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DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 28.03.1997



* Kirch-Gruppe verzichtet auf 500-Millionen DM Kredit
* Thyssen-Krupp-Stahl AG soll beiden Konzernen Kosteneinsparungen bringen
* Seite kritisiert Stahlkompromiss
* DGB fordert Wiederaufnahme der Steuergespraeche
* Wulf wirt Koalitionsparteien grosse strategische Fehler vor
* Abschiebepraxis soll neu ueberdacht werden
* Erneut vier Deutsche im Jemen entfuehrt
* Otto John gestorben
* Millionenschaeden durch Sturm
* Das Wetter



Kirch-Gruppe verzichtet auf 500-Millionen DM Kredit

Der Muenchner Medienunternehmer Kirch verzichtet auf den 500 Millionen DM Kredit der bayerischen Landesanstalt zur Aufbaufinanzierung. Zur Begruendung verwies der Geschaeftsfuehrer des Unternehmens Hahn auf die, wie er sagte, unserioese Diskussion ueber einen normalen vertraulichen Geschaeftsvorgang. Man werde auch ohne den Kredit keine Probleme haben, kuenftige Geschaefte zu finanzieren. Bayerns Ministerpraesident Stoiber bezeichnete die Entscheidung als "in der Sache richtig". Angesichts der schaedlichen Diskussionen liege dies im Interesse des Medienstandortes Bayern und der damit verbundenen Arbeitsplaetze.


Thyssen-Krupp-Stahl AG soll beiden Konzernen Kosteneinsparungen bringen

Die neue Stahlgesellschaft Thyssen-Krupp-Stahl AG soll den beiden beteiligten Konzernen Kosteneinsparungen von ueber einer halben Milliarde DM im Jahr bringen. Dies erklaerte Krupp-Vorstandschef Kromme in Essen. Er bezeichnete die Fusion als Erfolg und meinte, jetzt entstehe einer der profitabelsten Stahlproduzenten der Welt. Die Stahlarbeiter von Krupp-Hoesch haben mit der heutigen Fruehschicht ihre Arbeit wieder aufgenommen. Der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens hatte gestern ein Ende der Streiks empfohlen, nachdem Krupp-Hoesch und Thyssen, dass es nach der Stahlfusion bis zum Jahr 2001 keine betriebsbedingten Kuendigungen geben werde.


Seite kritisiert Stahlkompromiss

Der Ministerpraesident von Mecklenburg-Vorpommern, Seite, hat den Steinkohlekompromiss als Beispiel fuer zweierlei Mass in Ost und West bezeichnet. In den letzten Jahren seien in Ostdeutschland hundertausende Arbeitsplaetze abgebaut worden, waehrend nun Stellen in der westdeutschen Steinkohle mit Milliarden subventioniert wuerden, kritisierte Seite in Schwerin. In den alten Laendern haetten viele gesellschaftlichen Gruppen offenbar die Auswirkungen der Globalisierung in der Wirtschaft noch nicht begriffen. Sie hielten an alten Besitzstaenden fest. Erforderlich sei aber, dass, so woertlich, ein Ruck durch ganz Deutschland gehe, meinte der CDU-Politiker.


DGB fordert Wiederaufnahme der Steuergespraeche

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat Bundesregierung und SPD-Opposition aufgefordert, die Gespraeche ueber die Steuerreform wieder aufzunehmen. Die Verhandlungen duerften nicht laenger durch Formalitaeten verzoegert werden, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer der Nachrichtenagentur ddp/adn. Bundeskanzler Kohl muesse selbst in die Beratungen einbezogen sein. Schliesslich gehe es nicht technische Details, sondern darum, den Knoten in eingen hochpolitischen Fragen durchzuschlagen, betonte Frau Engelen-Kefer. Dazu zaehlten unter anderem der Spitzensteuersatz und die moegliche Einfuehrung einer Oekosteuer.


Wulf wirt Koalitionsparteien grosse strategische Fehler vor

Der niedersaechsische CDU-Vorsitzende Wulf hat den Bonner Koalitionsparteien grosse strategische Fehler vorgeworfen. Dem Nachrichtenmagazin FOCUS sagte Wulf, man habe die Auswirkungen der zerstoererischen Strategie von SPD-Chef Lafontaine auf die deutsche Innenpolitik zu lange unterschaetzt. Die Koalition muesse nun die Entscheidungsschlacht suchen. Dazu muesse sie sich mehr auf die Laender konzentrieren mit dem Ziel, die Bundesratsmehrheit der SPD zu knacken.


