GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 29.12.1996



* Kaeltestes Wochenende des Jahres
* Schiffahrt auf der Elbe wegen Vereisung gestoppt
* DGB-Chef Schulte sieht Halbierung der Arbeitslosenzahl als moeglich an
* Arbeitgeberpraesident Hund sieht Streik und Aussperrung als veraltet an
* Bundesregierung will schaerfer gegen Schwarzarbeit im Bau vorgehen
* Suessmuth erwirkt weitere einstweilige Verfuegung
* Trauergottesdienst fuer die Opfer von Frankfurt-Sindlingen
* Kirchen setzen auf soziale Marktwirtschaft
* ZDF auf dem Weg aus der finanziellen Talsohle
* Polizei verhaftet schwerbewaffneten 70jaehrigen



Kaeltestes Wochenende des Jahres

Deutschland erlebt das kaelteste Wochenende des Jahres. In der Nacht sanken die Temperaturen in Erfurt auf -24 Grad. Den Rekord in Baden-Wuerttemberg erreichte Freudenstadt mit -18 Grad. Meteorologen geben leichte Entwarnung. In der kommenden Nacht soll es nicht mehr ganz so frostig sein. In Norddeutschland haben Schnee und Spruehregen am Morgen die Strassen in spiegelglatte Rutschbahnen verwandelt. Streufahrzeuge sind pausenlos im Einsatz. Aerzte warnen davor, Kinder laengere Zeit in Tragen auf dem Ruecken zu transportieren. Durch das abgeknickte Sitzen werden die Beine bei der kaelte nur schlecht durchblutet. Erfrierungen sind die Folge. Auch sollten Schuhe nicht zu eng geschnuert werden.


Schiffahrt auf der Elbe wegen Vereisung gestoppt

Wegen starker Vereisung ist ab morgen der Schiffsverkehr auf der Elbe gesperrt. Die Blockade gelte von der Saalemuendung bis Doenitz nordoestlich von Dannenberg, teilte die Bundesschiffahrtsverwaltung mit. Zuvor war bereits der Verkehr auf dem Mittellandkanal und auf dem Elbe-Havel-Kanal gestoppt worden. An der Nord- und Ostseekueste gibt es bis zu 20 cm dicke Eisschichten.


DGB-Chef Schulte sieht Halbierung der Arbeitslosenzahl als moeglich an

DGB-Chef Schulte geht davon aus, dass im Zusammenwirken der Tarifparteien mit der Politik die Halbierung der Arbeitslosenzahl bis zum Jahr 2000 moeglich ist. Schulte sagte heute, die Voraussetzungen zum Erreichen dieses Ziels seien ueber die Tarifvertraege geschaffen worden. Nun seien die Arbeitgeber zu Gegenleistungen aufgerufen.


Arbeitgeberpraesident Hund sieht Streik und Aussperrung als veraltet an

Der neue Arbeitgeberpraesident Hund hat sich fuer neue Modelle der Konfliktloesung in der Tarifpolitik ausgesprochen, um Arbeitskaempfe zu vermeiden. Streik und Aussperrung seien nicht mehr zeitgemaess, sagte Hund der Deutschen Presseagentur. Als positives Beispiel nannte der Praesident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbaende das Schweizer Friedensabkommen, in dem eine Schlichtung ohne Streiks vorgesehen ist. Die Sozialpartner haben sich darin zur absoluten Friedenspflicht, also dem Verzicht auf Kampfmassnahmen bekannt. Im Rahmen der Reformueberlegungen des Flaechentarifvertrages sollten Gewerkschaften und Arbeitgeber nach neuen Regelungen suchen, erklaerter Hund.


Bundesregierung will schaerfer gegen Schwarzarbeit im Bau vorgehen

Die Bundesregierung in Bonn will im kommenden Jahr schaerfer gegen Schwarzarbeit auf Baustellen vorgehen. Dazu solle die Zahl der Fahnder um 500 auf 2000 aufgestockt werden, berichtet die Zeitung "Bild am Sonntag" unter Berufung auf das Arbeitsministerium. Anlass fuer die Razzien sei das Inkrafttreten der sogenannten "Entsende-Richtlinie". Sie garantiert vom naechsten Jahr an auch fuer auslaendische Arbeiter in der Baubranche Mindestloehne.


