GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 25.07.1997



* Zweiter Deichbruch im Hochwassergebiet
* Nach dem USA-Besuch von Bundespraesident Herzog
* OETV rechnet mit harten Tarifauseinandersetzungen
* Bislang 4 Tote nach Einsturz eines Wohnhauses in Duesseldorf
* Ruine der Luebecker Brandkatastrophe soll abgerissen werden
* Staatsanwaltschaft prueft moeglichen Auslieferungsantrag gegen Reineck
* Bankraeuber ueberfaellt Filiale der Koelner Stadtsparkasse
* Kartellamt will Vermarktungsmonopol des DFB brechen
* Hotline fuer Scientology-Opfer eingerichtet
* 86. Richard Wagner-Festspiele eroeffnet
* Zweifelsfaelle der Rechtschreibreform sollen in einem Jahr bereinigt sein
* Neue moegliche Formel-I-Rennstrecke eroeffnet
* 43jaehrige Frau zu lebenslanger Haft verurteilt
* Ehemaliger Opel-Mitarbeiter wegen Bestechlichkeit verurteilt
* Bosnischer Luftpirat zu sieben Jahren Haft verurteilt
* Stuttgarter Landgericht beschaeftigt sich mit Betrug in 526 Einzelfaellen
* Sichergestellte Schmuggelzigaretten sollen legal verkauft werden
* Boerse



Zweiter Deichbruch im Hochwassergebiet

Die Deiche an der Oder sind nach dem tagelangen Hochwasser aufgeweicht. An einer zweiten Stelle sind sie nun gebrochen. Tausende von Helfern wurden zum Rueckzug gezwungen. Am fruehen Morgen sind die akut bedrohten Ortschaften Wiesenau und Ziltendorf aufgegeben worden. Darueber hinaus wird im Oderbruch noerdlich von Frankfurt seit einigen Tagen die Evakuierung von etwa 20.000 Menschen fuer den Notfall vorbereitet. Um 23:10 Uhr war alles vorbei: Der Landrat beschloss, alle Sicherungsmassnahmen mit sofortiger Wirkung einzustellen. Die Ortschaften Wiesenau und Ziltendorf sollten zu grossen Teilen evakuiert werden. Zweieinhalb Stunden zuvor war im Bereich der Ziltendorfer Niederung der zweite Deich gebrochen. Auf 75 Metern Breite stroemte das Wasser durch die Oeffnung und ueberflutete sofort die dahinterliegenden provisorischen Schutzwaelle. Die Helfer mussten sich zurueckziehen und damit ihre zweite Verteidigungslinie verlassen. Das Wasser stieg 1m80 hoeher als erwartet, 30 Meter ueber Normal Null. Schon gegen drei Uhr frueh stand das Wasser in den Niederungen fuenf Meter hoch. Als einzige Ortschaft soll Vogelsang gehalten werden. Hier sind die geographischen Gegebenheiten besonders guenstig. Die Bundewehr rechnet sich gute Chancen aus, den Damm halten zu koennen. Entlastung koennte dieser zweite Dammbruch fuer die Ortschaften am Verlauf der Oder, vor allem im Oderbruch noerdlich von Frankfurt/Oder geben. Hier waren die Pegelstaende nach dem Dammbruch rapide gesunken.

Im Verlauf des Tages spitzte sich die Lage in den Hochwassergebieten weiter zu. Zwischen den beiden bisherigen Bruchstellen im Oderdeich wurden weite Teile des Damms weggespuelt. Nach Angaben des oertlichen Krisenstabes ist die Luecke im Deich inzwischen mehrere hundert Meter lang. Damit laeuft die Ziltendorfer Niederung immer schneller voll. In dem in unmittelbarer Odernaehe gelegenen Ort Aurit sind Haeuser bereits bis zum Dach ueberflutet. Auch noerdlich von Frankfurt wurden inzwischen Orte geraeumt. In der Naehe von Hohenwutzen am Nordrand des Oderbruchs versuchten Hilfskraefte nach einem Erdrutsch einen Deichabschnitt zu stabilisieren. Der brandenburgische Ministerpraesident Stolpe sagte, der Wiederaufbau nach der Ueberschwemmung sei von seinem Land nicht zu leisten, sondern muesse zur nationalen und europaeischen Angelegenheit gemacht werden.


