GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 30. 10. 2005



* Wieder aufgebaute Dresdner Frauenkirche feierlich geweiht
* Anschlaege in Neu Delhi verurteilt
* Carstensen will Steuerhoheit fuer Laender
* DGB-Chef Sommer gegen Erhoehung der Mehrwertsteuer
* Muentefering will Lohnkostenzuschuss fuer aeltere Arbeitslose
* Muentefering haelt an Wasserhoevel fest
* Verhandlungen ueber Sozialtarifvertrag bei Infineon
* Gesundheitsgewerkschaft geplant
* Wiedeking: Porsche verhinderte feindliche VW-Uebernahme
* Agfa-Photo verkauft Teilbereiche
* Sommerzeit beendet
* 62-Jaehriger in Weilheim in Schrebergarten erstochen
* Mainz: Massenschlaegerei nach Annaeherungsversuch



Wieder aufgebaute Dresdner Frauenkirche feierlich geweiht

Sechs Jahrzehnte nach ihrer Zerstoerung im Zweiten Weltkrieg ist der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche abgeschlossen. Die Weihe des nach Originalplaenen aus dem 18. Jahrhundert neu errichteten Barockbau fand am Vormittag in einem Festgottesdienst durch den evangelischen Landesbischof Bohl statt. Dem feierlichen Gottesdienst wohnten rund 1700 Stifter, Spender und Ehrengaeste bei. Vor der Kirche versammelten sich rund 30.000 Menschen. Bundespraesident Koehler bezeichnete den Aufbau als gesamtdeutsche Leistung: "Was hier erreicht wurde, soll Deutschland insgesamt Mut machen." Bundespraesident Koehler sprach von einem Symbol fuer den Gemeinsinn der Buerger und fuer die Aussoehnung in Europa. Koehler sagte, der Wiederaufbau der Frauenkirche habe Dresden und die ganze Bundesrepublik veraendert. Der Bau sei ein Ausdruck des Guten in einer Buergergesellschaft, das darauf warte, geweckt zu werden.

Anwesend waren neben Bundespraesident Koehler auch Bundeskanzler Schroeder, seine designierte Nachfolgerin Merkel und die Botschafter der vier Siegermaechte des Zweiten Weltkriegs, doch auch einige der privaten Spender. Die Kosten des Wiederaufbaus von rund 180 Millionen Euro sind zu mehr als der Haelfte durch Spenden aus dem In- und Ausland finanziert worden. Den Anstoss hatte eine Buergerinitiative gegeben. Als Vertreter des britischen Koenigshauses war der Herzog von Kent nach Dresden gekommen. Er forderte eine offene Auseinandersetzung mit der schweren gemeinsamen Vergangenheit. Die Zerstoerung der Frauenkirche durch die Luftangriffe im Februar 1945 nannte er eine Tragoedie. Als amerikanische und britische Bomberverbaende damals die Elbmetropole angriffen, starben mehrere zehntausend Menschen. Auch die Frauenkirche, das Wahrzeichen Dresdens, ging in Flammen auf. Der Herzog von Kent erinnerte daran, dass Spender in Grossbritannien das neue goldene Turmkreuz finanziert haben. Angefertigt wurde es von einem Londoner Schmied, dessen Vater einer der Bomberpiloten war. In Dresden feiern die Menschen den Wiederaufbau ihrer Frauenkirche heute mit einer Vielzahl von Veranstaltungen. Seit dem Nachmittag ist das Gotteshaus zu besichtigen. Vor dem Eingang bildeten sich lange Warteschlangen.


Anschlaege in Neu Delhi verurteilt

Die Europaeische Union hat die Anschlagsserie in der indischen Hauptstadt Neu Delhi scharf verurteilt. Der aussenpolitische EU-Repraesentant Solana sagte, er sei entsetzt ueber solch scheussliche Angriffe auf unschuldige Zivilisten. Nichts koenne solche Terrorakte rechtfertigen. Innerhalb weniger Minuten waren gestern in Neu Delhi drei Sprengsaetze explodiert: Zwei auf belebten Maerkten, einer in einem Bus. Dabei kamen nach juengsten Angaben 65 Menschen ums Leben, mehr als 150 Personen wurden verletzt. Wer hinter den Anschlaegen steckt, ist noch unklar.

Aussenminister Fischer hat mit Bestuerzung auf die Bombenschlaege in der indischen Hauptstadt reagiert. In einer Erklaerung Fischers heisst es, diese Akte wahlloser Gewalt seien durch nichts zu rechtfertigen.


