Kaempfe in Kroatien |
Zagreb. Die kroatische Armee hat eine Grossoffensive in der serbisch
besetzten Krajina gestartet. Nach eigenen Angaben eroberte sie die Stadt
Petrinja im Norden der Krajina. Damit ist eine der Haupversorgungsrouten
fuer Knin unterbrochen. Knin, dort hat die militaerische Fuehrung der
Krajinaserben ihr Hauptquartier, lag den ganzen Tag unter kroatischem
Granatfeuer.
Ein UNO-Sprecher berichtete ebenfalls, die Krajinerregion Gradacac werde von der kroatischen Luftwaffe bombadiert. Die kroatische Armee ruecke auch in Richtung Karlovac vor, das 60 Kilometer suedlich von Zagreb liegt. Bei den Kaempfen gebe es zahlreiche Tote und Verletzte. Im Gegenzug griffen Krajinaserben Staedte in Kroatien an. Auch Beobachtungsposten der UNO werden beschossen. Ein Sprecher der UNO sagte, die Posten seien von kroatischen Kampfjets aus mit Maschinengewehren beschossen worden. Hilfsorganisationen bereiten sich darauf vor, tausende von Fluechtlingen aufzunehmen. Auch von kroatischen Panzerattacken gegen die serbischen Stellungen suedlich der kroatischen Stadt Gospich (sp.?) war am Morgen die Rede. Gospich war gestern von den Krajinaserben mit Granaten beschossen worden, ebenso wie die Kuestenstadt Dubrovnic am Abend. Bei diesem Artellerieangriff der Serben waren drei Menschen getoetet und drei weitere teilweise schwer verletzt worden. Noch gestern Abend hatten die Krajinaserben ploetzlich Gespraechsbereitschaft gezeigt. Sie wuerden mit Zagreb ueber eine politische Loesung verhandeln und zwar auf der Basis des sogenannten Z4-Planes, eines vorliegenden Friedenplanes fuer Kroatien. Der Z4-Plan sieht die friedliche Eingliederung der serbischen Krajinagebiete in den kroatischen Staatsverband vor. Mit diesem ploetzlichen Entgegenkommen waeren wichtige Bedingungen der kroatischen Seite eigentlich erfuellt gewesen. Die kroatische Regierung aber sprach seit gestern wieder von unannehmbaren Zustaenden und einer dringenden Wiedereingliederung der Krajina in den kroatischen Staatsverband, notfalls auch mit militaerischen Mitteln.
Die Bundesregierung hat Kroatien aufgefordert, die Offensive zu stoppen und
an den Verhandlungstisch zurueckzukehren. Aehnlich aeusserten sich auch die
britische und die russische Regierung. Die NATO in Bruessel warnte Kroatien
vor Angriffen auf UNO-Soldaten. Nach daenischen Angaben ist im Norden
Kroatiens ein 23jaehriger daenischer UNO-Soldat bei den Kaempfen zwischen
Kroaten und Serben getoetet worden. |
Studie ueber zivile Auswirkungen des Bosnienkrieges |
Genf. Mehr als 16.000 Kinder sind im Bosnienkrieg bisher getoetet worden.
Mehr als eine Million verloren ihre Heimat. Viele Babies kommen mit
Untergewicht auf die Welt. Nahrungs- und Wassermangel, anhaltendes
Heckenschuetzenfeuer und Granatbeschuss, sowie Berichte ueber Greueltaten
und der Verlust des Ehemanns oder naher Verwandter haben fuer Schwangere
schlimme Folgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Internationalen
Organisation fuer Migration in Zusammenarbeit mit dem
Universitaetskrankenhaus in Sarajevo. |
Auswaertiges Amt ruft deutsche Touristen aus Kroatien zurueck |
Zagreb. In Suedkroatien haben Urlauber aus Deutschland fluchtartig ihre
Ferienziele verlassen. Der ADAC meldet ueberlastete Strassen entlang der
Rueckreiserouten. Etwa 50.000 deutsche Urlauber sollen sich in Kroatien
aufgehalten haben. Der ADAC warnte vor Fahrten auf der Kuestenstrasse
zwischen Dubrovnik und Rijeka. Einige Bereiche seien vom kroatischen
Militaer zur Gefahrenzone erklaert worden.
