GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 28. 12. 2003



* EU-Kommissionspraesident Prodi uebersteht unverletzt Paketbombenanschlag
* Zweites Flugzeug mit Hilfsguetern in den Iran gestartet
* BUND kritisiert Umweltpolitik der Regierung
* Merz erwartet rasche Einigung der Union auf Steuerkonzept
* Rau sieht Lage in Deutschland besser als die Stimmung
* Boehr fordert Ende im Rentenstreit der Union
* 'Jahr der Bibel' geht mit Festgottesdienst zu Ende
* Studie zeigt Abwanderung aus Ostdeutschland auf
* In Iran entfuehrte Fahrradtouristen sind frei
* Bundesaerztekammer sieht medizinische Versorgung bedroht
* Krankenstand so niedrig wie nie
* Silvesterschwimmen im Bodensee
* Zweiter Platz fuer Martin Schmitt im Qualifikationsspringen in Oberstdorf
* Basketball: Stefan Koch neuer Trainer bei BG Iceline Karlsruhe



EU-Kommissionspraesident Prodi uebersteht unverletzt Paketbombenanschlag

Bologna. Zum gestrigen Paketbombenanschlag auf EU-Kommissionspraesident Prodi sind Einzelheiten bekannt geworden. Romano Prodi hatte in seiner Privatwohnung in Bologna vorsichtig ein Paeckchen geoeffnet, das in Flammen aufging. Prodi blieb unverletzt. Nach ersten Ermittlungen enthielt das Paeckchen ein leicht entzuendliches Pulver. Vor knapp einer Woche waren in der Naehe von Prodis Wohnung zwei Rohrbomben in Abfallkoerben explodiert. Dazu bekannt haben sich Anarchisten. Prodi war einige Jahre italienischer Ministerpraesident. Nach seiner Amtszeit bei der EU-Kommission duerfte er wieder in die italienische Politik zurueck kehren.


Zweites Flugzeug mit Hilfsguetern in den Iran gestartet

Lautzenhausen. Am Sonntagmorgen ist vom Hunsrueck-Flughafen Hahn ein vom THW gechartertes Flugzeug mit weiteren Helfern und 33 Tonnen Material an Bord in das Erdbebengebiet im Iran gestartet. Unterdessen schwinden die Hoffnungen der Rettungskraefte, noch Ueberlebende unter den Truemmern der zerstoerten Haeuser zu finden. Bereits am Samstagabend war eine erste Transport-Maschine mit 28 Tonnen Hilfsguetern vom Hahn aus abgeflogen. An Bord der Flugzeuge befanden sich unter anderem Medikamente, Zelte, Decken und Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen. Neben den Kraeften des THW sind auch Mitarbeiter anderer Organisationen an dem Einsatz beteiligt. Die Mitglieder der THW-Einheit kommen zum Teil aus Rheinland-Pfalz. Die Erdbebenspezialisten sind mit modernen Geraeten zur Ortung und Bergung Verschuetteter ausgestattet. Einige Hundefuehrer stammen aus dem Saarland. Offenbar doch noch keine Ueberlebenden geborgenEntgegen ersten Meldungen wurden von deutschen Helfern in der Katastrophenregion im Suedosten des Iran doch noch keine Verschuetteten geborgen. "Bislang konnte leider niemand lebend geborgen werden", sagte ein Sprecher des THW. Zunaechst hatte es geheissen, 20 Verschuettete seien lebend unter den Truemmern entdeckt worden. Aber es koennten noch bis zu 72 Stunden nach einem Erdbeben Ueberlebende geborgen werden - also theoretisch noch bis zu diesem Montagmorgen. Das Erdbeben hatte am Freitag die 100.000-Einwohner-Stadt Bam fast voellig zerstoert. Ueber 20.000 Menschen kamen nach Angaben des iranischen Innenministers Mussavi Lari ums Leben; zudem gab es Tausende Verletzte.


