GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 25.06.1997



* Bundestag verabschiedet erstes Transplantationsgesetz
* Bund hat mehr Schulden gemacht als zulaessig
* Erstes Altersteilzeitmodell bei Volkswagen
* Verhandlungen ueber Altersteilzeitmodell in Baden-Wuerttemberg geplatzt
* Kohl erwirkt Gegendarstellung
* Keine Arbeitserlaubnisse fuer Asylbewerber mehr
* Baugewerbe rechnet mit weiterem Stellenabbau in Deutschland
* Teuerung steigt weiter
* Amokfahrer verletzt vier Menschen
* 200 Eisenbahner streiken
* Drei Maedchen vermisst
* Polizei fasst Schlaeger von Leipzig
* Kran umgestuerzt
* Krebsforscher suspendiert
* Erneut rechtsextreme Schmierereien an Kirche in Luebeck
* Boerse
* Das Wetter



Bundestag verabschiedet erstes Transplantationsgesetz

Bonn. Der Bundestag hat heute nach einer leidenschaftlichen Debatte erstmals ein Transplantationsgesetz verabschiedet. Danach gilt ein Mensch als tot, wenn alle Hirnfunktionen ausgefallen sind. Dies muss von zwei unabhaengigen Aerzten bestaetigt werden. Eine ungewoehnlich sachliche und trotzdem leidenschaftliche gut fuenfstuendige Debatte lieferten sich die Bonner Abgeordneten. Grund dafuer waren auch die teilweise ungewoehnlichen Allianzen quer durch die Parteien. Die Anhaenger der sogenannten erweiterten Zustimmungsloesung darunter Gesundheitsminister Seehofer und SPD-Fraktionsvize Rudolf Dressler verwiesen vor allem auf die gaengige Praxis. Wenn nur der Verstorbene selbst und nicht auch die Verwandten entscheiden duerften, koennten in Deutschland kaum noch Organverplanzungen stattfinden. Argumente, die offensichtlich zogen und am Ende fuer eine satte Mehrheit zugunsten der erweiterten Zustimmungsloesung sorgten: Dafuer stimmten 424 Abgeordnete, 201 waren dagegen.


Bund hat mehr Schulden gemacht als zulaessig

Bonn. Der Bund hat nach Angaben der SPD bis Ende Mai bereits mehr Schulden gemacht, als er im ganzen Jahr aufnehmen darf. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD Bundesfraktion Diller berief sich auf den Kassenabschluss des Finanzministeriums fuer Mai. Danach hat der Bund in den ersten fuenf Monaten 53,4 Mrd. DM mehr ausgegeben als eingenommen. Im ganzen Jahr darf er aber nur 53,3 Mrd. DM neue Schulden aufnehmen.


Erstes Altersteilzeitmodell bei Volkswagen

Hannover. Volkswagen fuehrt als erstes deutsches Unternehmen ein tarifliches Altersteilzeitmodell ein. Darauf haben sich VW und die IG Metall geeinigt. Es gilt fuer die 90.000 Beschaeftigten in Westdeutschland. Konkret sieht das Altersteilzeitmodell Marke Volkswagen jetzt so aus, dass die Arbeitnehmer zwischen 55 und 60 nur noch zur Haelfte arbeiten. Allerdings wird das so aufgeteilt, dass sie zweieinhalb Jahre lang noch voll arbeiten, dann gar nicht mehr. Fuer die gesamten fuenf Jahre gibt es 85% des Lohnes. Volkswagen legt also 15% (?) drauf. Auch bei der Rente gibt es keine Abstriche. Der VW-Konzern zahlt fuer die Zeit zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr die vollen Rentenbeitraege weiter. Lange umstritten war ein Ausgleich fuer diese Leistungen. VW wollte dafuer Abstriche bei den Zuschlaegen fuer die Samstagarbeit haben. Letztendlich setzte sich die IG-Metall durch. Die Einigung wurde ohne Zugestaendnisse bei der Samstagsarbeit erreicht. Allerdings kann der Samstag in den normalen Schichtbetrieb integriert werden. IG-Metall und VW vereinbarten ferner, dass die Loehne und Gehaelter bei Volkswagen in Westdeutschland zunaechst um 1,5% und im August kommenden Jahres um weitere 2,5% erhoeht werden.


