GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 07.02.1996



* Flugzeug mit 120 Deutschen an Bord in der Karibik abgestuerzt
* Abgestuerztes Flugzeug hatte keine Fluggenehmigung
* Erneuter Unfall beim Chemiekonzern Hoechst
* Verkehrsausschuss beraet ueber Transrapid-Projekt
* Aktuelle Stunde zum Abbau des Solidaritaetszuschlags abgesagt
* Ausweitung des Bundeswehrauftrags im ehemaligen Jugoslavien
* Mehrbedarfs-Zuschlag auf Sozialhilfe wird nicht mehr automatisch gezahlt
* Weitere Gespraechsrunde ueber die Altschulden ostdeutscher Kommunen
* Dressler kritisiert Finanzierung der zweiten Stufe der Pflegeversicherung
* Bonn will 7000 Bundesstellen sparen
* Steuerzahlerbund vermutet Milliardenschaeden durch Korruption
* Streit im Stuttgarter Landtag ueber Auswirkung der Bonner Finanzpolitik
* Bruessel droht Bonn mit Klage wegen Importverbot
* Vorgedruckte 10-Jahres-Klauseln in Versicherungsvertraegen unzulaessig
* Geiselnehmer von Dachau identifiziert
* Boerse



Flugzeug mit 120 Deutschen an Bord in der Karibik abgestuerzt

Ein Charterflugzeug mit 189 Menschen an Bord ist auf dem Weg von Puerto Plata in der Dominikanischen Republik nach Deutschland in den Atlantik gestuerzt. Ein Sprecher des Frankfurter Flughafens erklaerte, die Boeing 757 habe mit Zwischenstop in Berlin-Schoenefeld am Nachmittag in Frankfurt am Main landen sollen. Die Maschine sei von dem tuerkischen Reiseveranstalter Oeger Tours mit Sitz in Deutschland gechartert worden. Ein Sprecher des Unternehmens teilte mit, dass rund 120 der Passagiere Deutsche seien. Sie kamen vermutlich alle ums Leben. Die Maschine war noerdlich der Dominikanischen Republik von den Radarschirmen verschwunden. Zu dieser Zeit war es dunkle Nacht. Nur wenige Minuten nach dem Start stuerzte sie aus bislang ungekaerter Ursache in den Atlantischen Ozean.

Eine Erklaerung, die angeboten wurde, war Blitzschlag. So unwahrscheinlich es klingt, beide Motoren der Boeing 757 sollen gleichzeitig vom Blitz getroffen worden seien. Das zumindest hat der Reiseveranstalter Oeger Tours am Nachmittag mitgeteilt. Das Gewitter sei erst wenige Minuten vor dem Start aufgezogen, die Wettersituation habe sich dann stark geaendert.

Wie die US-Kuestenwache in Puerto Rico mitteilte, wurden mittlerweile erste Truemmer des Flugzeuges gefunden, nur rund 29 km vom Dominikanischen Festland entfernt. Auch sollen Todesopfer der Kathastrophe im Wasser gesichtet worden sein. Bisher gibt es keine Anzeichen dafuer, dass Insassen der Maschine das Unglueck ueberlebt haben. Nach unbestaetigten Informationen soll der Flugplan der Ungluecksmaschine geaendert worden sein, weil ein anderes Flugzeug angesetzt werden musste.

Auf dem Flughafen Berlin-Schoenefeld, wo die Maschine haette landen sollen, spielten sich erschuetternde Szenen ab. Aerzte und Psychologen kuemmerten sich um die verzweifelten Angehoerigen. Experten des Bundesluftfahrtamtes und des Bundeskriminalamtes wollen in die Dominikanische Republik reisen, um die Untersuchung des Ungluecks zu beobachten.


Abgestuerztes Flugzeug hatte keine Fluggenehmigung

Das vor der Kueste der Dominikanischen Republik abgestuerzte Passagierflugzeug hatte keine Genehmigung fuer den Flug nach Deutschland. Wie ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Abend in Bonn mitteilte, haette die Dominikanische Chartergesellschaft einen entsprechenden Antrag fuer die Landung stellen muessen. Dies sei unterlassen worden. Nun werde geprueft, ob gegen die Fluggesellschaft ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet werden koenne. Der Reiseveranstalter widersprach inzwischen dieser Darstellung und behauptete, die Maschine sei bis Januar 1997 versichert gewesen.


