GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 09. 11. 2003



* Opposition fordert Leistung eines groesseren Beitrags fuer den Irak
* Sommer kritisiert Blockadekurs der Union
* Ostdeutsche Regierungschefs beraten in Potsdam
* Muentefering warnt Union vor unerfuellbaren Bedingungen
* Roth stimmt Gruene auf Europawahlkampf ein
* Laengere Lebensarbeitszeit im oeffentlichen Dienst gefordert
* Stoiber schliesst Kandidatur zum Bundespraesidentenamt definitiv aus
* Aufloesung des Tarifsystems gefordert
* Grundsteinlegung fuer neues Juedisches Zentrum in Muenchen
* Jubilaeumsbilanz des Bistums Rottenburg-Stuttgart
* Krankenhaus-Aerzte fordern Arbeitszeit-Verkuerzung
* Demonstration in Gorleben
* Totale Mondfinsternis war gut beobachtbar
* Ermittlungspanne in der Tuerkei im Fall der beiden getoeteten Stuttgarterinnen
* Ausstellung ueber den 'Blauen Reiter' in Ludwigshafen eroeffnet



Opposition fordert Leistung eines groesseren Beitrags fuer den Irak

Berlin. Union und FDP wollen, dass Deutschland einen groesseren Beitrag zum Wiederaufbau des Irak leistet. Der CDU-Politiker Pflueger sagte der "Bild am Sonntag", Deutschland koenne zum Beispiel die Schulden des Irak erlassen. Der bisherige deutsche Beitrag zum Wiederaufbau des Landes sei "laecherlich gering". FDP-Fraktionschef Gerhardt sagte, Deutschland koenne Ausbilder fuer Polizisten oder Richter in den Irak schicken.


Sommer kritisiert Blockadekurs der Union

Berlin. DGB-Chef Sommer hat die Absicht der Union kritisiert, ihre Zustimmung zum Vorziehen der Steuerreform von Aenderungen im Arbeits- und Tarifrecht abhaengig zu machen. In einem Zeitungsbeitrag schrieb Sommer, statt einer klaren Kompromisslinie haetten CDU und CSU Maximalpositionen aufgestellt und seien damit auf Blockadekurs. Die Unionsparteien erweckten bei den Menschen den Anschein, als wollten sie den Buergern die Steuersenkung nicht goennen.


Ostdeutsche Regierungschefs beraten in Potsdam

Die ostdeutschen Ministerpraesidenten kommen am Abend auf Einladung des brandenburgischen Regierungschefs Platzeck in Potsdam zusammen. Fuer das Treffen gebe es keine Tagesordnung, sagte ein Sprecher der brandenburgischen Landesregierung. Die Ost-Ministerpraesidenten wollten unter anderem beraten, welche Strategie sie in den Verhandlungen ueber die anstehenden Reformvorhaben der Bundesregierung verfolgen. Zudem werde es um eine Kompensation des Bundes fuer Ansprueche aus DDR-Zusatzrenten gehen. Diese verursachen den neuen Laendern Milliardenkosten.


Muentefering warnt Union vor unerfuellbaren Bedingungen

SPD-Fraktionschef Muentefering hat die Union vor unerfuellbaren Bedingungen bei der Umsetzung von Reformen gewarnt. Die Koalition sei im Vermittlungsausschuss zu Kompromissen bereit, sagte er. Muentefering warf der CDU/CSU vor, sie habe mit ihrer Bedingung, ueber ein Vorziehen der Steuerreform nur zusammen mit den Themen Arbeitsmarkt und Gemeindefinanzen zu verhandeln, neue Huerden errichtet. CDU-Vizechef Juergen Ruettgers erwartet eine Einigung zwischen Union und Bundesregierung in der Steuerfrage noch 2003. Eine Steuersenkung ist nach Ansicht des baden-wuerttembergischen Finanzministers, Gerhard Stratthaus (CDU) nur in Verbindung mit Arbeitsmarktreformen moeglich und vernuenftig.


Roth stimmt Gruene auf Europawahlkampf ein

Bad Windsheim. Die ehemalige Gruenen-Bundesvorsitzende Roth hat die bayerischen Gruenen mit einer kaempferischen Rede auf den bevorstehenden Europawahlkampf eingestimmt. Europa muesse gruener werden und vor allem ohne Atomstrom auskommen, sagte Roth vor rund 200 Delegierten auf dem Landesparteitag in Bad Windsheim. Der Union warf die Gruenen-Politikerin Heuchelei in der Europapolitik vor, wobei sie besonders deren Haltung in der Kopftuchdiskussion kritisierte. Der naechste Schritt sei, so Roth, dass man den moslemischen Maennern in Deutschland die Baerte verbiete.


