Verteidigungsminister Ruehe in den USA |
Washington. Bundesverteidigungsminister Ruehe hat in Washington mit
fuehrenden Regierungs- und Kongresspolitikern gesprochen. Die Lage im
frueheren Jugoslavien und die NATO-Erweiterung standen dabei im
Mittelpunkt. Nach den Unterredungen setzte sich Ruehe dafuer ein, einen
intensiven Kontakt zu den neuen Senatoren und Abgeordneten der
Republikanermehrheit zu halten. Es sei spuerbar, so Ruehe, dass es im
Kongress eine revolutionaere Entwicklung gegeben habe.
Bundesverteidigungsminister Ruehe hat in den USA die Bildung eines neuen
transatlantischen Buendnisses vorgeschlagen. In einer Rede vor der
Georgetown-Universitaet sagte Ruehe, es gehe darum, die Vereinigten
Staaten nach dem Ende des kalten Krieges enger in den Prozess der
Gestaltung eines neuen Europas miteinzubeziehen. Man muesse Wege finden,
die Zusammenarbeit ueber den Atlantik hinweg auszuweiten. Diese Kooperation
solle ueber die Regierungsebene hinausgehen und Parlamente und andere
Institutionen einbeziehen. So koenne er sich regelmaessige Treffen von
Vorsitzenden der wichtigsten Ausschuesse der Parlamente des Buendnisses
vorstellen.
Der Bundesverteidigungsminister kuendigte fuer die kommenden Tage einen
neuen gemeinsamen deutsch-amerikanischen Vorstoss an, um Kroatien dazu
zu bewegen, die UN-Blauhelme von seinem Territorium nicht auszuweisen. Wir
naehern uns in Bosnien einer entscheidenden Phase, sagte Ruehe. Ein
Zusammenbruch sei moeglich, es gehe jetzt darum, den Ausbruch groesserer
Feindseligkeiten zu verhindern. Bei seinen Gespraechen im Kapitol habe er
nicht den Eindruck gewonnen, dass die Republikaner auf eine baldige
Aufhebung des Waffenembargos gegenueber Bosnien draengen, erklaerte der
Verteidigungsminister. Gleichwohl koenne sich das schnell aendern, wenn der
Waffenstillstand gebrochen werde oder die UN-Truppen abziehen muessten.
Die Kritik Henry Kissengers, wonach die USA zu sehr auf den russischen
Praesidenten Jelzin setzen und es darum gehe, Russland innerhalb seiner
Grenzen zu halten, wiess Ruehe zurueck. |
Ein Lichtblick im Metaller-Tarifkonflikt ? |
Muenchen/Nuernberg. IG-Metallchef Klaus Zwickel hat heute das
ausgesprochen, worueber bei den Tarifparteien in der Metallindustrie
Einigkeit herrscht. Zitat: "Der Weg zu einem Ergebnis ist noch sehr lang
und schwierig". Tatsaechlich rechnet kaum jemand damit, dass Arbeitgeber
und Gewerkschaft schon am Montag bei der neuen Verhandlungsrunde den
Konflikt loesen koennen. Zwar will keine Seite der anderen den guten Willen
absprechen, von ihrer Position ist aber auch noch keine abgewichen.
Sozusagen ein Zeichen der Entspannung hat heute die IG-Metall aber dennoch
gesetzt.
Als Geste des guten Willens moechte die IG-Metall ihre Ankuendigung
verstanden wissen, dass die Streiks nicht wie geplant am Montag ausgeweitet
werden. Die dritte Streikwelle, bei der sieben weitere Betriebe in den
Ausstand treten sollten, kommt vorerst nicht. Auf der einen Seite also
Zeichen der Entspannung, auf der anderen Seite aber weiter unversoehnliche
Positionen. Beide Parteien warnten heute vor zu hohen Erwartungen an die
neue Verhandlungsrunde.
Deutliche Worte fand DGB-Chef Dieter Schulte auf einer Metallerkundgebung
in Nuernberg. Er warnte die Arbeitgeber vor moeglichen Aussperrungen, die
einen Flaechenbrand verursachen wuerden. Und angesichts des Aufschwungs in
der Metallindustrie verteidigte er die Lohnforderungen der Gewerkschaft:
"Die Arbeitgeber bezahlen den Aufschwung aus den geleerten Kassen von uns
Arbeitnehmern. Das ist sozial ungerecht und auf Dauer sogar noch
wirtschaftspolitischer Bloedsinn."
