GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 30.06.1997



* Schweres Unwetter in Norddeutschland
* Bundesregierung haelt an der puenktlichen Einfuehrung des EURO fest
* FPD signalisiert Kompromissbereitschaft im Streit um Steuerreform
* Deutsche Wirtschaft erwartet weiterhin florierenden Handel mit Hongkong
* Prozess gegen Bauunternehmer Schneider hat begonnen
* Angeklagter Safwan Eid vom Vorwurf der Brandstiftung freigesprochen
* Nach erneutem Brandanschlag haelt Harig weiter am Kirchenasyl fest
* Viele Baustellen in Berlin heute bestreikt
* Acht Bildungsverbaende sprechen sich fuer Rechtschreibreform aus
* Zahl der Wohlhabenden ist in Deutschland gestiegen
* Baden-Wuerttemberg: Praemie fuer freiwillig zurueckkehrende Fluechtlinge
* Fuenfgeld weiterhin Intendant des Sueddeutschen Rundfunks
* Tennis
* Boerse



Schweres Unwetter in Norddeutschland

Hannover. Das Unwetter der vergangenen Nacht hat in Norddeutschland Schaeden von rund sechs Mio. Mark angerichtet. Allein in Niedersachsen wurden sieben Menschen verletzt. Es gab hunderte Feuerwehreinsaetze. Das Unwetter tobte besonders im Weser-Ems-Gebiet, in den Regionen Hannover und Braunschweig sowie im Harz und in Thueringen. Im Bahnverkehr kam es wegen beschaedigter Oberleitungen zu erheblichen Verspaetungen. Auf den Strassen gab es durch umgestuerzte Baeume und Schlamm kilometerlange Staus. Orkanartige Boen deckten Daecher ab, Blitze setzten zahlreiche Haeuser und Scheunen in Brand. Wassermassen in den Kanalisationen schleuderten Gullydeckel bis zu 1,50 Meter hoch.


Bundesregierung haelt an der puenktlichen Einfuehrung des EURO fest

Berlin. Die Bundesregierung haelt nach den Worten von Bundeskanzler Kohl am Fahrplan bei der Einfuehrung der Europaeischen Waehrungsunion fest. Nach einer Sitzung des CDU-Vorstands sagte Kohl vor der Presse in Berlin, das Beitrittskriterium von 3,0 Prozent werde nicht verwaessert. Es bleibe auch beim Zeitpunkt der Einfuehrung des EURO 1999. Der Kanzler fuegte hinzu, Finanzminister Waigel habe bei diesem Kurs die volle Unterstuetzung der Bundesregierung und seiner selbst.


FPD signalisiert Kompromissbereitschaft im Streit um Steuerreform

Bonn. Im Streit um die Steuerreform hat die FDP Kompromissbereitschaft signalisiert. Nach den Worten von Generalsekretaer Westerwelle wollen die Liberalen im Vermittlungsverfahren nicht mehr strikt darauf bestehen, dass Buerger und Wirtschaft um mindestens 30 Mrd. Mark entlastet werden. Um in den Verhandlungen mit der SPD zu Ergebnissen zu kommen, sei man zu vernuenftigen Kompromissen bereit, sagte Westerwelle nach einer Sitzung des Bundesvorstandes seiner Partei. Ziel bleibe aber, dass es eine Nettoentlastung geben muesse. Eine Zahl nannte der FDP-Generalsekretaer nicht.


Deutsche Wirtschaft erwartet weiterhin florierenden Handel mit Hongkong

Bonn. Die deutsche Wirtschaft erwartet nach dem Machtwechsel einen weiter florierenden Handel mit Honkong. Wie der Bundesverband des Deutschen Gross- und Aussenhandels mitteilte, wird sich China weiter oeffnen und den Weg der Reformpolitik gehen. Auch der Deutsche Industrie- und Handelstag hat Vertrauen in die Zukunft Hongkongs. Diese Einschaetzung werde durch Umfragen in Hongkong bestaetigt. Danach wolle die Haelfte der etwa 250 deutschen Niederlassungen ihre Geschaeftsaktivitaeten in den naechsten Jahren ausweiten.


Prozess gegen Bauunternehmer Schneider hat begonnen

Frankfurt. Der wegen der groessten Immobilienpleite in Deutschland angeklagte Bauunternehmer Schneider hat zum Auftakt seines Prozesses ein Teilgestaendnis abgelegt. Gleichzeitig wies er den kreditgebenden Banken eine erhebliche Mitschuld zu. Diese haetten seine Unterlagen ungeprueft uebernommen, sich unter anderem ueber Vorschriften hinweggesetzt und gewusst, dass sie spekulative Ideen finanzierten. Schneider, der zeitweise ueber 100 Immobilien auf der Basis von Scheinrechnungen und Millionenkrediten in Besitz hatte, war nach dem Zusammenbruch seines Imperiums im April 1994 in die USA gefluechtet. Dort wurde er rund ein Jahr spaeter entdeckt. Schneider muss sich wegen Kreditbetrugs und besonders schweren Betrugs in fuenf Faellen verantworten. Der heute 63jaehrige und seine Frau hinterliessen bei ihrer Flucht aus Deutschland einen Schuldenberg von rund sechs Mrd. Mark. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.


