GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 20.12.1996



* Kinkel paraphiert Aussoehnungsvertrag
* Rexrodt zur Arbeitslosigkeit
* SFOR-Einsatz beginnt in Bosnien-Herzegowina
* Freisprueche in Kindesmissbrauchsprozess
* Ermittlungsverfahren gegen Daimler-Vorstaende eingestellt
* Inflationsrate in Baden-Wuerttemberg bei 1.2 Prozent im Dezember
* Grundig stellt Fertigung von Fernsehgeraeten in Deutschland ein
* Boerse
* Das Wetter



Kinkel paraphiert Aussoehnungsvertrag

Die Aussenminister von Deutschland und der Tschechei unterzeichneten in Prag das Protokoll zur Aussoehungserklaerung, an deren Text fast zwei Jahre lang gefeilt wurde und deren Inhalt noch immer nicht unumstritten ist. Doch Bonn und Prag zogen demonstrativ einen Schlussstrich unter die Konflikte der Vergangenheit. Der tschechische Aussenminister sagte, die Hauptsaeulen des Misstrauens und der Angst seien niedergerissen. Feierlich ging es zu im romantisch verschneiten Prag - und beide Aussenminister zeigten sich sichtlich erleichtert, dass nun an dem Wortlaut der lange ausgehandelten Versoehnungserklaerung nichts mehr geaendert werden kann. Dies sei ein historischer Tag fuer Deutsche und Tschechen, meinte Aussenminister Klaus Kinkel. "Europas Herz schlaegt am Prager Wenzelsplatz nicht weniger als in Berlin und Paris oder in London. Unsere beiden Kulturen haben sich zusammen mit der juedischen ueber Jahrhunderte gegenseitig befruchtet. Manches ist leider unwiederbringlich verloren. Aber, ich sehe es als eine schoene und faszinierende Aufgabe fuer unsere jungen Menschen an, einiges von der frueheren geistigen und kulturellen Gemeinsamkeit und dem Glanz Mitteleuropas wieder zum Leben zu erwecken." Was man heute mit der Versoehnungserklaerung nach langen Verhandlungen fuer beide Voelker erreicht habe, sei unumkehrbar. Anfang naechsten Jahres werden die beiden Regierungschefs die Deklaration feierlich unterzeichnen. Bundeskanzler Kohl wird dazu nach Prag reisen. Auf der Pressekonferenz war von einem Termin nach dem 20. Januar die Rede. Anschliessend soll das Dokument den Parlamenten vorgelegt werden. Die Aussenminister zeigten sich ueberzeugt, dass beide Parlamente der Erklaerung zustimmen werden.


Rexrodt zur Arbeitslosigkeit

In einem dramatischen Appell hatte die Spitze der Bundesanstalt fuer Arbeit Bundesregierung, Wirtschaftsverbaende und Gewerkschaften gestern zu einer gemeinsamen Initiative im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit aufgefordert. Die Folgen der grossen Arbeitslosigkeit, so hiess es, gefaehrdeten mittlerweile die Fundamente der demokratischen Gesellschaft. Heute aeusserte sich auch Bundeswirtschaftsminister Rexrodt zum Problemthema Nummer eins in Deutschland. Auch er rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Winter ueber die vier Millionengrenze steigen wird. Dennoch, so erklaerte er vor der Presse in Bonn, bleibe es bei dem sehr ehrgeizigen Ziel, die Arbeitslosigkeit zum Jahr 2000 zu halbieren. Rexrodt nannte dabei zehn Felder, auf denen die Bundesregierung im kommenden Jahr aktiv sein werde. Dazu zaehlte er die Reform der Einkommenssteuer und des Rentensystems. Er kuendigte jedoch auch an "ich werde als Bundeswirtschaftminister im Jahre 1997 eine Privatisierungsinitiative in dem Sinne anstossen, dass wir auch unkonventionelle Privatisierungen im Bereich der Infrastruktureinrichtungen zumindest langfristig oder auch mittelfristig angehen, also bei Einrichtungen wie Haefen, oder Lufthaefen oder auch Strassen." Von einem sogenannten Dienstleistungsforum erwartet sich Rexrodt wichtige Anregungen fuer die Schaffung von Arbeitsplaetzen in diesem Bereich. Anregungen, die wie er betonte, dann auch umgesetzt wuerden. Eine Alternative zur Politik der Bundesregierung habe er bislang noch von niemandem gehoert.


