen. Die Bundesrepublik werde ihren Platz als grosse Exportnation nur behaupten, wenn die notwendigen Aenderungen vorgenommen wuerden. Der Kanzler woertlich "Wir sparen, um unserem Land und den kommenden Generationen eine gute Zukunft zu sichern". Als wichtigste Massnahmen nannte der Kanzler die geplante Steuerreform und den Umbau des Sozialstaates.


Lafontaine fordert mehr Engagement fuer die parlamentarische Demokratie

SPD-Chef Lafontaine hat die Jugend aufgerufen, sich in den Parteien fuer die parlamentarische Demokratie zu engagieren. Demokratie sei nicht selbstverstaendlich, betonte der saarlaendische Ministerpraesident heute in seiner Neujahrsansprache. Zugleich ermunterte er die Buerger zu ehrenamtlichen Einsatz, vor allem im sozialen Bereich. Besorgt aeusserte sich Lafontaine ueber die Lage auf dem Lehrstellenmarkt. Eine reiche Industriegesellschaft muesse es schaffen, jedem Jugendlichen eine Ausbildung anzubieten. In den Unternehmen wuerden junge Leute oft nur noch als Kostenstelle begriffen, kritisierte der SPD-Vorsitzende.


CSU-Generalsekretaer kuendigt haerteren Umgang mit der FDP an

CSU-Generalsekretaer Protzner hat eine haertere Gangart im Verhaeltnis zum liberalen Koalitionspartner angekuendigt. Die FDP habe ihren Ueberziehungskredit in Steuerangelegenheiten bis zum Limit ausgereizt, sagte Protzner der Nachrichtenagentur dpa. Sie muesse nun endlich an der Konsolidierung des Bundeshaushaltes mitwirken. Der CSU-Politiker forderte fuer 1997 eine andere Lastenverteilung in der Regierung als bisher.


EKD-Ratsvorsitzender ruft zur Erhaltung des sozialen Friedens auf

Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Engelhardt, hat die Menschen aufgerufen, aktiv zur Erhaltung des sozialen Friedens beizutragen. Gebraucht werde nicht nur ein funktionierender Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern ein humaner Lebensstandort, sagte der badische Landesbischof am Abend in seiner Neujahrspredigt in der Stadtkirche Karlsruhe. Er beklagte ein Klima zunehmender sozialer Kaelte und saekularer Verarmung und sagte auch fuer 1997 Verteilungskaempfe voraus. Auf diese Unsicherheiten duerfe niemand mit einem Rueckzug ins private Idyll reagieren, betonte Engelhardt. Jesus Christus wolle Aufbruchmenschen - ein Dahindoesen und Verschlafen lehne er ab.


Bischoefin vermisst christliche Werte in der deutschen Politik

Hamburg. Die evangelische Bischoefin Maria Jebsen vermisst in der deutschen Politik die christlichen Werte. Obwohl eine relativ hohe Zahl von Politikern der Kirche angehoere, gebe es in den Parlamenten einen Mangel an christlichen Wertvorstellungen, sagte Jebsen in einem Zeitungsinterview. Die Hamburger Bischoefin befuerchtet, dass die soziale Kaelte in eine Situation wie in den 20er und 30er Jahren umschlagen koennte, weil viele Menschen sich ohnmaechtig fuehlten. Die Kirche muesse zeigen, dass die Menschen nicht ohnmaechtig seien, sagte die Bischoefin und rief alle Pastoren auf, sich in den Gemeinden in aktuelle Fragen einzumischen.


Eventuell erneute Haushaltssperre im Bund

Bonn. Die Bundesministerien muessen sich eventuell auf eine neue Haushaltssperre einstellen. Nach einem Bericht der BILD-Zeitung soll Bundesfinanzminister Waigel die Ministerien angewiesen haben, Zuwendungen nur unter Vorbehalt zu gewaehren. Demnach behaelt sich Waigel vor, die Leistung von Ausgaben und das Eingehen von Verpflichtungen von seiner Einwilligung abhaengig zu machen. Bereits Anfang 1996 hatte Waigel eine Haushaltssperre erlassen. Alle Ministerien mussten sich Einzelausgaben ab 500.000 DM vom Finanzminister genehmigen lassen.

Bonn. Der Bundeshaushalt 1997 tritt nach Angaben des Bonner Finanzministeriums morgen ohne Haushaltssperre in Kraft. Das Ministerium reagierte mit dieser Klarstellung auf anderslautende Presseberichte. Nach Angaben des Ministeriums handele es sich bei den zitierten Anweisungen nicht um haushaltsrechtliche Besonderheiten, sondern um ein normales Verwaltungsverfahrensrecht.


DGB erwartet von den Arbeitgebern mehr Engagement fuer Arbeitsplaetze

Der Deutsche Gewerkschaftsbund erwartet von den Arbeitgebern, dass sie im kommenden Jahr fuer mehr Beschaeftigung sorgen. Dadurch sollte die 1996 von den Arbeitnehmern erbrachte tarifpolitische Zurueckhaltung honoriert werden, sagte DGB-Chef Schulte im Suedwestfunk. Wenn dieser Schritt ausbleibe, muessten die Gewerkschaften zwangslaeufig ueber eine Aenderung ihrer Tarifpolitik nachdenken.


