GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 17.03.1997



* EU-Delegatin in Albanien eingetroffen
* Krupp-Hoesch will Thyssen uebernehmen
* Abschiebung von Bosnienfluechtlingen langsamer als geplant
* Ostdeutschland wird weiter wirtschaftlich gefoerdet
* Laender kritisieren Waigels Steuerkonzept
* Falsche "Infas-Umfrage" - Strafanzeige
* Boerse
* Das Wetter



EU-Delegatin in Albanien eingetroffen

Eine Delegation der Europaeischen Union ist am Abend zu politischen Gespraechen in Albanien eingetroffen. Sie soll klaeren, wie der Uebergangsregierung in Tirana bei der Bewaeltigung der Krise geholfen werden kann. Ausserdem soll der Einsatz einer 150 Mitglieder umfassenden Expertengruppe vorbereitet werden, die die albanischen Behoerden bei der Wiederherstellung der oeffentlichen Ordnung unterstuetzen soll. Ein Treffen mit Praesident Berischa (sp?) ist nach Angaben aus Diplomatenkreisen nicht vorgesehen.

Dieser appellierte unterdessen noch einmal an die Europaeischen Union, Polizeieinheiten nach Albanien zu entsenden. Benoetigt wuerden ausserdem Lebensmittel sowie Finanzhilfen. Die Europaeische Union will jedoch Albanien zunaechst keine weitere Finanzhilfe gewaehren. Zusaetzliche Millionen sollen erst fliessen, wenn sich die Lage in Albanien normalisiert hat. Darauf verstaendigten sich die EU-Finanzminister in Bruessel.

In der vergangenen sieben Jahren hat die Europaeische Union etwa 850 Millionen Mark fuer Albanien bereitgestellt. Deutschland zahlte zusaetzlich 280 Millionen Mark. Nach Angaben der Bundesregierung wurden bei den Unruhen in Albanien auch deutsche Entwicklungsprojekte zerstoert.

In der albanischen Hauptstadt Tirana hat sich die Lage inzwischen entspannt. Immer noch verlassen jedoch zahlreiche Menschen das Land. Die italienische Kuestenwache rettete in der Adria rund 800 Albaner von einem Kriegsschiff, das wegen Treibstoffmangels manoevrierunfaehig im Meer trieb. Nach Informationen des italienischen Fernsehens organisiert die albanische Mafia die Flucht von Albanern mit Schiffen. Bewaffnete und vermummte Verbrecher verlangten von den Fluechtlingen grosse Geldbetraege, heisst es in den Fernsehberichten.


Krupp-Hoesch will Thyssen uebernehmen

Duesseldorf. Der Krupp-Hoesch Konzern will offenbar die Thyssen AG uebernehmen. Ein Thyssen-Sprecher bestaetigte, dass Krupp-Hoesch eine solche Uebernahme geplant habe. Thyssen erreicht 1996 einen Umsatz von knapp 39 Milliarden Mark, Krupp-Hoesch rund 24 Milliarden Mark. Falls es Krupp-Hoesch gelingen sollte, an die Aktienmehrheit von Thyssen zu kommen, entstuende der groesste deutsche Stahlkonzern. Thyssen hat fuer morgen frueh eine Pressekonferenz angekuendigt, auf der Einzelheiten genannt werden sollen.


Abschiebung von Bosnienfluechtlingen langsamer als geplant

Bonn. Die Bundeslaender sehen offenbar keine Chance mehr, den Zeitplan fuer die Abschiebung von Bosnien-Fluechtlingen einzuhalten. Nach Angaben des Berliner Innensenators Schoenbohm wird in diesem Jahr nur rund ein Drittel der mehr als 300.000 Bosnienfluechtlinge verlassen. In dieser Zahl enthalten sind freiwillige Rueckkehrer und Buerger Bosnien-Herzegovinas, die abgeschoben werden sollen. Urspruenglich sollten in diesem Jahr alle Bosnien-Fluechtlinge Deutschland verlassen.

Nach Angaben des UNO-Fluechtlingshilfswerks gibt es in Bosnien nicht genuegend Unterkuenfte, um 100.000 Rueckkehrer unterzubringen.

