GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 23.06.1996



* Letzter Tag des Papstbesuches
* China sagt Kinkel-Besuch ab
* Bluem: Unternehmer sollen neue Wege gehen
* Wischnewski befuerchtet schwierigere deutsch-israelische Beziehungen
* SPD will Gesetz zu Ladenoeffnungszeiten kippen
* Handwerk befuerchtet Verlust von 200.000 Arbeitsplaetzen
* Deutschland Vorreiter bei Reduzierung der Treibhausgase
* Schwere Vorwuerfe gegen den deutschen Lotto- und Toto-Block
* Ganzseitige Anzeigen mit rechtsradikalem Inhalt in Tageszeitungen
* Muenchner stimmen ueber Tunnelprojekte ab
* Oberbuergermeisterwahl in Konstanz
* Axel Schulz scheitert auch im dritten Anlauf
* Koepke wechselt zum FC Barcelona
* Fussballeuropameisterschaft: Viertelfinalspiele



Letzter Tag des Papstbesuches

Papst Johannes Paul II ist am Morgen in Berlin eingetroffen und wurde von Bundespraesident Herzog empfangen. Um elf Uhr begann er im Olympiastadion eine Messe, zu der 130.000 Glaeubige erwartet wurden. Waehrend des Gottesdienstes sprach der Papst die von den Nazis verfolgten Priester Bernhard Lichtenberg und Karl Leistner selig. Vor rund 90.000 Menschen sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche, die Geistlichen haetten in unmenschlichen Zeiten an ihrem Glauben und Bekenntnis festgehalten. Ihr Beispiel ermutige und helfe den Christen, der Gewalt entgegenzustehen. Domprobst Lichtenberg kam 1943 auf dem Transport ins Konzentrationslager Dachau ums Leben. Priester Leistner starb 1945 kurze Zeit nach der Befreiung aus dem KZ Dachau. Das Oberhaupt der katholischen Kirche traf in Berlin auch mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis zusammen. Mit einem Freiheitsappell hat der Papst am Abend seinen Deutschlandbesuch beendet. Bei seinem Gang durch das Brandenburger Tor gemeinsam mit Bundeskanzler Kohl rief er die Menschen dazu auf, gemeinsam die Freiheit zu bewahren. Das, so der Papst, sei aber ohne Solidaritaet, Verantwortung und manchmal auch ohne Opfer nicht moeglich. Kohl wuerdigte den Pabst mit den Worten, dass Johannes Paul II an der Ueberwindung der Teilung Deutschlands grossen Anteil habe.


China sagt Kinkel-Besuch ab

Die chinesische Fuehrung hat den Besuch von Bundesaussenminister Kinkel im Juli in Bonn abgesagt. Das chinesische Radio verwies zur Begruendung auf die Resolution des Bundestages zur Tibetpolitik Chinas. Genau diesen Schritt hatte die Bundesregierung schon vor der Debatte im Bundestag am Donnerstag befuerchtet. Die Abgeordneten auch der Union aber hatten sich dem Druck aus dem Bundeskanzleramt wiedersetzt und die Tibetresolution verabschiedet. Woertlich heisst es aus Peking, der Bundestag habe mit dieser Resolution das Voelkerrecht oeffentlich mit Fuessen getreten und die Gefuehle der Chinesen aufs Tiefste verletzt. Unter diesen Umstaenden sei die Atmosphaere fuer einen Besuch des deutschen Aussenministers nicht guenstig. Deutschland allein sei verantwortlich fuer den Schaden im deutsch-chinesischen Verhaeltnis. Heute wurde der deutsche Botschafter Konrad Seiz ueberraschend wieder ins chinesische Aussenministerium einbestellt, wo ihm schon gestern der formale Protest Pekings gegen die Tibetresolution uebermittelt worden war. Heute wurde Seiz dann die Verschiebung des Kinkel-Besuches angekuendigt. Der deutsche Aussenminister hatte urspruenglich vom 10. bis zum 13. Juli nach Peking fahren wollen. Es waere sein erster Besuch seit November 1992 gewesen. Kinkel bedauerte inzwischen die Absage seines Besuches. Er sagte, es muesse mit Ruhe und Gelassenheit alles getan werden, um eine ernsthafte Belastung der Beziehungen zu verhindern. Die SPD gab der Bundesregierung eine Mitschuld an der schweren Stoerung des deutsch-chinesischen Verhaeltnisses. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Verheugen, meinte, staendiges Nachgeben habe China zur Annahme verleitet, der Bundesregierung gehe es nur um Geschaefte.


