GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr 11.03.1994



* Tarifverhandlungen im oeffentlichen Dienst fortgesetzt
* Letzte Runde im Tarifstreit der Metallindustrie
* Weiter Warnstreiks in der Druckindustrie
* Doch noch Schlechtwettergeld fuer Baubranche
* Bundesrat beraet ueber Pflegekompromiss
* Spion des BND in Moskau verhaftet
* Atomkraftwerk Biblis-A soll wieder ans Netz
* Untersuchungsausschuss zum Kernkraftwerk Obrigheim
* Giftmuellexporte nach Albanien
* Greenpeace muss evtl. fuer Giftfaesser aufkommen
* Weiteres Kontingent der Bundeswehr aus Somalia zurueckgekehrt
* Landesparteitag der SPD
* PDS eroeffnet Wahlkampf
* Tankschiff bei Mainz auf Grund gelaufen
* Bundesweite Gangster-Fahndung
* Leichter Anstieg der Kriminalitaet in Baden-Wuerttemberg
* Rehabilitationszentrum Bresovica bald betriebsbereit
* Deutsche Aktienmaerkte
* Schwerer Autounfall fordert zwei Menschenleben
* Heike Drechsler Hallen-Europameisterin im Weitsprung



Tarifverhandlungen im oeffentlichen Dienst fortgesetzt

Stuttgart. Die Tarifverhandlungen der 3.5 Millionen Angestellten im oeffent- lichen Dienst wurden heute fortgesetzt. Die Gespraeche waren gestern abend unterbrochen worden. Gewerkschaften und Arbeitgeber betonten, dass in dieser 4. Tarifrunde eine Einigung weiterhin moeglich waere. Ein konkretes Angebot hatten die Arbeitgeber allerdings am Morgen noch nicht vorgelegt. Hauptstreit- punkt war die von den Arbeitgebern geforderte Streichung von zwei Tagen. Zum Mittag haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt. Danach sollen die Einkommen der Arbeiter und Angestellten um 2 % erhoeht werden. Die Tarif- komissionen der Gewerkschaften wollen am Nachmittag das Arbeitgeberangebot beraten. es wird erwartet, dass sich die Sitzungen ueber mehrere Stunden hinziehen. Hierbei hat die OeTV-Chefin Wulff-Matthis mitgeteilt, dass die Verhandlungskomission der Gewerkschaft die Annahme des Arbeitgeberangebots empfiehlt. Die Spitzen von Arbeitgebern und Gewerkschaften haben sich am Abend geeinigt. Die OeTV-Verhandlungskomission stimmte einem von den Arbeitgebern vorgelegten Gesamtpaket zu. Die grosse Tarif-Komission der OeTV stimmte dem Verhandlungs- ergebnis mehrheitlich zu. Die Einigung sieht vor, dass die Lohnerhoehungen fuer die unteren Einkommensgruppen ab 1. Juli und fuer die uebrigen Beschaeftigten am 1. September in Kraft treten soll. Ausserdem sollen die Einkommen in Ost- Deutschland bis Oktober 1995 schrittweise auf 84 % des Westniveaus angehoben werden. Darueber hinaus sollen Massnahmen zur Beschaeftigungssicherung vor allem in Ostdeutschland vereinbart werden. Der Tarifvertrag soll eine Lauf- zeit von 15 Monaten, gerechnet vom 1. Januar 1994 an, haben. Das Weihnachts- geld soll im oeffentlichen Dienst fuer 3 Jahre eingefroren werden. Der Tarifvertrag wurde auch fuer die rund 300.000 Beschaeftigten der Post und fuer die Bahnmitarbeiter uebernommen. OeTV Chefin Wulf-Matthiess sagte, ihre Gewerkschaft sei angetreten, Lohnsenkungen zu verhindern und dieses Ziel habe sie erreicht. Bundesinnenminister Kanther bezeichnete das Ergebnis der Tarifgespraeche als ein Dokument der Vernunft. Nach Arbeit- geberangaben schlaegt der Tarifabschluss mit insgesamt rund 2.3 Mrd. DM zu Buche.


