GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 05.08.1996



* Olympische Spiele beendet
* Deutschland beantragt Auslieferung von Karl Hass
* HBV setzt Streikaktionen fort
* Krisensitzung zur Uebertragung von BSE
* DBB warnt vor Panikmache um Anstieg der Pensionsausgaben fuer Beamte
* Demonstration in Dannenberg
* Halbjahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes
* Behinderte Kinder haben ein Recht auf Unterricht mit Nichtbehinderten
* Urteil im Maedchenmordprozess
* Henry Maske kuendigt Ruecktritt an
* Fussball-Fuji-Cup
* Boerse



Olympische Spiele beendet

Der Praesident des Internationalen Olympischen Kommitees, Samaranch, hat die olympischen Spiele von Atlanta fuer beendet erklaert. Bei der Abschlussfeier im Olympiastadion rief er vor ueber 80.000 Zuschauern die Jugend der Welt zur Teilnahme an den naechsten Sommerspielen im Jahr 2000 im australischen Sydney auf. Anschliessend gab der Buergermeister von Atlanta die olympische Fahne zurueck an den IOC-Praesidenten. Samaranch reichte sie weiter an den Buergermeister von Sydney. Zuvor hatte er der Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia gedankt mit den Worten: "Gut gemacht, Atlanta". Er erinnerte auch an die Opfer des Bombenanschlags im Olympiapark und an die Toten der Spiele von Muenchen im Jahr 1972. Kein Terrorakt habe die olympische Bewegung zerstoert und werde dies jemals tun, betonte Samaranch.


Deutschland beantragt Auslieferung von Karl Hass

Rom/Dortmund. Die deutsche Justiz will ausser Erich Priebke auch den 84jaehrigen Karl Hass wegen Kriegsverbrechen in Italien vor Gericht stellen. Die Staatsanwaltschaft in Dortmund bestaetigte, dass Deutschland auch die Auslieferung des SS-Offiziers Hass beantragt hat. Wie Priebke hat Hass gestanden, bei der Erschiessung von 335 Geiseln in den ardiatinischen Hoehlen 1944 zwei Menschen getoetet zu haben. Ein Sprecher des italienischen Justiz teilte mit, Hass, der in Italien lebt, sei zwar nicht festgenommen worden, doch haetten die Behoerden seinen Pass eingezogen.


HBV setzt Streikaktionen fort

Duesseldorf. Im Tarifkonflikt des Einzelhandels hat die HBV am Morgen ihre Streikaktionen fortgesetzt. Auch die DAG drohte mit einer drastischen Verschaerfung des Arbeitskampfes, wenn es bei den anstehenden Verhandlungen in Rheinland-Pfalz oder Bayern zu keinem Pilotabschluss komme.


Krisensitzung zur Uebertragung von BSE

Die moegliche Uebertragbarkeit der Rinderseuche BSE von der Kuh auf das Kalb war in Bonn Gegenstand einer Krisensitzung. Auf Einladung von Landwirtschaftsminister Borchert und Gesundheitsminister Seehofer sollten Experten gemeinsam die neuen Erkenntnisse ueber die Krankheit bewerten und noch offene Fragen diskutieren - z.B. wie weit die Stammbaeume der in Deutschland grasenden Kuehe zurueckverfolgt werden muessen, um ein BSE-Risiko voellig auszuschliessen. Diese Frage stellt sich, nachdem britische Wissenschaftler festgestellt haben, dass der BSE-Erreger sehr wohl von der Kuh auf das Kalb uebertragen werden kann - Risiko 10 Prozent. Als einziger Uebertragungsweg hatte bislang die Verfuetterung von BSE-verseuchtem Tiermehl gegolten. Doch nachdem an dieser Theorie nicht mehr festgehalten werden kann ist es durchaus moeglich, dass Tiere nicht auf der Insel geboren, aber gewissermassen mit britischen Vorfahren Jahre spaeter an Rinderwahnsinn erkranken koennten. Fuer einige Verantwortliche scheint deshalb der Weg des BSE-Virus in die Milch nicht mehr unmoeglich. Eine Theorie, die deutsche Wissenschaftler weder fuer bewiesen noch fuer ausgeschlossen halten. Eine entsprechende Testreihe laeuft derzeit in Grossbritannien. Erste Ergebnisse werden nicht vor Oktober erwartet. Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Hoehn hat sich dafuer ausgesprochen, wegen der neuen Erkenntnisse ueber die Rinderseuche BSE das Rindfleischexportverbot auch auf Milchprodukte aus Grossbritannien auszudehnen. Solange nicht geklaert sei, ob die Uebertragung der Krankheit von der Kuh auf das Kalb ueber die Muttermilch stattfinde, muesse ueber eine Verschaerfung des EU-Embargos nachgedacht werden, sagte Frau Hoehn heute frueh im Deutschlandfunk. Die Lockerung des Verbots auf Druck der Regierung in London sei ein Fehler gewesen, da Samen als moeglicher Uebertraeger des sogenannten Rinderwahns nicht ausgeschlossen werden koenne, betonte die Gruenen-Politikerin.


