GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 07.06.2003



* Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan toetet vier Soldaten
* Erneutes Bus-Unglueck
* Staatsbegraebnis fuer Moellemann angeregt
* Reformagenda schon fuer 2004 gefordert
* Einigung in der ostdeutschen Stahlindustrie
* Koalitions-Krise in NRW
* Erstmals Oeffnungszeiten bis 20 Uhr am Samstag
* Erster oekologisch gestalteter Musterbahnhof eroeffnet
* 1,5 Millionen Euro Schaden bei Grossbrand in Farbenfabrik
* Muentefering: Medienmacht in der Politikberichterstattung ueberschaetzt
* 54. Sudetendeutscher Tag beginnt in Augsburg
* Erik-Reger-Preis fuer Uwe Timm
* Fuenfte Etappe der Deutschland-Tour
* EM-Qualifikationsspiel Schottland-Deutschland



Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan toetet vier Soldaten

Vier Soldaten der Bundeswehr sind bei einem Anschlag auf einen Bus der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) in Kabul getoetet worden. 29 weitere Soldaten seien verletzt worden, sieben davon schwer, so Verteidigungsminister Struck. Wer hinter dem Anschlag stecke, sei derzeit noch unklar. Offen sei auch, ob sich der Anschlag gezielt gegen deutsche Soldaten oder die ISAF gesamt gerichtet habe. Offenbar hatte ein Selbstmordattentaeter die Bombe in einem Taxi neben dem Bus gezuendet. Der Bus, in dem 33 deutsche ISAF-Angehoerige sassen, wurde vollstaendig zerstoert. Die Tat loeste im In- und Ausland und ueber die Parteigrenzen hinweg Bestuerzung aus. Politiker aller Parteien regierten bestuerzt auf den Anschlag auf den ISAF-Bus. Bundeskanzler Schroeder nannte die Tat "feige und hinterhaeltig". Afghanistan solle damit zurueck in die Anarchie gebombt werden, sagte Schroeder. Aussenminister Fischer sagte, die Tat mache deutlich, dass der Kampf gegen terroristische Gruppierungen in Afghanistan noch laengst nicht beendet ist. CDU-Chefin Merkel nannte den Anschlag "heimtueckisch". Bundespraesident Rau sprach den Hinterbliebenen der Anschlagsopfer sein Mitgefuehl aus. Die Tat habe Maenner getroffen, die einen Beitrag zur Sicherheit leisten wollten. US-Praesident Bush uebermittelte dem Kanzler telefonisch das Beileid des amerikanischen Volkes.

Nach dem Anschlag auf deutsche Soldaten in Kabul hat der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Gertz, einen Abzug der ISAF-Truppe ins Gespraech gebracht. Afghanistan sei ein Pulverfass, sagte Gertz der "Bild am Sonntag". Sollte sich die Sicherheitslage dramatisch verschaerfen, muesse die ISAF-Truppe entweder erheblich verstaerkt oder aus Afghanistan abgezogen werden. Der Bundestag hatte erst Donnerstag die Weichen fuer eine Ausweitung des ISAF- Einsatzes gestellt. Ab Spaetsommer koennten dann Bundeswehrsoldaten auch ausserhalb der Hauptstadt Kabul eingesetzt werden.


Erneutes Bus-Unglueck

Bei einem Unfall eines deutsche Reisebusses in Norditalien sind sechs Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch zwei Kinder. 38 weitere Reisende wurden verletzt. Bei einem grossen Teil der 64 Passagiere handele es sich um Aussiedler aus Moldawien, so eine Sprecherin des Busunternehmens. Die meisten von ihnen seien aus Bayern und Baden-Wuerttemberg. Der Reisebus war auf der Autobahn zwischen Vicenza und Venedig aus noch ungeklaerter Ursache von der Strasse abgekommen und gegen eine Tunneleinfahrt geprallt. Andere Fahrzeuge seien an dem Unfall nicht beteiligt gewesen. Bundesverkehrsminister Stolpe hat sich bestuerzt ueber das erneute Bus-Unglueck geaeussert. Die Serie von schweren Bus-Unfaellen in den vergangenen Wochen zeige, wie wichtig die Verschaerfung von Kontrollen und Sanktionen seien. Nachlaessigkeit bei der Sicherheit duerfe es nicht mehr geben.