30.000 Metaller applaudierten auch den Worten des bayrischen
IG-Metallbezirkchefs Werner Neugebauer. Er erteilte den von den
Arbeitgebern geforderten Kostensenkungen eine Absage, wenn sie gegen
Lohnforderungen verrechnet wuerden. Und auch die 35stundenwoche steht fuer
ihn nicht zur Debatte:
"Wir reden ueber eine vernuenftige und anstaendige Lohnerhoehung. Die 35
wird kommen und die 35stundensonne wird scheinen auch ueber Nuernberg so
sicher wie das Amen in der Kirche."
Entsprechend pessimistisch zeigte sich daraufhin
Gesamtmetallgeschaeftsfuehrer Dieter Kirchner. Die Gewerkschaft bestehe
nach wie vor auf unannehmbaren Forderungen. So haben vorsorglich schon
beide Seiten mit einer Eskallation des Arbeitskampfes gedroht, wenn die
Verhandlungen ohne Ergebnis bleiben. |
Beginn der Tarifrunde 1995 fuer das Baugewerbe |
Frankfurt/Main. Als dritte grosse Branche tritt nach der Chemie und der
Metallindustrie jetzt auch das Baugewerbe in die Tarifrunde 1995 ein. Die
Verhandlungen fuer die rund 1,5 Millionen Beschaeftigten beginnen heute in
Frankfurt. Mit Hinweis auf die gute Baukonjunktur fordert die Gewerkschaft
fuer die westdeutschen Baubeschaeftigten 6,5% mehr Geld. In Ostdeutschland
sollen die Einkommen von derzeit 90 auf 100% des Westniveaus angehoben
werden.
Die Loehne, so formuliert die IG-Bau-Steine-Erden selbstbewusst ihr
oberstes Verhandlungsziel sollen in der Bauwirtschaft schneller steigen als
bei den Metallern. Im deutschen Bauhauptgewerbe werden heute in Frankfurt
von Gewerkschaft und Arbeitgebern erst einmal die Positionen ausgetauscht,
und die liegen weit von einander entfernt.
Die IG-Bau verlangt fuer 1,1 Millionen Beschaeftigten der Branche im Westen
Deutschlands eine Anhebung von Loehnen, Gehaeltern und
Ausbildungsverguetungen von 6,5%. Fuer die 440.000 Bauarbeitnehmer in
Ostdeutschland sollen die Einkommen von derzeit 90 auf 100% des Westniveaus
angeglichen werden.
Die diesjaehrige Lohnrunde am Bau, so Gewerkschaftschef Bruno Koebele,
muesse einen Abschluss deutlich ueber der Inflationsrate bringen - eine
Forderung, die die Bau-Arbeitgeber bereits gestern zurueckgewiesen haben.
Die Forderung nach 6,5% hoeheren Bezuegen und voller Angleichung der
Ostloehne, so hiess es in einer schriftlich verbreiteten Stellungnahme, sei
angesichts der schwierigen Branchensituation voellig unakzeptabel. Willhelm
Kuechler, der Verhandlungsfuehrer der Bau-Arbeitgeber rechnet fuer das
laufende Jahr im Bauhauptgewerbe nur mit einem bescheidenen Wachstum.
Oeffentlicher Bau und Wirtschaftsbau stuenden noch auf schwachen Fuessen,
so seine Begruendung. Spielraum fuer eine Angleichung der Loehne in
Ostdeutschland an das Westniveau seien nicht vorhanden. |
Der britische Finanzmarkler Leeson bleibt in Auslieferungshaft |
Frankfurt/Main. Die Juristen aus Singapur muessen wohl ziemlich
ueberzeugend gewesen sein. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat jedenfalls
angeordnet, dass der britische Finanzmarkler Nick Leeson vorlaeufig in
Auslieferungshaft bleibt. Die Behoerden Singapurs haben nun zwei Monate
Zeit, um die Vorwuerfe um Leeson zu beweisen. Der 28jaehrige soll mit
seinen Spekulationsgeschaeften die Londoner Baring-Bank in den Konkurs
getrieben haben.
