GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 27.06.1995



* Deutscher Bundeswehrverband kritisiert Bosnien-Entscheidung
* Neue Einzelheiten ueber Vorwuerfe gegen Eggert
* Geiselnahme in Berliner Bank
* Streit zwischen Scharping und Schroeder verschaerft sich
* Koalition einig ueber Wohnungsbaufoerderung
* Koalitionsbildung in Nordrhein-Westfalen verzoegert sich
* Unfall eines Tanklastzuges in Saarbruecken
* Pilotabschluss im Einzelhandel
* Steuerzahlerbund fordert Verkleinerung des Bundestages
* Breite Kritik gegen Abtreibungskompromiss
* Opel will deutsche Standorte sichern
* Neues Loch beim U-Bahnbau hat personelle Konsequenzen
* Lebenshaltungskosten steigen wieder staerker
* Tennisresultate
* Boerse: Uneinheitlich
* 13 Nationen beteiligen sich an Entwicklung gemeinsamer grosser Raumstation



Deutscher Bundeswehrverband kritisiert Bosnien-Entscheidung

Bonn. Der Deutsche Bundeswehrverband hat den gestrigen Kabinettsbeschluss zum Einsatz deutscher Soldaten in Bosnien als "nicht praezise genug" kritisiert. Der Vorsitzende des Verbandes Gertz (sp?) sagte in einem Zeitungsinterview, die zugesagte Unterstuetzung der internationalen Eingreiftruppe koenne alles Moegliche einschliessen, auch Luftangriffe, wenn die NATO dies fuer notwendig halte. Zur Vorbereitung der Bundestagsdebatte am Freitag haben sich heute auch die Bundestagsfraktionen mit den Plaenen der Bundesregierung beschaeftigt. CDU, CSU und FDP stimmten ihnen mit grosser Mehrheit zu. Die Gruenen und die SPD lehnten die Plaene dagegen ab und kuendigten an, sie wuerden eigene Konzepte in die Bundestagsdebatte einbringen. Die Opposition ist vor allem gegen einen Einsatz von Tornado-Kampfflugzeugen. Eine Gruppe von Aussen- und Sicherheitspolitikern der SPD sprach sich allerdings fuer den Einsatz von Tornados aus, falls Blauhelmsoldaten angegriffen wuerden.


Neue Einzelheiten ueber Vorwuerfe gegen Eggert

In der Affaere um den saechsischen Innenminister Eggert sind weitere Einzelheiten zu den Vorwuerfen der sexuellen Belaestigung bekanntgeworden. Der fruehere persoenliche Referent Eggerts, Lang, erklaerte in einem Zeitungsinterview, Eggert habe mindestens drei Personen sexuell belaestigt. Dabei sei es seines Wissens nicht zu koerperlichen Uebergriffen gekommen. Eggert habe aber die Angestellten unter Druck gesetzt. Eggert ist bis zur Klaerung der Vorwuerfe auf eigenen Wunsch beurlaubt. Angeblich will er mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung oder uebler Nachrede auf die Veroeffentlichung reagieren.


Geiselnahme in Berliner Bank

Berlin. Vermutlich vier Taeter haben heute im Bezirk Zehlendorf eine Bank ueberfallen und halten und halten mehrere Menschen als Geiseln fest. Eine Polizeisprecherin sagte, nach ersten Erkenntnissen haetten die Taeter Angestellte und vermutlich auch Kunden der Bankfiliale in Berlin-Zehlendorf in ihrer Gewalt. Die Taeter drangen gegen 10:30 MESZ in die Bank ein. Als die Polizei eintraf, versuchten sie zu fluechten. Da ihnen der Weg versperrt war, liefen sie in die Bank zurueck. Dort sollen sie etwa 20 Menschen festhalten. Nach Polizeiangaben fordern die Taeter Loesegeld, Fluchtwagen und einen Hubschrauber. Offenbar haben die Geiselnehmer der Polizei Ultimaten gestellt. Eine Geisel sagte in einem Telefonat, die Geiselnehmer haetten gedroht, einer der Geiseln ins Bein zu schiessen. Die Polizei hat den Bereich weitraeumig abgeriegelt.


