GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 20.04.2003



* Osterpredigten rufen zum Frieden auf
* Irak-Krieg: Niederlage fuer Weltreligionen
* Ostermaersche der Friedensbewegung
* EU soll in den Fluglaerm-Streit aktiv werden
* Buendnis fuer Ausbildung angekuendigt
* Unterstuetzung Leipzigs gefordert
* Warnung vor Kommerzialisierung durch den Deutschen Kulturrat
* Kuenast will Zuschuesse fuer Rinderexport streichen
* Kampagne fuer Lehrstellen in Bayern geplant
* Kardinal Kasper neuer Ehrenbuerger von Wangen im Allgaeu
* Michael Schumacher gewinnt Imola mit Trauerflor



Osterpredigten rufen zum Frieden auf

Mainz. Die katholische Kirche im Land hat in ihren Osterpredigten am Ostersonntag den Wunsch nach Frieden und Naechstenliebe erneuert. Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann rief die Christen im Mainzer Dom zur Bereitschaft fuer Frieden und Verstaendigung auf. Friede sei kein Naturereignis, betonte er. Er komme nur durch Einsatz und Zeugnis zustande. Er sagte in seiner Osterpredigt im Mainzer Dom, bei Gewaltanwendung duerfe man sich niemals auf Gott berufen. Um des Friedens Willen muessten die Menschen ihre oftmals einseitigen Ansprueche zuruecknehmen. Dies sei allerdings ohne Verzicht und auch Opfer nicht moeglich.

In Trier forderte Bischof Reinhard Marx die Christen zu Engagement fuer Liebe, Frieden und Gerechtigkeit auf. Dies ergebe sich aus dem Glauben, mahnte Marx. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus wandte sich gegen ein allzu perfektes Bild des Menschen. An Ostern gehe es zwar um neues Leben, erklaerte er im Limburger Dom. Dieses entstehe aber aus Gott und nicht aus den Menschen.

Evangelische und katholische Bischoefe in Baden-Wuerttemberg haben zu Ostern die Christen vor Resignation gewarnt. Zwar mache es der Krieg im Irak schwer, an die Kraft menschlichen Friedenswillens zu glauben, so der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer in Karlsruhe, aber der oesterliche Sieg der Liebe Christi sei eine "lebensveraendernde Realitaet". Sie ermoegliche es den Christen gegen alle Brutalitaet des Krieges anzusingen. Im Freiburger Muenster wies der katholische Dioezesanadministrator, Weihbischof Paul Wehrle, auf den Frieden als "Gabe und Massgabe allen Handelns" hin. Man duerfe sich dabei weder vom "giftigen Bazillus der Vergeltung noch vom Bazillus der Resignation anstecken lassen". Nach den Worten des wuerttembergischen evangelischen Landesbischof Gerhard Maier zeige die Auferstehung Jesu an Ostern, dass die Lebens- und Schoepferkraft Gottes staerker als der Tod sei. In seiner Osterpredigt hat der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhart Fuerst, beklagt, dass viele Menschen zu ruecksichts- und gewissenlosen Egoisten werden, weil sie nicht an ein ewiges Leben glaubten. Dieser Verlust des Glaubens fuehre zu einem hektischen Leben ohne Zeit und fuehre zu staendiger Angst, etwas zu versaeumen. Der Osterglaube mache dagegen zukunftsfaehig.

Der Praeses der Evangelischen Kirche, Kock, befuerchtet, dass der Irak-Krieg die islamische Welt destabilisiert und sie gegen den Westen aufbringt. Auch Kock wandte sich gegen die Instrumentalisierung der Religion. Religioese Floskeln duerften nicht dazu benutzt werden, um wieder Gewalt anzuwenden, erklaerte der EKD-Ratsvorsitzende.

Der Praesident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Eberhard Cherdron, ist in seiner Osterpredigt in der Speyerer Gedaechtniskirche auf den Irak-Krieg eingegangen und hat die Menschen zu Spenden fuer die Opfer aufgerufen. Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi befaehige Christen zur Hilfe fuer andere Menschen, so der Kirchenpraesident weiter. Cherdron verlangte, dass im Irak ein soziales und gerechtes Gemeinwesen aufgebaut wird und Menschen in Krankenhaeusern wieder aerztlich versorgt werden koennen. Oberkirchenrat Christian Schad sprach in seiner Predigt in Pirmasens davon, dass es Gotteslaesterung sei, wenn ein Krieg mit religioesem Glauben begruendet wuerde. Wenn man die Frage nach der Rechtfertigung eines Praeventivkrieges jetzt verdraengen wuerde, koenne sie sich bald, etwa in Syrien oder im Iran, wieder stellen, warnte Schad.


