GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 12. 09. 2006



* Gentechnisch veraenderter Reis in der EU in Handel gelangt
* Treffen zwischen Merkel und Zapatero am Bodensee
* Morgen Kabinettsentscheidung ueber Libanon-Einsatz
* Gesundheitsreform weiterhin in Frage gestellt
* Benedigt XVI. in Regensburg
* Warnstreiks in Stahlindustrie ausgeweitet
* Schwerin gegen Kuerzung der Programme gegen Rechtsradikalismus
* Daimler will Nachzahlung an Aktionaere nicht akzeptieren
* IWF erhoeht Wachstumsprognose fuer Deutschland
* OECD-Studie: Zu wenig Abiturienten und Akademiker in Deutschland
* Weitere Funde im Gammelfleischskandal
* Razzia in Sachsen und Baden-Wuertemberg gegen rechte Gruppen
* Historiker und Publizist Joachim Fest ist tot
* Guter Weinjahrgang erwartet
* Boerse



Gentechnisch veraenderter Reis in der EU in Handel gelangt

Berichte der Europaeische Union und der Umweltorganisation Greenpeace weisen darauf hin, dass gentechnisch veraenderter Reis in den Handel gelangt sein koennte. Das ist aber verboten. Doch ohne Mithilfe der Gen-Tech-Konzerne ist der Nachweis schwierig. Reis ist fuer mehr als die Haelfte der Erdbevoelkerung das wichtigste Hauptnahrungsmittel Die Europaeische Kommission veroeffentlichte Ende August ein erschreckendes Ergebnis verschiedener Tests: Jede fuenfte Probe Langkornreis in Europa enthielt verbotenen Genreis. Seit dem 23. August fordert die EU-Kommission daher fuer alle Langkornreislieferungen aus den USA ein Zertifikat, das nachweist, dass der Reis Gentechnik-frei ist. Der Discounter Aldi-Nord hat inzwischen reagiert und die betroffene Marke aus den Regalen geraeumt.


Treffen zwischen Merkel und Zapatero am Bodensee

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spaniens Ministerpraesident Jose' Luis Rodri'guez Zapatero sind in Meersburg zu einem Arbeitstreffen zusammen gekommen.

Die Bundeskanzlerin kam mit einem Grossteil ihres Kabinetts an den Bodensee. Bundeskanzlerin Merkel hat Spanien bei der Bewaeltigung der Fluechtlingsstroeme aus Afrika Unterstuetzung in Aussicht gestellt. Nach einem Treffen mit dem spanischen Ministerpraesidenten Zapatero in Meersburg am Bodensee sagte Frau Merkel, hier handele es sich um ein gesamteuropaeisches Problem. Deshalb muesse Europa gemeinsam Hilfe leisten. In diesem Zusammenhang plaedierte die Kanzlerin dafuer, auch die Fluechtlingsursachen zu bekaempfen. Es gelte, die oft schwerfaellige Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika zu beschleunigen.

Im Streit um die geplante Uebernahme des Stromversorgers Endesa durch den E.ON Konzern deutet sich eine Loesung an. Ministerpraesident Zapatero sagte nach einem Gespraech mit Kanzlerin Merkel am Bodensee, seine Regierung wuensche eine zufriedenstellende Loesung fuer beide Un ternehmen, beide Laender sowie die spa nischen Verbraucher. Das spanische In dustrieministerium werde in Kuerze eine Stellungnahme abgeben. Das Ministerium hatte die Uebernahme durch E.ON zwar erlaubt, sie aber an 19 Auflagen geknuepft.


