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DEUTSCHE AUSGABE
So, 01.03.1998



* Gerhard Schroeder wird Kanzlerkandidat der SPD
* Die Wahl in Niedersachsen
* Das Wahlergebnis in Niedersachsen (Stand 21:00 MEZ)
* Nach der Wahl in Niedersachsen
* OETV-Chef Mai warnt Arbeitgeber
* Hamburger Sozialsenatorin ueberraschend zurueckgetreten
* Telefonieren wird heute billiger
* Moegliche Trendwende am Arbeitsmarkt
* Grosseinsatz in Jena
* Zahl der Spaetaussiedler nimmt weiter ab
* Jagoda appeliert an Wirtschaft
* Vico Torriani ist tot
* 1. Fussballbundesliga
* 2. Fussballbundesliga



Gerhard Schroeder wird Kanzlerkandidat der SPD

Niedersachens Ministerpraesident Schroeder wird Kanzlerkandidat der SPD. Das erklaerte Bundesgeschaeftsfuehrer Muentefehring in Bonn. Schroeder werde am Montag als Kanzlerkandidat nominiert. Gerhard Schroeder selbst nahm am Abend zum Thema Kanzlerkandidatur Stellung: "Bei allem Respekt vor der Entscheidung der Gremien morgen gehe ich davon aus, dass das Wahlergebnis so ist, dass es auf mich zulaufen wird. Davon gehe ich jedenfalls aus, Oskar Lafontaine hat mich angerufen und mich gefragt, ob er einen Nominierungsvorschlag machen kann mit meiner Zustimmung. Selbstverstaendlich habe ich zugestimmt, das war ja auch nicht anders zu erwarten. Und deswegen wird das morgen auch in grosser Einigkeit vonstatten gehen."


Die Wahl in Niedersachsen

Die heutige Niedersachsenwahl galt schon im Vorfeld als wichtiger Stimmungstest fuer die Bundestagswahlen im September. Vom Wahlausgang haengt aber auch ab, ob Ministerpraesident Schroeder von seiner Partei als Kanzlerkandidat nominiert wird. Schroeder hatte angekuendigt, er stehe dafuer nur zur Verfuegung, wenn er nicht mehr als 2 Prozent gegenueber dem Wahlergebnis von 1994 einbuesst. Damals hatte die SPD in Niedersachsen 44.3 Prozent der Stimmen erhalten. Schroeders Herausforderer Christian Wulff von der CDU strebt zusammen mit der FDP einen Machtwechsel an. Bei den letzten Landtagswahlen war die CDU auf 36.4 Prozent der Stimmen gekommen, waehrend die Liberalen mit 4.4 Prozent den Einzug ins Landesparlament verfehlt hatten.


Das Wahlergebnis in Niedersachsen (Stand 21:00 MEZ)

SPD CDU Gruene FDP Prozent 1998 48.5 35.4 7.3 4.6 Prozent 1994 44.3 36.4 7.4 4.4 Gewinne/Verluste 4.2 -1.0 -0.1 0.2

Wahlbeteiligung: 74.1 %


Nach der Wahl in Niedersachsen

Fuer den niedersaechsischen Ministerpraesidenten gehen von der Wahl in Niedersachsen zwei Signale aus: "Das erste Signal sollte bedeuten, Stabilitaet, Vernunft und Kontinuitaet in der niedersaechsischen Landespolitik. Dieses Signal, denke ich, ist gegeben worden. Und ein Zweites war mir wichtig, auch darueber ist immer wieder geredet worden, das zweite Signal hiess schlicht: Die Aera Kohl ist zu Ende. Und ich denke, auch dieses Signal ist jedenfalls von den niedersaechsischen Waehlerinnen und Waehlern deutlich gemacht worden."

CDU-Herausforderer Christian Wolff zeigte sich enttaeuscht, dass seine Partei die Waehlerinnen und Waehler in Niedersachsen nicht motivieren konnte, fuehrte dies aber auf die grosse bundespolitische Frage zurueck. "Wir hatten kein Rezept gegen die Umfunktionierung einer Landtagswahl, wo es eigentlich um unser Niedersachsen gehen sollte, hin zu einer Entscheidung zwischen Oskar Lafontaine und Gerhard Schroeder. Wir muessen heute Abend sagen, die Niedersachsen jedenfalls wollten Gerhard Schroeder statt Oskar Lafontaine. Das war die eigentliche Abstimmung, zu der diese Wahl gemacht worden ist, aber die Probleme dieses Landes sind natuerlich unter die Raeder geraten. Das bedauere ich sehr."