Erneuter Unfall beim Chemiekonzern Hoechst

Beim Chemiekonzern Hoechst in Frankfurt am Main hat sich heute frueh erneut ein Unfall ereignet. Wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte, trat beim Abfuellen von aetzender Schwefelsaeure etwa 1 kg der Chemikalie aus. Der rauchende Stoff sei innerhalb des Werkes mit Wasser niedergeschlagen worden und habe sich verfluechtigt. Da Schwefelsaeure in Verbindung mit Luftfeuchtigkeit reizenden Nebel bilden koenne, sei in dem Fabrikteil dennoch vorsorglich gewarnt worden.


Verkehrsausschuss beraet ueber Transrapid-Projekt

Im Verkehrsausschuss des Bundestages in Bonn hat am Vormittag die oeffentliche Anhoerung zum umstrittenen Transrapid-Projekt begonnen. Die Bundesregierung will trotz massiver Einwaende, unter anderem vom Rechnungshof, 1989 mit dem Bau der Magnetschwebebahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin beginnen. Verkehrsminister Wissmann sagte heute frueh im Deutschlandfunk, er sei ueberzeugt, dass das Projekt realisiert werde. Es gebe keine unkalkulierbaren Mehrkosten in Milliardenhoehe. Die SPD-Opposition befuerchtet ein Milliardenloch, das schliesslich vom Steuerzahler finanziert werden muesste.


Aktuelle Stunde zum Abbau des Solidaritaetszuschlags abgesagt

Das Bundestagspraesidium hat heute frueh eine von der SPD beantragte aktuelle Stunde zum Streit ueber die Finanzierung des Solidaritaetszuschlags kurzfristig abgesagt. Koalitionspolitiker erklaerten, das Thema werde bei der Aussprache ueber den Jahreswirtschaftsbericht am Donnerstag ohnehin zur Sprache kommen. Der parlamentarische Geschaeftsfuehrer der SPD-Fraktion, Struck, meinte, der Vorgang zeige, wie gross die Angst im Regierungslager sei, im Plenum darueber zu sprechen.


Ausweitung des Bundeswehrauftrags im ehemaligen Jugoslavien

Das Bundeskabinett ist am Vormittag in Bonn zusammengetreten, um die Ausweitung des Bundeswehrauftrags im ehemaligen Jugoslavien zu beschliessen. Die in Norditalien stationierten Tornadoflugzeuge sollen danach auch den fuer Ostslavonien bestimmten UNO-Truppen Luftunterstuetzung gewaehren. Neben den Tornados soll auch das Bundeswehrlazarett im kroatischen Split der Friedenstruppe in Ostslavonien zur Verfuegung stehen.


Mehrbedarfs-Zuschlag auf Sozialhilfe wird nicht mehr automatisch gezahlt

Der Mehrbedarfs-Zuschlag fuer aeltere Sozialhilfeempfaenger in Hoehe von 20% soll kuenftig nicht mehr automatisch gezahlt werden. Wie der CDU-Sozialexperte Fink in Bonn mitteilte, wollen die Koalitionsfraktionen einen entsprechenden Aenderungsantrag in den Gesundheitsauschuss des Bundestages einbringen. Nach geltendem Recht erhaelt ein Sozialhilfeempfaenger mit 65 Jahren automatisch einen Zuschlag von 20% zum Regelsatz. Fink erklaerte, dies sei nicht mehr gerechtfertigt. In Zukunft solle der Zuschlag an Voraussetzungen gebunden sein, die vom zustaendigen Sozialamt geprueft werden.


Weitere Gespraechsrunde ueber die Altschulden ostdeutscher Kommunen

Spitzenvertreter von Laendern und Gemeinden sind am Abend in Bonn mit Kanzleramtsminister Bohl zu einer weiteren Gespraechsrunde ueber die Altschulden ostdeutscher Kommunen aus DDR-Zeit zusammengekommen. Es wird mit schwierigen Verhandlungen gerechnet. Bundeskanzler Kohl hat es bei einem Treffen mit den ostdeutschen Ministerpraesidenten Mitte Januar abgelehnt, dass der Bund die Schulden in Hoehe von insgesamt 8,7 Milliarden DM vollstaendig uebernimmt. Nach wie vor gueltig ist ein Angebot der Bundesregierung, die Schulden zur Haelfte zu tilgen.


