GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 28. 12. 2005



* Entfuehrung von Ex-Staatssekretaer Chrobog mit Familie im Jemen
* Diskussion ueber Osthoff-Rueckkehr in den Iran geht weiter
* Internationale Energieagentur zweifelt Nutzen der Erdgas-Pipeline an
* Koehler plaediert fuer Grundeinkommen und Gewinnbeteiligungen
* Platzeck fuer konsequente Reform der Sozialsysteme
* Koehler kritisiert Regierungsprogramm der Koalition
* Krankenkassen erhalten Millionenausgleich wegen Software-Panne
* Zustimmung bei Politikern zu Pflichtbesuchen beim Kinderarzt
* Bayerisches Innenministierium verbietet Islamisten-Zentrum
* DaimlerChrysler verkauft MTU an EQT
* Energieversorger EON erwaegt weitere Gaspreiserhoehungen
* Verbraucherstimmung hat sich gebessert
* DIHK-Praesident Braun zum 'Dinosaurier 2005' ernannt
* Kommunen schaetzen Defizit auf 5,5 Milliarden Euro
* Leichtathletin Grit Breuer tritt vom Leistungssport zurueck
* Unfaelle durch winterliche Wetterverhaeltnisse
* Boerse



Entfuehrung von Ex-Staatssekretaer Chrobog mit Familie im Jemen

Der ehemalige Staatssekretaer im Auswaertigen Amt, Chrobog, ist mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Jemen entfuehrt worden. Das bestaetigte ein Sprecher des Auswaertigen Amtes in Berlin. Dort wurde ein Krisenstab eingerichtet. Chrobog hielt sich nach ARD-Informationen auf Einladung des jemenitischen Aussenministeriums in dem Land auf. Bei einer Ueberlandfahrt in einem Konvoi wurde das Fahrzeug mit der deutschen Familie gekidnappt. Einer der Entfuehrer sagte der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefongespraech, das Leben der Geiseln sei nicht in Gefahr. Sie seien Gaeste seines Stammes. Der Jemen solle mit der Aktion dazu gebracht werden, fuenf inhaftierte Clan-Mitglieder freizulassen.


Diskussion ueber Osthoff-Rueckkehr in den Iran geht weiter

Die Diskussion ueber eine moegliche Rueckkehr der Archaeologin Osthoff in den Irak dauert an. Mehrere Bundestagsabgeordnete brachten ein Einreiseverbot der Regierung in Bagdad ins Gespraech. Die SPD-Politikerin Irber sagte der "Bild"-Zeitung, Deutschland solle pruefen, ob es den Irak nicht darum bitten koenne. Aehnlich aeusserten sich der CSU-Abgeordnete Geis und der CDU-Europa-Abgeordnete Gewalt. In Interviews des Senders Al Dschasira und im ZDF war Osthoff zuvor Fragen nach ihren weiteren Plaenen ausgewichen.


Internationale Energieagentur zweifelt Nutzen der Erdgas-Pipeline an

Berlin. Die Internationale Energieagentur hat Zweifel am Nutzen der geplanten Erdgas-Pipeline durch die Ostsee zwischen Russland und Deutschland geaeussert. Wie der Chefoekonom der Behoerde, Birol, sagte, deckt Russland bereits heute mehr als ein Drittel des deutschen Energiebedarfes. Durch die neue Pipeline werde sich diese Abhaengigkeit weiter verstaerken.


Koehler plaediert fuer Grundeinkommen und Gewinnbeteiligungen

Bundespraesident Koehler hat angeregt, ueber ein gesellschaftliches Grundeinkommen nachzudenken. Er verwies auf die USA, wo es eine negative Einkommenssteuer gebe. Wer dort nichts verdiene, erhalte eine Grundsicherung vom Staat, sagte Koehler der Illustrierten "Stern". Zur Begruendung erklaerte er, angesichts einer Art Basis-Arbeitslosigkeit von gering Qualifizierten oder gar nicht Ausgebildeten duerfe sich niemand im Stich gelassen fuehlen. Zur Hoehe eines solchen Grundeinkommens wollte sich Koehler nicht aeussern. Zugleich forderte der Bundespraesident Gewinn- und Kapitalbeteiligungen fuer Arbeitnehmer. Ferner aeusserte sich der Bundespraesident kritisch zum Regierungsprogramm der grossen Koalition. Er vermisse den durchdachten, ausgestalteten Ueberbau, der klar mache, wie die Welt sich veraendert habe und was das Ziel sei.


Platzeck fuer konsequente Reform der Sozialsysteme

Die Reform der Sozialsysteme ist nach Ansicht des SPD-Vorsitzenden Platzeck die wichtigste Aufgabe der grossen Koalition. Dabei duerften die Buerger nicht das Gefuehl haben, es handele sich um kurzatmige Flickschusterei, sagte Platzeck der 'Lausitzer Rundschau'. Mit Blick auf die anstehende Gesundheitsreform betonte er, der Druck auf die Beitraege zeige, dass die Grosse Koalition hier zusammen kommen muesse. Allerdings duerfe es kein Gesetz nach dem Motto 'Reich lebt laenger' geben. Ausserdem muessten die Gesundheitskosten der Kinder fuer ihre Eltern bezahlbar sein, erklaerte Platzeck.


