GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
Sa, 01.06.1996



* Naechstes Sparpaket in Vorbereitung
* Marburger Bund droht mit Arbeitskampf in Krankenhaeusern
* Entwicklungshilfe an Israel soll schrittweise abgebaut werden
* Deutsch-marokkanische Beziehungen sollen ausgebaut werden
* DGB protestiert gegen Sparplaene der Bundesregierung
* Polizei bleibt Reemtsma-Entfuehrer auf den Fersen
* Schwere Busungluecke in Bayern
* Fussballnationalmannschaft verliert Testspiel gegen Frankreich



Naechstes Sparpaket in Vorbereitung

Nach Angaben der Bild-Zeitung bereiten die Bundeslaender bereits den naechsten Spar-Coup vor. Die Bild-Zeitung will von einer noch geheimen Streichliste wissen, bei der am Ende 38 Milliarden DM herauskommen sollen. Schueler, Studenten, Sozialhilfeempfaenger, Behinderte und Mieter, aber auch der oeffentliche Dienst sollen den Rotstift der Landesregierung zu spueren bekommen, so die Bild-Zeitung. Lang ist die Liste unter dem Titel "Vorschlaege zur Entlastung" der Laenderhaushalte. Betroffen soll danach besonders der Bereich Bildung sein. Studiengebuehren sollen eingefuehrt werden, das 13. Schuljahr wegfallen und BAFoeG wieder nur als Darlehen ausgezahlt werden, fuer Schueler soll es gar kein BAFoeG mehr geben. Sozialhilfeempfaenger muessten sich nach den Sparplaenen darauf einstellen, dass ihre Zahlungen auf das Existenzminimum gesenkt werden. Die Freifahrten fuer Schwerbehinderte in oeffentlichen Verkehrsmitteln sollen gestrichen werden. Und auch bei Wohngeld und Wohnungsbau sind Einsparungen in Millionenhoehe vorgesehen. Fuer den oeffentlichen Dienst wiederholt die Sparliste der Laender zum Teil bereits Bekanntes: Nullrunden, Kuerzung oder Streichung des Weihnachtsgeldes, aber auch Wiedereinfuehrung der 40-Stunden-Woche und Abbau von Planstellen. Auf ein Grossteil dieser Sparvorhaben, so die Bildzeitung, sollen sich die Ministerpraesidenten bereits geeinigt haben.


Marburger Bund droht mit Arbeitskampf in Krankenhaeusern

Koeln. Der Marburger Bund, die Vereinigung von rund 57.000 Klinikaerzten hat mit einem Arbeitskampf in den Krankenhaeusern gedroht, sollten die Verhandlungen im oeffentlichen Dienst scheitern. Der Chef des Marburger Bundes, Montgomery, sagte bei der Hauptversammlung seines Verbandes, die Stimmung bei den Beschaeftigten sei explosiv. Das Angebot der Arbeitgeber bedeute reale Einbussen von bis zu 10 Prozent und sei nichts anderes, als schamloser Lohnraub. Dabei haetten 80 Prozent der jungen Aerzte mit kurzfristigen Arbeitsvertraegen ohne jede Sicherheit, mit einem 36-Stunden-Tag und unbezahlten Ueberstunden ohnehin nichts zu lachen.


Entwicklungshilfe an Israel soll schrittweise abgebaut werden

Bonn. Die deutsche Entwicklungshilfe an Israel soll von 1997 an schrittweise abgebaut werden. Das Ministerium fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit teilte mit, die Kredite wuerden umstrukturiert. Sie sollten kuenftig vor allem den Palaestinensern und Projekten in Jordanien zugute kommen. Begruendet wurde die Entscheidung damit, dass in Israel die OECD-Richtwerte fuer das pro-Kopf-Einkommen von Entwicklungslaendern weit ueberschritten werden.


Deutsch-marokkanische Beziehungen sollen ausgebaut werden

Rabbat. Deutschland und Marokko wollen ihre Beziehungen ausbauen. Bei einem Besuch von Bundeskanzler Kohl in dem nordafrikanischen Land wurde unter anderem vereinbart, dass eine deutsche Aussenhandelskammer fuer die Region zu schaffen und ein Haus der deutschen Wirtschaft in Marokko einzurichten sei. Auch die kulturelle Zusammenarbeit soll vertieft werden. Die von Marokko erhoffte Hilfe bei der Bekaempfung des Rauschgifthandels lehnte Kohl ab und verwies auf die Europaeische Union. In deren Rahmen sei die Bundesrepublik zur Unterstuetzung bereit.


