GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa 05.03.1994



* Einigung im Metalltarifkonflikt
* Positive Resonanz auf die Einigung im Metalltarifkonflikt
* Suessmuth will Rentenbeitraege nach der Kinderzahl staffeln
* Joschka Fischer will AKW Biblis vorerst nicht wieder anfahren lassen
* Demonstration gegen die Benachteiligung von Frauen
* Abschlussbericht zur Antiterroraktion in Bad Kleinen gesteht Pannen ein
* Bundesinnenministerium bestaetigt bevorstehende Abschiebungen
* Kultusminister empfehlen Lehrern "Schindlers Liste"
* Gewalttaetige Ausschreitungen in Potsdam
* Groesste Deutsche Blauhelmtruppe wieder zuhause
* Internationale Tourismusboerse in Berlin oeffnet ihre Pforten
* Bisher waermster Tag des Jahres



Einigung im Metalltarifkonflikt

Hannover. IG Metall und Arbeitgeber haben sich heute morgen nach 13stuendigen Verhandlungen auf einen Tarifkompromiss geeinigt. Das Urlaubsgeld bleibt er- halten, es gibt nur kleinere Korrekturen. Abstriche hingegen wird es beim Weihnachtsgeld geben. Die Unternehmen koennen die Arbeitszeit bis auf 30 Stunden verkuerzen, allerdings ohne Lohnausgleich. Dafuer kann Beschaeftigten, die weniger arbeiten nicht mehr gekuendigt werden. Die Loehne werden um 2% erhoeht, jedoch erst ab 1. Juni. Die Tarifparteien sind froh, dass ein Streik vermieden werden konnte. Der Praesident von Gesamtmetall Gottschol sagte, die Betriebe muessten mit keinen hoeheren Kosten rechnen. IG Metall Chef Zwickel erklaerte, man habe Beschaeftigung sichern koennen, dafuer aber beim Geld Zugestaendnisse machen muessen.


Positive Resonanz auf die Einigung im Metalltarifkonflikt

Bonn. Der Tarifkompromiss fuer die westdeutsche Metallindustrie ist von der Politik einhellig begruesst worden. In Stellungnahmen ist von einem Sieg der Vernunft die Rede und von einem Beweis fuer die soziale Friedensfaehigkeit der Tarifpartner. Dass unter dem Strich ein Einkommensverlust der Arbeit- nehmer herauskomme sei schmerzlich aber notwendig. Das letzte Wort haben jetzt die Gewerkschaftmitglieder. Am Mittwoch entscheiden sie in einer Ur- abstimmung ueber die Annahme des neuen Tarifvertrags.


Suessmuth will Rentenbeitraege nach der Kinderzahl staffeln

Bonn. Bundestagspraesidentin Suessmuth hat vorgeschlagen, die Rentenbei- traege nach der Kinderzahl zu staffeln. Eine Aenderung im Rentensystem sei ebenso notwendig wie eine gerechtere Besteuerung von Familien mit Kindern.


Joschka Fischer will AKW Biblis vorerst nicht wieder anfahren lassen

Wiesbaden. Der hessische Umweltminister Fischer, Buendnis90/Die Gruenen besteht darauf, dass der Reaktorblock A im Atomkraftwerk Biblis still- gelegt bleibt, bis alle Sicherheitsmaengel beseitigt sind. Er forderte Bundesumweltminister Toepfer, CDU, auf, seine atomrechtliche Weisung zurueckzunehmen, und die Stilllegung zuzulassen. Zu dem gestrigen Brand einer Pumpe im Kuehlkreislauf des Reaktors ware es nach Ansicht Fischers ohne die Anweisung Toepfers nicht gekommen. Der Vorfall ereignete sich bei Vorbereitungen zum Wiederanfahren des Reaktors nach Wartungsarbeiten. Der Stromkonzern RWE plant das Wiederanfahren weiterhin fuer die kommende Woche. Nach Angaben des hessischen Umweltministeriums liegen Bundesumwelt- minister Toepfer inzwischen die Informationen vor, die er als Grundlage weiterer Entscheidungen gefordert hat.


Demonstration gegen die Benachteiligung von Frauen

Bonn. Der deutsche Frauenrat erwartet mehr als 20.000 Teilnehmerinnen zu einer Grossdemonstration gegen die Benachteiligung von Frauen. "Frauen bewegen das Land" heisst das Mott der Demonstration. Die Frauen fordern die faire Arbeitsteilung in Familie und Beruf, bessere soziale Absicherungen und mehr Einfluss in der Politik. Ausserdem fordern sie fuer jedes Kind einen Kindergartenplatz. Als Rednerinnen wurden erwartet: Bundestags- praesidentin Suessmuth, die stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Wiczorek- Zeul, Frauenministerin Merkel, FDP-Praesidentschaftskandidatin Hildegard Hamm-Bruecher und Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer. "Frauen wollen nicht die besseren Maenner sein, Frauen wollen zeigen, was in ihnen steckt" heisst es im Aufruf zur Kundgebung. Sie ist Auftakt einer ganzen Reihe bundes- weiter Veranstaltungen zum internationalen Frauentag am kommenden Dienstag. Frau Suessmuth rief die Frauen auf, bereits vorhandene Moeglichkeiten besser zu nutzen. Es muessten aber auch weitere Voraussetzungen geschaffen werden, damit sich die Frauen angemessen an der politischen Macht beteiligen koennen.


