GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 14.05.1998



* Berlin feiert das Luftbrueckenjubilaeum
* Bundesbank gibt Rekordgewinne bekannt
* Kampf um das Erbe von Eduard Zwick geht weiter
* Chlorgasunfall im Freibad
* Streit um Armutsberichte im Bayerischen Landtag
* Clinton in Thueringen
* Scala wirft das Handtuch
* Boerse



Berlin feiert das Luftbrueckenjubilaeum

In Berlin hat vor kurzem die 50-Jahr-Feier der Luftbruecke begonnen. Genau dort, wo vor einem halben Jahrhundert die sogenannten Rosinenbomber landeten: auf dem Berliner Flughafen Tempelhof. Grosser Andrang herrschte zum 50-jaehrigen Luftbruecken-Jubilaeum auf dem Berliner Flughafen Tempelhof. Rund 6.000 Berliner haben dem amerikanischen Praesidenten bei seiner Ankunft zugejubelt. Auf dem Rollfeld standen sich ein historischer Rosinenbomber und ein neues US-Transportflugzeug gegenueber, das bei dieser Zeremonie auf den Namen "Spirit of Berlin" getauft werden soll. Am Vormittag drehte sich alles um die groesste Militaeraktion der Alliierten zur Versorgung von West-Berlin. Nach dem die Sowjets Ende Juni 1948 die Zufahrtswege zu den Berliner Westsektoren blockiert hatten, flogen zuerst die Amerikaner, spaeter auch Briten und Franzosen Lebensmittel und auch Kohle in die Stadt. Alle 90 Sekunden landete eine Maschine auf den Flughaefen in den Westsektoren. Bundeskanzler Kohl hat diese Leistung als eine der grossartigsten Hilfsaktionen in der Geschichte gewuerdigt. Die Berliner, aber auch alle anderen Deutschen, haetten damals erfahren, so Kohl, was es heisse, in der Stunde der Not nicht allein zu sein. Vor einem der historischen Rosinenbomber treffen Helmut Kohl und Bill Clinton anschliessend den als Candy-Bomber beruehmt gewordenen Luftbruecken-Piloten Gail Halvorsen. Halvorsen hatte als erster Suesigkeiten in selbstgemachten kleinen Fallschirmen fuer die Berliner Kinder abgeworfen. Mittags fliegt der amerikanische Praesident weiter nach Thueringen. In Eisenach besichtigt er zusammen mit dem Bundeskanzler das Opel-Werk und die Wartburg. Von dort aus will Clinton am Abend zum G8-Wirtschaftsgipfel nach Birmingham reisen.


Bundesbank gibt Rekordgewinne bekannt

Die Bundesbank zog heute eine Bilanz des vergangenen Jahres. Die Experten waren sich vorab einig, dass Praesident Tietmeyer einen Jahresueberschuss in noch nie dagewesener Hoehe verkuenden wird. Bundesfinanzminister Waigel wird heute vermutlich einen dicken Scheck aus Frankfurt bekommen. Die Bundesbank legt ihren Jahresbericht vor, und in dem wird ein Rekordgewinn stehen: Zwischen 23 und 25 Milliarden Mark, schaetzen die Experten. Im vorigen Jahr waren es nur 9,4 Milliarden Mark. Rund die Haelfte des Gewinns ist das Ergebnis des Gold-Streits zwischen Bundesbank und Finanzminister. Vor fast genau einem Jahr flog Waigel ueberraschend per Hubschrauber zur Zentralbankratssitzung ein und verlangte von der Notenbank, sie solle ihre Goldbestaende mit hoeheren Preisen in der Bilanz bewerten und den so entstandenen Gewinn moeglichst bald an den Staat ueberweisen. Die Bundesbank wehrte sich dagegen, schliesslich einigte man sich darauf, wenigstens die Dollar-Bestaende hoeher zu bewerten. Statt mit 1,3620 DM sollen sie jetzt mit rund 1,57 DM berechnet werden, so schaetzt jedenfalls die Westdeutsche Landesbank. Das wuerde einen Gewinn von rund 12 Milliarden DM ergeben. Weitere 2 Milliarden Mark soll die Notenbank verdient haben, als sie im letzten Sommer bei einem Dollarkurs von ueber 1,80 DM eingriff und Dollar verkaufte. Der Rest wurde mit Zinsgeschaeften erwirtschaftet. Von dem Rekordgewinn wird die Bundesbank selbst vermutlich nur eine halbe Milliarde DM fuer ihre Ruecklagen behalten. Der Loewenanteil geht somit an den Bundesfinanzminister. 7 Milliarden darf er fuer den Haushalt verwenden, mit dem Rest muss er alte Schulden abbezahlen.


