GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 19.06.1999



* Serbischer Truppenabzug im Kosovo verlaeuft planmaessig
* Weltwirtschaftsgipfel in Koeln
* Leistungen fuer Langzeitarbeitslose sollen gekuerzt werden
* Riester will eventuell auf Plicht zur privaten Altersvorsorge verzichten
* Trittin wendet offenbar Entlassung ab
* Geruechte ueber Einigung zum Atomausstieg
* Diskussion um Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenberatung
* Kanzleramtsminister Hombach besichtigt Hochwasserschaeden
* Kritik am Management der Bundesregierung
* Coca-Cola-Deutschland wird erpresst
* Traumstart fuer die Kieler Woche
* Aus DAX wird Xetra



Serbischer Truppenabzug im Kosovo verlaeuft planmaessig

Die USA und Russland haben sich gestern Abend in Helsinki auf ein einheitliches Kommando der KFOR-Truppe geeinigt und damit das letzte grosse Hindernis fuer die Befriedung des Kosovo aus dem Weg geraeumt. Den Wunsch nach einem eigenen Sektor in der suedserbischen Provinz konnte Russland nicht durchsetzen. Der von russischen Soldaten in einem Handstreich eingenommene Flughafen von Pristina soll nach der Vereinbarung fuer alle an der KFOR beteiligten Nationen wieder geoeffnet werden. Bisher blockierten russische KFOR-Kontingente die Zufahrt zum Flughafen.

Der serbische Truppenabzug aus dem Kosovo verlaeuft weitgehend planmaessig. Um Mitternacht ist die zweite Rueckzugsphase abgelaufen und soweit die NATO es beurteilen kann haben die serbischen Soldaten den Westen und den Osten des Kosovo wie vereinbart verlassen. Die dritte und zugleich letzte Phase, die den kompletten Abzug beinhaltet, dauert noch bis morgen Abend. Vorher wird die Problematik der Entwaffung der UCK, der kosovarischen Befreiungsarmee, in den Vordergrund ruecken. Deutsche Bundeswehroffiziere und UCK-Kommandeure hatten gestern eine Vereinbarung erzielt, wonach die albanischen Kaempfer in der von Deutschen kontrollierten Zone um Prizren ab heute keine Waffen mehr in der Oeffentlichkeit mehr tragen duerfen, ab Sonntag keine Uniformen. Der heutige Tag wird also zur Nagelprobe. All dies geschieht in einem Umfeld, in dem die vor Tagen begonnenen und gegenlaeufigen Massenbewegungen anhalten. Die Serben fliehen in grosser Zahl aus dem Kosovo, die Albaner kehren zu Zehntausenden zurueck. Und die Hilfsorganisationen wirken damit ueberfordert. Taeglich wiederholen sich die schrecklichen Bilder, wenn Rueckkehrer auf ihrer von Serben maltraetierte und dezimierte Verwandtschaft, zerstoerte Haeuser und die vernichtete Landwirtschaft treffen. UCK-Kaempfer haben in der Stadt Pec im Westen des Kosovo italienische KFOR-Soldaten zu einer Polizeiwache gefuehrt, in der sich, so wie in Pristina, eine Folterkammer befindet. Mehrere hundert Albaner seien hierher verschleppt worden, berichtet die UCK, doch sei ihr weiteres Schicksal unbekannt.


Weltwirtschaftsgipfel in Koeln

Die Staats- und Regierungschefs der sieben groessten Industriestaaten und Russlands setzen in Koeln ihren Weltwirtschaftsgipfel fort. Bereits gestern hatten sie einen Schuldenerlass fuer die aermsten Laender der Welt vereinbart. Offiziell wurde der Gipfel erst am Morgen von Bundeskanzler Schroeder eroeffnet, der die Vertreter aus den USA, aus Kanada, Russland, Japan, Frankreich, Grossbritannien und Italien begruesste. Zunaechst fuhren die Regierungschefs am Koelner Rheinufer vor. Anschliessend kamen sie zu ihrer zweiten Arbeitssitzung zusammen. Auch heute war der Kosovo-Konflikt Thema der Gespraeche. Im Mittelpunkt stand dabei, wie man einen Stabilitaetspakt fuer den Balkan einrichten kann und wie die Kosten fuer den Wiederaufbau des Kosovo verteilt werden. Gestern hatten die G8-Staaten die Einigung zwischen den USA und Russland ueber die Rolle Moskaus in der KFOR-Truppe einhellig begruesst. Clinton sprach von einem guten Tag. Bundeskanzler Schroeder sicherte den Anrainerstaaten Jugoslaviens humanitaere Hilfe zu. Unterstuetzung fuer Serbien machte er aber vom Demokratisierungsprozess abhaengig. Am Rande des zweiten Gipfeltages kam es zu zwei Demonstrationen, zu denen insgesamt bis zu 70.000 Menschen erwartet wurden. Hoehepunkt war eine Menschenkette, an der voraussichtlich bis zu 50.000 Demonstranten teilnehmen wollten. Sie forderten, den aermsten Laendern der Welt umfassend alle Schulden zu erlassen. Die G7-Staaten hatten gestern beschlossen, ihnen 40 Prozent der Schulden zu streichen.


Leistungen fuer Langzeitarbeitslose sollen gekuerzt werden

Die Bundesregierung will im Rahmen ihres 30-Milliarden-Sparpaketes angeblich vor allem Leistungen fuer Langzeitarbeitslose kuerzen. Laut dem "Spiegel" will Arbeitsminister Riester ueber sieben Milliarden DM bei Beitraegen zur Sozialversicherung sparen, die der Bund fuer Arbeitslosenhilfe-Empfaenger bezahlt. Gestrichen werden sollen auch Stellen im Zivildienst und Zuschuesse in der Landwirtschaft, schreibt das Nachrichtenmagazin.