Das Frankfurter Oberlandesgericht haelt die aus Singapur ueberbrachten
Dokumente, die den gestern am Rhein/Main-Flughafen verhafteten
Boersenmarkler Nick Leeson belasten sollen, offenbar fuer stichhaltiger als
Leesons deutscher Anwalt. Der hatte am fruehen Nachmittag den Vorwurf des
Dokumentenbetrugs und der Untreue als sehr duenn untermauert bezeichnet und
angekuendigt, dass sich sein Mandant gegen eine Auslieferung nach Singapur
wehren werde.
Da Leeson jetzt in vorlaeufiger Auslieferungshaft bleibt, haben die
Behoerden des asiatischen Stadtstaates 60 Tage Zeit, die fuer eine
Auslieferung erforderlichen Unterlagen beizubringen. Dann entscheidet in
letzter Instanz die Bundesregierung, ob der windige Boersenhaendler
ausgeliefert wird. Eine eventuelle Auslieferung kann sich jedoch noch bis
zum Sommer hinziehen. Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft
Hans-Hermann Eckert sagte, vier Monate seien fuer ein solches Verfahren
ueblich.
Leeson hat nach Angaben der ruinierten Baring-Bank in
London mit fehlgeschlagenen Index- und Aktientermingeschaeften einen
Schaden von 1,5 Milliarden DM verursacht. |
Hintergurende zum Ruin der Baring-Bank |
London. Der Vorstand der zusammengebrochenen Britischen Baring-Bank ist
offensichtlich tiefer in die windigen Spekulationsgeschaefte des
Boersenmarklers Nick Leesons verstrickt, als bisher angenommen wurde. Die
Londoner Wirtschaftszeitung Finacial Times berichtet in ihrer heutigen
Ausgabe, ihr laegen Dokumente vor, wonach Wirtschaftspruefer die
Geschaeftsfuehrung schon im August '94 darauf hingewiesen haetten, dass
Leeson moeglicherweise Kontrollen des Bankhauses umgehe. Die
Finanzgeschaefte in Singapur hatten der Bank einen Schaden von ueber 1,5
Milliarden DM verursacht und sie in den Ruin getrieben.
Tatsaechlich mehren sich die Anzeichen, dass der Vorstand der Bank von den
Machenschaften des 28jaehrigen Derivatenhaendlers gewusst hatte und sie
tolerierte. Schon Mitte des vorigen Jahres war aufgefallen, dass aus
Singapur enorme Profite ueberwiesen wurden. Der Baring-Vorstand, so
berichtet die Tageszeitung der Financial Times heute, hat daraufhin eine
Untersuchungskommission nach Singapur geschickt, um festzustellen, ob die
Termingeschaefte zu risikoreich seien. In dem Bericht, den diese Kommission
anfertigte, heisst es, Nick Leeson stelle ein ausserordentlich hohes Risiko
dar, weil in seiner Position als Leiter der Abteilung saemtliche
Sicherheitskontrollen ausser Kraft setzen konnte. Unternommen wurde von
Seiten der Baring-Bank nichts. Aber inzwischen steht weiterhin fest, dass
wenige Tage vor der Katastrophe am vorigen Donnerstag ein anderes Team der
Bank in Singapur war. Die Bank scheint also weitgehend eingeweiht gewesen
zu sein.
Das Gleiche behauptet die Familie von Nick Leeson, die ihr Schweigen
gebrochen und sich der Lokalzeitung Wardwoodfree Observer (sp.?) anvertraut
hat. Das Ganze sei eine Verschwoerung gegen Nick Leeson, meinte die
18jaehrige Schwester Victoria. Ein Mann alleine koenne gar nicht eine so
hohe Summe verspielen. Man wolle ihren Bruder zum schwarzen Schaf
machen.
Fuer die Baring-Bank selber scheint sich unterdessen eine Loesung
abzuzeichnen ein hollaendisches Bankenkonsortium, die Internationale
Nederlandner Group (sp.?), hat den symbolischen Betrag von einem Pfund
Sterling (= 2,33 DM) geboten, um das bankrotte Unternehmen zu kaufen.
Natuerlich uebernimmt die ING damit auch die erwarteten Verluste in Hoehe
von 2,3 Milliarden DM. Sie muss gleichzeitig garantieren, dass die
eingefrorenen Kundenkonten in Hoehe von 65 Millionen DM unangetastet
bleiben.