Verhandlungen ueber Altersteilzeitmodell in Baden-Wuerttemberg geplatzt

Tuebingen. Die Verhandlungen fuer ein Altersteilzeitmodell in der baden-wuerttembergischen Metallbranche sind abgebrochen worden. Ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall sagte, man sehe keine Chance, sich mit der IG-Metall zu einigen. Dabei geht es vor allem um die Flexibilitaet des Tarifvertrages. IG-Metall Bezirksleiter Zambelli (sp?) erklaerte nach den heutigen Gespraechen mit den Arbeitgebern, er werde seiner grossen Tarifkommission am 2. Juli empfehlen, das Scheitern zu erklaeren. Im Zweifelsfall werde die IG-Metall nicht vor einem Arbeitskampf zurueckschrecken. Fuer die Arbeitgeber erklaerte deren Verhandlungsfuehrer Fritsche, er sei zu einer Vereinbarung nur bereit, solange diese nicht fuer alle Betriebe verbindlich sei. Die IG-Metall strebt einen Tarifvertrag an, der den Beschaeftigten bei der Altersteilzeit 85% des Lohns sichert und keine Rentenabschlaege mit sich bringt. Ein solcher Vertrag war auf betrieblicher Ebene in der vergangenen Nacht bei VW getroffen worden.


Kohl erwirkt Gegendarstellung

Bonn. Bundeskanzler Kohl hat eine Gegendarstellung gegen die Hamburger Illustrierte Stern bewirkt. Das Blatt hatte geschrieben, Kohl habe in einer Fraktionssitzung die CDU-Basis als Klugscheisser bezeichnet. Kohl erklaerte, das sei falsch. Richtig sei, dass er von Klugscheissern bei Zeitungen gesprochen habe. Im Kanzleramt heisst es, das sei die erste Gegendarstellung, die Kohl in seiner Amtszeit erwirkt habe.


Keine Arbeitserlaubnisse fuer Asylbewerber mehr

Nuernberg. Die Bundesanstalt fuer Arbeit will Fluechtingen und Asylbewerbern, die nach dem 15. Mai dieses Jahres eingereist sind, keine Arbeitserlaubnis mehr erteilen. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet, ging ein entsprechendes Schreiben an alle Stellen im Bundesgebiet. Der Grund fuer die Massnahme ist die kritische Lage am Arbeitsmarkt, sowie der unkontrollierte Zustrom von Albanern nach Deutschland.


Baugewerbe rechnet mit weiterem Stellenabbau in Deutschland

Bonn. Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes, rechnet damit, dass in diesem und im kommenden Jahr jeweils bis zu 80.000 Stellen in der Branche abgebaut werden. Der Praesident des Verbandes Eichbauer sagte, damit werde sich der Arbeitsplatzabbau ungebremst fortsetzen. Er bekraeftigte seine Prognose, dass die Bauinvestitionen im laufenden Jahr um 2,5% zurueckgehen. Den oeffentlichen Auftraggebern warf Eichbauer eine schlechte Zahlungsmoral vor, die der Hauptgrund fuer Konkurse mittelstaendischer Baubetriebe sei.


Teuerung steigt weiter

Wiesbaden. Die Teuerung in Deutschland hat sich im Juni erneut beschleunigt. Wie das statistische Bundesamt mitteilte, stiegen die Preise in Westdeutschland im Vergleich zum Vorjahr um 1,6%. Im Mai hatte die Teuerungrate noch bei 1,5% gelegen.


Amokfahrer verletzt vier Menschen

Essen. Bei einer Amokfahrt hat ein Autofahrer vier Menschen zum Teil schwer verletzt. Der betrunkene und vermutlich geistig verwirrte Mann raste an einer Bushaltestelle in eine Menschengruppe.


200 Eisenbahner streiken

Koeln. 200 Eisenbahner streiken im Betriebswerk Deutzerfeld (sp?) fuer Leistungszulagen. Wegen der Verbundplaene musste auch in Rheinland-Pfalz mit Verspaetungen gerechnet werden.


Drei Maedchen vermisst

Oldenburg. Die Polizei sucht nach drei vermissten Maedchen. Die beiden elf- und dreizehnjaehrigen Schwestern und ihre Schulfreundin wollten gestern Nachmittag zum Sportunterricht, kamen dort aber nicht an.


Polizei fasst Schlaeger von Leipzig

Leipzig. Die Polizei hat die Schlaeger von Leipzig gefasst. Am vergangenen Donnerstag sind 20 junge Leute ueber eine Gruppe von Kirchentagsbesuchern hergefallen. Mit Baseballschlaegern, Zaunlatten und Bierflaschen verletzten sie vier Menschen. Jetzt nahm die Polizei 13 Verdaechtige fest, vier von ihnen haben gestanden, dass sie bei dem Ueberfall dabei waren.


