GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 29.07.1994



* Bundesministerium legt Sommersmogverwaltungsvorlage vor
* Verschaerfung der hessischen Ozonverordnung
* Ba/Wue Umweltminister lehnt Ozonvorschlag der Bundesregierung ab
* Weitere deutsche Hilfe fuer Ruanda
* Niedersachsen muss dem Bund Schadensersatz zahlen
* Mercedes uebernimmt Kaessbohrer
* Klinsmann wechselt nach England
* Deutsche Firma hilft bei Reparatur des Tschernobyler Reaktors
* US-Dollar
* Hitzerekord in Brandenburg



Bundesministerium legt Sommersmogverwaltungsvorlage vor

Trotz der anfaenglichen Kritik an der hessischen Ozonverordnung hat die Bundesregierung jetzt nachgelegt. Wie verschiedene Zeitungen heute morgen berichteten gibt es eine Sommersmogverwaltungsvorlage, die das Bundesverkehrs- und Bundesumweltministerium erarbeitet haben. Diese empfiehlt Tempolimits und Fahrverbote. Die Ozonverordnung in Hessen zeigt Wirkung, zumindest auf Bundesumweltminister Klaus Toepfer. Nach Informationen von zwei grossen Tageszeitungen sollen die Strassenverkehrsbehoerden dazu ermaechtigt werden in stark belasteten Gebieten Geschwindigkeitsbeschraenkung und in ozongefaehrdeten Gebieten Fahrverbote fuer schadstoffreiche Autos anzuordnen. Bei Erreichen von Hoechstwerten seien sogar Fahrverbote fuer alle Fahrzeuge vorgesehen. Ausnahmen sind jedoch geplant, wie z.B. Kat-Fahrzeuge und Rettungswagen. Toepfer will bei den Bundeslaendern sicherstellen, dass Autos mit geregeltem Katalysator und modernen Dieselmotoren von Verkehrsbeschraenkungen ausgenommen werden. Die Verwaltungvorschrift ist fuer die beiden Minister Toepfer und Wissmann als Handlungsleitfaden zu verstehen. Die Einschraenkung des Verkehrs ist danach an gewisse Voraussetzungen gebunden. So haben die Strassenverkehrsbehoerden eine umfassende Pruefungs- und Abwegungspflicht. Die Umweltbehoerden der Laender muessen ausserdem nachweisen, dass die Schadstoffkonzentrationen tatsaechlich auf den Strassenverkehr zurueckzufuehren sind. Bereits im August soll das Kabinett ueber die Vorlage abstimmen. Totalsperrungen fuer ganze Staedte oder Gemeinden seien in dem Papier allerdings nicht vorgesehen. Unterdessen sprach sich der bayrische Umweltminister Gopel erneut gegen Verkehrsbeschraenkungen aus, um Ozonkonzentrationen zu verringern. Das Problem werde weder durch ein Tempolimit auf Autobahnen noch durch stauproduzierende lokale Beschraenkungen geloest. Die vom Bundesumweltministerium angekuendigte Verwaltungsvorschrift beruhigt vor allem die Umweltschutzverbaende keineswegs. Der BUND, der Bund fuer Umwelt und Naturschutz Deutschland sprach vor allem von einem Taeuschungsmanoever der Bundesregierung. Die Buerger sollen glauben, dass Bonn nun doch aktiv werde. Auch der Naturschutzbund NABU nannte den Entwurf voellig unzureichend und zur Wirkungslosigkeit verurteilt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warf dem Umweltministerium vor, beim Ozon eine obszoene Politik zu betreiben. Toepfer sei schuld, dass die laengst faellige Sommersmogverordnung noch nicht in Kraft getreten sei. Die Umweltschuetzer von Robin Wood teilen diese negativen Reaktionen. Ihr Credo sind Vorbeschraenkungen in Tempolimit bis zu Fahrverboten. Und das auch schon bei Ozonwerten ab 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das heisst in der Praxis: der halbe Wagenpark in Deutschland stuende still, die andere Haelfte wuerde im Schneckentempo kriechen. Dabei ist auch unter Politiker die einer Tempobeschraenkung allgemeiner Art positiv gegenueber stehen, umstritten ob eine kurzfristige Tempobremse den erwuenschten Effekt bringt. Nordrhein-westfahlens Umweltminister Matthiesen haelt zum Beispiel nichts davon. Michael Mueller, umweltpolitischer Sprecher der SPD im Bundestag betrachtet solche Massnahmen, wie zum Beispiel die hessischen auch nicht fuer eine dauerhafte Loesung des Problems, aber sie seien immer noch besser als das folgenlose Gequatsche des Bundesumwelt- und Verkehrsministers.


