GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 04.11.1994



* Koalitionsverhandlungen in Bonn
* Verordnung zur zeitlichen Begrenzung von Viehtransporten
* Johannes Rau greift als Praesident der Laenderkammer den Bund an
* Die SPD-Fraktion im Bundestag will ihre Fuehrungsriege erweitern
* Juergen Moellemann kuendigt Kandidatur fuer FDP-Landesvorsitz in NRW an
* Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern
* Bonner Steuerplaene stossen auf heftigen Widerstand der Kommunen
* Prozess gegen frueheren DDR-Topagenten Reiner Rupp
* Ende der deutsch-russischen Weltraummission
* Urteil zum Wohngeld bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften
* Urteil zur totalen Wehrdienstverweigerung
* Ausbruch der Schweinepest in verschiedenen Bundeslaendern
* Neuer Vorsitzender der Jungen Union
* Kastanien von neuartiger Krankheit bedroht
* Dollarwechselkurs



Koalitionsverhandlungen in Bonn

Bonn. In der sechsten Runde ihrer Koalitionsverhandlungen haben sich Union und FDP auf mehrere Vorhaben geeinigt. Sie betreffen die Bereiche Bildung, Forschung, Umwelt und Gesundheitspolitik. So teilten die Generalsekretaere CDU/CSU und FDP nach einer vierstuendigen Unterredung in Bonn mit, dass eine nationale Akademie der Wissenschaften gegruendet werden soll. Strittig bleibt aber nach wie vor der Solidaritaetszuschlag. Wie es heute in Bonn hiess, wollen sich die Koalitionsparteien von Union und FDP erst am Sonntag um einen definitiven Beschluss darueber bemuehen. Sicher ist bisher nur, dass die Abgabe vorerst nicht zeitlich befristet wird. Der Streit um den Solidarzuschlag schwelt weiter. FDP-Generalsekretaer Heuer: "Wir sind, wie gesagt in dieser Frage nicht am Ende angelangt." Heuer raeumte ein, seine Partei werde sich mit der zeitlichen Befristung fuer den 7,5 prozentigen Zuschlag auf die Einkommenssteuer wohl nicht durchsetzen koennen. Er sehe aber schon einen Fortschritt darin, so Heuer, dass die Erhebungsdauer an konkrete Bedingungen wie etwa die Steuerentwicklung oder die private Konsumnachfrage geknuepft werden soll. Geeinigt haben sich Union und FDP hingegen darauf, in den kommenden vier Jahren die Dritte Stufe der Gesundheitsreform anzugehen. Die gesetzliche Krankenversicherung soll erhalten und gleichzeitig die Eigenverantwortung des Patienten gestaerkt werden. Der Patient solle erfahren, wieviel Kosten er verursache, erlaeuterte CSU-Generalsekretaer Huber. Ausserdem planen Union und FDP eine Bundesweite Regelung zur Organtransplantation. Huber sagte, es sei hierbei an eine Zustimmungsloesung gedacht, um die Organspendenbereitschaft zu foerdern. "Unter der Zustimmungsloesung versteht man selbstverstaendlich, dass der Einzelne selber bestimmt: "Im Falle meines Todes bin ich bereit, meine Organe fuer Schwerkranke zur Verfuegung zu stellen." Die erweiterte Zustimmungsregelung wuerde diese Verfuegung auch fuer nahe Angehoerige ermoeglichen, im Falle meinetwegen von Unfalltod und dergleichen mehr." Gleichgestellt werden soll die Ausbildungsfoerderung fuer Lehrlinge und Studenten. Einstiegschancen fuer Nichtakademiker im oeffentlichen Dienst werden verbessert. CDU-Generalsekretaer Peter Hintze kuendigte an, man habe ausserdem beschlossen, eine nationale Akademie der Wissenschaften zu gruenden. Sie soll eine "zentrale Institution sein um Grundfragen von Wissenschaft und Forschung zu behandeln und hier die Oeffentlichkeit, aber auch die Politik beraten und den Diskurs vorantreiben". Nicht festgelegt wurde, wo die deutsche Akademie der Wissenschaften ihren Sitz nehmen wird. Union und FDP wollen ausserdem vor dem Hintergrund des Berliner Milke-Prozesses die Frage der Haftentschaedigung ueberpruefen und neu regeln.


