Kohl zur kroatischen Grossoffensive |
Bundeskanzler Kohl warnte davor, den Balkankonflikt mit militaerischen
Mitteln beenden zu wollen. Kohl sagte, jede Chance fuer Verhandlungen muesse
wahrgenommen werden, auch wenn dies aussichtslos erscheine. Ein grosser Krieg
koenne noch vermieden werden. Kohl bekraeftigte, dass keine deutschen
Soldaten in die Kampfregion entsandt werden sollen.
Der Sicherheitsexperte der SPD-Fraktion, Opel, forderte die Bundesregierung
auf, unverzueglich in OSZE und UNO eine politische Initiative zur Beendigung
der Kaempfe auf dem Balkan zu ergreifen. Die bisherigen Mahnungen und Appelle
reichten nicht aus. Opel bot der Regierungskoalition eine, wie er sagte,
Politik des nationalen Konsenses an. Die Sozialdemokraten seien bereit, ueber
eine Beteiligung der Bundeswehr an der Sicherung von UNO-Schutzzonen zu
sprechen. Wenn die Gebiete professionell geschuetzt wuerden seien die
wenigsten Konflikte zu befuerchten. |
PDS-Politiker unterstuetzen angeblich PKK |
Bonn. Politiker der PDS unterstuetzen die in Deutschland verbotene kurdische
Rebellenorganisation PKK. Das berichtet die Bild am Sonntag unter Berufung
auf einen gemeinsamen Bericht des Verfassungsschutzes und des
Bundesnachrichtendienstes. Demnach wird die PKK in Deutschland von ueber 30
Gruppen unterstuetzt. Sie hat 50.000 Sympathisanten vorwiegend aus der
linksextremen Szene. Der Bericht nennt die Namen von mindestens drei
PDS-Politikern, die dem Bundestag oder dem Berliner Abgeordnetenhaus
angehoeren. |
Westerwelle gegen weitere Neuverschuldung des Staates |
Muenchen. FDP-Generalsekretaer Westerwelle will mit Hilfe der Aenderung des
Grundgesetzes eine weitere Neuverschuldung des Staates verbieten lassen. Das
sagte der FDP-Politiker dem Nachrichtenmagazin FOCUS. Westerwelle forderte
eine Bestimmung im Grundgesetz, wonach die Staatsausgaben kuenftig die
Einnahmen nicht mehr uebersteigen duerften. Nur so koenne der Staat zur
Sparsamkeit gezwungen und die Neuverschuldung gestoppt werden. |
Chaostage in Hannover gehen weiter |
Seit Beginn der 80er Jahre versammeln sich am ersten Augustwochenende in
Hannover Punks aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland zu den
sogenannten Chaostagen. Ihr Ablauf ist jedes Jahr der gleiche; die Punks
kuehlen erst ihre heissen Kehlen mit Stroemen von Bier und danach ihr
Muetchen in Auseinandersetzungen mit dem polizeilichen Grossaufgebot. In der
vergangenen Nacht haben die Krawalle einen neuen Hoehepunkt erreicht.
Die Nordstadt in Hannover ist die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen. Immer
wieder gab es Krawalle, immer wieder musste die Polizei mit Wasserwerfern und
schwerem Raeumgeraet gegen die rund 200 Randalierer vorgehen. Nach sieben
Stunden relativer Ruhe war es um 21:00 Uhr zu den ersten heftigen Angriffen
auf die Polizei gekommen. Beim Versuch, zwei besetzte Haeuser in der Naehe
der Lutherkirche zu raeumen, wurde die Polizei aus einer Nebenstrasse mit
Molotowcocktails und Pflastersteinen angegriffen. Der Auftakt zu einer ganzen
Reihe von Krawallen, die auch am Samstagmorgen noch andauerten und bis dahin
auf Seiten der Polizei zu mindestens 100 Verletzten gefuehrt haben. Mehrere
Geschaefte sind im Laufe der Nacht gepluendert worden, Autos wurden
umgestuerzt und als Barrikaden benutzt. Mit einer Entschaerfung der Lage
rechnet die Polizei vorerst noch nicht, denn im Laufe des Tages werden
weitere Punks aus dem gesamten Bundesgebiet hier in Hannover erwartet.
Insgesamt rechnet die Polizei mit 2500 Punks aus dem In- und Ausland.
