GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 28.09.1994



* Ostseefaehre Estonia gesunken
* Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft in Herford
* Prozess gegen Schaender der Gedenkstaette Buchenwald eroeffnet
* Lungenpest in Indien
* Anschlag auf Gebaeude der Polizei Konstanz
* Kanther fordert hartes Durchgreifen gegen Taeter in kurdischen Ausschreitungen
* Deutscher Tourist in Aegypten erschossen
* Verfahren gegen kurdische Autobahnblockierer eingeleitet
* Deutsche brauchen fuer USA-Reise weiterhin kein Visum
* Bluem erhebt Vorwuerfe gegen Gewerkschaften ob Wahlwerbung
* Bundeswehr mit Ehrenappell fuer Integration der NVA geehrt
* Ruecktritt von Schoenhuber gefordert



Ostseefaehre Estonia gesunken

Helsinki. In der vergangenen Nacht ist die Ostseefaehre Estonia etwa 40 km vor der Kueste Finnlands gesunken. Die Faehre auf der Fahrt von Tallinn nach Stockholm hatte um halb eins in der vergangenen Nacht bei schwerem Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 25 Metern pro Sekunde SOS gefunkt, man habe 30 Grad Schlagseite. Dann riss die Verbindung ab, die Faehre ist innerhalb weniger Minuten gesunken. Die meisten Passagiere wurden sicher von dem Unglueck im Schlaf ueberrascht. Mehrere andere Faehren sind vor Ort, Hubschrauber versuchten Ueberlebende von den dutzenden Rettungsinseln, die im Wasser schwimmen, zu retten, die meisten sind aber leer. Die Rettungsarbeiten sind bei dem noch zunehmenden Sturm ausserordentlich schwierig. Die Passagiere waren groesstenteils Schweden und Esten. Nach Angaben des finnischen Rettungsdienstes waren auf der Estonia 963 Passagiere an Bord, 126 Reisende haben das Unglueck ueberlebt, 42 Tote wurden bislang geborgen. Unter den Reisenden befanden sich moeglicherweise sechs deutsche Touristen. Ein ueberlebendes Besatzungsmitglied sagte aus, eine vordere Verladerampe sei nicht richtig geschlossen gewesen. Als Ungluecksursache wird auch ein Maschinenausfall oder ein Verrutschen der Ladung wegen des schweren Sturmes vermutet.


Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft in Herford

Herford. Bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft im westfaelischen Herford sind am fruehen Morgen zwei Bewohner getoetet worden. Fuer einen elfjaehrigen Jungen und seine 23jaehrige leicht behinderte Schwester, beides Kosovo-Albaner, kam jede Hilfe zu spaet. Als die Feuerwehr eintraf, waren die beiden Geschwister schon tot. Sie waren erstickt. 32 weitere Asylbewerber konnten sich selbststaendig aus den Barracken befreien. Zum groessten Teil sind es Kosovo-Albaner, die seit gut vier Jahren hier untergebracht waren. Aber auch einige Kriegsfluechtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie sind inzwischen mit Bussen in Schulen gebracht worden und werden dort vom Deutschen Roten Kreuz versorgt. Der Generalbundesanwalt uebernahm die Ermittlungen. Fuer die Polzei in Herford und die eingeschalteten Beamten des Staatsschutzes vom Polizeipraesidenten in Bielefeld steht fest, dass es sich hierbei um einen Brandanschlag gehandelt hat. Vor den insgesamt 28 Containerwohnungen sind zwei Benzinkanister gefunden worden, die nicht den Bewohnern gehoerten, also von den Taetern stammen muessen. Fremdenfeindliche Tatmotive koennen nach Angaben der Polizei ausgeschlossen werden. Statt dessen seien die Urheber offenbar im persoenlichen Umfeld der Opfer zu suchen. Mittags stellte die Polizei fest, dass der oder die Taeter das Feuer mit den 40 Litern Benzin und einer Nebelkerze entzuendet hatten. Nachmittags wurden von der Polizei in Hamburg zwei dringend tatverdaechtige Personen, anscheinend Tuerken, festgenommen. Generalbundesanwalt Nehm sagte in Karlsruhe, es werden vorrangig Spuren verfolgt, die auf einen privaten Racheakt hinweisen.


Prozess gegen Schaender der Gedenkstaette Buchenwald eroeffnet

Weimar. Vor dem Amtsgericht Weimar hat am Morgen der erste Prozess wegen der Schaendung der KZ-Gedenkstaette Buchenwald begonnen. Angeklagt sind acht Rechtsradikale aus Gera und Erfurt. Sie muessen sich wegen Landfriedensbruchs, Sachbeschaedigung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Insgesamt 22 Rechtsradikale hatten am 23. Juli auf dem Gelaende der Gedenkstaette Buchenwald randaliert.


Lungenpest in Indien

Neu-Dehli. In Indien breitet sich die Lungenpest weiter aus. Auch aus dem Osten des Landes wurden jetzt Pestfaelle gemeldet. Nach offiziellen Angaben starben bisher 46 Menschen an der Seuche. In den indischen Grossstaedten haben die Behoerden inzwischen grossangelegte Aktionen zur Bekaempfung der Pest gestartet. Im indischen Unionsstaat Marahashdra sind weitere 333 Pestfaelle registriert worden. In mehreren Laender, so auch in den USA und in Grossbritannien, wurden Vorkehrungen getroffen, um ein Einschleppen der Seuche zu verhindern. Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen werden Passagiere aus Indien auf Pestsymptome hin untersucht. Die Deutsche Lufthansa will bis auf weiteres alle Fluege von Indien nach Deutschland von Aerzten begleiten lassen.