Angeklagter Safwan Eid vom Vorwurf der Brandstiftung freigesprochen

Luebeck. Im Prozess um die Brandkatastrophe in einem Luebecker Asylbewerberheim ist der Angeklagte Safwan Eid vom Vorwurf der Brandstiftung freigesprochen worden. Das Verfahren vor der Jugendkammer des Landgerichts Luebeck dauerte neun Monate. Der Vorsitzende Richter sagte in der muendlichen Urteilsbegruendung, die Verhandlung habe keine Beweise erbracht, dass der 21jaehrige Libanese das Feuer gelegt habe. Auch die Staatsanwaltschaft hatte aus Mangel an Beweisen Freispruch fuer den Angeklagten gefordert, sie geht jedoch weiter von einem Tatverdacht aus. Die Verteidigung vertrat im Prozess die These, das Feuer sei von rechtsradikalen Jugendlichen gelegt worden. Eid wurde fuer die fuenf Monate, die er unter dem Vorwurf der Brandstiftung in Untersuchungshaft sass, eine Entschaedigung zugesprochen. Bei dem Brand im Januar 1996 waren zehn Menschen getoetet und 38 verletzt worden.


Nach erneutem Brandanschlag haelt Harig weiter am Kirchenasyl fest

Luebeck. Pastor Harig haelt auch weiter am Kirchenasyl fuer eine algerische Familie fest. Er sagte heute im NDR, er lasse sich von dem juengsten Brandanschlag nicht unter Druck setzen. Er vermute, dass rechtsradikale Taeter die Anschlaege auf kirchliche Einrichtungen von langer Hand geplant haetten. Harig befuerwortete Plaene, Bundespraesident Herzog nach Luebeck einzuladen. Es muesse oeffentlich ueber das gesprochen werden, was in Deutschland los sei. In der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte im Kirchenbuero der evangelischen Sankt-Augustinus-Gemeinde Feuer gelegt. An die Aussenwand schmierten sie Hakenkreuze und eine Drohung gegen Harig. Ein Tatverdaechtiger wurde inzwischen wieder freigelassen.


Viele Baustellen in Berlin heute bestreikt

Berlin. Auf den Baustellen in der Hauptstadt wird zum ersten Mal seit 1978 gestreikt. Etwa 600 Beschaeftigte legten die Arbeit nieder. Viele von ihnen fuhren in einem Autokorso durch die Stadt. Ihr Arbeitskampf richtet sich gegen kleine mittelstaendische Betriebe, die sich geweigert hatten, den bundesweiten Schlichterspruch fuer die Baubranche anzuerkennen. Er sieht unter anderem eine Regelung zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vor. Die Arbeitgeber fordern eigene Verhandlungen, weil sie aus den Spitzenverbaenden ausgetreten waren. Die IG Bau will dagegen die Uebernahme des Schlichterspruchs per Streik erzwingen.


Acht Bildungsverbaende sprechen sich fuer Rechtschreibreform aus

Frankfurt. Vertreter von acht Bildungsverbaenden haben sich fuer die Rechtschreibreform ausgesprochen. Die neuen Regeln seien paedagogisch sinnvoll, bauten Lernhindernisse ab und geben Schuelern mehr Sicherheit beim Schreibenlernen, heisst es in einer in Frankfurt veroeffentlichten Resolution. Die Reform muesse auch deshalb umgesetzt werden, weil sie sowohl national wie international im Konsens verabschiedet worden sei. Zu den Unterzeichnern der Erklaerung gehoeren neben anderen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Deutsche Philologenverband und der Verband der Schulbuchverlage.


Zahl der Wohlhabenden ist in Deutschland gestiegen

Wiesbaden. Die Zahl der Wohlhabenden in Deutschland ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden gestiegen. Das bei den Finanzaemtern angegebene Vermoegen erhoehte sich von 1989 bis 1993 nach einer neuen Statistik ueber die Vermoegensteuer auf 833 Mrd. Mark. Dies bedeutet eine Steigerung um 22 Prozent. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 130.000 Haushalte mit einem Vermoegen von mehr als einer Mio. Mark.


Baden-Wuerttemberg: Praemie fuer freiwillig zurueckkehrende Fluechtlinge

Stuttgart. Das Land Baden-Wuerttemberg zahlt Buergerkriegsfluechtlingen aus Bosnien ab sofort eine zusaetzliche Praemie, wenn sie freiwillig zurueckkehren. Das gab das Innenministerium bekannt. Familien erhalten demnach bis zu 1.000 Mark zusaetzlich, Alleinerziehende bis zu 750 Mark. Die Aktion ist befristet bis zum 15. September.


Fuenfgeld weiterhin Intendant des Sueddeutschen Rundfunks

Stuttgart. Der Intendant des Sueddeutschen Rundfunks, Fuenfgeld, wird den Sender bis zur Fusion mit dem Suedwestfunk weiterleiten. Der 66jaehrige wurde erwartungsgemaess fuer die restliche Amtszeit bis Ende September 1998 wiedergewaehlt. Er erhielt 27 der 29 Stimmen bei einer Enthaltung und einem ungueltigen Votum. Fuenfgeld hatte drei Mitbewerber, von denen einer nicht erschien.


Tennis

Wimbledon. Boris Becker hat beim Turnier in Wimbledon das Achtelfinale erreicht. Er gewann mit 6:3, 6:3 und 6:2 gegen den Briten Mark Pechey. Ausgeschieden ist Alexander Radulescu. Der Duesseldorfer musste sich Todd Woodbridge aus Australien in drei Saetzen geschlagen geben.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7441
Kanada(1 $)  1,2665
England(1 Pfund)  2,9012
Irland(1 Pfund)  2,6310
Schweiz(100 sfr)  119,500
Frankreich(100 FF)  29,658
Italien(1000 Lit)  1,0244
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1834
Japan(100 Yen)  1,5253
Schweden(100 skr)  22,535
 
Einige Indizes:
DAX:3785,77
Dowjones-Index:7633,89( Stand 17:00 MESZ )  
7687,72( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:20604,96
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR 3    08:00 MESZ    17:00 MESZ    19:00 MESZ
DLF    11:00 MESZ    18:00 MESZ
NDR 4    13:00 MESZ    17:30 MESZ