Koalitionsverhandlungen in Bonn |
Bonn. In der sechsten Runde ihrer Koalitionsverhandlungen haben sich
Union und FDP auf mehrere Vorhaben geeinigt. Sie betreffen die Bereiche
Bildung, Forschung, Umwelt und Gesundheitspolitik. So teilten die
Generalsekretaere CDU/CSU und FDP nach einer vierstuendigen Unterredung
in Bonn mit, dass eine nationale Akademie der Wissenschaften gegruendet
werden soll. Strittig bleibt aber nach wie vor der Solidaritaetszuschlag.
Wie es heute in Bonn hiess, wollen sich die Koalitionsparteien von Union
und FDP erst am Sonntag um einen definitiven Beschluss darueber bemuehen.
Sicher ist bisher nur, dass die Abgabe vorerst nicht zeitlich befristet
wird.
Der Streit um den Solidarzuschlag schwelt weiter. FDP-Generalsekretaer
Heuer: "Wir sind, wie gesagt in dieser Frage nicht am Ende angelangt."
Heuer raeumte ein, seine Partei werde sich mit der zeitlichen Befristung
fuer den 7,5 prozentigen Zuschlag auf die Einkommenssteuer wohl nicht
durchsetzen koennen. Er sehe aber schon einen Fortschritt darin, so
Heuer, dass die Erhebungsdauer an konkrete Bedingungen wie etwa die
Steuerentwicklung oder die private Konsumnachfrage geknuepft werden soll.
Geeinigt haben sich Union und FDP hingegen darauf, in den kommenden vier
Jahren die Dritte Stufe der Gesundheitsreform anzugehen. Die gesetzliche
Krankenversicherung soll erhalten und gleichzeitig die Eigenverantwortung
des Patienten gestaerkt werden. Der Patient solle erfahren, wieviel
Kosten er verursache, erlaeuterte CSU-Generalsekretaer Huber. Ausserdem
planen Union und FDP eine Bundesweite Regelung zur Organtransplantation.
Huber sagte, es sei hierbei an eine Zustimmungsloesung gedacht, um die
Organspendenbereitschaft zu foerdern.
"Unter der Zustimmungsloesung versteht man selbstverstaendlich, dass der
Einzelne selber bestimmt: "Im Falle meines Todes bin ich bereit, meine
Organe fuer Schwerkranke zur Verfuegung zu stellen." Die erweiterte
Zustimmungsregelung wuerde diese Verfuegung auch fuer nahe Angehoerige
ermoeglichen, im Falle meinetwegen von Unfalltod und dergleichen mehr."
Gleichgestellt werden soll die Ausbildungsfoerderung fuer Lehrlinge und
Studenten. Einstiegschancen fuer Nichtakademiker im oeffentlichen Dienst
werden verbessert.
CDU-Generalsekretaer Peter Hintze kuendigte an, man habe ausserdem
beschlossen, eine nationale Akademie der Wissenschaften zu gruenden. Sie
soll eine "zentrale Institution sein um Grundfragen von Wissenschaft und
Forschung zu behandeln und hier die Oeffentlichkeit, aber auch die
Politik beraten und den Diskurs vorantreiben". Nicht festgelegt wurde, wo
die deutsche Akademie der Wissenschaften ihren Sitz nehmen wird.
Union und FDP wollen ausserdem vor dem Hintergrund des Berliner
Milke-Prozesses die Frage der Haftentschaedigung ueberpruefen und neu
regeln. |
Verordnung zur zeitlichen Begrenzung von Viehtransporten |
Bonn. Der Bundesrat hat die von Landwirtschaftsminister Borchert
vorgelegte Verordnung zum Schlachttiertransport grundsaetzlich gebilligt.
Darin ist vorgesehen, dass Tiertransporte in Zukunft hoechstens acht
Stunden andauern duerfen. Die Laenderkammer erweiterte den Entwurf in
Teilbereichen. Beispielsweise soll der Einsatz von Elektroschockgeraeten
beim Verladen beschraenkt werden. Von der Verordnung erhofft sich
Deutschland politischen Druck auf andere EU-Staaten. Auf europaeischer
Ebene war dieser Beschluss bisher wegen des Widerstands hauptsaechlich
suedeuropaeischer Laender nicht durchzusetzen.