Falls das Kosortium den Zuschlag erhaelt, laut Konkursverwalter ist es das
bisher beste Angebot, wird die ING gleich zusaetzlich in die Tasche greifen
muessen. Den Bankangestellten von Baring ist ein Bonus in Hoehe von 250
Millionen DM versprochen worden. Wenn Baring ganz uebernommen wird, dann
ist dieser Bonus faellig. |
Geplanter Zollunion zwischen EU und Tuerkei steht nichts mehr im Wege |
Bruessel. Der geplanten Zollunion zwischen der EU und der Tuerkei steht
offenbar nichts mehr im Wege. Den EU-Botschaftern ist es jetzt in Bruessel
gelungen, letzte Vorbehalte der Griechen aus dem Weg zu raeumen. Auch die
tuerkische Kurdenpolitik war bei der Europaeischen Union nicht
unumstritten.
Bis heute Mittag war alles in der Schwebe. Dann kam der erhoffte
Durchbruch. Die geplante Zollunion der EU mit der Tuerkei wird vermutlich
doch so wie geplant zum ersten Jannuar 1996 in Kraft treten koennen. Die
EU-Botschafter haben in letzter Minute die Kuh vom Eis gezogen. Ihnen
gelang es in den Mittagsstunden, die Vorbehalte der Griechen aus dem Weg zu
raeumen. Die Franzosen, sie haben momentan die Ratspraesidentschaft,
verlangten allerdings ein Novum: die schriftliche Zusicherung aller
uebrigen EU-Staaten, mit dem gefundenen Kompromiss einverstanden zu sein.
Frankreich will nicht noch einmal in die peinliche Lage geraten, dass man
sich auf eine bestimmte Linie festlegt, die dann ploetzlich nach Rueckkehr
des griechischen Vertreters in seine Heimat nicht mehr gilt.
Jetzt haben die EU-Aussenminister fuer ihr Treffen am Montag eine
Grundlage, um mit den Tuerken ueber die Zollunion verhandeln zu koennen.
Frankreich will die tuerkische Regierung noch am Nachmittag ueber die
Einigung innerhalb der EU unterrichten. Das Thema war bis zum Schluss
umstritten, weil Griechenland als Gegenleistung fuer die Zollunion mit der
Tuerkei fuer seine Textilindustrie Beihilfen in Hoehe von 800 Millionen DM
forderte. |
Kriminalstat. 1994 verzeichnete leichte Zunahme an Straftaten in Bayern |
Im vergangenen Jahr wurden in Bayern mehr als 680.000 Straftaten veruebt,
das sind 1,7% mehr als 1993. Bei der Vorlage der neuen Kriminalstatistik
sagte Innenminister Beckstein, dass der Freistaat aber nach wie vor das
sicherste Bundesland sei. Er begruendet das mit einer Aufklaerungsquote von
fast 63% - ein Wert, der seit Jahren nicht mehr erreicht wurde. Einen Grund
zur Entwarnung sieht Beckstein aber dennoch nicht.
Die Entwicklung der einzelnen Straftaten war im vergangenen Jahr sehr
unterschiedlich. So ging beispielsweise die Zahl der Mord- und
Todschlagsfaelle um ein Fuenftel auf insgesamt 371 zurueck. Bei der
Drogenkriminalitaet wurde dagegen erneut ein Anstieg registriert, um satte
21%. "Da haben", so der Minister woertlich, "wohl einige das Karlsruher
Urteil zum Drogenbesitz falsch verstanden und geglaubt, der Konsum von
Haschisch oder Marioana sei in Zukunft nicht mehr strafbar". Besorgt
aeusserte sich Beckstein ueber eine zunehmende Brutalisierung. Vor allem
sei dies bei Straftaetern aus dem ehemaligen Jugoslavien zu erkennen - fuer
Beckstein ein Indiz, zu welcher Verrohung die Gewalt des nunmehr seit vier
Jahren waehrenden Krieges gefuehrt habe. Wenig Freude hat Beckstein auch am
Abbau der Grenzkontrollen, wie ihn das Ende Maerz in Kraft tretende
Schengener (sp.?) Abkommen vorsieht. Ganoven aus allen moeglichen Laendern
koennten sich dann eines Tages unkontrolliert zwischen Hammerfest und
Palermo bewegen. Von der als Ausgleichsmassnahme vorgesehenen Koordination
der Fahndungsmassnahmen innerhalb der EU-Staaten sei noch nicht recht viel
zu sehen.
