GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 11.10.1994



* Herzog zu einem Staatsbesuch in Bruessel eingetroffen
* Positive Lehrstellenbilanz in Ost- und Westdeutschland
* CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert Gewerkschaften zur Zurueckhaltung auf
* Schaetzungen des Wirtschaftswachstums von 1994
* Zahnaerzte verteidigen die Verschiebung von Behandlungen
* Nobelpreis fuer Wirtschaftswissenschaften geht an Reinhard Selten
* Lastwagen aus Gotha fuer Bosnien-Herzegovina
* IG Metall will 6 % mehr Lohn und Gehalt fordern
* Inflationsrate bei 3 %
* Zwei Frauenleichen entdeckt
* Geisler gegen rasche Erweiterung der EU
* Auch in Niedersachsen soll der Buss- und Bettag abgeschafft werden
* Ruhiges Herbstwetter in Deutschland
* Nachrichten der letzten Seite



Herzog zu einem Staatsbesuch in Bruessel eingetroffen

Zu einem zweitaegigen offiziellen Besuch Belgiens sind Bundespraesident Herzog und seine Gattin am Vormittag in Bruessel eingetroffen. Auf dem Programm des deutschen Staatsoberhaupts stand zunaechst eine Begegnung mit dem Generalsekretaer der Westeuropaeischen Union, van Ekelen (sp?). Anschliessend erwarteten Koenig Albert II und Koenigin Paola den Bundespraesidenten in der Residenz Schloss Laken. Am Nachmittag will Herzog am Denkmal des unbekannten Soldaten einen Kranz niederlegen.


Positive Lehrstellenbilanz in Ost- und Westdeutschland

Nach Angaben der Bundesanstalt fuer Arbeit haben in diesem Jahr fast alle Jugendlichen in Deutschland einen Ausbildungsplatz gefunden. Der Praesident der Anstalt, Jagoda, sagte heute in Nuernberg, in Ostdeutschland seien Anfang Oktober 1500 Lehrstellenbewerber noch nicht vermittelt gewesen. Dem stuenden allerdings knapp 1400 offene Stellen gegenueber. Im Westen wurden noch 17 500 Ausbildungsplatzsuchende und 52 800 freie Plaetze registriert. Der Bundesbildungsminister betonte, die positive Lehrstellenbilanz sei nur durch die Finanzierung von etwa 14 000 ausserbetrieblichen Ausbildungsplaetzen moeglich geworden. Bund und Laender wuerden dafuer bis 1998 insgesamt 784 Mio. DM zur Verfuegung stellen.


CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert Gewerkschaften zur Zurueckhaltung auf

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat die Gewerkschaften zu einer langfristigen Zurueckhaltung bei Lohnerhoehungen aufgefordert. Zudem muessten kuenftige Tarifvertraege eine staerkere Differenzierung bei den Verguetungen ermoeglichen. Neue Formen der Bezahlung wie beispielsweise die sogenannten "Investivloehne" duerften nicht laenger blockiert werden. Die Beschaeftigten muessten an den beachtlichen Produktivitaetszuwaechsen der Unternehmen beteiligt werden.


Schaetzungen des Wirtschaftswachstums von 1994

Das Bundeswirtschaftsministerium in Bonn rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um etwa 2 1/2 %. In einer heute veroeffentlichten Erklaerung heisst es, die Einschaetzung sei auf die ueberdurchschnittliche Dynamik in den neuen Bundeslaendern zurueckzufuehren. In Westdeutschland zeichnet sich nach Ansicht des Ministeriums fuer 1894 ein Wirtschaftswachstum von rund 2 % ab.


