Karfreitag: Mahnung zu Absage an Krieg und Gewalt |
Unter dem Eindruck des Irak-Krieges haben die Kirchen am Karfreitag
nachdruecklich ein Ende von kriegerischen Auseinandersetzungen und
Gewalt angemahnt. Der Karfreitag ist der hoechste Feiertag in der
evangelischen Kirche. In den katholischen Gemeinden findet
traditionell um 15.00 Uhr zur Sterbestunde Jesu eine liturgische Feier
statt.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Praeses Kock, sagte, Gegengewalt schaffe nicht das Ende von Gewalt, sondern nur neues Leiden. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Lehmann, betonte, Christen sollten allen Formen von Gewalt mutig widerstehen. In Muenchen wurde bei der Karfreitags-Prozession ein Kreuz vorangetragen, das chaldaeische Christen aus dem Irak angefertigt hatten. Im Mittleren Osten kann es nach Auffassung des Trierer Bischofs Marx nur Frieden geben, wenn Muslime und Christen zusammenarbeiten. Ein von aussen erzwungener Frieden werde nicht funktionieren. Notwendig seien gemeinsame Gespraeche der Religionen, um die unterschiedlichen Positionen abzuklaeren. Bischof Marx wehrte sich dagegen, von einem erfolgreichen Krieg zu sprechen. Jeder Krieg sei eine Niederlage fuer die Menschheit. Deshalb sei Trauer angesagt. Marx ist Vorsitzender der kirchlichen Kommission fuer Gerechtigkeit und Friede der Deutschen Bischofskonferenz. Der badische Landesbischof Ulrich Fischer uebte in seiner Karfreitags-Predigt in der Karlsruher Stadtkirche Kritik an, wie er sagte, "sinnlosen Opfern von Kriegen und Gewalt". Die Menschheit brauche zwar Menschen, die bereit sind, ihr Leben freiwillig fuer andere hinzugeben, erklaerte er und zog einen Vergleich mit dem Leben von Jesus. Mit Opferbereitschaft sei jedoch kein sinnloses Opfer der Gewalt wie im Irak-Krieg gemeint. Der katholische Weihbischof Johannes Kreidler bezeichnete im Rottenburger Dom den Karfreitag als "Tag der Fragen und der Klagen". Zu den "himmelschreienden Fragen", die gestellt werden muessten, gehoere das Elend der Menschen im Irak. Der wuerttembergische Landesbischof, Gerhard Maier, betonte in seiner Predigt in der Bruedergemeinde Korntal (Kreis Ludwigsburg), die eigentlichen Entscheidungen der Menschheitsgeschichte wuerden nicht in der Politik fallen, sondern dort, wo es um das Verhaeltnis des Menschen zu Gott gehe.
Der evangelische Landesbischof Bayerns Johannes Friedrich hat in
seiner Karfreitagspredigt davor gewarnt, die Schreckensbilder aus dem
Irak-Krieg zur Gewohnheit werden zu lassen. Friedrich sagte in der St.
Mang-Kirche in Kempten, es handele sich hierbei nicht um
Fernsehunterhaltung, sondern um grausame Schicksale von Menschen. Er
aeusserte sich auch kritisch zu den Wertmassstaeben der heutigen Zeit.
Wie Friedrich sagte, gelten Staerke und Erfolg als Eintrittskarte in
die heutige Gesellschaft, die sich ueber Leistung definiert.
Hilflosigkeit und Ohnmacht haetten da keinen Platz, Sterben und Tod
wuerden verdraengt. |
Ostermaersche der Friedensinitiativen haben begonnen |
Frankfurt am Main. Auch bei den Ostermaerschen der Friedensbewegung
stand der Protest gegen den Irak-Krieg im Mittelpunkt. Zu
Demonstrationen, Gottesdiensten und Kranzniederlegungen kam es in
verschiedenen Bundeslaendern. Das Ostermarschbuero in Frankfurt am
Main sagte, bei dem Militaerschlag gegen den Irak habe es sich um
einen voelkerrechtswidrigen Angriffskrieg gehandelt. Dies duerfe
nicht zum Praezedenzfall fuer weitere Kriege der USA oder anderer
Staaten werden. Die Ostermarschierer forderten ein weltweites
Verbot von Massenvernichtungswaffen und eine dauerhafte
Friedensloesung fuer den Nahen Osten. In Berlin beendete die
Umweltschutzorganisation Greenpeace ihre vierwoechige Mahnwache vor
der US-Botschaft. |
Kritik an Reformgegnern in der SPD |
Berlin. Ein Erfolg des Mitgliederbegehrens in der SPD gegen die
geplanten Sozialreformen wuerde nach Einschaetzung von
SPD-Fraktionschef Muentefering die Regierungsfaehigkeit der Partei
gefaehrden. In einem Brief an alle SPD-Bundestagsabgeordneten
schrieb Muentefering, das Begehren und ein anschliessender Entscheid
der Parteimitglieder wuerde sich ueber Monate hinziehen und den
gesamten Zeitplan fuer die Reformen in Frage stellen. Muentefering
wiederholte seinen Vorwurf, er fuehle sich von den zwoelf
Befuerwortern des Mitgliederbegehrens in der Fraktion persoenlich
hintergangen. Sie haetten ausreichend Gelegenheit gehabt, mit ihm
ueber ihr Vorhaben zu sprechen. |
Bundesumweltministerium legt Biblis A still |
Biblis/Hessen. Das Bundesumweltministerium hat den hessischen
Atom-Reaktor Biblis A aus Sicherheitsgruenden voruebergehend
stillgelegt. Das teilte das Ministerium am Freitag mit.
