GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 11. 06. 2006



* Steinmeier rechnet nicht mit baldiger Entspannung in Afghanistan
* Berlin fordert Klaerung der Selbstmorde in Guantanamo
* Grosser Zapfenstreich: 50 Jahre Bundesmarine
* Schavan: Sitzenbleiben als Sanktionsmittel erhalten
* Bundeslaender wollen Feinstaub-Grenzwerte kippen
* Merkel kuendigt Mehrbelastungen im Gesundheitswesen an
* Tiefensee ruft zum Sparen auf
* NDP vor Parteispendenaffaere
* Filmkunstpreis 2006 fuer Valeska Grisebach
* Ergebnisse von der Fussball-WM
* Kaufhaeuser ueber WM-Verkaufssonntag zufrieden
* Nuernberg: Proteste vor Iran-Spiel
* Keine Deutschlandflaggen an Polizeifahrzeugen
* Alonso gewinnt in Silverstone vor Schumacher



Steinmeier rechnet nicht mit baldiger Entspannung in Afghanistan

Aussenminister Steinmeier rechnet nicht damit, dass sich die Lage in Afghanistan bald beruhigt. Das sei realistischerweise nicht zu erwarten, sagte Steinmeier der Zeitschrift "Super Illu". Nach internen Sicherheitsanalysen sei der Einsatz der Bundeswehr im Norden des Landes aber verantwortbar. Die Arbeit der deutschen Soldaten, Entwicklungshelfer und Diplomaten sei dort wichtiger denn je. Nach Angaben von Verteidigungsminister Jung hat es in den ersten fuenf Monaten in Afghanistan bereits so viele Anschlaege gegeben wie im vergangenen Jahr insgesamt.


Berlin fordert Klaerung der Selbstmorde in Guantanamo

Berlin/ Washington. Die Nachricht von drei Selbstmorden im US-Gefangenenlager Guantanamo hat in Deutschland kritische Reaktionen ausgeloest. Ein Regierungssprecher in Berlin aeusserte die Erwartung, dass die USA die Umstaende gruendlich aufklaerten. Im uebrigen sei die Haltung der Bundesregierung zu Guantanamo bekannt. Kanzlerin Merkel hatte die USA aufgefordert, nach Alternativen fuer das Gefangenenlager auf Kuba zu suchen. SPD-Fraktionschef Struck forderte die Schliessung und ordnungsgemaesse Gerichtsverfahren fuer die Haeftlinge.

US-Praesident Bush hat nach den Selbstmorden in Guantanamo seine "ernste Besorgnis" erklaeren lassen. Die Vorfaelle wuerden untersucht, sagte der Sprecher des Weissen Hauses, Snow. Frueheren US-Angaben zufolge versuchten seit Januar 2002 bereits 25 Haeftlinge insgesamt 41 Mal sich das Leben zu nehmen. Saudi-Arabische Behoerden aeusserten indes Zweifel an der Selbstmorden. Ein Regierungssprecher sagte, die Gefangenen koennten moeglicherweise gefoltert worden sein.


Grosser Zapfenstreich: 50 Jahre Bundesmarine

Mit einem Grossen Zapfenstreich feiert die Bundesmarine heute Abend in Wilhelmshaven ihr 50-jaehriges Bestehen. Zu der militaerischen Zeremonie auf dem Rathausplatz werden Verteidigungsminister Jung und Marineinspekteur Vizeadmiral Nolting erwartet. Wilhelmshaven war 1853 als preussischer Kriegshafen gegruendet worden. Im Juni 1956 nahm dort das "Kommando der Flottenbasis" seine Arbeit auf.


Schavan: Sitzenbleiben als Sanktionsmittel erhalten

Berlin. Mit ihrer Forderung, das Sitzenbleiben ueberfluessig zu machen, hat die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz Erdsiek-Rave von der SPD ein geteiltes Echo ausgeloest. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begruesste den Vorstoss und uebte gleichzeitig scharfe Kritik an Bundesbildungsministerin Schavan. Diese hatte davor gewarnt, den Lehrern das Sanktionsmittel Sitzenbleiben zu nehmen und damit zu ihrem Autoritaetsverfall beizutragen. Dazu sagte GEW-Chefin Demmer, Schavan vertrete Ansichten aus der Zeit der Pruegelpaedagogik. Bayerns Kultusminister Schneider sagte demgegenueber, die Jahrgangsstufe zu wiederholen, sei im Einzelfall "durchaus sinnvoll".


