GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 29.06.1996



* G7-Chefs verlangen Ruecktritt von Karadzic
* IRA verantwortlich fuer Anschlag auf Kaserne in Osnabrueck
* Merkel und Wissmann fuer besseren Schutz der Nordsee
* Homosexuelle feiern in Berlin
* Bisher schwerster Fall von Telefonkartenbetrug
* Zwei Deutsche sterben bei Busunglueck auf Mallorca
* Vogts nominiert nur einen Spieler nach
* Anke Huber in Wimbledon ausgeschieden
* Deutscher Doppelsieg in Assen
* Schumacher startet in Frankreich von der Pole Position



G7-Chefs verlangen Ruecktritt von Karadzic

Das Treffen der G7-Chefs und Russland ist mit der Absichtserklaerung einer weiteren engen Zusammenarbeit zuende gegangen. Gleichzeitig bekraeftigten die Staatsmaenner in Lyon ihren Fuehrungswillen. Zum Abschluss des Gipfels erklaerten die Acht, sie wollten den Uebergang ins naechste Jahrtausend gemeinsam meistern und dabei Sicherheit und Stabilitaet in der Welt schaffen. Ausserdem verlangten sie, dass der bosnische Serbenfuehrer Karadzic von allen poltischen Aemtern zuruecktritt. Wenn man vernuenftige Erwartungen an ein solches Treffen stellt, dann kann Lyon als besonders gelungener Versuch gelten, nicht nur offen alle Probleme anzusprechen, sondern auch ein Stueck Abhilfe zu schaffen. So Bundeskanzler Helmut Kohl am spaeten Mittag zum Ergebnis des G7-Treffens. Kohl hatte die Courtoisie, nicht nur wie ueblich dem Gastgeber zu danken, sondern die besondere Gastlichkeit der Menschen von Lyon zu wuerdigen, die in der Tat den Gipfel zum Anlass eines grossartigen Festes machten. Politisch setzte Kohl an erste Stelle, dass faktisch aus G7 nun G8 geworden sei, was die Einbeziehung Russlands in die Verantwortung meint. Sie drueckte sich unter anderem darin aus, dass Russland - nahezu sensationell - die Forderung nach Absetzung Radovan Karadzics unterstuetzte. Der Kanzler hob auch die Antiterrordeklaration hervor, der juengste Anschlag von Osnabrueck zeige auch in Deutschland, dass dieses Thema immer mehr Gewicht bekomme. Was die nukleare Sicherheit angehe ist man nach Kohls Worten auf gutem Wege, Verbesserungen zu erreichen, doch die Situation in der Ukraine nannte er beunruhigend. Schliesslich hob Kohl zur Nahostpolitik hervor, der Friedensprozess muesse fortgesetzt werden, er sei der einzige Weg. Die Situation sei schwieriger geworden, aber man muesse der neuen israelischen Regierung eine faire Chance einraeumen. Zum Thema UNO stellte Aussenminister Klaus Kinkel fest, die Europaer hattet Butros Butros Ghali nichts vorzuwerfen.


IRA verantwortlich fuer Anschlag auf Kaserne in Osnabrueck

Die IRA steht vermutlich hinter dem Anschlag auf die britische Kaserne in Osnabrueck. Die Ermittler gehen davon aus, dass die gestern abgefeuerten Moersergranaten von Mitgliedern der nordirischen Untergrundorganisation gebaut wurden. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft erklaerte, die Behoerde ermittle jetzt gegen unbekannte Angehoerige der IRA. Keine Gefahr mehr durch die selbstgebastelten Granaten, die vermutlich Terroristen der irisch republikanischen Armee abgefeuert hatten. Niemand wurde verletzt. Und das, obwohl eine Granate in der Naehe einer Tanksaeule einschlug. Erheblicher Sachschaden entstand durch die Druckwelle nicht nur an den umliegenden Wohnhaeusern, sondern auch an der katholischen Kapelle auf dem Kasernengelaende. Inzwischen sind die evakuierten Osnabruecker in ihre Wohnungen zurueckgekehrt. Auf dem Kasernengelaende erinnert ein drei Meter breiter, flacher Krater an den heimtueckischen Anschlag in der Nacht. Zur Stunde befragen Beamte der Bundesanwaltschaft die Anwohner. Der weisse Ford Transit, von dem aus die Terroristen gefeuert hatten, wird kriminaltechnisch untersucht. Der rechtsgesteuerte Wagen mit gefaelschtem britischen Kennzeichen sollte vermutlich nach dem Anschlag gesprengt werden. Schon 1989 hatte die IRA einen Anschlag auf die britische Kaserne in Osnabrueck versucht. An dem groessten Garnisonsstandort ausserhalb des Koenigreiches leben rund 5.000 britische Soldaten mit ihren Familien.


Merkel und Wissmann fuer besseren Schutz der Nordsee

Bonn. Bundesumweltministerin Merkel und Verkehrsminister Wissmann wollen sich fuer die Einfuehrung besserer Nordseeschutzvorschriften einsetzen. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" wollen die beiden CDU-Politiker an den Umweltausschuss der internationalen Schiffahrtsorganisation appellieren, die Nordsee als Sondergebiet einzustufen. In Sondergebieten duerfen keine Schiffstanks ausgespuelt oder Oelreste ins Meer gekippt werden. Vergangene Woche waren auf mehren Nordseeinseln Oelklumpen angeschwemmt worden, die von Tankwaschungen eines noch unbekannten Tankers stammten.