Das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz gegen den kommerziellen
Handel mit menschlichen Organen lehnte der Bundesrat ab. Die
Laenderkammer beanstandete, dass die Regierung zunaechst nur den Handel
mit Organen, die von Lebenden entnommen wurden, ahnden will. Der Handel
mit Organen Verstorbener soll in einem eigenen Gesetz erfasst werden. Der
Bundesrat befuerchtet dadurch Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung. |
Johannes Rau greift als Praesident der Laenderkammer den Bund an |
Die Sitzung des Bundesrates hatte am Morgen mit der Antrittsrede seines
neuen Praesidenten Johannis Rau begonnen. Der nordrhein-westfaelische
Regierungschef hatte das Amt am ersten November turnusgemaess fuer ein
Jahr uebernommen.
Der nordrhein-westfaelische Ministerpraesident Johannes Rau gehoert jetzt
zu den wenigen Politikern, die zwei Mal das Amt des
Bundesratspraesidenten wahrnehmen. Rau hatte die Funktion bereits 1982
fuer die uebliche Amtsdauer von einem Jahr uebernommen. Bei seiner
Antrittsrede fuer die jetzige zweite Amtszeit forderte er die
Bundeslaender zu selbstbewusstem Handeln auf. Die Laender haetten den
Bund gegruendet, nicht umgekehrt. Der Bundesrat habe auch
bundespolitische Verantwortung zu uebernehmen.
"Die Pflicht zum bundesfreundlichen Verhalten, die das Grundgesetz
vorsieht, gilt ja fuer beide: fuer die Laender und den Bund. Mit diesem
Grundsatz ist eine Finanzpolitik des Bundes unvereinbar, die
Konsolidierung betreibt, indem sie finanzielle Lasten auf Laender und
Gemeinden verlagert." |
Die SPD-Fraktion im Bundestag will ihre Fuehrungsriege erweitern |
Bonn. Der Vorstand der SPD-Fraktion im Bundestag hat sich heute mit
Personalentscheidungen befasst. Eine Zahlenmaessig erweiterte
Fuehrungsriege soll die Arbeit der Fraktion kuenftig steuern. Die
Fraktionsspitze soll gleichzeitig nach dem Willen von Partei- und
Fraktionschef Scharping eine Art Schattenkabinett sein. Nach den Plaenen
Scharpings soll die Zahl der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von
vier auf sechs erhoeht werden, jeder davon soll eine klare
Ressortzustaendigkeit erhalten. Die Fraktionsmitgleider werden darueber
am kommenden Mittwoch abstimmen.
Die wichtigsten Personalentscheidungen fuer die neue SPD-Fraktion, sie
waren wohl schwerer zu treffen als erwartet, denn erst nach mehr als drei
Stunden Debatte praesentierte Rudolf Scharping das Ergebnis:
Die erste Entscheidung:
Wer soll die SPD-Fraktion im Bundestagspraesidium vertreten?
Der Vorstand habe beschlossen, "dass fuer das Amt des Fizepraesidenten
nominiert wird Hans-Ulrich Klose. Wir gehen bei diesem Vorschlag
zunaechst davon aus, dass das Praesidium des deutschen Bundestages aus
vier Personen besteht. Sollten es mehr sein, dann faellt nach unserer
Auffassung der SPD ein zweiter Sitz im Praesidium zu. Darueber werden wir
dann in Berlin entscheiden, wenn das klar ist."
Neben Hans-Ulrich Klose bewarb sich uebrigens auch der Abgeordnete Peter
Konradi. Klose setzte sich gegen ihn mit 20 zu 11 Stimmen schliesslich
durch.
Zweiter Tagesordnungspunkt:
Wie soll der neue Fraktionsvorstand sich zusammensetzen?
"Zweitens schlagen wir vor, dass die wesentlichen Arbeitsfelder innerhalb
der politischen Arbeit der Fraktion und der Partei hier innerhalb der
Fraktion koordiniert, oeffentlich dargestellt, vorangebracht werden von
den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden; das sollen sechs Personen
sein: Ingrid Mathaeus-Maier (sp.?), Anke Fuchs, Rudolf Dressler, Wolfgang
Thierse, Guenter Verheugen und Otto Schilli."
Scharping wird als Fraktionsvorsitzender kuenftig nicht vier Stellvertreter
haben, sondern sechs. Und sie sollen kuenftig die inhaltliche Arbeit der
Fraktion Koordinieren. Rudolf Dressler bleibt zustaendig fuer Arbeit und
Soziales, Wolfgang Thierse fuer Fragen der deutschen Einheit, Ingrid
Mathaeus fuer Haushalt und Finanzen, Anke Fuchs fuer die Innen- und
Familienpolitik. Neu kommen Otto Schilli hinzu mit dem Arbeitsbereich
Innen-, Forschungs- und Umweltpolitik, sowie Guenter Verheugen fuer die
Aussenpolitik.
