GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 06. 08. 2004



* Springer und Spiegel kehren zur alten Rechtschreibung zurueck
* Heftige Kritik an Montagsdemos gegen Hartz IV
* Bund der Vertriebenen fordert Rechtssicherheit
* Gesamtmetall warnt vor zerstoererischer Debatte um Arbeitsmarktreformen
* 'Stuttgart 21' wird offenbar Chefsache
* Handel zieht positive SSV-Bilanz
* Bertelsmann-Sony-Fusion perfekt
* Bewaehrungsstrafen fuer ehemalige SED-Politbueromitglieder
* Chlorgasunfall in Essener Freibad
* Halbzeitbilanz der Landesgartenschau in Kehl
* Polizei durchsucht bundesweit Wohnung und Objekte des Kalifatstaats
* Campingplatz wegen Extremisten geraeumt
* Boerse



Springer und Spiegel kehren zur alten Rechtschreibung zurueck

Die Verlage Axel Springer und Spiegel kehren wieder zur alten Rechtschreibung zurueck. Saemtliche Print- und Onlinetitel der beiden Verlage stellen schnellstmoeglich ihre Schreibweise um, wie in einer gemeinsamen Erklaerung mitgeteilt wurde. Zugleich appellierten sie an andere Medien, sich diesem Schritt anzuschliessen Die deutschsprachigen Medien hatten gemeinsam im Sommer 1999 die neue Rechtschreibung eingefuehrt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte sich als erste Zeitung im Jahr 2000 wieder der alten Schreibweise zugewandt.

Die Ankuendigung zur vor sechs Jahren abgeschafften Rechtschreibung zurueckzukehren, hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen Thueringens Kultusminister Goebel (CDU) haelt dies fuer "Spiegelfechterei im heissen August". Es koenne nicht sein, dass von Verlagen ueber das Schicksal der Reform entschieden wird. Niedersachsens Ministerpraesident Wulff (CDU) begruesste hingegen den angekuendigten Schritt. Die Praesidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Doris Ahnen (SPD), hat fuer den Kurswechsel von Springer-Verlag und "Spiegel" bei der Rechtschreibung "kein Verstaendnis". Die Entscheidung der beiden Verlage zeige keinen Weg auf, wie mit den widerstrebenden Interessen in der Reformdebatte umzugehen sei. An dem Reformprozess der deutschen Rechtschreibung seien "ueber viele Jahre viele Menschen beteiligt gewesen". Dazu gehoerten von Anfang an auch die Verlegerverbaende, sagte die KMK-Praesidentin weiter. Es sei deren Aufgabe gewesen, die Auffassungen und Interessen der Verlage dort einzubringen.


Heftige Kritik an Montagsdemos gegen Hartz IV

Berlin. Die Wiederauflage der traditionellen Montagsdemonstrationen in Ostdeutschland aus Protest gegen die Arbeitsmarktreformen sind in der Bundesregierung auf heftige Kritik gestossen. Wirtschaftsminister Clement sagte, schon der blosse Vergleich mit den historischen Montagsdemos sei eine Beleidigung der Zivilcourage, die viele Ostdeutsche in den letzten Monaten der DDR gezeigt haetten. Der Gruenen-Vorsitzende Buetikofer nannte es eine Schande, den Namen der Montagsdemonstrationen so zu missbrauchen. Im Streit um die Auszahlungsluecke beim Arbeitslosengeld II bahnt sich unterdessen ein Meinungsumschwung in der SPD an. Parteichef Muentefering erklaerte, hier muesse noch etwas geaendert werden, wollte aber keine Details nennen.


Bund der Vertriebenen fordert Rechtssicherheit

Die Praesidentin des Bundes der Vertriebenen, Steinbach, hat mit Blick auf Entschaedigungsforderungen Kompromissbereitschaft signalisiert. Sie sei in einem sehr weiten Rahmen bereit, Regelungen mit zu tragen, sofern damit Rechtsfrieden geschaffen werde. Dabei sei auch eine Null-Loesung bei materiellen Anspruechen denkbar, so Steinbach. Zugleich distanzierte sich Steinbach von der "Preussischen Treuhand", die vor internationalen Gerichten auf Rueckgabe ehemaligen deutschen Besitzes in Polen klagen will.


Gesamtmetall warnt vor zerstoererischer Debatte um Arbeitsmarktreformen

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnt vor einer zerstoererischen Debatte um die Reformen des Arbeitsmarktes und der Sozialsysteme. "Alle massgeblichen politischen Kraefte haben die Reformen auf dem Arbeitsmarkt - und insbesondere Hartz IV - seit Jahren diskutiert und zuletzt mitgetragen", sagte Praesident Martin Kannegiesser der "Berliner Zeitung".Zwar muessten alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, dass die technische Umstellung moeglichst pannenfrei verlaufe. Aber es nuetze jetzt niemandem und vor allem den Arbeitsuchenden nicht, wenn die Opposition der Regierung Halbherzigkeit und Chaos vorwerfe.Kannegiesser betonte: "In dieser Phase muessen alle politisch und gesellschaftlich in der Verantwortung Stehenden vielmehr deutlich machen, dass die Kuerzungen und Einsparungen angesichts der Ueberlastung der Sozialsysteme - vor allem durch Wachstumsschwaeche und kuenftige demographische Entwicklung - notwendig und ohne vernuenftige Alternativen sind." Die Buerger duerften nicht durch politische Streitereien zusaetzlich verunsichert werden.


