GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 30.08.1999



* Fuehrungswechsel bei der deutschen Bundesbank
* SPD bereitet Wechsel Muenteferings vor
* Sparpaket sorgt weiter fuer Kontroversen bei der SPD
* Ostdeutsche SPD distanziert sich von Bundesfinanzminister Eichel
* Kuenftige EU-Kommissare muessen Rede und Antwort stehen
* Tourismusbranche gesund und stabil
* Barmer-Ersatzkasse will vor Gericht ziehen
* Getreideernte faellt besser als erwartet aus
* Gemeinnuetzige Organisationen arbeiten mit Hilfe kommerzieller Unternehmen
* Entflohene Haeftlinge wieder festgenommen
* Sonderzuschuesse fuer bayerische Universitaeten
* Brand in Erlangen war offenbar vorsaetzlich gelegt
* Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Pavarotti ein
* Appell zum Schulbeginn
* 12 Medaillen fuer deutsche Sportler bei der Leichathlethik-WM
* Steffi Graf nicht mehr in der Weltrangliste gefuehrt
* Boerse



Fuehrungswechsel bei der deutschen Bundesbank

An der Spitze der deutschen Bundesbank fand heute ein personeller Wechsel statt. Der bisherige Praesident Hans Tietmeyer wurde im Beiseim von Bundeskanzler Schroeder und zahlreichen Gasten im Frankfurter Palmengarten verabschiedet. Der Christdemokrat Tiedtmeier war mehr als 30 Jahre lang in Schluesselpositionen der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik taetig. Bundesfinanzminister Eichel wuerdigte die Leistungen Tietmeyers fuer die Stabilitaet der deutschen Mark und des Euro. "Sie haben viel eingebracht in den Prozess der europaeischen Einigung. Die Stabilitaet des Euro, die Konstruktion der europaeischen Zentralbank. Europaeische Zentralbank heisst: Jetzt sitzen alle gleichberchtigt an diesem Tisch und gestalten. Das muessen wir Deutschen noch ein bisschen lernen. Aber der Preis dafuer war, den hat die Bundesbank durch ihr Wirken davor eingebracht, dass eigentlich das deutsche System und Denken, das Stabilitaetsdenken und die Unabhaengigkeit der Bank europaeisch geworden sind. Die Bundesbank als Exportartikel." Neuer Praesident der Bundesbank wird der bisherige Praesident der hessischen Landeszentralbank Ernst Welteke. Welteke verteidigte die gelassene Reaktion auf den schwachen Eurokurs. Zugleich mahnte er, Gelassenheit duerfe nicht als Gleichgueltigkeit missverstanden werden. Den grossen Volkswirtschaften komme besondere Verantwortung bei der angestrebten stabilen Position des Euro zu. Zuvor hatte Bundeskanzler Schroeder erklaert, er sehe gute Chancen fuer ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum in Deutschland. Schroeder sagte, die Wachstumsprognose seiner Regierung von 1,6 Prozent fuer dieses Jahr werde moeglicherweise noch uebertroffen.


SPD bereitet Wechsel Muenteferings vor

In der Fuehrung der SPD wird es aller Voraussicht nach Aenderungen geben. Das Praesidium traf heute auf einer Sitzung in Erfurt Vorbereitungen, damit Bundesverkehrsminister Franz Muentefering an die Spitze der Parteiorganisation zurueckkehren kann. Offen ist noch, ob Muentefering Bundesgeschaeftsfuehrer wird, oder ob die SPD den Posten eines Generalsekretaers einfuehrt. Dafuer waere eine Satzungsaenderung noetig.