Zu den Forderungen des Ministers gehoert aber auch eine Erhoehung der
Mindeststrafe bei Einbruch. Das Eindringen in eine fremde Wohnung sei ein
Angriff in einen der sensiebelsten Bereiche eines Buergers und muesse daher
strenger als bisher bestraft werden. Bayern will dazu eine Initiative im
Bundesrat starten. |
Streit um die Ansiedelung des Sekreteriates der Klimakonvention |
Bonn/Genf. Die Staedte Bonn und Genf streiten wiedereinmal um die
prestigetraechtige Ansiedelung von internationalen Organisationen. Diesmal
geht es um das Sekretariat der Klimakonvention. Angeblich uebt die
Bundesregierung massiven politischen Druck auf die Schweiz aus, damit Genf
die Miniorganisation mit ihren insgesamt 50 Mitarbeitern abtritt.
Bonn, die kleine Stadt am Rhein, die nach dem Regierungsumzug nach Berlin
voellig zur Provinz zu werden droht, erhofft sich davon einen
internationalen Anstrich.
"Versucht die Bundesregierung die Schweiz im Streit um die Ansiedlung von
internationalen Organisationen mit unverhuellten Drohungen unter Druck zu
setzten?" Diesen Eindruck jedenfalls will das Genfer Journal Le Jeunnef
(sp.?) belegen, das sich zugute haelt, von bekanntlich gut unterrichteten
diplomatischen Kreisen in Bern mit Hintergrundinformationen gespickt worden
zu sein. Die Bundesregierung, so heisst es da, habe dem Schweizer Bundesrat
deutlich zu verstehen gegeben, dass sie Bern ihre Unterstuetzung bei den
bilateralen Verhandlungen mit der EU entziehen koennte, wenn man dort im
Streit um die Ansiedelungen von internationalen Organisationen nicht
einlenkt.
Spaetestens seit der gescheiterten Bonn-Bewerbung um den Sitz der
Welthandelsorganisation WTO, die es vorzog in Genf zu bleiben, sind Bonn
und Genf zu deloyalen Konkurrenten geworden. Konkret geht es diesmal um das
kuenftige Sekreteriat der Klimakonvention, das die Deutschen als
selbsternannte Weltmeister in Sachen Umweltschutz mit allen Mitteln nach
Bonn holen wollen.
Den Kuhhandel, von dem nunmehr die Rede ist, soll der Staatssekretaer im
Auswaertigen Amt Dieter Kastrup (sp.?) seinem schweizer Kollegen bei einem
Rutinebesuch in Bern vorgeschlagen haben. Dabei, so wird berichtet, habe
die deutsche Seite unmissverstaendlich klar gemacht, dass die Schweiz
kuenftig nicht laenger mit ihrer Unterstuetzung bei den schwierigen
Verhandlungen mit der EU rechnen koenne, wenn man sich weiterhin allen
Bonner Wuenschen nach der Ansiedelung internationaler Organisationen
verschliesst.
Gegenueber seinem schweizer Kollegen Flabio Kotti (sp.?) soll
Bundesaussenminister Klaus Kinkel sogar schriftlich und mit Nachdruck
darauf verwiesen haben, dass Deutschland in der EU stets ein Fuehrsprecher
der Schweiz gewesen sei und dass diese Rolle in der Zukunft fuer Bern noch
wichtiger werden koenne. Im Auswaertigen Amt wird zwar bestritten, dass man
die Schweiz mit dem Knueppel im Sack zu Wohlverhalten anhielt, die Spatzen
pfeiffen es jedoch laengst von allen UNO-Daechern, dass Bundesaussenminister
Klaus Kinkel seine Botschaften in New York und Genf auf eine harte Linie
eingeschworen hat. Deutschland als drittgroesster Beitragszahler und als
besonders angagierter Staat im UNO-System, so die Argumentation, habe
Anspruch darauf, neugegruendete Organisationen in Bonn anzusiedeln.
Das Bonner Angebot in Sachen Klima, das man in Genf eilens hochgerechnet
hat, wird mit sechs Millionen DM jaehrlich beziffert. Genf scheint jedoch
wiedereinmal bereit zu sein, mehr zu bieten, um den Rivalen Bonn
auszustechen.
