GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 28.11.1995



* Bundeskabinett beschliesst Entsendung von 4000 Bundeswehrsoldaten
* Buendnis 90 / Die Gruenen lehnen BW-Einsatz ab
* Bundeskartellamt will Verteuerung von Getraenkedosen untersagen
* Deutsche Bahn AG will 4000 Arbeitsplaetze abbauen
* Lafontaine und Gysi treffen sich zu einem Gespraech
* Schieberbande in Schleswig-Holstein ausgehoben
* Firmen wollen sich nicht an der Auszahlung des Kindergeldes beteiligen
* Keine Einigung im Koalitionsgespraech zum Ladenschlussgesetz
* Zweite Stufe der Pflegeversicherung soll im naechsten Jahr in Kraft treten
* Techniker-Krankenkasse wird teurer
* Bund trennt sich von Flughafenanteilen
* AEG-Vorstand fuer Schliessung der Konzernzentrale in Frankfurt
* Koalitionsparteien stehen Buendnis fuer Arbeit positiv gegenueber
* Sportfotograf Erich Baumann ist tot
* Wim Thoelke gestorben



Bundeskabinett beschliesst Entsendung von 4000 Bundeswehrsoldaten

Dem Einsatz von Bundeswehrsoldaten in der internationalen Bosnien-Friedenstruppe steht offenbar nichts mehr im Weg. Das Bundeskabinett beschloss am Morgen, rund 4000 Bundeswehrsoldaten zum groessten Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr zu entsenden. Am Mittwoch naechster Woche soll der Bundestag darueber entscheiden. Die Fraktionen von CDU/CSU und der FDP stimmten den Plaenen einstimmig zu. Die SPD sprach sich mit Mehrheit fuer die Entsendung der deutschen Soldaten aus, betonte aber, sie lehne den Einsatz von ECR-Tornados weiterhin ab. Die deutschen Soldaten sollen in Kroatien stationiert werden. Sie sollen vor allem Verwundete bergen, Strassen instand setzen und Material liefern. Der Militaerausschuss der NATO verabschiedete den Einsatzplan fuer die internationale Bosnientruppe, der auch die Bundeswehrsoldaten angehoeren sollen. Insgesamt sollen etwa 60000 Soldaten aus 25 Staaten in der Truppe Dienst tun. Die groessten Kontingente stellen die USA, Grossbritannien und Frankreich. Die Einheiten sollen entsandt werden, sobald der Friedensvertrag fuer Bosnien unterzeichnet ist.


Buendnis 90 / Die Gruenen lehnen BW-Einsatz ab

Der Bundesvorstand von Buendnis 90 / Die Gruenen hat den Einsatz deutscher Soldaten im frueheren Jugoslawien abgelehnt. Parteisprecherin Anne Milges teilte am Mittag in Bonn mit, der Bundesvorstand habe mit Mehrheit eine entsprechende Resolution verabschiedet. Das Gremium wandte sich mit diesem Beschluss auch gegen die Position des Bonner Fraktionssprechers Fischer, der einen Einsatz der Bundeswehr auf dem Balkan nicht ausschliessen will.


Bundeskartellamt will Verteuerung von Getraenkedosen untersagen

Das Bundeskartellamt will die geplante Verteuerung von Getraenkedosen untersagen. Hersteller und Handel hatten sich geeinigt, die Dosen vom naechsten Jahr an um 10 Pfennig teurer zu verkaufen. Mit dem Geld sollte das Mehrwegsystem gefoerdert werden. Nach Ansicht des Kartellamts ist dies eine Preisvereinbarung, die gegen deutsches und europaeisches Wettbewerbsrecht verstoesst. Das Bundesumweltministerium erklaerte, falls die Dosenumweltgebuehr scheitern sollte, werde man sich andere Schritte vorbehalten. So koennte zum Beispiel ein Pflichtpfand eingefuehrt werden.


Deutsche Bahn AG will 4000 Arbeitsplaetze abbauen

Frankfurt. Die Deutsche Bahn AG will 4000 Arbeitsplaetze abbauen. Betroffen sind Verwaltungsmitarbeiter, die das Schienennetz betreuen. Von den 90000 Beschaeftigten soll aber niemand entlassen werden. Den Stellenabbau will man durch die Versetzung von Mitarbeitern erreichen. Ausserdem sollen die Stellen von ausscheidenden Mitarbeitern nicht neu besetzt werden.