Das Auswaertige Amt hat noch einmal alle deutschen Urlauber aufgefordert,
Kroatien zu verlassen. Auch bisher sichere Gebiete seien jetzt vom Krieg
bedroht. Das Auswaertige Amt raet Urlaubern, die Faehrverbindungen nach
Italien oder die Grenzuebergaenge im Norden zu benutzen. |
Bundestagsvizepraesidentin Vollmer ruft zur Versoehnung mit Tschechien auf |
Baden-Baden. Bundestagsvizepraesidentin Vollmer vom Buendnis 90/die Gruenen
hat zur Versoehnung mit Tschechien aufgerufen. Im Suedwestfunk sagte
Vollmer woertlich: "Wenn wir jetzt nicht zu dieser Versoehnung kommen, ist
dies ein Versagen der politischen Koepfe". Vollmer spricht in diesem
Zusammenhang von einem "Nichtbegreifen des historischen Moments".
Die Bundestagsvizepraesidentin sieht in dieser Frage auf der tschechischen
Seite ein grosses Engagement. Sie weiss aber auch von Aengsten sowohl auf
der rechten Seite, als auch bei den Altkommunisten. Vollmer forderte die
deutschen Politiker auf, diese Aengste durch eine grosszuegige Geste und
einen Freundschaftsvertrag zu entkraeften. |
Ozondaten kuenftig wieder ueber eine Stelle verfuegbar |
Bonn. Das Bundesumweltministerium will sich dafuer einsetzen, dass sich die
Buerger wieder an einer Stelle ueber alle Ozondaten informieren koennen.
Dies sagte Staatssekretaer Jaug (sp.?) der Umweltorganisation Greenpeace
zu, die am Vormittag mit einer Aktion gegen den Ozonerlass von Ministerin
Merkel protestierte.
Frau Merkel hatte das Umweltbundesamt angewiesen, kuenftig keine
bundesweiten Ozondaten mehr zu veroeffentlichen, weil fuer die einzelnen
Werte jetzt die Laender zustaendig seien. Greenpeace bezeichnete dies als
Maulkorberlass. |
Greenpeace-Studie ueber in Deutschland gelagerte atomare Waffen |
Mainz. Nach einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace lagern in
Deutschland sechs Jahre nach dem Ende des Kalten Kriges immer noch knapp
140 Atombomben. In dem Bericht, den die rheinland-pfaelizischen Gruenen
heute in Mainz veroeffentlichten heisst es, die amerikanischen
Streitkraefte verfuegten in der Bundesrepublik ueber 110 taktische
Kernwaffen, die Briten ueber rund 30. Insgesamt seien in Europa und der
Tuerkei mehr als 500 Atombomben amerikanischer und britischer Herkunft
stationiert. All diese Waffen haetten zusammen schaetzungsweise die
7500-fache Sprenkraft der Hiroshima Bombe. |
Beisetzung des von Skinheads getoeteten Romas |
Bratislava. Rund 1500 Roma haben in der Slovakei an der Beerdigung eines
18jaehrigen Roma teilgenommen, der vor zwei Wochen von Skinheads
ueberfallen worden war. Wie der tschechische Rundfunk berichtete verlief
die Besetzung gestern ohne Zwischenfaelle. Der 18jaehrige war am 21. Juli
von mehrern Skinheads niedergeschlagen, mit Benzin uebergossen und
angezuendet worden. Er erlitt schwere Verbrennungen und starb 10 Tage
spaeter in einem Krankenhaus. Vertreter der Roma in der Slowakai forderten
einen besseren Schutz vor Rechtsradikalen. |
Das Einrichtungshaus Moebel Franz kann gerettet werden |
Frankfurt. Das Einrichtungshaus, Moebel Franz, kann nach einer ersten
Einschaetzung des Vergleichsverwalters vor dem Zusammenbruch gerettet
werden. Der Vergleichsverwalter verlangt deshalb eine Buergschaft des Landes
Hessen. Mit einem Kredit ueber zehn Millionen DM koenne das Unternehmen
ueber die naechsten Wochen gebracht werden.
Die Firma Moebel Franz war in Bedraengnis gekommen, weil die Banken fuer
die angelaufenen 200 Millioenen DM Schulden nicht mehr geradestehen
wollten. |
Gassmann legt sein Amt im Lottokoratorium nieder |
Stuttgart. Der baden-wuerttembergische SPD-Politiker Gassmann hat sein Amt
im Lottokuratorium aus Protest niedergelegt. Er beschuldigt den neuen
Geschaeftsfuehrer der Toto-Lotto GmbH, Krusen, und Aufsichtsratschef
Baumhauer, Informationen zu verschleppen. Gassmann kritisiert, dass es den
Kuratoriumsmitgliedern unmoeglich sei, ihre Beratungs und Kontrollaufgaben
zu erfuellen.