Nach dem USA-Besuch von Bundespraesident Herzog

Deutschland gerate immer mehr in die Rolle eines internationalen Vermittlers. Das ist Herzogs Eindruck nach seinem zweitaegigen USA-Besuch und dem Gespraech mit Praesident Clinton. Dieser habe dem Bundespraesidenten fuer das Verhalten Bonns gedankt bei den Verhandlungen um die Erweiterung der NATO. Roman Herzogs Bemuehungen, Deutsche und Amerikaner einander naeherzubringen sind offenbar dringend angebracht. Als der Bundespraesident zum Essen mit Bill Clinton fuhr, zeigte es sich, dass es bei den US-Buergern noch Wissensluecken zu schliessen gilt. "Da kommt der deutsche Kanzler", kommentierte ein Gaertner, als Herzog vor dem weissen Haus aus der Limousine stieg. Nachdem die beiden Praesidenten drinnen bei gebeiztem Lachs und Spaetzle in Tomaten/Petersilie-Sosse ueber Osteuropa, die NATO und die Erweiterung der Europaeischen Union geredet hatten kam auch das gegenseitige Verhaeltnis zur Sprache. In einem Punkt waren sich Gast und Gastgeber einig. Bundespraesident Herzog: "Dass die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland sehr gut sind, dass wir aber vor allen Dingen im Bereich des Parlamentarieraustausches und im Bereich des gegenseitigen Kennenlernens unsere Anstrengungen noch verstaerken muessen, dass will ich am Rande nur erwaehnen." Etwas spaeter in einer Gespraechsrunde mit Journalisten kam die Frage auf, ob die US-Regierung, denn argwoehne, Deutschland vernachlaessige vor lauter Beschaeftigung mit den eigenen Problemen und den osteuropaeischen Nachbarn seine Freundschaft mit den Vereinigten Staaten. Roman Herzog fasste die Antwort in ein Bild: Wer wie die Deutschen den notleidenden Staaten im Osten helfen wolle, der muesse sich weit aus dem Fenster lehnen. Bei dieser Uebung wuerden die Amerikaner dringend gebraucht. "Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, der braucht einen, der ihm hinten Halt gibt - sonst faellt er raus."


OETV rechnet mit harten Tarifauseinandersetzungen

Stuttgart. Die Gewerkschaft Oeffentliche Dienste, Transport und Verkehr rechnet mit aeusserst harten Verhandlungen bei der kommenden Tarifrunde. OETV-Chef Mai erklaerte, die Ausgangssituationen seien vergleichbar mit denen der Jahre 1974 und 1992, als es zu langen Streiks gekommen war. Seine Gewerkschaft sei fuer einen Streik geruestet.


Bislang 4 Tote nach Einsturz eines Wohnhauses in Duesseldorf

Seit dem Einsturz des Wohnhauses in der Duesseldorfer Innenstadt sind die Rettungsmannschaften ununterbrochen im Einsatz. Gestern hatten sie den ganzen Tag lang nach Spuren von Ueberlebenden gesucht. Am fruehen Morgen nun haben die Suchmannschaften eine weitere Leiche geborgen. Bislang mussten die Rettungskraefte aus dem eingestuerzten Wohnhaus zwei 45- und 20 Jahre alte Frauen und einen 29jaehrigen Mann tot bergen. Eine weitere Frauenleiche liegt noch unter Betonplatten verborgen. Insgesamt ist die Zahl der Todesopfer am fruehen Morgen damit auf vier angestiegen. Gestern Morgen gelang es einem Mann und einer Frau sich lebend aus den Haustruemmern zu befreien. Wieviele Personen sich noch unter den Schuttbergen befinden ist noch unklar. Die Schaetzungen der Feuerwehr reichen von drei bis neun. Im Kellerbereich des Hauses koennten sich Hohlraeume gebildet haben, in denen sich auch mehr als 27 Stunden nach der Explosion noch Lebende aufhalten. Die Bergungsarbeiten von Polzei, Technischem Hilfswerk und Feuerwehr duerften noch bis morgen andauern. Die Explosionsursache ist weiterhin unklar.


Ruine der Luebecker Brandkatastrophe soll abgerissen werden

Luebeck. Die Ruine der Brandkatastrophe in der Hafenstrasse soll abgerissen werden. Das berichtet das Flensburger Tageblatt. Auf dem Gelaende wird voraussichtlich eine Lagerhalle errichtet. Bei dem Brand in dem Asylbewerberheim sind im Januar letzten Jahres zehn Menschen ums Leben gekommen. Weitere 38 wurden verletzt. Die Brandkatastrophe ist bis heute nicht aufgeklaert.


