GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 10.01.1996



* Noch kein direkter Kontakt zu Entfuehrern in Costa Rica
* Pflueger wertet Besuch Kwasniewskis als wichtiges Zeichen
* Scharfe Kritik von Bundeskanzler Kohl an FDP
* Trotz hohem Gewinn Stellenabbau bei Thyssen Stahl
* Herzog fuer internationele Zusammenarbeit gegen weltweite Probleme
* Deutsche Aerzte verklagen Gesundheitsminister Seehofer
* Nolte fordert Bekaempfung der Scientology-Sekte
* Spoeri fuer Verschiebung der Waehrungsunion
* Havemann-Prozess schon nach wenigen Minuten abgebrochen
* Mehrere Brandanschlaege richteten hohen Sachschaden an
* Intendant des Suedwestfunks haelt Gebuehrenerhoehung fuer zu niedrig
* Hohe Geldstrafe fuer Pharmakonzern Bayer
* Moeglicherweise deutscher Wissenschaftler in Indonesien entfuehrt
* Boerse



Noch kein direkter Kontakt zu Entfuehrern in Costa Rica

Die Regierung von Costa Rica hat sich in der vergangenen Nacht vergeblich um direkten Kontakt mit den Entfuehrern der deutschen Touristin Fleuchaus und der schweizer Reiseleiterin Sigfried bemueht. Zuvor hatte ein anonymer Anrufer einem Fernsehsender erklaert, die beiden Frauen seien wohlauf. Er drohte mit der Sprengung eines Staudamms, falls die Regierung die Forderungen der Kidnapper nicht erfuelle. Sie verlangen ein Loesegeld in Hoehe von 1 Million $, die Freilassung einiger Haeftlinge so wie verschiedene politische Zugestaendnisse wie eine Erhoehung der Mindestloehne. Regierungssprecher Soto (sp?) hatte daraufhin die Entfuehrer aufgefordert, in dem Studio des Senders anzurufen.


Pflueger wertet Besuch Kwasniewskis als wichtiges Zeichen

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Pflueger hat es begruesst, dass die erste Auslandsreise des neuen polnischen Praesidenten Kwasniewski nach Deutschland fuehrte. Dies koenne gar nicht ueberschaetzt werden, sagte Pflueger, der Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft ist heute frueh im Deutschlandfunk. Kwasniewski zeige damit, dass er den Westkurs in der Aussenpolitik seines Landes beibehalten wolle. Dem Ziel Polens, noch vor dem Jahr 2000 der EU und der NATO beizutreten, raeumte Pflueger gute Chancen ein. Bundespraesident Herzog und Bundeskanzler Kohl hatten Kwasniewski gestern die Unterstuetzung Deutschlands dafuer zugesagt.


Scharfe Kritik von Bundeskanzler Kohl an FDP

Bundeskanzler Kohl uebt scharfe Koalitionskritik an der FDP. In einem Zeitungsinterview sagte der Kanzler, die FDP wisse genau, dass ein Bruch der Koalition ihr selbst am meisten schaden wuerde. Zugleich warf er den Liberalen vor, fuer die Maengel im Erscheinungsbild der Koalition verantwortlich zu sein. Insbesondere kritisierte der Kanzler Forderungen aus der FDP nach einer raschen Senkung des Solidarzuschlags. Gleichzeitig hat Kohl sich gegen Spekulationen ueber ein vorzeitiges Ende der Regierungskoalition in Bonn gewandt. Kohl sagte der BILD-Zeitung, er sei sicher, dass die Koalition von Union und FDP fuer die Dauer der ganzen Legislaturperiode ihre Arbeit fortsetzen werde. Spekulationen ueber eine grosse Koalition aus CDU/CSU und SPD bezeichnete Kohl als "uebliches Bonner Geschaetz". Er kenne niemanden in der CDU, der dies wolle.


