GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Mo, 13.10.1997



* CDU-Bundesparteitag: Grundsatzrede Kohls
* Lafontaine weist Kohl-Kritik an SPD zurueck
* Entwurf des Gruenen-Wahlprogramms 1998 vorgelegt
* Waigel fordert erneut geringere EU-Beitraege Deutschlands
* Koschnick: Bosnien-Fluechtlinge werden gemobbt
* Bundesregierung: Lufthansa-Privatisierung ein voller Erfolg
* Boerse



CDU-Bundesparteitag: Grundsatzrede Kohls

Leipzig. Bundeskanzler Kohl hat auf dem CDU-Bundesparteitag die Delegierten zur Geschlossenheit aufgerufen. Kohl sagte, CDU und Koalition haetten alle Chancen, die Bundestagswahl im kommenden Jahr zu gewinnen, wenn sie zusammenstuenden. Allerdings sei die Wahl noch nicht gewonnen. Mit minutenlangem Beifall bedachten die Delegierten Kohls Ankuendigung, bei der Wahl erneut anzutreten. Der Bundeskanzler bekannte sich klar zur Koalition mit der FDP und warnte die Liberalen davor, in der Frage des Buendnisses zu schwanken. Erneut bekannte sich Kohl zur Europaeischen Waehrungsunion. Viele Menschen in Deutschland wuerden aus historischer Erfahrung lieber an der D-Mark festhalten, raeumte er ein. Neue Entwicklungen in der Welt erforderten aber neue Antworten. Der SPD warf Kohl vor, kein Konzept zu haben und die Macht in Bonn mit Hilfe der Gruenen und Duldung der PDS erringen zu wollen. Kohl kritisierte hart die moeglichen Kanzlerkandidaten der SPD, Schroeder und Lafontaine. Schroeder sei ein Opportunist, wie er im Buche stehe. Lafontaine habe erst das Saarland ins finanzielle Chaos gefuehrt und dann versucht, es auf Kosten der Bundesrepublik zu sanieren. Die parteiinterne Kritik ueberging Kohl in seiner Rede. Kritiker, die vor dem Parteitag die Strategie- und Fuehrungsdebatte ausgeloest hatten, hielten sich zurueck. Der Vorsitzende der Jungen Union Escher erklaerte seinen Vorstoss fuer eine Trennung von Parteivorsitz und Kanzleramt fuer beendet. Escher sagte, nun gelte es Wahlkampf zu machen. Der CDU-Bundesparteitag dauert noch bis Mittwoch. Im Vordergrund des Parteitags stehen die Themen Arbeit, Bildung, Europa und Innere Sicherheit.


Lafontaine weist Kohl-Kritik an SPD zurueck

Bonn. Der SPD-Vorsitzende Lafontaine hat die heftige Kritik von Bundeskanzler Kohl an den Sozialdemokraten entschieden zurueckgewiesen. Wer sich in dieser Form mit dem politischen Gegner auseinandersetze, offenbare die eigene Schwaeche, sagte Lafontaine. Kohls Rede habe auch gezeigt, dass der Kanzler fuer die sozialen Verwerfungen in der Republik kein Empfinden habe. Wer sage, es gebe keine Wohltaten mehr zu verteilen, und gleichzeitig die private Vermoegensteuer abschaffe, sei sozial blind.


Entwurf des Gruenen-Wahlprogramms 1998 vorgelegt

Bonn. Buendnis 90/Die Gruenen haben als erste Partei ein Programm fuer die Bundestagswahl 1998 vorgelegt. Darin fordern sie den Ausstieg aus der Atomkraft, die Abschaffung der Wehrpflicht und die Aufloesung der NATO. Die Bundeswehr soll nach ihren Vorstellungen auf unter 150.000 Soldaten verkleinert werden. Mit einem neuen Steuer- und Abgabensystem wollen die Gruenen niedrige und mittlere Einkommen entlasten. Teil ihrer oekologischen Steuerreform ist auch eine drastische Anhebung des Benzinpreises. Bis zum Jahr 2005 soll der Liter Benzin nach dem Willen der Gruenen DM 4,30 kosten. Endgueltig verabschiedet wird das Wahlprogramm auf einer Bundesdelegiertenkonferenz Anfang Maerz kommenden Jahres. Bis dahin sei noch Zeit fuer Diskussionen, sagte Parteisprecher Trittin. Fraktionschef Fischer warnte die Gruenen mit Blick auf eventuelle Koalitionsverhandlungen vor unrealistischen Forderungen. Die SPD lehnte die Vorstellungen ihres moeglichen Regierungspartners bereits ab. Der Geschaeftsfuehrer der SPD-Bundestagsfraktion Struck erklaerte, das Papier koenne so nicht Gegenstand von Koalitionsverhandlungen sein.


Waigel fordert erneut geringere EU-Beitraege Deutschlands

Luxemburg. Bundesfinanzminister Waigel hat bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen erneut gefordert, dass die deutschen Beitraege an die Europaeische Union gesenkt werden. Eine Analyse der Europaeischen Union, wonach das System der Beitragszahlungen gerecht ist, bezeichnete Waigel als enttaeuschend und inakzeptabel. Wie es heisst, erwartet die Bundesregierung, dass ihre EU-Beitraege von gegenwaertig rund 22 Mrd. DM im Jahr auf etwa 15 Mrd. DM gesenkt werden. Unterstuetzung fuer seine Forderungen bekam Waigel allerdings nur von Oesterreich, Schweden und den Niederlanden. Nach Aussagen von EU-Kommissionspraesident Santer profitiert die Bundesrepublik mehr von der Europaeischen Union, als dies die Bonner Berechnungen besagen.


Koschnick: Bosnien-Fluechtlinge werden gemobbt

Hannover. Der ehemalige EU-Verwalter von Mostar Hans Koschnick hat deutschen Behoerden Mobbing bei der Behandlung von Bosnien-Fluechtlingen vorgeworfen. Allein aus Niedersachsen laegen ihm mehr als 200 Hilferufe von Fluechtlingen vor, sagte der ehemalige Bremer Buergermeister der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Entgegen dem Stufenplan der deutschen Innenminister verweigerten beispielsweise einige Arbeitsaemter jungen Bosniern den Abschluss ihrer Ausbildung.


Bundesregierung: Lufthansa-Privatisierung ein voller Erfolg

Frankfurt. Die Bundesregierung hat die Restprivatisierung der Lufthansa als Erfolg gewertet. Verkehrsminister Wissmann erklaerte in Frankfurt, mehr als 400.000 Privatanleger haetten Kaufauftraege fuer die Lufthansa-Aktien aus Bundesbesitz abgegeben. Das Papier wurde heute an der Boerse nur knapp ueber dem Ausgabekurs von 33,30 DM gehandelt. Durch den Verkauf des Aktienpakets fliessen 4,7 Mrd. DM in die Bundeskasse.


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7550
Kanada(1 $)  1,2730
England(1 Pfund)  2,8494
Irland(1 Pfund)  2,5595
Schweiz(100 sfr)  119,850
Frankreich(100 FF)  29,793
Italien(1000 Lit)  1,0179
Oesterreich(100 oeS)  14,208
Spanien(100 Ptas)  1,1855
Japan(100 Yen)  1,4475
Schweden(100 skr)  23,150
 
Einige Indizes:
DAX:4231,40( aktuell )  
4188.52( Vortagswert )  
Dowjones-Index:8093,59( Stand 17:00 MESZ )  
8045,21( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:17204,70
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SRD3    14:00 MESZ    16:00 MESZ    20:00 MESZ
B5    09:15 MESZ    20:15 MESZ