Streit zwischen Scharping und Schroeder verschaerft sich

Bonn. Der Streit zwischen dem SPD-Vorsitzenden Scharping und dem niedersaechsischen Ministerpraesidenten Schroeder verschaerft sich. Ungeachtet der Warnungen des Parteivorsitzenden vor weiteren internen Auseinandersetzungen verteidigte Schroeder sein Energiekonzept. Im Streit um das Jahressteuergesetz ging der Ministerpraesident offen auf Konfrontationskurs mit seiner eigenen Partei. Schroeder sprach sich gegen die zentrale Forderung der Bonner SPD aus, das Kindergeld von 200 auf 250 DM zu erhoehen. Auch beim Existenzminimum schloss sich Schroeder der Position der Bonner Koalition an. Fuer die am Donnerstag geplanten Verhandlungen im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat legte Schroeder einen eigenen Sechs-Punkte-Katalog zur Steuerpolitik vor. Seine Vorschlaege hatte zuvor das Kabinett in Hannover gebilligt. SPD-Chef Scharping warnte am Abend bei einer Fraktionssitzung erneut vor dramatischen Folgen fuer seine Partei, falls sie nicht zu einer einheitlichen Linie finde.


Koalition einig ueber Wohnungsbaufoerderung

Bonn. Die Koalition hat sich auf eine neue Wohnungsbaufoerderung ab 1996 verstaendigt. Danach soll es statt der bisherigen Steuerabschreibungen eine einkommensunabhaengige Wohnbauzulage geben. Bei Neubauten kann jeder Haeuslebauer acht Jahre lang bis zu 5.000 DM Zulage bekommen, bei Altbauten bis 2.200 DM. Das Baukindergeld soll von 1.000 DM auf 1.500 DM erhoeht werden. Die Einkommensgrenzen fuer die Bausparpraemien sollen z.B. fuer Verheiratete von 54.000 DM auf 100.000 DM fast verdoppelt werden.


Koalitionsbildung in Nordrhein-Westfalen verzoegert sich

Bonn. Die Entscheidung ueber eine rotgruene Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen verzoegert sich. Die Koalitionsverhandlungen wurden auf morgen vertagt. Von Seiten der SPD hiess es, nur noch wenige Einzelfragen seien offen. Im Hinblick auf den umstrittenen Braunkohletagebau Garzweiler II sei ein Kompromiss gefunden worden. Der nordrhein-westfaelische SPD-Landesvorstand sprach sich geschlossen fuer eine Koalition mit den Gruenen aus. Die Fraktionssprecherin der Gruenen, Hoehn (sp?), sagte, sie hoffe auf einen Erfolg morgen mittag. Seit heute abend verhandeln Vertreter beider Seiten im kleinen Kreis.


Unfall eines Tanklastzuges in Saarbruecken

Saarbruecken. Nach dem Unfall eines Tanklastzuges auf der Stadtautobahn von Saarbruecken hat die Polizei heute morgen Explosionswarnung gegeben. Bei dem Unfall waren mehrere tausend Liter Benzin in die Kanalisation gelangt. Die Polizei musste die Autobahn komplett sperren. Der LKW war aus noch ungeklaerter Ursache ins Schleudern geraten und gegen die Leitplanken geprallt. Dabei wurde der Fahrer leicht verletzt.


Pilotabschluss im Einzelhandel

Duesseldorf. Mit einem Tarifkompromiss fuer den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen haben die Tarifparteien heute den ersten Schritt zur Beilegung des Tarifkonfliktes in der Branche gemacht. Ab Juli soll es 3,7 % mehr Nettogehalt geben. Darueberhinaus soll es ueberproportionale Anhebungen bei den unteren Lohngruppen geben. Fuer April, Mai und Juni erhalten die Arbeitnehmer Einmalzahlungen zwischen 200 und 300 DM. Beide Tarifparteien gehen von einer Pilotfunktion des Abschlusses fuer die 2,7 Mio. Arbeitnehmer in Westdeutschland aus. Damit scheint auch der sechswoechige Arbeitskampf beendet. Mittlerweile haben auch das Saarland und Bayern den Tarifabschluss uebernommen.


Steuerzahlerbund fordert Verkleinerung des Bundestages

Bonn. Der Bund der Steuerzahler fordert eine Verkleinerung des Bundestages und eine Verringerung der Zahl der Ministerien. Der Praesident des Bundes Daeke (sp?) sagte, die Zahl der Abgeordneten solle von 672 auf 500 reduziert werden und statt 16 solle es nur noch elf Ministerien geben. Zusammen mit weiteren Kuerzungen, etwa bei Versorgungsleistungen, koennten so 200 Mio. DM jaehrlich eingespart werden. Nach Angaben des Steuerzahlerbundes hat der Deutsche Bundestag mehr Mitglieder als alle anderen demokratischen gewaehlten Parlamente auf der Welt. Die USA kaemen mit 435 Abgeordneten aus, das japanische Parlament habe 512 Sitze.


