GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 24. 01. 2006



* Merkel uebt keine Kritik an Chirac
* Wieder zwei Deutsche vim Irak verschleppt
* FDP und Linkspartei legen Gruppenantrag auf Untersuchungsausschuss vor
* Regierung will mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen
* Weiterer Streik bei AEG bahnt sich an
* EnBW beantragt laengere Laufzeit fuer AKW Neckarwestheim
* Eltern koennen in NRW weiterhin ueber Schulart entscheiden
* DaimlerChrysler will weltweit 6.000 Stellen abbauen
* BGH billigt Schadensersatzanspruch Kirchs gegen Deutsche Bank
* Nur Ministererlaubnis koennte Medienfusion noch ermoeglichen
* 'Entlassungsproduktivitaet' zum Unwort des Jahres gekuehrt
* Produzent und Regisseur Franz Seitz ist tot
* Zustand des Waldes weiter kritisch
* Kaelte in Deutschland fordert weitere Todesopfer
* Boerse



Merkel uebt keine Kritik an Chirac

Paris. Bundeskanzlerin Merkel hat bei ihrem Treffen mit dem franzoesischen Staatspraesidenten Chirac keine Kritik an dessen Atomwaffen-Drohung geuebt. Merkel sagte gestern Abend nach dem Gespraech auf Schloss Versailles bei Paris, sie habe die Diskussion in Deutschland ueber diese Frage mit einer - so woertlich - "gewissen Verwunderung" verfolgt. An der franzoesischen Nukleardoktrin gebe es aus ihrer Sicht nichts zu kritisieren. Auch Chirac zeigte sich bemueht, die Wogen zu glaetten. Er sagte, Nuklearwaffen seien fuer Frankreich nach wie vor ein Instrument der Abschreckung, aber keines zur Kriegsfuehrung. Chirac hatte im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auch den Einsatz nicht-konventioneller Waffen als moeglich bezeichnet. In Deutschland haelt die Kritik an dieser Aussage an. Der sicherheitspolitische Sprecher der Gruenen, Nachtwei, warf Merkel in einem Zeitungsinterview eine krasse Verharmlosung vor. Chiracs Definition der Nukleardoktrin nannte Nachtwei einen Beitrag zur Verbreitung von Atomwaffen.


Wieder zwei Deutsche vim Irak verschleppt

Rund einen Monat nach der Freilassung der Archaeologin Susanne Osthoff sind im Irak offenbar zwei deutsche Ingenieure entfuehrt worden. Bundesaussenminister Steinmeier bestaetigte in Berlin Hinweise, wonach Unbekannte die beiden Maenner in der Stadt Beidschi im Norden des Landes in ihre Gewalt gebracht haben. Das Auswaertige Amt richtete einen Krisenstab ein. Steinmeier betonte, man sei bemueht, alle verfuegbaren Informationen zu bekommen. Die beiden Ingenieure sollen aus Leipzig stammen. Nach Angaben des irakischen Oelministeriums sollten sie Maschinen eines deutschen Unternehmens bei einer arabischen Reinigungsmittel-Firma installieren. Auch ihre beiden irakischen Begleiter seien verschleppt worden. - Das Auswaertige Amt hat erneut vor Reisen in den Irak gewarnt.


FDP und Linkspartei legen Gruppenantrag auf Untersuchungsausschuss vor

Trotz der Ablehnung der Gruenen wollen FDP und Linkspartei doch noch erreichen, dass ein Untersuchungsausschuss zu den BND-Aktivitaeten im Irak eingesetzt wird. Die beiden Parteien legten einen Gruppenantrag vor. Der Antrag richte sich an alle Parlamentarier. Er sei so formuliert, dass ihn auch SPD- und Unionsabgeordnete unterschreiben koennten, sagte Linkspartei-Fraktionschef Gysi in der ARD. Die Gruenen hatten erklaert, sie wollten einen weiteren Bericht der Regierung abwarten.