Die Frage eines besorgten Journalisten, ob Verheugen dann als
Bundesgeschaeftsfuehrer der Partei ausscheiden muesse, beantwortete
Scharping mit einem klaren 'Nein':
"Verheugen bleibt Bundesgeschaeftsfuehrer, ganz selbstverstaendlich,
dauerhaft, und er wird in organisationspolitischen Bereichen Entlastung
bekommen. Er waechst in eine generalsekretaersaehnliche Rolle."
Es ist also das politische Gewicht von Guenter Verheugen, welches waechst.
Weiterhin sollen dem Fraktionsvorstand fuenf parlamentarische
Geschaeftsfuehrer angehoeren, an der Spitze Peter Struck, der die Position
bereits in der Vergangenheit inne hatte. Welche fraktionsinternen
Arbeitsgruppen gebildet werden sollen, und wer sie leiten wird, das wurde
heute noch nicht entschieden. Scharping verfolgt dabei jedoch zwei Ziele:
Erstens will er personell Alternativen zur Bundesregierung klar machen, und
zweitens soll die Arbeit innerhalb der Fraktion sehr viel staffer und
effizienter werden, denn "ich halt' nicht sehr viel davon, allzu viele
Entscheidungs- oder Koordinationsebenen in der Fraktion einzuziehen, weil
das am Ende [...] per Instanzenzug und Buerokratie die politische Phantasie
und die Reaktionsschnelligkeit behindert oder schaedigt." |
Juergen Moellemann kuendigt Kandidatur fuer FDP-Landesvorsitz in NRW an |
Duesseldorf. Juergen Moellemann will Chef der nordrhein-westfaelischen FDP
bleiben. Der 49jaehrige, der vor knapp zwei Wochen nach seinen heftigen
Angriffen auf Parteichef Kinkel zum vorlaeufigen Amtsverzicht gezwungen
worden war, kuendigte heute an, er werde am dritten Dezember erneut
kandidieren. Dann soll auf einem Sonderparteitag des Landesverbandes ein
neuer Vorstand gewaehlt werden.
Moellemann sagte, er habe hunderte von Anrufen, Faxen und Briefen erhalten,
die ihn groesstenteils darin bestaerkt haetten, fuer eine liberale
Kurserneuerung zu kaempfen. In der Sitzung des Landesvorstandes am
kommenden Montag will Moellemann eine Mitgliederbefragung anregen. Eine
Urwahl laesst die Landessatzung nicht zu, um das Pro und Kontra zwischen
ihm und seinem Herausforderer Fritz Schaumann ausloten zu lassen.
Moellemann plaedierte fuer ein reformiertes Programm der FDP, das er
"Freiburg II" titulierte. Aktuell komme es aber vor allem auf Wahlen in
Nordrhein-Westfalen an. Falls die Liberalen auch in Duesseldorf nicht mehr
in den Landtag kaemen, koenne man auch fuer die FDP insgesamt nicht mehr
sehr optimistisch sein.
Vor Moellemann hatte bereits der Staatssekretaer im
Bundesbildungsministerium Fritz Schaumann seine Bewerbung fuer den
Landesvorsitz angemeldet. Damit kommt es voraussichtlich zu einer
Kampfabstimmung zwischen Moellemann und Schaumann. Moellemann sprach sich
heute auch wieder fuer eine Kurskorretur der FDP aus, ohne die die
lebensbedrohliche Situation der Partei nicht zu aendern sei. |
Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern |
Schwerin. Bei den Verhandlungen fuer eine grosse Koalition zwischen CDU und
SPD in Mecklenburg-Vorpommern zeichnen sich erste Sreitpunkte ab. Sowohl
SPD-Chef Ringsdorf, als auch Ministerpraesident Seite (sp.?) erklaerten,
die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Zu einem Konfliktthema
scheint die umstrittene Sondermuelldeponie Schoenberg zu werden. Auch das
Stimmverhalten Mecklenburg-Vorpommerns im Bundesrat gehoert zu den
kontroversen Themen. Waehrend die CDU bei umstrittenen Theman eine
Stimmenthaltung fuer richtig haelt, will die SPD jeden Fall einzeln
entscheiden.
Einigkeit gab es heute bei den kuenftigen Koalitionspartner in Schwerin
lediglich darueber, dass man sich eben nicht in allen Punkten einig ist.