Um der Gewalt Herr zu werden wurden weitere Einsatzkraefte aus anderen
Bundeslaendern angefordert.
Am Mittag herrschte in Hannover gespannte Ruhe. Die Polizei beobachtet
mehrere groessere Punkergruppen, die sich durch die Innenstadt bewegen.
Am Bahnhof Hannover wurden die Punks gleich nach ihrer Ankunft wieder
nach Hause zurueckgeschickt worden. |
Veranstaltungen zum Atombombenabwurf vor 50 Jahren |
Berlin. In mehreren deutschen Staedten haben Umweltschutz- und
Friedensgruppen heute an die Atombombenabwuerfe auf Hiroshima und Nagasaki
vor 50 Jahren erinnert. Gleichzeitig protestierten sie gegen die geplanten
franzoesischen Nukleartests und warfen der Bundesregierung vor, dem Vorhaben
Frankreichs gleichgueltig zuzuschauen. Der franzoesische Europaminister
Barnier deutete unterdessen in einem Zeitungsinterview an, dass sein Land
moeglicherweise auf den letzten der acht geplanten Atomversuche verzichten
wolle. |
Hohe Ozonkonzentration in Baden-Wuerttemberg und Nordrhein-Westfalen |
Bonn/Stuttgart. In den Laendern Baden-Wuerttemberg und Nordrhein-Westfalen
haben die Behoerden heute Ozonkonzentrationen ueber 180 Mikrogramm pro
Kubikmeter Luft gemessen. Das Umweltministerium in Stuttgart gab fuer
Baden-Wuerttemberg Ozonalarm der Stufe eins und rief die Autofahrer dringend
auf, ihren Wagen stehen zu lassen, oder langsamer zu fahren. Fahrverbote wird
es an diesem Wochenende voraussichtlich aber nicht geben. Der Ozonhoechstwert
wurde in Freiburg gemessen, er betrug fuer etwa zwei Stunden 235 Mikrogramm
je Kubikmeter Luft. |
Immer noch viele Jugendliche ohne Lehrstelle gemeldet |
Nuernberg. Wenige Wochen vor Beginn des neuen Aubildungsjahres sind bei den
deutschen Arbeitsaemtern noch immer 165.000 Jugendliche ohne Lehrstelle
gemeldet. Das berichtet die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf eine
neue Lehrstellenstatistik der Bundesanstalt fuer Arbeit in Nuernberg. Diesen
Angaben zufolge standen Ende Juli im Osten noch 11.500 offene Lehrstellen
fuer 55.000 Bewerber zur Verfuegung. Im Westen waren 110.000 Jugendliche als
nicht vermittelt registriert. Fuer sie stehen aber 118.000 offene
Ausbildungsplaetze zur Verfuegung. Ungeachtet dieses leichten Ueberhangs gibt
es auch im Westen regionale Probleme. So im Ruhrgebiet, in Niedersachsen und
in Hessen. |
Steffi Graf zur Steueraffaere |
Fuer die ARD hat Steffi Graf Hans-Juergen Pohmann in New York ein Interview
zur Steueraffaere um sie und ihren Vater gegeben.
P: Steffi Graf, auch Sie sind Beschuldigte - wissen Sie darueber Bescheid,
was wird Ihnen vorgeworfen?
G: Ja, natuerlich weiss ich Bescheid, dass ich beschuldigt bin. Sicherlich
habe ich mich in den letzten zehn Jahren auf mein Tennis konzentriert, das
ist ganz klar. Ich habe natuerlich, das muss ich auch eingestehen, den
Fehler gemacht, dass ich mich um meine finanziellen Dinge eben nicht
gekuemmert habe. Daraus werde ich jetzt sicherlich meine Konsequenzen
ziehen und auch in den naechsten Tagen wichtige Entscheidungen faellen -
dass ich eben mehr Verantwortung oder die volle Verantwortung fuer diese
Dinge auch jetzt uebernehme und werde da sicherlich einige Schritte
einleiten.
P: Wann haben Sie davon gehoert, dass sie beschuldigt sind?
G: An dem Tag, an dem die Polizei zum ersten Mal bei uns zuhause war. Das
war am 1. Mai.
P: Kennen Sie konkrete Vorwuerfe?
G: Nein, kenne ich nicht.
P: Steffi Graf, es ist in Deutschland viel darueber gesprochen worden als
diese Geschichte aufkam, dass Sie eventuell sofort ueber einen Ruecktritt
vom Tennissport nachdenken. Ist das der Fall gewesen, wie sieht es heute
aus?