Nach den Vorwuerfen der Vetternwirtschaft und Geldverschwendung in der
Lottozentrale hatte die baden-wuerttembergische Koalition 1994 vereinbart,
dem Landtag eine Kontrolle des Glueckspielunternehmens zu ermoeglichen. Er
sollte uneingeschraenkte Informationsrechte gegenueber der
Geschaeftsleitung und dem Aussichtsrat haben. |
Kurze Geiselnahme in einer Strassenbahn |
Karlsruhe. Ein bewaffneter Mann hat in der Karlsruher Innenstadt rund 90
Fahrgaeste einer Strassenbahn fuer kurze Zeit als Geiseln genommen. Der
33jaehrige hatte eine Pressluftflasche mit einer brennbaren Fluessigkeit
bei sich. Eine Polizeistreife, die zufaellig vorbeikam, ueberwaeltigte den
Mann nach einer halben Stunde. Die Pistole des Geiselnehmers wr mit
Platzpatronen gefuellt. |
Krawalle bei den Chaostagen in Hannover |
Hannover. Bei den sogenannten Chaostagen ist es am Morgen erneut zu
Ausschreitungen zwischen randalierenden Punks und Polizisten gekommen. Es
gab einige Verletzte. Die Punks hatten zunaechst angeboten, eine
Strassenbarrikade abzubauen, als sie ploetzlich Steine und Bierdosen auf
Polizisten warfen. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen gegen die
Jugendlichen vor. Die Polizei will nun versuchen, die fuer das Wochenende
angekuendigten Chaostage zu verhindern.
Bereits gestern Abend war es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Rund 100 Punker hatten sich gestern Abend auf einem ehemaligen Fabrikgelaende in Hannovers Nordstadt verbarrikadiert. Auf dem sogenannten Sprengel-Gelaende wohnen seit Jahren Angehoerige der Szene und Autonome. Dort war es bereits im vergangenen Jahr zu erheblichen Auseinandersetzungen gekommen. Die Punker setzten die Barrikaden aus Holz, Sperrmuell und einem alten Auto in Brand. Die Flammen schlugen nach Augenzeugenberichten fuenf Meter hoch. Als Polizist und Feuerwehr anrueckten um das Feuer zu loeschen wurden sie aus einem Hagel aus Steinen und Flaschen empfangen. Die Beamten kamen zunaechst nicht an den Brandherd heran. Schliesslich stellten die Punker die Strassenschlacht ein. Sie akzeptierten, dass ein Feuerwehrauto ohne Polizeibegleitung das Feuer loeschte.
Zu den Chaostagen in Hannover werden zwischen heute und Montag rund 2500
Punker aus Deutschland und den Nachbarstaaten erwartet. |
Eine Meldung vom Sport |
Boxen. Der Revanchekampf zwischen Boxweltmeister Henry Maske (sp.?) und
Herausforderer Graziano Rocciciano findet in der Muenchner
Olympiahalle statt. Termin ist der 14. Oktober.
Maske hatte Ende Mai in der Dortmunder Westfalenhalle einen umstrittenen
Punktsieg ueber Rocciciano gefeiert. |
Pressestimmen |
Die Entwicklung in Kroatien, der Stand der Wasserwirtschaft in Deutschland
und auch heute wieder der Fall Graf sind die Schwerpunktthemen in den
Kommentarspalten der Blaetter.