Bluem: Unternehmer sollen neue Wege gehen

Bundesarbeitsminister Bluem hat die Unternehmer aufgefordert, neue Wege zu gehen. Es wuerden nicht nur neue Produkte, sondern auch eine Neuorganisation der Arbeit gebraucht, sagte der hessische Politiker heute im hessischen Rundfunk. So habe beispielsweise die hohe Produktivitaet des Opel-Werkes im thueringischen Eisenach ihre Ursache nicht im groesseren Fleiss der Beschaeftigten, sondern im besser organisierten Arbeitsablauf. Mehr Selbstorganisation und Motivation der Arbeitnehmer seien die wichtigsten Produktionsfaktoren, meinte Bluem.


Wischnewski befuerchtet schwierigere deutsch-israelische Beziehungen

Die Verweigerung eines unabhaengigen palaestinensischen Staates gefaehrdet nach Auffassung des SPD-Nahostexperten Wischnewski den Friedensprozess in der Region. Ausserdem wuerden die radikalen Gegner von Praesident Arafat gestaerkt, sagte Wischnewski am Mittag im Deutschlandfunk. Er hoffe aber, dass der Friedensprozess auch nach der Wahl Benjamin Netanjahus zum israelischen Regierungschef fortgesetzt werde. Der SPD-Politiker befuerchtet zudem, dass sich die deutsch-israelischen Beziehungen wegen der Regierungsbeteiligung radikal-religioeser Parteien schwieriger gestalten werden. In Kairo wollen 21 Mitgliedsstaaten der arabischen Liga heute einen gemeinsamen Kurs in der Nahostpolitik festlegen


SPD will Gesetz zu Ladenoeffnungszeiten kippen

Bonn. Die SPD will die von der Regierungskoalition beschlossenen laengeren Ladenoeffnungszeiten zu Fall bringen. Der Geschaeftsfuehrer der SPD-Bundestagsfraktion, Struck, sagte der "Welt am Sonntag", die SPD werde ihre Mehrheit im Bundesrat dazu nutzen, dass der Beschluss rueckgaengig gemacht wird. Nach Ansicht Strucks bedrohen laengere Ladenoeffnungszeiten die Existenz normaler Einzelhandelsgeschaefte, weil sich dort zusaetzliches Personal nicht verkraften laesst. Grosse Einkaufsketten wuerden vermehrt Frauen mit sogenannten 590 DM - Vertraegen einstellen. Falls der Bundesrat Einspruch gegen das Gesetz einlegt muss ueber das Gesetz ein zweites Mal im Bundestag abgestimmt werden.


Handwerk befuerchtet Verlust von 200.000 Arbeitsplaetzen

Das deutsche Handwerk befuerchtet, dass in den naechsten zehn Jahren 200.000 Arbeitsplaetze verloren gehen, weil sich fuer ausscheidende Betriebsinhaber kein Nachfolger finde. Der Generalsekretaer des Zentralverbandes, Schleier, sagte in einem Gespraech mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, etwa 50.000 Unternehmen seien gefaehrdet. Die Bundesregierung koennte die Bereitschaft zur Uebernahme von Handwerksbetrieben durch steuerliche Entlastungen fuer die Nachfolger foerdern. Er schlage vor, den neuen Inhabern die Erbschafts- und Schenkungssteuer auf zehn Jahre zu stunden und die faelligen Betraege ganz zu erlassen, wenn der Betrieb danach noch existiere.


Deutschland Vorreiter bei Reduzierung der Treibhausgase

Washington. Deutschland sowie seine Nachbarn Daenemark und Niederlande sind nach einer Studie des World-Watch-Institutes Vorreiter bei der Reduzierung der Treibhausgase. Dagegen schneiden die USA, Australien und Kanada bei der Eindaemmung der Kohlenstoffemmissionen besonders schlecht ab. In dem in Washington veroeffentlichten Bericht wird der verstaerkte Einsatz alternativer Energien gefordert, um den Treibhauseffekt zu bekaempfen. Bis zum Jahr 2050 muessten die fossilen Brennstoffe vor allem durch Wind- und Sonnenenergie ersetzt werden. Nur so koenne das globale Klima stabilisiert werden.


Schwere Vorwuerfe gegen den deutschen Lotto- und Toto-Block

Hamburg. Bei Sonderauslosungen verfallen immer mehr grosse Gewinne, weil die Lottogesellschaften bei der Einfuehrung des Computer-online-Systems nicht mehr wie frueher Name und Anschrift registrierten. Autos im Wert von mehreren Millionen DM konnten nach Informationen von "Bild am Sonntag" den Gewinnern nicht zugestellt werden. Von 50 Reisen, die ausgespielt wurden, bekamen 17 Gewinner, die mit dem Online-System gespielt hatten, ihre Preise nicht.


Ganzseitige Anzeigen mit rechtsradikalem Inhalt in Tageszeitungen

Erfurt. In zwei Thueringer Tageszeitungen sind ganzseitige Anzeigen mit rechtsradikalem Inhalt erschienen. Die Zeitung "Freies Wort" in Suhl sowie die "Suedthueringische Zeitung" in Barchfeld veroeffentlichten Thesen des hessischen Rechtsanwalts Manfred Roeder, der zu den fuehrenden Koepfen der rechtsradikalen Szene in Deutschland zaehlt. Darin wird der Vorwurf der deutschen Schuld am zweiten Weltkrieg als moderne teuflische Erfindung bezeichnet. Thueringens Innenminister Dewes nannte die Veroeffentlichung einen Skandal. Die beiden Zeitungen distanzierten sich vom Inhalt der Anzeige.