Sparpaket sorgt weiter fuer Kontroversen bei der SPD

Das umstrittene Sparpaket war auch heute wieder Gegenstand der Beratungen. Die Finanzminister der SPD-regierten Laender und die Haushaltsexperten der Bundestagsfraktion kamen dazu in Wismar zusammen. Dabei ging es vor allem um die Lastenverteilung zwischen Bund und Laendern. Einige Laender kuendigten bereits an, dass sie Verschiebungen auf ihre Kosten - wie zum Beispiel beim Wohngeld geplant - im Bundesrat nicht mittragen wollen. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Schwanhold, forderte, die von einigen SPD-Abgeordneten geaeusserte Drohung, gegen das Sparpaket zu stimmen, muesse sofort vom Tisch. Die Betreffenden sollten ihre Positionspapiere zurueckziehen und statt dessen die interne Diskussion suchen. Finanzminister Eichel hat es offenbar satt, sich auf Sympathiewerbung fuer sein Sparpaket zu beschraenken. Er erklaerte in einem Interview, er erwarte die Zustimmung der ostdeutschen Laender im Bundesrat zu dem Sparpaket - und zwar als Vorleistung fuer die Fortsetzung des Solidarpaktes zwischen Bund und Laendern. Der steht zwar erst im Jahr 2004 zur Verlaengerung, aber gemaess dem Motto "Eine Hand waescht die andere" betonte Eichel, auch die neuen Laender muessten begreifen, dass die Konsolidierung des Haushaltes jetzt die Voraussetzung dafuer sei, dass der Bund in Zukunft seinen Verpflichtungen fuer den Aufbau Ost nachkommen koenne. Ganz und gar schwarz sieht CSU-Landesgruppenchef Glos. Er bezweifelt, dass das Sparpaket angesichts der Kritik aus der SPD ueberhaupt durch den Bundestag kommen wird. Im Bundesrat, so Glos weiter, sei das Paket in seiner heutigen Form schon gar nicht mehrheitsfaehig. Die Regierung braucht aber die Zustimmung der Laenderkammer, da SPD und Gruene im Bundesrat nicht mehr die erforderliche Mehrheit haben. Bundeswirtschaftsminister Mueller kritisierte die Sozialdemokraten. Der parteilose Politiker erklaerte, einige SPD-Politiker redeten alle Erfolge der Regierung kaputt. Die Gruenen betonten, sie unterstuetzten das Sparpaket, mahnten aber weitere Schritte beim Ausstieg aus der Kernenergie an.


Ostdeutsche SPD distanziert sich von Bundesfinanzminister Eichel

Mit seinen juengsten Aeusserungen zum Aufbau Ost hat Bundesfinanzminister Eichel auch in der ostdeutschen SPD fuer Veraergerung gesorgt. Eichel hatte die Zustimmung der neuen Laender zu seinem Sparpaket mit der Verlaengerung des Solidarpakts verknuepft. Ein ueberschuldeter Bundeshaushalt koenne keine Aufbauhilfe leisten, sagte Eichel in einem Zeitungsinterview. Die brandenburgische Finanzministerin Simon, SPD, reagierte verwundert. Woertlich sagte sie: "Moeglicherweise ist ihm eine Laus ueber die Leber gelaufen." Auch ihrer Parteifreundin und Finanzministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Kehler, nannte Eichels Aeusserungen ungluecklich. Ihrer Meinung nach kann Aufbauhilfe fuer Ostdeutschland nicht an politisches Wohlverhalten gebunden werden.


Kuenftige EU-Kommissare muessen Rede und Antwort stehen

Die kuenftigen EU-Kommissare muessen in Bruessel Rede und Antwort stehen. Die 19 EU-Kommissarskandidaten, 14 Maenner und 5 Frauen, erwartet bei der Befragung im Europaparlament Schwerstarbeit. Drei Stunden muss sich jeder von Ihnen Fragen stellen. Nicht vor dem Plenum, sondern vor dem jeweiligen Fachausschuss, der die Arbeit des kuenftigen Kommissars parlamentarisch zu kontrollieren hat. Nach der Anhoerung wird die Qualifikation der Bewerber bewertet und das Urteil des jeweiligen Ausschusses dem Parlamentspraesidium zugeleitet. Durchfallen lassen kann das Parlament einzelne Kandidaten nicht sondern nur der gesamten Kommission die Zustimmung verweigern.