Verordnung zur zeitlichen Begrenzung von Viehtransporten

Bonn. Der Bundesrat hat die von Landwirtschaftsminister Borchert vorgelegte Verordnung zum Schlachttiertransport grundsaetzlich gebilligt. Darin ist vorgesehen, dass Tiertransporte in Zukunft hoechstens acht Stunden andauern duerfen. Die Laenderkammer erweiterte den Entwurf in Teilbereichen. Beispielsweise soll der Einsatz von Elektroschockgeraeten beim Verladen beschraenkt werden. Von der Verordnung erhofft sich Deutschland politischen Druck auf andere EU-Staaten. Auf europaeischer Ebene war dieser Beschluss bisher wegen des Widerstands hauptsaechlich suedeuropaeischer Laender nicht durchzusetzen. Das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz gegen den kommerziellen Handel mit menschlichen Organen lehnte der Bundesrat ab. Die Laenderkammer beanstandete, dass die Regierung zunaechst nur den Handel mit Organen, die von Lebenden entnommen wurden, ahnden will. Der Handel mit Organen Verstorbener soll in einem eigenen Gesetz erfasst werden. Der Bundesrat befuerchtet dadurch Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung.


Johannes Rau greift als Praesident der Laenderkammer den Bund an

Die Sitzung des Bundesrates hatte am Morgen mit der Antrittsrede seines neuen Praesidenten Johannis Rau begonnen. Der nordrhein-westfaelische Regierungschef hatte das Amt am ersten November turnusgemaess fuer ein Jahr uebernommen. Der nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Johannes Rau gehoert jetzt zu den wenigen Politikern, die zwei Mal das Amt des Bundesratspraesidenten wahrnehmen. Rau hatte die Funktion bereits 1982 fuer die uebliche Amtsdauer von einem Jahr uebernommen. Bei seiner Antrittsrede fuer die jetzige zweite Amtszeit forderte er die Bundeslaender zu selbstbewusstem Handeln auf. Die Laender haetten den Bund gegruendet, nicht umgekehrt. Der Bundesrat habe auch bundespolitische Verantwortung zu uebernehmen. "Die Pflicht zum bundesfreundlichen Verhalten, die das Grundgesetz vorsieht, gilt ja fuer beide: fuer die Laender und den Bund. Mit diesem Grundsatz ist eine Finanzpolitik des Bundes unvereinbar, die Konsolidierung betreibt, indem sie finanzielle Lasten auf Laender und Gemeinden verlagert."


