GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 19.05.2002



* Schwere Unwetter in Bayern
* Pfingstpredigten
* Sudetendeutscher Tag in Nuernberg
* Benes-Dekrete nebensaechlich bei EU-Beitritt Tschechiens
* Metallabschluss nun auch in Mecklenburg-Vorpommern uebernommen
* Spiegel fordert Parteiausschluss von Karsli
* Moellemann nimmt keine Stellung



Schwere Unwetter in Bayern

Muenchen/Fuerstenfeldbruck. Nach den schweren Unwettern des gestrigen Abends und in der vergangenen Nacht sind noch immer Feuerwehrleute und Helfer mit der Beseitigung der Spuren beschaeftigt. Alle verfuegbaren Kraefte sind im Einsatz, um vollgelaufene Keller leerzupumpen und Strassen wieder befahrbar zu machen. Die heftigen Gewitter mit Blitzschlag und Hagel hatten zum Teil verheerende Schaeden angerichtet. Am schlimmsten betroffen war der Landkreis Fuerstenfeldbruck. Dort wurde Katastrophenalarm ausgeloest. Vielerorts blockierten umgestuerzte Baeume die Fahrbahnen. Bei Geltendorf wurde eine Bahnlinie von einer Schlammlawine verschuettet. In Oberjettenberg im Berchtesgadener Land wurden bei einem durch Blitzschlag ausgeloesten Brand vier Menschen zum Teil schwer verletzt. Rund 50.000 Haushalte waren voruebergehend von der Stromversorgung abgeschnitten. Der verursachte Sachschaden laesst sich noch nicht beziffern, geht aber mit Sicherheit in die Millionen.


Pfingstpredigten

Die Bischoefe in Baden-Wuerttemberg haben sich in ihren Pfingstpredigten kritisch mit der eigenen Kirche auseinandergesetzt. Der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fuerst, beklagte einen Mangel an Begeisterung und aufruettelnder Geisterfahrung in der Kirche. Viele Menschen verbaenden mit der Kirche keine stuermische Begeisterung, sondern die Vorstellung eines grossen Apparates und einer "traegen Institution mit ihren so leidigen Menscheleien und konfessionellen Verengungen". Beim Festgottesdienst in der Rottenburger Morizkirche sagte Fuerst am Sonntag, Pfingsten sei die Erfahrung einer Erschuetterung, die alles Bestehende, Gewohnte und ueberlieferte radikal in Frage stelle. Auch der Freiburger Erzbischof Oskar Saier forderte ein anderes "Binnenklima" in der Kirche: "Die Kirche lebt von der Vielfalt ihrer Glieder", betonte Saier im Freiburger Muenster. Bei aller Verschiedenheit sei aber die grundlegende Einmuetigkeit der Christen wichtig: "Den Geist Jesu gibt es nicht an der Kirche vorbei oder gar gegen sie."

Die baden-wuerttembergischen evangelischen Bischoefe wiesen in ihren Pfingstpredigten auf die erneuernde Kraft der christlichen Botschaft hin. Auf die befreiende Wirkung des Glaubens verwies der wuerttembergische evangelische Landesbischof Gerhard Maier bei seiner Predigt in Stuttgart. Allerdings warnte Maier vor einer diffusen und verschwommenen Spiritualitaet. Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer bemaengelte in Eberstadt, es gebe zu wenig "einladende Verkuendigung", die Kirchendistanzierte in den Glauben einfuehre. Die Kirchen sollten vielmehr auch "die ganz normalen Gemeindegottesdienste endlich als missionarische Chance wahrnehmen". Es gelte, die Lebenssituation von Menschen mit Hilfe biblischer Texte sinngebend zu deuten.