Lafontaine und Gysi treffen sich zu einem Gespraech

Bonn. Der neue Chef der SPD, Lafontaine, und der Chef der Bundestagsgruppe der PDS, Gysi, sind am Nachmittag zu einem Gespraech zusammengekommen. Das wurde von einem Sprecher der SPD bestaetigt. Nach einem Bericht der Saarbruecker Zeitung sollen die beiden sich ueber den Aufbau Ost und die Wirtschaftsentwicklung in den neuen Laendern unterhalten haben. Der Saechsischen Zeitung sagte Gysi, er habe mit Lafontaine auch ueber ein normales Verhaeltnis zwischen SPD und PDS gesprochen. Die bereits seit einer Weile geplante Begegnung war von den Bonner Regierungsparteien bereits heftig kritisiert worden.


Schieberbande in Schleswig-Holstein ausgehoben

Eine internationale Bande hat in Schleswig-Holstein etwa 900 Lastwagen gestohlen und sie nach Polen verschoben. Sechs Verdaechtige wurden verhaftet. Die Laster haben einen Wert zwischen 50000 und 150000 DM. Insgesamt wird der Schaden auf 75 Mio DM geschaetzt. Die Kriminalpolizei vermutet Mafia-aehnliche Strukturen, die sich von Schleswig-Holstein ueber Hamburg und Berlin bis nach Polen erstrecken. Etwa 40 Mitglieder der Bande seien der Polizei bekannt. Als Kuriere fuer die Grenzfahrten nach Polen wurden deutsche Straftaeter angeworben, die bis zu 2000 DM pro Tour erhielten.


Firmen wollen sich nicht an der Auszahlung des Kindergeldes beteiligen

Mehrere hunderttausend Firmen wollen sich nicht an der Auszahlung des Kindergeldes beteiligen. Die Bundesanstalt fuer Arbeit teilte mit, viele Firmen haetten eine Freistellung von der Auszahlung des Kindergeldes beantragt. Ab erstem Januar gilt eine Neuregelung. Ausgezahlt wird das Kindergeld dann nicht mehr von den Arbeitsaemtern, sondern von den Lohnbueros der privaten Arbeitgeber. Kleinere Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern koennen sich jedoch von dieser Pflicht entbinden lassen. Dann zahlt das Arbeitsamt das Kindergeld.


Keine Einigung im Koalitionsgespraech zum Ladenschlussgesetz

CDU/CSU und FDP haben sich in einem Koalitionsgespraech nicht darueber einigen koennen, in welcher Form das Ladenschlussgesetz gelockert wird. Aus der CDU gab es heftigen Widerstand gegen die Forderung der Freien Demokraten, den Ladenschluss an allen Tagen auf 20:00 festzusetzen. Teile der Union wollen 19:30 als Schlusszeit. Auch ueber die Oeffnung bis 16:00 an allen Samstagen muss noch verhandelt werden. Nach Angaben der FDP soll das Bundeskabinett noch vor Weihnachten einen Gesetzesentwurf beschliessen. Dagegen heisst es bei der Union, moeglicherweise werde die Entscheidung erst nach den Landtagswahlen im Maerz fallen.


Zweite Stufe der Pflegeversicherung soll im naechsten Jahr in Kraft treten

Bonn. Die zweite Stufe der Pflegeversicherung soll nach dem Willen der Koalition wie vorgesehen im naechsten Jahr in Kraft treten. Wie der CSU-Landesgruppenchef Gloss mitteilte, sind die Fuehrungen der Regierungsparteien der Auffassung, dass ein zusaetzlicher Ausgleich der Arbeitgeberbeitraege nicht notwendig ist. Gloss fuegte hinzu, Bundessozialminister Bluem werde die hoeheren Beitraege indirekt durch groessere Einsparungen im sozialen Bereich auffangen. Wie es heisst, geht es dabei um Arbeitskosten und Sozialleistungen. Dabei werde auch ueber das Thema Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gesprochen.


Techniker-Krankenkasse wird teurer

Hamburg. Die Techniker-Krankenkasse wird teurer, Die Beitraege steigen ab ersten Januar in den alten Bundeslaendern von 12,1% auf 12,8%, in den neuen Laendern von 11% auf 12,1%. Betroffen sind rund 4,5 Mio Versicherte der Techniker-Krankenkasse. Die groesste deutsche Ersatzkasse, die Barmer, haelt dagegen ihre Beitragssaetze stabil.


