GERMAN NEWS
DEUTSCHE AUSGABE
So, 14.03.1999



* Lafontaine nennt die Gruende fuer seinen Ruecktritt
* Reaktion auf Lafontaines Begruendung
* JUSOS fordern Ruecktritt des Kanzleramtsministers
* EU-Aussenminister beraten Finanzreform
* Arbeitgeberpraesident verlangt neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik
* Berichte ueber Zugestaendnisse an Atomindustrie zurueckgewiesen
* DAG kuendigt weitere Warnstreiks in der Versicherungswirtschaft an
* Streit um die doppelte Staatsbuergerschaft
* Forderung der Gruenen an die Deutsche Bahn AG
* Namensgebung fuer Reichstag entzweit Historiker
* Steffi Graf unterliegt im Finale von Indian Wells
* 1. Fussballbundesliga



Lafontaine nennt die Gruende fuer seinen Ruecktritt

Saarbruecken. Oskar Lafontaine hat zum ersten Mal die Gruende fuer seinen ueberraschenden Ruecktritt als Finanzminister und SPD-Vorsitzender genannt. Drei Tage nach seinem Abschied aus der Politik beklagte Lafontaine mangelnden Teamgeist, fehlende Ruecksichtnahme und falsche oeffentliche Diskussionen der Bundesregierung. Sie habe in den vergangenen Monaten ein schlechtes Mannschaftsspiel geboten, sagte er. So sei fuer ihn unverstaendlich, dass manche eine wirtschaftsfeindliche Politik beklagten, obwohl der Mittelstand durch die Steuerreform um fuenf Milliarden DM entlastet worden sei. Auf seinen politischen Kurs fuer mehr soziale Gerechtigkeit sei er stolz. Aber jetzt habe er den Weg frei gemacht fuer eine neue Mannschaftsaufstellung. Er wuensche dem neuen Team von Bundeskanzler Schroeder viel Erfolg. Sein langes Schweigen begruendete Lafontaine damit, dass er nicht sich selbst habe entlasten wollen, indem er andere belaste.


Reaktion auf Lafontaines Begruendung

Bonn. Die Bundesregierung habe die Erklaerung Lafontaines nach den Worten von Regierungssprecher Heye mit Respekt zur Kenntnis genommen. In Bonn sagte Heye, Lafontaines Motive seien nur erlaeutert und klarer geworden. Bundeswirtschaftsminister Mueller aeusserte Verstaendnis fuer Lafontaines Kritik an der Regierungsarbeit. Da habe einiges im Argen gelegen, sagte er in einem Interview. Bundesaussenminister Fischer wies die Vorwuerfe Lafontaines zurueck. Die Kabinettssitzungen, an denen er teilgenommen habe, seien in kollegialer Form abgehalten worden, sagte er. Die buendnisgruene Vorstandssprecherin Radtke dagegen betonte, viele haetten gespuert, dass der Teamgeist innerhalb der Regierung nicht besonders gross geschrieben werde. CDU-Generalsekretaerin Merkel sah in Lafontaines Erklaerung ein vernichtendes Urteil fuer Kanzler Schroeder und sein Kabinett. Auch die CSU wertete die Aeusserungen als massiven Angriff auf den Kanzler. FDP-Generalsekretaer Westerwelle sprach von einem Misstrauensvotum gegen die Regierung Schroeder. Wenn ein Bundesfinanzminister schon nach 16 Amtswochen dem Drang ins Privatleben nicht mehr widerstehen koenne, muesse das Mobbing unertraeglich gewesen sein.


JUSOS fordern Ruecktritt des Kanzleramtsministers

Bonn. Die Jungsozialisten verlangen, dass nach dem Ruecktritt Lafontaines auch Kanzleramtsminister Hombach seinen Hut nimmt. In einigen Interviews machte die JUSO-Vorsitzende Nales Hombach fuer Koordinationsprobleme in der Regierung verantwortlich. SPD-Fraktionschef Struck wies die Vorwuerfe zurueck. In Bonn sagte Struck, es komme jetzt darauf an, alle Kraefte in Partei, Regierung und Fraktion zu buendeln, um den politischen Erfolg zu sichern.


EU-Aussenminister beraten Finanzreform

Eltville. Die 15 Aussenminister der Europaeischen Union haben heute auf Schloss Rheinhardtshausen ihre Beratungen wieder aufgenommen. Hauptthema des heutigen Tages ist das Reformpaket Agenda 2000 und der Kompromiss bei der Neuordnung des Agrarmarktes, auf den sich nach langem Streit die Agrarminister verstaendigt hatten. Die Agrarreform wuerde die vereinbarte Ausgabenobergrenze fuer den Agrarhaushalt von 307 Milliarden Euro fuer den kommenden Sieben-Jahres-Zeitraum um 7 Milliarden Euro uebersteigen. Gestern hatten die Aussenminister ueber die Friedensaussichten fuer den Kososvo beraten und klargestellt, dass den Kriegsparteien keine weitere Frist fuer eine Einigung eingeraeumt werden soll. Einen Tag vor einer neuen Runde der Verhandlungen zwischen Serben und Kosovo-Albanern bei Paris stehen die Chancen fuer eine Einigung schlecht. Laut NATO-Generalsekretaer Solana wollen zwar die Kosovo-Albaner das Abkommen bis morgen unterzeichnen, die Serben wuerden ihre Unterschrift dagegen vermutlich verweigern. Solana bekraeftigte, die NATO werde in diesem Fall Luftangriffe gegen serbische Stellungen fliegen. Der Westen werde von dieser Forderung nicht abruecken, ohne internationale Bodentruppen werde es keinen dauerhaften Frieden geben. Die Serben lehnen die Stationierung einer internationalen Bodentruppen zur Ueberwachung eines Friedensabkommens ab.