Carstensen will Steuerhoheit fuer Laender

Der neu gewaehlte Bundesratspraesident Carstensen hat eine eigene Steuerhoheit fuer Laender und Kommunen ins Gespraech gebracht. Diese sollten einen Teil der Lohnund Einkommensteuer in Ausgestaltung und Hoehe selbst bestimmen, sagte der CDU-Politiker und Ministerpraesident von Schleswig-Holstein der Zeitung "Die Welt". Bislang beschraenke sich die Zustaendigkeit auf Gewerbe- und Grundsteuer sowie einzelne, kleinere Abgaben. Die FDP will eine Foederalismusreform nur dann mittragen, wenn der Laenderfinanzausgleich neu geregelt wird. Generalsekretaer Niebel sagte dem "Tagesspiegel" aus Berlin, die Zahlungen der reicheren fuer die aermeren Laender muessten gesenkt werden. Es koenne nicht sein, dass zum Beispiel das leistungsstarke Baden-Wuerttemberg fuer den Finanzausgleich Schulden machen muesse.


DGB-Chef Sommer gegen Erhoehung der Mehrwertsteuer

Eine Erhoehung der Mehrwertsteuer waere nach Ansicht des Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Sommer, "kontraproduktiv". Sommer verwies in einem Interview des Deutschlandfunks auf seiner Meinung nach brachliegende Steuerquellen. So sei durch Bekaempfung von Steuerhinterziehung "massenhaft Geld" zu holen. Unternehmen, die von Steuervorteilen profitierten, muessten dafuer auch Investitionen vornehmen, forderte Sommer. Die "wahnsinnigen Abschreibungsmoeglichkeiten" muessten ueberprueft werden.


Muentefering will Lohnkostenzuschuss fuer aeltere Arbeitslose

Berlin. Der SPD-Vorsitzende und designierte Arbeits- und Sozialminister Muentefering hat ein Beschaeftigungsprogramm fuer aeltere Arbeitslose angekuendigt. Nach seinen Worten will die grosse Koalition aus Union und SPD damit die Chancen verbessern, dass Erwerblose ueber 55 Jahre wieder einen Arbeitsplatz bekommen. Geplant ist laut Muentefering, dass Unternehmen, die aeltere Arbeitslose einstellen und nur niedrige Loehne zahlen koennen, einen begrenzten Lohnkostenzuschuss erhalten. Der SPD-Chef sprach sich ausserdem dafuer aus, die Foerderung von Ich-AGs zu verlaengern, die es ansonsten nur noch bis Ende des Jahres gibt.


Muentefering haelt an Wasserhoevel fest

Berlin. Im Streit ueber die Nachfolge des scheidenden SPD-Generalsekretaers Benneter laesst es Parteichef Muentefering auf eine Machtprobe ankommen. Er werde am bisherigen Bundesgeschaeftsfuehrer Wasserhoevel festhalten, sagte Muentefering. Wasserhoevel sei fuer den Job die beste Wahl. Der SPD-Vorsitzende will seine Entscheidung heute Abend im Praesidium und Morgen im Vorstand der Partei begruenden. Fuer den Posten des Generalsekretaers will auch das Praesidiumsmitglied Andrea Nahles kandidieren. Fuehrende Vertreter der SPD riefen sie heute zum Verzicht auf.


Verhandlungen ueber Sozialtarifvertrag bei Infineon

Muenchen. Vertreter von IG Metall und dem Chip-Hersteller Infineon beraten wieder ueber einen Sozialtarifvertrag fuer die von Entlassung bedrohten 800 Beschaeftigten des Muenchner Werks. Auf Eckpunkte hatten sich Konzernleitung und Gewerkschaft schon verstaendigt. Unter anderem sollen die Entlassenen maximal zwoelf Monate in einer Beschaeftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft aufgefangen werden. Zudem wurden Abfindungen vereinbart. Das Muenchner Infineon-Werk wird seit Montag bestreikt.


Gesundheitsgewerkschaft geplant

Der 'Marburger Bund', die Vertretung der Krankenhausaerzte, plant die Gruendung einer Gesundheitsgewerkschaft. Der Verbandsvorsitzende Montgomery sagte dem Magazin 'Focus', man wolle die neue Organisation gemeinsam mit Vertretern von Schwestern, Pflegern und technischem Personal aufbauen. Der 'Marburger Bund' hatte unlaengst seine tarifpolitische Bindung an die Gewerkschaft Verdi aufgekuendigt. Montgomery meinte, Verdi verweigere sich dem notwendigen Strukturwandel der Krankenhaeuser und habe in den vergangenen Jahren Tarifpolitik auf dem Ruecken der Aerzte betrieben.