Irak-Krieg: Niederlage fuer Weltreligionen

Baden-Baden. Als "eine schwere Niederlage" fuer die grossen Weltreligionen hat der Theologe Prof. Karl-Josef Kuschel den Irak-Krieg bezeichnet. Er werde "verheerende negative Konsequenzen fuer den Dialog zwischen Islam und Christentum haben", sagte der Tuebinger Vize-Praesident der Stiftung Weltethos am Sonntag dem Suedwestrundfunk. Er forderte einen "Weltrat der religioesen Fuehrungspersoenlichkeiten". Dieser sollte als Pendant zur UNO so etwas wie das religioese Gewissen der Menschheit bilden". Nach Kuschels Meinung fuehlen sich viele Muslime "darin bestaetigt, was sie seit Jahren befuerchten: Die christliche Vormacht benimmt sich wie zu Kreuzzugszeiten. Man will den muslimischen Laendern die christliche Weltordnung aufzwingen."


Ostermaersche der Friedensbewegung

Die Friedensbewegung hat heute in vielen Bundeslaendern ihre traditionellen Ostermaersche fortgesetzt. Veranstaltungen gab es unter anderem in Bochum, Essen, Halle, Bergen-Belsen und Herne. Wie schon an den letzten beiden Tagen war die Beteiligung an den Demonstrationen geringer als erwartet. So gingen meist nur jeweils einige hundert Menschen auf die Strasse. Zentrales Anliegen der Demonstranten war die Aechtung des Golfkriegs, wie das Ostermarschbuero in Frankfurt am Main erklaerte. Zudem duerfe die Bundeswehr nicht zu einer Interventionsarmee aufgeruestet und umgebaut werden, hiess es.


EU soll in den Fluglaerm-Streit aktiv werden

Zuerich/Genf. Im Streit um den Fluglaerm ueber dem Suedwesten Deutschlands will die Schweiz nun die EU-Kommission einschalten. Der Schweizer Verkehrsminister Moritz Leuenberger sagte am Sonntag, wenn die einseitigen deutschen Massnahmen EU-Recht verletzten, seien sie anfechtbar. Deutschland hatte den fuer Zuerich Klothen bestimmten Luftverkehr ueber Baden-Wuerttemberg am 17. April deutlich eingeschraenkt. Dadurch werden die An- und Abfluege vom Flughafen Zuerich ueber Suedbaden von bislang ueber 150.000 jaehrlich auf weniger als 80.000 verringert. Das Schweizer Parlament hatte einen zuvor mit Deutschland ausgehandelten Staatsvertrag nicht ratifiziert. Leuenberger bedauerte dies und merkte an, dass die von deutscher Seite verhaengten Auflagen durch die Ratifizierung haetten abgewendet werden koennen, jedoch tue die Regierung alles, um Schaden von der Schweiz abzuwenden.


Buendnis fuer Ausbildung angekuendigt

Bildungsministerin Bulmahn hat ein "Buendnis fuer Ausbildung" angekuendigt. Die Spitzen der Arbeitgeberverbaende, des DGB sowie Wirtschaftsminister Clement haetten ihre Teilnahme an einem Treffen am 29. April zugesagt, sagte Bulmahn der "Bild am Sonntag". Man wolle sich auf Massnahmen verstaendigen, um jedem Jugendlichen einen guten Ausbildungsplatz zu verschaffen, sagte Bulmahn. Die von Bundeskanzler Gerhard Schroeder erwogene Ausbildungsplatzabgabe spiele bei dem Treffen keine Rolle. Nach vorlaeufigen Schaetzungen fehlen in diesem Jahr rund 130.000 Ausbildungsplaetze.


Unterstuetzung Leipzigs gefordert

Stuttgart. Der baden-wuerttembergische Wirtschaftsminister Walter Doering (FDP) hat gefordert, die Leiptziger Olympiabewerbung zu unterstuetzen. So sollen die bei der Olympia-Vorentscheidung unterlegenen Staedte zehn Prozent ihres geplanten Budgets fuer Leipzigs Bewerbung zur Verfuegung zu stellen. Mit der finanziellen Hilfe koennten die Verliererstaedte eine tatkraeftige Unterstuetzung leisten, so Doering in einem Gastkommentar in der "Bild am Sonntag". Mit der Bereitstellung von zehn Prozent des Budgets koennten vier Millionen Euro fuer Leipzig zusammenkommen.