Abschiebepraxis soll neu ueberdacht werden

Bonn. Eine parteiuebergreifende Gruppe von Politikern hat die Innenminister von Bund und Laendern aufgefordert, ihr Vorgehen bei der Abschiebung bosnischer Kriegsfluechtlinge zu aendern. In dem Appell heisst es, die bisherige Abschiebepraxis sei unmenschlich und beachte weder das Wohl der Rueckkehrer noch das internationale Interesse Deutschlands. An der Rueckfuehrung der Fluechtlinge fuehre zwar kein Weg vorbei, der Frieden sei aber in Bosnien noch nicht erreicht, so dass es nach wie vor zu einer dramatischen Zuspitzung der Lage kommen koenne. Die Erklaerung wurde unterzeichnet von den Politikern Geissler und Schwarz-Schilling, CDU, Koschnik, SPD, sowie Bubis und Genscher, FDP. Auch das UN-Fluechtlingshilfswerk appellierte an die Bundeslaender, bei der Rueckfuehrung bosnischer Fluechtlinge massvoll vorzugehen.


Erneut vier Deutsche im Jemen entfuehrt

Im Jemen sind erneut vier deutsche Touristen entfuehrt worden. Unbekannte haetten die vier verschleppt, teilte das Auswaertige Amt in Bonn mit. Unter Leitung der deutschen Botschafterin im Jemen wurde ein Krisenstab eingerichtet. Weder ueber Identitaet noch ueber eventuelle Forderungen der Entfuehrer liegen zur Stunde Informationen vor. Trotz verstaerkter Anstrengungen der Zentralregierung in Sana, dieser Art moderner Wegelagerei das Handwerk zu legen, die schwere Schatten auf die fuer die jemenitische Wirtschaft nicht unbedeutenden Tourismusbranche wirft, kam es im Verlaufe der letzten Monate immer wieder zu aehnlichen Zwischenfaellen. Zuletzt waren sieben deutsche Motorradtouristen im jemenitischen Sueden mehrere Tage lang gewaltsam festgehalten worden, um wie es hiess, eine zweistellige Millionensumme als Loesegeld zu erpressen.


Otto John gestorben

Muenchen. Der erste Praesident des Bundesamtes fuer Verfassungsschutz, Otto John, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das berichtet die Sueddeutsche Zeitung. John hatte sich 1954 und 1955 unter nie geklaerten Umstaenden in der DDR aufgehalten und war nach seiner Rueckkehr in die Bundesrepublik wegen Landesverrates zu vier Jahren Gefaengnis veruteilt worden. 40 Jahre lang kaempfte er vergeblich um eine Wiederaufnahme des Verfahrens. John hatte waehrend der Nazi-Zeit massgeblich den Widerstand gegen Hitler organisiert.


Millionenschaeden durch Sturm

Ein heftiger Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 140 km/h hat in Deutschland Schaeden in Millionenhoehe verusacht. Vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thueringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurden in der vergangenen Nacht zahlreiche Daecher abgetragen. Umgestuerzte Baeume und Strommasten blockierten Strassen und verursachten mehrere Unfaelle. Im Zugverkehr kam es zum Teil zu erheblichen Verspaetungen. Polizei und Feuerwehr waren pausenlos im Einsatz.


Das Wetter

Windiges Schauerwetter. Im Bergland Schneeschauer. Hoechsttemperaturen 4 bis 9 Grad. Nachts 4 bis -1 Grad. Die weiteren Aussichten: Am Sonntag stark bewoelkt und noch zeitweise Regen. Im hoeheren Bergland und am Alpenrand Schneefall. Nachmittags am Rhein Wolkenauflockerungen. Am Montag im Norden und Osten noch kuehl, staerkere Bewoelkung und etwas Regen oder Spruehregen. Sonst von Westen her wolkig, teils heiter und weitgehend trocken. Leichter Temperaturanstieg.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    19:00 MEZ
B5    16:00 MEZ
SDR 3    17:00 MEZ    22:00 MEZ