GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Di, 18.08.1998



* Bonn fordert rasche Reformen in Russland
* Seehofer: Zahnersatz kuenftig wieder genehmigungspflichtig
* Arbeitsaemter vermitteln mehr Stellen
* Oeffentliches Geloebnis in Kiel
* AOK will nach eventuellem BVG-Urteil automatisch zurueckzahlen
* Gestaendnisse im zweiten Dopingprozess
* Hans-Joachim Kuhlenkampff ist tot
* Pressestimmen
* Boerse



Bonn fordert rasche Reformen in Russland

Bonn. Nach der Ankuendigung von Reformen in der russischen Wirtschaft haben deutsche Politiker gefordert, diese Reformen schnell umzusetzen. Bundesfinanzminister Waigel sagte, eine dauerhafte Stabilisierung sei nur moeglich, wenn neues Vertrauen an den Finanzmaerkten und in der Oeffentlichkeit geschaffen werde. Dazu muessten vor allem das Steuersystem modernisiert und der Haushalt saniert werden. Auch Wirtschaftsminister Rexrodt verlangte eine konsequente Umsetzung marktwirtschaftlicher Reformen. Die faktische Rubelabwertung sei eine Voraussetzung dafuer, dass Russland mit seinen internen Problemen fertig werde und damit auch wieder wirtschaftlich erfolgreich sein koenne.


Seehofer: Zahnersatz kuenftig wieder genehmigungspflichtig

Bonn. Bundesgesundheitsminister Seehofer will die Behandlung von Kassenpatienten mit Zahnersatz wieder von den Krankenkassen genehmigen lassen. Seehofer reagiert damit auf eine Untersuchung der gesetzlichen Kassen, nach der fast 30 Prozent der Zahnarztrechnungen ueberhoeht sind. Sie beruht auf einer Stichprobe von Anfang August. Ein aehnliches Ergebnis hatte bereits eine Untersuchung im April ergeben. Seehofer sprach von Fehlverhalten der Zahnaerzte, das ungeheuerlich und nicht hinnehmbar sei. Dies muesse jetzt per Gesetz unterbunden werden.


Arbeitsaemter vermitteln mehr Stellen

Nuernberg. Die Arbeitsaemter in Deutschland haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1,8 Mio. Stellen vermittelt. Das sind elf Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Als Gruende fuer die Entwicklung nannte der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit Jagoda neben der starken Zunahme der Angebote auch einen hervorragenden Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Auf dem Arbeitsmarkt der Akademiker sei das Vorjahresergebnis fast um 30 Prozent uebertroffen worden. Bundesarbeitsminister Bluem wertete die Zahlen als einen weiteren Beleg fuer eine Wende auf dem Arbeitsmarkt. Die Gewerkschaften wiesen dagegen darauf hin, dass vor allem in den neuen Bundeslaendern die meisten der vermittelten Arbeitsplaetze befristete oder ABM-Stellen seien. Nach uebereinstimmender Einschaetzung der Nuernberger Bundesanstalt und der Bundesregierung wird sich die Zahl der Arbeitslosen im Bundesdurchschnitt bei rund 4,3 Mio. einpendeln.


Oeffentliches Geloebnis in Kiel

Kiel. Begleitet von Protesten haben in Kiel 367 Bundeswehrsoldaten ein oeffentliches Geloebnis abgelegt. Waehrend der knapp einstuendigen Veranstaltung demonstrierten etwa 400 Menschen gegen das Geloebnis. Etwa 200 von ihnen versuchten die Veranstaltung zu stoeren. Dabei warfen sie Farbbeutel und Flaschen und brannten Feuerwerkskoerper ab. Die Polizei nahm 20 Demonstranten voruebergehend in Gewahrsam; Verletzte gab es laut Polizei nicht.


AOK will nach eventuellem BVG-Urteil automatisch zurueckzahlen

Stuttgart. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Baden-Wuerttemberg will Sozialversicherungsbeitraege auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld automatisch zurueckzahlen, falls das Bundesverfassungsgericht die bisherige Praxis beanstandet. Wie der AOK-Vorstandsvorsitzende Sing in Stuttgart mitteilte, werden die dann zuviel entrichteten Beitraege mit vier Prozent Zinsen am dem Jahr 1997 zurueckerstattet. Die Versicherten muessten gegen die Zahlungen keinen Widerspruch einlegen. Darauf haetten sich die Spitzenorganisationen der Sozialversicherungen, die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbaende geeinigt.


Gestaendnisse im zweiten Dopingprozess

Berlin. Im zweiten Verfahren um systematisches Doping im DDR-Sport haben zum Prozessauftakt alle fuenf Angeklagten, zwei Aerzte und drei Trainer, gestanden, maennliche Hormone an Minderjaehrige verteilt zu haben. Die fruehere Sektionsaerztin des TSC Berlin Roesler entschuldigte sich bei den Dopingopfern. Sowohl Roesler als auch der ebenfalls fuer den TSC zustaendige Mediziner Suender raeumten ein, Hormontabletten weitergeleitet zu haben. Das Praeparat "Oral-Turinabol" sei von den drei mitangeklagten Trainern den Schwimmerinnen verabreicht worden. Alle fuenf Angeklagten bestritten den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, sie haetten die Sportlerinnen bewusst geschaedigt. Von den Nebenwirkungen der Hormonpraeparate haetten sie nichts gewusst. Beide Aerzte bestritten, Testosteron gespritzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die fuenf Angeklagten der vorsaetzlichen Koerperverletzung. Nach den heutigen Gestaendnissen wird das Urteil moeglicherweise bereits am kommenden Donnerstag gefaellt. Das Verfahren wuerde damit wesentlich kuerzer als der erste Dopingprozess, bei dem die meisten Angeklagten nicht aussagebereit sind.