BUND kritisiert Umweltpolitik der Regierung

Berlin. Im zu Ende gehenden Jahr hat die Bundesregierung nach Ansicht des Bunds fuer Umwelt und Naturschutz Deutschland vielfach versagt. Namentlich die Minister Stolpe und Clement haetten sich als Bremser des Umweltschutzes hervorgetan, heisst es in der BUND-Bilanz. Stolpe habe vor den Herausforderungen des Klimaschutzes kapituliert und den Strassenbau ungebremst vorangetrieben. Wirtschaftsminister Clement hat nach Einschaetzung des BUND dazu beigetragen, die EU-Chemikalienverordnung zu verwaessern und einen wirksamen Schutz vor Chemikalien zu verhindern. Lobende Worte fand der BUND fuer den Gesetzentwurf der Regierung zur Foerderung erneuerbarer Energien. Er koenne im neuen Jahr zu einer umweltfreundlicheren Energiepolitik beitragen.


Merz erwartet rasche Einigung der Union auf Steuerkonzept

Hamburg. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Merz erwartet eine rasche Einigung der Unionsparteien auf ein gemeinsames Steuerkonzept. Wie Merz nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" erklaerte, koennten sich CDU und CSU schon in der zweiten Januarhaelfte auf einen Kompromiss einigen. Im Wesentlichen werde es sich dabei um das auf dem CDU-Parteitag beschlossene Konzept handeln - einschliesslich Stufentarif und Abschaffung aller Verguenstigungen. Nach Angaben von Merz soll dann bis zur Jahresmitte ein Gesetzentwurf ausgearbeitet werden. Dem werde wahrscheinlich auch die Mehrheit der SPD-gefuehrten Laender zustimmen, weil damit die Steuerverwaltung erheblich vereinfacht werden koenne.


Rau sieht Lage in Deutschland besser als die Stimmung

Berlin. Die Deutschen koennen nach Ansicht von Bundespraesident Rau hoffnungsvoll ins neue Jahr blicken. Die Lage sei nicht so schlecht wie die Stimmung, sagte Rau in einem Hoerfunkinterview. Zuversicht gebe ihm der Kompromiss zwischen Regierung und Opposition im Hinblick auf die Sozialreformen. Daraus folgt nach den Worten Raus die Erkenntnis, dass man auch in der Krise handlungsfaehig sei und sich nicht mit blossen Klagen ueber die Lage begnuege.


Boehr fordert Ende im Rentenstreit der Union

Mainz. Der rheinland-pfaelzische CDU-Landesvorsitzende Christoph Boehr hat eine Einigung innerhalb der Union auf ein Modell zur Rentenreform gefordert. CDU und CSU muessten bei der Familienkomponente zusammenkommen. Dazu schlug Boehr einen Kompromiss vor. Die von der CDU favorisierte bessere Anerkennung von Erziehungszeiten sollte mit dem CSU-Vorschlag verbunden werden, die Erziehungsleistung beitragsmindernd zu beruecksichtigen. Die Benachteiligung der Familien muesse endlich aufhoeren, betonte der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU. 2004 muss laut Boehr das Jahr der Familie werden. Die Politik habe vom Bundesverfassungsgericht einen klaren Handlungsauftrag erhalten, die Familien besser zu stellen. Deshalb werde die Union nun unverzueglich einen gemeinsamen Vorschlag unterbreiten, kuendigte Boehr an.


'Jahr der Bibel' geht mit Festgottesdienst zu Ende

Mainz. Im vollbesetzten Mainzer Dom hat Kardinal Karl Lehmann am Sonntag unter dem Leitwort "Gesucht - Gefunden - Gesandt" den bundesweiten oekumenischen Abschlussgottesdienst zum "Jahr der Bibel" zelebriert. Lehmann wuerdigte die rege Beteiligung der Christen aller Konfessionen im Bibeljahr. Unzaehlige Gemeinden haetten von unten her und auf ihre Weise versucht, die Bibel wiederzuentdecken. Auch der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, nahm an dem Festakt teil. Nach seiner Einschaetzung war das "Jahr der Bibel" ein Erfolg. Die Aktion habe viel mehr Menschen erreicht, als mancher Skeptiker erwartet habe, betonte Huber. Anwesend im Mainzer Dom waren auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Bischof Walter Klaiber, und Juergen Werth vom Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz. In den vergangenen Monaten haben bundesweit rund 15.000 christliche Gemeinden mit Veranstaltungen fuer eine staerkere Praesenz der Bibel bei jedem Einzelnen geworben. Neben Bibelkursen und Bibelwochen wurden Ausstellungen, Feste und Gottesdienste angeboten. Insgesamt gab es bei den christlichen Kirchen etwa 150.000 Einzelveranstaltungen.


