GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 16. 09. 2006



* Merkel: Deutschland strebt aktivere Rolle im Nahost-Friedensprozess an
* Demonstration in Berlin gegen rot-schwarze Sozialpolitik
* Gesundheitsreform moeglicherweise im Vermittlungsausschuss
* Angeblich hoehere Lkw-Maut ab 2007
* Weiter Wirbel um islamkritische Aeusserungen des Papstes
* Noch zehnfache Menge an Gammelfleisch erwartet
* Neonazi-Aufmarsch in Bielefeld abgebrochen
* 'O'zapft is!' - Das Muenchner Oktoberfest hat begonnen
* 1. Fussballbundesliga
* Deutsche Hockey-Herren im WM-Finale



Merkel: Deutschland strebt aktivere Rolle im Nahost-Friedensprozess an

Deutschland will sich waehrend seiner EU-Praesidentschaft im kommenden Jahr aktiv fuer den Friedensprozess im Nahen Osten einsetzen. Bundeskanzlerin Merkel kuendigte in ihrer woechentlichen Internet-Video-Botschaft an, man werde mit anderen Laendern alle Anstrengungen unternehmen, damit die Konflikte wirklich geloest wuerden. Es gehe um das Existenzrecht Israels und um eine Zweistaaten-Loesung, damit auch das palaestinensische Volk sein Leben in Wohlstand gestalten koenne. Ueber den Einsatz von deutschen Marinesoldaten vor der libanesischen Kueste sagte Frau Merkel, dieser koenne nur dann richtig wirksam werden, wenn er von politischen Anstrengungen begleitet werde.


Demonstration in Berlin gegen rot-schwarze Sozialpolitik

Mit einem Sternmarsch haben in Berlin rund 10.000 Menschen gegen die Sozialpolitik der grossen Koalition protestiert. Die Demonstration bilde den Auftakt fuer einen "heissen Herbst", sagte ein Vertreter der Koordinierungsgruppe der Montagsdemonstrationsbewegung. Zu der Veranstaltung hatte ein breites Buendnis bundesweiter Initiativen aufgerufen. Die drei Demonstrationszuege vereinten sich am Alexanderplatz und zogen dann gemeinsam ueber den Boulevard Unter den Linden zum Brandenburger Tor.


Gesundheitsreform moeglicherweise im Vermittlungsausschuss

Berlin. Der Streit um die Gesundheitsreform wird moeglicherweise erst im Vermittlungsausschuss von Bund und Laendern entschieden. Vizekanzler Muentefering will nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" nicht alle Einzelheiten vorab mit den Ministerpraesidenten der Laender abstimmen. Sollten zuviele Laendervertreter die Reform blockieren, muesse eben der Vermittlungsausschuss eingeschaltet werden. Muentefering verteidigte noch einmal den geplanten Gesundheitsfonds, der alle Beitraege und Steuermittel sammeln soll. Dieser Fonds bringe mehr Wirtschaftlichkeit und gerechtere Beitraege.

Die Sozialdemokraten wollen an den in der Grossen Koalition vereinbarten Eckpunkten der geplanten Gesundheitsreform festhalten. In einem Brief an die Abgeordneten von Union und SPD wies Gesundheitsministerin Schmidt anderslautende Berichte als gezielte Stoermanoever zurueck

Angesichts des Tauziehens um die Gesundheitsreform hat der CDU-Sozialpolitiker Laumann vor einem Scheitern der Grossen Koalition gewarnt. Wenn die Gesundheitsreform nicht gelingt, so Laumann, waere klar, dass die Koalition auf einem zentralen Politikfeld nicht handlungsfaehig sei. Dann, so der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, waere die Substanz der Koalition gefaehrdet. Laumann fordert gravierende Aenderungen an der Reform. Die Beitraege muessten weiter von den Kassen eingezogen werden. Die geplanten Kuerzungen bei den Krankenhaeusern haelt Laumann zudem fuer unrealistisch.