DBB warnt vor Panikmache um Anstieg der Pensionsausgaben fuer Beamte

Bonn. Im Streit um einen moeglichen drastischen Anstieg der Pensionsausgaben fuer Beamte hat der Deutsche Beamtenbund vor Panikmache und voreiligen Schluessen gewarnt. DBB-Chef Geier sprach von einer Kampagne gegen den oeffentlichen Dienst. Hintergrund der aktuellen Diskussion sind juengste Berechnungen der Verwaltungshochschule Speyer. Danach sollen sich die jaehrlichen Ausgaben fuer die Beamtenpensionen allein beim Bund in den naechsten drei Jahrzehnten von derzeit 10 auf 20 Milliarden DM verdoppeln.


Demonstration in Dannenberg

Am Bahnhof in Dannenberg haben heute frueh mehrere hundert Menschen gegen einen im Verlauf des Tages erwarteten Probelauf fuer einen weiteren Castortransport protestiert. Nach Angaben der Buergerinitiative Umweltschutz Luechow-Dannenberg soll der Einsatz eines neuen Behaelters fuer den Transport von Atommuell in das Zwischenlager Gorleben getestet werden. Ein bereits fuer die vergangene Woche geplanter Probelauf war gestoppt worden, weil offenbar wegen der Chaostage in Hannover nicht genuegend Polizeikraefte zur Verfuegung standen.


Halbjahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind die Gewalttaten mit rechts- oder linksextremen Hintergrund in Bayern stark zurueckgegangen. Das ist das Ergebnis des Halbjahresberichtes des bayerischen Verfassungsschutzes, den Innenminister Beckstein heute veroeffentlichte. Eine organisierte Neonaziszene existiert nach Einschaetzung Becksteins kaum mehr, allerdings gebe es die Gefahr, dass sich die Rechten neu formierten. Den staerksten Rueckgang bei Gewalttaten gab es bei den Rechtsextremen. Mit 13 registrierten Ausschreitungen im ersten Halbjahr 1996 waren es nur halbsoviel wie im Jahr zu fuhr. Doch auch heuer wurde mit den "Skinheads Allgaeu" bereits eine rechtsextreme Organisation verboten - trotz der Tarnung als Verein zur Pflege der Skinheadkultur, berichtete Innenminister Beckstein. "Zwei Drittel der Vereinsmitglieder waren in Ermittlungen strafrechtlicher Art verwickelt, mehrere davon, der groesste Teil, mehrfach. Die Verherrlichung des Nationalsozialismus, Verwenden von NS-Symbolen, NS-Parolen, Hass auf Auslaender waren feste Bestandteile dieser Skinhead-Szene." Die Republikaner bleiben nach Ansicht des bayerischen Inneministeriums verfassungsfeindlich. Gleiches gilt auf der linksextremen Seite fuer die PDS. Gewaltbereite autonome linke Gruppen unterwandern zudem die Anti-Atomkraftbewegung. Es blieb aber bei rund einem Dutzend Straftaten im ersten Halbjahr. Vom Rueckgang der Gewalt auslaendischer Extremisten duerfe man sich nicht taeuschen lassen. Die kurdische PKK sei weiter gewaltbereit, meinte Beckstein.


