GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 23.03.2003



* Weltweite Demonstrationen gegen den Irak-Krieg
* AWACS-Besatzungen bleiben vorerst an Bord
* Auswaertiges Amt richtet Sonderstab Irak ein
* Thierse: USA wird kuenftig auf UN angewiesen sein
* Wieczorek-Zeul zu Lastenverteilung bei Irak-Wiederaufbau
* Verletzte US-Soldaten in Deutschland eingetroffen
* Krankenkassen sollen staerker entlastet werden
* Ankuendigung: Weihbischof Pieschl tritt zurueck
* Bessere Nutzung von Windenergie gefordert
* Rekordbilanz bei Leipziger Buchmesse
* Wiedereroeffnung der Muenchner Kammerspiele
* Hannawald Erster in Weltcup-Gesamtwertung
* Formel I: Grosser Preis von Malaysia



Weltweite Demonstrationen gegen den Irak-Krieg

An diesem Wochenende haben weltweit mehr als zwei Millionen Menschen gegen den Irak-Krieg protestiert. In New York gingen circa eine Viertel Million Menschen auf die Strasse, um gegen die Irak-Politik von Praesident Bush zu demonstrieren. In Australien legten mehr als 30.000 Kriegsgegner den Strassenverkehr lahm. Sie wandten sich gegen die Beteiligung ihres Landes an den Militaeraktionen. Die groessten Kundgebungen fanden am Wochenende in Europa statt. In London, Barcelona, Berlin und vielen anderen Staedten forderten die Demonstranten ein Ende des Irak-Krieges.

Mit Demonstrationen, Mahnwachen und Menschenketten haben in Deutschland erneut etwa 150.000 Menschen gegen den Krieg im Irak protestiert. Allein in Berlin versammelten sich 50.000 Kriegsgegner. Auch in Nuernberg, Koeln, Hamburg und Stuttgart gingen Zehntausende auf die Strasse. In Frankfurt am Main versammelten sich rund 25.000 Kurden aus ganz Europa zum Newroz-Neujahrsfest fuer ein freies Kurdistan und ein Ende des Krieges. Zudem protestierten 8.000 Kriegsgegner auf dem Roemerberg.

In Baden-Wuerttemberg nahen mehr als 20.000 Menschen an Anti-Kriegs-Demonstrationen teil. Zu einer Kundgebung in Stuttgart kamen am Samstag rund 10.000 Menschen. Die Teilnehmer zogen mit Transparenten und Trillerpeifen vom Hauptbahnhof zum Schlossplatz. Hauptredner Frank Bsirske, Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, sprach sich gegen die von der Bundesregierung gewaehrten Ueberflugrechte fuer die USA aus. Die Erlaubnis sei grundgesetzwidrig, denn es handele sich nicht um einen Verteidigungsfall. Der Krieg gegen den Irak sei ein voelkerrechtswidriger Angriffskrieg. In Heidelberg demonstrierten am Samstagmittag rund 7.000 Kriegsgegner vor dem Hauptquartier der US-Landstreitkraefte in Europa. Das Kasernengelaende wurde weitraeumig abgesperrt. In Karlsruhe kamen rund 2.500 Menschen zusammen und bildeten eine rund zwei Kilometer lange Menschenkette durch die Innenstadt. Rund 700 Menschen versammelten sich vor der europaeischen Kommandozentrale der US-Streitkraefte (EUCOM) in Stuttgart-Vaihingen gegen den Irak-Krieg. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Unter den Protestierenden befanden sich nach Angaben eines Polizeisprechers auch Kurden und linksautonome Gruppen.


AWACS-Besatzungen bleiben vorerst an Bord

Berlin. Die deutschen Soldaten an Bord der AWACS-Flugzeuge der NATO in der Tuerkei werden nach den Worten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Muentefering vorerst nicht abgezogen. Muentefering betonte, solange die Tuerkei nicht zu einem aktiven Teilnehmer im Irak-Krieg werde, gebe es keinen Anlass, den Einsatz abzubrechen. Die Diskussion um die deutschen AWACS-Besatzungen war durch Berichte ueber den Einmarsch tuerkischer Soldaten in den Nordirak ausgeloest worden. Diese Berichte sind inzwischen von der NATO und der tuerkischen Regierung weitgehend dementiert worden.

CSU-Chef Stoiber warnte die Bundesregierung davor, die deutschen Soldaten im Alleingang abzuziehen. In einem Interview der "Bild am Sonntag" sagte Stoiber, falls die Tuerkei wirklich zur Kriegspartei im Irak werde, muesse die Entscheidung ueber einen weiteren Einsatz innerhalb der NATO fallen. Vorerst, so der CSU-Vorsitzende, sollten die Bundeswehrsoldaten aber an ihrem Stuetzpunkt in der Tuerkei bleiben. Dafuer setzte sich auch Bundesjustizministerin Zypries ein.