Angeblich hoehere Lkw-Maut ab 2007

Die Regierung plant angeblich, die Lkw Maut auf deutschen Autobahnen zu erhoe hen. Nach Informationen der "Hannover schen Allgemeinen Zeitung" soll der Satz ab 2007 von durchschnittlich 12,4 auf 13,5 Cent je Kilometer steigen. Die Mehreinnahmen in Hoehe von 250 Mio. Euro wuerden dann zur Senkung der deut schen Kraftfahrzeugsteuer fuer schwere Lkw auf das in Europa zulaessige Min destmass eingesetzt, so das Blatt. Zudem sollen abgasarme Lkw gefoerdert werden. Hintergrund der Erhoehung seien EU-Vor gaben.


Weiter Wirbel um islamkritische Aeusserungen des Papstes

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. aufgefordert, sich fuer seine islamkritischen Aeusserungen zu entschuldigen. Mit einer Entschuldigung koenne er zur Entspannung beitragen, sagte der Ratsvorsitzende Koehler. Die Proteste drohten sich wie im Karikaturenstreit hochzuschaukeln. Kanzlerin Merkel hatte den Papst gestern in Schutz genommen. Man verkenne die Absicht seiner Rede, sagte sie der "Bild". Die Ansprache sei vielmehr eine Einladung zum Dialog der Religionen.

Papst Benedikt XVI. hat erstmals auf die Kontroverse ueber seinen Regensburger Vortrag zum Verhaeltnis von Islam und Gewalt reagiert. Sein Kardinal-Staatssekretaer Bertone erklaerte, der Papst sei sehr betruebt ueber die Missverstaendnisse, die seine Aeusserungen in der islamischen Welt ausgeloest haetten. In der Stellungnahme des Vatikans hiess es weiter, der Papst bedauere diese Resonanz. Benedikt XVI. respektiere alle Islamglaeubigen und hoffe, sie verstuenden den wahren Sinn seiner Rede. Der Papst hatte in einem Vortrag an der Universitaet Regensburg einen christlichen Kaiser aus dem 14. Jahrhundert mit den Worten zitiert, der Prophet Mohammed habe nur Inhumanes und Schlechtes gebracht. Daraus leitete der Papst seine Absage an alle Formen religioes motivierter Gewalt ab. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland zeigte sich zufrieden mit der heutigen Klarstellung des Papstes. Die Moslembruderschaft in Aegypten dagegen nannte die Erklaerung unzureichend und verlangte eine persoenliche Entschuldigung des Papstes. Wegen der Rede in Regensburg hatte es in mehreren islamischen Laendern Proteste gegeben. Heute warfen Unbekannte Brandsaetze gegen zwei Kirchen im Westjordanland.

Die tuerkische Regierung haelt an dem fuer November geplanten Besuch des Papstes fest. Die Zeitung "Huerriyet" meldet unter Berufung auf das Aussenministerium, ein laizistischer Staat lasse seine Politik nicht von religioesen Debatten leiten.

In der Tuerkei wird inzwischen auch Kritik an voreiligen Reaktionen laut. So berichtet die Tageszeitung "Huerriyet", der oberste Chef der tuerkischen Religionsbehoerde habe den Wortlaut des Vortrags in Regensburg gar nicht gekannt, als er den Papst zu einer Entschuldigung aufforderte. In einem Kommentar macht das Blatt darauf aufmerksam, dass Benedikt in seinem Vortrag deutlich auf Distanz zu dem von ihm zitierten christlichen Kaiser aus dem 14. Jahrhundert gegangen sei. In Jordanien erklaerte Religionsminister Salah, die Bemerkungen des Papstes seien verletzend und inakzeptabel. Der von sunnitischen Muslimen als oberste religioese Autoritaet anerkannte Grossscheich der Al-Ashar-Universitaet in Kairo, Tantawi, warf dem Papst Unkenntnis des Islam vor. Er habe den Zorn von mehr als 1,3 Milliarden Muslimen in aller Welt geweckt, sagte Tantawi. Die Islambeauftragte der SPD, Akguen, verteidigte den Papst im Deutschlandfunk. Das umstrittene Zitat werde mittlerweile so dargestellt, als stamme es vom Redner selbst. Sie habe den Eindruck, als solle der Text instrumentalisiert werden. Der Orientalist Hans-Peter Raddatz betonte im Deutschlandradio Kultur, der Papst habe keineswegs einen Fehler gemacht. Er muesse das Recht haben, auf kritisierbare Zusammenhaenge im Islam einzugehen, ohne gleich reflexartig auch auf die Geschichte des Christentums hinzuweisen.