Bundeslaender wollen Feinstaub-Grenzwerte kippen

Mehrere Bundeslaender dringen auf Abschaffung der EU-Grenzwerte fuer Feinstaub, die in deutschen Staedten immer haeufiger ueberschritten werden. Niedersachsens Umweltminister Sander sagte der "Welt". "Wir benoetigen Grenzwerte, die die Gesundheitsgefaehrdung der Menschen besser wiedergeben. Nicht jeder Feinstaub ist gleich schaedlich." Auch die Laender Berlin und Thueringen sprechen sich dem Bericht zufolge fuer eine Revision der Richtlinie aus. Sie plaedieren fuer die Festlegung eines Jahresmittelwerts.


Merkel kuendigt Mehrbelastungen im Gesundheitswesen an

Saarbruecken. Bundeskanzlerin Merkel hat die Buerger auf Mehrbelastungen im Gesundheitswesen eingestimmt. Bei einer Unionstagung in Saarbruecken sagte sie, mittel- und langfristig wuerden die Kosten steigen. Die Versicherten koennten aber davon ausgehen, dass die Gesundheitsreform in ihrem Sinne gestaltet werde und nicht im Auftrag derer, die sich einen Besitzstand in diesem System erarbeitet haetten. Offenbar plant die grosse Koalition, dass die Buerger kuenftig Zusatzversicherungen fuer Krankengeld und fuer Behandlungen nach selbst verschuldeten Unfaellen abschliessen muessen.


Tiefensee ruft zum Sparen auf

Bundesverkehrsminister Tiefensee hat die ostdeutschen Laender zu weiteren Einsparungen bei Personal- und Sachkosten aufgefordert. Kredite fuer die laufenden Kosten sollten nicht aus Solidarpaktmitteln bedient werden, sagte der auch fuer den Aufbau Ost zustaendige SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Er vertraue darauf, dass nun der Pfad der Tugend eingeschlagen werde und die Debatte ueber die falsche Verwendung von Finanzmitteln bald ein Ende habe. Einer Studie zufolge haben die ostdeutschen Laender im vergangenen Jahr durchschnittlich nur rund die Haelfte der Solidarpakt-Gelder fuer Investitionen in die Infrastruktur verwendet. Nur Sachsen setzte die Mittel vorschriftsmaessig ein. Morgen treffen sich die ostdeutschen Ressortchefs mit Bundesfinanzminister Steinbrueck.


NDP vor Parteispendenaffaere

Berlin. Der rechtsextremen NPD droht eine Parteispenden-Affaere. Wie die Bundestagsverwaltung bestaetigte, ist eine Pruefung der NDP-Finanzen in Vorbereitung. Nach Angaben eines Sprechers der Bundestagsverwaltung, die fuer die Kontrolle der Parteienfinanzierung zustaendig ist, geht es um fingierte Spendenquittungen, die ein frueherer Spitzenfunktionaer der NDP ueber Jahre hinweg ausgestellt und in den Parteifinanzen verbucht habe. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wurde der NPD-Funktionaer Anfang Juni vom Amtsgericht Erfurt wegen Steuerhinterziehung in 135 Faellen zu einer Bewaehrungsstrafe verurteilt.


Filmkunstpreis 2006 fuer Valeska Grisebach

Die Regisseurin Valeska Grisebach ist beim zweiten "Festival des deutschen Films" mit dem "Filmkunstpreis 2006" ausgezeichnet worden. Die 1968 in Bremen geborene Filmemacherin nahm in Ludwigshafen den mit 50.000 Euro dotierten Preis fuer ihren Spielfilm "Sehnsucht" entgegen.

Valeska Grisebach Die Jury lobte die "unverstellte Lebensechtheit der Figuren des realistischen Melodramas" und die einfuehlsame Erzaehlart. Mit dem Foerderpreis wird der "beste deutsche Film des Jahres mit Mut und Persoenlichkeit" ausgezeichnet.

Grisebachs Liebesfilm, der groesstenteils mit Laiendarstellern aus der Region Brandenburg gedreht wurde, sei "eine Neubesinnung auf den deutschen Heimatfilm". Nach eigenen Angaben war die Regisseurin ein halbes Jahr durch Doerfer gefahren, um Schauspieler fuer die Geschichte zu suchen. Im Wettbewerb des Filmfestivals konkurrierten in diesem Jahr zwoelf deutsche Autorenfilme.