Riester will eventuell auf Plicht zur privaten Altersvorsorge verzichten

Bundesarbeitsminister Riester ist unter Umstaenden bereit, auf die umstrittene Pflicht zur privaten Altersvorsorge zu verzichten. Wenn es ganz andere, gute Wege hin zu einer privaten Eigenvorsorge gebe sei er einverstanden, sagte Riester der "Bild am Sonntag". Aber er wolle diese Wege aufgezeigt bekommen. Riester betonte, sein Rentenkonzept sei in der jetzigen Form mit Bundeskanzler Schroeder, Finanzminister Eichel und dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Struck abgesprochen. Alle seien sich einig gewesen, dass eine breite Eigenvorsorge entwickelt werden muesse.


Trittin wendet offenbar Entlassung ab

Umweltminister Trittin hat eine Entlassung durch Bundeskanzler Schroeder offenbar nur knapp abwenden koennen. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Koalitionskreisen. Der Gruenen-Politiker gab im Streit mit Schroeder ueber die geplante EU-Verordnung zur Entsorgung von Alt-Autos nach. Auch Gruenen-Politiker waren angeblich bereit, Trittin fallenzulassen. Die Bundesregierung hatte Berichte ueber eine geplante Entlassung Trittins dementiert.


Geruechte ueber Einigung zum Atomausstieg

Wirtschafsminister Mueller hat sich angeblich mit den Stromkonzernen auf Eckpunkte fuer einen Atom-Ausstieg geeinigt. Das letzte Atomkraftwerk geht demnach in 25 Jahren vom Netz. Bundesregierung und die Vorstandschefs der Stromkonzerne werden am Dienstag im Kanzleramt ueber die Eckpunkte sprechen. Der RWE-Konzern erklaerte, von einer Einigung ueber ein Ausstiegskonzept koenne keine Rede sein. Ein Viag-Sprecher sagte, ihm sei eine Verstaendigung nicht bekannt.


Diskussion um Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenberatung

Politiker und katholische Laien haben an die Bischoefe appelliert, die Schwangerenberatung unter dem Dach der katholischen Kirche weiterzufuehren. Familienministerin Bergmann sprach sich zugleich dafuer aus, auch bei einem Ausstieg der katholischen Kirche das bestehende Gesetz mit der Beratungspflicht beizubehalten. Papst Johannes Paul II. hatte die deutschen Bischoefe per Brief zu einem Ausstieg aus der Beratung aufgefordert.


Kanzleramtsminister Hombach besichtigt Hochwasserschaeden

Kanzleramtsminister Hombach hat sich heute mit dem bayerischen Finanzminister Faltlhauser getroffen. Dabei ging es um die Folgen des Pfingsthochwassers in Bayern. Bayern hatte wiederholt die Hilfe des Bundes eingefordert, um die Milliardenschaeden zu bewaeltigen. Hombach sicherte nun die finanzielle Unterstuetzung zu. Der Bund werde den Menschen in Bayern genauso helfen wie Opfern anderer Katastrophen, betonte er. Gestern hatte er sich in Eschenlohe und Neutstadt an der Donau ein Bild von den Hochwasserschaeden gemacht.


Kritik am Management der Bundesregierung

Nordrhein-Westfalens Ministerpraesident Wolfgang Clement (SPD) und der ehemalige SPD-Chef Vogel haben harsche Kritik am Management der Bundesregierung geuebt. Vogel sprach von professionellen Maengeln in der rot-gruenen Koalition. Er bemaengelte, dass Gesetze bereits kurz nach der Verabschiedung sogar aus den eigenen Reihen kritisiert wuerden, dies sei mitunter schwer zu verstehen. Clement beklagte Kommunikationsunfaehigkeit bei anstehenden Reformen. Notwendige Schritte muessten so vermittelt werden, dass sie vom Buerger verstanden wuerden.


Coca-Cola-Deutschland wird erpresst

Coca-Cola Deutschland wird von einem unbekannten Computerfachmann erpresst. Das bestaetigte ein Polizeisprecher der "Welt am Sonntag". Seit Wochen fordere der Unbekannte einen Millionenbetrag von dem Konzern, der via Internet auf ein Online-Konto ueberwiesen werden sollte. Der Erpresser habe mit der Vergiftung von Getraenken gedroht. Der Taeter habe sich seit Tagen nicht mehr gemeldet. Nach Angaben der Polzei hat die Erpressung mit den vergifteten Dosen nichts zu tun.


Traumstart fuer die Kieler Woche

Die Kieler Woche hat einen echten Traumstart hingelegt. Bei strahlend blauem Himmel und leichtem Wind begann die traditionelle "Aaalregatta" nach Eckernfoerde. 5000 Segler und 2000 Boote werden bis zum 27. Juni in Kiel erwartet. Zuschauer koennen erstmals von einer schwimmenden Buehne aus die Regatten hautnah verfolgen.


Aus DAX wird Xetra

Die Frankfurter Boerse hat am Freitag zum letzten Mal das wichtigste deutsche Kursbarometer, den DAX, nach den Werten im Praesenzhandel berechnet. Vom kommenden Montag an wird der Index der 30 fuehrenden Industriewerte nur noch auf Basis des Computerhandelssystems Xetra notiert. Die Deutsche Boerse begruendet ihre bereits vor rund einem halben Jahr getroffenen Entscheidung mit der weiter zunehmenden Bedeutung des elektronischen Handels.


Quellen

B5    11:00 MESZ
Antenne Bayern    13:00 MESZ