GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 26.08.1997



* Sieben Verletzte bei Zugzusammenstoss
* Telefonstreit: Postminister Boetsch soll vermitteln
* Weiter Streit um Kabinettsbesetzung
* Konjunkturforscher warnen vor Gebuehren- und Steuererhoehungen
* 1996 "Blueten" im Nennwert von 40 Mio. DM sichergestellt
* Krenz legt Revision ein
* Beckstein fordert schaerferes Vorgehen gegen Organisierte Kriminalitaet
* Lotto-Show: Zuschlag fuer die ARD
* Verfassungsklage gegen Rechtschreibreform erhoben
* Schweizer Bankgesellschaft uebernimmt Frankfurter Privatbank
* Boerse



Sieben Verletzte bei Zugzusammenstoss

Berlin. Beim Zusammenstoss zweier Regionalzuege 20 Kilometer noerdlich von Berlin sind heute morgen sieben Menschen verletzt worden, zwei davon schwer. Eine Bahn-Sprecherin sagte, gegen fuenf Uhr seien zwischen Bastorf und Gross-Schoenebeck (sp?) eine Regionalbahn und ein leerer Zug aufeinandergeprallt. Beide Lokfuehrer seien verletzt. Die Ursache und der genaue Hergang des Unfalls sind noch unklar.


Telefonstreit: Postminister Boetsch soll vermitteln

Bonn. Im Streit um die Freigabe des Telefonmarktes soll nun Postminister Boetsch vermitteln. Die privaten Konkurrenten der Telekom haben Boetsch aufgerufen, eine solche Rolle zu uebernehmen. Der Minister sagte, er werde sich die Sache ueberlegen. Nach Auffassung der Telekom-Konkurrenz ist der puenktliche Start des Wettbewerbs zum Jahreswechsel gefaehrdet. Am 1.Januar faellt das Telefonmonopol der Telekom. Bei den Verhandlungen zwischen dem ehemaligen Staatsunternehmen und den neuen Anbietern sind technische Fragen, vor allem aber die Preise strittig, zu denen die Konkurrenten das Netz der Telekom nutzen duerfen.


Weiter Streit um Kabinettsbesetzung

Bonn. Auch nach dem gestrigen "Nein" von Bundeskanzler Kohl zu einer Kabinettsumbildung geht die Debatte ueber das Thema weiter. Sprecher der CSU betonten, sie hielten an der Forderung nach einer Kabinettsreform vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr fest. CSU-Generalsekretaer Protzner betonte, seine Partei habe eine Personal- und Sachdebatte angestossen. Auf beiden Feldern muesse die Koalition vorankommen. Der niedersaechsische CDU-Vorsitzende Wulff sagte, die Diskussion koenne nicht durch ein Machtwort Kohls beendet werden. Es sei besser, jetzt eine schwierige Debatte zu fuehren, als spaeter zu bereuen, das Problem nicht angepackt zu haben. Die FDP kritisierte erneut die Diskussion in den Unionsparteien. Kohl und Waigel werden angeblich morgen ueber die Personaldebatte sprechen; eine offizielle Bestaetigung darueber gibt es nicht. Kohl bekraeftigte unterdessen seine ablehnende Haltung: "Ich habe ueberhaupt nicht die Absicht, noch etwas zu dieser Diskussion zu sagen", so Kohl woertlich. Als Bundeskanzler habe er bestimmte Entscheidungen zu treffen. Dies habe er getan und nun muesse er sie nicht am naechsten Tag kommentieren.

Unterdessen will die "Sueddeutsche Zeitung" erfahren haben, dass Bundeskanzler Kohl durchaus eine Kabinettsumbildung im Sinn gehabt habe. Als Nachfolger von Agrarminister Borchert sei der Vorsitzende der bayerischen CSU-Landtagsfraktion Glueck fest im Gespraech gewesen. Diesen Ueberraschungscoup des Kanzlers, so die SZ, habe Finanzminister Waigel jedoch mit seinen unabgesprochenen Aeusserungen und Interviews zunichte gemacht. Kohl habe sich nicht unter Druck setzen lassen wollen und zunaechst alles abgeblasen. In seiner morgigen Ausgabe berichtet das Blatt, dass fuehrende CSU-Politiker Waigel deshalb schwere Vorwuerfe machten. Waigel habe sich und der CSU schwer geschadet. CSU-Vertreter bezeichneten diesen Bericht gegenueber dem Bayerischen Rundfunk als reine Erfindung.


Konjunkturforscher warnen vor Gebuehren- und Steuererhoehungen

Bonn. Vor dem Hintergrund zunehmender Preissteigerungen haben Konjunkturfachleute vor einer Anhebung von Gebuehren sowie der Mehrwert- und der Mineraloelsteuer gewarnt. Der Praesident des Kieler Instituts fuer Weltwirtschaft Sievert befuerchtet neue Stabilitaetsrisiken und damit verbunden kuenftige Zinserhoehungen der Bundesbank. Der Deutsche Industrie- und Handelstag aeusserte die Hoffnung auf eine Inflationsrate unter zwei Prozent und forderte die Bundesregierung auf, sich bei Gebuehren und Beitraegen zur Sozialversicherung zurueckzuhalten. Im August verzeichnete das Statistische Bundesamt eine Preissteigerungsrate von zwei Prozent, die vor allem auf hoehere Mineraloelpreise und die gestiegenen Rezeptgebuehren zurueckzufuehren sind.


