GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 19.03.1996



* Gewalt an Schulen wird unnoetig dramatisiert
* Anspannung mit Iran haelt an
* Wieder Angriff auf Asylbewerber
* Pflanzen koennen auch sehen
* EU will gegen LKW-Gebuehren auf der Brenner Autobahn klagen
* Straffaellige Auslaender sollen rasch ausgewiesen werden
* Massenkarambolage auf der A9
* Bonn will sich staerker auf Forschung und Lehre konzentrieren
* Mutmassliche Kriegsverbrecher festgenommen



Gewalt an Schulen wird unnoetig dramatisiert

Hannover. Die Gewalt an deutschen Schulen wird in der oeffentlichen Diskussion durch die Darstellung von Einzelfaellen unnoetig dramatisiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Kriminologen Boettger. Boettger liess rund 760 Schueler, Eltern und Lehrer befragen. Mehr als die Haelfte der Schueler vertritt die Meinung, dass Gewalt an Schulen eher selten vorkomme - etwa ein bis fuenfmal pro Jahr. Der Kriminologe warf der Medien vor, Einzelfaelle in unzulaessiger Weise zu ueberzeichnen. Seiner Ansicht liegen die Hauptursachen fuer Gewalt bei Jugendlichen in den Familien und der gewachsenen sozialen Ungleichheit.


Anspannung mit Iran haelt an

Teheran/Bonn. Die iranische Regierung hat den deutschen Haftbefehl der Regierung gegen den iranischen Geheimdienstminister Fallahijan verurteilt und Deutschland gedroht. In einer Erklaerung des Kabinetts heisst es: "Der Haftbefehl gegen einen iranischen Minister koenne zu einer Gefahr fuer Deutsche im Ausland werden. Andere Staaten koennten sich veranlasst sehen, dem deutschen Vorbild zu folgen und Personen in ihrer Abwesenheit zu belasten und vor Gericht zu stellen". Die Regierung in Teheran bezeichnete den deutschen Haftbefehl als unvereinbar mit den internationalen Normen und Praktiken. Die deutschen Justizbehoerden verdaechtigen Fallahijan fuer den Mord an vier iranischen Oppositionellen im Berliner Restaurant Mikonos verantwortlich zu sein. Das auslaendische Amt sieht ungeachtet der deutsch-iranischen Differenzen derzeit keine Gefahr fuer deutsche Staatsangehoerige im Iran. Es gebe keinen Anlass vor Reisen in den Iran zu warnen.


Wieder Angriff auf Asylbewerber

Magdeburg. Ein 23-jaehriger Asylbewerber aus dem Sudan ist in Magdeburg von Jugendlichen ueberfallen und verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden vier Rechtsradikale im Alter zwischen 15 und 20 Jahren vorlaeufig festgenommen. Sie sollen den Afrikaner gestern am spaeten Abend mit einer aufgesetzten Schreckschusspistole in den Kopf geschossen haben. Der genaue Hergang des Ueberfalls ist noch unklar. Der Asylbewerber wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei ermittelt wegen gefaehrlicher Koerperverletzung. Nach drei Verdaechtigen werde noch gesucht.


Pflanzen koennen auch sehen

Tuebingen. Auch Pflanzen koennen Licht erkennen. Das haben Tuebinger Wissenschaftler entdeckt. Die Gruppe am Institut fuer Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie fand heraus, dass Pflanzen ein blaeulich absorbierendes Protein besitzen, dass in aehnlicher Form im menschlichen Auge zu finden ist. Dies erklaere die Wachstumsbewegung der Pflanzen zum Licht hin, erklaerten die Forscher.


EU will gegen LKW-Gebuehren auf der Brenner Autobahn klagen

Bruessel. Die EU-Kommission will gegen die drastisch erhoehten LKW-Gebuehren auf der Brenner-Autobahn vorgehen. Eine Kommissionssprecherin teilte mit, Ende des Monats wuerden voraussichtlich die ersten Schritte fuer ein Verfahren vor dem Europaeischen Gerichtshof eingeleitet. Eine Gebuehrenerhoehung sei nur gerechtfertigt, wenn die Infrastrukturkosten steigen, dies sei beim Brenner offensichtlich nicht der Fall. Ob es tatsaechlich zu einer Anklage kommt, haenge von der Reaktion aus Wien ab. Die ab naechsten Jahr geplante allgemeine Autobahngebuehr in Oesterreich ist nach Angaben der Sprecherin ein anderes Thema. Sie sei erlaubt, solange auslaendische Autofahrer nicht diskriminiert wuerden.