Die SPD-Fraktion im Bundestag will ihre Fuehrungsriege erweitern

Bonn. Der Vorstand der SPD-Fraktion im Bundestag hat sich heute mit Personalentscheidungen befasst. Eine Zahlenmaessig erweiterte Fuehrungsriege soll die Arbeit der Fraktion kuenftig steuern. Die Fraktionsspitze soll gleichzeitig nach dem Willen von Partei- und Fraktionschef Scharping eine Art Schattenkabinett sein. Nach den Plaenen Scharpings soll die Zahl der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von vier auf sechs erhoeht werden, jeder davon soll eine klare Ressortzustaendigkeit erhalten. Die Fraktionsmitgleider werden darueber am kommenden Mittwoch abstimmen. Die wichtigsten Personalentscheidungen fuer die neue SPD-Fraktion, sie waren wohl schwerer zu treffen als erwartet, denn erst nach mehr als drei Stunden Debatte praesentierte Rudolf Scharping das Ergebnis: Die erste Entscheidung: Wer soll die SPD-Fraktion im Bundestagspraesidium vertreten? Der Vorstand habe beschlossen, "dass fuer das Amt des Fizepraesidenten nominiert wird Hans-Ulrich Klose. Wir gehen bei diesem Vorschlag zunaechst davon aus, dass das Praesidium des deutschen Bundestages aus vier Personen besteht. Sollten es mehr sein, dann faellt nach unserer Auffassung der SPD ein zweiter Sitz im Praesidium zu. Darueber werden wir dann in Berlin entscheiden, wenn das klar ist." Neben Hans-Ulrich Klose bewarb sich uebrigens auch der Abgeordnete Peter Konradi. Klose setzte sich gegen ihn mit 20 zu 11 Stimmen schliesslich durch. Zweiter Tagesordnungspunkt: Wie soll der neue Fraktionsvorstand sich zusammensetzen? "Zweitens schlagen wir vor, dass die wesentlichen Arbeitsfelder innerhalb der politischen Arbeit der Fraktion und der Partei hier innerhalb der Fraktion koordiniert, oeffentlich dargestellt, vorangebracht werden von den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden; das sollen sechs Personen sein: Ingrid Mathaeus-Maier (sp.?), Anke Fuchs, Rudolf Dressler, Wolfgang Thierse, Guenter Verheugen und Otto Schilli." Scharping wird als Fraktionsvorsitzender kuenftig nicht vier Stellvertreter haben, sondern sechs. Und sie sollen kuenftig die inhaltliche Arbeit der Fraktion Koordinieren. Rudolf Dressler bleibt zustaendig fuer Arbeit und Soziales, Wolfgang Thierse fuer Fragen der deutschen Einheit, Ingrid Mathaeus fuer Haushalt und Finanzen, Anke Fuchs fuer die Innen- und Familienpolitik. Neu kommen Otto Schilli hinzu mit dem Arbeitsbereich Innen-, Forschungs- und Umweltpolitik, sowie Guenter Verheugen fuer die Aussenpolitik. Die Frage eines besorgten Journalisten, ob Verheugen dann als Bundesgeschaeftsfuehrer der Partei ausscheiden muesse, beantwortete Scharping mit einem klaren 'Nein': "Verheugen bleibt Bundesgeschaeftsfuehrer, ganz selbstverstaendlich, dauerhaft, und er wird in organisationspolitischen Bereichen Entlastung bekommen. Er waechst in eine generalsekretaersaehnliche Rolle." Es ist also das politische Gewicht von Guenter Verheugen, welches waechst. Weiterhin sollen dem Fraktionsvorstand fuenf parlamentarische Geschaeftsfuehrer angehoeren, an der Spitze Peter Struck, der die Position bereits in der Vergangenheit inne hatte. Welche fraktionsinternen Arbeitsgruppen gebildet werden sollen, und wer sie leiten wird, das wurde heute noch nicht entschieden. Scharping verfolgt dabei jedoch zwei Ziele: Erstens will er personell Alternativen zur Bundesregierung klar machen, und zweitens soll die Arbeit innerhalb der Fraktion sehr viel staffer und effizienter werden, denn "ich halt' nicht sehr viel davon, allzu viele Entscheidungs- oder Koordinationsebenen in der Fraktion einzuziehen, weil das am Ende [...] per Instanzenzug und Buerokratie die politische Phantasie und die Reaktionsschnelligkeit behindert oder schaedigt."


