GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 22.09.1997



* Analyse der Wahlergebnisse in Hamburg
* Analyse der Hamburger Wahlergebnisse in Bonn
* SPD beraet ueber Nachfolge Voscheraus
* Gruenen rechnen mit rot-gruener Koalition in Hamburg
* Kein Anspruch auf Weiterbeschaeftigung bei Aushilfstaetigkeit
* Ghanaer an Lassa-Fieber gestorben
* BSE-Verdacht bestaetigt
* Weitere Verdaechtige des Brandanschlages in Kairo vor Gericht
* Talfahrt in ostdeutscher Bauwirtschaft
* Abschied von den Opfern der verunglueckten Bundeswehrmaschine
* Abgestuerzte Tupolew vom Flugplan abgewichen
* Verbraucherschuetzer warnen vor Krediten fuer Jugendlichen
* Schiessunfall kostet einen Soldaten das Leben
* Boerse



Analyse der Wahlergebnisse in Hamburg

Hamburg. Der zurueckgetretene Hamburger Buergermeister Voscherau will sich weitgehend aus der Politik zurueckziehen. Bei einer Pressekonferenz in der Bonner SPD-Zentrale sagte Voscherau, er werde auch seine Rolle als finanzpolitischer Verhandlungsfuehrer der SPD im Bundesrat aufgeben. Offen ist noch, ob Voscherau am Donnerstag noch einmal an den Verhandlungen ueber die Steuerreform im Vermittlungsausschuss teilnehmen wird. An erster Stelle fuer die Nachfolge Voscheraus wird immer wieder der bisherige Finanzsenator Ortwin Runde genannt. Er war zuvor lange Jahre der Chef der Sozialbehoerde. Runde kennt die Hamburger Probleme und das Innenleben der Regierungspartei bestens und er waere sicherlich in der Lage, ein Rot-Gruen-Buendnis zu fuehren. Sein einziges Handicap, Runde ist nicht der hinreissende Redner, der sich so wie Voscherau in der Oeffentlichkeit und in den Medien wirkungsvoll darstellen kann. Eine solche Rolle darf man schon eher von dem bisherigen Umweltsenator Fritz Fahrenhold (sp?) erwarten. Aber er wird dem rechten Parteifluegel zugerechnet und duerfte kaum so ohne weiteres rot-gruen-vertraeglich sein. Voscherau selber hat das Amt auch seinem engsten Mitarbeiter Thomas Miro zugetraut. Mit 36,2% hat die Hamburger SPD das schlechteste Wahlergebnis der Nachkriegsgeschichte erziehlt. Daran ist nach ersten Analysen die falsche Wahlkampftaktik der SPD schuld. Als verheerend erwies sich fuer die SPD der Wahlkampf um die innere Sicherheit. In Stadtteilen mit hoher Kriminalitaet, mit hoher Arbeitslosigkeit und grossem Auslaenderanteil wechselten viele Hamburger zur gruen-alternativen Liste und zur rechtsradikalen DVU. REP-Anhaenger waehlten strategisch und gaben diesmal der DVU ihre Stimmen. Ueberall wo die SPD verlor, gewann die CDU (30,7%), ausserdem kehrten SPD-Anhaenger und vor allem Arbeiter der Sozialdemokraten den Ruecken. Ausserdem gewann die CDU ihre verlorenen Stimmen von der STATT-Partei zurueck. Die STATT-Partei, die DVU und die FDP scheiterten an der 5%-Huerde.


Analyse der Hamburger Wahlergebnisse in Bonn

Bonn. Nach den Buergerschaftswahlen in Hamburg haben die Parteizentralen heute in Bonn und in der Hansestadt analysiert. Die CDU schoepft Hoffnung: Stimmenzuwaechse in Hamburg, obwohl sich in Bonn die Reformen stauen. Parteichef und Bundeskanzler Helmut Kohl sieht darin auch ein gutes Zeichen fuer die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Kohl setzt darauf, dass die SPD eine grosse Koalition mit den Christdemokraten eingeht. Die SPD ist vorerst noch mit den Folgen der gestrigen Niederlage beschaeftigt. Die Sozialdemokraten brauchen nicht nur einen neuen Buergermeister, sondern auch einen Finanzkoordinator fuer die Steuergespraeche mit der Koalition. Dieses Amt will Henning Voscherau auch abgeben.