Wiedeking: Porsche verhinderte feindliche VW-Uebernahme

Mit seinem Einstieg bei VW hat Porsche eine feindliche Uebernahme des Wolfsburger Autobauers vereitelt. Das sagte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in einem Interview. Porsche besitze nun etwa 18,5 Prozent der VW-Aktien und habe eine Option auf noch einmal rund drei Prozent. Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Wiedeking: "Als wir kauften, haben viele andere auch gekauft, und zwar in grossem Umfang und zu Preisen, die wir nie haetten zahlen wollen. Garantiert haben wir auch einigen Investmentbankern einen moeglichen Deal zerschlagen." Der Kapitalmarkt habe Porsche bei dem Einstieg geholfen. "Die VW-Aktie lag ja deutlich am Boden, als die Idee bei uns geboren wurde." Damals, vor rund einem Jahr, habe der Kurs bei 32 bis 35 Euro gelegen, heute liege er bei rund 46 bis 47 Euro, so der Porsche-Chef. Das VW-Gesetz, das keinem Aktionaer gestatte, mehr als 20 Prozent an dem groessten europaeischen Autobauer zu halten, biete zwar einen deutlichen Schutz gegen eine feindliche Uebernahme. Doch damit koenne nicht verhindert werden, dass eine Gruppe von Investoren in einem abgestimmten Vorgehen nach VW greife.


Agfa-Photo verkauft Teilbereiche

Der insolvente Agfa-Photo-Konzern hat Teilbereiche an Interessenten verkauft. Wie ein Sprecher des Unternehmens in Leverkusen mitteilte, wurden am Wochenende Abschluesse mit der mittelstaendischen Gruppe "A und O" vereinbart sowie mit einer Tochter des britischen Photo-Automatenherstellers "Photo-Me". Beides betreffe die Arbeitsplaetze von rund 120 Beschaeftigten.


Sommerzeit beendet

Braunschweig. Seit vergangener Nacht gilt wieder die Mitteleuropaeische Zeit. Um drei Uhr wurden die Uhren um eine Stunde auf zwei Uhr zurueckgestellt. In Deutschland steuert eine praezise Atomuhr der Physikalischen-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig die Umstellung - und sorgt dafuer, dass alle oeffentlichen und privaten Funkuhren richtig gehen. Die Umstellung wurde mit der Oelkrise 1973 zunaechst in Frankreich eingefuehrt, um Energie zu sparen. 1980 schloss sich Deutschland an.


62-Jaehriger in Weilheim in Schrebergarten erstochen

Ein 62 Jahre alter Mann ist gestern in Weilheim (Kreis Esslingen) in seinem Schrebergarten mit mehreren Messerstichen getoetet worden. Die Ehefrau hatte die Leiche am Abend auf dem Gartengrundstueck am Rande des Wohngebiets Egelsberg gefunden. Wie die Polizei mitteilte, fluechteten die beiden mutmasslichen Taeter mit dem Auto des Mannes. Bei der Suche nach ihnen wurden auch Hubschrauber eingesetzt. Die Ermittlungen fuehrten die Fahnder bis nach Muenchen. Dort sei das Fahrzeug, ein silberfarbener Opel mit Esslinger Kennzeichen, in zwei Unfallfluchten verwickelt gewesen. Ausserdem seien die Insassen des Wagens in einer Radarkontrolle geblitzt worden. Am Steuer sass ein Mann und auf dem Beifahrersitz eine Frau. Die Fahnder vermuten, dass die Verdaechtigen ueber Muenchen in den Osten oder Sueden gefluechtet sind. Die Tatwaffe konnte zunaechst nicht gefunden werden. Die eingerichtete Sonderkommission "Egelsberg" sucht nun auch nach Zeugen, die Beobachtungen in der Gartenanlage gemacht haben.


Mainz: Massenschlaegerei nach Annaeherungsversuch

In einer Mainzer Gaststaette ist eine junge Frau von einem Gast zunaechst offenbar belaestigt und anschliessend geschlagen worden. Als andere Gaeste der Frau zu Hilfe kamen, entstand zunaechst ein Gerangel, kurze Zeit spaeter jedoch eine Schlaegerei mit der Polizei. Die junge Frau hatte sich die Annaeherungsversuche eines Mannes verbeten. Daraufhin schlug dieser ihr mit der Faust auf die Nase, wie die Polizei mitteilte. Ein Mann eilte der Angegriffenen zu Hilfe und wurde mit einem Gegenstand niedergeschlagen. Nach einem Gerangel wurden der Taeter und seine Freunde aus der Gaststaette gedraengt. Kurze Zeit spaeter kehrten sie jedoch zurueck. Zwei der Maenner schlugen die Tuer ein und verletzten sich dabei. Die alarmierte Polizei wurde von Bekannten der Stoerenfriede in eine Schlaegerei verwickelt, die nur dank der Unterstuetzung weiterer Beamten mit Diensthunden unter Kontrolle gebracht werden konnte.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