GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 15.08.1994



* Deutsche CARE-Helfer sitzen in Kairo fest
* Konsequenzen aus Deckert-Urteil
* Beschlagnahmtes Plutonium nur der Anfang
* Moskau bestreitet russische Herkunft des Atommaterials
* Sechs Leichen in Frankfurter Edelbordell
* Fussball: Auch Bayern raus
* Dollarkurs



Deutsche CARE-Helfer sitzen in Kairo fest

Koeln-Goma - das war die geplante Route, auf der die freiwilligen Helfer der deutschen CARE-Aktion fuer Ruanda zu ihrem Einsatzort gelangen sollten. Gestern waren sie losgeflogen, doch heute werden sie ihr Ziel wohl nicht mehr erreichen. Ihre Maschine musste wegen eines technischen Defekts notlanden. Derzeit sitzen die 266 Freiwliigen in Kairo fest, sie sind die ersten, die in in den Fluechtlingslagern in Zaire helfen wollen. In den folgenden Wochen sollen weitere Hilfstrupps folgen. Bislang scheint allerdings noch unklar zu sein, wo genau das deutsche Aerzte-Camp aufgebaut werden soll. In den Fluechtlingslagern vom Goma gibt es angeblich noch Koordinationsschwierigkeiten unter den internationalen Hilfsorganisationen. Zumindest das medizinische Geraet der Deutschen wurde bereits eingeflogen und von franzoesischen Soldaten entladen. Nun fehlen nur noch die Helfer, die in Aegypten festsitzen. Das defekte Navigationsinstrument der gecharterten Iljuschin-Maschine wird zur Zeit repariert. Die Helfer kommen heute auf keinen Fall mehr nach Goma: das naechste Ziel der Maschine ist Entepe (sp?) in Uganda, wo sie fuer den Weiterflug nach Zaire noch einmal aufgetankt werden muss. Da eine naechtliche Landung in Goma nicht moeglich ist, werden die deutschen Helfer fruehestens morgen die Fluechtlingslager an der ruandischen Grenze erreichen.


Konsequenzen aus Deckert-Urteil

Das Praesidium des Mannheimer Landgerichts hat Konsequenzen aus dem umstrittenen Urteil gegen den NPD-Vorsitzenden Guenter Deckert gezogen. Dem fuer das Skandal-Urteil verantwortlichen Richter, Wolfgang Mueller, wurde der Vorsitz der sechsten grossen Strafkammer des Mannheimer Landgerichts entzogen. Der Praesidiumsbeschluss wird mit dauernder krankheitsbedingter Verhinderung begruendet. Offensichtlich wird auch der Berichterstatter, Rainer Orlett, dessen Rolle noch mehr umstritten war, ersetzt. Auch er hat sich krankgemeldet und war heute nicht im Gericht erschienen, entschieden werden soll ueber seine Versetzung aber spaeter. Schon am Nachmittag hatte sich eine Richterversammlung der sechsten Strafkammer von der Urteilsbegruendung distanziert, zumindest soweit diese den Eindruck erqeckt habe, dass rechtsextremes und anti-juedisches Gedankengut gebilligt werde. Der Vorsitzende des Landgerichts hat, wie erst heute bekannt wurde, schon in der letzten Woche einen Entschuldigungsbrief an die juedische Gemeinde der Stadt geschrieben. Wolfgang Mueller hatte sich schon am Nachmittag zu dem Fall geaeussert und gesagt, dass es zu einem grossen Missverstaendnis gekommen sei und man in der Urteilsbegruendung nicht deutlich genug den Unterschied zwischen der Meinung des Gerichts und der des Angeklagten markiert haette.


Beschlagnahmtes Plutonium nur der Anfang

Das letzte Woche auf dem Muenchner Flughafen beschlagnahmte Plutonium sollte nur der Anfang sein. Die Schieber wollten nach Angaben des bayrischen Landeskriminalamts insgesamt 4 kg des atomwaffenfaehigen Nuklearmaterials aus Russland nach Deutschland liefern. Der erste Hinweis auf die Band von Atomdealern kam vom BND, dies gab Bayerns Innenminister Beckstein heute nachmittag auf einer Pressekonferenz bekannt. Aufgrund dieser Informationen sei es den Fahndern des Landeskriminalamtes Bayern gelungen, mit der Bande Kontakt aufzunehmen. Die Ermittler gaben sich als Kaufleute aus, die fuer ein am Bau von Atomwaffen interessiertes Land taetig seien. Die bei einem Treffen am 19. Juli in Muenchen uebergebene Probe wurde sofort analysiert und als waffenfaehiges Plutonium identifiziert, vermutlich aus einer russischen Atomfabrik und nicht aus einem Kernkraftwerk. Bei den Taetern handelt es sich um einen Kolumbianer und zwei Spanier mittleren Alters. Fuer eine Gesamtmenge von 4,5 kg wurde daraufhin ein Kaufpreis von 250 Mio US$ vereinbart. Allerdings wussten die Fahnder, dass mit der am Mittwoch abend aus Moskau eintreffenden Maschine nur etwa 500 g des spaltbaren Materials geschmuggelt werden sollte. Die Taeter wurden sofort danach in Muenchen gefasst. Zwei der Maenner legten Gestaendnisse ab und erklaerten, das Material in Moskau von einem ihnen nicht naeher bekannten Mann erhalten zu haben.


Moskau bestreitet russische Herkunft des Atommaterials

Das russische Atomenergieministerium hat bestritten, dass das bisher in Deutschland sichergestellte Nuklearmaterial aus Russland stammt. Die deutschen Behoerden haetten bislang noch keine Beweise vorgelegt hiess es, weder fuer den juengsten Fall, noch fuer die vorhergehenden im Mai in Tengen und im Juni in Landshut. Der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung Norbert Schaefer wies die Vorwuerfe zurueck: man habe Moskau sehr wohl Beweise vorgelegt. Der russischen Seite seien die Laborergebnisse uebermittelt worden. Nach Angaben von Fachleuten bedarf es nicht der Uebersendung des beschlagnahmten Materials. Die Laborergebnisse lassen sehr genaue Rueckschluesse auf die Herkunft des Materials zu.


Sechs Leichen in Frankfurter Edelbordell

In einem Edelbordell im Frankfurter Stadtteil Westend sind heute die Leichen von Frauen und einem Mann gefunden worden. Die genauen Motive sind noch unklar, moeglicherweise handelt es sich um eine Milieustraftat, da das Etablissement der Konkurrenz aus dem Bahnhofsviertel schon laenger ein Dorn im Auge war. Bei den getoeteten Frauen handelt es sich offenbar um Prostituierte, der ermordete Pole war wahrscheinlich der Betreiber des Bordells. Die sechs Personen wurden in der vergangenen Nacht erdrosselt.


Fussball: Auch Bayern raus

Nach dem Ausscheiden des Pokalsiegers Werder Bremen ist nun auch der Landesmeister Bayern Muenchen ausgeschieden. Am spaeten Sonntag abend unterlagen die Bayern im Frankenstadion zu Nuernberg Bayerns beruehmtestem Dorfverein, dem FC Festenbergskreuth.


Dollarkurs

Ein US-Dollar kostet 1,5522 DM


Quellen

B5    15:00 MESZ    18:00 MESZ    19:30 MESZ    20:15 MESZ