Straffaellige Auslaender sollen rasch ausgewiesen werden

Bonn. Nach den gewalttaetigen Ausschreitungen von kurdischen Extremisten hat Bundeskanzler Kohl eine rasche Verschaerfung des Auslaenderrechts angekuendigt. Die Massnahmen, auf die sich die Bonner Koalitionsparteien gestern verstaendigt hatten, sollen bereits in der kommenden Woche vom Bundeskabinett verabschiedet werden, sagte Kohl. Vorrangiges Ziel muesse es sein, Terroristen moeglichst schnell abzuschieben. Kein PKK-Mitglied duerfe in Deutschland weiter Straftaten verueben. Kohl forderte die Bundeslaender auf, die gesetzlichen Regelungen streng anzuwenden. Dies gelte sowohl fuer das beschleunigte Verfahren vor Gericht, als auch den Vollzug der Ausweisung. In verschiedenen Staedten wurden nach den Krawallen am Wochenende Veranstaltungen zum kurdischen Neujahrsfest verboten, u.a. gilt dies fuer Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Mainz, Ludwigshafen, Giessen, Frankfurt/Main und Ulm. Bisher nicht verboten sind Demonstrationen in Hamburg, Berlin und Kiel. Bundesinnenminister Kanther hat fuer den Bundesgrenzschutz eine erhoehte Einsatzbereitschaft angeordnet.


Massenkarambolage auf der A9

Eisenberg. Bei einer Unfallserie auf der A9 Berlin-Nuernberg sind zwei Menschen getoetet und mindestens dreizehn verletzt worden. Wie die Autobahnpolizei mitteilte, ereigneten sich zwischen der Anschlussstelle Eisenberg und der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt bei dichtem Nebel mindestens zehn Unfaelle an dem insgesamt rund 45 Fahrzeuge beteiligt waren. Als Unfallursache wird zu hohe Geschwindigkeit vermutet. Die Fahrbahn war fuer zwei Stunden gesperrt.


Bonn will sich staerker auf Forschung und Lehre konzentrieren

Bonn. Der Bund will sich kuenftig beim Hochschulbau staerker auf groessere Vorhaben konzentrieren und vor allem Lehre und Forschung foerdern. Dies sieht ein Gesetzentwurf vor, der heute vom Kabinett verabschiedet wurde. Die Gesamtausgaben teilen sich weiterhin Bund und Laender zu je 50 Prozent. Die Mittel aus Bonn werden also nicht gekuerzt, sondern nur umgeschichtet. Kleinere Vorhaben (bis 3 Millionen DM) muessen kuenftig die Laender selbst finanzieren. Bonn konzentriert sich auf groessere Vorhaben. Bei den Uni-Kliniken werden Investitionen erst ab einer 1/4 Million DM vom Bund mitfinanziert. Kuenftig sollen bei den Uni-Kliniken nur die Vorhaben bezuschusst werden, die Forschung und Lehre zugute kommen - nicht jedoch zum Beispiel Betten oder OP`s fuer die normale Krankenversorgung. Noch offen ist ob - wie die Laender es wuenschen - Universitaeten kuenftig im Leasingverfahren gebaut werden duerfen.


Mutmassliche Kriegsverbrecher festgenommen

Muenchen/Wien. Die Behoerden in Deutschland und Oesterreich haben zwei mutmassliche Kriegsverbrecher aus Bosnien-Herzogiewina (sp?) festgenommen. Die in Wien und Muenchen verhafteten Maenner werden vom internationalen UN-Tribunal in Den Haag Verbrechen an Serben vorgeworfen. Ueber ihre Identitaet wurden keine Angaben gemacht.


Quellen

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