Suessmuth erwirkt weitere einstweilige Verfuegung

Bundestagspraesidentin Suessmuth wehrt sich mit Hilfe der Justiz gegen Anschuldigungen der Presse. Sie hat jetzt eine weitere einstweilige Verfuegung erwirkt. Die Zeitung "Bild am Sonntag" darf nicht mehr behaupten, die Bundestagspraesidentin sei am 24. Oktober 1995 mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr von Zuerich nach Bonn gebracht worden. Suessmuth liess in Bonn mitteilen, sie koenne beweisen, dass sie damals mit einer Linienmaschine auf eigene Kosten geflogen sei.


Trauergottesdienst fuer die Opfer von Frankfurt-Sindlingen

Mit einem oekumenischen Gottestienst in Frankfurt-Sindlingen haben heute Kirchenvertreter, Angehoerige und Politiker der Opfer des Selbstmordanschlags von Heiligabend gedacht. Bei der Andacht trauerten sie um die Menschen, die getoetet oder verletzt worden waren, als sich eine psychisch kranke Frau mit zwei Handgranaten in die Luft gesprengt hatte. Der hessische Justitzminister Von Ploepnitz (sp?) sprach fuer die Landesregierung den Hinterbliebenen sein Beileid aus.


Kirchen setzen auf soziale Marktwirtschaft

Die Katholische und die Evangelische Kirche warnen vor zunehmender Armut in Deutschland und setzen auf die soziale Marktwirtschaft. Der Sekretaer der Deutschen Bischofskonferenz, Langendorfer, sagte im Suedwestfunk, die gemeinsame Erklaerung der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland werde zur Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft aufrufen. Zu dieser Entwicklung gehoere auch der Umweltschutz. Das Sozialpapier der Kirchen soll im Februar vorgestellt werden. Langendorfer kuendigte an, die Erklaerung werde allen gesellschaftlichen Kraeften wehtun, denn die Kirchen wollten sich nicht am allgemeinen Schwarzer-Peter-Spiel beteiligen, in dem einer dem anderen seine Forderungen zuschiebe.


ZDF auf dem Weg aus der finanziellen Talsohle

Das Zweite Deutsche Fernsehen scheint den finanziellen Engpass ueberwunden zu haben. In den vergangenen 4 Jahren waren die Einnahmen aus der Werbung um 1,7 Milliarden DM zurueckgegangen. ZDF-Intendant Stolte sagte dazu der Zeitung "Welt am Sonntag", unter dem Geldmangel habe das Programm gelitten, aber das werde sich aendern. Im kommenden Jahr will das ZDF fuer Unterhaltung rund 50 Millionen DM ausgeben. Ausserdem will der Sender mehr als die Haelfte seiner Schulden abtragen. Das Geld soll aus der Gebuehrenerhoehung kommen und aus langsam wieder steigenden Werbeeinnahmen. Um zu sparen werde das ZDF ausserdem bis zum Jahr 2000 rund 600 Arbeitsplaetze abbauen, sagte Stolpe.


Polizei verhaftet schwerbewaffneten 70jaehrigen

Bis an die dritten Zaehne bewaffnet war ein 70jaehriger Ladendieb, der in Nuernberg ertappt wurde. Die Polizei teilte mit, er habe zwei umgebaute und geladene Schreckschusswaffen bei sich gehabt, dafuer zwei Reservemagazine, ausserdem einen Schlagring und zwei Messer. In der Wohnung des Mannes fanden die Beamten 29 weitere umgebaute Feuerwaffen, jede Menge Munition und vier Glaeser mit Schiesspulver. Der geruestete Rentner sagte, das Umbauen von Waffen sei sein Hobby.


Quellen

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