GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 29.04.1994



* Unionspolitiker kritisieren Haschisch-Urteil
* Pflegeversicherung im Bundesrat
* Bundestag beschliesst umstrittenes Energiegesetz
* Verkehrsexperte Zoepel verlaesst SPD-Wahlkampfteam wegen zu laschem Programm
* Asylbewerberheim ausgebrannt
* 13. Landesgartenschau eroeffnet
* Markus Wasmeier tritt vom Leistungssport zurueck
* Freiburg gegen Termin des Wiederholungsspiels Muenchen-Nuernberg
* Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (BVV)
* Berliner Lokalnachrichten
* Berliner Wetter (29. 4.1994, 9 Uhr)
* Aktienkurse an der Wiener Boerse vom 29.04.1994
* Nachrichten der letzten Seite



Unionspolitiker kritisieren Haschisch-Urteil

Politiker von CDU und CSU haben in der Bildzeitung das Urteil des Bundes- verfassungsgerichtes zum Haschischkonsum kritisiert. Die Karlsruher Richter hatten gestern entschieden dass der Erwerb von Cannabis in geringen Mengen zum Eigenverbrauch straffrei bleibt. Jugendministerin Merkel sagte dazu, man muesse befuerchten, dass Jugendliche Haschisch jetzt als erlaubt ansehen. Berlins regierender Buergermeister Diepgen aeusserte die Ansicht, das Unterscheiden von harten und weichen Drogen erleichtere den Einstieg in eine Drogenkarriere. Bayerns Innenminister Beckstein bezeichnete das Urteil als falsches Signal.


Pflegeversicherung im Bundesrat

Der Bundesrat hat heute abschliessend ueber die Pflegeversicherung ent- schieden. Der Bundestag hatte den vom Vermittlungsausschuss erarbeiteten Einigungsvorschlag vor einer Woche angenommen. Das Gesetzgebungsverfahren hatte sich ueber Jahre hinweggezogen. Streitpunkt war vor allem ein Aus- gleich des Arbeitgeberanteils an den Kosten der Pflegeversicherung. Der Bundesrat hat heute dem Kompromiss zur Pflegeversicherung einstimmig zu- gestimmt und damit den Weg zur Einfuehrung am 1. Januar 1995 endgueltig freigemacht. Zusammen mit der Pflegeversicherung beschloss der Bundesrat auch Neuregelungen zur Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Ausserdem lies der Bundesrat das Gesetz fuer eine neue Arbeitszeitregelung passieren, das eine Erhoehung der taeglichen Arbeitszeit ermoeglicht.


Bundestag beschliesst umstrittenes Energiegesetz

Bonn. Der Bundestag hat gegen die Stimmen der Opposition das umstrittene Energiegesetz beschlossen. Danach wird ab naechstem Jahr der Aufschlag auf die Stromrechnung zur Subventionierung der deutschen Steinkohle von 7.5 auf 8.5% erhoeht. Das Gesetz sieht zudem vor, dass die deutsche Stein- kohle bis zum Jahr 2005 einen angemessenen Beitrag zur Energieerzeugung in Kraftwerken leisten soll. Zugleich laesst es die Moeglichkeit offen, neue Kernkraftwerke zu bauen und erlaubt neben der Wiederaufarbeitung auch die Endlagerung radioaktiven Abfalls.


Verkehrsexperte Zoepel verlaesst SPD-Wahlkampfteam wegen zu laschem Programm

Bonn. Die Sozialdemokratische Partei hat das Ausscheiden des Verkehrsexperten Zoepel aus der SPD-Wahlkampfmannschaft bedauert und gleichzeitig als unverstaendlich erklaert. So sagte SPD-Bundesgeschaeftsfuehrer Verheugen Zoepel habe den Beschluessen der sozialdemokratischen Fuehrung zum Tempolimit bisher zugestimmt. Zoepel, frueher Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, hat dem SPD-Vorsitzenden Scharping seine Entscheidung schriftlich mitgeteilt. In den vergangenen Wochen hatte der Verkehrsexperte Unverbindlichkeiten in Scharpings Programmentwurf bemaengelt. Zoepel verlangte, ein gesetzlich fixiertes Tempolimit und eine Erhoehung der Mineraloelsteuer in den Entwurf hineinzuschreiben. Dies hatte Scharping zurueckgewiesen.


Asylbewerberheim ausgebrannt

Freiburg. Ein Asylbewerberheim im suedbadischen Kenzingen ist in der vergangenen Nacht ausgebrannt. Die neun algerischen Bewohner des Hauses blieben unverletzt. Der Sachschaden wird auf rund 350.000 DM geschaetzt. Die Polizei schliesst Brandstiftung nicht aus. Zeugen wollen gesehen haben, wie sich gestern Abend zwei Maenner dem Heim naeherten. Konkrete Anhaltspunkte fuer einen fremdenfeindlichen Anschlag gibt es jedoch nicht.