Studie zeigt Abwanderung aus Ostdeutschland auf

Leipzig. Die Bevoelkerungszahl in Ostdeutschland ist seit der Wende deutlich zurueckgegangen. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf eine aktuelle Studie schreibt, sind seitdem 820.000 Ostdeutsche in den Westen gezogen. Den Angaben zufolge waren es in erster Linie junge und gut ausgebildete Menschen, die auf der Suche nach einem Arbeitsplatz nach Westdeutschland gingen. Dem Kreis Leipziger Land kehrten demzufolge 35 Prozent der Menschen den Ruecken, aus dem saechsischen Hoyerswerda zogen 22 Prozent weg und aus Schwerin 20 Prozent.


In Iran entfuehrte Fahrradtouristen sind frei

Die Anfang Dezember in Iran entfuehrten deutschen Fahrradtouristen sind frei. Das teilte Aussenminister Kamal Charrasi im staatlichen Fernsehen mit. Neben den beiden Deutschen kam auch ein Ire frei. Die Touristen seien bei guter Gesundheit, sagte Charrasi weiter.Die drei Touristen waren Anfang des Monats auf einer Fahrradtour zwischen der historischen Stadt Bam und Sahedan in der als unsicher geltenden Provinz Sistan-Belutschistan verschleppt worden. Iranische Medien hatten berichtet, die Kidnapper verlangten fuenf Millionen Euro Loesegeld. Die Regierung in Teheran, die Drogenschmuggler als Taeter vermutet, verweigerte eine Loesegeldzahlung und forderte auch Deutschland und Irland auf, die Verschleppten nicht freizukaufen. Nach Angaben des iranischen Geheimdienstministers Ali Junessi sollen die Entfuehrer Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehabt haben. Dies haetten die Kidnapper selbst behauptet, so Junessi. Das Auswaertige Amt in Berlin aeusserte sich erleichtert ueber den gluecklichen Ausgang der Entfuehrung. Den befreiten Touristen gehe es "den Umstaenden entsprechend gut", sagte eine Sprecherin. Aussenminister Joschka Fischer habe mit seinem iranischen Kollegen Charrasi telefoniert und fuer die erfolgreichen Bemuehungen Irans zur Freilassung der Geiseln gedankt. Zu weiteren Details wollte sich die Sprecherin nicht aeussern. Die Abenteuer-Urlauber werden am Montag in Teheran erwartet. Die beiden Deutschen werden dort von der deutschen Botschaft in Empfang genommen.Im Suedosten Irans waren in den vergangenen Jahren mehrfach Auslaender entfuehrt worden; sie kamen meist unversehrt frei. Das Grenzgebiet zu Pakistan und Afghanistan gilt als Transitroute fuer Drogenhaendler, die Opium und Heroin aus Afghanistan schmuggeln.


Bundesaerztekammer sieht medizinische Versorgung bedroht

Der Praesident der Bundesaerztekammer, Joerg-Dietrich Hoppe, sieht die medizinische Versorgung in Teilen Deutschlands akut bedroht. Vor allem in strukturschwachen ostdeutschen Gebieten sei der Mangel an Hausaerzten dramatisch, sagte Hoppe der Nachrichtenagentur AP.Generell breche der Bundesrepublik der Nachwuchs fuer den Arztberuf weg. Jeder vierte Medizinabsolvent entscheide sich inzwischen fuer ein Berufsfeld ausserhalb der heilenden Medizin. Etwa 5000 Arztstellen in den Krankenhaeusern seien bereits unbesetzt. Die geplanten neuen Gesundheitszentren werden nach Ansicht des Aerztepraesidenten zusaetzlich dafuer sorgen, dass die ambulante fachaerztliche Versorgung weiter ausduennt. "Wenn man sich dann noch vor Augen haelt, dass die Zahl der Krankenhaeuser im Zuge des Wettbewerbs erheblich reduziert werden soll, dann wird es in strukturschwachen Gebieten noch zu weit groesseren Versorgungsproblemen kommen als bisher vermutet - und das dauerhaft", betonte Hoppe. Leidtragende werden nach seiner Ueberzeugung alte Menschen sein, "die immobil sind und auf den kleinen Doerfern festsitzen". Hoppe sieht nach eigenen Worten das deutsche Gesundheitswesen am Anfang einer Abwaertsspirale: "Ich befuerchte, dass wir uns am Anfang einer Abwaertsspirale befinden und auf eine Wartelistenmedizin zusteuern". Als Beispiel nannte er die Niederlande, wo die fachaerztliche Versorgung am Krankenhaus stattfinde und die ambulante Versorgung Primaeraerzte wahrnaehmen, die darueber entschieden, ob man fachaerztlich versorgt werde oder nicht. Eine Ueberweisung vom Hausarzt sei aber keine Garantie dafuer, auch in kurzer Zeit einen Facharzttermin im Krankenhaus zu bekommen. Mittlerweile seien die Wartelisten so lang, dass viele Niederlaender einen deutschen Facharzt konsultierten.