Staatsanwaltschaft prueft moeglichen Auslieferungsantrag gegen Reineck

Leipzig. Die Staatsanwaltschaft prueft, ob sie gegen Thorsten Reineck bei den amerikanischen Behoerden einen Auslieferungsantrag stellen kann. Reineck gehoert das Hausboot, auf dem gestern die Leiche des mutmasslichen Versace-Moerders Cunanan gefunden wurde. Der 49jaehrige Hamburger wird in Deutschland wegen Betrugs und Steuerhinterziehung mit Haftbefehl gesucht.


Bankraeuber ueberfaellt Filiale der Koelner Stadtsparkasse

Koeln. Ein Bankraeuber hat eine Filiale der Koelner Stadtsparkasse ueberfallen und dabei eine Geisel genommen. Das Gelaende um die Stadtsparkasse im Koelner Stadtteil Vogelsang ist grossraeumig abgesperrt. Anliegende Wohnhaeuser wurden geraeumt, Menschen evakiert. Ein Mann, so die Polizei, haelt sich seit kurz vor acht Uhr in der Bank auf. Wie die Poizisten erkennen konnten ist er offenbar bewaffnet. Angestellte sind nicht in der Bank, wohl aber eine Putzfrau. Weitere Einzelheiten will die Polizei zur Stunde nicht bekanntgeben.


Kartellamt will Vermarktungsmonopol des DFB brechen

Hamburg. Das Bundeskartellamt will offenbar das Vermarktungsmonopol des Deutschen Fussballbundes beim Verkauf der Fernsehuebertragungsrechte brechen. Bundeskartellamtspraesident Wolf sagte der Fernsehzeitschrift "TV-Today", der DFB habe durch Absprachen den Wettbewerb ausgeschaltet und hoehere Preise zu Lasten der Verbraucher erzielt. Der Fussball sei lange genug im kartellrechtlichen Freiraum vermarktet worden.


Hotline fuer Scientology-Opfer eingerichtet

Koeln. Der Verfassungsschutz hat eine Telefon-Hotline fuer Opfer der Scientology-Organisation eingerichtet. Das Angebot richtet sich vor allem an Betroffene, die sich mit Hinweisen oder Problemen an kompetente Gespraechspartner wenden wollen. Die Koelner Behoerde sicherte Aussteigern strenge Vertraulichkeit zu.


86. Richard Wagner-Festspiele eroeffnet

Im Beisein zahlreicher Prominenter aus dem In- und Ausland wurden heute Nachmittag die 86. Richard Wagner-Festspiele in Bayreuth eroeffnet. Sie hatten die Medien schon in den vergangenen Tagen beschaeftigt. Wie so haeufig wurde auch in diesem Jahr im zerstrittenen Wagner-Clan die Nachfolgefrage wieder aufs Tapet gebracht. Am gruenen Huegel bleibt in diesem Jahr alles beim Alten. Daniel Barenboim dirigierte in der Eroeffnungpremiere Tristan und Isolde, die Inszenierung stammt vom verstorbenen Dramatiker Heiner Mueller und ist laengst nicht mehr umstritten wie zur Erstauffuehrung, sondern hat beinahe schon Kultstatus. Neuinszenierungen wird es wieder 1999 mit dem Lohengrin geben. Zur Jahrtausenwende plant Festspielchef Wolfgang Wagner ausserdem einen neuen Ring des Nibelungen. Die spannenden Frage bei diesen Festspielen duerfte daher sein: Welche Kuenstler holt sich Wagner fuer die Neuinszenierungen nach Bayreuth. Das will er morgen bei der traditionellen Pressekonferenz bekannt geben. Die Festspiele sind seit Monaten ausverkauft, die Nachfrage uebersteigt das Kartenangebot um das Zehnfache, und um den ausufernden Schwarzhandel einzudaemmen hat die Festspielleitung in diesem Jahr erstmals die Namen der Kaeufer auf die Karten gedruckt. Traditionell zur Festspielzeit hat auch die Diskussion ueber die Nachfolge in der Festspielleitung und Reformen eingesetzt. So forderte Nike Wagner, eine Urenkelin Richard Wagners grundlegende Neuerungen und meldete ihren Anspruch auf den Chefsessel in Bayreuth an. Eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Wagner-Familie und eine Reform der Opernspiele hat auch Gottfried Wagner, ein Sohn des jetzigen Festspielchefs verlangt. Er wird am 29. Juli bei einer Podiumsdiskussion in Bayreuth auftreten.