Juergen Moellemann kuendigt Kandidatur fuer FDP-Landesvorsitz in NRW an

Duesseldorf. Juergen Moellemann will Chef der nordrhein-westfaelischen FDP bleiben. Der 49jaehrige, der vor knapp zwei Wochen nach seinen heftigen Angriffen auf Parteichef Kinkel zum vorlaeufigen Amtsverzicht gezwungen worden war, kuendigte heute an, er werde am dritten Dezember erneut kandidieren. Dann soll auf einem Sonderparteitag des Landesverbandes ein neuer Vorstand gewaehlt werden. Moellemann sagte, er habe hunderte von Anrufen, Faxen und Briefen erhalten, die ihn groesstenteils darin bestaerkt haetten, fuer eine liberale Kurserneuerung zu kaempfen. In der Sitzung des Landesvorstandes am kommenden Montag will Moellemann eine Mitgliederbefragung anregen. Eine Urwahl laesst die Landessatzung nicht zu, um das Pro und Kontra zwischen ihm und seinem Herausforderer Fritz Schaumann ausloten zu lassen. Moellemann plaedierte fuer ein reformiertes Programm der FDP, das er "Freiburg II" titulierte. Aktuell komme es aber vor allem auf Wahlen in Nordrhein-Westfalen an. Falls die Liberalen auch in Duesseldorf nicht mehr in den Landtag kaemen, koenne man auch fuer die FDP insgesamt nicht mehr sehr optimistisch sein. Vor Moellemann hatte bereits der Staatssekretaer im Bundesbildungsministerium Fritz Schaumann seine Bewerbung fuer den Landesvorsitz angemeldet. Damit kommt es voraussichtlich zu einer Kampfabstimmung zwischen Moellemann und Schaumann. Moellemann sprach sich heute auch wieder fuer eine Kurskorretur der FDP aus, ohne die die lebensbedrohliche Situation der Partei nicht zu aendern sei.


Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin. Bei den Verhandlungen fuer eine grosse Koalition zwischen CDU und SPD in Mecklenburg-Vorpommern zeichnen sich erste Sreitpunkte ab. Sowohl SPD-Chef Ringsdorf, als auch Ministerpraesident Seite (sp.?) erklaerten, die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Zu einem Konfliktthema scheint die umstrittene Sondermuelldeponie Schoenberg zu werden. Auch das Stimmverhalten Mecklenburg-Vorpommerns im Bundesrat gehoert zu den kontroversen Themen. Waehrend die CDU bei umstrittenen Theman eine Stimmenthaltung fuer richtig haelt, will die SPD jeden Fall einzeln entscheiden. Einigkeit gab es heute bei den kuenftigen Koalitionspartner in Schwerin lediglich darueber, dass man sich eben nicht in allen Punkten einig ist. SPD-Chef Harald Ringsdorf sagte, Verhandlungsbedarf gebe es noch bei einigen groesseren Themenkomplexen - eine Ansicht, die auch der amtierende Ministerpraesident Bernd Seite (sp.?) von der CDU vertrat. Der Zeitplan fuer die Gespraeche soll allerdings nicht unter der Uneinigkeit leiden. Bis zur konstituierenden Landtagssitzung am 15. November wollen beide Parteien einen konkreten Rahmen fuer die grosse Koalition erarbeitet haben. Wie Immer waren es konstruktive Gespraeche, die Ministerpraesident Bernd Seite und SPD-Landeschef Harald Ringsdorf in guter Atmosphaere gefuehrt haben. Bernd Seites Bilanz des dreistuendigen Beisammenseins ist verhalten optimistisch: "Ich kann jedenfalls sagen, dass es konzentriert und gut voran geht. Aber ich muss auch sagen, die Verhandlungen werden sich auch schwierig erweisen." Ganz oben auf der Problemliste steht das kuenftige Abstimmungsverhalten einer grossen Koalition im Bundesrat. Der SPD ist ja daran gelegen, dort nach Moeglichkeit die Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Wuerden sich CDU und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung darauf verstaendigen, dass sich Mecklenburg-Vorpommern im Rat der Laender enthaelt, wenn sich beide Parteien uneinig sind, dann waere die Zweidrittelmehrheit hinfaellig. Deshalb moechten die Sozialdemokraten in der Koalitionsvereinbarung festgeschrieben haben, dass Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat gegen bestimmte Gesetzesvorhaben der Bundesregierung stimmt. Harald Ringsdorf weiss auch schon welches dazugehoert: "Eine Verkuerzung der Bezugsdauer von Arbeitslosenhilfe auf zwei Jahre wuerde bedeuten, dass betraechtliche Mittel, die jetzt der Bund zu tragen hat, auf das Land verlagert wuerden. Wir haben bereits einen sehr hohen Prozentsatz von Langzeitarbeitslosen, und das kann natuerlich nicht im Interesse des Landes sein, dass wir dort etwaige Vorhaben der Bundesregierung in dieser Richtung stuetzen oder uns in dieser Richtung neutral verhalten." Hier, so die Antwort von Ministerpraesident Bernd Seite, gebe es in der Tat noch Verhandlungsbedarf.


