GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 05.03.1995



* Bregger zu Tarifkonflikt in Metall- und Elektroindustrie
* IG-Metall und Arbeitgeberverband Gesamtmetall bekraeftigen ihre Positionen
* SPD-Chef Scharping zu Jahressteuergesetz und Energiefragen
* FDP-Generalsekretaer bezeichnet FDP als zuverlaessigen Koalitionspartner
* Nachwahl fuer Wiesbadener Landtag im Wahlkreis Bergstrasse Ost
* SPD-Chef Scharping fuer Erhoehung des Kindergeldes
* Bundespraesident Herzog ruft zur Bekaempfung der Armut in der Welt auf
* Abschluss des Bundeskongresses der Jungen Liberalen
* Von Weizsaecker fuer leichtere Einbuergerung von Auslaendern
* Hilfsorganisation Kap Anamur bringt Hilfsgueter nach Tschetschenien
* Weltsozialgipfel in Kopenhagen
* Umweltpruefungen beim Bau von Ferienanlagen durch Europaeische Kommission
* Christlich-juedische Gesellschaften eroeffnen Woche der Bruederlichkeit
* Gedenken an Bombenangriffe auf Chemnitz und Mainz
* Deutsche katholische Bischoefe gegen Fristenregelung des Paragraphen 218
* Weniger Einahmen durch Kirchensteuer im kommenden Jahr
* Absturz eines Sportflugzeuges
* Bei Muenchen vermutlich Meteorit eingeschlagen



Bregger zu Tarifkonflikt in Metall- und Elektroindustrie

Berlin/Muenchen. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung Bregger hat die Metallarbeitgeber aufgefordert, einen konkretes Lohnangebot auf den Tisch zu legen. Gegenueber der Berliner Zeitung "BZ am Sonntag" sagte Bregger, die Arbeitnehmer wollten einen Inflationsausgleich, also zwischen 2.5 und 3%. Ausserdem muesse die Arbeitszeitverkuerzung zumindest verschoben und der Ausstieg aus den flaechendeckenden Tarifvertraegen eingeleitet werden. Bregger, der selbst Inhaber eines Autozulieferbetriebes ist, fuegte hinzu, der Arbeitskampf sei voellig ueberfluessig, er verstehe die Strategie der Arbeitgeber nicht mehr. Die IG-Metall setzt heute in Bayern ihren Streik in 33 Betrieben fort.


IG-Metall und Arbeitgeberverband Gesamtmetall bekraeftigen ihre Positionen

Unmittelbar vor Beginn der neuen Gespraechsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben Arbeitgeber und IG-Metall ihre Positionen bekraeftigt. Der Praesident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Gotschol machte Kostenentlastungen zur Voraussetzung fuer die Hoehe der Lohnsteigerungen. Im Unterschied zu anderen Branchen sei in der westdeutschen Metallindustrie der Verteilungsspielraum bereits stark eingegrenzt, erklaerte Gotschol in Koeln. Die bayerischen Arbeitgeber kuendigten fuer morgen ein konkretes Lohnangebot an. Der IG-Metall-Bezirkschef Neugebauer betonte, wenn es bis Mitte der Woche kein Ergebnis gebe, werde der Streik ausgeweitet. Die Gewerkschaft fordert Lohnerhoehungen von 6%. Die Gespraeche werden morgen nachmittag um 14:00 Uhr in Muenchen wieder aufgenommen. Nach Angaben aus den Delegationen sind beide Seiten auf eine Marathonrunde bis Dienstag frueh eingestellt.