Koehler kritisiert Regierungsprogramm der Koalition

Bundespraesident Koehler hat sich im Interview mit dem Magazin "Stern" kritisch zum Regierungsprogramm der grossen Koalition geaeussert. Er vermisse "den durchdachten, ausgestalteten Ueberbau, der klar macht, wie die Welt sich veraendert hat", sagte er. Das Land stuende "vor gewaltigen Aufgaben". Mit "purem politischen Kulissengeschiebe" komme man nicht weiter. Kritik uebte der Bundespraesident auch am Wahlkampf von Ex-Kanzler Schroeder. Er sei mit seinen Angriffen auf den Steuerreformer Kirchhof zu weit gegangen.


Krankenkassen erhalten Millionenausgleich wegen Software-Panne

Die gesetzlichen Krankenkassen erhalten wegen einer Software-Panne bei der Bundesagentur fuer Arbeit als Ausgleich rund 60 Millionen Euro. Eine Sprecherin der Behoerde bestaetigte damit einen Bericht des 'Tagesspiegels' aus Berlin, wonach den Kassen der entstandene Mehraufwand erstattet wird. Wegen des Computer-Fehlers seien in diesem Jahr rund 300 Millionen Euro an Versicherungsbeitraegen fuer Bezieher des Arbeitslosengeldes Zwei zu viel ueberwiesen worden. Unklar ist nach BA-Angaben, wann der Fehler behoben sein wird. Fachleute arbeiteten seit laengerem an einer Aktualisierung des Programms.


Zustimmung bei Politikern zu Pflichtbesuchen beim Kinderarzt

Berlin. Der Vorschlag aus dem Saarland, Besuche von Kindern beim Arzt bis zum Alter von 13 Jahren zur Pflicht zu machen, stoesst auf immer mehr Zustimmung. Die Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag, Griese, SPD, sagte, der Staat muesse mehr eingreifen, damit die Vorsorgeuntersuchungen verpflichtend wahrgenommen wuerden. Zustimmung signalisierte auch die Familien-Expertin der FDP, Gruss. Sie erklaerte, nur durch verpflichtende Untersuchungen lasse sich noch vor der Einschulung von Kindern feststellen, ob es ihnen in ihren Familien gut gehe. Die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Falk schlug vor, die Krankenkassen in die Kontrolle einzubinden. Allerdings merkte sie auch an, der Staat duerfe bei der Erziehung von Kindern nicht zu viel Gewicht bekommen.


Bayerisches Innenministierium verbietet Islamisten-Zentrum

Das bayerische Innenministerium hat das Islamisten-Zentrum "Multi-Kultur-Haus" (MKH) in Neu-Ulm verboten. Das MKH habe offen zum "Gotteskrieg" und zur Gewalt gegen Andersglaeubige aufgerufen, sagte Bayerns Innenminister Beckstein. Es seien bereits "Hassprediger" des Vereins abgeschoben worden. Der von der CIA entfuehrte Deutsch-Libanese Al Masri hatte das MKH nach eigenen Angaben mehrfach besucht. Die USAgenten haetten ihn waehrend seiner Haft "intensiv" zur Neu-Ulmer IslamistenSzene befragt, so Al Masri.


DaimlerChrysler verkauft MTU an EQT

Der Automobilhersteller Daimler-Chrysler verkauft den Dieselmotorenbauer MTU Friedrichshafen. Kaeufer sei der nordeuropaeische Finanzinvestor EQT, teilte Daimler-Chrysler in Stuttgart mit. Nach Beruecksichtigung der Verbindlichkeiten bleibe voraussichtlich ein Liquiditaetszufluss von einer Milliarde Euro. Der Transaktion muessen die zustaendigen Kartellbehoerden und das Bundeswirtschaftsministerium noch zustimmen. EQT kuendigte an, man wolle bei MTU zunaechst keine Stellen abbauen und alle Standorte erhalten.

Die Reaktionen bei MTU fielen positiv aus. Geschaeftsfuehrer Volker Heuer nannte EQT einen Wunschkandidaten, der sich "in erheblichem Mass finanziell an unserem Unternehmen beteiligt und uns auf unserem Wachstumskurs begleitet." Auch der Betriebsratsvorsitzende Karl-Heinz Wulle zeigte sich zufrieden, obwohl die Arbeitnehmervertretung zunaechst einen industriellen Kaeufer, naemlich den Muenchner Konzern MAN, favorisiert hatte. EQT verfolgt nach Wulles Angaben jedoch einen eher industriellen Ansatz. Monatelang hatten die Muenchner MAN als einziger Industriekonzern sowie die Finanzinvestoren KKR und die Beteiligungsgesellschaft EQT um MTU geworben.