Zahnaerzte verteidigen die Verschiebung von Behandlungen

Die Zahnaerzte haben ihre Absicht verteidigt, die Behandlung von Patienten aus Kostengruenden teilweise auf naechstes Jahr zu verschieben. Der Vorsitzende der Kassenzahnaerztlichen Bundesvereinigung, Schirbort, sagte heute in Bonn, fuer die Massnahme sei ein Fehler im Gesundheitssystem verantwortlich. Man koenne mit begrenzten Mitteln aus einem gesetzlich festgelegten Budget nicht unbegrenzte Leistungen erbringen. Den Kassen warf Schirrbord eine Verleumdungskampagne vor. Waehrend die Mediziner nur einen Sachverhalt dargestellt haetten, ziele die Drohung der Kassen auf die Vernichtung von Existenzen. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Kirch, hatte in der Neuen Osnabruecker Zeitung angekuendigt, Zahnaerzten die Kassenzulassung zu entziehen, falls diese Patienten nicht behandelten. Ein solches Verhalten wuerde einem glatten Rechtsbruch gleichkommen.


Nobelpreis fuer Wirtschaftswissenschaften geht an Reinhard Selten

Der Bonner Volkswirtschaftler Reinhard Selten erhaelt zusammen mit zwei Amerikanern den Nobelpreis fuer Wirtschaftswissenschaften. Selten und seine amerikanschen Kollegen wurden von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften fuer ihre Forschungen auf dem Gebiet der Spieltheorie ausgezeichnet. Der Preis ist mit umgerechnet 1,5 Mio. DM dotiert und wird zu gleichen Teilen den drei Wissenschaftlern gegeben. Der 63jaehrige Reinhard Selten lehrt seit 1984 an der Universitaet Bonn. Selten und die beiden Amerikaner haben mit mathematischen Mitteln das menschliche Verhalten bei Spielen wie Schach oder Poker auf die Wirtschaft uebertragen. Unternehmen koennen damit ihre Strategien auf den Maerkten verbessern.


Lastwagen aus Gotha fuer Bosnien-Herzegovina

Aussenminister Kinkel hat in der thueringischen Stadt Gotha 50 neue Lastwagen an den Uno-Sonderbeauftragten fuer das ehemalige Jugoslavien uebergeben. Mit den deutschen LKW sollen in Bosnien-Herzegovina dringend benoetigtes technisches Geraet, Ausruestung, Unterkuenfte und Material transportiert werden. Die Lastwagen waren im Gothaer Fahrzeugwerk mit Spezialaufbauten fuer derartige Schwertransporte ausgeruestet worden.


IG Metall will 6 % mehr Lohn und Gehalt fordern

Mit der Forderung nach 6 % mehr Lohn und Gehalt geht die IG Metall in die Tarifrunde 1995. Der Vorstand der Gewerkschaft empfahl den 14 regionalen Tarifkomissionen diese Linie. Die IG Metall lehnte es erneut ab, die fuer Oktober 1995 vereinbarte Einfuehrung der 35-Stunden-Woche zu verschieben. Die Forderung der IG Metall hat scharfe Attacken der Arbeitgeber ausgeloest. Gesamtmetallchef Kirchner sagte, die Plaene der Gewerkschaft fuer die kommende Tarifrunde seien ein falsches Signal und illusionaer. IG-Metall-Chef Zwickel sagte dagegen, eine kraeftige Einkommenserhoehung fuer die 3,8 Mio. Beschaeftigten in Westdeutschland wuerde Arbeitsplaetze sichern und die Nachfrage im Inland stuetzen.


Inflationsrate bei 3 %

Die Westdeutsche Teuerungsrate liegt weiter bei 3 %. Wie das statistische Bundestamt mitteilt, kosteten Waren und Dienstleistungen im September 3 % mehr als vor einem Jahr. Im August hatte die Inflationsrate ebenfalls 3 % betragen.


Zwei Frauenleichen entdeckt

In einem Wald in Hessen sind die Leichen zweier Frauen gefunden worden. Die Polizei geht von einem Doppelmord aus. Nach ersten Ermittlungen der hessischen Polizei wurden die Frauen gestern oderin der vergangenen Nacht getoetet. Ihre Leichen waren unbekleidet. Eine der Toten hatte eine Verletzung am Kopf.