Dressler kritisiert Finanzierung der zweiten Stufe der Pflegeversicherung

Der SPD-Sozialexperte Dressler hat der Union im Zusammenhang mit der Finanzierung der zweiten Stufe der Pflegeversicherung Wortbruch vorgeworfen. Bei Einfuehrunge der Pflegeversicherung 1994 sei zwischen allen Parteien uebereinstimmend vereinbart worden, dass die medizinische Betreuung Pflegebeduerftiger in Heimen von den Krankenkassen uebernommen werden muss, sagte Dressler heute frueh im Deutschlandfunk. Die nun faelligen 2,7 Milliarden DM zur Finanzierung dieser Leistungen ueberforderten die Pflegeversicherung. Dies muesse zwangslaeufig Leistungskuerzungen zur Folgen haben. Verlierer seien die Pflegebeduerftigen, sowie die Staedte und Gemeinden.


Bonn will 7000 Bundesstellen sparen

Bonn will 7000 Bundesstellen sparen. Durch Straffung der Behoerden sollen jaehrlich 1 Milliarde DM und mehr eingespart werden. Unter anderem wird die Zahl der Oberfinanzdirektoren verringert.


Steuerzahlerbund vermutet Milliardenschaeden durch Korruption

Der Steuerzahlerbund vermutet Milliardenschaeden durch Korruption. Der Praesident der Organisation forderte sofortige Gegenmassnahmen. So sollten unter anderem Verwaltung und Gesetzgebung durchschaubarer gemacht und ein Annahmeverbot fuer Geschenke erlassen werden.


Streit im Stuttgarter Landtag ueber Auswirkung der Bonner Finanzpolitik

Im Stuttgarter Landtag stritten heute die Parteien ueber die Auswirkung der Bonner Finanzpolitik. Vor allem die Regierungsparteien CDU und SPD warfen sich gegenseitig vor, ihre jeweilige Politik auf Bundesebene habe zu hoher Staatsverschuldung, steigender Arbeitslosigkeit und wachsender Belastung der Wirtschaft gefuehrt.


Bruessel droht Bonn mit Klage wegen Importverbot

Bruessel droht Bonn mit Klage wegen dem Importverbot von britischem Rindfleisch. Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatten gestern den Stop in ihren Laendern auf eigene Faust verhaengt. Der Deutsche Bauernverband bezeichnete unterdessen das Vorgehen dieser drei Laender als Panikmache.


Vorgedruckte 10-Jahres-Klauseln in Versicherungsvertraegen unzulaessig

Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs sind vorgedrueckte 10-Jahres-Klauseln in Versicherungsvertraegen unzulaessig. Die Laufzeit muesse frei vereinbart werden.


Geiselnehmer von Dachau identifiziert

Die Polizei hat den Geiselnehmer von Dachau identifiziert. Bei dem Taeter handelt es sich um einen 25jaehrigen Mann aus Dachau. Er wurde von Polizisten durch einen Kopfschuss getoetet. Der Muenchner Oberstaatsanwalt Hubert Vollmann sagt: "Der Taeter hat damit gedroht, die Geiseln zu erschiessen, falls er nicht selbst von der Polizei erschossen wuerde. Es ist dann ueber die Verhandlungsgruppe gelungen, dass man ihm klarmachte, dass ein solches Vorhaben durch die Polizei nicht moeglich sei, solange er sich in der Naehe der Geiseln befinde. Die Aussage der Zahnarzthelferin lautete im Kern, der Taeter habe die Aufforderung die Aufforderung der Polizei, 'Haende hoch', nicht befolgt, er habe vielmehr mit dem Revolver in Richtung der beiden Beamten gezielt. In dieser Situation haben die beiden Polizeibeamten aus ihren Dienstwaffen je zwei Schuesse abgegeben. Die Schuesse trafen den Geiselnehmer toedlich."


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4758
ECU-Wert(1 ECU)  1,89152
England(1 Pfund)  2,2678
Schweiz(100 sfr)  122,380
Frankreich(100 FF)  29,119
Italien(1000 Lit)  0,9333
Oesterreich(100 oeS)  14,201
Spanien(100 Ptas)  1,1834
Japan(100 Yen)  1,3916
 
Einige Indizes:
DAX:2446,16
Dowjones-Index:5459,61
Nikkei-Index:20943,49



Quellen

DLF    12:00 MEZ    19:00 MEZ
SWF3    13:00 MEZ
Radio7    17:00 MEZ