GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa 26.03.1994



* Durchbruch bei den Tarifverhandlungen im Baugewerbe
* Entsetzen ueber den Anschlag auf die Luebecker Synagoge
* Stolpe glaubt nicht an Selbstaufloesung des Landtags
* Ermittlungen gegen Ex-Minister Krause angeblich eingestellt
* Zwei PKK Funktionaere verhaftet
* STATT-Partei waehlt ersten Bundesvorstand
* FDP beschliesst Programm fuer die baden-wuerttembergischen Kommunalwahlen
* Arbeiteraufstand in der DDR forderte mehr Menschenleben als bisher vermutet
* Tierschuetzer und Minister prangern Tiertransporte an
* Cambridge gewinnt Ruderduell gegen Oxford
* In der EU beginnt die Sommerzeit



Durchbruch bei den Tarifverhandlungen im Baugewerbe

Frankfurt. Bei den Tarifverhandlungen fuer das deutsche Baugewerbe hat es einen Durchbruch gegeben. Die grosse Tarifkommission der IG Bau, Steine, Erden hat sich fuer das Angebot der Arbeitgeber ausgesprochen. Und so sieht das Ergebnis aus, das die Tarifpartner am Nachmittag offiziell vorstellen wollen: Loehne und Gehaelter werden um 2.4% angehoben, Ostdeutsche Bauarbeitnehmer erhalten ab September 90% der Westloehne. Weitere Einzelheiten des Tarifpaketes sind noch nicht bekannt. Im deutschen Bau- gewerbe arbeiten knapp 1,4 Millionen Menschen. Am Nachmittag traten die Tarifparteien dann mit Einzelheiten vor die Presse. Ab dem 1.April gilt: 2.4% mehr Lohn fuer die Beschaeftigten der Bauindustrie, die Gruppe der Facharbeiter erhaelt zusaetzlich drei Pfennig mehr pro Stunde. Fuer den Osten gilt: ab 1. September werden die Loehne und Gehaelter auf 90% des Westniveaus angehoben. Darin eingeschlossen ist eine Arbeitszeitver- kuerzung von 40 auf 39 Stunden ab 1. September. Die Gewerkschaft hatte 6% gefordert, doch die niedrigen Abschluesse in der Metallindustrie, in der Chemiebranche und bei den Banken hat sich auf die Verhandlungen in Frankfurt ausgewirkt.


Entsetzen ueber den Anschlag auf die Luebecker Synagoge

Luebeck. Mit Mahnwachen und Demonstrationen haben tausende Buerger der Stadt Luebeck gegen den Brandanschlag auf die Synagoge protestiert. Unter dem Motto 'Eine Stadt haelt den Atem an' legten 3.500 Menschen auf dem Marktplatz fuenf Schweigeminuten ein. Fassungslosigkeit und Betroffenheit war auch heute noch den Luebeckern anzumerken, die sich kurz nach zwoelf auf dem Markt zu einer Grossdemonstration versammelt hatten. "Luebeck ist nicht laenger bereit, den Terror von rechts zu tolerieren" lautete die Botschaft der Demonstranten. Viele hatten sich eine gelben Stern aus Papier geschnitten und an den Mantel geheftet. Von der Altstadt aus zog die Demonstration dann zur Synagoge in der St. Annenstrasse. Dort steht seit gestern eine Mahnwache engagierter Christen. Die ganze Nacht ueber hatten sie dort in Kaelte und Regen ausgeharrt, um ihre Solidaritaet mit den juedischen Mitbuergern zu bekunden. Die Hamburger Bischoefin Maria Jebsen (sp?) forderte die Menschen auf, endlich etwas gegen Auslaenderfeindlichkeit und Rassismus zu tun. Auch in Heidelberg versammelten sich mehrere hundert Menschen vor der Synagoge zu Schweigeminuten, in Berlin demonstrierten ebenfalls mehrere tausend Menschen gegen die Tat. Die katholischen Bischoefe haben den Anschlag schaerfstens verurteilt. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Lehmann sagte: 'Der Anschlag beschwoert die Schatten der Vergangenheit und ruft Abscheu und Entsetzen hervor.' Bundesaussenminister Kinkel forderte in der BILD-Zeitung alle Deutschen auf, ein deutliches Zeichen gegen Auslaenderfeindlichkeit zu setzen. Er sagte, der Anschlag schade dem Ansehen Deutschlands in der Welt.


Stolpe glaubt nicht an Selbstaufloesung des Landtags

Brandenburgs Ministerpraesident Manfred Stolpe rechnet mit dem Fortbestand seiner Minderheitsregierung. Dem Nachrichtenmagazin Focus sagte Stolpe, er glaub nicht daran, dass es bei der Landtagssitzung am 13.April die noetige zwei Drittel Mehrheit fuer die Aufloesung des Parlaments gibt. Die Abstimmung wurde angesetzt, nachdem es vergangene Woche zum Bruch der Potsdamer Ampel- koalition gekommen war. Anlass war der Streit zwischen SPD und Buendis 90 ueber Stolpes fruehere Stasi-Kontakte. Sollte sich der Landtag aufloesen waere der Weg fuer Neuwahlen frei.


Ermittlungen gegen Ex-Minister Krause angeblich eingestellt

Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den frueheren Bundesverkehrsminister Guenther Krause, CDU, sind angeblich eingestellt worden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. In dem Ermittlungsverfahren gegen Krause ging es um den Vorwurf der Bestechlichkeit. Krause wurde verdaechtigt, als parlamentarischer Staatssekreater der DDR vor der Vereinigung Schmiergelder fuer die Vergabe von Lizenzen fuer Autobahnraststaetten angenommen zu haben. Dies hat Krause immer bestritten.


