GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 16.04.1999



* Schroeder: Kein schnelles Ende des Kosovo-Krieges
* Finanzspitze der EU fuer die 12 Mittelmeer-Anrainerstaaten
* Steuerrueckzahlung fuer 4,5 Mio. Familien in Deutschland
* Tarifverhandlungen bei VW und im Bankgewerbe weiterhin ergebnislos
* Finanzminister Eichel regt "Marshall-Plan" fuer den Balkan an
* Verhandlungen ueber NS-Zwangsarbeiterfonds vor dem Abschluss
* Boerse



Schroeder: Kein schnelles Ende des Kosovo-Krieges

UNO-Generalsekretaer Annan hat seine Bemuehungen zur Beilegung der Kosovo-Krise ausgeweitet. Wie sein Sprecher in New York mitteilte, setzte Annan Einzeltreffen mit den Botschaftern der fuenf staendigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates an, um Loesungsmoeglichkeiten zu erarbeiten. Im ARD-Fernsehen meinte Bundeskanzler Schroeder am Abend, die Aktivitaeten Annans sowie Deutschlands boeten zwar Anlass zur Hoffnung, dass es zu einer diplomatischen Einigung komme, er rechne allerdings nicht mit einem schnellen Ende des Krieges. Verteidigungsminister Scharping hatte zuvor in Bonn von neuen Greueltaten serbischer Soldaten berichtet. Er kuendigte an, die entsprechenden Protokolle an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag weiterzureichen. Nach Darstellung der UN-Menschenrechtskomissarin Robinson gibt es Hinweise auf Hinrichtungen von Kosovo-Albanern, die serbischen Soldaten angelastet werden. Amerikanischen Quellen zufolge wurde in der Naehe der Provinzhauptstadt Pristina ein mutmassliches Massengrab entdeckt. Die NATO setzte ihre Angriffe auch heute fort. Am Nachmittag hatte die Allianz in Bruessel die Verantwortung fuer den Tod von zahlreichen Zivilisten im Westen des Kosovo vor zwei Tagen zurueckgewiesen. In Washington erklaerte der amerikanische Verteidigungsminister Cohen, er wolle eine bedeutende Zahl von Reservisten fuer den Einsatz in Jugoslawien einberufen. Unterdessen haelt der Zustrom von Kosovo-Vertriebenen nach Albanien, Mazedonien und Montenegro unvermindert an. Dort sind nach Angaben des Fluechtlingshilfswerks der Vereinten Nationen seit gestern mehr als 12.000 Menschen eingetroffen. Belgrad plane offenbar die Vertreibung aller Kosovo-Albaner erklaerte ein Sprecher in Genf.


Finanzspitze der EU fuer die 12 Mittelmeer-Anrainerstaaten

Die Europaeische Union hat den 12 Mittelmeer-Anrainerstaaten weitere Finanzhilfen zugesagt. Zum Abschluss der EU-Mittelmeerkonferenz in Stuttgart teilte ein Sprecher des Auswaertigen Amtes in Bonn mit, bis zum Jahr 2006 wuerden wahrscheinlich Hilfen in Milliardenhoehe zur Verfuegung gestellt. Der genaue Betrag stehe noch nicht fest. In den vergangenen vier Jahren hatte die Summe gut 4 Mrd. Euro betragen. Die Teilnehmer verstaendigten sich zudem auf die Formulierung einer Charta fuer Frieden und Stabilitaet. Sie soll bis zum naechsten Treffen in zwei Jahren ausgearbeitet werden.


Steuerrueckzahlung fuer 4,5 Mio. Familien in Deutschland

In Deutschland koennen etwa 4,5 Mio. Familien mit einer Steuerrueckzahlung rechnen, weil ihre Kinderfreibetraege zu niedrig angesetzt waren. Wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums mitteilte, geht es um den Zeitraum von 1985 - 1995. Besondere Antraege fuer die Rueckverguetung muessen demnach nicht gestellt werden. Insgesamt kommen auf Bund und Laender Kosten von knapp einer Milliarde DM zu.


Tarifverhandlungen bei VW und im Bankgewerbe weiterhin ergebnislos

Die Tarifverhandlungen fuer die rund 100.000 Beschaeftigten in den westdeutschen Volkswagenwerken sind in Hannover ohne Annaeherung vertagt worden. Beide Seiten wollen am kommenden Donnerstag wieder zusammenkommen. Die Arbeitgeber hatten vom 1. August an Einkommensverbesserungen von 2,5% angeboten. Zusaetzlich sollte ein Erfolgsbonus von 1000,-- DM gezahlt werden. Ausserdem erklaerten sich die Unternehmen bereit, 6000 befristete Vertraege in feste Stellen umzuwandeln. Die IG Metall lehnte die Offerte als unzureichend ab. Die Gewerkschaft will 3,2% mehr Geld und eine Einmalzahlung von 1% des Jahresgehaltes durchsetzen. Im Bankgewerbe geht der Tarifstreit ebenfalls weiter. Nach Angaben der Gewerkschaften DAG und HBV legten heute erneut rund 12.000 Beschaeftigte ihre Arbeit nieder. Schwerpunkte der Aktion waren Frankfurt, Hamburg und Muenchen.


Finanzminister Eichel regt "Marshall-Plan" fuer den Balkan an

Bundesfinanzminister Eichel hat ein langfristiges Engagement der Europaeischen Union auf dem Balkan gefordert. Bei einem Treffen der EU-Wirtschafts- und Finanzminister in Dresden sagte Eichel, es muesse eine Aufbauhilfe fuer den Balkan geben, aehnlich dem Marshall-Plan fuer das im 2. Weltkrieg zerstoerte Deutschland. Es gehe aber nicht nur um Geld, sondern auch um Hilfe beim Aufbau der Demokratie in den Staaten des ehemaligen Ostblockes. Die Finanzminister sprachen sich fuer ein Schuldenmoratorium fuer Mazedonien und Albanien aus, die den Hauptfluechtlingsstrom aus dem Kosovo tragen.


Verhandlungen ueber NS-Zwangsarbeiterfonds vor dem Abschluss

Die Bundesregierung rechnet mit einer baldigen Einigung ueber den geplanten Fonds fuer Zwangsarbeiter der NS-Zeit. Das Konzept stehe fest, sagte Kanzleramtsminister Hombach. Probleme gebe es aber noch bei der Rechtssicherheit fuer die Unternehmen. Deshalb wird Hombach in 14 Tagen erneut mit der US-Regierung und juedischen Organisationen zusammentreffen. Die deutsche Bank will dem Fonds nur zustimmen, wenn in den USA die Sammelklagen gegen sie aufgehoben werden. Vor dem Arbeitsgericht Nuernberg hat das erste von 58 verfahren ehemalige ukrainischer Zwangsarbeiter gegen den Ruestungskonzern Diehl begonnen.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8306 DM= 0.9359 Euro
Kanada(1 $)  1,2332 DM= 0.6305 Euro
England(1 Pfund)  2,9473 DM= 1.5069 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,0182 DM= 62.386 Euro
Japan(100 Yen)  1,5455 DM= 0.7902 Euro
Schweden(100 skr)  21,9929 DM= 11.244 Euro
 
Einige Indizes:
DAX:5155,35( aktuell )  
Dow-Jones-Index:10415,54( Stand 17:00 MESZ )  
10462,72( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16851,58
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

DLF    20:00 MESZ    22:00 MESZ
B5    18:00 MESZ