1996 "Blueten" im Nennwert von 40 Mio. DM sichergestellt

Bonn. Falsche DM-Banknoten im Nennwert von fast 40 Mio. DM sind weltweit im vergangenen Jahr sichergestellt worden. Das berichtet heute die BILD-Zeitung unter Berufung auf ein vertrauliches Papier des Bundeskriminalamtes. In Deutschland wurden danach gefaelschte Banknoten im Nennwert von 29 Mio. DM entdeckt, im europaeischen Ausland im Nennwert von neun Mio. DM. Fast 70 Prozent der in Europa sichergestellten falschen Geldscheine seien in Grossbritannien aufgetaucht.


Krenz legt Revision ein

Berlin. Der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Krenz hat Revision gegen seine gestrige Verurteilung eingelegt. Sein Anwalt begruendete dies mit der Beschraenkung seiner Verteidigung. Das Berliner Landgericht hatte Krenz gestern wegen seiner Mitverantwortung an den Todesschuessen auf DDR-Fluechtlinge zu sechseinhalb Jahren Gefaengnis verurteilt.


Beckstein fordert schaerferes Vorgehen gegen Organisierte Kriminalitaet

Muenchen/Bonn. Der bayerische Innenminister Beckstein hat ein schaerferes Vorgehen gegen die Organisierte Kriminalitaet gefordert. Der Kampf gegen das internationale Verbrechen sei eine Schicksalsfrage der Demokratie, sagte Beckstein. Deshalb sollten Wohnungen per Video ueberwacht werden koennen, wenn eine Telefonueberwachung nicht ausreiche. Der Verfassungsschutz soll kuenftig im gesamten Bundesgebiet bei der Verbrechengsbekaempfung eingesetzt werden. Weiter muesse die Geldwaesche staerker bekaempft werden. Groessere Geldsummen sollten kuenftig nicht mehr ohne eine zollrechtliche Erklaerung ueber die Grenzen gebracht werden duerfen. Die FDP warnte dagegen vor Gesetzesverschaerfungen. Zwei Tage vor den voraussichtlich entscheidenden Verhandlungen ueber den Grossen Lauschangriff sei es nicht sinnvoll, neue Gesetze zu fordern, bevor andere beschlossen seien.


Lotto-Show: Zuschlag fuer die ARD

Berlin. Das ARD-Fernsehen bekommt die neue grosse Lotto-Show. Die Mehrheit der 21 Geschaeftsfuehrer der Gesellschaften im Deutschen Lottoblock gab auf einer gemeinsamen Sitzung dem Ersten Deutschen Fernsehen den Zuschlag. In der Sendung sollen die nicht abgeholten Lottogewinne von jaehrlich etwa 30 Mio. DM ausgespielt werden. Hoechstgewinn ist eine Mio. DM.


Verfassungsklage gegen Rechtschreibreform erhoben

Luebeck. Mit der Rechtschreibreform muss sich das Bundesverfassungsgericht auseinandersetzen. Ein Ehepaar aus Luebeck legte Verfassungsbeschwerde gegen die Reform ein. Die Eheleute sehen durch die neuen Regeln ihr allgemeines Persoenlichkeitsrecht und das Erziehungsrecht gegenueber ihren Kindern verletzt. Ausserdem sei die Rechtschreibreform von so weitreichender Bedeutung, dass sie nicht ohne gesetzliche Grundlage eingefuehrt werden koennte. Die Klaeger waren zuvor vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig unterlegen.


Schweizer Bankgesellschaft uebernimmt Frankfurter Privatbank

Frankfurt. Die Konzentration im europaeischen Finanzgewerbe geht weiter. Die Schweizerische Bankgesellschaft uebernimmt die traditionsreiche Frankfurter Privatbank Schroeder, Muenchmayer, Hengst & Co. Als Kaufpreis wurden umgerechnet 350 Mio. DM vereinbart. Der Uebernahme muessen noch die Aufsichtsbehoerden zustimmen. Schroeder, Muenchmayer, Hengst & Co. hat etwa 400 Mitarbeiter und gilt als eine der fuehrenden deutschen Privat- und Investmentbanken.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7960
Kanada(1 $)  1,2870
England(1 Pfund)  2,9052
Irland(1 Pfund)  2,6685
Schweiz(100 sfr)  121,085
Frankreich(100 FF)  29,679
Italien(1000 Lit)  1,0244
Oesterreich(100 oeS)  14,211
Spanien(100 Ptas)  1,1821
Japan(100 Yen)  1,5213
Schweden(100 skr)  22,815
 
Einige Indizes:
DAX:3959,33( aktuell )  
4071.79( Vortagswert )  
Dowjones-Index:7839,36( Stand 17:00 MESZ )  
7859,57( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:18814,98
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR3    08:00 MESZ    11:00 MESZ    14:00 MESZ    18:00 MESZ    20:00 MESZ
B5    18:15 MESZ