Verschaerfung der hessischen Ozonverordnung

Wiesbaden. Der Grenzwert fuer die Ozonverordnung wurde am Vormittag vom hessischen Landtag verschaerft. Statt bisher 240 Mikrogramm pro Kubikmeter gelten nun 214. Grund dafuer ist eine neue europaweit vorgeschriebene Messmethode. Ausserdem wurde am Abend der Ozonalarm aufgeloest. Seit 28 Stunden waren die Werte unter dem Limit. Dafuer heisst es aber seit heute Nachmittag auf der A2 Berlin-Hannover: Fuss vom Gas. Weil die Ozonwerte in Sachsen-Anhalt heftig angestiegen waren verhaengte die Landesregierung ein Tempolimit, seitdem darf nicht schneller als 80 km/h gefahren werden. Die Autofahrer haben sich bisher nach einer ersten Bilanz ueberwiegend an die Tempolimits gehalten. Kuenftig muessen sie sich wohl Bundesweit auf Tempolimits und Fahrverbote gefasst machen.


Ba/Wue Umweltminister lehnt Ozonvorschlag der Bundesregierung ab

Stuttgart/Bonn. Der baden-wuerttembergische Umweltminister Schaefer hat die von der Bundesregierung geplanten Verkehrsbeschraenkungen bei Sommersmog abgelehnt. Schaefer sagte in einem Interview, da die Bundesregierung den Autoverkehr auf Hauptverkehrs- und Durchgangsstrassen nicht eindaemmen wolle sei der Entwurf voellig ungeeignet zur Bekaempfung des Sommersmogs. Nach Angaben des Umweltministeriums soll Staedten und Gemeinden ermoeglicht werden bei hohen Schadstoffkonzentrationen Verkehrsbeschraenkungen bishin zum Fahrverbot zu verordnen. Kritiker meinen die Richtwerte seien so hoch angesetzt, dass nur in extremen Ausnahmefaellen und nur vereinzelt Tempolimits und Fahrverbote verordnet werden koennten. Flaechendenkende Fahrsperren, wie in Hessen seine aufgrund der Bundesverordnung nicht moeglich.


Weitere deutsche Hilfe fuer Ruanda

Bonn/Paris. Die Bundesregierung und die deutschen Hilfsorganisationen haben ihre Unterstuetzung fuer die ruandischen Fluechtlingen weiter erhoeht. Wie das Auswaertige Amt mitteilte stellte Deutschland bislang fast 240 Millionen DM zur Verfuegung. Ausserdem bot die Bundesregierung den Vereinten Nationen rund 50 Fahrzeuge an, um die UN Hilfsmission zu unterstuetzen. Regierungssprecher Vogel betonte nochmal, dass deutsche Soldaten nicht nach Ruanda geschickt werden.


Niedersachsen muss dem Bund Schadensersatz zahlen

Hannover. Das Land Niedersachsen muss dem Bund Schadensersatz in Millionenhoehe zahlen. Dies entschied das Landgericht Hannover. Der Bund hatte geklagt, weil das Land Niedersachsen Ende 1990 einen mehrmonatigen Baustopp bei der Erkundung des atomaren Endlagers in Gorleben verfuegt hatte. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass der Bund von einem Land vor Gericht Schadensersatz fordert. Das niedersaechsische Umweltministerium will in Berufung gehen und das Urteil anfechten.