Die dreikoepfige Jury aus der Regisseurin Jutta Brueckner, der Schauspielerin Anna Thalbach und dem Filmkritiker Wolfgang Hamdorf vergab in diesem Jahr die undotierte "Besondere Auszeichnung" gleich an zwei Wettbewerbsfilme: den Film "Futschicato von Olav F. Wehling und Jan Georg Schuettes "Swinger Club". Als Lieblingsfilm des Publikums entpuppte sich der Spielfilm "Neun Szenen". Der Regisseur Dietrich Brueggemann nahm dafuer den "Publikumspreis 2006" entgegen. In diesem Jahr besuchten rund 17.000 Filmbegeisterte das Festival fuer Filmkunst - 7.000 mehr als im vergangenen Jahr.


Ergebnisse von der Fussball-WM

  Argentinien - Elfenbeinkueste 2:1 (Gruppe C, 10.06.)
  Serbien/Montenegro - Niederlande 0:1 (Gruppe C, 11.06.)
  Mexiko - Iran 3:1 (Gruppe D, 11.06.)
  Angola - Portugal 0:1 (Gruppe D, 11.06.)



Kaufhaeuser ueber WM-Verkaufssonntag zufrieden

Passend zur Fussball-WM haben Geschaefte und Kaufhaeuser in mehreren baden-wuerttembergischen Staedten am ersten WM-Sonntag ihre Tueren geoeffnet. In ersten Reaktionen zeigten sich die meisten Kaufhausmanager zufrieden mit der Resonanz.


Nuernberg: Proteste vor Iran-Spiel

Nuernberg. 1.200 Menschen haben in der Nuernberger Innenstadt gegen den iranischen Praesidenten Ahmadinedschad demonstriert. Zu der Kundgebung vor dem WM-Spiel Iran gegen Mexiko hatte die Israelitische Kultusgemeinde aufgerufen. Als Gastredner uebte Bayerns Innenminister Beckstein scharfe Kritik an den anti-israelischen Aeusserungen Ahmadinedschads. Beckstein nannte ihn woertlich einen Verbrecher, der in Deutschland nicht willkommen sei. Sollte Ahmadinedschad einreisen, wuerde ihn nur sein Diplomatenpass vor der Verhaftung schuetzen. Aehnlich aeusserte sich Gruenen-Chefin Roth. Sie betonte, die Kundgebung richte sich nicht gegen die Fussballmannschaft oder die Bevoelkerung des Iran. Der ehemalige Vizepraesident des Zentralrats der Juden, Friedman, bedauerte, dass der iranische Vizepraesident Aliabadi eine Einreise-Erlaubnis bekommen hat. Beim heutigen Spiel sitzt Aliabadi auf der Tribuene. Der Generalsekretaer der juedischen Dachorganisation, Kramer, erklaerte in einem Interview, die Anwesenheit des iranischen Vizepraesidenten Aliabadi bei der heutigen Partie mache die WM zu einer politischen Veranstaltung. Kramer betonte, es muesse klar gemacht werden, dass Politiker, die den Holocaust leugnen, in Deutschland nicht willkommen seien. Die Bundesregierung hatte zuletzt dazu aufgerufen, zwischen dem sportlichen Ereignis und politischen Themen zu unterscheiden und betont, Aliabadi sei weder von der Bundesregierung eingeladen noch werde er mit protokollarischen Ehren empfangen.


Keine Deutschlandflaggen an Polizeifahrzeugen

An Berliner Polizeiautos duerfen keine Deutschlandfahnen mehr angebracht werden. Das hat das Polizeipraesidium der Hauptstadt angeordnet. Beamte seien im Dienst keine Fussballfans, sondern Polizisten, sagte ein Sprecher. Die Flaggen koennten das Einschreiten bei Auseinandersetzungen zwischen deutschen und auslaendischen Fans erschweren.


Alonso gewinnt in Silverstone vor Schumacher

Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso hat den Grossen Preis von Grossbritannien in Silverstone gewonnen. Der spanische Renault-Fahrer erreichte das Ziel vor Michael Schumacher im Ferrari und Kimi Raeikkoenen im Maclaren-Mercedes. Toyota-Pilot Ralf Schumacher war nach einer Kollision mit dem Australier Mark Webber ausgeschieden. - Mit dem fuenften Saisonerfolg baute Alonso seine Fuehrung in der WM-Wertung weiter aus. Er liegt nun 23 Punkte vor Michael Schumacher. Den dritten Platz in der Gesamtwertung belegt Raeikkoenen.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