Staatsbegraebnis fuer Moellemann angeregt

Berlin. Nach dem toedlichen Fallschirmunfall von Juergen Moellemann hat die FDP bei der Bundesregierung einen Staatsakt fuer ihren frueheren Spitzenpolitiker angeregt. FDP-Fraktionschef Gerhardt hat nach Angaben einer Parteisprecherin deswegen Kontakt mit dem Kanzleramt aufgenommen. Eine Entscheidung steht aber noch aus. Unterdessen gibt es immer mehr Hinweise, dass es sich bei dem Unfall am Donnerstag um einen Selbstmord handelt. So ergaben die bisherigen Untersuchungen, dass die beiden Fallschirme von Moellemann technisch in Ordnung und nicht manipuliert waren. Die Polizei hat ihre Suche am Ungluecksort bei Marl eingestellt. Nach wie vor fehlten die Springerbrille und ein Teil des Fallschirms, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein elektronisches Geraet, das ueblicherweise den Reservefallschrim ausloest, konnte nicht gefunden werden. Derzeit werde nur noch in Richtung Selbsttoetung und Unfall ermittelt, sagte ein Sprecher. Mehrere Zeitungen spekulieren ueber moegliche Hintergruende eines Freitods des frueheren FDP-Politikers Moellemann. Anlass sind die umfangreichen Durchsuchungen der Staatsanwaelte bei Moellemann und moeglichen Geschaeftspartnern. Die "Bild"-Zeitung bringt Moellemann in Zusammenhang mit zweifelhaften Waffengeschaeften. Das Boulevardblatt veroeffentlicht auch Vorwuerfe von Moellemanns Witwe an die FDP. Die Partei habe ihren Mann fertig gemacht. FDP-Generalsekretaerin Pieper wies diese Vorwuerfe zurueck. Sie seien absurd.


Reformagenda schon fuer 2004 gefordert

Muenchen. Der CSU-Vorsitzende Stoiber hat eine Reformagenda 2004 statt der von Kanzler Schroeder vorgeschlagenen Agenda 2010 gefordert. Stoiber sagte in einem Interview der "Welt am Sonntag", durch die Reformplaene des Kanzlers entstehe kein einziger neuer Arbeitsplatz. Der CSU-Vorsitzende verlangt im kommenden Jahr Aenderungen des Kuendigungsschutzes, des Tarifrechts und des Betriebsverfassungsgesetzes. Er glaubt, dass eine Aufhebung des Kuendigungsschutzes in Betrieben mit weniger als 20 Mitarbeitern zur Schaffung von 250.000 neuen Arbeitsplaetzen fuehren wird. Ausserdem will Stoiber, dass in den naechsten fuenf Jahren die Steuerlast fuer Arbeitnehmer und Unternehmen festgeschrieben wird.


Einigung in der ostdeutschen Stahlindustrie

Berlin. Der Tarifkonflikt in der ostdeutschen Stahlindustrie ist beigelegt. Arbeitgeber und Gewerkschaften verstaendigten sich in einem naechtlichen Verhandlungsmarathon auf die Einfuehrung der 35-Stunden-Woche bis zum Jahr 2009. Derzeit betraegt die woechentliche Arbeitszeit noch 38 Stunden. Die Angleichung soll in drei Stufen erfolgen, und zwar zum 1. April 2005, 2007 und 2009. Ausgehandelt wurde auch eine Revisionsklausel, die besagt, das bei jedem Schritt ueber die wirtschaftliche Vertretbarkeit der Arbeitszeitverkuerzung entschieden werden muss. Die Tarifeinigung betrifft rund 8.000 Stahlkocher. Seit Montag hatten sie mit Warnstreiks fuer eine Angleichung ihrer Arbeitszeit an die im Westen demonstriert. IG Metall-Chef Zwickel hat die Tarifeinigung in der ostdeutschen Stahlindustrie begruesst. Der Kompromiss sei vernuenftig und weitsichtig. Jetzt seien die Arbeitgeber der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie aufgefordert ihre Blockadehaltung aufzugeben. Die Arbeitgeber warnten unterdessen davor, den Abschluss auf die Metall- und Elektrobranche zu uebertragen. Im Gegensatz zur Metall- und Elektroindustrie haetten die Stahlbetriebe im Osten eine mit westlichen Unternehmen vergleichbare Produktivitaet, sagte Arbeitgeberpraesident Hundt. Der Abschluss sei "in keinem Fall" uebertragbar.