Krankenstand so niedrig wie nie

In Deutschland ist der Krankenstand im Jahr 2003 auf ein Rekordtief seit 1990 gefallen. Gegenueber 2002 sanken die krankheitsbedingten Fehlzeiten in Betrieben erneut, berichtet die "Welt" unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium. Demnach fehlten die Arbeitnehmer 2003 rund 3,6 Prozent oder neun Tage der Sollarbeitszeit. 2002 lag die Quote noch bei 4,0 Prozent. Arbeitsmarktforscher nannten als Gruende fuer den niedrigen Krankenstand die schwache Konjunktur und die Angst der Arbeitnehmer, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit den Job zu verlieren.


Silvesterschwimmen im Bodensee

Konstanz. Rund 240 Kaelteunempfindliche haben sich in bunten Taucheranzuegen beim traditionellen Silvesterschwimmen in den Bodensee gestuerzt. Im fuenf Grad kalten Wasser legten sie eine Strecke von 1,5 Kilometern zurueck. An dem farbenfrohen Spektakel aus Feuer und Wasser beteiligten sich am Samstagabend in Konstanz neben Sport- und Rettungstauchern auch Amateure aus dem gesamten Bundesgebiet und der benachbarten Schweiz. Den dunklen Wasserweg erhellten sich die Schwimmer mit Fackeln. Zudem zogen sie selbst gebastelte Mini-Floesse hinter sich her, von denen sie Raketen abfeuerten. Hunderte von Schaulustigen verfolgten das Schauspiel vom Ufer aus. Angesichts des extremen Niedrigwassers in diesem Jahr glich ein Teil des Spektakels eher einem feuchten Spaziergang. Selbst die erfahrensten Teilnehmer hatten sichtlich Muehe, in tieferes Wasser zu gelangen und die Stroemung zu erwischen, um sich leichter zum Ziel tragen zu lassen.


Zweiter Platz fuer Martin Schmitt im Qualifikationsspringen in Oberstdorf

Oberstdorf. Beim Qualifikationsspringen zum morgigen Auftakt der Internationalen Vierschanzentournee in Oberstdorf hat sich der viermalige Weltmeister Martin Schmitt eindrucksvoll zurueckgemeldet. Voellig ueberraschend belegte er auf der umgebauten Grossschanze mit 130,5 Metern hinter dem Norweger Sigurd Pettersen Rang zwei. Sven Hannawald blieb dagegen mit Platz 32 voellig hinter den Erwartungen zurueck. Fuer das erste Springen morgen ab 13.45 Uhr haben sich alle acht deutschen Springer qualifiziert.


Basketball: Stefan Koch neuer Trainer bei BG Iceline Karlsruhe

Basketball. Neuer Trainer des Basketball-Bundesligisten BG Iceline Karlsruhe ist Stefan Koch. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Gesellschafterkreisen des Aufsteigers erfuhr, wird der 40-Jaehrige der Nachfolger des Slowaken Ivan Vojtko, der vor einer Woche beurlaubt worden war. Zuletzt arbeitete Koch als Fernsehkommentator beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) sowie bei dem hessischen Lokalsender Rhein-Main-TV. Stefan Koch, der Bruder des ehemaligen Nationalspielers Michael Koch, trainierte in der Bundesliga bereits den MTV Giessen und die Opel Skyliners Frankfurt, mit denen er 2000 den DBB-Pokal gewann. In Karlsruhe soll der gebuertige Hesse die BG Iceline nun vor dem Abstieg bewahren. Sein neuer Verein belegt mit drei Siegen aus zwoelf Spielen den vorletzten Tabellenplatz.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