Geisler gegen rasche Erweiterung der EU

Gegen eine rasche Erweiterung der Europaeischen Union durch die Staaten Mittel- und Osteuropas hat sich der CDU-Politiker Geisler ausgesprochen. Im europaeischen Kulturkanal arte sagte Geisler, wer diese rasche Erweiterung fordere, wolle in Wirklichkeit die europaeische Einigung zerstoeren. Der CDU-Politiker plaedierte, wie kuerzlich sein Fraktionsvorsitzender Schaeuble, fuer ein Kerneuropa, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Benelux-Staaten und England. Nur mit einer solchen Festigung der Europaeischen Union koenne der Gefahr begegnet werden, dass Europa zu einer Kolonie der Japaner und Nordamerikaner werde. Europa koenne einfach nicht darauf warten, bis das langsamste und schwaechste Land voll integriert sei und mitmachen koenne.


Auch in Niedersachsen soll der Buss- und Bettag abgeschafft werden

Auch in Niedersachsen soll der Buss- und Bettag als Feiertag abgeschafft werden. Das beschloss die Landesregierung. Der Landtag in Hannover muss der Entscheidung noch zustimmen. Mit Niedersachsen haben sich 9 der 16 Bundeslaender dafuer ausgesprochen, den Buss- und Bettag abzuschaffen. So sollen die Arbeitnehmer den Arbeitgeberbeitrag fuer die Pflegeversicherung aufbringen. In Hessen gibt es bereits einen Landtagsbeschluss, in 8 Bundeslaendern liegen Gesetzesentwuerfe oder zumindest Plaene dafuer vor, den Buss- und Bettag zum kommenden Jahr als Feiertag abzuschaffen.


Ruhiges Herbstwetter in Deutschland

Am Dienstag setzte sich das ruhige Herbstwetter im Bereich des Hochs "Sebald" in weiten Teilen Deutschlands fort. Besonders am Morgen beeinflussten Nebelfelder den Verkehrsfluss, doch loessten sich diese im Laufe des Vormittags rasch auf. Danach schien eine strahlende Sonne vom Himmel, Schleierwolken liessen den Waermespender zeitweilig auch milchig-gelb erscheinen. Nur im Emsland hielten sich Nebel- und Hochnebel laenger, und die Sonne sparte dieses Gebiet aus. Die Temperatur er- reichte im Kuestenstreifen Werte um 11 Grad, am waermsten war's im Rheinland mit bis zu 19 Grad.

Meteofax Wetterdienste (http://www.meteocon.nl/meteofax/index.html)


Nachrichten der letzten Seite

* Nach tumultartigen Szenen vorm Muengersdorfer Stadion grassiert bei den Spielern des 1. FC Koeln die nackte Angst. Insbesondere Beschaefigte beim Hauptsponsor argumentieren: `Wenn wir mal so eine Leistung bringen wuerden, haetten wir am naechsten Tag die Papiere.'

* Nach tumultartigen Szenen vor/in /in der Naehe und ueberhaupt der Strassen/U-Bahnen der Koelner Verkehrsbetriebe sowie deren Beschilderung hat sich die Leitung des Unternehmens fuer die Pannen bei der Fahrplanrevolution entschuldigt. (Die beiden Saetze gerade sind nicht halb so chaotisch wie das Mittelfeld des FC oder die neue Streckenfuehrung der KVB!)

* Nach tumultartigen Szenen in ihren Filmen wird Lilo Pulver heute am 11.10. 65 Jahre alt.

* Nach tumultartigen Szenen bei der Beratung beschliesst der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, dass deutsche Maenner weiterhin unbehelligt ihre Haende in die Hosentaschen stecken duerfen. Ein Buerger aus den neuen Laendern hatte den Ausschuss angerufen, weil er in dieser Haltung eine flegelhafte Verrohung der Sitten sieht. Die Begruendung lautet: `Nachweislich werden die Haende auch von fleissigen und integren Menschen in den Beinkleidern deponiert.' Eine Anregung aus Koeln wurde ebenfalls abgelehnt, hier hat jemand unter Hinweis auf die Sitten im antiken Athen gefordert, dass besonders verdienstvolle Buerger als Privileg gratis in den staedtischen Kantinen taflen duerfen sollen. Als erster Nutzniesser hat der Antragsteller sich selber vorgeschlagen. (Alles kein Witz!)


Quellen

DLF    12:00 Uhr MEZ
SWF3    16:00 Uhr MEZ    20:00 Uhr MEZ
Radio7    19:00 Uhr MEZ
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