GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 27. 11. 2004



* Barroso fordert Deutschland zu weiteren Reformen auf
* Private Arbeitsvermittler werden kaum eingesetzt
* Bundeswehr-Skandal weitet sich aus
* Muentefering distanziert sich von Multikulti-Konzept und Leitkultur
* Mindestlohn rueckt in weitere Ferne
* Weiter Kritik am Gesundheitskompromiss der CDU
* Leutheusser-Schnarrenberger als bayerische FDP-Landeschefin bestaetigt
* Anschlag: Bundeswehr-Soldaten verletzt
* Buerger horten noch Milliarden von D-Mark-Muenzen
* Briefbombenattentaeter toetet sich selbst
* 1. Fussballbundesliga



Barroso fordert Deutschland zu weiteren Reformen auf

Der Praesident der EU-Kommission, Barroso, hat Deutschland zu weiteren Reformen aufgefordert. Notwendig seien eine grundlegende Reform der Sozialsysteme und Arbeitsmaerkte, mehr Flexibilitaet und mehr Investitionen in Bildung und Forschung, sagte er der "Bild am Sonntag".


Private Arbeitsvermittler werden kaum eingesetzt

Die Bundesagentur fuer Arbeit (BA) setzt nach einem Bericht des "Focus" kaum noch auf die sogenannten Personal-Service-Agenturen (PSA). Das Magazin berichtet, die Bundesagentur habe ihren Filialen vor Ort empfohlen, nur noch die gesetzliche Mindestzahl dieser privaten Arbeitsvermittler einzusetzen: eine PSA pro Filiale. Urspruenglich galt der Einsatz von privaten Arbeitsvermittlern statt der staatlichen Bundesagentur als Kernstueck der Hartz-Reformen. Laut "Focus" wurden aber ueber PSA erheblich weniger Arbeitslose vermittelt als erwartet.


Bundeswehr-Skandal weitet sich aus

Der Skandal um mutmassliche Misshandlungen bei der Bundeswehr weitet sich offenbar aus. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" sollen Ausbilder in einer Kaserne in Ahlen eine "Geiselnahme durch albanische Freischaerler" simuliert haben. Dabei haetten Soldaten auf dem gefrorenen Erdboden mit verbundenen Augen Verhoere ueber sich ergehen lassen muessen. Dies gehe aus einer Beschwerde eines Reservisten hervor. Das Verteidigungsministerium hatte gestern grundsaetzlich bestaetigt, dass es eine Beschwerde aus Ahlen gibt. Im Skandal um mutmassliche Misshandlungen in einer Coesfelder Kaserne hat sich erstmals einer der Beschuldigten oeffentlich zu den Vorwuerfen geaeussert. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung nannte der Unteroffizier die Folter-Vorwuerfe "uebertrieben". Zwar sei es falsch gewesen, "die Rekruten mit Stromstoessen zu quaelen". An den gespielten "Geisel-Befragungen" haetten die Soldaten aber sogar Spass gehabt. Bundesverteidigungsminister Struck ordnete angesichts der Misshandlungsfaelle eine Ueberpruefung in der gesamten Bundeswehr an. Angesichts der Misshandlungsvorwuerfe bei der Bundeswehr hat Verteidigungsminister Peter Struck eine Ueberpruefung der gesamten Truppe angeordnet. Die Schwere des Fehlverhaltens im nordrhein-westfaelischen Coesfeld sei Anlass, die Ausbildung in allen Bereichen zu untersuchen. Darueber hinaus muesse geprueft werden, ob die Auslandseinsaetze negative Auswirkungen auf das Verhalten der Soldaten haetten.


Muentefering distanziert sich von Multikulti-Konzept und Leitkultur

Berlin. In der Diskussion um die Integration von Auslaendern hat sich der SPD-Vorsitzende Muentefering sowohl vom Begriff einer deutschen Leitkultur als auch vom Konzept einer multikulturellen Gesellschaft distanziert. Muentefering nannte die von der Union propagierte Leitkultur in einem Zeitungsinterview eine diffuse Ueberhoehung. Die von den Gruenen angestrebte multikulturelle Gesellschaft fuehrt nach seinen Worten zu Missverstaendnissen. Der SPD-Chef verlangte von Auslaendern, die in Deutschland leben wollen, ein klares Bekenntnis zur Verfassung.


