GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 06.03.1996



* Arbeitslosigkeit hat neuen Nachkriegsrekord erreicht
* SPD fordert Kohl zu Lagebericht angesichts der Arbeitslosenzahlen auf
* Blohm & Voss will 800 Stellen streichen
* Hauptversammlung beschliesst Aufloesung der AEG
* Bundesregierung billigt Gesetzentwurf zur Altersteilzeitregelung
* Vermittlungsausschuss stimmt Kostenbegrenzungen im Krankenhausbereich zu
* Gruene fordern nach Dywidag-Ausstieg Verzicht auf Transrapid-Projekt
* Mueller begruesst Fortfuehrung der rot-gruenen Koalition
* Gruene Kreisverbaende gegen Zustimmung zum Haushalt in NRW
* Kirchen, DGB und Pro Asyl fordern mehr Schutz fuer Kriegsfluechtlinge
* Deutsche Banken gewaehren Russland Kredite von 4 Milliarden DM
* Oesterreich fuehrt Autobahngebuehren ein
* Ski alpin: Seizinger gewinnt Gesamt-Weltcup
* Boerse



Arbeitslosigkeit hat neuen Nachkriegsrekord erreicht

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat im vergangenen Monat mit 4,27 Millionen Arbeitslosen einen neuen Nachkriegsrekord erreicht. Wie die Bundesanstalt fuer Arbeit in Nuernberg bekanntgab, waren im Februar 111.500 Menschen mehr ohne Beschaeftigung als im Vormonat. Das entsprach einer bundesweiten Quote von 11,1% gegenueber 10,8% im Januar. Im Westen betrug die Quote 9,6%, in den Neuen Laendern 17,5%. Der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit, Jagoda, erklaerte, der extrem lange und kalte Winter haben ebenso wie die anhaltend gedaempfte Konjunktur wesentlich zur Verschlechterung der Lage beigetragen.


SPD fordert Kohl zu Lagebericht angesichts der Arbeitslosenzahlen auf

SPD-Chef Lafontaine machte Bundeskanzler Kohl fuer den Anstieg der Arbeitslosigkeit verantwortlich. Er sagte in Bonn, die Bundesregierung sei unfaehig, wirksame Massnahmen zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplaetzen zu beschliessen. Die Sozialdemokraten haben Bundeskanzler Kohl angesichts der neuen Arbeitslosenzahlen zu einem Lagebericht aufgefordert. Lafontaine und sein Stellvertreter Scharping erklaerten, die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei dramatisch. Kohle muesse darlegen, wie Deutschland aus der Krise gefuehrt werden solle.


Blohm & Voss will 800 Stellen streichen

Bei der Werft Blohm & Voss sollen rund 800 Stellen gestrichen werden. Die Eigentuemerin der Werft, die Thyssen Industrie AG, begruendete den Abbau der Arbeitsplaetze mit den hohen Kosten und dem schlechten Geschaeft. Allein im Bereich Schiffsreparatur werden bei der Hamburger Werft Blohm & Voss 500 Stellen verlorengehen.


Hauptversammlung beschliesst Aufloesung der AEG

Die Aufloesung des Elektronikkonzerns AEG ist besiegelt. Eine ausserordentliche Hauptversammlung der Aktionaere beschloss heute in Berlin mit einer Zustimmung von fast 100%, zwei Kernbereiche der AEG auszugliedern. Sie sollen an Konzerne in Frankreich und Grossbritannien verkauft werden. Mitarbeiter des Unternehmens protestierten in Frankfurt am Main und Berlin gegen den Beschluss.


Bundesregierung billigt Gesetzentwurf zur Altersteilzeitregelung

Die Bundesregierung in Bonn hat den Gesetzentwurf zur Altersteilzeitregelung gebilligt. Mit dem Gesetz soll verhindert werden, dass Arbeitnehmer immer frueher in Rente gehen. Die Bundesregierung hofft, mit dem neuen Modell Milliardenbetraege einzusparen.


Vermittlungsausschuss stimmt Kostenbegrenzungen im Krankenhausbereich zu

Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat heute Kostenbegrenzungen im Krankenhausbereich zugestimmt. Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf sieht vor, dass die Ausgaben in Kliniken 1996 nicht staerker steigen duerfen als die Loehne und Gehaelter im oeffentlichen Dienst. Sollten Laenderkammer und Parlament dem Vermittlungsergebnis zustimmen, wird das Gesetz rueckwirkend zum 1. Januar in Kraft treten.


Gruene fordern nach Dywidag-Ausstieg Verzicht auf Transrapid-Projekt

Die Mannheimer Bilfinger & Berger Bau AG wird nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums den Anteil der Dywidag am Transrapid-Projekt zwischen Berlin und Hamburg annehmen. Ein Sprecher des Ministeriums teilte in Bonn mit, es handele sich um einen undramatischen Wechsel in der Gesellschafterstruktur der Magnetschwebebahn-Planungsgesellschaft. Dywidag hatte gestern abend den Ausstieg aus dem Projekt erklaert. Von den Gruenen ist der Verzicht der Firma Dywidag zum Anlass genommen worden, noch einmal den Ausstieg aus dem gesamten Transrapid-Projekt zu fordern. Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Buendnis '90 / Die Gruenen betonte, offenbar seien Teile der Wirtschaft nicht bereit, das mit dem Bahnprojekt verbundene Risiko zu tragen. Das gesamte Vorhaben koenne sich, aehnlich wie beim Bremer Vulkan, zu einem Quasi-Staatsbetrieb entwickeln, der Milliarden Steuergelder schlucken werde, betonten die Gruenen in Schwerin.