SPD-Chef Scharping zu Jahressteuergesetz und Energiefragen

Das Bundesfinanzministerium hat Vorwuerfe des SPD-Vorsitzenden Scharping zurueckgewiesen, Ressortchef Waigel wolle Renten hoeher besteuern. Durch den Vorschlag zur Freistellung des Existenzminimums wuerden im Gegenteil alle Steuerpflichtigen Rentner entlastet, erklaerte das Ministerium heute in Bonn. Die steuerlichen Entlastungen, wie sie im Jahressteuergesetz 1996 vorgesehen seien, wirkten sich auch im Falle der Rentner insbesondere bei niedrigen Einkommen aus. Scharping hatte es heute im Deutschlandfunk einen sozialpolitischen Skandal genannt, dass Waigel Rentner und Rentnerinnen staerker besteuern wolle. Der Entwurf fuer das Jahressteuergesetz 1996 werde ebenso wie der Bundeshaushalt im Bundesrat scheitern. Einen Energiekonsens machte Scharping erneut davon abhaengig, dass es eine klare Perspektive fuer den Ausstieg aus der Atomenergie und absolute Sicherheit fuer die Kohlefinanzierung gibt. Im Deutschlandfunk sagte Scharping heute, bei der deutschen Kohle gehe es nicht nur um die Arbeitsplaetze unter Tage, sondern auch um den Export von Bergbautechnik und Kraftwerkstechnologie. Davon seien in Deutschland viele hunderttausend Menschen betroffen und ihre Arbeitsplaetze stuenden zur Debatte.


FDP-Generalsekretaer bezeichnet FDP als zuverlaessigen Koalitionspartner

Die FDP hat nach Angaben ihres Generalsekretaers Westerwelle wegen des Streits um die Kohlefinanzierung nicht mit einem Bruch des Bonner Regierungsbuendnisses gedroht. Die Koalition bleibe die ganze Legislaturperiode im Amt, betonte Westerwelle heute im 2. deutschen Fernsehen. Die Freien Demokraten seien ein zuverlaessiger aber auch eigenstaendiger Partner.


Nachwahl fuer Wiesbadener Landtag im Wahlkreis Bergstrasse Ost

Wiesbaden. An der hessischen Bergstrasse findet die Nachwahl fuer den Wiesbadener Landtag statt. Im Wahlkreis Bergstrasse Ost musste der eigentliche Termin, der 19. Februar, abgesagt werden, weil eine Direktkandidatin toedlich verunglueckt war. Etwa 93 000 Buerger sind wahlberechtig. Ihre Stimmabgabe wird voraussichtlich nichts an den Kraefteverhaeltnissen im hessischen Landtag aendern. SPD und Gruene werden ihre Mehrheit behalten, auch wenn die CDU an der Bergstrasse ihr Direktmandat verteidigt.


SPD-Chef Scharping fuer Erhoehung des Kindergeldes

Bonn. Das Kindergeld muss nach Ansicht von SPD-Chef Scharping erhoeht und auf einfacherer Weise ausbezahlt werden. Im Deutschlandfunk schlug Scharping vor, pro Kind ein jaehrliches Kindergeld von 3000 DM zu zahlen und dieses sofort von der Steuer abzuziehen. Dies waere einfacher, unbuerokratischer und fuer die Familien gerechter, sagte Scharping. In der Bonner Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP zeichnet sich unterdessen ein Kompromiss ueber die kuenftige Gestaltung des Kindergeldes ab. Der familienpolitische Beauftragte der Unionsfraktion Link sagte, auch fuer das zweite und dritte Kind solle es deutliche Erhoehungen geben. Die Koalition plane ausserdem, den steuerlichen Kinderfreibetrag aufzustocken.


Bundespraesident Herzog ruft zur Bekaempfung der Armut in der Welt auf

Passau. Bundespraesident Herzog hat dazu aufgerufen, die Armut weltweit zu bekaempfen. Eine Welt, in der immer mehr Menschen ganz arm und immer weniger ganz reich seien, koenne keine friedliche Welt sein, erklaerte Herzog. Im Passauer Dom wurde die Spendenaktion des katholischen Hilfwerks Miserior eroeffnet. In diesem Jahr steht Afrika im Mittelpunkt der Sammlung zur Fastenzeit.


