GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 25. 09. 2005



* Barroso mahnt schnelle Regierungsbildung in Deutschland an
* Beck stellt Schroeders Fuehrungsanspruch in Frage
* Renate Schmidt: SPD soll kein Junior-Partner der Politik Merkels werden
* Schroeder klar fuer grosse Koalition
* Union will an Erhoehung der Mehrwertsteuer festhalten
* 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden
* Branche wertet IAA als vollen Erfolg
* Porsche will bei VW einsteigen
* Nuernberger Menschenrechtspreis wird verliehen
* Positive Halbzeitbilanz beim Oktoberfest
* Basketball: Deutsches Team im EM-Finale
* Wladimir Klitschko gewinnt WM-Qualifikation gegen Samuel Peter



Barroso mahnt schnelle Regierungsbildung in Deutschland an

Bruessel/Berlin. EU-Kommissionspraesident Barroso hat eine rasche Regierungsbildung in Deutschland angemahnt. In einem Interview sagte Barroso, er wolle zwar keinen Druck auf die deutsche Politik ausueben - aber Instabilitaet und Unsicherheit seien schaedlich. Er wies unter anderem auf die europaeische Finanzplanung hin, die im Falle ungeklaerter Verhaeltnisse in Deutschland nicht erledigt werden koenne. Inzwischen hat SPD-Chef Muentefering erklaert, die Entscheidung ueber die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union werde erst nach der Nachwahl in Dresden am kommenden Sonntag fallen.


Beck stellt Schroeders Fuehrungsanspruch in Frage

Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck (SPD) hat den von Bundeskanzler Gerhard Schroeder erhobenen Anspruch auf den Verbleib im Kanzleramt in Frage gestellt. "In einer Demokratie sollte man niemals nie sagen", erklaerte der SPD-Vize im Magazin "Focus". Wenn es in einer politischen Konstellation genuegend Schnittmengen gebe, koenne auch ueber Personal geredet werden. Der SPD-Bundesvize bekraeftigte allerdings, Schroeder waere der beste Kanzler. Auf dieses Ziel arbeite man hin. Am kommenden Mittwoch wollen SPD und Union zu einer zweiten Sondierung ueber eine Regierungsbildung zusammenkommen.


Renate Schmidt: SPD soll kein Junior-Partner der Politik Merkels werden

Die SPD sollte sich nach den Worten von Familienministerin Schmidt auf keinen Fall als Junior-Partner fuer eine Politik hergeben, die CDU-Chefin Merkel verkoerpert. Die Waehler haetten den von der Union propagierten Kurs am 18. September klar abgelehnt, sagte die SPD-Politikerin der Nachrichtenagentur DPA. Zudem kritisierte sie CDU-Generalsekretaer Kauder, der, wie seine Partei, eine Kampagne gegen Bundeskanzler Schroeder fuehre. Kauder hatte erklaert, Koalitionsverhandlungen mit der SPD wuerden erst dann aufgenommen, wenn diese den Anspruch der Union auf die Kanzlerschaft anerkenne.


Schroeder klar fuer grosse Koalition

Berlin. Im Machtpoker um die Kanzlerschaft ist die SPD von ihrem kompromisslosen Kurs abgerueckt. Bundeskanzler Schroeder will sich jetzt mit aller Kraft fuer eine Grosse Koalition aus SPD und Union einsetzen. Schroeder woertlich: Ich bin dafuer, dass diese Koalition zustande kommt und ich werde alles dafuer tun, damit sie zustande kommt. Schroeder zeigte sich dabei auch zuversichtlich, dass der Streit um die Fuehrungsfrage geloest werden koenne. Die Union besteht allerdings ohne Abstriche auf CDU-Chefin Merkel als Kanzlerin einer Grossen Koalition. Der CSU-Vorsitzende Stoiber schloss grundsaetzlich aus, dass die Union Schroeder zum Kanzler waehlen wuerde. Auch einer Teilung der Kanzlerschaft nach israelischem Modell, bei der sowohl Schroeder als auch Merkel nur fuer eine bestimmte Zeit innerhalb der Legislatur an der Spitze des Landes stuenden, lehnte Stoiber klar ab.


Union will an Erhoehung der Mehrwertsteuer festhalten

Die Union will auch in einer grossen Koalition von ihren Plaenen einer Mehrwertsteuererhoehung nicht abruecken. "Wir halten an unseren politischen Zielen fest. Die Senkung der Lohnnebenkosten ist unverzichtbar", sagte der saarlaendische Ministerpraesident Mueller dem "Handelsblatt". Er zeigte sich zuversichtlich, die Forderung in den Verhandlungen durchsetzen zu koennen. Auch die SPD habe sich in der Vergangenheit zu einer Verlagerung der Lohnzusatzkosten auf die indirekten Steuern bekannt, so Mueller.


