GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Fr, 06.09.1996



* Amerikanischer Aussenminister zu Besuch in Bonn
* Stihl fuer weitere Einschnitte ins soziale Netz
* Festakt zum 50. Jahrestag der "Rede der Hoffnung"
* SPD will Normalverdiener entlasten
* Wahlergebnis fuer Fischer bedeutet keine Richtungsaenderung
* Schuermannbau soll doch saniert werden
* Waigel erhoeht Zuschuss fuer Bundesanstalt fuer Arbeit
* Achte Runde der Tarifverhandlungen in Nordrhein-Westfalen
* Tarifschlichtung fuer Arbeitnehmer der Deutschen Bahn AG beginnt
* Zweiter Tag im Graf-Prozess
* Opel spart durch Ideen der Belegschaft ueber 100 Millionen
* Alkoholkonsum in Deutschland nimmt ab
* Schlechter Sommer hilf Reisebranche
* Boerse



Amerikanischer Aussenminister zu Besuch in Bonn

Der amerikanische Aussenminister Christopher ist am Vormittag in Bonn mit Bundeskanzler Kohl zusammengetroffen. Dabei wurden insbesondere die Situation im Irak sowie der Besuch des Kanzlers beim russischen Praesidenten Jelzin an diesem Wochenende eroertert. Christopher sprach vermutlich auch die deutschen Beziehungen zum Iran an. Die USA hatten wiederholt gefordert, dass Bonn den sogenannten "kritischen Dialog" mit Teheran beende. Der US-Aussenminister hatte zuvor mit den Regierungen in London und Paris konferiert.


Stihl fuer weitere Einschnitte ins soziale Netz

Bonn. Der Praesident des Industrie- und Handelstages, Stihl, hat sich fuer weitere Einschnitte ins soziale Netz ausgesprochen. In einem Zeitungsinterview forderte er eine hoehere Selbstbeteiligung der Versicherten bei der Krankenversicherung. Ausserdem muesse die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall reduziert werden. Von der Bundesregierung verlangte Stihl, die gesetzliche Pflegeversicherung auf eine privatrechtliche umzustellen.


Festakt zum 50. Jahrestag der "Rede der Hoffnung"

Stuttgart. Mit einem Festakt in Anwesenheit von US-Aussenminister Christopher wuerdigte die baden-wuerttembergische Landesregierung heute den 50. Jahrestag der Rede des damaligen US-Aussenministers Burns. Burns Rede war der Schritt zu einer neuen Deutschlandpolitik der Amerikaner. Eineinhalb Jahre nach Kriegsende sprach sich der damalige Aussenminister der USA fuer eine wirtschaftliche Einheit Deutschlands ueber Besatzungsgrenzen hinweg aus und fuer die Bildung einer eigenen deutschen Regierung, die nicht von den Alliierten ernannt werden sollte. Beim wirtschaftlichen Wideraufbau und dem Wiedereintritt in die demokratische Voelkergemeinschaft wolle das amerikanische Volk das deutsche unterstuetzen, so James F. Burns am 6. September 1946 in seiner historischen Rede im Stuttgarter Opernhaus. Den besiegten Deutschen reichte Burns damit die Hand zu Frieden und Freundschaft. Den anderen Siegermaechten dagegen signalisierte die Rede, dass die Amerikaner dagegen eine gemeinsame alliierte Verwaltung Deutschlands, wie in den Potsdamer Beschluessen festgelegt, nicht mehr verfolgen wollten. Heute 50 Jahre danach wollten deutsche und amerikanische Politiker an diesen Wendepunkt in den Beziehungen beider Staaten erinnern.


SPD will Normalverdiener entlasten

Mit einer grossen Steuerreform will die SPD-Bundestagsfraktion Normalverdiener entlasten. Ausserdem sollen Millionaere staerker zur Finanzierung der Deutschen Einheit herangezogen werden. Fraktionschef Rudolf Scharping sagte nach einer Klausurtagung in Bonn, die Abgeordneten haetten das Konzept der Parteifuehrung fuer eine Steuerreform einstimmig uebernommen.


Wahlergebnis fuer Fischer bedeutet keine Richtungsaenderung

Die Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Buendnis 90/Die Gruenen, Mueller, sieht in den Ergebnissen der Wahlen zur Fraktionsspitze keine Richtungsaenderung bei den Gruenen. Dass der ebenfalls wiedergewaehlte Fraktionssprecher Fischer weniger Stimmen als vor zwei Jahren erhielt sei keine Abstrafung, betonte sie heute frueh im Deutschlandfunk. Das Wahlergebnis zeige vielmehr die normalen Stimmenverhaeltnisse bei den Gruenen. Die dem linken Fluegel bei den Gruenen zugeordnete Frau Mueller betonte im uebrigen, das zentrale Gewicht der Umweltpolitik in ihrer Partei. Im oekologischen Umbau der Wirtschaft laegen riesige Chancen auch fuer den Standortfaktor in Deutschland. Dies werde von der Regierung in Bonn bislang nicht wahrgenommen, kritisierte Frau Mueller.