Moeglicherweise sei das Notkuehlsystem unzureichend ausgelegt. Die
Ansaugoeffnung der Notkuehlpumpen sei nur gut halb so gross wie
vorgeschrieben. Bei einem Verstopfen bestehe deshalb die Gefahr,
dass der Reaktor unzureichend gekuehlt und grosse Mengen
Radioaktivitaet freigesetzt wuerden. Ob diese Ansaugflaechen schon
seit Betriebsbeginn vor 29 Jahren so klein sind oder durch spaetere
Einbauten verkleinert wurden, ist den Angaben zufolge unklar. Das
Ministerium kuendigte an, die Gesellschaft fuer Anlagen- und
Reaktorsicherheit sowie die Reaktor-Sicherheitskommission mit der
weiteren Untersuchung zu beauftragen. Die hessische
Aufsichtsbehoerde hatte den Verstoss am Donnerstag an das Berliner
Ministerium gemeldet. |
Skepsis gegenueber Technologie-Steuer |
Berlin. Das Bundesfinanzministerium hat sich skeptisch zu
Vorschlaegen geaeussert, Hochtechnologie-Unternehmen bis zu acht Jahre
von der Steuer zu befreien. Ein Sprecher von Minister Eichel sagte,
solche Unternehmen wuerden bereits nach geltendem Recht von der
Steuer verschont, wenn sie in ihrer Gruendungs-Phase Verluste
erwirtschafteten. Bundesbildungsministerin Bulmahn hatte
vorgeschlagen, Hochtechnologie-Unternehmen steuerlich zu entlasten,
um Deutschland als Standort fuer innovative Unternehmen wieder
attraktiv zu machen. |
Vor der Urabstimmung ueber Trennung von Amt und Mandat |
Bei der anstehenden Urabstimmung hofft der Chef der Landes-Gruenen,
Andreas Braun, auf ein eindeutiges Votum gegen die weitere Trennung
von Amt und Mandat. Er erwarte eine Mehrheit, die dem Ergebnis des
letzten Parteitages aehnele, sagte Braun am Freitag. Im letzten
Dezember war eine Lockerung der Trennung von Amt und Mandat beim
Parteitag knapp an der fehlenden Zwei-Drittel-Mehrheit gescheitert.
Die damaligen Parteichefs Claudia Roth und Fritz Kuhn konnten
deshalb nicht nochmal fuer den Vorsitz kandidieren. Die Urabstimmung
bis zum 23. Mai soll klaeren, ob bis zu einem Drittel der derzeit
sechs Bundesvorstandsmitglieder gleichzeitig Abgeordnete sein
duerfen. Bei ihr reicht nun die einfache Mehrheit aus. |
Thon kandidiert nicht wieder |
Stuttgart. Die Vorsitzende der baden-wuerttembergischen Gruenen,
Renate Thon, kuendigte am Freitag an, dass sie beim naechsten
Landesparteitag Ende Juni nicht zur Wiederwahl antritt. Die
53-jaehrige Pforzheimerin sagte der Deutschen Presseagentur, sie
wolle nicht mehr in der ersten Reihe Politik machen. Weitere Gruende
nannte sie nicht. Die fruehere Landtagsabgeordnete (1996 bis 2001)
war vor zwei Jahren an die Spitze der Suedwest-Gruenen gewaehlt
worden. In der Vergangenheit hatte es zwischen ihr und dem
gleichberechtigten Gruenen-Landeschef Andreas Braun wiederholt
Differenzen gegeben: Waehrend Braun befuerwortet, die Trennung von
Amt und Mandat aufzuheben, wollte Thon an diesem Grundsatz nach
einer entsprechenden Entscheidung durch den Bundesparteitag im
Oktober 2002 festhalten. Braun hat angekuendigt, wieder fuer den
Landesvorsitz zu kandidieren. Wer sich um die Nachfolge von Renate
Thon bewirbt, ist noch unklar. Sollte die Urabstimmung der Gruenen
dazu fuehren, dass die Trennung von Amt und Mandat aufgehoben wird,
koennten beim Parteitag vom 27. bis 29. Juni in Ehingen/Donau auch
Bundestags- oder Landtagsabgeordnete fuer den Vorsitz der
Landes-Gruenen kandidieren. |
Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien haben weiterhin Bestand |
Dresden. An den Grenzen zu EU-Beitrittslaendern wie Polen und
Tschechien wird es nach Angaben des bayerischen Innenministers
Beckstein noch einige Jahre lang Kontrollen geben. Voraussetzung
fuer den Wegfall der Kontrollen sei, dass die Beitrittslaender den
Schengen-Sicherheitsstandard erreichten. Beckstein erklaerte, dazu
gehoere vor allem die Teilnahme am Schengen-Informationssystem, das
Fahndungsdaten sammle. Das sei aber derzeit nicht moeglich, weil
dieses System von der Kapazitaet her nicht erweitert werden koenne.