Abschlussbericht zur Antiterroraktion in Bad Kleinen gesteht Pannen ein

Bonn. Mehr als acht Monate nach dem Antiterroreinsatz von Bad Kleinen hat Bundesinneminster Kanther in einem Abschlussbericht zahlreiche Maengel beim Vorgehen der Sicherheitskraefte aufgelistet. In dem Bericht, der der deutschen Presseagentur vorliegt ist die Rede von Pannen bei der Beobachtung der mutmasslichen Terroristen Grams und Hogefeld, bei der Ab- stimmung zwischen den beteiligten Behoerden, bei der Untersuchung des Tat- orts und bei der Information der Oeffentlichkeit. Als Folge dieser Schwaechen seien organisatorische Aenderungen innerhalb des Bundeskriminal- amtes und des Sondereinsatzkommandos GSG9 in die Wege geleitet worden.


Bundesinnenministerium bestaetigt bevorstehende Abschiebungen

Bonn. Das Bundesinnenministerium hat bestaetigt, dass in Kuerze mehrere tausend Fluechtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien abgeschoben werden sollen. Die Bundesgrenzschutzdirektionen haetten mit rumaenische Behoerden vereinbart, dass die Abgeschobenen erst nach Rumaenien und von dort in ihre Heimat gebracht wuerden. Die detaillierte Darstellung des Spiegel, wonach der Weg ueber das rumaenische Temeswar nach Serbien fuehren soll, wollte das Ministerium ebensowenig bestaetigen, wie die mit rund 200.000 angegebe Zahl der Betroffenen. Genaue Zahlen haetten ohnehin nur die Bundeslaender. Gemessen an der Gesamtzahl der Fluechtlinge aus Rest- jugoslawien von 230.000 seien die Spiegel-Angaben in jedem Fall zu hoch. Das Nachrichtenmagazin hatte berichtet, dass vor allem Menschen aus Serbien, Montenegro und Kosovo abgeschoben werden sollen.


Kultusminister empfehlen Lehrern "Schindlers Liste"

Muenchen. Mehrere Kultusminister sind dafuer, dass Lehrer mit ihren Schuelern den Film "Schindlers Liste" ansehen und ihn im Unterricht behandeln. In dem Film geht es um den Geschaeftsmann Schindler, der waehrend der Nazidiktatur etwa 1.200 Juden vor der Gaskammer gerettet hat. Der Film sei eine Lektion ueber das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und ein Mahnmal fuer die Menschlichkeit, sagte der bayerische Kultusminister der Bildzeitung. Der Praesident des Bundesverfassungsgerichtes Herzog hat vor der Eroeffnungs- feier der Woche der Bruederlichkeit dazu aufgerufen, unvermindert wachsam gegenueber Antisemitismus und Fremdenhass zu sein. Herzog sagte der dpa, jeder Deutsche sollte sich darueber im Klaren sein, dass die Gewalt gegen Auslaender oder Andersglaeubige sich eines Tages auch gegen ihn richten koenne. Die Woche der Bruederlichkeit wird jedes Jahr von der Gesellschaft fuer christlich-juedische Zusammenarbeit ausgerichtet.


Gewalttaetige Ausschreitungen in Potsdam

Potsdam. Bei gewalttaetigen Ausschreitungen nach einer zunaechst fried- lichen Hausbesetzerkundgebung sind in der brandenburgischen Landeshaupt- stadt drei Polizisten verletzt worden. Rund zwei Dutzend Jugendliche wurden in Gewahrsam genommen. In der Potsdamer Innenstadt gingen bei den Auseinandersetzungen mehrere Schaufensterscheiben zu Bruch.


Groesste Deutsche Blauhelmtruppe wieder zuhause

Bonn. Die bisher groesste Gruppe von deutschen Blauhelmen ist am Abend von Somalia nach Deutschland zurueckgekehrt. Generalinspekteur Naumann begruesste die 435 Soldaten und ihre Angehoerigen auf dem Koeln-Bonner Flughafen. In der somalischen Haupstadt Mogadishu sind noch 400 deutsche Soldaten und warten auf ihren Ruecktransport.


Internationale Tourismusboerse in Berlin oeffnet ihre Pforten

Berlin. In den Messehallen am Berliner Funktueren beginnt heute die inter- nationale Tourismusboerse. Mehr als 5.000 Aussteller beteiligen sich dieses Jahr an der Weltmesse des Tourismus. Trotz allgemeiner Rezession ist die Reisebranche in Punkto Wachstum weiterhin zuversichtlich.


Bisher waermster Tag des Jahres

Stuttgart. Weite Teile Baden-Wuerttembergs erlebten heute den bisher waermsten Tag des Jahres. So gab es in Freiburg am Nachmittag 19 Grad, Stuttgart erreichte 18.6 Grad und im hohenlohischen Oehringen wurden 17.8 Grad verzeichnet.


Quellen

SWF 3    7:00 MEZ    9:00 MEZ    10:00 MEZ    13:00 MEZ    17:00 MEZ    20:00 MEZ
    SDR 3    19:00 MEZ