GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 15.08.1995



* Forderungen nach mehr Lehrstellen fuer Ostdeutschland
* "Kruzifix-Urteil": Richterbund verurteilt Polemik gegen das Urteil
* Greenpeace-Aktivisten in Peking wieder auf freiem Fuss
* Geiseldrama in Kaschmir: Ultimatum abgelaufen
* Zweite Runde der VW-Tarifverhandlungen
* Angst vor Stellenabbau bei DASA
* Abschiebeaufschub fuer hungerstreikende Sudanesen
* Aeusserungen zur Ladenschlussdiskussion
* Postminister Boetsch gegen Gebuehrenplaene der Telekom
* Ministerpraesident Teufel fuer Landessender
* Boerse: Fester



Forderungen nach mehr Lehrstellen fuer Ostdeutschland

Bonn. Die SPD und die CDU-Sozialausschuesse haben Sondermassnahmen gefordert, um in Ostdeutschland ausreichend Lehrstellen zu schaffen. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Thierse sprach von einer katastrophalen Situation. Fuer 55.000 Lehrstellensuchende seien zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres in Ostdeutschland nur 11.000 freie Plaetze vorhanden. Thierse legte einen Zehn-Punkte-Plan vor, mit dem kurzfristig Ausbildungsplaetze geschaffen werden sollen. So muessten mindestens 10.000 ausserbetriebliche Ausbildungsplaetze bereitgestellt werden.


"Kruzifix-Urteil": Richterbund verurteilt Polemik gegen das Urteil

Bonn/Karlsruhe. Der Deutsche Richterbund hat die Kritiker des Bundesverfassungsgerichtes davor gewarnt, zum Widerstand oder Ungehorsam gegen das sogenannte "Kruzifix-Urteil" aufzurufen. Der Richterbund erklaerte, wer solche Aufrufe herausgebe oder das Gericht diffamiere, der kuendige den demokratischen Konsens. Der Vizepraesident des Bundesverfassungsgerichts Henschel verteidigte das Urteil in einem Interview mit dem "STERN" gegen Kritik aus Bayern mit dem Hinweis, die im Artikel 4 des Grundgesetzes vorgesehene Trennung von Kirche und Staat gestatte keinen bayerischen Sonderweg. Wenn alle Eltern sich einig seien, koennten Kreuze auch weiterhin in Klassenzimmern aufgehaengt werden, da das Verfassungsgericht nur die Pflicht zum Aufhaengen von Kreuzen fuer verfassungswidrig erklaert habe.


Greenpeace-Aktivisten in Peking wieder auf freiem Fuss

Peking. Die chinesischen Behoerden haben alle Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace wieder freigelassen. Greenpeace hatte gegen chinesische Atomtests protestiert. Sie hatten auf dem Platz des himmlischen Friedens ein Transparent entrollt. Polizisten in Zivil gingen sofort gegen die Aktion vor. Unter den Festgenommenen befanden sich auch der Geschaeftsfuehrer von Greenpeace International, der Deutsche Thilo Bode, sowie zwei weitere Deutsche.


Geiseldrama in Kaschmir: Ultimatum abgelaufen

Neu-Dehli. In Kaschmir ist am Abend das Ultimatum der Geiselnehmer abgelaufen, die seit mehr als fuenf Wochen vier Auslaender, darunter einen Deutschen, in ihrer Gewalt haben. Von den Gefangenen gibt es kein Lebenszeichen. Die indische Regierung liess verlauten, es gebe Hoffnung, dass die Geiselnehmer die vier Geiseln nicht wie angedroht sofort nach Ablauf des Ultimatums ermordet wuerden. Man sei jedoch ueberzeugt, dass die Kidnapper nach der Toetung ihrer fuenften Geisel entschlossen seien, auch die uebrigen umzubringen, wenn ihre Forderung nach Freilassung von 15 Gesinnungsgenossen nicht erfuellt wird.


Zweite Runde der VW-Tarifverhandlungen

Hannover. Die Tarifverhandlungen fuer die rund 100.000 VW-Beschaeftigten sind in die zweite Runde gegangen. Die Delegationen des Unternehmens und der Gewerkschaft IG Metall beraten in einem Hotel in Hannover ueber ein Konzept zur Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Konzernspitze will die vor zwei Jahren eingefuehrte Viertagewoche auf bis zu sechs Tage verteilen koennen. Die IG Metall lehnt allerdings den Samstag als regulaeren Arbeitstag ab. Die Gewerkschaft will durchsetzen, dass an Samstagen nur gegen die Zahlung von Zuschlaegen sowie mit Zustimmung des Betriebsrates gearbeitet werden kann. Ausserdem fordert die IG Metall sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt.