Hans-Joachim Kuhlenkampff ist tot

Wien. Hans-Joachim Kuhlenkampff ist tot. Der Showmaster und Schauspieler starb im Alter von 77 Jahren in seinem Haus in der Naehe von Salzburg bereits am vergangenen Freitag an Bauchspeicheldruesenkrebs. Wegen der Erkrankung hatte er im Maerz seinen Rueckzug vom Bildschirm erklaert. Bekannt wurde Kuhlenkampff vor allem mit der ARD-Show "Einer wird gewinnen", die 1964 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Er moderierte die Quizshow mit Unterbrechungen bis 1987. Begonnen hatte Kuhlenkampff seine Karriere als Schauspieler. Mit 25 Jahren hatte er sein Buehnendebut in Bremen. Auch waehrend seiner groessten Popularitaet als Fernsehstar blieb er dem Theater treu und uebernahm auch immer wieder einen Ausflug zum Spielfilm.


Pressestimmen

Pressestimmen zur Berufung Lothar Spaeths als Berater fuer "Zukunft und Innovation" im Kanzleramt: Stuttgarter Nachrichten: "Lothar Spaeth hat sich in die Bundespolitik zurueckgemeldet, nicht allzu spektakulaer, aber auch nicht durch die Hintertuer. Denn immerhin ist es Helmut Kohl selbst, dem es offenbar gelang, den 60Jaehrigen nach fast einem Jahrzehnt wieder fuer die grosse Politik zu begeistern. Kohl ist damit wenige Wochen vor der Bundestagswahl ein geschickter Schachzug gelungen. Zum einen setzt er mit Spaeth einen inzwischen erfolgreichen Wirtschaftsfuehrer gegen Schroeders oekonomische Ablenkrakete Jost Stollmann. Zum zweiten nutzt er in den neuen Bundeslaendern das ungewoehnlich grosse Ansehen Spaeths als Modernisierer, nicht zuletzt nach dem erfolgreichen Jenoptik-Boersengang, gerade dort also, wo die zum Teil in desolatem Zustand verharrende CDU jede zusaetzliche Stimme dringend notwendig hat."

Mannheimer Morgen: "Es verwundert schon, dass ebendieser Spaeth nur fuenf Wochen vor der Bundestagswahl als erfolgreicher Manager eines Technologiekonzerns in die Politik zurueckkehren soll. Kohl haette, naehme er das Theme Zukunft und Innovation wirklich ernst, viele Gelegenheiten in seiner bisher 16jaehrigen Amtszeit gehabt, ein solches Beratergremium zu berufen. Jetzt hat der Kanzler nur die Chance, sich mit ein paar klugen Koepfen zu umgeben und damit genau das zu tun, was die Union beim Sozialdemokraten Schroeder kritisiert: Wahlkampf mit Namen statt mit Argumenten zu fuehren."

Westdeutsche Allgemeine Zeitung: "Lothar Spaeth als Wirtschaftsberater von Bundeskanzler Kohl - wer haette das gedacht. Wer haette geglaubt, dass die beiden innerparteilichen Gegner erneut zueinander finden. Es geschehen Zeichen und Wunder. Die Erklaerung ist viel einfacher: Kohl steht das Wasser bis zum Hals. Seit Jahr und Tag bekommt die CDU im Osten kaum noch ein Bein auf den Boden. Spaeth dagegen ist im Osten beliebt. Er hat die Firma Jenoptik aus der Krise an die Boerse gefuehrt."

Sueddeutsche Zeitung: "Wahlkampfzeiten sind Notzeiten. Wenn es nicht gut steht um die Gunst der Waehler, erinnert sich auch der Kanzler an Parteifreunde, deren Rat er sich vor Monaten noch verbeten haette. ... Mit Amusement darf deshalb registriert werden, dass Kohl jetzt auch noch Lothar Spaeth als Wirtschaftsberater fuer "Zukunft und Innovation" ins Kanzleramt holt. Waere es 1989, wenige Monate vor dem Mauerfall, nach Spaeths Willen gegangen, haette die CDU ihren Parteivorsitzenden Kohl gestuerzt und den Kanzlerreservisten Spaeth an seine Stelle gesetzt. Der zu clevere Schwabe verlor, erst seine Parteiaemter, dann sein Amt als Ministerpraesident, weil er sich zu vielen Fernreisen privat hatte einladen lassen. ... (Spaeth) ist einer der wenigen Politiker, die auch in der Wirtschaft reuessiert haben. Das schmueckt ihn, das ziert die Union, das soll auch Kohl helfen. Brutus hat genug gebuesst."


Boerse

Einige Kurse:
US-Dollar(1 US_$)  1,7984
Kanada(1 $)  1,1761
England(1 Pfund)  2,9035
Irland(1 Pfund)  2,5085
Schweiz(100 sfr)  119,255
Frankreich(100 FF)  29,828
Italien(1000 Lit)  1,0138
Oesterreich(100 oeS)  14,213
Spanien(100 Ptas)  1,1786
Japan(100 Yen)  1,2356
Schweden(100 skr)  22,007
 
Einige Indizes:
DAX:5575,61( aktuell )  
5383,03( Vortagswert )  
Dow-Jones-Index:8686,59( Stand 17:00 MESZ )  
8574,85( Schlussstand Vortag )  
Nikkei-Index:15063,79
 
(Alle Angaben ohne Gewaehr)  



Quellen

SDR1 08:00 MESZ    08:05 MESZ (Pressestimmen)    19:00 MESZ
SDR3    11:00 MESZ    17:00 MESZ