Letzte Runde im Tarifstreit der Metallindustrie

Hannover. Die IG Metall Niedersachsen hat dem Tarifabschluss in ihrer Branche zugestimmt. Wie die IG Metall mitteilte, nahmen 63.6 % den Tarifkompromiss an. Notwendig fuer die Zustimmung waren 25 %. Inzwischen haben Rheinland- Pfalz und Hessen beschlossen den Tarifabschluss der niedersaechsischen Metallindustrie zu uebernehmen. Ebenfalls gebilligt wurde der Kompromiss vom Arbeitgeberverband Nordmetall. Bereits gestern hatten die Mitglieder der deutschen Angestelltengewerkschaft dem Kompromiss zugestimmt. Er sieht unter anderem vor, dass die Loehne ab 1. Juni um zwei Prozent erhoeht werden.


Weiter Warnstreiks in der Druckindustrie

Die Warnstreiks in der Druckindustrie werden fortgesetzt. Allein in Baden-Wuerttemberg gab es in ueber 20 Druckbetrieben zeitweilige Arbeits- niederlegungen. Das teilte der Landesbezirk der Gewerkschaft in Stuttgart mit. Insgesamt beteiligten sich 50 Druckbetriebe mit rund 5.000 Mit- arbeitern. Mit den Warnstreiks will die Gewerkschaft die Rueckkehr der Druckarbeitgeber an den Verhandlungstisch erreichen. Nach Darstellung der baden-wuerttembergischen Arbeitgeber konnten trotz der gestrigen Arbeits- niederlegungen im Suedwesten alle Zeitungen in vollem Umfang erscheinen.


Doch noch Schlechtwettergeld fuer Baubranche

Bonn. Das Schlechtwettergeld in der Baubranche soll in diesem Jahr auch im Maerz und November und im naechsten Jahr noch im Maerz gezahlt werden. Das teilte Bundesarbeitsminister Bluem heute mit. Eine entsprechende Gesetzes- aenderung werde auf den Weg gebracht. In den Sparbeschluessen der Bundes- regierung, die zu Beginn des Jahres in Kraft getreten waren, war ursprueng- lich vorgesehen, das Schlechtwettergeld in diesen Monaten zu streichen. Der Minister liess offen, ob das Schlechtwettergeld wie beschlossen 1996 endgueltig wegfaellt.


Bundesrat beraet ueber Pflegekompromiss

Der Bundestag hat sich heute mit dem Pflegekompromiss befasst. Es wurde ueber den gestern gefundenen Kompromiss zur Pflegeversicherung debattiert. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD hatten dem Kompromiss noch in der Nacht zugestimmt. Danach wird ab Januar 1995 zunaechst ein Prozent des Bruttolohns fuer die Pflege erhoben. Davon muessen die Arbeitnehmer die Haelfte tragen, falls in in ihrem Bundesland ein Feiertag gestrichen wird. In den Bundes- laendern, in denen kein Arbeitstag gestrichen wird muessen die Arbeitnehmer die gesamte Summe tragen.


Spion des BND in Moskau verhaftet

Bonn. Gegen den mutmasslichen Agenten des BND, der in Moskau verhaftet wurde, soll im Verlauf der kommenden 10 Tage Anklage erhoben werden. Das teilte die russische Spionageabwehr mit. Die Behoerde bestaetigte, dass es sich bei dem Mann um einen russischen Staatsbuerger handelt. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Der Chef des BND Porzner (sp ?) hat wegen des Spionagefalles seinen Besuch in Moskau vorzeitig abgebrochen. Die Bundesregierung erwartet, dass der Spionagefall keine Auswirkungen auf die Deutsch-Russischen Beziehungen haben wird.


Atomkraftwerk Biblis-A soll wieder ans Netz

Bonn. das umstrittene Atomkraftwerk Biblis-A soll wieder ans Netz gehen. Eine entsprechende Weisung an den hessischen Umweltminister Fischer (Gruene) erlies Bundesumweltminister Toepfer (CDU). Auch nach dem Brand in Biblis-A vor einer Woche sieht Toepfer keinen Grund gegen ein Wiederanfahren des Reaktors. Die Forderung der hessischen Landesregierung nach endgueltiger Stillegung beweise, dass es ihr um den Ausstieg aus der Kernenergie allgemein gehe. Fischer haelt den sicheren Betrieb des Reaktors fuer gefaehrdet, weil der Betreiber RWE sechs Auflagen nicht erfuellt hat.


