GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 19.11.1995



* Weltweit Kranzniederlegungen am Volkstrauertag
* Kohls Asienreise
* Bundestagsabgeordneter und PKK-Chef trafen sich in Bagdad
* Brandesburgs SPD-Landeschef befuerwortet Treffen Lafontaine-Gysi
* Thierse befuerchtet Probleme fuer Scharping als Fraktionschef im Bundestag
* Landesparteitag Buendnis 90/Die Gruenen in Schwaebisch-Gmuend
* Landesparteitag der Gruenen im Saarland
* Aufmaersche von Rechtsextremisten verhindert
* Kirchenvolksbegehren
* Schweizer Polizei verweigerte deutschen Skinheads die Einreise
* Unfall bei Rockkonzert
* Tennis ATP-Turnier
* Tennis Masters Finale in New York
* Handball
* Degenfechten
* Fussball



Weltweit Kranzniederlegungen am Volkstrauertag

Mit Kranzniederlegungen und einer zentralen Gedenkfeier in Berlin ist am heutigen Volkstrauertag der Millionenopfer der beiden Weltkriege und politischer Gewaltherrschaft gedacht. In der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstaette fuer die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft legten Bundespraesident Herzog, die Praesidenten von Bundesrat und Bundestag Stoiber und Suessmuth, der Vizepraesident des Bundesverfassungsgerichtes Seidel und als Vertreterin der Bundesregierung Frauenministerin Nolte Kraenze nieder. Ein Angehoeriger der Bundeswehr spielte auf der Trompete eine Melodie aus der ersten Symphonie von Johannes Brahms. Die Feierstunde des Volksbundes deutscher Kriegsgraeberfuersorge im Berliner Dom stand unter der Schirmherrschaft von Bundestagspraesidentin Suessmuth. In der Feierstunde rief der juedische Historiker Wolfsohn dazu auf, mit den Protesten gegen die Umweltgefaehrdung nicht die von Krieg und Gewalt gefaehrdeten Menschen zu vergessen. Traenen ueber die Toten reichten nicht aus. Wolfsohn mahnte, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Zu lange haetten die Deutschen und andere Nationen beim Voelkermord in Bosnien, Ruanda, Burundi, Sudan oder Tscheschenien gewissenlos weggesehen und seien untaetig geblieben. Die politische Konsequenz muesse heissen, nie wieder Aggression und Voelkermord hinnehmen, nie wieder Beschwichtigung gegenueber Aggressoren und Voelkermoerder. Bundespraesident Herzog sprach die Totenehrung. Auch er erinnerte an die Opfer der beiden Weltkriege, der heutigen Kriege und Buergerkriege, sowie an den Terrorismus und die politische Verfolgung. Herzog aeusserte die Hoffnung auf Versoehnung und betonte die Verantwortung fuer den Frieden. Zum Volkstrauertag hatte der Generalinspektoer der Bundeswehr Naumann am Vormittag auf dem juedischen Friedhof in Berlin-Weissensee einen Kranz niedergelegt. Mit diesem Akt ehrte die Bundeswehr die rund 12000 juedischen Soldaten, die im ersten Weltkrieg an den Fronten im Osten und im Westen gefallen sind. Ein Gedenken in Ehrfurcht und kein pathetisches Heldengedenken an die Millionen gefallener Soldaten des zweiten Weltkrieges forderte der Muenchener Weihbischof Tewes. Bei einem Gottesdienst im Liebfrauendom erklaerte der fruehere Wehrmachtspfarrer in Russland, die nachfolgenden Generationen blieben verpflichtet, Frieden zu stiften, Solidaritaet mit anderen Voelkern zu ueben und jedem Missbrauch von Menschen entgegenzutreten. Sachsens Sozialminister Geissler forderte auf einer Gedenkfeier in Dresden dazu auf, aus der Geschichte zu lernen. Die Zukunft baue sich auf Erinnerung auf, denn der Mensch habe die Gabe, vorwaerts zu blicken und sich zu versoehnen. Im weiteren erklaerte der CDU-Politiker, den Ueberlebenden der Kriege muesse geholfen werden, aus dem Gefaengnis der Erinnerung auszubrechen. Doch muesse dies ohne Selbstgerechtigkeit und Ueberheblichkeit geschehen. Waehrend einer Gedenkstunde in Schwerin sprach sich der Ministerpraesident von Mecklenburg-Vorpommern Seite (CDU) erneut fuer eine Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit aus. Wer Versoehnung wolle, muesse Wahrheit zulassen, das Unrecht benennen und aufklaeren. Der Praesident des Volksbundes deutscher Kriegsgraeberfuersorge Weber hat die Deutschen aufgerufen, die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nicht zu vergessen. Zum Volkstrauertag sagte Weber, die Kriegsgraeber muessten als dauernde Mahnung zum Frieden angesehen werden. Ministerpraesident Stoiber hat die Deutschen anlaesslich des Volkstrauertages aufgerufen, der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in ganz Europa zu gedenken. Gerade die Deutschen haetten Anlass, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, welche Not die Nazi-Diktatur ausgeloest habe, erklaerte der bayerische Ministerpraesident. Zudem gelte es, sich des Schicksals derjenigen zu erinnern, die unter dem Kommunismus gelitten haetten. Das Gedenken solle aber auch die Opfer in der heutigen Zeit einschliessen, wie den hingerichteten nigerianischen Schriftsteller Kinzera Nuviva (sp?), fuegte Stoiber hinzu. Die diplomatischen Vertreter Bonns haben heute im Auftrag des Bundespraesidenten auf den Deutschen Kriegsgraeberstaetten im Ausland Kraenze niedergelegt.