In Genf beklagt man sich andererseits aber auch, dass der Drang Bonns, eine
internationale Stadt zu werden, weltweit die Preise verdorben habe, und
dass die Bundesregierung sich als Hecht im Karpfenteich betaetige. So sah
sich Genf, als es im letzten Jahr um die Ansiedelung der
prestigetraechtigen Welthandelsorganisation ging, gezwungen, finanziell
erheblich nachzulegen. In der Calvin-Stadt ging man damals sogar soweit,
den islamischen WTO-Diplomaten statt zwei bis zu vier Ehefrauen offiziell
anzuerkennen.
Im Gegensatz zur WTO ist das Sekreteriat der Klimakonvention jedoch von
ganz anderem Kaliber. Dort sollen sich ganze 50 Mitarbeiter um CO2 und
andere Klimakiller kuemmern. |
Sachsen stuft die Republikaner als verfassungsfeindlich ein |
Dresden. Seit 1992 werden die Republikaner in Deutschland vom
Verfassungsschutz beobachtet. In mindestens acht Bundeslaendern setzt er
dabei auch nachrichtendienstliche Mittel ein, schleust also zum Beispiel
V-Maenner in die Partei ein. Heute hat auch Sachsen die Republikaner als
rechtsextremistisch und damit verfassungsfeindlich eingestuft und so den
Weg fuer solche Einsaetze freigemacht. Die Einstufung als
rechtsextremistisch erfolgte nach der Auswertung von Material ueber die
Partei, das der Landesverfassungsschutz gezielt gesammelt hatte.
Der so wichtige Unterschied zwischen Schein und Sein hat den saechsischen
Innenminister Heinz Eggert dazu veranlasst, die Republikaner als
rechtsextremistisch einzustufen. Dem Schein nach bekennen sich die
Republikaner zur demokratischen Grundordnung, aber nach einer gezielten
Recherche des saechsischen Verfassungsschutzes stellt sich das politische
Sein ganz anders dar.
Minister Eggert: "Also eines ist ganz deutlich: Die im Parteiprogramm enthaltenen Bekenntnisse der Republikaner sind als rein formal zu bezeichnen. Die Fuelle des ausgewerteten Materials hat dagegen gezeigt, dass Republikaner systematisch die freiheitlich demokratische Grundordnung defamieren, ihre Institution defamieren, fortlaufend gegen das Gebot der Diskriminierung wegen Rasse, Glauben oder Nationalitaet verstossen und eine sehr mangelnde Distanz zur Herrschaft des Nationalsozialismus aufweisen." Die unausbleibliche Folge darum fuer den Innenminister: "Jetzt werden die Republikaner als verfassungsfeindlich eingestuft und das heisst, sie werden mit geheimdienstlichen Mitteln ausgeforscht." Das heisst, nicht mehr nur bisher jedem zugaengliche Informationen der Republikaner sind Informationsquellen, sondern nun gezielt, beispielsweise wie bei der RAF, eigene Leute in die Republikanerstrukturen einzuschleusen oder die Telephonueberwachung wirksam werden zu lassen. Einem verfassungsfeindlichen Gegner welchen Ausmasses steht man da gegenueber? "Also, es gibt eine Parteistruktur, die jetzt einmal unabhaengig von ihren Mitgliedern aber so zu bewerten ist, dass wir in Sachsen alles tun werden, um undemokratische und totalitaere Stroemungen einfach nicht zuzulassen, unabhaengig von wievielen Mitgliedern eine solche Partei sprechen kann. [...] Ich denke, es ist immer eine Notbremse, die man ziehen muss, wenn eine Partei, die oeffentlich in der Bundesrepublik Deutschland zugelassen ist, einen solchen Mangel an freiheitlich demokratischen Empfindungen hat." Der erste Schritt war die gezielte Recherche, der zweite nun die Einstufung als verfassungsfeindlich. Koennte da der dritte das Parteiverbot sein? "Das schliesse ich nicht aus."
Sieht Sachsens Innenminister den eigenen Schritt mit Signalwirkung vor der
Innenministerkonferrenz der Laender am Montag?