13. Landesgartenschau eroeffnet

Bad Duerrheim. Die 13. Landesgartenschau ist heute eroeffnet worden. Fuer Bad Duerrheim bot sich mit dieser Landesgartenschau die einmalige Chance mit ueber 10 Mio. DM an Landeszuschuessen, an die man sonst wohl nicht so leicht herangekommen waere, den gesamten Kurbereich im Ort zu sanieren. Das Kurhaus wurde neugestaltet, der Kurpark verschoenert, ein Fluesschen renaturiert und fuer den Hochwasserfall gebaendigt. Alles in allem hat das Land Baden-Wuerttemberg seit 1980 mehr als 70 Mio. DM in solche Landesgartenschauen investiert. Bis zum Jahr 1999 stehen die Orte bereits fest, fuer das Jahr 2000 muss, weil Biberach seine Bewerbung zurueckgezogen hat ein Ersatz gefunden werden. Dort sind Singen und Bad Rappenau im Gespraech. Auch nach dem Jahr 2000 haelt das Landwirt- schaftsministerium solche Gartenschauen fuer unverzichtbar. Es koennte allerdings sein, so heisst es, dass sie dann nur noch alle zwei Jahre stattfinden.


Markus Wasmeier tritt vom Leistungssport zurueck

Muenchen. Doppelolympiasieger Markus Wasmeier hat seinen Ruecktritt vom Leistungssport bekanntgegeben. Der Schlierseer will kuenftig mit seinem Sponsor zusammenarbeiten.


Freiburg gegen Termin des Wiederholungsspiels Muenchen-Nuernberg

Freiburg. Der Hauptsponsor des Fussball-Bundesligisten SC Freiburg darf beim Nachholspiel Bayern Muenchen gegen 1.FC Nuernberg am Dienstag im Muenchner Olympia-Stadium keine Bandenwerbung betreiben. Der Sponsor wollte die Werbung mit dem Emblem des SC Freiburg und dem Schriftzug "Keine Macht den Kleinen" versehen, in Anlehnung an den DFB-Slogan "Keine Macht den Drogen". Der Rechteverwerter UFA lehnte die Werbung mit der Begruendung ab, man wolle die Stimmung nicht zusaetzlich anheizen. Am Nachmittag hatte der DFB-Ligaausschuss die freiburger Beschwerde gegen den Termin des Wiederholungsspiels Muenchen gegen Nuernberg abgelehnt. Die Freiburger haben gegen diese Entscheidung erneut beim DFB protestiert, rechnen sich aber so gut wie keine Erfolgschancen aus.


Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (BVV)

rs./Tsp. Die Berliner BVG hatte 1993 eine Milliarde Fahrgaeste (im Amtsdeutsch "Befoerderungsfaelle"), 2.2% mehr als 1992. Damit ist die BVG Berlins groesstes Befoerderungsunternehmen in der Verkehrsgemein- schaft Berlin-Brandenburg. Es folgt die S-Bahn mit knapp 300 Millionen Kunden im Jahr. Bescheiden sind die Zahlen bei den Strassenbahnen in Schoeneiche-Ruedersdorf/Woltersdorf und Straussberg mit jeweils etwa 1,5 Millionen. Diese Strassenbahnen erschliessen die oestlichen Erholungs- gebiete Berlins mit ihren schoenen Seen (Mueggelsee). Zur Verkehrsgemeinschaft gehoeren noch der Regionalverkehr der Bahn AG (ehemals DR bzw. DB), der Verkehrsbetrieb Potsdam (VIP) und die Havelbus GmbH, die z.B. die Bluetenstadt Werder bedient. Jetzt gerade feiert Werder mit Brandenburgern und Potsdamern sein 115. Bluetenfest (ich hoffe, dass die Zahlenangabe stimmt). Werder ist u.a. bekannt fuer seine Obstplantagen und die Fruchtweine, die aus dem geernteten Obst hergestellt werden. Alle Betriebe der Verkehrsgemeinschaft hatten es nach der Maueroeffnung geschaftt, einen einheitlichen Fahrplan aufzustellen und die Liniennummern zu vereinheitlichen und ein gemeinsames Kursbuch herauszugeben. Und mit einer Fahrkarte kann man ueberall einsteigen, lediglich beim Havelbus wird nur die sogenannte Umweltkarte (eine uebertragbare Monatskarte) anerkannt.

Damit existiert in Berlin ein Verbund, wie er in andern Ballungsgebieten erst nach jahrelangen Verhandlungen zustandegekommen ist. In diesem Monat gibt es auch erstmalig eine gemeinsame Kundenzeitschrift.

Das organisatorische Verbund-Dach haben die Politiker dagegen leider noch nicht gedeckt. Erst 1997 soll es soweit sein, und niemand weiss, ob dann noch der Einheitstarif bleibt oder ob ein komplizierter Zonentarif kommt, der lange Fahrten verteuert. Dazu sagt Herr Kietzke von der Woltersdorfer Strassenbahn ganz klar: "wenn die Politiker nur einmal an einem Automaten einen Fahrschein kaufen wuerden, bliebe es beim ueberschaubaren Einheits- tarif."