Kohls Asienreise

In Anwesenheit von Bundeskanzler Kohl ist heute in Ho-Tschi-Minh-Stadt der Grundstein fuer eine Autofabrik der Daimler Benz AG gelegt worden. Kohl wuerdigte das Vorhaben im frueheren Saigon als gelungenes Gemeinschaftsprojekt beider Laender. Die kuneftige Qualitaet der politischen Beziehungen zu Vietnam haengt nach den Worten Kohls jedoch entscheidend von der Umsetzung des Abkommens ueber die Rueckfuehrung von rund 40000 in Deutschland lebenden Vietnamesen ab. Inzwischen ist der Kanzler in Singapur eingetroffen, der letzten Station seiner zehntaegigen Asienreise. Mit den fuehrenden Politikern des Stadt-Staates will er ueber die beiderseitigen Beziehungen und ueber die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Handel sprechen. Die Chancen fuer deutsche Unternehmen standen bereits im Mittelpunkt der Besuche Kohls in China und Vietnam. Kohls Besuch bei einer chinesischen Militaereinheit in der Naehe von Peking soll auch nach dem Willen des rheinland-pfaelzischen CDU-Landesvorsitzenden Gerster ein innenlpolitisches Nachspiel haben. Der Bundeskanzler muesse darueber Rechenschaft ablegen, betonte Gerster in einem Beitrag fuer die Zeitung "Bild am Sonntag". Der Eindruck von Kumpanei mit den Verantwortlichen fuer das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens duerfe nicht entstehen. Die Bonner Opposition hatte die Geste des Bundeskanzlers bereits zuvor kritisiert und eine Parlamentsaussprache darueber gefordert.


Bundestagsabgeordneter und PKK-Chef trafen sich in Bagdad

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Lummar (sp?) hat sich in der syrischen Hauptstadt Bagdad mit dem Chef der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK Oetschalan (sp?) zu einem zweistuendigen Gespraech getroffen. Die Muenchener Zeitschrift "Focus" berichtet, Lummar habe ihr gegenueber die Zusammenkunft bestaetigt. Der ehemalige Berliner Innensenator hat, wie Focus schreibt, nach eigenen Angaben Oetschalan dazu gedraengt, gewaltsame PKK-Aktionen auf deutschem Boden einzustellen. Von Oetschalan sei daraufhin zugesagt worden, er wolle zur Gewaltfreiheit aufrufen. Ausserdem habe der PKK-Chef angeboten, kuenftig mit der deutschen Polizei im Kampf gegen die internationale Drogenkriminalitaet zu kooperieren.


Brandesburgs SPD-Landeschef befuerwortet Treffen Lafontaine-Gysi

Brandenburgs SPD-Landeschef Reichel hat das bevorstehende Treffen seines Bundesvorsitzenden Lafontaine mit dem Sprecher der PDS im Bundestag Gysi begruesst. Diese Begegnung sei aus sich der ostdeutschen Sozialdemokraten sinnvoll und notwendig, erklaerte Reichel in Potsdam. Nach Einschaetzung des frueheren SPD-Partei- und Fraktionschefs Vogel duerfen sich die Sozialdemokraten Gespraechen mit der SED-Nachfolgepartei nicht verweigern. In der ZDF-Sendung "Halb 12" sagte Vogel, dies wuerde die PDS nur staerken. Allerdings muesse die SPD in solchen Gespraechen ihr Profil waren. Auf der anderen Seite muesse sich die PDS auch auf unangenehme Fragen in Bezuf auf die deutsche Vereinigung einrichten, betonte der SPD-Politiker.


