GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 22.08.1998



* Deutschland erleichtert Einreise von Erdbebenopfern
* Schroeder will Richtungsstreit beenden
* Simonis: Schroeder soll auf seine Kritiker zugehen
* DIHT kritisiert Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung
* Glogowski fordert neues SPD-Grundsatzprogramm
* CDU bereit zu Gespraechen ueber langfristige Rentensicherung
* Juedische Gemeinde zu Berlin nimmt Abschied von Ignaz Bubis
* Brandanschlag auf Archiv des ZDF-Landesstudios Berlin
* 1. Fussballbundesliga



Deutschland erleichtert Einreise von Erdbebenopfern

Knapp fuenf Tage nach dem Erdbeben in der Tuerkei schwindet die Hoffnung, weitere Ueberlebende zu bergen immer mehr. Wie die UN-Katastrophenhilfe in Ankara mitteilte, waere es ein Wunder, wenn heute noch Verschuettete lebend gefunden werden. Die Vereinten Nationen haben das Erdbebengebiet in neun Katastrophenzonen eingeteilt. Gestern wurde die erste Zone als abgesucht und ohne Ueberlebende eingestuft. Die Organisation erwartet, dass die Suche nach weiteren Verschuetteten in zwei weiteren Regionen am Abend eingestellt wird. Nach juengsten Angaben des Krisenzentrums in Ankara ist die Zahl der Toten inzwischen auf 12.040 gestiegen. Mehr als 33.000 Personen wurden verletzt. Die Vereinten Nationen befuerchten, dass sich unter den Truemmern der eingestuerzten Haeuser noch 30.000 Menschen befinden.

Die Bundesregierung hat inzwischen angekuendigt, den Betroffenen des Bebens die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Wie der Staatssekretaer im Bundesinnenministerium, Schapper, mitteilte, koennten beispielsweise Kinder oder nahe Verwandte moeglicherweise ohne Visum kommen. Ueber Einzelheiten wolle die Bundesregierung morgen mit den Bundeslaendern beraten.

Fuenf Tage nach dem verheerenden Beben im Westen der Tuerkei sind heute die ersten Opfer in Deutschland eingetroffen. Der ADAC flog etwa 90 Verletzte aus dem Krisengebiet aus. Sie landeten am Morgen in Nuernberg. Dabei handelt es sich vor allem um Tuerken, die in Deutschland leben und auf Heimatbesuch von der Katastrophe ueberrascht wurden.


Schroeder will Richtungsstreit beenden

Hannover. Nach dem wochenlangen Richtungsstreit bei den Sozialdemokraten trifft Bundeskanzler Schroeder heute erstmals wieder mit fuehrenden Politikern seiner Partei zusammen. Nach eigenen Angaben will Schroeder dabei das unerfreuliche Sommertheater der SPD beenden. Im ersten Interview nach seinem Italienurlaub hatte der Kanzler erklaert, er wolle trotz der parteiinternen Kritik am Kurs der Regierung in der Steuer- und Rentenpolitik festhalten. Ausserdem werde er sich ab sofort verstaerkt um die sozialdemokratische Partei kuemmern. Bei dem Spitzengespraech in Hannover wird es auch darum gehen, die morgige Koalitionsrunde mit den Gruenen sowie die Kabinettssitzung am kommenden Mittwoch vorzubereiten.


Simonis: Schroeder soll auf seine Kritiker zugehen

Die schleswig-holsteinische Ministerpraesidentin Simonis hat Bundeskanzler Schroeder aufgefordert, auf seine Kritiker zuzugehen. Simonis sagte in einem Interview, mit dem angekuendigten Machtwort koenne Schroeder den Richtungsstreit in der SPD nicht beenden. Vielmehr muesse er die Partei davon ueberzeugen, dass sein Weg in der Tendenz der einzig moegliche sei. Simonis rief aber auch alle Sozialdemokraten auf, gemeinsam fuer den Erfolg des Sparpaketes zu arbeiten. Dabei muesse es jedoch erlaubt sein, Einzelpunkte des Paketes zu kritisieren.


