GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 25. 12. 2005



* Pabst Benedikt XVI. spendet erstmals den Segen Urbi et Orbi
* Kirchen rufen zu mehr Menschlichkeit auf
* Kritik an den Rentenplaenen der Bundesregierung
* Saarland strebt Pflichtuntersuchung fuer alle Kinder an
* Schmoldt wirbt fuer Kompromiss beim Atomausstieg
* Toedlicher Verkehrsunfall in Tunnel bei Friedrichshafen
* Nikotinforscher fordern Offenlegung der Lobbyarbeit der Tabakindustrie
* Kritik an Verkauf von teuren Zusatzleistungen durch Aerzte
* Viel Arbeit fuer Polizei und Feuerwehr an Heiligabend
* Muschg ruft Akademie der Kuenste zu Rueckbesinnung auf



Pabst Benedikt XVI. spendet erstmals den Segen Urbi et Orbi

Papst Benedikt XVI. hat in Rom den traditionellen Segen Urbi et Orbi - der Stadt und dem Erdkreis - gespendet. Vor Zehntausenden Glaeubigen auf dem Petersplatz zelebrierte das Kirchenoberhaupt aus Deutschland die weihnachtliche Botschaft zum ersten Mal in seiner Amtszeit. Der Papst setzte die Tradition seines polnischen Amtsvorgaengers Johannes Paul II. fort und richtete seine Weihnachtsgruesse in zahlreichen Sprachen an die Weltgemeinschaft, auch auf Deutsch. In seiner Weihnachtsansprache rief der Papst zum kritischen Umgang mit den vermeintlichen Errungenschaften der Menschheit auf. Benedikt erinnerte an die beschaemende Armut von Millionen von Menschen und daran, dass Hochruestung und Umweltverschmutzung die Zukunft des Planenten bedrohten. Bei seiner ersten Christmette als Papst hat Benedikt XVI. im ueberfuellten Petersdom dazu aufgerufen, Hass, Unfrieden und Gewalt zu beenden. Insbesondere mahnte er Frieden im Heiligen Land an und rief zum Gebet fuer die Menschen in Bethlehem auf.


Kirchen rufen zu mehr Menschlichkeit auf

Die Kirchen in Deutschland haben zu mehr Mitmenschlichkeit und Solidaritaet aufgerufen. Weihnachten weite den Blick auf Arme und Kinder, sagte der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, bei einem Pontifikalamt im Mainzer Dom. Viele Menschen litten unter Gewalt und Hunger. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Huber, sagte in Berlin, Manager sollten sich nicht nur von der Oekonomie, sondern auch von der Menschlichkeit bestimmen lassen. Er hoffe auf Solidaritaet mit jenen Menschen, von deren Arbeitsplaetzen es gerade heisse, sie stuenden der Rendite im Wege. Der Praeses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Schneider, sprach sich in Duesseldorf gegen Folter beim Kampf gegen den Terror aus. Den Rueckfall in die Barbarei duerfe man nicht akzeptieren. Der Koelner Erzbischof, Kardinal Meisner, rief zur Achtung der Menschenwuerde in der Medizin auf. Dabei wandte er sich vor allem gegen die Embryonenforschung.


Kritik an den Rentenplaenen der Bundesregierung

Der Deutsche Gewerkschaftsbund und mehrere Sozialverbaende haben die Bundesregierung aufgefordert, ihre Rentenplaene zu ueberdenken. Die Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag wuerde die ausgewogene Lastenverteilung zwischen Beitragszahlern, Rentnern und oeffentlicher Hand nachhaltig gefaehrden, heisst es in einem Schreiben an Bundesarbeitsminister Muentefering. Kritisiert wird darin unter anderem die vorgesehene Reduzierung der von der Bundesagentur fuer Arbeit fuer Langzeitarbeitslose gezahlten Beitraege zur Rentenversicherung. DGB und Verbaende kritisieren, dies wuerde zu Mindereinnahmen der Rentenkassen von gut zwei Milliarden Euro fuehren und eine Anhebung des Beitragssatzes von derzeit 19,5 auf 20 Prozent erfordern.


Saarland strebt Pflichtuntersuchung fuer alle Kinder an

Saarbruecken. Das Saarland will die Misshandlung und die Vernachlaessigung von Kindern frueher aufdecken und strebt deshalb regelmaessige Pflichtuntersuchungen fuer alle Kinder an. Die Landesregierung in Saarbruecken bereitet laut Bild am Sonntag einen entsprechenden Gesetzentwurf fuer den Bundesrat vor. Der saarlaendische Gesundheitsminister Hecken von der CDU wird mit den Worten zitiert: Wir wollen die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U10 zur Pflicht machen. Auch die Bundesregierung sieht Handlungsbedarf.


Schmoldt wirbt fuer Kompromiss beim Atomausstieg

Berlin. Im Streit um den Atomausstieg wirbt der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Schmoldt, fuer einen Kompromiss. In einem Interview riet Schmoldt den Koalitionsparteien dazu, zwar die vereinbarte Gesamtlaufzeit beizubehalten. Innerhalb dieses Rahmens sollte aber fuer die Unternehmen mehr Flexibilitaet ermoeglicht werden. Schmoldt forderte mit Blick auf die hohen Preise fuer Oel und Gas eine Energieagenda 2020. Dabei sind nach seinen Worten Steinkohle und Braunkohle unerlaesslich. Deutschland duerfe seine heimischen Energiereserven nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, so der Gewerkschaftschef.