Thierse befuerchtet Probleme fuer Scharping als Fraktionschef im Bundestag

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Thierse befuerchtet nach dem Sturz Rudolf Scharpings als Parteichef Probleme fuer die Arbeit der Bundestagsfraktion. Die politischen Gegner wuerden nun auf Scharping in seiner Rolle als Fraktionschef einschlagen, sagte Thierse im Frankfurter Gespraech des "Hessischen Rundfunks". Dies werde sich aber nach einer gewissen Zeit legen. Wichtig sei eine enge Koordination zwischen Fraktions- und Parteifuehrung. Wie Thierse in dem Interview weiter sagte, gibt es nach seiner Meinung fuer die SPD im Augenblick keinen Grund in der Frage des Kanzlerkandidaten eine rasche Entscheidung zu treffen.


Landesparteitag Buendnis 90/Die Gruenen in Schwaebisch-Gmuend

Schaebisch-Gmuend. Buendnis 90/Die Gruenen haben auf ihrem Landesparteitag das Wahlprogramm fuer die Landtagswahlen im kommenden Fruehjahr verabschiedet. Es sieht vor, gemeinsam mit der SPD Regierungsverantwortung zu uebernehmen. Erstmals stellt die Partei Aussagen zur Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes. Eine umweltvertraegliche und sozial gerechte Modernisierung der Wirtschaft sei unerlaesslich, forderte der Fraktionschef der Gruenen im Landtag Fritz Kuhn, um den Wirtschaftsstandort Baden-Wuerttemberg zu sichern. Forderungen nach einer grundsaetzlichen Ablehnung gentechnischer Versuche wurden Schwaebisch-Gmuend abgelehnt. Waehrend im Wahlprogramm der Gruenen erstmals ein eigenstaendiger frauenpolitischer Teil fehlt, nimmt die Finanzpolitik breiten Raum ein. Mit Hinweis auf fehlendes Geld verzichteten die Delegierten darauf, eine bestimmte Zahl neu einzustellender Lehrer zu fordern. Mit knapper Mehrheit indes sprachen sich die Gruenen fuer ein Wahlrecht ab 16 Jahre auf allen politschen Ebenen aus. Im urspruenglichen Programmentwurf war nur von einer Absenkung des Wahlalters auf kommunaler Ebene die Rede gewesen.


Landesparteitag der Gruenen im Saarland

Die saarlaendischen Gruenen haben sich heute auf ihren Landesparteitag in St. Louis fuer UNO-Einsaetze der Bundeswehr im Falle von Voelkermord ausgesprochen. Die Delegierten stimmten mit grosser Mehrheit fuer einen entsprechenden Antrag. Er soll auf dem Bundesparteitag von Buendnis 90/Die Gruenen in zwei Wochen in Bremen vorgelegt werden.


Aufmaersche von Rechtsextremisten verhindert

Rund 3000 Polizisten haben Aufmaersche von Rechtsextremisten auf dem Soldatenfriedhof im brandenburgischen Halbe verhindert. Die Strassen nach Halbe wurden ueberwacht. Das Verbot der rechtsextremistischen Feiern war von Gerichten bestaetigt worden. In Halbe befindet sich einer der groessten deutschen Soldatenfriedhoefe. Rechtsextremisten versuchen seit Jahren diesen Friedhof zum Schauplatz sogenannter Heldengedenkfeiern zu machen. Rechtsextremisten hatten sich 1990 dort zu einer sogenannten Heldengedenkfeier versammelt und dies in den vergangenen Jahren zu wiederholen versucht. Fuer heute Nachmittag haben sie ungeachtet des Verbots zu einem Aufmarsch auf dem Soldatenfriedhof aufgerufen. In der Region hatten deutsche Soldaten im Fruehjahr 1945 der Roten Armee die letzte groessere Schlacht geliefert.