Mit dem bisher besten Ergebnis der SPD Niedersachsen konnte Gerhard Schroeder moeglicherweise die absolute SPD-Mehrheit im Landtag ausbauen. Moeglicherweise, denn es scheint bis zuletzt fraglich, ob die FDP die 5-Prozent-Huerde schafft. Spitzenkandidat Michael Goldmann wollte die Hoffnung aber nicht aufgeben. "Man muss es sicherlich noch abwarten, was heute Abend noch passiert, erst waren wir drin, jetzt sind wir im Moment wohl wieder draussen, aber Liberale sind gewohnt zu leiden bei solchen Landtagswahlen."

Dass Buendnis 90 / Die Gruenen Stimmen einbuessten, fuehrt deren Spitzenkandidatin Rebekka Harms ebenfalls auf die bundespolitische Bedeutung dieser Landtagswahl zurueck. Sie setzt darauf, dass die FDP in Niedersachsen mit dabei ist und damit eine rot-gruene Koalition moeglich macht. "Die FDP ist ja jetzt tatsaechlich zum Zuenglein an der Waage geworden. Ich wuerde es der FDP ehrlich gesagt goennen, wenn sie in Niedersachsen den Steigbuegelhalter machen wuerde fuer Rot-Gruen, weil tatsaechlich ich das so sehe, dass Rot-Gruen in Niedersachsen der beste Weg ist fuer eine Abloesung der Regierung in Bonn."

Bayerns Ministerpraesident Stoiber sagte, als Unionsmann sei er natuerlich enttaeuscht ueber das schlechte Abschneiden der CDU, immerhin wisse man aber jetzt, mit wem man es bei der Bundestagswahl zu tun bekomme. "Sicherlich ist Gerhard Schroeder ein sehr sehr ernstzunehmender Kandidat. Er hat jetzt natuerlich ein ganz erhebliches Gewicht durch diese Landtagswahl. Das ist gar keine Frage. Dazu kommt, dass wir gerade nicht gerade Rueckenwind aus Bonn verspueren und das bedeutet letzten Endes auch fuer die bayerischen Wahlen, dass wir es vorwiegend aus eigener Kraft mit der Bilanz, die wir aufzuweisen haben, schaffen muessen und schaffen werden und uns dementsprechend anstrengen muessen."

Die Chefin der bayerischen SPD, Renate Schmid, sagte: "Wir haben eine gute Entscheidung getroffen. Ich habe immer gesagt, es ist wichtig, dass beide zusammen auf dem Tandem sitzen. Wir haben einen hoechst erfolgreichen Parteivorsitzenden, wir haben einen hoechst erfolgreichen Ministerpraesidenten und jetzt Kanzlerkandidaten, Oskar Lafontaine wird ihn vorschlagen, Gerhard Schroeder wird es machen und wir werden im September mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Bundestagswahlen gewinnen."

Niedersachsen galt fuer viele als Testwahl fuer Bonn, umso interessierter wurden die Hochrechnungen dort und natuerlich auch im Saarland verfolgt. Ein Stosseuftzer der Erleichterung ging am Abend durch die SPD-Baracke des Erich-Ollenhauer-Hauses. Dort feierte man nicht nur den unerwartet hohen Sieg von Gerhard Schroeder, sondern auch die Aufloesung der bangen Frage, die die Genossen nun ueber zwei Jahre lang gequaelt hatte: Oskar Lafontaine, der Parteichef, oder Gerhard Schroeder - wer ist der Herausforderer von Helmut Kohl. Der gewissermassen Besiegte meldete sich vor seinem Haus in Saarbruecken zu Wort, nachdem er den wartenden Journalisten erst einmal eine Runde Schnaps spendiert hatte. "Ich freue mich als Parteivorsitzender natuerlich sehr ueber diesen grossen Erfolg. In dieser Hoehe haben wir ihn nicht erwartet. Wir waeren froh gewesen, wenn wir das Ergebnis eingestellt haetten oder vielleicht leicht zugenommen haetten. Aber ein solches Ergebnis ist natuerlich ein ganz grosser Erfolg. Gerhard Schroeder ist jetzt der Kanzlerkandidat, ich werde ihn morgen vorschlagen. Ich gehe davon aus, dass Vorstand und Praesidium Verstaendnis dafuer haben, dass wir jetzt nicht mehr eine lange Diskussion fuehren wollten und dann werden wir den Wahlkampf gemeinsam fuehren."