Toedlicher Verkehrsunfall in Tunnel bei Friedrichshafen

In einem Tunnel auf der Bundesstrasse 31 bei Friedrichshafen sind am Sonntagmorgen bei einem Verkehrsunfall fuenf Menschen getoetet worden. Weitere vier Personen sind mit Verletzungen davon gekommen. Der Unfall ereignete sich gegen 7.30 Uhr im Mauernried-Tunnel bei Eriskirch im Bodenseekreis. Ein mit fuenf Personen besetzter Fiat prallte zunaechst gegen eine Tunnelwand und dann gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug. Vier der fuenf Insassen aus dem Auto des Unfallverursachers waren auf der Stelle tot, die fuenfte Person starb wenig spaeter. Ueber die Identitaet der fuenf Todesopfer machte die Polizei keine Angaben, da zunaechst die Angehoerigen verstaendigt werden muessten. Es soll sich aber um junge Leute im Alter zwischen 18 und 23 Jahren aus dem Raum Friedrichshafen handeln, die auf dem Heimweg aus Richtung Lindau waren. In dem entgegenkommenden Wagen wurden vier Menschen verletzt. Es handle sich um Skitouristen im Alter zwischen 20 und 27 Jahren, die auf dem Weg nach Oesterreich waren. Nach Auskunft der Polizei kommen sie aus dem Raum Rottweil. Sie wurden in Krankenhaeusern versorgt, konnten diese aber bereits wieder verlassen.


Nikotinforscher fordern Offenlegung der Lobbyarbeit der Tabakindustrie

Erfurt. Die deutsche Gesellschaft fuer Nikotinforschung fordert eine Aufklaerung der Oeffentlichkeit ueber die Lobbyarbeit der Tabakindustrie. Hintergrund ist das Ergebnis einer internationalen Studie, wonach die Tabakindustrie ueber Jahre hinweg auch etwa 60 deutsche Wissenschaftler finanziert haben soll, um die Gefahren des Rauchens zu verschleiern. Die Gesellschaft fuer Nikotinforschung fordert, die Namen dieser Wissenschaftler publik zu machen und ausserdem zu pruefen, in welchem Umfang Politiker Beziehungen zur Tabakindustrie unterhalten. Der Verband der Zigarettenindustrie hat die Vorwuerfe zurueckgewiesen.


Kritik an Verkauf von teuren Zusatzleistungen durch Aerzte

Der Vorsitzende der AOK Baden-Wuerttemberg, Rolf Hoberg, hat den wachsenden Verkauf von Zusatzleistungen mit fragwuerdigem Nutzen kritisiert. Das Vertrauensverhaeltnis zwischen Arzt und Patient sei durch solle Zusatzgeschaefte gefaehrdet. Der Chef der AOK Baden-Wuerttemberg monierte, dass Aerzte sogar gezielt geschult wuerden, um die Unsicherheit der Patienten auszuloten. "Die Aerzte erhalten ein Verkaufstraining wie Handelsvertreter", stellt Hoberg fest. Fuer individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) gaeben die Deutschen jaehrlich ueber eine Milliarde Euro aus. Die aerztlichen Honorare aller gesetzlichen Krankenkassen betragen Hobergs Angaben zufolge rund 20 Milliarden Euro pro Jahr. Daran sehe man, welche Bedeutung die Zusatzleistungen inzwischen haetten.


Viel Arbeit fuer Polizei und Feuerwehr an Heiligabend

Fuer die Feuerwehren und Polizeikraefte im Land gab es an Heiligabend eine Menge zu tun. Dabei hielten besonders etliche Wohnungsbraende die Einsatzkraefte auf Trapp. Verletzt wurden gluecklicherweise nur ganz wenige Menschen.

Eine ganze Heerschar an Schutzengeln hatte ein Vater, der am spaeten Samstagabend im betrunkenen Zustand mit seinen zwei Kindern in Mannheim unterwegs war. Der Mann war zu schnell gefahren und frontal auf einen Baum gerast, wodurch dieser entwurzelt wurde und umstuerzte. Der Wagen schleuderte gegen einen weiteren Baum und dann zurueck auf die Strasse. Waehrend der Fahrer mit Rippenbruechen ins Krankenhaus gebracht werden musste, blieben seine vier und zwei Jahre alten Kinder unverletzt.

Einen seit Wochen gesuchten mutmasslichen Serieneinbrecher konnte die Polizei am Samstagmorgen in Emmendingen festnehmen. Die Beamten entdeckten den Heroinabhaengigen auf einem Hausdach. Nachdem der Mann zunaechst ueber die angrenzenden Daecher fluechtete, konnten ihn die Polizisten mit einer Hundestaffel kurze Zeit spaeter stellen.


Muschg ruft Akademie der Kuenste zu Rueckbesinnung auf

Der zurueckgetretene Praesident der Berliner Akademie der Kuenste, Muschg, hat die Organisation dazu aufgerufen, sich auf ihren historischen Auftrag zu besinnen. Die Akademie muesse wieder ihre Warnfunktion fuer gesellschaftliche Entwicklungen wahrnehmen, sagte Muschg im Deutschlandfunk. Dabei sollte sie sich vor allem mit Fragen des Zusammenlebens unterschiedlicher Voelker und Staaten in Europa befassen. Der Schweizer Schriftsteller plaedierte fuer eine staerkere Praesenz der Kultur im oeffentlichen Leben. Angesichts von Krisen und Gewalt in der Welt muesse Kunst wieder staerker als elementares Lebensmittel begriffen werden, da die Stuetzen von Wert und Glauben in der Gesellschaft verloren gegangen seien, betonte Muschg.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