GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 06.09.1999



* Zukuenftig Zwei-Parteien-System im Saarland
* Stolpe will Sondierungsgespraeche mit CDU und PDS aufnehmen
* Verluste der SPD vor allem durch Ausbleiben der Stammwaehler
* Vorstand der brandenburgischen SPD tritt zurueck
* Schroeder haelt an Sparplaenen fest, CDU will Korrekturen erreichen
* Muentefering einstimmig zum SPD-Generalsekretaer nominiert
* Entlassung Sauters bringt Stoiber unter Druck
* Deutsches Handwerk erwartet Rekordniveau der Schwarzarbeit
* Naehmaschinenhersteller Pfaff pleite
* Tennis: Huber und Haas im Viertelfinale der US Open
* Boerse



Zukuenftig Zwei-Parteien-System im Saarland

Im Saarland verlor die SPD seit der letzten Landtagswahl 5% und liegt jetzt bei 44,4%. Die CDU gewann fast 7% hinzu und liegt nach dem vorlaeufigen amtlichen Endergebnis bei 45,5%. Damit gibt es an der Saar einen Regierungswechsel. Strahlender Wahlsieger ist der CDU-Herausforderer und sogenannte "Junge Wilde" Peter Mueller. Er versprach 60.000 neue Arbeitsplaetze, Wirtschaftsfoerderung fuer den Mittelstand und fuer Existenzgruender. Zugute kam der CDU auch die fuer das Saarland niedrige Wahlbeteiligung von nur rund 70%. Die SPD schaffte es nicht, ihre Stammwaehler zu mobilisieren und verlor allein dabei mehr als 5% ihrer Stimmen. Traenen und lange Gesichter gab es gestern auch bei den Gruenen, die aus dem Parlament herausgewaehlt wurden. Aehnlich wie Teile der SPD machen sie vor allem die Bundespolitik dafuer verantwortlich. Nicht im Parlament sind die Liberalen, dennoch haben sie Grund zum Feiern. Das vorrangige Ziel, in den Landtag einzuziehen, ist zwar verpasst, der Wechsel ist aber immerhin geschafft. Im saarlaendischen Landtag werden kuenftig nur noch zwei Parteien vertreten sein, die CDU hat dabei einen Sitz mehr als die SPD.


Stolpe will Sondierungsgespraeche mit CDU und PDS aufnehmen

In Brandenburg verlor die SPD fast 15% und damit die absolute Mehrheit. Sie liegt jetzt bei 39,3% der Stimmen. Die CDU gewann fast 8% hinzu, das entspricht etwa 26,6%. Gewinne verbuchte auch die PDS, die jetzt bei 23,3% liegt. Im neuen Landtag Brandenburgs sind die Sozialdemokraten auf einen Koalitionspartner angewiesen. Die SPD will nach Angaben des brandenburgischen Regierungschefs Manfred Stolpe mit der CDU und mit der PDS Koalitionsverhandlungen fuehren. Stolpe sagte, er lehne die Tolerierung einer Minderheitsregierung ab. Dafuer seien die Stimmenverluste zu stark. Nach ersten Analysen hat die SPD mehr als 30.000 Stimmen an die CDU und mehr als 40.000 Stimmen an die PDS verloren. Sprecher aller Parteien aeusserten sich besorgt darueber, dass die rechtsextreme DVU erstmals in den Landtag einziehen wird. Stolpe sprach von einer persoenlichen Niederlage. Verloren hat die SPD auch einige Direktmandate, unter anderem direkt in der Landeshauptstadt Potsdam. Hier siegte PDS-Spitzenkandidat und Parteichef Lothar Bisky ueber die Kandidatin und bisherige Mandatsinhaberin von der SPD.


Verluste der SPD vor allem durch Ausbleiben der Stammwaehler

Nach ersten Analysen sind die Verluste der SPD in beiden Bundeslaendern vor allem auf das Wahlverhalten der Stammwaehler zurueckzufuehren. Im Saarland verlor die SPD besonders stark in Grossstaedten, einfachen Wohnlagen und bei Geringeverdienern, errechneten die Meinungsforscher bei Infratest. Entscheidend fuer die SPD-Niederlage war auch, dass viele Stammwaehler aus Enttaeuschung ueber die rot-gruene Bundespolitik zu Hause blieben. Die CDU gewann ueberall dort, wo die SPD verlor. Vor allem fuer junge Saarlaender ist die Union wieder attraktiv. In Brandenburg wurde die Wahl fuer die SPD zum Desaster, weil 19% ihrer Waehler zu CDU, PDS und rechtsradikaler DVU wechselten. Viele SPD-Waehler gingen zudem gar nicht zur Wahl. Ausserdem verloren die Sozialdemokraten zweistellig in einfachen Wohnlagen und auf dem Land. Die rechtsradikale DVU hat vor allem bei Arbeitern und Arbeitslosen Stimmen von der SPD abgezogen.