OETV-Chef Mai warnt Arbeitgeber

Stuttgart. OETV-Chef Mai hat die Arbeitgeber davor gewarnt, in der entscheidenden Tarifrunde fuer den Oeffentlichen Dienst kein Angebot vorzulegen. Zwei Tage vor den neuen Tarifverhandlungen sagte Mai, ein nochmaliger Aufwasch der Positionen wuerde sehr schnell zu einer kritischen Situation fuehren. Im Verlauf dieser Gespraeche muesse es ein Angebot geben, sonst brauche man nicht weiter zu verhandeln, erklaerte Mai. Die Gewerkschaftsforderungen fuer die 3.2 Millionen Beschaeftigten im Oeffentlichen Dienst haben ein Gesamtvolumen von 4.5 Prozent. Die OETV will ihre Warnstreiks morgen auf das gesamte Bundesgebiet ausdehnen. Schon in der Nacht zum Montag duerfte es Behinderungen im oeffentlichen Personennahverkehr geben. Auch in Bayern sind Aktionen geplant. Fuer die neuen Bundeslaender kuendigte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Warnstreiks in Schulen und Kindergaerten an.

Muenchen. Auch in Bayern haben die Gewerkschaften fuer morgen massive Warnstreiks im oeffentlichen Dienst angekuendigt. Vor Beginn der vierten Tarifrunde soll der oeffentliche Nahverkehr in Muenchen groesstenteils lahmgelegt werden. Mitten im Berufsverkehr sollen zwischen vier und sieben Uhr die U-Bahnen, Busse und Strassenbahnen stillstehen. Wie die Gewerkschaft OETV weiter mitteilte sind mehr als 500 Beschaeftigte zu dieser Protestaktion aufgerufen. Warnstreiks sind auch im Staedtedreieck Nuernberg-Fuerth-Erlangen geplant. Weitere Proteste soll es in Aschaffenburg, Kempten, Weiden, Augsburg, Landsberg und Passau geben.


Hamburger Sozialsenatorin ueberraschend zurueckgetreten

Hamburg. Sozialsenatorin Helgrid Fischer-Menzel von der SPD ist nach schweren Filzvorwuerfen ueberraschend von ihrem Amt zurueckgetreten. Die 49jaehrige zog damit die Konsequenzen aus dem Vorwurf, sie habe ihrem Ehemann Behoerdenmittel in Millionenhoehe zugeschanzt. Dabei geht es an die Vergabe von Behoerdengeldern an die Hamburger Alida-Schmidt-Stiftung zur Behandlung Alkoholkranker, deren Geschaeftsfuehre Fischer-Menzels Ehemann ist. Die Geldvergabe fuer die Behandlung Alkohlkranker war zunaechst dem Guttemplerorden zugesprochen worden. Nach Intervention der Sozialbehoerde flossen die Mittel dann nachtraeglich an die Alida-Schmidt-Stiftung. Die Rechtmaessigkeit dieses Verfahrens soll nun vom Hamburger Rechnungshof geprueft werden.


Telefonieren wird heute billiger

Bonn. Telefonieren mit der deutschen Telekom wird heute billiger. Waehrend die monatliche Grundgebuehr sowie die Tarife fuer Ortsgespraeche unveraendert bleiben sinken die Preise bei Fern- und Auslandsgespraechen um durchschnittlich 4.5 Prozent. Die Preissenkungen sollen den Kunden Einsparungen von fast 2 Milliarden Mark jaehrlich bringen. Allerdings wird die Erhoehung der Mehrwertsteuer am 1. April einen Teil der Preissenkungen wieder wettmachen. EU-Wettbewerbskommissar van Miert rechnet sogar mit weiter sinkenden Telefongebuehren in Deutschland. Anlaesslich der heute in Kraft tretenden guenstigeren Tarife der Telekom sagte der EU-Kommissar, derzeit gebe es in Europa noch Preisunterschiede von bis zu 600 Prozent. Seine Behoerde werde alles unternehmen, um dieses Ungleichgewicht abzuschaffen.