Energieversorger EON erwaegt weitere Gaspreiserhoehungen

Nach der Anhebung der Gaspreise zum ersten Januar 2006 um rund zehn Prozent schliesst der Energieversorger EON eine weitere Preisrunde zum April nicht aus. Vertriebsvorstand Reutersberg erklaerte in Muenchen, die Bezugspreise haetten sich fuer das Unternehmen weiter erhoeht. Ob die Kosten an die Kunden weitergegeben wuerden, werde man wenige Wochen vorher entscheiden. Niedrigere Preise seien jedenfalls nicht in Sicht. Der Praesident des Bundeskartellamts, Boege, kritisierte die Kopplung der Gaspreise an die Oelpreise. Dies sei nicht erforderlich und zudem volkswirtschaftlich falsch, sagte Boege im NDR-Radio. Aus Sicht seiner Behoerde liege hier teilweise Missbrauch vor.


Verbraucherstimmung hat sich gebessert

Nuernberg. Die Stimmung unter den Verbrauchern in Deutschland hat sich zum Jahres-Ende ueberraschend deutlich erholt. Wie die Gesellschaft fuer Konsumforschung mitteilte, setzen die Buetrger nach dem Start der neuen Bundesregierung grosse Hoffnungen in die Wirtschaftsentwicklung, die Kauflust ist spuerbar gestiegen, auch langlebige Gueter werden wieder verstaerkt gekauft. Fuer den naechsten Monat erwarten die Experten der GfK eine noch bessere Stimmung bei den Verbrauchern.


DIHK-Praesident Braun zum 'Dinosaurier 2005' ernannt

Handelskammerpraesident Braun erhaelt den "Dinosaurier des Jahres 2005" fuer besonders rueckschrittliches Verhalten in Umweltfragen. Der DIHK-Chef habe sich beharrlich mit einer anti-oekologischen Haltung in der Oeffentlichkeit hervorgetan, begruendete der Naturschutzbund Nabu seine Wahl. Braun preise als Spitzenfunktionaer der Wirtschaft Umweltstandards von gestern. Der Nabu vergibt den "Dinosaurier" seit 1993. Zu den bisherigen Preistraegern zaehlen der fruehere Industrie-Praesident Henkel und Bauernpraesident Sonnleitner.


Kommunen schaetzen Defizit auf 5,5 Milliarden Euro

Berlin. Die Kommunen werden nach Schaetzungen des Deutschen Staedte- und Gemeindebundes das Jahr 2005 mit einem Defizit von insgesamt 5,5 Milliarden Euro abschliessen. Staedtetagspraesident Schaefer betonte, trotz der um zwei Milliarden Euro gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen stuenden viele Kommunen auch wegen der Kuerzung der Zuweisungen der Laender kurz vor der Pleite. Die Kassenkredite, die Staedte und Gemeinden fuer laufende Zahlungen aufnehmen mussten, haetten in diesem Jahr eine Rekordhoehe von 23,7 Milliarden Euro erreicht. Es bestehe die Gefahr, so Schaefer, dass einige Kommunen zahlungsunfaehig wuerden und die Bundeslaender einspringen muessten.


Leichtathletin Grit Breuer tritt vom Leistungssport zurueck

Die Leichtathletin Grit Breuer hat ihren Ruecktritt vom Leistungssport erklaert. Die 33jaehrige begruendete ihren Entschluss im brandenburgischen Bad Wilsnack mit gesundheitlichen Problemen. Dadurch sei sie nicht mehr an ihre frueheren Leistungen herangekommen. Grit Breuer war die erfolgreichste deutsche 400-Meter-Laeuferin der vergangenen 15 Jahre.


Unfaelle durch winterliche Wetterverhaeltnisse

Schnee und Eis auf den Strassen haben am Morgen den Verkehr in ganz Baden-Wuerttemberg stark beeintraechtigt. Es ereigneten sich vergleichsweise wenige Unfaelle, teilte die Polizei mit. Vereinzelt stellten sich Lastwagen quer oder kippten um.

Der starke Schneefall hat auch zu Behinderungen im Luftverkehr gefuehrt. Am Stuttgarter Flughafen musste ein Flug abgesagt werden. Ausserdem starteten Flugzeuge in der Nacht und am Morgen mit bis zu einer Stunde Verspaetung, weil die Maschinen zuvor enteist werden mussten. Beim Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (Baden-Airpark) in Rheinmuenster verspaeteten sich die Abfluege ebenfalls leicht.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.8394 Euro
Kanada (1 $) 0.7168 Euro
England (1 Pfund) 1.4581 Euro
Schweiz (100 sfr) 64.221 Euro
Japan (100 Yen) 0.7156 Euro
Schweden (100 skr) 10.604 Euro
Suedafrika (100 R) 13.262 Euro
China (1 Yuan) 0.1046 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 5447.15 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 10796.82 ( Stand 17:00 MEZ )
Nikkei-Index: 16194.61
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