Arbeitgeberpraesident verlangt neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik

Bonn. Arbeitgeberpraesident Hundt hat nach dem Ruecktritt von Finanzminister Lafontaine seine Forderung nach einem Neubeginn in der Wirtschafts- und Steuerpolitik bekraeftigt. In einem Hoerfunkinterview appelierte er an Bundeskanzler Schroeder, das laufende Gesetzgebungsverfahren zur Steuerreform zu stoppen, um das gesamte Konzept im Interesse der Wirtschaft ueberarbeiten zu lassen. Zufrieden aeusserte sich Hundt ueber die bisherigen beiden Runden zum Buendnis fuer Arbeit. Allerdings muesse kuenftig auch die Tarifpolitik miteinbezogen werden.


Berichte ueber Zugestaendnisse an Atomindustrie zurueckgewiesen

Das Umweltministerium hat den Bericht der "Welt am Sonntag" ueber Zugestaendnisse der Bundesregierung an die Energiewirtschaft zurueckgewiesen. Es seien keinerlei Vereinbarungen in diese Richtung getroffen worden. Die Regierung wolle eine neue Energiepolitik und halte daran auch fest. Laut der "Welt am Sonntag" habe Schroeder das von den Gruenen geforderte Abschalten von drei bis vier Atommeilern noch in dieser Legislaturperiode klar abgelehnt.


DAG kuendigt weitere Warnstreiks in der Versicherungswirtschaft an

Die Deutsche Angestelltengewerkschaft hat im Tarifkonflikt der Versicherungswirtschaft fuer die kommende Woche weitere Warnstreiks angekuendigt. Nach Angaben des DAG-Bundesvorstandes sind unter anderem in Nuernberg, Stuttgart, Hamburg, Hannover, Berlin, Saarbruecken und Muenchen Arbeitsniederlegungen zu erwarten. DAG-Verhandlungsfuehrer Gerhard Renner erklaerte in Hamburg, die anstehende vierte Verhandlungsrunde kommenden Freitag muesse den ueberfaelligen Tarifabschluss bringen. Das bisherige Angebot in Hoehe von 1.8 Prozent sei eine Verhoehnung der Beschaeftigten. DAG und HBV fordern fuer die Beschaeftigten in der Versicherungswirtschaft Gehaltserhoehungen von 6.5 Prozent.


Streit um die doppelte Staatsbuergerschaft

Im Streit um die Reform des Staatsbuergerschaftsrechts will die Union notfalls das Bundesverfassungsgesricht anrufen. Unions-Fraktionsvize Ruettgers sagte dem "Focus", fuer die Reform muesse das Grundgesetz geaendert werden. Nach dem Entwurf koennen Auslaender-Kinder befristet einen sogenannten Doppel-Pass bekommen. Sie verlieren den deutschen Pass, wenn sie bis zu 23. Geburtstag den auslaendischen nicht aufgeben. Dieser Verlustgrund muesse klar im Grundgesetz stehen.


Forderung der Gruenen an die Deutsche Bahn AG

Frankfurt. Die Gruenen haben nach der juengsten Pannenserie bei der Bahn das Unternehmen aufgefordert, mehr in das bestehende Netz und weniger in Neubauprojekte zu investieren. Der verkehrspolitische Sprecher der Gruenen, Schmidt, kritisierte in einem Zeitungsinterview, es nuetze wenig, etwa in Stuttgart den Bahnhof mit Milliardenbetraegen unter die Erde zu verlegen, wenn nebenan die Strecke nicht funktioniere. Darueberhinaus duerfe bei der Sicherheit, dem Service und der Puenktlichkeit nicht noch mehr gespart werden.


Namensgebung fuer Reichstag entzweit Historiker

Berlin. Die Frage, welchen Namen das Berliner Reichstagsgebaeude nach dem Einzug des Bundestages tragen sollte, bleibt nicht nur unter Politikern umstritten. So treten der Bochumer Historiker Hans Momsen und sein Bielefelder Kollege Wehler energisch dafuer ein, an der Bezeichnung Reichstag als dem angestammten Namen festzuhalten. Der Berliner Geschichtsprofessor Winkler sieht dies anders. Nach seiner Auffassung gibt das Verfassungsorgan dem Haus den Namen. Winkler woertlich: "Es war der Reichstag, es ist der Bundestag."


Steffi Graf unterliegt im Finale von Indian Wells

Steffi Graf hat das Finale des WTA-Turniers von Indian Wells gegen die 17jaehrige Serena Williams mit 3:6, 6:3 und 5:7 verloren. Damit verpasste die 29jaehrige den 107. Turniertitel ihrer Karriere nur knapp. Beide Spielerinnen zeigten im dritten Satz hochklassiges Tennis. Entscheidend war am Ende das druckvollere Spiel der Amerikanerin.


1. Fussballbundesliga

Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin 1:1


Quellen

B3    10:00 MEZ
B5    11:00 MEZ    22:00 MEZ