GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mi, 06.09.1995



* Bonner Reaktionen auf die Wiederaufnahme der franzoesischen Atomversuche
* Schlagabtausch im Bundestag ueber Sozial- und Wirtschaftspolitik
* Zustimmung der Bonner Parteien zu Militaeraktion der NATO in Bosnien
* Tarifverhandlungen fuer die Volkswagenwerke auf Montag vertagt
* Flexible Arbeitszeit fuer Opel-Beschaeftigte in Ruesselsheim vereinbart
* 7-Tage-Woche bei den Pirelli-Reifenwerken
* Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich verstetigt
* Schmoldt neuer Vorsitzender der IG Chemie, Papier, Cheramik
* Naechstes Jahr wieder 40-Stunden-Woche fuer Beamte in Niedersachsen
* Kommunales Wahlrecht fuer im Saaland lebende EU-Buerger
* Wieder mehr Lehrstellen in Baden-Wuerttemberg
* Zahl der Asylbewerber im August gestiegen
* Stasi war in Entfuehrung der "Landshut" im Jahr 1977 verwickelt
* Untersuchungsausschuss zur Steueraffaire Graf gefordert
* Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor Insektensprays
* Polizei befreit entfuehrten Geschaeftsmann
* Boerse



Bonner Reaktionen auf die Wiederaufnahme der franzoesischen Atomversuche

Die Wiederaufnahme der franzoesischen Atomversuche hat erneut weltweite Proteste ausgeloest. Die Bonner Regierungsparteien CDU/CSU und FDP haben im Gegensatz dazu mit ihrer Mehrheit eine Entschliessung des Bundestags ueber die franzoesischen Atomversuche verhindert. Bundeskanzler Kohl bekraeftigte seine Kritik an den Tests, warnte aber zugleich vor allen Protestformen, die die deutsch-franzoesische Freundschaft belasten koennten. SPD und Gruene warfen der Bundesregierung zu grosse Zurueckhaltung vor. Deren Sprecher Hausmann verwies darauf, dass die Koalition ihre, wie er sagte, kritische Haltung zu Nukleartests bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht habe. Der SPD-Vorsitzende Scharping betonte, die Versuche loesten Gefahren fuer Mensch und Umwelt aus. FDP-Generalsekretaer Westerwelle sprach von einer Aktion ohne Sinn und Verstand. Dagegen warnte der CDU-Abruestungsexperte Pflueger vor ueberzogener Kritik.


Schlagabtausch im Bundestag ueber Sozial- und Wirtschaftspolitik

Regierung und Opposition haben sich heute bei der Generaldebatte ueber den Haushalt 1996 im Bundestag in Bonn einen Schlagabtausch ueber die kuenftige Sozial- und Wirtschaftspolitik geliefert. SPD-Chef Scharping warf Bundeskanzler Kohl vor, die Arbeitslosigkeit als Vorwand zum Abbau des Sozialstaates zu missbrauchen. Scharping und der Sprecher von Buendnis 90 / Die Gruenen, Fischer, verlangten klare Zielsetzungen der Koalition in den Bereichen Vollbeschaeftigung und Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland, sowie einen oekologische Steuerreform. Ausserdem muesse sich Bundeskanzler Kohl eindeutig ueber die Zukunft des Solidarzuschlags aeussern. Redner von Union und FDP verwiesen hingegen auf die Erfolge der Koalition. Der Kanzler erklaerte, die SPD betreibe lediglich Miesmacherei und wolle sich den Herausforderungen der deutschen Wirtschaft nicht stellen. Kohl nannte das Erscheinungsbild der Sozialdemokraten "jaemmerlich". Der Fraktionsvorsitzende der Union, Schaeuble, betonte, trotz der gewaltigen Belastungen durch die Einheit habe Deutschland die niedrigste Preissteigerungs- und Zinsrate seit Jahren. In der Frage der Vollbeschaeftigung seien die Tarifparteien gefordert. Sie truegen in erster Linie die Verantwortung. Der Staat koenne nur die Rahmenbedingungen vorgeben. Der FDP-Vorsitzende Gerhardt sagte, die wirtschaftlichen Zahlen zeigten, dass es auch in Ostdeutschland aufwaerts gehe. Alle noch bestehenden Probleme koennten bewaeltigt werden.