Der Vize-Praesident des Europaparlaments Ingo Friedrich von der CSU hat den beiden deutschen Kandidaten fuer die neue Kommission die Qualifikation abgesprochen. Die Bewerberin fuer das Amt der Umweltkommissarin, Michaele Schreier von den Gruenen hat nach Ansicht Friedrichs keine internationle und europaeische Erfahrung. Dem SPD-Kandidaten fuer das Amt des Kommissars fuer Aussen- und Sicherheitspolitik, Guenter Verheugen, warf Friedrich vor, der Tuerkei eine baldige EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt zu haben.


Tourismusbranche gesund und stabil

Bundeswirtschaftsminister Mueller hat die Lage der deutschen Tourismusbranche als gesund und stabil bezeichnet. So sind die Uebernachtungszahlen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 5,3 Prozent gestiegen. Auf einer Veranstaltung in Leipzig wies der Minister aber auch auf einige Maengel hin. Er nannte als Beispiel unhoefliches Bedienungspersonal ohne Fremdsprachenkenntnisse. Mueller kritisierte auch die in der Gastronomie ueblichen Stuehle, Tischdecken und Blumen aus Plastik. Einer Studie zufolge arbeiten in der deutschen Tourismusbranche mittlerweile 2.8 Millionen Menschen.


Barmer-Ersatzkasse will vor Gericht ziehen

Nach Informationen der "Stuttgarter Nachrichten" plant die Barmer-Ersatzkasse in den USA Schadensersatzklagen gegen die Tabakindustrie einzureichen. Die Zeitung beruft sich auf einen Mitarbeiter der Hauptverwaltung, demzufolge die Barmer mehrere hundert Millionen Mark als Ausgleich fuer die Behandlung von Raucherkrankheiten fordern will. Allerdings werde man erst abwarten, ob die Klagen von US-Aertzeorganisationen gegen die Tabakkonzerne Erfolg haben. Die amerikanischen Mediziner argumentieren, die Unternehmen haetten eine jahrzehntelange Kampagne der Fehlinformation gefuehrt und die Oeffentlichkeit gezielt ueber die Folgen des Rauchens getaeuscht.


Getreideernte faellt besser als erwartet aus

Die diesjaehrige Getreideernte ist besser ausgefallen als nach den schlechtem Aussaatwetter erwartet. Wie Bundeslandwirtschaftsminister Funke bei der Vorlage des Landwirtschaftberichtes 1999 sagte, wurden mehr als 44 Millionen Tonnen eingefahren. Dieses Ergebnis liegt nach Funkes Worten deutlich ueber dem Durchschnitt der vergangenen fuenf Jahre und um 0.8 Prozent unter der Ernte von 1998. Dieser leichte Rueckgang geht auf die verringerte Anbauflaeche zurueck. Fuer die Verbraucher sind die Aussichten nach Funkes Worten guenstig. "Unsere Verbraucher koennen auch weitere Nahrungsmittel guenstig einkaufen, auch im europaeischen Vergleich. Der Preisanstieg entsprach im Kalenderjahr 1998 mit +0.9 Prozent nahezu der allgemeinen Teuerungsrate."


Gemeinnuetzige Organisationen arbeiten mit Hilfe kommerzieller Unternehmen

In Deutschland arbeiten offenbar einige soziale und gemeinnuetzige Organisationen mit kommerziellen Unternehmen zusammen. Wie das ARD- Fernsehmagazin "Report" berichtet, kassieren diese Firmen teilweise hohe Provisionen, die aus Spendengeldern bezahlt werden. Unter den Organisationen, die mit Drueckerkolonnen um neue Mitglieder und finanzielle Unterstuetzung werben, sind laut "Report" die Caritas, die Johanniter, die Malteser und die beiden Naturschutzverbaende WWF und BUND. In einem Fall soll die Caritas Wiesbaden 80 Prozent der Einnahmen aus einer Sammelaktion an die beauftragte Firma aus Oesterreich weitergegeben haben. Vor diesem Hintergrund warnte die stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing vor sinkenden Spenden und einem Imageverlust.