Untersuchungsausschuss zum Kernkraftwerk Obrigheim

Stuttgart. Im baden-wuerttembergischen Landtag kommt heute der parlamenta- rische Untersuchungsausschuss zum Kernkraftwerk Obrigheim zu seiner ersten Sitzung zusammen. Das Gremium soll pruefen, ob es beim Genehmigungsverfahren fuer das Kernkraftwerk Unregelmaessigkeiten gegeben hat und ob Sicherheits- maengel bestehen. Das Kraftwerk war gestern wegen eines Lecks im Kuehlkreis- lauf abgeschaltet worden.


Giftmuellexporte nach Albanien

Strassburg/Bonn. Aus den Laendern der Europaeischen Union sind in den vergangenen Jahren rund 3000 Tonnen Giftmuell nach Albanien geliefert worden. Das teilte EU-Kommisar Britton (sp ?) heute vor dem europaeischen Parlament mit. Daneben haben Albanien im Rahmen der Osteuropahilfe auch rund 500 Tonnen brauchbare Pflanzenschutzmittel erhalten. Nach den Worten Brittons ist noch nicht geklaert, wer die Kosten fuer die Beseitigung des Giftmuells uebernehmen soll. In Bonn kuendigte Umweltminister Toepfer an, dass die rund 380 Tonnen giftiger Pestizide aus der ehemaligen DDR, die seit fast 2 Jahren in Albanien lagern, zurueckgeholt werden sollen.


Greenpeace muss evtl. fuer Giftfaesser aufkommen

Offenburg. Das Landratsamt Ortenaukreis hat angedroht, dass die Umwelt- schutzorganisation Greenpeace fuer die bei der gestrigen Aktion auf der Rheinbruecke zwischen Strassburg und Kehl mitverwendeten Giftfaesser aufkommen muss. In einer Auflage heisst es, die von der Polizei sicher- gestellten Glasbehaelter, Faesser und Kanister muessten bis zum 18. Maerz durch ein zugelassenes Transportunternehmen auf ein fuer Sonderabfaelle bestimmtes Zwischenlager gebracht werden. Greenpeace hatte mit den aus Albanien herangebrachten und urspruenglich aus DDR-Bestaenden stammenden Giftstoffen gegen einen nach Meinung der Organisation unzureichenden Entwurf der Bundesregierung zur Giftmuellentsorgung protestiert.


Weiteres Kontingent der Bundeswehr aus Somalia zurueckgekehrt

Eine weitere Gruppe von 185 deutschen Blauhelmen ist am Abend aus Somalia nach Deutschland zurueckgekehrt. Morgen sollen weitere 71 Soldaten folgen. In Somalia halten sich dann noch rund 200 Bundeswehrsoldaten auf. Sie befinden sich im Zwischenlager in der somalischen Hauptstadt Mogadishu. Ende Maerz sollen auch sie nach Deutschland zurueckkehren.


Landesparteitag der SPD

Wiesloch. Am Nachmittag hat der zweitaegige Landesparteitag der SPD begonnen. Die rund 320 Delegierten wollen noch heute ein Programm fuer die Kommunal- wahlen im Juni verabschieden. Morgen soll die Landesliste fuer die Bundes- tagswahl im Oktober bestimmt werden. Nach dem Willen des Parteipraesidiums soll die stellvertretende SPD-Vorsitzende Herta Daeubler-Gmelin zur Spitzenkandidatin gekuert werden.


PDS eroeffnet Wahlkampf

Berlin. Die SED-Nachfolgepartei PDS hat ihren Bundestags- und Europa- Wahlkampf eroeffnet. 524 Delegierte beschaeftigen sich 3 Tage lang vor allem mit 3 Themen: Dem Programm fuer die Europawahlen mit der Kandidaten- liste fuer Europa und mit dem Programm fuer die Bundestagswahlen. Hans Modrow, der Ehrenvorsitzende der SED-Nachfolgepartei PDS, eroeffnete den Bundesparteitag mit Angriffen auf die anderen Parteien. Die PDS stehe zwar zu ihrer Vergangenheit, sagte er, sie sei aber weder eine alte noch eine neue Einheitspartei. Unter dem Motto "Opposition gegen Sozialabbau und Rechtsruck" zeigt die PDS Flagge. Sie will in den Bundestag einziehen und die 5 Prozent Huerde nehmen. Ihre Strategie im Superwahljahr 1994 sind Offene Listen. Zugpferde wie der Schriftsteller Stefan Heim und der Bismarckh (sp) Urenkel Heinrich Graf Einsiedel, sollen wie Wahlkampfmanager Andre Brie zu Beginn des Parteitages erklaerte auch Waehler im Westen motivieren. Das heisst die PDS sieht sich selbst nicht als ostdeutsche Regionalpartei, sondern als Gesamtdeutsche Partei.