'Stuttgart 21' wird offenbar Chefsache

Stuttgart. Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Erwin Teufel (CDU) will "Stuttgart 21" offenbar zur Chefsache machen. Das Bahnhofsprojekt sei fuer Teufel keineswegs erledigt, bestaetigte ein Sprecher der Landesregierung gegenueber dem SWR. Im Herbst werde sich der Ministerpraesident hoechstpersoenlich darum kuemmern, das Projekt voranzutreiben. Er wolle etwa Gespraeche mit dem Vorstand der Bahn fuehren. Auch Bundeskanzler Gerhard Schroeder (SPD) bot er den Dialog an. In einem Zeitungsinterview erklaerte Teufel zudem, er sei sehr optimistisch, dass dieses Jahrhundertprojekt zu schaffen sei.Die Opposition im Stuttgarter Landtag reagierte auf die Ankuendigungen des Regierungschefs mit harscher Kritik. Vertreter von SPD und Gruenen sehen in Teufels Initiative eine Einmischung in den Stuttgarter Oberbuergermeister-Wahlkampf. Dies zeige nur, wie schwach die politische Durchsetzungsfaehigkeit des Amtsinhabers Wolfgang Schuster sei, sagte der Stuttgarter SPD-Fraktionschef Manfred Kanzleiter. Und die Kreisvorsitzende der Gruenen, Brigitte Loesch, ergaenzte, Teufel betreibe Wahlkampfhilfe fuer seinen Parteifreund Schuster, indem er sich als Retter von "Stuttgart 21" aufspiele. Dadurch werde das riesige Finanzierungsproblem des Bahnhofsprojekts aber nicht geloest.


Handel zieht positive SSV-Bilanz

Mainz. Der erste freiwillige Sommerschlussverkauf (SSV) ist in Rheinland-Pfalz aus Sicht des Einzelhandels nach einem guten Schluss-Spurt doch noch zufrieden stellend verlaufen. Die meisten Geschaeftsleute erklaerten, sie haetten die Umsaetze vom Vorjahr in etwa erreicht, sagte der Praesident des Einzelhandelsverbandes Rheinland-Pfalz, Adolf Bauer. Einige wenige haetten sogar Umsatzsteigerungen von bis zu zehn Prozent erzielt. Das schoene Hochsommerwetter habe den Schlussverkauf nach zunaechst mieser Halbzeitbilanz in der zweiten Haelfte kraeftig angekurbelt, betonte Bauer. Laut Bauer haben sich am erstmals freiwilligen SSV gut zwei Drittel der Geschaeftsleute in Rheinland-Pfalz mit Preisabschlaegen zwischen 20 und 80 Prozent beteiligt. Renner waren Hochsommerartikel wie T-Shirts, Tops, Shorts, Bermudas und Bademoden, aber auch offene Schuhe und leichte Blusen. Geschaefte der Moebel-, Elektro- undGlas/Keramik/Porzellan-Branche, die sich erstmals ueberhaupt an einem Schlussverkauf beteiligen konnten, machten kaum Angaben zum Verlauf. Bauer rechnet damit, dass die Geschaeftsleute in Rheinland-Pfalz auch kuenftig freiwillige Schlussverkaeufe koordinieren werden.


Bertelsmann-Sony-Fusion perfekt

Die Bertelsmann Musiksparte BMG und Sony Music haben ihre Fusion zum nach Marktanteilen weltweit groessten Musikproduzenten abgeschlossen. Wie die Unternehmen mitteilten, wird der neue Musikriese Sony BMG Music Entertainment heissen und seinen Hauptsitz in New York haben. Nach der EU-Kommission stimmten in der vergangenen Woche auch die US-Wettbewerbshueter der Fusion zu. Sony BMG Music Entertainment kuendigte an, rund 2000 der insgesamt 9000 Arbeitsplaetze abbauen und so jaehrlich bis zu 350 Millionen Euro einsparen zu wollen. Es wurden keine Angaben gemacht, an welchen Standorten die Stellen gestrichen werden sollen. Das neue Unternehmen rechnet mit einem Umsatz von rund fuenf Milliarden Euro. Die groessten Stars sind Kuenstler wie Aerosmith, Alicia Keys, Britney Spears, Dido, Beyonce und Michael Jackson. Sony und Bertelsmann halten jeweils 50 Prozent an dem vom ehemaligen Sony-Musikchef Andrew Lack gefuehrten Unternehmen.


