GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 14. 02. 2006



* Auswaertiges Amt wertet Geiselvideo als Hoffnungszeichen
* Steinmeier bekraeftigt EU-Haltung gegenueber Hamas
* Angriffe auf deutsche Botschaft in Teheran
* Steinbrueck rechnet mit schaerferem EU-Defizitverfahren gegen Deutschland
* Stallpflicht fuer Gefluegel gilt ab naechster Woche
* Streiks im oeffentlichen Dienst fortgesetzt
* Metall-Tarifrunde ergebnislos vertagt
* Baden-Wuerttemberg fuehrt als erstes Bundesland Kombi-Lohn ein
* Neuer Verhandlungsfuehrer bei Electrolux gegenueber IG Metall
* Wirtschaftswachstum stagniert
* Gaskunden koennen ab April den Anbieter wechseln
* Zeiss Oberkochen will trotz Rekordgewinns Stellen abbauen
* Flugzeug-Unglueck von Ueberlingen kommt vor Gericht
* Olympia: Gold fuer Sven Fischer im Biathlon
* Weitere Entspannung in den Schneegebieten, Warnung vor Hochwasser
* Boerse



Auswaertiges Amt wertet Geiselvideo als Hoffnungszeichen

Das Auswaertige Amt wertet das neue Viedo der im Irak entfuehrten beiden Deutschen als ein Zeichen der Hoffnung. Staatsminister Erler sagte, es handele sich um das erste Lebenszeichen der beiden Ingenieure seit vielen Tagen. Das motiviere noch mehr, endlich zu einem Kontakt mit den Entfuehrern zu kommen. Erler verwies zudem darauf, dass in dem Video keine Fristen genannt werden. Das Band war gestern Abend im arabischen Fernsehsender Al Dschasira zu sehen. Es traegt das Datum vom vergangenen Samstag. Die beiden Deutschen sind am 24. Januar verschleppt worden.

Die beiden im Irak entfuehrten Deutschen haben die Bundesregierung nach Angaben des Nachrichtensenders Al Arabija in dem juengsten Video dringend um Hilfe gebeten. Nach Darstellung eines Redakteurs des Senders riefen die Maenner auf Deutsch: "Bitte helft uns und erfuellt ihre Forderungen." Der Krisenstab des Auswaertigen Amts bemueht sich nach wie vor um Kontakt zu den Entfuehrern. Diese hatten in dem Video erneut mit der Ermordung ihrer Geiseln gedroht und von einem "letzten Signal" gesprochen.


Steinmeier bekraeftigt EU-Haltung gegenueber Hamas

Bundesaussenminister Steinmeier hat bei seinem Besuch in den Palaestinensergebieten um Verstaendnis fuer die Haltung der EU geworben, derzeit keinen Kontakt mit der radikal-islamischen Hamas aufzunehmen. Die finanzielle Unterstuetzung fuer die Palaestinenser werde nur fortgesetzt, wenn die neue Regierung die Forderungen der Europaeer akzeptiere, sagte Steinmeier nach einem Treffen mit seinem palaestinensischen Kollegen el Kidwa in Ramallah. Bis zur Bildung des kuenftigen Kabinetts werde die EU ihre Hilfe weiterfuehren. El Kidwa warb um weitere Gelder der Europaeischen Union. Mit Blick auf die erwartete Regierungsuebernahme durch die Hamas betonte der Minister, es gehe um das Programm und nicht um die Kraefte, die das Kabinett bildeten.


Angriffe auf deutsche Botschaft in Teheran

Vor der deutschen Botschaft in Teheran haben Demonstranten gewalttaetig gegen europaeische Karikaturen protestiert. Anlass der Proteste war eine Karikatur des Berliner "Tagesspiegel", auf der iranische Fussballspieler mit Sprengstoffguerteln abgebildet sind. Irans Botschaft in Berlin forderte eine schriftliche Entschuldigung von der Zeitung. Der "Tagesspiegel" beruft sich aber auf die Pressefreiheit. Aussenminister Steinmeier dankte indes Jordanien fuer seine Hilfe bei der Entschaerfung des Karikaturen-Streits.