Regierung will mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen

Die Bundesregierung will die Familienfreundlichkeit von Unternehmen foerdern. Mit rund 750.000 Euro unterstuetzt sie dafuer ein Programm unter Federfuehrung der Unternehmensberatung Berger. Ziel sei es, dass 1000 Firmen Erfahrungen und betriebswirtschaftlich durchgerechnete Konzepte austauschten, sagte Bundesfamilienministerin von der Leyen. Familienbewusstes Verhalten muesse als Thema fuer Unternehmen etabliert werden, denn bislang messe die Mehrheit der Manager dem Thema allenfalls geringe Bedeutung bei, so die Ministerin.


Weiterer Streik bei AEG bahnt sich an

Nuernberg. Bei AEG bahnt sich ein weiterer Streik an. In der Logistiksparte beginnt heute die Urabstimmung ueber einen Arbeitskampf. Der schwedische Mutterkonzern Electrolux hatte die Sparte ausgegliedert und will dort nun den Tarifvertrag fuer den Gross- und Aussenhandel anwenden. Dies lehnte die IG Metall strikt ab, da die knapp 200 Mitarbeiter dann deutliche Einkommenseinbussen hinnehmen muessten. Gestern hatte die Gewerkschaft deshalb das Scheitern der Tarifverhandlungen erklaert. Beim AEG-Stammwerk in Nuernberg geht der unbefristete Streik heute in den fuenften Tag.


EnBW beantragt laengere Laufzeit fuer AKW Neckarwestheim

Der Energiekonzern EnBW plant einen Antrag auf Nutzungsverlaengerung fuer das Atomkraftwerk Neckarwestheim I. Das teilte Konzernsprecher Schierwater mit. Auf Anregung von Baden-Wuerttembergs Ministerpraesident Oettinger werde man alle notwendigen rechtlichen Schritte unternehmen, um den Betrieb ueber das Jahr 2009 hinaus zu verlaengern, sagte er. Oettinger hatte sich bereits am Vortag fuer eine Verlaengerung der Laufzeit ausgesprochen. Laut Zeitplan zum Atom-Ausstieg soll der Reaktor im Jahr 2008/2009 vom Netz gehen.

Ueber eine moegliche Laufzeitverlaengerung muss das Bundesumweltministerium unter Beteiligung des Bundeswirtschaftsministeriums und des Kanzleramtes entscheiden. Das Atomkraftwerk Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) war bereits im vergangenen Jahr stillgelegt worden.


Eltern koennen in NRW weiterhin ueber Schulart entscheiden

In Nordrhein-Westfalen koennen Eltern auch kuenftig grundsaetzlich die weiterfuehrende Schule ihres Kindes selbst bestimmen. Das sieht der Entwurf fuer das neue Schulgesetz vor, den das Kabinett in Duesseldorf gebilligt hat. Nur wenn ein Viertklaessler sich auch nach einem dreitaegigen Prognose-Unterricht als offensichtlich ungeeignet fuer die gewaehlte Schulform erweist, kann eine Aufnahme des Schuelers verwehrt werden. Die Regierung reagiert damit auf Proteste gegen Einschraenkungen der Elternrechte.


DaimlerChrysler will weltweit 6.000 Stellen abbauen

Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hat Daimler-Chrysler-Chef Zetsche eine umfassende Neugestaltung in der Verwaltung des Autobauers angekuendigt. Wie ein Unternehmenssprecher in Stuttgart mitteilte, sollen in diesem Bereich in den kommenden drei Jahren weltweit rund sechstausend Stellen gestrichen werden. Besonders betroffen duerften Mitarbeiter in Deutschland sein. Mit den Massnahmen sollen jaehrlich rund 1,5 Milliarden Euro eingespart werden. Der Stellenabbau soll den Angaben zufolge ausschliesslich freiwillig und sozialvertraeglich erfolgen. Aufgrund eines Beschaeftigungspaktes sind Kuendigungen bis zum Jahr 2012 ausgeschlossen.


BGH billigt Schadensersatzanspruch Kirchs gegen Deutsche Bank

Karlsruhe. Im jahrelangen Streit mit der Deutschen Bank hat der ehemalige Medienunternehmer Leo Kirch beim Bundesgerichtshof einen Teilerfolg errungen. Der BGH kam zu dem Urteil, dass die Deutsche Bank ihre vertraglichen Pflichten gegenueber einer Kirchgesellschaft verletzt hat. Hintergrund sind Aeusserungen des frueheren Deutsche-Bank-Chef Breuer, der oeffentlich Kirchs Kreditwuerdigkeit in Zweifel gezogen hatte. Das Gericht signalisierte, dass die Bank voraussichtlich Schadenersatz an Kirch zahlen muss. Wie viel - dies muss in einem neuen Prozess geklaert werden.