Berlin will nach Ostern verstaerkt mit der Rueckfuehrung bosnischer Kriegsfluechtlinge beginnen. Das kuendigte Innensenator Schoenbohm an. Der CDU-Politiker erklaerte in Berlin, in den naechsten Wochen werde die Quote der Zwangsabschiebungen erhoeht. Der Senat wolle sich jedoch hierbei mit anderen Landesregierungen abstimmen.

Bayerns Innenminister Beckstein betonte, die ersten Fluechtlinge wuerden bereits vor Ostern aus dem Freistaat nach Sarajevo zurueckgeschickt. Innerhalb eines Jahres sollten dann insgesamt 20.000 Bosnier Bayern verlassen.


Ostdeutschland wird weiter wirtschaftlich gefoerdet

Die Bonner Koalition will die Wirtschaftsfoerderung fuer die Neuen Bundeslaender fortsetzen. Vertreter von CDU/CSU und FDP erklaerten in Berlin, auch nach dem Auslaufen der Programme 1998 muesse die ostdeutsche Wirtschaft unterstuetzt werden. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt sprach sich aber dafuer aus, die Hilfen von Sonderabschreibungen auf direkte Investitionshilfen umzustellen. Der SPD-Wirtschaftsexperte fuer die Neuen Laender, Mueller, kritisierte dies. Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Umstellungen der Foerderungen meist mit Kuerzungen einhergingen. Unionsfraktionschef Schaeuble versicherte hingegen, die jetzige Hoehe der Finanzhilfen solle erhalten bleiben.


Laender kritisieren Waigels Steuerkonzept

Das von Bundesfinanzminister Waigel vorgelegt Steuerkonzept hat nach Einschaetzung der Sozialdemokraten keinerlei Chance auf Verwirklichung. Keines der 16 Laender, gleich ob SPD- oder unionsgefuehrt, waere bereit Einnahmeausfaelle von 21 Milliarden Mark hinzunehmen, sagte der SPD-Finanzkoordinator, Hamburgs Buergermeister Voscherau, nach der Sitzung des Parteivorstands in Bonn.

Koalition und SPD wollen nach Informationen des Berliner Tagesspiegels noch vor Ostern mit neuen Gespraechen ueber die Steuerreform beginnen. SPD-Chef Lafontaine und Unionsfraktionschef Schaeuble hatten sich gestern grundsaetzlich zu solchen Verhandlungen bereit erklaert. Schaeuble hatte dazu auch Kompromissbereitschaft bei der umstrittenen Besteuerung von Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit signalisiert.


Falsche "Infas-Umfrage" - Strafanzeige

Bonn. Das Meinungsforschungsinstitut Infas hat Strafanzeige wegen Betrugs gegen ein Ditzinger (sp?) Marketingunternehmen gestellt. Das Ditzinger Unternehmen hat eine Umfrage unter Namen Infas-Lifestyle AG an private Haushalte verschickt. Nach Infas-Angaben ging es in den Frageboegen um intime Details der Befragten. Die Ergebnisse der Umfrage seien dann an zahlungskraeftige Unternehmen verkauft worden.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6862
Kanada(1 $)  1,2336
England(1 Pfund)  2,6846
Irland(1 Pfund)  2,6325
Schweiz(100 sfr)  116,080
Frankreich(100 FF)  29,631
Italien(1000 Lit)  0,9979
Oesterreich(100 oeS)  14,209
Spanien(100 Ptas)  1,1770
Japan(100 Yen)  1,3660
Schweden(100 skr)  21,813
 
Einige Indizes:
DAX:3.350,99(-8,30)  (Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:6.918,09(- 17,37)  (19:47 UTC)  
6.935,46(Schlusstand Freitag)  
Nikkei-Index:18.053,50(+129,86)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Im Nordosten am Abend und in der Nacht aufklarend, Frost bis minus fuenf Grad. Sonst stark bewoelkt und oertlich noch Regen bei Tiefstwerten zwischen acht und drei Grad. Morgen von Nordwesten her Regen, oestlich der Elbe Schneefall; Hoechsttemperaturen zwischen einem Grad an der Ostsee und 17 Grad in Suedwestdeutschland.

Die weiteren Aussichten: Am Mittwoch stark bewoelkt, noerdlich der Mittelgebirge kalt mit zum Teil heftigem Schneefall und Schneeglaette, in den uebrigen Gebieten mild und viel Regen. Am Donnerstag kalt und Schneeschauer.


Quellen

Deutschlandfunk    19:00 MEZ
SWF 3    20:00 MEZ