G: Das war eigentlich ueberhaupt nicht in meinen Gedanken.
Ruecktrittsgedanken habe ich ueberhaupt nicht. Ich habe mir ganz klar in
den letzten Wochen darueber Gedanken gemacht, wie ich die ganze Sache
konfrontiere, wie ich mich eben auf einem Turnier fuehlen werde. Es war
sicherlich so, dass ich mich in den letzten Wochen auf dem Platz nicht
sehr gut konzentrieren konnte. Es hat mich einfach absolut mitgenommen
und dadurch, dass ich eben doch sehr viel Zeit dafuer im Moment in Anspruch
nehme, mir konkrete Gedanken fuer die Zukunft zu machen, war Tennis nicht
unbedingt mein erster Gedanke. An Ruecktritt habe ich ueberhaupt keinen
Moment gedacht. |
Michael Schumacher vor dem Traualtar |
Bonn. Formel-I-Weltmeister Michael Schumacher und seine Frau Corinna haben
heute kirchlich geheiratet. Die Zeremonie fand in der Kapelle auf dem
Petersberg bei Bonn statt. Schumachers Management hatte dafuer beim Erzbistum
Koeln eine Sondergenehmigung erwirkt. Fuer die anschliessende Hochzeitsfeier
stand das Gaestehaus der Bundesregierung zur Verfuegung. Schaulustige wurden
von einem privaten Wachdienst abgehalten.
Bundeskanzler Kohl hat dem Brautpaar zur Hochzeit gratuliert. In einem
Telegramm wuenschte Kohl dem Paar fuer die Zukunft von Herzen alles Gute. |
Leichtsinn vernichtet vier alte Fachwerkhaeuser |
Durch den Leichtsinn von vier Jugendlichen sind in Saalfeld in Thueringen in
der vergangenen Nacht vier alte Fachwerkhaeuser ausgebrannt. Ein Hausbewohner
musste wegen Herzbeschwerden behandelt werden. Es entstand ein Schaden von
etwa 1.5 Millionen DM. Die drei Jungen und ein Maedchen im Alter von 14, 15
und 16 Jahren hatten sich zum Rauchen getroffen und die Zigaretten auf dem
Teppich ausgedrueckt. Dadurch fingen zuerst die Moebel und dann die ueber
100 Jahre alten Haeuser Feuer. |
Staus bestimmen das Strassenbild |
Die Menschen treibt es auf die Strassen. Vor allem auf den Autobahnen in
Richtung Sueden bestimmten heute Staus das Strassenbild. Die einen zog es
bei dem herrlichen Wetter in die Erholungsgebiete, die anderen wollten
zurueck nach Hause. In drei noerdlichen Bundeslaendern gehen naemlich die
Ferien zuende. Nach mehreren Unfaellen gab es Stop and Go mancherorts bis
zu 25 Kilometern Laenge. |
Schwerer Unfall mit Fahrerflucht fordert ein Menschenleben |
Ein schwerer Unfall mit Fahrerflucht hat heute auf der Autobahn
Nuernberg-Wuerzburg bei Tennenlohe ein Menschenleben gefordert. Acht Menschen
wurden zum Teil schwer verletzt. Bei einem Ueberholmanoever war ein PKW von
einem ausscherenden Kleinbus gerammt und gegen die Mittelplanke geschleudert
worden. Vier weitere Autos fuhren in die Unfallstelle hinein. Der
Unfallverursacher fuhr ohne anzuhalten weiter. Die Polizei fahndet jetzt nach
einem blauen VW-Bus neuen Typs mit vermutlich stark beschaedigter linker
Seite. |
Ulmer Ruderer erfolgreich |
Bei den Juniorenweltmeisterschaften im polnischen Posen holten Johannes Bart
und sein Teamkollege Stefan Roehnert im Doppelzweier vor Daenemark und
Kroatien die Goldmedaille. Erfolgreich war auch Andrea Winkler im Vierer ohne
Steuerfrau, das Boot der Renngemeinschaft Ulm-Dresden-Leipzig liess Rumaenien
und Grossbritannien hinter sich. |
Erste Goldmedaille fuer den DLV in Goeteborg |
Am ersten Tag der Leichtathletikweltmeisterschaften in Goeteborg gab es
gleich die erste Goldmedaille fuer die deutsche Mannschaft. Erwartungsgemaess
siegte Astrid Kumbernus aus Neu-Brandenburg im Kugelstossen. Damit wird zum
ersten Mal eine Deutsche Weltmeisterin im Kugelstossen. Um 18:13 wuchtete sie
mit ihrem dritten Versuch die Kugel auf 21.22 m. Das ist nicht nur
persoenliche Bestleistung, sondern auch die Verbesserung ihrer eigenen
