GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 01.06.2003



* Auftakt des G-8-Gipfels in Evian
* SPD-Parteitag stimmt Agenda 2010 zu
* Union bietet Schroeder erneut Zusammenarbeit an
* Beitragssatz zur Pflegeversicherung steigt voraussichtlich
* Abschluss des Oekumenischen Kirchentags
* Kurt Beck wuerdigt Anna Seghers
* Zunehmendes Schulschwaenzen in Grossstaedten beklagt
* Angriff auf deutsche Entwicklungshelfer
* Koerperspendertreffen im Heidelberger Institut fuer Plastination
* Fruehjahrsmeeting in Iffezheim
* Formel 1: Grosser Preis von Monaco
* Freundschaftslaenderspiel Deutschland - Kanada
* Strassen nach Gewitter ueberschwemmt



Auftakt des G-8-Gipfels in Evian

Evian. In dem franzoesischen Kurort am Genfer See hat der G-8-Gipfel begonnen. Zum Auftakt des Treffens stand ein Arbeitsessen der G-8 mit Vertretern von zahlreichen Schwellen- und Entwicklungslaendern auf dem Programm. Die wichtigsten Themen des heutigen Tages sind Schuldenerlass, der Kampf gegen AIDS und ein besserer Zugang der aermsten Laender zum Weltmarkt. Morgen werden die sieben fuehrenden Industrienationen und Russland vor allem ueber den Kampf gegen den Terrorismus und die schlechte Lage der Weltwirtschaft beraten. Der G-8-Gipfel dauert noch bis Dienstag. US-Praesident Bush reist allerdings wegen seiner diplomatischen Initiative im Nahen Osten schon morgen Mittag wieder ab. UN-Generalsekretaer Annan appellierte auf dem Gipfel an die Industriestaaten, ihre Hilfen fuer die Entwicklungslaender zu erhoehen. Er verlangte einen staerkeren Schuldenerlass und einen besseren Zugang der aermeren Staaten zum Weltmarkt.

Mehrere tausend Globalisierungsgegner protestieren am Genfer See gegen den G-8-Gipfel. Dabei kam es in der Nacht und am Morgen zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Traenengas ein. Rund 15-hundert Demonstranten blockierten im franzoesischen Grenzort Annemasse die Autobahn. In Genf besetzten Gipfel-Gegner mehrere Bruecken. In der Nacht war es in der Genfer Innenstadt zu Ausschreitungen gekommen. Rund 300 Randalierer zerstoerten Schaufenster, zuendeten Barrikaden an und warfen Molotow-Cocktails. Ausschreitungen werden auch aus Lausanne gemeldet. Zu Grosskundgebungen am Genfer See wurden heute Zehntausende Demonstranten erwartet.


SPD-Parteitag stimmt Agenda 2010 zu

Berlin. Die SPD hat am Sonntag auf dem Sonderparteitag in Berlin der umstrittenen Reform-Agenda 2010 von Bundeskanzler Gerhard Schroeder zugestimmt. Nach strittiger Debatte votierte eine Mehrheit von 90 Prozent der 524 Delegierten fuer Schroeders Agenda 2010. Damit erklaerte sich die Partei zu tiefen Einschnitten ins Sozialsystem bereit. Um die Einschnitte beim Arbeitslosen- und Krankengeld hatte es zuvor Kampfabstimmungen gegeben, die Schroeder gewann. Dabei hatte Schroeder fuer sein Reformkonzept geworben. Er rief zum Mut fuer Veraenderungen auf. Die SPD-Linken hatten keinen Erfolg damit, zentrale Punkte der Agenda abzumildern. Die baden-wuerttembergische SPD hatte im Vorfeld des Parteitags fuer die Unterstuetzung der Agenda gestimmt. 39 der 40 Delegierten aus dem Land stimmten fuer den Reformvorschlag, einer enthielt sich. Laut Landeschefin Ute Vogt ist das Konzept erst der Auftakt fuer weitere umfassende Reformen. Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck hat sich zufrieden ueber die Zustimmung zur Reform-Agenda 2010 auf dem SPD-Sonderparteitag in Berlin am Sonntag gezeigt. Die Partei habe damit Handlungsfaehigkeit bewiesen, sagte Beck. Die Zustimmung werde die SPD staerken. "Wir brauchen Reformen fuer die Gesellschaft und haben mit der Abstimmung den Weg dafuer frei gemacht", betonte der SPD-Politiker. Nach der Zustimmung des SPD-Sonderparteitages zur Agenda 2010 dringen die Gruenen auf weitere Reformschritte. Insbesondere beim Thema Rente gebe es noch Reformbedarf, sagte der Gruenen-Politiker Schlauch dem "Tagesspiegel". Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat die Agenda 2010 als "Minimalkonzept" bezeichnet. Es muessten noch "deutlichere Schritte folgen", sagte Verbandspraesident Braun. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haelt auch nach der Zustimmung des SPD- Parteitags zur Agenda an seiner Kritik fest, bietet den Sozialdemokraten aber einen weiteren Dialog an.