Kampf um das Erbe von Eduard Zwick geht weiter

Wie heute bekannt wurde, will der bayerische Fiskus die Schulden des Baeder-Koenigs bei dessen Allein-Erben eintreiben. Finanzminister Huber hat die Plaene jetzt gegenueber B5 Aktuell bestaetigt. Gegenueber B5 Aktuell liess Huber keinen Zweifel aufkommen, dass es dem Fiskus in Sachen Zwick ernst ist. Das Vermoegen von Zwicks Halbbruder Josef ist nach seinen Angaben bereits gesperrt worden. Insgesamt fordert der Freistaat vom Alleinerben des Baeder-Koenigs knapp 51,3 Millionen Mark, vorwiegend Zinsen und Saeumniszuschlaege. Welche Schritte rechtlich moeglich sind, laesst Minister Huber vorerst offen. Josef Zwick, der im Odenwald eine chirurgische Grosspraxis betreibt, hat gegen den Pfaendungsbescheid vom Finanzamt Passau jedenfalls schon Einspruch eingelegt. Die Begruendung des frischgebackenen Multimillionaers: Er koenne derzeit weder seine Mitarbeiter bezahlen noch irgendwelche Rechnungen. Er sei aber an einer friedlichen Loesung interessiert und wolle Prozesse vermeiden. Zwicks Familie war bei der Testamentseroeffnung am vorigen Freitag leer ausgegangen. Sie will den letzten Willen des Baeder-Koenigs anfechten. Die eigentliche Steuerschuld in Hoehe von rund 32,6 Millionen Mark hatte der jetzt enterbte Sohn Johannes fuer seinen Vater beglichen. Insgesamt belaeuft sich das Zwick-Erbe auf ueber 300 Millionen Mark.


Chlorgasunfall im Freibad

Im niedersaesischen Helmstedt hat sich vergangene Nacht ein Chlorgasunfall ereignet. Der Schwimm-Meister des oertlichen Freibades bemerkte gegen 21 Uhr abends, dass aus einem Tank aetzendes Gas austrat und er alarmierte die Rettungskraefte. Bei dem anschliessenden Einsatz wurden ueber 20 Feuerwehrleute verletzt. Fuer die Anwohner bestand offenbar keine Gefahr. 13 Feuerwehrleute und der Schwimm-Meister liegen noch mit Verletzungen der Atemwege auf der Intensivstationen der Krankenhaeuser in Helmstedt und Wolfenbuettel. Lebensgefahr besteht nach Angaben der Helmstedter Polizei jedoch nicht. Die Atemschutzfilter der Einsatzkraefte seien offenbar ungeeignet gewesen oder haetten ihre Schutzwirkung zu schnell verloren. Der Leiter der Feuerwehr sagte dagegen, alle direkt eingesetzten Feuerwehrleute haetten schweren Atemschutz mit Pressluftflaschen und Umwelttechnik genutzt. Nach etwa 15 Minuten seien ausserdem Chemikalienschutzanzuege angelegt worden. Die Unfallursache ist noch nicht geklaert. Die Ventile der Chlorgasbehaelter waren geoeffnet und wurden nach Aussage des Einsatzleiters als erstes geschlossen. Das weitlaeufige Freibad im Erholungspark Elmen-Nord sollte zum Wochenende geoeffnet werden. Die Schwimm-Meister hatten bei letzten Vorbereitungsarbeiten gegen 21 Uhr beissenden Chlorgeruch festgestellt und sofort die Feuerwehr arlamiert. Fuenf Wehren auch aus den umliegenden Ortschaften versuchten, das Gas mit Wasser zu binden und am Boden zu halten. Wegen der geringen Menge an Chlorgas habe zu keinem Zeitpunkt akute Gefahr fuer Anlieger des Bades bestanden, sagte die Polzei. Am Vormittag sollten die Anlagen des ueberregional beliebten Bades nocheinmal ueberprueft werden.


Streit um Armutsberichte im Bayerischen Landtag

Die Gruenen hatten eine Aktuelle Stunde beantragt und der Staatsregierung vorgeworfen, sie halte den ersten Armuts- und Sozialbericht aus politischen Gruenden zurueck. Die Gruenen-Abgeordnete Schopper sagte, Sozialministerin Stamm wolle den Bericht in die Warteschleife stellen, weil er die Schattenseiten unserer Gesellschaft aufzeige. Die Ministerin wies die Vorwuerfe zurueck. Nach ihren Angaben muss der Bericht ergaenzt werden, weil in der jetzigen Fassung Vergleichsmasstaebe mit anderen Laendern fehlen. Wie bereits bekannt wurde, stellt der Bericht fest, dass im Freistaat 280.000 Haushalte in Armut leben muessen. Als groesstes Armutsrisiko wird Kinderreichtum genannt.


Clinton in Thueringen

US-Praesident Clinton und Bundeskanzler Kohl sind am Nachmittag in Eisenach eingetroffen. Bei den dortigen Gespraechen geht es in erster Linie um wirtschaftliche Aspekte der Deutsch-Amerikanischen Beziehungen. Mit der Opel Eisenach GmbH, einem Tochterunternehmen des US-Autokonzerns General Motors besucht Clinton erstmals ein Unternehmen in den neuen Bundeslaendern.


Scala wirft das Handtuch

Der Trainer von Fussball-Weltpokalsieger Borussia Dortmund Nevio Scala hat seinen Vertrag vorzeitig gekuendigt. Als Begruendung nannte der Italiener den sportlichen Misserfolg in der Bundesliga, aber auch menschliche Probleme zwischen ihm und der Mannschaft. Ein Nachfolger fuer Scala steht noch nicht fest.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7774
Kanada(1 $)  1,2259
England(1 Pfund)  2,8832
Irland(1 Pfund)  2,5195
Schweiz(100 sfr)  120,190
Frankreich(100 FF)  29,819
Italien(1000 Lit)  1,0142
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1772
Japan(100 Yen)  1,3248
Schweden(100 skr)  23,083
 
Einige Indizes:
DAX:5361,22( aktuell )  
5376,88( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:9187,68( Stand 17:00 MESZ )  
9211,84( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:15307,69
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    11:00 MESZ    11:30 MESZ
B3    12:00 MESZ    13:00 MESZ    17:00 MESZ