GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 26.05.1997



* Hinweise, aber keine heisse Spur nach Kirchenbrandstiftung
* SPD stellt ihr Steuerkonzept vor
* Reaktionen auf das Steuerkonzept
* Koalitionsinterner Streit um Haushaltspolitik
* GdP: Osteuropaeische Staaten muessen Polizeiarbeit verbessern
* Lafontaine droht mit Ablehnung von "Maastricht II"
* Sowenig Auslandsinvestitionen in Deutschland wie nie zuvor
* GEW widerspricht DGB-Forderung nach kuerzerer Berufsausbildung
* AIDS-Stiftung: Immer mehr HIV-Infizierte geraten in soziale Not
* Daimler-Benz praesentiert ersten Bus mit Brennstoffzellenantrieb
* Roche uebernimmt Boehringer Mannheim
* Streik bei Iveco Ulm
* Boerse
* Das Wetter



Hinweise, aber keine heisse Spur nach Kirchenbrandstiftung

Luebeck. Nach dem Brandanschlag auf eine katholische Kirche in Luebeck hat die Polizei bisher 20 Hinweise erhalten. Eine heisse Spur ist aber nicht darunter. Eine schnelle Klaerung des Falls sei daher nicht zu erwarten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Sonderkommission sei von 20 auf 40 Beamte aufgestockt worden und arbeite mit Hochdruck. Neben einer Befragung der Bevoelkerung werde es Ermittlungen in der rechten Szene geben. Der evangelische Bischof von Luebeck Pohlwage (sp?) hat ein Verbot aller rechtsradikaler Parteien gefordert. Er verurteilte den Brandanschlag als Angriff auf die Demokratie. Die Botschaft der Taeter sei, sich aus allem herauszuhalten und sich nicht fuer Auslaender zu engagieren. Das Feuer war gestern in einem Anbau der Luebecker St. Vicelinkirche gelegt worden. Die Flammen zerstoerten die Kirche weitgehend. Auf eine Wand hatten die Brandstifter Hakenkreuze und den Namen eines Pastors geschmiert, dessen Gemeinde einer algerischen Familie Kirchenasyl gewaehrt.


SPD stellt ihr Steuerkonzept vor

Bonn. Die SPD hat heute ihr Steuerkonzept vorgelegt, das fuer mehr Arbeitsplaetze und Steuergerechtigkeit sorgen soll. SPD-Chef Lafontaine erklaerte, die Steuerreform solle fuer Buerger, Unternehmen und den Staat aufkommensneutral sein. Ziel sei es, eine Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern um 2.500 Mark im Jahr zu entlasten. Im einzelnen sieht das Konzept vor, den Eingangssteuersatz von derzeit 25,8 Prozent zunaechst auf 22 und spaeter auf 15 Prozent zu senken. Das steuerfreie Existenzminimum soll um 2.000 auf 14.000 DM sowie das Kindergeld um 30 auf 250 DM angehoben werden. Die Sozialversicherungsbeitraege sollen um zwei Prozentpunkte verringert werden. Reinvestierte Unternehmensgewinne sollen nur noch mit 35 Prozent Koerperschaftssteuer belastet werden, statt 47 Prozent bisher. Offen ist noch der Spitzensteuersatz fuer private Einkommen. Die SPD ist mit einer Senkung einverstanden, wenn im Gegenzug weiter Subventionen gestrichen wuerden. Als Gegenfinanzierung dient eine Erhoehung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt sowie eine Erhoehung der Mineraloelsteuer um sechs Pfennig. Darueber hinaus soll die Vermoegensteuer wieder eingefuehrt und Steuersubventionen mit einem Umfang von 40 Mrd. DM gestrichen werden.


Reaktionen auf das Steuerkonzept

Bonn. Vertreter der Koalition haben auf das heute vorgestellte Steuerkonzept der SPD unterschiedlich reagiert. Aus der CDU hiess es, man sehe die Basis fuer neue Gespraeche mit den Sozialdemokraten. Unions-Fraktionschef Schaeuble machte in dem Entwurf Ungereimtheiten aus. Die Gegenfinanzierung hielt er fuer nicht solide. Er sei aber zu jedem Zeitpunkt zu Gespraechen bereit, um die Chancen auf ein, so woertlich "sachlich orientiertes Ergebnis" zu verbessern. Die CSU kritisierte dagegen das SPD-Modell als plumpes Umverteilungs- und Steuererhoehungspaket. Auch FDP-Fraktionschef Solms aeusserte die Ansicht, das SPD-Konzept sei unausgegoren. Neue Verhandlungsrunden machten deshalb keinen Sinn.


