GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Do, 06.09.2001



* Beratungen ueber Zuwanderungsgesetz
* Scharping weiterhin unter Druck
* NATO setzt Waffensammelaktion fort
* Schroeder macht Druck auf Abweichler
* Erstmals Euro-Banknoten geraubt
* Polizei nimmt mutmasslichen Bahnerpresser fest
* Boerse



Beratungen ueber Zuwanderungsgesetz

Berlin. Hinter verschlossenen Tueren beraet heute Abend die rot-gruene Koalition ueber den Entwurf eines Zuwanderungsgesetzes von Otto Schily. Die Gruenen lehnen Teile des Gesetzes ab. Mit dem ganz grossen Durchbruch rechnet wohl niemand auf beiden Seiten, dafuer sind die Meinungsverschiedenheiten doch zu gross. Die Buendnisgruenen stossen sich vor allem daran, dass Otto Schilys Entwurf die Zuwanderer in zwei Klassen einteilen wolle: In die Hochqualifizierten, deren Kinder bis zum Alter von 18 Jahren nachkommen duerfen, waehrend fuer die Kinder aller anderen eine Altersgrenze von 12 Jahren gelten solle. Die Gruenen-Fraktionschefin Mueller sieht aber auch unmittelbare Gefahren, wenn Schily die Duldung von bislang abgelehnten Asylbewerbern abschaffen will. In Deutschland, so Mueller, koenne das ueber Nacht fuer rund 250.000 Menschen schwere Folgen haben. Der Bundesinnenminister liess am Nachmittag verlauten, die Gruenen haetten den Entwurf nur nicht richtig gelesen. Das Papier koenne im Einzelnen durchaus nochmals eroertert werden, so Schily, aber an der Substanz koenne und wolle er nichts mehr aendern. SPD-Fraktionschef Struck sekundierte ihm, indem er zu Koalitionsdisziplin ermahnte.


Scharping weiterhin unter Druck

Bundesverteidigungsminister Scharping bleibt zwar im Amt, aber weiterhin unter Druck. Vor der SPD-Bundestagsfraktion versicherte Scharping, er habe sich bei der Nutzung der Flugbereitschaft der Bundeswehr an die Richtlinien gehalten. SPD-Generalsekretaer Muentefering sagte, Scharping bleibe im Amt, wenn die innerdeutschen Fluege in Ordnung gewesen seien. Nach Agenturberichten ist Scharping bis zu 40 Mal nach Frankfurt geflogen, seit er eine Lebensgefaehrtin im August vergangenen Jahres kennengelernt hat. Am Montag muss Scharping im Verteidigungsausschuss des Bundestages Rede und Antwort stehen.


NATO setzt Waffensammelaktion fort

Die NATO hat ihre Waffensammelaktion fortgesetzt. Voraussetzung war die Annahme des NATO-Friedensplans durch das mazedonische Parlament. In einer persoenlichen Befragung wurde jeder Abgeordnete einzeln aufgerufen und signalisierte seine Zustimmung oder Ablehnung. Das Ergebnis: 91 von 112 Parlamentariern stimmten dafuer, zwei enthielten sich der Stimme und 19 stimmten dagegen. Mit einer so grossen Mehrheit hatte nach der langwierigen Debatte keiner gerechnet. Doch es waere verfrueht, anzunehmen, dass damit schon eine Vorentscheidung gefallen waere zugunsten einer Verfassungsaenderung, mit der den Albanieren in Mazedonien mehr Rechte eingeraeumt werden sollen. Abgeordnete wie auch Mitglieder der Regierung betonten immer wieder ihre Zweifel, dass Verfassungsaenderungen, wenn sie ueberhaupt zustandekommen, an der verfahrenen Situation zwischen Albanern und Mazedoniern etwas aendern koennen. Knapp eine Woche hat der Verhandlungsmarathon gedauert. Dadurch ist der Zeitplan der Task-Forst Harvest erheblich durcheinander gebracht worden. Denn bereits fuer vergangenen Dienstag war der zweite Durchgang des Waffeneinsammelns vorgesehen. Nach Aussagen eines NATO-Sprechers werden so schnell wie moeglich wahrscheinlich britische Soldaten an einem der Kontrollpunkte Stellung beziehen und dort die freiwillig abgegebenen Waffen der UCK-Rebellen in Empfang nehmen. Genauere Aussagen ueber das wo und wann und wer waren nicht zu bekommen. Ein Einsatz des deutschen Kontingents der Task Force Harvest ist nicht vor dem Wochenende geplant. Auch multinationale Truppen kommen vorerst nicht zum Einsatz. Die Entwaffnungen uebernehmen vorerst eingespielte nationale Einheiten. Das heisst, den deutschen Soldaten in Mazedonien bleibt vorerst nichts anderes uebrig, als mit Verteidigungsminister Scharping Vorlieb zu nehmen, der am Abend in Skopje erwartet wird.


Schroeder macht Druck auf Abweichler

Bundeskanzler Schroeder macht Druck auf die 19 Abweichler, die bei der Bundestagsabstimmung ueber den Bundeswehreinsatz in Mazedonien mit "Nein" gestimmt haben. Er verlangte von den Abgeordneten absolute Geschlossenheit. Ein Regierungschef muesse sich auf die eigene Fraktion verlassen koennen. Schroeder unterstuetzte die harte Haltung von Generalsekretaer Muentefering. Er hatte den Abweichlern mit Konsequenzen gedroht.


Erstmals Euro-Banknoten geraubt

Bei einem Ueberfall auf einen Euro-Geldtransporter bei Giessen haben Raeuber zum ersten Mal Euro-Banknoten erbeutet. Das bestaetigte das Unternehmen, das den Transport durchgefuerht hat. Diese Scheine haben vor der offiziellen Euro-Einfuehrung am ersten Januar 2002 einen enormen Wert, denn sie koennen als Vorlage fuer Faelschungen dienen. Wie die Giessener Polizei mitteilte, erbeuteten die beiden Maenner ausserdem fuenf bis sechs Millionen DM in deutscher und in fremder Waehrung.


Polizei nimmt mutmasslichen Bahnerpresser fest

Die Polizei hat in Koblenz einen mutmasslichen Bahnerpresser festgenommen. Der 49jaehrige hatte damit gedroht, ein ICE-Unglueck zu verursachen. Er wollte 750.000 DM von der Bahn.


Boerse

Frankfurt. Am Aktienmarkt geht die rasante Talfahrt der Kurse weiter.
Der deutsche Aktienindex rauschte unter die psychologisch wichtige
Marke von 5.000 Punkten. Zeitweilig stand der Index auf dem niedrigsten
Kurs seit April 1999. Am Neuen Markt sackte der Nemax50 um 4,7 Prozent
ab.

Einige Kurse:
US-Dollar       (1 US_$)     2,2042 DM =  1.1270 Euro
Kanada          (1 $)        1,4173 DM =  0.7246 Euro
England         (1 Pfund)    3,2026 DM =  1.6374 Euro
Schweiz         (100 sfr)  129,3538 DM = 66.137  Euro
Japan           (100 Yen)    1,8179 DM =  0.9294 Euro
Schweden        (100 skr)   20,6726 DM = 10.569  Euro

Einige Indizes:
Xetra Dax:          4876,43     ( aktuell )
Dow-Jones-Index:   9928,30     ( Stand 17:00 MESZ )
                   10033,27     ( Schlussstand Vortag )
Nikkei-Index:      10650,33

(Alle Angaben ohne Gewaehr)



Quellen

SWR 3    19:00 MESZ
SWR 1    21:00 MESZ