Warnung vor Kommerzialisierung durch den Deutschen Kulturrat

Berlin. Der Deutsche Kulturrat hat Bundesregierung und Bundestag zu mehr Einsatz bei den internationalen GATS-Verhandlungen aufgefordert. Der Kultur- und Bildungsbereich muesse vor der geplanten weltweiten Liberalisierung von Dienstleistungen geschuetzt werden, sagte der Geschaeftsfuehrer des Kulturrates, Zimmermann. Sonst drohten eine vollstaendige Kommerzialisierung der Kultur und ein Zusammenbruch des oeffentlichen Subventionssystems in Deutschland bei Theatern, Museen, Bibliotheken und in der Bildung. Zimmermann bemaengelte ein deutliches Desinteresse beim Wirtschaftsministerium. Eine export-orientierte Nation wie Deutschland gebe moeglicherweise neuen Export-Chancen den Vorrang vor dem Schutz der kulturellen Vielfalt. Zimmermann dankte den Globalisierungskritikern dafuer, dass sie mit ihren Aktionen auf diese Probleme aufmerksam machten.


Kuenast will Zuschuesse fuer Rinderexport streichen

Bundeslandwirtschaftsministerin Kuenast hat die EU aufgefordert, Subventionen fuer den Export lebender Schlachtrinder sofort zu streichen. Das berichtet die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf einen Brief Kuenasts an EU-Agrarkommissar Fischler. Zurzeit bezuschusse Bruessel Transporte mit 45 Mio. Euro im Jahr, so das Blatt. Das entspreche rund 200 Euro pro Rind. Seit Januar duerfen maennliche Tiere nur noch nach Aegypten und Libanon geliefert werden. Kuenast kritisierte, dass die Ausfuhren dennoch kaum saenken. Laut Landwirtschaftsministerium gingen rund 87% aller Exporte ohnehin nach Libanon.


Kampagne fuer Lehrstellen in Bayern geplant

Muenchen/Berlin. In Bayern und in vielen anderen Teilen Deutschlands fehlen kurz vor Ende des Schuljahres noch eine Menge Lehrstellen. Der Staatssekretaer im bayerischen Arbeitsministerium Schmid sagte, im Durchschnitt stuenden jeweils 100 Bewerbern nur 77 freie Ausbildungsplaetze zur Verfuegung. Besonders prekaer ist Schmids Angaben zufolge die Lage in Oberfranken und im suedlichen Mittelfranken, wo sich rein rechnerisch zwei Schulabgaenger eine Lehrstelle teilen muessen. Aus diesem Grund kuendigte Schmid eine bayernweite Lehrstellenkampagne an. Aehnliche Plaene verfolgt die Bundesregierung: Am 29. April soll es ein Treffen von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Wirtschaftsminister Clement geben. Ziel ist es, jedem ausbildungswilligen Jugendlichen in Deutschland eine Lehrstelle zu verschaffen.


Kardinal Kasper neuer Ehrenbuerger von Wangen im Allgaeu

Wangen/Rottenburg. Kurienkardinal Walter Kasper hat am Sonntag die Ehrenbuergerwuerde seiner Heimatstadt Wangen im Allgaeu (Kreis Ravensburg) erhalten. Oberbuergermeister Michael Lang sagte bei dem Festakt im Rathaus, dass die Stadt mit der Ernennung ihre Verbundenheit mit dem Wirken Kaspers zum Ausdruck bringen wolle. Kardinal Kasper wirkt als Praesident des Paepstlichen Einheitsrates fuer die oekumenische Annaeherung der christlichen Kirchen und die Einheit der Christen. Zuvor war er Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Kasper wurde am 5. Maerz 70 Jahre alt. In Wangen haelt der Geistliche immer wieder Gottesdienste.


Michael Schumacher gewinnt Imola mit Trauerflor

Imola. Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist mit Trauerflor am Overall zum ersten Sieg in der neuen Saison gefahren. Trotz des Todes seiner Mutter am Vormittag gewann er in Imola den Grossen Preis von San Marino. Zweiter wurde der Finne Kimi Raeikkoenen vor dem Brasilianer Rubens Barrichello. Ralf Schumacher kam auf den vierten Platz.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