Eichel: Bundesrat wird sich nicht gegen Waehrungsunion stellen

Die Einfuehrung der europaeischen Waehrungsunion wird nach Darstellung des hessischen Ministerpraesidenten Eichel nicht am Votum des Bundesrates scheitern. Eichel erklaerte, darauf haetten sich alle Laender bereits verstaendigt. Auch Niedersachsen habe der Einfuehrung zugestimmt. Mit Blick auf die Aeusserungen seines Parteifreundes, des niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder meinte Eichel, die Waehrungsstabilitaet sei nicht das Problem in Deutschland, sondern vielmehr die Arbeitslosigkeit. Notwendig sei eine europaweite Beschaeftigungsinitiative, so Eichel.


Teufel: Korrektur des Laenderfinanzausgleichs notfalls erzwingen

Stuttgart. Der baden-wuerttembergische Ministerpraesident Teufel hat damit gedroht, eine Korrektur des Laenderfinanzausgleichs notfalls zu erzwingen. In einem Interview sagte Teufel, er erwaege, in dieser Frage notfalls das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anzurufen. Es sei nicht laenger hinzunehmen, dass die finanzstarken Laender aufgrund des Ausgleichsystems zu den finanziell schwaechsten werden. Teufel erklaerte, zunaechst werde mit den zustaendigen Bonner Gremien ueber eine Aenderung des Finanzausgleichs verhandelt. Bleibe dies folgenlos, werde das Verfassungsgericht angerufen.


Vermutlich 16 junge Maenner illegal nach Deutschland eingeschleust

Eine Gruppe von 16 groesstenteils jugendlichen Auslaendern ist vermutlich illegal ueber die Oder in die Bundesrepublik geschleust worden. Die aus Bangladesch und dem Irak stammenden jungen Maenner waren nach Angaben der Polizei nur leicht bekleidet und teilweise barfuss. Sie meldeten sich im brandenburgischen Wildau bei den Behoerden. Einige der Fluechtlinge hatten schwere Erfrierungen erlitten.


Raeuber erbeuten 12.000 DM bei Ueberfall auf Restaurant

Heidelberg. Vier unbekannte Raeuber haben ein Restaurant in Heidelberg ueberfallen und etwa 12.000 DM erbeutet. Nach Angaben der Polizei brachen die mit Wollmuetzen maskierten Raeuber am Morgen vor der Oeffnung des Lokals in die Raeume ein. Als ein Angestellter das Restaurant betreten habe, haetten ihn die Raeuber mit einem Messer bedroht und ihn zur Herausgabe des Tresorschluessels gezwungen. Aus dem Tresor entwendeten die Raeuber die Beute und fluechteten.


70jaehrige knackt Jackpot

Koblenz. Eine 70jaehrige Lottospielerin aus dem Hunsrueck hat den letzten Lotto-Jackpot dieses Jahres geknackt. Sie hatte nicht nur sechs Richtige getippt, sondern ihr Schein wies auch noch die korrekte Superzahl auf. Damit gewann sie 8.1 Millionen DM.


Schadensversicherer mahnen zur Vorsicht bei Silvesterknallerei

Bonn. Von den Feuerwerken zum Jahreswechsel werden auch in diesem Jahr zahlreiche Verletzungen und Schaeden in Millionenhoehe erwartet. Bereits in der letzten Nacht wurden in Essen drei Menschen bei einem von Feuerwerkskoerpern verursachten Brand verletzt. Der Verband der Schadensversicherer zaehlt alljaehrlich rund 8.000 derartiger Braende mit einem Gesamtschaden von etwa 15 Millionen DM. Die Versicherer raten, die Gebrauchsanweisungen der Feuerwerkskoerper genau zu lesen. Mit etwas Sorgfalt koennten die meisten Ungluecksfaelle verhindert werden.


Arktische Temperaturen werden zum Problem

Fuer immer mehr Menschen werden die arktischen Temperaturen zur toedlichen Bedrohung. Allein in Deutschland forderte die Kaeltewelle bislang mindestens 15 Opfer. Insgesamt erfroren in Europa mehr als 100 Personen. Der anhaltende Frost fuehrte jetzt auch zu ersten Einschraenkungen im Schiffsverkehr an den deutschen Kuesten. Lediglich einige Ostseehaefen koennen noch angelaufen werden. Die Binnenschiffahrt kam fast vollstaendig zum Erliegen. Der zustaendige Bundesverband befuerchtet zahlreiche Konkurse.


Das Wetter

Die Lage: Zwischen einem Hoch ueber Nordeuropa und tiefen Druck im Mittelmeerraum fliesst auch zum Jahreswechsel sehr kalte Festlandsluft nach Deutschland. Die Vorhersage: Heute und morgen teils aufgelockerte, teils starke Bewoelkung. Vor allem morgen im Sueden gelegentlich leichter Schneefall. Hoechsttemperaturen -11 bis -6 Grad, im Osten zum Teil um -13 Grad. In der Neujahrsnacht wolkig oder klar bei Tiefstwerten zwischen -12 und -20 Grad. Die weiteren Aussichten: weiterhin maessiger bis strenger Dauerfrost, dabei im Sueden zeitweise Schneefall. Im Norden vielfach sonnig, an der Kueste auch wolkig und hier etwas Schneefall.


In eigener Sache

Jetzt ist es soweit - GermNews macht Feierabend fuer 1996 und geht feiern. Wir wuenschen allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr und dann ein schoenes und erfolgreiches 1997. Bis morgen ! Rainer Mallon


Quellen

SDR3    08:00 MEZ    12:00 MEZ    14:00 MEZ    17:00 MEZ
DLF    10:30 MEZ    15:00 MEZ    18:00 MEZ
B5    08:45 MEZ    10:15 MEZ
B3    16:00 MEZ