GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 30.01.1998



* Irak-Krise: Kinkel fuer Ausschoepfung aller diplomatischen Moeglichkeiten
* Diskussion ueber Fluechtlingsproblematik
* Schwartau-Erpresser gefasst
* Neckarwerke wollen 1150 Stellen abbauen
* Verkehrsgerichtstag fordert 0-Promille-Grenze fuer junge Fahrer
* Boerse



Irak-Krise: Kinkel fuer Ausschoepfung aller diplomatischen Moeglichkeiten

Bundesaussenminister Klaus Kinkel ist nach eigenen Worten dafuer, alle Moeglichkeiten zu nutzen, um die Irak-Krise doch noch gewaltlos beizulegen. Kinkel liess sich heute von UN-Chefermittler Richard Butler ueber den Erkenntnisstand hinsichtlich der irakischen Ruestungsprojekte unterrichten. Die Haltung der Bundesregierung ist auch nach dem Besuch des UN-Chefinspekteurs fuer die Abruestungsueberwachung im Irak unveraendert. Nach einem ausfuehrlichen Gespraech mit Butler sagte Kinkel: "Wir sind der Auffassung als Bundesregierung, dass alles, aber auch alles getan werden muss, um dieses Problem, das ja schon oefters entstanden ist, mit politischen, mit diplomatischen Mitteln zu loesen. Wir sind allerdings eben auch der Meinung, dass, wenn das alles zu keinem Ergebnis fuehrt, natuerlich auch eine Militaeraktion nicht ausgeschlossen werden kann." Sowohl Kinkel als auch Butler appelierten erneut an Saddam Hussein, eine unnoetige Krise abzuwenden und den UN-Kontrolleuren den Zugang zu seinen Palaesten zu gewaehren. Butler: "If they let us in and cooperate we can get this job done and there wouldn't have to be a crisis." (Wenn sie uns hereinlassen und zusammenarbeiten koennen wir unsere Arbeit erledigen und es muesste keine Krise geben). Nach den Worten von Bundesaussenminister Kinkel hat es bisher keine Anfragen gegeben, sich an einem moeglichen Militaerschlag gegen den Irak zu beteiligen. Ueberlegungen ueber eine Teilnahme der Bundeswehr seien deshalb aeusserst spekulativ.


Diskussion ueber Fluechtlingsproblematik

In Birmingham ist das Treffen der EU Innen- und Justizminister zuende gegangen. Hauptpunkt der Diskussion war ein Aktionsplan gegen die illegale Einwanderung in die EU von Kurden aus der Tuerkei und dem Irak. Bundesinnenminister Kanther nutzte die Gelegenheit, um noch einmal zu verdeutlichen, wie man seiner Ansicht nach am besten gegen die Fluechtlingswelle vorgehen sollte. Die EU soll eine Sicherheitsunion werden. Bundesinnenminister Kanther laesst daran keinen Zweifel. Das heisst aus seiner Sicht: Stop der kurdischen Fluechtlinge aus der Tuerkei und dem Irak bevor sie die europaeische Union erreichen. Auch der britische Innenminister und Ratsvorsitzende Straw sagte nach den Beratungen in Birmingham, alle Mitgliedsstaaten betrachteten das Problem als Prioritaet. Er sprach allerdings auch von humanitaerer Verantwortung. Kanther setzt aber auch noch an einem anderen Punkt an. In einer europaeischen Sicherheitsunion darf es keine Transitgesinnung geben, sagte er. Der Bundesinnenminister will dafuer sorgen, dass Fluechtlinge bei ihrer Ankunft in EU-Staaten sofort registriert werden. Wenn sie keine Papiere haben sollen sie ihre Fingerabdruecke abgeben. Sie wuerden dann in einer zentralen Datei gespeichert. Wenn zum Beispiel deutsche Behoerden so nachweisen koennen, wo die Fluechtlinge eingereist sind, muessten sie in diese Laender zurueck. Bereits Anfang der Woche hatte der EU-Aussenministerrat einen Aktionsplan gegen den Zuzug kurdischer Fluechtlinge verabschiedet. Kanther sprach hier von grossen Erfolgen. Das Fluechtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, lobte die Absicht der Union, auch an der Ursache der Probleme anzusetzen und die Auswanderungsregionen zu stabilisieren. Aus Sicht der Organisation lassen die europaeischen Regelungen vielen Fluechtlingen jedoch keine andere Wahl als illegal nach Europa einzureisen.


