GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 13.11.1994



* mehr Mitbestimmung der Basis in der OeTV
* Massenschlaegerei verhindert
* Kerpener Michael Schumacher neuer Formel-1-Weltmeister
* SPD-Politiker aeussern sich zugunsten der Respektierung des Waehlerwillens
* hessische FDP gibt Koalitionsabsicht bekannt
* Kinder in Klinik an verseuchter Nahrung verstorben
* Gedenkstaette geschaendet
* rechtsextremistischer Aufmarsch verhindert
* Nachrichten von den fraenkischen Pressetagen
* Brandstifter von Muecke erneut aktiv
* Kinkel zu Ministerkarussell
* neuer Versuch zu einem Energiekonsens
* Nachrichten zum Volkstrauertag



mehr Mitbestimmung der Basis in der OeTV

Stuttgart. In der Gewerkschaft Oeffentliche Dienste, Transport und Verkehr soll die Basis kuenftig mehr mitreden koennen. Das hat der designierte OeTV- Vorsitzende May angekuendigt. May hofft damit den Mitgliederschwund aufhalten zu koennen. Die OeTV hat allein im vergangenen Jahr mehr als 120.000 Mitglieder verloren.


Massenschlaegerei verhindert

Rottweil. Polizeibeamte verhinderten in der Nacht eine Massenschlaegerei zwischen russischen Aussiedlern und Tuerken vor einer Rottweiler Diskothek. Die Polizei rueckte an, als mindestens 200 Aussiedler und Tuerken begonnen hatten, sich mit Flaschen und Steinen zu bewerfen. Acht Beteiligte wurden festgenommen, dabei stellte die Polizei Waffen, Schlagwerkzeuge und eine Motorsaege sicher. In Rottweil ist es in der Vergangenheit schon oefter zu Auseinandersetzungen zwischen russischen Aussiedlern und Tuerken gekommen.


Kerpener Michael Schumacher neuer Formel-1-Weltmeister

Adelaide. Michael Schumacher aus Kerpen ist der erste deutsche Weltmeister in der Geschichte der Formel 1. Der Titelkampf war beim Grossen Preis von Australien in Adelaide schon vor Ende des Rennens entschieden. Schumacher kollidierte in der 36.Runde mit seinem schaerfsten Konkurrenten, Damon Hill aus Grossbritannien. Dabei wurden ihre beiden Rennwagen so stark beschaedigt, dass sie aus dem Rennen ausschieden. Damit war Schumacher Weltmeister, denn aus den vorangegangenen Rennen hatte er einen Punkt Vorsprung vor seinem Verfolger. Sieger beim Grossen Preis von Australien wurde der Brite Nigel Mansell. In Schumachers Heimatstadt Kerpen wurde sein Meistertitel von mehreren hundert Fans begeistert gefeiert. Am Donnerstag gibt es einen Empfang im Rathaus.


SPD-Politiker aeussern sich zugunsten der Respektierung des Waehlerwillens

Bonn. Der SPD-Politiker Egon Bahr hat sich von der Haltung der Parteispitze zur PDS abgesetzt. Bahr sagte im Sueddeutschen Rundfunk, SPD und PDS sollten in Laendern und Gemeinden zusammenarbeiten. Der Waehlerwille habe PDS- Politiker ins Parlament gebracht; das muessten die Sozialdemokraten ernst- nehmen. Bahr bezeichnete es als Fehler, dass die SPD sich 1990 gegen fruehere SED-Mitglieder abgegrenzt habe. Diesen Menschen solle die SPD sich jetzt oeffnen. Sachsen-Anhalts SPD-Ministerpraesident Hoeppner sagte im Deutschlandfunk, Abgrenzung und Ausgrenzung der PDS fuehrten nicht weiter. Hoeppner lehnt allerdings eine Zusammenarbeit mit der PDS in ihrer derzeitigen Verfassung ab. Der SPD-Politiker findet, noch koenne man schwer sagen, was die PDS eigentlich fuer eine Partei sei.


hessische FDP gibt Koalitionsabsicht bekannt

Wiesbaden. Die hessische FDP hat sich auf eine Koalition mit der CDU festgelegt, sollten beide Parteien die Landtagswahl im Februar gewinnen. Auf ihrem Landesparteitag in Niederhausen haben die Delegierten den Koalitionsvorschlag des Parteivorstands fast einstimmig gebilligt. In ihrem Programm versprechen die hessischen Freidemokraten eine neue, liberale Politik mit neuen Perspektiven.


Kinder in Klinik an verseuchter Nahrung verstorben

Koeln. Vier fruehgeborene Kinder sind in einer Koelner Klinik an bakteriell verseuchter Fluessignahrung gestorben. Der Chef der Koelner Kinderklinik hat einen entsprechenden Bericht der Zeitung Bild am Sonntag bestaetigt. Der Vorfall liegt fuenf Jahre zurueck, seither prozessieren die Eltern eines der gestorbenen Kinder um Schadensersatz, den die Stadt Koeln bisher verweigert hat.