Koalitions-Krise in NRW

Die Zukunft der rot-gruenen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist weiter offen. Beim ersten Spitzengespraech seit Beginn der Krise gab es keine Einigung auf konkrete Massnahmen. Die strittigen Punkte sollen aber bis Anfang Juli geklaert werden. Die gruene Umweltministerin Hoehn aeusserte sich ueberzeugt, dass die Koalition die Krise in den Griff bekommt. Der Generalsekretaer der Landes-SPD, Groschek, erklaerte im DeutschlandRadio Berlin, die Diskussion ueber die Zukunft des Buendnisses muesse ergebnisoffen gefuehrt werden. Neuwahlen seien jedoch wenig hilfreich.


Erstmals Oeffnungszeiten bis 20 Uhr am Samstag

In Deutschland kann seit heute auch an Samstagen bis 20 Uhr eingekauft werden. Vor allem in den Innenstaedten wollen Einzelhaendler die verlaengerten Oeffnungszeiten des neuen Ladenschluss-Gesetzes nutzen. Die meisten Geschaefte werden zunaechst aber nur bis 18 Uhr oeffnen. Lediglich neun Prozent der Laeden wollen den Spielraum voll ausschoepfen und vier Stunden laenger offen halten als bislang, ergab eine Umfrage des Einzelhandels. Vereinzelt protestierten Beschaeftigte des des Einzelhandels gegen die laengeren Oeffnungszeiten. Der erste lange Einkaufs-Samstag ist in Grossstaedten offenbar ein Erfolg. Ein Sprecher des Verbandes der Mittel- und Grossbetriebe des Einzelhandels sprach von guten Umsaetzen in Muenchen, Nuernberg und Augsburg. In den grossen bayerischen Staedten sind die meisten Kaufhaeuser und Grossmaerkte bis 20 Uhr offen. In mittelgrossen Staedten wie Ingolstadt, Regensburg oder Rosenheim hingegen haben die meisten Laeden um 18 Uhr geschlossen.


Erster oekologisch gestalteter Musterbahnhof eroeffnet

Bullay. In Bullay ist der erste von vier oekologisch gestalteten Musterbahnhoefen in Rheinland-Pfalz komplett fertig gestellt worden. Wirtschafts-Staatssekretaer Guenter Eymael eroeffnete am Samstag die naturnah gestaltete Park- und Ride-Anlage offiziell. Das Projekt sei eine ausgezeichnete Visitenkarte fuer das Land und trage nachhaltig zur Verbesserung der Mobilitaet im oeffentlichen Verkehr bei, so Eymael. Der Umbau zum Umweltbahnhof kostete insgesamt 6,4 Millionen Euro, das Land beteiligte sich mit rund 2,5 Millionen Euro. Mustergueltig seien etwa das mit Sonnenkollektoern versehene Dach und die barrierefrei gestalteten Zugaenge zum Bahnsteigbereich des Busbahnhofes. Der Bund Deutscher Architekten zeichnete den Bahnhof Bullay im Mai 2000 fuer seine bemerkenswerte Architektur aus. Das Projekt war 1992 mit der Bahn vereinbart worden.


1,5 Millionen Euro Schaden bei Grossbrand in Farbenfabrik

Mannheim. Beim Grossbrand in einer Mannheimer Farbenfabrik ist am Samstagmorgen ein Schaden in Hoehe von rund 1,5 Millionen Euro entstanden. Verletzt wurde niemand. Nach Angaben von Polizei und Feuerwehr war das Feuer in einer Lagerhalle der Fabrik ausgebrochen. Die dort untergebrachten Loesungsmittel fuer Farben und Lacke entzuendeten sich. Die Feuerwehr konnte den Brand inzwischen loeschen. Messungen ergaben keine erhoehten Schadstoffwerte in der Luft. Wie es zu dem Feuer kam ist noch nicht geklaert.