Morgen Kabinettsentscheidung ueber Libanon-Einsatz

Der Einsatz der Deutschen Marine vor der libanesischen Kueste rueckt naeher. Bundeskanzlerin Merkel sagte am Rande der deutsch-spanischen Regierungskonsultationen in Meersburg am Bodensee, die Einsatzregeln und die Operationsplanung laegen nun vor. Details nannte Frau Merkel nicht, da sie der Unterrichtung der Fraktionschefs und der Entscheidung morgen im Kabinett nicht vorgreifen wollte. Ein Regierungssprecher erlaeuterte jedoch, der Operationsplan der Vereinten Nationen erfuelle die zentrale Forderung Berlins nach einem robusten Mandat. Ein Beschluss des Bundestages wird fuer die kommende Woche erwartet. Der spanische Ministerpraesident Zapatero sprach angesichts der starken europaeischen Beteiligung an der Libanon-Friedenstruppe von einer neuen Etappe in den internationalen Beziehungen. Im Vergleich zur Vergangenheit habe Europa gemeinsam mit den Vereinten Nationen eine wichtige Rolle uebernommen, meinte Zapatero in Meersburg. Die Regierung in Madrid will 1.100 Soldaten als Bodentruppen in den Libanon schicken.


Gesundheitsreform weiterhin in Frage gestellt

Politiker von CDU und CSU haben ihre Kritik an den Eckpunkten der Gesundheitsreform erneuert. Der saarlaendische Ministerpraesident Mueller nannte es einen Geburtsfehler, dass die Beitragssatz-Stabilitaet nicht zu einem grundlegenden Kriterium gemacht worden sei. Bei der Umsetzung der Reform waeren hoehere Kassenbeitraege unvermeidbar, meinte der CDU-Politiker in Saarbruecken. In Muenchen mahnte die bayerische Sozialministerin Stewens deutliche Korrekturen an. Es muesse noch sorgfaeltig ueber die Ausgestaltung des Gesundheitsfonds sowie ueber die Zukunft der privaten Krankenversicherung beraten werden, erklaerte die CSU-Politikerin.

Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin hat dem Eindruck widersprochen, das Ressort von Vizekanzler Muentefering habe die vereinbarten Eckpunkte fuer die Gesundheitsreform in Zweifel gezogen. Die bislang getroffenen Vereinbarungen wuerden nicht in Frage gestellt, betonte ein Sprecher von Ministerin Schmidt. Die "Berliner Zeitung" hatte zuvor berichtet, das Arbeitsministerium lehne zentrale Elemente der Reform ab. Dazu gehoere der Plan, den Einzug der Krankenkassenbeitraege dezentral auf Laenderebene zu organisieren.


Benedigt XVI. in Regensburg

Regensburg. Papst Benedikt XVI. hat eine Neubestimmung des Verhaeltnisses von Vernunft und Glaube in der westlichen Welt angemahnt. In einer Vorlesung an der Universitaet Regensburg wandte sich das katholische Kirchenoberhaupt dagegen, die Frage nach Gott als - so woertlich - unwissenschaftliche oder vorwissenschaftliche Frage einzustufen. Vielmehr muessten Vernunft und Glaube auf neue Weise zueinanderfinden, so Papst Benedikt. Mit Blick auf den Dialog der Religionen verwies Benedikt XVI. darauf, in der westlichen Welt herrsche weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft sei universal. Eine Vernunft, die dem Goettlichen gegenueber aber taub sei und Religion in den Bereich der Subkulturen abdraenge, sei unfaehig zum Dialog der Kulturen, mahnte der Papst. Der Besuch in der Regensburger Universitaet, an der Joseph Ratzinger von 1969 bis 1977 als Professor fuer Dogmatik gelehrt hatte, war der zweite Programmpunkt des Papstes an seinem vierten Besuchstag in Bayern. Am Vormittag hatte Benedikt XVI. mit 260.000 Menschen einen Gottesdienst auf dem Islinger Feld bei Regensburg gefeiert. Dabei hob er die Bedeutung des Glaubens in der von Rationalitaet gepraegten modernen Welt hervor.


Warnstreiks in Stahlindustrie ausgeweitet

Im Tarifkonflikt der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie sind die Warnstreiks ausgeweitet worden. In Duisburg wurden nach Angaben der IG Metall Hochoefen und Stahlwerke runtergefahren. Auch in anderen Staedten wollen die Beschaeftigten voruebergehend die Arbeit niederlegen. Die Tarifverhandlungen sollen am Donnerstag fortgesetzt werden. Die IG-Metall verlangt 7 Prozent mehr Lohn fuer die 85.000 Beschaeftigten der Branche in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen. Die Arbeitgeber haben bislang 3 Prozent und eine Einmalzahlung angeboten.