Laengere Lebensarbeitszeit im oeffentlichen Dienst gefordert

Berlin. Bundesinnenminister Schily hat sich fuer laengere Lebensarbeitszeiten im oeffentlichen Dienst und bei den Beamten ausgesprochen. In einem Zeitungsinterview sagte Schily, die Deutschen muessten wieder laenger arbeiten und zugleich die Altersversorgungssysteme anpassen. Dies gelte auch fuer den oeffentlichen Dienst und die Beamten. Als Beispiel fuegte er an, dass es nicht in allen Faellen vertretbar sei, wenn etwa ein Polizeibeamter im Alter von 60 Jahren vorzeitig in Pension gehe. Momentan arbeiten nach Schilys Worten nur zehn Prozent der Bevoelkerung bis zum eigentlichen Renteneintrittsalter von 65 Jahren.


Stoiber schliesst Kandidatur zum Bundespraesidentenamt definitiv aus

Muenchen. Der bayerische Ministerpraesident Stoiber hat eine Kandidatur fuer das Bundespraesidentenamt definitiv ausgeschlossen. In der "Bild am Sonntag" sagte der CSU-Chef woertlich: "Ich wiederhole, dass ich fuer das Amt nicht zur Verfuegung stehe". Es sei sicher eine hohe Ehre, dafuer ins Spiel gebracht worden zu sein, erklaerte Stoiber. Er sei aber ein Politiker, der weiter aktiv gestalten wolle. Dazu gehoere auch, dass er weiterhin CSU-Vorsitzender bleiben wolle.


Aufloesung des Tarifsystems gefordert

Der FDP-Vorsitzende Westerwelle hat eine Aufloesung des bestehenden deutschen Tarifsystems verlangt. Westerwelle sprach von einem Kartell der Unternehmer und Gewerkschaften. Deren Verhandlungsergebnisse gingen vor allem zu Lasten des Mittelstands. Stattdessen, so empfahl Westerwelle, sollten kuenftig allein Arbeitnehmer und Unternehmer sowie die Betriebsraete vor Ort Vereinbarungen treffen.


Grundsteinlegung fuer neues Juedisches Zentrum in Muenchen

Muenchen. Bundespraesident Rau hat die Deutschen zur Verteidigung von Freiheit und Toleranz aufgerufen. Bei der Grundsteinlegung fuer das neue Juedische Zentrum in Muenchen sagte Rau: "Wer Minderheiten angreift, legt einen Sprengsatz an das Fundament unserer Gesellschaft." Die Praesidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, erinnerte an die Reichspogromnacht vor 65 Jahren. Knobloch sagte, seit der Reichpogromnacht sei ein Teil von ihr immer noch auf der Flucht gewesen. Erst jetzt werde sie beginnen, ihre Koffer wieder auszuraeumen. Der Praesident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Spiegel, und der bayerische Ministerpraesident Stoiber gingen auf die "Taetervolk"-Aeusserung des CDU-Bundestagsabgeordneten Hohmann ein. Stoiber sagte, mit verrueckten, duemmlichen Geschichtsvergleichen wuerden dumpfe antisemitische Klischees bedient. Das neue Juedische Zentrum soll die fruehere Muenchner Synagoge ersetzen. Sie ist 1938 von den Nazis abgerissen worden. Der Festakt fand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im September hatte die Polizei eine Gruppe von Rechtsextremisten festgenommen, die fuer den Tag der Grundsteinlegung einen Sprengstoff-Anschlag geplant hatte.


Jubilaeumsbilanz des Bistums Rottenburg-Stuttgart

Rottenburg. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fuerst, hat eine positive Jubilaeumsbilanz gezogen. In einem Festgottesdienst am Ende einer langen Veranstaltungsserie zum 175-jaehrigen Bestehen des Bistums wuerdigte er im Rottenburger Martinsdom das Engagement vieler Menschen und wertete es als Beweis, dass die Dioezese jung und lebendig ist. Fuerst erinnerte unter anderem an das grosse Bistumsfest im Mai in Rottenburg und an die Nacht der offenen Kirchen im September. Das Jubilaeumsmotto "Gott und den Menschen nahe" sei ueberall gut angenommen worden. Daneben ueberreichte Fuerst heute 22 Menschen und Einrichtungen fuer ihr ehrenamtliches Engagement die Martinusmedaille.