Trotz hohem Gewinn Stellenabbau bei Thyssen Stahl

Die Thyssen-Stahl-Gruppe hat im vergangenen Geschaeftsjahr 705 Millionen DM Gewinn gemacht. Im Jahr zuvor musste der groesste deutsche Stahlkocher noch fast 350 Millionen DM Verlust hinnehmen. Thyssen Stahl will trotz des Gewinnsprungs bis Ende des Jahres 4600 Mitarbeiter entlassen. Ein Ende der Rationalisierungen sei nicht in Sicht, sagte der Thyssen-Vorstandsvorsitzende Schulz. Er verwies darauf, dass die Anzahl der Auftraege seit Mitte vergangenen Jahres wieder zurueckgeht.


Herzog fuer internationele Zusammenarbeit gegen weltweite Probleme

Bundespraesident Herzog hat sich fuer eine verstaerkte internationale Zusammenarbeit ausgesprochen, um weltweite Probleme wie die Armut und Umweltzerstoerung zu bekaempfen. Nur so seien die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, sagte Herzog auf dem Neujahrsempfang fuer das Diplomatische Corps in Berlin. Hunger und Unterernaehrung in der sogenannten "Dritten Welt" koennten nicht hingenommen werden. Europa koenne ein Beispiel dafuer sein, dass regionale Zusammenarbeit und Integration Entwicklung und Stabilitaet zur Folge haetten.


Deutsche Aerzte verklagen Gesundheitsminister Seehofer

Der Verband der Niedergelassenen Aerzte Deutschlands hat Bundesgesundheitsminister Seehofer verklagt. Hintergrund ist der von Seehofer erlassene sogenannte "Diagnoseschluessel". Seit Beginn des Jahres muessen die Aerzte computerlesbare Angaben ueber ihre Patienten an die Krankenkassen schicken. Die Aerzte befuerchten dadurch einen "glaesernen Patienten". Auch der Hartmann-Bund kritisiert die Weitergabe intimer Daten der Patienten an die Krankenkassen.


Nolte fordert Bekaempfung der Scientology-Sekte

Bundesfamilienministerin Nolte, CDU, will die Scientology-Organisation vom Verfassungsschutz beobachten lassen. Die Scientology-Sekte ist nach Ansicht der Ministerin eine der aggressivsten Gruppierungen in Deutschland und darauf aus, die Gesellschaft mit skrupellosen Methoden zu unterwandern. Die Scientology-Organisation sei keine Religionsgemeinschaft und muesse daher aufs Schaerfste bekaempft werden. So koennten kommunale Behoerden beispielsweise die Werbeveranstaltungen der Scientologen in den Fussgaengerzonen verbieten, und die Steuerbehoerden der Organisation bisher gewaehrte Steuerverguenstigungen streichen, sagte Ministerin Nolte bei der Vorstellung einer Aufklaerungsbroschuere.


Spoeri fuer Verschiebung der Waehrungsunion

Der baden-wuerttembergische Wirtschaftsminister Spoeri sprach sich heute dafuer aus, die Europaeische Waehrungsunion um 5 Jahre zu verschieben. Wirtschaftsminister Dieter Spoeri befuerchtet, Baden-Wuerttemberg verliere erneut Arbeitsplaetze, falls die Waehrungsunion Anfang 1999 komme. Derzeit sehe es naemlich nicht danach aus, dass Italien, Spanien oder Grossbritannien mitmachen koennen. Und gerade in diesen Laendern sitzen die Hauptkonkurrenten der baden-wuerttembergischen Leitbranchen Maschinenbau, Elektrotechnik und Fahrzeugbau, meinte Spoeri. Die exportabhaengige Industrie im Land waere dann nicht mehr konkurrenzfaehig und die Leidtragenden waeren die Arbeitnehmer. Die fatale Folge waere ein erneuter Abbau von Arbeitsplaetzen im Land. "Die Waehrungsunion ist einfach schlampig vorbereitet", so Spoeri woertlich, "ein Harakiri-Programm fuer unsere Industrie."