Vorstand der brandenburgischen SPD tritt zurueck

Die brandenburgische FDP-Spitze hat Konsequenzen aus ihrem Einbruch bei der gestrigen Landtagswahl gezogen. Am Abend trat der gesamte Landevorstand unter seinem Vorsitzenden Aenderlein zurueck. Die neue Fuehrungsriege soll auf einem Sonderparteitag bestimmt werden.


Schroeder haelt an Sparplaenen fest, CDU will Korrekturen erreichen

Bundeskanzler Schroeder will auch nach den juengsten Wahlniederlagen der SPD am Sparpaket der Bundesregierung festhalten. Der SPD-Chef sagte am Abend, es gebe keinen Anlass, vom Zukunftsprogramm abzugehen. Das Programm sei notwendig, inhaltlich richtig, und deshalb werde man es durchsetzen. Die CDU hatte heute nach ihren Wahlerfolgen deutlich gemacht, sie wolle ihre gestaerkte Stellung im Bundesrat dazu nutzen, wesentliche Aenderungen am Sparpaket zu erreichen. Der voraussichtlich neue Ministerpraesident in Saarbruecken, Mueller, nannte die Plaene nicht akzeptabel, weil sie Kosten auf die Laender abwaelzten. Er forderte die Koalition vor allem zum Verzicht auf ihr Rentenkonzept auf.


Muentefering einstimmig zum SPD-Generalsekretaer nominiert

Franz Muentefering soll SPD-Generalsekretaer werden. Der SPD-Vorstand nominierte den bisherigen Verkehrsminister einstimmig fuer den neuen Posten in der SPD. "Dem Land geht es gut, der SPD geht es im Augenblick nicht so gut. Ich will dazu beitragen, dass es beiden wieder gut geht, dem Land und der Partei. Und so gehe ich zuversichtlich an diese neue Aufgabe heran", sagte Muentefering. Bis zum Parteitag im Dezember uebernimmt Muentefering kommissarisch das Amt des Bundesgeschaeftsfuehrers von Ottmar Schreiner. Schreiner hatte erwartungsgemaess seinen Ruecktritt erklaert. Keine Angaben gab es darueber, wer neuer Verkehrs- und Bauminister wird. Die besten Chancen werden dem Staatssekretaer im Wirtschaftsministerium, Mossdorf, eingeraeumt.


Entlassung Sauters bringt Stoiber unter Druck

Nach seiner offiziellen Entlassung geht Bayerns Justizminister Sauter auf Konfrontationskurs. Sauter warf Ministerpraesident Stoiber Verfassungsbruch vor. Er machte ihn direkt fuer die Millionenverluste bei der Baugesellschaft LWS verantwortlich. In der Affaire geraet Stoiber auch durch den Bericht des Rechnungshofes immer mehr unter Druck.


Deutsches Handwerk erwartet Rekordniveau der Schwarzarbeit

Die Schwarzarbeit in Deutschland wird nach Einschaetzung des Handwerks in diesem Jahr deutlich zunehmen. Der Praesident der Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Phillip, sagte in einem Zeitungsinterview, es sei ein neues Rekordniveau zu befuerchten. Den Handwerksbetrieben gingen voraussichtlich 100 Milliarden DM verloren. Phillip forderte, Schwarzarbeit kuenftig als Straftat zu ahnden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.


Naehmaschinenhersteller Pfaff pleite

Der Naehmaschinenhersteller Pfaff aus Kaiserslautern ist zahlungsunfaehig. Der Vorstand des Unternehmens beantragte das Insolvenzverfahren. Ob die Traditionsfirma mit 1500 Mitarbeitern gerettet werden kann, ist unklar. Nachdem der Eigentuemer Singer weitere Finanzspritzen verweigert hatte, waren vergangene Woche auch die Verhandlungen mit Glaeubigerbanken ueber zusaetzliche Gelder gescheitert.


Tennis: Huber und Haas im Viertelfinale der US Open

Anke Huber hat bei den Offenen Amerikanischen Tennismeisterschaften zum ersten Mal in ihrer Karriere das Viertelfinale erreicht. Die Weltrangistensiebenundzwanzigste trifft jetzt auf Martina Hingis aus der Schweiz. Eine Runde weiter ist auch Thomas Haas, der sich in 4 Saetzen gegen Hichem Arazi aus Marokko durchsetzte.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8453 DM= 0.9434 Euro
Kanada(1 $)  1,2379 DM= 0.6329 Euro
England(1 Pfund)  2,9607 DM= 1.5137 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,4077 DM= 62.586 Euro
Japan(100 Yen)  1,6788 DM= 0.8583 Euro
Schweden(100 skr)  22,6186 DM= 11.564 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:5400,55( aktuell )  
Dow-Jones-Index:11078,45( Stand 17:00 MESZ )  
10843,21( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17756,51
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWR3    7:00 MESZ
Radio7    20:00 MESZ
DLF    21:00 MESZ