GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 24.12.1998



* Bahnerpresser gesteht teilweise; weitere Bombendrohungen
* Weihnachtsansprache des Bundespraesidenten
* Weihnachtspredigten mahnen zu sozialer Verantwortlichkeit
* Scharping beendet Weihnachtsbesuch in Bosnien
* Aussprache zwischen Schroeder und Trittin ueber Atompolitik
* Deutscher Kohlendioxid-Ausstoss nimmt zu
* Bubis: Holocaust-Museum nicht notwendig
* DaimlerChrysler auf Ueberholspur



Bahnerpresser gesteht teilweise; weitere Bombendrohungen

Wiesbaden/Frankfurt. Gegen einen der gestern festgenommenen mutmasslichen Bahnerpresser ist Haftbefehl erlassen worden. Das teilte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit. Der in Bayern festgenommene 46jaehrige gab unterdessen zu, dreimal die Schrauben von Gleisen gelockert und angehoben und unter dem Namen "Freunde der Eisenbahn" eine Forderung von zehn Mio. DM erhoben zu haben. Der zweite Festgenommene sei wieder auf freien Fuss gesetzt worden, weil die Voraussetzungen fuer einen Haftbefehl nicht vorgelegen haetten. In der Nacht gab es einige weitere Bombendrohungen in Stuttgart und Bonn sowie gegen eine ICE-Strecke in Niedersachsen. Die "Trittbrettfahrern" zugeschriebenen Drohungen erwiesen sich jeweils als falscher Alarm. Die Deutsche Bahn AG erklaerte, man werde auch in den kommenden Tagen die Sicherheit auf ihren Strecken kontrollieren. Eine Unternehmenssprecherin sagte, die Bahnlinien wuerden weiter aus der Luft ueberwacht und und Lokomotiven vor den eigentlichen Zuegen auf Testfahrten geschickt. Der Weihnachtsverkehr verlief weithehend stoerungsfrei. Bahnchef Ludewig verteidigte gestern abend noch einmal die Informations- politik der Bahn. Man sei in einem Dilemma gewesen. Ludewig sagte, man habe an die Presse gehen muessen, um mit den Erpressern in Kontakt zu kommen. Zugleich sei man dann gezwungen gewesen, sich mit Informationen zurueckzuhalten, um die Taeter nicht zu verunsichern und Trittbrettfahrer zu ermutigen.


Weihnachtsansprache des Bundespraesidenten

Berlin. In seiner Weihnachtsansprache hat Bundespraesident Herzog an die Unternehmer appelliert, mehr Arbeitsplaetze zu schaffen. Durch gewaltige Anstrengungen sei die deutsche Wirtschaft wieder eine der modernsten und wettbewerbsfaehigsten in der Welt geworden. Herzog sagte, nun gelte es, das soziale Versprechen der Marktwirtschaft einzuloesen und an die zu denken, die einen Arbeitsplatz brauchten. Noetig sei auch mehr Solidaritaet mit sozial Schwachen. Im Verhaeltnis zwischen Jung und Alt sieht der Bundespraesident die Gefahr einer gespaltenen Gesellschaft; beim Generationenvertrag duerfe nicht nur ueber Geld geredet werden. Im Vordergrund muesse das Versprechen von Zuwendung und Sorge stehen. Der Bundespraesident setzte sich zudem fuer mehr Dialog zwischen Ost- und Westdeutschen ein sowie zwischen Deutschen und Auslaendern. Seine Weihnachtsgruesse aus dem Berliner Schloss Bellevue richtete Herzog auch ausdruecklich an diejenigen, die in Deutschland Heimat, Gastfreundschaft oder Zuflucht gefunden haetten.


Weihnachtspredigten mahnen zu sozialer Verantwortlichkeit

Mainz/Trier/Stuttgart. Die deutschen Bischoefe haben in ihren Weihnachtspredigten zu sozialer Verantwortlichkeit aufgerufen. Der Mainzer Bischof Lehmann sagte, eine Welt ohne Erbarmen duerfe es nicht geben. Jedem hilfesuchenden Menschen muesse beigestanden werden. Der Trierer Bischof Spittal sagte, der Mensch duerfe nicht laenger nur an der Oberflaeche leben. Wenn das Leben nichts anderes als nur Alltaegliches zu bieten habe, sei es nur eine Ochsentour. Die Hamburger Bischoefin Jepsen forderte, die Marktwirtschaft muesse wieder sozial werden; wenn schon Armut, dann muesse sie wenigstens ertraeglich sein.