Berliner Lokalnachrichten

rs. Wie die treuen Leser schon gemerkt haben, berichte ich hier von Zeit zu Zeit aus der Hauptstadt und zitiere Artikel des Tagesspiegels. Entgegen meiner Absicht werde ich auch den Wetterbericht des metereologischen Instituts der Freien Universitaet Berlin hier "regelmaesig" aufnehmen. Er sieht heute wieder gut aus. Berliner und Brandenburger koennen sich also bei schoenem Wetter in Werder am Obstwein guetlich tun. Schoenes Wochenende!


Berliner Wetter (29. 4.1994, 9 Uhr)

Institut fuer Meteorologie der Freien Universitaet Berlin

Wettermeldung aus Berlin Dahlem

Messwerte des Instituts fuer Meteorologie vom 29. 4.1994

9 Uhr 0 ---------

Temperatur : 16 Grad Celsius Wetterzustand : wolkig Rel. Feuchte : 77 Prozent Druck : 1031 Hektopascal Tendenz : gleichbleibend Wind : West Staerke 2

Das Messnetz der Senatsverwaltung fuer Umweltschutz zeigte um 8 Uhr 30 nur geringe Ozon-Werte unter 0.12 Milligramm pro Kubikmeter Luft.


Aktienkurse an der Wiener Boerse vom 29.04.1994

|503800 AEG                          oeS   1308.00        0.62%|
|505710 ASKO STAMM                   oeS   7140.00       -5.05%|
|515100 BASF                         oeS   2290.00  ED   -2.55%|
|575200 BAYER                        oeS   2768.00        0.65%|
|802000 BAYER.HYPOBANK               oeS   3304.00       -0.42%|
|802200 BAYER.VEREINSB.              oeS   3615.00        1.26%|
|519000 BMW                          oeS   6310.00        1.20%|
|803200 COMMERZBANK                  oeS   2545.00        1.07%|
|803201 COMMERZBANK KE 01/94         oeS   2465.00       -0.40%|
|543770 COMPUTER 2000                oeS   5170.00       -0.86%|
|543900 CONTINENTAL                  oeS   2053.00        0.88%|
|550000 DAIMLER-BENZ                 oeS   6320.00       -0.78%|
|804010 DEUTSCHE BANK                oeS   5487.00       -0.42%|
|804610 DRESDNER BANK                oeS   2800.00       -1.58%|
|604843 HENKEL VORZUG                oeS   4668.00        1.08%|
|575800 HOECHST                      oeS   2537.00        2.92%|
|656000 MANNESMANN                   oeS   3285.00       -1.50%|
|723600 SIEMENS                      oeS   5220.00       -0.95%|
|761440 VEBA                         oeS   3610.00        0.28%|
|766400 VOLKSWAGEN ST                oeS   3680.00        0.68%|
|766403 VOLKSWAGEN VZG               oeS   2895.00       -0.92%|
|776560 WELLA STAMM                  oeS   6975.00        0.22%|
|776563 WELLA VZ                     oeS   6222.00       -0.54%|



Nachrichten der letzten Seite

* Nein. Leverkusen verliert im ganzen Play-Off kein einziges Spiel. Garrik und Shansed-Deen machen uebrigens inzwischen mehr Punkte als Wheeler / Johnson!

* Der Frauenanteil der Studierenden der Universitaet zu Koeln betraegt 51vH.

* Wenn unsere Separatistenaktion aehnlichen Erfolg zeigt, wie unsere Anti-Sommerzeit-kampagne, muessen wir wohl militanter werden: Die Bundesregierung will ab 1996 den Rueckstellung des Schwachsinns 4 Wochen rauszoegern! (Hmmm, als richtig militanter Separatist koennte ich zum Beispiel Mutzemandele mit _Senf_fuellung auf der Domplatte als `wahre Berliner' verkaufen. Oder so.)

* 60vH aller Deutschen sind fuer das Verbot der Reps.

* Der Nachfolger von VOX hat bereits den Arbeitstitel RTL3.

* Friedhelm Farthman, NRW-Landtagsfraktionsvorsitzender der SPD will das Tempolimit wieder aus dem Wahlprogramm raushaben.

* Deutschland und Russland haben in Moskau ein Modellzentrum fuer Orthopaedietechnik eroeffnet. Damit werden die Bemuehungen der russischen Weltraumfirma `Energija' um den Aufbau ihres Produktionszweiges `Prothesen statt Raketen' unterstuetzt. (Kein Witz!) Nach Angaben der Deutschen Botschaft ist der neue Unternehmenszweig der Firma, die auch die Weltraumstation `Mir' betreibt, mit deutscher Hilfe bereits weltmarktfaehig. (Faellt einem glatt der ein oder andere Werbeslogan ein: `Prothesen aus der Weltraumforschung: Gehen wie auf Wolken ....' Oder so.)


Quellen

jamfm    9:00 MESZ
SDR 3    10:00 MESZ    13:00 MESZ
Radio 7    15:00 MESZ
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Berliner Lokalnachrichten    : schulze@Zib-Berlin.de
Tsp. = Tagesspiegel