Die tuerkische Regierung hat sich gegen Ueberlegungen ueber einen Abzug der deutschen Besatzung der Awacs-Aufklaerungsflugzeuge gewandt. Nach Ansicht des tuerkischen Aussenministers Guel ist Deutschland bereits am Irakkrieg beteiligt. So starteten US-Kampfbomber von deutschen Flugbasen aus.


Auswaertiges Amt richtet Sonderstab Irak ein

Berlin. Das Auswaertige Amt hat einen Sonderstab Irak eingerichtet. Das Ministerium bestaetigte einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es bestritt jedoch, dass der Sonderstab Konzepte fuer den Wiederaufbau des Iraks entwickele. Im Vordergrund stehe die humanitaere Hilfe.


Thierse: USA wird kuenftig auf UN angewiesen sein

Berlin. Obwohl die USA ohne Mandat der Vereinten Nationen den Irakkrieg begonnen haben, werden sie nach Einschaetzung von Bundestagspraesident Thierse kuenftig auf die Zusammenarbeit mit der Weltgemeinschaft angewiesen sein. In einem Interview sagte Thierse woertlich: "Einen Krieg kann die Supermacht alleine gewinnen - ich glaube nicht, dass sie dauerhaft Frieden alleine gewinnen". Die Vereinten Nationen wuerden beim Wiederaufbau und bei der Einleitung einer politisch stabilen Entwicklung im Irak eine erhebliche und wichtige Rolle spielen muessen. Thierse sieht die Organisation durch den Alleingang der USA nicht geschwaecht, da Millionen Menschen weltweit die Live-Uebertragungen aus dem Sicherheitsrat verfolgt haetten.


Wieczorek-Zeul zu Lastenverteilung bei Irak-Wiederaufbau

Nach Ansicht von Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul muessen vor allem die Staaten, die jetzt den Irak angreifen, die Hauptlast fuer den Wiederaufbau des Landes tragen. Selbstverstaendlich werde es eine UN- Verantwortung fuer den Irak nach dem Krieg geben muessen, sagte die Ministerin dem ARD-Hauptstadtstudio. Es sei aber nicht zu akzeptieren, dass die Alliierten den Irak zerstoerten und die anderen Staaten fuer den Wiederaufbau zustaendig seien. Das Auswaertige Amt hatte gestern zur Vorbereitung der humanitaeren Hilfen einen "Sonderstab Irak" eingerichtet.


Verletzte US-Soldaten in Deutschland eingetroffen

Ramstein/Landstuhl. Auf der US-Airbase Ramstein sind am Sonntag die ersten 15 leicht verletzten und erkrankten amerikanischen Soldaten aus der Golf-Region angekommen. Am Montag wird ein weiterer Transport mit Verletzten aus dem Irak-Krieg in der Pfalz erwartet. Darunter sollen auch die zwoelf Soldaten sein, die bei einem Anschlag auf ihr Lager in Kuwait verwundet wurden. Von Ramstein aus werden die Verletzten ins US-Hospital nach Landstuhl gebracht, wo sie behandelt werden. Das US-Hospital ist das groesste amerikanische Militaerkrankenhaus ausserhalb der Vereinigten Staaten. Dort hat man sich in den letzten Wochen bereits auf den Krieg vorbereitet und die Zahl der Betten auf rund 300 verdoppelt. Zudem wurde vor einigen Monaten ein zweites, so genanntes Fisher-House eroeffnet. Dort koennen Angehoerige der verletzten Soldaten bis zu deren Genesung wohnen.


Krankenkassen sollen staerker entlastet werden

Muenchen. Nach Informationen der "Sueddeutschen Zeitung" will die Ruerup-Kommission die Krankenkassen staerker entlasten als bisher bekannt. Die Zeitung berichtet von geplanten Einsparungen bis zu 36 Milliarden Euro. Das Konzept der Ruerup-Kommission zur Reform des Gesundheitswesens sehe vor, die Tabaksteuer um einen Euro pro Schachtel zu erhoehen. Aus den zusaetzlichen Einnahmen koennten dann versicherungsfremde Leistungen wie Schwangerschaftshilfen und Sterbegeld bezuschusst werden. Ausserdem muessten Beamte Mitglieder der gesetzlichen Kassen werden. Mit dem Konzept koenne der Beitragssatz der Krankenkassen auf bis zu 10,7 Prozent sinken.