Behinderte Kinder haben ein Recht auf Unterricht mit Nichtbehinderten

Karlsruhe. Koerperbehinderte Kinder duerfen von den Behoerden nicht ohne weiteres von einer Regel- in eine Sonderschule ueberwiesen werden. Das hat das Bundesverfassungsgericht in einer heute veroeffentlichten Entscheidung festgestellt. Zumindest in Bundeslaendern mit einem entsprechenden Schulgesetz, das Behinderten Anspruch auf Unterricht mit Nichtbehinderten gewaehrt, muessten die Schulbehoerden die Ueberweisung genau begruenden.


Urteil im Maedchenmordprozess

Nach zweimonatiger Verhandlungsdauer wurde heute das Urteil im sogennanten "Maedchenmordprozess" gesprochen. Das Muenchner Schwurgericht hatte ueber den 36jaehrigen Mario Abend zu befinden, der angeklagt war, eine 18jaehrige Schuelerin nach einer versuchten Vergewaltigung getoetet zu haben. Fuer den Mord an der 18jaehrigen und der versuchten und vollendeten Vergewaltigung an drei anderen Frauen gibt es nach Ansicht von Staatsanwalt Walter Weidmann nur eine gerechte Strafe: lebenslaenglich verbunden mit Sicherungsverwahrung, so dass Mario Abend fruehestens in 25 Jahren als dann 61jaehriger das Gefaengnis verlassen koennte. Der Verteidiger des Angeklagten plaedierte auf Totschlag und bat am Freitag Abend das Muenchner Schwurgericht, seinen Mandanten nur zu einer zeitlich begrenzten Haftstrafe zu verurteilen. Nach Ueberzeugung der Anklagebehoerde hat Abend in der Nacht zum 8. Januar vergangenen Jahres der Schuelerin nach einem Lokalbesuch im Stadtteil Pasing aufgelauert und sie zu vergewaltigen versucht. Als sich das Maedchen wehrte wurde es von Abend geschlagen und anschliessend erwuergt. Dann brachte der Arbeiter die Leiche in seine Wohnung, bevor er sie einen Tag spaeter in einen Muellcontainer warf. Dass Arbeiter die Tote im Muellkraftwerk Nord auf einem Foerderband fanden sorgte dafuer, dass der Vermisstenfall Stefanie K. geklaert werden konnte und Abend ueberhaupt vor Gericht kam. Sein Verteidiger bestreitet allerdings die niedrigen Beweggruende bei der Tat, diese seien reine Spekulationen. Einen handfesten Eklat gab es Ende letzter Woche um die von Abends Anwalt bestellte psychiatrische Gutachterin, der von der Staatsanwaltschaft Manipulationen zugunsten des Angeklagten vorgeworfen werden. Die Psychiaterin, gegen die nun ein Ermittlungsverfahren angestrengt werden soll, wurde daraufhin wegen des Verdachts der Befangenheit vom Gericht abgelehnt. Das Gericht verurteilte Abend dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprechend. In seiner Urteilsbegruendung schilderte der vorsitzende Richter Juergen Hahnrech den angeklagten Arbeiter als eine Person, die zu Gewaltdelikten und Sexualdelikten neige. Dies sei schon durch sein Vorleben belegt. Er gehe bei der Wahl seiner Opfer ueberlegt und gezielt vor und habe sich in der Vergangenheit immer wieder fuer seine Angriffe Frauen ausgesucht, die ihm als Zeuginnen nicht gefaehrlich werden konnten.


Henry Maske kuendigt Ruecktritt an

Muenchen. Henry Maske hat seinen Ruecktritt vom Profi-Boxsport angekuendigt. Auf einer Pressekonferenz gab der 32 Jahre alte Weltmeister bekannt, dass sein Kampf am 12. Oktober gegen den US-Amerikaner Virgil Hill definitiv sein letzter sein werde. Vom kommenden Jahr an wird Maske dann als Co-Kommentator bei einem privaten Fernsehsender taetig sein.


Fussball-Fuji-Cup

1. Halbfinale im Ulmer Donaustadion
FC Bayern Muenchen - Borussia Moenchengladbach    4 : 0    ( 2 : 0 )



Boerse

DAX      2521 Punkte (+12)
1 US-$   DM 1.47



Quellen

SDR 3    7:00 MESZ    15:00 MESZ    18:00 MESZ
B5    7:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
DLF    7:30 MESZ    21:00 MESZ
Radio 7    8:00 MESZ