GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 14.02.1999



* Tarifkonflikt der Metallbranche
* Verstimmungen in der rot-gruenen Koalition
* Glogowski rechnet mit Lockerung der Ladenoeffnungszeiten
* Tod eines algerischen Asylbewerbers
* Mehr Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfe angewiesen
* Rentenerhoehungen muessen laut Riester ueberprueft werden
* Heinz Schubert 73-jaehrig gestorben



Tarifkonflikt der Metallbranche

Die Industriegewerkschaft Metall ist zu einer formlosen Schlichtung im Tarifkonflikt bereit. Ihr Bundesvorstand schlug als Schlichter den frueheren Justizminister Vogel (SPD) vor. Inzwischen hat der Verband der Metallindustrie Baden-Wuerttemberg Vogel akzeptiert. Nach den Worten des Verbandspraesidenten Fritsche wird die Schlichtung vermutlich am Dienstag beginnen. Die Gewerkschaft setzte allerdings eine Frist bis kommenden Mittwoch 24:00 Uhr. Bis dahin muesste ein Ergebnis erreicht sein, sonst wuerde die Urabstimmung ueber einen Streik eingeleitet. Dafuer hat die Metallgewerkschaft das Tarifgebiet Baden-Wuerttemberg und den Termin 22. Feburar vorgesehen. Die Arbeitgeber hatten den Vorschlag einer besonderen Schlichtung gemacht, um einen Streik noch zu verhindern. Die Gewerkschaft erwartet allerdings ein deutlich hoeheres Lohnangebot. Sie wird bei ihrer harten Haltung bleiben und keine ertragsabhaengigen Loehne akzeptieren. Der Gewerkschaftschef Klaus Zwickel erklaerte, die Betriebsraete haetten sich in den letzten Wochen dagegen ausgesprochen, weil sie wuessten, dass sie damit noch staerker der Erpressung ihres Arbeitgebers ausgesetzt waeren. Zwickel hofft, dass es im Arbeitgeberlager noch genuegend besonnene Stimmen gibt, die mithelfen, einen Streik zu vermeiden. Laut Zwickel ist diese Schlichtung der allerletzte Versuch fuer eine friedliche Loesung des Konfliktes. Arbeitgeberpraesident Hundt hat die IG-Metall noch einmal vor einem Streik gewarnt. Durch einen Arbeitskampf wuerde sich nach seinen Worten das Wirtschaftswachstum abschwaechen, ausserdem sieht er fuer den Fall eines Streiks die gerade neu geschaffenen Stellen gefaehrdet.


Verstimmungen in der rot-gruenen Koalition

Der Ton in der rot-gruenen Koalition wird schaerfer. Bundeskanzler Schroeder warf den Grunen heute mangelnden Realitaetssinn vor. Offensichtlich mit Blick auf den umstrittenen Atomausstieg sagte Schroeder im ZDF, die Realisierbarkeit von Entscheidungen duerfe nicht erst im Nachhinein ueberprueft werden. Die Koalition werde darueber debattieren muessen. Bundesumweltminister Trittin bemaengelte dagegen, dass politische Vereinbarungen mit der SPD haeufig nur eine Halbwertszeit von Stunden haetten.


Glogowski rechnet mit Lockerung der Ladenoeffnungszeiten

Der niedersaechsische Ministerpraesident Glogowski rechnet damit, dass es in Zukunft zu einer weiteren Lockerung der Ladenoeffnungszeiten kommen wird. In einem Zeitungsinterview sagte der SPD-Politiker, vor dem Hintergrund des zusammenwachsenden Europas und der zunehmenden Konkurrenz in den Grossstaedten sei eine weitere Flexibilisierung nicht mehr auszuschliessen. Glogowski woertlich: Europa gibt die Richtung vor, wir werden zu einer Vereinheitlichung kommen. Dieser Prozess, so forderte der niedersaechsische Regierungschef, muesse allerdings sozialvertraeglich gestaltet werden.


Tod eines algerischen Asylbewerbers

Nach dem Tod eines algerischen Asylbewerbers haben mehrere Gruppen zu Kundgebungen im brandenburgischen Guben aufgerufen. An einer Mahnwache nimmt am Nachmittag auch Ministerpraesident Stolpe teil. Der 28-jaehrige Algerier war gestern frueh zusammen mit einem anderen Auslaender von jungen Leuten aus der rechten Szene durch die Stadt gehetzt worden. Nach den Erkenntnissen der Polizei verletzte er sich an der Knieschlagader, als er sich durch die Glastuer eines Wohnhauses in Sicherheit bringen wollte und verblutete. Fuenf festgenommene Jungen zwischen 17 und 18 Jahren, die schon vorher durch Gewalttaten und rechte Parolen aufgefallen waren, werden heute dem Haftrichter vorgefuehrt. Die Staatsanwaltschaft beantragt Haftbefehle wegen fahrlaessiger Toetung, Noetigung und Landfriedensbruchs.


Mehr Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfe angewiesen

In Deutschland sind immer mehr Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf Sozialhilfe angewiesen. Die Zahl der offiziell registrierten Beduerftigen hat sich in den neuen Bundeslaendern innerhalb von sechs Jahren verdoppelt und auch in den alten spuerbar erhoeht. Nach einer Statistik, die das Bundespresseamt heute vorstellte, erhielten Ende 1997 insgesamt mehr als 1 Million Kinder und Jugendliche Sozialhilfe vom Staat. Von 1000 Kindern waren im Bundesdurchschnitt 68 auf die Unterstuetzung der Sozialaemter angewiesen.


Rentenerhoehungen muessen laut Riester ueberprueft werden

Arbeitsminister Riester haelt es fuer moeglich, dass die Renten kuenftig nicht mehr wie die Nettoloehne steigen. Nach seinen Worten steigen durch die Steuerreform und Verfassungsgerichtsurteile zugunsten der Familien die Nettoloehne so stark, dass die bisherige Berechnung die Rentenkassen sprengen wuerde. Deshalb muesse diese Art der Rentenerhoehung ueberprueft werden, sagte Riester der Bildzeitung.


Heinz Schubert 73-jaehrig gestorben

Der Schauspieler Heinz Schubert, bekannt geworden als "Ekel Alfred" ist im Alter von 73 Jahren an einer Lungenentzuendung gestorben. In der Serie "Ein Herz und eine Seele" verkoerperte er als Alfred Tetzlaff einen Spiesser von massloser Intoleranz. Auch in der ZDF-Serie "Der grosse Bellheim" spielte Schubert eine Hauptrolle.


Quellen

SWR3    15:00 MEZ    19:00 MEZ
B3    16:00 MEZ    20:00 MEZ
B5    18:00 MEZ