Mindestlohn rueckt in weitere Ferne

Gesetzliche Mindestloehne wird es offenbar auf absehbare Zeit nicht geben. Gewerkschaftskreise bestaetigten einen Bericht des "Spiegel", wonach sich DGB-Chef Sommer und der SPD-Vorsitzende Muentefering darauf geeinigt haben, das Thema auf die lange Bank zu schieben. Zwar solle sich der Gewerkschaftsrat am Montag gegen die Schaffung eines Niedriglohnsektors aussprechen. Es werde aber keine Festlegung darueber geben, ob der Staat Lohnhoehen garantieren soll. Stattdessen haetten sich Muentefering und Sommer geeinigt, verschiedene Modelle eines Mindestlohnes "weiter zu pruefen".


Weiter Kritik am Gesundheitskompromiss der CDU

Wenige Tage vor dem CDU-Parteitag haelt in der Partei die Kritik an dem Gesundheitskompromiss der Union an. Der Ministerpraesident von Sachsen-Anhalt, Boehmer, kritiserte in der "Berliner Zeitung" den Beschluss als zu kompliziert. Auch die Finanzierung sei nicht ausgereift und nur auf kurzfristigen Effekte ausgerichtet. In der Zeitung hiess es weiter, die CDUSpitze wolle den Kompromiss auf dem Parteitag nicht zur Debatte stellen. Die Delegierten sollten lediglich ueber eine sehr allgemeine Formulierung abstimmen.


Leutheusser-Schnarrenberger als bayerische FDP-Landeschefin bestaetigt

Lindau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bleibt Landes-Chefin der bayerischen FDP. Auf dem Parteitag der Freien Demokraten in Lindau wurde sie mit deutlicher Mehrheit fuer zwei Jahre im Amt bestaetigt. Sie erhielt 79,3 Prozent der abgegebenen Stimmen. 2002 waren es noch 82 Prozent.


Anschlag: Bundeswehr-Soldaten verletzt

Kundus. Im Norden Afghanistans sind bei einem Bombenanschlag drei deutsche Soldaten leicht verletzt worden. Der Sprengsatz war am Strassenrand versteckt und detonierte, als die Patrouille vorbeifuhr. Die Soldaten erlitten Hautabschuerfungen, ausserdem klagen sie ueber Hoerprobleme. Die afghanische Polizei vermutet radikal-islamische Taliban hinter der Tat. Der Bundestag hatte den Afghanistan-Einsatz im Oktober um ein Jahr verlaengert.


Buerger horten noch Milliarden von D-Mark-Muenzen

Knapp drei Jahre nach der Euro-Bargeld-Einfuehrung ist fast die Haelfte aller D-Mark-Muenzen noch immer nicht umgetauscht worden. 46 Prozent der Muenzen, die im Dezember 2000 im Umlauf waren, seien noch nicht zurueckgegeben worden, sagte BundesbankSprecherin Reitz-Werner der "Berliner Zeitung". Dies entspreche einem Wert von 7,3 Mrd. Mark oder 3,7 Mrd. Euro. Viele Muenzen wuerden in Sammelalben verschwinden oder seien verloren gegangen, so Reitz-Werner. Dauerhaft rechne man deshalb "mit einer Schwundquote von 40 Prozent".


Briefbombenattentaeter toetet sich selbst

Hutthurm/Muenchen. Die Serie von Briefbombenattentaten in Bayern ist aufgeklaert. Als Taeter wurde ein 22-Jaehriger aus Ramling bei Hutthurm identifiziert. Der Mann hatte sich gestern selbst in die Luft gesprengt. Offenbar hatte er mit seiner Enttarnung aufgrund eines Massengentests gerechnet. Das Landeskriminalamt in Muenchen teilte mit, ein Vergleich von DNA-Spuren von der Leiche des Mannes und von Briefbomben-Resten habe eindeutig erwiesen, dass es sich bei dem Toten um den gesuchten Attentaeter handelt. Er hatte seit April insgesamt neun Briefbomben an Politiker und Amtstraeger in Bayern geschickt.


1. Fussballbundesliga

  Muenchen - Mainz 4:2
  Bochum - Nuernberg 3;1
  Wolfsburg - Berlin 2:3
  Kaiserslautern - Freiburg 3:0
  Moenchengladbach - Hamburg 1:3
  Rostock - Leverkusen 0:2
  Bremen - Dortmund 2:0



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