SFOR-Einsatz beginnt in Bosnien-Herzegowina

In Bosnien-Herzegowina beginnt heute der Einsatz der neuen internationalen Friedenstruppe SFOR. Sie loest die IFOR-Einheiten ab, die ein Jahr lang die Umsetzung des Dayton-Abkommens ueberwacht hatten. Die Bundeswehr ist mit ueber 3.000 Mann beteiligt. Bundesverteidigungsminister Volker Ruehe dankte heute allen deutschen Soldaten und Zivilisten, die an der ersten Mission beteiligt waren. In einem in Bonn veroeffentlichten Tagesbefehl betonte Ruehe, das deutschen Kontingent habe als Teil der internationalen Friedenstruppe einen wichtigen Beitrag fuer die Absicherung des Friedens geleistet.


Freisprueche in Kindesmissbrauchsprozess

Das Landgericht Mainz hat im ersten von drei Prozessen um Kindesmissbrauch in Worms alle sechs Angeklagten freigesprochen. Fuer eine Verurteilung der vier Maenner und zwei Frauen reichten die Beweise nicht aus, sagte der Vorsitzende Richter Beutel zur Begruendung. Vor allem die Aussagen der Kinder seien nicht verwertbar. In ihnen mische sich Wahrheit und Erfundenes so sehr, dass selbst erfahrene Richter nicht mehr herausfinden koennten, was wirklich passiert sei. Die Kinder seien erheblich beeinflusst worden, sagte der Richter. Dennoch gehe die Kammer davon aus, dass zumindest ein Teil der acht Kinder sexuell missbraucht worden sei. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen zwischen 8 und 14 Jahren verlangt. Den Angeklagten war vorgeworfen worden, die eigenen Soehne, Toechter, Nichten und Neffen sexuell missbraucht zu haben. In dem als groessten Prozess um Kindesmissbrauch in Deutschland geltenden Verfahren sind insgesamt 13 Maenner und 11 Frauen angeklagt.


Ermittlungsverfahren gegen Daimler-Vorstaende eingestellt

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Vorstandsmitglieder und den Aufsichtsratsvorsitzenden des Daimler Benz Konzerns wegen angeblich falscher Angaben ueber die Gewinnaussichten eingestellt. Nach Angaben eines Justizsprechers haben die Untersuchungen diesen Vorwurf nicht bestaetigt. Die Verluste seien zu diesem Zeitpunkt fuer Vorstand und Aufsichtsrat noch nicht vorhersehbar gewesen. Aktionaere hatten den Beschuldigten vorgehalten, auf der Hauptversammlung im Mai 1995 die Risiken fuer das Jahresergebnis bewusst verschwiegen zu haben. Anstelle des damals angekuendigten Gewinns hatte Daimler Benz Verluste von 5.7 Milliarden DM gemacht.


Inflationsrate in Baden-Wuerttemberg bei 1.2 Prozent im Dezember

Stuttgart. Die Inflationsrate in Baden-Wuerttemberg hat im Dezember 1.2 Prozent betragen teilte das statistische Landesamt heute mit. Im November hatte die Inflationsrate bei 1.3 Prozent gelegen. Teurer wurden im Jahresvergleich vor allem Heizoel und Kraftstoffe.


Grundig stellt Fertigung von Fernsehgeraeten in Deutschland ein

Fuerth. Die Grundig AG will ab 1998 die Fertigung von Fernsehgeraeten in Deutschland aufgeben. Ein Sprecher des Elektronikkonzerns bestaetigte, dass die Produktion des TV-Werkes in Nuernberg-Langwasser nach Wien und Ungarn verlegt wird. Betroffen sind 560 Arbeitsplaetze. Grundig plane aber, die Mitarbeiter in Langwasser weiterzubeschaeftigen.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,5565
Kanada(1 $)  1,1377
England(1 Pfund)  2,5920
Irland(1 Pfund)  2,5774
Schweiz(100 sfr)  116,420
Frankreich(100 FF)  29,600
Italien(1000 Lit)  1,0172
Oesterreich(100 oeS)  14,210
Spanien(100 Ptas)  1,1867
Japan(100 Yen)  1,3620
Schweden(100 skr)  22,745
 
Einige Indizes:
DAX:2854,45(+ 46,70)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6509,39(+ 35,75)  (16:00 GMT)  
6473,64(Schlussstand gestern)  
Nikkei-Index:19690,46(+119,79)  (Schlussstand)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Ueberwiegend stark bewoelkt und zeitweise Schneefall. Im Sueden Regen. Hoechsttemperaturen -9 bis +1 Grad. Naechtliche Tiefstwerte +3 bis -3, im Norden bis -10 Grad. Morgen in Bayern noch Regen und Schnee. Sonst meist trocken. Tagestemperaturen -5 bis 0, im Sueden um 3 Grad.


Quellen

DLF    11:00 MEZ
SDR 3    11:00 MEZ
B5    11:30 MEZ    18:00 MEZ