Einige Aspekte der Preissenkungen der Telkom: Die Gebuehren fuer Ferngespraeche sinken auf das Niveau fuer Telefonate in der Tarifzone bis 200 Kilometer. Beide Tarifzonen wurden zusammengelegt. Zusaetzlich wurde ein Rabatt fuer Langtelefonierer eingefuehrt. Wer laenger als zehn Minuten spricht kann damit mit einem herkoemmlichen Analog-Anschluss zehn Prozent sparen, bei einem ISDN-Anschluss sogar 30 Prozent. Der Rabatt gilt aber beispielsweise nicht fuer Ortsgespraeche. Ausserdem ordnete die Telekom ihre Preise fuer Verbindungen in 78 andere Laender neu. Fuer Verbindungen in die USA oder nach Kanada sinken die Preise dabei um bis zu 45 Prozent.


Moegliche Trendwende am Arbeitsmarkt

Das Frankfurter Wirtschaftsforschungsinstitut Wefa rechnet damit, dass die Zahl der Erwerbslosen in den neuen Laendern im kommenden Jahr zurueckgehen wird. Das geht aus einer Studie hervor, die das Magazin Focus morgen veroeffentlicht. Allerdings werde die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland mehr als doppelt so hoch bleiben wie im Westen. Im kommenden Jahr sollen 19.4 Prozent in den neuen Laendern 9.1 Prozent in den alten Laendern gegenueberstehen.


Grosseinsatz in Jena

Bei einer Razzia in einem Cafe in Jena hat die Polizei in der Nacht fast 150 Menschen vorlaeufig festgenommen. Bei der Durchsuchung wurden Betaeubungsmittel wie Heroin und Cannabis sowie eine Schreckschusspistole und ein Schlagring sichergestellt. Ausserdem haetten einige Personen gegen auslaenderrechtliche Bestimmungen verstossen, hiess es. An dem Einsatz waren rund 200 Bereitschaftspolizisten beteiligt.


Zahl der Spaetaussiedler nimmt weiter ab

Bonn. Die Zahl der Spaetaussiedler nimmt weiter ab. Im Februar kamen knapp 6.100 Spaetaussiedler nach Deutschland. Das ist etwa ein Drittel weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die meisten von ihnen kamen aus der ehemaligen Sowjetunion. Zudem stellten immer weniger Deutschstaemmige aus Osteuropa einen Aufnahmeantrag. Als Grund fuer den Rueckgang nannte der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Waffenschmidt, die mangelnden Deutschkenntnisse der Antragsteller, die gesetztlich vorgeschrieben sind, sowie die Foerderung der Siedlungsschwerpunkte fuer Deutschstaemmige in Russland.


Jagoda appeliert an Wirtschaft

Frankfurt am Main. Der Praesident der Bundesanstalt fuer Arbeit, Jagoda, hat die Unternehmer davor gewarnt, wirtschaftliche Engpaesse allein mit Entlassungen auszugleichen. In einem Rundfunkinterview appelierte Jagoda an die Wirtschaft, mittel- und langfristig zu denken und nicht zu vergessen, dass nur topmotivierte Belegschaften die Zukunft der Firmen sichern koennten. Er forderte die Unternehmer auf, die arbeitsmarktpolitischen Instrumente zu nutzen, um Langzeitarbeitslose wieder einzugliedern. Jagoda sprach sich ausserdem fuer einen Abbau der Ueberstunden aus. Fuer die Proteste der Arbeitslosen zeigte er Verstaendnis. Solange sie friedlich verliefen seien sie ein legitimes Mittel der Einflussnahme, sagte Jagoda.


Vico Torriani ist tot

Der schweizer Entertainer und Schlagersaenger starb am vergangenen Mittwoch an seinem Wohnsitz in der Tessiner Ortschaft Anjo. Vico Torriani hat in den fast 50 Jahren seiner Karriere ueber drei Publikumsgenerationen hinweg mehr als 25 Millionen Schallplatten verkauft. Zu den groessten Erfolgen des Allroundkuenstlers gehoerten die Chansons "Silberfaeden" und "La Pastorella". Bekannt wurde er in Deutschland auch durch die Fernsehshow "Der goldene Schuss".


1. Fussballbundesliga

Hertha BSC Berlin - Hansa Rostock 1:1


2. Fussballbundesliga

  Duesseldorf - Meppen        4:3
 Wattenscheid - Uerdingen     0:1
      Cottbus - Jena          0:0
        Mainz - St. Pauli     0:0
Fortuna Koeln - Unterhaching  2:1



Quellen

Radio Arabella    11:00 MEZ
B5    12:00 MEZ    17:00 MEZ    21:00 MEZ