Muentefering: Medienmacht in der Politikberichterstattung ueberschaetzt

Mainz. Nach Ansicht von SPD-Bundestagfraktionschef Franz Muentefering wird die Medienmacht in der Politikberichterstattung ueberschaetzt. Der Transport von Inhalten und die Auswahl durch die Medien alleine entschieden keine Wahlen, sagte Muentefering am Samstag auf einer Diskussionsveranstaltung des Mainzer Open Ohr Festivals. Meistens durchschauten die Buerger tendenzioese Berichterstattung. Dennoch raeumte Muentefering ein, dass die Geschwindigkeit der Berichterstattung und der Konkurrenzdruck in der Medienlandschaft Auswirkung auf das Verhalten von Politikern habe. Das Wichtigste fuer den Erfolg von Politikern bleibe aber das Vertrauen der Buerger. An der Diskussion unter dem Motto "Showbuehne Politik - Image ist alles, Inhalt ist nichts" nahmen neben Muentefering Politikberater und Journalisten teil.


54. Sudetendeutscher Tag beginnt in Augsburg

Mit einem Bekenntnis zur Aussoehnung und zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen mit Tschechien hat in Augsburg der 54.Sudetendeutsche Tag begonnen. Der Vorsitzende der Landsmannschaft, Posselt, forderte jedoch, die "Benes- Unrechtsdekrete auf den Muellhaufen der Geschichte" zu werfen. Mit den Dekreten waren Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen 1945 gerechtfertigt worden. Zu dem zweitaegigen Treffen sind nach Angaben der Veranstalter rund 60.000 Menschen nach Augsburg gekommen. Morgen findet die Hauptkundgebung mit Ministerpraesident Stoiber statt.


Erik-Reger-Preis fuer Uwe Timm

Mainz. Der Schriftsteller Uwe Timm hat am Samstag den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) erhalten. Ministerpraesident Kurt Beck ueberreichte dem 63-Jaehrigen die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung. Der SPD-Politiker wuerdigte den gebuertigen Hamburger als "Chronisten unserer Zeit, der mit Humor, Praezision und auch mit Ironie unsere Welt spiegelt". Timm schaffte 1974 mit seinem Debuetroman "Heisser Sommer" den literarischen Durchbruch. Heute gilt er als einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. Sein neuester Roman heisst "Rot" und handelt von einem Alt-68er. Timm verfasste neben Romanen und Erzaehlungen auch das Kinderbuch "Rennschwein Rudi Ruessel". Die ZIRP zeichnet mit dem Reger-Preis Schriftsteller oder Journalisten aus, die sich besondere Verdienste um die Darstellung der modernen Arbeits- und Lebenswelt erworben haben.


Fuenfte Etappe der Deutschland-Tour

Radsport. Der Portugiese Jose Azevedo hat die fuenfte Etappe der 27. Deutschland-Tour gewonnen. Der Fahrer vom spanischen "Once"-Team setzte sich auf dem 191 km langen Teilstueck von Ravensburg auf den Feldberg im Schwarzwald nach einem erfolgreichen Ausreissversuch vor seinem Teamkapitaen und Vorjahressieger Igor Gonzales de Galdeano (Spanien) durch. Damit uebernahm er auch das weisse Trikot des Spitzenreiters. Isidro Nozal Vega als Dritter und der Ansbacher Joerg Jaksche auf Platz vier machten den Vierfach-Triumph fuer Once perfekt. Jan Ullrich kam mit 1:24 Minuten Rueckstand auf den Sieger ins Ziel. Die Deutschland-Tour endet am Pfingstmontag mit der siebten Etappe von Bad Duerkheim nach Saarbruecken (173,2 km).


EM-Qualifikationsspiel Schottland-Deutschland

Glasgow. Das EM-Qualifikationsspiel Schottland gegen Deutschland endete 1:1. Fredi Bobic hatte in der 22. Minute das Fuehrungstor fuer Deutschland erzielt. In der zweiten Halbzeit schaffte der Schotte Kenny Miller den Ausgleichstreffer.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