Zustimmung der Bonner Parteien zu Militaeraktion der NATO in Bosnien

Die Militaeraktion der NATO in Bosnien ist bei den im Bundestag vertretenen Parteien auf breite Zustimmung gestossen. In der Haushaltsdebatte des Parlaments bezeichneten Sprecher der Regierungskoalition und der Opposition heute in Bonn die Luftangriffe auf serbische Stellungen als unvermeidbar. Aussenminister Kinkel unterstrich, UNO und NATO haetten auf das Blutbad von Sarajevo richtig reagiert. Der aussenpolitische Experte der SPD, Vogt, forderte die Regierung auf, auch kroatische Kriegsverbrechen zu verurteilen. Fuer das Buendnis 90 / Die Gruenen plaedierte der Abgeordnete Vollmer fuer eine neue europaeische Sicherheitsstruktur, die nicht auf Militarismus beruhe.


Tarifverhandlungen fuer die Volkswagenwerke auf Montag vertagt

Die Tarifverhandlungen fuer die Volkswagenwerke sind auf den naechsten Montag vertagt worden. VW-Betriebsrat Volkert sagte, man sei an einem nahezu unloesbaren Punkt angekommen. Der VW-Vorstand warf der Gewerkschaft vor, sie verweigere einen Leistungsbeitrag der Beschaeftigten. Die Gewerkschaft lehnte das Lohnangebot des Vorstands ab. Darin hatte VW sich bereiterklaert, von August bis zum Jahresende monatlich 150 DM zu zahlen. Ab 1996 sollten die Beschaeftigten dann 3% mehr Geld erhalten. Die Gewerkschaft verlangt 6%.


Flexible Arbeitszeit fuer Opel-Beschaeftigte in Ruesselsheim vereinbart

Fuer das Opel-Stammwerk in Ruesselsheim ist eine flexible Arbeitszeit vereinbart worden. Je nach Auftragslage wird woechentlich zwischen 30 und 38,75 Stunden gearbeitet. Im Durchschnitt wird bei Opel die 35-Stunden-Woche erreicht und bezahlt.


7-Tage-Woche bei den Pirelli-Reifenwerken

Bei den Pirelli-Reifenwerken im Odenwald gilt ab dem 4. Oktober die 7-Tage-Woche. Durch das neue 3-Schichten-Modell, das Sonntagsarbeit mit einschliesst, werden bei Pirelli 200 Arbeitsplaetze geschaffen.


Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich verstetigt

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich nach Angaben des Praesidenten des Statistischen Bundesamtes, Merk, verstetigt. Wie Merk heute in Wiesbaden bekanntgab, betrug der Anstieg des Bruttoinlandprodukts im ersten Halbjahr gegenueber dem gleichen Vorjahreszeitraum 2,6%. Damit seien Annahmen nicht bestaetigt worden, das Wachstum habe sich verstaerkt. Konjunkturpessimismus sei aber nicht gerechtfertigt, erklaerte Merk.


Schmoldt neuer Vorsitzender der IG Chemie, Papier, Cheramik

Neuer Vorsitzender der IG Chemie, Papier, Cheramik ist das 50jaehrige Vorstandsmitglied Schmoldt, das bisher fuer den Bereich "Mitbestimmung" zustaendig war. Auf dem Gewerkschaftstag in Hannover erhielt Schmoldt am Vormittag mehr als 94% von 372 gueltigen Deligiertenstimmen. Er tritt die Nachfolge von Hermann Rappe an, der nach 13 Jahren an der Spitze der groessten DGB-Gewerkschaft aus Altersgruenden nicht wieder kandidierte.


Naechstes Jahr wieder 40-Stunden-Woche fuer Beamte in Niedersachsen

Die etwa 100.000 Beamten in Niedersachsen muessen vom kommenden Jahr an wieder 40 Stunden pro Woche arbeiten. Ein Regierungssprecher begruendete diese Entscheidung heute in Hannover im Anschluss an eine Kabinettssitzung mit der schlechten Finanzlage. Um das Vorhaben durchzusetzen, braucht die Landesregierung nicht die Zustimmung des Parlaments.


Kommunales Wahlrecht fuer im Saaland lebende EU-Buerger

Die rund 25.000 im Saarland lebenden Buerger aus Mitgliedsstaaten der Europaeischen Union sollen kuenftig das Wahlrecht bei Kommunalwahlen erhalten. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hat der saarlaendische Landtag heute in Saarbruecken einstimmig in erster Lesung beschlossen. Im naechsten Jahr werden im Saaland in 4 Gebietskoerperschaften die Landraete von der Bevoelkerung direkt gewaehlt.