Zweifelsfaelle der Rechtschreibreform sollen in einem Jahr bereinigt sein

Hannover. Die Zweifelsfaelle der Rechtschreibreform sollen nach Angabe des niedersaechsischen Kultusministers Wernstedt innerhalb eines Jahre bereinigt werden. Der derzeitig Vorsitzende der Kultusministerkonferenz sagte, bis zum Beginn der Umsetzung der Reform in Schulen und Behoerden am 1. August kommenden Jahres werde die eingesetzte zwischenstaatliche Kommission alle strittigen Faelle klaeren.


Neue moegliche Formel-I-Rennstrecke eroeffnet

Oschersleben. In Sachsen-Anhalt ist die dritte Motorrennstrecke Deutschlands eroeffnet worden, auf dem Formel-I-Rennen moeglich sind. Der Motorpark Oschersleben wurde nach einjaehriger Bauzeit fertiggestellt und kostete 100 Millionen DM. Die Strecke ist knapp 3.7 km lang.


43jaehrige Frau zu lebenslanger Haft verurteilt

Heilbronn. Eine 43jaehrige Frau ist heute erneut zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau vor vier Jahren ihre sechsjaehrige Nichte mit Arsen vergiftete, das sie einem Speiseeis beigemischt hatte. Die Richter konnten kein konkretes Motiv fuer die Tat feststellen. Bereits vor zwei Jahren war die Frau zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil damals aufgehoben und den Fall nach Heilbronn ueberwiesen.


Ehemaliger Opel-Mitarbeiter wegen Bestechlichkeit verurteilt

Darmstadt. Das Landgericht Darmstadt hat einen ehemaligen Opel-Mitarbeiter wegen Bestechlichkeit zu einer Bewaehrungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der 51jaehrige hatte zwischen 1991 und 1994 fuer die gezielte Vergabe von Auftraegen rund 700.000 DM Schmiergelder und Geschenke erhalten.


Bosnischer Luftpirat zu sieben Jahren Haft verurteilt

Berlin. Ein bosnischer Luftpirat ist zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte im Januar eine Passagiermaschine aus Oesterreich entfuehrt, um seine Abschiebung zu verhindern. Der Bosnier soll in einer Nervenklinik untergebracht werden.


Stuttgarter Landgericht beschaeftigt sich mit Betrug in 526 Einzelfaellen

Stuttgart. Vor einer Wirtschaftskammer des Stuttgarter Landgerichts hat am Vormittag der Prozess gegen den fruehren Vorstandsvorsitzenden der schwaebischen Finanz- und Unternehmensberatungs AG, Jochen Brenner, begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft Brenner Betrug in 526 Einzelfaellen vor. Er soll Kapitalanleger um 5 Millionen DM gebracht werden.


Sichergestellte Schmuggelzigaretten sollen legal verkauft werden

Berlin. Sichergestellte Schmuggelzigaretten sollen nach dem Willen der Gewerkschaft der Polizei kuenftig ganz legal verkauft und nicht wie bisher vernichtet werden. So koennte wenigstens ein Teil des Verlustes ausgeglichen werden, der dem deutschen Fiskus durch den straff organisierten Zigarettenschmuggel zugefuegt worden ist, sagte Gewerkschaftschef Lutz. Im vergangen Jahr betrug der Schaden rund eine Milliarde DM.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8379
Kanada(1 $)  1,3300
England(1 Pfund)  3,0620
Irland(1 Pfund)  2,6810
Schweiz(100 sfr)  121,150
Frankreich(100 FF)  29,678
Italien(1000 Lit)  1,0279
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1871
Japan(100 Yen)  1,5795
Schweden(100 skr)  23,214
 
Einige Indizes:
DAX:4317,64( aktuell )  
4335.74( Vortagswert )  
Dowjones-Index:8111,35( Stand 17:00 MESZ )  
8116,93( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:20389,54
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    7:00 MESZ    17:00 MESZ
S4    8:00 MESZ    12:00 MESZ    15:00 MESZ
SWF 1    9:00 MESZ
Radio 7    10:00 MESZ