SPD-Chef Harald Ringsdorf sagte, Verhandlungsbedarf gebe es noch bei
einigen groesseren Themenkomplexen - eine Ansicht, die auch der amtierende
Ministerpraesident Bernd Seite (sp.?) von der CDU vertrat. Der Zeitplan
fuer die Gespraeche soll allerdings nicht unter der Uneinigkeit leiden. Bis
zur konstituierenden Landtagssitzung am 15. November wollen beide Parteien
einen konkreten Rahmen fuer die grosse Koalition erarbeitet haben.
Wie Immer waren es konstruktive Gespraeche, die Ministerpraesident Bernd
Seite und SPD-Landeschef Harald Ringsdorf in guter Atmosphaere gefuehrt
haben. Bernd Seites Bilanz des dreistuendigen Beisammenseins ist verhalten
optimistisch:
"Ich kann jedenfalls sagen, dass es konzentriert und gut voran geht. Aber
ich muss auch sagen, die Verhandlungen werden sich auch schwierig
erweisen."
Ganz oben auf der Problemliste steht das kuenftige Abstimmungsverhalten
einer grossen Koalition im Bundesrat. Der SPD ist ja daran gelegen, dort
nach Moeglichkeit die Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Wuerden sich CDU
und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung darauf verstaendigen, dass sich
Mecklenburg-Vorpommern im Rat der Laender enthaelt, wenn sich beide
Parteien uneinig sind, dann waere die Zweidrittelmehrheit hinfaellig.
Deshalb moechten die Sozialdemokraten in der Koalitionsvereinbarung
festgeschrieben haben, dass Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat gegen
bestimmte Gesetzesvorhaben der Bundesregierung stimmt. Harald Ringsdorf
weiss auch schon welches dazugehoert:
"Eine Verkuerzung der Bezugsdauer von Arbeitslosenhilfe auf zwei Jahre
wuerde bedeuten, dass betraechtliche Mittel, die jetzt der Bund zu tragen
hat, auf das Land verlagert wuerden. Wir haben bereits einen sehr hohen
Prozentsatz von Langzeitarbeitslosen, und das kann natuerlich nicht im
Interesse des Landes sein, dass wir dort etwaige Vorhaben der
Bundesregierung in dieser Richtung stuetzen oder uns in dieser Richtung
neutral verhalten."
Hier, so die Antwort von Ministerpraesident Bernd Seite, gebe es in der Tat
noch Verhandlungsbedarf. |
Bonner Steuerplaene stossen auf heftigen Widerstand der Kommunen |
Muenchen. Bayerns Staedte wehren sich gegen die Bonner Steuerplaene. Der
Praesident des bayrischen Staedtetages Josef Daimer (sp.?) kuendigte
entschiedenen Widerstand gegen die fuer 1996 geplante Abschaffung der
Gewerbekapitalsteuer an. Diese Steuer, so Daimer, sei eine der wichtigsten
Einnahmequellen fuer Staedte und Gemeinden, die man mit allen Mitteln
verteidigen werde. Den Politikern in Bonn warf der Landshuter
CSU-Oberbuergermeister vor, sie seien schon so abgehoben, dass sie nicht
mehr erkennen wuerden, dass die Kommunen finanziell mit dem Ruecken zur
Wand stuenden. |
Prozess gegen frueheren DDR-Topagenten Reiner Rupp |
Duesseldorf. Im Prozess gegen den frueheren DDR-Topagenten Reiner Rupp hat
die Staatsanwaltschaft 15 Jahre Haft und die Rueckzahlung von 600.000 DM
Agentenlohn gefordert. Nach Ueberzeugung der Anklage war Rupp unter dem
Decknamen Topas von 1977 bis 1989 in der Bruesseler Natozentrale fuer die
DDR-Staatssicherheit taetig. Der Angeklagte hat ein Gestaendnis abgelegt.