Krankenhaus-Aerzte fordern Arbeitszeit-Verkuerzung

Berlin. Die Krankenhaus-Aerzte fordern eine Verkuerzung ihrer Arbeitszeit. Die Standesorganisation Marburger Bund sprach sich dafuer aus, den Dienst auf hoechstens 13 Stunden am Tag und 48 Stunden in der Woche zu begrenzen. Ausserdem fordern die angestellten Aerzte hoehere Verguetungen. Sie wollen nicht mehr nach der Altersstufe, sondern nach Leistung bezahlt werden.


Demonstration in Gorleben

Unmittelbar vor dem siebten CastorTransport nach Gorleben haben erneut tausende Demonstranten im Wendland gegen die Atommuelllagerung protestiert. Unter anderem besetzten zwoelf Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood acht Stunden lang einen Foerderturm auf dem Gorlebener Endlagergelaende. Am Abend soll im franzoesischen La Hague ein Zug mit zwoelf Castor-Behaeltern starten, der Mitte der Woche in Gorleben eintreffen soll. Gestern hatten mehrere tausend Atomkraftgegner in Dannenberg gegen den bevorstehenden Atommuelltransprt ins Wendland demonstriert.


Totale Mondfinsternis war gut beobachtbar

Muenchen. In weiten Teilen Deutschlands konnte heute Nacht eine totale Mondfinsternis gesehen werden. Vor allem im Sueden konnte bei klarem Himmel gut beobachtet werden, wie der Mond zwischen zwei Uhr sechs und zwei Uhr 31 vollstaendig vom Schatten der Erde bedeckt wurde. Waehrend der so genannten totalen Phase leuchtete der Mond rot, weil er nur noch vom Streulicht der Erdatmosphaere angestrahlt wurde.


Ermittlungspanne in der Tuerkei im Fall der beiden getoeteten Stuttgarterinnen

Stuttgart/Antalya. Die beiden in der Tuerkei getoeteten Frauen aus Stuttgart sind offenbar einem Raubmord zum Opfer gefallen. Das berichten tuerkische Zeitungen. Offenbar wurden die drei erst getoetet, nachdem die Taeter an verschiedenen Geldautomaten rund 5.000 Euro abgehoben hatten. Die Leichen der 34 und 43 Jahre alten Frauen sowie ihres tuerkischen Begleiters waren am Freitag in einem Wald bei Antalya tot aufgefunden worden. Dort waren sie - an Haenden und Fuessen gefesselt - zuvor verscharrt worden. Journalisten fanden noch am Tag nach der Entdeckung der schrecklich zugerichteten Leichen einen Zahn, mehrere Knochenteile sowie Kleidungsstuecke und ein Portemonnaie. Diese Funde wurden erst spaeter von der Polizei eingesammelt, die nach Bekanntwerden der Ermittlungspanne die Suche nach den Taetern nun intensiviert. Noch ist aber noch nicht einmal die genaue Todesursache geklaert. Vor Ort war eine Obduktion wegen der starken Verwesung der Leichen nicht moeglich gewesen. Nun soll in Istanbul eine gerichtsmedizinische Untersuchung erfolgen.


Ausstellung ueber den 'Blauen Reiter' in Ludwigshafen eroeffnet

Ludwigshafen. Eine umfassende Ausstellung mit Kunstwerken der beruehmten Expressionisten-Gruppe "Der Blaue Reiter" wurde im Wilhelm-Hack-Museum eroeffnet. Dabei sind ueber 200 Werke von 13 Kuenstlern, darunter Hauptvertreter der Gruppe wie August Macke, Wassily Kandinsky und Paul Klee, zu sehen. Nach Angaben der Veranstalter werden bei der Sonderschau "Der Blaue Reiter - Die Befreiung der Farbe" auch selten gezeigte Exponate wie Kandinskys Bild "Lanzenreiter in Landschaft" (1908) oder ein Fragment des "Gartenbildes" (1905) von Alexej Jawlensky gezeigt. Fuer die Schau, die zum 150-jaehrigen Bestehen der Stadt organisiert wurde, haben 80 Leihgeber Werke zur Verfuegung gestellt. Die Ausstellung endet am 29. Februar.


Quellen

DLF    12:00 MEZ    18:00 MEZ
BR5    06:00 MEZ    12:00 MEZ    18:00 MEZ
SWR3    12:00 MEZ    18:00 MEZ