450 Jahre Augsburger Religionsfrieden

Mit einem Fest-Gottesdienst haben die christlichen Kirchen an den 450. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens erinnert. Der Vertrag sei der Anfang vom Ende religioeser Gewalt, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Huber. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Lehmann, meinte, der Vertrag sei nur ein Notbehelf bis zur Wiedergewinnung der Kircheneinheit. Insofern gebe es zum damals eingeschlagenen Weg der Oekumene keine Alternative. Am 25. September 1555 wurde beim Augsburger Reichstag erstmals das friedliche Zusammenleben katholischer und evangelischer Christen in Deutschland besiegelt. Damit wurde die Lehre des Reformators Martin Luther offiziell als neue Konfession anerkannt.


Branche wertet IAA als vollen Erfolg

Am letzten Tag der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main hat sich die deutsche Automobilindustrie zufrieden mit der Resonanz gezeigt. Insgesamt nahmen bei der weltgroessten Automesse etwa 940.000 Besucher die neuen Modelle und Technologien in Augenschein. Jeder neunte Besucher kam aus dem Ausland. Ohne den Wahlsonntag haette sogar ein neuer IAA-Besucherrekord aufgestellt werden koennen, meinte der Praesident des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk. Vor zwei Jahren waren knapp eine Million Interessierte zur Messe gekommen.


Porsche will bei VW einsteigen

Der Automobilhersteller Porsche will beim Volkswagen-Konzern einsteigen. Geplant sei eine 20-prozentige Beteiligung am stimmberechtigten Kapital, jedoch keine Uebernahme, erklaerte Unternehmschef Wiedeking in Stuttgart. Er begruendete das Vorhaben mit intensiven Beziehungen zu VW in der Entwicklung und Fertigung. Zugleich stellte er klar, dass man Volkswagen vor einer moeglichen feindlichen Uebernahme schuetzen wolle. Porsche wuerde durch die Investition ueber groessere VW-Anteile verfuegen als das Land Niedersachsen, das 18,2 Prozent haelt. Die Regierung in Hannover begruesste das Interesse von Porsche. Eine feindliche Uebernahme und Zerschlagung von Volkswagen beispielsweise durch Hedgefonds - waere moeglich, falls der Europaeische Gerichtshof das so genannte VW-Gesetz aufhebt. Dieses regelt, dass kein VW-Aktionaer mehr als 20 Prozent der Stimmrechte auf einer Hauptversammlung geltend machen kann, selbst wenn er groessere Anteile besitzt.

Bundeswirtschaftsminister Clement hat den angekuendigten Einstieg von Porsche bei Volkswagen als gutes Signal fuer die heimische Industrie bezeichnet. Clement bezeichnete die Beteiligung von Porsche bei VW als gut fuer beide Unternehmen und gut fuer den Standort Deutschland.


Nuernberger Menschenrechtspreis wird verliehen

Nuernberg. Die usbekische Menschenrechtlerin Tamara Chikunova wird in Nuernberg mit dem diesjaehrigen internationalen Menschenrechtspreis der Stadt ausgezeichnet, die Zeremonie findet im Nuernberger Opernhaus statt. Die Jury wuerdigt mit der Auszeichnung Chikunovas Einsatz gegen Folter und Todesstrafe. Die 57-Jaehrige hatte vor fuenf Jahren - nach der Hinrichtung ihres Sohnes - eine Organisation gegruendet, die sich trotz Schikanen der usbekischen Behoerden gegen Folterungen, die Todesstrafe und fuer die Achtung von Menschenrechten einsetzt. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird seit 1995 alle zwei Jahre vergeben. An dem Festakt nehmen auch Bundesinnenminister Schily sowie sein bayerischer Kollege Beckstein teil.


Positive Halbzeitbilanz beim Oktoberfest

Muenchen. Dank des meist schoenen Wetters der vergangenen Tage haben die Organisatoren des Muenchner Oktoberfests zur Halbzeit eine positive Zwischenbilanz gezogen. So wurden in der ersten Woche des weltgroessten Volksfestes zirka 3,2 Millionen Menschen auf der "Wies'n" gezaehlt. Bis zum Abschluss am 3. Oktober wird wieder mit mehr als sechs Millionen Besuchern gerechnet. Zurueckgegangen ist dagegen der Bierkonsum: Zur Halbzeit schenkten die Wirte rund drei Millionen Mass aus - 2004 waren es nach einer Woche noch 3,2 Millionen Liter Bier. Die "Wies'n"-Wache musste unterdessen haeufiger ausruecken. Nach Angaben der Polizei gab es insgesamt 893 Einsaetze - 28 mehr als im vergangenen Jahr.


Basketball: Deutsches Team im EM-Finale

Belgrad. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft steht im Finale der Europameisterschaft. Das Team besiegte im Halbfinale gestern Abend Spanien mit 74:73 Punkten. Dirk Nowitzki erzielte den entscheidenden Korb vier Sekunden vor dem Ende des Spiels. Im Finale trifft die deutsche Mannschaft heute Abend auf Griechenland.


Wladimir Klitschko gewinnt WM-Qualifikation gegen Samuel Peter

Profi-Boxer Wladimir Klitschko hat die WM-Qualifikation gegen den Nigerianer Samuel Peter gewonnen. Der 29 Jahre alte Ukrainer siegte in Atlantic City nach Punkten. Klitschko darf nun wieder Weltmeister der Verbaende WBO oder IBF herausfordern.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