Bonner Steuerplaene stossen auf heftigen Widerstand der Kommunen

Muenchen. Bayerns Staedte wehren sich gegen die Bonner Steuerplaene. Der Praesident des bayrischen Staedtetages Josef Daimer (sp.?) kuendigte entschiedenen Widerstand gegen die fuer 1996 geplante Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer an. Diese Steuer, so Daimer, sei eine der wichtigsten Einnahmequellen fuer Staedte und Gemeinden, die man mit allen Mitteln verteidigen werde. Den Politikern in Bonn warf der Landshuter CSU-Oberbuergermeister vor, sie seien schon so abgehoben, dass sie nicht mehr erkennen wuerden, dass die Kommunen finanziell mit dem Ruecken zur Wand stuenden.


Prozess gegen frueheren DDR-Topagenten Reiner Rupp

Duesseldorf. Im Prozess gegen den frueheren DDR-Topagenten Reiner Rupp hat die Staatsanwaltschaft 15 Jahre Haft und die Rueckzahlung von 600.000 DM Agentenlohn gefordert. Nach Ueberzeugung der Anklage war Rupp unter dem Decknamen Topas von 1977 bis 1989 in der Bruesseler Natozentrale fuer die DDR-Staatssicherheit taetig. Der Angeklagte hat ein Gestaendnis abgelegt. Er habe nicht fuer Geld spioniert, so Rupp, sondern aus politischer Ueberzeugung. Fuer Rupps Ehefrau Ann-Christin, die unter dem Tarnnamen Tuerkis ebenfalls einige Jahre fuer den Ostdeutschen Geheimdienst gearbeitet hatte, plaedierte die Anklage wegen Beihilfe zum Landesverrat auf eine Bewaehrungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten.


Ende der deutsch-russischen Weltraummission

Moskau. Der deutsche Astronaut Ulf Merbold ist heute an bord der Sojus TM-19 von einer Weltraummission mit seinen beiden Kollegen Juri Malenkenko (sp.?) und Taigat Musabajew (sp.?) zurueckgekehrt. Die Kapsel landete planmaessig in der Staette von Kasarstan im Nord-Osten des Weltraumbahnhofs bei Kunur (sp.?). Damit ging die erste europaeisch-russische Weltraummission mit Namen Euro-Mir '94 zu ende, in deren Rahmen Merbold einen Monat an Bord der Raumfaehre Mir verbrachte.


Urteil zum Wohngeld bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften

Berlin. Nichteheliche Lebensgemeinschaften werden beim Wohngeld auch kuenftig nicht mit Ehepaaren gleichgestellt. In einem entsprechenden Urteil des Bundesverwaltungsgerichts heisst es zur Begruendung, die Wohngeldregelung fuer Ehegatten sei an die gegenseitige Unterhaltspflicht geknuepft. Bei unverheirateten Paaren bestehe diese gegenseitige Verpflichtung aber nicht. Daher sei der Gesetzgeber nicht zur Gleichstellung beider Lebensformen verpflichtet. Umstritten war die sogenannte Kopfteilregelung des Wohngeldrechts. Danach wird bei nichtehelichen Paaren die anteilige Wohnflaeche des Partners bei der Wohngeldberechnung abgezogen. Das Gericht wies allerdings daraufhin, dass in solchen Faellen beide Partner einen gemeinsamen Mietvertrag abschliessen und dann unabhaengig voneinander Wohngeld beantragen koennen.


