GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 29.04.1996



* Schon 300 Hinweise auf Reetsma-Entfuehrer
* Anschlaege auf Gleisanlagen von Kernkraftgegnern
* Prozess gegen Flugzeugentfuehrer beginnt
* Wirtschaft wird nur schwach wachsen
* Weiteres Gutachten des Wirtschafts-Sachverstaendigenrates
* Bundesregierung sieht sich bestaetigt
* Einigung ueber neues Auslaender- und Asylrecht
* Erneut EU-Verhandlungen ueber BSE
* Kohl und Major trafen in London zusammen
* Noch Eintrittskarten fuer Bayernspiel erhaeltlich
* Boerse



Schon 300 Hinweise auf Reetsma-Entfuehrer

Hamburg. Die Suche nach den Entfuehrern Millionaers Reetsma laufen auf Hochtouren. Bis zum mittag gingen bei der Hamburger Polizei 300 Hinweise aus der Bevoelkerung ein. Die meisten Hinweise beziehen sich auf die Stimme des Kidnappers. Eine heisse Spur sei jedoch nicht dabei, so ein Polizeisprecher. Gestern hatten die Hamburger Behoerden eine Belohnung von 100 000 DM ausgesetzt, die zur Ergreifung der Kidnapper fuehren. Gestern hatten die Ermittler ein verdaechtiges Auto gestoppt, der Fahrer wurde kurzfristig festgenommen. Er hatte allerdings mit der Entfuehrung nichts zu tun und wurde kurze Zeit spaeter wieder freigelassen. Der 43-jaehrige Reetsma war am Samstag nach fuenfwoechiger Entfuehrung freigelassen worden. Die Entfuehrer sind mit der Rekordloesesumme von 30 Millionen Mark auf der Flucht.


Anschlaege auf Gleisanlagen von Kernkraftgegnern

Hannover. Unbekannte haben in der Nacht mehrere Anschlaege auf Bahngleise in Niedersachsen veruebt. Nach Angaben der Polizei wurden entlang zweier Gleisstrecken bei Hannover und Goettingen mehrere Kabelstraenge zerhackt. Diese seien unter anderem fuer Signalanlagen notwendig, so dass die Strecken zunaechst nicht befahrbar seien. In den vergangen Tagen waren schon zwei Anschlaege auf Niedersaechsische Bahnstrecken veruebt worden, zu denen sich Atomkraftgegner bekannt hatten.


Prozess gegen Flugzeugentfuehrer beginnt

Hamburg. 19 Jahren nach der Entfuehrung der Lufthansa-Maschine Landshut beginnt heute der Prozess gegen die einzige Ueberlebende der palaestinensischen Kidnapper. Die 41-jaehrige Andrawes muss sich vor dem Oberlandesgericht Hamburg unter anderem wegen erpresserischen Menschenraub, Mordes und Mordversuchs verantworten. Sie gehoerte zu den Terroristen, die 1977 die Lufthansa Boeing 87 Menschen in ihre Gewalt brachten. Der Kapitaen des Flugzeuges wurde dabei erschossen. Der Prozess begann mit einer persoenlichen Erklaerung der Angeklagten. Sie fuehle sich zu Unrecht angeklagt, weil sie wegen der Entfuehrung bereits in Somalia verurteilt worden sei. Zugleich raeumte sie eine Mitschuld an dem Tod des Flugzeugkapitaens ein.


Wirtschaft wird nur schwach wachsen

Bonn. Die sechs fuehrenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten fuer dieses Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,75 Prozent. Das geht aus ihrem Fruehjahrsgutachten hervor. 1995 war die deutsche Wirtschaft noch um 1,9 Prozent gewachsen. Im Laufe dieses Jahres wird die deutsche Wirtschaft aber wieder an Fahrt aufnehmen, heisst es. 1997 sei dann ein Wachstum von 2,5 Prozent erreichbar. Schlecht sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus. Hier befuerchten die Konjunkturforscher ein Plus von rund 300 000 Arbeitslosen. Zumindest fuer FDP-Parteichef Wolfgang Gerhardt ist dies jedoch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. "Ich glaube, dass die Konjunktur bald wieder anzieht.", so Gerhardt heute morgen in Bonn. Und dazu dienten auch die von der Regierung in Bonn beschlossenen Milliardeneinsparungen. Das das Sparpaket im Bundestag am Widerstand einiger Abgeordneten aus den Reihen von Union und FDP scheitert glaubt Gerhardt uebrigens nicht. Die Koalition verfuegt im Bundestag nur ueber eine knappe Mehrheit. Die Institute warnten, mit einer zu harten Sparpolitik das Wirtschaftswachstum zu gefaehrden.