Tankschiff bei Mainz auf Grund gelaufen

Mainz. Ein Tankschiff voller Benzin ist am Morgen im Main auf Grund gelaufen und allem Anschein nach leckgeschlagen. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei lief Benzin in kleineren Mengen aus. Das Ausmass des Schadens ist noch nicht abzusehen. Wie die Polizei mitteilte, kann das Schiff nur wieder flott gemacht werden, wenn ein Teil der Landung abgepumpt wird.


Bundesweite Gangster-Fahndung

Im gesamten Bundesgebiet wird nach zwei Gangstern gefahndet. Die Maenner hatten gestern abend in der brandenburgischen Ortschaft Neuruppin mit aeusserster Brutalitaet einen Geldtransport beraubt. Sie feuerten ohne Vorwarnung mit einer Maschinenpistole auf die Begleitung des Geldtrans- porters. Dabei erlitt ein Wachmann einen Lungendurchschuss. Die zwei Gangster nahmen einen weiteren Wachmann als Geisel. Dieser wurde am Abend in einem Wald verletzt aufgefunden. Kurz darauf entdeckten Polizisten die Taeter in einem Auto. Die Polizisten wurden jedoch durch Schuesse der Gangster an der weiteren Verfolgung gehindert.


Leichter Anstieg der Kriminalitaet in Baden-Wuerttemberg

Stuttgart. Die Kriminalitaet in Baden-Wuerttemberg hat auch im vergangenen Jahr zugenommen, aber deutlich langsamer als frueher. Bei insgesamt 620.000 registrierten Straftaten halbierte sich die Zuwachsrate gegenueber 1992 auf 5.6 %. nach Angaben des baden-wuerttembergischen Innenministers Birzele gingen fremdenfeindliche Straftaten nur leicht zurueck. In diesem Bereich wurden 805 Straftaten verzeichnet, 61 weniger als im Jahr zuvor.


Rehabilitationszentrum Bresovica bald betriebsbereit

Stuttgart. Schon in wenigen Wochen koennen die ersten kriegsverletzten Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien in das neue Rehabilitationszentrum vom Bresovica einziehen. Die feierliche Einweihung des Zentrums soll im Sommer stattfinden. Der rasche Bau war durch die mehr als 6.5 Mio. DM moeglich geworden, die die Hoererinnen und Hoerer des Sueddeutschen Rundfunks im vergangenen Dezember fuer das Projekt gespendet hatten.


Deutsche Aktienmaerkte

Frankfurt a.M. Die deutschen Aktienmaerkte haben heute schwach geschlossen. Der DAX sank um fast 38 auf 2103 Punkte. Auch der Rentenmarkt tendierte schwach. Der Mittelkurs des US-Dollar wurde mit 1.68 DM ermittelt.


Schwerer Autounfall fordert zwei Menschenleben

Ansbach. Nach einer Schleuderfahrt sind auf der Autobahn A7 Wuerzburg-Ulm zwei Frauen in ihrem PKW verbrannt. An dem Auto war in Hoehe der Rastanlage Ohrenbach im Landkreis Ansbach bei hoher Geschwindigkeit ein Reifen geplatzt. Bei der anschliessenden Schleuderfahrt prallte der PKW mit solcher Wucht gegen die Leitplanke, dass er in die Hoehe katapultiert wurde und sich mehr- fach ueberschlug.


Heike Drechsler Hallen-Europameisterin im Weitsprung

Heike Drechsler aus Jena hat bei den Hallen-Europameisterschaften der Leicht- athleten in Paris den ersten Titel fuer die deutsche Mannschaft geholt. Mit 7.06 m wurde die Olympiasiegerin und Weltmeisterin ihrer Favoritenrolle im Weitsprung gerecht und zum vierten Mal Titeltraegerin unterm Dach. Platz zwei belegte Ludmilla Linowa aus Oesterreich.


Quellen

SDR3    9.00 MEZ    14:00 MEZ    15:00 MEZ    17:00 MEZ    18:00 MEZ    20:00 MEZ    21:00 MEZ
    jamfm    10:00 MEZ    20:00 MEZ
    antenne Bayern    23:00 MEZ