Weltjahresbestleistung um fast 30 Zentimeter. |
A1 wurde gestern Nacht zur Reifenwechselstation |
Muenster. Verlorene Ladung in Form von hunderten superscharfer
Teppichschneider hat in der Nacht auf der A1 bei Ascheberg rund 70
Autofahrern platte Reifen beschert. Nach Angaben der Polizei glich der
Streckenabschnitt stundenlang einer Reifenwechselstation. Wer nur einen
Platten hatte, konnte auf der gesperrten Strecke seinen Reifen gleich selber
wechseln. Autofahrer, denen die Teppichklingen mehrere Pneus zerschnitten
hatten mussten auf Pannenhelfer warten. Wer die Kartons mit den kleinen
Messern verloren hat ist noch unbekannt. |
Hiroshima nach 50 Jahren (Sueddeutsche Zeitung) |
Von Juergen Busche.
Am Abend des 16. September 1941 trafen sich die Atomphysiker Niels Bohr und
Werner Heisenberg in Kopenhagen zu einem Gespraech. Der eine war der Nestor
der Nuklearforschung, der seit vielen Jahre eine internationale Schar junger
Physiker hatte um sich versammeln koennen, zu denen seit Mitte der zwanziger
Jahre Heisenberg gehoerte. Dieser wiederum galt als der genialste Physiker
nach Albert Einstein. Jetzt, im zweiten Kriegsjahr, war Heisenberg mit der
Herausforderung konfrontiert, die seit der Kernspaltung grundsaetzlich
moeglich gewordene Nutzung der Kernenergie fuer militaerische Zwecke zu
erforschen. Heisenberg - ein philosophisch gebildeter Naturwissenschaftler,
wusste, was er damit unternahm. Erst kurz zuvor, als ihm klar geworden war,
dass man eine Atombombe wuerde bauen koennen, hatte er an den Goettinger
Historiker Hermann Heimpel geschrieben, dass vielleicht der Mensch selbst
einmal den Erdball werde zerstoeren koennen.
Ein gescheitertes Gespraech --- Ueber das Gespraech, das die beiden Physiker in dem besetzten Daenemark fuehrten, und das sicherlich zu den wichtigsten Gespraechen - wenn diese Kategorie einmal erlaubt sein soll - gehoert, die im 20. Jahrhundert zwischen zwei Menschen gefuehrt worden sind, gibt es sehr unterschiedliche Darstellungen. Heisenberg hat stets und mit viel Zurueckhaltung angedeutet, dass er damals versucht habe, bei seinem verehrten Lehrer zu erkunden, ob es - mitten im Krieg - so etwas wie eine solidarische Weigerung der internationalen Physik geben koenne, die Bombe zu bauen. Bohr hingegen hatte wohl den Eindruck, sein Gast, dessen nationale Gesinnung ihm nicht fremd war, wollte ihn ausholen ueber den Entwicklungsstand der Waffe bei den Alliierten. Das Gespraech endete mit einem unaufloeslichen Missverstaendnis. Vier Jahre spaeter, am 6. August 1945, zerstoerte die erste Atombombe die japanische Stadt Hiroshima. Waere eine solche solidarische Verweigerung moeglich gewesen? Es scheint schon das Gespraech zwischen den beiden aussichtslos gewesen zu sein. Bohr kannte das Schicksal juedischer Menschen in Deutschland, auch war er daenischer Patriot genug, um die Realitaet der Nazibesetzung seiner Heimat nicht verleugnen zu koennen. Heisenberg stand zwischen dem Wunsch, deutscher Patriot zu sein und der Abscheu gegen das Hitler-Regime, ein Zwiespalt, der von aussen kaum erkannt werden konnte. Zwar ist beiden Gelehrten zuzutrauen, dass sie das Verhaeltnis des Schreckens des damaligen Krieges zu den Schrecken zukuenftiger Kriege annaehernd zutreffend einzuschaetzen vermochten, aber deshalb konnten beide doch nicht ihrer aktuellen Verantwortung als buergerliche Individuen entkommen - weder vor sich selbst, noch in den Augen anderer. In den Vereinigten Staaten hatten sich zudem laengst angesehene Physiker - mit Albert Einstein an der Spitze - fuer die Entwicklung der Atombombe eingesetzt, aus Angst davor, dass die Deutschen, die bis 1933 in der Welt erstklassig gewesen