Breite Kritik gegen Abtreibungskompromiss

Bonn. Der Kompromiss zwischen der Bonner Koalition und der SPD ueber die Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218 ist bei der katholischen Kirche, aber auch bei den Gruenen und der Beratungsorganisation pro familia auf Ablehnung gestossen. Der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz Lehmann kritisierte die geplante medizinische Indikation als so gefasst, dass sie in hohem Masse Missbrauch ermoegliche. Die Gruenen nannten die Vereinbarung einen faulen Kompromiss zu Lasten der Frauen, da an der Bestrafung des familiaeren Umfeldes festgehalten werde. pro familia sieht Ungereimtheiten und Mehrdeutigkeiten in der geplanten Neuregelung. Die Fraktionen von Union und SPD billigten heute mit deutlicher Mehrheit den gestern vorgestellten Entwurf.


Opel will deutsche Standorte sichern

Ruesselsheim. Opel will sich fuer die Sicherung der deutschen Standorte starkmachen. Im Zeitraum 1995 bis 1997 plane man Investitionen von ueber 6 Mrd. DM, kuendigte Opel bei der Bilanzpressekonferenz an. Die Schwerpunkte liegen mit 2,5 Mrd. DM beim neuen Modell des Vectra sowie bei der Modernisierung des Stammwerkes Ruesselsheim. Der Autohersteller machte das Investitionsprogramm aber davon abhaengig, dass an den Standorten in Deutschland die Arbeits- und Maschinenlaufzeiten kuenftig flexibler gestaltet werden koennen. Opel erzielte im Geschaeftsjahr 1994 einen Gewinn von 307 Mio. DM, nach einem Verlust 1993 von 571 Mio. DM. Negativ wirkte sich fuer die Bilanz 1994 insbesondere die Rueckrufaktion fuer 2,3 Mio. Fahrzeuge im Fruehjahr aus, die Opel in Europa etwa 90 Mio. DM kostete.


Neues Loch beim U-Bahnbau hat personelle Konsequenzen

Muenchen. Das Auftreten eines neuen Lochs direkt am Truderinger Todeskrater wird jetzt offenbar zu personellen Konsequenzen fuehren. Nach Angaben des staedtischen U-Bahn-Referats soll morgen der Bauleiter der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen abgesetzt werden. Dies habe Oberbuergermeister Ude bekanntgegeben. Neun Monate, nachdem an einer Muenchener U-Bahn-Baustelle sich unter einem Bus ein Krater aufgetan hatte, war dort vergangene Woche wieder ein Loch entstanden.


Lebenshaltungskosten steigen wieder staerker

Wiesbaden. Die Lebenshaltungskosten in Westdeutschland sind im letzten Monat um 0,3 % gestiegen. Daraus resultiert eine jaehrliche Inflationsrate von 2,3 % fuer den Juni.


Tennisresultate

Michael Stich - J. Eltingh 4:6, 6:7, 1:6 Boris Becker - E. Alvarez 6:3, 6:3, 6:4 Steffi Graf - M. Hingis 6:3, 6:1

Ausserdem weitergekommen: Anke Huber, Christina Singer, Jana Kandarr, Alexander Mronz Ausgeschieden: Markus Zoecke


Boerse: Uneinheitlich

DAX      2.122  (- 8)
1 US-$   1,3856 DM, 15:30 MESZ



13 Nationen beteiligen sich an Entwicklung gemeinsamer grosser Raumstation

Die russische Raumstation Mir und die amerikanische Raumfaehre Atlantis eroeffnen in den naechsten Tagen ein internationales Gemeinschaftsprogramm in der bemannten Weltraumfahrt, das in den kommenden Monaten zur Entwicklung einer grossen internationalen Raumstation unter Beteiligung von 13 Nationen fuehrt.

Die Raumstation Mir ist von nahezu ueberall in der Welt zu bestimmten Zeiten als heller, rasch bewegter Stern zu sehen. Die NASA veroeffentlicht dazu seit kurzem entsprechende Ortszeiten und Himmelsrichtungen fuer Dutzende von US-Orte und z.Z. an die 90 Staedte in zahlreichen Nationen. Sie sind einsehbar im World Wide Web unter der URL http://www.osf.hq.nasa.gov/mirvis.html . Oder durch Anklicken von den "What's New" oder "Mir Information" Subpages der Homepage (http://www.osf.hq.nasa.gov).


Quellen

SDR3    08:00 MESZ    11:00 MESZ    16:00 MESZ    22:00 MESZ
B5    09:15 MESZ    13:15 MESZ    19:15 MESZ