Ausschreitungen in Bremen |
Bremen. In der vergangenen Nacht kam es zwischen der Polizei und sog.
"Autonomen Gruppen" in Bremen zu schweren Auseinandersetzungen. Dabei wur-
den nach Polizeiangaben acht oder neun Polizeibeamte verletzt, einer davon
schwer. Es habe zwei Festnahmen gegeben. Einige Streifenwagen und Privatau-
tos seien in Brand gesetzt worden.
Autonome Gruppen hatten im Vorfeld der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen
Einheit mit Gewaltakten gedroht. Bereits gestern war es in Bremen zu massi-
ven Ausschreitungen gekommen. Rund 70 Jugendliche wurden vorlaeufig festge-
nommen.
2.500 Beamte sollen heute fuer einen stoerungsfreien Ablauf des Festaktes
in Bremen sorgen. |
Festakt zur Feier der deutschen Einheit |
Bremen. Die zentralen Feiern zum Jahrestag der deutschen Einheit begannen
heute in Bremen mit einem oekumenischen Gottesdienst und einem daran an-
schliessenden Festakt. An diesem nahmen unter anderem Bundespraesident
Herzog, Bundeskanzler Kohl, Bundestagspraesidentin Suessmuth, Bundesrats-
praesident Wedemeier und die Ministerpraesidenten der Laender teil.
In den Reden kam vor allem der europaeische Gedanke zum Tragen.
Bundespraesident Herzog appellierte an die Deutschen in Ost und West, mehr
als bisher aufeinander zuzugehen und ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen
fuer die Zukunft zu nutzen. Es komme darauf an, so Herzog, dass die Deutschen
mehr aufeinander hoerten, als dass sie sich belehrten. 40 Jahre der Trennung
haetten zwar Unterschiede im Denken entstehen lassen, diese duerften aber
nicht ueberbewertet werden.
Bundesratspraesident Wedemeier betonte die Rolle Deutschlands als Mittler im
Prozess der europaeischen Einigung.
Der polnische Schriftsteller und Philosoph Sypjorski (sp?) bezeichnete die
Vereinigung Deutschlands als wichtigen Schritt fuer ein vereintes Europa,
zu dem die ost- und mitteleuropaeischen Staaten viel beitragen koennten.
Die europaeische Integration sei das beste Heilmittel gegen alte
Aengste.
Ueberschattet wurde die Veranstaltung durch schwere Krawalle, die gestern
abend begannen. Trotz Verbots versammelten sich immer wieder Demonstranten
aus der linken und der autonomen Szene, die gegen die Einheitsfeiern protes-
tierten. Sicherheitskraefte hinderten mehrere 100 Demonstranten daran, in das
Kongresszentrum einzudringen. Die Polizei nahm ueber 270 Demonstranten fest.
Bis zum Abend wurden nach Polizeiangaben 15 Polizeibeamte und eine
Demonstrantin verletzt und Sachschaeden in Hoehe von mehreren 100.000 DM
verursacht.
Am Nachmittag brach Herzog seinen Besuch in Bremen ab. Herzog war auf dem Weg
zu einer Ausstellung von Demonstranten ausgepfiffen worden. Ausserdem hatten
sie versucht, den Bundespraesidenten mit Farbeiern zu bewerfen.
Im einst geteilten Dorf Muetlareut (sp?) an der thueringisch-bayerischen
Grenze rief Bundeskanzler Kohl Ost- und Westdeutsche zur Solidaritaet auf.
Kohl sagte, diese duerfe keine Floskel sein, sondern muesse praktisch gelebt
werden. Es muesse alles getan werden, damit Deutschland weiter zusammen-
wachse. Kohl wuerdigte die bisherige Aufbauarbeit im Osten, bei der ueber
500 Mrd. DM transferiert worden seien. Den Menschen im Osten muesse gesagt
werden, dass der Wohlstand im Westen auch nicht in vier Jahren erreicht
worden sei, den Menschen im Westen, dass der Osten nicht 40 Jahre darauf
warten koenne. In dem Ort hatten sich rund 30.000 Menschen zu der
Grosskundgebung mit dem Kanzler versammelt. |
Regierung will der Bioethik-Konvention nicht zustimmen |
Bonn. Die Bundesregierung will der Bioethik-Konvention des Europarates in
der jetzigen Form nicht zustimmen. Bundesjustizministerin Leutheusser-
Schnarrenberger wandte sich heute vor allem gegen eine Regelung, die in be-
stimmten Faellen Forschung und Experimente an Behinderten zulaesst.
Die Ministerin sagte, derartige Eingriffe duerften nur in sehr engen ge-
setzlichen und ethischen Grenzen moeglich sein und niemals ohne die Ein-
willigung des Betroffenen oder seines Vormundes erfolgen.
Leutheusser-Schnarrenberger kritisierte ausserdem die vorgesehene Regelung
ueber Forschung an Embryonen. Beide Bestimmungen stuenden im Widerspruch
zu deutschem Recht.
Der Entwurf der Bioethik-Konvention des Europarats wurde bereits von Par-
teien, Kirchen und Behindertenorganisationen heftig kritisiert. |
Ein Toter bei Streit zwischen Auslaendern |
Lindau. Bei einem Streit zwischen Auslaendern ist in der Nacht in Lindau
ein Mensch ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, waren fuenf
Oesterreicher nach dem Besuch eines Lokals auf der Strasse auf 10 bis
15 vermutlich tuerkische Jugendliche gestossen. Nach Wortgefechten sei es
zu Taetlichkeiten gekommen. Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen sei ein
Oesterreicher erstochen worden. Die Ermittlungen dauern an. |
Verkehrschaos auf deutschen Strassen |
Stuttgart. Dichter Rueckreiseverkehr nach dem verlaengerten Wochenende
hat auf zahlreichen Autobahnen und Fernstrassen zu erheblichen Behinderun-
gen gefuehrt.
Auf der A7 zwischen Hannover und Kassel und auf der A3 zwischen Wuerzburg
und Frankfurt kam der Verkehr auf einer Laenge von jeweils 100 km zum
Erliegen. Auch auf den uebrigen Strecken gab es teilweise laengere Stauungen. |
Wetter: Tief "Nicole" laesst uns bibbern |
Mit dicken Regenwolken zeigte sich der Tag der Einheit in weiten
Teilen Deutschlands wettermaessig nicht von seiner besten Seite.
Bis mittags fielen oertlich mehr als 10 Liter Regen pro Quadratmeter
vom wolkenverhangenen Himmel. Mittags erreichte die arktische Kalt-
luft schon eine Linie vom Niederrhein bis nach Mecklenburg. Dahinter
riss die Bewoelkung auf, und der schneidende Nordwind erreichte
in Boeen Sturmstaerke. Tief "Nicole" zieht nun weiter zur mittleren
Ostsee und so stroemt die Frischluft bis Dienstag frueh bis zu den
Alpen. Am Dienstag ist dann Bibberwetter angesagt: Im Flach-
land werden bei Schauern kaum 10 Grad erreicht und in Lagen ober-
halb 800 Meter fallen dicke Schneeflocken. |
Quellen |
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