waren, was die Nuklearforschung betraf, sie bauen wuerden. Das Gespraech, das Heisenberg wahrscheinlich tatsaechlich aus den von ihm spaeter angedeuteten Gruenden gesucht hatte, konnte deshalb nicht gelingen, weil es eine Ethik, die eine solche Selbstverpflichtung ermoeglicht haette, nicht mehr gab. Der Zusammenhang von Wissenschaft und Technik hatte seit langer Zeit schon eine Dynamik bekommen, in der die Entwicklung der Produkte durch einzelne Menschen nicht mehr steuerbar war - und ist. Verabredungen tragen die Gefahr des Getaeuschtwerdens in sich. Zumal bei der Entwicklung der Kriegswaffen war dieser Prozess weit fortgeschritten, seit Hiroshima ist er unumkehrbar. In frueheren Jahrhunderten lag es an persoenlichen Dispositionen, an guten oder boesen Vorsaetzen, ob ein Feldherr und seine Soldaten im Krieg grausam verfuhren oder generoes, eine Stadt konnte gepluendert oder verschont werden. Das war eine Frage der jeweiligen Entscheidung, nicht jedoch der zwanghafen Logik des Krieges. In einem Atomkrieg koennen die Kriegsfuehrenden gute Vorsaetze haben so viel sie wollen und den ehrlichen Willen, sie zu verwirklichen, das Ergebnis ihrer Kriegsfuehrung wird unendlich grauenhaft sein. Diese Ausweglosigkeit zeigt auch die Begrenztheit ethisch begruendeten Verhaltens, ja, sie hat zu einer Veraenderung dessen gefuehrt, was ueberhaupt unter Ethik verstanden wird. Was man seit geraumer Zeit als Ethisierung politischer Entscheidungen bezeichnet, ist nichts anderes als die resignative und gleichwohl als Fortschritt empfundene Privatisierung des Verhaeltnisses, in das sich der Einzelne zur Politik setzt. Im ethischen Anspruch wird nicht mehr das Verbindliche formuliert, auf das alle zu verpflichten waeren und das entsprechend operational zu vermitteln waere. Im ethischen Anspruch wird das Appellative gesucht, mit Hilfe dessen Positionen moeglichst scharf und grell differenziert werden koennen, so dass eine Seite dabei als gut, die andere als boese herauskommt; es wird nicht mehr operational so gedacht, dass mit dem ethischen Gedanken alle erreicht werden koennten, sondern so, dass dass die, die man ueberwinden kann, dann auch eindeutig als die schlechten dastehen; also Proteste wegen Atomtests gegen Frankreich, aber nicht gegen China. Der Erfolg macht die Welt weder sicherer noch besser. Aber es gibt den Akteuren einer jeweiligen Ethik ein gehobenens Bewusstsein von sich selbst in ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung und - vermeintlich - selbstbestimmten Leben. Ethik wird heute Kindern in der Schule verabreicht wie Kondome im Sexualkundeunterricht. Eine gescheiterte Ethik --- Es ist sinnlos, Nuklearstrategie als kriminell oder als ein moralisches Uebel zu bezeichnen, weil man von beidem nur sinnvoll reden kann, wenn es eine Interventionsmoeglichkeit des Menschen gegen dieses Verhaengnis geben koennte. Die gibt es aber nicht, weil das, was wissenschaftlich und technisch moeglich ist, nicht mehr zurueckgenommen werden kann; es kann allenfalls wissenschaftlich und technisch beherrscht werden. Auf der anderen Seit hat die Privatisierung des ethischen Anspruchs dazu gefuehrt, dass intersubjektive Verbindlichkeiten auch dort geopfert werden, wo sie zu Anfang dieses Jahrhunderts noch wenigstens halbwegs bestanden. Das macht auch Kriege unterhalb der Atomschwelle, doch mit dem schrecklichen technischen Potential, das konventionelle Waffen ebenfalls haben, so unfassbar grausam. Die - ohnehin wenig ueberzeugende - Wirkung etwa internationaler Nichtverbreitungspolitik bei Atomwaffen vermag nichts gegen die Abloesung des klassisch-ethischen durch ein anonymisierendes Denken in Konfliktlagen.