Wieder mehr Lehrstellen in Baden-Wuerttemberg

Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt in Baden-Wuerttemberg ist besser als noch vor wenigen Monaten vermutet. Darauf hat Ministerpraesident Teufel heute in Stuttgart hingewiesen. Nach einem Gespraech mit den Industrie- und Handelskammern, dem Landesverband der Industrie und den Handwerkskammern legte Teufel aktuelle Zahlen auf den Tisch. Demnach gab es Baden-Wuerttemberg-weit Ende August 85.000 Lehrstellen, vor allem im gewerblich-technischen Bereich, zum gleichen Zeitpunkt suchten 79.000 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Der Ministerpraesident gab zu, noch vor wenigen Monaten hatte er ganz andere Befuerchtungen, heute schaue er optimistisch in die Zukunft. Teufel sprach sogar von einer Trendwende am Lehrstellenmarkt. Die Wirtschaft im Land stellt wieder erheblich mehr Ausbildungsplaetze zur Verfuegung als noch in den letzten Jahren.


Zahl der Asylbewerber im August gestiegen

Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist im August im Vergleich zum Vormonat wieder gestiegen. Wie das Innenministerium am Vormittag in Bonn mitteilte, wurden mehr als 11.900 Antraege registriert. Das waren knapp 1.700 mehr als im Juli. Minister Kanther sagte, das neue Asylrecht muesse auch in Zukunft in allen seinen Komponenten entschieden angewandt werden.


Stasi war in Entfuehrung der "Landshut" im Jahr 1977 verwickelt

Der Staatssicherheitsdienst der DDR war nach Aussage des frueheren RAF-Terroristen Peter Juergen Book 1977 in die Entfuehrung der Lufthansamaschine "Landshut" durch Palestinenser verwickelt. Als Zeuge im Prozess gegen die Terroristin Sieglinde Hoffmann vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht sprach Book heute von einer Verstrickung der Stasi in diesen Fall. Die Landshut war waehrend der Entfuehrung des spaeter ermordeten Arbeitgeberpraesidenten Schleyer gekidnappt worden.


Untersuchungsausschuss zur Steueraffaire Graf gefordert

Mit der Steueraffaire Graf wird sich moeglicherweise ein Untersuchungsausschuss des baden-wuerttembergischen Landtags beschaeftigen muessen. Entsprechende Ueberlegungen gibt es bei den Oppositionsfraktionen FDP und Republikaner. Auch die Jungsozialisten fordern von ihrer Mutterpartei Initiativen, falls CDU-Finanzminister Mayer-Vorfelder nicht rasch fuer eine umfassender Aufklaerung in der Affaire sorge.


Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor Insektensprays

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor Insektenbekaempfung mit chemischen Mitteln. Manches Spray fuehre bei Menschen zu Kopfschmerzen, traenenden Augen oder Benommenheit. Die Zentrale empfiehlt deshalb Hausmittel. Ameisen koenne man beispielsweise mit Backpulver, Schaben mit Klebefallen bekaempfen.


Polizei befreit entfuehrten Geschaeftsmann

Die Polizei hat in der Nacht im baden-wuerttembergischen Metzingen einen entfuehrten Geschaeftsmann befreit. Sie nahm 6 bewaffnete Polen fest. Hintergrund der Entfuehrung war ein Streit um rund 1 Million DM. Vor seiner Befreiung hatte der Metzinger Geschaeftsmann bereits Kontovollmachten und Ueberschreibungen von Immobilien unterzeichnet. Taeter und Opfer kannten sich aus der Baubranche.


Boerse

Einige Kurse:
Dollar(1 US_$)  1,4765
ECU-Wert(1 ECU)  1,88611
England(1 Pfund)  2,2860
Schweiz(100 sfr)  121,5500
Frankreich(100 FF)  29,0190
Italien(1000 Lit)  0,9079
Spanien(100 Ptas)  1,1669
Japan(100 Yen)  1,4957
 
Einige Indizes:
DAX:2277,13
Dowjones-Index:4677,47



Quellen

DLF    12:00 MESZ    19:00 MESZ
SWF3    17:00 MESZ
Radio7    18:00 MESZ