Weiteres Gutachten des Wirtschafts-Sachverstaendigenrates

Bonn. Der Wirtschafts-Sachverstaendigenrat rechnet fuer dieses Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. Die sogenannten fuenf Weisen nennen diese Zahlen in einem Sondergutachten, dass das Wirtschaftsministerium heute in Bonn veroeffentlicht hat. Mit dieser Prognose ist der Sachverstaendigenrat noch pessimistischer als die Wirtschaftsforschungsinstitute, die zuvor in ihren Fruehjahrsgutachten ein Wachstum von 0,75 Prozent prognostiziert hatten. Was den Arbeitsmarkt angeht stimmen die beiden Gutachten ueberein. Die Zahl der Arbeitslosen werde diese Jahre im Durchschnitt ueber 3,9 Millionen.


Bundesregierung sieht sich bestaetigt

Bonn. Die Bundesregierung sieht ihren Sparkurs durch die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Politik bestaetigt. Auch die Einschaetzung, dass die Konjunktur nicht in eine Rezession abgleite, sondern sich bald wieder belebe, werde gestuetzt. Das meinten die Minister Waigel und Rexrodt. Ebenfalls bestaetigt fuehlen sich die Arbeitgeber. Der Bundesverband der deutschen Industrie fordert entschlossenes und in einer Gesamtstrategie eingebettes Handeln in der Finanzpolitik. Nur so koenne das Vertrauen von Unternehmern und privaten Haushalten gesichert werden. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbaende appellierte gleichzeitig an die Opposition im Parlament, dass von der Regierung vorgeschlagene Sparpaket nicht zu blockieren, denn nur doch solche Massnahmen, wie die in der letzten Woche vorgeschlagenen, koennte die Finanz- und Wirtschaftsstagnation ueberwunden werden. Fuer die SPD forderte der Wirtschaftspolitische Sprecher Ernst Schwanhold (sp?), die Bundesregierung muesse einen neuen Jahresirtschaftsbericht vorlegen, denn das heute vorgestellt Gutachten bestaetige, dass der alte Bericht von Ende Januar heute Makulatur sei. Die Bundesregierung muesse angesichts dieser Konjunkturdaten einen neuen Anlauf fuer ein Beschaeftigungsbuendnis nehmen und die unsozialen Kuerzungen zuruecknehmen. Buendnis 90/ Die Gruenen sehen in den Gutachten Hinweise dafuer, dass Deutschland eine neue Konjunkturpolitik brauche und in der Steuerpolitik eine Tarifreform ueberfaellig sei.


Einigung ueber neues Auslaender- und Asylrecht

Bonn. Die Koalition hat sich nach mehr als einjaehrigen Verhandlungen darauf geeinigt, wie das Auslaender- und das Asylrecht geaendert werden sollen. Gewalttaetige oder kriminelle Auslaender sollen demnach schneller ausgewiesen werden. Die Rechtsstellung von Fremden, die legal in Deutschland leben, wird verbessert. CSU und FDP wollen ihren Gesetzentwurf im Juni in den Bundestag einbringen. Die Aenderungen koennten dann noch vor der Sommerpause verabschiedet werden.


Erneut EU-Verhandlungen ueber BSE

In Luxemburg kamen heute erneut die EU-Agrarminister zusammen, um ueber die Rinderseuche BSE zu diskutieren. England draengte bei dem Treffen weiter auf eine schrittweise Lockerung des weltweiten Exportverbots fuer britische Rinder. Das Exportverbot gilt seit Ende Maerz.


Kohl und Major trafen in London zusammen

London. Bundeskanzler Kohl und der englische Premierminister Major haben in London ueber die Rinderseuche BSE gesprochen. Weitere Themen des eintaegigen Treffens waren der europaeische Einigungsprozess, sowie die internationalen Krisenherde Bosnien und der Nahe Osten.


Noch Eintrittskarten fuer Bayernspiel erhaeltlich

Muenchen. Das erste Finale um den UEFA-Pokal zwischen dem deutschen Fussball-Rekordmeister Bayern Muenchen und Chiron Bordeaux (sp?) ist noch nicht ganz ausverkauft. 3500 Eintrittskarten sind heute wieder in den freien Verkauf geraten, da Dauerkartenbesitzer des FC Bayern Muenchen von ihrem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch gemacht hatten.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5216
Kanada(1 $)  1,1143
ECU-Wert(1 ECU)  1,90880
England(1 Pfund)  2,2999
Schweiz(100 sfr)  123,700
Frankreich(100 FF)  29,6180
Italien(1000 Lit)  0,9743
Oesterreich(100 oeS)  14,2130
Spanien(100 Ptas)  1,2056
Japan(100 Yen)  1,4554
Schweden(100 skr)  22,5630
 
Einige Indizes:
DAX:2506.46
Dowjones-Index:5569.44
Nikkei-Index:fehlt leider aus technischen Gruenden
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    8:00 MESZ    9:00 MESZ    10:00 MESZ    14:00 MESZ    16:00 MESZ
Radio 7    11:00 MESZ    15:00 MESZ