Gedenkstaette geschaendet

Oranienburg. Die Gedenkstaette im frueheren Konzentrationslager Sachsenhausen ist erneut geschaendet worden. Unbekannte haben Hakenkreuze und andere Nazi-Symbole ins Besucherbuch geschmiert. Die Polizei vermutet, dass Jugendliche dahinterstecken, die abgewiesen worden sind, weil sie in die Gedenkstaette Sachsenhausen wollten, als sie schon geschlossen war.


rechtsextremistischer Aufmarsch verhindert

Potsdam. In Brandenburg haben mehr als 1000 Polizisten einen rechtsextremen Aufmarsch verhindert. Die sogenannte Kulturgemeinschaft Preussen wollte auf dem Soldatenfriedhof Halbe (sp?) bei Berlin eine Kundgebung zum Volkstrauertag abhalten. Die Veranstaltung ist aber verboten worden. Die rechtsextreme Kulturgemeinschaft Preussen hat 1991 im Halbe eine Art Heldengedenken veranstaltet, seither sind solche Aufzuege untersagt.


Nachrichten von den fraenkischen Pressetagen

Bayreuth. Die Journalisten beklagen den Verfall der Sitten in ihrem Gewerbe. Bei den fraenkischen Pressetagen in Bayreuth sagte der Vorsitzende des deutschen Journalistenverbandes, Main, es gebe immer mehr Grenzueber- schreitungen. Man solle aber deshalb nicht alle Journalisten anklagen. Nur wenige der 56.000 hauptberuflichen Journalisten in der Bundesrepublik betrieben sogenannten Kerben-Journalismus, also Berichterstattung, die ihren Erfolg an der Zahl der Opfer messe, sagte Main. Der deutsche Journalistenverband will sich in der Aus- und Weiterbildung wieder mehr um Ethik und Grenzen des Journalismus kuemmern. Die Funktionaere sehen noch andere Gefahren fuer den Berufsstand. In Bayreuth hiess es, durch neue Techniken und Personalknappheit in den Redaktionen fehle es den Journalisten oft die Zeit fuer gruendliche Nachforschungen. Ausserdem warnten die Vertreter der Journalistenorganisation vor einer wachsenden Bereitschaft der Politiker, die Rechte der Presse einzuschraenken.


Brandstifter von Muecke erneut aktiv

Alzfeld. Die Serie der Brandstiftungen in der hessischen Ortschaft Muecke geht weiter. In der vergangenen Nacht wurden wieder zwei Scheunen angezuendet. Sie brannten nieder. Es entstand ein Sachschaden von ca 330.000 DM. Seit dem Fruehjahr sind in Muecke 15 Brandstiftungen registriert worden.


Kinkel zu Ministerkarussell

Der FDP-Vorsitzende Kinkel hat bekraeftigt, dass seine Partei auch in der neuen Regierung das Amt des Wirtschaftsministers beansprucht. Im ZDF wollte sich Kinkel aber nicht darueber aeussern, ob der bisherige Wirtschaftsminister Rexrodt das Ressort wieder uebernehmen soll. Kinkel sagte, niemand koenne einen festgefuegten Anspruch auf ein Ressort haben. Bis zur Kanzlerwahl am Dienstag werde die Struktur des Kabinetts feststehen. Der Chef der FDP-Bundestagsfraktion, Seums, hat zugesichert, dass Bundeskanzler Kohl alle 47 Stimmen der Liberalen bekommen werde. CDU-Generalsekretaer Hinze aeusserte die Erwartung, dass Kohl schon im ersten Wahlgang am Dienstag die erforderliche Mehrheit erhaelt. Morgen wollen die Vorsitzenden der Koalitionsparteien das Programm vorstellen, auf das sich die Koalition am Freitag abschliessend geeinigt hatte.


neuer Versuch zu einem Energiekonsens

Die Bonner Koalitionsparteien wollen nach Informationen des Duesseldorfer Handelsblattes einen neuen Versuch starten, mit der SPD, der Gruenen, den Gewerkschaften und der Stromwirtschaft einen Energiekonsens herzustellen. Eine entsprechende Absichtserklaerung sei im neuen Koalitionsvertrag enthalten. Darin heisse es aber auch, Deutschland sei weiterhin auf die Kernenergie angewiesen. Auch in Zukunft muessten hier neue Kernkraftwerke gebaut werden koennen. Vor sieben Monaten war ein solcher Energiekonsens am Streit ueber die Atomenergie gescheitert. Buendnis 90 / Gruene waren bereits vorher aus den Verhandlungen ausgestiegen.


Nachrichten zum Volkstrauertag

Zum Volkstrauertag ist heute der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht worden. Die zentrale Gedenkfeier fand im Berliner Dom statt. Bundespraesident Herzog erinnerte an all diejenigen, die im Krieg, in Gefangenschaft und wegen ihres Widerstandes gegen die Gewaltherrschaft ums Leben kamen oder aus rassistischen Gruenden umgebracht wurden. Der Wittemberger Pfarrer Freidrich Schurlemmer schlug vor, neben dem Wehrdienst einen Friedensdienst zu schaffen. Der fruehere Burgerrechtler kritisierte die Abschiebung von Deserteuren aus Buergerkriegsgebieten. Ausserdem beklagte er die Hilflosigkeit der Gesellschaft gegen jede Form von Gewalt. Zu Ehren der Toten wurden auf vielen Friedhoefen und Gedenstaetten Kraenze niedergelegt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Bubis, und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Naumann, ehrten auf dem Berliner Friedhof Weissensee die gefallenen Soldaten juedischen Glaubens.


Quellen

SWF 3    9:00 MEZ    10:00 MEZ    11:00 MEZ    13:00 MEZ    15:00 MEZ    17:00 MEZ
HR 3    19:00 MEZ    20:00 MEZ