Zwei PKK Funktionaere verhaftet

Karlsruhe. Gegen zwei Funktionaere der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK ist Haftbefehl erlassen worden. Die Bundesanwaltschaft wirft den beiden Maennern vor, der PKK anzugehoeren, beziehungsweise sie zu unterstuetzen. Die beiden 23 und 33 Jahre alten Verdaechtigen waren am Donnerstag festge- nommen worden. Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen sollen die beiden Kurden gewlttaetige Angriffe vorbereitet und gelenkt haben. Bundesinnen- minister Kanther hat die Kurden in Deutschland heute noch einmal vor Gewalt- taten gewarnt. In Mannheim und Koeln sind Veranstaltungen der Kurden verboten worden. In Frankfurt findet am Nachmittag ein kurdisches Kulturfestival statt. Dazu werden mehrere tausend Teilnehmer erwartet.


STATT-Partei waehlt ersten Bundesvorstand

In Kassel hat am Vormittag eine Bundesversammlung der STATT-Partei begonnen. Heute stand die Wahl des ersten Bundesvorstandes auf dem Programm. Um den Vorsitz bewarb sich der 49jaehrige Muenchner Starfrechtsprofessor Bernd Schoenemann. Morgen wollen die 120 Delegierten aus den bis jetzt gegruendeten sechs Landesverbaenden ueber die Teilnahme an der Europawahl im Juni ent- scheiden.


FDP beschliesst Programm fuer die baden-wuerttembergischen Kommunalwahlen

Konstanz. Der Landeshauptausschuss der F.D.P Baden-Wuerttemberg hat heute ein Programm fuer die Kommunalwahlen am 12. Juni beraten. Die Liberalen wollen die Selbstverwaltung der Staedte foerdern und die Rechte der Kommunen gegen- ueber der EU-Buerokratie staerken. Ausserdem koennten zahlreiche Aufgaben der Staedte privatisiert werden, wie z.B. Gaertnereien oder Fuhrparks. Des weitern hat sich die F.D.P. mehr Buergerbeteiligung auf die Fahnen geschrieben. Buergerentscheide sollen einfacher werden und das Volk soll kuenftig den Landrat direkt waehlen. Die F.D.P. will ausserdem die Regierungs- praesidien abschaffen. Beim Stichwort "weniger Verwaltung" wollten einige Delegierten die Landratsaemter gleich mitaufloesen. Dieser weiterreichende Antrag konnte sich aber nicht durchsetzen. Es bleibt also bei der Forderung nach der Abschaffung der Regierungspraesidien. Mit diesem Kommunalwahlprogramm fuer den 12. Juni, das auch die Punkte "mehr Umweltschutz" und "mehr Bus und Bahn im oeffentlichen Personennahverkehr" enthaelt will die F.D.P. 10% mehr Kreistags und Gemeinderatsmandate in Baden-Wuerttemberg holen. Bislang hat sie im Suedwesten 380 Stadt- und 109 Kreisraete in ihren Reihen.


Arbeiteraufstand in der DDR forderte mehr Menschenleben als bisher vermutet

Berlin. Waehrend des Arbeiteraufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 sind mehr Menschen ums Leben gekommen als bisher angenommen. Dies berichtet die 'Welt am Sonntag'. Sie beruft sich auf Erkenntnisse der zentralen Ermittlungs- stelle Regierungs- und Vereinigungskriminalitaet. Demnach sind bei der Nieder- schlagung des Aufstandes mindestens 125 Menschen getoetet worden. 48 sollen standrechtlich erschossen worden sein. Bisher waren offizielle Zahlen ueber die Opfer des Aufstandes nicht veroeffentlicht worden. Historiker gingen von mindestens acht und hoechstens 50 Toten aus.


Tierschuetzer und Minister prangern Tiertransporte an

Landwirtschaftsminister Borchert und Tierschuetzer habe scharfe Kritik an qualvollen Schlachttiertransporten geuebt. Aus Anlass der bundesweiten Aktionswoche gegen Schlachttiertransporten sprach sich der Minister in Bonn erneut fuer einheitliche strenge Transportvorschriften in der Europaeischen Union aus. In Bonn demonstrierten zugleich mehr als 500 Tierschuetzer fuer ein Ende der Tierquaelerei auf den Transporten. Nach Angaben von Tier- schuetzern werden Schlachttiere bis zu 80 Stunden ohne Wasser und Futter zu Schlachthoefen transportiert.


Cambridge gewinnt Ruderduell gegen Oxford

London. Die Universitaet Cambridge hat heute das 140. Ruderduell gegen die Universitaet von Oxford auf der Themse gewonnen. Mit den beiden deutschen Achterweltmeistern Hoelzenbein und Strebbelhoff im Boot benoetigte die Universitaetsmannschaft von Cambridge fuer das viereinhalb Meilen lange Rennen knapp 18 Minuten. Es war der 71. Sieg der Universitaet von Cambridge.


In der EU beginnt die Sommerzeit

Stuttgart. In Deutschland und in allen anderen Laendern der EU beginnt heute nacht die Sommerzeit. In der Nacht werden die Uhren um eine Stunde auf drei Uhr vorgestellt. Auch die meisten anderen europaeischen Laender beteiligen sich an der Zeitumstellung. Die Sommerzeit endet in diesem Jahr auf dem europaeischen Kontinent am 25. September, in Grossbritannien und in Irland am 23. Oktober.


Quellen

    jamfm    12:00 MEZ    17:00 MEZ
    SWF 3    15:00 MEZ
    SDR 3    16:00 MEZ    18:00 MEZ