Er habe nicht fuer Geld spioniert, so Rupp, sondern aus politischer
Ueberzeugung. Fuer Rupps Ehefrau Ann-Christin, die unter dem Tarnnamen
Tuerkis ebenfalls einige Jahre fuer den Ostdeutschen Geheimdienst
gearbeitet hatte, plaedierte die Anklage wegen Beihilfe zum Landesverrat
auf eine Bewaehrungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. |
Ende der deutsch-russischen Weltraummission |
Moskau. Der deutsche Astronaut Ulf Merbold ist heute an bord der Sojus
TM-19 von einer Weltraummission mit seinen beiden Kollegen Juri Malenkenko
(sp.?) und Taigat Musabajew (sp.?) zurueckgekehrt. Die Kapsel landete
planmaessig in der Staette von Kasarstan im Nord-Osten des Weltraumbahnhofs
bei Kunur (sp.?). Damit ging die erste europaeisch-russische
Weltraummission mit Namen Euro-Mir '94 zu ende, in deren Rahmen Merbold
einen Monat an Bord der Raumfaehre Mir verbrachte. |
Urteil zum Wohngeld bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften |
Berlin. Nichteheliche Lebensgemeinschaften werden beim Wohngeld auch
kuenftig nicht mit Ehepaaren gleichgestellt. In einem entsprechenden Urteil
des Bundesverwaltungsgerichts heisst es zur Begruendung, die
Wohngeldregelung fuer Ehegatten sei an die gegenseitige Unterhaltspflicht
geknuepft. Bei unverheirateten Paaren bestehe diese gegenseitige
Verpflichtung aber nicht. Daher sei der Gesetzgeber nicht zur
Gleichstellung beider Lebensformen verpflichtet.
Umstritten war die sogenannte Kopfteilregelung des Wohngeldrechts. Danach
wird bei nichtehelichen Paaren die anteilige Wohnflaeche des Partners bei
der Wohngeldberechnung abgezogen. Das Gericht wies allerdings daraufhin,
dass in solchen Faellen beide Partner einen gemeinsamen Mietvertrag
abschliessen und dann unabhaengig voneinander Wohngeld beantragen koennen. |
Urteil zur totalen Wehrdienstverweigerung |
Berlin. In einer weiteren Grundsatzentscheidung beschaeftigte sich das
Bundesverwaltungsgericht mit der Klage eines 25jaehrigen Krankenpflegers
aus Oberhausen und legte damit die Voraussetzungen fuer eine
Totalverweigerung fest. Der Junge Mann hatte nach der Verweigerung des
Wehrdienstes seinen Zivildienst ebenfalls nicht angetreten, weil auch die
ihm angebotene Taetigkeit in einer evangelischen Kirchengemeinde im
Kriegsfall nicht mit seinem Gewissen zu vereinbaren gewesen sei. Die
Bundesrichter machten ihm einen Strich durch die Rechnung und verwiesen die
Sache zurueck an das Duesseldorfer Verwaltungsgericht. Dort muss der Junge
Mann nun genau erklaeren, warum er auch in Friedenszeiten den nicht den
Zivildienst ableisten will; nur dann naemlich, wenn eine entsprechende
Gewissensentscheidung vorliegt und der Antragssteller zugleich einen
dreijaehrigen Pflegedienst ableistet, greift nach Meinung der hoechsten
deutschen Verwaltungsrichter die im Zivildienstgesetz vorgesehene
Moeglichkeit einer Totalverweigerung - allein die Berufung auf den
sogenannten Zeugen-Jehova-Paragraphen reiche nicht aus. |
Ausbruch der Schweinepest in verschiedenen Bundeslaendern |
Bonn. Nach dem erneuten Ausbruch der Schweinepest in verschiedenen
Bundeslaendern, hat der Bund-Laender-Kriesenstab zur Tierseuchenbekaempfung
die Schutzvorkehrungen verschaerft. Weite Gebiete in
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern werden
gesperrt. Nutz und Zuchtschweine duerfen erst dann aus den Sperrgebieten
heraustransportiert werden, wenn die Bestaende wieder voellig Seuchenfrei
sind. |
Neuer Vorsitzender der Jungen Union |
Berlin. Die Junge Union hat den 29jaehrigen Rechtsreferendar Klaus Escher
mit grosser Mehrheit zu ihrem neuen Vorsitzenden gewaehlt. Auf dem
Deutschlandtag der CDU-Nachwuchsorganisation erhilt Escher 195 von 225
Stimmen. Er ist damit Nachfolger von Hermann Groehe (sp.?), der nicht mehr
kandidierte. |
Kastanien von neuartiger Krankheit bedroht |
Wenn im Herbst die Blaetter von den Baeumen fallen, beschleicht so manchem
Menschen der Gedanke, was ist eigentlich, wenn die Gehoelze fuer immer so
kahl blieben, wenn im kommenden Fruehjahr keine Knospen mehr spriessen. In
Niederbayern gibt es bereits erste Anzeichen dafuer, dass diese
Schreckensvision, zumindestens eine Baumart betreffend, bald Wirklichkeit
werden koennte. Die Kastanien sind dort von einer neuartigen Krankheit
bedroht, die durch eine Mottenart ausgeloest wird.