Bund trennt sich von Flughafenanteilen

Bonn. Der Bund wird sich von seinen Anteilen an den Flughaefen von Hamburg und Koeln-Bonn trennen. Dies geht aus einem Beschluss hervor, den das Kabinett gefasst hat. Bundesverkehrsminister Wissmann will in absehbarer Zeit auch die Bundesbeteiligung an den Airports in Frankfurt am Main, Muenchen und Berlin abstossen. Wissmann erklaerte, es duerfe nicht nur darum gehen, Geld fuer die Bundeskasse zu erhalten. Die Position der deutschen Flughaefen im internationalen Wettbewerb muesse gestaerkt werden.


AEG-Vorstand fuer Schliessung der Konzernzentrale in Frankfurt

Frankfurt. Der Vorstand der AEG hat sich fuer die Schliessung der Frankfurter Konzernzentrale ausgesprochen. Dies bestaetigte Vorstandschef Stoeckel. AEG beschaeftigt am Standort Frankfurt insgesamt 3000 Mitarbeiter. Von einer Schliessung waeren 200 Beschaeftigte direkt betroffen. Der Fortbestand der uebrigen Arbeitsplaetze muesse geprueft werden, hiess es.


Koalitionsparteien stehen Buendnis fuer Arbeit positiv gegenueber

Bonn. Die Koalitionsparteien stehen dem Buendnis fuer Arbeit, das die IG Metall vorgeschlagen hat, positiv gegenueber. Nach einem Koalitionsgespraech unter Leitung von Bundeskanzler Kohl hiess es, man muesse darauf eingehen, dass die IG Metall zu einer Diskussion ueber die Arbeitskosten bereit sei. Das Buendnis fuer Arbeit sollen nach Vorstellungen der IG Metall Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Regierung eingehen.


Sportfotograf Erich Baumann ist tot

Oberroth. Der Sportfotograf Erich Baumann ist tot. Wie heute bekannt wurde, starb der 76jaehrige bereits am Sonntag. Der gebuertige Ludwigsburger erhielt im Laufe der Jahre mehr als 60 Preise und war damit der erfolgreichste Sportfotograf der Welt.


Wim Thoelke gestorben

Der beliebte Showmaster Wim Thoelke ist tot. Er starb nach Informationen der Bildzeitung bereits am Sonntag Abend nach laengerem Herzleiden in seinem Haus in Wiesbaden. Der 68jaehrige war einem Millionenpublikum unter anderem durch die ZDF-Sendung "Der grosse Preis" zugunsten der Aktion Sorgenkind bekannt. Thoelke war einer der Stilleren unter den ganz Grossen im deutschen Fernsehgeschaeft. "Big Wim" haben ihn seine Kollegen genannt; knallige Gags und schrille Auftritte mochte er nicht. Nie so ganz locker, aber immer serioes und korrekt war er beim Publikum beliebt, wie nur wenige andere. Stationen seiner Karriere: In den 60er Jahren kommt Thoelke zum ZDF, moderiert die heute-Nachrichten und baut das Aktuelle Sportstudio mit auf. 1974 dann der erste "Grosse Preis". Wum und Wendelin sind immer dabei, Thoelke bietet Millionen ein Quiz mit Niveau und macht mit Inhalt Quote. Die Show zugunsten der Aktion Sorgenkind wird weltweit zur erfolgreichsten Fernsehlotterie. Pro Sendung kommen gut 18 Millionen DM fuer den guten Zweck zusammen. Im April 1992 moderiert Thoelke sitzend seine 200. Sendung. Er ist stark abgemagert, noch immer gezeichnet von einer schweren Bypass-Operation. Mit 65 Jahren gibt Thoelke dann nach 18 Erfolgsjahren den Grossen Preis auf. "Ich moechte nicht gefeiert werden", sagt er kurz vor seiner letzten Sendung. Das war im Dezember vor drei Jahren.


Quellen

SWF 3    13:00 MEZ    15:00 MEZ    17:00 MEZ    19:00 MEZ    21:00 MEZ
HR 3    12:00 MEZ    14:00 MEZ    20:00 MEZ
B5    8:30 MEZ