Angst vor Stellenabbau bei DASA

Hamburg. Die Betriebsraete der Daimler Benz Aerospace AG (DASA) befuerchten, dass das Unternehmen bis zum Jahre 1998 15.000 Arbeitsplaetze abbaut Das schliessen die Betriebsraete aus einem Papier, das die Unternehmensberatungsfirma McKinsey vorgelegt hat. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrats wuerde danach allein bei der Daimler Benz Airbus GmbH die Stellenzahl fast halbiert. Mehrere DASA-Werke sollen geschlossen werden. Andererseits erklaerte der Betriebsratsvorsitzende des Werkes Laupheim, das von den Massnahmen ebenfalls betroffen waere, die Werksschliessung sei nur eine von fuenf bis sechs Sparvarianten. Die DASA-Fuehrung erklaerte indessen, bisher gebe es keine konkreten Plaene, sondern nur Ueberlegungen, wie die durch den schwachen Dollar entstandenen Einbussen wieder aufgefangen werden koennten.


Abschiebeaufschub fuer hungerstreikende Sudanesen

Karlsruhe. Die sieben Sudanesen, die seit dem 4. August auf dem Frankfurter Flughafen im Hungerstreik sind, werden vorerst nicht abgeschoben. Das gab das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe bekannt. Das Gericht bewirkte beim Bundesgrenzschutz einen unbefristeten Aufschub, um ueber die Eilantraege der Betroffenen gegen die Abschiebung entscheiden zu koennen. Nach Angaben der Fluechtlingsorganisation "pro Asyl" wollte Bundesinnenminister Kanther die abgelehnten Asylbewerber heute nachmittag in den Sudan ausfliegen lassen.


Aeusserungen zur Ladenschlussdiskussion

Bonn. Die Arbeitnehmergruppe in der Unions-Bundestagsfraktion hat vor einer Liberalisierung der Ladenoeffnungszeiten gewarnt. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt hofft dagegen, dass es bereits Anfang naechsten Jahres zu einer Aenderung kommt.


Postminister Boetsch gegen Gebuehrenplaene der Telekom

Bonn. Bundespostminister Boetsch zweifelt an der Rechmaessigkeit der neuen Gebuehrenplaene der Telekom. Das Bundespostministerium teilte mit, die angekuendigten Tarifmassnahmen sollten ueberprueft werden, weil der Verdacht bestehe, dass das Unternehmen gesetzeswidrig handele. Die Telekom hatte angekuendigt, die Gebuehren fuer Telefongespraeche aus Telefonzellen an Bahnhoefen, Flughaefen und Messeplaetzen ab dem 1. September anzuheben. Heute teilte die Telekom mit, die Gebuehren sollten nur dort von derzeit 30 auf bis zu 60 Pfennig pro Einheit steigen, wo auch die Standortmieten fuer Telefonzellen angehoben wuerden. Die Deutsche Bahn erklaerte, ihrer Ansicht nach sei die Preiserhoehung unbegruendet. Die Mieten auf Bahnhoefen seien seit Jahren konstant und sollten auch nicht erhoeht werden.


Ministerpraesident Teufel fuer Landessender

Stuttgart. Der baden-wuerttembergische Ministerpraesident Teufel hat sich erstmals offen fuer einen Landessender ausgesprochen. In einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten" sagte Teufel, vorstellbar sei zwar entweder ein Sender fuer das gesamte Baden-Wuerttemberg oder oder ein Landessender Baden-Wuerttemberg unter einem gemeinsamen Dach mit einem Landessender Rheinland-Pfalz. Sollte es aber nicht gelingen, zusammen mit Rheinland-Pfalz eine grosse Rundfunkanstalt zu bilden, sei Baden-Wuerttemberg stark genug fuer eine eigene Landesrundfunkanstalt. Erste Sondierungsgespraeche ueber eine gemeinsame Rundfunkanstalt mit Rheinland-Pfalz werde es noch im Herbst geben, Die entscheidenden Verhandlungen sollen jedoch erst nach der Landtagswahl im kommenden Herbst starten, berichten die "Stuttgarter Nachrichen" in ihrer morgigen Ausgabe.


Boerse: Fester

DAX      2.227 (+ 19), nachboerslich um 2.244
1 US-$ in New York gegen 17:00 1,4750 DM



Quellen

SDR3    08:00 MESZ    19:00 MESZ    15:00 MESZ
SDR1    22:00 MESZ
B5    09:30 MESZ    12:45 MESZ    16:47 MESZ