DIHT kritisiert Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung

Der deutsche Industrie- und Handelstag hat der Bundesregierung eine voellig verfehlte Wirtschafts- und Finanzpolitik vorgeworfen. DIHT-Praesident Stihl beschuldigte die Koalition, mit den Neuregelungen zum 630-DM-Gesetz und zur Scheinselbstaendigkeit die Konjunktur spuerbar gebremst zu haben. Stihl erwartet nach eigenen Worten deshalb von der Binnennachfrage in absehbarer Zeit keine Impulse fuer das Wachstum. Der DIHT-Praesident sprach sich gleichzeitig fuer eine Reform aus, mit deren Hilfe das soziale Netz und der Arbeitsmarkt besser miteinander verzahnt werden. In diesem Zusammenhang forderte er unter anderem, die Sozialhilfesaetze fuer erwerbsfaehige Personen zu senken.


Glogowski fordert neues SPD-Grundsatzprogramm

Bonn. Der niedersaechsische Ministerpraesident Glogoswki, SPD, hat ein neues Grundsatzprogramm fuer seine Partei gefordert. In einem Interview mit der Zeitung "Welt am Sonntag" meinte Glogowski, das neue Programm muesse noch vor der naechsten Bundestagswahl 2002 verabschiedet werden. Die SPD gewinne dadurch neue Orientierung und groessere Einigkeit. Das derzeit gueltige Berliner Programm aus dem Jahr 1989 habe weder die Veraenderungen durch den Euro beruecksichtigt, noch seien die Auswirkungen der deutschen Einheit klar gewesen.


CDU bereit zu Gespraechen ueber langfristige Rentensicherung

Bonn. Die CDU ist zum Gespraech mit der SPD ueber eine langfristige Rentensicherung bereit. CDU-Chef Schaeuble sagte in einem Interview mit der Zeitung "Welt am Sonntag", seine Partei lehne aber die von der Bundesregierung geplante Anpassung der Renten an die Inflationsrate nach wie vor ab. Die Koalition will die Renten zwei Jahre lang von der Entwicklung der Nettoloehne abkoppeln und lediglich an die Inflationsrate anpassen. Schaeuble kuendigte auch an, die Vorwuerfe gegen den Balkankoordinator Hombach durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss untersuchen zu lassen. Hombach wird vorgeworfen, bei zwei Immobiliengeschaeften seine politische Stellung mit Privatinteressen verquickt zu haben. Der SPD-Politiker selbst erklaerte, er habe stets das Maximum getan, um die Aufklaerung unberechtigter Vorwuerfe zu befoerdern.


Juedische Gemeinde zu Berlin nimmt Abschied von Ignaz Bubis

Berlin. Die juedische Gemeinde zu Berlin hat heute Abschied von Ignaz Bubis genommen. An der Gedenkstunde zu Ehren des Praesidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland nahmen auch die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Diepgen und Stolpe teil. Eine offizielle Trauerfeier ist fuer den 14. September in Frankfurt am Main geplant. Dazu werden auch Bundespraesident Rau und Bundeskanzler Schroeder erwartet. Bubis verstarb am 13. August im Alter von 72 Jahren. Auf eigenen Wunsch ist er in Israel beigesetzt worden.


Brandanschlag auf Archiv des ZDF-Landesstudios Berlin

Berlin. Das Film- und Videoarchiv des ZDF-Landesstudios in Berlin ist bei einem Brandanschlag schwer beschaedigt worden. Nach Angaben der Polizei haben unbekannte Taeter in den fruehen Morgenstunden eine Fensterscheibe des Hauses im Bezirk Tempelhof eingschlagen und einen Brandsatz in das Studiogebaeude geworfen. Verletzt wurde niemand. Die Kellerraeume, in denen alle Aufnahmen des Landesstudios seit 1963 und das Pressearchiv gelagert waren, wurden fast vollstaendig vernichtet. Das Ausmass des Schadens steht noch nicht fest. Auch die Hintergruende sind noch nicht klar. Eine ZDF-Sprecherin sagte, es habe keine konkrete Drohung gegeben.


1. Fussballbundesliga

Bayer Leverkusen - Bayern Muenchen      2:0
Hansa Rostock    - 1.FC Kaiserslautern  4:2



Quellen

B5    8:30 MESZ    13:00 MESZ
B3    10:00 MESZ    22:00 MESZ
Charivari    14:00 MESZ