Urteil zur totalen Wehrdienstverweigerung

Berlin. In einer weiteren Grundsatzentscheidung beschaeftigte sich das Bundesverwaltungsgericht mit der Klage eines 25jaehrigen Krankenpflegers aus Oberhausen und legte damit die Voraussetzungen fuer eine Totalverweigerung fest. Der Junge Mann hatte nach der Verweigerung des Wehrdienstes seinen Zivildienst ebenfalls nicht angetreten, weil auch die ihm angebotene Taetigkeit in einer evangelischen Kirchengemeinde im Kriegsfall nicht mit seinem Gewissen zu vereinbaren gewesen sei. Die Bundesrichter machten ihm einen Strich durch die Rechnung und verwiesen die Sache zurueck an das Duesseldorfer Verwaltungsgericht. Dort muss der Junge Mann nun genau erklaeren, warum er auch in Friedenszeiten den nicht den Zivildienst ableisten will; nur dann naemlich, wenn eine entsprechende Gewissensentscheidung vorliegt und der Antragssteller zugleich einen dreijaehrigen Pflegedienst ableistet, greift nach Meinung der hoechsten deutschen Verwaltungsrichter die im Zivildienstgesetz vorgesehene Moeglichkeit einer Totalverweigerung - allein die Berufung auf den sogenannten Zeugen-Jehova-Paragraphen reiche nicht aus.


Ausbruch der Schweinepest in verschiedenen Bundeslaendern

Bonn. Nach dem erneuten Ausbruch der Schweinepest in verschiedenen Bundeslaendern, hat der Bund-Laender-Kriesenstab zur Tierseuchenbekaempfung die Schutzvorkehrungen verschaerft. Weite Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern werden gesperrt. Nutz und Zuchtschweine duerfen erst dann aus den Sperrgebieten heraustransportiert werden, wenn die Bestaende wieder voellig Seuchenfrei sind.


Neuer Vorsitzender der Jungen Union

Berlin. Die Junge Union hat den 29jaehrigen Rechtsreferendar Klaus Escher mit grosser Mehrheit zu ihrem neuen Vorsitzenden gewaehlt. Auf dem Deutschlandtag der CDU-Nachwuchsorganisation erhilt Escher 195 von 225 Stimmen. Er ist damit Nachfolger von Hermann Groehe (sp.?), der nicht mehr kandidierte.