Beckstein sagte weiter, bei allen positiven Aspekten der
EU-Osterweiterung muesse man die Schwierigkeiten sehen, mit denen
die EU-Beitrittslaender fertig werden muessten. Er verwies besonders
auf vietnamesische Banden und die russische Mafia. |
Sportfoerderung in Baden-Wuerttemberg soll geaendert werden |
Nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung von Stuttgart will
CDU-Landtagsfraktionschef Guenther Oettinger die Sportfoerderung des
Landes aendern. Anstatt das Geld pauschal zu verteilen, muesse der
Sportstaettenbau wieder gezielt unterstuetzt werden, so Oettinger.
Die Sport-Infrastruktur im Land sei zwar gut, aber es fehlten grosse
Sportanlagen fuer ueberregionale Veranstaltungen. Auf diese sollten
dann jeweils die Vereine Zugriff haben, die in eine hoehere Liga
aufgestiegen sind. Die fruehere Foerderung kommunaler Sportprojekte
wurde vor einigen Jahren auf eine Pauschalzahlung ueber den
kommunalen Finanzausgleich umgestellt. |
Teufel gegen Zusammenlegung von Ministerien |
Stuttgart. Ministerpraesident Erwin Teufel (CDU) hat sich gegen die
Zusammenlegung von Ministerien im Land ausgesprochen. Die Gruenen
hatten vorgeschlagen, einerseits das Finanz- mit dem
Wirtschafts-ministerium zu vereinen und andererseits das
Ministerium fuer Kultus, Jugend und Sport mit dem
Wissenschaftsministerium. Teufel kommentierte die Ideen am Freitag
mit den Worten "Waehrend wir im Lande die Verwaltung fuer das 21.
Jahrhundert schaffen, packen die Gruenen wieder einmal ihre alten
Huete aus." Er sprach von "unueberlegten Vorschlaegen", das
Wirtschaftsministerium in einem Land aufloesen zu wollen, das von
seiner exportorientierten mittelstaendischen Wirtschaft lebe. Die
Zusammenlegung der Ressorts Schule und Wissenschaft waere "voellig
unsinnig" und wuerde das Land eher schwaechen als staerken. In dem
Zusammenhang sprach Teufel von einer "immens aufgeblaehten
Mammutbehoerde". Auch die Forderung der Gruenen, das Amt des
Staatsministers abzuschaffen, lehnte der Ministerpraesident ab. Der
Regierungspartner FDP und die oppositionelle SPD halten von den
Gruenen-Vorschlaegen ebenfalls nichts. |
Osterreisewelle kommt ins Stocken |
Stuttgart. Am Karfreitag ist der Osterreiseverkehr in
Baden-Wuerttemberg vielerorts auf Autobahnen und Bundesstrassen ins
Stocken geraten. Der Verkehrswarndienst meldete am Nachmittag Staus
in einer Gesamtlaenge von mehr als 100 Kilometern. Besonders
betroffen waren die Strecken Karlsruhe-Basel (A 5), Heilbronn-
Mannheim (A 6), Muenchen-Karlsruhe (A 8), Singen-Stuttgart (A 81),
Muenchen-Lindau (A 96/B 18) und Biberach-Ravensburg (B 30). |
Taeter im Mordfall Tom und Sonja sind gestaendig |
Aachen. Im Mordfall Tom und Sonja haben die beiden festgenommenen
Tatverdaechtigen Gestaendnisse abgelegt. Das teilte die
Staatsanwaltschaft Aachen mit. Die Maenner im Alter von 28 und 33
Jahren gaben beim Verhoer durch Beamte der Mordkommission zu, die
beiden Kinder getoetet zu haben. Ein Richter ordnete danach
Untersuchungshaft an. Der 11-jaehrige Tom und seine 9-jaehrige
Schwester Sonja waren vor drei Wochen nicht vom Spielen nach Hause
zurueckgekehrt. Die Sonderkommission kam den Moerdern durch
Ueberpruefung von Fingerabdruecken und einem Abgleich von genetischem
Material auf die Spur. Die beiden Maenner sind gestern in der
Schweiz festgenommen und wenige Stunden spaeter an Deutschland
ausgeliefert worden. |
Quellen |
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