Abschluss des Bundeskongresses der Jungen Liberalen

Die Jungen Liberalen haben sich zum Abschluss ihres dreitaegigen Bundeskongresses im westfaelischen Bad Salzuflen fuer die Abschaffung der Wehrpflicht ausgesprochen. Die FDP-Nachwuchs-Organisation befuerwortete ein Bundeswehrmodell aus freiwillig dienenden Zeit- und Berufssoldaten. Ausserdem foerderten sie unter anderem eine oekologisch orientierte Marktwirtschaft. Auf dem Kongress ist der Dortmunder Diplom-Volkswirt Michael Kauch zum Vorsitzenden der Jungen Liberalen gewaehlt worden.


Von Weizsaecker fuer leichtere Einbuergerung von Auslaendern

Der ehemalige Bundespraesident von Weizsaecker plaediert fuer die leichtere Einbuergerung von Auslaendern und eine neue Zuwanderungspolitik. In Deutschland gelte nach wie vor das alte Staatsbuergerschaftsrecht aus dem Jahre 1913, dass auf einem nationalistisch pervertierten Denken beruhe, kritisierte der CDU- Politiker heute in Oldenburg bei der Eroeffnung der bundesweiten Woche der Bruederlichkeit. Am Nachmittag nahm der ehemalige Bundespraesident in Oldenburg an der Einweihung der neuen Synagoge teil.


Hilfsorganisation Kap Anamur bringt Hilfsgueter nach Tschetschenien

Koeln. Die Hilfsorganisation Kap Anamur hat 35 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in den Kaukasus gebracht. Die Hilfsgueter sollen tschetschenischen Fluechtlingen zugute kommen. In der Republik Inguschien halten sich ueber hunderttausend Fluechtlinge auf, wie das Notaerztekomitee in Koeln mitteilte.


Weltsozialgipfel in Kopenhagen

Frankfurt. Sozialverbaende fordern mehr Chancen fuer Behinderte. Der Weltsozialgipfel, der morgen in Kopenhagen beginnt, muesse fuer die weltweit 300 Millionen Schwerbehinderten mehr Moeglichkeiten in Bildung und Beruf bringen. Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands, der Reichsbund und die Interessenvertretung Selbst bestimmt Leben verlangten in einer gemeinsamen Erklaerung von den deutschen Teilnehmern des Treffen, Beschluessen nur dann zuzustimmen, wenn auch den Beduerfnisse Schwerbehinderter Rechnung getragen werde. In der daenischen Hauptstadt werden morgen 22 000 Politiker und Fachleute aus 180 Laendern erwartet. Zentrales Thema des Weltsozialgipfels ist die Armutsbekaempfung in der Dritten Welt.


Umweltpruefungen beim Bau von Ferienanlagen durch Europaeische Kommission

Berlin. Die Europaeische Kommission hat strenge Umweltpruefungen beim Bau von Ferienanlagen angekuendigt. Touristische Zentren sollen in der Europaeischen Union nur dann errichtet werden duerfen, wenn dabei die Umweltbelastung vertretbar bleibt, erklaerte der zustaendige Generaldirektor der Kommission von Moltke auf der Internationalen Tourismusboerse in Berlin. Die Kommission plant Umweltvertraeglichkeitspruefungen als Vorschrift besonders beim Bau von Golfplaetzen, Feriendoerfern, Yachthaefen und Wintersporteinrichtungen. Ein Europa-weites Guetesiegel ist nach Angaben von Moltkes dagegen nicht in Sicht. Von Moltke wies darauf hin, dass viele Urlaubsgebiete bereits Opfer ihres eigenen Erfolges geworden seien. Er rief die grossen Reiseveranstalter zu mehr Engagement auf.