DGB protestiert gegen Sparplaene der Bundesregierung

Leinfelden/Echterdingen. Mit einer Kundgebung und Informationsaktionen im baden-wuerttembergischen Enenstetten hat die Gewerkschaft gegen die Sparplaene der Bundesregierung protestiert. Auf einer Protestveranstaltung in Leinfelden/Echterdingen kuendigte der DGB-Landesvorsitzende Pommerenke entschiedenen Widerstand gegen Sozialabbau und Tarifdumping an. Der Sozialstaat sei zwar reformbeduerftig, doch muesse er umgebaut und nicht abgeschafft werden.


Polizei bleibt Reemtsma-Entfuehrer auf den Fersen

Die Hamburger Sonderkommission bleibt dem dritten Reemtsma-Entfuehrer auf den Fersen. Der 35 Jahre alte Thomas Drach koennte der Drahtzieher der Geiselaktion sein, in deren Verlauf die Entfuehrer 30 Millionen DM fuer die Freilassung des Multimillionaers Jan Philipp Reemtsma erpresst hatten. Nach dem mutmasslichen Kidnapper wird nun mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Die Hamburger Polizei bestreitet weitere Festnahmen im Fall Reemtsma. Sie tritt damit Spekulationen von gestern entgegen. Der Anlass fuer die Spekulationen: Augenzeugen wollen gesehen haben, wie bei der Festnahme des mutmasslichen Mittaeters Lutz Drach vor drei Tagen in Koeln mehrere weitere Personen in Handschellen abgefuehrt wurden. Zudem flog gestern das Entfuehrungsopfer Jan Philipp Reemtsma nach Koeln. Der Grund koennte eine Gegenueberstellung sein. Der festgenommene Lutz Drach war zu diesem Zeitpunkt aber bereits in Hamburg. Die Fahndung konzentriert sich nun auf die Suche nach Thomas Drach, dem Bruder des Festgenommenen. Nach dem jetzigen Erkenntnisstand hat er die Entfuehrung im Wesentlichen mit vorbereitet. Die Gebrueder Drach sind in Justizkreisen seit 17 Jahren als gefaehrliche Straftaeter bekannt - unter anderem wegen eines Bankraubes und mehrere Raubueberfaelle. Sie gehoeren zu dem gleichen kriminellen Umfeld wie die in Spanien gefassten Wolfgang Kosicz und Peter Richter. Ob die Polizei bereits konkrete Hinweise ueber den Aufenthalt von Thomas Drach hat, darueber schweigen die Ermittler.


Schwere Busungluecke in Bayern

Schwandorf/Landsberg am Lech. Wenige Stunden nach dem Zusammenstoss zweier Reisebusse auf der Autobahn Muenchen-Lindau hat sich in Bayern erneut ein schweres Busunglueck ereignet. Auf der Staatsstrasse 21-59 im oberpfaelzischen Landkreis Schwandorf kam ein Reisebus aus Stade von der Fahrbahn ab, als er kurz vor einer Ortschaft einen Traktor mit Anhaenger ueberholen wollte. Der Bus kippte ueber eine zwei Meter hohe Boeschung. Von den 47 Fahrgaesten wurden drei schwer verletzt, 23 weitere Insassen erlitten leichte Blessuren. Beim Zusammenprall zweier tschechischer Reisebusse war zuvor bereits auf der Autobahn Muenchen-Lindau bei Landsberg eine 20jaehrige Frau getoetet und 19 Fahrgaeste schwer verletzt worden. 74 weitere Personen kamen mit leichteren Verletzungen davon. Der Reisebus aus der Region Pilsen war auf einen Doppeldeckerbus aus Prag geprallt, der wegen eines Motorschadens auf der Standspur liegengeblieben war.


Fussballnationalmannschaft verliert Testspiel gegen Frankreich

Die Nationalmannschaft des Deutschen Fussballbundes hat heute ein Testspiel gegen Frankreich im Rahmen der EM-Vorbereitung mit 0:1 verloren.


Quellen

B5    10:00 MESZ
DLF    16:00 MESZ
SDR 3    19:00 MESZ
B3    23:00 MESZ