Anschlag auf Gebaeude der Polizei Konstanz

Konstanz. In der vergangen Nacht ist auf das Gebaeude der Kriminalpolizei ein Brandanschlag veruebt worden. Unbekannte Taeter schleuderten gegen vier Uhr eine Brandflasche gegen die Polizeistelle. Die Beamten konnten das Feuer selbst loeschen. Die Behoerden schliessen nicht aus, dass auch dieser Anschlag gegen eine Polizeieinrichtung im Zusammenhang mit den Polizeieinsaetzen gegen Kurden in Mannheim steht.


Kanther fordert hartes Durchgreifen gegen Taeter in kurdischen Ausschreitungen

Nach den erneuten gewalttaetigen Ausschreitungen von Kurden hat Bundesinnenminister Kanther harte Strafen fuer die Taeter gefordert. Kanther sagte heute in Bonn, die strikte Anwendung des Auslaenderrechtes gegen Schwerkriminelle und extremistische Gewalttaeter sei unerlaesslich. Der CDU-Politiker bezeichnete die militanten Kurden in Deutschland als eine ernstzunehmende Stoerung der inneren Sicherheit.


Deutscher Tourist in Aegypten erschossen

Hurgada. In dem aegyptischen Badeort sind gestern Abend ein Deutscher und zwei Aegypter erschossen worden, ein weiterer Deutscher und eine Aegypterin wurden verletzt. Die Behoerden gehen davon aus, dass es sich um einen Anschlag islamischer Fundamentalisten handelt. In Sicherheitskreisen wurde allerdings auch ein krimineller Hintergrund nicht ausgeschlossen. Ein unbekannter Taeter hatte auf dem Marktplatz in Hurgada auf die Touristen geschossen. Das war der erste Anschlag dieser Art in dem Ferienort am Roten Meer.


Verfahren gegen kurdische Autobahnblockierer eingeleitet

Darmstadt. 89 Ermittlungsverfahren gegen Kurden hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen der Autobahnblockade in der Naehe des Frankfurter Kreuzes im vergangenen Maerz abgeschlossen. Die ersten Verfahren seien vor dem Schoeffengericht Gross-Gerau fuer den 5. Oktober geplant. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird den Angeklagten Landfriedensbruch in besonders schweren Faellen, Noetigung, Koerperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zur Last gelegt. Die Angeklagten Kurden hatten gegen das Verbot mehrerer kurdischer Neujahrsfeiern protestiert und Autobahnen mit brennenden Barrikaden blockiert. Als die Polizei die Feuer loeschen wollte und mit der Raeumung der Fahrbahnen begann, setzten sich zwei der Kurden selbst in Brand.


Deutsche brauchen fuer USA-Reise weiterhin kein Visum

Fuer Reisen in die USA brauchen Deutsche vorerst auch weiterhin kein Visum. Die US-Botschaft in Bonn teilte mit, das Aussenministerium in Washington und die Einwanderungsbehoerde haetten die Visumspflicht fuer deutsche Geschaeftsleute und Touristen bis zum 31. Oktober aufgehoben. Das amerikanische Parlament solle damit Gelegenheit bekommen, die seit Jahren geltende Vereinbarung ueber die Visabefreiung fuer Deutsche zu verlaengern.


Bluem erhebt Vorwuerfe gegen Gewerkschaften ob Wahlwerbung

Bundesarbeitsminister Bluem hat dem Vorsitzenden der IG Bausteine Erden, Koebele, unserioese Wahlwerbung vorgeworfen. Bluem erklaerte heute in Bonn, Koebele habe mit seinem Aufruf an die Gewerkschaftsmitglieder, bei der Bundestagswahl fuer die Oppositionsparteien zu stimmen, den Grundsatz der parteipolitischen Unabhaengigkeit verletzt. Der Gewerkschaftsvorsitzende hatte den Appell mit der von der Regierungskoalition beschlossenen Abschaffung des Schlechtwettergeldes ab Januar 1995 begruendet.


Bundeswehr mit Ehrenappell fuer Integration der NVA geehrt

Mit einem Ehrenappell im Schweriner Schlossgarten wurde heute die Bundeswehr fuer die erfolgreiche Integration der frueheren Nationalen Volksarmee geehrt. Bundesverteidungsminister Ruehe zeichnete bei der Veranstaltung unter dem Motto "Vier Jahre Armee der Einheit" Soldaten und zivile Mitarbeiter aus, die sich im Einigungsprozess besondere Verdienste erworben haben. Ruehe wies darauf hin, dass es zwischen den Bundeswehrangehoerigen aus Ost- und Westdeutschland keinen Unterschied im Denken und Handeln mehr gebe.


Ruecktritt von Schoenhuber gefordert

Muenchen/Stuttgart. Nach dem Wahldebakel der Republikaner bei den Landtagswahlen in Bayern haben parteiinterne Gegner den Ruecktritt von Parteichef Schoenhuber gefordert. Der stellvertretende geschaeftsfuehrende Vorsitzende der Republikaner, Horsmann, machte Schoenhuber allein fuer die Niederlagen seiner Partei bei den Landtagswahlen Bayern, Sachsen und Brandenburg verantwortlich. Horsmann fuehrte die Misserfolge auf Schoenhubers Treffen mit dem Vorsitzenden der DVU, Frey, zurueck. Der parlamentarische Geschaeftsfuehrer der Republikanerfraktion im baden-wuerttembergischen Landtag, Koenig, kuendigte an, dass am Samstag bei einer Bundesvorstandssitzung in Bonn ein Misstrauensvotum gegen Schoenhuber herbeigefuehrt werden solle.


Quellen

SDR3    9:00 Uhr MEZ    10:00 Uhr MEZ    12:00 Uhr MEZ    20:00 Uhr MEZ
HR3    13:00 Uhr MEZ
DLF    15:00 Uhr MEZ