GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 28.02.1995



* Grossbrand in Mannheim
* Diskussion um Konsequenzen aus Bankzusammenbruch
* Bundesregierung wird Aufbauhilfe Ost wie geplant fortsetzen
* Bundespraesident Herzog besucht Albanien
* Erziehungsurlaub bald geteilt moeglich ?
* IG Metall: Streikausweitung, aber Verhandlungsbereitschaft
* Streit in der Druckindustrie geht weiter
* Prozessbeginn gegen DDR-Richterin
* Inflationsrate stabil
* Stuttgarter "Lotto-Affaere": Strafbefehle beantragt
* Muellwagen in Heizkraftwerksbunker gefallen
* Lauffenmuehle meldet Konkurs an
* Faschingsausklang in Deutschland
* Boerse: Etwas gefestigt



Grossbrand in Mannheim

Mannheim. Ein Grossbrand in der Lagerhalle einer Hausgeraetefirma im Mannheimer Hafen hat in der Nacht Schaden in Millionenhoehe angerichtet. Die Halle brannte vollstaendig nieder. Die Ursache des Feuers ist noch nicht geklaert. Die Loescharbeiten gestalteten sich schwierig.


Diskussion um Konsequenzen aus Bankzusammenbruch

Der Zusammenbruch der Londoner Bering-Bank durch Verluste in sogenannten Derivativgeschaeften in Hoehe von mehr als 1,5 Mrd. DM hat auch in Deutschland zu Diskussionen gefuehrt. Nach Ansicht des Bundesaufsichtsamts fuer das Kreditwesen sind derartige Fehlspekulationen auch in Deutschland moeglich. Der Praesident des Amtes sagte, dies koenne passieren, wenn wie im Fall Bering die internen Kontrollen versagten. Die SPD hat den Bundestag aufgefordert, umgehend zu klaeren, ob die Sicherungen in der Bundesrepublik gegen eine derartige Bankenpleite ausreichen.


Bundesregierung wird Aufbauhilfe Ost wie geplant fortsetzen

Berlin. Die Bundesregierung wird ihre Aufbauhilfe fuer Ostdeutschland in geplanter Hoehe fortsetzen. Das betonte Kanzleramtsminister Bohl bei der Vorlage einer Bilanz zum Aufbau Ost in den vergangenen viereinhalb Jahren. Danach wurden von Oktober 1990 bis Ende 1994 insgesamt 525 Mrd. DM in die neuen Bundeslaender transferiert. Fuer 1995 sind dem Bericht zufolge noch einmal 155 Mrd. DM vorgesehen.


Bundespraesident Herzog besucht Albanien

Tirana. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt hat heute Bundespraesident Herzog offiziell Albanien besucht. Er wurde auf dem Flughafen Tirana von Praesident Berisha mit militaerischen Ehren empfangen. Auf dem zweitaegigen Programm stehen Begegnungen Herzogs mit den fuehrenden Politikern Albaniens. Bei einer Ansprache vor dem albanischen Parlament sicherte Herzog den Albanern die Hilfe Deutschlands bei der Fortsetzung der Reformen und bei der Eingliederung in die europaeischen Strukturen zu. Gleichzeitig forderte der Bundespraesident Albanien auf, bei der Loesung des Konfliktes in Exjugoslawien mitzuhelfen. Die Autonomie des mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo muesse wiederhergestellt werden. Es passe nicht mehr in die Zeit, Grenzen nur deshalb zu veraendern, um ethnisch homogene Staaten zu schaffen. In Anwesenheit Herzogs wurde in Tirana eine Erklaerung unterzeichnet, mit der die Beziehungen zwischen Deutschland und Albanien auf breiter Ebene ausgebaut und vertieft werden sollen.


Erziehungsurlaub bald geteilt moeglich ?

Bonn. Die Bundesregierung will nach Informationen der "BILD" die Moeglichkeit schaffen, den dreijaehrigen Erziehungsurlaub aufzuteilen. Danach koennten die ersten beiden Jahre von einem Elternteil wie bisher im Anschluss an den Mutterschutzurlaub genommen werden. Wann die berufstaetigen Eltern das dritte Jahr beanspruchen, koennte ihnen dann selber ueberlassen werden.


IG Metall: Streikausweitung, aber Verhandlungsbereitschaft

Muenchen. Die IG Metall bereitet die zweite Streikwelle in der Metall- und Elektroindustrie in Bayern vor. Ab morgen sollen elf weitere Betriebe bestreikt werden. Damit werden dann in 33 Betrieben die Maschinen stillstehen. Betroffen sind unter anderem Werke von Siemens und Mannesmann. Die Gewerkschaft begruendete die Ausweitung der Streiks mit der anhaltenden Weigerung der Arbeitgeber, ein konkretes Tarifangebot vorzulegen. Fuer den Fall der Ausweitung hatten die Arbeitgeber Gegenmassnahmen bis hin zur Aussperrung angekuendigt. Sie wollen am Donnerstag ueber ihr weiteres Vorgehen entscheiden. IG Metall-Bezirksleiter Neugebauer signalisierte aber zugleich Gespraechsbereitschaft. Neugebauer kuendigte an, er werde mit den Arbeitgebern nach deren Sitzung am Donnerstag Kontakt aufnehmen, und zwar unabhaengig von deren Entscheidung. Dabei wolle er ausloten, ob Verhandlungen bereits wieder einen Sinn haetten. Die Arbeitgeber reagierten abwartend auf die Ankuendigung.


