GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 08.10.1995



* Bundespraesident wuerdigt friedliche Revolution 1989
* Kuren sollen auf Urlaub angerechnet werden
* FDP begruesst KFZ-Steuer-Kompromissvorschlag
* Vorschlag zur Tarifpolitik in Ostdeutschland
* Wickert verlaesst PEN-Deutschland
* Brand in von Auslaendern bewohntem Haus
* Fallschirmspringer verunglueckt
* Herausgeber der WAZ verstorben



Bundespraesident wuerdigt friedliche Revolution 1989

Bundespraesident Herzog hat die friedliche Revolution 1989 in der DDR als eines der stolzesten Kapitel deutscher Geschichte bezeichnet. Sie gehoere zum wichtigen demokratischen Erbe der Bundesrepublik, sagte Herzog in Leipzig. Hier jaehrt sich morgen zum sechsten Mal der Tag, an dem 70000 Menschen fuer Freiheit und Demokratie demonstrierten. Leipzig und seine Montagsdemonstrationen waren der Motor fuer die friedliche Revolution in der DDR. Der Bundespraesident zeichnete heute 28 ostdeutsche Buergerrechtler mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Unter den Ausgezeichneten sind Baerbel Bolay, Katja Havemann, Konrad Weiss und Joachim Gauck. Die ebenfalls ausgezeichnete berliner Buergerrechtlerin Ulrike Poppe rief dazu auf, die Erinnerung an 1989 nicht unter Wert zu verkaufen. Die Ostdeutschen sollten sich jetzt an die Kraft des Wendeherbstes erinnern.


Kuren sollen auf Urlaub angerechnet werden

Sozialpolitiker der bonner Koalition wollen Kuren kuenftig teilweise auf den Urlaub anrechnen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf solle noch in diesem Jahr in den Bundestag eingebracht werden, kuendigten Abgeordnete von CDU, CSU und FDP in der Zeitung Bild am Sonntag an. Ziel sei es, die Rentenversicherung von Kosten zu entlasten und damit eine drohende Beitragserhoehung abzuwenden. Auf einer Klausurtagung von Sozialpolitikern der CDU und CSU sei der Beschluss gefasst worden, bei einer vierwoechigen Kur muesse eine Woche des Urlaubs eingebracht werden, teilte der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Luven, mit. Ein Gesetz, dass die Grundlage dafuer schaffe, solle bis spaetestens zum 1.Juli 1996 in Kraft treten. Im gleichen Sinne aeusserte sich der parlamentarische Geschaeftsfuehrer der FDP-Bundestagsfraktion, Heinrich.


FDP begruesst KFZ-Steuer-Kompromissvorschlag

Die FDP wertet den Kompromissvorschlag der Union zur KFZ-Steuer als gute Gespraechsgrundlage. FDP-Generalsekretaer Westerwelle sagte, in die Union komme Bewegung. Man sollte jetzt darueber beraten, wie die herkoemmliche KFZ-Besteuerung durch eine deutlich umweltfreundlichere Variante abgeloest werden koennte. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Union, Schaeuble, hatte vorgeschlagen, die Steuer abhaengig vom Schadstoffausstoss statt vom Hubraum zu erheben. Spaeter solle dann das FDP-Ziel verwirklicht werden, die Abgabe ganz auf die Mineraloelsteuer umzulegen.


Vorschlag zur Tarifpolitik in Ostdeutschland

Fuer Korrekturen in der Tarifpolitik in der ostdeutschen Wirtschaft hat sich der Praesident des Instituts fuer Wirtschaftsforschung in Halle, Ruediger Hohl, ausgesprochen. Angesichts der noch immer schwierigen Lage in vielen Unternehmen Ostdeutschlands muessten differenzierte Lohnerhoehungen moeglich gemacht werden, die der unterschiedlichen Ertragsentwicklung in den Betrieben Rechnung truegen, sagte Hohl zum Deutschlandfunk. Solche Tarifpolitik muesse das Ziel haben, Loehne moeglichst niedrig anzusetzen und die Differenzierung ueber betriebsbezogene Lohnzuschlaege zu erreichen. Die stufenweise Anpassung der Loehne an das Westniveau, wie sie vor einigen Jahren von den Tarifparteien vereinbart worden seien, habe auf zu optimistischen Zukunftserwartungen beruht.


Wickert verlaesst PEN-Deutschland

Eine Woche vor der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an die Orientalistin Annemarie Schimmel hat der Autor und Diplomat Erwin Wickert das deutsche PEN-Zentrum verlassen. In einem Beitrag fuer das muenchner Magazin Fokus begruendete Wickert seinen Schritt mit der massiven Kritik deutscher Schriftsteller an Frau Schimmel und vor allem mit dem offenen Brief an Bundespraesident Herzog. Darin hatten sich 75 Autoren gegen die Vergabe des Friedenspreises an die Islam-Wissenschaftlerin gewandt. Diesen Brief bezeichete Wickert als eine Intrige von schrecklichen Vereinfachern. Der Text erinnere ihn in seiner Sprache an Propagandaartikel aus einer Zeit, die man laengts ueberwunden geglaubt habe. Wickert verteidigte Frau Schimmel gegen den Vorwurf, sie habe die Mordaufrufe gegen die Islam-kritischen Schriftsteller Salman Rushdie und Taslima Nasrin unterstuetzt. Dergleichen habe sie nie geschrieben, sondern nur den Islam, seine Mystik und Kultur intensiv dargestellt. Kaum ein Unterzeichner des Pamphlets habe je ein Buch von Annemarie Schimmel gelesen.


Brand in von Auslaendern bewohntem Haus

In Duelmen bei Muenster haben Unbekannte in der Nacht ein von Auslaendern bewohntes Haus anzuzuenden versucht. Sie setzten in der vergangenen Nacht einen im Hausflur stehenden Kinderwagen in Brand. Es entstand Sachschaden. Sechs der sieben Hausbewohner mussten wegen leichter Rauchvergiftungen voruebergehend im Krankenhaus behandelt werden.


Fallschirmspringer verunglueckt

Ein Fallschirmspringer ist heute Nachmittag bei einem Formationssprung bei Holzwickede toedlich verunglueckt. Der Mann war gemeinsam mit 3 anderen Fallschirmspringern aus einem Flugzeug abgesprungen. Sein Fallschirm hatte sich nicht geoeffnet. Das braunschweiger Luftfahrtbundesamt untersucht die Unfallursache.


Herausgeber der WAZ verstorben

Der Herausgeber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Erich Brost, ist kurz vor Vollendung seines 92. Lebensjahres gestorben. Der 1903 in Elbing geborene Brost war bis 1936 Redakteur der Danziger Volksstimme, dann als Journalist in England, Skandinavien und Polen taetig. 1948 erwarb er die Lizenz fuer die WAZ in Essen, deren Chefredakteur er auch bis 1970 war.


Quellen

WDR 2    9:00 MEZ    12:00 MEZ    14:00 MEZ    16:00 MEZ    18:00 MEZ    20:00 MEZ