Zunaechst nach Kroatien wo die Ereignisse des fruehen Morgens die Leitartikel teilweise ueberholt haben. Die STUTTGARTER ZEITUNG stellt die Frage: "Wer wollte, wer koennte den Krieg zwichen Kroaten und Serben noch verhindern? Die Vereinten Nationen und die NATO etwa? Sie tragen an der juengsten Eskalation mit Schuld, weil sie nichts gegen die ethnischen Saeuberungen, nichts gegen die Eroberungen von UN-Schutzzonen, nichts gegen die fortgesetzten Attacken auf die Enklave Bihac unternommen haben. Seit Jahren gilt auf dem Balkan das Recht des Staerkeren. Es gilt das Gesetz: Gewalt zahlt sich aus." Aehlich wie die STUTTGARTER ZEITUNG argumentiert die HEILBRONNER STIMME: "Es ist verstaendlich, dass Kroatien das UN-Versagen in den Schutzzonen nutzt, um in eigener Sache Fakten zu schaffen. Und Washington und andere westlichen Regierungen scheint das gerade Recht zu sein. Die Staatengemeinschaft hat den serbischen Erobereren nichts entgegen zu setzen. Da mauseren sich die 120.000 kroatischen Soldaten geradezu zu Hoffnungstraegern. Stoppen sie die Kriegsverbrecher aus Pale, rettet Zagreb Bihac? Ausgeschlossen ist das nicht, aber mit hohem Risiko behaftet. Ein Krajina-Krieg koennte sehr bald einer zwischen Kroatien und Belgrad werden", meint die HEILBRONNER STIMME. Zum naechsten Thema: Die Bundesregierung hat gestern den neuen Jahresbericht Wasserwirtschaft vorgelegt. Dazu die STUTTGARTER NACHRICHTEN: "Die Deutschen koennen zufrieden sein. Im Vergleich zu anderen europaeischen Laendern ist die Wasserqualitaet hierzulande gut. Allerdings muessen die Haushalte das kostbare Nass auch teuer bezahlen. Um die Belastung fuer die Verbraucher in Grenzen zu halten hat Bonn einen frueheren Vorschlag des Finanzministers ausgegegraben: mehr Wettbewerb durch private Anbieter. Im Prinzip ist dies keine schlechte Idee. Wer die niedrigsten Gebuehren verlangt, bekommt den Zuschlag fuer die Klaeranlage und die Kommunen haben eine Sorge weniger. Doch das Konzept birgt Risiken. Privatunternehmen unterhalten Anlagen nur, wenn sie sich finanziell rechnen. Saftige Preiserhoehungen im Laufe der Jahre sind nicht ausgeschlossen." Diese Skepsis der STUTTGARTER NACHRICHTEN teilt der SCHWARZWAELDER BOOTE in Oberndorf. Der Kommentator schreibt: "Es ist kaum zu erwarten, dass die Gebuehren sinken werden. Sie sind derzeit mit Ach und Krach auf Kostendeckung angelegt. Die Staedte und Gemeinenden verdienen jedenfalls daran nichts. Gerade aber das wird jeder private Investor wollen, also duerften die Gebuehren eher steigen. Festgelegt werden sie dann nicht mehr von einem oeffentlich kontrollierbaren Gremium wie den Gemeinderat, sondern der Buerger ist dem Preisdiktat der Abwasserbetreiberfirma ausgesetzt. Dieses Feld oeffentlicher Dienstleistungen eignet sich nicht zur Privatisierung", betont der SCHWARZWAELDER BOOTE. Zum Abschluss der heutigen Presseschau noch einmal zwei Stimmen zur Steueraffaire Graf. Die AACHNER VOLKSZEITUNG bemerkt: "Armes, reiches Maedchen. Steffanie Maria Graf muss fuer ihren fruehen Ruhm, fuer ihre glanzvollen Siege teuer zahlen - bittere Lorbeer. Die Verhaftung ihres Vaters hat die 26jaehrige wie ein Keulenschlag getroffen. Zu eng ist das Verhaeltnis der beiden. Ohne Peter ist Steffi wohl nur noch die Haelfte wert. Das Ende einer grossen Karriere ist vielleicht naeher, als es mancher wahrhalten will. Soweit zu sportlichen Affaire eines Skandals - denn das ist er. Entweder weil das Familienunternehmen Graf in gewaltigem Umfang Steuern hinterzogen hat, oder aber weil die Staatsanwaelte voreilig einen Haftbefehl erwirkt haben." Nach der AACHENER VOLKSZEITUNG noch die Meinung der in Heidelberg erscheinenden RHEIN-NECKAR-ZEITUNG: "Soweit sind wir zum Glueck nicht, dass der bekannteste Vater der Republik nur mit dem Umzug ins steuerliche Ausland oder mit seinen guten politischen Beziehungen drohen muss, damit Staatsanwaelte umfallen. Die Ablehnung einer Haftverschonung fuer Peter Graf gegen Kaution moeglicherweise aus unversteuertem Geld war ein Akt juristischer Hygiene.
Was haetten denn die vielen Millionen Steuerzahler denken sollen, die mit
Mahnungen und Saeumniszuschlaegen traktiert werden, wenn sie bei ihrer
popligen Jahreserklaerung in Verzug geraten. Und Einhalt gebieten muss man
auch einer Diskussion, die den Eindruck erweckt, es sei schon ein
besonderer Gunstbeweis, wenn Spitzensportler in Deutschland ihre Steuern
bezahlen."
Dies war ein Kommentar der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG. |
Quellen |
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