Schwerin gegen Kuerzung der Programme gegen Rechtsradikalismus

Angesichts des Erstarkens der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern hat die CDU-Fraktion im Landtag Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert, die Programme gegen Rechts nicht zu kuerzen. Nur so koenne es gelingen, den Extremisten die Hoheit ueber Strassen und Stammtische zu entreissen, sagte CDU-Fraktionschef Jaeger. Die Demokratie koenne in Mecklenburg-Vorpommern noch immer ins Wanken geraten. Die Foerderung von Programmen gegen Rechts laeuft 2007 zunaechst aus. Dann wird neu ausgeschrieben.


Daimler will Nachzahlung an Aktionaere nicht akzeptieren

DaimlerChrysler will ein Urteil ueber eine millionenschwere Nachzahlung an Altaktionaere nicht akzeptieren. Der Konzern habe daher beim Oberlandesgericht Stuttgart Beschwerde eingelegt, teilte das Unternehmen mit. Der Autobauer soll insgesamt knapp 233 Millionen Euro nachzahlen.

Das Landgericht hatte im August geurteilt, dass die ehemaligen Aktionaere von Daimler-Benz beim Umtausch in DaimlerChrysler-Aktien benachteiligt worden seien. Laut einem Gerichtsgutachten muesse deshalb pro Aktie 22,15 Euro nachgezahlt werden. Der deutsch-amerikanische Konzern besteht aber darauf, dass das Umtauschverhaeltnis bei der Fusion von Daimler-Benz mit Chrysler vor acht Jahren angemessen gewesen sei.


IWF erhoeht Wachstumsprognose fuer Deutschland

Der Internationale Waehrungsfonds hat seine Prognose fuer das Wachstum der deutschen Wirtschaft erhoeht. Danach wird fuer dieses Jahr mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von zwei statt 1,3 Prozent gerechnet. Fuer 2007 hob der IWF die Prognose von ein auf 1,3 Prozent an. Vor allem die Restrukturierungsbemuehungen in den Unternehmen und eine moderate Lohnentwicklung haetten die internationale Wettbewerbsfaehigkeit der Bundesrepublik gesteigert, heisst es in der in Washington veroeffentlichten Erklaerung. Zudem schlage sich das starke Exportwachstum nun auch bei den Investitionen nieder.


OECD-Studie: Zu wenig Abiturienten und Akademiker in Deutschland

Berlin. Das deutsche Bildungssystem faellt der neuen Studie der OECD zufolge im internationalen Vergleich weiter zurueck. Im neuen Bildungsbericht, in dem die 30 wichtigsten Industriestaaten verglichen werden, heisst es, in Deutschland wuerden nach wie vor zu wenig Abiturienten und Akademiker ausgebildet. Waehrend der Anteil der Universitaets- und Fachhochschulabsolventen pro Jahrgang hierzulande nur leicht auf 20,6 Prozent gestiegen sei, liege er im OECD-Durchschnitt mittlerweile bei 34,8 Prozent. Der internationale Koordinator der PISA-Studien, Schleicher, sagte, am Stillstand im deutschen Bildungswesen habe sich nichts geaendert. Ueber Lehrer und Schueler in Deutschland schwappe eine Reformwelle nach der anderen, ohne etwas zu bewirken.


Weitere Funde im Gammelfleischskandal

Der Gammelfleischskandal zieht in Baden-Wuerttemberg immer weitere Kreise. Bisher sind im Land 500 Kilogramm verdorbenes Fleisch des Muenchner Grosshaendlers entdeckt worden, teilte das Agrarministerium mit. Das Fleisch stamme aus Betrieben in Karlsruhe, Stuttgart, Mannheim und Rastatt.