Havemann-Prozess schon nach wenigen Minuten abgebrochen

Der neu aufgelegte Prozess um die Verurteilung des 1982 verstorbenen DDR-Regimekritikers Havemann ist bereits nach wenigen Minuten unterbrochen worden. Das Verfahren vor dem Landgericht Frankfurt an der Oder wurde wegen eines Antrags der Verteidigung gegen die Besetzung der Strafkammer auf Donnerstag naechster Woche verschoben. Ausserdem wurde die Einstellung des Verfahrens beantragt. Insgesamt muessen sich 5 ehemalige Richter und 2 Staatsanwaelte wegen Rechtsbeugung vor Gericht verantworten.


Mehrere Brandanschlaege richteten hohen Sachschaden an

Brandanschlaege in Berlin, im hessischen Bad Schwalbach und in Heilbronn haben in der vergangenen Nacht erhebliche Sachschaeden angerichtet. In Berlin brannte ein tuerkisches Reisebuero im Stadtteil Kreuzberg voellig aus. Auf eine gegenueberliegende tuerkische Bank wurde ein Brandsatz geschleudert, der aber nicht zuendete. In Bad Schwalbach war ein tuerkisches Geschaeft betroffen. Der Anschlag in Heilbronn richtete sich gegen ein Gebaeude, in dem ein jugoslawischer Club sowie der staedtische Vollzugsdienst untergebracht ist. Am Buero des Vollzugsdienstes entstand Sachschaden von 200.000 DM.


Intendant des Suedwestfunks haelt Gebuehrenerhoehung fuer zu niedrig

Der Intendant des Suedwestfunks, Voss, haelt die vorgeschlagene Erhoehung der Rundfunkgebuehren um 4,45 DM fuer zu niedrig. Falls es dabei bleibe, muessten Einschnitte in den laufenden Programmen vorgenommen werden, sagte Voss im Suedwestfunk. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs unterstelle der ARD Sparpotentiale, die nicht vorhanden seien. Auch knapp 5 DM mehr pro Monat fuer Hoerfunk und Fernsehen seien noch sozial vertraeglich, erklaerte der Intendant des Suedwestfunks. Nach den Vorstellungen der Gebuehrenkommission soll die monatliche Rundfunkgebuehr ab 1997 von 23,80 DM auf 28,50 DM steigen. Ueber die Erhoehung entscheiden die Laenderparlamente.


Hohe Geldstrafe fuer Pharmakonzern Bayer

Pharmakonzern Bayer muss 5,6 Millionen DM Busse zahlen. Diese Strafe wurde dem Chemiekonzern von der Europaeischen Kommission wegen Exportbehinderung auferlegt. Nach Ansicht der EU wollte Bayer verhindern, dass Grosshaendler aus Frankreich und Spanien das Preisgefaelle innerhalb Europas ausnutzen und ein Herzmittel nach Grossbritannien weiterliefern.


Moeglicherweise deutscher Wissenschaftler in Indonesien entfuehrt

In Indonesien wurden 7 Auslaender entfuehrt. Darunter befindet sich moeglicherweise auch ein deutscher Wissenschaftler. Auch 7 Indonesier befinden sich in der Gewalt der mutmasslichen Rebellen.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4398
ECU-Wert(1 ECU)  1,88541
England(1 Pfund)  2,2258
Schweiz(100 sfr)  123,830
Frankreich(100 FF)  29,194
Italien(1000 Lit)  0,9111
Oesterreich(100 oeS)  14,198
Spanien(100 Ptas)  1,1845
Japan(100 Yen)  1,3745
 
Einige Indizes:
DAX:2338,19
Dowjones-Index:5071,96
Nikkei-Index:20611,92



Quellen

DLF    12:00 MEZ    19:00 MEZ
SWF3    15:00 MEZ
Radio7    17:00 MEZ