Steinbrueck rechnet mit schaerferem EU-Defizitverfahren gegen Deutschland

Bundesfinanzminister Steinbrueck rechnet damit, dass das EU-Defizitverfahren gegen Deutschland verschaerft wird. Der SPD-Politiker sagte in Bruessel nach Beratungen mit seinen europaeischen Kollegen, die EU-Kommission habe ein Interesse daran, den Stabilitaetspakt am Beispiel Deutschland zu staerken. - Die Bundesrepublik duerfte in diesem Jahr zum fuenften Mal in Folge die Defizit-Grenze von drei Prozent des Brutto-Inlandsproduktes ueberschreiten. Erst 2007 soll der Stabilitaetspakt wieder eingehalten werden. Der Streit um das deutsche Defizit dauert seit Jahren an. Ende 2003 wurde das Verfahren auf Betreiben des damaligen Finanzministers Eichel zunaechst gestoppt.


Stallpflicht fuer Gefluegel gilt ab naechster Woche

Berlin. Zum Schutz vor der Vogelgrippe wird in Deutschland die Stallpflicht fuer Gefluegel vorgezogen. Sie gilt auf Anordnung von Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer jetzt bereits vom kommenden Montag an - eineinhalb Wochen frueher als geplant. Der neue Termin ist die Konsequenz einer aktuellen Risikobewertung durch das Bundesforschungsinstitut fuer Tiergesundheit. In Oesterreich wurde bei zwei Schwaenen eine Vogelgrippe-Infektion festgestellt, bisher steht aber noch nicht endgueltig fest, ob es sich um das fuer Menschen gefaehrlichen H5N1-Virus handelt. In Italien und Griechenland waren am Wochenende mit dem H5N1-Virus infizierte Wildschwaene verendet, in Slowenien gibt es einen Verdachtsfall.

Vertreter der deutschen Biobauern kritisieren die von der Bundesregierung geplante Stallpflicht fuer Gefluegel. "Das ist purer Aktionismus", sagte der Vorsitzende des Anbauverbandes Bioland, Thomas Dosch. Nach wie vor gehe von wilden Zugvoegeln nur eine geringe Gefahr aus. Viel gefaehrlicher seien die illegalen Importe aus Laendern, in denen die Vogelgrippe grassiere. Statt das Gefluegel pauschal in den Stall zu schicken, muessten die Kontrollen an den Grenzen verschaerft werden. Nach Angaben Doschs sind Oekolandwirte besonders von der Stallpflicht betroffen. Auf einen mittelgrossen Betrieb kaemen deswegen Kosten zwischen 5.000 und 15.000 Euro zu, sagte er. Damit muessten beispielsweise Foliengewaechshaeuser gekauft werden, um die Tiere unterzubringen, die sonst im Freien leben. Dosch bemaengelte, dass der Staat trotz mehrmaliger Appelle den Landwirten bei der Bewaeltigung der Kosten bislang nicht finanziell helfe.


Streiks im oeffentlichen Dienst fortgesetzt

Beschaeftigte im oeffentlichen Dienst haben in mehreren Bundeslaendern ihren Arbeitskampf gegen eine Verlaengerung ihrer Wochenarbeitszeit fortgesetzt. Allein in Hamburg wollen im Lauf des Tages 2000 Mitarbeiter der Stadtreinigung unbefristet die Arbeit niederlegen. In Nordrhein-Westfalen und BadenWuerttemberg setzten hunderte Beschaeftigte an Kliniken den Streik fort. Auch Sozialeinrichtungen und Strassenmeistereien sind von den Aktionen betroffen. Gestern war der Arbeitskampf auf neun Bundeslaender ausgeweitet worden.