Ankuendigung: Weihbischof Pieschl tritt zurueck

Limburg. Der Limburger Weihbischof Gerhard Pieschl will sein Amt als Bischofsvikar noch in diesem Jahr abgeben. Das teilte ein Bistumssprecher am Sonntag mit. Grund fuer den Ruecktritt seien Meinungsunterschiede zwischen Pieschl und dem Praesidenten der Dioezesanversammlung, Hans-Peter Roether. Dieser hatte kirchliche Entwicklungen kritisiert. Letztes Wochenende stellte sich ein Grossteil der Dioezesanversammlung hinter die Position Roethers. Pieschl war vor einem Jahr von Papst Johannes Paul II. beauftragt worden, den Ausstieg des Bistums aus der Schwangerenkonfliktberatung zu organisieren.


Bessere Nutzung von Windenergie gefordert

Stuttgart. Die Windenergie wird aus Sicht des Bundes fuer Umwelt und Naturschutz (BUND) in Baden-Wuerttemberg von der CDU/ FDP-Landesregierung gezielt ausgebremst. Die geplante Novelle des Landesplanungs-Gesetzes fuehre dazu, dass Windkraftanlangen kuenftig nur noch an wenigen Standorten gebaut werden koennten, erlaeuterte BUND-Geschaeftsfuehrer Michael Spielmann am Sonntag in einem dpa-Gespraech. Der Landtag beraet am kommenden Donnerstag ueber das Gesetz. Unter anderem sollen dann die Standorte fuer Windkraftwerke auf so genannte Vorranggebiete beschraenkt werden, um eine "Verspargelung der Landschaft" zu vermeiden. Nach Auffassung von Spielmann stellt der kilometerlange Bau von Stromtrassen jedoch einen groesseren Eingriff in das Landschaftsbild dar als ein Windrad. Ausserdem sei die Windkraft eine wichtige Uebergangstechnologie fuer den Ausstieg aus der Atomenergie, betonte der BUND-Geschaeftsfuehrer.


Rekordbilanz bei Leipziger Buchmesse

Leipzig. Die diesjaehrige Leipziger Buchmesse ist nach Einschaetzung der Veranstalter die bisher erfolgreichste. So erwarten die Organisatoren insgesamt mehr als 80.000 Besucher - das waeren rund 10.000 mehr als im Vorjahr. Die Fruehjahrsmesse geht heute mit der Verleihung des Buchpreises an den belgischen Autor Hugo Claus zu Ende. Er erhaelt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung fuer sein Gesamtwerk, das nach Einschaetzung der Jury die Abgruende der modernen Zivilisation schildert. Der Irakkrieg hat die Buchmesse nach Einschaetzung der Veranstalter zwar beeinflusst, aber nicht ueberschattet.


Wiedereroeffnung der Muenchner Kammerspiele

Muenchen. Nach einer durch zahlreiche Pannen und Bauskandale gekennzeichneten Umbauzeit von drei Jahren wurden am Vormittag die Muenchner Kammerspiele mit einer Matinee wieder eroeffnet. Am Nachmittag standen dann alle Einrichtungen der traditionsreichen staedtischen Buehne der Bevoelkerung fuer einen Blick hinter die Kulissen offen. Der Spielbetrieb in dem von Grund auf sanierten und modernisierten Schauspielhaus wird am naechsten Samstag mit der Premiere von Shakespeares "0thello" aufgenommen. Umbau und Sanierung des Jugendstilbaus verschlangen ueber 110 Millionen statt der geplanten 73 Millionen Euro.


Hannawald Erster in Weltcup-Gesamtwertung

Skiflug. Mit einem zweiten Platz beim Skiflug-Saison-Finale in Planica hat sich Sven Hannawald am Sonntag den Sieg in der Gesamtwertung gesichert. Mit zwei Spruengen von 214,5 und 217 Metern kam er auf 427,8 Punkte. Den Wettbewerb am Sonntag gewann der Finne Matti Hautamaeki, der den von ihm gehaltenen Weltrekord zum dritten Mal innerhalb von vier Tagen verbessern konnte. Er sprang 231 Meter weit und erhielt 450,5 Punkte. In der Gesamtwertung nach vier Wettbewerben liegt er auf dem zweiten Platz, gefolgt von dem Polen Adam Malysz.


Formel I: Grosser Preis von Malaysia

Kuala Lumpur. Kimi Raeikkoenen aus Finnland hat mit seinem McLaren-Mercedes den Grossen Preis von Malaysia gewonnen. Fuer den Formel-1-Fahrer ist dies der erste Grand-Prix-Sieg in seiner Karriere. Auf Platz Zwei kam Rubens Barrichello, auf Platz Drei Fernando Alonso. Ralf Schumacher wurde Vierter, sein Bruder Michael Schumacher Sechster. Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen kamen auf die Plaetze acht und neun. In der Gesamtwertung fuehrt nun Raeikkoenen. Der bisherige Spitzenreiter David Coulthard musste nach technischen Problemen in der vierten Runde aufgeben.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