Einige Jahre vor dem Gespraech zwischen Bohr und Heisenberg ging der
italienische Physiker Ettore Majorana, der fuer kurze Zeit Heisenbergs
Schueler in Leipzig war, in den Tod oder er verschwand in einem Kloster.
Man weiss es nicht. Man vermutet, er wollte die Verantwortung des Physikers
nicht tragen. Seit 1945 ist die Atombombe nicht mehr als Kriegswaffe zum
Einsatz gekommen. Das ist ein politischer Erfolg. Aber die verhaengnisvolle
Umkehrung der Reihenfolge von wissenschaftlich-technischem und
besinnlich-kritischem Denken, die mit Hiroshima ihre furchtbarste Auswirkung
gezeigt hat, ist geblieben. |
Nachrichten der letzten site |
* In Koeln-Brueck faehrt ein Motorradfahrer in eine Rotte Wildschweine und muss in's Krankenhaus. Als er entlassen wird, ist sein Motorrad gestohlen. * Joerg Zars, der erste Eigentuemer von Sammy, hat sich ein neues Reptil gekauft: `Ali'. Da es sich um einen Alligator handelt, wird dieses Tierchen nach einer etwaigen Flucht einfach zu finden sein. Ausgewachsen erreicht es eine Groesse von 6 Metern. * Eine suedafrikanische Astronomin berechnet, dass Hale-Bob, der Komet, der erst letzte Woche von Hobby-Astronomen in Jupiternaehe entdeckt wurde, und dementsprechend riesig sein muss, am 27. Maerz 1997 an der Erde vorbeifliegen wird. Auswirkungen auf die Erde sind damit eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschliessen. Das Datum wurde inzwischen auf den 1. April 1997 korrigiert. * Wissenschaftler der Uni Paderborn haben ermittelt, warum gesunde Kuehe oft ramdoesig in der Gegend rumhuepfen: Kleine Pilze sind fuer das verhalten verantwortlich. (Wenn unser Bibliothekar in der Gegend rumtorkelt sind meistens grosse Pilse schuld dran). * Kinder aus wohlhabenden Elternhaeusern sind staerker neurodermitis- gefaehrdet als Kinder aus aermeren Schichten. * Der Rat von Thomas Deutschmann --- taz : Steffi moege mit ihrem Vater in die Oeffentlichkeit ziehen, `am besten in das Aktuelle Sportstudio. Stell ihn an die Torwand. Nimm den alten Holzschlaeger, mit dem du vor 20 Jahren angefangen hast! Kraeftig ausholen. Ein Schlag Vorhand --- ein Schlag Rueckhand, und Du bist erwachsen.' * Vor dem Koelner Landgericht tobt der Koelsch-Streit. Ein Koelner Ehepaar hat beim Patentamt das `Koebes-Koelsch' (Fuer Imis: Koebes ist der Kellner) angemeldet. Marktfuehrer Kueppers klagt gegen die Namenswahl mit der Begruendung: `Da wollen Trittbrettfahrer an unserem guten Namen (???????) partizipieren.' (Kueppers ist das einzige Koelsch, das wir rauslassen. Das andere trinken wir selber.) Nach dem Genuss einiger Koelsch koenne man Koebes und Kueppers nicht mehr unterscheiden. Die Verwechslungsgefahr sei zu gross. Die Gegenseite weist darauf hin, dass Kueppers kurz und akzentuiert ausgesprochen wird, waehrend man auch nach mehreren Koelsch noch Koebes nuscheln kann. Aussserdem: Welcher Koebes reagiert schon auf Kueppers? * Der Koelner Maennergesang Verein begeistert derzeit das verwoehnte australische Publikum. * Die deutsche Ausgabe von `Mad` wird ab sofort eingestellt. * Im Golf von Biskaya werden einige 10.000 Flaschen 94er Puilly Fume in 25 Meter Tiefe versenkt und etwas spaeter wieder raufgeholt. Diese sollen besser schmecken, als vergleichbare Flaschen, die nicht von Meereswellen gewiegt wurden. |
Quellen |
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