Scharping beendet Weihnachtsbesuch in Bosnien

Sarajevo. Verteidigungsminister Scharping beendete heute seinen Weihnachtsbesuch bei den in Bosnien stationierten deutschen Soldaten. Waehrend der zweitaegigen Reise hatte sich Scharping unter anderem ueber die Arbeit im deutschen Truppenlager Rajlovac (sp?) in Sarajevo informiert. Das Kontingent der deutschen SFOR-Truppe in Bosnien umfasst derzeit knapp 2.800 Soldaten. Scharping sagte, die NATO-Friedenstruppen muessten noch mindestens drei Jahre in Bosnien bleiben. Sie wuerden unter anderem bei der Wiederherstellung der Infrastruktur und der Gesundheitsversorgung eine zentrale Rolle spielen.


Aussprache zwischen Schroeder und Trittin ueber Atompolitik

Bonn. Nach dem rot-gruenen Hauskrach um die Atompolitik haben sich Bundeskanzler Schroeder und Umweltminister Trittin ausgesprochen. Danach sagten sie mehreren Zeitungen, es gebe mehr Rauch als Feuer. Die Atomenergie sei nicht die Sollbruchstelle der Koalition. Der Atomausstieg muesse unumkehrbar sein. Schroeder warnte Trittin aber erneut vor Alleingaengen. Der Umweltminister hatte ohne Ruecksprache mit dem Kanzler die Kommissionen fuer Strahlenschutz und Reaktorensicherheit aufgeloest.


Deutscher Kohlendioxid-Ausstoss nimmt zu

Hamburg. Die deutschen Industriebetriebe haben nach einem Bericht des "Spiegel" mehr von dem Treibhausgas Kohlendioxid an die Umwelt abgegeben als 1997. Danach stieg der Kohlendioxidausstoss um 1,5 Prozent auf 123 Mio. Tonnen. Das Deutsche Institut fuer Wirtschaftsforschung fordert deshalb die Einfuehrung einer Oekosteuer. Die Selbstverpflichtungserklaerungen der Industrie haetten nichts gebracht. Die Unternehmen hatten vor zwei Jahren versprochen, den Kohlendioxidausstoss bis 2005 gegenueber 1990 um 20 Prozent zu senken.


Bubis: Holocaust-Museum nicht notwendig

Muenchen. Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden Bubis haelt ein deutsches Museum zur Erinnerung an den Holocaust nicht fuer notwendig. Gegenueber der "Sueddeutschen Zeitung" sagte Bubis woertlich: "Ich meine, dass neben den Gedenkstaetten, neben der Topographie des Terrors ein Museum in Deutschland nicht unbedingt notwendig ist, anders als in Amerika." Ein solches Museum war von Kulturstaatsminister Naumann vorgeschlagen worden. Er, Bubis, werde aber Naumann nicht daran hindern, ein solches Museum zu bauen. Man duerfe sich nur nicht dahinter verstecken.


DaimlerChrysler auf Ueberholspur

Stuttgart. Die DaimlerChrysler AG hat ihren Umsatz in diesem Jahr um rund 13 Prozent gesteigert. Nach Firmenangaben ergibt sich dies aus ersten Schaetzungen. Demnach hat der Konzern in diesem Jahr 260 Mrd. DM umgesetzt, 31 Mrd. DM mehr als 1997 die beiden Vorlaeuferunternehmen Daimler-Benz und Chrysler zusammen. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, Firmenchef Schrempp wolle gegen Rat des Finanzvorstand die Dividende bereits fuer das abgelaufene Geschaeftsjahr auf das hoehere Niveau der Chrysler Corporation anheben.


Quellen

SWR1    09:00 MEZ    17:00 MEZ    19:00 MEZ    21:00 MEZ