Noch zehnfache Menge an Gammelfleisch erwartet

Hamburg. Die Bundesvereinigigung der deutschen Ernaehrungswirtschaft geht davon aus, dass das bislang entdeckte Gammelfleisch in Deutschland nur die Spitze des Eisbergs ist. Der Vorsitzende der Vereinigung, Abraham, sagte in einem Zeitungsinterview, man muesse mit der zehnfachen Menge rechnen. Bisher wurden 1.500 Tonnen verdorbenes Fleisch gefunden. Abraham kritisierte zugleich die staatliche Lebensmittelkontrolle. Der Staat verletze seine Aufsichtspflicht und verweigere dem Buerger die notwendige Kontrolle der Warenstroeme, sagte er. Weiter forderte er, die Zahl der Lebensmittelkontrolleure muesse von jetzt 2.500 auf 5.000 aufgestockt werden.


Neonazi-Aufmarsch in Bielefeld abgebrochen

Mehrere hundert Gegendemonstranten haben in Bielefeld einen Aufmarsch von rund 150 Rechtsextremisten mit Blocka den verhindert. Zuvor hatten fast 5.000 Menschen unter dem Motto "Wir halten dagegen" in der Innenstadt gegen die Rechten demonstriert, wie die Polizei mitteilte. Der anschliessende Aufmarsch der Neonazis sei nur wenige hundert Meter weit gekommen und angesichts der zeitweise 700 Gegendemonstranten vom Veranstalter aufgeloest worden. Die Rechtsextremisten seien zum Bahnhof zurueckgekehrt.


'O'zapft is!' - Das Muenchner Oktoberfest hat begonnen

In Muenchen hat um Punkt 12.00 Uhr das Oktoberfest begonnen. Oberbuergermeister Ude eroeffnete die 173. Wiesn und zapfte mit drei Schlaegen das erste Fass an. Bei spaetsommerlichem Wetter draengten sich zum Auftakt hunderttausende Besucher auf dem Festgelaende auf der Theresienwiese. Das groesste Volksfest der Welt dauert bis zum 3. Oktober - wegen des Feiertages zwei Tage laenger als ueblich. Insgesamt werden sechs Millionen Gaeste aus aller Welt erwartet.


1. Fussballbundesliga

  Cottbus - Mainz 2:0
  Nuernberg - Bochum 1:1
  Bielefeld - Muenchen 2:1
  Bremen - Stuttgart 2:3
  Dortmund - Hamburg 1:0
  Aachen - Moenchengladbach 4:2



Deutsche Hockey-Herren im WM-Finale

Moenchengladbach. Bei der Hockey-Weltmeisterschaft hat Deutschland das Finale erreicht. Am spaeten Abend gewann das Team von Bundestrainer Peters gegen Europa-Meister Spanien mit 3:1 im Sieben-Meter-Schiessen. Nach regulaerer Spielzeit und Verlaengerung hatte es 2:2 gestanden. Final-Gegner am Sonntag ist Australien.


Quellen

DLF    12:00 MESZ    18:00 MESZ
BR5    06:00 MESZ    12:00 MESZ    18:00 MESZ
SWR3    12:00 MESZ    18:00 MESZ