Schuermannbau soll doch saniert werden

Der vom Weihnachtshochwasser 1993 geschaedigte Schuermannbau im Bonner Regierungsviertel wird jetzt doch fertiggestellt. Das Bundesbauministerium teilte mit, man habe sich mit dem Bundesfinanzministerium darauf geeinigt, das Gebaeude zu sanieren. Der Fertigbau werde EU-weit ausgeschrieben. Nach den Vorplanungen belaufen sich die Kosten auf 480 Millionen DM. Sie sollen durch eine Schadensersatzklage abgedeckt werden. Weiter hiess es, dass die Bundesregierung an ihrem Entschluss festhalte, den Schuermannbau von der Deutschen Welle beziehen zu lassen.


Waigel erhoeht Zuschuss fuer Bundesanstalt fuer Arbeit

Bundesfinanzminister Waigel hat den Zuschuss fuer die Bundesanstalt fuer Arbeit im laufenden Jahr um sieben Milliarden auf 11.3 Milliarden DM erhoeht. Ferner stellte er fuer Ausgaben bei der Arbeitslosenhilfe ausserplanmaessig 5.5 Milliarden DM bereit, wie es heute in Bonn hiess. Als Grund wurde die unguenstige Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Monate genannt.


Achte Runde der Tarifverhandlungen in Nordrhein-Westfalen

Die Tarifverhandlungen im nordrhein-westfaelischen Einzelhandel gingen heute in Essen in die achte Runde. Nach den Abschluessen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern rechneten Gewerkschaften und Arbeitgeber auch im bundesweit groessten Tarifbezirk mit einer Einigung. Als Grundlage wird der bayerische Abschluss gewertet. Er sieht Lohn- und Gehaltserhoehungen von 1.85 Prozent vor. Ausserdem werden Zuschlaege von 20 Prozent fuer die Arbeit nach 18:30 Uhr an Wochentagen und nach 14:00 Uhr an drei Samstagen im Monat bezahlt.


Tarifschlichtung fuer Arbeitnehmer der Deutschen Bahn AG beginnt

An einem geheimgehaltenen Ort hat am Nachmittag die Tarifschlichtung fuer die rund 180.000 Arbeitnehmer der Deutschen Bahn AG begonnen. Die Gewerkschaften fordern Einkommensverbesserungen und eine Angleichund der Ostloehne an das Westniveau. Ein Vertreter der Bahn AG betonte, dass die Sicherung von Arbeitsplaetzen Vorrang haben muesse.


Zweiter Tag im Graf-Prozess

Mannheim. Mit weiteren Aussagen des Graf-Berarters Eckardt wurde am Morgen der Prozess um die Steueraffaire Graf vor dem Mannheimer Landgericht fortgesetzt. Peter Graf hatte gestern den Steuerbehoerden vorgeworfen, ihn nicht rechtzeitig ueber einen Anfangsverdacht gegen ihn informiert zu haben. Graf und Eckardt wird Steuerhinterziehung in Hoehe von knapp 20 Millionen DM vorgeworfen. Nach Angaben von Eckardt hatte Steffi Graf gewusst, dass ihre Werbeeinnahmen an der Steuer vorbeigeleitet wurden. Er erklaerte, sein Vorgaenge Schmidt habe ihm gesagt, dass die ganze Familie Graf ueber das Steuersparmodell informiert worden sei. Ob Schmidt allerdings vor den rechtlichen Gefahren gewarnt habe wisse er nicht. Er selbst habe 1992 erfahren, dass Vertraege von Sponsoren gesplittet und Gelder verschoben wurden.


Opel spart durch Ideen der Belegschaft ueber 100 Millionen

Mit Verbesserungsvorschlaegen der Mitarbeiter konnte der Autohersteller vergangenes Jahr 118 Millionen DM einsparen. Opel schuettete im Gegenzug fuer ueber 50.000 Verbesserungsvorschlaege rund 17 Millionen DM an Praemien aus. Die hoechsten Praemien betragen 100.000 DM.


Alkoholkonsum in Deutschland nimmt ab

Die Deutschen trinken immer weniger Schnaps, Wein und Bier. Der Verbrauch hat sich in den vergangenen vier Jahren um neun Prozent verringert berichtet das Landwirtschaftsministerium. Der Pro-Kopf-Verbrauch alkoholfreier Getraenke hingegen stieg um ueber ein Zehntel. Das Lieblingsgetraenk der Deutschen ist Kaffee, von dem sie 165 Liter pro Jahr trinken, gefolgt von Bier mit rund 130 Litern. Jeweils etwa 100 Liter Mineralwasser und Milch nimmt jeder Deutsche jaehrlich zu sich.


Schlechter Sommer hilf Reisebranche

Die deutschen Reisebueros haetten nach Einschaetzung ihres Branchenverbandes dieses Jahr eine Katastrophe erlebt, wenn nicht das schlechte Wetter viele Menschen dazu gebracht haette, doch in ferne Laender zu reisen. Die Gesamtbranche werde dieses Geschaeftsjahr etwa mit Null abschliessen, die Reisebueros wuerden ein geringes Minus einfahren.


Boerse

DAX           2517 (-13) Punkte
1 US-Dollar   1.4879 DM



Quellen

B5    7:30 MESZ    17:30 MESZ
SDR 3    7:30 MESZ    8:00 MESZ
DLF    8:00 MESZ    17:00 MESZ
SDR 1    9:00 MESZ