Metall-Tarifrunde ergebnislos vertagt

Die erste Runde der Tarifverhandlungen in der baden-wuerttembergischen Metall- und Elektroindustrie ist ohne Ergebnis vertagt worden. Wie Arbeitgeber und Gewerkschaften in Boeblingen mitteilten, sollen die Gespraeche am 14. Maerz fortgesetzt werden. Im Tarifbezirk Berlin und Brandenburg werden sie eine Woche vorher wieder aufgenommen. Bei den heutigen Verhandlungen gab es keine Annaeherung. Die IG Metall fordert fuenf Prozent mehr Lohn fuer die rund 3,4 Millionen Arbeitnehmer der gesamten Branche.


Baden-Wuerttemberg fuehrt als erstes Bundesland Kombi-Lohn ein

Baden-Wuerttemberg will mit einem neuartigen Kombi-Lohn-Modell eine bundesweite Vorreiterrolle uebernehmen. Ministerpraesident Guenther Oettinger (CDU) kuendigte an, dass noch im Februar das "Kombi-Lohn-Impulsprogramm" (KoLIPrI) zur Foerderung regionaler Initiativen gestartet werde. Mit dem Programm sollen gering qualifizierte Arbeitslose in den Arbeitsmarkt integriert werden. Mehr als 40 Prozent der Arbeitslosen in Baden-Wuerttemberg hatten nach den Worten von Oettinger Ende vergangenen Jahres keinen Berufsabschluss. Fast ein Drittel aller Arbeitslosen sei zu diesem Zeitpunkt laenger als ein Jahr arbeitslos gemeldet gewesen. Oettinger sagte, das Land koenne es sich nicht leisten, dass diese Zahl von gering qualifizierten Arbeitslosen dauerhaft von einer Beschaeftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleibt.


Neuer Verhandlungsfuehrer bei Electrolux gegenueber IG Metall

Nuernberg. Im Konflikt um die Schliessung des AEG-Werkes in Nuernberg hat der schwedische Mutterkonzern Electrolux heute seinen Verhandlungsfuehrer fuer die Gespraeche mit der IG Metall ausgewechselt. Von sofort an leitet der Produktionschef fuer Europa, Winkler, die Verhandlungsdelegation der Arbeitgeber. Die streikende AEG-Beschaeftigten nahmen die Nachricht vom Wechsel auf der Seite von Electrolux zurueckhaltend auf. Streikleiter Wechsler betonte, entscheidend sei, ob Winkler einen neuen Vorschlag fuer einen Sozialtarifvertrag vorlegen koenne.


Wirtschaftswachstum stagniert

Berlin. Die deutsche Wirtschaft ist im letzten Quartal des vergangenen Jahres nicht mehr gewachsen. Zur Begruendung erklaerte das Statistische Bundesamt, die Wachstumsimpulse vom Sommer seien vor allem durch sinkende Ausgaben der privaten Verbraucher und des Staates gedaempft worden. Fuer diese Jahr sieht es offenbar besser aus: So erwartet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag einen recht kraeftigen Aufschwung von 2 Prozent. Aufgrund einer neuen Umfrage rechnet der DIHK nun mit einem Wachstum von zwei Prozent, bisher lag die Prognose bei 1,5 Prozent.

Die Bundesregierung erwartet fuer das laufende Jahr weiterhin eine Belebung des Wirtschaftswachstums. Sie gehe davon aus, dass die weltweiten Auftriebskraefte auch in Deutschland erneut positiv zum Wachstum beitruegen, erklaerte Bundeswirtschaftsminister Glos in Berlin. Die wichtigsten Indikatoren zeigten an, dass sich die Lage in der deutschen Wirtschaft weiter verbessert und nun auch die Binnennachfrage anziehe, betonte Glos.