Homosexuelle feiern in Berlin

Berlin. Mehr als zehntausend Homosexuelle aus ganz Deutschland zogen seit dem Vormittag zum traditionellen Christopher-Street-Day mit buntgeschmueckten Wagen durch die Berliner Innenstadt. Mit der Strassenparade erinneren die Homosexuellen alljaehrlich an einen Aufstand in New York bei dem sich die Besucher eine Schwulenbar im Juni 1969 erstmals gegen eine Razzia der Polizei zur Wehr gesetzt hatten. Die Aktion war ein Signal zur Gruendung homosexueller Emanzipationsbewegungen in vielen Laendern der Erde.


Bisher schwerster Fall von Telefonkartenbetrug

Hamburg. Ein Deutscher und zwei Amerikaner sind nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" in den bisher schwersten Fall von Telefonkartenbetrug verwickelt. Die drei haetten Anfang dieses Jahres Grossabnehmern im kriminellen Milieu gefaelschte 50 DM-Telekomdarten angeboten, die sich immer wieder aufladen liessen. Hergestellt wurden die Karten laut Spiegel in England und Thailand. Der deutsche Tatverdaechtige sei mittlerweile verhaftet worden, die anderen beiden Maenner haetten sich in die USA abgesetzt.


Zwei Deutsche sterben bei Busunglueck auf Mallorca

Bei einem Busunfall auf Mallorca sind zwei deutsche Touristen ums Leben gekommen. Sie waren unterwegs zum internationalen Flughafen der Ferieninsel, nach Palma von wo aus sie heimfliegen wollten. Der Bus kam von der Fahrbahn ab. Die beiden Maenner waren 60 und 53 Jahre alt. Aus welcher Gegend in Deutschland sie stammen ist nicht bekannt. Beim Unfall wurden ausserdem 21 Menschen verletzt, zum Teil schwer. Unter den Verletzten sollen auch Kinder sein. Die Unfallopfer wurden in drei verschiedenen Krankenhaeusern in Palma untergebracht.


Vogts nominiert nur einen Spieler nach

Fuer das EM-Finale morgen gegen Tschechien hat Bundestrainer Berti Vogts nur einen Spieler nachnominiert. Dabei hatte die europaeische Fussballunion UEFA gestern sogar die Sondererlaubnis dafuer gegeben, die personalgeschwaechte DFB-Auswahl um insgesamt zwei Feldspieler anzureichern. Der nachnominierte ist Jens Todd (sp?), neuerdings bei Werder Bremen unter Vertrag. Einen Tag vor dem Finale hat Bundestrainer Vogts noch einmal geprueft, ob er neben dem Bremer Todd noch einen zweiten Spieler nachnominieren solle. Nach einer Ruecksprache mit der medizinischen Abteilung im DFB-Tross hat Vogts allerdings darauf verzichtet. Das deutet darauf hin, dass die angeschlagenen Stefan Kuntz, Christian Ziege, Marco Bode und Thomas Helmer sicher spielen koennen. Definitiv nicht einsatzfaehig ist Steffen Freund, bei dem eine Baenderverletzung im Knie festgestellt wurde. Offenbar gebessert haben sich hingegen auch die Aussichten fuer Juergen Klinsmann auf einen Finaleinsatz. Allerdings duerfte der Mannschaftskapitaen kaum von Anfang an aufgeboten werden.


Anke Huber in Wimbledon ausgeschieden

Anke Huber ist beim Rasentennisturnier in Wimbledon in der dritten Runde ausgeschieden. Sie unterlag ueberraschen der Japanerin Ai Sugijama (sp?) mit 6:7 und 1:6. Steffi Graf, Michael Stich und Alexander Radoulescou haben dagegen das Achtelfinale erreicht. Graf benoetigte nur rund 50 Minuten fuer ihr 6:2 und 6:1 gegen die US-Amerikanerin Nicole Arent. Michael Stich setzte sich in vier Saetzen gegen den Australier Stolly durch und Alxander Radoulescou zog durch einen Fuenfsatzerfolg gegen David Wheaton aus den USA in die Runde der letzten sechzehn ein.


Deutscher Doppelsieg in Assen

Mit einem deutschen Doppelsieg endete der Weltmeisterschaftslauf fuer Motorraeder im hollaendischen Assen in der Klasse bis 250 ccm. Ralf Waldmann gewann vor Juergen Fuchs.


Schumacher startet in Frankreich von der Pole Position

Weltmeister Michael Schumacher wird morgen beim Grossen Preis von Frankreich, dem 9. Lauf zur Formel-I-Weltmeisterschaft von der Position eins ins Rennen gehen. Er war heute im Abschlusstraining Schnellster vor dem in der Weltmeisterschaft fuehrenden Briten Damon Hill. Heinz-Harald Frentzen aus Moenchengladbach startet aus der siebten Reihe.


Quellen

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