Sudetendeutscher Tag in Nuernberg

Nuernberg. Der Unions-Kanzlerkandidat Stoiber hat als Bedingung fuer den EU-Beitritt Tschechiens die Aufhebung der Benes-Dekrete gefordert. Wer noch im Jahr 2002 Vertreibung und Entrechtung verteidige, muesse sich von den Europaeern fragen lassen, wie europatauglich er sei, sagte Stoiber auf dem Sudetendeutschen Tag in Nuernberg. Der Bundesregierung warf der bayerische Ministerpraesident vor, die Anliegen der Heimatvertriebenen nicht ausreichend zu vertreten. Die Vertreibung sei ein fortdauerndes Unrecht, sagte Stoiber. Innenminister Schily hatte zur Eroeffnung des Sudetendeutschen Tages gestern gesagt, dass das Unrecht der Vertreibung der Vergangenheit angehoere und dass es fuer die Bundesregierung keinen Zusammenhang mit dem EU-Beitritt gebe. Allerdings legte auch Schily der tschechischen Regierung nahe, die Benes-Dekrete aufzuheben.


Benes-Dekrete nebensaechlich bei EU-Beitritt Tschechiens

Bruessel. Die Benes-Dekrete zur Vertreibung der Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei haben keine Auswirkungen auf die Entscheidung ueber eine Aufnahme Tschechiens in die EU. Mit dieser Klarstellung reagierte heute ein Sprecher von EU-Kommissar Verheugen auf die Forderung von CSU-Chef Stoiber, den EU-Beitritt Tschechiens von einer Aufhebung der Benes-Dekrete abhaengig zu machen. Der Sprecher fuegte allerdings hinzu, es muesse gewaehrleistet sein, dass die heutige tschechische Rechtsordnung und Rechtspraxis im Einklang mit dem europaeischen Recht stehe. Dies ueberpruefe die EU-Kommission sehr genau, und auch Tschechien ueberpruefe zur Zeit seine Gesetzgebung.


Metallabschluss nun auch in Mecklenburg-Vorpommern uebernommen

Schwerin. Die Metallarbeitgeber wollen den Tarifabschluss von Baden-Wuerttemberg auch in Mecklenburg-Vorpommern uebernehmen. Daran gebe es keinen Zweifel, sagte Arbeitgeber-Geschaeftsfuehrer Wonneberger. Der Tarifkompromiss von Baden-Wuerttemberg war gestern bereits von Berlin und Brandenburg uebernommen worden. Er sieht Lohnerhoehungen von 4 Prozent ab Juni und weiteren 3,2 Prozent ab Juni 2003 vor. Der DGB-Vorsitzende Schulte warnte die Arbeitgeber in Sachsen davor, bei ihrer Ablehnung zu bleiben. In diesem Fall werde die IG Metall zu ihrer urspruenglichen Forderung von 6,5 Prozent zurueckkehren und notfalls streiken.


Spiegel fordert Parteiausschluss von Karsli

Duesseldorf. Der Praesident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Spiegel hat erneut die nordrhein-westfaelische FDP dazu aufgefordert, sich von Karsli zu trennen. In einem Interview sagte Spiegel woertlich, es muesse deutlich werden, dass antisemitische Aeusserungen in der FDP keine Heimat faenden. Karslis Aufnahme steht nach Auffassung Spiegels im Widerspruch zu den Aussagen des FDP-Parteitages in Mannheim, auf dem die FDP die Unantastbarkeit des Existenzrechts Israels betont habe. Karsli war in die Kritik geraten, als er der israelischen Armee Nazi-Methoden vorwarf. Spaeter hatte sich der Ex-Gruene von seinen Aeusserungen distanziert.


Moellemann nimmt keine Stellung

FDP-Vizechef Moellemann will sich vorerst nicht zu den Vorwuerfen um die Aufnahme des Duesseldorfer Landtagsabgeordneten Karsli in die FDP aeussern. Ein Sprecher sagte, Moellemann sei verreist und habe nicht vor, "taegliche Wasserstandsmeldungen" abzugeben. Mit Forderungen, Karslis Aufnahme rueckgaengig zu machen, werde sich die NRW-FDP auf einer Sondersitzung Anfang Juni beschaeftigen. Zuvor hatten sich FDP-Chef Westerwelle und andere fuehrende Liberale gegen Karsli ausgesprochen. Seine antiisraelischen Aeusserungen seien untragbar fuer die FDP, sagte Westerwelle.


Quellen

B5    18:00 MESZ    20:00 MESZ
SWR3    19:00 MESZ