Gaskunden koennen ab April den Anbieter wechseln

Bonn. Das Bundeskartellamt hat den Verbrauchern von Erdgas mehr Rechte eingeraeumt. Es setzte durch, dass die Kunden von sieben ueberregionalen Versorgern schon vom ersten April an zu einem anderen Anbieter wechseln koennen. Dazu gehoeren auch Tochterunternehmen von Eon. Gegen die sieben Versorger vor allem im Ostdeutschland hatte das Kartellamt zuvor Verfahren wegen des Verdachts missbraeuchlich ueberhoehter Preise eingeleitet. Sie hatten bis zu 40 Prozent mehr verlangt als die billigsten Anbieter. Bayern ist von der Entscheidung nicht betroffen.


Zeiss Oberkochen will trotz Rekordgewinns Stellen abbauen

Der Optik- und Elektronikkonzern Carl Zeiss (Oberkochen) will trotz Rekordgewinns und massiver Proteste der Belegschaft rund 300 Stellen abbauen. Bis zum 30. September solle die Mitarbeiterzahl von jetzt knapp 1.300 auf 1.030 reduziert werden, teilte der Vorsitzende des Konzernvorstandes, Dieter Kurz, mit.


Flugzeug-Unglueck von Ueberlingen kommt vor Gericht

Rund vier Jahre nach dem Flugzeugunglueck von Ueberlingen mit 71 Toten kommt die Katastrophe erstmals vor ein deutsches Gericht. Bei der Verhandlung vor dem Konstanzer Landgericht am 11. Mai will die russische Fluglinie Schadensersatz, teilte das Gericht mit. Am 1. Juli 2002 waren eine Tupolew der "Bashkirian Airlines" mit 69 Menschen an Bord und eine DHL-Fracht-Boeing mit zwei Piloten in rund elf Kilometer Hoehe ueber Ueberlingen zusammengestossen und abgestuerzt. "Baskirian Airlines" verlangt nun von Deutschland Entschaedigung wegen mangelnder Flugsicherung und -ueberwachung.


Olympia: Gold fuer Sven Fischer im Biathlon

Bei den Olympischen Winterspielen in Turin hat Biathlet Sven Fischer im Sprint ueber 10 Kilometer die Goldmedaille gewonnen. Silber und Bronze gingen an die Norweger Halvard Hanevold und Frode Andresen. Den Team-Sprint der Maenner im Ski-Langlauf konnte Schweden fuer sich entscheiden. Zweiter wurde Norwegen, den dritten Rang belegte Russland. Die Deutschen Jens Filbrich und Andreas Schluetter kamen auf den vierten Platz. Im Wettbewerb der Frauen siegte Schweden vor Kanada und Finnland. Die deutschen Laeuferinnen Evi Sachenbacher-Stehle und Viola Bauer belegten Rang fuenf.


Weitere Entspannung in den Schneegebieten, Warnung vor Hochwasser

Muenchen. In den vom Schneechaos betroffenen Regionen Ostbayerns hat sich die Lage heute weiter entspannt. Im Landkreis Freyung-Grafenau soll der Katastrophenalarm noch heute Abend aufgehoben werden. Die Schaeden durch die extremen Schneefaelle belaufen sich nach ersten Schaetzungen auf rund 70 Millionen Euro. Das bayerische Kabinett beschloss heute ein Sonderprogramm, mit dem betroffenen Buergern, Betrieben und Gemeinden rasch und unbuerokratisch geholfen werden soll.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat vor Ueberschwemmungen im Sueden Baden-Wuerttembergs gewarnt. Betroffen sind den Angaben zufolge die Gebiete Hochrhein-Bodensee, Nordschwarzwald, Noerdlicher-Oberrhein, Suedlicher Oberrhein und Suedschwarzwald.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8407 Euro
Kanada (1 $) 0.7267 Euro
England (1 Pfund) 1.4579 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.230 Euro
Japan (100 Yen) 0.7164 Euro
Schweden (100 skr) 10.706 Euro
Suedafrika (100 R) 13.647 Euro
China (1 Yuan) 0.1044 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 5763.40 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 11013.43 ( Stand 17:00 MEZ )
Nikkei-Index: 16184.87
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