Schwartau-Erpresser gefasst

Aufatmen bei der Firma Schwartau. Der Erpresser, der die Lebensmittelfirma mit Hilfe vergifteter Produkte zur Zahlung einer Millionensumme zwingen wollte, er sitzt seit gestern hinter Schloss und Riegel. Schadenersatz fuer die entstandenen Umsatzeinbussen werden sich die Schwartau-Werke bei dem Erpresser allerdings kaum holen koennen: Sein Tatmotiv war seinen eigenen Angaben zufolge akute Geldnot. Bei dem festgenommenen Mann handelt es sich um einen 48jaehrigen Ingenieur aus Ingolstadt. Allerdings, da sind sich Polizei und Staatsanwaltschaft sicher, ist es der gesuchte Erpresser. Bei seiner Festnahme gestern Morgen durch bayerische Polizeibeamte und Mitglieder der Luebecker Sonderkommission wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Der Festgenommene legte inzwischen ein umfassendes Gestaendnis ab und erklaerte, die Tat allein geplant und ausgefuehrt zu haben. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, in den naechsten Tagen wird er zu weiteren Vernehmungen nach Luebeck gebracht. Nach einer Kontaktaufnahme zur Gelduebergabe waren die Fahnder dem Erpresser auf die Spur gekommen. Im Zuge der Ermittlungen war nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ungarn und Oesterreich ermittelt worden. Aufgrund von Aussagen des Beschuldigten geht die Polizei davon aus, dass keine weiteren praeparierten Glaeser im Handel erhaeltlich sind. Ausserdem habe wegen der geringen Dosierung der in Schleswig-Holsein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sichergestellten Marmeladenglaesern zu keiner Zeit eine akute Gesundheitsgefaehrdung bestanden.


Neckarwerke wollen 1150 Stellen abbauen

Stuttgart. Die Neckarwerke in Stuttgart wollen in den kommenden Jahren 1150 Stellen abbauen. In einer Mitteilung des Unternehmens heisst es, die Belegschaft werde nur ueber eine natuerliche Fluktuation verringert. Beschleunigt werden koenne der Stellenabbau moeglicherweise, wenn Fruehruhestand und Altersteilzeit von Mitarbeitern freiwillig beansprucht werden. Die Neckarwerke waren im vergangenen August durch die Fusion der Neckarwerke Elektrizitaetsversorgung in Esslingen und der Technischen Werke der Stadt Stuttgart entstanden. Das neue Unternehmen hatte damals 5400 Mitarbeiter.


Verkehrsgerichtstag fordert 0-Promille-Grenze fuer junge Fahrer

Goslar. Der deutsche Verkehrsgerichtstag hat ein absolutes Alkohlverbot fuer Fahranfaenger und junge Fahrer gefordert. Mit einer 0-Promille-Grenze koennten die ueberdurchschnittlich hohen Unfallzahlen bei den 18-25jaehrigen moeglicherweise verringert werden. Ausserdem sollte nach Ansicht von Experten die Probezeit fuer Fuehrerscheinneulinge von zwei auf vier Jahre verlaengert werden.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8265
Kanada(1 $)  1,2470
England(1 Pfund)  2,9900
Irland(1 Pfund)  2,5060
Schweiz(100 sfr)  123,775
Frankreich(100 FF)  29,841
Italien(1000 Lit)  1,0136
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1786
Japan(100 Yen)  1,4320
Schweden(100 skr)  22,545
 
Einige Indizes:
DAX:4440,38( aktuell )  
4419,38( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7968,28( Stand 17:00 MEZ )  
7973,02( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:16628,47
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B3    13:00 MEZ
B5    17:30 MEZ
SDR 3    18:00 MEZ