Bewaehrungsstrafen fuer ehemalige SED-Politbueromitglieder

Im letzten Prozess wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht hat das Berliner Landgericht zwei fruehere SED-Politbueromitglieder wegen Beihilfe zum Mord an drei DDR-Fluechtlingen zu Bewaehrungsstrafen verurteilt. Die beiden 73 und 74 Jahre alten Maenner sind laut Urteil schuldig, weil sie sich als Mitglieder des hoechsten DDRMachtzirkels nicht fuer eine Humanisierung des Grenzregimes eingesetzt haetten. Das Urteil fiel nach milderem DDR-Recht. Bei Verstoss gegen die Bewaehrungsauflagen drohen 15 Monate Haft.


Chlorgasunfall in Essener Freibad

Essen. Bei einem Chlorgasunfall in einem Essener Schwimmbad sind gestern Abend zahlreiche Menschen verletzt worden. Insgesamt meldeten sich 67 Betroffene mit gesundheitlichen Beschwerden bei den Rettungskraeften, unter ihnen zahlreiche Kinder. Die meisten konnten nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nach ersten Ermittlungen befand sich zuviel Chlor im Wasser des Freibades. Wie es dazu kam, ist noch unklar.


Halbzeitbilanz der Landesgartenschau in Kehl

Kehl. Nach der ernuechternden Halbzeitbilanz der grenzueberschreitenden Landesgartenschau rechnet Kehl (Ortenaukreis) mit einem Defizit von einer Million Euro. Dies sagte der der FDP-Stadtrat Karlheinz Axt, der im Aufsichtsrat der Landesgartenschau GmbH sitzt. Angesichts des grossen Imagegewinns der Stadt und der Region sei das Geld gut angelegt, sagte Axt. Urspruenglich waren bis zum Ende der Schau am 10. Oktober zwei Millionen Besucher in Kehl und Strassburg erwartet worden. Inzwischen werde nur noch mit 1,3 Millionen gerechnet. Als Gruende nannte Axt unter anderem das schlechte Wetter und "zu blauaeugige Prognosen im Vorfeld". Ausserdem seien die Vorbereitungen auf Strassburger Seite zu spaet angelaufen. So waeren 14 Tage vor der Eroeffnung in Kehl schon tausende Dauerkarten verkauft worden, als es in Strassburg noch gar keine Tickets gegeben habe. Auch die Kostenexplosion bei der neuen "Mimram-Bruecke" ueber den Rhein sorgt fuer Zuendstoff zwischen den beiden Nachbarstaedten. Die Bruecke, die beide Teile des Gartenschaugelaendes miteinander verbindet, sollte urspruenglich 11,3 Millionen Euro kosten; am Ende waren es rund 21 Millionen Euro.


Polizei durchsucht bundesweit Wohnung und Objekte des Kalifatstaats

Augsburg. Die Polizei hat am Nachmittag im ganzen Bundesgebiet Wohnungen und Objekte der verbotenen islamistischen Organisation Kalifatstaat durchsucht. Ob es dabei auch Festnahmen gab, wollte ein Sprecher der Polizei zunaechst nicht mitteilen und verwies auf eine Pressekonferenz, die zur Stunde beginnen soll. Federfuehrend bei der Razzia waren die Augsburger Polizei und die Muenchner Staatsanwaltschaft. Der Kalifatstaat ist eine der radikalsten islamistischen Gruppierungen in Deutschland und seit Dezember 2001 verboten.


Campingplatz wegen Extremisten geraeumt

Polizisten haben den Campingplatz in Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) geraeumt, der gestern nach tuerkischen Extremisten durchsucht worden war. 45 Tuerken hatten einen Platzverweis ignoriert und sich weiter dort aufgehalten. Nach einer grossangelegten Razzia hatten die Behoerden gestern einen Platzverweis ausgesprochen, den das Verwaltungsgericht Karlsruhe heute bestaetigte. Die Beamten mussten die Maenner und Frauen einzeln abfuehren oder wegtragen. Fuenf Personen, die Widerstand leisteten, wurden voruebergehend festgenommen. Drei Polizeibeamte wurden durch Tritte verletzt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass die Tuerken einer Nachfolgeorganisation eines in Deutschland verbotenen linksradikalen Vereins angehoeren und auf dem Campingplatz eine Funktionaersschulung abgehalten haben. Offiziell sei ihr Treffen in Eberbach bei der Campingverwaltung als Familienfeier angemeldet gewesen. Gestern wurden insgesamt 39 Verdaechtige und 17 Jugendliche und Kinder voruebergehend fest genommen.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8295 Euro
Kanada (1 $) 0.6273 Euro
England (1 Pfund) 1.5112 Euro
Schweiz (100 sfr) 65.019 Euro
Japan (100 Yen) 0.7437 Euro
Schweden (100 skr) 10.893 Euro
Suedafrika (100 R) 13.297 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 3724.00 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 9869.00 ( Stand 17:00 MESZ )
Nikkei-Index: 10775.00
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