GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 03.09.1994



* Herzog fordert Deutsche zu mehr Demokratiedenken auf
* Ausstellung zur Erinnerung an die Westalliierten eroeffnet
* Parteitag der CSU
* Vorbereitungen zum Sonderparteitag der FDP
* Monika Wulf-Matthies soll nach Bruessel wechseln
* Gorbatschov aeussert sich zur Enteignungsfrage
* Demonstrationen von Atomkraftgegnern
* Skinheadausschreitungen in Trier
* Geiselnahme unblutig beendet
* Tiere sollen beim Transport besser geschuetzt werden
* Goellner und Zoecke bei den US Open ausgeschieden



Herzog fordert Deutsche zu mehr Demokratiedenken auf

Weimar. Bundespraesident Roman Herzog hat die Deutschen aufgerufen, an der Gestaltung der Demokratie in ihrem Land aktiv mitzuwirken. Auf einem Festakt zum Gedenken an die vor 75 Jahren verabschiedete Weimarer Verfassung sagte Herzog im Deutschen Nationaltheater Politikverdrossenheit sei nicht die richtige Antwort auf den Streit der Parteien. In Weimar habe die Nationalversammlung am 31. Juli 1919 die erste demokratisch legitimierte Verfassung Deutschlands angenommen. Herzog wuerdigte die Weimarer Reichsverfassung als ein Gesetzeswerk, das sich in seiner Qualitaet auch neben juengeren europaeischen Verfassung durchaus sehen lassen koenne.


Ausstellung zur Erinnerung an die Westalliierten eroeffnet

Berlin. In der Hauptstadt ist eine Ausstellung zur Erinnerung an die drei Westalliierten eroeffnet worden. Gekommen waren auch Bundeskanzler Kohl und Vertreter der drei Westmaechte. Die Ausstellung hat rund 400 Objekte und traegt den Titel "Mehr als ein Koffer bleibt - Die Westmaechte und Berlin 1944 bis 1994". Kohl erinnerte wenige Tage vor der offiziellen Verabschiedung der Truppen der drei Westalliierten aus Berlin an deren lebenswichtige Rolle beim Wiederauf der Demokratie.


Parteitag der CSU

CSU Chef Waigel hat SPD Parteichef und Kanzlerkandidat Scharping aufgefordert, umgehende die von der PDS gedultete rot-gruene Koalition in Sachsen-Anhalt zu beenden. Nur dann sei Scharpings Versicherung glaubhaft, eine Zusammenarbeit mit der SED-Nachfolgeorganisation komme nach der Bundestagswahl im Oktober nicht in Frage, sagte Waigel am mittag auf dem CSU-Parteitag in Muenchen. Zugleich warf auch er Scharping Verrat an seiner Partei und der Geschichte der Demokratie vor. Einer grossen Koalition in Bonn erteilte der CSU-Vorsitzende erneut eine Absage. In einem solchen Buendnis mit einem SPD-Kanzler sei fuer seine Partei kein Platz. CDU und CSU gemeinsam seien dagegen die Garanten dafuer, dass Deutschlands Zukunft in guten Haenden bleibe. Waigel verwies vor allem auf die Erfolge der Regierung bei der Konsolidierung des Staatshaushaltes und in der Wachstumspolitik. Steuersenkungen auf Pump werde es mit ihm nicht geben. Der Sozialstaat beduerfe eines Umbaus, ein Ausbau sei nicht mehr moeglich betonte er. Zuvor hatten die Delegierten des Parteitages einstimmig einen Aufruf verabschiedet, in dem sie auf die richtungsweisende Bedeutung der Bundestagswahl hinweisen. Die Waehler muessten entscheiden, ob die Koalition der Mitte fortgesetzt werden koenne, oder ob Deutschland durch ein so woertlich rot-gruenes Abenteuer in ein politisches Chaos, finanziellen Ruin und internationale Isolierung gerate.


Vorbereitungen zum Sonderparteitag der FDP

Zur Vorbereitung des FDP-Sonderparteitages ist am fruehen Nachmittag in Nuernberg das Praesidium zusammengekommen. Vor Beginn der Sitzung bekraeftigte der Parteichef, Bundesaussenminister Kinkel, die Liberalen wollten die Regierungskoalition mit der Union in Bonn fortsetzen. Gegenueber der Zeitung Welt am Sonntag kuendigte der Generalsekretaer der Partei Hoyer fuer die naechsten Wochen eine massive Zwei-Stimmen-Kampagne der FDP an. Er unterstrich, die Partei lasse sich nicht von Spekulationen der SPD irritieren, die Freien Demokraten stuenden nach der Wahl am 16. Oktober auch fuer eine Ampelkoalition zur Verfuegung.