Mercedes uebernimmt Kaessbohrer

Stuttgart. Die Mercedes-Benz AG wird ab 1995 den Ulmer Bushersteller, die Karl-Kaessbohrer GmbH, uebernehmen. Das hat Mercedes Vorstandschef Werner mitgeteilt. Der notariell beglaubigte Kaufvertrag soll Anfang August unter- zeichnet werden. Ueber die Kaufsumme hatten die Verhandlungspartner Stillschweigen vereinbart, allerdings wurde eingeraeumt, dass die Verschuldung von Kaessbohrer sich auf rund 600 bis 800 Millionen DM belaeuft. Fuer die Arbeitnehmer bei Kaessbohrer heisst das, dass ein Drittel der 4300 Arbeitsplaetze abgebaut werden. Gestern wurde von Mercedes eine weitere Quote von 700 Entlassungen fuer das Jahr 1997 angekuendigt. Bei diesen letzten 700 ist aber ausdruecklich erwaehnt worden, dass dieses nur eintritt wenn die Marktsituation es erfordert. Zu den weiteren Plaenen Vorstandschef Werner: "Wir werden eine Polung der Produktionsaktivitaeten vornehmen, in dem Sinne, dass der Rohbau nach Mannheim kommt, dass fuer die Reisebusse die Endmontage in Ulm vorgenommen wird und wir sind der Ueberzeugung, dass das ein Packet ist, das einerseits die Wettbewerbsfaehigkeit beider Marken erheblich erhoehen wird und das anderseits genug Individualitaet belaesst, um eine Zweimarkenstrategie wirklich mit Glaubwuerdigkeit fahren zu koennen." Mercedes, jetzt groesster Bushersteller der Welt, will mit dieser Uebernahme auch in Europa kuenftig eine fuehrende Rolle spielen. Mercedes konnte dafuer eine eigene Bus GmbH als 100 prozentige Tochter mit dem Namen europaeische Busgesellschaft. Sie fasst die Werke Kaessbohrer und die Mercedes Buswerke Mannheim und Tuerkei zusammen und hat dann ab Januar 95 einen Marktanteil in Europa von 30 Prozent. Die erwarteten Vorteile sind: weniger Kosten bei Forschung und Entwicklung, eine bessere Verteilung der einzelnen Montageschritte auf die Werke, ausserdem will man die Erfahrung und die Betriebsstruktur im Umgang mit den mittelstaendischen Kunden nutzen.


Klinsmann wechselt nach England

Der schwaebische Fussballstar Klinsmann wechselt nach England. Sein neuer Club wird Tottenham. Die Abloesesumme liegt bei 5,2 Millionen DM. Ob Juergen Klinsmann wirklich weiss was er getan hat? Denn nicht nur die Winter sind in der Themse rauher als am Mittelmeer, auch auf den Plaetzen der 1. Liga weht ein rauherer Wind als in Frankreich. Zudem hat Klinsi hier das Image eines Schauspielers und einer Memme, die beim kleinsten Tick schon umfaellt und Elfmeter reklamiert und schliesslich ist Tottenham nicht gerade ein Nobelclub. Vorherige Saison kurz vor dem Abstieg gerettet geht der Verein mit einem Defizit von sechs Punkten Strafe fuer die Finanzmanipulationen des abgeloesten Vorstands in die Meisterschaftsrunde. Auch der Wechsel von Nationalspieler Thomas Haessler zum Karlsruher SC ist perfekt. Der 28 jaehrige Mittelfeldspieler hat heute einen Vorvertrag unterzeichnet. Sein alter Verein der AS Rom bekommt sechs Millionen DM fuer ihn ueberwiesen.


Deutsche Firma hilft bei Reparatur des Tschernobyler Reaktors

Augsburg. Die Walter Bau AG soll bei der Verstaerkung des Tschernobylsarkofargs mitplanen. Sie ist die einzige deutsche Firma, die mit einem europaeischen Firmenprojekt an der Betonhuelle fuer den verstrahlten Ungluecksreaktor arbeiten soll. Die Walter Bau AG hatte bei ihrer Bewerbung vorgeschlagen, den gesamten Kraftwerksblock zu versenken.


US-Dollar

1 US-$ = 1,5842 DM


Hitzerekord in Brandenburg

In Brandenburg wurde heute ein Hitzerekord von 38.4 Grad Celsius gemessen.


Quellen

B5    8:30 Uhr MESZ    11:15 Uhr MESZ    13:15 Uhr MESZ    18:30 Uhr MESZ
B5    20:45 Uhr MESZ
SDR3    10:00 Uhr MESZ    15:00 Uhr MESZ    19:00 Uhr MESZ
R7    14:00 Uhr MESZ    17:00 Uhr MESZ    18:00 Uhr MESZ