Kran umgestuerzt

Hannover. Auf einer Baustelle in einem Stadtteil von Hannover ist ein 110 Tonnen schwerer Kran auf einen Hallenneubau gestuerzt. Dabei entstand ein Schaden von rund vier Millionen Mark. Ein 31-jaehriger Arbeiter wurde lebensgefaehrlich verletzt. Die Ungluecksursache ist noch nicht endgueltig geklaert, vermutlich sackte aber das Erdreich unter dem Kran zusammen.


Krebsforscher suspendiert

Ulm. Der Krebsforscher Friedhelm Hermann (sp?) ist voerst vom Dienst suspendiert. Das gab der baden-wuerttembergische Wissenschaftsminister von Trotha heute bekannt. Der Mediziner soll Forschungsergebnisse gefaelscht haben. Solange die Vorwuerfe nicht restlos geklaert sind, muss Hermann eine Zwangspause einlegen. Von Trotha hat ihm bis auf weiteres die Dienstgeschaefte an der Uniklinik in Ulm verboten, weil es hier um die Gefaehrdung des Ansehens der Universitaet Ulm und der Hochschulforschung generell gehe. Inzwischen sei aufgrund von weiteren Untersuchungen deutlich geworden, dass es nicht mehr um vier Aufsaetze, sondern um 28 Aufsaetze gehe, die kritisch ueberprueft werden muessten. Die vorlaeufige Suspendierung bedeutet, dass Hermann bis auf weiteres nicht lehren und forschen darf. Sein Gehalt von rund 10.000 DM bekommt er trotzdem. Herr Hermann bestreitet die Vorwuerfe, raeumt aber ein, dass gelegentlich auch ein anderes Verhalten denkbar ist. Sollten sich die Vorwuerfe bestaetigen - die Ulmer Staatsanwaltschaft ermittelt bekanntlich wegen Betrugs - muss von Trotha ein Disziplinarverfahren einleiten, was im schlimmsten Fall bedeuten koennte, dass Hermann endgueltig vom Dienst entfernt wird.


Erneut rechtsextreme Schmierereien an Kirche in Luebeck

Luebeck. Unbekannte haben in der vergangenen Nacht erneut eine Kirche mit rechtsextremen Symbolen und Parolen beschmiert. Ausserdem wurde der Name eines Luebecker Pastors an die Waende geschmiert, dessen Gemeinde, algerischen Fluechtlingen Kirchenasyl gewaehrt. Nach Angaben der Polizei wurde auch das Haus des Schriftstellers Guenter Grass mit Hakenkreuzen beschmiert. Erst vor einem Monat war eine katholische Kirche in der Stadt mit Nazi-Symbolen besprueht und dann angezuendet worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei beiden neuen Anschlaegen um Nachahmungstaeter handelt.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7225
Kanada(1 $)  1,2377
England(1 Pfund)  2,8719
Irland(1 Pfund)  2,6190
Schweiz(100 sfr)  119,720
Frankreich(100 FF)  29,628
Italien(1000 Lit)  1,0233
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1846
Japan(100 Yen)  1,5137
Schweden(100 skr)  22,358
 
Einige Indizes:
DAX:3798,51
Dowjones-Index:7751,05( Stand 17:00 MESZ )  
7758,06( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:20679,27
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Im Nordosten anfangs noch freundlich, bis 20 Grad. Sonst bewoelkt mit Regen oder Schauern, 16 bis 18 Grad. Vorhersage: In Brandenburg und in der oestlichen Lausitz scheint anfangs noch die Sonne und die Temperaturen steigen auf 17 bis 20 Grad. Erst am Nachmittag bezieht sich der Himmel und nachfolgend regnet es etwas. - In den anderen Gebieten beginnt der Tag wolkenverhangen und von West nach Ost zieht ein Regengebiet durch. Danach lockern sich die Wolken voruebergehend auf, bevor am Nachmittag zum Teil kraeftige Schauer oder Gewitterguesse folgen. Mit 16 bis 18 Grad ist es recht kuehl. Der Wind weht schwach bis maessig mit Staerke 2 bis 3, in Schauernaehe auch mit Boeen bis Staerke 5 aus Suedost bis Suedwest. Weitere Aussichten: Auch am Wochenende bleibt das Wetter durchwachsen mit etwas Sonnenschein, aber auch wieder mit zahhlreichen Schauern oder Gewittern. Dabei steigen die Temperaturen allmaehlich etwas an.


Quellen

SWF 3:    08:00 MESZ    15:00 MESZ
Radio 7:    09:00 MESZ    17:00 MESZ
SDR 3:    10:00 MESZ    18:00 MESZ
Wetter:    Donnerwetter - http://www.donnerwetter.de