Kirchenvolksbegehren

Das Kirchenvolksbegehren fuer eine umfassende Reform der katholischen Kirche ist in Deutschland von weit ueber einer Millionen Menschen unterschrieben worden. Wie die Veranstalter mitteilten, sind bisher rund 1,6 Millionen Unterschriften ausgezaehlt worden. Rund 1,3 Million davon waren Katholiken. Zehn Prozent der Listen muessen noch ausgewertet werden. Mit dem entgueltigen Ergebnis wird noch heute Abend gerechnet. Sprecher Christian Weisner aeusserte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Weisner erklaerte, das Resultat unterstreiche den Wunsch der Menschen nach einem humanen Katholizismus. Die Praesidentin des Zentralkommitees der Katholiken Rita Waschbuesch raeumte ein, dass es Reformbedarf in der katholischen Kirche gebe. Das Zentralkommitee hatte das Begehren vorher als ueberfluessig bezeichnet. Am 2. Dezember werden die Initiatoren des Kirchenvolksbegehrens mit dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz dem Mainzer Bischof Lehmann sprechen. Bei dem Kirchenvolksbegehren wurden vom 16. September bis zum 12. November in den Gemeinden Unterschriften gesammelt. Die Unterzeichner setzen sich dafuer ein, das Zoelibat, also die Ehelosigkeit der Priester aufzuheben, Frauen zum Priesteramt zuzulassen und den Gemeinden mehr Mitspracherecht zu geben. In Oesterreich hatten sich im Sommer an einer aehnlichen Aktion rund 500000 Glaeubige beteiligt. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Lehmann betonte in einer Stellungnahme, das Kirchenvolksbegehren sei kein geeigneter Beitrag zum Dialog gewesen. Es habe sogar vorhandene Meinungsunterschiede teilweise verstaerkt.


Schweizer Polizei verweigerte deutschen Skinheads die Einreise

Die Schweizer Polizei hat einer Gruppe deutscher Skinheads in Basel die Einreise verweigert. Den Behoerden hatten Hinweise vorgelegen, dass Rechtsradikale ein Treffen in der Naehe von Basel planten. In Abstimmung mit der deutschen Polizei wurde deshalb die Grenze verstaerkt kontrolliert. Die Beamten stellten dabei Schlag- und Stichwaffen und Traenengas sicher.


Unfall bei Rockkonzert

Bei einem Rockkonzert in Geiselwind bei Wuerzburg ist gestern Abend ein Metallbalkon mit 25 Zuschauern zusammengebrochen und ins Publikum gestuerzt. Dabei wurden elf Menschen verletzt, einige schwer.


Tennis ATP-Turnier

Boris Becker ist zum dritten Mal nach 1988 und 1992 Tennisweltmeister geworden. Im Endspiel des ATP-Turniers in Frankfurt am Main schlug er den Amerikaner Michael Chang mit 7:6, 6:0 und 7:6.


Tennis Masters Finale in New York

Steffi Graf hat das Masters Finale in New York gewonnen. Sie besiegte Anke Huber mit 6:1, 2:6, 6:1, 4:6 und 6:3. Es war das erste reindeutsche Damenfinale in der Geschichte dieser Veranstaltung.


Handball

Der deutsche Handballmeister THW Kiel hat zum zweiten Mal die Champions-Ligue der acht besten europaeischen Landesmeister erreicht. Zwei Tage nach dem 26:21 Erfolg ueber den litauischen Titeltraeger Granitas Kaunas in Berlin gewannen die Schleswig-Holsteiner heute auch das Rueckspiel in Neumuenster mit 24:21.


Degenfechten

Die Degenfechter vom OFC Bonn haben bei den deutschen Meisterschaften in Elmshorn ihren Mannschaftstitel erfolgreich verteidigt. Im Finale bezwangen sie den FC-Tauberbischofsheim mit 45:38, dritter wurde der Heidenheimer SB mit einem 45:40 Erfolg ueber Bayern 04 Leverkusen.


Fussball

In der ersten Fussball-Bundesliga trennten sich der VFB Stuttgart und
FC Schalke 04 2:2 unentschieden.
In der zweiten Fussball Bundesliga fanden heute drei Spiele statt:
Waldhof Mannheim    - 1. FC Nuernberg  1:4
Fortuna Koeln       - Herta BSC Berlin 0:1
FSV Mainz 05        - MSV Duisburg     0:1
Dreimal wurde auch in der Fussball-Regionalliga Sued gespielt:
Sandhausen                   - Ulm       1:2
Eintracht Frankfurt Amateure - Ditzingen 0:0
Bayern Muenchen Amateure     - Darmstadt 2:2



Quellen

DLF    9:00 MEZ    11:00 MEZ    16:00 MEZ    20:00 MEZ
SWF3    12:00 MEZ    15:00 MEZ
HR3    13:00 MEZ
S4    18:00 MEZ
SDR3    21:00 MEZ