"Hier ist jeder Innenminister fuer sein Bundesland verantwortlich, und hier
muss er einfach darauf achten, wie die Partei, die Republikaner, sich in
seinem Bundesland darstellt und dann die entsprechenden Konsequenzen
ziehen." |
Grossbrand in Muenchen Pasing |
Muenchen. In einem Getraenkelager im Muenchen Stadtteil Pasing sind am
Abend etwa 60 bis 70.000 Kunststoffkisten in Flammen aufgegangen. Menschen
kamen nicht zu schaden. Die Brandursache ist noch unklar. Die anfaengliche
Sorge, es koennten giftige Stoffe wie Chlor oder Dioxin freigesetzt werden,
bestaetigten sich offenbar nicht. Die Messungen waren rundum negativ, sagte
ein Sprecher der Berufsfeuerwehr. Eine dichte schwarze Rauchwolke war ueber
die Stadt gezogen und kilometerweit zu sehen gewesen. Anwohner wurden mit
Lautsprecherwagen gebeten, Fenster und Tueren geschlossen zu halten. Das
Gebiet um das Getraenkelager war weitraeumig abgesperrt. Die Feuerwehr
brachte den Grossbrand nach etwa einer Stunde unter Kontrolle. |
Deutsch-niederlaendische Zusammenarbeit in der Drogenbekaempfung |
Wiesbaden. Die Polizei hat in dem niederlandischen Ort Gesteren (sp.?) 17
Tonnen Marioana sichergestellt. Wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden
bekannt gab, wurde in Zusammenarbeit mit den hollaendischen Behoerden
gleichzeitig ein Drogenhaendlerring gesprengt, dem der Handel mit insgesamt
30 Tonnen Haschisch und Marioana vorgeworfen wird. 28 Personen seien
festgenommen worden. Die Ermittlungen zu diesem Schlag haette laenger als
ein Jahr gedauert, berichtet das BKA. |
Brandanschlaege auf tuerkische Einrichtungen |
Koeln/Goeppingen. In der vergangenen Nacht haben erneut unbekannte Taeter
Anschlaege auf tuerkische Einrichtungen veruebt. Nach Angabe des
Stuttgarter Lagezentrums, wurde in Goeppingen ein Brandsatz in ein
tuerkisches Reisebuero geschleudert. Auch in Koeln wurden die
Schaufensterscheiben eines tuerkischen Reisebueros eingeworfen. Die
Behoerden verdaechtigen Mitglieder der verbotenen kurdischen
Arbeiterpartei PKK.
Nach einer ganzen Serie von Anschlaegen auf tuerkische Einrichtungen,
hatten die deutschen Behoerden gestern sechs Vereine verboten, die die PKK
unterstuetzen sollen. |
Wechselkurse |
1 US-$ = 1.4513 DM (Fixing, Stand 03.03.95) ECU-Wert = 1.87437 DM (Stand 02.03.95) DAX = 2109.4 Punkte (-9.2) (Stand 03.03.95, 14:36) Einige weitere ausgewaehlte Devisenkurse (Stand 03.03.95): Geld Brief USA 1 US-Dollar = 1.4473 DM 1.4553 DM England 1 Brit.Pfund = 2.3270 DM 2.3410 DM Irland 1 Irl.Pfund = 2.3103 DM 2.3243 DM Kanada 1 Kan.Dollar = 1.0302 DM 1.0382 DM Niederlande 100 hfl = 89.071 DM 89.291 DM Schweiz 100 sfr = 117.900 DM 118.100 DM Belgien 100 bfrs = 4.8440 DM 4.8640 DM Frankreich 100 FF = 28.288 DM 28.508 DM Daenemark 100 dkr = 25.087 DM 25.207 DM Norwegen 100 nkr = 22.559 DM 22.679 DM Schweden 100 skr = 19.670 DM 19.790 DM Italien 1000 Lire = 0.8682 DM 0.8762 DM Oestereich 100 OeS = 14.186 DM 14.226 DM Spanien 100 Ptas = 1.1320 DM 1.1400 DM Portugal 100 Esc = 0.9607 DM 0.9660 DM Japan 100 Yen = 1.5286 DM 1.5316 DM Finnland 100 Fmk = 32.610 DM 32.770 DM Australien 1 Aust.Dollar = 1.0630 DM 1.0830 DM ohne Gewaehr |
Quellen |
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