GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 18.09.1998



* Schaeuble Interview erregt Verwunderung
* Bund der Steuerzahler schaetzt jaehrliche Verschwendung auf 70 Milliarden
* Hauptversammlungen bei Daimler und Chrysler
* Ursache des Zugungluecks von Fuerth steht fest
* Boerse



Schaeuble Interview erregt Verwunderung

Kurz vor der Bundestagswahl wird den Aeusserungen der Bonner Spitzenpolitiker natuerlich besonders Gewicht beigemessen. Mit einer gewissen Verwunderung wird deshalb ein Interview des Unions-Fraktionschefs Schaeuble mit dem Magazin Playboy registriert, in dem Schaeuble noch einmal die Art kritisiert, wie Helmut Kohl ihn, Schaeuble, als Wunschkandidaten fuer die Kanzlernachfolge praesentiert hatte. So deutlich wie jetzt im Playboy ist Wolfgang Schaeuble bisher nicht auf Distanz zum Bundeskanzler und CDU-Chef gegangen. Der Unions-Fraktionsvorsitzende nennt es in dem Interview politisch ungeschickt, dass ihn Helmut Kohl fruehzeitig als Nachfolger benannt hat. Schaeuble woertlich: "Es gibt in der Demokratie keine Personalentscheidungen auf Vorrat". Mit der Kanzlerfrage wolle er sich erst befassen, wenn sie sich stelle, sagte der CDU-Politiker. Zu viel Freundschaftsbekundung koenne schaden. Mit dem Bundeskanzler verbinde ihm ausserdem keine Maennerfreundschaft, sondern ein intensives kollegiales Verhaeltnis. Er und Kohl kaemen aus zwei politischen Generationen, schon deshalb koenne zwischen ihnen keine Maennerfreundschaft bestehen. Nach Ansicht von Schaeubles Sprecher, Walter Bajor, haben die Aeusserungen des Unions-Fraktionschefs keine neue Qualitaet. Auch Kohls Sprecher, Andreas Fritzenkuette, sieht nach eigenen Worten keinen Anlass zur Aufregung. Schaeuble habe immer erklaert, dass er den Wunsch des Kanzlers respektiere, sein Nachfolger zu werden, dass die Entscheidung aber letzlich von anderen getroffen werde. Voellig absurd ist nach Fritzenkuetters Worten der Gedanke, Schaeuble wolle sich von Kanzler abgrenzen, um fuer die Nach-Kohl-Aera eine gute Position einnehmen zu koennen. Das Gespraech bringen nichts neues, sagte der Kanzlersprecher, da habe er sich ueber andere Interviews schon mehr aufgeregt. Vor gut einem Monat hatte Schaeubles Ehefrau Ingeborg mit Wissen ihres Gatten sehr grosse Bedenken geaeussert, dass ihr Mann einmal Kanzler werden koennte. Schaeuble selbst saete vor kurzem Zweifel daran, ob Kohl im Falle eines Wahlsieges wirklich noch einmal vier Jahre lang Kanzler bleiben werde.


Bund der Steuerzahler schaetzt jaehrliche Verschwendung auf 70 Milliarden

Bund, Laender und Gemeinden verschwenden pro Jahr bis zu 70 Milliarden DM. Das schaetzt jedenfalls der Bund der Steuerzahler. Das entspreche rund fuenf Prozent der oeffentlichen Ausgaben, sagte der Praesident des Steuerzahlerbundes Daeke. Die naechste Bundesregierung muesse haerter dagegen vorgehen. Einhundertfuenfzehn Faelle von Verschwendung oeffentlicher Gelder greift der Steuerzahlerbund in diesem Jahr auf. Von den seiner Meinung nach ueberfluessigen Airbussen der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums ueber suendteure, aber leerstehende oeffentliche Gebaeude ueberall in der Republik, bis zu den ortsueblichen Mauscheleien zwischen Politikern, Verwaltungsangestellten und Privatleuten auf Kosten der Steuerzahler. Der Schaden fuer die Staatskasse allein aus diesen 115 Faellen summiere sich auf etwa eine Milliarde DM, meinte Daeke. Aber dies sei nur die Spitze eines Eisberges. Man wuensche sich harters Durchgreifen, so Daeke. "Wer Steuergelder verschwendet, der muss auch zur Rechenschaft gezogen werden. Und das mit der ganzen Haerte des Disziplinar- und Strafrechts." Doch mit seinen Strafanzeigen gegen ungetreue Staatsdiener tut sich der Steuerzahlerbund hart. Die Staatsanwaltschaften ziehen nicht mit, schlagen Verfahren in der Regel schnell nieder. Noch immer, so Daeke, wartet der Verband auf ein oder zwei exemplarische Faelle, auf die sich die Gerichte dann bei weiteren Verfahren stuetzen koennten und muessten.