Streit in der Druckindustrie geht weiter

Stuttgart. Der Streit zwischen der IG Medien und den Arbeitgebern ueber regelmaessige Samstagsarbeit in der Druckindustrie geht trotz einer Entscheidung des Schiedsgerichtes in dieser Sache weiter. Der Bundesverband Druck bekraeftigte seine Ansicht, dass der Samstag auch kuenftig in die regelmaessige Wochenarbeitszeit einbezogen werden kann. Die IG Medien bewertete den Schiedsspruch als volle Bestaetigung ihrer Rechtsauffassung, Das Schiedsgericht der Druckindustrie hatte gestern mit den Stimmen des Vorsitzenden und der Gewerkschaftvertreter entschieden, dass der Samstag grundsaetzlich arbeitsfrei ist. Lediglich zur Herstellung aktueller Zeitungen und Zeitschriften und Wartungsarbeiten duerfe nach dem bestehenden Tarifvertrag regelmaessige Samstagsarbeit verlangt werden.


Prozessbeginn gegen DDR-Richterin

Berlin. Vor dem Landgericht Berlin hat der Prozess gegen eine DDR-Richterin begonnen, die sich wegen Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung verantworten muss. Ihr wird vorgeworfen, 1984 an der gesetzwidrigen Verurteilung von zwei Ehepaaren mitgewirkt zu haben, die nach DDR-Recht Ausreiseantraege gestellt hatten. Die vier waren damals zu Haftstrafen verurteilt und ihre Kinder zwangsweise in ein Kinderheim eingewiesen worden.


Inflationsrate stabil

Wiesbaden. Die Inflationsrate in Westdeutschland ist im Februar weitgehend stabil geblieben. Nach vorlaeufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden stiegen die Lebenshaltungskosten gegenueber Februar 1994 um 2,3 Prozent, das ist dieselbe Rate wie im Januar. Im Monatsvergleich errechneten die Statistiker einen leichten Preisanstieg von 0,3 Prozent im Februar gegenueber Januar.


Stuttgarter "Lotto-Affaere": Strafbefehle beantragt

Stuttgart. Auch die amtierende Lotto-Geschaeftsfuehrung in Baden- Wuerttemberg ist offenbar nicht unbelastet. Zeitungsinformationen zufolge sollen neben dem frueheren Lotto-Chef Wetter zwei der drei derzeitigen Mitglieder in der Fuehrungsspitze der staatlichen Gluecksspielgesellschaft einen Strafbefehl erhalten. Entsprechende Antraege habe die Staatsanwaltschaft gegen die beiden Stellvertreter des neuen Lotto- Geschaeftsfuehrers Krusen beim Stuttgarter Amtsgericht wegen Untreue gestellt. Den zwei Hauptabteilungsleitern wird laut "Stuttgarter Nachrichten" vorgeworfen, mitverantwortlich fuer Geldverschwendung durch unnoetige Dienstreisen zu sein, die in die von 1989 bis 1994 dauernde Amtszeit von Lottochef Wetter fielen. Dieser gelte als Hauptverantwortlicher und werde mit ueber 200 Tagessaetzen den hoechsten Strafbefehl erhalten.


Muellwagen in Heizkraftwerksbunker gefallen

Mannheim. Beim Entladen ist gestern abend ein Muellwagen in den Bunker des Muellheizkraftwerks Mannheim gestuerzt. Nach Polizeiangaben war der Lastwagen offenbar rueckwaerts zu nahe an die Abkipprampe gefahren. Der Fahrer verletzte sich beim Sturz in 15 Meter Tiefe nur leicht.


Lauffenmuehle meldet Konkurs an

Waldshut/Tingen. Das in Vergleich befindliche Textilunternehmen Lauffenmuehle meldet Konkurs an. Das bestaetigte Vergleichsverwalter Grub am Abend. Als Grund nannte er, dass die grossen Banken das vor einigen Wochen vereinbarte Sanierungskonzept abgelehnt haetten. Das ist laut Grub jedoch nicht das "Aus" fuer Lauffenmuehle. Vielmehr werde jetzt ein neues Konzept aufgestellt und nach neuen Investoren Ausschau gehalten. Grub berichtete weiter, dass inzwischen 300 Kuendigungen erfolgt seien. Die Zahl der Mitarbeiter verringere sich damit auf 900.


Faschingsausklang in Deutschland

Stuttgart. Am letzten der Tollen Tage bestimmten heute in vielen Faschingshochburgen noch einmal die Narren das Bild. Zu den Faschingsumzuegen versammelten sich in den Staedten Stuttgart, Karlsruhe und in anderen Staedten Hunderttausende Zuschauer. Auch in den Traditionshochburgen der schwaebisch-alemannischen Fasnet ging es zum Abschluss der "Fuenften Jahreszeit" noch einmal hoch her.


Boerse: Etwas gefestigt

Die deutschen Aktienboersen zeigten sich gegenueber dem gestrigen Kollaps,
ausgeloest durch den Bering-Fall, etwas erholt.

DAX  2.108  (+ 9)
US-$ 1,4615 DM



Quellen

SDR3    08:00 MEZ    10:00 MEZ    12:00 MEZ    17:00 MEZ
SDR1    20:00 MEZ    22:00 MEZ
B5    13:15 MEZ