Berlin. CDU und PDS haben bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus
kraeftig zulegen koennen. Die SPD hat leicht an Stimmen verloren, die
Gruenen haben sich leicht verschlechtert. Nach dem Stand der Hochrechnungen
um 22:00 Uhr kommt die CDU des regierenden Buergermeisters Diepgen auf
40,6 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das ist ein Plus von 3,2 Prozent
gegenueber 1995. Die SED-Nachfolgepartei PDS gewinnt 3,1 Prozent hinzu,
mit 17,7 Prozent schafft sie es aber nicht, die SPD als zweitstaerkste
Kraft abzuloesen. Die Sozialdemokraten, die in Berlin seit 1991 zusammen
mit der CDU in einer grossen Koalition regieren, erreichen 22,4 Prozent,
das ist ein Minus von 1,2 Prozent. Die Gruenen buessen 3.3 Prozent ein
und rutschen unter die Zehn-Prozent-Marke. Die FDP verfehlt den Einzug
ins Abgeordnetenhaus deutlich.
Die Berliner Christdemokraten sind bester Laune. Das hoechste Ergebnis
aller Zeiten haben sie in der Stadt eingefahren, aber auch kuenftig wird
es nicht ohne Partner gehen. Die grosse Koalition mit der SPD soll
fortgesetzt werden. Das hat Berlins regierender Buergermeister Eberhard
Diepgen bereits angekuendigt. "Die Union, und natuerlich auch ich selbst,
wir werden sehr verantwortungsbewusst mit diesem Wahlergebnis umgehen.
Nur werde ich heute, insbesondere nach ersten Reaktionen, die ich aus
der SPD gehoert habe, mich nicht im Einzelnen ueber Fragen der
Koalitionsbildung auslassen. Es ist so, dass das Wahrscheinliche ist,
das Notwendige ist, dass CDU und SPD hier wieder zusammenarbeiten und
dabei auch das Wahlergebnis hinreichend beruecksichtigen."
Zweiter Gewinner neben der CDU ist die PDS. Im Ostteil der Stadt liegt
sie vor allen anderen Parteien mit rund 40 Prozent, im Westen liegt sie
deutlich darunter. Aber auch das wertet Parteichef Lothar Bisky als
Erfolg. "Wir gehen viele Schritte, aber dies ist ein besonders wichtiger
Schritt heute und darueber freue ich mich auch besonders. Und die Freude
lasse ich mir nicht nehmen, wir haben einen Schritt mehr in den Westen
getan, dass ist wichtig."
Zu den Verlierern des Abends gehoert der SPD-Spitzenkandidat Walter
Momper. Auf der ganzen Linie habe die Partei ihr Wahlziel verfehlt, so
Momper, weder zu rot-gruen hat es gereicht, noch ist die SPD staerkste
Partei geworden. Aber auch in der Niederlage sieht Momper etwas Positives.
"Auf der anderen Seite ist der Bundestrend gestoppt, das ist ganz
deutlich. Die Zunahme der CDU liegt unter dem, was in anderen Bundeslaendern
erreicht worden ist und die Abnahmen bei der SPD liegen auch entsprechend
drunter. Es zeigt, dass unsere Politik richtig war. Also insgesamt finde
ich das Ergebnis eine deutliche Unterstuetzung fuer die Bundesregierung."
Auch bei den Gruenen ist man bescheiden geworden. Der Erfolg wird nicht
mehr nur an den Zugewinnen gemessen, sondern auch am Ausmass der Verluste.
Bundesumweltminister Juergen Trittin: "Die Berliner koennen fuer sich
in Anspruch nehmen, als erster Landesverband in einer Reihe von
Landtagswahlen die Verluste vermindert zu haben."
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