Muenchner stimmen ueber Tunnelprojekte ab

Muenchen. In der bayerischen Landeshauptstadt sind heute fast eine Million Buerger aufgerufen, ueber die Tunnelprojekte abzustimmen. Eine unter anderem von der CSU, dem ADAC und der Industrie- und Handelskammer unterstuetzte Buergerinitiative will den Bau von drei Tunneln unter dem mittleren Ring. Die Tunnelbefuerworter argumentieren, mit der Realisierung des Projekts werde ganz Muenchen vom Verkehr entlastet. Zehntausende von Anwohnern des mittleren Rings wuerden zudem von der Verringerung der Staus und des Verkehrslaerms profitieren. Das regierende rot-gruene Rathausbuendnis, das hinter der Buergerinitiative "Das bessere Buergerbegehren" steht, ist indessen strikt gegen das Vorhaben. Genauso wie der deutsche Gewerkschaftsbund und der Bund Naturschutz argumentiert diese Initiative, dass eine Untertunnelung bis zu 40 Prozent mehr Autos in die Innenstadt locken koennte. Darueber hinaus, so die Tunnelgegner, sollten die benoetigten Gelder besser dazu verwendet werden, soziale und oekologische Projekte zu finanzieren. Die Tunnelbefuerworter stetzten sich mit knapper Mehrheit durch. 50.7 Prozent der Waehler wollen, dass die Stadtautobahn kreuzungsfrei ausgebaut wird. 49.3 Prozent lehnen den Bau dieser Unterfuehrung ab, deren Kosten auf etwa 2 Milliarden DM geschaetzt werden. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp ueber 32 Prozent.


Oberbuergermeisterwahl in Konstanz

Konstanz. Nicht weniger als 28 Bewerber stellten sich heute der Oberbuergermeisterwahl in Konstanz. Amtsinhaber Eickmeier geht nach 16 Jahren in den Ruhestand. Unter den 55.000 Wahlberechtigten sind auch 3.000 Auslaender aus Staaten der Europaeischen Union. Konstanz ist die erste groessere Stadt in Baden-Wuerttemberg, in der das Wahlrecht auch fuer auslaendische EU-Buerger gilt. Es wird nicht erwartet, dass einer der Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht.


Axel Schulz scheitert auch im dritten Anlauf

Dortmund. Auch im dritten Anlauf hat Axel Schulz die grosse Chance verpasst, nach Max Schmeling zweiter deutscher Profiboxweltmeister im Schwergewicht zu werden. Der 27jaehrige aus Frankfurt an der Oder verlor in der Nacht zum Sonntag vor 20.000 Zuschauern im Dortmunder Westfalenstadion den Kampf um das vakante IBF-Championat gegen Ex-Weltmeister Michael Moorer aus dem USA. Schulz kassierte eine Boerse von ueber zwei Millionen DM.


Koepke wechselt zum FC Barcelona

Der Manager des Nationaltorhueters Andreas Koepke hat den Wechsel von Koepke zum FC Barcelona bestaetigt. Der Manager soll im Auftrag von Koepke bei dem spanischen Spitzenclub einen Zweijarhesvertrag mit einer Option fuer ein drittes Jahr unterschrieben haben. Er bestreitet, dass zwischen dem VFB Stuttgart und Andreas Koepke ein rechtsgueltiger Vertrag zustande gekommen sei. VFB Praesident Mayer-Vorfelder hatte zusammen mit Andreas Koepke vor einer Woche in Manchester etwa 100 Journalisten den Wechsel Koepkes zum VFB bekannt gegeben. Aus VFB-Kreisen heisst es jetzt bereits, dass man den Transfer Koepkes zum FC Barcelone rechtlich ueberpruefen lassen wolle.


Fussballeuropameisterschaft: Viertelfinalspiele

Deutschland - Kroatien       2:1   Deutschland weiter
Portugal    - Tschechien     0:1   Tschechien weiter

Die Halbfinalspiele finden am Mittwoch, den 26.6. um 17:00 Uhr in Manchester
(Frankreich - Tschechien) und um 20:30 in London (England - Deutschland)
statt.



Quellen

B5    9:00 MESZ    12:00 MESZ    15:00 MESZ
DLF    10:00 MESZ    13:00 MESZ
SDR 3    10:00 MESZ    12:00 MESZ
Antenne Bayern    11:00 MESZ    14:00 MESZ
Radio 7    11:00 MESZ    14:00 MESZ
B3    22:00 MESZ