Union bietet Schroeder erneut Zusammenarbeit an

Kurz vor dem SPD-Parteitag zur Reform- Agenda hat die Union Bundeskanzler Schroeder erneut eine Zusammenarbeit bei wichtigen Projekten angeboten. CDU-Chefin Merkel sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die- Union werde "richtige Reformen seitens der Regierung aus parteitaktischen Gruenden nicht behindern". Sie kuendigte an, die Union wolle in der Gesundheitspolitik auf der Basis ihres Konzepts verhandeln. Gleichzeitig deutete sie eine gemeinsame Haltung mit der SPD in der Rentenpolitik an. Aehnlich aeusserten sich CSU-Chef Stoiber und Unionsfraktions-Vize Merz.


Beitragssatz zur Pflegeversicherung steigt voraussichtlich

Berlin. Der Beitragssatz zur Pflegeversicherung wird nach Angaben von SPD-Fraktionschef Muentefering voraussichtlich steigen. Auf dem SPD-Sonderparteitag sagte Muentefering, man werde nicht im ganzen Jahrzehnt mit einem Beitragssatz von 1,7 Prozent auskommen. Im Herbst muesse ueber das Thema Pflegeversicherung ausfuehrlich geredet werden. Der SPD-Fraktionschef deutete an, dass die Finanzierungsluecke bei der Pflegeversicherung moeglicherweise durch eine hoehere Erbschaftssteuer geschlossen werden koennte.


Abschluss des Oekumenischen Kirchentags

Berlin. Mit einem grossen Freiluft-Gottesdienst ist in Berlin der erste Oekumenische Kirchentag in Deutschland zu Ende gegangen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen auf der Wiese vor dem Reichstag etwa 200.000 Menschen teil. Im Mittelpunkt stand die gemeinsame Predigt des Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz, Lehmann, und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Kock. In Anspielung auf das von vielen Laien kritisierte Verbot des gemeinsamen Abendmahls sagte Kock, der Schmerz ueber das, was aussteht, werde uebertroffen von der Freude ueber das Verbindende. Seit Mittwoch hatten an die 500.000 Menschen am Oekumenischen Kirchentag teilgenommen. Kock und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, warnten vor "einer egoistischen Ausbeutung" der Welt. Die "Mangelware Arbeit" muesse besser verteilt werden, forderten die Kirchenmaenner.


Kurt Beck wuerdigt Anna Seghers

Mainz. Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck hat zum 20. Todestag von Anna Seghers das Lebenswerk der Schriftstellerin gewuerdigt. Im Jahrhundert der totalitaeren Verfuehrungen sei Seghers eine Stimme fuer die Unterdrueckten gewesen, sagte Beck. Seghers wurde im Jahr 1900 unter dem Namen Netty Reiling in Mainz geboren. Waehrend der NS-Zeit musste sie ins Exil gehen. 1952 wurde sie fuer ihren Roman "Das siebte Kreuz" mit dem Buechner-Preis ausgezeichnet. Sie starb 1983 in Ost-Berlin.


Zunehmendes Schulschwaenzen in Grossstaedten beklagt

Augsburg. In den bayerischen Grossstaedten gibt es nach Beobachtung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes immer mehr Schulschwaenzer. Wie BLLV-Praesident Dannhaeuser am Rande eines Kongresses in Augsburg sagte, verbringen immer mehr Kinder aus Angst vor schulischen Misserfolgen den Vormittag in Kaufhaeusern und Spielhallen. Wenig haelt Dannhaeuser von der gaengigen Praxis, dass die Polizei nach Schulschwaenzern Ausschau haelt. Nach Ansicht Dannhaeusers sollten die Schulen den Eltern per SMS mitteilen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter nicht zum Unterricht erschienen ist.