Koalitionsinterner Streit um Haushaltspolitik

Bonn. In der Koalition hat sich nach dem FDP-Parteitag der Streit um die Haushaltspolitik verschaerft. Waehrend die FDP nach dem Parteitag auf ihrem Nein zu Steuererhoehungen beharrte, schloss Finanzminister Waigel angesichts der schwierigen Finanzlage erneut Steuererhoehungen nicht aus. CDU-Generalsekretaer Hintze stellte sogar die vereinbarte Senkung des Solidaritaetszuschlags in Frage, an der Waigel allerdings festhalten will. Insgesamt, so Hintze haetten sich aber die Liberalen auf ihrem Parteitag koalitionsvertraeglich verhalten. Bundeskanzler Kohl erinnerte die Liberalen an Koalitionsabsprachen und warnte sie woertlich "vor Beschwoerungsformeln".


GdP: Osteuropaeische Staaten muessen Polizeiarbeit verbessern

Bonn. Osteuropaeische Staaten sollten nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei erst dann in die Europaeische Union aufgenommen werden, wenn die Zusammenarbeit mit der Polizei dieser Laender entscheidend verbessert worden ist. Der GdP-Vorsitzende Lutz sagte in einem Zeitungsinterview, die EU-Erweiterung duerfe nicht zum Sicherheitsrisiko fuer die Bundesbuerger werden.


Lafontaine droht mit Ablehnung von "Maastricht II"

Bonn. Der SPD-Vorsitzende Lafontaine hat gedroht, das Maastricht II-Abkommen abzulehnen. Bei einem SPD-Europakongress sagte Lafontaine, seine Partei werde dem Vertrag im Bundestag und Bundesrat nur zustimmen, wenn er Vorschlaege fuer eine aktive Beschaeftigungspolitik enthalte. Die Verpflichtung zur Bekaempfung der Massenarbeitslosigkeit muesse an erster Stelle gerueckt werden. Gleichzeitig sprach sich Lafontaine fuer eine schrittweise Angleichung der Steuersaetze in der Europaeischen Union aus. Ohne Harmonisierung der Steuersysteme stuende die Europaeische Wirtschafts- und Waehrungsunion auf einem schwachen Fundament.


Sowenig Auslandsinvestitionen in Deutschland wie nie zuvor

Bonn. In Deutschland ist im vergangenen Jahr so wenig auslaendisches Kapital investiert worden wie noch nie zuvor. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, steckten Unternehmen und Anleger nur noch 1,1 Mrd. DM direkt in Unternehmen am Standort Deutschland. 1995 waren es noch 18 Mrd. DM gewesen. Vor allem amerikanische und kanadische Unternehmen trugen zu der Entwicklung bei. Gleichzeitig erreichten die deutschen Direktinvestitionen im Ausland mit rund 39 Mrd. DM den zweithoechsten Wert seit Beginn der Statistik. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt sagte dazu, Deutschland brauche schnelle und konsequente Reformen, um den Standort fuer Investitionen attraktiver zu machen.


GEW widerspricht DGB-Forderung nach kuerzerer Berufsausbildung

Berlin. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Wunder hat der DGB-Forderung nach einer kuerzeren und praxisnaeheren Berufsausbildung fuer Jugendliche widersprochen. Im Deutschlandradio Berlin sagte Wunder, die Berufsausbildung muesse durchaus in vielen Punkten verbessert werden. Jugendliche sollten aber nicht mehr auf eine bestimmte Berufsrichtung hin ausgebildet werden, sondern muessten kuenftig insgesamt ein hohes Qualitaetsniveau erreichen. Jugendliche koennten nicht mehr davon ausgehen, einen einmal erlernten Beruf ein Leben lang ausueben zu koennen.