Monika Wulf-Matthies soll nach Bruessel wechseln

Muenchen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft OeTV soll als deutsche Kommissarin zur Europaeischen Union nach Bruessel wechseln. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins FOCUS will SPD-Chef Scharping die Gewerkschaftsvorsitzende Kanzler Kohl vorschlagen. Kohl soll mit dem Vorschlag einverstanden sein, nachdem er einen ersten Vorschlag Scharpings abgelehnt hatte. Scharping wollte zunaechst die stellvertretende SPD-Chefin Wieczoreck-Zeul nach Bruessel entsenden.


Gorbatschov aeussert sich zur Enteignungsfrage

Der fruehere sowjetische Praesident Gorbatschov hat klargestellt, dass Moskau die nach Kriegsende in Deutschland vorgenommenen Enteignungen fuer unwiderruflich hielt. In einem Beitrag fuer das Nachrichtenmagazin der Spiegel schreibt Gorbatschov, bei den Verhandlungen ueber die Wiedervereinigung sei dem deutschen Parlament eine Entscheidung ueber etwaige staatliche Entschaedigungen nicht aber ueber eine Restitution zugewiesen worden. Dieser von Moskau vertretenen Postition sei in den gemeinsamen Erklaerungung der Regierungen in Bonn und Ost-Berlin vom Juni 1990 Rechnung getragen worden.


Demonstrationen von Atomkraftgegnern

Philippsburg / Gorleben. Rund 2.200 Atomkraftgegner haben am Nachmittag vor dem niedersaechsischen Zwischenlager Gorleben gegen die geplante Einlagerung von Atommuell demonstriert. Vor dem nordbadischen Atomkraftwerk Philippsburg demonstrierten nach Angaben der Polizei etwa 150 Leute gegen den Bahntransport hochradioaktiver Kernbrennstaebe nach Gorleben. Beide Demonstrationen seien friedlich verlaufen. Der sogenannten Castorbehaelter steht seit dem 19. Juli dieses Jahres abfahrbereit auf dem Gelaende des Atomkraftwerkes Philippsburg. Wann der Transport stattfindet ist noch offen.


Skinheadausschreitungen in Trier

Trier. Bei gewalttaetigen Ausschreitungen von Skinheads ist ein Polizist schwer verletzt worden. Er wurde mit einer Gerhirnerschuetterung und Knochenabsplitterungen in eine Klinik gebracht, nachdem ihm ein 19jaerhiger Skinhead mit Springerstiefeln ins Gesicht getreten hatte. Nach Angaben der Polizei kam es bei der Festnahme von vier jungen Maennern, die gestern Abend durch die Trierer Innenstadt gezogen waren und rechtsradikale Parolen gegroehlt, sowei Passanten angepoebelt hatten zu dem Vorfall.


Geiselnahme unblutig beendet

Duesseldorf. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat eine knapp vierstuendige Geiselnahme auf dem Duesseldorfer Flughafen ohne Blutvergiessen beendet. Bei dem Zugriff wurde niemand verletzt, der bewanffnete Geiselnehmer wurde ueberwaeltigt. Gegen sieben Uhr heute morgen hatte ein 21jaehriger Mann eine gleichaltrige Reisebueroangestellte in seine Gewalt gebracht und sich dann mit ihr in dem Reisebuero verschanzt. Kurz vor halb elf schlugen die Beamten zu und entwaffneten den Mann. Das Motiv des Geiselnehmers ist noch unklar.


Tiere sollen beim Transport besser geschuetzt werden

Bonn. Tiere sollen beim Transport besser geschuetzt werden. Ein Entwurf fuer eine entprechende Verordnung wurde jetzt dem Bundesrat zugeleitet, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Nach dem Entwurf soll die Transportdauer fuer Schlachttiere auf hoechstens acht Stunden begrenzt werden. Ausserdem sollen Ladedichte, sowie Fuetterungs- und Traenkungspausen festgelegt werden. Landwirtschaftsminister Borchert unterstrich, er werde sich nach wie vor fuer einheitliche Vorschriften innerhalb der Europaeischen Union einsetzen.


Goellner und Zoecke bei den US Open ausgeschieden

New York. In der dritten Runde der US Open hat es gleich zwei Deutsche in der dritten Runde erwischt. Zunaechst scheiterte Marc Kevin Goellner an dem Spanier Serge Bruguera in fuenf Saetzen und anschliessend verlor auch der Berliner Markus Zoecke sein Match gegen den Italiener Ginaluca Pozzi. Nach diesen Niederlagen hat sich das deutsche Aufgebot im Herreneinzel auf das Trio Bernd Karbacher, Michael Stich und Joern Rensenbrink reduziert.


Quellen

DLF    14:00 MESZ
SDR3    15:00 MESZ    22:00 MESZ
Radio7    17:00 MESZ    21:00 MESZ
Antenne Bayern    23:00 MESZ