Alle Jahre wieder, wenn es Herbst wird, verlieren auch die Kastanienbaeume
ihre Blaetter. Nach einem praechtigen Farbenspiel fallen sie einfach ab.
Heuer aber, so Reinhard Strobel, der Leiter des Forstamtes im
niederbayrischen Landau, verlieren die Kastanien ihre Blaetter anders als
in all den Jahren zuvor.
"Das was wir hier an diesen Kastanienblaettern sehen, das ist nicht die
normale Herbstfaerbung, die das Blatt gleichmaessig braun faerben wuerde.
Sie sehen jetzt diese braunfarbenen Flecken, die unregelmaessig ueber das
Blatt verteilt sind. Und das sind diese typischen Frassstellen einer
neuartigen Kastanienerkrankung, die wir in unserem Raum feststellen
muessen."
Die Miniermotte Kameraria Oridella (sp.?) hat sich in den
Kastanienblaettern eingenistet und durchtrennt die Saftbahnen, die den
Blaettern das Leben spenden.
"In unserem Raum kann man mittlerweile sagen, dass es keine nichtbefallenen
Baeume mehr gibt. Ueber die genaue Anzahl haben wir keine Unterlagen, aber
wir muessen leider feststellen, dass es keine gesunden Kastanien mehr im
Raum des Forstamtes Landau an der Isar gibt."
Inzwischen sind in ganz Niederbayern die Kastanienbaeume von der Motte
befallen, und die Krankheit breitet sich weiter in Richtung Norden aus.
"Es scheint sich hier um ein sehr neuartiges Phaenomen zu handeln, das auch
in der Geschichte der Pflanzenpatologie ohne Beispiel ist. Eine sehr
schnelle Ausbreitung eines Schaedlings, der im Jahr 1985 erstmals in
Mazedonien aufgetreten ist. Und man hat es damals noch fuer ein lokales
Phaenomen gehalten, als dort innerhalb kurzer Zeit im beschraenkten Umfang
viele Kastanien befallen wurden und danach abgestorben sind. Aber zur
Ueberraschung und mittlerweile auch zum Entsetzen der Fachleute und
natuerlich auch der Besitzer der Kastanienbaeume hat diese Krankheit
innerhalb von fuenf, sechs Jahren ueber den oesterreichischen Raum jetzt
auch Sued- und Ostbayern erfasst und es scheint mit einer atemberaubenden
Geschwindigkeit weiterzugehen."
Noch scheint die Krankheit der Kastanie in Niederbayern nicht so dramatisch
zu sein. Die Kastanien, sie verlieren wegen des Mottenbefalls ihre Blaetter
etwas frueher und auf andere Art und Weise als sonst. Allerdings zeigen die
Erfahrungen aus Oesterreich, dass sich der Prozess immer schneller in
kuerzeren Abstaenden wiederholt.
"Wenn diese Frasstaetigkeit so intensiv wird und den Grossteil des Blattes
erfasst, dann fallen die Blaetter ab, die Kastanie treibt im naechsten Jahr
dann wieder aus, wird aber bei wiederholtem Frass - und das ist unsere
Befuerchtung - nach einigen wenigen Jahren diese Frasstaetigkeit nicht
ueberleben und dann insgesamt als Baum absterben."
Um die Motte auszurotten muessten die Baeume mit einem
Insektenvernichtungsmittel besprueht werden. Das aber, so Forstamtsleiter
Reinhard Strobel bringt nicht unerhebliche Risiken fuer die Menschen.
"Der Einsatz von Spritzmitteln kommt meines Erachtens nicht in Betracht,
weil ja die Kastanie sich im wesentlichen in Siedlungsgebieten befindet und
die Nebenwirkungen da sicher zu problematisch waeren. Es wird derzeit
versucht, mit systemischen Mitteln einen Einzelschutz dieser Baeume
anzuwenden. Diese systemischen Mittel muessten irgendwie unter die Rinde
gebracht werden, so dass sie vom Saftstrom der Baeume erfasst werden und
die Eiablage bzw. die fressenden Larven dann abtoeten. Inwieweit das Ganze
Erfolg haben wird, kann man vermutlich erst in zwei, drei Jahren sagen." |
Dollarwechselkurs |
1 US-$ = 1.5234 DM DAX = 2067 Punkte |
Quellen |
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