Angriff auf deutsche Entwicklungshelfer

Afghanische Untergrundkaempfer haben einen Anschlag auf ein Buero deutscher Entwicklungshelfer veruebt. Die Angreifer schleuderten eine Handgranate auf die Vertretung der Gesellschaft fuer Technische Zusammenarbeit (GTZ), wie die Behoerden in der suedafghanischen Stadt Kandahar mitteilten. Es sei niemand verletzt worden, da das Gebaeude am Wochenende nicht besetzt gewesen sei, sagte GTZ-Mitarbeiter Assefa. In Kabul nahmen gestern mehrere hundert ISAF-Soldaten an einer Trauerfeier fuer den Bundeswehr-Soldaten teil, der bei der Explosion einer Mine sein Leben verloren hatte.


Koerperspendertreffen im Heidelberger Institut fuer Plastination

Heidelberg. Ueber 800 Teilnehmer sind am Sonntag zum diesjaehrigen Koerperspendertreffen in das Heidelberger Institut fuer Plastination gekommen. Im Laufe der Veranstaltung enthuellte der Mediziner Gunther von Hagens das Plastinat des 72 Jahre alten Mannes, der von ihm in London oeffentlich seziert worden war. Von Hagens ist vor allem durch seine umstrittene Ausstellung "Koerperwelten", in der plastinierte Leichen gezeigt werden, bekannt geworden. Er selbst hat die Plastination, eine Technik zur trockenen und geruchsfreien Konservierung von menschlichen und tierischen Koerperteilen und Organen, erfunden.


Fruehjahrsmeeting in Iffezheim

Pferdesport. Der vier Jahre alte Hengst Epalo hat unter Jockey Terence Hellier am Sonntag auf der Galopprennbahn in Iffezheim den mit 140.000 Euro dotierten Grossen Mercedes-Benz-Preis gewonnen. Damit endete gleichzeitig das diesjaehrige Fruehjahrsmeeting. Trotz guter Rennbesetzungen und hoher Besucherzahlen ist die Bilanz fuer den Rennveranstalter, den Internationalen Club Baden-Baden, allerdings eher ernuechternd. Insgesamt sind die Wetteinsaetze um mehr als elf Prozent zurueckgegangen. Bereits am Samstag wurde Bernhard Prinz von Baden (33) zum neuen Praesidenten des Internationalen Clubs gewaehlt. Er ist Nachfolger von Hartmann von Richthofen, der dieses Amt 14 Jahre lang ausuebte.


Formel 1: Grosser Preis von Monaco

Monte Carlo. Der Kolumbianer Juan Pablo Montoya hat in der Formel-1-Weltmeisterschaft den Grossen Preis von Monaco gewonnen. Zweiter wurde der Fuehrende in der Gesamtwertung Kimi Raeikkoenen aus Finnland. Auf Platz drei kam Michael Schumacher vor seinem Bruder Ralf. Ralf Schumacher wurde im Williams-BMW Vierter. Sauber-Pilot Heinz-Harald Frentzen schied in der ersten Runde aus.


Freundschaftslaenderspiel Deutschland - Kanada

In einem Freundschaftslaenderspiel in Wolfsburg trennten sich die Fussball-Nationalmannschaften Deutschlands und Kanadas mit 4:1.


Strassen nach Gewitter ueberschwemmt

Heidelberg/Freiburg. Gewitter mit starken Regenfaellen haben am Samstagabend in Baden-Wuerttemberg Strassen ueberflutet. In Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) wurden mehrere Strassen ueberschwemmt. In Walldorf bei Heidelberg brach ein Damm, eine Kreisstrasse wurde ueberflutet. Am fruehen Sonntagmorgen konnte der Damm wieder befestigt werden. Im Landkreis Loerrach ging starker Hagelschlag nieder. In Freiburg zaehlte die Feuerwehr rund 60 Einsaetze. Im Kreis Heilbronn schlug ein Blitz in ein Mehrfamilienhaus ein, die Bewohner wurden nicht verletzt. In Neu-Ulm, regnete und hagelte es so stark, dass viele Keller volliefen und Unterfuehrungen bis zu einen Meter unter Wasser standen. Das groesste Hagelkorn wurde im oberbayerischen Pfaffenwinkel gefunden - es hatte einen Durchmesser von viereinhalb Zentimetern.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