In 33 Betrieben in ganz Baden-Wuerttemberg hatten Lebensmittelkontrolleure Fleisch des Grosshaendlers aus Muenchen gefunden. Der hatte rund fuenf Tonnen Fleisch an 39 Betriebe im Suedwesten geliefert. Vereinzelt war auch Fisch aus der gleichen Quelle entdeckt worden. Kontrolliert wurden vor allem Gaststaetten und Imbissbuden in 14 Landkreisen und sechs Stadtkreisen.

Entgegen ersten Vermutungen hat ein Lebensmittelbetrieb aus dem Landkreis Mainz-Bingen kein Gammelfleisch nach Bayern geliefert. Die Untersuchung von rund zwei Tonnen Schweinefleisch, die in dem Betrieb gelagert wurden, haetten keine Anhaltspunkte fuer einen verdorbenen Zustand geliefert.


Razzia in Sachsen und Baden-Wuertemberg gegen rechte Gruppen

In Baden-Wuerttemberg und Sachsen hat die Polizei heute Wohnungen rechter Gruppen durchsucht - darunter die Wohnung eines Mannes in Muehlacker (Enzkreis). Die Durchsuchungen haengen mit Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung zusammen.

Die Aktion richtete sich gegen die als rechtsextremistisch eingestuften Organisationen "Kameradschaft Oberlausitz" und den "Jungsturm 41". Der Betreffende in Muehlacker soll nach Polizeiangaben in Verbindung mit der "Kameradschaft Oberlausitz" stehen. Er sei einer der Hauptbeschuldigten in dem Ermittlungsverfahren. Dabei geht es nicht nur um Volksverhetzung sondern auch um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. An der Razzia beteilten sich 82 Beamte von Polizei und Landeskriminalamt.

Zu dem Ergebnis der Durchsuchungen konnte ein Polizeisprecher noch nichts sagen. In Sachsen wurde in rund 20 Wohnungen und Objekten umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Es handele sich um Hakenkreuzfahnen, Schreckschusspistolen, Tontraeger und Sturmhauben.


Historiker und Publizist Joachim Fest ist tot

Frankfurt am Main. Der Publizist und langjaehrige Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Joachim Fest, ist tot. Er starb nach laengerer Krankheit gestern Abend im Alter von 79 Jahren in seinem Haus im Taunus. Fest war einer der renommiertesten Historiker unserer Zeit. Bundespraesident Koehler wuerdigte Fests Lebenswerk; Bundestagspraesident Lammert sagte, er habe sich um eine aufrichtige Aufarbeitung der schwierigen deutschen Geschichte verdient gemacht. Fest hat sich mit vielen Funktions- traegern der Nazi-Zeit auseinandergesetzt - als Standardwerk gilt bis heute seine Hitler-Biographie von 1973. Bis zuletzt beschaeftigte ihn das Thema. Seine Memoiren, die naechste Woche in den Handel kommen, tragen den Titel "Ich nicht". Am Beispiel seiner Familie beschreibt Fest, dass es in der Hitler-Zeit sehr wohl moeglich war, sich dem Zeitgeist zu widersetzen.


Guter Weinjahrgang erwartet

Die deutschen Winzer erwarten einen guten Jahrgang mit hohen Mostgewichten und Saeuregehalten. Die Reben haetten einen ausgezeichneten Reifegrad, freute sich der Praesident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber. In den 13 Weinanbaugebieten wird eine gute Weinlese erwartet.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar (1 US_$) 0.7866 Euro
Kanada (1 $) 0.7022 Euro
England (1 Pfund) 1.4742 Euro
Schweiz (100 sfr) 63.311 Euro
Japan (100 Yen) 0.6695 Euro
Schweden (100 skr) 10.804 Euro
Suedafrika (100 R) 10.704 Euro
China (1 Yuan) 0.0991 Euro
 
Einige Indizes:
Dax: 5873.85 ( aktuell )
Dow-Jones-Index: 11457.27 ( Stand 17:00 MESZ )
Nikkei-Index: 15719.34
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