Entflohene Haeftlinge wieder festgenommen

Peding. Zwei aus einem Gefaengnis in Schwaebisch-Hall entflohenen Haeftlinge sind vor kurzem festgenommen worden. Die beiden Maenner sind wegen verschiedner Diebstahlsdelikte verurteilt.


Sonderzuschuesse fuer bayerische Universitaeten

Muenchen. Die bayerischen Universitaeten erhalten fuer dringende Bauprojekte von der Staatsregierung fuenf Millionen DM Sonderzuschuesse. Das Geld ist nach Angaben von Wissenschaftsminister Zehetmeier vor allem fuer Investitionen im Bereich Energiesparen vorgesehen.


Brand in Erlangen war offenbar vorsaetzlich gelegt

Der Brand in Erlangen mit drei Todesopfern war offenbar vorsaetzlich gelegt worden. Das haben die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergeben. Die Ermittler fanden heraus, dass der Brand gestern an zwei Stellen gleichzeitig ausgebrochen ist: In einem Stromverteilerkasten im Treppenhaus und in einer Papiertonne im Hof des Anwesens. Ein Motiv ist bisher nicht bekannt, fuenf Menschen wurden von der Feuerwehr gerettet.


Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Pavarotti ein

Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt nicht mehr gegen den Startenor Pavarotti wegen Steuerhinterziehung. Zur Begruendung hiess es, dass Pavarotti eine Geldbusse in sechsstelliger Hoehe gezahlt hat. Pavarotti schuldete dem Fiskus aus Konzerten in Deutschland insgesamt etwa 2 Millionen DM. Ein Verfahren gegen den Tenor Jose Carreras hat ebenfalls gute Chancen auf Einstellung. Bei ihm geht


Appell zum Schulbeginn

Muenchen. Fast jeder achte Schulanfaenger hat mit Rueckenproblemen zu kaempfen. Der bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband appellierte daher an die Eltern, zum Schulbeginn einen geeigneten Ranzen zu kaufen.


12 Medaillen fuer deutsche Sportler bei der Leichathlethik-WM

Die Teilnehmer an der Leichtathletik-WM in Sevilla packen ihre Koffer. Und das deutsche Team hat je vier Gold-, Silber- und Bronzemedaillen im Gepaeck. Damit ist das deutsche Team hinter den USA und Russland das dritterfolgreichste bei diesen Weltmeisterschaften. Insgesamt schnitt die deutsche Mannschaft besser ab als bei der letzten WM vor zwei Jahren in Athen.


Steffi Graf nicht mehr in der Weltrangliste gefuehrt

Hamburg. Steffi Graf ist nicht mehr in der Weltrangliste vertreten. Graf war 377 Wochen lang die Nummer eins. In der neuen Liste fuehrt Martina Hingis vor Lindsay Davenport.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,8723 DM= 0.9573 Euro
Kanada(1 $)  1,257 DM= 0.6426 Euro
England(1 Pfund)  2,9728 DM= 1.5199 Euro
Schweiz(100 sfr)  122,1096 DM= 62.433 Euro
Japan(100 Yen)  1,6839 DM= 0.8609 Euro
Schweden(100 skr)  22,4447 DM= 11.475 Euro
 
Einige Indizes:
Xetra Dax:5392,53( aktuell )  
Dow-Jones-Index:11079,72( Stand 17:00 MESZ )  
11090,17( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17918,97
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    7:30 MESZ
B3    8:00 MESZ    12:00 MESZ
B1    14:00 MESZ    16:00 MESZ