Hauptversammlungen bei Daimler und Chrysler

Die Aktionaere von Daimler Benz und Chrysler entscheiden heute ueber die Fusion ihrer Firmen. Die Chrysler-Aktionaere beginnen in Wilmington, im US-Bundesstaat Delaware mit ihrer Versammlen, in Stuttgart begann die Aktionaersversammlung bereits am Vormittag. Drei Viertel der Aktionaere muessen der Firmenhochzeit zustimmen. Zweifel, dass sie zustande kommt gibt es allerdings nicht. Gleich zu Beginn der ausserordentlichen Hauptversammlung praesentierte Daimler-Chef Schremp den Aktionaeren neue Rekordzahlen. Bis Ende August stieg der Umsatz um 20 Prozent auf fast 91 Milliarden DM. Auf der Basis dieses Wachstums werde Daimler im laufenden Jahr mehr als 7.000 neue Arbeitsplaetze schaffen. Dieser Erfolgskurs lasse sich aber besser fortsetzen, wenn man sich mit einem gleich starken Partner verbuende, fuegte Schremp an, und da sei Chrysler ideal. Daimler-Chrysler werde gemeinsam neue Massstaebe setzen: In Ertragskraft, in profitablen Wachstum und in gesellschaftlicher Zukunftsgestaltung. Den Eigentuemern versprach Schremp eine deutlich hoehere Ausschuettung. Auf Kritikpunkte wie die geplante Angleichung der Bezuege fuer die Daimler-Manager an das hohe Niveau der Chrysler-Spitzenleute ging er in seiner Rede nicht ein. Hierzu und zu den Risiken der Fusion wurden aber gleich die ersten Fragen gestellt.


Ursache des Zugungluecks von Fuerth steht fest

Materialermuedung ist nach Angabe der Deutschen Bahn die Ursache fuer den Intercity-Unfall bei Fuerth. Der Zug war gestern Abend mit rund 160 Stundenkilometern in ein herabhaengendes Oberleitungskabel gefahren. Am Zug entstand erheblicher Sachschaden, der Lokfuehrer wurde leicht verletzt. Offenbar war ein Isolator an der Oberleitung defekt. Der Bruch des Isolators sei gegen 20:12 Uhr nach der planmaessigen Durchfahrt eines Zuges in der Naehe von Fuerth aufgetreten. Durch den Bruch hing ein Leitungsteil herab, in das der nachfolgende Intercity Dortmund-Passau nur vier Minuten spaeter raste. Weshalb der Isolator brach ist noch unklar. Bundesgrenzschutz und Eisenbahnbundesamt ermitteln. Sie stellen Teile der Oberleitung, den Isolator und den Fahrtenschreiber des Zuges sicher. Nach ersten Untersuchungen an der Ungluecksstelle kann ein Anschlag ausgeschlossen werden. Inzwischen ist die Strecke Fuerth-Wuerzburg wieder in beiden Richtungen befahrbar. Nach Angaben der Bahn verkehren die Zuege fahrplanmaessig.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,6968
Kanada(1 $)  1,1050
England(1 Pfund)  2,8513
Irland(1 Pfund)  2,5025
Schweiz(100 sfr)  121,650
Frankreich(100 FF)  29,821
Italien(1000 Lit)  1,0119
Oesterreich(100 oeS)  14,212
Spanien(100 Ptas)  1,1774
Japan(100 Yen)  1,2825
Schweden(100 skr)  21,707
 
Einige Indizes:
DAX:4598,58( aktuell )  
4669,51( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:7880,21( Stand 17:00 MESZ )  
7873,77( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:13983,12
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

B5    15:00 MESZ
B3    18:00 MESZ