SPD beraet ueber Nachfolge Voscheraus

Hamburg. Am Abend ist der SPD-Landesvorstand zu Beratungen ueber die Nachfolge von Ex-Buergermeister Voscherau zusammengekommen. Voscherau sagte zuvor, sein Verzicht auf das Amt des Buergermeisters solle der Partei nach der Wahlschlappe von gestern einen Neuanfang erleichtern. Unterdessen kommentierte die Union das Wahlergebnis in Hamburg als logische Konsequenz der Blockadepolitik der SPD bei der Renten- und Steuerreform. Die Wahl haette gezeigt, dass die Buerger nichts von Blockaden halten. SPD-Chef Lafontaine warnte die Koalition dagegen vor grossen Erwartungen. Das Hamburger Ergebnis habe nichts mit der Bonner Steuerpolitik zu tun. Ein deutlicher Hinweis, dass die Sozialdemokraten ihren Kurs nicht aendern werden.


Gruenen rechnen mit rot-gruener Koalition in Hamburg

Bonn. Die Gruenen rechnen mit dem Wahlausgang fest mit einer rot-gruenen Koalition in Hamburg. Das betonte die Sprecherin des Gruenen-Bundesvorstands Roessel ebenso wie die Hamburger Spitzenkandidatin Sager. Beide sehen in einem rot-gruenen Buendnis in Hamburg ein gutes Startsignal fuer einen Machtwechsel in Bonn. Sie warnen ausdruecklich vor einer grossen Koalition aus SPD und CDU in Hamburg, dies koenne nur das rechte Spektrum staerken.


Kein Anspruch auf Weiterbeschaeftigung bei Aushilfstaetigkeit

Kassel. Wer als Aushilfe beschaeftigt war, um einen voruebergehend ausgefallenen Mitarbeiter zu ersetzen, hat keinen Anspruch auf Weiterbeschaeftigung. Das entschied das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzverfahren. In der Urteilsbegruendung heisst es, der Arbeitgeber stehe mit dem zeitweilig ausgefallenen Arbeitnehmer in einem ungekuendigten Rechtsverhaeltnis. Diesem Mitarbeiter muesse die Rueckkehr an seinen Arbeitsplatz ermoeglicht werden. Eine Vertretung habe keinen Anspruch auf die Uebernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhaeltnis.


Ghanaer an Lassa-Fieber gestorben

Mainz. Die Gesundheitsbehoerden suchen bundesweit nach rund 50 Menschen, die Kontakt zu einem Mann aus Ghana hatten, der am Samstag in Mainz an Lassa-Fieber starb. Die Krankheit ist lebensgefaehrlich wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird und ausserdem hochansteckend. Der Mann hatte sich in Wiesbaden und Duesseldorf aufgehalten. Das Lassa-Fieber wird meist von Ratten uebertragen. Die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist weniger dramatisch. Impfstoffe gibt es bislang nicht. Die Todesrate liegt nach Aussage des Robert-Koch-Instituts bei 15%-20%, nach anderen Quellen bei bis zu 30%. Da die toedliche Krankheit durch Koerperfluessigkeiten zum Beispiel bei Sexualkontakt uebertragen wird, suchen die Behoerden jetzt Personen, die sehr engen Kontakt mit dem Ghanaer hatten.