Christlich-juedische Gesellschaften eroeffnen Woche der Bruederlichkeit

Oldenburg. Die christlich-juedischen Gesellschaften haben die Woche der Bruederlichkeit eroeffnet. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "1945 / 1995 - Aus der Befreiung leben". Bei der Auftaktveranstaltung in Oldenburg erhielt Altbundespraesident von Weizsaecker die Pube-Rosenzweig-Medaille. Die Auszeichnung ist nach den juedisch-deutschen Philosophen Martin Pube (sp?) und Franz Rosenzweig benannt und wird seit 1968 verliehen. Mit ihr werden Persoenlichkeiten geehrt, die die Verstaendigung zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen, Nationen und Weltanschauungen gefoerdert haben.


Gedenken an Bombenangriffe auf Chemnitz und Mainz

In Mainz und Chemnitz wurde heute der Bombadierung dieser Staedte durch die Alliierten vor 50 Jahren gedacht. Sowohl im Dom der rheinland-pfaelzischen Landeshauptstadt als auch in der Stadthalle von Chemnitz erklang bei den Zeremonien das War-Requiem von Benjamin Britten, das dieser Anfang der 60ger Jahre zur Wiedereinweihung der von den Deutschen zerstoerten Kathedrale von Coventry schrieb. Bei dem Angriff britischer Kampfflugzeuge auf Mainz wurden etwa 1200 Menschen getoete und 80% des Stadtkerns verwuestet. In Chemnitz starben mehrere tausend Menschen im Bombenhagel der Alliierten.


Deutsche katholische Bischoefe gegen Fristenregelung des Paragraphen 218

Baden-Baden. Fuer die deutschen katholischen Bischoefe bleibt bei der Neufassung des Abtreibungsparagraphens 218 jede Fristenregelung unannehmbar. Der stellvertretende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof Seiher (sp?), sagte:" Die deutschen Bischoefe bleiben bei ihrem klaren Nein zur Abtreibung. Einen Kompromiss kann es nicht geben. Jede Fristenregelung werden wir bekaempfen. Seiher meint, ein Recht auf Abtreibung sei inhuman. Er ist auch dagegen, dass Abtreibungen von den Krankenkassen bezahlt werden. Morgen beschaeftigt sich die Deutsche Bischofskonferenz in Muenster in Westfalen auf ihrer Fruehjahrsversammlung auch mit der Neuregelung des Paragraphen 218.


Weniger Einahmen durch Kirchensteuer im kommenden Jahr

Hamburg. Die beiden grossen Kirchen in Deutschland werden im naechsten Jahr voraussichtlich rund 1.2 Milliarden DM Kirchensteuer weniger einnehmen als bisher. Diese Einschaetzung gab der Finanzchef der evangelischen Kirche Hofmann in einem Interview mit dem Spiegel. Die evangelische Kirche, so Hofmann, muesse sich auf margere Jahre einstellen. Es werde bereits erwogen, den Mitarbeitern fuer ein oder zwei Jahre das Weihnachtsgeld zu kuerzen. In diesem Jahr rechnen Protestanten und Katholiken noch zusammen mit 17 Milliarden DM Kirchensteuer.


Absturz eines Sportflugzeuges

Pirmasens. In der Naehe von Waldfischbach im Kreis Pirmasens ist heute morgen ein Sportflugzeug abgestuerzt, dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Die Maschine war vom Flugplatz Potschuetzhoehe im Pfaelzer Wald gestartet und kurz danach abgestuerzt. Wie es zu dem Unglueck kam und wer die beiden Toten sind, ist noch nicht bekannt.


Bei Muenchen vermutlich Meteorit eingeschlagen

Nur 30 Kilometer von Muenchen entfernt ist gestern moeglicherweise ein Meteorit eingeschlagen. Am Suedrand des oberbayerischen Igelsees entstand ein kreisrunder Krater von 20 Metern Durchmesser und acht Metern Tiefe. In einem Umkreis von 200 Metern schmolz der Schnee, Schlammbrocken flogen bis zu 500 Meter hoch. Das Loch wurde heute von einem Polizeihubschrauber aus entdeckt.


Quellen

SWF3    11:00 MEZ    12:00 MEZ    14:00 MEZ
SDR3    9:00 MEZ
DLF    17:00 MEZ    18:00 MEZ