Kastanien von neuartiger Krankheit bedroht

Wenn im Herbst die Blaetter von den Baeumen fallen, beschleicht so manchem Menschen der Gedanke, was ist eigentlich, wenn die Gehoelze fuer immer so kahl blieben, wenn im kommenden Fruehjahr keine Knospen mehr spriessen. In Niederbayern gibt es bereits erste Anzeichen dafuer, dass diese Schreckensvision, zumindestens eine Baumart betreffend, bald Wirklichkeit werden koennte. Die Kastanien sind dort von einer neuartigen Krankheit bedroht, die durch eine Mottenart ausgeloest wird. Alle Jahre wieder, wenn es Herbst wird, verlieren auch die Kastanienbaeume ihre Blaetter. Nach einem praechtigen Farbenspiel fallen sie einfach ab. Heuer aber, so Reinhard Strobel, der Leiter des Forstamtes im niederbayrischen Landau, verlieren die Kastanien ihre Blaetter anders als in all den Jahren zuvor. "Das was wir hier an diesen Kastanienblaettern sehen, das ist nicht die normale Herbstfaerbung, die das Blatt gleichmaessig braun faerben wuerde. Sie sehen jetzt diese braunfarbenen Flecken, die unregelmaessig ueber das Blatt verteilt sind. Und das sind diese typischen Frassstellen einer neuartigen Kastanienerkrankung, die wir in unserem Raum feststellen muessen." Die Miniermotte Kameraria Oridella (sp.?) hat sich in den Kastanienblaettern eingenistet und durchtrennt die Saftbahnen, die den Blaettern das Leben spenden. "In unserem Raum kann man mittlerweile sagen, dass es keine nichtbefallenen Baeume mehr gibt. Ueber die genaue Anzahl haben wir keine Unterlagen, aber wir muessen leider feststellen, dass es keine gesunden Kastanien mehr im Raum des Forstamtes Landau an der Isar gibt." Inzwischen sind in ganz Niederbayern die Kastanienbaeume von der Motte befallen, und die Krankheit breitet sich weiter in Richtung Norden aus. "Es scheint sich hier um ein sehr neuartiges Phaenomen zu handeln, das auch in der Geschichte der Pflanzenpatologie ohne Beispiel ist. Eine sehr schnelle Ausbreitung eines Schaedlings, der im Jahr 1985 erstmals in Mazedonien aufgetreten ist. Und man hat es damals noch fuer ein lokales Phaenomen gehalten, als dort innerhalb kurzer Zeit im beschraenkten Umfang viele Kastanien befallen wurden und danach abgestorben sind. Aber zur Ueberraschung und mittlerweile auch zum Entsetzen der Fachleute und natuerlich auch der Besitzer der Kastanienbaeume hat diese Krankheit innerhalb von fuenf, sechs Jahren ueber den oesterreichischen Raum jetzt auch Sued- und Ostbayern erfasst und es scheint mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit weiterzugehen." Noch scheint die Krankheit der Kastanie in Niederbayern nicht so dramatisch zu sein. Die Kastanien, sie verlieren wegen des Mottenbefalls ihre Blaetter etwas frueher und auf andere Art und Weise als sonst. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus Oesterreich, dass sich der Prozess immer schneller in kuerzeren Abstaenden wiederholt. "Wenn diese Frasstaetigkeit so intensiv wird und den Grossteil des Blattes erfasst, dann fallen die Blaetter ab, die Kastanie treibt im naechsten Jahr dann wieder aus, wird aber bei wiederholtem Frass - und das ist unsere Befuerchtung - nach einigen wenigen Jahren diese Frasstaetigkeit nicht ueberleben und dann insgesamt als Baum absterben." Um die Motte auszurotten muessten die Baeume mit einem Insektenvernichtungsmittel besprueht werden. Das aber, so Forstamtsleiter Reinhard Strobel bringt nicht unerhebliche Risiken fuer die Menschen. "Der Einsatz von Spritzmitteln kommt meines Erachtens nicht in Betracht, weil ja die Kastanie sich im wesentlichen in Siedlungsgebieten befindet und die Nebenwirkungen da sicher zu problematisch waeren. Es wird derzeit versucht, mit systemischen Mitteln einen Einzelschutz dieser Baeume anzuwenden. Diese systemischen Mittel muessten irgendwie unter die Rinde gebracht werden, so dass sie vom Saftstrom der Baeume erfasst werden und die Eiablage bzw. die fressenden Larven dann abtoeten. Inwieweit das Ganze Erfolg haben wird, kann man vermutlich erst in zwei, drei Jahren sagen."


Dollarwechselkurs

1 US-$   =   1.5234 DM
DAX      =   2067 Punkte



Quellen

B5    15:15 Uhr MEZ    15:30 Uhr MEZ    15:45 Uhr MEZ    16:15 Uhr MEZ
B5    16:30 Uhr MEZ    16:45 Uhr MEZ    22:30 Uhr MEZ    22:45 Uhr MEZ