Nur Ministererlaubnis koennte Medienfusion noch ermoeglichen

Das Bundeskartellamt hat die geplante Uebernahme von Pro-Sieben-Sat.1 durch den Springer-Konzern offiziell gestoppt. Zur Begruendung sagte Behoerdenchef Boege in Bonn, der Zusammenschluss wuerde den fairen Wettbewerb auf dem Zeitungs- und Fernsehmarkt behindern. Das Kartellamt hatte die Genehmigung in Aussicht gestellt, wenn Pro-Sieben bereits vor dem Vollzug der Uebernahme verkauft worden waere. Dies hatte Springer aber abgelehnt.

Nach dem Veto des Bundeskartellamts gegen die Uebernahme des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 durch die Axel Springer AG rueckt eine moegliche "Ministererlaubnis" in den Vordergrund der Diskussion. Waehrend sich Unionsvertreter dafuer aussprachen, eine solche Genehmigung durch Bundeswirtschaftsminister Glos zu pruefen, lehnte SPD-Fraktionchef Struck eine Ministererlaubnis nachdruecklich ab.


'Entlassungsproduktivitaet' zum Unwort des Jahres gekuehrt

Das "Unwort des Jahres 2005" lautet "Entlassungs-Produktivitaet. Mit dieser Formulierung werde die oft uebermaessige Mehrbelastung derjenigen verschleiert, die nach der Entlassung von Kollegen ihren Arbeitsplatz haetten behalten koennen, begruendete der Vorsitzende der unabhaengigen Jury, der Sprachwissenschaftler Schlosser, in Frankfurt am Main die Entscheidung. Die Begriffe "Ehrenmord" und "Bomben-Holocaust" kamen auf die Plaetze zwei und drei.


Produzent und Regisseur Franz Seitz ist tot

Franz Seitz, einer der bedeutenden Produzenten des deutschen Nachkriegsfilms, ist tot. Der Muenchner Regisseur und Autor starb am vergangenen Donnerstag nach laengerer Krankheit im Alter von 84 Jahren. Neben seinen preisgekroenten Thomas-Mann-Verfilmungen produzierte Seitz auch Volker Schloendorffs Streifen "Die Blechtrommel", der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.


Zustand des Waldes weiter kritisch

Berlin. Der Zustand der Waelder in Deutschland ist weiter Besorgnis erregend. Nach dem Waldzustandsbericht 2005 ist rund ein Drittel aller Waldbaeume geschaedigt. In besonders schlechtem Zustand befinden sich die Eichen, hier ist jeder zweite Baum mittlerweile stark geschaedigt. Gegenueber 2004 ist der Anteil der Baeume mit starkem Blatt- oder Nadelverlust zwar um zwei Prozent zurueckgegangen, allerdings waren 2004 die Baeume wegen des vorangegangenen extrem trockenen Sommers besonders stark belastet.


Kaelte in Deutschland fordert weitere Todesopfer

In Deutschland hat sich die Zahl der Menschen, die der gegenwaertigen Kaeltewelle zum Opfer gefallen sind, auf fuenf erhoeht. Nach Angaben der Polizei in Brandenburg starb ein 63 Jahre alter Mann im Kreis Oberspreewald-Lausitz an den Folgen einer Unterkuehlung. Auch aus Polen, Rumaenien und der Ukraine werden weitere Todesopfer in Folge der extremen Wetterbedingungen gemeldet. In der Tuerkei fielen wegen starker Schneefaelle zahlreiche Fluege aus. In Bulgarien kam es wegen der Kaelte zu Stoerungen bei der Stromversorgung.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8151 Euro
Kanada (1 $) 0.7082 Euro
England (1 Pfund) 1.4543 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.545 Euro
Japan (100 Yen) 0.7107 Euro
Schweden (100 skr) 10.799 Euro
Suedafrika (100 R) 13.458 Euro
China (1 Yuan) 0.1009 Euro
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