BSE-Verdacht bestaetigt

Muenchen. In Bayern hat sich der BSE-Verdacht bei einem Importrind aus der Schweiz bestaetigt. Bei einer zweiten Untersuchung einer Gehirnprobe wurde ein Stoff gefunden, der fuer die Rinderseuche typisch ist. Das Importrind war schon im Mai zusammen mit 2.700 anderen Tieren getoetet worden.


Weitere Verdaechtige des Brandanschlages in Kairo vor Gericht

Kairo. Im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf deutsche Touristen hat die Polizei vier weitere Verdaechtige vor ein Militaergericht gebracht. Sie sollen die Waffen und die Brandsaetze fuer den Ueberfall beschafft haben.


Talfahrt in ostdeutscher Bauwirtschaft

Berlin. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haelt in den neuen Bundeslaendern die Rezession in der Baubranche weiter an. Die Auftragseingaenge lagen in den ersten sieben Monaten um 13% unter dem Niveau des Vorjahres. Besonders gross war der Einbruch beim gewerblichen und oeffentlichen Hochbau. Zum Vergleich die Zahlen aus Westdeutschland: dort gingen 3,7% weniger Auftraege ein.


Abschied von den Opfern der verunglueckten Bundeswehrmaschine

Wilhelmshaven. Rund 1.000 Menschen haben am Vormittag mit einem oekumenischen Gottesdienst von den Opfern der verunglueckten Bundeswehrmaschine Abschied genommen. Die Maschine war vor rund einer Woche vor der namibischen Kueste mit einem US-Militaerflugzeug zusammengestossen. Dabei wurden alle 24 Insassen der Bundeswehrmaschine und neun Besatzungsmitglieder des US-Flugzeugs getoetet. Bisher haben die Suchmannschaften nur die Leiche einer Flugbegleiterin aus dem Suedatlantik geborgen.


Abgestuerzte Tupolew vom Flugplan abgewichen

Bonn. Die vor Namibia mit einer US-Maschine zusammengestossene Bundeswehr-Tupolew ist vom Flugplan abgewichen. Das geht aus einem Untersuchungsbericht von Verteidigungsminister Ruehe hervor. Mit Zustimmung der Flugsicherung in Ghana habe das deutsche Flugzeug die Flugstrecke geaendert. Zudem habe die im Flugplan angegebene Flughoehe zum Teil nicht internationalen Vorschriften entsprochen. Fuer Schuldzuweisungen sei es aber noch zu frueh, sagte Ruehe.


Verbraucherschuetzer warnen vor Krediten fuer Jugendlichen

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat vielen Geldinstituten vorgeworfen, dass sie sich bei der Kreditvergabe an Jugendliche nicht an die Vorschriften halten. So verzichten Banken haeufig auf die Unterschrift der Eltern, wenn sie 14- bis 17-jaehrigen einen Dispokredit einraeumen oder eine EC-Karte ausstellen.


Schiessunfall kostet einen Soldaten das Leben

Montabaur. Bei einem Schiessunfall auf einem Truppenuebungsplatz bei Daden ist heute ein Wehrpflichtiger ums Leben gekommen. Der 20 Jahre alte Soldat aus Erfurt sei waehrend einer Schiessuebung vermutlich von der Kugel eines Kameraden getroffen worden, teilte die Bundeswehr mit.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7910
Kanada(1 $)  1,2908
England(1 Pfund)  2,8740
Irland(1 Pfund)  2,6300
Schweiz(100 sfr)  121,891
Frankreich(100 FF)  29,773
Italien(1000 Lit)  1,0249
Oesterreich(100 oeS)  14,210
Spanien(100 Ptas)  1,1857
Japan(100 Yen)  1,4601
Schweden(100 skr)  23,388
 
Einige Indizes:
DAX:4088,92( aktuell )  
4032.97( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7996,10( Stand 17:00 MESZ )  
7917,27( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:18201,32
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SWF3:    09:00 MESZ    14:00 MESZ
Bayern 3:    10:00 MESZ    16:00 MESZ
Radio 7:    11:00 MESZ    19:00 MESZ