AIDS-Stiftung: Immer mehr HIV-Infizierte geraten in soziale Not

Bonn. Nach Einschaetzung der Deutschen AIDS-Stiftung geraten immer mehr HIV-infizierte Menschen in soziale Not. Einer der Gruender der AIDS-Stiftung Jarchow teilte mit, dass sich die materielle Situation vieler Erkrankter in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert habe. Bei der AIDS-Stiftung haetten im vergangenen Jahr rund 3.500 AIDS-Infizierte einen Antrag auf finanzielle Hilfen gestellt. Dies sei ein Zuwachs gegenueber 1995 von rund einem Viertel. Die Zahl der Neuerkrankungen steige dagegen seit Jahren um weniger als fuenf Prozent.


Daimler-Benz praesentiert ersten Bus mit Brennstoffzellenantrieb

Stuttgart. Der Autohersteller Daimler-Benz hat erstmals einen Omnibus mit Brennstoffzellen-Antrieb vorgestellt. Nach Angaben des Unternehmens sind die Probleme der mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen geloest. Es sei nun das Ziel, den umweltfreundlichen Bus schnell zur Serienreife zu bringen. Als Abgas entsteht bei der Brennstoffzelle lediglich Wasserdampf. Der fuer den Nahverkehr vorgesehene Omnibus hat eine Reichweite von 250 km.


Roche uebernimmt Boehringer Mannheim

Basel. Der Pharmakonzern Roche uebernimmt den Medizinkonzern Boehringer Mannheim. Roche uebernimmt alle Aktien der auf den Bermudas angesiedelten Holdinggesellschaft. Das Gesamtvolumen des Geschaefts wird auf 11 Mrd. US-Dollar geschaetzt. Die Genehmigung der Kartellbehoerden stehen noch aus.


Streik bei Iveco Ulm

Ulm. Die Belegschaft der Ulmer Nutzfahrzeugherstellers Iveco hat heute die gesamte Produktion lahmgelegt. Mit dem Streik soll gegen die geplante Streichung von 700 Arbeitsplaetzen protestiert werden. Der Aufsichtsrat hatte letzte Woche entschieden, die Fahrerhausproduktion ins italienische Brescia zu verlegen.


Boerse

Einige Kurse (Fixing Frankfurt)  :
US-Dollar(1 US$)  1,6870
England(1 Pfund)  2,7690
Irland(1 Pfund)  2,5655
Kanada(1 CAN$)  1,2280
Niederlande(100 G)  88,9320
Schweiz(100 SFr)  120,4800
Belgien(100 FB)  4,8445
Frankreich(100 FF)  29,6330
Daenemark(100 DKr)  26,2560
Norwegen(100 NKr)  24,0200
Schweden(100 SKr)  22,1760
Italien(1000 Lit)  1,0148
Oesterreich(100 OeS)  14,2070
Spanien(100 Ptas)  1,1842
Portugal(100 Esc)  0,9890
Japan(100 Yen)  1,4542
Finnland(100 FM)  33,1100
 
Einige Indizes:
DAX:3.657,86(Schlussstand)  
Dow-Jones-Index:Boerse geschlossen (Feiertag)  
 
(alle Angaben ohne Gewaehr)  



Das Wetter

Besonders im Osten wolkig mit Regenschauern, im Suedwesten Aufheiterungen und trocken.

Vorhersage: Im Norden und in der Osthaelfte ist der Himmel meist staerker bewoelkt und hier laesst sich die Sonne im Tagesverlauf nur selten blicken. Gelegentlich gehen kurze Regenschauer nieder. Im Nordstau der Mittelgebirge und an den Ostalpen kann es auch laengere Zeit regnen. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 10 Grad an den Kuesten und 12 bis 16 Grad in Bayern. - Nach Suedwesten hin werden die Wolkenluecken groesser. Am Oberrhein ist es sogar ziemlich freundlich und es bleibt trocken. Mit 15 bis 18, vereinzelt noch bis 20 Grad ist es deutlich waermer als im Osten. Der Wind weht im Suedwesten schwach, sonst maessig und kommt aus Nordwest.

Weitere Aussichten: Im Westen heiter bis wolkig und trocken, im Osten weiterhin einzelne Schauer, kuehl.


Quellen

SDR3    08:00 MESZ    11:00 MESZ    15:00 MESZ    19:00 MESZ    21:00 MESZ
B5    10:45 MESZ    19:15 MESZ
Wetter: Donnerwetter - http://www.donnerwetter.de