Mueller begruesst Fortfuehrung der rot-gruenen Koalition

Die Sprecherin der Bundestagsfraktion von Buendnis '90 / Die Gruenen, Mueller, hat dafuer plaediert, die rot-gruene Koalition in Nordrhein-Westfalen fortzufuehren. Die SPD muesse aber Kompromissbereitschaft signalisieren und den Koalitionsvertrag einhalten, betonte Frau Mueller heute frueh im Deutschlandfunk. Es sei bedauerlich, dass die SPD bislang nur in Beton geruehrt habe. Aus bundespolitischwer Sicht sei der Entschluss der Landtagsfraktion richtig gewesen, dem Haushalt zuzustimmen, betonte die Politikerin. Dadurch bleibe die Chance fuer eine rot-gruene Koalition im Bund gewahrt.


Gruene Kreisverbaende gegen Zustimmung zum Haushalt in NRW

Die Diskussion ueber die Zukunft der rot-gruenen Koalition in Nordrhein-Westfalen haelt an. Einen Tag nach der knappen Entscheidung der Landtagsfraktion, dem mit der SPD ausgehandelten Haushalt zuzustimmen, haben die Gruenen in Dortmund, Essen und Bochum das Ende des Buendnisses verlangt. Der Geschaeftsfuehrer des Kreisverbandes Dortmund, Soer (sp?), sagte der Deutschen Presseagentur, er sei optimistisch, dass der bevorstehende Landesparteitag den umstrittenen Flughafenausbau in Dortmund und die Zustimmung zum Landeshaushalt verhindern werde.


Kirchen, DGB und Pro Asyl fordern mehr Schutz fuer Kriegsfluechtlinge

In Deutschland fordern die grossen Kirchen, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Organisation Pro Asyl mehr Schutz fuer die Fluechtlinge aus dem ehemaligen Jugoslavien. In einer gemeinsamen Erklaerung heisst es, wer gefaehrdet sei, duerfe nicht gezwungen werden, in die Heimat zurueckzukehren. Die Wuerde der Kriegsfluechtlinge muesse beachtet werden. Die Kirchen, der DGB und Pro Asyl fordern die Bundesregierung auf, sich mit mehr Mitteln am Wiederaufbau in den Buergerkriegsgebieten zu beteiligen.


Deutsche Banken gewaehren Russland Kredite von 4 Milliarden DM

Deutsche Banken haben Russland Kredite von insgesamt 4 Milliarden DM zugesagt. Regierungssprecher Hausmann teilte heute in Bonn mit, die Gewaehrung der Mittel stehe im Einklang mit den Vereinbarungen, die Moskau mit dem internationalen Waehrungsfonds geschlossen habe. Andere europaeische Laender bereiteten ebenfalls Kreditzusagen fuer Russland vor. Nach Angaben Hausmanns soll der Grossteil des Geldes unmittelbar die Fortsetzung der von Praesident Jelzin zugesagten Wirtschaftsreformen unterstuetzen. Die Gewaehrung der Kredite erfolgt unter anderem durch die Deutsche Bank. Die Mittel werden zu marktueblichen Konditionen vergeben und haben eine Laufzeit von 7 Jahren.


Oesterreich fuehrt Autobahngebuehren ein

Die Urlaubsfahrt in den Sueden mit dem Auto wird teurer. Oesterreich fuehrt ab naechstem Jahr generelle Autobahngebuehren ein. Autofahrer muessen fuer die Vignette jaehrlich knapp 80 DM zahlen. Fuer Touristen gibt es eine Plakette, die 2 Monate lang gueltig ist und 22 DM kostet.


Ski alpin: Seizinger gewinnt Gesamt-Weltcup

Katja Seizinger hat als zweite deutsche Laeuferin nach Rosi Mittermaier den Gesamt-Weltcup der alpinen Skilaeuferinnen gewonnen. Der 23jaehrigen Olympiasiegerin reichte bei der letzten Saison-Abfahrt im norwegischen Lillehammer ein 3. Platz, um sich den Gesamtsieg zu sichern. Siegerin der Abfahrt wurde die Schweizerin Heidi Zurbriggen vor Isolde Kostner aus Italien.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4782
ECU-Wert(1 ECU)  1,89442
England(1 Pfund)  2,2600
Schweiz(100 sfr)  122,890
Frankreich(100 FF)  29,202
Italien(1000 Lit)  0,9474
Oesterreich(100 oeS)  14,200
Spanien(100 Ptas)  1,1790
Japan(100 Yen)  1,4040
 
Einige Indizes:
DAX:2466,04
Dowjones-Index:5637,72
Nikkei-Index:20241,18



Quellen

DLF    12:00 MEZ    19:00 MEZ
SWF3    14:00 MEZ
Radio7    16:00 MEZ